pdf format - European University Institute
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Fritz Hellwig<br />
© Archives historiques de l'Union européenne<br />
© Historical Archives of the <strong>European</strong> Union<br />
H: Ja, nun war die Bundesregierung noch bemOht - Westrick, hatte auch noch<br />
eine Zeitlang Interesse daran, deutsches Mitglied als Nachfolger von BlOcher<br />
zu werden. Das scheiterte aber an seiner Bedingung, dar1 er Prasident der<br />
Hohen Behorde werden mOsse. Das war bei den Proporz innerhalb der<br />
europaischen Institutionen witzlos, nachdem wir den Prasidenten der EWG<br />
Kommission hatten. Aber Westrick, der in der Anciennitat als Staatssekretar<br />
noch vor Hallstein in Bonn rangierte, war nicht bereit, nur Mitglied der Hohen<br />
Behorde zu werden. Der Vizeprasident-Posten war ja auch schon weg. Er war<br />
von den Deutschen nicht mehr besetzt worden, und den haben die<br />
Niederlander mit Spierenburg besetzt. Coppe war von Anfang an als eine Art<br />
Supernumerar Vizeprasident geworden, um den Belgiern ein douceur zu<br />
geben, weil der zweite Vizeprasident im Vertrag nicht erwahnt wird. Das war<br />
Coppe geworden. Also die beiden Vizeprasidenten waren vergeben.<br />
Naja, ich wurde also in Saas-Fee mit dieser Frage Oberrascht und bekam<br />
dann in den nachsten Tagen neben einem Telefongesprach mit Globke, einen<br />
langen Telefonanruf von Pferdmenges. "Herr Hellwig, Sie mussen uns aus<br />
der Verlegenheit helfen! Auch die Montanindustrie bejaht das sehr Jl<br />
• "Ja, wer<br />
denn?" Und dann kam noch ein Anruf von Sohl, damals Vorsitzender der<br />
Wirtschaftsvereinigung usw. Ich sagte: "Liebe Leute, ich bin noch in den<br />
Ferien. Wenn ich zuruckkomme, werde ich das erst einmal mit meinem<br />
Vorsitzer des Kuratoriums im Oeutschen Industrieinstitut besprechen. Ich bin<br />
ja geschaftsfOhrender Oirektor des Oeutschen Industrieinstituts uvd ohne die<br />
kann ich mich hier nicht entscheiden".<br />
Das Ganze stand naturlich unter dem Vorzeichen der Diskussion, die im<br />
Februar 1959 entbrannt war, als eine Zeit lang die Frage anstand, dar1 Erhard<br />
als Wirtschaftsminister aufhoren wOrde, um Bundesprasident zu werden. Die<br />
Nominierung. In dieser Phase hatten die Gazetten immer von Hellwig,<br />
Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses, als dem moglichen Nachfolger von<br />
Erhard gefaselt. Alles ohne irgend mein Zutun. Ich sage ja, in Bonn genannt<br />
zu werden ist genant. Das hat aber zu einer erheblichen Diskussion im<br />
Prasidium des BDI gefOhrt. 1m Prasidium des BDI war es vor allem eine<br />
Gruppe um Otto A. Friedrich, - dem das sowieso die ganze Zeit mir1fiel, dar1<br />
Herr Hellwig sowohl als Direktor des Industrieinstituts wie als Abgeordneter<br />
tatig war - und hat also gesagt, diese Doppelfunktion sollte die Industrie<br />
eigentlich nicht weiter zulassen, denn Herr Hellwig wOrde dann immer als der<br />
Sprecher der Industrie angesehen und wenn er etwas anderes sagte, dann<br />
wOrde man das wieder der Industrie prasentieren usw., das ware ja nicht gut.<br />
Auf meiner Seite fOr die FortfOhrung dieser Verbindung standen zwar Fritz<br />
Berg, Carl Neumann und Beutler usw., aber es gab doch ein unterirdisches<br />
Grollen bei einigen Leuten. Ich habe deswegen Herrn Neumann ganz offen<br />
HAEU AHUE HAEU AHUE<br />
gefragt: "Herr Neumann, bitte sagen Sie mir: Wir stehen in der Mitte der<br />
Legislaturperiode. In zwei Jahren werden Neuwahlen zum Bundestag sein.<br />
Wird im BOI das Prasidium nach wie vor der Meinung sein, daf!, ich Oirektor<br />
des Instituts bleibe, auch wenn ich ein Bundestagsmandat wieder annehme?<br />
Konnen Sie mir das garantieren?" Er sagte: "Herr Hellwig, wenn Sie mich so<br />
offen fragen, muf!, ich Ihnen sagen, das kann ich Ihnen nicht mehr<br />
garantieren". Ich sagte: "Herr Neumann, das reicht mir. Ich nehme dann den<br />
Ruf nach Luxemburg an, denn alles andere wurde zu einer fOr Sie wie fOr<br />
mich auf!,erst argerlichen Situation fOhren. Wenn ich im Sommer 1961 bei der<br />
nachsten Bundestagswahl ein Bundestagsmandat ablehne, mit der<br />
Begrundung, ich will das Industrieinstitut weiter leiten, dann heif!,t es in der<br />
Offent/ichkeit sofort, das war die Pression des BDl. Und wenn ich umgekehrt<br />
aus dem Industrieinstitut ausscheide, wei! ich das Mandat annehme, heif!,t es<br />
auch, die Industrie hat Herrn Hellwig rausgesetzt, wei! er ihnen nicht folgen