pdf format - European University Institute
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Fritz Hellwig<br />
H: Ich glaube, man kann ruhig sagen, es war eine gewisse Ratlosigkeit. Naturlich<br />
traf der Ruckschlag, der von Paris kam, nicht nur uns in der CDU, sondern er<br />
traf auch eine deutliche Mehrheit in der Versammlung des Europarats. Ich war<br />
selbst in dieser Sitzung im Europarat in der Versammlung, als die Nachricht<br />
von Paris kam und es hat also erregte rednerische Szenen in der<br />
Versammlung des Europarats gegeben: Ich vergesse nie die erregte Rede<br />
von Gerstenmaier. Irgendein Gegner der EVG wagte, die Pariser Haltung zu<br />
erklaren und verstandlich zu machen. Da ist Spaak aufgetreten und hat also<br />
auch in ebenso erregter Weise aile diese Versuche zuruckgewiesen. Also<br />
diese Ratlosigkeit und Enttauschung war nicht nur eine deutsche Sache. Fur<br />
uns war sie naturlich noch besonders mit der Person von Brentano<br />
verbunden, als dem Vorsitzenden der ad-hoc-Versammlung, die dieses Statut<br />
einer Europaischen Politischen Gemeinschaft ausgearbeitet hatte. Aber die<br />
englische Initiative war es ja dann, ich glaube Eden, der sagte, wir mussen<br />
aber eine andere Form, einen Modus vivendi finden, und es ist ja<br />
uberraschend schnell gekommen mit dem Beitritt der Bundesrepublik zur<br />
NATO. Wie gesagt, das habe ich aus der Strar1burger Perspektive weit mehr<br />
erlebt, als aus der Fraktion im Bundestag.<br />
L: Diese Vorschlage von Monnet, von Spaak, von den Niederlandern, wie man<br />
}etzt weitergehen konnte, 1955, haben Sie die auch aus Straf3burger<br />
Perspektive erlebt oder mehr aus Bonner Perspektive?<br />
H: Ja, wir haben in Strar1burg eine Initiative selbst entwickelt, indem in<br />
Abstimmung mit der Versammlung und dem Wirtschaftsausschur1 das<br />
Generalsekretariat des Europarats ein Memorandum vorlegte uber die<br />
verschiedenen Schritte zur Europaischen Integration und die einzelnen Dinge<br />
miteinander verglich und im Grunde genommen sagte, aile Vorschlage<br />
wurden zu einer Zersplitterung fUhren. Es kommt darauf an, dar1 man einen<br />
zentralen Vorschlag macht, ... es ging um Agrar, es ging um Verkehr und<br />
verschiedene andere Zweige, wo man also Substitute gewissermar1en fUr die<br />
europaische Zusammenarbeit vorschlug und das Votum aus der Sicht des<br />
Europarats damals war, es mur1 eine zentrale Initiative sein, die die<br />
Gesamtheit des Wirtschaftsgeschehens umfar1t. Um Gottes Willen nicht die<br />
Montanunion alleine lassen, denn dann ist sie sehr schnell in der Sackgasse<br />
einer Teilintegration, wegen der die anderen Zweige Wahrung, Zoll,<br />
Aur1enhandel usw. ubergreifenden Probleme, die innerhalb der Sackgasse<br />
der Montanindustrie fUr Europa gar nicht zu Ibsen sind.<br />
L: Nun ist der Vorschlag der Wirtschaftsgemeinschaft }a auf starke Bedenken,<br />
um nicht zu sagen, Widerstand beim deutschen Wirtschaftsminister gestof3en.<br />
Hat diese Diskussion innerhalb der Bundesregierung und der fOhrenden<br />
Regierungspartei,<br />
gelahmt, 1956 .... ?<br />
hat diese Diskussion die Politik der Bundesregierung<br />
HAEU AHUE HAEU AHUE<br />
H: ... bis 1955. Hier hat eine - wie ich glaube sagen zu durfen - wesentliche Rolle<br />
gespielt Franz Etzel. Franz Etzel, der ja deutsches Mitglied, Vizeprasident der<br />
Hohen Behbrde war, und gleichzeitig nominiert war, in dem Komitee der<br />
sogenannten "Drei Weisen" hinsichtlich des Problems der kunftigen<br />
Energieversorgung dieser Gemeinschaft, und das Ergebnis dieser Studie<br />
dieses Dreierkomitees war ja dann der Vorschlag, dar1 eine europaische<br />
Atomgemeinschaft, dar1 also die Kernenergie entwickelt werden musse. Etzel<br />
hat aber auch noch in Bonn naturlich einen Fur1 gehabt, das war immer der<br />
Wirtschaftsausschur1 der CDU. Er hat in kleinstem Kreise auch im Landhaus<br />
von Muller-Armack in Munstereifel, die Leute zusammengeholt, unter dem<br />
Vorsitz von Etzel, vor allem Muller-Armack, von der Groeben und noch der<br />
© Archives historiques de l'Union européenne<br />
© Historical Archives of the <strong>European</strong> Union<br />
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