Cholud Kassem. Schwarzer Katalog.
Cholud Kassem. Verlag Wolfsbrunnen Heidelberg 2000. Katalog. Gebunden in schwarzes Leinen. 83 Seiten. ISBN 3-934322-01-8. Beiliegend: loses Extrablatt mit Motiv signiert. 38 € Bestellen Sie unter http://www.choludkassem.de/publications/catalogues/
Cholud Kassem.
Verlag Wolfsbrunnen Heidelberg 2000.
Katalog. Gebunden in schwarzes Leinen. 83 Seiten.
ISBN 3-934322-01-8.
Beiliegend: loses Extrablatt mit Motiv signiert.
38 €
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Ausrichtung, mühelos rein konstruktiv interpretieren könnte, so<br />
ändert dies nichts daran, daß eben diese Parameter elementar und<br />
archetypisch zugleich die des menschlichen Körpers und seiner<br />
Ausrichtung auf oben und unten sind, auf Horizontale und Vertikale,<br />
auf vorn und hinten, auf die vier Horizonte und den Punkt, in dem<br />
sich alle Linien begegnen. „Ich liebe die Kreuzform“, sagt <strong>Cholud</strong><br />
<strong>Kassem</strong>.<br />
Die Zeichen entstehen zum Schluß. Zwar strebt alles auf sie hin,<br />
auf ihre größt- und letztmögliche Verdichtung, und auch am Anfang<br />
steht nie ein informelles Tasten, sondern immer bereits eine klare,<br />
definierte geometrische Form, doch ist keineswegs von Anfang an<br />
klar, was letztlich beim Abenteuer der Bildwerdung herauskommt –<br />
freilich immer etwas Symmetrisches, Einprägsames, Einfaches,<br />
Selbstverständliches.<br />
Der Weg dahin ist weit, sowohl biographisch betrachtet – alles war<br />
anfangs komplizierter, zackiger, spitziger – als auch, was die aktuelle<br />
Entstehung jeder einzelnen Arbeit betrifft. In beider Hinsicht<br />
ging und geht es darum, wie es die Künstlerin schon früher, als Kind<br />
bereits, erlebte, als Malen und Zeichnen ihr Gewißheit, Ruhe,<br />
Sicherheit gaben, Standfestigkeit zu gewinnen. In älteren Bildern<br />
trifft dies ganz buchstäblich zu, heute ist die Plazierung der Motive<br />
freier und selbstsicher geworden. Sie stehen – liegen, schweben?<br />
– souverän in der Fläche, in einem Bildraum, der schließlich geschlossen<br />
wird durch ein passepartoutartig um die Form herumgelegtes<br />
Weiß, das freilich wiederum keine monochrome Fläche ist,<br />
sondern ein vielfarbiges, vielschichtiges, vielfältig strukturiertes<br />
Umfeld, eine Summe aller Farben – was Weiß ja tatsächlich ist – ,<br />
in dem sich das, was schließlich als Motiv gefunden und für tragfähig<br />
befunden wurde, behaupten und zur Ruhe kommen kann.<br />
Monate kann dieser Prozeß dauern. Die Künstlerin arbeitet lange<br />
an einem Bild, klebt, zeichnet, lasiert, trägt Farbe auf, Acryl über<br />
Wachs, Kreide über Acryl, wäscht ab, schabt, arbeitet in aller<br />
Regel an mehreren Bildern nebeneinander, denn sie alle gehören<br />
zusammen, relativieren und beeinflussen sich gegenseitig und sind<br />
doch jedes ein Individuum, ein Unikum, ein Unikat. Die Arbeiten,<br />
deren Fertigstellung am längsten gedauert hat, sagt <strong>Cholud</strong><br />
<strong>Kassem</strong>, seien ihr die liebsten.<br />
Mitunter, so fährt sie fort, sei sie mutig, gehe forsch vor, häufig<br />
aber eher zögerlich, ängstlich, akribisch. Sie ruht nicht, bevor das<br />
Bild nicht jene Prägnanz und Stimmigkeit hat, die ihm – und ihr –<br />
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