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Zeittafel von Ammendorf

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<strong>Zeittafel</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Ammendorf</strong><br />

1940 Januar Extreme KÄlte. An mehreren Tagen werden Temperaturen unter –20 Grad C<br />

gemessen.<br />

Febr. SchlieÇung aller Schulen wegen strenger KÄlte.<br />

08.03. VerÉffentlichung der Polizeiverordnung Ñber die Kennzeichnung der polnischen<br />

Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Deren Kleidung muss mit einem AufnÄher<br />

(Gelber Grund mit schwarzem „P“) versehen werden.<br />

06.04. Bildung der Gemeinschaftssiedlung fÄr WerksangehÅrige Die Gemeinschaftsleitung<br />

wird benannt. Ihr gehÉren an:<br />

Herr Langholz HeimstÄttenweg<br />

„ Laupitz Leunaweg<br />

„ Hoffmann Leunaweg<br />

„ Rheude Siebenhufenstr.<br />

Auf dem GelÄnde der „Orgacid“ wird mit dem Aufbau einer groÇen AbfÑllanlage fÑr<br />

Kampfstoffe begonnen.<br />

Dr. Eugen MÅllney wurde im Verlaufe des Jahres 1939 zum Betriebsdirektor ernannt.<br />

01 05. Einsatz <strong>von</strong> auslÄndischen Zwangsarbeitern bei den Neubauten der „Orgacid“<br />

Bis zu 500 Personen werden monatlich eingesetzt.<br />

(Belgier, Bulgaren, Slowaken, Franzosen, Russen, Galizier, Spanier, HollÄnder,<br />

Tschechen, Italiener, TÑrken, Kroaten, Westukrainer).<br />

26.03. Das Hitlerjugendheim „Leo Schlageder“, neben dem Stadion, wird in Anwesenheit<br />

des Gauleiters Eggeling eingeweiht.<br />

21.09. Der Meilenstein an der Ortsausfahrt (Merseburger-StraÇe/ Weg nach Planena) wird<br />

versetzt. Er steht zwischen der BrÑcke Ñber die Elster und der BrÑcke Ñber die<br />

Steberske.<br />

Herbst Sperrballons und Vernebelungseinrichtungen die aufgestellt wurden, sollen<br />

die Industrieanlagen vor feindlichen Luftangriffen bewahren.<br />

Der Pfarrvikar Josef Brockmann betreut die katholische Gemeinde. Pfarrvikar Dr.<br />

SchlÄtz wird Pfarrer in GÑsten.<br />

Die untere Etage der katholischen Schule muss gerÄumt werden und wird <strong>von</strong> der<br />

Luftschutz-Polizei ( SHD ) besetzt.<br />

FÑr die Bewohner der Siedlung wurden vorhandene EntwÑsserungsstrecken im<br />

Tagebau „<strong>von</strong> der Heydt“ als Luftschutzbunker eingerichtet. Weitere Grubenbaue<br />

wurden in der NÄhe der Brikettfabrik in der Hochhalde vorgetrieben und zum<br />

„Luftschutz“ fÑr die BevÉlkerung vorbereitet.<br />

08.11. FÑr die Versorgungsperiode 18.11.-15.12.1940 erhalten die Haushalte eine<br />

Sonderzuteilung <strong>von</strong> 125gr. Kunsthonig fÑr das Weihnachtsbacken der Hausfrau.<br />

1941 01.01. ábereignung der Siedlerstellen.<br />

Die DoppelhÄlfte mit einer Kammer kostet 4672,-RM.<br />

„ „ zwei Kammern „ 4776,- „.


Im Keller der Friedenschule betreibt der Lehrer Karl Kiemle eine Seidenraupenzucht<br />

die zur Fallschirmseidenherstellung verwendet wird. Die SchÑler sammeln das Laub<br />

der MaulbeerstrÄucher als Futter, in der NÄhe der Schule und auf dem <strong>Ammendorf</strong>er<br />

Friedhof an der Kirche St. Katharina.<br />

03.03. In der „Friedrich StraÇe 8“ wird die spÄtere Schauspielerin Jutta Hofmann geboren.<br />

Seit 1986 ist sie als Professorin an der Hochschule fÑr Theater und Musik in Hamburg<br />

tÄtig.<br />

01.04. In der Lindner AG fand ein Sonderappell zum Eintritt der LehrlingsanwÄrter in die<br />

Betriebsgemeinschaft in Verbindung mit der Freisprechungsfeier der auslernenden<br />

Lehrlinge statt.<br />

Programmfolge:<br />

1. Musik: Alte Kameraden (Marsch)<br />

2. ErÉffnungsworte und Ausspruch vom FÑhrer<br />

3. Gemeinsames Lied: Nur der Freiheit gehÉrt unser Leben<br />

4. Gedicht: Die Hirne erdenken, die HÄnde vollenden<br />

5. Ansprache des BetriebsfÑhrers<br />

6. Musikdarbietung: Am Lagerfeuer (CharakterstÑck <strong>von</strong> Siede)<br />

7. Worte des Betriebsobmannes und FÑhrergedenken<br />

8. Schlusslied: VorwÄrts, vorwÄrts schmettern die hellen Fanfaren<br />

23.03. Nach mehrmonatiger Bauzeit wird der aus Stahlbeton errichtete Hochbunker auf dem<br />

Fichteplatz fertig gestellt. Er verfÑgt in zwei Etagen Ñber 309 Sitz- und 200<br />

LiegeplÄtze Dieser Bunker gewÄhrte der <strong>Ammendorf</strong>er BevÉlkerung Schutz bei<br />

Luftangriffen. Selbst einige Bombentreffer richteten keinen Schaden an. Nach 1945<br />

wird der Bunker abgerissen. Aus Moniereisen fertigt ein KÑnstler den Kreuzweg an,<br />

der an einer Wand der katholischen Kirche St.Marien (SiebenhufenstraÇe (jetzt<br />

Alfred-Reinhardt-StraÇe) angebracht wird.<br />

22.06. Die Deutsche Wehrmacht ÑberfÄllt die Sowjetunion.<br />

Deutschland erklÄrt den USA den Krieg.<br />

1942 01.01. ábereignung der Siedlerstellen des zweiten Abschnittes der Leuna-Siedlung.<br />

05.01. In der Gotfried Lindner AG wird der Neujahrs – Betriebsappell in Anwesenheit des<br />

Gau-Leiters und Staatsrates Eggeling und zahlreicher Vertreter der NSdAP, der<br />

BehÉrden, Wehrmacht und Wirtschaft durchgefÑhrt. Die Ansprache hielt der<br />

BetriebsfÑhrer Pg. Walter Rahm.<br />

Im FrÑhjahr werden die Lebensmittelrationen gekÑrzt.<br />

08.09. Wahl der Leitung der Siedlergemeinschaft (Leuna-Siedlung).<br />

Ihr gehÉren an:<br />

Herr Langholz<br />

„ MeiÖner<br />

„ Rheude<br />

„ Leuter<br />

„ Laupitz<br />

„ Engelhard<br />

„ Rokohl<br />

„ SchÅllner<br />

„ Fricke<br />

„ Hoffmann<br />

Der Bau- und Sparverein <strong>Ammendorf</strong> errichtet 9 und an anderer Stelle 26<br />

Eigenheime.


Die Riebeckschen Montanwerke bauen 10 Eigenheime.<br />

Oktob. Die Fleischrationen pro Woche werden <strong>von</strong> 300gr. auf 350gr. erhÉht.<br />

Das gilt fÑr Erwachsene, Kinder erhalten geringere Zuteilungen.<br />

Bei der Herbstbesichtigung der <strong>Ammendorf</strong>er SchÑler wurde die erfreuliche Feststellung<br />

gemacht, dass <strong>von</strong> 232 Kindern der Mittelschule nur 15 Jungen und 15 MÄdel<br />

des Schwimmens unkundig waren.<br />

24.10 Durch KdF (Kraft durch Freude) wurden fÑr das Kriegs-WHW (Winterhilfswerk)<br />

vom Gaumusikzug des RAD (Reichsarbeitsdienst) und <strong>von</strong> einem Musikkorps der<br />

Wehrmacht zwei Platzkonzerte vor dem Rathaus durchgefÑhrt.<br />

25.08. anlÄsslich der 2. ReichsstraÇensammlung fÑr das Kriegs-WHW fand ein MÄnnerchor-<br />

Festkonzert im „Goldenen Adler“ statt. Es wirkten mit: Die Chorgemeinschaft des-<br />

Siebenbrodtschen MÑnnerchores, der MÄnnergesangsverein Schkopau und ein<br />

BlÄserquintett der Kameradschaft ehemaliger MilitÄrmusiker. Die Leitung hatte<br />

Rudolf Siebenbrodt.<br />

20.10. Die MNZ schreibt: „Neue Gleisschleife vor der Vollendung- FÑr die BerufstÄtigen-<br />

Anfang November Durchgangsverkehr. In <strong>Ammendorf</strong> sind auf dem GelÄnde Ecke<br />

Hallesche StraÖe – FriedenstraÖe, auf dem bisher KleingÄrten standen, Arbeiten zum<br />

Bau einer Gleisschleife im Gange. Gestern wurden sie an die durchgehenden Gleise<br />

der Merseburger áberlandbahn angeschlossen.<br />

26.10. Die Siedlergemeinschaft <strong>Ammendorf</strong> hielt einen Kameradschaftsabend ab, mit dem<br />

eine PrÄmierung <strong>von</strong> einzelnen Siedlerstellen verbunden war. Der<br />

Gemeinschaftsleiter, Pg. (Parteigenosse) Langholz, konnte 47 Preise fÑr vorbildliche<br />

Bewirtschaftung <strong>von</strong> Siedlerstellen verteilen, die vom Ammoniakwerk Merseburg<br />

(Leuna Werk) gestiftet waren.<br />

Im Verlaufe des Jahres wurden rund um <strong>Ammendorf</strong> zur Luftverteidigung 8,8cm und<br />

10,5cm Fliegerabwehrkanonen in BatteriestÄrke in Stellung gebracht. Zur Begegnung<br />

<strong>von</strong> Nachtangriffen wurden Scheinwerfereinheiten stationiert.<br />

Nov. Die Gottfried Lindner AG wird als Muster-RÑstungsbetrieb ausgezeichnet.<br />

Der Pfarrvikar Franz WÄstefeld betreut die katholische Gemeinde.<br />

28.12. StraÇenbahnunglÑck zwischen <strong>Ammendorf</strong> und Schkopau. Zwei FahrgÄste werden<br />

getÉtet und 64 mehr oder weniger schwer verletzt.<br />

Die Orgacid wird als Kriegsmusterbetrieb ausgezeichnet.<br />

Der Feldwebel Hans GÄnther Reinhardt, Sohn des Inhabers des „Goldenen Adlers“,<br />

erhielt als Jagdflieger das „Deutsche Kreuz in Gold“<br />

1943 MÄrz 30 000 Pflanzen und 3 000 EntenkÑken werden <strong>von</strong> den Siedlern bestellt, beschafft<br />

und verteilt. Organisator: Herr MeiÖner.<br />

2 898 Kaninchenfelle werden <strong>von</strong> den Siedlern abgeliefert.<br />

Die Verpflegung der Zwangsarbeiter und der Kriegsgefangenen verschlechtert sich<br />

immer mehr.<br />

Wie aus vorliegenden LagerfÑhrer-Nachrichten hervorgeht, wurden die<br />

Rationen stÄndig gekÑrzt. FÑr russische Kriegsgefangene war grundsÄtzlich nur<br />

begrenzt genieÇbares Fleisch zu verwenden.<br />

Selbst ein Spezialrezept fÑr „Russenbrot“ wurde vom Ministerium fÑr Versorgung<br />

herausgegeben. Es bestand aus;<br />

50% Roggenkleie<br />

20% ausgepresste ZuckerrÑbenschnitzel<br />

20% Zellulosemehl<br />

10% Mehl aus Stroh und BlÄttern.


Im Verlaufe des Jahres wird <strong>von</strong> der Reichsregierung eine Anordnung erlassen, die<br />

den Einsatz hÉherer SchÑler als Luftwaffenhelfer, z.B. bei der Heimat-Flak,<br />

durchsetzt.<br />

In <strong>Ammendorf</strong> werden die SchÑler der JahrgÄnge 1926-1927 zu Hilfsdiensten in der<br />

Luftverteidigung einberufen und als Luftwaffenhelfer ausgebildet. Sie tragen<br />

besondere Uniformen. In der Schule erhalten sie nur noch Unterricht in den<br />

wichtigsten FÄchern (18 Stunden wÉchentlich).<br />

Die waffenfÄhigen <strong>Ammendorf</strong>er MÄnner werden zu einer „Stadtwacht“<br />

zusammengefasst, die mit RÑcksicht auf die verminderte Zahl der Polizisten fÑr<br />

Ordnung und Sicherheit sorgt.<br />

25.07. Die „<strong>Ammendorf</strong>er SchÄtzengesellschaft 05“ fÑhrt das KÉnigsschieÇen durch. Die<br />

Veranstaltung wird nur im engsten Kreise abgehalten. Beim Schuss auf die<br />

KÉnigsscheibe war Otto Koppe, DorfstraÇe 5, der Erste.<br />

Im Verlaufe des Jahres erhielt die katholische Kirche in der SiebenhufenstraÖe den<br />

Altar aus LÉbejÑner-Porphyr und ein schÉnes mittelalterliches Kreuz.<br />

1944 Anfang des Jahres werden zur Verbesserung der Fliegerabwehr in und um<br />

<strong>Ammendorf</strong> Fesselballone stationiert.<br />

Die „MÑnner-Liedertafel <strong>Ammendorf</strong>“ stellt die Probenarbeit ein. àffentliche<br />

Auftritte erfolgen nicht mehr.<br />

07.05 GrÑndung einer Bezugsgenossenschaft der Siedler (Leuna-Siedlung).Der Leitung<br />

gehÉren an: Herr Langholz<br />

„ Rheude<br />

„ Adler<br />

„ Meinekat<br />

„ Engelhard<br />

„ Postier<br />

„ Behrendt<br />

Seit 1933 Ñberzog das faschistische Regime ganz Europa mit einem komplexen<br />

System an UnrechtsstÄtten. Neben den Konzentrations- und Vernichtungslagern waren<br />

unter Bezeichnungen wie Arbeitserziehungslager, Jugendschutzlager oder<br />

Polizeihaftlager StÄtten errichtet, in denen die Lebensbedingungen kaum anders waren<br />

als in den Konzentrationslagern.<br />

Von Mitte des Jahres an existierte in Osendorf, in unmittelbarer NÄhe der<br />

Brikettfabrik Osendorf Éstlich der Bruckdorfer StraÖe, ein so genanntes<br />

Arbeitserziehungslager. In ihm waren MÄnner inhaftiert die u.a. Waggons auf der<br />

Aschekippe der Leunawerke entladen mussten. Dieses Lager war der Staatspolizei,<br />

Unterkommando Spergau, unterstellt. In Osendorf wurden die Inhaftierten als E-<br />

Kompanie bezeichnet.<br />

29.07. Der ReichsfÑhrer der Deutschen Arbeitsfront Robert Ley besucht die Giftgasfabrik<br />

Orgacid. Er besichtigt die Anlagen und hÄlt in einer Feierstunde eine Rede an die Belegschaft<br />

des Werkes und die reichlich vertretene Prominenz der Wehrmacht und<br />

NSDAP.<br />

06.09. Auf Befehl Hitlers wird die Bildung des Volkssturmes durchgesetzt. Das bedeutet das<br />

Rentner, Invaliden und Kinder zum Kriegsdienst eingesetzt werden.<br />

11.09. Bombenangriff der amerikanischen Luftflotte auf Halle und <strong>Ammendorf</strong>.<br />

Das Gebiet zwischen der Hauptstr. und der Merseburger StraÇe ist betroffen.<br />

In <strong>Ammendorf</strong> erhÄlt die Sparkasse einen Bombentreffer. Die Scheune<br />

des Pfarrhauses wird ebenfalls getroffen. Der Hochbunker auf dem Fichteplatz<br />

erhÄlt einen Bombentreffer ohne das Schaden angerichtet wird.


Okt Die Lebensmittelrationen fÑr Normalverbraucher betragen pro Tag:<br />

Brot 321 gr<br />

Fleisch 36 gr<br />

Fett 32 gr<br />

02.11. Fliegeralarm: Etwa 300 Sprengbomben werden besonders auf Radewell geworfen:<br />

WohnhÄuser in der Radeweller StraÇe werden getroffen.<br />

Weitere Bomben fallen in den Tagebau, auf die Halde, die Brikettfabrik <strong>von</strong> der Heydt<br />

(hier wird der stillgelegte FÉrderturm des unter Tage Betriebes zerstÉrt). Das<br />

Mundloch, des fÑr die Siedler eingerichteten Schutzraumes (in alten Grubenbauen),<br />

wird verschÑttet und muss durch Ostarbeiter freigelegt werden. Weitere Bomben<br />

fielen auf die Chemische Fabrik Jakob und tÉteten Herrn Jakob, auf die<br />

SiebenhufenstraÇe vor das Pfarrhaus, zwischen Pfarrhaus und Kirche sowie auf den<br />

Acker zwischen Siebenhufenstr. und BÄumchenstr.<br />

Der Gasthof JÑger in Radewell und die BÑckerei Schmidt (spÑter Ruhr) in der<br />

Siebenhufenstr. sowie das Haus Leunaweg 38/40 erhalten Bombentreffer.<br />

Viele SiedlungshÄuser haben SchÄden an den DÄchern. UnzÄhlige Fensterscheiben<br />

gehen zu Bruch. Drei Todesopfer sind in der Siedlung zu beklagen<br />

Noch am gleichen Abend halfen 2 Kolonnen arbeitsverpflichteter Polen und<br />

Franzosen, aus Dankbarkeit weil Pfarrer WÄstefeld Gottesdienste fÑr sie gehalten<br />

hatte, die Bombentrichter vor und hinter der katholischen Kirche in der<br />

SiebenhufenstraÇe zuzuschaufeln.<br />

1945 13.03. Bombenangriff auf Halle. Vereinzelte Bomben treffen auch das Gebiet der Stadt<br />

<strong>Ammendorf</strong>.<br />

Es werden HÄuser in der Kasseler StraÖe und im Buchenweg getroffen.<br />

06.04. Erneuter Bombenangriff auf <strong>Ammendorf</strong>. BombenschÄden entstehen in der<br />

Merseburger- und in der Hindenburg StraÇe (Georgi- Dimitroff-Str.) , u.a. im<br />

Depot der Merseburger áberlandbahn, Kolonialwarenladen Ehrhardt, heute<br />

SanitÑtshaus Pufpaff, Holzhandlung Hildebrandt heute Pension.<br />

In allen <strong>Ammendorf</strong>er Schulen wird der Schulbetrieb eingestellt.<br />

10.04. Infolge der Kriegseinwirkungen stellt die MáBAG den StraÇenbahnverkehr ein.<br />

13.04. Daueralarm in Halle und <strong>Ammendorf</strong> wegen der Gefahr <strong>von</strong> Tieffliegerangriffen.<br />

9ââ Uhr wird die Produktion in der „Orgacid“ eingestellt. Die Anlagen werden<br />

abgefahren.<br />

15.04. Die Wehrmacht sprengt „zur besseren Verteidigung“ die BrÑcken. Betroffen sind die<br />

ElsterbrÑcke, die SaalebrÑcke, die SaalebrÑcke der Eisenbahn, die Scha(a)fbrÑcke und<br />

in Beesen die Fliese. Die Sprengung der EisenbahnbrÑcke der Kasseler Bahn am<br />

Rosengarten kann verhindert werden.<br />

Durch die Sprengungen wird auch das Dach der katholischen Schule schwer<br />

beschÄdigt.<br />

17.04. Die Mitglieder der KPD-Ortsgruppe <strong>Ammendorf</strong> Hans Sperling, Reinhold Bruder<br />

und Erhard Heyer schleichen sich durch die Frontlinie zu den amerikanischen<br />

Truppen.<br />

Einem Stabsoffizier schildern sie die Lage in <strong>Ammendorf</strong> und bitten um Verschonung<br />

der Stadt.<br />

Insgesamt 515 Fliegeralarme wurden in und um <strong>Ammendorf</strong> ausgelÉst.<br />

19.03. Amerikanische Truppen besetzen <strong>Ammendorf</strong>.( 104 US-Infanteriedivision-Timber-<br />

Wolves).


Kampfhandlungen fanden nicht statt.<br />

Die „Proklamation Nr. I“ wird verÉffentlicht. Sie fordert:<br />

- Abgabe aller Waffen<br />

- Ausgangssperre <strong>von</strong> 20ââ- 6ââ Uhr<br />

- Totalverdunkelung 30 Min. vor Sonnenuntergang bis<br />

30 Min. vor Sonnenaufgang.<br />

Durch die amerikanische Besatzungsmacht wird in der Friedenschule ein Lazarett<br />

fÑr verwundete deutsche Soldaten eingerichtet. Der Schulbetrieb ruht.<br />

In dieser Zeit werden durch die Soldaten, die in vielen Jahren <strong>von</strong> Otto Schroeter<br />

gesammelten Exponate der <strong>Ammendorf</strong>er „Heimathalle“ in Unkenntnis zerstÉrt (zum<br />

Teil in ábermut aus den Fenstern geworfen).<br />

Die befreiten Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, werden bis zu ihrer RÑckkehr in<br />

ihre HeimatlÄnder z.T. in der Turnhalle der Friedenschule untergebracht. Auf dem<br />

Schulhof bereiten sich die Franzosen an offenen Feuerstellen die FrÉsche zu, die ihnen<br />

die <strong>Ammendorf</strong>er Kinder in der Aue gefangen haben.<br />

21.04. Die amerikanische Besatzungsmacht verÉffentlicht eine weitere<br />

„Bekanntmachung an die ZivilbevÉlkerung“<br />

Sie stellt weitere Forderungen wie<br />

- Bewegungsfreiheit fÑr die ZivilbevÉlkerung nur im Stadtgebiet.<br />

- Jede Benutzung <strong>von</strong> Privat-Pkw, KraftrÄdern und der Eisenbahn ohne<br />

Erlaubnis ist verboten.<br />

Das Tragen <strong>von</strong> Fotoapparaten und Feldstechern sowie das Freilassen <strong>von</strong> Brieftauben<br />

ist untersagt.<br />

Amerikanische Gis ziehen durch die Wohnungen und entwenden Fotoapparate, Uhren<br />

und Radios, wenn keine Kaufbescheinigungen vorgelegt werden kÉnnen.<br />

30.04. Hitler verÑbt Selbstmord.<br />

08.05. Kapitulation im sowjetischen Hauptquartier in Karlshorst durch Generalfeldmarschall<br />

Keitel, Generaloberst Stumpff und Generaladmiral <strong>von</strong> Friedeburg im Namen des<br />

Oberkommandos der deutschen Wehrmacht. Der II. Weltkrieg ist zu Ende.<br />

Die Gesamtverluste an Menschen betragen in Deutschland 10 Mio. da<strong>von</strong> rund 4 Mio.<br />

ZivilbevÉlkerung. (Tote insgesamt 55 Mio.).<br />

Zwischen Rosengarten und Rathaus <strong>Ammendorf</strong> nimmt die MáBAG den<br />

StraÇenbahnverkehr wieder auf.<br />

In den <strong>Ammendorf</strong>er Fabriken wird der Achtstunden Arbeitstag wieder eingefÑhrt.<br />

23.04. Durch die Verhaftung des Hitlernachfolgers DÉnitz und seiner Minister in Flensburg<br />

machen die Briten, der letzten gesamtdeutschen Regierung ein Ende.<br />

Juni Die MáBAG nimmt den StraÇenbahnverkehr nach Merseburg wieder auf.<br />

Allerdings war ein zweimaliges Umsteigen erforderlich. Zwischen der im<br />

Wiederaufbau befindlichen ElsterbrÑcke und der zerstÉrten SaalebrÑcke fuhr auf 2 km<br />

Strecke ein dort bei der Sprengung verbliebener Einzelwagen.<br />

WÄhrend jedoch die Elster mittels einer BehelfsbrÑcke zu FuÇ Ñberquert werden<br />

konnte musste man Ñber die Saale bis zum 18.11.1945 mit einer FÄhre Ñbersetzen.<br />

áber die dann errichtete NotbrÑcke konnte auch die StraÇenbahn fahren.<br />

08.06. Sowjetische Truppen ziehen in <strong>Ammendorf</strong> ein.<br />

01.05. Die gesamte Verwaltung des Saalkreises wird <strong>von</strong> der Sowjetarmee Ñbernommen.<br />

Im Rathaus <strong>Ammendorf</strong> wird die Kommandantur eingerichtet.<br />

03.07. Der <strong>Ammendorf</strong>er Wilhelm Wollmann wird <strong>von</strong> der Sowjetischen MilitÄrregierung<br />

als Landrat des Saalkreises eingesetzt.


20.07. Der BÄrgermeister Otto Sonnenberg (NSDAP) wird ohne Ruhegeld abgesetzt.<br />

Die Gottfried Lindner AG wird enteignet und der Landesregierung unterstellt. Es<br />

wird mit der Herstellung lebensnotwendiger Waren des tÄglichen Bedarfs begonnen.<br />

Es werden u.a. aus Stahlhelmen KochtÉpfe produziert.<br />

22.07. Die <strong>Ammendorf</strong>er KaninchenzÄchtervereine „G5“ und „G448“ schlossen sich dem<br />

Verein „G6“ an.<br />

Im Verein arbeiten bis zu 130 Mitgliedern mit.<br />

25.07. GrÑndung <strong>von</strong> LDP-Ortsgruppen in <strong>Ammendorf</strong>.<br />

28.07. In der GaststÄtte „Elsterstrand“ beraten Willy SchÄle, Paul Schmidt, Karl<br />

Friedrich, Richard SchrÅder, Gustav Ochse und Carl Utgenannt wie das Singen<br />

weiter gefÑhrt werden kann. In dieser Beratung wird der Grundstein fÑr die Bildung<br />

des „<strong>Ammendorf</strong>er MÑnnerchors“ gelegt.<br />

01.08. Die ersten Umsiedler aus den Ostgebieten werden in den Baracken des RAD-Lagers<br />

an der Siebenhufenstr. einquartiert. In Beesen wird in kÑrzester Zeit eine<br />

Behelfssiedlung errichtet.<br />

Insgesamt nimmt die Stadt <strong>Ammendorf</strong>, bei einer Einwohnerzahl <strong>von</strong><br />

13 700, mehr als 4 000 Umsiedler auf. Das bereitet enorme Probleme.<br />

(Wohnung, Verpflegung, Heizung, Bekleidung u.v.a.m.).<br />

05.08. Wahl der Leitung der Gemeinschaftssiedlung.<br />

(124 Mitglieder). Der gewÄhlten Leitung gehÉren an.<br />

Herr Laupitz<br />

„ Schmidt Paul<br />

„ Schmidt Wilhelm<br />

„ BÄttner Hermann<br />

„ Keitel<br />

„ Wenzel<br />

„ Selle<br />

Weiterhin wurde eine Ackervergabekommission gebildet. Ihr gehÉren an:<br />

Herr Laupitz<br />

„ GlÑss Georg<br />

„ Behrendt<br />

Wilhelm Schmidt wird mit der Beschaffung <strong>von</strong> Leuna-DÑnger beauftragt.<br />

Es wird ein monatlicher Mitgliedsbeitrag <strong>von</strong> 40 Pfg. festgelegt.<br />

24.08. Vom „Antifa Ausschuss“ wird Friedrich Gorbauch (KPD) als BÑrgermeister<br />

eingesetzt.<br />

Er war wenige Wochen zuvor aus dem KZ Buchenwald zurÑckgekehrt.<br />

Dem Dr.med. Franz Wolff wird in der Zeit, als er einen Kranken besuchte, sein Auto<br />

(F8 DKW) gestohlen.<br />

Die sowjetische Kommandantur befiehlt die Vorbereitung der Wiederaufnahme des<br />

Schulbetriebes in <strong>Ammendorf</strong>.<br />

03.09. Prof. Dr. HÑbner unterzeichnet die „Verordnung Ñber die Bodenreform in der Provinz<br />

Sachsen“ In <strong>Ammendorf</strong> wird kein Bauer enteignet da keiner mehr als 100ha Land<br />

besitzt.<br />

10.09. Der sowjetische Stadtkommandant <strong>von</strong> <strong>Ammendorf</strong> gibt den Betrieben eigene<br />

Verantwortung Ñber die RestbestÄnde <strong>von</strong> Heeresmaterial.


01.10. Es beginnt wieder der geregelte Schulbetrieb. Es wurden neue SchulbÑcher<br />

ausgegeben.<br />

Die SchÑler der Friedenschule mÑssen in die Radeweller Schule. Der Unterricht<br />

erfolgt umschichtig eine Woche am Vormittag, die nÄchste Woche am Nachmittag.<br />

09.11. Siedlerversammlung:<br />

VorschlÄge : - Eine Arbeitsdienstbaracke ist als Siedlerheim zu nutzen.<br />

- Es sind Saatkartoffeln zu beschaffen.<br />

- Der Siedler Herr Laupitz fordert die AuflÉsung der<br />

Gemeinschaftssiedlung und die Bildung einer separaten<br />

LEUNASIEDLUNG.<br />

Gegen die Spaltung traten auf:<br />

Die Herren Behrend, Engelhard, Schmidt Willy und die Siedlerfrauen. Die<br />

Spaltung wurde abgelehnt.<br />

Weitere VorschlÄge waren<br />

- Nutzung der GrÑnflÄchen im HeimstÄttenweg zum GemÑseanbau.<br />

- ErhÉhung des Monatsbeitrages auf 50 Pfg.<br />

Die „Rote Armee“ hat die Giftstoffe vom GelÄnde der „Orgacid“ ausgelagert<br />

und hat mit der Sprengung der Anlagen, nach der Demontage der Einrichtung<br />

begonnen. Der Befehlshaber fÑr diesen Besatzungsbereich Generalmajor Schalkow<br />

ernennt den Chemiker Dr.Camillo Irmscher zum Werkleiter des Chemischen Werkes<br />

<strong>Ammendorf</strong>.<br />

Auf dem GelÄnde der ehemaligen „Orgacid“ wurde im „roten Haus“ die<br />

Verwaltung der Deutschen Grube eingerichtet.<br />

SpÄter Verwaltung des VEB Braunkohlenwerk <strong>Ammendorf</strong>.<br />

Im Chemischen Werk <strong>Ammendorf</strong> beginnt die Demontage der 1939-1946 errichteten<br />

Anlagen. Insbesondere die Quecksilberelektrolyse und die Leimfilmproduktion.<br />

Die Demontage wird am 03.04.1946 abgeschlossen.<br />

Der materielle Verlust betrÄgt 12 700 000,-RM.<br />

15.11. Der sowjetische Stadtkommandant startet die Aktion „Rettet das Kind“<br />

25.12. Der wieder erstandene <strong>Ammendorf</strong>er Gesangsverein gibt im Lokal „Goldener Adler“<br />

sein erstes Konzert. Diese Veranstaltung wird <strong>von</strong> 685 GÄsten besucht und wurde<br />

ein voller Erfolg.<br />

Die Lebensmittelration fÑr eine Person und 10 Tage sah folgendermaÇen aus;<br />

Brot 2 500 Gramm<br />

Zucker 150 „<br />

NÄhrmittel 150 „<br />

Marmelade 300 „<br />

Fett 70 „<br />

Fleisch 150 „<br />

In <strong>Ammendorf</strong> nimmt die Handweberei HAWEBA die Arbeit in RÄumen der<br />

Farbenfabrik Hartmann auf.<br />

Da Boxen als Zweikampfsport nach dem verlorenen Krieg <strong>von</strong> der Besatzungsmacht<br />

gemÄÇ der Direktive 23 verboten ist, wechseln viele Amateurboxer in das Profilager.<br />

Nach Auffassung der Sowjetischen MilitÄradministration (SMAD) ist das Profiboxen<br />

ein Beruf in einem „freien Gewerbe“ und fÄllt nicht unter das Verbot.<br />

1946 07.03. GrÑndung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Berlin.<br />

18.01. Der „<strong>Ammendorf</strong>er MÑnnerchor“ singt auf dem <strong>Ammendorf</strong>er Friedhof und<br />

anschlieÇend im „Goldenen Adler“ zum Gedenken an die in den Jahren 1920/21<br />

gefallenen MÄrzkÄmpfer. Der Chor hat 52 Mitwirkende.<br />

10.04. Die Papierfabrik Radewell wird demontiert und geht als Teil der Reparationsleistung


in die Sowjetunion. Auf diesem GelÄnde entwickelt sich in den Jahren danach eine<br />

Firma zur SekuntÄrrohstofferfassung und –verwertung. VEB Kombinat<br />

Metallaufbereitung Halle.<br />

Die Firma Sleevogt & Co. beginnt mit der Herstellung <strong>von</strong> Zementdachziegeln auf<br />

dem ehemaligen GelÄnde des Reichsarbeitsdienstlagers in der SiebenhufenstraÖe. In<br />

Handarbeit werden im ehemaligen Speisesaal die Ziegel geformt und auf dem<br />

FreigelÄnde dahinter getrocknet und bis zum Verkauf gelagert.<br />

21.04./22.04. GrÑndung der SED auf dem Vereinigungsparteitag in Berlin.<br />

.<br />

21.06. Die „Freiheit“ schreibt:<br />

„<strong>Ammendorf</strong> Hochburg der Arbeiterbewegung-<br />

Als Geburtsjahr der <strong>Ammendorf</strong>er Arbeiterbewegung kann wohl das Jahr<br />

1890 bezeichnet werden, in dem der Saalkreis seinen ersten sozialdemokratischen<br />

Reichstagsabgeordneten, den Gen. Kunert, stellte. Trotz aller behÉrdlichen<br />

Schikanen, MaÇregelungen und Verhaftungen konnte die Arbeiterbewegung<br />

in ihrer Entwicklung nicht gehemmt werden; sie eroberte bald das Gemeindeparlament<br />

und beherrschte bereits vor dem ersten Weltkrieg das politische Leben in<br />

<strong>Ammendorf</strong>“.<br />

In der Radeweller Schule wird in einem Teil die „Anerkannte Mittelschule“<br />

aufgebaut.<br />

22.07. Die Siedlergemeinschaft feiert das erste Kinderfest nach dem Krieg.<br />

Die Organisatoren sind die Siedler Schmidt Willy, KÅnig und Hohlenburger.<br />

Die Firma Gottfried Lindner AG wird SAG Betrieb (Sowjetische Aktien<br />

Gesellschaft). Seit Juli 1945 wurden im Betrieb tausende KleiderschrÄnke, Tische,<br />

Betten, Kinderbetten, Leiterhandwagen, Schubkarren, Behelfsherde, Holzpantoffeln,<br />

RucksÄcke und LÉffel hergestellt. Diese Sachen wurden im tÄglichen Leben<br />

notwendig gebraucht.<br />

26.06. Die Friedenschule fÑhrt nach dem Kriege das erste Sportfest durch.<br />

Ca 1 500 Schulkinder nehmen daran Teil.<br />

25.08. Die Arbeiter der Brikettfabriken <strong>Ammendorf</strong>, Osendorf und Bruckdorf fahren eine<br />

Sonderschicht und produzieren 674 t Braunkohlenbrikett fÑr die notleidende<br />

BevÉlkerung <strong>von</strong> <strong>Ammendorf</strong>.<br />

04.09. Die Mitglieder des <strong>Ammendorf</strong>er MÑnnerchores wÄhlen den Sangesbruder Fritz<br />

Buro zum 1.Vorsitzenden.<br />

07.09. Der Verlag „Freiheit“ veranstaltet im Kurt-Wabbel-Stadion ein Sportfest.<br />

Den Boxvergleichskampf gewinnt die Staffel <strong>von</strong> <strong>Ammendorf</strong> gegen die Stadtauswahl<br />

<strong>von</strong> Leipzig mit 7:3.<br />

Weitere KÄmpfe fÑhren die <strong>Ammendorf</strong>er siegreich gegen Barby und Helbra durch.<br />

Diese WettkÄmpfe stehen im Widerspruch zu dem bestehenden Verbot des Amateurboxsportes,<br />

werden <strong>von</strong> der SMAD jedoch stillschweigend geduldet.<br />

08.09. Gemeindewahl in <strong>Ammendorf</strong> (19 000 Einwohner)<br />

Ergebnis: SED 48%<br />

CDU 21%<br />

LPD 21%<br />

21.09. In der Nacht zum 22.10. lÄuft in der sowjetischen Besatzungszone die Geheimoperation<br />

„Ossawakin“ an. Ca. 20 000 Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker, Chemiker,<br />

Physiker und Spezialarbeiter werden mit ihren Familien in die Sowjetunion deportiert


und arbeiten dort an wichtigen Aufgaben. Das war der zweite Aderlass an<br />

wissenschaftlicher KapazitÄt, nachdem die Amerikaner bei ihrem Abzug schon viele<br />

Experten, Patentschriften und wissenschaftliche Aufzeichnungen mitgehen lieÇen.<br />

Auf Grund der vielen Umsiedler betreut die katholische Kirche ca.4 000 Christen.<br />

30.09. Der BÑrgermeister Fritz Gorbach Ñbergibt zur WiedererÉffnung der Friedenschule<br />

den Direktoren der Knaben- und der MÄdchenschule eine Urkunde mit folgendem<br />

Wortlaut.<br />

„Die <strong>Ammendorf</strong>er Friedenschule Éffnet heute, am 30.September 1946 etwa 1500<br />

SchÑlern wieder ihre Tore. Sechs Jahre lang war die Schule ihrer eigentlichen<br />

friedlichen Bestimmung als BildungsstÄtte entrissen und dem Kriege dienstbar<br />

gemacht worden.<br />

Dank der FÑrsorge der Értlichen Stadtverwaltung wurden die RÄume fÑr<br />

Unterrichtszwecke wieder hergerichtet. Am heutigen Tage kann die Schuljugend<br />

<strong>Ammendorf</strong>s zu froher Arbeit wieder einziehen. MÉge <strong>von</strong> hieraus fernerhin viel<br />

Segen fÑr unsere Heimat ausstrÉmen.“<br />

20.10. Kreistagswahl.<br />

Das Wahlergebnis in <strong>Ammendorf</strong> sieht wie folgt aus:<br />

SED 5920 Stimmen<br />

LDP 2709 „<br />

CDU 2228 „<br />

VdgB 64 „<br />

(Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe)<br />

27.11. Die „TÄgliche Rundschau“ schreibt: „Uhrenfabrik Silesia in <strong>Ammendorf</strong>. In diesen<br />

Tagen nimmt in den RÄumen einer Fabrik in <strong>Ammendorf</strong> (Druck und<br />

Lederfarbenfabrik) die Uhrenfabrik „Silesia“, Genossenschaft der Uhrmacher, Gustav<br />

Beckers, aus Freiburg in Schlesien mit 130 KÉpfen ihren Betrieb auf. Bis zum Beginn<br />

der Produktion wird der grÉÇte Teil der Belegschaftsmitglieder im Aufbau beschÄftigt,<br />

wÄhrend etwa 30 Leute in einer GroÇreparaturwerkstatt arbeiten, um sich das<br />

notwendige FingerspitzengefÑhl zu erhalten.<br />

Das kÑnftige Produktionsprogramm der Uhrenwerke sieht die Herstellung <strong>von</strong><br />

Dienstuhren fÑr Stellwerke der Reichsbahn (Uhren mit Achttagewerken), KÑchenund<br />

BÑrouhren und Wecker fÑr Haushaltszwecke vor.“<br />

Im Verlaufe des Jahres wurden fÑr fÑnf Umsiedlerfamilien, in Beesen auf dem<br />

Exerzierplatz,<br />

Behelfsheime errichtet.<br />

1947 05.01. Ein eisiger Winter in Zeiten der Not erhÉht die Leiden der Menschen. Minus 17 Grad<br />

Celsius werden heute gemessen und es soll noch kÄlter werden. Viele Menschen<br />

stehlen die Brikett <strong>von</strong> den ZÑgen, die auf dem Bahnhof zum Abtransport<br />

zusammengestellt werden.<br />

An 65 Tagen sind Elster und Saale zugefroren.<br />

13.01. Das Elektro Chemische Werk <strong>Ammendorf</strong> wird durch Erlass der Landesregierung<br />

zum Volkseigentum erklÄrt. Die SMAD veranlasst mit Befehl Nr.9 die<br />

Wiederaufnahme der Produktion lebensnotwendiger Produkte.<br />

14.01. Die Lebensmittelkarte 6 entfÄllt. Das bedeutet fÑr viele Menschen eine Verbesserung<br />

der ErnÄhrung.<br />

27.03. Der vom Stadtrat gewÄhlte Friedrich Gorbauch (SED), der als HÄftling im KZ<br />

Buchenwald war, wird offiziell in das Amt des BÑrgermeisters eingefÑhrt.<br />

03.05. Die Belegschaft der „Haweba“ (Hallesche WerkstÑtten fÄr Bekleidung und<br />

Ausstattung) aus der Karl-Liebknecht-StraÖe 8 feiert im SchÑtzenhaus ihr<br />

FrÑhlingsfest. Die kulturelle Umrahmung der Veranstaltung Ñbernahmen KÑnstler der<br />

StÄdtischen BÑhnen Halle. Am FlÑgel der beliebte Ernst Kramer. Zum Tanz spielte<br />

die temperamentvolle Kapelle R. Schade.


Inhaber der Firma Haweba ist Heinz Leubner.<br />

01.06. Im „Goldenen Adler“ wird ein Konzert gegeben. Mitwirkende sind:<br />

Edith Grimm (Sopran),<br />

das StÄdtische Orchester Merseburg und<br />

der <strong>Ammendorf</strong>er MÄnnerchor unter Leitung <strong>von</strong> Rudolf<br />

Siebenbrodt.<br />

An der Veranstaltung nahmen 600 Besucher teil.<br />

In der ehemaligen katholischen Schule –am hohen Holz- wird ein katholischer<br />

Kindergarten eingerichtet.<br />

Die Anerkannte Mittelschule <strong>Ammendorf</strong> nimmt im GebÄude der ehemaligen<br />

Mittelschule Radewell den Schulbetrieb auf. Die ersten Neulehrer werden eingesetzt.<br />

Im Jahre 1947 wurde die Ortsgruppe <strong>Ammendorf</strong> des Demokratischen<br />

Frauenbundes (DFD) gebildet. Ihr gehÉrten 12 Mitglieder an u.a.<br />

Frieda JÑnicke, Marie Richter, Juliane Hillebrecht, Frieda Riemer, Frieda Wenzel,<br />

Frau GÅring und Frau Pitzschel. Vorsitzende: Flora Teichmann Kassierer: Frieda<br />

Wenzel.<br />

Der Pfarrvikar Gerhard Wagner betreut die katholische Gemeinde.<br />

Das Rathaus wird wieder <strong>von</strong> der Stadtverwaltung genutzt.<br />

Die ZSG Industrie <strong>Ammendorf</strong> wird im Herbst 1947 in der SAG (Sowjetische Aktien<br />

gesellschaft) Waggonbau <strong>Ammendorf</strong> gebildet. Daraus entwickelt sich die BSG<br />

Motor <strong>Ammendorf</strong>.<br />

Auf dem Hopfenberg wird ein Behelfskrankenhaus eingerichtet. Leitender Arzt ist<br />

Dr.KÄhl. Diese MaÇnahme ist erforderlich, weil die Anzahl der an Lungentuberkulose<br />

erkrankten Menschen dramatisch zunimmt.<br />

Richard Werner wird Pfarrer in der evang. St. Katharina Gemeinde <strong>Ammendorf</strong>.<br />

31.12. Thomas Nattermann wird in der Regensburger Str.137 geboren. Als Prof. Dr.rer.nat.<br />

ist er <strong>von</strong>1989-1991 an der UniversitÄt Bochum auf dem Fachgebiet<br />

FestkÉrpertheorie tÄtig. Ab 1991 Prof. fÑr Theoretische Physik an der UniversitÄt<br />

KÉln.<br />

1948 01.05. Der erste Rohbau fÑr einen vierachsigen Weitstreckenpersonenwagen wird in der<br />

Waggonfabrik fertig gestellt.<br />

Die „Anerkannte Mittelschule“ wird „Oberschule im Aufbau zu <strong>Ammendorf</strong>“<br />

Die bisher verbotenen Kampfsportarten kÉnnen wieder betrieben werden. Der Amateurboxsport<br />

kann wieder offiziell durchgefÑhrt werden.<br />

Die <strong>Ammendorf</strong>er Boxstaffel wechselt nach Halle und trainiert in der Beesener StraÇe<br />

(Neuberts GaststÄtte) in der SG Fichte.<br />

Sie werden Mannschaftskreismeister im Boxen mit 15:1 Ñber Polizei Halle.<br />

18.06. Die BSG Chemie <strong>Ammendorf</strong> mit den Sektionen FuÇball, Kegeln und Tischtennis<br />

wird gegrÑndet TrÄgerbetrieb ist der VEB Chemisches Werk <strong>Ammendorf</strong> in der<br />

SchachtstraÇe.


20.06. In den 3 westlichen Besatzungszonen Deutschlands wird eine separate Währung<br />

eingeführt. Das wird am 23.06. auch in den westlichen Besatzungszonen Berlins<br />

realisiert. Daraufhin ordnet die Sowjetische Besatzungsmacht am 24.06. den<br />

Währungsumtausch für die sowjetische Besatzungszone und den sowjetischen Sektor<br />

<strong>von</strong> Berlin an.<br />

01.07. Die Waggonfabrik liefert den ersten Weitstreckenpersonenwagen an die UdSSR aus.<br />

Bis zum Jahresende werden weitere 17 Waggon fertig gestellt.<br />

20.07. Die Osendorfer Schachtsiedler (Brückenstr. ) treten der Siedlergemeinschaft bei.<br />

01.09. Karl Naß (SED) wird Bürgermeister in <strong>Ammendorf</strong>.<br />

Die Freunde der Neuen Schule ( die Vorgänger der späteren Elternbeiräte ) nehmen<br />

in der Friedenschule wie in der Radeweller Schule ihre Tätigkeit auf.<br />

19.09. Im „Goldenen Adler“ gibt der <strong>Ammendorf</strong>er Männerchor ein Konzert zum<br />

Gedenken an den <strong>von</strong> den Faschisten ermordeten <strong>Ammendorf</strong>er Gemeindevertreter<br />

Alfred Reinhardt (SPD).<br />

07.10. Die Gebrüder Bönisch, Obersteiger Pfingst und Steiger Kathe verfahren im Nottagebau<br />

<strong>Ammendorf</strong> eine Höchstleistungsschicht. Sie fördern 72,5 t Rohkohle. Das entspricht einer<br />

Normerfüllung <strong>von</strong> 1090 %. Diese Kohle wird der notleidenden Bevölkerung zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Dez. Eine Kinderweihnachtsfeier wird in der Heimstättensiedlung organisiert und<br />

durchgeführt.<br />

Es wird mit der Schulspeisung begonnen: Ein Schritt zur Überwindung der größten<br />

Not.<br />

29.12. Bürgermeister Naß verabschiedet den 2-Jahrplan der Stadtverwaltung <strong>Ammendorf</strong>.<br />

Er enthält u.a. nachstehende Zielstellungen.<br />

- Schaffung eines Volkshauses.<br />

- Einrichtung eines Altenheimes.<br />

- Schaffung eines Landschulheimes in Wernigerode.<br />

- Schaffung einer Volksbücherei im Rathaus.<br />

- Herstellung einer Lehmbausiedlung (10 Doppelhäuser in der<br />

Siebenhufenstr).<br />

- Kohlenförderung im Nottagebau Osendorf.<br />

1.Qu. 1000 t<br />

2.Qu. 1200 t<br />

3.Qu. 1200 t<br />

4.Qu. 1400 t<br />

In beiden Jahren des Planes.<br />

- Hilfsmaßnahmen zur Verbesserung der Versorgung der Heimkehrer mit Bekleidung.<br />

- Verbesserung der Straßenbahnverbindungen für die <strong>Ammendorf</strong>er Bevölkerung.<br />

Im Jahre 1948 baut die Waggonfabrik die ersten Breitspur-Reisezugwagen<br />

für die Sowjetische Eisenbahn.<br />

Im Chemischen Werk <strong>Ammendorf</strong> wird der Chemiker Dr. Seidemann als Werkleiter<br />

eingesetzt.<br />

1949 15.02. In der sowjetischen Besatzungszone und in Ostberlin wird für alle Bürger ab dem<br />

14.Lebensjahr der Personalausweis ausgegeben.<br />

19.02. Die Siedler der Heimstättensiedlung feiern ihr erstes Kappenfest nach dem Krieg.<br />

18.03. Die Lehrmittelfreiheit für alle Schüler in <strong>Ammendorf</strong> ist eingeführt. Damit ist<br />

<strong>Ammendorf</strong> die zweite Stadt in der sowjetischen Besatzungszone die diese Maßnahme<br />

einführt.


12.05. Die deutsche BevÉlkerung wird zur Bildung der „Nationalen Front“ gegen die<br />

Bestrebungen zur Spaltung Deutschlands aufgerufen.<br />

Im Mai wurden die HO-LÄden erÉffnet. Nun konnten ohne Lebensmittelkarte aber zu<br />

erhÉhten Preisen, zusÄtzlich Lebensmittel erworben werden.<br />

Zum Beispiel:<br />

1kg Zucker 24,-M<br />

1kg Schweinefleisch 70,-M<br />

1kg Jagdwurst 50,-M<br />

1kg Weizenmehl 16,-M<br />

1 St . KuchenbrÉtchen 0,75M<br />

1 Bockwurst 3,60M<br />

11.07. In der Lehmbausiedlung sind in zwei DoppelhÄusern die Kellergeschosse fertig<br />

gestellt. (heute Igelweg)<br />

25.07. Die StraÇenbahn Halle dehnt mit der Linie 14 ihr Verkehrsgebiet bis nach<br />

<strong>Ammendorf</strong> aus. FÑr 15 Pfg. kÉnnen die <strong>Ammendorf</strong>er bis nach Trotha fahren.<br />

01.08. Der 100. vierachsige Weitstreckenpersonenwagen verlÄsst den Waggonbau.<br />

21.08. Kinderfest auf der Halde. Es wird eine HolztanzflÄche und eine Seilbahn errichtet.<br />

Letztere wird zur Attraktion fÑr die Kinder. Die FDJ-Organisation der Siedlung leistet<br />

in der Vorbereitung und DurchfÑhrung eine wertvolle UnterstÑtzung fÑr die Leitung<br />

der Siedlergemeinschaft.<br />

01.08. Die FÉrderung <strong>von</strong> Rohbraunkohle aus dem Nottagebau Osendorf wird <strong>von</strong> der<br />

Stadtverwaltung <strong>Ammendorf</strong> eingestellt.<br />

Die Friedenschule schlieÇt mit dem Waggonbau und die Radeweller Schule mit dem<br />

Braunkohlenwerk <strong>Ammendorf</strong> PatenschaftsvertrÄge ab.<br />

05.10. Ein Jahr nach der Auslieferung des ersten Reisezugwagens aus der Waggonfabrik<br />

steht der 100. dieses Typs zur Abfahrt in die Sowjetunion bereit.<br />

07.10. GrÑndung der DDR.<br />

Das Klubhaus der Waggonbauer wird im Schützenhaus <strong>Ammendorf</strong> eingerichtet.<br />

Die Gewerkschaftsbibliothek und zahlreiche Interessengemeinschaften zogen in die<br />

renovierten RÄume ein.<br />

Hier probten bald 310 Mitglieder <strong>von</strong> 15 Kulturgruppen fÑr Volksmusik, Volkstanz,<br />

Ballett; hier trafen sich Amateurfotografen und Briefmarkensammler.<br />

12.11. Die „Freiheit“ berichtet.<br />

„Die Lebensmittelrationen werden erhÉht. Der neue Satz der Grundkarte sieht vor:<br />

Brot 12 000gr.<br />

NÄhrmittel 1050gr.<br />

Zucker 750gr.<br />

Marmelade 9oogr.<br />

Fleisch 900gr.<br />

Fett 450gr.“<br />

17.11. Die Siedlergemeinschaft schlieÇt sich auf Beschluss der Mitgliederversammlung der<br />

„Vereinigung der KleingÄrtner und KleintierzÑchter“ an.<br />

17.12. Weihnachtsfeier der Siedler der HeimstÄttensiedlung.<br />

Im Jahr 1949 war die MitgliederstÄrke der DFD-Ortsgruppe auf 51 angestiegen.

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