Schwerpunkt: Rechtsextremismus Hamburg goes BULA: De ...
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elais<br />
VCP Land <strong>Hamburg</strong><br />
<strong>Schwerpunkt</strong>: <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
<strong>Hamburg</strong> <strong>goes</strong> <strong>BULA</strong>: <strong>De</strong> kiekschapp<br />
LV-Nachlese<br />
Pressereise nach Berlin<br />
Friedenslicht<br />
A u s g a b e<br />
1/06
2<br />
I n h a l t<br />
relaisvant<br />
Friedenslicht 3<br />
Pressereise nach Berlin 4<br />
<strong>De</strong> kiekschapp 6<br />
LV-Nachlese 8<br />
ansichtssache 10<br />
schwerpunkt<br />
<strong>Rechtsextremismus</strong> 12<br />
b-seite<br />
Villa Sonnenschein 18<br />
Elementarteilchen 19<br />
infohagel<br />
was ist was<br />
20<br />
<strong>De</strong>r Geschäftsführer 21<br />
ende der durchsage 22<br />
impressum 23<br />
V o r w o r t<br />
Warum rasieren sich Leute<br />
den Kopf und prügeln dann<br />
auf Ausländer ein? Wieso<br />
machen das andere Glatzköpfe<br />
nicht? Und weshalb bin<br />
ich <strong>De</strong>utschland? Vor allem:<br />
Was bedeutet das denn bitteschön?<br />
Und wen interessiert das<br />
überhaupt?<br />
Euch. So hoffen wir doch.<br />
<strong>De</strong>nn immerhin sind wir Pfadfinder.<br />
Und die wollen und<br />
sollen die Welt verändern.<br />
Auf dem Bundeslager<br />
bekommt ihr 100 Pro die<br />
Gelegenheit sie zu gestalten.<br />
Oder auf der Landesversammlung,<br />
doch die kommt<br />
erst nächstes Jahr wieder.<br />
Wer fertig ist mit Welt verbessern,<br />
zieht entweder in<br />
die Villa Sonnenschein oder<br />
darf ins Kino und Elementarteilchen<br />
ankucken.<br />
In diesem Sinne,<br />
die redaktion<br />
relais<br />
-<br />
wir schalten schneller
Mit dem Friedenslicht nach Dresden<br />
von Claudia Braun<br />
Alle Jahre wieder kommt das<br />
Friedenslicht aus Bethlehem über<br />
Wien auch nach <strong>Hamburg</strong>, wandert<br />
von Kerze zu Kerze, vom<br />
Aussendegottesdienst ins Rathaus, in<br />
die Bahnhofsmission, zu Hinz und<br />
Kunzt und dieses Jahr noch ein Stück<br />
weiter, nach Dresden. Wir, eine<br />
<strong>De</strong>legation aus dem Land <strong>Hamburg</strong><br />
haben uns am 4. Adventwochenende<br />
auf den Weg gemacht um das<br />
Friedenslicht in die Dresdner<br />
Frauenkirche zu bringen.<br />
Nach sieben Stunden von Sturmböen<br />
und Schneewehen begleiteter<br />
Autobahnfahrt erreichten wir am<br />
Freitagabend ziemlich müde das<br />
Jugendhaus der Diakonie in Dresden.<br />
Dort erwarteten uns Pfadfinder der<br />
Ringverbände aus Dresden, Zwickau,<br />
Jena und Leipzig. Nach einer erholsamen<br />
Nacht starteten wir am Samstag<br />
eine Erkundungstour durch die<br />
Dresdener Alt- und Neustadt, warfen<br />
einen Blick auf den von Schnee<br />
bedeckten Zwinger und besichtigten<br />
den Strietzelmarkt und das<br />
Hygienemuseum. Auf dem Rückweg<br />
mussten wir allerdings feststellen,<br />
dass die Straßenbahnen auf Grund<br />
des Wetters den Betrieb eingestellt<br />
hatten und so dauerte es eine Weile<br />
bis wir – durchgefroren bis auf die<br />
Knochen – das Jugendhaus erreichten,<br />
in dem sich inzwischen weitere<br />
Pfadfinder eingefunden hatten um<br />
einen bunten Abend zu gestalten.<br />
Nachdem wir unsere Bäuche gefüllt<br />
3<br />
relaisvant<br />
hatten, gesellten wir uns dazu und<br />
tanzten bis spät in die Nacht Polka.<br />
Am Sonntagnachmittag machten wir<br />
uns auf den Weg zur Frauenkirche.<br />
Glücklicherweise gab es einen gesonderten<br />
Eingang für Pfadfinder, sonst<br />
hätten wir wie die anderen Besucher<br />
stundenlang anstehen müssen. Wer<br />
die Geschichte der Frauenkirche nicht<br />
kennt, dem erscheint sie auf den<br />
ersten Blick groß, pompös und tierisch<br />
kitschig. Doch wenn man sich<br />
mit den Leuten unterhält, die die<br />
Kirche besser kennen, wird einem<br />
schnell klar, dass alles so seine<br />
Ordnung hat. Schließlich ist sie originalgetreu<br />
nachgebaut und es ist<br />
schon ein erstaunliches Kunstwerk,<br />
wenn man bedenkt, dass alle<br />
Trümmersteine katalogisiert und<br />
genau dort eingesetzt wurden, wo sie<br />
sich vor der Bombardierung befanden.<br />
<strong>De</strong>r ökumenische Gottesdienst - vorbereitet<br />
von den Ringverbänden<br />
Sachsens - war sehr schön. Aus vier<br />
Ecken wurde das Friedenslicht in die<br />
Kirche getragen und in der Predigt<br />
thematisiert. Ein virtuoser Organist<br />
und ein sehr improvisationsbegeisterter<br />
Cellist begleiteten das Spektakel.<br />
Nach dem Gottesdienst war die Zeit<br />
gekommen Abschied von all den netten<br />
Leuten zu nehmen, die uns dieses<br />
schöne Wochenende ermöglicht hatten.<br />
Und so machten wir uns wieder<br />
auf den Weg durch die eisige Nacht<br />
gen <strong>Hamburg</strong>.
elaisvant<br />
Berlin, wat lieb ick dir<br />
Berlin. Haupt- und größte Stadt<br />
<strong>De</strong>utschlands und, kulturell wie historisch,<br />
unglaublich bedeutend. Und in<br />
Anbetracht ihrer Medienlandschaft<br />
sicher nicht weniger faszinierend als<br />
<strong>Hamburg</strong>. Grund genug für das<br />
relais an der von unserer Bundeszeitschrift<br />
„Auf neuem Pfad“ für<br />
Anfang <strong>De</strong>zember ausgeschriebenen<br />
Pressereise teilzunehmen, an die<br />
Spree zu pilgern und Berlin unsicher<br />
zu machen.<br />
Untergebracht im Tagunghaus „Alte<br />
Feuerwache“, just gegenüber dem<br />
Axel-Springer-Komplex, war bereits<br />
durch unsere Schlafstätte ein journalistisches<br />
Grundfeeling gegeben. Wie<br />
bei der <strong>Hamburg</strong>er Pressereise waren<br />
Dirk Schreiber-Werhahn (formerly<br />
known as Dirk Schreiber) und Diane<br />
Tempel-Bornett aus der Bundeszen-<br />
4<br />
trale mit von der Partie. Ähnlich der<br />
Politikszene scheint sich auch bei uns<br />
ein Trend zu Doppelnamen abzuzeichnen.<br />
Am ersten Abend ein kurzes<br />
Briefing für die nächsten Tage,<br />
wenig geschlafen und schon geht’s<br />
los:<br />
Die taz, auch bekannt unter dem<br />
Namen „die tageszeitung“, lud zum<br />
Beiwohnen einer echten Redaktionssitzung<br />
ein, einschließlich einer<br />
Redakteurin, die uns Neugierigen<br />
danach Rede und Antwort stehen<br />
sollte. Interessant zu sehen, wie<br />
andere (und bezahlte) Redaktionen<br />
ihre nächste Ausgabe planen.<br />
Interessant auch, dass selbst bei der<br />
taz nur mit Wasser gekocht wird. Und<br />
schön zu sehen, wie sich die<br />
Redaktion als wirkliches Team versteht<br />
und ein jeder und eine jede mit<br />
Herzblut bei der Sache ist. Wie sollte<br />
es bei diesem alternativen Blatt auch<br />
anders sein?<br />
„Nochmal nachfassen? Noch eine<br />
Ergänzung?“ Wohl die meist verwendeten<br />
Worte der Leiterin der<br />
Bundespressekonferenz an die wissbegierigen<br />
Teilnehmenden. Nach<br />
kurzem Benimmkurs ließ man uns<br />
Pfadfinder in die heilige Halle dieses<br />
drei Mal die Woche stattfindenden<br />
Ereignisses. <strong>De</strong>r Regierungssprecher<br />
musste sich von Journalisten großer<br />
und kleiner Zeitungen mit Fragen
zum Entführungsfall El-Masri löchern<br />
lassen. Nach dem Motto „viel reden<br />
und nichts sagen“ blieben diese mit<br />
viel Rumgedruckse der Befragten<br />
zumeist unbeantwortet. Die anwesenden<br />
russischen Berufskollegen<br />
schien weder die Sache zu interessieren<br />
noch konnten wir uns vorstellen,<br />
dass man dieser tratschenden,<br />
mit dem Handy telefonierenden oder<br />
schnarchenden Schreibertruppe den<br />
selben Konferenzknigge wie uns<br />
erteilt hatte.<br />
<strong>De</strong>r Besuch beim Bertelsmannhaus<br />
brachte uns außer einer Führung<br />
durch das für teuer Geld renovierte<br />
Gebäude samt Begutachtung all seiner<br />
medialen Gimmicks wie etwa<br />
einem gigantischen LCD-Bildschirm<br />
an der <strong>De</strong>cke nicht viel. <strong>De</strong>r angedachte<br />
Vortrag zur Stiftung wurde<br />
leider kurzfristig abgesagt und somit<br />
begnügten wir uns mit dem ästhetisch<br />
sicher fragwürdigen<br />
Innenausbau.<br />
Weitaus spannender der Besuch bei<br />
rbb, Radio Berlin-Brandenburg. Vom<br />
hauseigenen (quasi stillgelegten)<br />
Konzertsaal über auf bestimmte<br />
Akustik abgestimmte Aufnahmeräume<br />
für Hörspiele bis hin zum Set<br />
der Fernsehsendung polylux war für<br />
jeden etwas dabei. Einzig unange-<br />
5<br />
nehm war die latente Genervtheit<br />
des Mitarbeiters, der uns herumführte.<br />
Subtil ließ er uns<br />
Nachwuchsredakteure diese spüren<br />
wie auch, dass er sich selbst enorm<br />
witzig findet. Dies und nicht zuletzt<br />
die Länge des Besuchs gaben uns<br />
dann konzentrationsmäßig den Rest.<br />
Umstritten und dennoch unbestreitbar<br />
eindrucksvoll: Das Stelenfeld,<br />
das <strong>De</strong>nkmal für die ermordeten<br />
Juden Europas. Neben ein paar einführenden<br />
Worten unseres<br />
Begleiters, galt es das Feld für sich<br />
zu entdecken um anschließend noch<br />
den „Ort der Informationen“ - die<br />
unter den Stelen gelegene Einrichtung<br />
- zu besuchen. Dort finden sich<br />
weitergehende Informationen zum<br />
Holocaust.<br />
Berlin war in diesem Sinne und ist<br />
auch sonst immer eine Reise wert.<br />
Nicht nur wegen der günstigen<br />
Preise dort. Obwohl mich auch die<br />
Pizza für 2,90 Euro wieder dorthin<br />
locken könnte.<br />
relaisvant<br />
chris
elaisvant<br />
D E K I E K S C H A P P<br />
Das <strong>Hamburg</strong>er Teillager auf dem <strong>BULA</strong> 2006<br />
100 PRO - Die Welt gestalten …<br />
schon mal gehört? Richtig, das <strong>BULA</strong><br />
2006 läuft doch unter diesem Motto.<br />
Da findet ein gigantischer Friedenskongress<br />
statt, auf dem in den verschiedenen<br />
Zentren (Teillagern)<br />
Projekte gestartet werden, die ihren<br />
Teil zur Friedensschaffung in der Welt<br />
beitragen. Die Zentren befassen sich<br />
unter den verschiedensten Motti mit<br />
elementaren Themen wie Natur,<br />
Gesellschaft, Glaube, Kultur und<br />
Gerechtigkeit. Und ihr seid nicht nur<br />
einfache Teilnehmer, Ihr seid ProEFs<br />
- Projekt-Experten für Frieden.<br />
Indem sich in den verschiedenen<br />
PROshops und PROjekten mit den<br />
Elementen befasst wird, soll am Ende<br />
des Kongresses das große Ziel - der<br />
von Lutz Grymlas und steffco<br />
6<br />
Bau einer Schule in Afrika zusammen<br />
mit UNICEF - erreicht werden.<br />
Und was ist nun unser Part in diesem<br />
Kongress? Um diese Frage beantworten<br />
zu können haben sich Almut,<br />
Laura, Wiebke, Lutz, Andy und steffco<br />
zwei, drei Minuten hingesetzt und<br />
das Drehbuch<br />
für<br />
„<strong>De</strong> kiekschapp“geschrieben.<br />
Wir sind:<br />
<strong>De</strong> kiekschapp - Zentrum für Kinder.<br />
In unserem Filmstudio wird großes<br />
Fernsehen gemacht. Aber wie soll<br />
das von Statten gehen auf so einem<br />
Lager? Hast du schon mal ´ne DVD
gesehen, ohne dass der Player an der<br />
Steckdose steckte? Nein. Also verabschieden<br />
wir uns von diesen Hightech-Produkten<br />
und greifen<br />
auf die großartigen<br />
und<br />
trickreichen<br />
Unterhaltungstechniken<br />
vergangener Zeiten<br />
zurück. Das wird unter uns gesagt<br />
auch höchste Zeit. Wann hattest du<br />
denn deinen letzten Daumenkino-<br />
7<br />
Abend? Also wir machen in unserem<br />
Filmstudio mal ganz anderes<br />
Fernsehen. Unsere thematischen<br />
<strong>Schwerpunkt</strong>e liegen bei Kindern in<br />
aller Welt. Wir wollen uns in den verschiedenen<br />
Dokumentationen, Gameshows,<br />
Talkshows, Daumenkinos,<br />
Schattentheater und vielem mehr<br />
mit der Situation der Kinder in den<br />
verschiedenen Teilen dieser unserer<br />
Welt befassen.<br />
Da wir allerdings nicht zu sechst so ein Teillager auf die Beine stellen können,<br />
und weil wir unbedingt mit dir zusammen an diesem PROjekt - dem<br />
<strong>Hamburg</strong>er Teillager - arbeiten wollen, laden wir dich ein, deiner überschüssigen<br />
Energie und Kreativität freien Lauf zu lassen und mit anzupacken.<br />
Also noch mal für diejenigen zusammengefasst, die nicht so gut<br />
zwischen den Zeilen lesen können:<br />
1. Du sitzt spätestens am 03. August 2006 (für max. 80 €) in der<br />
Bahn, um bis zum 12. August 2006 am <strong>BULA</strong> 2006 teilzunehmen.<br />
2. Du möchtest die Klappe aufmachen und im <strong>Hamburg</strong>er Teillager<br />
- <strong>De</strong> kiekschapp - mitarbeiten.<br />
3. Du meldest dich bei almi-almut@web.de um den ersten Job<br />
deiner Fernsehkarriere zu erhaschen.<br />
4. Du bist beim Mitarbeiterwochenende vom 16.-18. Juni 2006 mit<br />
dabei.<br />
5. Infos zum <strong>BULA</strong> gibt's auf www.100pro.info.<br />
Wir sehen uns beim Dreh!<br />
Eure Teillagerleitung <strong>Hamburg</strong><br />
relaisvant
elaisvant<br />
Where the f... is Trillup?<br />
die LV-Nachlese<br />
Trillup. Wo zum Henker ist eigentlich<br />
Trillup? Ganz genau da, wo die<br />
Landesversammlung (LV) des VCP<br />
<strong>Hamburg</strong> im Jahre 2006 tagte. Und<br />
warum nicht in Cuxhaven, in<br />
Berensch kurz hinter Arensch? War<br />
doch schon immer dort.<br />
Ein kleiner Fauxpas des höchsten<br />
entscheidungsfindenden und -treffenden<br />
Gremiums führte zu einer<br />
winzigen Unpässlichkeit im Haushalt.<br />
Die LV war nämlich weise und mutig<br />
genug, die Kosten für die jährliche<br />
Versammlung zu senken und sich<br />
nach einer günstigeren Tagungsstätte<br />
umzusehen, da es 2005 finanziell<br />
8<br />
etwas eng wurde. Diskutiert, Kosten<br />
für die LV runtergefahren und abgestimmt.<br />
Doch leider war niemand<br />
clever genug festzustellen, dass die<br />
Landesversammlung sich mitten in<br />
der Tagung befand und wir das Geld,<br />
das gerade per Beschluss eingespart<br />
worden war, bereits ausgegeben hatten.<br />
Nachdem festgestellt worden war,<br />
dass sich keine Lokalität auftun<br />
wollte, die preislich mit dem<br />
bewährten Spaß in Berensch, kurz<br />
hinter Arensch, konkurrieren konnte,<br />
war es schon zu spät: Cuxhaven war<br />
belegt.<br />
Auch wenn das CISV-Heim in Trillup<br />
nicht ganz so komfortabel ist und<br />
auch die Musikanlage samt Mikros<br />
selbst herbei gekarrt werden musste,<br />
schienen sich die meisten doch wohl<br />
zu fühlen. Einige besonders<br />
engagierte Pfadfinder fanden als<br />
Küchenteam zueinander und begeisterten<br />
mit Kreativität und dem<br />
Ergebnis ihrer sorgfältigen Nahrungszubereitung.<br />
Selbst die aus<br />
Cuxhaven gehassliebten halben Eier<br />
mit Sardellenpaste fanden ihren Weg<br />
ins abendliche Buffet.<br />
Das Tagen, ja das gesamte Mitei-
nander auf der Landesversammlung<br />
hatte etwas - schon fast befremdlich<br />
- Angenehmes. Kontroverses und<br />
langes Diskutieren über einen strittigen<br />
Antrag zur Änderung der<br />
Landesordnung hielt die <strong>De</strong>legierten,<br />
Beauftragten und Gäste nicht davon<br />
ab, trotzdem ein höfliches und<br />
gepflegtes Verhalten gegenüber dem<br />
Anderen beziehungsweise Andersdenkenden<br />
oder -stimmenden an<br />
den Tag zu legen. Selten, aber schön.<br />
Zur Verwunderung und mitunter<br />
sicher auch zur Erheiterung trug die<br />
Wahl des Ombudsmenschen bei.<br />
Nachdem selbst nach mehreren<br />
Stichwahlen sich noch immer keine<br />
klare Mehrheit zu dem einen oder<br />
anderen der beiden übrig gebliebenen<br />
Kandidaten bekennen wollte,<br />
traten die beiden Betroffenen von<br />
ihrer Kandidatur zurück. Wie aus<br />
dem Zauberhut fanden sich zwei<br />
Teams und eine Einzelperson, die<br />
fortan für die Vermittlung in<br />
Krisensituationen im VCP <strong>Hamburg</strong><br />
zuständig sein wollten. Immerhin<br />
schenkte hier die klare Mehrheit<br />
einer Partei das Vertrauen: Lutz<br />
Grymlas. Auch wenn sich die Tagung<br />
dadurch um einige Minuten verlängerte,<br />
so ist das Pfadfinderleben<br />
wieder um eine skurrile Erinnerung<br />
reicher.<br />
Noch ganz kurz: <strong>De</strong>r Geschäftsführer<br />
Lars Hutschreuther ist entlastet und<br />
bestätigt in seinem Amt, ebenso<br />
unser aller Bildungsreferent Norbert<br />
„Bubi“ Bubeck. Die Landesvorsitzenden<br />
und die Beauftragten haben ihre<br />
Arbeit gut gemacht, der Imagefilm<br />
des relais war rechtzeitig fertig und<br />
konnte seine Premiere feiern. Eine<br />
Reisegruppe nach St. Petersburg für<br />
unser Projekt hat sich gefunden,<br />
<strong>Hamburg</strong> bereitet sich mit „Scouting<br />
100“ auf das Jamboree 2007 und mit<br />
„<strong>De</strong> Kiekschapp“ (Teillager <strong>Hamburg</strong>)<br />
9<br />
auf das Bundeslager des VCP dieses<br />
Jahr vor.<br />
War sonst noch was? Ach ja: Dirk<br />
Brüggemann, bis dieses Jahr im<br />
Vorstand der LV tätig und bekannt<br />
durch seine lange und erfolgreiche<br />
Laufbahn im VCP sowohl auf<br />
Stammes-, Landes- als auch<br />
Bundesebene, schließt mit der<br />
diesjährigen Landesversammlung<br />
mit der aktiven Pfadfinderarbeit in<br />
<strong>Hamburg</strong> ab. Auf Bundesebene werden<br />
wir ihn wohl noch mal wiedersehen,<br />
vielleicht auch auf dem einen<br />
oder anderen Bundeslager.<br />
Also, wo war nochmal Trillup? Da, wo<br />
die Landesversammlung 2006<br />
stattgefunden hat. Mal sehen, nach<br />
welchem Ort wir nächstes Jahr fragen<br />
werden.<br />
relaisvant<br />
chris
ansichtssache<br />
Motivation oder Beleidigung?<br />
„Du bist Goethe, Thyssen, Schumacher,<br />
Einstein oder Lilienthal. Du<br />
bist <strong>De</strong>utschland!“ Seit dem 26.<br />
September 2005 titelte eine Kampagne<br />
25 führender deutscher<br />
Medienunternehmen unter der Koordination<br />
der Bertelsmann-Gruppe mit<br />
solchen oder ähnlichen Slogans. Ziel<br />
der großangelegten Aktion war es,<br />
<strong>De</strong>utschland wieder „mehr Selbstvertrauen<br />
und Motivation“ einzuflößen<br />
und für mehr „Zuversicht und<br />
Eigeninitiative“ zu sorgen. Hierzu liefen<br />
Fernsehspots auf elf Sendern und<br />
viele renommierte Zeitungen und<br />
Zeitschriften veröffentlichten 61 verschiedene<br />
Anzeigen der Kampagne.<br />
Finanziert wurde die Aktion durch die<br />
Medien. Diese räumten für ihre<br />
Anzeigen und Fernsehspots ein<br />
Kostenvolumen von 30 Millionen Euro<br />
ein.<br />
<strong>De</strong>r mit der Forest Gump-Musik<br />
unterlegte, euphorische Fernsehspot<br />
sollte die Massen aufrütteln und<br />
<strong>De</strong>utschland ein neues Selbstwertgefühl<br />
geben. Die Menschen wurden<br />
angesprochen, endlich aktiv zu werden<br />
und sich für Veränderung und<br />
Verbesserung einzusetzen.<br />
Diese Motivation ist wichtig für ein<br />
<strong>De</strong>utschland, in dem einschlägige<br />
Zeitungen ständig mit dem Untergang<br />
der Gesellschaft, Schwarzarbeit,<br />
dem Ende des Standortes<br />
<strong>De</strong>utschland und anderen Hiobsbotschaften<br />
titeln. <strong>De</strong>nn dies schafft eine<br />
negative Grundstimmung in unserem<br />
Land, welches immer noch zu den<br />
reichsten Ländern der Erde und den<br />
Spitzenreitern des Exportgewerbes<br />
gehört. Schon der Psychologe<br />
Rosenthal bewies: Wer motiviert<br />
wird, arbeitet bedeutend effektiver.<br />
10<br />
Allerdings ruft der Titel „Du bist<br />
<strong>De</strong>utschland“ bei vielen Menschen<br />
ein seltsames Gefühl hervor. Gerade<br />
in <strong>De</strong>utschland mit seiner nationalsozialistischen<br />
Vergangenheit werden<br />
patriotische Phrasen - zum Glück -<br />
besonders hinterfragt. In diesem<br />
Land ist man daher sehr vorsichtig<br />
gewesen mit der Betonung eines<br />
nationalen Charakters. Bislang.<br />
Umso gewagter war diese Titelwahl.<br />
Wirklich laut wurde die Kritik jedoch<br />
erst, als unter anderem im Spiegel<br />
ein Foto von einer NSDAP-<br />
Kundgebung in Ludwigshafen von<br />
1935 auftauchte: Unter einem riesigen<br />
Hitler-Portrait prangten die<br />
Worte: „<strong>De</strong>nn du bist <strong>De</strong>utschland“.<br />
Hierauf folgte eine Welle des<br />
Protests. Man kritisierte zu Recht,<br />
dass Nazigrößen wie der Rüstungsfabrikant<br />
August Thyssen und der<br />
Wehrwirtschaftsführer und Stellvertreter<br />
eines NS-Reichsministers,<br />
Ferdinand Porsche als deutsche<br />
Vorbilder gezeigt und dann auch<br />
noch auf eine Stufe mit dem aus<br />
<strong>De</strong>utschland geflüchteten Albert<br />
Einstein gestellt wurden. Auch wenn<br />
eine Kampagne für Motivation sich<br />
nicht zwingend mit den Schattenseiten<br />
der Geschichte zu beschäftigen<br />
braucht, muss sie dennoch vernünftig<br />
recherchiert sein und darf keinesfalls<br />
solch plumpe Fehler und (für die<br />
Opfer) beleidigende Misstöne aufweisen.<br />
Außerdem leben Millionen <strong>De</strong>utsche<br />
Armut. Sie müssen jeden Cent zweimal<br />
umdrehen und sind so demotiviert<br />
wie nur irgend möglich. Für<br />
diese Menschen ist die Anzeigenkampagne<br />
von „Du bist <strong>De</strong>utschland“ ein
herber Schlag ins Gesicht. In Slogans<br />
wie „Ob du dein Ziel erreichst, oder<br />
nicht entscheidest du. Nicht das<br />
Schicksal.“ oder „Keiner aus deiner<br />
Familie hat es geschafft zu studieren?<br />
Was hat das mit dir zu tun? <strong>De</strong>r<br />
einzige, der über seinen Weg entscheidet<br />
bist du!“ wird den Leuten<br />
implizit vorgeworfen, nur SIE seien<br />
für ihr Elend verantwortlich und nur<br />
SIE könnten ihren Zustand ändern.<br />
Doch wo bleibt die „freie“ Entscheidung?<br />
Gibt es doch bei weitem nicht<br />
für alle Menschen in <strong>De</strong>utschland<br />
Arbeit.<br />
Täglich kämpfen Unzählige um ihre<br />
Jobs. Oft gehen sie ans Äußerste. Sie<br />
nehmen Lohnsenkungen, Arbeitszeitverlängerungen<br />
und vieles mehr hin,<br />
nur um letztendlich doch ihren Job,<br />
ihr Einkommen und häufig ihre mühsam<br />
aufgebaute Existenz zu verlieren.<br />
Diese Menschen sind es, die<br />
Motivation und Mut besonders nötig<br />
haben.<br />
Betrachtet man die Wirtschaftsinitiative<br />
„Partner für Innovation“ in<br />
deren Rahmen „Du bist <strong>De</strong>utschland“<br />
von der Bertelsmann-Gruppe initiiert<br />
und durchgeführt wurde, stellt man<br />
fest, dass dort genau die<br />
Unternehmen sitzen, die durch rigorose<br />
Entlassungen trotz Rekordgewinnen<br />
Schlagzeilen machten. Man<br />
sieht große Institutionen, wie die<br />
Bertelsmann-Stiftung und das<br />
Fraunhofer Institut, die den<br />
Sozialabbau und die Förderung von<br />
neoliberaler Wirtschaftsmacht an<br />
Stelle von Staatskontrolle vorantreiben<br />
und befürworten. Man findet<br />
dort auch unsere Bundesregierung,<br />
welche eben diesen Sozialabbau<br />
durchführt.<br />
Fest steht: Niemand, auch nicht die<br />
großen Printmedien-Verlage haben<br />
11<br />
ansichtssache<br />
das Geld um einfach gute Stimmung<br />
und Motivation ohne Gewinn und<br />
persönlichen Nutzen zu erzeugen.<br />
Welches Ziel hat also die Motivation?<br />
Motivierte Menschen meckern nicht,<br />
sie beklagen sich nicht über ihr hartes<br />
Schicksal und arbeiten effektiver.<br />
Motivierte Menschen nehmen auch<br />
mehr hin und sind eher bereit<br />
schlechte (Arbeits-)Bedingungen zu<br />
ertragen.<br />
Und sie hinterfragen weniger. Sie<br />
hinterfragen vor allem nicht, wenn<br />
ihnen von einer wunderbar einlullenden<br />
Motivationskampagne erzählt<br />
wird, nur sie hätten ihr Schicksal zu<br />
verantworten. Diese Kampagne stellt<br />
also die vielen, zu Recht unzufriedenen<br />
Menschen ruhig und verhindert<br />
ihre Kritik an den ungeheuren<br />
Vorgängen auf der Polit- und<br />
Wirtschaftsbühne.<br />
Motivation und gute Laune sind wichtig.<br />
Doch nicht nur für die Bevölkerung<br />
eines Landes, die sich dank<br />
„Du bist <strong>De</strong>utschland“ zukünftig fröhlich<br />
leidend selber den schwarzen<br />
Peter für die Misswirtschaft ihrer<br />
Regierung zuschiebt. Auch den<br />
Aufsichtsräten, Politikern und nicht<br />
zuletzt den Medien, die unaufhörlich<br />
über das Ende der „fetten Jahre“<br />
jammern, stünde ein wenig Optimismus<br />
und Tatendrang ganz gut zu<br />
Gesicht. Vielleicht würden sie dann<br />
endlich aufhören sich angeblich<br />
„unvermeidlichen Sachzwängen“ zu<br />
ergeben und endlich wieder das tun,<br />
was ihre Aufgabe ist: Ein sozial<br />
gerechtes und erträgliches Leben für<br />
alle Menschen in unserer Gesellschaft<br />
zu ermöglichen. <strong>De</strong>nn sie sind<br />
der Staat - doch wir alle sind die<br />
Gesellschaft. Wir sind <strong>De</strong>utschland!<br />
janek
schwerpunkt: <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
Pfadis gegen Rechts<br />
„Antisemit, mmh... das kommt<br />
bestimmt aus dem Lateinischen.“<br />
„Anti heißt gegen und Semi heißt<br />
halb.“ „Also sind das Leute, die halb<br />
gegen irgendwas sind. Wahrscheinlich<br />
so eine Art Halbnazis.“<br />
Viele Jugendliche wissen heute nur<br />
noch wenig über das Dritte Reich,<br />
seine Begrifflichkeiten und heutige<br />
Ausprägungen. Man sollte meinen,<br />
dass die Schule doch eigentlich dieses,<br />
für <strong>De</strong>utschland auch heute noch<br />
so wichtige, Thema zur Genüge lehrt.<br />
Doch genau dort steckt der<br />
Knackpunkt.<br />
Die Lehrpläne sehen das Thema<br />
Nationalsozialismus für ein ganzes<br />
Schuljahr vor. In dieser Zeit müssen<br />
unzählige Aspekte, vom Holocaust bis<br />
zur Nazi-Erholungsorganisation „Kraft<br />
durch Freude“, behandelt werden. Es<br />
gibt dazu eine Reihe von, unterschiedlich<br />
guten, Arbeitsmaterialien,<br />
die all dies beleuchten. Oft schwingt<br />
für viele dabei der altbekannte „erhobene<br />
Zeigefinger“ mit. Er weist darauf<br />
hin, dass diese ungeheuren,<br />
unsühnbaren Verbrechen hier in<br />
<strong>De</strong>utschland, von <strong>De</strong>utschen begangen<br />
wurden. Viele Menschen, egal<br />
welchen Alters fühlen sich dabei<br />
angegriffen und schuldig und wollen<br />
nichts davon hören. Das betrifft<br />
besonders die Schüler. Sie verweigern<br />
sich irgendwann der Fülle der<br />
<strong>De</strong>tails und bei vielen wirft sich die<br />
Frage auf, warum sie überhaupt über<br />
dies Vergangene hören sollen, statt<br />
sich mit der für sie scheinbar viel<br />
relevanteren Gegenwart zu beschäftigen.<br />
Man muss diesen Menschen klar<br />
machen, dass sie nichts für das können,<br />
was ihre Eltern und Großeltern<br />
verbrochen haben. Es ist wichtig,<br />
12<br />
dass die <strong>De</strong>utschen<br />
verstehen, wie grundlegend<br />
eine objektive<br />
Beschäftigung mit den Verbrechen<br />
der Nazis und aller Menschen, die<br />
wegsahen, ist, um zu verhindern das<br />
ein solches Verbrechen sich wiederholen<br />
kann. <strong>De</strong>nn Schuld hat nicht<br />
der, der die Geschichte kennt, sondern<br />
nur, wer nicht aus ihr lernt.<br />
In diesem Sinne fanden die RRs des<br />
Harburger Stammes „Ulrich von<br />
Hutten“ (UvH), nach langer Suche, zu<br />
ihrem Jahresthema.<br />
Traditionell finden sich bei UvH die<br />
über 15-Jährigen, die ihrer Sippe entwachsen<br />
sind regelmäßig im RR-Pool<br />
des Stammes und arbeiten, spielen,<br />
singen, lachen, essen und trinken zu<br />
einem selbstgewählten Jahresthema.<br />
Dieser Pool trägt sich selbst und wird<br />
nicht geleitet, jeder trägt seinen Teil<br />
zur Vorbereitung und Durchführung<br />
bei.<br />
Leider schlief diese gute und wertvolle<br />
Arbeit des Stammes in den vergangenen<br />
Jahren langsam ein. Sippen<br />
lösten sich auf, ohne dass die Sippies<br />
beim Stamm verblieben, andere<br />
Aktionen erhielten Vorrang – man<br />
kennt sowas ja.<br />
Dieses Jahr starten die RRs aber endlich<br />
wieder voll durch. In monatlichen<br />
Treffen arbeiten acht bis 15 motivierte<br />
Jugendliche in geselliger Runde.<br />
Das erste Treffen stand – relativ kurzfristig<br />
- unter dem Motto:<br />
„(Neo-)Nazis in Harburg und<br />
Neugraben“. Man erarbeitete <strong>De</strong>finitionen<br />
zu den Themen Antisemitismus,<br />
Nationalsozialismus, Neonazi,<br />
Skinhead, Rassismus und Faschismus.<br />
Gar nicht so einfach!<br />
Überrascht vom vollen Erfolg des
Treffens und der Begeisterung mit<br />
der sich alle ins Thema stürzten,<br />
beschloss man kurzerhand, sich ausführlicher<br />
und über längeren<br />
Zeitraum mit dem Thema zu beschäftigen.<br />
Es folgte ein Filmabend zum Thema:<br />
„Malcolm History X“ für’s geistige und<br />
Hot Dogs für’s leibliche Wohl schufen<br />
eine gute Grundlage für die weitere<br />
Planung.<br />
Als nächstes wird es auf eine<br />
Alternative Rundfahrt durch den<br />
<strong>Hamburg</strong>er Hafen, auf den Spuren<br />
der Naziverbrecher und ihrer<br />
Widersacher gehen. Dieses empfehlenswerte<br />
Angebot kann von Gruppen<br />
auch in vielen weiteren Variationen<br />
und durch andere Gebiete beim<br />
Landesjugendring gebucht werden.<br />
Im Mai, so die weitere Planung wird<br />
UvH auch den landesweiten tReffeR<br />
themenbezogen ausrichten und so<br />
auch den RRs anderer Stämme die<br />
Gelegenheit geben sich mit dem<br />
Thema zu befassen.<br />
Ziel des ganzen Projektes wird die<br />
Vorbereitung einer Stellwand sein.<br />
Mit dieser wird UvH dann bei einer<br />
der leidigen öffentlichen Heim-<br />
13<br />
schwerpunkt: <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
suchungen Harburgs durch die NPD<br />
vertreten sein. Natürlich wird sich<br />
UvH, wie es der Stamm BAS bei ähnlichen<br />
Aktionen in der Vergangenheit<br />
schon getan hat, von der Antifa und<br />
ihrem, nicht immer ganz friedlichen,<br />
Protest distanzieren. Ziel der Aktion<br />
wird Aufklärungsarbeit und gewaltloser<br />
Widerstand gegen die menschenverachtende<br />
Propaganda der „Freien<br />
Kameradschaften“ und der nicht<br />
weniger radikalen NPD sein. Aufklärung<br />
und Information über die<br />
Aktivitäten der verfassungsfeindlichen<br />
Rechten in Harburg und<br />
Neugraben und deren ewig verehrte<br />
Mahnmale und Gedenkorte wo alljährlich<br />
einige der Altnazis mit ihrem<br />
Nachwuchs den schändlichen<br />
Verbrechern des Nationalsozialismus<br />
wohlwollend gedenken.<br />
Diese Aufklärung ist wichtig für eine<br />
gute Jugendarbeit, nicht nur damit<br />
wir als Gruppenleiter nicht ins<br />
Stammeln geraten, bei der Frage<br />
nach dem Antisemitismus und den<br />
Verbrechen der Nationalsozialisten<br />
oder ihrer heutigen Auswüchse.<br />
janek
schwerpunkt: <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
<strong>De</strong>finitionen<br />
erarbeitet vom RR-Pool des Stammes UvH<br />
Neonazi<br />
Als Neonazi bezeichnet man einen Anhänger nationalsozialistischen oder<br />
faschistischen Gedankengutes, der erst nach dem Zweiten Weltkrieg und<br />
dem Ende des so genannten Dritten Reiches aktiv wurde.<br />
Entsprechend ihrem historischen Vorbild, der SA, sehen sich die Neonazis<br />
vor allem als politische Straßenkämpfer. Ihr Zusammengehörigkeitsgefühl<br />
resultiert entsprechend aus gemeinsamen öffentlichen Aufmärschen und<br />
dem gemeinsamen Bekenntnis zum Nationalsozialismus.<br />
Durch das allmähliche Aussterben der Altnazis aus der Zeit des<br />
Nationalsozialismus wandelte sich die Neonazi-Szene in <strong>De</strong>utschland. Was<br />
den Neonazis heute an „weltanschaulich-theoretischem Tiefgang“ fehlt, wird<br />
durch Gewalt und provozierendes Auftreten nach außen wettgemacht.<br />
<strong>De</strong>r neonazistischen Szene gehörten im Jahr 2000 bundesweit etwa 2.200<br />
Personen an, die größtenteils in rund 150 lokalen und regionalen, meist<br />
autonomen Kameradschaften organisiert sind.<br />
Antisemitismus<br />
Antisemitismus ist die Bezeichnung der Diskriminierung und Verfolgung von<br />
Juden und jüdischstämmigen Menschen. Er stützt sich historisch auf rassistische<br />
Vorurteile (Juden seien geizig, geldgierig, verschlagen, vergifteten<br />
Brunnen, verspeisten Kinder, …) und führte seit der Zerstörung Jerusalems<br />
im Jahre 70 n.Chr. in vielen Ländern zu schweren Ausschreitungen und<br />
Progromen gegen die jüdische Bevölkerung.<br />
Wesentliche Grundlage des Antisemitismus der Neuzeit ist die<br />
„Weltverschwörungstheorie“. Ihr zufolge strebt das „Weltjudentum“ nach der<br />
„zionistischen Weltherrschaft“ und hat diese schon in Teilen verwirklicht. So<br />
seien die USA und viele weitere Länder lediglich noch Befehlsempfänger des<br />
„jüdischen Finanzimperiums“. In jüngerer Zeit kritisieren zunehmend<br />
Antiimperialisten das Zusammenspiel der USA und Israels (der Staat der<br />
Juden, u.a. gegründet auf Grund der Shoa/des Holocausts) im Kampf gegen<br />
den Terrorismus. Dies führt oft zur Solidarisierung mit „dem<br />
Befreiungskampf des palästinensischen Volkes“. Manche Gruppen gehen<br />
dabei so weit, Israels Existenzrecht zu verneinen.<br />
Nationalsozialist (Nazi)<br />
Als Nationalsozialisten (kurz: Nazis) bezeichnet man die Anhänger der in<br />
den 1920er Jahren von Adolf Hitler gegründeten NSDAP und ihrer<br />
Weltanschauung. Kernelemente ihrer Ideologie waren Antisemitismus,<br />
Rassismus (die „arische Herrenrasse“ gegenüber den „Untermenschen“)<br />
und eine Volksgemeinschaft nach dem „Führerprinzip“ sowie der Doktrin<br />
vom ständigen Kampf der Völker um Lebensraum, in dem sich nur der<br />
Stärkste durchsetzt.<br />
Die Nationalsozialisten ermordeten zwischen 1933 und 1945 mehr als 6<br />
Millionen Menschen.<br />
14
Faschismus<br />
<strong>De</strong>r Ausdruck Faschismus bezeichnet historisch das rechtsextremistische<br />
Regime Benito Mussolinis (1919-1945) in Italien. <strong>De</strong>r Begriff leitet sich aus<br />
dem italienischen fascio (Bund oder Bündel) ab, dass für Einheit, Kraft und<br />
Gerechtigkeit stehen sollte. <strong>De</strong>r Faschismus ist pauschal nicht mit dem<br />
Nationalsozialismus gleichzusetzen. <strong>De</strong>r Rassismus und der Antisemitismus,<br />
der wie der menschenverachtende Terror kennzeichnend für den<br />
Nationalsozialismus war, hatte in den Ideologien und der Praxis des italienischen<br />
Faschismus keine entsprechende Bedeutung. Während Hitler einen<br />
völkischen Rassestaat errichten wollte, strebte Mussolini nach einem starken<br />
Führerstaat unter der Einbindung alter Eliten. Generell lässt sich Faschismus<br />
vielleicht als ein mit Gewaltherrschaft verwirklichtes Diktat beschreiben. Seit<br />
den frühen zwanziger Jahren wurde er von Kommunisten und<br />
Sozialdemokraten mit einem militanten Antikommunismus und<br />
Spätkapitalismus gleichgesetzt.<br />
Skinhead<br />
Die Skinhead-Bewegung (dt. Glatzkopf) entstand 1969 in den<br />
Arbeitervierteln Großbritanniens als unpolitische oder eher linke, interkulturelle<br />
Jugendprotestbewegung. Anfangs war es eine Bewegung weißer<br />
Arbeiterkinder und Arbeiterkindern aus Jamaika und den westindischen<br />
Inseln, mit denen sie aufwuchsen. Gemeinsames Interesse war vor allem die<br />
Musik: Reggae, Ska und Calypso. Sie grenzten sich über ihre Kleidung und<br />
ihre kurzen Haare oder Glatzen von den Hippies ab. In den 1970ern spaltete<br />
sich die Szene auf und ein Großteil der weißen Skins geriet unter rechtsextremen<br />
und nationalistischen Einfluss. In den 1980er Jahren kam die<br />
Bewegung nach <strong>De</strong>utschland, wo sie sich mit der Neonazi-Szene mischte.<br />
Die Skinhead-Bewegung lässt sich grob einteilen in traditionelle, unpolitische<br />
(„OI!“ oder „Trojan“) Skins, in die linksradikalen „Redskins“ und „RASH“-<br />
Skins (Red and Anarchist Skinheads), in die „SHARP“-Skins (Skinhead<br />
Against Racial Prejudice) sowie die rechtsradikalen (oft neonazistischen)<br />
Skins, welche die mit Abstand größte Gruppierung bilden.<br />
Rassismus<br />
Rassismus ist letztendlich eine andere Form der Fremdenfeindlichkeit. Er<br />
drückt sich darin aus, dass reelle oder erdachte Unterschiede zwischen<br />
Menschen in Körper oder ethnischer Abstammung zum Nachteil des anderen<br />
ausgelegt werden.<br />
Die Diskriminierung des Fremden richtet sich immer gegen die Schwächeren.<br />
Sie lässt sich überall in der Geschichte (Kolonialismus, Hexenverbrennungen<br />
und vor allem Nationalsozialismus) wiederfinden.<br />
Laut der UNESCO sollte der Begriff Rasse heute nicht mehr im<br />
Zusammenhang mit Menschen verwendet werden, weil er in der Geschichte<br />
der Menschheit zu oft missbraucht worden ist.<br />
Rassismus ist heute weitestgehend unter Strafe gestellt (§§ 130, 131 StGB).<br />
<strong>De</strong>nnoch gelingt es rechtsextremen Gruppierungen immer wieder die<br />
Verbote zu umgehen.<br />
15<br />
schwerpunkt: <strong>Rechtsextremismus</strong>
schwerpunkt: <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
Braune Zecken muss man ziehen<br />
Schon seit Jahren existiert in Harburg<br />
eine lose Gruppe von Neonazi-Skins,<br />
die sich hauptsächlich aus jungen<br />
Männern aus Wilstorf, Sinstorf und<br />
dem angrenzenden niedersächsischen<br />
Meckelfeld rekrutiert. In den<br />
letzten Jahren fielen sie weniger<br />
durch politische Aktionen als mehr<br />
durch Besäufnisse und Schlägereien<br />
vor allem auf Stadt- und<br />
Schützenfesten auf. Trotzdem verstanden<br />
sich die Beteiligten als<br />
„Nationalisten“ oder „Nationaldemokraten“<br />
und brachten dies auch durch<br />
rassistische Pöbeleien und Übergriffe<br />
gegen Migranten und Antifaschisten,<br />
sowie das Sprühen faschistischer<br />
Parolen eindeutig zum Ausdruck.<br />
Einzelne Mitglieder waren zudem<br />
regelmäßig auf Neonazi-Aufmärschen<br />
im gesamten norddeutschen Raum<br />
vertreten. Seit Anfang letzten Jahres<br />
lässt sich jedoch eine qualitative und<br />
quantitative Änderung feststellen, die<br />
sich nicht nur in den von ebem die-<br />
16<br />
sem Kreis organisierten öffentlichen<br />
Veranstaltungen manifestiert. Auch<br />
das Stören linker Veranstaltungen<br />
und der Versuch, Daten und Fotos<br />
von Antifaschisten zu sammeln<br />
gehört seit einiger Zeit zu ihrem<br />
Aktionsfeld.<br />
So kam es im Frühjahr 2005 anlässlich<br />
von Infotischen der NPD oder der<br />
„Freien Kameradschaften“ vermehrt<br />
zu gravierenden Auseinandersetzungen<br />
zwischen Rechten und <strong>De</strong>monstranten<br />
in Harburg. Um die<br />
Eskalation zu dämpfen waren jedesmal<br />
unzählige Hundertschaften der<br />
Bereitschaftspolizei anwesend. Für<br />
die Fußgänger- und Einkaufszonen<br />
und den Harburger Bahnhof bedeutete<br />
dies den Ausnahmezustand. Auch,<br />
da für die Aufmärsche der Rechten<br />
und ihrer Widersacher oft stundenlang<br />
ganze Straßenzüge gesperrt<br />
oder durch Wasserwerfer blockiert<br />
wurden.<br />
Rechtsextreme zu erkennen wird<br />
* Auf Grund einer neuen Erfassungsmethodik sind die Zahlen ab<br />
dem Jahr 2001 mit denen aus den Vorjahren nicht vergleichbar.<br />
Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz
zunehmend schwieriger: Auf Kundgebungen<br />
rechter Gruppen kann es<br />
vorkommen, dass einem zwei Gestalten<br />
in Ché Guevara-T-Shirt und Pali<br />
über den Weg laufen. Auch solche<br />
Leute können Rechte sein. <strong>De</strong>nn<br />
immer häufiger verwendet die rechte<br />
Szene ursprünglich linke Symbolik<br />
und Kleidung um ihre Parolen und<br />
Propaganda zu verbreiten.<br />
So müssen auch Sprüche wie:<br />
„Gegen Intoleranz, Ausgrenzung<br />
und Gewalt!“ (Aufschrift<br />
eines Pappschildes<br />
auf einem Neonazi-Aufmarsch<br />
in Harburg am 5.<br />
März 2005) kritisch betrachtet<br />
werden. <strong>De</strong>nn zu glauben,<br />
dies sei eine universelle<br />
Forderung, die alle auf der<br />
schwerpunkt: <strong>Rechtsextremismus</strong><br />
* Die Zahlen sind zum Teil geschätzt und gerundet.<br />
** In die Statistik sind als gewaltbereit nicht nur tatsächlich als<br />
Täter/Tatverdächtige festgestellte Personen einbezogen, sondern<br />
auch solche Rechtsextremisten, bei denen lediglich Anhaltspunkte für<br />
Gewaltbereitschaft gegeben sind.<br />
*** Nach Abzug von Mehrfachmitgliedschaften innerhalb der<br />
Neonazi-Szene.<br />
Quelle: Bundesamt für Verfassungsschutz<br />
17<br />
Welt lebenden Menschen einschließt,<br />
ist schlichtweg falsch. Vielmehr reduziert<br />
sich ihre Aufforderung darauf,<br />
selbst toleriert und nicht ausgegrenzt<br />
zu werden. Auf andere Menschen<br />
wird dabei keine Rücksicht genommen.<br />
Daher ist es wichtig, dass<br />
rechtsradikalen und nationalsozialistischen<br />
Ideen auch weiterhin kein<br />
Verständnis entgegengebracht wird.<br />
<strong>De</strong>nn Faschismus ist keine Meinung,<br />
sondern ein Verbrechen.<br />
Und genauso sollte er auch<br />
behandelt werden.<br />
janek & chris
-seite<br />
Sex and Crime im Altersheim<br />
Jeder Kriegsdienstverweigerer stellt<br />
sich früher oder später die gleiche<br />
Frage: Wo mache ich meinen<br />
Zivildienst? <strong>De</strong>r vom Tatendrang<br />
gepackte Felix hat sich in seiner<br />
lobenswerten Intention Gutes zu tun<br />
für den Dienst im Altersheim „Villa<br />
Sonnenschein“ entschieden. Dabei<br />
ahnt er anfangs noch nicht, was an<br />
diesem Ort alles auf ihn zukommen<br />
wird: eine unmenschliche Heimleiterin,<br />
die süße Bestattungs-<br />
Auszubildende Melanie und ein<br />
dubioser Arzt mit Cabrio und<br />
Starallüren. Nicht zu vergessen die<br />
sehr eigensinnigen Bewohner des<br />
Heims, sowie die Zimmereinrichtungsgegenstände<br />
von Eberkopf über<br />
Topfpflanze bis hin zur Lampe, die<br />
allesamt nach und nach zu sprechen<br />
beginnen.<br />
Felix hat also mit so einigem klar zu<br />
kommen, doch in erste Linie beschäftigt<br />
ihn seine frische Liebe zu<br />
Villa Sonnenschein – Sex and Crime im Altersheim!<br />
Schmidt Theater, Spielbudenplatz 24-25, 20359 <strong>Hamburg</strong><br />
Tickets ab 11,00 € (25 % Ermäßigung für Schüler und Studenten)<br />
Tel.: 040 - 31 77 88 99<br />
18<br />
Melanie, die diese nur leider nicht<br />
erwidern will. Hier jedoch beginnen<br />
Heimbewohner und Zimmerdekoration<br />
einzugreifen, um Felix zu seinem<br />
großen Glück zu verhelfen.<br />
Das Musical Villa Sonnenschein ist bis<br />
Ende April noch an vielen Abenden im<br />
Schmidt Theater zu sehen. Die<br />
Charaktere werden zum Teil durch<br />
Puppen dargestellt. Es greift auf<br />
äußerst amüsante Weise ernste<br />
Themen wie Liebe, Tod, und<br />
Zivilcourage auf, stets mit der richtigen<br />
Portion schwarzem Humor und<br />
toller Musik. Langweilig wird es nie<br />
und die Showeinlagen (z.B. die des<br />
tanzenden Kaktus' oder des Ukulele<br />
spielenden Arztes) sind Weltklasse.<br />
Die Kulisse ist mit viel Liebe zum<br />
<strong>De</strong>tail aufgebaut und der sprechende<br />
Eberkopf ist einfach zum Knutschen.<br />
dreipunkt
Elementar wichtig?<br />
Große Literatur oder einfach Schund?<br />
Die Kritiker waren uneins, verkauft<br />
hat sich das Buch trotzdem millionenfach.<br />
In über 25 Sprachen wurde der<br />
Roman „Elemantarteilchen“ des französischen<br />
Autors Michel Houellebecq<br />
übersetzt. Regisseur Oskar Roehler<br />
und Produzent Bernd Eichinger haben<br />
den Stoff nun verfilmt.<br />
Michael ist ein Wissenschaftsgenie<br />
der Molekularbiologie<br />
und mit 30 Jahren<br />
noch immer Jungfrau.<br />
Er erforscht die<br />
Möglichkeit, die<br />
Fortpflanzung vom<br />
Menschen zu trennen<br />
und den Fortbestand<br />
der Menschheit vom<br />
Geschlechtsverkehr<br />
unabhängig zu<br />
machen - ganz nach<br />
Aldous Huxleys Idee<br />
der „Schönen neuen<br />
Welt“. Sein Halbbruder<br />
Bruno, dessen<br />
Ehe kurz vor dem<br />
Aus steht, unterrichtet<br />
<strong>De</strong>utsch an einer<br />
Schule und fährt auf<br />
seine auf aufreizend gekleideten<br />
Schülerinnen ab. Als er bei einem<br />
Annäherungsversuch abblitzt, lässt er<br />
sich vollkommen aufgelöst in die psychatrische<br />
Klinik einweisen. Geschädigt<br />
durch die gemeinsame Hippie-<br />
Mutter, die ihre 68er-Einstellung in<br />
vollen Zügen auslebt und sich einen<br />
Dreck um ihre Kinder schert, sind<br />
beide Protagonisten der Liebe<br />
unfähig. Als Michael seine Jugendfreundin<br />
Annabelle wiedersieht und<br />
Bruno in einem Nudistencamp auf die<br />
sexuell äußerst agile Christiane trifft,<br />
scheint sich das Blatt für beide zu<br />
19<br />
wenden. Obwohl anfänglich die große<br />
Liebe zu winken scheint, kommt es<br />
wie immer anders.<br />
Auch wenn eine Verfilmung nie mit<br />
der literarischen Vorlage mithalten<br />
können wird, lohnt es sich den<br />
Streifen zu sehen. Vor allem geht es<br />
um die Geschichte zweier Brüder auf<br />
dem Weg zu sich selbst. Sie sind zwei<br />
Seiten einer Medaille, leben zwei<br />
Spielarten einer gestörten,<br />
gefühllosen<br />
Sexualität. Michael<br />
zurückgezogen und<br />
Bruno aggressiv nach<br />
außen gekehrt. <strong>De</strong>nnoch<br />
sind beide<br />
unfähig zu lieben. <strong>De</strong>r<br />
abgründige Psychotrip,<br />
zu dem der Film<br />
einlädt wird nur durch<br />
wenige heitere Szenen<br />
unterbrochen.<br />
Etwa dann, wenn<br />
bekannte Klischees<br />
der 68er boshaft der<br />
Lächerlichkeit preisgegeben<br />
werden. Die<br />
Schauspieler sind<br />
durch die Bank prominent<br />
und geben ihr Bestes: Ein<br />
heulender und emotional stark angeschlagener<br />
Moritz Bleibtreu (als<br />
Bruno) sowie der fast apathisch und<br />
stets nüchtern wirkende Christian<br />
Ulmen (als Michael) begeistern ebenso<br />
wie die ungeahnt einfühlsame<br />
Franka Potente (als Annabelle) und<br />
die nach saftigem Sex lechzende<br />
Martina Gedeck (als Christiane).<br />
Ein Film, der zum Lesen der weitaus<br />
radikaleren Vorlage einlädt.<br />
b-seite<br />
chris
infohagel<br />
Urkunde für Ehrenamtliche<br />
Ehrenamt zahlt sich aus. Das hat<br />
auch die Landesinitiative „<strong>Hamburg</strong><br />
engagiert sich“ erkannt und mit der<br />
Behörde für Soziales und Familie<br />
den „<strong>Hamburg</strong>er Nachweis“ - eine<br />
Urkunde für ehrenamtliche Arbeit -<br />
entwickelt.<br />
In dem Nachweis sollen die in<br />
Ehrenämtern, wie der Stammesoder<br />
Sippenleitung erworbenen<br />
Fähigkeiten und die Tätigkeiten und<br />
Arbeitsschwerpunkte wie Selbstund<br />
Fachkompetenz sowie soziale<br />
und methodische Kompetenz sichtbar<br />
und besuchte Fort- und<br />
Weiterbildungen aufgeführt werden.<br />
Informationen über die - für<br />
Bewerbungen sehr hilfreiche -<br />
Urkunde gibt's unter<br />
www.engagement.hamburg.de -><br />
„<strong>Hamburg</strong>er Nachweis über bürgerschaftliches<br />
Engagement“<br />
Imagefilm des relais nominiert<br />
für Oscar<br />
<strong>De</strong>r relais-Imagefilm, der auf der<br />
Landesversammlung 2006 seine<br />
vielumjubelte Weltpremiere feierte,<br />
ging trotz mehrfacher Nominierung<br />
bei der Oscar-Verleihung<br />
leider leer aus.<br />
Die Redaktion hatte<br />
sich Hoffnung gemacht,<br />
in den<br />
Kategorien „Bester<br />
Kurzfilm“, „Bester kurzer<br />
Dokumentarfilm“, „Bester Dokumentarfilm“<br />
sowie „Bester<br />
Imagefilm“ die begehrte Goldfigur<br />
zu ergattern. Schade!<br />
20<br />
Ein relais pro Jahreszeit<br />
Endlich ist die Redaktion soweit wieder<br />
vier Ausgaben pro Jahr anzufertigen.<br />
Das relais wird ab sofort<br />
pünktlich zum Jahreszeitenbeginn<br />
erscheinen.<br />
Redaktionsschluss ist jeweils drei<br />
Wochen vorher:<br />
Ausgabe 1: 1. März<br />
Ausgabe 2: 1. Juni<br />
Ausgabe 3: 1. September<br />
Ausgabe 4: 1. <strong>De</strong>zember<br />
relais ist rechtschreibaktuell<br />
Die Redaktion ist stets<br />
bemüht auf dem neuesten<br />
Stand zu sein.<br />
Auch bei der allseits<br />
beliebten Rechtschreibung.<br />
Bereits<br />
jetzt hält sich der<br />
Korrekturleser des relais an die<br />
Vorgaben der Rechtschreibreform<br />
von 2008. DUDEN, wir lieben dich!<br />
VCP <strong>Hamburg</strong> hat neue<br />
Homepage<br />
Seit der Landesversammlung 2006<br />
ist die neue Website des VCP<br />
<strong>Hamburg</strong> online. Das <strong>De</strong>sign orientiert<br />
sich stark am Internetauftritt<br />
des VCP auf Bundesebene.<br />
Wesentlich übersichtlicher, schöner<br />
und vor allem pragmatischer ist die<br />
neue gegenüber der alten Seite.<br />
Problemlos können sich nun über<br />
18-Jährige für Veranstaltungen auf<br />
Landesebene online anmelden,<br />
Minderjährigen bleibt die Möglichkeit<br />
die jeweilige Anmeldung als pdf<br />
zum Ausdrucken herunterzuladen.<br />
Die einzelnen Gremien und<br />
Arbeitskreise bekamen eigene<br />
Bereiche, die sie selbst gestalten<br />
und auf aktuellem Stand halten<br />
können.
<strong>De</strong>r Geschäftsführer<br />
<strong>De</strong>r Geschäftsführer führt die<br />
Geschäfte. Punkt. Noch Fragen? Ja?<br />
Nun gut, dann wollen wir mal sehen.<br />
Im Grunde genommen wirkt der<br />
Geschäftsführer in zwei Richtungen:<br />
Außerhalb unseres kuscheligen, kleinen<br />
Verbandes umstellt uns die kalte<br />
Welt des Vereinsrechtes, des Steuerrechtes,<br />
des Arbeitsrechtes (schließlich<br />
sind wir Arbeitgeber) und der<br />
Förderungsrichtlinien der Zuschussgeber.<br />
Dies bedeutet, dass Steuererklärungen<br />
an das Finanzamt abgegeben<br />
werden müssen. Für die Zuschussgeber<br />
müssen regelmäßig<br />
Antragsformulare, Mittelabforderungen<br />
und Verwendungsnachweise<br />
erstellt werden. Für den VCP<br />
<strong>Hamburg</strong> e.V. müssen Eintragungen<br />
im Vereinregister beantragt und<br />
manchmal auch wieder gelöscht werden.<br />
Als Arbeitgeber müssen wir<br />
Lohnsteueranmeldungen an das<br />
Finanzamt, Beitragsmeldungen an<br />
die Krankenkassen, Meldungen an<br />
die Berufsgenossenschaft erstellen<br />
und letztlich natürlich auch die<br />
Gehälter berechnen. Hin und wieder<br />
kommt auch mal ein Statistisches<br />
Amt und möchte ein paar Zahlen für<br />
die letzten fünf Jahre aufgeschlüsselt<br />
bekommen. Ihr seht, mit diesem<br />
Punkt ließe sich eine eigene relais-<br />
Ausgabe füllen.<br />
Aber natürlich muss ein Geschäftsführer<br />
auch unmittelbar am und für<br />
den Pfadi - also nach innen - tätig<br />
werden. Dies beginnt mit der Aufstellung,<br />
der Durchführung und dem<br />
Abschluss unseres Haushaltsplanes.<br />
In ihm führen wir jedes Jahr unsere<br />
zu erwartenden Einnahmen und die<br />
21<br />
was ist was<br />
von Lars Hutschreuther<br />
geplanten Ausgaben auf (im Zweifel<br />
fragen Sie Ihren Arzt oder LV-<br />
<strong>De</strong>legierten). Als Stammesleitung<br />
könnt ihr für eure Stämme und<br />
Gruppen Wandermark beantragen<br />
oder Zuschüsse für Teilnehmer aus<br />
einkommensschwachen Familien.<br />
Auch können Gruppenleiter Sonderurlaub<br />
und sogar Verdienstausfallentschädigungen<br />
erhalten, wenn sie<br />
mit den Pfadis unterwegs sind. Aus<br />
euren Mitgliedsbeiträgen werden<br />
sowohl Aufgaben der Bundes-,<br />
Landes- und Stammesebene finanziert.<br />
Dafür dass ihr eure Beiträge<br />
ermäßigt bekommt, wenn ihr in eine<br />
der Ermäßigungsgruppen fallt und<br />
dass der richtige Anteil eurer Beiträge<br />
im Stamm ankommt, sorgt<br />
ebenfalls der Geschäftsführer. Seid<br />
ihr auf Fahrt gewesen und jetzt sind<br />
eure Klampfe, Schuhe oder Freund<br />
bzw. Freundin weg? Für letzteres<br />
geht in euch - für Klampfe und Schuhe<br />
können wir versuchen von der<br />
Versicherung Geld zu bekommen<br />
(klappt sogar manchmal). Seit dem<br />
1. Januar 2006 haben wir außerdem<br />
eine Haushaltsordnung, die jedem<br />
Seminarteam nahe legt bei Planung,<br />
Durchführung und Abrechnung eng<br />
mit dem Geschäftsführer zusammenzuarbeiten.<br />
All dies sind nur die<br />
wesentlichen regelmäßigen Aufgaben.<br />
Darüber hinaus gilt: Wenn<br />
irgendwelche Behörden oder Pfadis<br />
den Geschäfsführer brauchen, dann<br />
muss er tätig werden (im Rahmen<br />
seiner Stellenbeschreibung!). Und<br />
das tut er gerne!
Hähnchen von Hansegrill - oder:<br />
Warum ich nichts gegen Schumis<br />
Geld habe<br />
Momentan bin ich echt ständig<br />
genervt. Ja ja, ich weiß, was Sie sich<br />
jetzt denken werden: <strong>De</strong>r ist doch<br />
immer genervt. <strong>De</strong>r hat doch nichts<br />
Besseres zu tun als rumzupöbeln.<br />
Immer nölt er uns am Ende des<br />
relais mit seiner schlechten Laune<br />
voll …<br />
Mit dieser Kritik muss ich wohl umgehen<br />
können, aber momentan ist es<br />
wirklich schlimm. Ich kann nicht mal<br />
mehr aus dem Haus gehen, ohne<br />
dass mir sofort wieder etwas übel<br />
aufstößt. Zum Kotzen ist das. Grund<br />
ist - natürlich - die Vogelgrippe. Und<br />
die Politik. Und Goleo. Verdammt, ich<br />
will trotzdem noch Hähnchen bei<br />
Hanse-Grill vorm Edeka einkaufen<br />
dürfen, ohne das Gefühl zu haben<br />
bald sterben zu müssen. Sieht sich<br />
denn niemand in diesem Land dazu<br />
imstande, diese dämliche Seuche<br />
zu bekämpfen? Hallo? Wir sind<br />
- rein einwohnertechnisch -<br />
das zwölftgrößte Land der<br />
Welt, sind G-8-Staat,<br />
Exportspitzenreiter,<br />
Friedensmacht, erfolgreichste<br />
Olympia-<br />
Nation, Vize-Weltmeister,<br />
Papst, akzeptieren<br />
Kyoto und den internationalenStrafgerichtshof<br />
und dann<br />
kommen wir nicht<br />
mit so einem dummen,<br />
dummen Virus<br />
zurecht? Ich find das<br />
unglaublich. Ich wandere<br />
aus.<br />
22<br />
Glücklich war ich zunächst<br />
als ich im<br />
Februar hörte, dass die<br />
Bundeswehr auf Rügen<br />
herangezogen würde<br />
um die Vogelgrippe zu<br />
bekämpfen. Ich stellte<br />
mir vor, wie die<br />
Jungs von der<br />
Luftwaffe in ihren<br />
Tornados sitzen<br />
und auf Zugvögel<br />
schießen würden,<br />
die es wagen sollten, die deutsche<br />
Grenze zu überfliegen. Aber Pustekuchen.<br />
Was haben die gemacht? Die<br />
haben die toten Vögel entsorgt. Na<br />
Bravo. Da hätte es auch gereicht, die<br />
Stralsunder Stadtreinigung vorbei zu<br />
schicken. Und anschließend haben<br />
die Staatsbürgerinnen und Staatsbürger<br />
in Uniform dafür gesorgt, dass<br />
alle Autos, die die Insel schlagartig<br />
verlassen wollten, gründlichst gereinigt<br />
wurden. Bitte was? Brauchen wir<br />
inzwischen zum Autowaschen eine<br />
Armee?<br />
Na ja, sicherlich ist sie dabei<br />
immer noch besser aufgehoben,<br />
als in den Fußballstadien<br />
zur Weltmeisterschaft.<br />
Wobei ja noch nicht mal<br />
ganz klar ist, ob die stattfinden<br />
kann.<br />
Wegen der<br />
Vogelgrippe.<br />
Sagt BILD.<br />
Sollte man<br />
mal drüber<br />
nachdenken, ob<br />
es nicht eh besser<br />
wäre, wenn sie<br />
abgesagt werden<br />
würde. Allein
schon, damit mich dieser blöde, halbbekleidete,<br />
singende Löwe mit diesem<br />
lächerlichen, sprechenden Ball<br />
auf seiner Hand nicht mehr zu Tode<br />
nerven kann. We’re the Love<br />
Generation? Dass ich nicht lache. Wir<br />
sind doch keine Hippies. Und ich kann<br />
kaum noch ungestört „Date My Mom“<br />
gucken, ohne dass mir im Werbeblock<br />
Jamba oder Zed oder wer auch<br />
immer ans Herz legt, diesen dämlichen<br />
Song auf mein Handy zu laden.<br />
Ohne Abo. Nur 3,95 Euro. Großes<br />
Tennis.<br />
Apropos Werbung: Das ist ja so was<br />
ekelhaft heutzutage. Das beginnt mit<br />
diesen nervigen Froop- und<br />
Fruchtzwergekindern und endet mit<br />
den „Du darfst“-Frauen, die versu-<br />
I m p r e s s u m<br />
Das relais ist eine Zeitschrift des VCP - Verband<br />
Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder - Land<br />
<strong>Hamburg</strong>.<br />
Redaktion und Herausgeber im Auftrag der Landesleitung:<br />
Christopher Ost, Christian Pohl, Janek Roisch<br />
Für das Mitwirken an dieser Ausgabe danken wir:<br />
Claudia Braun, steffco, Lutz Grymlas und Lars<br />
Hutschreuther<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge entsprechen<br />
nicht unbedingt der Meinung der Redaktion und der<br />
der Landesleitung.<br />
Gefördert von der Freien und Hansestadt <strong>Hamburg</strong>,<br />
Behörde für Familie und Soziales.<br />
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Auflage 400 Exemplare<br />
23<br />
chen zu flirten, indem sie ihre Brüste<br />
zusammenquetschen. Und ganz<br />
bestimmt will ich auch nichts über die<br />
„German-Kleinigkeit“ der Raffaelo-<br />
Dame wissen. Und was um alles in<br />
der Welt nützt es mir, wenn die „Du<br />
bist <strong>De</strong>utschland“-Fritzen sagen, ich<br />
sei Michael Schumacher? So ein Kinn<br />
möchte ich nicht haben. Und seine<br />
Frau will ich auch nicht (dann schon<br />
eher seine Schwägerin). Sein Geld<br />
nehme ich allerdings gerne. Und sein<br />
Auto auch. Damit könnte ich dann<br />
schnell wegfahren, wenn die nächste<br />
Epidemie droht.<br />
dreipunkt
Dirk geht.<br />
Das relais<br />
dankt einer<br />
Legende.