Was sind Tierversuche? - VCP Land Hamburg
Was sind Tierversuche? - VCP Land Hamburg
Was sind Tierversuche? - VCP Land Hamburg
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elais<br />
<strong>VCP</strong> <strong>Land</strong> <strong>Hamburg</strong><br />
Muss<br />
Tier versuche in<br />
deutschland<br />
das sein?<br />
A u s g a b e<br />
1 / 1 0
2<br />
I n h a l t<br />
seite 3 3<br />
relaisvant<br />
Jahresanfangsgottesdienst 4<br />
<strong>Land</strong>esversammlung 6<br />
schwerpunkt<br />
<strong>Tierversuche</strong> 8<br />
infohagel 18<br />
selbermachen<br />
Seife 20<br />
Himbeereis 21<br />
b-seite<br />
Online-Kunst 22<br />
3D-Kino 23<br />
moppelfrosch 24<br />
ende der durchsage 26<br />
impressum 27<br />
<strong>Hamburg</strong> wählt neue LaVos<br />
Tiere quälen für Kosmetik?<br />
Do-It-Yourself Himbeereis<br />
relais<br />
-<br />
wir schalten schneller<br />
Titelfoto: Tim Lloyd, Wikimedia Commons
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
der Frühling ist bereits angebrochen<br />
und endlich ist das erste relais im Jahr<br />
2010 da. Begann das Jahr noch ruhig<br />
mit dem Jahresanfangsgottesdienst, so<br />
war es im Februar mit der Ruhe auch<br />
schon wieder vorbei. Eine turbulente<br />
<strong>Land</strong>esversammlung sorgte für Aufregung,<br />
aber auch für Schönes: Der <strong>VCP</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> hat neue <strong>Land</strong>esvorsitzende.<br />
Wir freuen uns darauf, mit zwei engagierten<br />
jungen Menschen in die Zukunft<br />
zu gehen und wünschen den beiden für<br />
die kommenden zwei Jahre viel Glück,<br />
Geschick und Erfolg.<br />
Weniger freuen kann man sich über<br />
das, was in den Laboren weltweit mit<br />
Tieren geschieht. Allein in Deutschland<br />
werden jährlich an über zwei Millionen<br />
Wirbeltieren Versuche durchgeführt,<br />
obwohl der Sinn vieler dieser Tests<br />
immer häufiger in Frage gestellt wird.<br />
Im schwerpunkt dieser Ausgabe widmen<br />
wir uns daher dieser heiklen Thematik.<br />
Natürlich gelingt es uns nicht,<br />
dieses Thema auf zehn Seiten komplett<br />
zu erfassen. Unser Ziel ist es auch<br />
nicht, eine Pro- und Contraliste darzulegen,<br />
mit deren Hilfe am Ende ein<br />
Frederik Welk<br />
jeder zu einem Dafür oder Dagegen<br />
kommt. Unser Ziel ist es vielmehr, uns<br />
als Pfadfinderinnen und Pfadfinder für<br />
dieses Thema zu sensibilisieren. Wir<br />
wollen Gedankenanstöße liefern. Vielleicht<br />
möchte sich die ein oder andere<br />
Sippe im Anschluss näher mit dem<br />
Thema befassen. Schließlich müssen<br />
wir uns als Pfadfinder wie als Menschen<br />
fragen, wie wir mit Tieren als Teil der<br />
Schöpfung umgehen wollen. Denn über<br />
der Frage nach Sinn und Unsinn von<br />
<strong>Tierversuche</strong>n steht immer die Frage<br />
nach der moralischen Rechtfertigung<br />
ebendieser.<br />
Zu guter Letzt haben wir aber noch<br />
eine erfreuliche Mitteilungen zu machen:<br />
Durch Sarah Meister und Frederik<br />
Welk konnten wir die Redaktion erneut<br />
verstärken. Von beiden könnt ihr in dieser<br />
Ausgabe bereits Artikel lesen. Nach<br />
wie vor freuen wir uns stets über Zuwachs<br />
in der Redaktion.<br />
Wir wünschen allen einen schönen Frühling,<br />
frohe Pfingstfahrten und nun ausnahmsweise<br />
nicht nur Spaß beim Lesen!<br />
die Redaktion<br />
seite 3<br />
Sarah Meister
elaisvant<br />
Eine<br />
Text: Jannik Fischer<br />
Es gibt eine Tradition in <strong>Hamburg</strong>.<br />
Am Anfang des Jahres<br />
treffen sich alle Pfadfinderinnen<br />
und Pfadfinder des <strong>VCP</strong> <strong>Hamburg</strong>,<br />
um bei einem Stamm gemeinsam<br />
mit einem Gottesdienst das<br />
neue Jahr zu begrüßen.<br />
Alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder?<br />
Nein, dieses Jahr leider nicht.<br />
Gerade einmal ein paar Hände voll<br />
finden sich bei Eis und Schnee in der<br />
Auferstehungskirche beim neu ge-<br />
Tradition<br />
richtig schöne<br />
Das <strong>VCP</strong> <strong>Hamburg</strong>-Jahr begann wie immer mit dem Jahresanfangsgottesdienst.<br />
Am 10. Januar 2010 empfing der Stamm Astrid Lindgren das <strong>Land</strong><br />
in der Auferstehungskirche in Barmbek. Oder besser gesagt: einen Teil<br />
des <strong>Land</strong>es.<br />
4<br />
gründeten Stamm Astrid Lindgren<br />
ein. Als ich so in die kleine Runde<br />
blicke, überlege ich schon, ob ich<br />
meinen so schönen Anfangssatz wohl<br />
in die traurige Feststellung „Es gab<br />
eine Tradition in <strong>Hamburg</strong>“ ändern<br />
muss. Ich entscheide mich dagegen.<br />
Eine so schöne Tradition, sich gleich<br />
am Anfang des Jahres zu treffen, um<br />
erst besinnlich zu werden und gemeinsam<br />
einen Gottesdienst mit<br />
Pfadfinderliedern und Gitarre zu fei-
<strong>Land</strong>eserwachsenenversammlung<br />
Im Anschluss an den Jahresanfangsgottesdienst fand traditionell die <strong>Land</strong>esversammlung<br />
der Erwachsenen (LEV) statt. Auf dieser wurden Marisa Braasch<br />
und Christian Diaz-Alvayay als Beauftragte für die Erwachsenenstufe bestätigt.<br />
Zudem wurde bekannt gegeben, dass im Sommer 2010 wieder ein Erwachsenenlager<br />
und im Oktober wieder eine Erwachsenenparty stattfinden wird.<br />
ern und sich danach bei etwas Kaffee<br />
und Kuchen auszutauschen, sich zu<br />
freuen, dass alle gut in das neue Jahr<br />
gekommen <strong>sind</strong> – diese richtig schöne<br />
Tradition werde ich nicht so einfach<br />
aufgeben. Ich freue mich darüber, alle,<br />
die gekommen <strong>sind</strong>, schon so früh im<br />
neuen Jahr wieder zu sehen. Ich tausche<br />
Neuigkeiten aus und genieße das<br />
Zusammensein in der Wärme,<br />
während es draußen wieder angefangen<br />
hat zu schneien. Auch der Pastor<br />
5<br />
relaisvant<br />
lässt sich dieses Ereignis nicht nehmen<br />
und feiert trotz der kleinen Anzahl an<br />
Besuchern einen, wie er in seiner Predigt<br />
betont, „richtig schönen Gottesdienst“.<br />
Einen Gottesdienst mit der<br />
Idee, nicht alles so hin zu nehmen wie<br />
es ist, die Augen aufzumachen und die<br />
Welt zu verbessern. Mit der Idee des<br />
Pfadfinderseins, die Welt ein Stück besser<br />
zu verlassen, als wir sie vorgefunden<br />
haben. Eine Idee, mit der es sich<br />
lohnt in das neue Jahr zu starten. �
elaisvant<br />
Aus der Sicht<br />
eines Goldfischs<br />
Text: Jannik Fischer<br />
Foto: Matthias Balzer / PIXELIO<br />
Lange war eine <strong>Land</strong>esversammlung nicht so ereignisreich wie in diesem<br />
Jahr. Doch nach vier Tagen LV stand fest: Es gibt neue <strong>Land</strong>esvorsitzende.<br />
Die Welt muss aus einem Goldfischglas<br />
betrachtet sehr merkwürdig<br />
aussehen. Etwas verschwommen,<br />
verzerrt und mit einer<br />
ständigen Krümmung in der Linse. Selbst<br />
der Himmel muss verschwommen aussehen,<br />
wenn sich das <strong>Was</strong>ser über dem<br />
Goldfisch bewegt. Den Blick nach oben<br />
kann ich mir eigentlich am besten vorstellen,<br />
wie den Blick im Schwimmbecken<br />
nach oben, wenn man mit Taucherbrille<br />
taucht.<br />
Trotzdem wäre ein Goldfisch wohl derjenige<br />
auf der <strong>Land</strong>esversammlung die-<br />
6<br />
ses Jahr gewesen, der oft die klarste<br />
Sicht auf die Dinge außerhalb seines Glases<br />
gehabt hätte. Immerhin kann er<br />
ständig in alle Richtungen blicken. Daher<br />
würde ich auch gerne einem meiner Fische<br />
den Stift in die Flosse drücken und<br />
ihn etwas über die <strong>Land</strong>esversammlung<br />
schreiben lassen. Nur leider zeigen sie<br />
daran nicht so großes Interesse, wenn<br />
ich ihnen den Stift ins Aquarium werfe<br />
und mit der Tastatur wissen sie noch weniger<br />
anzufangen. Also setze ich meine<br />
Schwimmbrille, in die <strong>Was</strong>ser eingedrungen<br />
ist und den Blick auch außerhalb des
Schwimmbeckens nicht besser werden<br />
lässt, ab und versuche einen klaren Blick<br />
zu bekommen.<br />
Kaum eine <strong>Land</strong>esversammlung der<br />
letzten Jahre hat für soviel Aufregung,<br />
Enttäuschung, Freude und nicht zuletzt<br />
Zeitaufwand und Konzentration gesorgt<br />
wie diese. Nach nicht weniger als einem<br />
extra langen Wochenende und einem Tag<br />
Zusatztagung war es geschafft. Der<br />
Haushalt für das kommende Jahr war beschlossen,<br />
ein Fahrplan zur Einigung zwischen<br />
dem <strong>Land</strong> <strong>Hamburg</strong> und dem<br />
Stamm St. Andreas über die Schulungsarbeit<br />
des Stammes erarbeitet, die <strong>Land</strong>esordnung<br />
überarbeitet um eine bessere<br />
Struktur für ehrenamtliche Arbeit zu<br />
bieten und – wer hätte damit gerechnet -<br />
sogar neue <strong>Land</strong>esvorsitzende gewählt.<br />
Noch am Freitagabend nach der SSR<br />
und der LV-for-beginners hieß es „Leinen<br />
los!“ und die Teillagerleitung des Freihafens<br />
erarbeitete mit vielen Mitarbeitern<br />
Ideen für das <strong>Hamburg</strong>er Teillager.<br />
Während der gesamten LV begleitete uns<br />
das Bundeslagerlied, bunte Zettel mit<br />
Slogans aus dem Hafenviertel und überraschende<br />
Hafenrundfahrten während<br />
des Mittagessens.<br />
Anders als geplant wurde der Samstag<br />
von einer während des Haushalts auftretenden<br />
Debatte über die Ausrichtung der<br />
Herbstschulung beherrscht. Aus finanziellen<br />
Unklarheiten bei der Abrechnung<br />
der Schulung entwickelte sich eine Diskussion,<br />
die so keiner vermutet hätte.<br />
Nach dieser zum Teil heftigen Diskussion<br />
und einer Flut an Anträgen zur Geschäftsordnung<br />
wurde die <strong>Land</strong>esversammlung<br />
für den Rest des Tages unterbrochen.<br />
Nur kleine Gruppengespräche<br />
fanden noch statt, die Klarheit und Ruhe<br />
7<br />
relaisvant<br />
in die erhitzte Diskussion bringen sollten.<br />
Alle anderen entspannten sich beim netten<br />
Bunten Abend mit Singen und Tschai.<br />
Der Sonntag begann mit den Berichten<br />
über die Gruppengespräche vom Vorabend.<br />
Aus den Ergebnissen der Gruppengespräche,<br />
den Wünschen des Stammes<br />
St. Andreas und denen des <strong>VCP</strong> <strong>Land</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> entwickelte die <strong>Land</strong>esversammlung<br />
dann einen Fahrplan zur weiteren<br />
Vorgehensweise um den Konflikt<br />
mit externer Hilfe zu schlichten.<br />
Da den Delegierten klar war, dass das<br />
Wochenende nicht reichen würde, um die<br />
restlichen Tagesordnungspunkte zu behandeln,<br />
wurde beschlossen, am folgenden<br />
Sonntag mit der Tagesordnung planmäßig<br />
fortzufahren. Doch ein Highlight<br />
sollte noch an diesem Wochenende stattfinden:<br />
Uta Schröder (Stamm Graf Adolf<br />
von Schauenburg) und Jost Lambrecht<br />
(Stamm Martin-Luther-King) ließen sich<br />
unter tosendem Applaus einstimmig als<br />
neue <strong>Land</strong>esvorsitzende wählen. Mit diesem<br />
Lichtblick für die nächsten Jahre der<br />
<strong>Land</strong>esarbeit wurde die <strong>Land</strong>esversammlung<br />
am Sonntag geschlossen.<br />
Schon am nächsten Sonntag trafen sich<br />
fast alle beim Stamm Hohenstaufen wieder,<br />
um die restlichen Tagesordnungspunkte<br />
zu beenden. Mit frischer Energie<br />
überarbeitete die <strong>Land</strong>esversammlung<br />
noch die <strong>Land</strong>esordnung, so dass ein zukunftsträchtige<br />
Struktur für die nächsten<br />
Jahre steht, die eine gute Basis für ehrenamtliche<br />
Arbeit und einen Notfallplan<br />
bei Vakanz des <strong>Land</strong>esvorsitzes bietet.<br />
Ich wage nach dieser <strong>Land</strong>esversammlung<br />
voller Veränderung einen klaren Blick,<br />
ohne Taucherbrille, über den Rand unseres<br />
Goldfischglases hinaus in die Zukunft. Eine<br />
viel versprechende Zukunft. �
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
Warum <strong>Tierversuche</strong>?<br />
Text: dreipunkt<br />
Viele Menschen machen sich im alltäglichen<br />
Leben wenig Gedanken<br />
über <strong>Tierversuche</strong>. Jeder weiß, dass<br />
es sie gibt, aber selten werden sie<br />
thematisiert. Deshalb wissen die<br />
meisten auch nicht viel darüber.<br />
Daher wollen wir zunächst einige<br />
Einstiegsfragen klären.<br />
<strong>Was</strong> <strong>sind</strong> <strong>Tierversuche</strong>? <strong>Tierversuche</strong><br />
im Sinne des deutschen<br />
Tierschutzgesetzes<br />
(TierSchG) <strong>sind</strong> Eingriffe oder Behandlungen<br />
zu Versuchszwecken an Tieren,<br />
wenn sie mit Schmerzen, Leiden oder<br />
Schäden für diese Tiere verbunden sein<br />
können. Auch Versuche am Erbgut von<br />
Tieren gelten laut Gesetz als <strong>Tierversuche</strong>,<br />
wenn sie mit Schmerzen, Leiden<br />
oder Schäden für die erbgutveränderten<br />
Tiere oder deren Trägertiere verbunden<br />
sein können.<br />
Wo wird getestet? Im Bereich<br />
der Arzneimittelforschung<br />
werden <strong>Tierversuche</strong> von vielen<br />
Wissenschaftlern als unumgehbares<br />
Mittel angesehen. Rund 20 Prozent der in<br />
Deutschland durchgeführten <strong>Tierversuche</strong><br />
sollen der Erforschung und Entwicklung<br />
von medizinischen Produkten und<br />
Techniken dienen. Die meisten <strong>Tierversuche</strong><br />
(etwa 30 Prozent) werden jedoch<br />
im Bereich der sogenannten Grundlagenforschung<br />
durchgeführt. Diese beantwortet<br />
keine konkreten Fragen der<br />
Medizin, sondern soll im Grunde dem<br />
8<br />
R A T T E<br />
Vermehren von medizinischem und naturwissenschaftlichem<br />
Wissen dienen.<br />
Des Weiteren spielen <strong>Tierversuche</strong> bei<br />
der Testung von Chemikalien und Kosmetika<br />
eine Rolle. Zwar <strong>sind</strong> <strong>Tierversuche</strong><br />
für Kosmetik in der Europäischen<br />
Union inzwischen verboten (siehe: Seite<br />
15). Auf der anderen Seite trat in der EU<br />
erst im Juli 2007 die neue Chemikalien-<br />
Verordnung in Kraft. Derzufolge müssen<br />
bis zum Jahr 2018 Chemikalien, die vor<br />
1981 auf den Markt gekommen <strong>sind</strong> (bei<br />
den meisten Chemikalien ist das der<br />
Fall), auf ihrer Giftigkeit für den Menschen<br />
getestet werden. Dies wird wiederum<br />
zu großen Teilen in <strong>Tierversuche</strong>n<br />
passieren.<br />
Wie viele Tiere <strong>sind</strong> betroffen?<br />
Vermutlich werden<br />
jedes Jahr weit über 100 Millionen<br />
Wirbeltiere für <strong>Tierversuche</strong> verwendet.<br />
Die genaue Zahl kennt nie-<br />
�
mand, da es in vielen Ländern keine genaue<br />
Statistik gibt. Wirbellose Tiere wie<br />
Insekten, Spinnen und Skorpione tauchen<br />
in solchen Statistiken erst gar<br />
nicht auf. Laut Auskunft der Europäischen<br />
Kommission wurden im Jahr 2005<br />
in der Europäischen Union 12,1 Millionen<br />
Wirbeltiere zu Versuchszwecken<br />
verwendet.<br />
In Deutschland legt das Bundesministerium<br />
für Ernährung, <strong>Land</strong>wirtschaft<br />
und Verbraucherschutz jedes Jahr eine<br />
Statistik über die in <strong>Tierversuche</strong>n verwendeten<br />
Wirbeltiere vor. Zwischen den<br />
Jahren 1989 bis 1997 ging die<br />
Zahl der verwendeten<br />
Tiere<br />
zunächst von<br />
2,6 Millionen auf 1,5 Millionen<br />
zurück. Seitdem steigen die<br />
Zahlen jedoch wieder. Im Jahr 2008<br />
wurden 2.692.890 Tiere (83.881 mehr<br />
als 2007) in Versuchen verwendet. Am<br />
häufigsten traf es dabei Mäuse<br />
(1.765.416), Ratten (484.990), Vögel<br />
(129.318), Fische (111.943) und Kaninchen<br />
(98.607). Häufig werden auch<br />
Meerschweinchen, Hamster und andere<br />
Nagetiere sowie Amphibien, Schweine,<br />
Rinder, Schafe und Hunde verwendet. In<br />
der Regel sterben die Tiere bei den Versuchen<br />
oder sie werden im Anschluss<br />
getötet.<br />
Warum wird an Tieren getestet?Tierversuchsbefürworter<br />
führen zumeist die<br />
Entdeckung des Insulins durch Versu-<br />
9<br />
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
che an Hunden und Kaninchen als Argument<br />
dafür an, dass <strong>Tierversuche</strong> für die<br />
medizinische Forschung unumgänglich<br />
seien. Insulin ist ein Hormon, das in der<br />
Bauchspeicheldrüse von allen Tieren<br />
(auch dem Menschen) gebildet wird.<br />
Durch umfangreiche <strong>Tierversuche</strong><br />
konnte die Wirkung des Insulins und<br />
Therapiemöglichkeiten bei Insulinmangel<br />
ausgiebig erforscht werden, sodass<br />
die Lebensbedingungen von Zuckerkranken<br />
(„Diabetikern“) sich deutlich<br />
gebessert haben. Allgemein sollen <strong>Tierversuche</strong><br />
garantieren, dass ein neues<br />
Medikament die gewünschte Wirkung<br />
beim Menschen erzielt und vor allem<br />
auch, dass es keine gravierenden Ne-<br />
I N S U L I N<br />
benwirkungen gibt. Es gibt aber auch in<br />
der Wissenschaft entschiedene Gegner<br />
von <strong>Tierversuche</strong>n. Der Verein Ärzte<br />
gegen <strong>Tierversuche</strong> e.V. zum Beispiel<br />
setzt sich seit 1979 für eine tierversuchfreie<br />
Forschung ein. Der Verein, der sich<br />
aus Ärzten und Tierärzten zusammensetzt,<br />
hält <strong>Tierversuche</strong> schon aus ethischen<br />
Gründen für falsch. Zudem stellt<br />
er auf wissenschaftlicher Ebene den<br />
Sinn von <strong>Tierversuche</strong>n in Frage. �
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
Der Mensch ist<br />
keine Maus<br />
Text: Frederik Welk<br />
Fotos: Dr. Leonora Schwarz / PIXELIO; Singh Jaggi J, Henke E, Seshan<br />
Versuche im Bereich der Arzneimittelforschung und der Grundlagenforschung<br />
<strong>sind</strong> inzwischen auch unter Wissenschaftlern umstritten. Zu unsicher<br />
<strong>sind</strong> viele Ergebnisse. Das hat manchmal verheerende Folgen.<br />
Etwa die Hälfte aller <strong>Tierversuche</strong><br />
in Deutschland werden in der medizinischen<br />
Forschung durchgeführt.<br />
Dabei kann es darum gehen, Stoffe<br />
die eine erwünschte Wirkung haben,<br />
auf deren Verträglichkeit zu testen oder<br />
es sollen neue Behandlungsmöglichkeiten<br />
für Krankheiten gefunden werden.<br />
Dafür werden die Versuchstiere mit den<br />
jeweiligen Erregern infiziert, obwohl die<br />
meisten Krankheiten bei den Tieren<br />
natürlicherweise gar nicht vorkommen.<br />
Neben diesen Experimenten mit direktem<br />
Bezug zur Heilung, gibt es die<br />
Grundlagenforschung, um die Zusammenhänge<br />
im lebenden Organismus zu<br />
verstehen.<br />
Generell sollen durch die Untersuchungen<br />
an den Tieren Rückschlüsse auf die<br />
Verträglichkeit und die Wirkung von<br />
Stoffen, wie Hormone oder Medikamente<br />
im menschlichen Körper gezogen<br />
werden können.<br />
Ein Problem hierbei ist, dass die Ergebnisse<br />
nicht grundsätzlich auf den Menschen<br />
übertragbar <strong>sind</strong>, da der Körper<br />
von Tieren andere Eigenschaften hat als<br />
der des Menschen. So kommt es immer<br />
wieder zu falschen Ergebnissen, teilwei-
Krebs auf Bestellung: Nacktmaus mit<br />
implantiertem Prostatatumor (s. Kreis).<br />
se mit verheerenden Folgen. Das Beruhigungsmittel<br />
Contergan, welches zur<br />
Einnahme während der Schwangerschaft<br />
empfohlen wurde, jedoch schwere<br />
Fehlbildung bei den Kindern hervorrief,<br />
wurde in umfangreichen <strong>Tierversuche</strong>n<br />
getestet. Diese hatten alle auf eine<br />
gute Verträglichkeit des Mittels hingewiesen<br />
und schließlich zur Zulassung<br />
des Medikaments geführt.<br />
Andersherum wurden immer wieder<br />
neue medizinische Entwicklungen verzögert,<br />
da die Wirksamkeit bei Versuchstieren<br />
ausblieb. So wurde die<br />
heute vielfach durchgeführte Bypass-<br />
Operation bei Herzinfarkten erst Jahre<br />
später eingeführt, weil sie an Hunden<br />
stets misslang.<br />
Inzwischen sprechen sich zahlreiche<br />
Ärzte und Wissenschaftler gegen <strong>Tierversuche</strong><br />
in dem Bereich der medizinischen<br />
Forschung aus. Sie gehen davon<br />
aus, dass Versuchsreihen dieser Art zu<br />
unspezifisch und daher nicht hilfreich<br />
hinsichtlich des Endergebnisses <strong>sind</strong>.<br />
Präzisere Alternativen seien zudem gegeben.<br />
So ist es heutzutage möglich<br />
Zellkulturen anzulegen, an denen Testreihen<br />
durchgeführt werden können. So<br />
oder so können sichere Ergebnisse<br />
letztendlich nur mit menschlichen Probanden<br />
gewonnen werden.<br />
11<br />
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
Dr. Bross, einer der Leiter der größten<br />
Krebsforschungsorganisationen,<br />
die AMCI, erklärte dazu: „Vom wissenschaftlichen<br />
Standpunkt aus gesehen<br />
muss festgestellt werden, dass<br />
das, was man das Tiermodellsystem<br />
nennt, sich als totale Pleite herausgestellt<br />
hat. (…) Es existiert kein Beweis,<br />
dass der Gebrauch von Tieren<br />
in der Krebsforschung zur Vorbeugung<br />
oder Genesung auch nur eines<br />
einzigen Menschen geführt hat.“.<br />
Daneben steht die Argumentation<br />
vieler Tierrechtler, man dürfe das<br />
Wohl des Menschen nicht über das<br />
der Tiere stellen. <strong>Tierversuche</strong> werden<br />
durch die Annahme, Tiere seien<br />
dem Menschen untergeordnet, legitimiert.<br />
Der Mensch sieht sich oft als<br />
Krone der Schöpfung. Fakt ist jedoch,<br />
dass die Evolution nicht gradlinig verläuft<br />
sondern in unterschiedliche<br />
Richtungen. Alle Arten haben unterschiedliche<br />
Fähigkeiten ausgebildet,<br />
sodass sie in ihrer ökologischen Nische<br />
am höchsten entwickelt <strong>sind</strong>. In<br />
Konsequenz bedeutet dies, dass <strong>Tierversuche</strong><br />
genauso wie Versuche an<br />
Menschen verboten werden müssten.<br />
Letztendlich bleibt die Frage über<br />
den Sinn und die moralischer Vertretbarkeit<br />
von <strong>Tierversuche</strong>n in der medizinischen<br />
Forschung. Es ist nicht<br />
nachvollziehbar, wie sich die Forschung<br />
ohne <strong>Tierversuche</strong> entwickelt<br />
hätte, welche Errungenschaften wir<br />
eingebüßt hätten und in welchen<br />
Punkten wir Heute weiter wären. In<br />
jeden Fall ist eine kritische Hinterfragung<br />
auch bei diesem Themenbereich<br />
von Nöten. �
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
Ein Blick ins<br />
Text: dreipunkt<br />
Fotos: BUAV; Deutscher Tierschutzbund e.V.;<br />
Wikimedia Commons<br />
In Deutschland werden jährlich auch mehr<br />
als 2.000 Affen für <strong>Tierversuche</strong> verwendet.<br />
Bei keiner anderen Tierart <strong>sind</strong> Versuche in<br />
der Öffentlichkeit so umstritten. Aktuell<br />
sorgt der Streit um die Hirnforschung an der<br />
Universität Bremen für Schlagzeilen.<br />
In diesen Tagen wird das Bremer<br />
Verwaltungsgericht den Fall Universität<br />
Bremen gegen Freie Hansestadt<br />
Bremen wieder aufnehmen. Bestandteil<br />
des Rechtsstreits: 24 Rhesusaffen,<br />
die zu Zwecken der Hirnforschung<br />
an Laborstühlen fixiert werden<br />
und die Elektroden ins Gehirn implantiert<br />
bekommen.<br />
Seit 1997 ist Andreas Kreiter Professor<br />
am Institut für Hirnforschung der<br />
Universität Bremen. Dort versucht er<br />
herauszufinden, wie höhere geistige<br />
Fähigkeiten wie Aufmerksamkeit funktionieren.<br />
Seine Versuchsobjekte <strong>sind</strong><br />
dabei Rhesusaffen (eine Unterart der<br />
Makaken). In einem jahrelangen Training<br />
werden diese dazu konditioniert,<br />
selbstständig in einem Laborstuhl Platz<br />
zu nehmen. Das passiert durch ein Belohnungssystem:<br />
Setzt der Affe sich in<br />
den Stuhl, bekommt er einen Tropfen<br />
Saft als Belohnung. Besonders gut<br />
funktioniert diese Methode, da die Affen<br />
12<br />
ansonstenlediglich<br />
am Wochenende<br />
etwas zu<br />
trinken bekommen. Bei<br />
dem Laborstuhl handelt es sich<br />
um einen Plexiglaskasten, bei dem nur<br />
der Kopf des Affen oben herausguckt.<br />
Die Affen tragen alle bereits einen implantierten<br />
Metallbolzen im Schädel.<br />
Über diesen werden Elektroden (Elektronenleiter<br />
aus Metall) ins Gehirn geschoben.<br />
Im Laborstuhl fixiert und mit<br />
den Elektroden im Gehirn müssen die<br />
Affen über mehrere Stunden auf einen<br />
Bildschirm gucken und Aufgaben durch<br />
Hebelbetätigung lösen. Für richtige<br />
Antworten winkt auch hier wieder ein<br />
Tropfen Saft. Versuche dieser Art <strong>sind</strong><br />
allein schon aufgrund der Durstqualen<br />
heftigst umstritten. In München und in<br />
Berlin wurden in den Jahren 2006 und<br />
2007 ähnliche Versuche untersagt.<br />
Auch in Bremen verweigerte die Zu-
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
Makakenhirn<br />
ständigeSenatorinIngeloreRosenkötter<br />
(SPD) im Oktober<br />
2008 – nach zahlreichen Protesten<br />
der Bremer Bevölkerung – die Verlängerung<br />
der Genehmigung für Kreiters<br />
Versuche. Der in der Verfassung<br />
verankerte Tierschutz sei höher zu bewerten,<br />
als die erbrachten Erkenntnisse.<br />
Dagegen klagte die Universität mit<br />
Verweis auf die Forschungsfreiheit.<br />
Laut Kreiter und der Universität Bremen<br />
geht es bei den Versuchen nicht<br />
um eine reine Grundlagenforschung,<br />
sondern auch darum, Erkenntnisse für<br />
die Alzheimer- und Epilepsietherapie zu<br />
gewinnen. Dieses Argument zweifelt<br />
die Organisation Ärzte gegen <strong>Tierversuche</strong><br />
an. In einer Stellungnahme heißt<br />
es: „Eine mögliche Behandlung von<br />
Alzheimer oder Epilepsie ist nur vorgeschoben.<br />
Tatsächlich handelt es sich<br />
13<br />
Der Kopf dieses Makaken wird<br />
durch eine Plastikhalterung<br />
fixiert. Im nächsten Schritt<br />
werden Elektroden durch das<br />
festimplantierte Führungsrohr<br />
in das Gehirn des Primaten geschoben<br />
– er ist wach dabei.<br />
um reine Grundlagenforschung<br />
ohne praktischen<br />
Bezug.“<br />
Der Nutzen für<br />
kranke Menschen<br />
sei „gleich<br />
null“.<br />
Die Organisation<br />
stützt sich dabei auf einen Forschungsbericht<br />
der amerikanischen Neurologin<br />
Aysha Akhtar. Demnach gibt es zwischen<br />
Menschen- und Affenhirnen zum<br />
Teil wesentliche Unterschiede. So dauert<br />
die Hauptentwicklungsphase des Affenhirns<br />
nicht so lang wie beim Menschen.<br />
Dafür hat die menschliche<br />
Hirnrinde eine zehnmal größere Oberfläche<br />
als die des Affen. Ein menschliches<br />
Neuron hat 7.000 bis 10.000<br />
Synapsen (Verbindungen zu anderen<br />
Neuronen), beim Rhesusaffen <strong>sind</strong> es<br />
nur 2.000 bis 6.000. Zudem hat das<br />
menschliche Gehirn Areale, die es beim<br />
Affen gar nicht gibt. Schädigungen be
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
stimmter Hirnareale haben laut Akhtar<br />
bei Menschen und Affen unterschiedliche<br />
Auswirkungen. Für Ärzte gegen<br />
<strong>Tierversuche</strong> ist klar: Forschung an Affenhirnen<br />
erlaubt Aussagen über die<br />
Funktion des Affenhirns – mehr nicht.<br />
Dennoch erlaubte das Bremer Verwaltungsgericht<br />
im Oktober 2009 vorläufig<br />
die Fortsetzung der Versuche. In<br />
der Urteilsbegründung heißt es, die<br />
Unterbrechung der Versuche führe zu<br />
einem nicht hinnehmbaren, irreparablen<br />
Schaden der Forschungsarbeiten<br />
von Andreas Kreiter. Die grundrechtlich<br />
verbürgte Wissenschafts- und Forschungsfreiheit<br />
verleihe dem Anliegen<br />
14<br />
Kreiters besonderes Gewicht. Zur Zeit<br />
darf Kreiter seine Versuche also weiter<br />
durchführen, obwohl ihm eine behördliche<br />
Genehmigung fehlt. Eine endgültige<br />
Entscheidung soll in diesem Frühjahr<br />
fallen. Sollte diese negativ für die<br />
Universität ausfallen, droht ein jahrelanger<br />
Rechtsstreit. Schließlich werden<br />
die Versuche unter anderem durch Fördergelder<br />
des Bundesministeriums für<br />
Bildung und Forschung, der Deutschen<br />
Forschungsgemeinschaft (DFG) sowie<br />
der Europäischen Union finanziert. Mit<br />
diesem Rückhalt scheint Kreiter gewillt,<br />
bis vors Bundesverfassungsgericht<br />
zu ziehen.<br />
Versuche in einem deutschen Labor: Für Untersuchungen an einzelnen Nervenzellen<br />
werden die wachen Affen in so genannten Primatenstühlen fixiert.<br />
Anschließend werden durch ein Loch im Schädeldach Elektroden ins<br />
Gehirn eingeführt. Dann müssen die Primaten Aufgaben erfüllen, die ihnen<br />
vorher beigebracht wurden.<br />
�
<strong>Tierversuche</strong> für Kosmetik <strong>sind</strong> seit dem<br />
11. September 2004 in ganz Europa gesetzlich<br />
verboten. <strong>Tierversuche</strong> für neue<br />
kosmetische Inhaltsstoffe <strong>sind</strong> seit dem 11.<br />
März 2009 in der EU verboten. Auch fertige<br />
Kosmetika aus Drittländern, die in <strong>Tierversuche</strong>n<br />
getestet wurden, dürfen ab diesem Zeitpunkt<br />
nicht mehr in der EU vermarktet werden.<br />
Doch Kosmetika, deren Inhaltsstoffe außerhalb<br />
der EU in <strong>Tierversuche</strong>n getestet wurden, können<br />
noch bis 2013 uneingeschränkt verkauft<br />
werden. Außerdem darf jeder Inhaltsstoff, der<br />
nicht nur ausschließlich für Kosmetikartikel genutzt<br />
sondern auch für andere Produkte verwendet<br />
wird uneingeschränkt mit <strong>Tierversuche</strong>n<br />
geprüft werden. Da kaum ein Inhaltsstoff<br />
ausschließlich für Kosmetika verwendet wird,<br />
ist dies eine viel genutzte Grauzone. Wie kann<br />
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
Todschön<br />
<strong>Tierversuche</strong> für Kosmetika<br />
Text: Jannik Fischer<br />
<strong>Tierversuche</strong> für Kosmetik und kosmetische Inhaltsstoffe <strong>sind</strong> inzwischen<br />
in Europa verboten. Dennoch wurden heutige kosmetische Produkte<br />
in der Regel an Tieren getestet. Zu erkennen, mit dem Kauf welcher<br />
Produkte man <strong>Tierversuche</strong> direkt oder indirekt unterstützt, ist gar nicht<br />
so einfach.<br />
Das Logo des InternationalenHerstellerverbandes<br />
gegen <strong>Tierversuche</strong><br />
in der Kosmetik<br />
(IHTK)ist der<br />
Hase mit der schützenden<br />
Hand.<br />
15<br />
ich mir dann überhaupt sicher sein,<br />
dass mein Kosmetikartikel zwischen<br />
den Tausenden von Artikeln wirklich<br />
Tierversuchsfrei ist?<br />
Zunächst muss man sich bewusst<br />
sein, dass jeder Inhaltsstoff von Kosmetika<br />
irgendwann einmal an Tieren<br />
getestet wurde, sogar <strong>Was</strong>ser. Möchte<br />
man einen völlig tierversuchsfreien<br />
Kosmetikartikel haben, so müsste<br />
man ihn selbst aus frischem Obst oder<br />
Gemüse herstellen, dieser wäre allerdings<br />
nicht sehr lange haltbar.<br />
Um trotzdem eine Ordnung in das<br />
große Angebot von Artikeln zu bekommen,<br />
gibt es den sogenannten<br />
Humane Cosmetic Standard (HCS), er<br />
ist die erste international anerkannte<br />
Positivliste.<br />
Ein Unternehmen, das laut HCS als<br />
tierversuchsfrei anerkannt wird, darf<br />
für keines seiner Kosmetikprodukte,<br />
weder am Endprodukt noch an den<br />
Inhaltsstoffen, <strong>Tierversuche</strong> durchführen<br />
oder in Auftrag geben. Ein weiterer<br />
wichtiger Punkt ist, dass ein
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
Logo des Humane Cosmetics<br />
Standard (HCS) ist der ver -<br />
gnügt springende Hase.<br />
Stichtag festgelegt werden muss, nach dem<br />
kein Inhaltsstoff mehr im Tierversuch getestet<br />
wurde, dieser Stichtag darf nicht mehr<br />
verschoben werden. Das Unternehmen<br />
muss ein<br />
Kontrollsystem<br />
16<br />
über die Lieferkette einführen, was bedeutet,<br />
dass ständig überprüft wird, dass es innerhalb<br />
der Lieferkette zu keinem Tierversuch<br />
für keinen einzigen Inhaltsstoff nach<br />
dem festgelegten Stichtag mehr kommt.<br />
Dieses Kontrollsystem muss in regelmäßigen<br />
Abständen von einem unabhängigen<br />
Kontrollinstitut überprüft werden. Unternehmen,<br />
die als tierversuchsfrei anerkannt<br />
werden, dürfen auch nicht Teil einer Firmengruppe<br />
sein, dessen andere Unternehmen<br />
Kosmetikprodukte herstellen, die nicht in<br />
die Liste des HCS aufgenommen wurden.<br />
Neben dem HCS gibt es noch viele weitere<br />
Kosmetik-Tierschutz-Standards. Viele Kosmetik-Tierschutz-Standards<br />
<strong>sind</strong> allerdings<br />
mangelhaft oder unseriös, da durch den<br />
Kauf <strong>Tierversuche</strong> indirekt mitfinanziert<br />
werden
The Body Shop gehört seit<br />
März 2006 zum L’Oréal-Konzern<br />
und finanziert so <strong>Tierversuche</strong><br />
indirekt mit.<br />
können. Oder es fehlt die Festlegung eines<br />
Stichtages, nach dem kein Inhaltsstoff<br />
mehr an Tieren getestet wurde. Dies ist<br />
zum Beispiel der Fall bei dem weit verbreiteten<br />
BDIH-Siegel – es ist mehr ein Biosiegel<br />
als ein Tierschutzsiegel. Nur 60 Prozent<br />
aller Produkte eines Unternehmens<br />
müssen den Kriterien des<br />
BDIH entsprechen, um als tierversuchsfrei<br />
eingestuft zu werden.<br />
Zwar tragen auch nur die<br />
Produkte das Siegel, die den<br />
Kriterien entsprechen, doch<br />
trotzdem ist dies als problematisch<br />
zu sehen, da hierbei<br />
eine Mitfinanzierung stattfindet.<br />
Ebenfalls eine Mitfinanzierung<br />
von <strong>Tierversuche</strong>n findet<br />
man zum Beispiel beim so oft als<br />
tierversuchsfrei gerühmten Body Shop.<br />
The Body Shop gehört nun schon seit März<br />
2006 zum L’Oréal-Konzern, wodurch eine<br />
ungewollte, indirekte Mitfinanzierung stattfindet.<br />
Sicher kann man sich also nur sein,<br />
dass für das gewählte Produkt mit dem Sie-<br />
17<br />
schwerpunkt: <strong>Tierversuche</strong><br />
gel keine Versuche an Tieren mit den Inhaltsstoffen<br />
des Produktes durchgeführt<br />
wurden. Dies gilt dann aber leider nicht für<br />
die gesamte Lieferkette oder andere Produkte<br />
des Unternehmens.<br />
Als weitere seriöse Positivliste neben<br />
denen des HCS, <strong>sind</strong> die Kriterien des Internationalen<br />
Herstellerverbandes gegen<br />
<strong>Tierversuche</strong> in der Kosmetik (IHTK) vom<br />
Deutschen Tierschutzbund anerkannt. Sie<br />
<strong>sind</strong> ähnlich streng und gut geprüft wie die<br />
des HCS.<br />
Im Laden erkennst du Artikel die den<br />
Standards des HCS oder dem IHTK unterliegen<br />
an den beiden Logos. Dem springenden<br />
Hasen des HCS und dem Hasen mit<br />
der schützenden Hand des IHTK. Außerdem<br />
hast du gute Möglichkeiten unter<br />
www.tierschutzbund.de und www.marktcheck.at<br />
in Datenbanken und Positivlisten<br />
zu schauen, welche Unternehmen die<br />
Standards erfüllen.<br />
�<br />
Prüfzeichen des BDIH – des Bundesverbands<br />
Deutscher Industrie- und<br />
Handelsunternehmen für Arzneimittel,<br />
Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel<br />
und Körperpflegemittel<br />
e.V. Er wurde 1951 gegründet.
Das Programm für den ÖKT steht<br />
Das Programm für den 2. Ökumenischen Kirchentag in München steht. Insgesamt<br />
werden in den Tagen vom 12. bis 16. Mai rund 3.000 Veranstaltungen stattfinden.<br />
Das Programmheft kann als PDF von der ÖKT-Homepage (www.oekt.de/programm)<br />
heruntergeladen werden.<br />
Zudem gibt es auf der Jugend-Seite des ÖKT (www.oekt.de/jugend) Werbespots<br />
und Jugendflyer.<br />
Termine<br />
23.-25.04. Technik-Wochenende<br />
07.-09.05. Stufenwochenende<br />
12.-16.05. 2. Ökumenischer Kirchentag<br />
21.-24.05. Bezirkslager Harburg<br />
18.-20.06. Bezirkslager Alstergau<br />
25.-27.06. Afklabastern<br />
Alle Termine auf www.vcp-hamburg.de.<br />
Mein Name ist Scout – Zukunftsscout<br />
Die BUNDjugend bietet jungen Menschen ab sofort eine neue Aktionswebsite<br />
an. Unter www.zukunftsscouts.de finden Jugendliche zwischen 11 und 15 Jahren<br />
Aktionsideen, die unter dem Motto „Entdecken, Motzen besser Machen“<br />
zum aktiven Natur-, Umwelt- oder Klimaschutz anregen.<br />
Per Mausklick gibt es zahlreiche, konkrete Vorschläge wie jeder im Alltag Energie<br />
sparen, den eigenen Garten zur Lebensinsel umgestalten<br />
oder auf der Toilette den Regenwald retten kann.<br />
Kreative „Motztipps“ helfen dabei, Umweltthemen medienwirksam<br />
in die Öffentlichkeit zu tragen und<br />
„Best-Practice Projekte“ motivieren zum<br />
Nachahmen. Gruppenleiter finden unter der<br />
Rubrik „Betreuer Info“ hilfreiche Tipps und<br />
Methoden zur Projektarbeit mit jungen<br />
Menschen und erhalten die neuesten<br />
Studien zum Umweltbewusstsein<br />
von Jugendlichen in Deutschland.<br />
19<br />
infohagel
selbermachen<br />
eine Saubere<br />
Geruch, Farbe und Form – das relais verrät dir, wie du<br />
deine eigene Seife herstellen kannst.<br />
Text: Sarah Meister<br />
Seit einiger Zeit <strong>sind</strong> die einfachen Blockseifen<br />
aus fast jedem Badezimmer verbannt<br />
worden. Ersetzt wurden sie von<br />
den viel attraktiveren Flüssigseifen und ihren<br />
praktischen Spendern.<br />
Es wird Zeit, die wohlbekannte Blockseife<br />
wieder in die Bäder zurückzuholen. Damit die<br />
Seifen nicht so langweilig daherkommen und<br />
du dir langes Schnuppern bei Budni ersparen<br />
kannst, machst du sie am besten selber.<br />
Die Kernseife wird über einem tiefen Teller<br />
mit der Reibe gehobelt oder mit einem Messer<br />
zerkleinert. Wie groß deine Seife später sein<br />
soll kannst du jetzt festlegen. Dann machst du<br />
ausreichend <strong>Was</strong>ser im Kocher heiß. Wie viel<br />
DU BRAUCHST<br />
✘ weiße Kernseife ✘ Dufftöle<br />
✘ Lebensmittelfarbe (Pulver oder flüssig)<br />
✘ eine Reibe (bzw. ein einfaches Messer)<br />
✘ eine Gabel ✘ einen tiefen Teller<br />
✘ <strong>Was</strong>ser ✘ <strong>Was</strong>serkocher<br />
✘ geduldige Finger<br />
Sache<br />
<strong>Was</strong>ser du genau brauchst, hängt von der<br />
Menge deiner Seife ab. Das heiße <strong>Was</strong>ser wird<br />
langsam über die Seife gegossen. Nun wird so<br />
lange mit der Gabel gerührt, bis keine Klumpen<br />
mehr vorhanden <strong>sind</strong>. Aber Achtung: Nimmst<br />
du zu viel <strong>Was</strong>ser, kannst du die Seife nicht<br />
mehr so gut formen und nimmst du zu wenig,<br />
löst sie sich nicht genügend auf. Während des<br />
Rührens kannst du die gewünschte Lebensmittelfarbe<br />
und die Duftöle hinzugeben. Dabei<br />
musst du es nicht bei einem Duft belassen –<br />
Zimt und Orange ist zum Beispiel eine schöne<br />
Kombination. Wenn die Seife eine gleichmäßige<br />
Konsistenz, Farbe und Geruch angenommen<br />
hat kannst du sie mit deinen Händen zu<br />
einer gewünschten Form kneten. Das hört sich<br />
leichter an als es ist. Aber mit ein wenig Übung<br />
hast du den Dreh sicher schnell raus.<br />
Achtung: Vor allem bei Duftölen und Lebensmittelfarbe<br />
wird häufig nicht auf <strong>Tierversuche</strong><br />
verzichtet. Im Reformhaus oder im Bioladen<br />
solltet ihr Produkte mit entsprechenden Siegeln<br />
(siehe Seite 15) finden. n
selbermachen<br />
himbeereiS☀<br />
Sommer,<br />
Sonne &<br />
Text: Sarah Meister<br />
Die Sonne lacht am Himmel, aber die nächste Eisdiele ist weit entfernt? –<br />
Das relais zeigt dir, wie du Eis selber machen kannst.<br />
Als erstes erhitzt du die Milch mit<br />
dem Zucker in einem kleinen Topf<br />
und lässt das Ganze kurz aufkochen.<br />
Dann füllst du den Joghurt und die<br />
Crème double in eine Schüssel und verrührst<br />
beides gut. Crème double ist gewissermaßen<br />
Doppelrahm-Sahne und leider<br />
nicht in jedem Supermarkt erhältlich.<br />
Sicherlich findest du jedoch einen guten<br />
Ersatz, wie beispielsweise Konditorsahne.<br />
Wenn das Milch-Zucker-Gemisch etwas<br />
abgekühlt ist, rühre es ebenfalls unter<br />
den Joghurt. Die Himbeeren solltest du<br />
nun mit dem Pürierstab zu einem Mus<br />
verarbeiten. Gefrorene Himbeeren <strong>sind</strong><br />
dabei kein Problem. Du solltest sie jedoch<br />
rechtzeitig aus dem Eisfach holen, damit<br />
sie antauen können.<br />
DU BRAUCHST<br />
240 Gramm Zucker<br />
100 Milliliter Milch<br />
250 Gramm Crème double (zirka 40% Fett)<br />
einen Himbeer-Sahne-Joghurt (zirka 10% Fett)<br />
500 Gramm Himbeeren<br />
einen Pürierstab<br />
Selbstverständlich kannst du auch anderes<br />
Obst für dein Eis nehmen. Erdbeeren,<br />
Heidelbeeren oder Kirschen eigenen sich<br />
zum Beispiel auch sehr gut für dein Eis. Allerdings<br />
solltest du nicht vergessen, die<br />
Wahl deines Joghurts dann noch einmal zu<br />
bedenken.<br />
Rühre nun auch das Himbeermus unter<br />
die Masse und füll das Ganze in die Form,<br />
die dann in das Eisfach kommt. Jetzt heißt<br />
es warten. Allerdings solltest du alle halbe<br />
Stunde mal nach dem Eis sehen und es<br />
umrühren. Dadurch bleibt es schön cremig.<br />
Wie lange es dauert, bis dein Eis fertig<br />
ist, hängt sehr davon ab, was für eine<br />
Form deine Schüssel hat. Aber egal wie<br />
lange es dauert – das Warten lohnt sich garantiert!<br />
n
Zurück in die<br />
3D-Zukunft<br />
Text: django<br />
Ein neues Kino-Zeitalter hat begonnen. Dabei ist die<br />
Technik gar nicht so neu.<br />
Avatar – dieser Film macht mich als<br />
Regieanwärter in mehrfacher Hinsicht<br />
neidisch: Erstens auf die Millionen,<br />
die James Cameron dafür verblasen<br />
durfte. Zweitens auf die Millionen, die der<br />
Film wieder eingespielt hat. Und drittens auf<br />
das Erscheinungsbild des Films, komponiert<br />
aus einer guten Story, liebevoller technischer<br />
Umsetzung und nicht zuletzt: 3D!<br />
Dieses Jahr wird bei Kino, TV und Computer<br />
ein neues Zeitalter eingeläutet, ähnlich<br />
dem Quantensprung vom Stummzum<br />
Tonfilm und vom schwarz/weiß- zum<br />
Farbfilm. Die dem zu Grunde liegende<br />
Technik ist dabei schon sehr alt: Die Szenen<br />
werden mit zwei nebeneinander gelagerten<br />
Kameras, die aus leicht unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln auf das gleiche<br />
Motiv gerichtet <strong>sind</strong>, gefilmt. Das Ergebnis<br />
wird anschließend mit einer speziellen<br />
Technik verarbeitet, damit entsprechende<br />
Brillen dafür sorgen, dass das Bild aus der<br />
rechten Kamera nur vom rechten und das<br />
Bild aus der linken Kamera nur vom linken<br />
Auge wahrgenommen werden kann.<br />
In den 50ern, als das viel billigere Fernsehen<br />
dem Kino die Kundschaft abgrub,<br />
hatte das 3D-Filmen schon einmal einen<br />
Hype, war allerdings aufgrund der damaligen<br />
Technik nur in schwarz/weiß möglich.<br />
Das Farbfernsehen machte dem ein Ende.<br />
Heute hat das Kino das Problem der Raubkopierer<br />
und schon ist das 3D-Konzept<br />
wieder da. Und vor allem ist die Technik zur<br />
Herstellung und zum Konsum solcher<br />
Filme nun bezahlbar. Und in diesem Sommer<br />
kracht es: Freut euch auf Kinofilme,<br />
Fernseher, Computermonitore und Spiele<br />
in Hülle und Fülle! Zwar können 3D-Bilder<br />
sogar auch auf alten Röhrenmonitoren<br />
dargestellt werden, aber die neuen Geräte<br />
werden spezialisierter sein. Sogar 3D-Kameras<br />
wird es geben. Und uns Kreativen<br />
geben sie ganz neue Möglichkeiten im erzählerischen<br />
und gestalterischen Bereich.<br />
Bald werden auch alte Filme in 3D neu raus<br />
kommen. So baut George Lucas zur Zeit<br />
alle sechs „Star Wars“-Filme auf 3D um.<br />
Filme, die in 2D und in 3D erscheinen sollen,<br />
werden übrigens in der Zweikamera-<br />
Weise gedreht. Für die 2D-Version nimmt<br />
man dann einfach eine der beiden Perspektiven.<br />
2D macht auch deshalb noch<br />
Sinn, weil viele Kinos noch nicht über die<br />
entsprechendem Vorführmöglichkeiten<br />
verfügen. Denn auch zum Abspielen<br />
braucht man zwei Projektoren. Also: Einen<br />
Toast auf die Technik und das überlistbare<br />
Auge, auf dass wir irgendwann tierisch erschrecken,<br />
weil uns der Weiße Hai von hinten<br />
fressen will, um uns auf den neuen Film<br />
aufmerksam zu machen. �<br />
b-seite
Die drei Pfadis moppelfrosch
Die drei Pfadis moppelfrosch
Zurückbleiben bitte – oder: Warum<br />
ich ein MacBook verdient habe<br />
Ich führe ein turbulentes Leben. Jeder<br />
Tag fühlt sich an wie Disko: Gefühlte<br />
Massen von Menschen drängen sich<br />
um mich. Die neueste R&B-Mucke schalt<br />
aus Lautsprechern und neben mir sehe ich<br />
junge Models, in der neuesten H&M-Kollektion.<br />
Doch leider trügt wie zu oft der<br />
Schein. Denn die Models gucken mich bloß<br />
von der Wand aus finster an. Die Musik<br />
schallt nicht aus riesigen Boxen, sondern<br />
aus Handys oder diesen großen Kopfhörern,<br />
die plötzlich wieder modern sein sollen.<br />
Und die Massen von Menschen wollen<br />
nicht Party machen, sondern bloß – genau<br />
wie ich – einen möglichst annehmbaren<br />
Platz abstauben. Kurzum: Ich fahre täglich<br />
U-Bahn.<br />
U-Bahn fahren ist ein bisschen wie im Internet<br />
surfen – mal geht’s rasend schnell,<br />
mal irre langsam und überall leuchtet Werbung<br />
auf. Doch während die Werbung im<br />
World Wide Web in der Regel bestens auf<br />
mich abgestimmt ist, da ich inzwischen<br />
genügend Datensätze von mir bei Facebook,<br />
StudiVZ und mindestens drei Freemail-Anbietern<br />
angelegt habe, scheint die<br />
Werbung in den Zügen der <strong>Hamburg</strong>er<br />
Hochbahn AG auf niemanden so richtig abgestimmt<br />
zu sein. Anstelle von Pokerräumen<br />
und Internetwarenhäusern werben<br />
hier private Hochschulen, die wissen, dass<br />
sie ihr Geld nicht wert <strong>sind</strong>. Sonst würden<br />
sie wohl kaum ihren künftigen Studenten<br />
ein gratis MacBook versprechen. Oder Designschulen,<br />
die offensichtlich dringend<br />
Nachwuchs brauchen. Schließlich ist die<br />
26<br />
Werbung so schlecht designt, dass man<br />
sofort ein gratis MacBook als Entschädigung<br />
für entstandene Augenschäden verlangen<br />
möchte. Daneben gesellt sich noch<br />
eine ganze Reihe an Stromanbietern,<br />
Sprachschulen, Bestattungsunternehmen,<br />
Fitnessangeboten und natürlich die<br />
Hinweise darauf, dass Schwarzfahrer böse<br />
<strong>sind</strong> und Betriebsräte gut und dass Rainbow<br />
Tours einen für 99 Euro nach Lloret de<br />
Mar fährt.<br />
Dumm nur, dass die meisten Menschen<br />
von diesen Hinweisen gar keine Notiz zu<br />
nehmen scheinen. Viel lieber essen sie chinesisch<br />
anmutende Nudeln aus Pappbechern<br />
oder lesen Stephenie Meyer-Bücher.<br />
Andere haben ihre Tageszeitung so über<br />
ihrem ausgestreckten Knie ausgebreitet,<br />
dass niemand mehr neben, vor oder diagonal<br />
zu ihnen Platz nehmen kann. Versucht<br />
man dies doch, erntet man verständnislose<br />
bis vernichtende Blicke. Der<br />
Großteil spielt jedoch am Handy, Smartphone<br />
oder wie auch immer man diese<br />
neuen Geräte heutzutage nennt und hört<br />
entweder besagte R&B-Musik oder telefoniert<br />
tatsächlich. Beides geschieht in der<br />
Regel sehr laut, so dass ich zum einen<br />
stets auf dem neuesten Stand bin, was<br />
Musik von Timbaland, Beyoncé und Jay-Z<br />
angeht. Zum anderen erfahre ich auch<br />
immer wieder interessante Details über<br />
das Wohlbefinden, die letzten Klausurergebnisse,<br />
Reisepläne, Essenswünsche und<br />
das Liebesleben meiner Mitmenschen.<br />
Ab und zu steigen zwei lustige Musikan-
ten ein, die versuchen, ihre Stimme über<br />
die von Timbaland und Co zu erheben. Ihr<br />
„Let It Be” (im Übrigen offensichtlich das<br />
einzige Lied, dass die beiden beherrschen)<br />
klingt zwar ganz nett. Doch der<br />
Text ist meist falsch und so richtig will das<br />
5-Cent-Stück mein Portmonee nicht verlassen.<br />
Den meisten der anderen Fahrgäste<br />
geht es wohl ähnlich.<br />
<strong>Was</strong> mir am U-Bahn fahren am besten<br />
gefällt, ist das Fahrgastfernsehen: Eine<br />
Topnews, eine Sportmeldung, zweimal<br />
Neues aus der Welt der Promis, Veranstaltungshinweise<br />
und falsche Wettervorhersagen.<br />
Wer braucht da noch eine Tageszeitung?<br />
Wenn ich wissen will, in welchem<br />
I m p r e s s u m<br />
Das r e l a i s ist eine Zeitschrift des <strong>VCP</strong> – Verband Christlicher<br />
Pfadfinderinnen und Pfadfinder – <strong>Land</strong> <strong>Hamburg</strong>.<br />
Herausgeber:<br />
<strong>VCP</strong> <strong>Hamburg</strong> e.V.<br />
Güntherstraße 34<br />
22087 <strong>Hamburg</strong><br />
Redaktion im Auftrag der <strong>Land</strong>esleitung:<br />
Christian Pohl (dreipunkt, Ltg.), Anne Overbeck (luna), Antonie Casper (filo), Axel<br />
Kohfeldt (django), Frederik Welk, Jannik Fischer, Philip Schierning, Sarah Meister<br />
Comic: Philip Schierning<br />
Layout: Christopher Ost<br />
Anzeigenleitung: Lars Hutschreuther<br />
Druck:<br />
Gemeindebriefdruckerei<br />
Martin-Luther-Weg 1<br />
29393 Groß Oesingen<br />
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Namentlich gekennzeichnete Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Meinung der<br />
Redaktion und der der <strong>Land</strong>esleitung.<br />
Gefördert von der Freien und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>, Behörde für Soziales, Familie,<br />
Gesundheit und Verbraucherschutz.<br />
Kontakt zur Redaktion:<br />
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Fax: 040 – 319 69 32<br />
r e l a i s @vcp-hamburg.de<br />
www.vcp-hamburg.de<br />
27<br />
Therapie-Stadium sich Sandra Bullocks<br />
Noch-Mann befindet oder wann Marshall<br />
und Alexander wieder in der Stadt <strong>sind</strong> –<br />
ich erfahre es zuerst in der U-Bahn.<br />
Bald ist das turbulente Leben mit Models,<br />
R&B-Musik und Fahrgastfernsehen aber<br />
vorbei. Zumindest für ein paar Monate.<br />
Schließlich steht der Sommer vor der Tür.<br />
Und wenn es die Stadt endlich geschafft<br />
hat, die größten Schlaglöcher in den<br />
Straßen auszubessern, habe ich mir vorgenommen<br />
aufs Fahrrad umzusteigen. Bis<br />
zum nächsten Winter. Der wird dann wieder<br />
wild.<br />
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