GPA Bericht Moers 2005 - CDU-Moers
GPA Bericht Moers 2005 - CDU-Moers
GPA Bericht Moers 2005 - CDU-Moers
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Überörtliche Prüfung<br />
der Stadt<br />
<strong>Moers</strong><br />
im Februar / März <strong>2005</strong><br />
_____________________ BERATUNG • P RÜFUNG • SERVICE ______
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Zur <strong>GPA</strong> NRW und zur Prüfung ______________________ 6<br />
Ergebnisse im Überblick ___________________________ 9<br />
Finanzen_________________________________________________ 9<br />
Beteiligungen ____________________________________________ 11<br />
Personal und Organisation _________________________________ 13<br />
Jugend _________________________________________________ 15<br />
Bauleistungen ___________________________________________ 16<br />
Gebäudewirtschaft________________________________________ 18<br />
Bildung und Kultur________________________________________ 20<br />
Ergebnisse im Einzelnen __________________________ 23<br />
KIWI_____________________________________________________ 24<br />
Ziele des KIWI___________________________________________ 24<br />
KIWI in Tabellenform _____________________________________ 26<br />
Finanzen _________________________________________________ 29<br />
Haushaltsergebnisse der Stadt <strong>Moers</strong> ________________________ 31<br />
Haushaltsausgleich _______________________________________ 33<br />
Einnahmen des Verwaltungshaushalts _______________________ 46<br />
Ausgaben des Verwaltungshaushalts_________________________ 61<br />
Vermögenshaushalt _______________________________________ 68<br />
Schulden und Kapitaldienst ________________________________ 73<br />
Entwicklung Neues Kommunales Finanzmanagement (NKF) _____ 81<br />
Demografischer Wandel und Stadtentwicklung in <strong>Moers</strong> _________ 81<br />
Beteiligungen______________________________________________ 85<br />
Wirtschaftliche und nichtwirtschaftliche Betätigung _____________ 85<br />
Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> ______________________________ 86<br />
Führung, Steuerung und Kontrolle der Beteiligungen ___________ 89<br />
Untersuchung und Analyse einzelner Gesellschaften ___________ 104<br />
Finanzwirtschaftliche Auswirkungen der Beteiligungen auf den<br />
Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> _________________________________ 123<br />
Personal und Organisation __________________________________ 148<br />
Prüfungsgegenstand _____________________________________ 148<br />
Prüfungsziel ____________________________________________ 148<br />
Ausgangslage___________________________________________ 150<br />
Personalmanagement ____________________________________ 151<br />
Personalausgaben _______________________________________ 172<br />
Informationstechnik _____________________________________ 186<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 3
Inhaltsverzeichnis<br />
Ratsarbeit ______________________________________________ 193<br />
Jugend __________________________________________________ 198<br />
Prüfungsinhalte _________________________________________ 198<br />
Vorbemerkung __________________________________________ 198<br />
Erzieherische Hilfen nach dem SGB VIII _____________________ 203<br />
Entwicklung der Ausgaben ________________________________ 204<br />
Ausgaben im Unterabschnitt 456 ___________________________ 223<br />
Jugendhilfeplanung ______________________________________ 228<br />
Tagesbetreuung von Kindern ______________________________ 230<br />
Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in Euro 233<br />
Anteil der Elternbeiträge an den Gesamtbetriebskosten pro Jahr in<br />
Prozent ________________________________________________ 241<br />
Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz _____________ 244<br />
Entwicklung der Rückeinnahmequote _______________________ 249<br />
Bauleistungen ____________________________________________ 255<br />
Allgemeines ____________________________________________ 255<br />
Vergabewesen __________________________________________ 257<br />
Vertragswesen __________________________________________ 265<br />
Allgemeine technische Prüfung ____________________________ 267<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen ___________________________ 280<br />
Gebäudewirtschaft ________________________________________ 298<br />
Vorbemerkungen ________________________________________ 298<br />
Organisation der Gebäudewirtschaft ________________________ 301<br />
Kennzahlen ____________________________________________ 302<br />
Kultur und Erwachsenenbildung _____________________________ 350<br />
Einleitung ______________________________________________ 350<br />
Kultur, Erwachsenbildung _________________________________ 351<br />
Nachsatz _____________________________________ 380<br />
4<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Inhaltsverzeichnis<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 5
Allgemeines<br />
Zur <strong>GPA</strong> NRW und zur Prüfung<br />
Welche Ziele hat die <strong>GPA</strong> NRW?<br />
Wir verstehen uns als Dienstleister der nordrhein-westfälischen Städte<br />
und Gemeinden. Unser Ziel ist es, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />
mit den Kommunen die kommunale Selbstverwaltung zu stärken<br />
und im Blick auf wirtschaftlichere Verfahrensweisen Spielräume aufzuzeigen.<br />
Worauf stützt sich die Prüfung?<br />
Die <strong>GPA</strong> NRW führt die überörtliche Prüfung auf der Grundlage des<br />
§ 105 der Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen (GO NRW) durch. Der<br />
neue erweiterte Auftrag bietet uns neben der Rechtmäßigkeitsprüfung<br />
die Möglichkeit zur Betrachtung der Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit<br />
kommunalen Handelns auf vergle ichender Basis.<br />
Gemeinsam mit kommunalen Praktikerinnen und Praktikern haben wir<br />
daher Prüfungsleitfäden entwickelt, die sich an den aktuellen Fragestellungen<br />
orientieren. Diese Leitfäden sind die Basis, auf die sich unsere<br />
Untersuchungen stützen. Hierdurch sichern wir die Qualität der Prüfungsinhalte<br />
und gewährleisten einheitliche Methoden und Maßstäbe.<br />
Welche Chancen bietet die Prüfung den Kommunen?<br />
Durch den kontinuierlichen Vergleich von Produkten und Dienstleistungen<br />
sowie Prozessen und Methoden in den Gemeinden, Städten und<br />
sonstigen kommunalen Körperschaften zeigen wir mögliche Alternativen<br />
zur gängigen Praxis und sich hieraus ergebende Wirtschaftlichkeitsspie l-<br />
räume auf.<br />
Die Ergebnisse unserer Prüfung sollen Ihnen, als Verantwortliche in den<br />
Städten und Gemeinden, steuerungsrelevante Informationen und Handlungsempfehlungen<br />
liefern.<br />
6<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Allgemeines<br />
Wie ist der Prüfungsbericht aufgebaut?<br />
• Für den schnellen Überblick haben wir die Prüfungsergebnisse<br />
unter „Ergebnisse im Überblick“ zusammengefasst.<br />
• Der ausführliche Teil schließt sich an mit dem Abschnitt: „Ergebnisse<br />
im Einzelnen“.<br />
• Am Schluss der einzelnen Prüfungsgebiete finden Sie ein Fazit.<br />
Nach Bedarf haben wir Ergebnisse auch innerhalb einzelner Prüfungsgebiete<br />
als (Teil-)Fazit komprimiert.<br />
• Der Prüfungsbericht schließt mit einem Nachsatz und dem Ergebnisprotokoll<br />
der Schlussbesprechung.<br />
Ergebnisse unserer Analyse bezeichnen wir im <strong>Bericht</strong> als Feststellung.<br />
Damit kann sowohl eine positive als auch eine negative Wertung verbunden<br />
sein.<br />
Aus den Untersuchungen anerkannte Verbesserungspotenziale weisen<br />
wir im <strong>Bericht</strong> als Empfehlung aus.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 7
Allgemeines<br />
Informationen zur Prüfung in Ihrer Kommune<br />
Wir haben die Prüfung in Ihrer Stadt vom 18.02.<strong>2005</strong> bis zum<br />
24.03.<strong>2005</strong> durc hgeführt.<br />
Um zukunftsgerichtete Aussagen zu treffen, haben wir neben den Daten<br />
früherer Jahre ebenfalls Aktuelles berücksichtigt.<br />
Geprüft haben:<br />
Leitung der Prüfung<br />
Finanzen<br />
Beteiligungen<br />
Personal und Organisation<br />
Jugend<br />
Bauleistungen<br />
Gebäudewirtschaft<br />
Bildung und Ku ltur<br />
Reiner Schiparowski<br />
Reinhold Wegner<br />
Thomas Görtz<br />
Olaf Schwickardi<br />
Heinz Alberti<br />
Sabine Ewald<br />
Thorsten Mindel<br />
Reiner Schiparowski<br />
Wir haben das Prüfungsergebnis mit den beteiligten Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeitern in den betroffenen Organisationseinheiten Ihres Hauses<br />
erörtert. Den Entwurf des <strong>Bericht</strong>es haben wir Ihnen zugeleitet. Soweit<br />
eine Stellungnahme zu einzelnen Feststellungen erforderlich war, wurde<br />
dies im <strong>Bericht</strong>sentwurf entsprechend gekennzeichnet.<br />
Auf der Grundlage des Entwurfes und Ihrer Stellungnahme haben wir<br />
das Ergebnis in einer Schlussbesprechung präsentiert. Das Ergebnis dieser<br />
Besprechung und ein Hinweis zum weiteren Ausräumungsverfahren<br />
ist dem beigefügten Protokoll zu nehmen.<br />
8<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Ergebnisse im Überblick<br />
Ergebnisse im Überblick<br />
Finanzen<br />
• Seit 1995 befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong> ununterbrochen in<br />
der Haushaltssicherung und muss seit 2003 ihre Haushaltswirtschaft<br />
nach den Bestimmungen des § 81 GO (vorlä ufige<br />
Haushaltsführung) führen. Die Fortschreibung der Finanzplanung<br />
sieht vor, dass 2009 der originäre Haushaltsausgleich<br />
erreicht wird. Mit dem Abbau der Altdefizite soll ab 2010 begonnen<br />
werden.<br />
• Wir vertreten die Auffassung, dass dieses Ziel nur erreicht<br />
werden kann, wenn die Stadt bereit ist, gravierende und einschneidende<br />
Maßnahmen umzusetzen, wie wir sie an verschiedenen<br />
Stellen in diesem Gesamtbericht detailliert darstellen.<br />
Andernfalls belastet sie dadurch nachhaltig die Haushalte<br />
kommender Jahre, riskiert damit faktisch ihre kommunale<br />
Selbstständigkeit und verletzt darüber hinaus das Gebot<br />
der intergenerativen Gerechtigkeit.<br />
• Bei der Veräußerung von Grundvermögen werden heute die<br />
sich aus der demografischen Entwicklung ergebenden Handlungsnotwendigkeiten<br />
noch nicht berücksichtigt. Insofern<br />
schränken Grundstücksveräußerungen zum Zwecke der Rückzuführung<br />
an den Verwaltungshaushalt die schon in naher<br />
Zukunft benötigten Handlungsspielräume für die Stadtentwicklung<br />
ein.<br />
• Die städtischen Einnahmen sind im Zeitreihenvergleich rückläufig.<br />
Insbesondere besteht jedoch bei den Realsteuerhebesätzen<br />
die Möglichkeit und gemäß dem Handlungsrahmen zur<br />
Genehmigung von Haushaltssicherungskonzepten die Verpflichtung,<br />
diese deutlich anzuheben.<br />
• Wir erkennen an, dass die Stadt bei den Kostenrechnenden<br />
Einrichtungen ihre Einnahmemöglichkeiten fast vollständig<br />
ausgenutzt hat. Lediglich für den Bereich der Bäder sehen wir<br />
noch deutliche Konsolidierungsmöglichkeiten.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 9
Ergebnisse im Überblick<br />
• Desweiteren stellen wir fest, dass die Stadt <strong>Moers</strong> angesichts<br />
ihrer schwierigen Haushaltslage die jährlichen Sachausgaben<br />
kontinuierlich zurückfährt. In einigen Bereichen (z.B. Schulbereich)<br />
werden die Ausgaben seit Jahren erfolgreich im Budget<br />
bewirtschaftet. Mit der baldigen Umstellung auf das Neue<br />
Kommunale Finanzmanagement wird sich die Transparenz<br />
deutlich verbessern, so dass weitere Konsolidierungserfolge<br />
erwartet werden kö nnen.<br />
• Der mit allen Anstrengungen fortzusetzende Konsolidierungsprozess<br />
erfordert es, dass die Stadt das nicht für die öffentliche<br />
Aufgabenerfüllung benötigte Vermögen veräußert, um<br />
auch damit einem weiteren Schuldenanstieg entgegenzuwirken.<br />
• Neuverschuldungen sollten im „Konzern Stadt“ möglichst<br />
vermieden und neue Kredite auf rentierliche Maßnahmen beschränkt<br />
werden. Die zukünftigen Investitionsmaßnahmen<br />
sollten erst dann in Angriff genommen werden, wenn die<br />
notwendigen Mittel im Verwaltungshaushalt erwirtschaftet<br />
werden können.<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> hat zur Lösung der Problematiken des demografischen<br />
und strukturellen Wandels noch keine zentral gesteuerten<br />
Maßnahmen ergriffen und sollte daher mit der Erstellung<br />
eines Stadtentwicklungskonzeptes beginnen.<br />
• Auf der Basis der unter Beteiligung aller kommunalen Akteure<br />
zu entwickelnden Szenarien muss sich die Stadt nun insbesondere<br />
im Hinblick auf die anzustrebende Bevölkerungsentwicklung<br />
positionieren und entsprechende Handlungsansätze<br />
formulieren.<br />
• In einem weiteren Schritt müssen darauf aufbauend konkrete<br />
Maßnahmen geplant und sukzessive umgesetzt werden. Die<br />
Ergebnisse und herausgebildeten Strategien sollten nicht nur<br />
Programmsatz bleiben. Die Stadt <strong>Moers</strong> muss aber im Hinblick<br />
auf die schlechte finanzielle Situation zügig handeln, um<br />
die sehr beschränkten monetären Ressourcen optimal zu nutzen<br />
bzw. weitere Einsparpotenziale (z. B. überflüssiger Gebäudebestand,<br />
ggf. Erschließung von Gewerbeflächen<br />
und/oder Baugebieten) voll auszuschöpfen.<br />
10<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Ergebnisse im Überblick<br />
• Ebenso muss sich die Stadt <strong>Moers</strong> festlegen, ob und in welchem<br />
Umfang sie noch zukünftig als Mittelzentrum Aufgaben<br />
für die umliegenden Städte und Gemeinden übernehmen will<br />
und kann.<br />
Beteiligungen<br />
• Beteiligungsverwaltung, Beteiligungsbericht und Betätigungsprüfung<br />
haben bei der Stadt <strong>Moers</strong> bereits ein anspruchsvolles<br />
Entwicklungsniveau erreicht. Die Stadt geht mit ihren Beteiligungen<br />
strategisch-steuernd und „bewusst“ um und hat<br />
das finanzwirtschaftliche Potenzial ihrer Gesellschaften stets<br />
im Blick.<br />
• Optimierungsmöglichkeiten bestehen noch im Bereich des <strong>Bericht</strong>swesens<br />
und des Controllings, wobei die Stadt auch hier<br />
bereits aktiv und vorausschauend agiert und erste Vorüberlegungen<br />
im Rahmen der Erarbeitung von Beteiligungsrichtlinien<br />
angestellt hat.<br />
• Der interkommunale Vergleich zeigt, dass die Summe der<br />
Bürgschaftsbelastungen insbesondere angesichts der sehr angespannten<br />
Haushaltslage und der faktisch nicht mehr vorhandenen<br />
Allgemeinen Rücklage inzwischen ein kritisches<br />
Maß erreicht hat. Hier sollte die Entwicklung sowohl von Beteiligungs-<br />
als auch Schulden- und Bürgschaftsverwaltung<br />
aufmerksam und kritisch beobachtet und als eine Art „Frühwarnsystem“<br />
genutzt werden. Insgesamt fördert dies ein effektives<br />
„Risikomanagement“.<br />
• Die ENNI GmbH als sehr ertragstarkes Versorgungsunternehmen<br />
mit einer soliden Finanzstruktur und einer sehr<br />
kommunalfreundlichen Vertragsgestaltung beim Gesellschafter-<br />
und Konsortialvertrag bietet der Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin<br />
ein beträchtliches wirtschaftliches Potenzial.<br />
• Die städtischen Wohnungsgesellschaften leisten unabhängig<br />
von direkten Gewinnausschüttungen einen nicht zu unterschätzenden<br />
Entlastungsbeitrag für den Haushalt der Stadt<br />
<strong>Moers</strong>. Die Dividendenzahlungen sollten durch Änderungen im<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 11
Ergebnisse im Überblick<br />
Gesellschaftsvertrag und in der Eigenkapitalstruktur dauerhaft<br />
gesteigert werden.<br />
• Wegen der hohen Verschuldung und der abzuwartenden Verbesserung<br />
der Ertragslage sollte die Stadt <strong>Moers</strong> auch eine<br />
teilweise Veräußerung des Immobilienbestandes in Betracht<br />
ziehen. Die bislang gezeigten positiven Effekte der zunächst<br />
zur befristeten „Verschlankung“ durch Ausgliederung zeigen<br />
hier in die richtige Richtung.<br />
• Sowohl die Gewinnausschüttungen der ENNI auf der Einnahmeseite<br />
als auch die hohen Verlustübernahmen für den Gewerbepark,<br />
die Wirtschaftsförderungsgesellschaften (WFG,<br />
„wir4“) auf der Ausgabeseite stellen bedeutende Positionen<br />
im Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> dar.<br />
• Kritisch festzustellen ist, dass trotz des vielfältigen Engagements<br />
bei der Wirtschaftsförderung sich bislang kaum messbarer<br />
Nutzen für die Stadt <strong>Moers</strong> einstellt. Wegen der vertraglichen<br />
Gestaltung mit langen Vertragslaufzeiten ohne<br />
Kündigungsoptionen sind die Handlungsmöglichkeiten für die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> eingeschränkt.<br />
• Hier ist die Stadt als Mehrheitseignerin gefordert, Ihren entscheidenden<br />
Einfluss geltend zu machen, um die Ertragssituation<br />
in den betreffenden Unternehmen zu verbessern. Positiv<br />
ist anzumerken, dass das operative Geschäft der Wirtschaftsförderung<br />
inzwischen auf die „wir4“ konzentriert wurde, um<br />
so den Aufwand bei den anderen Gesellschaften zu minimieren.<br />
• Die Gewinnsparten Strom-, Wasser- und Gasversorgung bieten,<br />
wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung, insgesamt<br />
ein gutes Entlastungspotenzial, was letztlich über konzerninterne<br />
Verlustübernahmen und Gesamtgewinnausschüttungen<br />
dem städtischen Haushalt zugute kommen könnte.<br />
• Die Haushaltsentlastungswirkung der Sparten Strom und Gas<br />
liegt im interkommunalen Vergleich eher durchschnittlich,<br />
während sich die Wasserversorgung mit diesen Werten im<br />
Vergleich zu anderen Kommunen deutlich über den Mittelwerten<br />
positioniert.<br />
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Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Ergebnisse im Überblick<br />
• Steigerungen dieser Quoten sind über das Ausschüttungsverhalten<br />
der ENNI nicht zu erreichen, da das Versorgungsunternehmen<br />
bereits jetzt eine sehr kommunalfreundliche Ausschüttungspraxis<br />
mit jeweils fast 100 Prozent Gewinnausschüttung<br />
praktiziert. Es könnten allenfalls Umschichtungen<br />
in der Kapitalstruktur durch Substitution von Eigen- durch<br />
Fremdkapital und die damit verbundene Auskehrung des frei<br />
werdenden Eigenkapitals an die Gesellschafter zu Ergebnisverbesserungen<br />
führen.<br />
Personal und Organisation<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> konnte die Zahl ihrer Soll- und Ist- Stellen im<br />
Betrachtungszeitraum 2000 – 2004 nicht senken.<br />
• Bezogen auf die Einwohnerzahl weist die Personalquote interkommunal<br />
den mit Abstand höchsten Wert aus. Die Personalquote<br />
für die Stadt <strong>Moers</strong> bleibt annähernd auf dem Höchststand,<br />
wenn man sie im interkommunalen Vergleich um bestimmte<br />
weitere personalintensive Bereiche der Verwaltung<br />
bereinigt. Daran wird sich bei unveränderten Rahmenbedingungen<br />
auch bei Verabschiedung bzw.<br />
eventueller Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes<br />
<strong>2005</strong> - 2009 nichts ändern.<br />
• Das Dienstleistungsangebot ist gemessen an der Einwohnerzahl<br />
hoch, aber nicht überproportional. Die Gründe für die<br />
höchste Personalausstattung im Verhältnis zu den Einwohnern<br />
sind vielschic htig und sowohl in der überdurchschnittlichen<br />
Personalausstattung einzelner Organisationseinheiten zu suchen<br />
als auch in einer z.T. kleinteiligen und von vielen<br />
Schnittstellen geprägten Aufbauorganisation.<br />
• Das Planungsverhalten bei den Personalausgaben ist bezüglich<br />
der Über- und Unterschreitungen der Haushaltsansätze<br />
erst im Jahre 2004 wieder realistisch geworden, nachdem in<br />
den beiden vora ngegangenen Haushaltsjahren die Ansätze<br />
deutlich überschritten wurden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 13
Ergebnisse im Überblick<br />
• In der zeitlichen Ausgabenentwicklung der Personalausgaben<br />
spiegeln sich im Wesentlichen die gesetzlichen und tariflichen<br />
Steigerungen wider.<br />
• Die höchste Personalquote je 1.000 Einwohner, bedingt durch<br />
ein teilweise sehr hohes quantitatives Stellenniveau und einen<br />
höheren Anteil freiwilliger Leistungen, führt in der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> zur höchsten Personalausgabenquote je Einwohner.<br />
• Der bisherige Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes für<br />
die Jahre <strong>2005</strong> bis 2009 weist keine konkreten Maßnahmen<br />
aus, mit denen die Konsolidierungsbeiträge erreicht werden<br />
sollen, um die Personalausgaben im Verhältnis zu den Einwohnern<br />
auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Hier dürften<br />
vielmehr erst durch weitere und einschneidende Maßnahmen<br />
in Form von Dienstleistungsabbau, Reorganisation und veränderter<br />
Personalbemessung grundlegende Verbesserungen der<br />
Gesamtlage und der Kennzahl zu erwarten sein.<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt in der Informationstechnik über ein<br />
durchschnittliches Leistungsspektrum, das sich trotz des vorhandenen<br />
Anschlusses an das kommunale Gebietsrechenzentrum<br />
kostengünstig in Form der Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />
darstellen lässt. Die anstehenden Restrukturierungsprozesse<br />
in der Verwaltung machen einen verstärkten,<br />
die Effizienz steigernden Einsatz des IT-Bereichs notwendig.<br />
• Durch die ungünstige Einwohnerschlüsselung nach dem<br />
KWahlG ist die Stadt <strong>Moers</strong> zunächst bei den Ausgaben für<br />
Ratsarbeit in Relation zu den Einwohnern gegenüber einwohnerstärkeren<br />
Kommunen benachteiligt. Gleichwohl hat sie im<br />
Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung ihren Ermessenspielraum<br />
bisher noch nicht genutzt und weder die Anzahl der<br />
Ratsmandate noch die Anzahl der Ausschüsse auf das arbeitsökonomisch<br />
notwendige Maß freiwillig reduziert. Angesichts<br />
der Ergebnisse der letzten Kommunalwahl und der aktuellen<br />
und mittelfristigen Haushaltslage ist auch bei der<br />
Ratsarbeit noch ein Konsolidierungspotenzial vorhanden.<br />
14<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
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Ergebnisse im Überblick<br />
Jugend<br />
• Im interkommunalen Vergleich sind die Aufwendungen je<br />
Hilfefall der Heimerziehung und Vollzeitpflege über den Mittelwerten.<br />
Trotzdem sind die finanziellen Belastungen für den<br />
Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund der geringen Fallzahlen<br />
vergleichsweise niedrig. Die Gründe sind in der gezielten<br />
Steuerung der Hilfen und dem verstärkten Einsatz ambulanter<br />
Hilfen zu sehen. Dazu trägt ebenfalls das Hilfeplanverfahren<br />
bei, in dem die Wirtschaftliche Jugendhilfe in den Entscheidungsprozess<br />
mit eingebunden ist.<br />
• Verbesserungspotenzial sehen wir in einer differenzierteren<br />
Aufbereitung der Daten der Erzieherischen Hilfen, um eine<br />
noch zielgenauere Steuerung vornehmen zu können.<br />
• Die Bündelung planerischer Aufgaben in einer Stabsstelle für<br />
mehrere Bereiche vereinfacht die ganzheitliche und übergreifende<br />
Jugendhilfeplanung in der Stadt <strong>Moers</strong>, die für eine<br />
strategische Steuerung notwendig ist.<br />
• Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wird von der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> voll erfüllt. Der Zuschussbedarf je Platz und Jahr<br />
stellt sich im interkommunalen Vergleich zufrieden stellend<br />
dar. Bei den freiwilligen Zuschüssen verhält sich die Stadt zurückhaltend.<br />
Es werden nur Gruppen nach dem aktuellen Bedarf<br />
befristet gefördert. Die Höhe der fre iwilligen Zuschüsse<br />
befindet sich im interkommunalen Vergleich deutlich unter<br />
dem Mittelwert.<br />
• Handlungsnotwendigkeiten aufgrund der Nachfrageentwic k-<br />
lungen nach Angeboten der Tagesbetreuung werden von der<br />
Stadt erkannt. Gezielt gesteuerte Planungsprozesse zur Differenzierung<br />
des Leistungsspektrums der Tagesbetreuung bei<br />
gleichzeitiger Anpassung des Gesamtangebotes werden von<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> durch regelmäßige Fortschreibungen des Bedarfsplanes<br />
vorgenommen.<br />
• In dem Betrachtungszeitraum hat die Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich<br />
zu anderen Kommunen bis zum Jahr 2002 niedrigere<br />
Einnahmen aus Unterhaltsbeträgen verwirklichen können. Die<br />
Intensivierung der Verfolgung dieser Ansprüche durch einen<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 15
Ergebnisse im Überblick<br />
wirtschaftlichen Personaleinsatz hat die Einnahmesituation<br />
bemerkenswert verbessern können.<br />
Bauleistungen<br />
• Die Ausschreibung und die Vergabe liegen in der Hand verschiedener<br />
Fachabteilungen der Stadtverwaltung. Der gesamte<br />
Vergabevorgang wird von einer zentralen Vergabestelle<br />
durchgeführt. Der technische Rechnungsprüfer wird an der<br />
Submission und der Vergabeentscheidung beteiligt. Insgesamt<br />
schneidet die Stadt <strong>Moers</strong> mit der Organisation und<br />
Funktion des Vergabewesens im interkommunalen Vergleich<br />
überdurchschnittlich ab.<br />
• Im Prüffeld „Prüfung der Vertragsbedingungen“ erreicht die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> einen neuen Minimumwert. Dieser Wert wird sich<br />
aber nach Einführung der zurzeit überarbeiteten Angebotsunterlagen<br />
sofort erheblich verbessern.<br />
• Im Prüffeld „Konformität mit der VOB“ wird von uns festgestellt,<br />
dass es zu Mengenabweichungen von mehr als 10 Prozent<br />
bei der Mehrheit der ausgeführten Positionen ohne Vereinbarung<br />
neuer Einheitspreise kommt. Die förmliche Beauftragung<br />
der Nachträge erfolgt häufig nicht.<br />
• Während im Prüffeld „Vollständigkeit der Bauakten“ ein positives<br />
Ergebnis über dem interkommunalen Mittelwert erreicht<br />
wird, liegt die Stadt <strong>Moers</strong> im Prüffeld „Vergleich der Auftrags-<br />
zu den Abrechnungssummen sowie Auswertung der<br />
Nachträge“ bei den Überschreitungen der Auftragssummen in<br />
der Höhe der Überschreitungen unter dem interko mmunalen<br />
Mittelwert. Der Wert der Höhe der Unterschreitungen der Auftragssummen<br />
liegt im Bereich des interkommunalen Mittelwertes.<br />
• Bei der Höhe der Nachträge erreicht die Stadt <strong>Moers</strong> ein ü-<br />
berdurc hschnittliches Vergleichsergebnis. Dies resultiert aus<br />
der Tatsache, dass die Mehrzahl der Hochbaumaßnahmen Sanierungen<br />
sind, bei denen ein erhöhter Anteil an Nachträgen<br />
entsteht.<br />
16<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Ergebnisse im Überblick<br />
• Die Bauaufsicht verzeichnet gleich bleibende Ausgaben bei<br />
sinkenden Einnahmen. Die Gebühreneinnahmen für Bauanträge<br />
kö nnen nicht direkt durch die Stadt <strong>Moers</strong> beeinflusst<br />
werden, jedoch sollten die freiwilligen und bisher zum Teil<br />
kostenlosen Leistungen hinsichtlich einer Gebührenerhebung<br />
bzw. -anhebung überdacht werden. Weiter sollte eine Organisationsuntersuchung<br />
durchgeführt werden, um die Aufgabenverteilung<br />
möglichst zeitnah dem Arbeitsanfall anzupassen.<br />
• Der Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht liegt erheblich<br />
unter dem interkommunalen Mittelwert.<br />
• Die Unterhaltungsprojekte im Hochbaubereich werden gemäß<br />
dem Sanierungsbedarf ausgeführt. Der Bestand an Immobilien<br />
sollte reduziert werden.<br />
• Der Immobilienbestand befindet sich in keinem guten Zustand.<br />
Die Bauunterhaltung dient der Unfallverhütung, Aktualisierung<br />
des Brandschutzes und der PCB-Sanierung. Werteverluste<br />
sind bereits zu verzeichnen.<br />
• Der Tiefbaubereich sollte nach fertig gestellter Aufnahme und<br />
Bewertung der Straßen, den Bedarf an Sanierungen und<br />
Rückstellungen definieren. Bei der Straßensanierung sollte<br />
langfristig der Werteverlust im Auge behalten werden.<br />
• Die Situation der Infrastrukturerhaltung ist zufrieden stellend.<br />
Die Ausgaben für die Unterhaltung der Gemeindestraßen und<br />
der Park- und Gartenanlagen liegen unter dem interkommunalen<br />
Mittelwert. Wir empfehlen nach der Erfassung der Straßen<br />
und Grünflächen aussagekräftige Kennwerte und Einsparpotenziale<br />
aufzuzeigen.<br />
• Die Park- und Grünflächen der Stadt <strong>Moers</strong> werden nach und<br />
nach mit einer pflegearmen Bepflanzung bestückt. Wir empfehlen,<br />
den Pflegestandard weiterhin zu senken und für festgelegte<br />
Bereiche genau zu definieren.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 17
Ergebnisse im Überblick<br />
Gebäudewirtschaft<br />
• Mit der Gründung und im Rahmen des „Echtbetriebs“ des<br />
Zentralen Gebäudemanagements sind zwischenzeitlich einige<br />
gute Teilergebnisse erarbeitet worden. Vor diesem Hintergrund<br />
empfehlen wir, die geplante Umstrukturierung konsequent<br />
mit dem Ziel weiter zu verfolgen, einen ganzheitlichen<br />
organisatorischen Rahmen zu schaffen und die Gebäudebewirtschaftung<br />
aus einer Hand zu realisieren.<br />
• Die notwendigen Daten zur Bewirtschaftung sind teilweise<br />
nicht verfügbar, teilweise unsystematisch aufgestellt und erhoben.<br />
Eine bewusste und fundierte Entscheidung auf dieser<br />
Basis scheint schwerlich möglich, zumal Erfolgsindikatoren,<br />
wie z.B. steuerungsrelevante Kennzahlen, noch fehlen.<br />
• Die vordringlichsten Aufgaben im Rahmen der Umsetzung<br />
professioneller Gebäudewirtschaft sind in Bearbeitung und<br />
weisen in ihrer perspektivischen Ausrichtung erfolgversprechende<br />
Ansätze auf.<br />
• Im Bereich der Bauunterhaltungsausgaben je Quadratmeter<br />
Bruttogrundfläche ist eine Darstellung nur eingeschränkt und<br />
ein Vergleich gar nicht möglich.<br />
• Unter Berücksichtigung der im Vermögenshaushalt verbuchten<br />
Ausgaben ist die Höhe der Bauunterhaltungsausgaben für<br />
die untersuchten Gebäude im arithmetischen Mittel sehr deutlich<br />
unterhalb des durch die KGSt ermittelten Richtwertes.<br />
Aus unserer Sicht liegt im gesamten Betrachtungszeitraum<br />
eine Unterdeckung der notwendigen finanziellen Mittel vor.<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt im Bereich der Energiebewirtschaftung<br />
über sehr gute Möglichkeiten und hat hier in der Vergangenheit<br />
bereits ein hohes Optimierungspotenzial realisieren<br />
können. In den letzten Jahren fehlte es eindeutig an der<br />
Kontinuität der Basisarbeit, so dass ein wirtschaftlich verantwortungsvoller<br />
Umgang mit Energie durch Analyse von Daten<br />
nicht möglich ist. Die Stadt hat jedoch in diesem Bereich alle<br />
Möglichkeiten kurzfristig eine Veränderung und Entwic klung<br />
zu realisieren.<br />
18<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Ergebnisse im Überblick<br />
• Im Bereich der Gebäudereinigung hat die Stadtverwaltung<br />
das enorme wirtschaftliche Potenzial erkannt und ansatzweise<br />
durch die im März 2001 geschlossene Dienstvereinbarung<br />
umzusetzen versucht. Dies zielt vom Grundsatz in die richtige<br />
Richtung, stellt sich jedoch durch die faktische Selbstbeschränkung<br />
auf ausschließlich Eigenreinigung als langfristig<br />
wenig Erfolg versprechend dar.<br />
• Insoweit gilt, dass die Gebäudereinigung der Stadt <strong>Moers</strong> aus<br />
unserer Sicht weiter professionalisiert und neu geordnet werden<br />
sollte. Da sich durch eine Optimierung der Reinigung erfahrungsgemäß<br />
relativ schnell Wirtschaftlichkeitseffekte erzielen<br />
lassen, sollte die Stadt unmittelbar aktiv werden und insbesondere<br />
erforderliche Maßnahmen einleiten, z.B. objektbezogene<br />
Abbildung der Reinigungskosten zur Erhöhung der<br />
Kostentransparenz in der Eigen- und möglicherweise künftigen<br />
Fremdreinigung, Sukzessive, sozialverträgliche Erhöhung<br />
des Anteils der Fremdreinigung.<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> hat richtigerweise die Hausmeisterdienste im<br />
Zentralen Gebäudemanagement integriert und hier mit der<br />
Reinigung in einem Sachgebiet zusammengeführt.<br />
• Die Arbeitsbelastung des Zentralen Gebäudemanagements<br />
führt dazu, dass notwendige operative Betreuungsaufgaben<br />
und eine strategische Planung zur Aufgabenentwic klung nicht<br />
wahrgenommen werden können.<br />
• Die relativ unkoordinierte und wenig strukturierte Arbeitsweise<br />
bei Sachversicherungen ist insbesondere darauf zurückzuführen,<br />
dass bei der Gründungsphase des Zentralen Gebäudemanagement<br />
Prioritäten im Handlungskatalog gesetzt werden<br />
mussten. Bedarf besteht an einer zeitgemäßen Unterstützung<br />
durch Standardsoftware im Hinblick auf Informationsflüsse<br />
und die Auswertung vorhandener Daten.<br />
• Eine Neuausschreibung der Sachversicherung sollte zu spürbaren<br />
Einsparungen und zu einer Verbesserung der Vertragsgestaltung<br />
führen.<br />
• Letztlich sollte die Wahrnehmung des Versicherungswesens<br />
im Zusammenhang mit der Ausübung gebäudewirtschaftlicher<br />
Aufgaben als ein wichtiger Baustein in der Entwicklung einer<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 19
Ergebnisse im Überblick<br />
ganzheitlichen und zentralen Gebäudewirtschaft an Bedeutung<br />
gewinnen.<br />
Bildung und Kultur<br />
• Im Kulturbereich ist die Stadt <strong>Moers</strong> mit ihren Einric htungen<br />
vielfältig und qualitativ gut aufgestellt. Allerdings passen einige<br />
hochkarätige und kostenintensive kulturelle Nischenangebote<br />
(in erster Linie das Schlosstheater) nicht in das Bild der<br />
problematischen Haushaltslage. Die Stadt <strong>Moers</strong> leistet sich<br />
mehr als vergleichbare Städte.<br />
• Will die Stadt <strong>Moers</strong> örtliche kulturelle Besonderheiten dauerhaft<br />
erhalten, sollte sie verstärkt auf die private Wirtschaft<br />
zugehen (Trägerschaft durch Stadtkulturbund) und lokale Kulturpolitik<br />
mit regionalen Kulturkonzepten verbinden (vgl.<br />
Leitbild des Kulturraum Niederrhein e.V.).<br />
• Der überdurchschnittliche Zuschussbedarf für die <strong>Moers</strong>er<br />
Zentralbibliothek mit zwei Zweigstellen erklärt sich durch eine<br />
besonders gute Bibliotheksarbeit, die sehr offen gehandhabt<br />
wird. Dies zeigt sich nicht zuletzt an einem sehr gut geführten<br />
<strong>Bericht</strong>swesen (insbesondere zur Verwendung der Personalressourcen).<br />
Wir halten dies sogar für mustergültig und geeignet<br />
für die Gesamtverwaltung.<br />
• Die Konsolidierungsanstrengungen im Bibliothekenbereich<br />
zeigen sich daran, dass zwei Stadtteilbibliotheken geschlossen<br />
wurden, was aber beim Zuschussergebnis 2003 noch keine<br />
wesentliche Entlastung bewirkt e.<br />
• Für die weitere Orientierung halten wir es wegen der extrem<br />
schlechten Haushaltslage für geboten, nicht nur das Kostenund<br />
Leistungsniveau gleichgroßer oder größerer Städte in den<br />
Blick zu nehmen, sondern auch die Maßstäbe kleinerer Stadtbibliotheken<br />
für die Aufgabenerledigung verstärkt heranzuziehen.<br />
• Beim Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung erreicht die<br />
Volkshochschule <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleichsjahr<br />
2003 einen sehr hohen Wert. Durch eine altersbedingte Per-<br />
20<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Ergebnisse im Überblick<br />
sonalfluktuation werden aber schon in <strong>2005</strong> erste Einspareffekte<br />
zu erzielen sein.<br />
• Wir sehen die Chance, dass <strong>Moers</strong> in den kommenden Jahren<br />
den interkommunalen Mittelwert erreicht oder sogar unterschreitet.<br />
Letzteres wird umso eher eintreten, je schneller es<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> auf dem Verhandlungswege gelingt, höhere<br />
Zuschussleistungen mit Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn<br />
zu vereinbaren.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 21
Ergebnisse im Überblick<br />
22<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Ergebnisse im Einzelnen<br />
Ergebnisse im Einzelnen<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 23
KIWI<br />
KIWI<br />
Ziele des KIWI<br />
Mit dem Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit - KIWI - sollen die wesentlichen<br />
Ergebnisse der Prüfung im Blick auf die wirtschaftliche Situation<br />
der Kommune zusammengefasst dargestellt werden. Hierdurch ist<br />
es möglich, kurz und prägnant Handlungserfordernisse und -<br />
möglichkeiten aufzuzeigen. Er soll der Kommune helfen, eine Standortbestimmung<br />
im interkommunalen Vergleich vorzunehmen und dient der<br />
Orientierung für die Zukunft.<br />
Diese Ziele versucht der KIWI, über eine umfassende Betrachtung der<br />
Kommune zu erreichen. Auf der Basis hoch aggregierter und steuerungsrelevanter<br />
Kennzahlen erfolgt eine gemeinsame Darstellung der<br />
wichtigsten Kennzahlen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit mittels<br />
einer Bewertung auf einer Bewertungsskala von 1 bis 5 sowie eines sich<br />
aus der Bewertung ergebenden Ampelsignals (Spalten „Gemeindeprofil“<br />
und „Index“).<br />
Der KIWI ist eine zusätzliche Darstellungsform zu den Teilberichten der<br />
einzelnen Fachbereiche. Detaillierte Erläuterungen finden sich in den<br />
<strong>Bericht</strong>steilen.<br />
Die Bewertung erfolgt allein unter den Aspekten der Handlungsnotwendigkeit<br />
und der Handlungsmöglichkeit. Die im KIWI dargestellten Kennzahlenwerte<br />
sind Indikatoren, die die Ausgangsbasis für weitergehende<br />
Analysen der einzelnen Prüffelder sind. Ziel ist hierbei die Ursachenermittlung<br />
für vorgefundene Kennzahlenwerte. Dabei werden örtliche und<br />
individuelle Besonderheiten berücksichtigt.<br />
Die Analysen verfolgen den Zweck, Handlungsempfehlungen auszusprechen,<br />
die praxisorientiert sind. Die sich hieran anschließende Bewertung<br />
im Rahmen des KIWI trifft daher allein eine Aussage zu dem Maß und<br />
dem Umfang, indem eine Kommune aus Sicht der <strong>GPA</strong> NRW aktiv werden<br />
sollte.<br />
Im Rahmen dieser Bewertung werden keine Schulnoten erteilt, vielmehr<br />
soll über den KIWI ein anschauliches Bild über empfehlenswerte<br />
Schwerpunkte künftiger Aktivitäten der Kommune gegeben werden.<br />
24<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
KIWI<br />
Ebenso wird mit dem KIWI kein Ranking betrieben. Die Vergleichswerte<br />
werden daher anonymisiert dargestellt. Informationen über eine Kommune<br />
werden grundsätzlich nur weiter gegeben, wenn die Kommune<br />
hiermit einverstanden ist.<br />
Die Bewertung der Handlungsnotwendigkeit und der Handlungsmö glic h-<br />
keit erfolgt nicht unmittelbar aus dem Kennzahlenwert selbst, so dass<br />
eine positive oder negative Abweichung vom Mittelwert nicht zwangslä u-<br />
fig eine positive oder negative Bewertung nach sich zieht.<br />
Unter Berücksichtigung örtlicher und individueller Besonderheiten wird<br />
beurteilt, ob die Kommune sämtliche Handlungspotentiale identifiziert<br />
hat und diese in entsprechende Realisierungskonzepte aufgenommen<br />
hat. Hierbei werden auch die zeitnahe Umsetzung und der Einsatz von<br />
Controllingmechanismen bewertet.<br />
So ist es beispielsweise möglich, dass ein zahlenmäßig guter Wert mit<br />
der Bewertung 2 (rot) versehen wird, da eine Kommune in dem betreffenden<br />
Fall diesen guten Wert durchaus noch nenneswert verbessern<br />
kann und diese Möglichkeit bisher noch nicht erkannt hat. Umgekehrt ist<br />
es auch möglich, dass ein zahlenmäßig schlechter Wert mit der Bewertung<br />
4 (grün) versehen wird, da die Kommune die Handlungsnotwendigkeit<br />
erkannt hat und bereits sämtliche möglichen Gegensteuerungsma ß-<br />
nahmen ergriffen hat, die sich zum Zeitpunkt der Prüfung jedoch noch<br />
nicht ausgewirkt haben.<br />
Die KIWI – Bewertungsmerkmale sind wie folgt definiert:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 25
KIWI<br />
KIWI - Bewertungsrahmen<br />
Bewertung Ampel Index<br />
Dringender,<br />
offensichtlicher<br />
Handlungsbedarf, für den es<br />
weitreichende Handlungsmöglichkeiten<br />
gibt.<br />
Handlungsbedarf ist gegeben. Es<br />
bestehen Handlungsmöglichkeiten mit<br />
einer deutlichen Ergebnisverbesserung.<br />
Handlungsmöglichkeiten<br />
sind<br />
vorhanden, Handlungsbedarf ist nicht<br />
zwingend.<br />
Handlungsmöglichkeiten auf der Basis<br />
einer ergebnisorientierten Steuerung<br />
werden nahezu vollständig genutzt.<br />
Außergewöhnliche zielgerichtete<br />
Aktivitäten der Kommune, die<br />
grundsätzlich auf andere Kommunen<br />
übertragbar sind (Best Practice).<br />
Rot 1<br />
Rot 2<br />
Gelb 3<br />
Grün 4<br />
Grün 5<br />
Sofern aufgrund nicht ausreichend gesicherter Erkenntnisse eine Bewertung<br />
nicht möglich ist, wird das Ampelsymbol auf weiß gesetzt.<br />
In der nachfolgenden Gesamtübersicht sind auch weitere Bereiche aufgeführt,<br />
zu denen keine Werte erhoben wurden bzw. werden. Dies liegt<br />
zum einen daran, dass diese Bereiche in der Kommune nicht angetroffen<br />
wurden und / oder zum anderen daran, dass in diesen Bereichen derzeit<br />
noch die konzeptionellen Grundlagen geschaffen werden.<br />
KIWI in Tabellenform<br />
Auf der folgenden Seite finden Sie den KIWI in tabellarischer Form.<br />
26<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Kennzahl<br />
Indikator<br />
Stadt<br />
<strong>Moers</strong><br />
Vergleichswerte der Kommunen<br />
Minimum Maximum Mittelwert<br />
Gemeindeprofil<br />
KIWI-<br />
Bewertung<br />
Finanzen<br />
Strukturelles Defizit oder Freie Spitze je Einwohner € je Einwohner -163,68 -295,44 118,07 -95,19 2<br />
Laufende Einnahmen des VwH je Einwohner € je Einwohner 1.636 1.012 2.054 1.411 3<br />
Sachausgaben je Einwohner € je Einwohner 402 242 579 347 3<br />
Schuldenstand je Einwohner € je Einwohner 3.424 141 4.026 1.582 2<br />
Beteiligungen<br />
Haushaltsquote der Stromversorgung Prozent 92,01 81,65 129,09 93,36 3<br />
Nachrichtlich:<br />
Jahresergebnis der Stromversorgung je MWH<br />
€ je MWH 4,79 -1,05 11,52 5,59 3<br />
Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung Prozent 91,83 -100,00 129,09 56,83 4<br />
Nachrichtlich:<br />
Jahresergebnis der Wasserversorgung je m³<br />
€ je m³ 10,60 -26,50 28,00 1,20 4<br />
Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung Prozent 91,83 81,65 129,09 93,91 3<br />
Nachrichtlich:<br />
Jahresergebnis der Gasversorgung je MWH<br />
€ je MWH 2,98 1,09 6,96 2,98<br />
Haushaltsbelastung der Bäder je Einwohner € je Einwohner<br />
Nachrichtlich:<br />
Jahresergebnis der Bäder je Besucher<br />
€ je Besucher<br />
Personalquote - Anzahl der Ist-Stellen je 1.000<br />
Einwohner<br />
Stellen je<br />
1.000<br />
Einwohner<br />
11,23 7,09 11,23 8,79 1<br />
Personalausgaben je Einwohner € je Einwohner 514,00 353,00 514,00 432,00 1<br />
Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21.<br />
Lebensjahr<br />
Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute<br />
Wohnform Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr<br />
in Euro<br />
Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je<br />
Hilfefall und Jahr in Euro<br />
Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen für<br />
Kinder pro Jahr in Euro<br />
Personal und Organisation<br />
Jugend und Soziales<br />
€ je Einwohner<br />
bis zum 21.<br />
Lebensjahr<br />
269,30 161,70 369,00 277,60 4<br />
€ je Hilfefall 44.545 23.384 51.913 39.285 4<br />
€ je Hilfefall 11.162 6.344 12.081 9.225 4<br />
€ je Platz 1.242 1.020 1.792 1.282 3<br />
Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für<br />
Kinder freier Träger pro Jahr in Euro<br />
Fehlbetrag / Zuschussbedarf je Leistungsbezieher nach<br />
dem AsylbLG und Jahr in Euro<br />
Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht<br />
(UA 613)<br />
Bauunterhaltungsausgaben je Einwohner<br />
€ je Platz 149,00 47,50 481,70 246,90 4<br />
€ je Leistungsbezieher<br />
Prozent 43,20 21,20 164,10 71,40 3<br />
€ je Einwohner<br />
Bauleistungen<br />
nicht<br />
ermittelbar<br />
Kosten der Infrastrukturerhaltung je Einwohner € je Einwohner 46,78 25,25 97,13 61,78 3<br />
Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft Prozent 45,50 15,20 92,10 43,68 3<br />
Ausgaben Bauunterhaltung<br />
Bewirtschaftungsausgaben<br />
Gebäudewirtschaft<br />
nicht<br />
€ je m² BGF<br />
ermittelbar<br />
nicht<br />
€ je m² BGF ermittelbar<br />
Bildung / Kulturpflege<br />
Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner € je Einwohner 26,05 5,29 33,98 19,54 2<br />
Zuschussbedarf Erwachsenenbildung je Einwohner € je Einwohner 4,98 1,12 5,49 3,22 3<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 27
28<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Finanzen<br />
Vorbemerkung<br />
Im Rahmen der überörtlichen Prüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> wurde die Beachtung der Bestimmungen der<br />
Gemeindeordnung (GO) bzw. Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO)<br />
für die Haushaltsjahre 2000 bis 2003 geprüft.<br />
Soweit es für die Auswertung der Daten bzw. für das Aufzeigen eines<br />
Trends erforderlich war oder sinnvoll erschien, sind die Daten um die<br />
Jahre 1999 und 2004 erweitert worden.<br />
Aus der Vielzahl der erhobenen Haushaltsdaten der Stadt <strong>Moers</strong> haben<br />
wir steuerungsrelevante Kennzahlen gebildet, die in den Kommunalindex<br />
für Wirtschaftlichkeit (KIWI) einfließen. Mit Hilfe dieser Kennzahlen vergleichen<br />
wir inter- und intrakommunal die Situation der Stadt <strong>Moers</strong> mit<br />
den Werten der anderen bisher durch uns geprüften Städte und Gemeinden,<br />
um Entwicklungen und Tendenzen im Prüfungszeitraum erkennen,<br />
dokumentieren und analysieren zu können. Bezogen auf das<br />
Haushaltsjahr 2003 wurden bisher mehr als 120 Städte und Gemeinden<br />
verglichen. Von diesen mehr als 120 Städten haben 18 Städte mehr als<br />
60.000 Einwohner.<br />
Mit einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung wurden Aufgaben der Wirtschaftsförderung<br />
von den Partnerstädten Kamp-Lintfort, Neukirchen-<br />
Vluyn und Rheinberg auf <strong>Moers</strong> übertragen. Darin wurden auch Beteiligungsrechte<br />
und -pflichten vereinbart. „wir4“ als Anstalt öffentlichen<br />
Rechts der Stadt <strong>Moers</strong> nimmt seit 2001 diese Aufgaben für die vier<br />
Partner wahr. Darum legen wir unser Augenmerk bei der vergleichenden<br />
Betrachtung zusätzlich auf diese Region.<br />
Bei unserer Betrachtung der Aufgabenstruktur der Stadt <strong>Moers</strong> berücksichtigen<br />
wir auch, dass die Stadt <strong>Moers</strong> als Mittelzentrum Bedarfe für<br />
die umliegenden Städte und Gemeinden des Kreises Wesel abdeckt. Dieses<br />
trifft insbesondere für den Schul- und Kulturbereich und die Infrastruktur<br />
zu.<br />
Im Prüfgebiet Finanzen bilden wir folgende KIWI- Kennzahlen:<br />
• Strukturelles Defizit je Einwohner,<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 29
Finanzen<br />
• laufende Einnahmen des Verwaltungshaushaltes je Einwohner,<br />
• Verwaltungs- und Sachkosten je Einwohner und<br />
• Schuldenstand je Einwohner.<br />
Da eine Vielzahl von Kommunen in den vergangenen Jahren Ausgliederungen<br />
vorgenommen haben, wurden bei den Kennzahlen „Verwaltungsund<br />
Sachkosten“ und „Schuldenstand“ die Sondervermögen mit in die<br />
Bewertung einbezogen, beim Schuldenstand und Schuldendienst zusätzlich<br />
die Verschuldung und die Zins- und Tilgungsleistungen der Mehrheitsbeteiligungen<br />
und Anstalten öffentlichen Rechts.<br />
Bei der Stadt <strong>Moers</strong> betrifft dies folgende Mehrheitsbeteiligungen bzw.<br />
Anstalten des öffentlichen Rechts:<br />
• Grafschafter Gewerbepark GmbH<br />
• wir4<br />
• Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft<br />
<strong>Moers</strong> mbH<br />
• Trägergesellschaft Technologiezentrum Rheinpreussen mbH<br />
• Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH<br />
• Grundstücksgesellschaft „Königlicher Hof“ mbH<br />
• Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH<br />
• Stadtbau <strong>Moers</strong> Entwicklungs-, Erschließungs- und Verwaltungsgesellschaft<br />
mbH<br />
• Grundstücksgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH (liquidiert)<br />
Das Bezugsjahr für den interko mmunalen Vergleich ist das Jahr 2003.<br />
Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, wurden die erhobenen Soll-<br />
Einnahmen und Soll-Ausgaben sowohl zeitlich als auch sachlich bere i-<br />
nigt.<br />
Bei der zeitlichen Bereinigung wurden die im jeweiligen Haushaltsjahr<br />
gebildeten Haushaltsreste fiktiv als Einnahmen bzw. Ausgaben des la u-<br />
fenden Jahres mitgerechnet; alte Haushaltsausgabereste hingegen ble i-<br />
ben unberücksichtigt, sofern sie nicht in Abgang gebracht wurden.<br />
30<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Um eine Vergleichsbasis mit anderen geprüften Kommunen zu schaffen,<br />
wird zusätzlich eine sachliche Bereinigung vorgenommen. Hierfür nehmen<br />
wir folgende Standardkorrekturen vor:<br />
Sachliche Bereinigung der Solleinnahmen und Sollausgaben<br />
Im Verwaltungshaushalt abzüglich<br />
Innere Verrechnungen<br />
Im Vermögenshaushalt abzüglich<br />
Kredite /Tilgungen für Umschuldungen<br />
Kalkulatorische Kosten<br />
Abdeckung von Fehlbeträgen aus<br />
Vorjahren<br />
Erstmalig für das Haushaltsjahr 2002 hat die Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund des<br />
Erlasses des Innenministers NRW vom 1. März 2001 über die Zulassung<br />
von Ausnahmen auf der Grundlage der Dokumentation des Konzeptes<br />
für einen doppischen Kommunalhaushalt im Neuen Kommunalen Finanzmanagement<br />
(Modellprojekt Doppik) gemäß § 126 GO eine Haushaltssatzung<br />
erlassen, die den Haushaltsplan in einen kameralen Teil<br />
(Verwaltungs- und Vermögenshaushalt) und wegen der Erprobung eines<br />
doppischen Kommunalhaushaltes in einen doppischen Teil (Ergebnisund<br />
Finanzplan) gegliedert. Im doppischen Pilotbereich sind die ehemaligen<br />
Unterabschnitte 333-Musikschule, 350-Volkshochschule und 352-<br />
Stadtbibliothek zusammengefasst.<br />
Ab dem Haushaltsjahr 2004 ist der doppische Pilotbereich um die Unterabschnitte<br />
Sport, Bäder, Feuerwehr, Gleichstellungsamt und Bauordnungsamt<br />
erweitert worden. Die Stadt <strong>Moers</strong> hat für den doppischen<br />
Haushaltsteil der jeweiligen Haushaltsjahre eine Rückrechnung vom<br />
NKF -Jahresabschluss zum kameralen Zuschuss über die Teilergebnisrechnung<br />
vorgenommen. Diese Beträge haben wir bei der Ermittlung der<br />
nachfolgend dargestellten Einnahmen und Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />
berücksichtigt. Ferner fanden diese Zahlen auch Eingang bei<br />
der Ermittlung der Sachausgaben der Gruppen 5 und 6.<br />
Haushaltsergebnisse der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Für die Jahre 2000 bis 2003 ergeben sich folgende zeitlich und sachlich<br />
bereinigte Jahresrechnungsergebnisse im Verwaltungshaushalt:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 31
Finanzen<br />
Bereinigung der Einnahmen und Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Einnahmen des<br />
Verwaltungshaushalts<br />
216.261 220.021 187.448 185.307<br />
+ Einnahmen in den NKF-<br />
Pilotbereichen *)<br />
0 0 2.429 2.295<br />
./. Innere Verrechnungen 14.662 14.032 3.678 3.684<br />
./. Kalkulatorische Kosten 7.627 7.466 5.927 6.226<br />
Bereinigte Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />
193.971 198.523 180.273 177.692<br />
Ausgaben des<br />
Verwaltungshaushalts<br />
221.669 224.730 203.401 206.245<br />
+ Ausgaben in den NKF-<br />
Pilotbereichen *)<br />
0 0 5.164 5.155<br />
./. Zuweisungen an die NKF-<br />
Pilotbereichen (Gr. 718)<br />
0 0 2.762 2.571<br />
./. Innere Verrechnungen 14.662 14.032 3.678 3.684<br />
./. Kalkulatorische Kosten 7.627 7.466 5.927 6.226<br />
./. Altfehlbeträge 12.668 8.324 5.408 4.709<br />
Bereinigte Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />
186.711 194.908 190.790 194.209<br />
Differenz zwischen bereinigten<br />
Einnahmen und bereinigten Ausgaben<br />
7.260 3.615 -10.517 -16.517<br />
des Verwaltungshaushalts<br />
*) Quelle: Jahresrechnungsstatistiken 2002 und 2003 der Stadt <strong>Moers</strong> für die NKF-<br />
Pilotbereiche<br />
In der Vier-Jahres-Betrachtung wiesen die bedeutenden Einnahmen des<br />
Verwaltungshaushalts Schwankungen auf. Hierauf gehen wir bei der<br />
Einzelbetrachtung der einzelnen Einnahmearten detailliert ein. Die Ausgaben<br />
des Verwaltungshaushaltes waren im Durchschnitt konstant.<br />
Bei der Betrachtung des Vermögenshaushaltes ergaben sich für den<br />
gleichen Zeitraum folgende Ergebnisse:<br />
Bereinigung der Einnahmen und Ausgaben des Vermögenshaushalts<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Einnahmen/Ausgaben des<br />
Vermögenshaushalts<br />
50.007 53.930 58.284 49.080<br />
Umschuldungen 11.542 18.255 16.364 20.919<br />
Bereinigte Einnahmen/Ausgaben<br />
des Vermögenshaushalts<br />
38.465 35.675 41.920 28.161<br />
32<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Haushaltsausgleich<br />
Analyse des Haushaltsausgleichs<br />
Der in § 75 Abs. 3 GO geforderte jährliche Haushaltsausgleich bezieht<br />
sich sowohl auf die Haushaltsplanung als auch auf die Haushaltsrechnung.<br />
Auch der Finanzplan soll nach § 24 Abs. 4 GemHVO<br />
ausgeglichen sein.<br />
Die Salden zwischen den bereinigten Einnahmen und Ausgaben stellen<br />
sich im Zeitverlauf wie folgt dar:<br />
Haushaltsüberschüsse/Haushaltsfehlbeträge des Verwaltungshaushaltes<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Einnahmen 193.971 198.523 180.273 177.692<br />
Ausgaben 186.711 194.908 190.790 194.209<br />
Überschuss/Fehlbetrag 7.260 3.615 -10.517 -16.517<br />
Haushaltsüberschüsse/Haushaltsfehlbeträge des Vermögenshaushaltes<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Einnahmen 38.465 35.675 41.920 28.161<br />
Ausgaben 38.465 35.675 41.920 28.161<br />
Saldo 0 0 0 0<br />
Rückzuführung an den Verwaltungshaushalt<br />
Die Zuführung von Mitteln der allgemeinen Rücklage oder von Veräußerungserlösen<br />
des Vermögenshaushalts an den Verwaltungshaushalt wird<br />
als Rückzuführung bezeichnet. § 22 Abs. 3 GemHVO nennt die Voraussetzungen,<br />
unter denen Rückführungen rechtlich zulässig sind.<br />
In der kommunalaufsichtlichen Praxis wurde eine Rückzuführung in der<br />
Vergangenheit regelmäßig immer dann als rechtlich problematisch angesehen,<br />
wenn Maßnahmen des Vermögenshaushalts gleichzeitig – zumindest<br />
teilweise – kreditfinanziert werden mussten. Daher haben wir die<br />
Rückzuführungen im Zusammenhang mit den von der Stadt <strong>Moers</strong> getätigten<br />
Kreditaufnahmen betrachtet:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 33
Finanzen<br />
Darstellung der Rückzuführungen zum Verwaltungshaushalt<br />
Entnahmen aus Rücklagen Einnahmen<br />
Zuführung an<br />
den Verwal-<br />
dar. Ent- aus der Veränderung<br />
des<br />
Einnahmen<br />
tungs-<br />
haushalt<br />
Sonder-<br />
Anlage-<br />
nahmen aus<br />
Jahr<br />
gesamt<br />
aus Krediten<br />
rücklagen vermögens<br />
Angaben in Tausend €<br />
2000 9.505 4.593 878 5.673 23.793<br />
2001 3.759 4.541 1.625 2.448 33.594<br />
2002 2.445 2.454 2.454 2.487 38.891<br />
2003 1.144 0 0 1.208 34.296<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat in allen Haushaltsjahren Kreditaufnahmen getätigt.<br />
Insoweit sind die vorgenommenen Rückzuführungen zunächst kritisch zu<br />
betrachten.<br />
Eine der in §22 Abs. 3 GemHVO genannten Voraussetzungen für eine<br />
zulässige Rückzuführung ist, dass der Ausgleich anders nicht erreicht<br />
werden kann. Insbesondere gilt, dass die Mittel solange vorrangig im<br />
Vermögenshaushalt eingesetzt werden sollen, wie dieser zur Finanzierung<br />
seiner Maßnahmen eine Kreditaufnahme benötigt.<br />
Hintergrund ist, dass die Kommunen möglichst früh beginnen sollen,<br />
ihre Haushalte strukturell auszugleichen, um einen Substanzverzehr<br />
weitestgehend zu vermeiden.<br />
Die Rückzuführungen in den zurückliegenden Jahren sollten dazu dienen,<br />
die Defizite des Verwaltungshaushalts zu verringern. Als problematisch<br />
erachten wir dabei, dass die Erlöse aus der Veräußerung von Anlagevermögen<br />
in den Haushaltsjahren 2000 bis 2003 und die Mittel der<br />
Rücklage in den Haushaltsjahren 2000 bis 2002 nicht vollständig für<br />
Zwecke des Vermögenshaushalts eingesetzt wurden. Im Vermögenshaushalt<br />
mussten jährlich neue Kredite aufgenommen bzw. entsprechende<br />
Haushaltseinnahmereste gebildet werden, um letztlich die Investitionsausgaben<br />
decken zu können.<br />
Nach § 76 Abs. 3 GO ist eine Kreditaufnahme nur zulässig, wenn eine<br />
andere Finanzierung entweder nicht möglich oder wirtschaftlich unzweckmäßig<br />
wäre. Diesem Grundsatz der nachrangigen Einnahmebeschaffung<br />
trägt auch § 20 Abs. 3 GemHVO Rechnung, wonach die allgemeinen<br />
Rücklagemittel der Finanzierung vermögenswirksamer Maßnahmen<br />
dienen und somit eine Kreditaufnahme vermeiden bzw. verringern<br />
sollen.<br />
Neben den rechtlichen Aspekten sprechen auch wirtschaftliche Überlegungen<br />
gegen eine Rückzuführung an den Verwaltungshaushalt bei<br />
34<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
gleichzeitiger Kreditaufnahme zur Finanzierung von Maßnahmen des<br />
Vermögenshaushalts. Im Ergebnis werden konsumtive Ausgaben kreditfinanziert.<br />
In Höhe der Rückzuführung findet damit ein Vermögensverzehr<br />
statt. Die Zinszahlungen belasten die Verwaltungshaushalte der<br />
kommenden Jahre, gleiches gilt für die Tilgungsleistungen, die über die<br />
Pflichtzuführung im Verwaltungshaushalt erwirtschaftet werden müssen.<br />
Auch wenn das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die<br />
geübte kommunale Praxis dahingehend toleriert, dass nicht generell<br />
jede Rückzuführung bei gleichzeitiger Kreditaufnahme als rechtswidrig<br />
erachtet wird, ist die Rückzuführung kein probates Instrument, um die<br />
strukturelle Finanzsituation der Ko mmunen nachhaltig zu verbessern.<br />
Feststellung<br />
Die Rückzuführungen in den Jahren 2000 bis 2003 dienten zwar<br />
der Reduzierung des Defizits des Verwaltungshaushalts, waren<br />
jedoch indirekt kreditfinanziert.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zukünftig aus Gründen der Wirtschaftlic h-<br />
keit, aber auch aufgrund der Nachrangigkeit der Einnahmebeschaffung<br />
durch Kredite auf Rückzuführungen bei gleichzeitiger<br />
Kreditaufnahme verzichten.<br />
Der dem Entwurf des Haushaltsplanes <strong>2005</strong> beigefügten Finanzplanung<br />
entnehmen wir, dass bis 2008 noch Anlagevermögen (Grundstücke) im<br />
Wert von 15 Mio. € veräußert werden soll. Die Stadt <strong>Moers</strong> plant, die<br />
Erlöse dem Verwaltungshaushalt zur Abdeckung von Altdefiziten zuzuführen<br />
(Gr. 281).<br />
Zum Thema „Demografie und Stadtentwicklung“ stellen wir fest, dass<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund der sich schon heute abzeichnenden demografischen<br />
Veränderungen vor großen Herausforderungen steht. Hier<br />
kommt für die zukünftige Stadtentwicklung dem Grundstücksmanagement<br />
eine wichtige Aufgabe zu. Wenn die Stadt heute Grundstücke ohne<br />
eine langfristige städteplanerische Perspektive veräußert, gibt sie die<br />
schon in naher Zukunft dringend benötigten Handlungs- und Gestaltungsspie<br />
lräume auf.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 35
Finanzen<br />
Empfehlung<br />
Bei der Veräußerung von Grundvermögen sollten auch die sich<br />
aufgrund demografischer Veränderungen ergebenden Handlungsnotwendigkeiten<br />
berücksichtigt werden. Hierbei stellen wir fest,<br />
dass die Stadt <strong>Moers</strong> sich heute noch nicht festgelegt hat, mit<br />
welcher Zielsetzung die Stadtentwicklung erfolgen soll.<br />
Rücklagen<br />
Die Entwicklung der Rücklagen der Stadt <strong>Moers</strong> in den Jahren 2000 bis<br />
2003 – jeweils Stand 31.12. des Jahres – ist aus der nachstehenden<br />
Tabelle ersichtlich:<br />
Jahr<br />
Bestand der<br />
allgemeinen<br />
Rücklage<br />
Darstellung des Rücklagenbestandes<br />
Mindestbestand<br />
Bestand der<br />
Sonderrücklage<br />
Gesamtbestand<br />
Angaben in Tausend €<br />
2000 3.598 3.518 4.544 8.142<br />
2001 123 3.567 3.196 3.318<br />
2002 169 3.664 858 1.027<br />
2003 669 3.633 858 1.527<br />
Der Bestand der allgemeinen Rücklage im Verhältnis zum vorgeschriebenen<br />
Mindestbestand stellt sich grafisch wie folgt dar:<br />
Allgemeine Rücklage im Verhältnis zum vorgeschriebenen<br />
Mindestbestand<br />
----- Tausend Euro -----<br />
3.500<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Bestand der allgemeinen Rücklage<br />
Mindestbestand<br />
36<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Der Bestand der allgemeinen Rücklage wurde 2001 fast vollständig entnommen.<br />
Solange der originäre Haushaltsausgleich nicht hergestellt<br />
werden kann, ist nicht beabsichtigt, die allgemeinen Rücklage bis zum<br />
vorgeschriebenen Mindestbestand aufzufüllen.<br />
Feststellung<br />
Der Haushaltskonsolidierungsprozess kann erst als abgeschlossen<br />
angesehen werden, wenn auch die allgemeine Rücklage ihren gesetzlichen<br />
Mindestbestand erreicht hat.<br />
Zuführung an den Vermögenshaushalt<br />
Pflichtzuführung / Sollzuführung<br />
Nach § 22 Abs. 1 Satz 2 GemHVO sind dem Vermögenshaushalt mindestens<br />
so viele Mittel zuzuführen, dass damit die ordentliche Tilgung von<br />
Krediten und die Kreditbeschaffungskosten gedeckt werden können.<br />
Erbringt eine Gemeinde diese Pflichtzuführung nicht, wäre die Rückzahlung<br />
der Schuldverpflichtungen aus den laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />
nicht gewährleistet.<br />
Ein Vergleich der Zuführung zum Vermögenshaushalt mit den Tilgungsleistungen<br />
und den Kreditbeschaffungskosten bei der Stadt <strong>Moers</strong> führt<br />
zu folgendem Ergebnis:<br />
Haushaltsjahr<br />
Pflichtzuführungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Pflichtzuführung nach § 22 Abs. 1 GemHVO<br />
Ordentliche<br />
Tilgung von<br />
Krediten<br />
Kreditbeschaffung<br />
skosten<br />
Summe<br />
Tatsächlich<br />
erbrachte<br />
Zuführung (ohne<br />
Zuführungen an<br />
die<br />
Sonderrücklage)<br />
Angaben in Tausend €<br />
2000 5.309 0 5.309 5.309<br />
2001 5.568 0 5.568 5.568<br />
2002 5.705 0 5.705 5.705<br />
2003 6.093 0 6.093 6.093<br />
In den Jahren 2000 bis 2003 hat die Stadt <strong>Moers</strong> die vorgeschriebenen<br />
Pflichtzuführungen an den Vermögenshaushalt erbracht.<br />
Unabhängig von der Höhe der Pflichtzuführung ist die Sollzuführung zu<br />
betrachten. Nach § 22 Abs. 1 Satz 3 GemHVO soll die Zuführung zum<br />
Vermögenshaushalt insgesamt mindestens so hoch sein, dass sie die aus<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 37
Finanzen<br />
speziellen Entgelten gedeckten Abschreibungen finanziert. Dadurch soll<br />
sichergestellt werden, dass die Stadt den Werteverzehr des eingesetzten<br />
Vermögens aus dem Verwaltungshaushalt erwirtschaftet und dem Vermögenshaushalt<br />
zuführt.<br />
Ein Vergleich der durch die Stadt <strong>Moers</strong> tatsächlich geleisteten Zuführungsbeträge<br />
an den Vermögenshaushalt mit den aus speziellen Entgelten<br />
gedeckten Abschreibungen, die nach § 22 Abs. 1 Satz 3 GemHVO<br />
die Grundlage für die Ermittlung der Sollzuführung darstellen, führt zu<br />
folgendem Ergebnis:<br />
Zusammensetzung der Zuführung zum Vermögenshaushalt<br />
Jahr<br />
Sollzuführung Pflichtzuführung Tatsächliche Zuführung<br />
Angaben in €<br />
2000 2.576 5.309 5.309<br />
2001 2.608 5.568 5.568<br />
2002 2.491 5.705 5.705<br />
2003 2.492 6.093 6.093<br />
Die Sollz uführung war in den Jahren 2000 bis 2003 deutlich niedriger<br />
als die zu erbringende Pflichtzuführung. Somit beinhaltet die Pflichtzuführung<br />
auch die Sollzuführung.<br />
Haushaltssicherungskonzept (HSK)<br />
Seit 1995 muss die Stadt <strong>Moers</strong> ihre Haushaltswirtschaft nach den Vorschriften<br />
des § 75 Abs. 4 GO (HSK) führen. Dieser Vorschrift ist zu entnehmen,<br />
dass eine Genehmigung nur erteilt werden kann, wenn aus<br />
dem Haushaltssicherungskonzept hervorgeht, dass spätestens im vie r-<br />
ten auf das Haushaltsjahr folgenden Jahr die Einnahmen die Ausgaben<br />
decken (ohne Abdeckung von Fehlbeträgen aus Vorjahren). Die Frist für<br />
das Erreichen des jahresbezogenen (originären) Haushaltsausgleichs hat<br />
die Stadt <strong>Moers</strong>, wie auch andere Städte, mit kommunalaufsichtlicher<br />
Billigung bis 2002 von Jahr zu Jahr neu festgesetzt.<br />
In ihrer Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes für das Haushaltsjahr<br />
2002 hat der Kreis Wesel als Aufsichtsbehörde verfügt, dass<br />
der strukturelle Ausgleich des Verwaltungshaushalts in 2003 sicherz u-<br />
stellen ist.<br />
Eine Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes 2003 konnte die<br />
Aufsichtsbehörde nicht erteilen, weil nach ihrer Beurteilung die haus-<br />
38<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
haltsrechtlichen Voraussetzungen des § 75 (4) GO nicht erfüllt waren.<br />
Bis zum Prüfungszeitpunkt muss die Stadt ihre Haushaltswirtschaft nach<br />
den Bestimmungen des § 81 GO (vorläufige Haushaltsführung) führen.<br />
Ursachen der schwierigen Haushaltssituation der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat erstmalig für das Haushaltsjahr 1995 ein Haushaltssicherungskonzept<br />
aufstellen müssen. Ursache war seinerzeit ein Fehlbetrag<br />
aus dem Rechnungsabschluss 1994 und der Fehlbedarf des Verwaltungshaushalts<br />
1995. Wie auch in anderen Städten sind die Einnahmen<br />
in der Langzeitbetrachtung rückläufig. Besonders auffällig ist der<br />
Rückgang des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer. Dieser ging im<br />
Zeitraum 2000 bis 2004 um 9 Mio. € zurück.<br />
Vom Volumen her haben sich die Gesamtausgaben des Verwaltungshaushalts<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> nur wenig verändert. Berücksichtigt man,<br />
dass die Kreisumlage im Zeitraum von 1991 bis <strong>2005</strong> (Planung) von 31<br />
auf über 40 Mio. € angestiegen ist, und zusätzliche Aufgaben auf die<br />
Kommune zugekommen sind, ist ein Rückgang der Ausgaben im Verwaltungshaushalt<br />
zu erke nnen. Jedoch sind die Ausgaben noch nicht so weit<br />
zurückgefahren worden, dass der Haushalt ausgeglichen werden kann.<br />
Im Jahr <strong>2005</strong> wird die Stadt <strong>Moers</strong> 42 Mio. € (Plan) Kreisumlage zahlen<br />
müssen. Das sind 25,3 Prozent der gesamten Kreisumlage in Höhe von<br />
166,3 Mio. €. Der Einwohneranteil der Stadt <strong>Moers</strong> an der Gesamteinwohnerzahl<br />
des Kreises Wesel beträgt aber nur 22,6 Prozent. Monetär<br />
dargestellt beträgt die Differenz Umlagehöhe/Einwohnerzahl 4,4 Mio. €.<br />
Somit wird die Stadt <strong>Moers</strong> durch die schwächere Finanzkraft anderer<br />
kreisangehörigen Städte und Gemeinden belastet.<br />
Hinzu kommt noch, dass die Stadt <strong>Moers</strong> als große kreisangehörige<br />
Stadt im Gegensatz zu den kleinen und mittleren kreisangehörigen Gemeinden<br />
und Städten zusätzliche Aufgaben finanzieren muss. Dieses<br />
wird nur teilweise aufgefangen bei der Ermittlung der Ausgangsmesszahl<br />
für die Schlüsselzuweisungen nach dem GFG (Anlage 4 zu § 9 Abs. 3<br />
GFG – Staffelklasse -). Als Mittezentrum hält die Stadt <strong>Moers</strong> Angebote<br />
(Infrastruktur, Schulen, Kultur) bereit, die von der Bevölkerung der umliegenden<br />
kleinen und mittleren Gemeinden und Städten genutzt werden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 39
Finanzen<br />
Wesentliche Konsolidierungsmaßnahmen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Der letzten Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzeptes 2004 bis<br />
2007 entnehmen wir folgende bedeutsame Konsolidierungsmaßnahmen:<br />
• Anhebung der Grundsteuer B<br />
• Weitere Ausgestaltung des zentralen Gebäudemanagements<br />
• Aktives Zins- und Schuldenmanagement<br />
• Personalwirtschaftliche Maßnahmen<br />
In den einzelnen Teilberichten machen wir zu einigen Themen detaillie r-<br />
te Ausführungen.<br />
Der Kreis Wesel als Kommunalaufsicht hat die Genehmigung des Haushaltsicherungskonzeptes<br />
2003 ff u.a. mit der Begründung versagt, dass<br />
die Einnahmeerwartungen nicht hinreichend gesichert sind. Hierauf gehen<br />
wir in der Betrachtung der Realsteuern noch näher ein.<br />
Dem Haushaltssicherungskonzept <strong>2005</strong>-2009 entnehmen wir, dass<br />
durch die weitere Ausgestaltung des „Zentralen Gebäudemanagements“<br />
(ZGM) Konsolidierungsbeiträge bis 2009 in Höhe von insgesamt 5 Mio. €<br />
erwartet werden, die sich wie folgt verteilen:<br />
• im Haushaltsjahr 2006 500.000 €<br />
• im Haushaltsjahr 2007 1.000.000 €<br />
• im Haushaltsjahr 2008 1.500.000 €<br />
• im Haushaltsjahr 2009 2.000.000 €.<br />
Der betroffene Fachbereich (ZGM) selbst sieht sich derzeit noch außerstande,<br />
belastbare Aussagen zu zukünftigen Einsparvolumina zu nennen.<br />
Uns konnte während dieser Prüfung nicht dargelegt werden, wie diese<br />
Konsolidierungserwartungen fachlich begründet sind.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, zeitnah die im Haushaltssicherungskonzept<br />
genannten Konsolidierungsprognosen auf deren<br />
Eintreten hin zu untersuchen, um ggf. notwendige Korrekturen<br />
unverzüglich vornehmen zu können.<br />
40<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Kontrolle und Wirkung der Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen<br />
Die Wirksamkeit der Konsolidie rungsschritte hängt wesentlich davon ab,<br />
wie effektiv die Zielerreichung der einzelnen Maßnahmen gesteuert wird.<br />
Im Rahmen dieser Prüfung sind wir der Frage nachgegangen, ob und in<br />
welcher Weise einzelne Maßnahmen umgesetzt wurden. Ferner erwarteten<br />
wir, dass aufgrund der inzwischen deutlichen Verschlechterung der<br />
städtischen Finanzen dieser Maßnahmenkatalog erweitert wurde. Zurzeit<br />
findet eine unterjährige Steuerung im eigentlichen Sinne noch nicht<br />
statt. Jedoch haben wir uns davon überzeugt, dass die Ausgabehaushaltsstellen<br />
restriktiv bewirtschaftet werden. Hierzu wurden verbindliche<br />
konkrete Bewirtschaftungsregeln aufgestellt, deren Kenntnisnahme alle<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jährlich neu bestätigen müssen.<br />
Feststellung<br />
Wir begrüßen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> durch konkrete Bewirtschaftungsregelungen<br />
insbesondere das Eingehen neuer Verpflichtungen<br />
verhindert bzw. in jedem Einzelfall einer Prüfung durch die<br />
Kämmerei unterzieht.<br />
Hinsichtlich der Einnahmeprognosen und der erwarteten Konsolidierungsbeiträge<br />
sind heute deutliche Risiken erkennbar.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sich von der Realisierung der vorgesehenen<br />
und eingeleiteten Konsolidierungsbeiträge zeitnah und unterjährig<br />
durch entsprechende Instrumente des Finanzcontrollings (z.B.<br />
Zielvereinbarung und <strong>Bericht</strong>swesen) vergewissern, um ggf. bereits<br />
vor Abschluss des jeweiligen Haushaltsjahres gegensteuern<br />
zu können. Ein Hinweis auf das Bereitstehen dieser Instrumente<br />
im zukünftigen NKF ist nach unserer Auffassung heute nicht mehr<br />
ausreichend.<br />
Empfohlene Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen<br />
Die vom Rat der Stadt <strong>Moers</strong> beschlossenen Haushaltssicherungsko n-<br />
zepte umfassen bereits sinnvolle Maßnahmen. Die Stadt sollte aber nicht<br />
darauf vertrauen, dass sich mit diesen Maßnahmen allein die Haushaltsprobleme<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> lösen lassen. Hierzu bedarf es weiterer Schrit-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 41
Finanzen<br />
te. Wir werden in diesem <strong>Bericht</strong> auf noch nicht ausgeschöpfte Sparmöglichkeiten<br />
sowie Einnahmeerhöhungspotenziale hinweisen. Da rüber<br />
hinaus sollte die Stadt aufgabenkritisch ihre Leistungspalette hinterfragen<br />
und auch bereit sein, bestehende Standards zu reduzieren.<br />
Feststellung<br />
Um bei der problematischen Haushaltssituation zumindest mittelfristig<br />
wieder ko mmunalen Handlungsspielraum zu erlangen,<br />
muss die Stadt bereits eingeleitete Maßnahmen konsequent umsetzen<br />
und zusätzliche Optimierungspotenziale erschließen. Geschieht<br />
dies nicht, werden die kommenden Generationen die aktuellen<br />
strukturellen Probleme <strong>Moers</strong> nachträglich finanzieren<br />
müssen.<br />
Wir erkennen an, dass die finanziellen Probleme der Städte und Gemeinden<br />
auch durch Entscheidungen auf Bundes- bzw. Landesebene<br />
entstanden sind, die von den Kommunen nicht zu beeinflussen waren<br />
und sind. Gleichwohl bleibt es Aufgabe der Stadt selbst, die Mittel und<br />
Wege zur Wiedergewinnung der finanziellen Handlungsfähigkeit zu<br />
bestimmen. Rat und Verwaltung müssen bereit sein, sich konstruktiv der<br />
aktuellen Haushaltssituation zu stellen und die dafür verfügbaren Instrumente<br />
einzusetzen und zu nutzen.<br />
KIWI-Bewertung des strukturellen Defizits/freie Spitze<br />
Im Rahmen unseres Kommunalindexes für Wirtschaftlichkeit (KIWI)<br />
nehmen wir eine Gesamtbewertung aller laufenden Einnahmen und Ausgaben<br />
des Verwaltungshaushalts vor. Dabei bereinigen wir die Einnahmen<br />
und Ausgaben um innere Verrechnungen und kalkulatorische Kosten.<br />
Außerdem bleiben Rückzuführungen gemäß § 22 Abs. 3 GemHVO<br />
unberücksichtigt. Sofern die Pflicht- und/oder die Sollzuführung an den<br />
Vermögenshaushalt durch eine Kommune nicht oder nicht in kompletter<br />
Höhe erbracht wurde, fließt dies ebenfalls mit in unsere Bereinigung ein.<br />
Sofern dem Vermögenshaushalt eine „freie Spitze“ zugeführt wurde,<br />
wird der Betrag ausgabeseitig in entsprechender Höhe abgesetzt. Gle i-<br />
ches gilt für abgedeckte Fehlbeträge aus Vorjahren. Die so bereinigten<br />
Werte bringen wir in Relation zur jeweiligen Einwohnerzahl.<br />
Für die Stadt <strong>Moers</strong> ergibt sich im Verlauf der vergangenen Jahre folgende<br />
Entwicklung des strukturellen Defizits:<br />
42<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Strukturelles Defizit der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
<strong>GPA</strong>-bereinigte<br />
Ausgaben *)<br />
./. <strong>GPA</strong>-bereinigte<br />
Einnahmen *)<br />
= Originärer<br />
Überschuss/<br />
Fehlbetrag<br />
Rückzuführung<br />
(§ 22 Abs. 3)<br />
Nicht erreichte<br />
Pflicht- und/oder<br />
Sollzuführung<br />
Pflichtzuführung<br />
übersteigender<br />
Betrag<br />
= Strukturelles<br />
Defizit/<br />
freie Spitze<br />
Einwohnerzahl<br />
(31.12.)<br />
= Strukturelles<br />
Defizit/ freie<br />
Spitze je<br />
Einwo hner<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
193.971 198.523 180.273 177.692<br />
186.711 194.908 190.790 194.209<br />
7.260 3.615 -10.517 -16.517<br />
8.626 2.134 2.445 1.144<br />
0 0 0 0<br />
0 0 0 0<br />
-1.366 1.481 -12.962 -17.661<br />
107.062 107.421 108.019 107.903<br />
-12,76 13,78 -120,00 -163,68<br />
*) Definition bzw. Berechnung der <strong>GPA</strong>-bereinigten Ausgaben und Einnahmen:<br />
siehe Ausführungen zu den Haushaltsergebnissen der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
In der Jahresreihenbetrachtung haben sich die Ergebnisse ständig verschlechtert.<br />
Ohne das in der Durc hschnittsbetrachtung ungewöhnlich<br />
hohe Gewerbesteueraufkommen (5 Mio. € über dem Mittelwert) in 2001<br />
hätte das strukturelle Defizit im Jahr 2001 -32 €/Einwohner betragen.<br />
Im interkommunalen Vergleich waren die Ergebnisse im Beurteilungszeitraum<br />
immer negativer als die Mittelwerte.<br />
Die Analyse der wichtigsten Einnahmearten (Realsteuern, Schlüsselz u-<br />
weisungen und Gemeindeanteile an den Gemeinschaftssteuern) zeigt<br />
dass die Stadt zwar keine Einnahmeeinbrüche verkraften, aber sich auf<br />
ständig verringernde Einnahmen einstellen musste. Die in den seit 1995<br />
fortgeschriebenen Haushaltssicherungskonzepten enthaltenen Maßnahmen<br />
reichten nicht aus, die Defizite grundsätzlich zu verringern. Alle n-<br />
falls ist es gelungen, Mehrausgaben aufgrund von Aufgabenzuwachs zu<br />
verhindern. Eine positive Trendwende wurde noch nicht erreicht.<br />
Zum 31.12.2003 ergibt sich für die Stadt <strong>Moers</strong> im interko mmunalen<br />
Vergleich aller von uns geprüften Städte folgendes Bild:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 43
Finanzen<br />
Strukturelles Defizit bzw. freie Spitze je Einwohner/in 2003<br />
– gesamter interkommunaler Ve rgleich –<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
- 295,44 € 118,07 € - 95,19 € - 163,68<br />
Strukturelles Defizit oder freie Spitze je Einwohner/in 2003 im<br />
gesamten interkommunalen Vergleich (KIWI- Kennzahl)<br />
200<br />
100<br />
---- Euro ----<br />
0<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
In einem speziellen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohner ergibt<br />
sich für die Stadt <strong>Moers</strong> folgendes Bild:<br />
Strukturelles Defizit bzw. freie Spitze je Einwohner/in 2003<br />
– interkommunaler Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohner –<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
- 266,50 € 59,74 € - 133,69 € - 163,68 €<br />
Strukturelles Defizit oder freie Spitze je Einwohner/in 2003 im<br />
interkommunalen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohnern<br />
100<br />
0<br />
---- Euro ----<br />
-100<br />
-200<br />
-300<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
44<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt im gesamten interkommunalen Vergleich und im<br />
besonderen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohnern 2003 erkennbar<br />
unter dem negativen Mittelwert. Gleichzeitig wird bei dieser<br />
Darstellung deutlich, dass die Schwierigkeiten der großen kreisangehörigen<br />
Städte ausgeprägter sind. Bereits in den Jahren 2000 bis 2002 waren<br />
für die Stadt <strong>Moers</strong> vergleichbare Positionierungen zu verzeic hnen.<br />
Diese Situation wird sich für die Stadt weiter verschlechtern, wenn nicht<br />
alle sich bietenden Handlungsmöglichkeiten konsequent genutzt werden.<br />
Wir erkennen derzeit einen dringenden Handlungsbedarf.<br />
Wir schließen uns der Auffassung der Kommunalsaufsicht zur Haushaltssatzung<br />
und dem Haushaltssicherungskonzept 2004 vom 22. Juli 2004<br />
an, wonach die defizitäre Finanzsituation zum großen Teil auch auf<br />
fremdbestimmte Einflüsse zurückzuführen ist. Die Stadt ist dennoch<br />
gezwungen, alle Konsolidierungsmöglichkeiten konsequent auszuschöpfen,<br />
um in absehbarer Zeit wieder einen originär ausgeglichenen Haushalt<br />
aufstellen zu können.<br />
In den nachfolgenden Abschnitten machen wir konkret deutlich, dass<br />
einnahme- und ausgabenseitig Optimierungsmöglichkeiten vorhanden<br />
sind. Ferner verweisen wir an dieser Stelle auch auf die aufgezeigten<br />
erheblichen Konsolidierungsmöglichkeiten bei den Personal-, Gebäudeund<br />
Kulturausgaben.<br />
KIWI Bewertung<br />
Wir sehen die zwingende Notwendigkeit zur Einleitung und Umsetzung<br />
weiterer Maßnahmen zur Haushaltskonsolidie rung und<br />
bewerten die Kennzahl „Strukturelles Defizit je Einwohner“ mit<br />
dem KIWI-Wert 2.<br />
Fazit<br />
Seit 1995 befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong> ununterbrochen in der<br />
Haushaltssicherung und muss seit 2003 ihre Haushaltswirtschaft<br />
nach den Bestimmungen des § 81 GO (vorläufige Haushaltsführung)<br />
führen. Die Fortschreibung der Finanzplanung sieht vor,<br />
dass 2009 der originäre Haushaltsausgleich erreicht wird. Mit dem<br />
Abbau der Altdefizite soll ab 2010 begonnen werden.<br />
Wir vertreten die Auffassung, dass dieses Ziel nur erreicht werden<br />
kann, wenn die Stadt bereit ist, gravierende und einschneidende<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 45
Finanzen<br />
Fazit<br />
Maßnahmen umzusetzen, wie wir sie an verschiedenen Stellen in<br />
diesem Gesamtbericht detailliert darstellen. Andernfalls belastet<br />
sie dadurch nachhaltig die Haushalte kommender Jahre, riskiert<br />
damit faktisch ihre kommunale Selbstständigkeit und verletzt darüber<br />
hinaus das Gebot der intergenerativen Gerechtigkeit.<br />
Bei der Veräußerung von Grundvermögen werden heute die sich<br />
aus der demografischen Entwicklung ergebenden Handlungsnotwendigkeiten<br />
noch nicht berücksichtigt. Insofern schränken<br />
Grundstücksveräußerungen zum Zwecke der Rückzuführung an<br />
den Verwaltungshaushalt die schon in naher Zukunft benötigten<br />
Handlungsspielräume für die Stadtentwicklung ein.<br />
Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />
Nach § 76 Abs. 2 GO finanziert sich die Gemeinde<br />
• aus speziellen Entgelten und<br />
• aus Steuern,<br />
soweit sonstige Einnahmen nicht ausreichen. Wir haben im Rahmen unserer<br />
Prüfung in erster Linie die Einnahmen der Stadt <strong>Moers</strong> untersucht,<br />
die durc h die Stadt beeinflussbar und damit auch steuerbar sind.<br />
Einnahmen aus Gebühren und Entgelten<br />
Im Rahmen dieser Prüfung haben wir am Beispiel einiger ausgewählter<br />
Einrichtungen untersucht, ob und in welchem Umfang die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> von der Möglichkeit Gebra uch gemacht hat, kostendeckende Gebühren<br />
zu erheben, um damit dem sich aus § 6 Abs. 1 Satz 3 KAG ergebenden<br />
Kostendeckungsgebot Rechnung zu tragen.<br />
Nachfolgend werden die sich aus der Gegenüberstellung der Ausgaben<br />
und Einnahmen ergebenden Ausgabendeckungsgrade dargestellt.<br />
46<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
In den klassischen Gebührenhaushalten nimmt die Stadt <strong>Moers</strong> differe n-<br />
zierte kalkulatorische Abschreibungen und Verzinsungen vor:<br />
• Rettungsdienst: Die kalkulatorische Abschreibung wird nach<br />
Anschaffungswerten vorgenommen. Die zugrunde gelegten Nutzungsdauern<br />
basieren auf Abschreibungstabellen der KGSt. Der<br />
Prozentsatz für die kalkulatorische Verzinsung wird jährlich aktualisiert.<br />
• Stadtentwässerung: Die kalkulatorische Abschreibung wird<br />
nach Wiederbeschaffungszeitwerten und die kalkulatorische Verzinsung<br />
auf der Basis des Anschaffungsrestbuchwertes mit acht<br />
Prozent vorgenommen.<br />
• Friedhöfe: Die kalkulatorische Abschreibung erfolgt nach Anschaffungswerten<br />
und die kalkulatorische Verzinsung auf der Basis<br />
des Anschaffungsrestbuchwertes mit acht Prozent.<br />
Gemäß § 12 Abs. 1 GemHVO sind bei kostenrechnenden Einrichtungen<br />
grundsätzlich angemessene Abschreibungen zu kalkulieren. Aus betriebswirtschaftlicher<br />
Sicht dient die Abschreibung aber auch zur Substanzerhaltung<br />
der in die kostenrechnende Einrichtung eingebrachten<br />
investiven Güter. Der Gebührenhaushalt soll nach Beendigung der Nutzungsdauer<br />
des Vermögensgegenstandes in der Lage sein, aus den erwirtschafteten<br />
Abschreibungen den Ersatzgegenstand zu finanzieren. Die<br />
Substanzerhaltung kann aber nur erreicht werden, wenn von dem nach<br />
Ablauf der Nutzungszeit zu zahlenden Neuwert des Gegenstandes abgeschrieben<br />
wird, das heißt vom Wiederbeschaffungszeitwert.<br />
Bei diesem Verfahren erfolgt in jedem Jahr unter Berücksichtigung der<br />
aktuellen Preissteigerung auf der Grundlage von statistischen Indexwerten<br />
eine Angleichung, von der dann abgeschrieben wird. Die kostenrechnende<br />
Einrichtung hat dadurch die Möglichkeit, aus eigenen durch<br />
die Gebühren finanzierten Mitteln, den Ersatzgegenstand zu beschaffen.<br />
Auch die Rechtsprechung bestätigt diese Auffassung. 1<br />
Empfehlung<br />
Wir regen an, die kalkulatorischen Abschreibungen generell vom<br />
Wiederbeschaffungszeitwert vorzunehmen.<br />
1 Siehe beispielsweise das Urteil des OVG Münster vom 14.12.2004, 9 A 4187/01.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 47
Finanzen<br />
Die Betriebsabrechnungen für die Kostenrechnenden Einrichtungen werden<br />
zentral von der Kämmerei erstellt. Die Ausgabendeckungsgrade<br />
stellen sich uns wie folgt dar:<br />
Ausgabendeckungsgrade<br />
Bereich<br />
Rettungsdienst<br />
(UA 160)<br />
Musikschule<br />
(UA 3335<br />
Volkshochschule<br />
(UA 350)<br />
Bäder<br />
(Abschn. 57)<br />
Straßenreinigung<br />
(UA 675)<br />
Abwasser<br />
(UA 700)<br />
Abfallbeseitigung<br />
(UA 720)<br />
Märkte<br />
(UA 730)<br />
Friedhöfe<br />
(UA 750)<br />
Haushaltsjahr<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Mittelwert<br />
99,22 100,00 95,09 100,00 98,58<br />
43,80 47,27 47,75 45,07 45,97<br />
70,79 69,59 72,54 69,90 70,71<br />
41,73 43,07 38,59 46,17 42,39<br />
88,45 86,72 96,03 86,13 89,33<br />
100,00 100,00 100,00 100,00 100,00<br />
100,00 99,96 100,00 100,00 99,99<br />
100,00 95,24 100,00 94,39 97,41<br />
83,62 81,15 92,07 92,08 87,23<br />
Im Folgenden betrachten wir einige kostenrechnende Einrichtungen.<br />
Unterabschnitte 3335 – Musikschule- und 350 –Volkshochschule-<br />
Auf Ausführungen an dieser Stelle wird verzichtet, weil diese Bereiche<br />
einen eigenen Themenschwerpunkt im Teilbericht „Bildung und Kultur“<br />
bilden.<br />
Unterabschnitt 57 – Bäder –<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sucht seit Anfang der 90er Jahre Möglichkeiten, den<br />
Zuschussbedarf für die städtischen Bäder zu senken. 1993 hat der Bundesverband<br />
öffentlicher Bäder e.V. eine gutachtliche Stellungnahme ü-<br />
ber die Errichtung eines Hallenbades erstellt und dabei das damalige<br />
Bäderangebot in <strong>Moers</strong> mitberücksichtigt. 1998 hat die Stadt selbst umfangreiche<br />
Untersuchungen durchgeführt und das Ergebnis in einem Untersuchungsbericht<br />
„Freizeit- und Bädereinrichtungen der Stadt <strong>Moers</strong>“<br />
zusammengefasst. Als Konsequenz aus diesen Untersuchungen wurde<br />
im Jahr 2002 ein Hallenbad dauerhaft geschlossen. In der Zwischenzeit<br />
48<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
hat sich auch der Kommunalverband Ruhrgebiet mit dem Angebot in der<br />
gesamten Region beschäftigt und einen „Freizeitzielplan“ erstellt.<br />
Diesem Untersuchungsbericht entnehmen wir, dass in der gesamten<br />
Region „Landschaftspark Niederrhein“ eine qualitativ überdurchschnittliche<br />
Angebotssituation im Segment der Freizeitbäder besteht, bei gleic h-<br />
zeitig mangelnder Profilierung der vier vorhandenen Freizeitbäder. Dieses<br />
drückt sich auch in einem starken Besucherrückgang in den letzten<br />
fünf Jahren aus. Konkret werden einem Freibad in <strong>Moers</strong> ein starker Attraktivitätsverlust<br />
und dem Hallenbad Besucherrückgänge bescheinigt.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> im Hinblick auf die vorgenannte<br />
Entwicklung und die weiterhin angespannte Haushaltslage sich<br />
hinsichtlich des Bäderangebotes neu zu positionieren. Dabei muss<br />
das Angebot in der gesamten Region einbezogen werden. Das im<br />
„Freizeitzielplan“ aufgezeigte Zielkonzept <strong>2005</strong> bildet eine geeignete<br />
Grundlage. Ziel der Stadt muss es sein, die Ausgaben von<br />
derzeit jährlich über 1,6 Mio. € zu senken.<br />
Im Rahmen dieser Prüfung haben wir auch festgestellt, dass die Stadt<br />
kurzfristig umsetzbare Optimierungsmöglichkeiten noch nicht voll ausgeschöpft<br />
hat. So verfügen die Bäder noch nicht über Kassenautomaten,<br />
die es ermöglichen, die Besucherzahlen auszuwerten. Ferner könnten<br />
durch Einschränkungen der Öffnungszeiten (Parallelbetrieb aufgeben)<br />
Personalaufwendungen reduziert werden.<br />
Unterabschnitt 675 – Straßenreinigung –<br />
Zunächst betrachten wir die Aufwendungen für die Straßenreinigung<br />
(Unterabschnitt 6750) insgesamt je Einwohner und stellen diese in den<br />
Vergleich mit anderen Kommunen:<br />
Ausgaben für Straßenreinigung – Unterabschnitt 675 - je Einwohner<br />
Einwohner Ausgaben in € Aufwendungen je<br />
Einwohner<br />
Stadt <strong>Moers</strong> 107.900 1.069.854 9,91 €<br />
Stadt B 80.400 756.601 9,41 €<br />
Stadt C 48.199 492.875 10,23 €<br />
Stadt D 55.926 642.199 11,48 €<br />
Stadt E 57.427 806.667 14,05 €<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 49
Finanzen<br />
Dieser Vergleich zeigt zunächst, dass die Aufwendungen für die Straßenreinigung<br />
in <strong>Moers</strong>, die u.a. auch durch den festgelegten Standard bestimmt<br />
werden, der Höhe nach unauffällig sind.<br />
Der Schwerpunkt unserer Betrachtung liegt auf dem Ausgabendeckungsgrad<br />
in diesem Bereich. Mit der Änderung des Straßenreinigungsgesetzes<br />
zum 1. Januar 1998 ist der bisher gesetzlich festgelegte Gemeindeanteil<br />
von 25 Prozent ersatzlos weggefallen. Nach einem Urteil<br />
des Bundesverwaltungsgerichtes ist es jedoch weiterhin zwingend erforderlich,<br />
den auf die Interessen der Allgemeinheit entfallenden Anteil an<br />
den Kosten der Straßenreinigung zu ermitteln und bei der Gebührenerhebung<br />
außer Ansatz zu lassen. In der Fachpublizistik 2 wird davon ausgegangen,<br />
dass der Allgemeininteressenanteil wenigstens zehn Prozent<br />
betragen muss, dies aber in der Regel auch ausreicht. 2003 lag der Ausgabendeckungsgrad<br />
in <strong>Moers</strong> bei 90 Prozent. Somit sehen wir derzeit<br />
keinen Handlungsbedarf.<br />
Unterabschnitt 700 –Abwasser -<br />
Die Aufgabe der Kanalunterhaltung wird vom Servicebetrieb wahrgenommen.<br />
Die „Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft“ –<br />
LINEG – betreibt im Gebiet Abwasserbeseitigungsanlagen, an denen<br />
auch die Stadt <strong>Moers</strong> angeschlossen ist. Hierfür werden an die LINEG<br />
Beiträge abgeführt. Insgesamt besteht grundsätzlich eine volle Kostendeckung.<br />
1991 wurde der Anteil für die Entwässerung der Straßen, Wege und<br />
Plätze von 18 auf 15 Prozent gesenkt. Aufgrund eines OVG-Urteils vom<br />
August 1994 begann in <strong>Moers</strong> die Diskussion über den öffentlichen Anteil.<br />
Es wurde bekannt, dass andere Städte vergleichbarer Größe niedrigere<br />
Anteile zugrunde legen (Castrop-Rauxel 11,68 Prozent und Neuss<br />
11,12 Prozent). Aus diesem Grunde hat die Stadt eine intensive Prüfung<br />
ihres öffentlichen Anteils vorgenommen und einen Anteil von 12,35 Prozent<br />
errechnet und für die Zukunft festgeschrieben.<br />
Wir vergleichen die Aufwendungen für die Abwasserbeseitigung in<br />
<strong>Moers</strong> mit einigen hinsichtlich der Topografie vergleichbaren Städten:<br />
2 Siehe dazu die einschlägigen Ausführungen des Städte - und Gemeindebundes Nordrhein-<br />
Westfalen.<br />
50<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Ausgaben für Abwasser – Unterabschnitt 700 - je Einwohner/in<br />
Einwohner Aufwendungen<br />
in Tausend €<br />
Aufwendungen je<br />
Einwohner<br />
Stadt <strong>Moers</strong> 107.900 18.404.468 170 €<br />
Stadt B 30.300 6.550 216 €<br />
Stadt C 80.400 12.548 156 €<br />
Stadt D 24.800 4.819 194 €<br />
Stadt E 48.199 13.919 289 €<br />
Stadt F 55.926 10.321 185 €<br />
Stadt G 57.427 9.071 158 €<br />
Mit Aufwendungen in Höhe von 170 € je Einwohner/in befindet sich die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> im mittleren Bereich. Uns liegen Gebührensätze für<br />
Schmutzwasser vergleichbarer Kommunen vor. Mit einer Gebühr (Haushaltsjahr<br />
2003) von 2,38 €/m³ liegt die Stadt <strong>Moers</strong> in einem sehr günstigen<br />
Bereich (Gebührenspanne 2,13 € bis 4,30 €).<br />
Bund und Land können sich an den Kosten des Baues und der laufenden<br />
Unterhaltung der gemeindlichen Kanalisation gemäß Nr. 14 Abs. 2 der<br />
Ortdurchfahrtsrichtlinien (OD- Richtlinien) beteiligen, und zwar bis zur<br />
Höhe des Betrages, der für den Bau einer eigenen Straßenentwässerungsanlage<br />
aufzuwenden wäre. Eine Kostenbeteiligung kommt dann in<br />
Betracht, wenn die Entwässerung der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen<br />
in die gemeindliche Kanalisation erfolgt. Die Kostenbeteiligung wird<br />
pauschaliert und bemisst sich dann nach der Länge der in den Kanal<br />
entwässernden Straßenstrecken. Bis heute wurden mit dem Land und<br />
dem Kreis noch keine Verhandlungen mit dem Ziel einer Kostenbeteiligung<br />
für die Mitbenutzung der vorhandenen städtischen Kanäle geführt. 3<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen mit dem Land und dem Kreis Verhandlungen mit<br />
dem Ziel aufzunehmen, dass sich diese Körperschaften an den<br />
Kosten für den Betrieb der gemeindlichen Kanalisation beteiligen.<br />
Vergleiche mit anderen Kommunen zeigen, dass hier insgesamt<br />
ein siebenstelliger Betrag realistisch ist.<br />
Unterabschnitt 750 – Friedhöfe -<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> betreibt in den einzelnen Ortsteilen elf Friedhöfe. Die<br />
Friedhofsgebühren wurden im Jahr 2004 neu kalkuliert. Am 1. Januar<br />
3 Straßenbaulastträger für die überörtlichen Straßen sind der Kreis für die Kreisstraßen<br />
sowie der Landesbetrieb Straßen NRW für die Landes- und Bundesstr aßen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 51
Finanzen<br />
<strong>2005</strong> trat die geänderte Gebührensatzung für die Friedhöfe in <strong>Moers</strong> in<br />
Kraft. Zunächst vergleichen wir auch hier einige Gebührentarife in den<br />
umliegenden Städten:<br />
Vergleich der Grabnutzungsgebühren<br />
Erdreihengrab<br />
Erdwahlgrab<br />
Urnenreihengrab<br />
Urnenwahlgrab<br />
Stadt <strong>Moers</strong> 1.126 € 1.296 € 525 € 560 €<br />
Stadt Bochum 2.080 € - 1.130 € 1.160 €<br />
Stadt Herne 1.726 € 2.106 € 1.034 € 1.266 €<br />
Stadt Witten 953 € 1.140 € 953 € 1.140 €<br />
Stadt Essen 975 € 1.600 € 520 € 600 €<br />
Stadt Duisburg 907 € 1.656 € 655 € 1.365 €<br />
Quelle: Internetrecherchen<br />
In diesem Vergleich befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong> in einem günstigen<br />
Bereich. Wir haben die umfangreiche Gebührenkalkulation eingesehen<br />
und festgestellt, dass die Stadt neben den geänderten Rechtsnormen<br />
insbesondere aufwandsbezogene und flächenbezogene Kostenarten berücksichtigt<br />
hat.<br />
Ein weiterer Schwerpunkt unserer Betrachtung war der nicht umlagefähige<br />
„Grünflächenanteil“. Dieser Anteil betrug noch im Jahr 2000 20 Prozent.<br />
In Zusammenarbeit mit mehreren Fachämtern wurde Anfang 2001<br />
der öffentliche Grünanteil an städtischen Friedhöfen neu ermittelt und<br />
dann mit 8,03 Prozent festgesetzt.<br />
Realsteuereinnahmen, Schlüsselzuweisungen und Gemeindeanteile<br />
In der Versagung der Genehmigung des Haushaltsicherungskonzeptes<br />
2003 ff vom 2. April 2003 hat die Landrätin des Kreises Wesel u. a. begründend<br />
ausgeführt, dass die Einnahmeerwartungen (u.a. Gewerbesteuer)<br />
nicht hinreichend gesichert sind. Nachstehend stellen wir die<br />
Ansätze den Rechnungsergebnissen gegenüber:<br />
52<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Grundsteuer A<br />
Vergleich der Ansätze mit den Rechnungsergebnissen in Euro<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Ansatz 61.355 69.024 75.671 77.720 70.000<br />
Rechnungsergebnis 53.245 60.436 58.236 66.746 54.500<br />
Differenz -8.110 -8.588 -17.435 -10.974 -15.500<br />
Grundsteuer B<br />
Ansatz 6.276.619 10.584.000 11.204.000 11.378.810 11.800.000<br />
Rechnungsergebnis 10.399.401 10.840.586 11.232.145 11.615.294 11.898.477<br />
Differenz 4.122.782 256.586 28.145 236.484 98.477<br />
Gewerbesteuer<br />
Ansatz 26.587.000 27.098.500 31.067.000 31.021.020 28.000.000<br />
Rechnungsergebnis 24.134.872 30.037.808 20.425.460 26.893.098 25.116.418<br />
Differenz -2.452.128 2.939.308 -10.641.540 -4.127.922 -2.883.582<br />
Schlüsselzuweisung<br />
vom Land<br />
Ansatz 35.557.000 37.362.654 37.283.600 37.495.643 37.186.000<br />
Rechnungsergebnis 36.090.610 37.664.356 37.283.600 29.029.477 37.290.913<br />
Differenz 533.610 301.702 0 -8.466.166 104.913<br />
Gemeindeanteil an<br />
der Einkommensteuer<br />
Ansatz 34.768.000 30.422.000 32.353.500 32.701.020 30.900.000<br />
Rechnungsergebnis 37.411.426 30.934.449 30.164.342 30.596.028 28.423.471<br />
Differenz 2.643.426 512.449 -2.189.158 -2.104.992 -2.476.529<br />
Gemeindeanteil an<br />
der Umsatzste uer<br />
Ansatz 2.863.000 2.812.105 2.658.717 2.626.853 2.500.000<br />
Rechnungsergebnis 2.521.821 2.513.126 2.470.831 2.463.275 2.467.871<br />
Differenz -341.179 -298.979 -187.886 -163.578 -32.129<br />
Gesamtdifferenz 4.506.511 3.702.478 -13.007.874 -14.637.148 -5.204.350<br />
Wir teilen die Bedenken der Kommunalaufsicht. Insbesondere die Einnahmeerwartungen<br />
bei der Gewerbesteuer haben sich seit 2002 und bei<br />
der Schlüsselzuweisung im Jahr 2003 nicht erfüllt. Wir stellen zudem<br />
fest, dass die jährlichen Haushaltsansätze erst mit zeitlicher Verzögerung<br />
den Einnahmerückgängen angepasst wurden.<br />
Der dem Haushaltsentwurf beigefügten Finanzplanung entnehmen wir,<br />
dass insbesondere bei der Gewerbesteuer und der Schlüsselzuweisung<br />
Einnahmen erwartet werden, die sich nicht mit den durchschnittlichen<br />
tatsächlichen und zum Teil rückläufigen Einnahmen in den zurückliegenden<br />
Jahren decken. Wir beurteilen die Einnahmeerwartung der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> für die nächsten Haushaltsjahre als zu positiv und verweisen auf<br />
unsere Empfehlung zu den Konsolidierungsmaßnahmen im Haushaltssicherungskonzept.<br />
Ferner machen wir darauf aufmerksam, dass die in<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 53
Finanzen<br />
§ 7 Abs. 1 GemHVO niedergelegten Veranschlagungsgrundsätze verstärkt<br />
Beachtung finden sollten.<br />
Grundsteuer A und B<br />
Die Grundsteuer ist eine bedeutende und direkt beeinflussbare Einnahmeart.<br />
Zunächst betrachten wir die Entwicklung der Hebesätze sowie<br />
des Steueraufkommens:<br />
Jahr<br />
Hebesatz<br />
Grundsteuer<br />
A in v.H.<br />
Steueraufkommen Grundsteuer A und B<br />
Steueraufkommen<br />
Grundsteuer A<br />
in Tausend €<br />
Hebesatz<br />
Grundsteuer B<br />
in v.H.<br />
Steueraufkommen<br />
Grundsteuer B in<br />
Tausend €<br />
Gesamtaufkommen<br />
Grundsteuer<br />
in Tausend €<br />
2000 190 53 360 10.399 10.453<br />
2001 210 60 380 10.841 10.901<br />
2002 210 58 380 11.232 11.290<br />
2003 220 67 390 11.615 11.682<br />
2004 220 55 390 11.898 11.953<br />
2004: vorläufige Rechnungsergebnisse<br />
Nachfolgend setzen wir die Hebesätze der Stadt <strong>Moers</strong> in einen Vergleich<br />
zu den „Fiktiven Hebesätzen“ nach dem GFG:<br />
Vergleich der Hebesätze<br />
Jahr<br />
Hebesatz<br />
Grundsteuer A<br />
Fiktiver Hebesatz<br />
Grundsteuer A<br />
Hebesatz<br />
Grundsteuer B<br />
Fiktiver Hebesatz<br />
Grundsteuer B<br />
Angaben in v.H.<br />
2000 190 175 360 330<br />
2001 210 175 380 330<br />
2002 210 175 380 330<br />
2003 220 192 390 381<br />
2004 220 192 390 381<br />
<strong>2005</strong> 220 192 390 381<br />
Als eine Maßnahme des Haushaltssicherungskonzepts wurden die<br />
Grundsteuern in den Jahren 2001 und 2003 angehoben.<br />
Unter Berücksichtigung der aktuellen Vergleichswerte bezogen auf die<br />
Gemeindegrößenklasse im Landesdurchschnitt für das 3. Quartal 2004<br />
(Grundsteuer A = 225 v. H. und Grundsteuer B = 409 v. H.) stellen wir<br />
fest, dass die Hebesätze in der Stadt <strong>Moers</strong> noch deutlich unter dem<br />
Landesdurchschnitt liegen und damit die Vorgabe des Handlungsra h-<br />
mens zur Genehmigung von Haushaltsicherungskonzepten derzeit nicht<br />
erfüllen. Der Handlungsrahmen führt in Ziffer 10 aus, dass bezogen auf<br />
54<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
die Gemeindegrößenklasse die Hebesätze deutlich über den Landesdurchschnitt<br />
liegen sollen.<br />
Feststellung<br />
Um die Vorgaben des Handlungsrahmens zur Genehmigung von<br />
Haushaltssicherungskonzepten zu erfüllen, müssen die Hebesätze<br />
deutlich angehoben werden.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> kooperiert wirtschaftlich mit den benachbarten Städten<br />
(WIR4). Darum vergleichen wir die Hebesätze der Stadt <strong>Moers</strong> auch mit<br />
denen dieser Städte und weiteren Städten in der Region:<br />
Hebesätze der Grundsteuer A und B in der Region<br />
Grundsteuer A<br />
Grundsteuer B<br />
Stadt <strong>Moers</strong> 220 390<br />
Stadt Kamp-Lintfort 200 360<br />
Stadt Neukirchen-Vluyn 240 401<br />
Stadt Rheinberg 210 330<br />
Kreis Wesel<br />
(Durchschnitt)<br />
220 386<br />
Stadt Krefeld 220 475<br />
Stadt Dinslaken 200 400<br />
Stadt Duisburg 260 500<br />
Landesdurchschnitt<br />
Größenklasse 55<br />
Finanzen<br />
Gewerbesteuer<br />
Das Gewerbesteueraufkommen stellt sich in den zurückliegenden Jahren<br />
wie folgt dar:<br />
Gewerbesteuer<br />
Jahr<br />
Hebesatz<br />
Gewerbesteuer in<br />
Fiktiver Hebesatz<br />
Gewerbesteuer in v.H.<br />
Tausend €<br />
2000 430 380 24.135<br />
2001 450 380 30.038<br />
2002 450 380 20.425<br />
2003 450 403 26.893<br />
2004 450 403 25.116<br />
Der Hebesatz-Vergleichswert der entsprechenden Gemeindegrößenklasse<br />
beträgt im Landesdurchschnitt aktuell 431 v.H.. Somit liegt der Gewerbesteuerhebesatz<br />
über dem Landesdurchschnitt und erfüllt die Vorgabe<br />
des Handlungsrahmens zur Genehmigung von Haushaltsicherungskonzepten.<br />
Der Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> bis<br />
2009 sieht vor, dass der Hebesatz noch in <strong>2005</strong> auf 460 v.H. angehoben<br />
wird.<br />
Auch hier vergleichen wir die Steuerhebesätze einiger Städte der Region:<br />
Hebesätze der Gewerbesteuer in der Region<br />
Stadt <strong>Moers</strong> 450<br />
Stadt Kamp-Lintfort 420<br />
Stadt Neukirchen-Vluyn 430<br />
Stadt Rheinberg 420<br />
Kreis Wesel<br />
(Durchschnitt)<br />
430<br />
Stadt Krefeld 440<br />
Stadt Dinslaken 424<br />
Stadt Duisburg 470<br />
Landesdurchschnitt<br />
431<br />
Größenklasse 55<br />
Finanzen<br />
Hundesteuer<br />
Die Hundesteuersätze der Stadt <strong>Moers</strong> liegen im interkommunalen Vergleich<br />
deutlich über dem Mittelwert:<br />
Hundesteuersätze<br />
– interkommunaler Vergleich –<br />
1. Hund 2.Hund 3. Hund<br />
Minimum 36,00 € 48,00 € 60,00 €<br />
Maximum 108,00 € 132,00 € 156,00 €<br />
Mittelwert 67,28 € 83,45 € 97,13 €<br />
<strong>Moers</strong> 80,40 € 92,40 € 104,40 €<br />
Grafisch stellt sich der Vergleich wie folgt dar:<br />
Hundesteuersätze im interkommunalen Vergleich<br />
160 €<br />
140 €<br />
120 €<br />
--- Euro ---<br />
100 €<br />
80 €<br />
60 €<br />
40 €<br />
20 €<br />
- €<br />
1. Hund 2. Hund 3. Hund<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Nach einer beschränkten Ausschreibung in 2004 hat die Stadt <strong>Moers</strong><br />
einen privaten Dienstleister beauftragt, eine Hundebestandsaufnahme<br />
durchzuführen. Im Rahmen dieser Hundebestandsaufnahmen wurden<br />
ca. 700 Hunde neu angemeldet. Der Hundebestand betrug am 9. März<br />
<strong>2005</strong> 5.912 Hunde. In <strong>2005</strong> wird mit einem Hu ndesteueraufkommen in<br />
Höhe von 490.000 € gerechnet.<br />
Vergnügungssteuer<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt über eine Vergnügungssteuersatzung entsprechend<br />
der Mustersatzung des Städte- und Gemeindebundes NRW. Das<br />
Gesamtaufkommen der Vergnügungssteuer betrug 2003 567.000 €.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 57
Finanzen<br />
Zweitwohnungssteuer<br />
Die Zahl der in <strong>Moers</strong> mit Nebenwohnsitz gemeldeten Personen ist –<br />
gemessen an der Gesamteinwohnerzahl von rund 107.900 – mit 3.034<br />
(Stand: 31. Dezember 2004) bedeutsam. Daher könnte die Einführung<br />
einer Zweitwohnungssteuer durch die Stadt <strong>Moers</strong> durchaus Sinn machen.<br />
Die Erfahrungen anderer Kommunen im Zusammenhang mit einer<br />
solchen Steuer zeigen, dass über die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen<br />
hinaus folgende weitere Effekte erzielt werden:<br />
• Viele Personen erklären mit Einführung der Steuer den Nebenzum<br />
Hauptwohnsitz und erhöhen somit die Ausgangsmesszahl für<br />
die Ermittlung der Schlüsselzuweisungen des Landes.<br />
• Einführungsaktivitäten führen zudem zu einer Bereinigung der im<br />
Melderegister enthaltenen Datensätze, die gerade bei mit Nebenwohnsitz<br />
gemeldeten Personen oft nicht aktuell sind.<br />
Insgesamt sollte die Stadt <strong>Moers</strong> diese grundsätzlich positiven Erfahrungen<br />
anderer Kommunen nutzen, um über die Zweitwohnungssteuer zu<br />
diskutieren. Zwar würde sich die Einnahmesituation durch die Einführung<br />
der Steuer nicht gravierend verbessern lassen; da jedoch auch der<br />
Handlungsrahmen für Kommunen in der Haushaltssicherung die Ausschöpfung<br />
aller gemeindlichen Einnahmemöglichkeiten fordert, würde<br />
die Einführung einer Zweitwohnungssteuer die Bemühungen der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> zur Konsolidierung des Haushalts unterstützen. Wir empfehlen<br />
daher eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, um zu analysieren, ob die<br />
zusätzlichen Erträge nach der evtl. Einführung einer Zweitwohnungssteuer<br />
den im Zusammenhang damit entstehenden Implementierungsaufwand<br />
decken.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte analysieren, ob die Einführung einer<br />
Zweitwohnungssteuer den zusätzlichen Verwaltungsaufwand<br />
übersteigende Erträge für den Verwaltungshaushalt erwarten<br />
lässt.<br />
58<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
KIWI-Bewertung der laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />
Im Rahmen der KIWI-Bewertung wird eine interkommunal vergleichbare<br />
Gesamtbeurteilung aller laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />
vorgenommen (Zuführungen des Vermögens- an den Verwaltungshaushalt<br />
bleiben bei dieser Darstellung unberücksichtigt). Anschließend erfolgt<br />
eine Gegenüberstellung der Einnahmen mit den jeweils aktuellen<br />
Einwohnerzahlen.<br />
Der Vergleich mit allen von uns geprüften Kommunen führt zu folgendem<br />
Bild:<br />
Laufende Einnahmen des Verwaltungshaushalts je Einwohner/in 2003<br />
– gesamter interkommunaler Ve rgleich –<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
1.012 € 2.054 € 1.401 € 1.636 €<br />
Laufende Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />
je Einwohner/in 2003 im gesamten interkommunalen Vergleich<br />
2.000<br />
---- Euro ----<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
In einem weiteren Vergleichsring vergleichen wir die Städte mit über<br />
60.000 Einwohnern:<br />
Laufende Einnahmen des Verwaltungshaushalts je Einwohner/in 2003<br />
– interkommunaler Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohen –<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
1.192 € 1.818 € 1.543 € 1.636 €<br />
Im Vergleich mit den Städten über 60.000 Einwohner verringert sich<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 59
Finanzen<br />
gegenüber dem Vergleich mit allen Städten der Abstand zum Mittelwert<br />
sehr deutlich.<br />
Der nachfolgende Jahresreihenvergleich zeigt, dass sich die Stadt auf<br />
kontinuierlich zurückgehende Einnahmen einstellen musste.<br />
Entwicklung der lfd. Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />
je Einwohner/in im zeitlichen Verlauf<br />
1500<br />
----- Euro -----<br />
1000<br />
500<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Neben der interkommunalen Positionierung und der intrakommunalen<br />
Entwicklung berücksichtigen wir, dass die Stadt <strong>Moers</strong> gegenwärtig noch<br />
über bedeutsame Einnahme- und Optimierungspotenziale verfügt:<br />
• Anhebung der Grundsteuern (jährl. Mehreinnahme 750.000 €).<br />
• Ausgabendeckungsgrad für die städtischen Bäder muss erhöht<br />
werden.<br />
Positiv bewerten wir, dass die Stadt <strong>Moers</strong> in den Gebührenbedarfsberechungen<br />
geringe öffentliche Anteile berücksichtigt.<br />
Analog zum KIWI- Bewertungsrahmen erkennen wir im Einnahmebereich<br />
aufgrund der allgemeinen Haushaltslage einen Handlungsbedarf und<br />
zeigen Handlungsmöglichkeiten mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung<br />
auf.<br />
60<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
KIWI Bewertung<br />
Aufgrund der rückläufigen Einnahmesituation und den noch nicht<br />
ausgeschöpften Einnahmemöglichkeiten bewerten wir unter dem<br />
Aspekt der allgemeinen Haushaltslage der Stadt <strong>Moers</strong> die Kennzahl<br />
„Einnahmen je Einwohner“ mit dem KIWI-Wert 3.<br />
Fazit<br />
Die Einnahmen der Stadt <strong>Moers</strong> sind im Zeitreihenvergleich rückläufig.<br />
Insbesondere besteht bei den Realsteuerhebesätzen die Möglic h-<br />
keit und gemäß dem Handlungsrahmen zur Genehmigung von<br />
Haushaltssicherungskonzepten die Verpflichtung, diese deutlich<br />
anzuheben.<br />
Wir erkennen an, dass die Stadt bei den Kostenrechnenden Einrichtungen<br />
ihre Einnahmemöglic hkeiten fast vollständig ausgenutzt<br />
hat. Lediglich für den Bereich der Bäder sehen wir noch<br />
deutliche Konsolidierungsmöglichkeiten.<br />
Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />
Die Ausgaben des Verwaltungshaushalts setzen sich im Wesentlichen<br />
aus Personal- und Sachausgaben sowie Zuweisungen bzw. Zuschüssen<br />
(mit dem Schwerpunkt der Sozialhilfeleistungen) zusammen. Auf die<br />
Ausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> in den Bereichen Personal und Jugendhilfe<br />
gehen wir in den entsprechenden Teilberichten detaillierter ein.<br />
Sachausgaben<br />
Bei der Ermittlung der Sachausgaben haben wir auch den doppischen<br />
Haushaltsteil der Jahre 2002 und 2003 berücksichtigt. Hier haben wir<br />
auf die Jahresrechnungsstatistiken zurückgegriffen. Die einzelnen Aufwendungen<br />
wurden den jeweiligen Gruppen zugeordnet. Es liegt in der<br />
Natur der Sache, dass eine eurogenaue Aufteilung der Aufwendungen<br />
nicht möglich ist. Jedoch macht diese Ungenauigkeit eine Gesamtbeur-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 61
Finanzen<br />
teilung nicht unmöglich. Da der Rechnungsabschluss des doppischen<br />
Haushalts für 2004 zum Prüfungszeitpunkt noch nicht vorlag, ist die<br />
Zeitreihenbetrachtung nur auf die Jahre 2001 bis 2003 beschränkt.<br />
Für eine Betrachtung der Sachausgaben (Hauptgruppen 5 und 6) werden<br />
diese um kalkulatorische Ausgaben, Erstattungen an kommunale<br />
Sonderrechnungen und innere Verrechnungen bereinigt. Viele Kommunen<br />
haben in der Vergangenheit Ausgliederungen in Form von Eigenbetrieben<br />
oder eigenbetriebsähnlichen Einric htungen vorgenommen. Um<br />
diesem Umstand Rechnung zu tragen, beziehen wir für eine Gesamtbetrachtung<br />
der kommunalen Leistungen im Rahmen des KIWI auch die<br />
Sachaufwendungen 4 der Sondervermögen und der Anstalten öffentlichen<br />
Rechts mit ein.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat in 2002 folgende Bereiche in das städtische Sondervermögen<br />
„Servicebetriebe Stadt <strong>Moers</strong>“ ausgegliedert:<br />
• Straßenre inigung, Straßenunterhaltung,<br />
• Kanalunterhaltung, öffentliche WC-Anlagen,<br />
• Abfallentsorgung,<br />
• Friedhofswesen, Grünflächenunterhaltung,<br />
• Hochbauunterhaltung,<br />
• Werkstatt.<br />
In der nachfolgenden Übersicht der bereinigten Sachausgaben für den<br />
Kernhaushalt spiegeln sich in der Zeitreihenbetrachtung diese Auslagerungen<br />
wider:<br />
Jahr<br />
Sachausgaben<br />
insgesamt<br />
Bereinigung der Sachausgaben<br />
Kalkulatorische<br />
Ausgaben<br />
Erstattungen<br />
an komm.<br />
Sonderrechn.<br />
Innere<br />
Verrechnungen<br />
Bereinigte<br />
Sachausgaben<br />
Angaben in Tausend €<br />
2000 57.148 7.627 197 14.662 34.662<br />
2001 57.429 7.466 210 14.032 35.720<br />
2002 29.986 5.927 203 3.678 20.179<br />
2003 30.275 6.226 208 3.684 20.155<br />
4 Als Sachaufwendungen der Sondervermögen werden der Materialaufwand und die sonstigen<br />
betrieblichen Aufwendungen exklusive des Verwaltungskostenbeitrages laut Gewinnund<br />
Verlustrechnung berücksichtigt.<br />
62<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Um die Bereinigung der Sachausgaben zu visualisieren, haben wir folgende<br />
Grafik erstellt:<br />
Bereinigung der Sachausgaben<br />
----- Tausend Euro -----<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Bereinigte<br />
Sachausgaben<br />
Kalkulatorische<br />
Ausgaben<br />
Erstattungen an<br />
komm. Sonderrechn.<br />
Innere<br />
Verrechnungen<br />
Nachfolgend betrachten wir die Entwicklung der Sachausgaben nach der<br />
jeweiligen Ausgabeart:<br />
Übersicht über die Sachausgaben<br />
Ausgabeart<br />
Jahre<br />
Grupp.<br />
2001 2002 2003<br />
Nr.<br />
Veränderung<br />
Angaben in Tausend €<br />
Prozent<br />
Unterhaltung Grundstücke<br />
und baulichen Anlagen<br />
50, 51 2.127 1.902 1.889 -11,19<br />
Geräte, Ausstattungs- und<br />
Ausrüstungsgegenstände<br />
52 444 234 261 -41,30<br />
Mieten und Pachten 53 326 424 308 -5,47<br />
Bewirtschaftung der<br />
Grundstücke<br />
54 6.314 5.398 5.436 -13,90<br />
und baulichen Anlagen<br />
Haltung von Fahrzeugen 55 865 118 149 -82,82<br />
Besondere Aufwendungen<br />
für Bedienstete<br />
56 657 317 192 -70,81<br />
Weitere Verwaltungs- und<br />
Betriebsausgaben<br />
57 - 63 15.840 13.159 11.078 -30,07<br />
Schülerbeförderungskosten 639 925 934 1.095 18,39<br />
Steuern, Versicherung,<br />
Geschäftsausgaben, sonst.<br />
64 - 66 6.292 4.701 4.301 -31,64<br />
Erstattungsausgaben<br />
67<br />
(ohne<br />
675 und<br />
2.252 2.575 2.815 25,01<br />
679)<br />
Beitrag an den Abwasserverband<br />
LINEG<br />
Gr. 713 9.972 10.196 10.027 0,55<br />
Summe: 46.013 39.958 37.550<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 63
Finanzen<br />
Wie sich die Sachausgaben in den einzelnen Gruppen im Prüfungszeitraum<br />
verändert haben, ist aufgrund der in 2002 erfolgten Auslagerungen<br />
von Aufgaben und der Zuordnung von Aufgaben zum doppischen<br />
Haushalt nicht möglich. Darum versuchen wir durch die Betrachtung<br />
einzelner Gruppen festzustellen, ob sich die Umsetzung der Verpflic h-<br />
tung zur Ausgabensenkung wieder findet. Weitere Ausführungen zu einzelnen<br />
Ausgabengruppen befinden sich in den Teilberichten „Gebäudebewirtschaftung“<br />
und „Bauwesen“.<br />
Weitere Verwaltungs- und Betriebsausgaben (Gruppe 57 bis 63)<br />
Schulen<br />
Die Sachausgaben für die Schulen in <strong>Moers</strong> sind seit 1996 eingefroren.<br />
In Anlehnung am Zuwendungsschlüssel des GFG NRW wird ausgehend<br />
von der Gesamtschülerzahl ein Schüleransatz (100 Prozent) ermittelt<br />
und auf die einzelnen Schulformen nach dem festgelegten Schlüssel verteilt.<br />
So ist sichergestellt, dass die Gesamtausgaben nicht steigen müssen<br />
und andererseits Schulen aufgrund sich verändernder Schüle rzahlen<br />
nicht bevorzugt oder benachteiligt werden.<br />
Kopiergeräte<br />
Im Verwaltungsbereich befinden sich 25 Geräte und im Schulbereich 41<br />
Geräte im Einsatz. Die jährlichen Mietaufwendungen (all-in) belaufen<br />
sich auf insgesamt 80.000 €. Ungewöhnlich ist es, dass Verwaltungsund<br />
Schulbereich in der Vergangenheit die Leistungen getrennt ausgeschrieben<br />
und vergeben haben. Gerade in einer Gesamtausschre ibung<br />
liegt aufgrund der Volumengröße die Chance, am Markt günstigere Ko n-<br />
ditionen zu erhalten.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen zukünftig, die Anmietung von Kopiergeräten für<br />
die gesamt e Verwaltung einschließlich des Schulbereichs auszuschreiben<br />
und zu vergeben. Durch das deutlich höhere Volumen<br />
lässt sich eine bessere Wirtschaftlichkeit erzielen.<br />
Sportbereich<br />
Zum Thema „Bäder der Stadt <strong>Moers</strong>“ haben wir bereits bei der Betrachtung<br />
der Kostenrechnenden Einrichtungen einige Kostenaspekte angesprochen.<br />
Ebenfalls ausgabenintensiv ist der Sportbereich, der weitgehend<br />
auch den freiwilligen Aufgaben zuzuordnen ist. Die Stadt beziffert<br />
die Ausgaben – Zuschüsse an Vereine – mit jährlich über 300.000 €.<br />
64<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Feststellung<br />
Wir begrüßen es ausdrücklich, dass im Haushaltssicherungsko n-<br />
zept die Optimierung des Sportbereiches aufgenommen wurde<br />
und entsprechend hohe Konsolidierungsbeiträge bis 2009 angestrebt<br />
werden. Inwieweit die Konsolidierungen tatsächlic h eintreten,<br />
sollte die Stadt zeitnah unterjährig prüfen.<br />
Schülerfahrkosten (Gr. 679)<br />
Im Jahr 2003 mussten für 1.633 Schüler Schülerfahrkosten aufgewendet<br />
werden. Da auf die Zahlung von Schülerfahrkosten ein rechtlicher Anspruch<br />
besteht und die Leistungen überwiegend vom ÖPNV erbracht<br />
werden, haben die Kommunen wenig Spielraum, die Ausgaben zu beeinflussen.<br />
Wir haben einige Parameter mit den Werten von 50 weiteren Kommunen<br />
verglichen und sehen, ausgehend von den Mittelwerten, dass die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> derzeit noch in einem günstigen Bereich liegt, was aber nicht ausschließt,<br />
dass diese Situation noch verbessert werden kann.<br />
Interkommunaler Vergleich einiger Parameter<br />
der Schülerbeförderungsausgaben<br />
Mittelwert<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Fläche der Kommune 91,46 km² 67,7 km²<br />
Ausgaben je Schüler 153,74 € 82,82 €<br />
Ausgaben je km² 9.640 € 16.170 €<br />
Ausgaben je Einwohner 20,49 € 10,14 €<br />
Schüler je Einwohner 0,13 0,122<br />
Eine der wenigen Möglichkeiten, Ausgaben zu senken, hat die Stadt mit<br />
der Aktion „Fahrrad statt Bus“ genutzt. Berechtigte Schülerinnen und<br />
Schüler können auf die Übernahme von Schülerfahrkosten verzichten,<br />
und erhalten für die Nichtinanspruchnahme öffentlicher Verkehrsmittel<br />
schulwöchentlich 5,11 € erstattet. Hiervon machen derzeit 108 Schülerinnen<br />
und Schüler Gebrauch. Bezogen auf die teilnehmenden Schülerinnen<br />
und Schüler beträgt die Ersparnis für die Stadt <strong>Moers</strong> insgesamt<br />
17.645 €. Dieses ist sicher von der Höhe kein bedeutender Betrag, jedoch<br />
ist die Signalwirkung nicht zu unterschätzen.<br />
Feststellung<br />
Wir stellen fest, dass durch die Aktion „Fahrrad statt Bus“ Ersparnisse<br />
bei den Schülerfahrkosten erzielt werden können. Dabei<br />
profitieren die Schüler von einem gut ausgebauten Radwegenetz<br />
in und um <strong>Moers</strong><br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 65
Finanzen<br />
Beiträge an die Linksniederrheinische Entwässerungs- Genossenschaft,<br />
LINEG (Gr. 713)<br />
Die Beiträge an die LINEG (jährlich ca. zehn Mio. €) haben wir dem<br />
sächlichen Verwaltungs- und Betriebsaufwand hinzugerechnet, um einen<br />
interkommunalen Vergleich zu ermöglichen. Kommunen, die die Abwasserbeseitigung<br />
vollständig in Eigenregie durchführen, haben entsprechend<br />
höhere Ausgaben in den Gruppierungen 5 und 6. Um die Kommunen,<br />
die Abwasserbeiträge bzw. Beiträge an Wasser- und Bodenverbände<br />
entrichten, nicht besser zu stellen, rechnen wir diese Beiträge (in der<br />
Regel unter Gr. 713) mit in die Sachausgaben hinein. Die Beiträge entsprechen<br />
Fremdleistungen und sind damit den Sachausgaben vergleic h-<br />
bar.<br />
Wir erkennen in diesem Zusammenhang an, dass die LINEG auch auf<br />
anderen Geschäftsfeldern tätig ist, die mit der Umlage finanziert werden.<br />
Ferner enthält die Umlage die Aufwendungen für Abschreibungen,<br />
Personal und Zinsen. Diese Fakten berücksichtigen wir bei der KIWI-<br />
Bewertung der Sachausgaben.<br />
Interkommunaler Vergleich und KIWI-Bewertung der<br />
Sachausgaben<br />
Im interkommunalen Vergleich haben sich in den zurückliegenden Jahren<br />
die Sachausgaben in den meisten Kommunen ständig verringert.<br />
Dieses trifft grundsätzlich auch für die Stadt <strong>Moers</strong> zu. Aufgrund der in<br />
2002 vorgenommenen Auslagerungen in die Servicebetriebe der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> und der Abbildung von Aufgaben in einem doppischen Haushalt ist<br />
ein exakter Zeitreihenvergleich nicht möglich.<br />
Bezogen auf das für die KIWI-Bewertung maßgebliche Haushaltsjahr<br />
2003 befinden sich die im Verwaltungshaushalt der Stadt <strong>Moers</strong> abgebildeten<br />
Sachausgaben über dem Mittelwert:<br />
Sachausgaben je Einwohner 2003 im gesamten interkommunalen Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
242 € 579 347 402<br />
Die grafische Darstellung verdeutlicht dies:<br />
66<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Sachausgaben je Einwohner/in 2003<br />
im interkommunalen Vergleich<br />
500<br />
---- Euro ----<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Positiver, aber immer noch über dem Mittelwert, positioniert sich die<br />
Stadt im Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohnern:<br />
Sachausgaben je Einwohner 2003 im interkommunalen Vergleich mit Städten<br />
über 60.000 Einwohnern<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
292 € 568 376 402<br />
Bei der Bewertung berücksichtigen wir zugunsten der Stadt, dass der an<br />
die LINEG jährlich zu zahlende Umlagebetrag nicht in voller Höhe in die<br />
Sachausgaben der Gruppe 5 und 6 einfließen kann.<br />
Im Rahmen dieser Prüfung haben wir festgestellt, dass Maßnahmen der<br />
Bauunterhaltung im Vermögenshaushalt veranschlagt wurden. Konkret<br />
betrug im Jahr 2003 das Volumen im Bereich der Schulen und Verwaltungsgebäude<br />
über 300.000 €. Eine genaue Recherche war aufgrund<br />
des umfangreichen Datenmaterials in der zur Verfügung stehenden Zeit<br />
nicht möglich. Wir haben dieses auch im Rahmen mehrerer Gespräche<br />
mit der Kämmerei und dem Zentralen Gebäudemanagement der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> thematisiert.<br />
Zurzeit führt die Stadt <strong>Moers</strong> die Unterhaltsreinigung zum größten Teil<br />
noch mit eigenem Personal durch. Hiermit wird der Personalausgabenetat<br />
belastet. Die meisten Städte, die sich im interkommunalen Vergleich<br />
befinden, haben diese Aufgabe „fremdvergeben“. Dadurch wird in<br />
diesen Städten der Sachausgabenetat belastet, ohne dass aber in jedem<br />
Fall der Mittelwert überschritten wird.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 67
Finanzen<br />
Ebenfalls lassen wir in unsere Bewertung den Sachverhalt einfließen,<br />
dass die Stadt <strong>Moers</strong> als Mittelzentrum Aufgaben für umliegende Städte<br />
und Gemeinden des Kreises Wesel wahrnimmt. Dies trifft insbesondere<br />
auf den Schulbereich in der Sekundarstufe I und II zu. 10,4 Prozent der<br />
Schüler (916) stammen im jetzt laufenden Schuljahr nicht aus <strong>Moers</strong>.<br />
Hierzu machen wir zum Thema „Demo grafischer Wandel und Stadtentwicklung“<br />
weitere Ausführungen.<br />
KIWI Bewertung<br />
Wir erkennen an, dass die Stadt <strong>Moers</strong> sich bei den Sachausgaben<br />
entsprechend der Haushaltslage restriktiv verhält und bewerten<br />
die KIWI-Kennzahl „Sachausgaben je Einwohner“ mit dem<br />
Wert 3. Dabei berücksichtigen wir auch, dass die Sachausgaben<br />
der großen kreisangehörigen Städte aufgrund des größeren Aufgabenportfolios<br />
höher sind.<br />
Fazit<br />
Wir stellen fest, dass die Stadt <strong>Moers</strong> angesichts ihrer schwierigen<br />
Haushaltslage die jährlichen Sachausgaben kontinuierlich zurückfährt.<br />
In einigen Bereichen (z.B. Schulbereich) werden die Ausgaben<br />
seit Jahren erfolgreich im Budget bewirtschaftet. Mit der baldigen<br />
Umstellung auf das NKF wird sich die Transparenz deutlich<br />
verbessern, so dass weitere Konsolidierungserfolge erwartet werden<br />
können.<br />
Vermögenshaushalt<br />
Im Rahmen unserer Prüfung untersuchten wir für den Vermögenshaushalt<br />
schwerpunktmäßig die Veräußerung von Vermögen, die Entwicklungen<br />
der Haushaltsausgabereste, Bauinvestitionen und die Kreditfinanzierungsquote.<br />
Daran schließt sich die Beurteilung der Schuldenentwicklung<br />
an.<br />
68<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Veräußerung von Vermögen<br />
Der Handlungsrahmen zur Genehmigung von Haushaltssicherungsko n-<br />
zepten gibt in Ziffer 8 den Kommunen auf, das vorhandene Vermögen<br />
daraufhin zu untersuchen, inwieweit es für die öffentliche Aufgabenerfüllung<br />
noch benötigt wird.<br />
Die Finanzplanung sieht bis 2008 vor, dass die Stadt, sofern die planungsrechtlichen<br />
Voraussetzungen erfüllt sind, Grundstücke im geschätzten<br />
Wert von 17,5 Mio. € veräußern kann. Weiteres veräußerbares<br />
Vermögen befindet sich nicht im unmittelbaren Besitz der Stadt, sondern<br />
nur im Bereich der Beteiligungen. Bereits beim Thema „Rückzuführungen“<br />
haben wir es als unwirtschaftlich beurteilt, dass in den zurückliegenden<br />
Jahren die Einnahmen aus der Veränderung des Anlagevermögens<br />
– Grundstückverkäufe – zur teilweisen Deckung der Defizite dem<br />
Verwaltungshaushalt zugeführt wurden.<br />
Unter dem wirtschaftlichen Umgang mit Grundvermögen verstehen wir<br />
auch eine zukunftsgerichtete Bewirtschaftung von Grundvermögen, um<br />
auf die sich abzeichnenden strukturellen und demografischen Veränderungen<br />
reagieren und ggf. diese auch beeinflussen zu können. Seit Jahren<br />
veräußert die Stadt Grundvermögen und tätigt keinen Grunderwerb.<br />
Feststellung<br />
Durch die derzeit nicht in Verkauf und Erwerb ausgewogene Bewirtschaftung<br />
von Grundvermögen gibt die Stadt für die Zukunft<br />
ggf. notwendige Handlungspotenziale auf, ohne damit gegenwärtig<br />
einen nachhaltigen Beitrag zur allgemeinen Haushaltskonsolidierung<br />
zu leisten.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> besitzt mit der „Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH“ eine<br />
hundertprozentige Mehrheitsbeteiligung. Diese Gesellschaft besitzt Kapitalanteile<br />
an anderen Wohnungsunternehmen. Der Wohnungsbestand<br />
der „Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH“ umfasst derzeit einen ehemals<br />
von der Stadt <strong>Moers</strong> übernommenen Wohnungsbestand von 1.650 Wohnungen.<br />
Sie begründet die Erfüllung der öffentlichen Zwecksetzung gemäß<br />
§ 107 Abs. 1 GO damit, dass sie eine sozial-verantwortbare Wohnungsversorgung<br />
der breiten Schichten der Bevölkerung sicherstellt. Wir<br />
sehen für die Stadt <strong>Moers</strong> im Sinne der vorgenannten gesetzlichen Bestimmung<br />
heute kein Erfordernis, sich an einer Wohnungsgesellschaft zu<br />
beteiligen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 69
Finanzen<br />
Wie wir bereits an anderer Stelle in diesem Bereicht ausgeführt haben,<br />
beziehen wir bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Kommune<br />
auch ihre Beteiligungen mit ein. Der Handlungsrahmen zur Genehmigung<br />
von Haushaltssicherungskonzepten führt in Ziffer 6 aus, dass die<br />
Konsolidierung auch alle Beteiligungen der Gemeinde einbeziehen muss.<br />
Wir folgern daraus, dass die Stadt <strong>Moers</strong> die Notwendigkeit prüfen<br />
muss, inwieweit das Vermögen (Mehrheitsbeteiligungen) für die dauerhafte<br />
öffentliche Aufgabenerfüllung notwendig ist. Wir sehen hier deutliche<br />
Potenziale den Haushalt der Stadt nachhaltig zu entlasten bzw. der<br />
Stadt dringend notwendigen Handlungsspielraum zu schaffen.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> grundsätzlich zu untersuchen, ob<br />
eine Veräußerung des Vermögens „Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong><br />
GmbH“ rechtlich möglich ist und inwieweit durch eine Veräußerung<br />
die Stadt dringend notwendigen finanziellen Handlungsspie l-<br />
raum wiedererlangen kann.<br />
Wir können uns vorstellen, dass diese Frage u.U. nur mit Hilfe einer<br />
fachlichen externen Unterstützung sicher beantwortet werden kann und<br />
empfehlen darum der Stadt, diese zu suchen und in Anspruch zu nehmen.<br />
Weitere Ausführungen geben wir im Teilbericht „Beteiligungen“.<br />
Haushaltsausgabereste<br />
Um Investitionen, die sich über mehrere Jahre erstrecken, sinnvoll bewirtschaften<br />
zu können, sind Haushaltsausgabereste ein wirkungsvolles<br />
Instrument zur Bewirtschaftung der Mittel (§ 19 Abs. 1 GemHVO). Dabei<br />
ist jedoch darauf zu achten, dass die Restebewirtschaftung im angemessenen<br />
Rahmen bleibt, da gebildete Reste nicht mehr im Haushaltspla n<br />
als politischem Steuerungsinstrument abgebildet werden. Deshalb werden<br />
auch die erneut übertragenen Haushaltsausgabereste im Prüfungszeitraum<br />
in die nachfolgende Untersuchung einbezogen.<br />
Umfang der Restebewirtschaftung<br />
Merkmal<br />
Sachlich bereinigte Ausgaben<br />
des Vermögenshaushalts<br />
Haushaltsjahr<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
38.465 35.675 41.920 28.161<br />
70<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Umfang der Restebewirtschaftung<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Haushaltsreste des Vermögenshaushalts<br />
9.883 14.797 24.275 21.024<br />
davon neue Haushaltsreste 8.684 13.165 20.606 16.506<br />
davon erneut übertragene alte<br />
Haushaltsreste<br />
1.199 1.631 3.669 4.518<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Prozent<br />
Restequote der neuen Reste 23 37 49 59<br />
Restequote gesamt 26 41 58 75<br />
Wir vergleichen die Restebewirtschaftung interkommunal:<br />
Restequote 2003 – interkommunaler Vergleich –<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
0 % 99 % 36,13 % 75 %<br />
Restewirtschaft 2003 im interkommunalen Vergleich<br />
100<br />
---- Prozent ----<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Im interkommunalen Vergleich befindet sich die Stadt deutlich über dem<br />
Mittelwert.<br />
Der Handlungsrahmen zur Genehmigung von Haushaltssicherungsko n-<br />
zepten hält es im Rahmen der Konsolidierung nicht für vertretbar, große<br />
Haushaltsausgabereste neben dem laufenden Haushalt zu bewirtschaften.<br />
Wir konnten uns davon überzeugen, dass sich die Stadt dieser<br />
Problematik bewusst ist. Es werden nur Haushaltsreste für Maßnahmen<br />
gebildet, für die bereits vertragliche Verpflichtungen eingegangen wur-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 71
Finanzen<br />
den. Im 1. Quartal des Folgejahres wird die Bildung der Haushaltsreste<br />
vom Rat förmlich beschlossen.<br />
Bauinvestitionsausgaben<br />
Kreditfinanzierungsquote<br />
Die Kreditfinanzierungsquote bewegte sich im Betrachtungszeitraum in<br />
der interkommunalen Betrachtung mit Ausnahme des Jahres 2002 deutlich<br />
oberhalb vom Mittelwert.<br />
Kreditfinanzierungsquote 2003 – interkommunaler Vergleich –<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
0 % 100 % 36 % 72 %<br />
Auch hier betrachten wir die zeitliche Entwicklung im interkommunalen<br />
Vergleich:<br />
Kreditfinanzierungsquote im zeitlichen Verlauf – interkommunal<br />
80<br />
70<br />
----- Prozent -----<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Mittelwert der Kreditfinanzierungsquote<br />
Kreditfinanzierungsquote der Stadt <strong>Moers</strong><br />
An der Kreditfinanzierungsquote ist die ernste Haushaltslage ebenfalls<br />
deutlich erke nnbar. Während es anderen Kommunen gelingt, diese Quote<br />
zurückzufahren, ist in <strong>Moers</strong> ein gegenläufiger Trend erkennbar. Die<br />
Finanzplanung sieht vor, dass auch in den nächsten Jahren Investitionen<br />
fast ausschließlich durch Kredite finanziert werden.<br />
72<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Schulden und Kapitaldienst<br />
Nach § 85 GO dürfen Kredite lediglich im Vermögenshaushalt und dort<br />
nur für Investitionen, Investitionsförderungsmaßnahmen und zur Umschuldung<br />
aufgenommen werden. Nach den sich aus § 76 GO ergebenden<br />
Grundsätzen der kommunalen Einnahmebeschaffung ist eine Kreditaufnahme<br />
zudem nur dann zulässig, wenn eine andere Finanzierung<br />
entweder nicht möglich oder unwirtschaftlich wäre.<br />
Schuldensituation im Zeitraum 2000 bis 2004<br />
Unter Einbeziehung der Mehrheitsbeteiligungen (einschl. der Anstalt öffentlichen<br />
Rechts) hat sich der Schuldenstand der Stadt <strong>Moers</strong> in den<br />
vergangenen Jahren wie folgt entwickelt:<br />
Schuldenübersicht<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Schulden des Kernhaushalts 215.262 228.183 223.839 232.722<br />
Schulden der Sondervermögen<br />
0 0 7.075 6.649<br />
Schulden der Beteiligungen 141.209 109.450 106.003 109.199<br />
Gesamtverschuldung der<br />
Kommune<br />
356.471 337.632 336.917 348.570<br />
Die Gesamtentwicklung der Schulden im Kernhaushalt und der Servic e-<br />
betriebe (Sondervermögen) ist kontinuierlich ansteigend. Dies wird in<br />
der nachfolgenden Grafik verdeutlicht:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 73
Finanzen<br />
Gesamtverschuldung des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“<br />
im Zeitverlauf<br />
350.000<br />
----- Tausend Euro -----<br />
300.000<br />
250.000<br />
200.000<br />
150.000<br />
100.000<br />
50.000<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Schulden der Beteiligungen<br />
Schulden der Sondervermögen<br />
Schulden des Kernhaushalts<br />
Die Situation ist noch drastischer, wenn man die Verschuldung allumfassend<br />
betrachtet und die noch nicht abgedeckten Altfehlbeträge berücksichtigt:<br />
Schuldenübersicht<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Schulden des Kernhaushalts 215.262 228.183 223.839 232.722<br />
Von der Stadt zu finanzierende<br />
nicht abgedeckte Altfehlbeträge<br />
5.408 4.709 15.953 20.938<br />
Schulden der Sondervermögen 0 0 7.075 6.649<br />
Schulden der Beteiligungen 141.209 109.450 106.003 109.199<br />
Gesamtverschuldung der<br />
Kommune<br />
361.879 342.341 352.870 369.508<br />
Nachfolgend stellen wir die Entwicklung der Nettoneuverschuldung dar:<br />
Entwicklung der Nettoneuverschuldung<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Kreditaufnahme 12.251.273 15.338.756 22.527.303 13.377.395<br />
ordentliche Tilgung 5.309.407 5.568.286 5.704.874 6.092.724<br />
Sondertilgung 0 0 0 0<br />
Nettoneuverschuldung 6.941.866 9.770.471 16.822.429 7.284.671<br />
In 2004 ist die Nettoneuverschuldung (nur Kredite) im Kernhaushalt<br />
zusätzlich um 7,5 Mio. € angestiegen. Der dem Haushaltsplanentwurf für<br />
74<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
<strong>2005</strong> beigefügten Finanzplanung entnehmen wir, dass in <strong>2005</strong> die Nettoneuverschuldung<br />
noch einmal um eine Million Euro ansteigt. In den<br />
folgenden Jahren übersteigt dann die Tilgung deutlich die Kreditaufnahme.<br />
Kapitaldienst<br />
Der Kapitaldienst (Gesamtbelastung durch Kredite und kreditähnliche<br />
Geschäfte) schränkt auf Dauer den Handlungsspielraum einer Kommune<br />
ein. Mit der Kennzahl „Kapitaldienst je Einwohner“ werden sämtliche<br />
Zins- und Tilgungsausgaben des Kernhaushalts und der Mehrheitsbeteiligungen<br />
sowie – falls vorhanden – der Sondervermögen und der Anstalten<br />
öffentlichen Rechts berücksic htigt.<br />
Der Kapitaldienst der Stadt <strong>Moers</strong> ergibt sich aus der folgenden Tabelle:<br />
Kapitaldienst der Kommune<br />
Haushaltsjahr<br />
Merkmal<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Angaben in Tausend €<br />
Zinsen Kernhaushalt 13.216 13.407 13.506 13.315<br />
Tilgung Kernhaushalt<br />
(Pflichtzuführung)<br />
5.309 5.568 5.705 6.093<br />
Kapitaldienst Kernhaushalt<br />
18.525 18.975 19.210 19.407<br />
Zinsen Sondervermögen 0 0 463 412<br />
Tilgung Sondervermögen 0 0 587 426<br />
Kapitaldienst Sondervermögen<br />
0 0 1.050 838<br />
Zinsen Beteiligungen 6.794 6.972 5.424 5.148<br />
Tilgung Beteiligungen 5.328 6.541 5.111 4.038<br />
Kapitaldienst Beteiligungen<br />
12.122 13.513 10.535 9.186<br />
Gesamtbetrag 30.648 32.488 30.795 29.431<br />
Kapitaldienst in € je Einwohner<br />
286,26 302,44 285,09 272,76<br />
Grafisch stellt sich der Kapitaldienst wie folgt dar:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 75
Finanzen<br />
Kapitaldienst des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“ im Zeitverlauf<br />
----- Tausend Euro -----<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Kapitaldienst Beteiligungen<br />
Kapitaldienst Sondervermögen<br />
Kapitaldienst Kernhaushalt<br />
Wir stellen fest, dass der Kapitaldienst seit 2001 kontinuierlich zurückgegangen<br />
ist. Wir vergleichen den Wert „Kapitaldienst des Konzerns<br />
Stadt <strong>Moers</strong>“ interkommunal:<br />
Kapitaldienst des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“ 2003 – interkommunaler Vergleich –<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
1,10 € 363 € 142 € 273 €<br />
Kapitaldienst des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“ je Einwohner/in im<br />
interkommunalen Vergleich<br />
350<br />
300<br />
---- Euro ----<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Obwohl der Kapitaldienst in der Jahresreihenbetrachtung rückläufig ist,<br />
positioniert sich die Stadt <strong>Moers</strong> bezogen auf das Haushaltsjahr 2003 im<br />
interkommunalen Vergleich deutlich über dem Mittelwert.<br />
76<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Schulden- und Zinsmanagement der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Der Rat hat in seiner Sitzung am 7. Juli 2004 die Verwaltung beauftragt,<br />
zur Optimierung des Zinsmanagements ein Beratungsmandat über einen<br />
Zeitraum von zunächst zwei Jahren mit der WestLB zu schließen. Bereits<br />
für 2004 konnten Zinseinsparungen in Höhe von etwa 50.000 € erzielt<br />
werden. Für <strong>2005</strong> wird mit Zinseinsparungen in Höhe von 600.000 €<br />
gerechnet.<br />
Kassenkredite<br />
Bei der Betrachtung der Fremdmittel dürfen die Kassenkredite nicht außen<br />
vor bleiben.<br />
In 2004 musste die Stadt <strong>Moers</strong> im Jahresdurchschnitt<br />
50 Mio. € Kassenkredite dauerhaft in Anspruch nehmen. Bei den Kassenkrediten<br />
handelt es sich fast ausschließlich um aufgelaufene Defizite<br />
aus Vorjahren. Für die einzelnen Kassenkredite betrug im Jahresdurc h-<br />
schnitt der Zinssatz 2,068 Prozent. Die Zinsaufwendungen für Kassenkredite<br />
beliefen sich in 2004 auf 1,084 Mio. €.<br />
Andere Kommunen erzielen am Markt erheblich günstigere Konditionen<br />
mit der Aufnahme von Kassenkrediten in der Fremdwährung „Schweizer<br />
Franken“. Der Zinssatz betrug am 15. Januar <strong>2005</strong> etwa 1 Prozent<br />
(Durc hschnitt im Jahr 2004 0,8 Prozent). Das Kursrisiko sollte dabei mit<br />
fachkundiger Unterstützung im Einzelfall hinterfragt und ggf. abgesichert<br />
werden. Hätte die Stadt <strong>Moers</strong> Kassenkredite in der Fremdwährung<br />
„Schweizer Franken“ aufgenommen, wäre die Zinsbelastung im Haushaltsjahr<br />
2004 um fast 500.000 € geringer ausgefallen.<br />
Empfehlung<br />
Für Kassenkredite empfehlen wir in Zukunft ggf. mit fachkundiger<br />
Unterstützung günstigere Konditionen zu eruieren, um dadurch<br />
den Haushalt merklich zu entlasten. Zinseinsparungen von jährlich<br />
500.000 € sind aufgrund vorliegender Vergleiche möglich.<br />
Der Innenminister NRW hat insbesondere im Runderlass vom 30. August<br />
2004 (MBL. NRW. 2004 S. 870) die Aufnahme von Krediten in fre mder<br />
Währung thematisiert. Weitere Empfehlungen hierzu finden sich in einem<br />
weiteren Erlass vom 30. August 2004 an die Bezirksregierungen.<br />
Der Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzeptes der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 77
Finanzen<br />
entnehmen wir, dass Rückzahlungen der Kassenkredite erst nach 2008<br />
eingeleitet werden können. Daher sollte die Stadt bis zu diesem Zeitpunkt<br />
alle kostenmindernden Gestaltungsmöglichkeiten von Zinskonditionen<br />
ausschöpfen.<br />
Verschuldung je Einwohner und KIWI-Bewertung<br />
Da die Finanzierung von Investitionen über Kredite in den Folgejahren<br />
die Handlungsfähigkeit der Kommune einschränkt, ist eine niedrige Verschuldung<br />
anzustreben. Deshalb vergleichen und bewerten wir im Ra h-<br />
men unseres Kommunalindexes für Wirtschaftlichkeit (KIWI) den Schuldenstand<br />
der durch uns geprüften Städte und Gemeinden. Um einen<br />
sachgerechten Vergleich mit anderen Kommunen, die keine Ausgliederungen<br />
vorgenommen haben, zu ermöglichen, ziehen wir die Verschuldung<br />
der Sondervermögen, der Anstalten öffentlichen Rechts und der<br />
Mehrheitsbeteiligungen mit in unsere Betrachtung ein.<br />
Zunächst betrachten wir die Verschuldung für den Kernhaushalt je Einwohner<br />
im zeitlichen Verlauf:<br />
Schuldenstand im<br />
zeitlichen Verlauf in Euro im Kernhaushalt<br />
1975 29.435.000<br />
1980 52.712.000<br />
2003 232.722.000<br />
2004 240.252.000<br />
Der Strukturwandel in dieser Region erforderte in den letzten Jahren<br />
einen hohen Investitionsbedarf verbunden mit einem Anstieg der Schulden.<br />
Wir beurteilen den in der Finanzplanung vorgesehenen weiteren<br />
Schuldenanstieg äußerst kritisch. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte alles daransetzen,<br />
diesen Schuldenanstieg zu vermeiden.<br />
Wir haben bei der Analyse des Grundvermögens aufgezeigt, dass die<br />
Stadt untersuchen sollte, ob durch die Veräußerung ihrer Mehrheitsbeteiligung<br />
„Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH“ eine nachhaltige Konsolidierung<br />
des Haushalts erreicht werden kann. Durch entsprechende Verkaufserlöse<br />
kann ein weiterer Schuldenanstieg vermieden oder vermindert<br />
werden. Selbst eine Absenkung des Schuldenstandes ist denkbar.<br />
Ferner haben wir für den Verwaltungshaushalt deutliche Konsolidierungspotenziale,<br />
wie z.B. die Optimierung des Zins- und Schuldenmana-<br />
78<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
gements, Anhebung der Realsteuerhebesätze und Senkung der Pers o-<br />
nalaufwendungen aufgezeigt. Bei deren Umsetzung sehen wir mittelfristig<br />
die Chance für die Stadt <strong>Moers</strong>, einen ausgeglichenen Verwaltungshaushalt<br />
mit einem Entlastungspotenzial für den Vermögenshaushalt<br />
abzuschließen.<br />
Für das Jahr 2003 ergibt sich unter Berücksichtigung der Beteiligungen<br />
im interkommunalen Vergleich mit allen geprüften Kommunen folgende<br />
Situation:<br />
Verschuldung je Einwohner/in 2003<br />
im interkommunalen Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
141 € 4.026 € 1.583 € 3.424 €<br />
Grafisch dargestellt ergibt sich folgendes Bild:<br />
Verschuldung je Einwohner/in<br />
im interkommunalen Vergleich 2003<br />
4.000<br />
---- Euro ----<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
In einem weiteren Vergleich beziehen wir nur die Städte mit über<br />
60.000 Einwohnern ein:<br />
Verschuldung je Einwohne r/in 2003<br />
im interkommunalen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohner<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
1.075 € 4.026 € 2.291 € 3.424 €<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 79
Finanzen<br />
Grafisch dargestellt ergibt sich folgendes Bild:<br />
Verschuldung je Einwohner/in im interkommunalen Vergleich<br />
2003 mit Städten über 60.000 Einwohnern<br />
4.000<br />
---- Euro ----<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Im interkommunalen Vergleich liegt die Stadt <strong>Moers</strong> deutlich über dem<br />
Mittelwert mit steigender Tendenz. Eine bis heute noch nicht erkennbare<br />
Trendwende muss durch die konsequente und zügige Ausnutzung bestehender<br />
Möglichkeiten erreicht werden.<br />
KIWI Bewertung<br />
Unter Berücksichtigung, dass der Schuldenstand eine noch deutlich<br />
steigende Tendenz aufweist und der aufgezeigten Handlungsmöglichkeiten<br />
bewerten wir die Kennzahl „Verschuldung je<br />
Einwohner“ mit dem KIWI-Wert 2.<br />
Fazit<br />
Der notwendige Konsolidierungsprozess erfordert es, dass die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> das nicht für die öffentliche Aufgabenerfüllung benötigte<br />
Vermögen veräußert, um auch damit einem weiteren Schuldenanstieg<br />
entgegenzuwirken.<br />
Neuverschuldungen sollten im „Konzern Stadt“ möglichst vermieden<br />
und neue Kredite auf rentierliche Maßnahmen beschränkt<br />
werden. Die zukünftigen Investitionsmaßnahmen sollten erst dann<br />
in Angriff genommen werden, wenn die notwendigen Mittel im<br />
Verwaltungshaushalt erwirtschaftet werden können.<br />
80<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Entwicklung Neues Kommunales Finanzmanagement<br />
(NKF)<br />
Mit der Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF)<br />
kündigt sich eine weit reichende Reform für die öffentlichen Verwaltungen<br />
an. Spätestens mit Beginn des Haushaltsjahres 2009 soll das NKF in<br />
den Kommunen implementiert werden.<br />
Grundlage für die Entwicklung eines neuen kommunalen Haushalts- und<br />
Rechnungswesens waren die bereits Mitte der 90er Jahre in den Kommunalverwaltungen<br />
verbreiteten Grundaussagen des Neuen Steuerungsmodells.<br />
Gemeinsam mit weiteren Städten in NRW hat die Stadt <strong>Moers</strong> in einem<br />
Modellprojekt einen Vorschlag für ein kommunales Haushaltsrecht auf<br />
der Basis der kaufmännischen Buchführung erarbeitet. Das Ergebnis<br />
wurde in einem Abschlussbericht vorgestellt. Die konzeptionellen Grundlagen<br />
für ein neues kommunales Haushalts- und Rechnungswesen wurden<br />
in einer Dokumentation zusammengefasst. 5 In einem weiteren<br />
Schritt haben die Modellstädte das von ihnen entwickelte Konzept Schritt<br />
für Schritt umgesetzt und erprobt. Die Stadt <strong>Moers</strong> hat im Jahr 2002 für<br />
zunächst drei Pilotbereiche einen doppischen Haushalt aufgestellt und<br />
nach den in der Dokumentation beschriebenen Regeln bewirtschaftet<br />
und abgeschlossen. Ab dem Haushaltsjahr 2004 wurden weitere fünf<br />
Bereiche der Verwaltung in den doppischen Haushalt überführt.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> plant, zum 1. Januar 2006 das NKF flächendeckend einzuführen.<br />
Dieses ist aber abhängig davon, ob bis zu diesem Zeitpunkt<br />
die vorgesehene Software durch das Rechenzentrum voll einsatzfähig<br />
ist. Andernfalls wird die Einführung um ein Jahr verschoben.<br />
Demografischer Wandel und Stadtentwicklung<br />
in <strong>Moers</strong><br />
Deutschlands Kommunen stehen vor einem tief greifenden Wandel in<br />
der Bevölkerungsentwicklung. Gekennzeichnet ist die demografische<br />
Entwicklung durch regional unterschiedliche Geburtenraten, regional<br />
5 Dokumentation „Neues Kommunales Finanzmanagement - Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />
für das doppische Haushaltsrecht“ (Stand 2003), veröffentlicht im Rudolf Haufe<br />
Verlag Freiburg.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 81
Finanzen<br />
divergierende Wanderungsbewegungen sowie die Verschiebung der Altersstrukturen.<br />
Eine gleichmäßige Entwicklung bezüglich Stand, Verä n-<br />
derungen und Altersstruktur der Bevölkerung in den Kommunen ist folglich<br />
nic ht zu erwarten.<br />
Die Kommunen sind gut beraten, wenn sie sich frühzeitig diesen Herausforderungen<br />
stellen und die Fakten und Ziele in einem Stadtentwic k-<br />
lungskonzept zusammenzufassen. Als Grundlage für die Erstellung eines<br />
Stadtentwicklungskonzeptes sind Informationen über die künftige Bevölkerungszahl<br />
und –struktur unabdingbar. Aber auch eine rückwärtige<br />
Betrachtung zur heutigen Standortpositionierung ist notwendig.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt heute über umfangreiche und detaillierte<br />
Kenntnisse zur Bevölkerungsentwicklung und den Wanderungsbewegungen.<br />
Die Daten werden im Dez. IV von einer eigens dafür eingerichteten<br />
Stabsstelle aufbereitet und ständig aktualisiert. Uns wurden die Sitzungsvorlagen<br />
für den Schulausschuss u.a. vom 5. Januar und 11. Februar<br />
<strong>2005</strong> zur demografischen Entwicklung der Stadt <strong>Moers</strong> zur Verf ü-<br />
gung gestellt. Wir stellen fest, dass der Stadt Grunddaten zu Verfügung<br />
stehen, wie sich aus statistischer Sicht die Bevölkerungsstruktur bis<br />
zum Jahr 2030 entwickeln kann und verzichten an dieser Stelle auf weitere<br />
Ausführungen.<br />
Die demografische Entwicklung wurde in einer Beratungsvorlage für den<br />
Verwaltungsvorstand vom 3. November 2004 aufgegriffen, um die Era r-<br />
beitung eines integrierten „Stadtentwicklungskonzeptes <strong>Moers</strong> 2020<br />
(STEP 2020)“ vorzuschlagen. Es gilt, die Steuerungsmöglichkeiten für<br />
die Handlungsspielräume aufzuzeigen und ein Leitbild zu entwickeln. In<br />
dieser Beratungsvorlage wurden zwei denkbare konkrete Handlungsmöglichkeiten<br />
aufgezeigt:<br />
• Der demografischen Entwicklung zum Trotz setzt sich die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> zum Ziel, durch eine aktive familiengerechte Stadtpolitik<br />
dem Bevölkerungsverlust zu begegnen.<br />
• Ein anderer möglicher Schwerpunkt ist das Leitbild einer altengerechten<br />
Stadt.<br />
Die Stadt wird sich kurzfristig für eine dieser Zielvorgaben entscheiden<br />
und Instrumente zur Zielerreichung entwickeln müssen. Dieses steht in<br />
einem unmittelbaren Zusammenhang zum künftigen Investitionsbedarf<br />
und der Einnahmeentwicklung der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
82<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Finanzen<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte in Kürze mit der Erstellung eines Stadtentwicklungskonzeptes<br />
beginnen und sich darin verbindlich positionieren.<br />
Zu dieser Positionierung wird auch gehören, dass die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> sich festlegt, ob und in welchem Umfang sie noch<br />
zukünftig als Mittelzentrum Aufgaben für die umliegenden Städte<br />
und Gemeinden übernehmen will und kann.<br />
Fazit<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat zur Lösung der Problematiken des demografischen<br />
und strukturellen Wandels noch keine zentral gesteuerten<br />
Maßnahmen ergriffen und sollte daher mit der Erstellung eines<br />
Stadtentwicklungskonzeptes beginnen.<br />
Auf der Basis der unter Beteiligung aller kommunalen Akteure zu<br />
entwickelnden Szenarien muss sich die Stadt nun insbesondere im<br />
Hinblick auf die anzustrebende Bevölkerungsentwicklung positionieren<br />
und entsprechende Handlungsansätze formulieren.<br />
In einem weiteren Schritt müssen darauf aufbauend konkrete<br />
Maßnahmen geplant und sukzessive umgesetzt werden. Die Ergebnisse<br />
und herausgebildeten Strategien sollten nicht nur Programmsatz<br />
bleiben.<br />
Die Stadtverwaltung <strong>Moers</strong> muss auch im Hinblick auf die schlechte<br />
finanzielle Situation zügig handeln, um die sehr beschränkten<br />
monetären Ressourcen optimal zu nutzen bzw. weitere Einsparpotenziale<br />
(z. B. überflüssiger Gebäudebestand, ggf. Erschließung<br />
von Gewerbeflächen und/oder Baugebieten) voll auszuschöpfen.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> muss sich festlegen, ob und in welchem Umfang<br />
sie noch zukünftig als Mittelzentrum Aufgaben für die umliegenden<br />
Städte und Gemeinden übernehmen will und kann.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 83
Finanzen<br />
84<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Beteiligungen<br />
Wirtschaftliche und nichtwirtschaftliche Betätigung<br />
Der wirtschaftlichen und nichtwirtschaftlichen Betätigung der Gemeinden<br />
im Land NRW in den Formen des privaten oder öffentlichen Rechts<br />
kommt eine zunehmende Bedeutung zu.<br />
Wie die Selbstverwaltung der Gemeinden insgesamt (Art. 28 Abs. 2 GG),<br />
kann sic h auch die Gemeindewirtschaft nur im Rahmen der Gesetze bewegen.<br />
Die rechtlichen Rahmenbedingungen kommunaler wirtschaftlicher<br />
und nichtwirtschaftlicher Betätigung sind für das Land Nordrhein-<br />
Westfalen in den §§ 107 ff. GO normiert.<br />
Die Neuausrichtung der kommunalen Verwaltung als Dienstleistungsbetrieb,<br />
ihre Steuerung zum Beispiel nach dem Neuen Steuerungsmodell<br />
mit Budgetierung und Kundenorientierung sowie die absehbare Einführung<br />
des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF) mit der Umstellung<br />
des Rechnungswesens wird die „klassische“ Verwaltung im Sinne<br />
eines „Konzerns Stadt“ näher an ihre wirtschaftlichen Beteiligungen<br />
heranrücken lassen. Der Steuerung der Beteiligungen wird somit in Zukunft<br />
noch größere Bedeutung zukommen.<br />
Ziel der Prüfung in <strong>Moers</strong> war es festzustellen,<br />
• inwieweit finanzielle Verflechtungen zwischen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
und ihren Gesellschaften bestehen,<br />
• in welchem Umfang die Stadt <strong>Moers</strong> Beteiligungen hält und<br />
• ob dies mit den kommunalrechtlichen Vorgaben im Einklang<br />
steht.<br />
Da die öffentliche Zweckerfüllung und damit die Wahrnehmung öffentlicher<br />
Aufgaben Grundlage aller Beteiligungen ist, hat die Kommune –<br />
unabhängig von ihrer Größenordnung – eine Steuerungs- und Kontrollfunktion.<br />
Ob und wie sie ihren Einfluss geltend macht und inwieweit sie<br />
dafür über ein funktionstüchtiges und angemessenes Beteiligungsmanagement<br />
verfügt, ist ebenfalls Gegenstand der überörtlichen Prüfung.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 85
Beteiligungen<br />
Einen Schwerpunkt der Prüfung bildet ein Kennzahlenvergleich, in dem,<br />
teils im Zeitvergleich, teils spartenbezogen, dargestellt wird, wie die<br />
Beteiligungen sich finanziell entwickeln und welche finanzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen sich für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> ergeben bzw.<br />
ergeben könnten. Der Nutzen oder eventuelle Belastungen der Beteiligungen<br />
für den kommunalen Haushalt und damit für die Bürgerschaft<br />
stehen hier im Vordergrund. Der interkommunale Vergleich soll für die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> eine Standortbestimmung ermöglichen, um die eigene Positionierung<br />
im Verhältnis zu den bislang geprüften Vergleichskommunen<br />
ablesen zu kö nnen.<br />
Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Allgemeines<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> ist nach dem aktuellen Beteiligungsbericht an elf Unternehmen<br />
unmittelbar und über drei dieser unmittelbaren Beteiligungen<br />
an weiteren zehn Gesellschaften mittelbar beteiligt (Stand: 31.12.2003).<br />
Unmittelbare Mehrheitsbeteiligungen bestehen an folgenden Unternehmen:<br />
• ENergie Wasser NIederrhein GmbH (ENNI),<br />
• Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH (WBM),<br />
• Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft<br />
<strong>Moers</strong> mbH (WFG),<br />
• Trägergesellschaft Technologiezentrum Rheinpreussen mbH<br />
(TTR),<br />
• Grundstücksgesellschaft Königlicher Hof mbH („Königlicher Hof“),<br />
• Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH („Schlachthof“),<br />
• Grafschafter Gewerbepark Genend GmbH (Gewerbepark GmbH),<br />
• wir4 – Wirtschaftsförderung für <strong>Moers</strong>, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn<br />
und Rheinberg, Anstalt öffentlichen Rechts (wir4).<br />
86<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Die Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH wurde inzwischen liquidiert. Neu gegründet<br />
wurde zum 01.01.<strong>2005</strong> die „Festival-<strong>Moers</strong>-Kultur- GmbH“ als weitere<br />
unmittelbare 100-Prozent-Beteiligung.<br />
An der „wir4“ besteht keine Beteiligung im eigentlichen Sinne der §§<br />
107 ff. GO. Es handelt sich hierbei um eine Anstalt öffentlichen Rechts<br />
nach § 114a GO, die von der Stadt <strong>Moers</strong> als Gewährträgerin errichtet<br />
wurde und für die drei weitere Nachbarkommunen mit einem Anteil von<br />
jeweils 16,67 Prozent im Innenverhältnis haften und entsprechend auch<br />
einen Anteil am Stammkapital eingezahlt haben.<br />
Mit relevanten Auswirkungen auf den städtischen Haushalt sind in erster<br />
Linie diese unmittelbaren Mehrheitsbeteiligungen zu betrachten.<br />
Soweit auch mittelbare Beteiligungen für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />
finanzwirtschaftlich von Bedeutung sind, wie z. B. die von der Wohnungsbau<br />
Stadt <strong>Moers</strong> GmbH gehaltenen Tochtergesellschaften, wird<br />
hierauf gesondert eingegangen.<br />
Die unmittelbaren Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> binden ein gezeichnetes<br />
Anteilskapital in der Größenordnung von über 15,7 Mio. €, was die<br />
finanzwirtschaftliche Relevanz der Beteiligungen für die Stadt <strong>Moers</strong> unterstreicht.<br />
Das nachfolgende Organigramm gibt eine Übersicht über die Struktur<br />
der städtischen Beteiligungen (Stand: 31.12.2003) in <strong>Moers</strong>:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 87
Beteiligungen<br />
Der „Konzern“ Stadt <strong>Moers</strong>:<br />
Stadt<br />
<strong>Moers</strong><br />
Betrieb gewerblicher Art<br />
„Sport- und<br />
Bädereinrichtungen“<br />
75%<br />
Energie Wasser<br />
Niederrhein GmbH<br />
100%<br />
Wirtschaftsförderungsund<br />
Strukturentwicklungsgesellschaft<br />
<strong>Moers</strong> mbH<br />
6,99%<br />
9%<br />
Fernwärme<br />
Niederrhein GmbH<br />
Wasserverbund<br />
Niederrhein GmbH<br />
100%<br />
Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH<br />
3,3%<br />
Rhein. Westf. Institut<br />
für Wasserchemie und<br />
Wassertechnologie GmbH<br />
100%<br />
Trägergesellschaft<br />
Technologiezentrum<br />
24,4%<br />
Grafschaft <strong>Moers</strong> Siedlungsund<br />
Wohnungsbau GmbH<br />
100%<br />
Wohnungsbau<br />
Stadt <strong>Moers</strong> GmbH<br />
100% Stadtbau <strong>Moers</strong><br />
GmbH<br />
80%<br />
Grundstücksgesellschaft<br />
Königlicher Hof mbH<br />
5,5%<br />
Wohnungs-Verwaltungsgesellschaft<br />
<strong>Moers</strong> mbH Co. KG<br />
50%<br />
Grafschafter<br />
Gewerbepark Genend<br />
GmbH<br />
50%<br />
wir4-Wirtschaftsförderung<br />
AöR<br />
88<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Führung, Steuerung und Kontrolle der Beteiligungen<br />
Beteiligungsverwaltung/Beteiligungsmanagement<br />
Im Zusammenhang mit der Erfüllung der in § 109 GO normierten Verpflichtung<br />
der Gemeinden zur Führung, Kontrolle und Steuerung ihrer<br />
Beteiligungen ist eine funktionstüchtige Beteiligungsverwaltung unerlässlich.<br />
Sie muss eine aktive Rolle in dem gesamten Aufgabenprozess<br />
im Zusammenhang mit den Beteiligungen einnehmen und die Entscheidungsträger<br />
der Stadt und ihre Vertreter in den Organen der Gesellschaften<br />
professionell unterstützen.<br />
Aufgaben und Ziele einer aktiven Beteiligungsverwaltung sollten insbesondere<br />
sein:<br />
• Prüfung der Notwendigkeit und Zulässigkeit kommunaler Beteiligungen,<br />
• Entwicklung von Finanzvorgaben für die Beteiligungen,<br />
• Überprüfung der Wirtschaftspläne,<br />
• Überwachung des Geschäftsverlaufs der Beteiligungen durch die<br />
Analyse der Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte sowie gegebenenfalls<br />
weiterer <strong>Bericht</strong>e und Unterlagen der Beteiligungen,<br />
• Überwachung der Einhaltung gesellschaftsrechtlicher und vertraglicher<br />
beziehungsweise satzungsmäßiger Pflichten durch die<br />
Beteiligung,<br />
• Gewährleistung der Prüfungsrechte durch die Gemeinde und<br />
• Aufstellung von Grundsätzen für die Steuerung und Kontrolle der<br />
Beteiligungen in finanz- und haushaltswirtschaftlicher Hinsicht.<br />
Die Verwaltung und Steuerung der städtischen Beteiligungen ist organisatorisch<br />
innerhalb der Stadtverwaltung <strong>Moers</strong> dem Dezernat II, Amt für<br />
Finanzen und Beteiligungen, zugeordnet. Innerhalb dieses Amtes ist ein<br />
eigenes Sachgebiet „Beteiligungsverwaltung“ mit zwei Vollzeitsachbearbeitern<br />
mit jeweils 100 Prozent Stellenanteil eingerichtet.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 89
Beteiligungen<br />
Es handelt sich um Stellen des gehobenen Dienstes, die mit einem Beamten<br />
des gehobenen nichttechnischen Dienstes und einem Diplom-<br />
Kaufmann im Angestelltenverhältnis, der zuvor als Wirtschaftsprüfer und<br />
Prokurist tätig war, besetzt sind. Die Beteiligungsverwaltung ist dem<br />
Kämmerer der Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar unterstellt.<br />
Die Vorgangs- und Akt enverwaltung obliegt zentral dem Sachgebiet „Beteiligungsverwaltung“.<br />
Sämtliche im Laufe der Prüfung angeforderten<br />
Unterlagen konnten so kurzfristig und problemlos zur Verfügung gestellt<br />
werden.<br />
Alle Einladungen und Niederschriften, die an die gewählten städtischen<br />
Vertreter in den Gesellschaftsgremien gerichtet sind, gehen in Durc h-<br />
schrift an die Beteiligungsverwaltung, so dass die Verwaltung i. d. R.<br />
immer rechtzeitig über anstehende Gremiensitzungen informiert ist. Diese<br />
Sitzungen (Gesellschafterversammlung oder Aufsichtsrat) werden<br />
inhaltlich durch die Beteiligungsverwaltung vorbereitet. Dabei wird insbesondere<br />
geprüft, ob für die anstehenden Gesellschaftsentscheidungen<br />
ein vorheriger Ratsbeschluss erforderlich ist. Für sämtliche Entscheidungen,<br />
die nach der GO der Gesellschafterversammlung vorbehalten sind<br />
(z.B. auch Gewinnverwendung), werden zuvor Ratsbeschlüsse herbeigeführt,<br />
so dass die städtischen Vertreter insoweit weisungsgebunden<br />
sind. Sollte ausnahmsweise wegen einer nicht rechtzeitigen Information<br />
der Beteiligungsverwaltung ein vorheriger Ratsbeschluss nicht möglich<br />
sein, so stimmen die städtischen Vertreter in den Gesellschaftsgremien<br />
vorbehaltlich der nachträglichen Zustimmung des Rates ab.<br />
Die Kommunikation zwischen den Geschäftsführern der Gesellschaften<br />
und der Beteiligungsverwaltung ist gut und unkompliziert. Meist fragt die<br />
Geschäftsführung schon von sich aus nach, ob Ratsentscheidungen notwendig<br />
sind, um dies bei der zeitlichen Planung mit zu berücksichtigen<br />
und die Sitzungstermine der Gesellschaftsgremien mit den Sitzungsterminen<br />
der politischen Gremien der Stadt abzustimmen.<br />
Der Rat der Stadt <strong>Moers</strong> hat einen eigenen Ausschuss für Beteiligungen<br />
gebildet, der alle Beteiligungsangelegenheiten, die eines Ratsbeschlusses<br />
bedürfen, vorher berät. Dieser Ausschuss ist nach der Zuständigkeitsordnung<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> kein Beschlussgremium mit eigener Entscheidungskompetenz,<br />
sondern lediglich ein Ausschuss, dem die Vorberatung-<br />
und Vorbereitung der Entscheidungen des Rates aus der Wahrnehmung<br />
der Rechte als Gesellschafter oder Mitglied in wirtschaftlichen<br />
oder nichtwirtschaftlichen Unternehmen obliegt (§ 7 Zuständigkeitsordnung).<br />
90<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Die Geschäftsberichte und geprüften Jahresabschlüsse der Mehrheitsgesellschaften<br />
werden inhaltlich ausgewertet und es wird für die Vorberatungen<br />
im Ausschuss für Beteiligungen bzw. die Beschlussfassung im<br />
Rat eine entsprechende Vorlage erarbeitet. Hierbei ist insbesondere die<br />
betriebswirtschaftliche und kaufmännische Qualifikation des Personals<br />
der Beteiligungsverwaltung hilfreich.<br />
Die enge Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
und ihren Beteiligungen zeigt sich u. a. in den so genannten „Viertelja h-<br />
res-Gesprächen“ zwischen dem Bürgermeister nebst Verwaltungsvorstand<br />
und den Geschäftsführern der Mehrheitsgesellschaften. Dieser<br />
Abstimmungsprozess wird u. a. auch dadurch begünstigt, dass in einzelnen<br />
Gesellschaften die nebenamtliche Geschäftsführung bei städtischen<br />
Bediensteten liegt (z.B. bei der WFG), so dass auch ein unmittelbarer<br />
Einfluss der Stadt auf das operative Geschäft gegeben ist.<br />
Auch interkommunal ist die Stadt <strong>Moers</strong> im Bereich Beteiligungen engagiert,<br />
z.B. ist sie im „Arbeitskreis Beteiligungen“ der benachbarten großen<br />
kreisangehörigen und kreisfreien Städte vertreten.<br />
Feststellung<br />
Die zentrale Beteiligungsverwaltung in <strong>Moers</strong> versteht sich als<br />
strategisch-steuerndes Beteiligungsmanagement und nimmt akt i-<br />
ven Einfluss auf die Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
Hierbei ist insbesondere die gut strukturierte Vorbereitung aller<br />
wichtigen Gesellschaftsentscheidungen durch die Beteiligungsverwaltung<br />
positiv hervorzuheben. Ein vorbildliches Instrument<br />
zur politischen Vorberatung bildet hier der vom Rat der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> eingerichtete „Ausschuss für Beteiligungen“.<br />
Spezifische Kennzahlen zur Darstellung und Analyse von Entwicklungen<br />
einzelner Unternehmen werden jedoch seitens der Stadt selbst nicht<br />
ermittelt und ausgewertet, hier werden lediglich die z. T. in den Prüfungsberichten<br />
abgebildeten fachspezifischen Kennzahlen (z.B. bzgl. der<br />
Wohnungsgesellschaften) ausgewertet.<br />
Auch besteht kein spezielles unterjähriges <strong>Bericht</strong>swesen für die finanzwirtschaftliche<br />
Entwicklung der Beteiligungen und deren Auswirkungen<br />
auf den Haushalt.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 91
Beteiligungen<br />
Lediglich die von den Gesellschaften selbst unterjährig erstellten Geschäftsverlaufsberichte,<br />
die in den Gesellschaftsgremien vorgestellt werden,<br />
werden über die Vorberatungen im Beteiligungsausschuss und Rat<br />
ausgewertet.<br />
Außerdem wird keine Gesamtübersicht zu allen beteiligungsrelevanten<br />
Einnahme n und Ausgaben für den städtischen Haushalt erstellt. Dies<br />
wäre eine wichtige Grundlage für das ansonsten schon recht fortgeschrittene<br />
strategische Beteiligungsmanagement der Stadt, um einen<br />
Blick für „das Ganze“ zu bekommen. Als Anhang zum jährlichen Beteiligungsbericht<br />
wird zwar eine Gegenüberstellung von Haushaltseinnahmen<br />
und –ausgaben für einzelne Gesellschaften aufgeführt, diese beinhaltet<br />
aber auch Positionen, die eigentlich nicht unmittelbar aus einem<br />
Beteiligungsverhältnis herrühren (z. B. Konzessionsabgaben, Bürgschaftsprovisionen)<br />
und so das Gesamtergebnis auf der Einnahmeseite<br />
verfälschen und ein zu positives Bild liefern.<br />
Empfehlung<br />
Das bereits weit entwickelte Beteiligungsmanagement der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> könnte durch den Aufbau eines unterjährigen <strong>Bericht</strong>swesens<br />
im Interesse eines effektiven Beteiligungscontrollings weiter<br />
optimiert werden.<br />
Insbesondere über ein beteiligungsspezifisches Kennzahlenset<br />
könnten so die finanzwirtschaftlichen Entwicklungspotenziale der<br />
Beteiligungen und deren Auswirkungen auf den Haushalt transparent<br />
dargestellt werden.<br />
Dieser Ansatz sollte in die Überlegungen der Stadt <strong>Moers</strong> hinsichtlich<br />
der Einführung von Beteiligungsrichtlinien mit einbezogen<br />
werden.<br />
Beteiligungsbericht<br />
Nach § 112 Abs. 3 GO haben die Kommunen jährlic h einen Beteiligungsbericht<br />
zu erstellen beziehungsweise diesen fortzuschreiben. Nach den<br />
Vorgaben der Gemeindeordnung soll der Beteiligungsbericht insbesondere<br />
folgende Darstellungen enthalten:<br />
• die Erfüllung des öffentlichen Zwecks,<br />
92<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
• die finanzwirtschaftlichen Auswirkungen der Beteiligungen,<br />
• die Beteiligungsverhältnisse und<br />
• die Zusammensetzung der Organe der Gesellschaften.<br />
Gegenstand der Prüfung in <strong>Moers</strong> war der Beteiligungsbericht für das<br />
Geschäftsjahr 2003 (Stand: 31.12.2003), der in der zweiten Jahreshälfte<br />
2004 erstellt wurde. Der Beteiligungsbericht erscheint jährlich und auf<br />
die Möglichkeit zur Einsichtnahme wird öffentlich hingewiesen.<br />
Im <strong>Bericht</strong> sind alle Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> sowie auch die absoluten<br />
und prozentualen Gesellschaftsanteile und die entsprechenden<br />
städtischen Vertreter in den Gesellschaftsgremien aufgeführt.<br />
Der geprüfte <strong>Bericht</strong> entspricht den inhaltlichen und formalen Anforderungen<br />
der GO, enthält alle nach der Gemeindeordnung vorgeschriebenen<br />
Angaben und geht teilweise über diesen Mindestinhalt hinaus. So ist<br />
u. a. positiv hervorzuheben, dass die Jahresabschlussdaten aus den Bilanzen<br />
und Gewinn- und Verlustrechnungen und der jeweilige Lagebericht<br />
der einzelnen Beteiligungsgesellschaften sowie die finanzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen der Beteiligungen auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />
mit dargestellt werden.<br />
Neben einer Gesamtgegenüberstellung aller beteiligungsrelevanten Einnahmen<br />
und Ausgaben und der Darstellung aller wesentlichen Rechtsgrundlagen<br />
im Zusammenhang mit Beteiligungen wird die „Beteiligungslandschaft“<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> sehr übersichtlich in einem grafischen<br />
Schaubild aufgezeigt.<br />
Um die Transparenz des Beteiligungsberichts zu erhöhen, wird empfohlen,<br />
die Jahresabschlussdaten der Gesellschaften einer Analyse im Hinblick<br />
auf die finanzwirtschaftlichen Auswirkungen zu unterziehen, die<br />
öffentliche Aufgabenerfüllung zu prüfen sowie potenzielle Entwicklungen<br />
zu skizzieren.<br />
Erforderliche beziehungsweise sich ergebende finanzwirtschaftliche Planungen<br />
der Stadt, insbesondere hinsichtlich zu erwartender Verlustübernahmen,<br />
die den städtischen Haushalt belasten, sollten ebenfalls<br />
dargestellt werden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 93
Beteiligungen<br />
Feststellung<br />
Der Beteiligungsbericht der Stadt <strong>Moers</strong> ist bereits jetzt ein vorbildliches<br />
Informationsinstrument für die Einwohner und politischen<br />
Gremien. Über die bereits enthaltenen gesetzlichen Mindestinhalte<br />
hinaus wird der <strong>Bericht</strong> mit weiteren steuerungsrelevanten<br />
Unternehmensdaten angereichert. Dadurch wird die<br />
Transparenz der finanziellen Verflechtungen zwischen Kommune<br />
und Beteiligungsgesellschaften sowie weiterer Auswirkungen auf<br />
den kommunalen Haushalt gestärkt.<br />
Empfehlung<br />
Zur weiteren inhaltlichen Optimierung sollte im Beteiligungsbericht<br />
künftig eine noch mehr perspektivische Betrachtung und<br />
Darstellung der Entwicklungspotenziale je Unternehmen sowie zu<br />
den finanzwirtschaftlichen Auswirkungen auf den städtischen<br />
Haushalt erfolgen.<br />
Dabei sollten nur die tatsächlich aus den Beteiligungsverhältnissen<br />
resultierenden Haushaltspositionen ohne z. B. Konzessionsabgaben<br />
und Bürgschaftsprovisionen dargestellt werden, um ein<br />
möglichst objektives „Haushaltsnettoergebnis“ für den Beteiligungsbereich<br />
zu erhalten.<br />
Im Übrigen sollten sich Inhalt und Form des Beteiligungsberichts<br />
bereits jetzt an den Vorgaben der im Rahmen der Umsetzung des<br />
Neuen Kommunalen Finanzmanagements geänderten GO und<br />
GemHVO (§ 117 GO und § 52 GemHVO) orientieren.<br />
Haushaltsrecht/Bürgschaften<br />
Für Mehrheitsgesellschaften besteht die Verpflichtung, den Jahresabschluss,<br />
den Lagebericht und den <strong>Bericht</strong> über die Einhaltung der öffentlichen<br />
Zwecksetzung dem Haushaltsplan als Anlage beizufügen (§ 108<br />
Abs. 2 Satz 2 GO i.V.m. § 2 Abs. 2 Nr. 8 GemHVO).<br />
Dieser Verpflichtung kommt die Stadt <strong>Moers</strong> in vollem Umfang nach.<br />
94<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Darüber hinausgehend sind sämtliche haushaltsrelevanten Beteiligungssachverhalte<br />
ausführlich und übersichtlich in den Anlagen zum Haushalt<br />
dokumentiert. So sind alle unmittelbar gehaltenen Beteiligungen mit<br />
Stammkapital, prozentualem und absolutem städtischen Anteil dargestellt.<br />
Auch die von der Stadt erteilten Bü rgschaften werden sowohl in<br />
einer Gesamt übersicht unterteilt nach Bürgschaftsempfänger als auch<br />
jede einzelne Bürgschaft für sich mit allen dazu gehörigen Angaben aufgeführt.<br />
Die jeweiligen Jahresrechnungen weisen ebenfalls eine detaillierte<br />
Übersicht über alle Bürgschaften und deren Entwicklung im Haushaltsjahr<br />
aus.<br />
Feststellung<br />
Die haushaltsmäßige Dokumentation im Zusammenhang mit den<br />
städtischen Beteiligungen ist im Sinne größtmöglicher Transparenz<br />
vorbildlich.<br />
Die Anteile an der ENNI werden innerhalb des Haushaltes der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> von den als Betrieb gewerblicher Art (BgA) geführten „Sport und<br />
Bädereinrichtungen Stadt <strong>Moers</strong>“ gehalten.<br />
Die jährlich von der ENNI ausgeschütteten Gewinnanteile werden innerhalb<br />
dieses BgA als „Erträge aus Beteiligungen“ vereinnahmt und fließen<br />
entsprechend in die Gewinn- und Verlustrechnung ein. Gleiches gilt für<br />
die jährlich vereinnahmten Körperschafts- und Kapitalertragsteuere r-<br />
stattungen.<br />
Feststellung<br />
Die Zuordnung der von der Stadt <strong>Moers</strong> gehaltenen Geschäftsanteile<br />
an der ENNI zu den „Sport- und Bädereinrichtungen der<br />
Stadt <strong>Moers</strong>“ entlastet den städtischen Haushalt. Die dort vereinnahmten<br />
Gewinnausschüttungen gleichen die eigentlich operativ<br />
erwirtschafteten Verluste mehr als aus und die auf den Gewinnanteil<br />
zu entrichtenden Kapitalertragsteuern werden wegen der<br />
steuerlichen Zusammenfassung von Gewinnen und Verlusten innerhalb<br />
des BgA vollständig erstattet.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 95
Beteiligungen<br />
Bürgschaften<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat derzeit (Stand: 31.12.2003) für insgesamt elf Beteiligungsgesellschaften<br />
Bürgschaften erteilt.<br />
Die Entwicklung des Gesamtbürgschaftsvolumens und die Verteilung auf<br />
die wichtigsten Beteiligungsgesellschaften ergeben sich aus der nachfolgenden<br />
Tabelle:<br />
Bürgschaftsvolumen in €<br />
2000 2001 2002 2003<br />
ENNI GmbH 22.515.870 19.428.492 18.664.737 16.259.923<br />
Fernwärme 4.856.348 3.981.425 3.310.109 2.678.215<br />
WBM GmbH 51.282.988 25.381.196 24.838.626 24.251.203<br />
WVG <strong>Moers</strong> - 30.463.370 30.336.587 30.151.122<br />
Stadtbau<br />
2.498.311 2.462.483 2.421.337 2.379.299<br />
<strong>Moers</strong><br />
WFG <strong>Moers</strong> 3.170.010 7.615.181 7.790.487 9.921.487<br />
Gewerbepark 10.671.940 10.671.940 9.905.002 10.205.002<br />
Sonstige 6.709.626 4.907.691 4.438.655 3.991.187<br />
Gesamt 101.705.093 104.911.778 101.705.540 99.837.438<br />
Nach einem kurzzeitigen Anstieg in 2001 gehen die Bürgschaften in der<br />
Summe seit 2001 stetig zurück, da durch die jährlichen Tilgungsleistungen<br />
die über die Bürgschaften abgesicherte Darlehenshöhe sich entsprechend<br />
reduziert.<br />
Durch die Übertragung eines großen Wohnungsbestandes von der Wohnungsbau<br />
Stadt <strong>Moers</strong> GmbH (WBM) auf die neu gegründete Wohnungs-<br />
Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH & Co. KG (WVG) im Jahre 2001 haben<br />
sich auch entsprechend die Bürgschaften von der WBM auf die WVG<br />
<strong>Moers</strong> verlagert.<br />
Insgesamt ist aber bereits bei dieser Darstellung ein sehr hohes Bürgschaftsniveau<br />
festzustellen. Um jedoch die Relevanz dieser Bürgschaftsverpflichtungen<br />
für den städtischen Haushalt insgesamt und eventuelle<br />
damit verbundene Haushaltsrisiken zu verdeutlichen, werden nachfolgend<br />
Kennzahlen aus dem Verhältnis des Bürgschaftsvolumens (in Höhe<br />
der valutierenden Restschuldhöhen) zum Haushaltsvolumen und dem<br />
Verhältnis der Bürgschaften zur Einwohnerzahl gebildet und dargestellt:<br />
96<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Bürgschaftsanteil am Haushaltsvolumen<br />
Mit Hilfe dieser Kennzahl soll die finanzwirtschaftliche Bedeutung der<br />
erteilten Bürgschaften anhand des Verhältnisses zum Gesamt -<br />
Haushaltsvolumen abgebildet werden. Dabei wird das Haushaltsvolumen<br />
um einige Positionen wie innere Verrechnungen, kalkulatorische Kosten<br />
sowie Umschuldungen bereinigt.<br />
Im interkommunalen Vergleich zeigt sich folgende Positionierung der<br />
Stadt <strong>Moers</strong>:<br />
Bürgschaftsanteil am Haushaltsvolumen in Prozent<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 0,00 0,00 0,00 0,00<br />
Maximum 43,76 44,80 45,77 51,75<br />
Mittelwert 15,75 16,37 17,61 21,03<br />
<strong>Moers</strong> 43,76 44,80 45,77 48,50<br />
Bürgschaftsanteil am Haushaltsvolumen<br />
50<br />
40<br />
----- Prozent -----<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Mit einem konstant hohen Bürgschaftsvolumen von ca. 100 Mio. € und<br />
einem bis 2003 auf nahezu 50 Prozent anwachsenden Bürgschaftsanteil<br />
am Haushaltsvolumen liegt die Stadt <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleich<br />
bei weitem über den Mittelwerten. Sie markiert sogar mit Ausnahme<br />
des Jahres 2003 in allen Vergleichsjahren den Höchstwert.<br />
Dabei ist aber auch die Einwohnergrößenordnung der Stadt <strong>Moers</strong> mit zu<br />
berücksichtigen, da viele der in den vorgenannten Vergleich eingeflossenen<br />
Kommunen erheblich geringere Einwohnerzahlen als die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> aufweisen. Deshalb werden nachfolgend die Bürgschaften ins<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 97
Beteiligungen<br />
Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt, um auch der Größenklasse entsprechend<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Bürgschaftsverpflichtung je Einwohner<br />
Diese Kennzahl stellt das Verhältnis der gesamten Bürgschaftsverpflic h-<br />
tungen zur Einwohnerzahl dar.<br />
Im interkommunalen Vergleich stellt sich die Entwicklung im Zeitvergleich<br />
und hinsichtlich der Positionierung der Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich<br />
zu den anderen bislang geprüften Kommunen wie folgt dar:<br />
Bürgschaftsverpflichtung in € je Einwohner<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 0 0 0 0<br />
Maximum 1.054,06 1.003,50 1.063,64 1.457,03<br />
Mittelwert 348,37 355,53 389,48 432,02<br />
<strong>Moers</strong> 949,96 976,64 941,55 925,25<br />
Bürgschaftsverpflichtung je Einwohner<br />
---Euro je Einwohner---<br />
1400<br />
1200<br />
1000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Auch hier zeigt sich eine vergleichsweise hohe Bürgschaftsbelastung auf<br />
konstantem Niveau, die in allen Jahren weit über den Mittelwerten liegt,<br />
so dass das überdurchschnittliche Niveau nicht alleine auf die Größe der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> zurück zu führen ist.<br />
98<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Feststellung<br />
Die seitens der Stadt <strong>Moers</strong> zugunsten ihrer Beteiligungsgesellschaften<br />
eingegangenen Bürgschaftsverpflichtungen übersteigen<br />
die durchschnittlichen Vergleichswerte der übrigen bislang geprüften<br />
Kommunen bei weitem.<br />
Diese sehr hohen Bürgschaftsbelastungen bergen ein latentes<br />
Haushaltsrisiko in sich, insbesondere angesichts eines Bestandes<br />
der Allgemeinen Rücklage von nur noch 669.000 € (Stand:<br />
31.12.2003) mit dem der gesetzliche Mindestbestand von 3,6<br />
Mio. € erheblich unterschritten wird.<br />
In diesem Zusammenhang ist auch die Vorschrift des § 20 Abs. 3 Satz 2<br />
b) GemHVO zu beachten, wonach der allgemeinen Rücklage rechtzeitig<br />
Mittel zuzuführen sind, wenn die Inanspruchnahme aus Bürgschaften die<br />
laufende Aufgabenerfüllung erheblich beeinträchtigen würde.<br />
Bei der Beurteilung des tatsächlich bestehenden Haushaltsrisikos ist jedoch<br />
auch die jeweilige Lage des durch die Bürgschaft begünstigten Beteiligungsunternehmens<br />
zu berücksichtigen. So dürfte eine Inanspruchnahme<br />
aus den Bürgschaften zugunsten der ENNI als sehr gesundem<br />
und ertragsstarkem Versorgungsunternehmen eher unwahrscheinlich<br />
sein. Auch bei den städtischen Wohnungsgesellschaften, wo den Kreditverbindlichkeiten<br />
entsprechendes Immobilienvermögen als Sicherheit<br />
gegenübersteht, ist die Gefahr eines Rückgriffs auf die Stadt <strong>Moers</strong> als<br />
Bürgin eher gering.<br />
Dennoch könnte bereits die Inanspruchnahme aus einer nur geringfügigen<br />
Bürgschaft die Stadt <strong>Moers</strong> vor nicht unerhebliche Haushaltsprobleme<br />
stellen, da ausreichende Rücklagemittel als „Sicherheitspolster“ hie r-<br />
für nicht vorhanden sind.<br />
Positiv ist anzumerken, dass die Betreuung der städtischen Bürgschaften<br />
gemeinsam mit dem städtischen Schulden- und Vermögensmanagement<br />
im Amt für Finanzen und Beteiligungen durch einen Sachbearbeiter erfolgt.<br />
Dies ist vor dem Hintergrund der hohen Verschuldung des Kern-<br />
Haushalts sowie einiger Beteiligungsgesellschaften und der hohen Bürgschaftsverpflichtungen<br />
zu begrüßen, da die Bearbeitung so „in einer<br />
Hand“ liegt.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 99
Beteiligungen<br />
Empfehlung<br />
Im Sinne eines effektiven kommunalen Risikomanagements sollte<br />
die Beteiligungsverwaltung das Schulden-<br />
/Bürgschaftsmanagement im eigenen Amt umgehend über negative<br />
Geschäftsverläufe informieren, um so finanzielle Risiken aus<br />
der möglichen Inanspruchnahme von Bürgschaften rechtzeitig<br />
auszumachen.<br />
Bürgschaftsprovisionen<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erhebt für acht von den insgesamt zugunsten von elf<br />
Beteiligungsgesellschaften erteilten Bürgschaften Provisionen in Höhe<br />
von durchschnittlich 0,3 bis 0,5 Prozent der jeweils valutierenden Darlehensrestschuld.<br />
Im Haushaltsjahr 2003 beliefen sich die Einnahmen aus<br />
Bürgschaftsprovisionen auf über 161.000 €.<br />
Die Provisionen für die Bürgschaften zugunsten der WBM wurden mit<br />
einem einmaligen Abfindungsbetrag in den Jahren 2000 und 2001 abgelöst.<br />
Diese Ablöse wurde aufgrund einer Barwertberechnung ermittelt<br />
und diente der Stadt <strong>Moers</strong> in den betreffenden Haushaltsjahren als zusätzliche<br />
Einnahme zur Haushaltskonsolidierung. Auf diesem Wege<br />
konnten in den Jahren 2000 und 2001 insgesamt fast 2,7 Mio. € vereinnahmt<br />
werden. Im Gegenzug verzichtete die Stadt <strong>Moers</strong> jedoch auf<br />
jährliche Provisionseinnahmen von bis dahin ca. 270.000 €. Zudem errechnete<br />
sich mit der Barwertmethode für die WBM bezogen auf die<br />
Restlaufzeiten der betreffenden Darlehen ein wirtschaftlicher Vorteil von<br />
0,8 Mio. €. In dieser Höhe ergibt sich demnach im Umkehrschluss ein<br />
entsprechender Nachteil für die Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
Aus bewertungstechnischen Gründen wird der vorgenannte wirtschaftliche<br />
Vorteil für die Gesellschaft erst ab dem Jahr 2007 wirksam. Bis dahin<br />
beeinträchtigt ein degressiv fallender negativer Effekt die Geschäftsergebnisse<br />
der WBM, so dass mit Ausnahme des Geschäftsjahres 2001<br />
(haushaltswirksam in 2002) in den vergangenen Jahren keine Dividenden<br />
zugunsten der Stadt <strong>Moers</strong> ausgeschüttet wurden.<br />
100<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Feststellung<br />
Die einmalige Ablösung der Bürgschaftsprovisionen brachte dem<br />
Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> zwar einen einmaligen Entlastungseffekt<br />
in den Jahren 2000 und 2001. Dieser wurde jedoch „erkauft“<br />
mit einem unumkehrbaren Verzicht von laufenden Provisionseinnahmen<br />
von mindestens 200.000 € jährlich.<br />
Zudem kann aus den genannten Gründen mindestens bis zum<br />
Haushaltsjahr <strong>2005</strong> nicht mit Dividendenausschüttungen gerechnet<br />
werden.<br />
Die Vorteile für die WBM überwiegen somit die der Stadt <strong>Moers</strong>,<br />
was vor dem Hintergrund der Handlungszwänge der HSK-<br />
Situation kritisch gesehen werden muss.<br />
Betätigungsprüfung durch das örtliche Rechnungsprüfungsamt<br />
Gehört nach § 112 Abs. 1 GO einer Gebietskörperschaft die Mehrheit der<br />
Anteile eines Unternehmens in der Rechtsform des privaten Rechts, so<br />
soll sie die Rechte nach § 53 Abs. 1 HGrG ausüben und darauf hinwirken,<br />
dass ihr die in § 54 HGrG vorgesehenen Befugnisse eingeräumt<br />
werden. Gemäß § 103 Abs. 2 Nr. 5 GO kann der Rat dem Rechnungsprüfungsamt<br />
die Prüfung der Betätigung der Gemeinde als Gesellschafter,<br />
Aktionär oder Mitglied in Gesellschaften und anderen Vereinigungen<br />
des privaten Rechts oder in der Rechtsform der Anstalt des öffentlichen<br />
Rechts übertragen (Betätigungsprüfung).<br />
Der Rat der Stadt <strong>Moers</strong> hat dem Rechnungsprüfungsamt in § 4 Abs. 2<br />
Nr. 5 der Rechnungsprüfungsordnung vom 17.12.1999 diese so genannte<br />
Betätigungsprüfung übertragen.<br />
Die erweiterten Prüf- und Einsichtsrechte und die Möglichkeit der Betätigungsprüfung<br />
nach dem HGrG sind auch in den Gesellschaftsverträgen<br />
der hier geprüften Mehrheitsbeteiligungen ausdrücklich geregelt.<br />
Die Betätigungsprüfung erfolgt jährlich im Rahmen der Prüfung der Jahresrechnungen<br />
und betrachtet in erster Linie die städtischen Mehrheitsbeteiligungen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 101
Beteiligungen<br />
Das Rechnungsprüfungsamt definiert dabei seine Prüftätigkeit in Abgrenzung<br />
von einer Unternehmensprüfung oder einer Geschäftsführungsprüfung.<br />
Die Prüfung hatte ausweislich der eingesehenen Prüfungsberichte<br />
Folgendes zum Gegenstand:<br />
• Beteiligungsbericht,<br />
• Arbeitsweise der Beteiligungsverwaltung,<br />
• Arbeit in den Gesellschaftsgremien und politischen Gremien wie<br />
Ausschuss für Beteiligungen und Rat,<br />
• Gesellschaftsverträge, insbesondere die Umsetzung gesetzlicher<br />
Neuerungen in GO etc.,<br />
• Einhaltung von Verfahrensvorschriften wie Anzeigeverfahren,<br />
• Finanzwirtschaftliche Auswirkungen auf den Haushalt.<br />
Bei eventuellen Feststellungen gibt das RPA auch konkrete Handlungsempfehlungen,<br />
so z. B. im <strong>Bericht</strong> über die Prüfung des Jahresrechnung<br />
2003. Darin empfiehlt das RPA, den für den Haushalt erwirtschafteten<br />
Gesamt beitrag der Beteiligungen zu steigern und so die Beteiligungen<br />
vor dem Hintergrund des HSK-Handlungsrahmens stärker in die Haushaltskonsolidierung<br />
mit einzubeziehen.<br />
Wir begrüßen in diesem Zusammenhang im Interesse einer stetigen<br />
Weiterentwicklung der Betätigungsprüfung die Überlegungen des RPA,<br />
künftig die haushaltsmäßigen Auswirkungen der Beteiligungen noch<br />
stärker in den Blick zu nehmen und hierfür auch Kennzahlen zu erheben,<br />
die im Zeitverlauf Entwicklungen abbilden können.<br />
Hierzu regen wir an, bei der Gegenüberstellung der Einnahmen und<br />
Ausgaben Positionen, die nicht unmittelbar mit einem Beteiligungsverhältnis<br />
zusammenhängen (Konzessionsabgaben, Bürgschaftsprovisionen,<br />
Personalkostenerstattungen) nicht zu berücksichtigen, um ein „re i-<br />
nes“ Nettoergebnis nur der Beteiligungen zu erhalten.<br />
102<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Feststellung<br />
Die Betätigungsprüfung durch das RPA der Stadt <strong>Moers</strong> erfolgt<br />
bereits jetzt auf einem anspruchsvollen Niveau mit einem sehr<br />
differenzierten und strukturierten Prüfungsansatz.<br />
Dabei ist insbesondere die Betrachtung der finanziellen Auswirkungen<br />
der Beteiligungen neben einer rein formalen Betätigungsprüfung<br />
positiv hervorzuheben.<br />
Die so in <strong>Moers</strong> praktizierte Betätigungsprüfung stellt eine gute<br />
Unterstützung und Ergänzung des städtischen Beteiligungsmanagements<br />
dar.<br />
Der hohe Stellenwert, den die Betätigungsprüfung bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> genießt, zeigt sich nicht zuletzt auch dadurch, dass die Betätigungsprüfung<br />
von einem Prüfer mit einem Beschäftigungsanteil<br />
von über 50 Prozent wahrgenommen wird.<br />
Empfehlung<br />
Die Kommunikation der Prüfergebnisse mit der Beteiligungsverwaltung<br />
sollte künftig intensiviert werden.<br />
In Ergänzung der zu begrüßenden Betrachtung finanzwirtschaftlicher<br />
Auswirkungen sollte künftig verstärkt die Entwicklung der<br />
Schulden- und Bürgschaftsvolumina der Beteiligungen vor dem<br />
Hintergrund des damit latent vorhandenen Haushaltsrisikos in den<br />
Fokus der Betrachtung genommen werden.<br />
Fazit<br />
Beteiligungsverwaltung, Beteiligungsbericht und Betätigungsprüfung<br />
haben bei der Stadt <strong>Moers</strong> bereits ein anspruchsvolles Entwicklungsniveau<br />
erreicht.<br />
Die Stadt geht mit ihren Beteiligungen strategisch-steuernd und<br />
„bewusst“ um und hat das finanzwirtschaftliche Potenzial ihrer Gesellschaften<br />
stets im Blick.<br />
Optimierungsmöglichkeiten bestehen noch im Bereich des <strong>Bericht</strong>swesens<br />
und des Controllings, wobei die Stadt <strong>Moers</strong> auch<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 103
Beteiligungen<br />
Fazit<br />
hier bereits aktiv und vorausschauend agiert und erste Vorüberlegungen<br />
im Rahmen der Erarbeitung von Beteiligungsrichtlinien<br />
angestellt hat.<br />
Der interkommunale Vergleich zeigt, dass die Summe der Bürgschaftsbelastungen<br />
insbesondere angesichts der sehr angespannten<br />
Haushaltslage und der faktisch nicht mehr vorhandenen Allgemeinen<br />
Rücklage inzwischen ein kritisches Maß erreicht hat.<br />
Hier sollte die Entwicklung sowohl von Beteiligungs- als auch<br />
Schulden- und Bürgschaftsverwaltung aufmerksam und kritisch<br />
beobachtet und als eine Art „Frühwarnsystem“ genutzt werden.<br />
Insgesamt fördert dies ein effektives „Risikomanagement“.<br />
Untersuchung und Analyse einzelner Gesellschaften<br />
Nachfolgend werden exemplarisch die folgenden Unternehmen, an denen<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin beteiligt ist, teils aus<br />
rechtlicher, teils aus betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet und analysiert:<br />
• ENergie Wasser NIederrhein GmbH (ENNI),<br />
• Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH (WBM) mit ihren Tochtergesellschaften<br />
o<br />
o<br />
Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> GmbH &<br />
Co. KG (WVG)<br />
Stadtbau <strong>Moers</strong> Entwicklungs-, Erschließungs- und Verwaltungsgesellschaft<br />
mbH (Stadtbau <strong>Moers</strong>)<br />
• Grafschafter Gewerbepark Genend GmbH (Gewerbepark GmbH),<br />
• wir4 – Wirtschaftsförderung der Städte <strong>Moers</strong>, Kamp-Lintfort,<br />
Neukirchen-Vluyn und Rheinberg, Anstalt öffentlichen Rechts<br />
(wir4).<br />
Die Betrachtung konzentriert sich auf diese Beteiligungen, da hier die<br />
finanzwirtschaftliche Relevanz für den kommunalen Haushalt der Stadt<br />
104<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
<strong>Moers</strong> am größten ist. Hierzu werden bei der rechtlichen Betrachtung die<br />
Gesellschaftsverträge/Satzungen, soweit dies für die Stadt <strong>Moers</strong> steuerungsrelevant<br />
ist, auf ihre Vereinbarkeit mit den kommunalwirtschaftsrechtlichen<br />
Vorgaben der GO insbesondere hinsichtlich der angemessenen<br />
kommunalen Einflussnahme und Vertretung in den Gesellschaftsorganen<br />
geprüft.<br />
Die unternehmensbezogene betriebswirtschaftliche Betrachtung nimmt<br />
anhand von betrieblichen Unternehmenskennzahlen (z.B. Eigenkapitalquote<br />
oder Eigenkapitalrentabilität) die Finanzstruktur und die Ertragskraft<br />
der Gesellschaften in den Blick. Gemäß den Wirtschaftsgrundsätzen<br />
des § 109 GO sollen die Unternehmen und Einrichtungen grundsätzlich<br />
so geführt werden, dass sie einen Ertrag für den Haushalt der Stadt abwerfen.<br />
Dies können nachhaltig nur „gesunde“ Unternehmen.<br />
Es ist deshalb von besonderer Bedeutung, die Lage des Unternehmens<br />
z.B. durch Kennzahlen im Blick zu haben, diese aus Sicht der Kommune<br />
auszuwerten und gegebenenfalls steuernd einzugreifen.<br />
Ziel der nachfolgenden Untersuchung ist es, der Stadt <strong>Moers</strong> steuerungsrelevante<br />
Informationen über ihre Beteiligung an den bedeutsamsten<br />
Unternehmen zur Verfügung zu stellen.<br />
ENergie Wasser NIederrhein GmbH<br />
Gegenstand dieses kommunalen Gemeinschaftsversorgungsunternehmens<br />
ist die Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Fern- bzw. Nahwärme.<br />
Während die Sparten Strom-, Gas- und Wasserversorgung profitabel<br />
sind und jährliche Gewinne erwirtschaften, weist die Sparte Wärme<br />
durchweg Verluste aus, die jedoch im Verhältnis zum Gesamtunternehmensergebnis<br />
eher geringfügig sind und das Gesamt unternehmensergebnis<br />
kaum beeinträchtigen.<br />
Der Gesellschaftsvertrag vom 18.06.1980 (Ursprungsfassung der Stadtwerke<br />
<strong>Moers</strong>) in der Fassung der letzten Änderung vom 17.11.2004 beachtet<br />
alle allgemeinen Vorgaben des Gemeindewirtschaftsrechts der GO<br />
und entspricht den derzeit aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen.<br />
Im Zusammenspiel mit dem im Zuge der Verschmelzung gleichzeitig<br />
geschlossenen Konsortialvertrag vom 05.07.2000 finden sich sogar eini-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 105
Beteiligungen<br />
ge, sehr kommunalfreundliche Regelungen, die besondere Erwähnung<br />
verdienen:<br />
Wichtige Unternehmensentscheidungen, wie z. B. über die jährliche Gewinnverwendung,<br />
können mit einfacher Stimmenmehrheit in der Gesellschafterversammlung<br />
beschlossen werden. So können die kommunalen<br />
Gesellschafter solche Entscheidungen unabhängig von den privaten Mitgesellschaftern<br />
mit ihrer Stimmenmehrheit treffen. Zu begrüßen sind<br />
auch die im Konsortialvertrag festgeschriebenen Unternehmensgrundsätze<br />
wie z. B. die angestrebte Eigenkapitalverzinsung von sieben Prozent<br />
(§ 3 Abs. 2 des Konsortialvertrages). Zudem sollen die Versorgungspreise<br />
marktorientiert sein und neben der Selbstkostendeckung<br />
und der vorgenannten angestrebten Eigenkapitalverzinsung auch die<br />
Zahlung der steuerlich und preisrechtlich höchstmöglichen Konzessionsabgaben<br />
gewährleisten (§ 3 Abs. 3).<br />
Vom Grundsatz der Vollausschüttung der erwirtschafteten Gewinne in §<br />
3 Abs. 4 profitieren die kommunalen Gesellschafter ebenfalls. Änderungen<br />
dieses Konsortialvertrages und somit auch der zuvor beschriebenen<br />
Regelungen können nur einvernehmlich erfolgen (§ 12 Abs. 4).<br />
Feststellung<br />
Die sehr kommunalfreundliche Ausgestaltung des Gesellschaftsbzw.<br />
Konsortialvertrages lässt die kommunalen Gesellschafter im<br />
höchstmöglichen Maße von dem Versorgungsunternehmen profitieren<br />
und gewährleistet eine optimale Steuerungs- und Einflussmöglichkeit.<br />
Dieses Vertragswerk kann aus kommunaler Sicht durc haus als<br />
vorbildlich bezeichnet werden.<br />
Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />
Für die folgende kennzahlengestützte Unternehmensdarstellung der<br />
ENNI wurde als Datengrundlage auf die zur Verfügung gestellten geprüften<br />
Jahresabschlussberichte der Gesellschaft zurück gegriffen.<br />
106<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Eigenkapitalquote<br />
Die Eigenkapitalquote gibt an, zu wie viel Prozent das Gesamtkapital<br />
durch Eigenkapital finanziert ist. Aus der Eigenkapitalquote lassen sich<br />
das Kreditrisiko und die finanzielle Unabhängigkeit einer Gesellschaft<br />
ableiten. Je geringer die Eigenkapitalquote ausfällt, umso anfälliger ist<br />
die Gesellschaft für Störungen im Kreditmarkt und entsprechend größer<br />
die Wahrscheinlichkeit, dass ein Eingreifen der Kommune erforderlich<br />
wird. Die Ermittlung der Eigenkapitalquote erfolgte ohne Abzug der passivierten<br />
Ertragszuschüsse von der Bilanzsumme.<br />
Eigenkapitalquote<br />
Jahr<br />
bilanzielles Eigenkapital Bilanzsumme in € Eigenkapita lquote<br />
in €<br />
in %<br />
2000 30.134.730 105.633.641 28,53<br />
2001 30.426.585 102.938.047 29,56<br />
2002 29.435.972 98.942.527 29,75<br />
2003 29.098.595 100.865.927 28,85<br />
Die ENNI verfügt im Betrachtungszeitraum über eine knapp 30-<br />
prozentige Eigenkapitalausstattung mit leicht fallender Tendenz in 2003.<br />
Im Geschäftsjahr 2001 hat sich das Eigenkapital erhöht, da der Kapitalrücklage<br />
im Wege des „Schütt-aus-Hol-zurück-Verfahrens“ 1,5 Mio. €<br />
zugeführt wurden, um den damaligen steuerlichen Vorteil dieses Ausschüttungsprinzips<br />
zu nutzen. Der Rückgang in 2003 ist auf eine Reduzierung<br />
der Kapitalrücklage um ca. 716.000 € zurückzuführen. Dies entspricht<br />
einer zweckgebundenen Bareinlage im Jahre 2000 eines privaten<br />
Mitgesellschafters. Da der ursprünglich verfolgte Zweck nun nicht mehr<br />
bestand, war die Kapitalrücklage an den Gesellschafter zurück zu zahlen.<br />
Auch mit fast 29 Prozent ist die Eigenkapitalausstattung der ENNI immer<br />
noch als vergleichsweise hoch zu bezeichnen. Ein hoher Eigenkapitala n-<br />
teil sichert zwar grundsätzlich die Dispositionsfreiheit des Unternehmens,<br />
schützt vor Überschuldung und steigert die Kreditwürdigkeit, jedoch<br />
sollte auch eine Eigenkapitalausstattung über Gebühr vermieden<br />
werden, um nicht unnötig Gesellschafterkapital im Unternehmen zu binden<br />
und so unter Umständen die Rentabilität zu schwächen.<br />
Im Rahmen einer unternehmenspolitischen Grundsatzentscheidung<br />
könnte geprüft werden, ob nicht im angemessenen Umfang das Eigenkapital<br />
reduziert werden kann, ohne die Finanz- und Ertragskraft der<br />
ENNI zu schwächen. Bei „gesunden“ und ertragstarken Versorgungsun-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 107
Beteiligungen<br />
ternehmen ist eine Eigenkapitalquote in einer Bandbreite von 20 bis 30<br />
Prozent angemessen.<br />
Selbst bei einer nur moderaten Reduzierung der Eigenkapitalquote auf<br />
z. B. 25 Prozent durch teilweise Auflösung der Kapitalrücklage könnten<br />
ca. vier Mio. € zugunsten der Gesellschafter (drei Mio. bei 75 Prozent<br />
Anteil für die Stadt <strong>Moers</strong>) freigesetzt werden. Verteilt auf drei Haushaltsjahre<br />
würde dies für die Stadt <strong>Moers</strong> Mehreinnahmen von jeweils<br />
einer Mio. € bedeuten.<br />
Eigenkapitalrentabilität<br />
Die Kennzahl zeigt den Prozentsatz der Verzinsung des Eigenkapitals der<br />
Gesellschaft an und liefert damit wichtige Informationen über die Ertragskraft<br />
des Unternehmens. Die Verzinsung sollte aufgrund des unternehmerischen<br />
Risikos mindestens über den marktüblichen Zinsen für<br />
langfristige Anlagen am Kapitalmarkt liegen.<br />
Eigenkapitalrentabilität ENNI<br />
30<br />
----- Prozent -----<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Die Rentabilität steigt mit Ausnahme des Geschäftsjahres 2002 leicht<br />
aber stetig und liegt erheblich über den durchschnittlich auf dem Kapitalmarkt<br />
derzeit erzielbaren Zinsma rgen.<br />
Dies zeugt von einer starken Ertragskraft des Unternehmens, insbesondere<br />
der Gewinnsparten Strom, Wasser und Gas, die auch nach den<br />
konzerninternen Verlustübernahmen für die Sparte Wärme ein sehr gutes<br />
Gesamtunternehmensergebnis ermöglichen.<br />
108<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Gesamtkapitalrentabilität<br />
Diese Kennzahl bringt die Summe aus Jahresergebnis vor Steuern und<br />
Zinsen und ähnliche Aufwendungen für Fremdkapital in Relation zur Bilanzsumme.<br />
Gesamtkapitalrentabilität ENNI<br />
----- Prozent -----<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Mit Renditen zwischen acht und zehn Prozent werden die derzeitigen<br />
durchschnittlichen Zinssätze für Fremdkapital deutlich überschritten.<br />
In einer solchen Unternehmenskonstellation könnte durc h eine gezielte<br />
Substitution von Eigen- durch Fremdkapital die Rentabilität des Unternehmens<br />
weiter gesteigert werden (so genannter „leverage-Effekt“).<br />
Dies korrespondiert mit der bereits dargestellten relativ hohen Eigenkapitalausstattung,<br />
die für einen solchen Kapitaltausch Spielraum bieten<br />
würde.<br />
Wohnungsbauunternehmen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> ist insgesamt an vier Wohnungsbauunternehmen beteiligt.<br />
Eine unmittelbare, 100-prozentige Mehrheitsbeteiligung hält sie an<br />
der Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> Gmb H. Über diese unmittelbare Beteiligung<br />
ist die Stadt <strong>Moers</strong> zudem an der<br />
• Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH (100 Prozent),<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 109
Beteiligungen<br />
• Grafschaft <strong>Moers</strong> Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH (24,4 Prozent),<br />
• Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH & Co. KG<br />
(5,5 Prozent)<br />
mittelbar beteiligt.<br />
Die WBM besteht seit dem Jahre 1953 als städtische Wohnungsbaugesellschaft.<br />
Die Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH (Stadtbau) wurde 1996 als 100-<br />
prozentige Tochter gegründet.<br />
Der zuvor unmittelbar von der Stadt <strong>Moers</strong> gehaltene Minderheitsanteil<br />
an der Grafschaft <strong>Moers</strong> Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH (Grafschaft<br />
<strong>Moers</strong>) wurde Ende der 90-er Jahre von der WBM übernommen,<br />
da die Stadt <strong>Moers</strong> ihren Geschäftsanteil zur Haushaltskonsolidierung<br />
veräußern wollte.<br />
Die Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH & Co. KG<br />
(WVG) wurde 2001 als Objektgesellschaft gegründet. Neben einem Immobilienfond<br />
als atypisch stillem Gesellschafter ist die WBM alleinige<br />
Kommanditistin mit einer Kommanditeinlage von 480.740 €.<br />
Die WBM hat seit 1990 größere städtische Wohnungsbestände aus ehemaligen<br />
Zechensiedlungen gegen Zahlung entsprechender Kaufpreise<br />
übernommen. Diese Verkaufserlöse leisteten einen wichtigen Beitrag zur<br />
Haushaltskonsolidierung und der Verkauf der Wohnungen entlastete die<br />
Stadt auch von den enormen Modernisierungsaufwendungen für die z. T.<br />
stark sanierungsbedürftigen Wohnungen. Zum Zeitpunkt der Übernahme<br />
waren nur ca. 30 Prozent der Wohnungen vermietet, so dass die WBM<br />
zunächst erhebliche Modernisierungsanstrengungen unternehmen musste,<br />
um die Wohnungen wieder in einen vermietungsfähigen Zustand zu<br />
bringen.<br />
Der Wohnungsbestand der WBM war Anfang 2000 auf über 2.700 Wohnungseinheiten<br />
angewachsen. Die Bilanzsumme erreichte somit eine für<br />
die WBM kritische Größe, da aufgrund der z. T. noch bestehenden Mietpreisbindungen<br />
und den hohen Finanzierungsbelastungen die Erträge<br />
absehbar nicht ausreichten, um diese Unternehmensgröße zu verkraften.<br />
Aus diesem Grund entschloss sich die Geschäftsführung zur einer<br />
befristeten „Verschlankung“ der WBM, indem über 1.100 Wohneinheiten<br />
in die WVG ausgegliedert wurden. So verringerten sich Schulden und<br />
Anlagevermögen der WBM erheblich. Diese Phase will die WBM zur Ko n-<br />
solidierung nutzen. Nach den vertraglich fixierten Rückübertragungsop-<br />
110<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
tionen beabsichtigt die WBM, den ausgegliederten Wohnungsbestand in<br />
2013 wieder ins Unternehmen zurück zu führen.<br />
Mit dem schrittweisen Auslaufen der Bindungsfristen für den seinerzeit<br />
von der Stadt übernommenen mietpreisgebundenen Wohnraum wird<br />
eine Ertragsverbesserung wegen der dann möglichen Mieterhöhungen<br />
erwartet.<br />
Unter dieser Voraussetzung wird dann nach Rückübertragung des Wohnungsbestandes<br />
davon ausgegangen, dass die WBM diesen wieder größeren<br />
Bestand gewinnbringend und solide finanziert tragen kann. So<br />
rechnet die Geschäftsführung bereits für die Jahre 2004 ff. wieder mit<br />
Überschüssen der WBM, die spätestens ab 2006 wieder an die Stadt<br />
ausgeschüttet werden sollen.<br />
Die zeitweise nicht erfolgte Dividendenausschüttung ist zum einen mit<br />
den zunächst abzutragenden Verlustvorträgen aus Vorjahren zu erklären.<br />
Zum anderen ist dies vor dem Hintergrund der Ablösung der eigentlich<br />
jährlich zu zahlenden Bürgschaftsprovisionen in Einmalbeträgen in<br />
2000 und 2001 zu sehen. Durch diese vorübergehende Mehrbelastung<br />
für die WBM, die sich jedoch mittelfristig als Entlastung rechnet, waren<br />
zwischenzeitlich keine Dividendenzahlungen möglich.<br />
Feststellung<br />
Die befristete Ausgliederung eines großen Wohnungsbestandes<br />
schafft Freiräume zur Konsolidierung der WBM und dient der<br />
nachhaltigen Unternehmenssicherung.<br />
Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Konsolidierungseffekt ausreicht,<br />
um den 2013 beabsichtigten Rückkauf auch tatsächlich unternehmerisch<br />
zu verkraften.<br />
Positiv hervorzuheben ist das soziale Engagement der WBM bei der<br />
Betreuung der Mieter. So ist bereits seit Anfang der 90-er Jahre vor dem<br />
Hintergrund der demografischen Entwicklung ein „Seniorenwohnungsbeauftragter“<br />
tätig (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema „Demografischer<br />
Wandel“, Leitbild einer altengerechten Stadt). Dieser ehemalige städt.<br />
Bedienstete betreut die älteren Mieter insbesondere hinsichtlich einer<br />
seniorengerechten Ausstattung der Wohnungen, damit ältere Menschen<br />
möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung verbleiben können. Dieser<br />
Beauftragte ist aber nicht nur für die Mieter der WBM zuständig, sondern<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 111
Beteiligungen<br />
als Serviceleister Ansprechpartner für alle älteren Bürgerinnen und Bürger<br />
der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
Eine enge und gute Zusammenarbeit herrscht mit dem städtischen<br />
Wohnungsamt bei der Mieterauswahl bei frei werdenden Wohnungen.<br />
Hier erfolgt ein ständiger Informationsaustausch. Zudem werden Mieter<br />
aus den Wartelisten des städtischen Wohnungsamtes bevorzugt berücksichtigt.<br />
Auch die soziale Betreuung der Mieter durch eine eigene Sozialarbeiterin<br />
ist vorbildlich. In Zusammenarbeit mit dem städtischen Sozial- und Jugendamt<br />
sowie den Wohlfahrtsverbänden und der Schuldnerberatung<br />
werden Konflikt - und Krisensituationen rechtzeitig erkannt. Gemeinsam<br />
wird versucht, soziale und finanzielle Schwierigkeiten auszuräumen. Dies<br />
kommt der WBM letztlich auch wirtschaftlich zugute, weil so Mietrückstände<br />
und Wohnungsleerstände z. T. vermieden werden kö nnen.<br />
Feststellung<br />
Die soziale Betreuung der Mieterschaft und auch der übrigen<br />
<strong>Moers</strong>er Bevölkerung durch die WBM ist vorbildlic h.<br />
Nicht zuletzt durch dieses Engagement kann die WBM auf eine<br />
beispielhaft niedrige Leerstandsquote bei ihren Wohnungen von<br />
unter einem Prozent verweisen.<br />
Dies kommt letztlich auch dem wirtschaftlichen Geschäftsergebnis<br />
zugute.<br />
Bei Betrachtung der unmittelbaren Auswirkungen der Wohnungsgesellschaften<br />
auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> waren lediglich Dividendenausschüttungen<br />
aus den Jahren 2002 aus dem Geschäftsjahr 2001 keine<br />
direkten positiven Effekte zu verzeichnen. Andererseits wurde der Haushalt<br />
aber auch nicht durch Verlustausgleiche belastet.<br />
Folgende mittelbare Entlastungseffekte der städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />
dürfen dabei aber nicht übersehen werden:<br />
• Durch die Übernahme und Modernisierung großer städtischer<br />
Wohnungsbestände leistete die WBM über die gezahlten Kaufpreise<br />
und die für die Stadt ersparten Instandsetzungskosten einen<br />
nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Haushaltskonsolidierung.<br />
112<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
• Mit der Ablösung des zuvor von der Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar gehaltenen<br />
Geschäftsanteils an der Grafschaft <strong>Moers</strong> verschaffte die<br />
WBM dem Haushalt zusätzliche Einnahmen aus der Anteilsveräußerung.<br />
• Durch die zuvor beschriebene „Verschlankung“ der WBM durch<br />
Ausgliederung wurden ansonsten zulasten des Haushalts drohende<br />
Verlustausgleiche für die WBM vermieden.<br />
Feststellung<br />
Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften und hier insbesondere<br />
die WBM haben neben den unmittelbar haushaltswirksamen<br />
Dividendenausschüttungen auch mittelbar ihren Beitrag zur<br />
Haushaltskonsolidierung geleistet.<br />
Hier ist die Stadt <strong>Moers</strong> als Alleingesellschafterin der WBM gefordert,<br />
diesen Beitrag vor dem Hintergrund der HSK-Situation weiter<br />
zu steigern.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte darauf hinwirken, dass die ab dem Geschäftsjahr<br />
2004 prognostizierten Jahresüberschüsse bzw. die<br />
nach erfolgter satzungsmäßiger Rücklagenzuführung verbleibenden<br />
Bilanzgewinne vollständig an die Stadt als Dividende ausgeschüttet<br />
werden.<br />
Ungeachtet der beschriebenen positiven Entlastungswirkungen sind jedoch<br />
auch die mit der WBM verbundenen Haushaltsrisiken nicht zu vernachlässigen.<br />
Zum einen birgt die Gesamtverschuldung aller städtischen Wohnungsgesellschaften<br />
mit über 67 Mio. € auch unter Berücksichtigung der diesen<br />
Schulden gegenüberstehenden Immobilienwerte ein latentes Haushaltsrisiko<br />
und belastet die „Konzernbilanz“ der Stadt. Die Gesamtverschuldung<br />
aus Kern-Haushalt und Mehrheitsbeteiligungen pro Einwohner liegt<br />
in <strong>Moers</strong> weit über den bislang ermittelten Durchschnittswerten auf äußerst<br />
hohem Niveau (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema „Schulden<br />
und Kapitaldienst“).<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 113
Beteiligungen<br />
Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Verschuldung sind die ebenfalls<br />
allein zugunsten der Wohnungsgesellschaften in Höhe von über 56<br />
Mio. € bestehenden sehr hohen Bürgschaftsverpflichtungen zu sehen.<br />
Das Risikopotenzial hierzu wurde bereits ausführlich dargestellt.<br />
Feststellung<br />
Ungeachtet der unbestrittenen Entlastungswirkungen bergen die<br />
Verpflichtungen aus Verschuldung und Bürgschaften für die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> ein nicht zu unterschätzendes Haushaltsrisiko.<br />
Empfehlung<br />
Insbesondere vor dem Hintergrund der 2013 beabsichtigten Wiedereingliederung<br />
des befristet an die WVG überlassenen Wohnungsbestandes<br />
sollte die Stadt <strong>Moers</strong> die Verschuldungssituation<br />
der WBM aufmerksam und kritisch beobachten.<br />
Für den Fall, dass die prognostizierte Konsolidierungswirkung<br />
nicht ausreichen sollte, um einen solch großen Immobilienbestand<br />
langfristig ertragreich zu verkraften, muss auch über eine dauerhafte<br />
„Verschlankung“ der WBM nachgedacht werden.<br />
Hier sollten frühzeitig durch geeignete Gutachten Vermarktungschancen<br />
und Erlöspotenzial für einen ggf. teilweisen Verkauf des<br />
Wohnungsbestandes ausgelotet werden (vgl. Teilbericht Finanzen,<br />
Unterthema „Veräußerung von Vermögen“).<br />
Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />
Nachfolgend wird die Eigenkapitalquote der WBM dargestellt, da diese<br />
als unmittelbare Beteiligungsgesellschaft direkte finanzwirtschaftliche<br />
Auswirkungen auf den städtischen Haushalt hat.<br />
114<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Eigenkapitalquote WBM<br />
30<br />
----- Prozent -----<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Die Eigenkapitalausstattung der WBM bewegt sich zwischen 2001 und<br />
2003 relativ konstant auf einem Niveau von 20 bis 25 Prozent. Die deutliche<br />
Verbesserung der Quote von 2000 nach 2001 erklärt sich durch die<br />
bereits beschriebene Ausgliederung, die die Bilanz „schlanker“ machte.<br />
Das bilanzielle Eigenkapital besteht neben dem Stammkapital aus verschiedenen<br />
Rücklagen, von denen die Kapitalrücklage mit einem Bestand<br />
von über 13 Mio. € den Hauptanteil stellt.<br />
Die übrigen z. T. gesellschaftsvertraglich vorgesehenen Rücklagen, wie<br />
Gewinn- und Bauerneuerungsrücklage, machen einen Umfang von insgesamt<br />
2,1 Mio. € aus.<br />
Angesichts der hohen Verschuldung der WBM ist eine auch nur teilweise<br />
Auflösung und Auskehrung dieser Rücklagen an die Stadt <strong>Moers</strong> nicht<br />
sinnvoll, da das so reduzierte Eigenkapital durch weitere Fremdmittel<br />
ausgeglichen werden müsste. Bei einer schon jetzt mit fast 50 Prozent<br />
sehr hohen Zinsaufwandsquote und einer noch nicht st abilisierten Ertragslage<br />
würde die WBM diese Mehrbelastungen kaum verkraften.<br />
Dennoch bietet die Eigenkapitalstruktur der WBM Potenzial, welches zugunsten<br />
des städtischen Haushalts genutzt werden sollte.<br />
Nach dem Gesellschaftsvertrag ist im Gegensatz zu anderen städtischen<br />
Wohnungsgesellschaften keine prozentuale Dividendenausschüttung in<br />
Abhängigkeit vom Stammkapital festgeschrieben. Würde die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> den Gesellschaftsvertrag entsprechend ändern und hier z. B. eine<br />
Dividende von vier Prozent vorgeben, ergäbe dies bei einem derzeitigen<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 115
Beteiligungen<br />
Stammkapital von 3,8 Mio. € eine jährliche Dividende von über<br />
150.000 €. Würden zudem in angemessenem Umfang Mittel aus der<br />
Kapitalrücklage in Stammkapital umgewandelt, erhöhten sich die Bemessungsgrundlage<br />
für die Dividende und somit auch der Ausschüttungsbetrag<br />
weiter.<br />
Dies setzt natürlich voraus, dass die WBM auch hierfür ausreichende<br />
Überschüsse erwirtschaftet. Sollte dies nicht der Fall sein, wäre auch vor<br />
diesem Hintergrund eine „Verschlankung“ der WBM zur Ertragsteigerung<br />
in Betracht zu ziehen.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> in einem ersten Schritt, im Gesellschaftsvertrag<br />
der WBM eine prozentuale Dividende zugunsten<br />
der Stadt in Abhängigkeit vom Stammkapital festzuschreiben.<br />
Mittelfristig sollte nach erfolgreicher Konsolidierung mit den dann<br />
prognostizierten steigenden Gewinnen eine teilweise Umwandlung<br />
der Kapitalrücklage in Stammkapital zur weiteren Steigerung der<br />
Dividenden genutzt werden.<br />
Grafschafter Gewerbepark Genend GmbH<br />
Diese interkommunale Gesellschaft wurde im Jahre 1996 von den Städten<br />
<strong>Moers</strong>, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg gegründet<br />
und dient der Durchführung eines Gemeinschaftsprojektes zur Erschließung<br />
und Vermarktung eines Gewerbeparks.<br />
Die Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren stets Verluste mit stark<br />
steigender Tendenz erwirtschaftet; zuletzt im Geschäftsjahr 2003 ein<br />
Defizit von ca. 945.000 €. Diese jährlichen Verluste werden jeweils<br />
durch Entnahme aus der Kapitalrücklage ausgeglichen, welche jedes<br />
Jahr zu diesem Zweck von den Gesellschaftern entsprechend mit Einlagen<br />
nach dem prozentualen Geschäftsanteilen aufgefüllt wird.<br />
Es handelt sich somit faktisch um Verlustabdeckungen der Anteilseigner.<br />
Die haushaltsmäßigen Auswirkungen dieser Verlustübernahmen werden<br />
ausführlich unter dem Kapitel „Finanzwirtschaftliche Auswirkungen der<br />
Beteiligungen auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>“ dargestellt.<br />
116<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Der Gesellschaftsvertrag vom 23.07.1996 in der Fassung der letzten<br />
Änderung vom 21.01.2003 beachtet im Wesentlichen alle allgemeinen<br />
Vorgaben des Gemeindewirtschaftsrechts der GO. Eine Besonderheit ist<br />
die in § 3a des Gesellschaftsvertrages im Jahre 1999 zusätzlich normierte<br />
Gewinnlosigkeit der Gesellschaft. Diese steht nicht im Widerspruch zu<br />
den kommunalrechtlichen Vorgaben des § 109 GO, da es sich nicht um<br />
ein Unternehmen, sondern um eine Einric htung im Sinne des § 107 Abs.<br />
2 GO handelt, die keine Ertragsverpflichtung zugunsten des kommunalen<br />
Haushalts hat.<br />
Der Gesellschaftsvertrag kann von den Gesellschaftern frühestens zum<br />
Ablauf des Geschäftsjahres 2015 gekündigt werden. Somit besteht eine<br />
Mindestlaufzeit von insgesamt 19 Jahren. Angesichts der nach wie vor<br />
und auch auf absehbare Zeit sehr verlustträchtigen Geschäftstätigkeit<br />
mit den noch darzustellenden haushaltsmäßigen Belastungen für die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> ist diese lange vertragliche Bindung sehr bedenklich.<br />
Feststellung<br />
Durch die vertragliche Bindung bis mindestens 2015 an die sehr<br />
verlustbringende Gewerbepark GmbH ist die Stadt <strong>Moers</strong> wegen<br />
der jährlich zu leistenden Verlustausgleiche ein erhebliches Haushaltsrisiko<br />
eingegangen.<br />
Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />
Wie bereits erwähnt, weisen die Jahresabschlüsse der Gewerbepark<br />
GmbH in allen betrachteten Geschäftsjahren hohe Verluste aus.<br />
Die Eigenkapitalquote beträgt lediglich 0,1 Prozent und die Gesellschaft<br />
ist permanent bilanziell überschuldet. Wegen der dauerhaften Verluste<br />
ist auch die Eigenkapitalrentabilität negativ.<br />
Auf eine grafische Darstellung der Kennzahlen im Einzelnen wird an dieser<br />
Stelle verzichtet.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 117
Beteiligungen<br />
„wir4“ – Wirtschaftsförderung für <strong>Moers</strong>, Kamp-Lintfort,<br />
Neukirchen-Vluyn und Rheinberg<br />
In Fortführung der bereits mit der Gewerbepark GmbH begonnenen interkommunalen<br />
Kooperation auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung<br />
haben die an der Gewerbepark GmbH beteiligten Kommunen im Jahre<br />
2000 die „wir4“ als Anstalt öffentlichen Rechts gegründet.<br />
Gewährträgerin im Sinne des § 114a GO ist die Stadt <strong>Moers</strong>, die auch<br />
die entsprechende Satzung erlassen und das Stammkapital eingezahlt<br />
hat. Die übrigen beteiligten Kommunen haften nur im Innenverhältnis<br />
über eine geschlossene öffentlich-rechtliche Vereinbarung mit einem<br />
festgeschriebenen prozentualen Anteil, ähnlich einem Geschäftsanteil an<br />
einer Kapitalgesellschaft.<br />
Die ausgewerteten Jahresabschlussberichte weisen im Betrachtungszeitraum<br />
erhebliche, stark ansteigende Verluste aus. Das Geschäftsjahr<br />
2003 schloss mit einem Fehlbetrag von fast 500.000 €, die Geschäftsführung<br />
geht laut aktuellem Wirtschaftsplan für den Planungszeitraum<br />
bis 2009 in <strong>2005</strong> von einem Verlust in Höhe von über 786.700 € aus.<br />
Diese Verluste sind nach der Satzung bzw. der öffentlich-rechtlichen<br />
Vereinbarung von den beteiligten Kommunen nach ihren prozentualen<br />
Anteilen auszugleichen. Welche Bedeutung diese Verlustübernahmen für<br />
den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> haben, wird im Kapitel „Finanzwirtschaftliche<br />
Auswirkungen der Beteiligungen auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>“<br />
betrachtet.<br />
Zur Aufrechterhaltung der Liquidität der „wir4“ leisten die Partnerstädte<br />
auf die zu erwartenden Verlustausgleiche bereits im laufenden Geschäftsjahr<br />
Vorauszahlungen.<br />
Feststellung<br />
Wie bei der Beteiligung an der Gewerbepark GmbH ist die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> durch die vertragliche Bindung bis mindestens 2015 an die<br />
auf absehbare Zeit verlustbringende „wir4“ wegen der jährlich zu<br />
leistenden Verlustausgleiche eine dauerhafte, erhebliche Haushaltsbelastung<br />
eingegangen.<br />
118<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />
Für die folgende kennzahlengestützte Unternehmensdarstellung der<br />
„wir4“ wurde als Datengrundlage auf die zur Verfügung gestellten geprüften<br />
Jahresabschlussberichte der Anstalt zurück gegriffen.<br />
50<br />
Eigenkapitalquote „wir4“<br />
----- Prozent -----<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Der Eigenkapitalanteil geht von anfänglich noch fast 40 Prozent in 2000,<br />
welches jedoch als Gründungjahr nur ein Rumpfgeschäftsjahr war, auf<br />
nur noch knapp acht Prozent im Jahr 2003 zurück.<br />
Dies ist eine bedenkliche Entwicklung, da eine Eigenkapitalausstattung<br />
von noch nicht einmal mehr zehn Prozent als unzureichend anzusehen<br />
ist und angesichts der in der Wirtschaftsplanung prognostizierten weiter<br />
ansteigenden Verluste sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen dürfte.<br />
Die nachfolgende grafische Darstellung soll die Entwicklung der Fehlbeträge<br />
verdeutlic hen:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 119
Beteiligungen<br />
Verluste „wir4“<br />
700.000<br />
600.000<br />
----- Euro -----<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
100.000<br />
0<br />
2001 2002 2003 2004(WP)<br />
Bei dieser Darstellung zeigt sich, dass nach dem im Wirtschaftsplan für<br />
2004 vorhergesehenen Jahresergebnis sich der Verlust von 2001 bis<br />
2004 mehr als verdoppeln wird.<br />
Um so bedenklicher ist die Prognose des Wirtschaftsplans <strong>2005</strong> zu bewerten,<br />
nach der die Verluste in 2006 900.000 € betragen sollen und<br />
das bei den unterstellten dann zusätzlich erzielten Umsatzerlösen aus<br />
Grundstücksverkäufen, die bis zum Geschäftsjahr 2003 noch nicht als<br />
Erträge zur Verfügung standen. Hier bleibt abzuwarten, ob diese Vermarktungserfolge<br />
auch tatsächlich eintreten.<br />
Betrachtet man bei der „wir4“ die Aufwandsseite, fallen vor allem die<br />
hohen Personalkosten ins Auge. So haben sich die Personalaufwendungen<br />
von 2001 nach 2003 mehr als verdoppelt.<br />
Die folgende Grafik bildet die Entwicklung der Personalaufwandsquote<br />
als prozentuales Verhältnis von Personalaufwand zur Unternehmensgesamtleistung<br />
ab (in erster Linie Umsatzerlöse):<br />
120<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Personalaufwandsquote „wir4“<br />
250<br />
----- Prozent -----<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
2001 2002 2003<br />
Lagen im Jahr 2001 Personalaufwand und Gesamtleistung noch auf nahezu<br />
identischem Niveau, hat sich dieses Verhältnis in den Folgejahren<br />
völlig umgekehrt und die Personalkosten betrugen in 2003 das Zweieinhalbfache<br />
der Gesamtleistung.<br />
Bei 6,2 Vollzeitstellen in der „wir4“ und einem laut Wirtschaftsplan für<br />
2004 angenommenen Personalaufwand von 442.000 € betragen die Personalkosten<br />
je Vollzeitstelle 71.290 €. Zum Vergleich beträgt der derzeitige<br />
Mittelwert der Personalausgaben je Ist-Stelle bei den bislang geprüften<br />
Kommunen ca. 48.000 €. Dies macht deutlich, wie extrem sich<br />
das Vergütungsniveau der in der „wir4“ Beschäftigten von dem kommunalen<br />
Durchschnittsniveau abhebt. Beispielsweise ist der Stellenwert des<br />
stellvertretenden Vorstands mit der Beamtenbesoldung A15 vergleic h-<br />
bar. Objektiver und insgesamt betrachtet kommt die Durchschnittsvergütung<br />
der Durc hschnittsbesoldung nach A13 Höherer Dienst gleich<br />
(71.800 €, vgl. KGSt-<strong>Bericht</strong> B 4/2004).<br />
Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass in die durchschnittlichen Personalausgaben<br />
der Kommunen naturgemäß auch geringer vergütete<br />
Stellen wie z. B. Hausmeister, Reinigungskräfte u. ä. mit einfließen, sodass<br />
aufgrund der unterschiedlichen Personalstruktur die Personalkosten<br />
der „wir4“ nicht unmittelbar mit den Personalausgaben einer ganzen<br />
Kommunalverwaltung verglichen werden können.<br />
Feststellung<br />
Ungeachtet dessen sind die insbesondere im Verhältnis zur Unternehmensleistung<br />
sehr hohen Personalausgaben auffällig.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 121
Beteiligungen<br />
Außerdem fallen bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Abschreibungen<br />
z. B. nicht unerhebliche Kosten für ein Dienstfahrzeug ins<br />
Auge.<br />
Feststellung<br />
Die bisherigen Jahresergebnisse der „wir4“ weisen erhebliche Verluste<br />
mit stark steigender Tendenz aus. Diese Situation dürfte<br />
sich nach der vorliegenden Wirtschafts- und Ergebnisplanung weiter<br />
verschärfen.<br />
In diesem Zusammenhang sind auf der Kostenseite insbesondere<br />
die sehr hohen Personalaufwendungen kritisch zu bewerten.<br />
Fazit<br />
Die ENNI GmbH als sehr ertragstarkes Versorgungsunternehmen<br />
mit einer soliden Finanzstruktur und einer sehr kommunalfreundlichen<br />
Vertragsgestaltung beim Gesellschafter- und Konsortialvertrag<br />
bietet der Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin ein beträchtliches<br />
wirtschaftliches Potenzial.<br />
Die städtischen Wohnungsgesellschaften leisten unabhängig von<br />
direkten Gewinnausschüttungen einen nicht zu unterschätzenden<br />
Entlastungsbeitrag für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>. Die Dividendenzahlungen<br />
sollten durch Änderungen im Gesellschaftsvertrag<br />
und in der Eigenkapitalstruktur dauerhaft gesteigert werden.<br />
Wegen der hohen Verschuldung und der abzuwartenden Verbesserung<br />
der Ertragslage sollte die Stadt <strong>Moers</strong> auch eine teilweise<br />
Veräußerung des Immobilienbestandes in Betracht ziehen. Die bislang<br />
gezeigten positiven Effekte der zunächst zur befristeten<br />
„Verschlankung“ durch Ausgliederung zeigen hier in die richtige<br />
Richtung.<br />
Die Beteiligungen sowohl an der Gewerbepark GmbH als auch an<br />
der „wir4“ stellen für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> ein erhebliches<br />
Belastungs- und Risikopotenzial dar. Bedenklich ist in diesem Zusammenhang<br />
insbesondere die lange Bindungsfrist bis zum Jahr<br />
2015, die es der Stadt <strong>Moers</strong> auch bei weiter steigenden Verlusten<br />
nicht ermöglicht, diese verlustbringenden Beteiligungen aufzugeben.<br />
122<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Finanzwirtschaftliche Auswirkungen der Beteiligungen<br />
auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Nach § 109 Absatz 1 Satz 2 GO sollen kommunale Unternehmen einen<br />
Ertrag für den Haushalt der Ge meinde abwerfen, soweit dadurch nicht<br />
die Erfüllung des öffentlichen Zwecks beeinträchtigt wird.<br />
Bei der Betrachtung der finanzwirtschaftlichen Auswirkungen auf den<br />
kommunalen Haushalt werden die Einnahmen und Ausgaben dargestellt,<br />
die sich auf die Beteiligungen beziehen.<br />
Ziel ist es, für die Stadt <strong>Moers</strong> eine Aussage zu treffen, inwieweit ihre<br />
Unternehmen für sie rentabel sind. Die nachfolgende Betrachtung der<br />
finanzwirtschaftlichen Auswirkungen der Beteiligungen auf den kommunalen<br />
Haushalt erfolgt im Wesentlichen durch eine Gegenüberstellung<br />
der Finanzströme zwischen dem städtischen Haushalt und den Beteiligungen<br />
(Kennzahlen zum Nettoergebnis und zur Haushaltsentlastung<br />
bzw. Haushaltsbelastung). Um auch die Ertragssituation und die Kapitalstruktur<br />
der einzelnen Unternehmen darzustellen, wurden zunächst betriebliche<br />
Unternehmenskennzahlen untersucht und dargestellt. Diese<br />
fließen in die Bewertung mit ein.<br />
Über die Betrachtung im Zeitvergleich hinaus erfolgt bei der Auswertung<br />
des Kommunalindexes für Wirtschaftlichkeit (KIWI) auch ein interkommunaler<br />
Vergleich einzelner Kennzahlen in Bezug auf die Beteiligung an<br />
dem Versorgungsunternehmen ENNI zu den Auswirkungen auf den<br />
Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
Dieser soll der Stadt <strong>Moers</strong> Anhaltspunkte geben für ihre Positionierung<br />
im landesweiten Vergleich mit anderen Kommunen. Auf die Grundlagen<br />
der Ermittlung der KIWI-Kennzahlen wird jeweils gesondert eingegangen.<br />
Bei der kennzahlengestützten Analyse und Betrachtung der städtischen<br />
Beteiligungen wird auch die Haushaltssituation der Stadt <strong>Moers</strong> mit berücksichtigt,<br />
da die Beteiligungsgesellschaften zum Teil erhebliche finanzwirtschaftliche<br />
Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben<br />
und einen wichtigen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten können.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 123
Beteiligungen<br />
Nettoergebnis aller Beteiligungen für den kommunalen<br />
Haushalt je Einwohner<br />
Die Kennzahl bildet zusammenfassend die finanziellen Auswirkungen<br />
sämtlicher Beteiligungen auf den kommunalen Haushalt ab. Sie ermittelt<br />
sich aus dem Ergebnis der Gegenüberstellung sämtlicher Einnahmen und<br />
Ausgaben im Zusammenhang mit den Beteiligungen in Verwaltungsund<br />
Vermögenshaushalt, welches in Relation zu den Einwohnerzahlen<br />
gesetzt wird. Die Grunddaten wurden von der Stadt <strong>Moers</strong> zusamme n-<br />
gefasst aus den Jahresrechnungen der Haushaltsjahre 2000 bis 2003 zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
Berücksichtigt werden hier als Einnahmen und Ausgaben insbesondere<br />
• Gewinnausschüttungen und Verlustausgleiche,<br />
• Steuererstattungen/Steuerzahlungen,<br />
• Zahlungen zur Liquiditätsverstärkung,<br />
• Zahlungen in die Rücklage der Gesellschaften,<br />
• Erlöse aus Verkauf und Ausgaben durch Kauf von Anteilen.<br />
Nicht in die Kennzahlenermittlung fließen Positionen wie z. B. Konzessionsabgaben<br />
und Bürgschaftsprovisionen ein, da sie nicht im unmittelbaren<br />
Zusammenhang mit einem Beteiligungsverhältnis stehen, sondern<br />
auch zwischen Kommune und Unternehmen ohne kommunalen Beteiligungsanteil<br />
anfallen können.<br />
Die so ermittelte Kennzahl lässt erste Rückschlüsse auf die Struktur und<br />
die finanziellen Auswirkungen der Beteiligungen in privater Rechtsform<br />
zu und zeigt im Zeitvergleich folgende Entwic klung auf:<br />
Nettoergebnis aller Beteiligungen für den kommunalen Haushalt je Einwohner<br />
Nettoergebnis<br />
€ je Einwohner<br />
2000 2001 2002 2003<br />
2004<br />
(Plan)<br />
12,18 32,99 21,98 4,52 18,13<br />
124<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Nettohaushaltsergebnis aller Beteiligungen je Einwohner<br />
50<br />
---Euro je Einwohner---<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Die Entwicklung der Nettoergebnisse zeigt ein uneinheitliches Bild. Den<br />
hohen Einnahmen aus den jährlichen Gewinnausschüttungen der ENNI<br />
als größtem Einnahmeposten stehen erhebliche Verlustübernahmen für<br />
diverse städtische Beteiligungsgesellschaften, u. a. den Gesellschaften<br />
zur Wirtschaftsförderung, gegenüber. Diese Verlustausgleiche werden<br />
zunehmend zu einer Haushaltsbelastung für die Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
Insbesondere das Haushaltsjahr 2003 war beeinträchtigt durch hohe<br />
Körperschaftssteuerzahlungen, so dass hier das Nettoergebnis regelrecht<br />
eingebrochen ist. In diesem Jahr wurden die Gewinnausschüttungen<br />
der ENNI fast vollständig aufgezehrt.<br />
Für 2004 wird wieder eine Verbesserung des Ergebnisses erwartet.<br />
Feststellung<br />
Insgesamt ist die Entwicklung angesichts der tendenziell zurückgehenden<br />
Beteiligungsnettoergebnisse in <strong>Moers</strong> bedenklich. Bei<br />
bislang eher stagnierenden Einnahmen und gleichzeitig stetig ansteigenden<br />
Ausgaben durch zu leistende Verlustübernahmen besteht<br />
die Gefahr, dass die Einnahmen immer mehr von den Ausgaben<br />
aufgezehrt werden und die Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
insgesamt kaum noch einen positiven Entlastungsbeitrag zum<br />
Haushalt liefern.<br />
Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund des Rechtsgedankens<br />
aus § 109 GO bedenklich.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 125
Beteiligungen<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte insbesondere bei ihren Mehrheitsgesellschaften<br />
durch ihre Steuerungs- und Einflussmöglichkeiten darauf<br />
hinwirken, dass sowohl die Beteiligungseinnahmen, z. B. Gewinnausschüttungen,<br />
gesteigert, als auch die Ausgaben durch Verlustausgleiche<br />
nachhaltig reduziert werden.<br />
Hierzu wurden bzw. werden nachfolgend konkrete Handlungsempfehlungen<br />
ausgesprochen.<br />
Da bei der saldierten Darstellung der Haushaltsergebnisse die Haushaltsrelevanz<br />
einzelner Einnahme- und Ausgabepositionen nicht so deutlich<br />
wird, werden nachfolgend die Gewinnausschüttungen der ENNI als<br />
bedeutendste Einnahmequelle und die Verlustübernahmen für die städtischen<br />
Gesellschaften bzw. Einrichtungen zur Wirtschaftsförderung (WFG,<br />
„wir4“ und Gewerbepark) als großer Ausgabeblock dargestellt.<br />
Gewinnausschüttungen der ENNI<br />
Vereinnahmte Gewinnausschüttungen ENNI in €<br />
2000 2001 2002 2003<br />
2004<br />
(Plan)<br />
Ausschüttungen 2.596.004 4.693.659 3.772.500 3.029.250 3.312.750<br />
Nach dem Wirtschaftsplan für den Zeitraum <strong>2005</strong> bis 2009 werden folgende<br />
Jahresergebnisse erwartet. Auf der Basis einer auch weiterhin<br />
100-prozentigen Ausschüttungspolitik der ENNI werden auch die dann<br />
auf die Stadt <strong>Moers</strong> nach ihrem 75 Prozent-Anteil entfallenden Gewinnanteile<br />
dargestellt:<br />
Gewinne und Gewinnanteile ENNI laut WP in €<br />
<strong>2005</strong> 2006 2007 2008 2009<br />
Gewinne 6.313.000 6.263.000 6.160.000 6.386.000 6.562.000<br />
Gewinnanteile 75 % 4.734.750 4.677.000 4.620.000 4.789.500 4.921.500<br />
Die vereinnahmten Gewinnausschüttungen wiesen bei in 2003 wieder<br />
steigender Tendenz bislang eine relative Konstanz auf.<br />
Beim Haushaltsjahr 2001 ist zu beachten, dass in diesem außerordentlich<br />
hohen Ausschüttungsbetrag ein Betrag von 1,1 Mio. € enthalten ist,<br />
der direkt wieder im „Schütt-aus-hol-zurück-Verfahren“ von der Stadt<br />
126<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
<strong>Moers</strong> als Ausgabe der Rücklage der ENNI zugeführt wurde. Bereinigt<br />
ergäbe sich somit für 2001 eine „Nettoausschüttung“ von 3,6 Mio. €. Bei<br />
der Ermittlung des Haushaltsnettoergebnisses wurde diese Rücklagenzuführung<br />
entsprechend berücksichtigt.<br />
Nach den Erwartungen der Geschäftsführung sollen die Unternehmensergebnisse<br />
ab <strong>2005</strong> deutlich ansteigen, was auch die Gewinnanteile der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> erheblich steigern würde.<br />
Auf die Bedeutung der Gewinnanteile wird im Rahmen der Kennzahle n-<br />
analyse unter dem Kapitel „Ergebnisse der ENNI GmbH“ noch detailliert<br />
eingegangen.<br />
Feststellung<br />
Die jährlichen Gewinnanteile aus der Beteiligung an der ENNI<br />
stellen für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> eine feste und finanziell<br />
bedeutsame Größe auf der Einnahmeseite dar.<br />
Sollten sich die Prognosen des Wirtschaftsplans bestätigen, kann<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> ab dem Haushaltsjahr <strong>2005</strong> mit erheblich steigenden<br />
Gewinnausschüttungen rechnen.<br />
Verlustausgleiche für WFG, Gewerbepark GmbH und „wir4“<br />
Nachfolgend werden die durch die Stadt <strong>Moers</strong> aus dem Haushalt zu<br />
leistenden Verlustausgleiche für die im Bereich der Wirtschaftsförderung<br />
tätigen städtischen Unternehmen dargestellt:<br />
Verlustausgleiche der Stadt <strong>Moers</strong> in €<br />
2000 2001 2002 2003<br />
WFG 506.970 370.285 392.256 437.085<br />
Gewerbepark 204.663 125.023 264.233 381.111<br />
„wir4“ 102.258 204.450 226.438<br />
Gesamt 711.633 597.566 860.939 1.044.634<br />
Deutlich zu erkennen ist der mit Ausnahme des Jahres 2001 stetig ansteigende<br />
Trend bei den Verlustübernahmen, die im Haushaltsjahr 2003<br />
erstmals die Marke von 1 Mio. € übersteigen.<br />
Eine Gegenüberstellung der vereinnahmten Gewinnanteile der ENNI und<br />
den zu leistenden Verlustübernahmen für die Wirtschaftsförderung zeigt,<br />
in welchem Maße die Gewinnausschüttungen der ENNI als wichtigste<br />
Einnahmequelle durch die Verlustausgleiche aufgezehrt werden:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 127
Beteiligungen<br />
Verhältnis Gewinnanteile und Verlustausgleiche<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Verlustausgleiche 711.633 597.566 860.939 1.044.634<br />
Gewinnanteile 2.596.004 4.693.659 3.772.500 3.029.250<br />
Proz. Anteil 27,4 12,7 22,8 34,5<br />
Im Haushaltsjahr 2003 wurden somit mehr als ein Drittel der ENNI-<br />
Gewinne allein durch die Verlustübernahmen für den Bereich der Wirtschaftsförderung<br />
verwendet und standen dem Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />
somit nicht mehr für anderweitige Zwecke zur Verfügung.<br />
Feststellung<br />
Ein beträchtlicher Anteil der aus der Beteiligung an der ENNI erzielten<br />
Gewinne wird durch die stark gestiegenen Verlustausgle i-<br />
che im Bereich der Wirtschaftsförderung aufgezehrt, was die Gesamtertragslage<br />
der städtischen Beteiligungen erheblich beeinträchtigt.<br />
Zwar sollen die Gewinnanteile aus der ENNI nach den Vorhersagen des<br />
aktuellen Wirtschaftsplans erheblich steigen, aber auch die bis 2009<br />
nach den entsprechenden Wirtschaftsplänen zu erwartenden Verluste<br />
insbesondere der „wir4“ wachsen stetig. Somit dürften auch künftig<br />
steigende Beteiligungseinnahmen auf der einen Seite durch gleichzeitig<br />
steigende zu übernehmende Verluste wieder aufgezehrt werden, falls die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> hier nicht entscheidend gegensteuert.<br />
Die Geschäftsführung des Gewerbeparks geht laut Wirtschaftsplan ab<br />
2004 von erheblichen Ergebnisverbesserungen mit stetig sinkenden Verlusten<br />
aus. Dementsprechend würden sich auch die von der Stadt <strong>Moers</strong><br />
zu leistenden Verlustausgleiche erheblich reduzieren und würden im Jahre<br />
2008 wieder das Niveau von 2000 erreichen.<br />
Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die im Wirtschaftsplan angestellte optimistische<br />
Prognose der erheblich verbesserten Vermarktung von<br />
Grundstücken und den daraus resultierenden Umsatzerlösen auch tatsächlich<br />
eintrifft.<br />
Beispielhaft wird nachfolgend die im Wirtschaftsplan prognostizierte Ergebnisentwicklung<br />
der „wir4“ und die daraus resultierenden Verlustanteile<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> dargestellt. Bei der Darstellung ist zu beachten,<br />
dass die Verluste des jeweiligen Geschäftsjahres immer im darauf folgenden<br />
Haushaltsjahr durch die Stadt <strong>Moers</strong> ausgeglichen werden, d. h.<br />
die Verluste belasten immer das Folgejahr im Haushalt.<br />
128<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Verluste und Verlustausgleiche „wir4“ nach Wirtschaftsplan<br />
für die Geschäftsjahre 2004 bis 2009<br />
2004 <strong>2005</strong> 2006 2007 2008<br />
Verluste wir4 641.900 751.500 820.700 909.000 1.036.500<br />
Verlustanteil<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
320.950 375.750 410.350 454.500 518.250<br />
Nach dieser Prognose wird sich der Verlust der Anstalt von 2003 bis<br />
2008 nochmals mehr als verdoppeln. Kritisch anzumerken ist in diesem<br />
Zusammenhang, dass das grundsätzlich zu begrüßende vielfältige Engagement<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung in<br />
Kooperation mit den Nachbarstädten bislang kaum einen messbaren<br />
Erfolg aufweisen kann.<br />
Ein interkommunaler Vergleich z. B. der Gewerbesteuereinnahmen als<br />
ein Indikator für Gewerbetätigkeit in Folge von Wirtschaftsförderung<br />
zeigt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> hier zwar ihr Gewerbesteueraufkommen stabilisieren<br />
konnte, aber weit unter dem Vergleichsdurchschnitt liegt mit<br />
sogar weiter fallender Tendenz (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema<br />
„Gewerbesteuer“).<br />
Feststellung<br />
Die Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> an der „wir4“ und dem Gewerbepark<br />
belasten den städtischen Haushalt in zunehmendem Maße.<br />
Diese Belastungen werden sich bis 2008 weiter drastisch erhöhen.<br />
Da die Stadt <strong>Moers</strong> über Gesellschaftsvertrag bzw. Satzung und<br />
über eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung bis 2015 an diese<br />
Unternehmen gebunden ist, können diese Verlustausgleiche auf<br />
lange Sicht auch nicht durch einen eventuellen Ausstieg vermieden<br />
werden.<br />
Bedenklich ist angesichts des vielfältigen und verlustträchtigen<br />
Engagements der Stadt <strong>Moers</strong> bei der Wirtschaftsförderung, dass<br />
im Ergebnis bislang kaum positive Effekte bei der Gewerbetätigkeit<br />
und Belebung der Wirtschaftsstruktur vor Ort zu erkennen<br />
sind.<br />
Empfehlung<br />
Da wegen langfristiger vertraglicher Bindungen ein Ausstieg aus<br />
den beiden Gemeinschaftsprojekten nicht mö glich ist, sollte die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> gemeinsam mit den anderen kommunalen Partnern<br />
darauf hinwirken, dass sich die Ertragssituation in beiden Unternehmen<br />
nachhaltig verbessert. Hier scheint insbesondere bei der<br />
„wir4“ auf der Kostenseite Potenzial vorhanden zu sein.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 129
Beteiligungen<br />
Fazit<br />
Sowohl die Gewinnausschüttungen der ENNI auf der Einnahmeseite<br />
als auch die hohen Verlustübernahmen für den Gewerbepark,<br />
die WFG und die „wir4“ auf der Ausgabeseite stellen bedeutende<br />
Positionen im Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> dar.<br />
Kritisch festzustellen ist, dass trotz des vielfältigen Engagements<br />
bei der Wirtschaftsförderung sich bislang kaum messbarer Nutzen<br />
für die Stadt <strong>Moers</strong> einstellt. Wegen der vertraglichen Gestaltung<br />
mit langen Vertragslaufzeiten ohne Kündigungsoptionen sind die<br />
Handlungsmöglichkeiten für die Stadt <strong>Moers</strong> eingeschränkt.<br />
Hier ist die Stadt als Mehrheitseignerin gefordert, Ihren entscheidenden<br />
Einfluss geltend zu machen, um die Ertragssituation in den<br />
betreffenden Unternehmen zu verbessern.<br />
Positiv ist anzumerken, dass das operative Geschäft der Wirtschaftsförderung<br />
inzwischen auf die „wir4“ konzentriert wurde, um<br />
so den Aufwand bei den anderen Gesellschaften zu minimieren.<br />
Ergebnisse der ENergie Wasser NIederrhein GmbH<br />
Da sämtliche nachfolgend für die Darstellung des KIWI betrachteten<br />
Versorgungssparten innerhalb des Versorgungsunternehmens ENNI vorgehalten<br />
werden, steht die ENNI auch im Mittelpunkt der Betrachtung.<br />
In einer spartenbezogenen Übersicht sollen zunächst die Gewinn- und<br />
die Verlustsparten ausgemacht und zugeordnet werden. Mit der anschließenden<br />
kennzahlengestützten Untersuchung soll festgestellt werden,<br />
inwieweit die ENNI vor dem Hintergrund der Vorgabe des § 109<br />
Abs. 1 Satz 2 GO einen ausreichenden Ertrag für den städtischen Haushalt<br />
in <strong>Moers</strong> leistet.<br />
Nach einem Überblick über die Jahresergebnisse des Gesamtunternehmens<br />
werden mit der Kennzahl „Spartenbezogenes Jahresergebnis je<br />
Leistungseinheit“ die Entlastungs- bzw. Belastungspotenziale der einzelnen<br />
Unternehmensbereiche der ENNI für den Haushalt ermittelt. Grundlage<br />
hierfür sind die Daten der Jahresabschlüsse.<br />
Was hiervon tatsäc hlich dem Haushalt zugute kommt oder ihn belastet,<br />
wird anschließend mit den Kennzahlen „Haushaltsentlastungsquote“<br />
bzw. „Haushaltsbelastung je Einwohner/in“ durch Gegenüberstellung des<br />
130<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
vorgenannten Potenzials mit den tatsächlichen Haushaltsent- oder<br />
–belastungen aufgezeigt.<br />
Jahresergebnisse der einzelnen Sparten der ENNI<br />
Um eine möglichst genaue Spartenzuordnung erreichen zu können, wurden<br />
abweichend von der Darstellung in den Jahresabschlüssen der Wirtschaftsprüfer<br />
die effektiv zu zahlenden Steuern auf Einkommen und Ertrag<br />
nur den Gewinnsparten zugeordnet und bei den Verlustsparten ke i-<br />
ne Steuergutschriften ausgewiesen. Diese Zuordnungen und Verrechnungen<br />
erfolgten nach dem prozentualen Verhältnis der Gewinnsparten<br />
zueinander. Dies wurde mit der Stadt <strong>Moers</strong> abgestimmt und dient dem<br />
Ziel, das tatsächliche operative Ergebnis der einzelnen Sparten nach der<br />
gewöhnlichen Geschäftstätigkeit transparent zu machen. So wird für die<br />
Kennzahlenbildung und den darauf aufbauenden interkommunalen Vergleich<br />
eine einheitliche Vergleichsdatenbasis geschaffen. Demzufolge<br />
weichen die folgenden Darstellungen bzgl. der einzelnen Sparten zum<br />
Teil von den Darstellungen in den Jahresprüfberichten der Wirtschaftsprüfer<br />
ab.<br />
Die einzelnen Unternehmenssparten tragen wie folgt zu dem insgesamt<br />
durchweg positiven Unternehmensergebnis bei:<br />
Jahresergebnisse der ENNI GmbH in €<br />
Jahr 2000 2001 2002 2003<br />
4.266.142 2.623.129 1.540.699 2.231.224<br />
Strom<br />
1.049.494 776.595 795.083 782.684<br />
Wasser<br />
1.257.736 2.057.890 2.019.718 1.668.469<br />
Gas<br />
-310.298 -427.362 -316.113 -264.940<br />
Fernwärme<br />
Jahresergebnis<br />
-gesamt- 6.263.074 5.030.252 4.039.387 4.417.437<br />
Das Jahresergebnis des Geschäftsjahres 2000 ist durch verschiedene<br />
Faktoren und Einmaleffekte verfälscht: In diesem Jahr erfolgte die Fusion<br />
der früheren Stadtwerke <strong>Moers</strong> und Neukirchen-Vluyn zum neuen<br />
Geme inschaftsunternehmen ENNI. Ergebnis beeinträchtigend waren der<br />
in diesem Jahr zu verkraftende Verschmelzungsverlust von ca. 1,6 Mio.<br />
€ und eine erhebliche Steuernachzahlung aus Vorjahren aufgrund einer<br />
Betriebsprüfung in Höhe von über 560.000 €. Der Verschmelzungsverlust<br />
wurde durch eine Entnahme aus der Kapitalrücklage in gleicher<br />
Größenordnung ausgeglichen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 131
Beteiligungen<br />
Nach einem Rückgang von 2001 nach 2002 ist das Jahresergebnis in<br />
2003 wieder um ca. zehn Prozent angestiegen, was insbesondere auf die<br />
erhebliche Verbesserung in der Stromsparte zurück zu führen ist. Die<br />
Sparte Fernwärme ist durchweg defizitär, jedoch mit abnehmenden<br />
Fehlbeträgen. Da die Ergebnisse im Verhältnis zu den übrigen Sparten<br />
und zum Gesamtergebnis keine große Unternehmensbedeutung haben,<br />
wird auf eine Spartendarstellung verzichtet.<br />
Auf die Ursachen der bisherigen Entwicklung einzelner Sparten sowie<br />
eventuell sich abzeichnende künftige Tendenzen und Handlungsmöglic h-<br />
keiten wird im Folgenden bei der spartenbezogenen Kennzahlendarstellung<br />
näher eingegangen.<br />
In den Jahresergebnissen spiegelt sich nicht nur die Ertragslage des Unternehmens<br />
wider. Aus den Jahresergebnissen kann auch die Innenf i-<br />
nanzierungskraft eines Unternehmens abgelesen werden.<br />
Darunter versteht man die Finanzierungsmittel oder den Finanzierungsmittelbedarf,<br />
die/den ein Unternehmen aus der laufenden Geschäftstätigkeit<br />
erwirtschaftet, um zum Beispiel die im Vorjahr erwirtschaftete<br />
Gewinnausschüttung im laufenden Geschäftsjahr auch tatsächlich auszahlen<br />
zu können.<br />
Positive Jahresergebnisse sind daher als laufender Einnahmeüberschuss<br />
finanzwirtschaftlich ein Indiz für eine „freie Spitze“, negative Jahresergebnisse<br />
hingegen für ein „strukturelles Defizit“. Diese Innenfinanzierungskraft<br />
kann der Betrieb nicht nur für neue Investitionen einsetzen,<br />
sondern auch dazu verwenden, um Ausschüttungen oder Kapitalrückführungen<br />
zu finanzieren. Jahresergebnisse stellen damit finanzwirtschaftlich<br />
aus Sicht des kommunalen Haushaltes das theoretisch vorhandene<br />
Entlastungs- oder Belastungspotenzial dar, da in dieser Größenordnung<br />
das Unternehmen bzw. die einzelnen Unternehmenssparten den Haushalt<br />
mit Gewinnen entlasten oder mit Verlusten belasten könnten.<br />
Nachfolgend werden die Ergebnisse der Sparten Strom-, Wasser- und<br />
Gasversorgung näher betrachtet, um im interkommunalen Vergleich das<br />
Entlastungspotenzial der ENNI sowie das jeweilige KIWI-Ergebnis (Kommunalindex<br />
für Wirtschaftlichkeit) bewerten zu können.<br />
Außerdem soll damit eine Standortbestimmung für die Stadt <strong>Moers</strong> hinsichtlich<br />
der Ertragslage ihrer Beteiligung an der ENNI ermöglicht werden.<br />
132<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Jahresergebnis der Stromversorgung je verkaufte MWh<br />
(KIWI-Kennzahl)<br />
Die Kennzahl gibt an, wie hoch das Jahresergebnis der Sparte Stromversorgung<br />
der ENNI in Bezug auf die verkaufte Leistung ist.<br />
Sie liefert Informationen über die Höhe des operativen Jahresergebnisses<br />
für die Sparte Stromversorgung und beziffert die potenzielle Höhe<br />
der Beiträge für den kommunalen Haushalt, und zwar unabhängig davon,<br />
• ob diese vorab beteiligungsintern verrechnet worden sind oder<br />
• inwieweit das Jahresergebnis dem Haushalt tatsächlich zufließt<br />
(Ausschüttungsverhalten).<br />
Die folgende Tabelle stellt das erzielte Spartenergebnis „Stromversorgung“<br />
je Leistungseinheit dar:<br />
Jahresergebnis der Sparte Stromversorgung der ENNI<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Jahresergebnis in € 4.266.142 2.623.129 1.540.699 2.231.224<br />
verkaufte MWh 389.412 476.679 477.620 465.517<br />
Jahresergebnis je<br />
MWh in €<br />
10,96 5,50 3,23 4,79<br />
Die Jahresergebnisse der Stromsparte entwickelten sich uneinheitlich<br />
ohne erkennbaren Trend. Obwohl im Geschäftsjahr 2001 der Rohgewinn<br />
im Vergleich zum Vorjahr u. a. aufgrund einer um ca. 20 Prozent höheren<br />
Stromabgabemenge mit entsprechend höheren Erträgen gestiegen<br />
ist, hat sich die tatsächliche Ertragslage der Sparte erheblich verschlechtert<br />
und der Betriebsgewinn ging um 2,7 Mio. € zurück.<br />
Gründe hierfür sind zum einen höhere Konzessionsabgaben, die zwar<br />
das Geschäftsergebnis der ENNI als Aufwand beeinträchtigen, aber der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> im Haushalt wiederum zugute kommt. Auch höhere Abschreibungsbeträge<br />
sowie Betriebs- und Unterhaltungsaufwendungen<br />
haben das Jahresergebnis negativ beeinflusst.<br />
So ergab sich in 2001 trotz der Entlastung durch die Körperschaftssteuerreform<br />
und des im Vergleich zum Jahr 2000 nicht mehr auszugle i-<br />
chenden Verschmelzungsverlust ein geringerer Jahresüberschuss der<br />
Sparte Strom.<br />
Auch das Geschäftsjahr 2002 wies eine wiederum schlechtere Rohgewinnspanne<br />
mit einem erneut um 1,2 Mio. € gesunkenen Betriebsgewinn<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 133
Beteiligungen<br />
aus. Kaum gestiegenen Stromabgabemengen und –erträgen standen um<br />
über neun Prozent höhere Strombezugskosten gegenüber. Aufgrund<br />
erneut höherer Konzessionsabgaben und Betriebs- und Unterhaltungsaufwendungen<br />
ergab sich wieder ein schlechteres Spartenergebnis in<br />
2002.<br />
Das Geschäftsjahr 2003 zeigt erstmals wieder eine verbesserte Tendenz<br />
mit einem um 0,8 Mio. € höheren Spartenjahresüberschuss. Bei einer<br />
nahezu konstanten Stromverkaufsmenge konnten die Stromerlöse um<br />
2,6 Mio. € gesteigert werden. Dies wurde hauptsächlich mit Hilfe einer<br />
Preiserhöhung in 2003 erreicht.<br />
Getrübt wird diese an sich erfreuliche Entwicklung durch die im Sondervertragskundensegment<br />
wiederum rückläufige Tendenz bei Stromabgabemenge<br />
und Erlösen. Hier haben, wie schon in den Vorjahren, nun im<br />
Geschäftsjahr 2003 vermehrt „gute“, ertragsrelevante Sondervertragskunden<br />
aufgrund der verschärften Wettbewerbssituation den Stroma n-<br />
bieter gewechselt.<br />
Angesichts steigender Strombezugskosten hat das Unternehmen den<br />
bisherigen Strombezugsvertrag über das Jahr 2003 nicht verlängert und<br />
einen neuen Vertrag mit einer nur kurzen, zweijährigen Laufzeit mit einem<br />
anderen Anbieter geschlossen, um Handlungsspielräume zu schaffen<br />
und bei steigenden Strombezugskosten die Marktmöglichkeiten bei<br />
der Beschaffung flexibel nutzen zu können. Zudem soll die neue Zusammenarbeit<br />
mit einer europaweit tätigen<br />
Energieeinkaufs- und -handelsgesellschaft zu günstigeren Einkaufsko n-<br />
ditionen verhelfen. Der Ergebnisplan für die Jahre 2003 bis 2007 geht<br />
von lediglich konstanten Stromerträgen bei gleichzeitig weiter steigenden<br />
Aufwendungen aus, so dass das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit<br />
tendenziell weiter abnimmt.<br />
Feststellung<br />
Die Stromsparte entwickelte sich in der Vergangenheit uneinheitlich,<br />
aber insgesamt nicht zufrieden stellend. Zwar verbesserte<br />
sich das Jahresergebnis in 2003, problematisch sind aber weiter<br />
die steigenden Strombezugskosten und die Abwanderung ertragsrelevanter<br />
Sondervertragskunden.<br />
Der Handlungsbedarf auf diesem Feld wurde aber bereits erkannt.<br />
Mit einem neu abgeschlossenen Strombezugsvertrag mit kurzer<br />
Laufzeit und der neuen Kooperation mit einer grenzüberschre i-<br />
tenden Energiehandelsgesellschaft wurden erste Maßnahmen ergriffen.<br />
134<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Jahresergebnis der Sparte Stromversorgung der ENNI in €/MWh<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum -3,55 2,13 1,64 -1,05<br />
Maximum 17,86 11,14 13,03 11,52<br />
Mittelwert 5,98 5,85 5,98 5,59<br />
<strong>Moers</strong> 10,96 5,50 3,23 4,79<br />
Jahresergebnis Stromversorgung je MWh<br />
---Euro je Mwh---<br />
11<br />
9<br />
7<br />
5<br />
3<br />
1<br />
-1<br />
-3<br />
-5<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Während das Jahresergebnis 2001 noch auf dem Niveau des Mittelwertes<br />
lag, sank es in den Folgejahren darunter. In 2003 ist wieder eine<br />
ansteigende Tendenz auszumachen, während der Mittelwert als Durc h-<br />
schnitt aller bislang geprüften Kommunen konstant bis leicht rückläufig<br />
ist. Trotz dieser leichten Verbesserung liegt das Ergebnis immer noch<br />
unter dem Mittelwert. Es besteht hier - wenn auch kein dringender -<br />
Handlungsbedarf zur Ergebnisverbesserung, zumal die Ergebnisplanung<br />
für die nächsten Jahre von weiter stagnierenden oder sogar leicht zurück<br />
gehenden Ergebnissen ausgeht.<br />
Dies wurde auch bereits erkannt und erste Maßnahmen in die Wege geleitet.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin, in<br />
den Gesellschaftsgremien darauf hinzuwirken, dass bei der ENNI<br />
die Akquisebemühungen im Bereich der Sondervertragskunden<br />
und die bereits begonnene Kooperation mit gemeinschaftlichen<br />
Energieeinkaufsgesellschaften weiter intensiviert werden, um auf<br />
dem Strommarkt wettbewerbsfähig zu ble iben.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 135
Beteiligungen<br />
KIWI Bewertung<br />
Der Ist-Zustand im Bewertungsjahr 2003 ist nicht zufrieden stellend.<br />
Auch wenn sich das Jahresergebnis im Vergleich zum Vorjahr<br />
erheblich verbessert hat, liegt es immer noch unter dem Mittelwert.<br />
Hier bestehen Handlungsmöglichkeiten zur Ergebnisverbesserung,<br />
die z. T. auch bereits erkannt und umgesetzt wurden.<br />
Einen dringenden Handlungsbedarf sehen wir nicht.<br />
Vor diesem Hintergrund bewerten wir die Situation mit dem<br />
KIWI-Wert 3 (gelbe Ampelschaltung).<br />
Jahresergebnis der Wasserversorgung je m³ (KIWI-Kennzahl)<br />
Ähnlich wie bei der Stromversorgung gibt diese Kennzahl das Jahresergebnis<br />
der Sparte „Wasser“ im Versorgungsunternehmen ENNI im Verhältnis<br />
zur verkauften Leistungsmenge wider.<br />
Im Zeitverlauf ergab sich bei den Jahresergebnissen und den verkauften<br />
Wassermengen sowie der sich daraus ergebenden Kennzahl folgende<br />
Entwicklung:<br />
Jahresergebnis der Sparte Wasserversorgung der ENNI<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Jahresergebnis in € 1.049.494 776.595 795.083 782.684<br />
verkaufte m³ 7.737.000 7.546.000 7.427.000 7.360.000<br />
Jahresergebnis je m³<br />
in Cent 13,6 10,3 10,7 10,6<br />
Auch hier konzentriert sich wegen der bereits beschriebenen Sondereffekte<br />
im Geschäftsjahr 2000 die Analyse auf die Jahre 2001 bis 2003.<br />
Die Darstellung zeigt sowohl bei den Jahresergebnissen als auch bei den<br />
verkauften Mengen eine relative Konstanz. In der Ergebnisplanung 2003<br />
bis 2007 geht der Wirtschaftsplan von in 2004 und <strong>2005</strong> deutlich steigenden<br />
Erträgen aus, welche u. a. durch die seit 1994 erstmals ab dem<br />
Geschäftsjahr 2004 vorgenommene Preiserhöhung begründet sind.<br />
Der interkommunale Vergleich zeigt für die Wasserversorgungssparte<br />
folgendes Bild:<br />
Jahresergebnis der Sparte Wasserversorgung der ENNI in Cent je m³<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum -8,8 -26,4 -27,2 -26,5<br />
Maximum 31,6 34,4 20,9 28,0<br />
Mittelwert 11,9 9,4 3,0 1,2<br />
<strong>Moers</strong> 13,6 10,3 10,7 10,6<br />
136<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Jahresergebnis Wasserversorgung je m³<br />
30<br />
20<br />
---Cent je m³---<br />
10<br />
0<br />
-10<br />
-20<br />
-30<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Jahresergebnisse der Sparte Wasser liegen bis auf das Jahr 2001<br />
deutlich über den stetig sinkenden Mittelwerten. Das bedeutet, dass die<br />
Ergebnisse in den Vergleichskommunen sich tendenziell verschlechtern,<br />
während sie in <strong>Moers</strong> stabil bleiben und ab 2004 sogar weiter ansteigen<br />
sollen.<br />
Feststellung<br />
Die Jahresergebnisse der Sparte Wasser bleiben entgegen dem<br />
allgemeinen Trend nicht nur in den Jahren bis 2003 konstant,<br />
sondern werden voraussichtlich in 2004 und <strong>2005</strong> merklich ansteigen.<br />
Diese erfreuliche Entwicklung ist angesichts zehnjähriger<br />
Preisstabilität besonders positiv zu werten.<br />
KIWI Bewertung<br />
Die Situation ist angesichts konstant überdurchschnittlicher Ergebnisse<br />
sehr zufrieden stellend. Wir sehen weder einen aktuellen<br />
Handlungsbedarf noch Optimierungspotenziale zur Ergebnisverbesserung.<br />
Da wegen der jüngsten Preiserhöhung ab 2004 mit eher noch<br />
besseren Ergebnissen zu rechnen ist, vergeben wir den<br />
KIWI-Wert 4 (grüne Ampelschaltung).<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 137
Beteiligungen<br />
Jahresergebnis Gasversorgung je MWh<br />
Die Kennzahl gibt an, wie hoch das Jahresergebnis der Sparte Gasversorgung<br />
der ENNI in Bezug auf die verkaufte Leistung ist. Hierbei handelt<br />
es sich um keine KIWI-Kennzahl, dennoch stellen wir wegen der<br />
finanzwirtschaftlichen Relevanz dieser Sparte für das Gesamtunternehmensergebnis<br />
sowohl einen Zeitreihenvergleich als auch einen interkommunalen<br />
Vergleich dar.<br />
In der folgenden Tabelle werden die erzielten Ergebnisse, die verkauften<br />
Gasmengen sowie die daraus ermittelten Kennzahlen der Sparte Gas<br />
dargestellt:<br />
Jahresergebnis der Sparte Gasversorgung der ENNI<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Jahresergebnis in € 1.257.736 2.057.890 2.019.718 1.668.469<br />
Verkaufte MWh 529.975 550.493 573.893 559.621<br />
Jahresergebnis je<br />
MWh in € 2,37 3,74 3,52 2,98<br />
Die erheblichen Steigerungen bei Ergebnis und Verkaufsmengen von<br />
2000 nach 2001 resultierten im Wesentlichen aus einem witterungsbedingt<br />
deutlich gestiegenen Gasabsatz und gestiegenen Abgabepreisen.<br />
Die Ergebnisse bei verkauften Mengen und Jahresergebnissen blieben in<br />
2001 und 2002 stabil, im Geschäftsjahr 2003 ging das Jahresergebnis<br />
der Sparte Gas jedoch deutlich um fast 400.000 € zurück. Hier stiegen<br />
zwar die Gaserlöse, dies wurde aber durch höhere Gasbezugsaufwendungen<br />
wieder mehr als egalisiert, so dass sich das Ergebnis insgesamt<br />
verschlechterte.<br />
Für die Folgejahre 2004 bis 2007 rechnet die ENNI laut Ergebnisplan mit<br />
stetig steigenden Erträgen bei relativ konstantem Aufwand und somit<br />
tendenziell wieder ansteigenden Jahresergebnissen.<br />
Der interkommunale Vergleich zeigt folgendes Bild:<br />
Jahresergebnis der Sparte Gasversorgung der ENNI in € je MWh<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum -0,22 -0,05 0,39 1,09<br />
Maximum 3,18 5,14 4,94 6,96<br />
Mittelwert 1,32 2,01 2,63 2,98<br />
<strong>Moers</strong> 2,37 3,74 3,52 2,98<br />
138<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Jahresergebnis Gasversorgung je MWh<br />
7<br />
6<br />
---Euro je Mwh---<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Lagen die Ergebnisse von 2000 bis 2002 noch deutlich über den Mittelwerten,<br />
führte der 2002 begonnene Rückgang schließlich im Geschäftsjahr<br />
2003 erstmals zu einer Unterschreitung des Mittelwerts.<br />
Dies ist vor dem Hintergrund der im Durchschnitt eher steigenden Jahresergebnisse<br />
der Vergleichskommunen kritisch zu sehen.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte aufmerksam beobachten, ob die im Ergebnisplan<br />
prognostizierten Ergebnissteigerungen ab 2004 tatsächlich so eintreten.<br />
Fazit<br />
Die Gewinnsparten Strom-, Wasser- und Gasversorgung bieten,<br />
wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung, insgesamt ein<br />
gutes Entlastungspotenzial, was letztlich über konzerninterne Verlustübernahmen<br />
und Gesamtgewinnausschüttungen dem städtischen<br />
Haushalt zugute kommen könnte.<br />
Haushaltsentlastung und Haushaltsbelastung durch einzelne<br />
Sparten der ENergie Wasser NIederrhein GmbH<br />
Nachdem zuvor das Entlastungspotenzial der ENNI betrachtet wurde,<br />
untersuchen wir nachfolgend, in welcher Höhe die einzelnen Sparten in<br />
Abhängigkeit von ihren laufenden finanziellen Möglichkeiten tatsächlich<br />
zur Haushaltsentlastung bzw. Haushaltsbelastung beitragen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 139
Beteiligungen<br />
Betrachtet werden nicht nur die unmittelbaren Finanzströme zwischen<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> und der ENNI, um so die effektive Entlastung bzw. Belastung<br />
der einzelnen Sparten für den städtischen Haushalt zu erhalten.<br />
Auch durch Gewinnsparten, die Verlustsparten bezuschussen, wird der<br />
kommunale Haushalt entlastet, da sich so die Verpflichtung zum Verlustausgleich<br />
vermindert. Diese Entlastung wird bei der Kennzahlenberechnung<br />
den Gewinnsparten gutgeschrieben. Gleichzeitig verringert die<br />
Verlustverrechnung die Möglichkeiten der Gewinnsparten, den Haushalt<br />
unmittelbar zu entlasten. Diese Belastung wird bei der Kennzahlenberechnung<br />
den Verlustsparten zugeschrieben.<br />
Es werden die folgenden Kennzahlen verwendet, die im Ra hmen des<br />
Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit (KIWI) bewertet werden:<br />
• Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />
(KIWI),<br />
• Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung in Prozent<br />
(KIWI),<br />
• Haushaltentlastungsquote der Gasversorgung in Prozent (KIWI).<br />
Bei den Haushaltsentlastungsquoten (berechnet durch das Nettoergebnis<br />
für den Haushalt z.B. der Sparte Strom / Jahresergebnis der Sparte<br />
Strom unter Berücksichtigung interner Verlustverrechnungen ) können<br />
sich nicht nur Werte bis 100 Prozent ergeben. Größere Werte sind denkbar,<br />
wenn z.B. die erwirtschafteten Abschreibungen die Tilgungsbeträge<br />
übersteigen oder in Vorjahren Rücklagen gebildet wurden, die nunmehr<br />
aufgelöst werden. Auch wenn die internen Verlustübernahmen bereits<br />
sehr hoch sind, kann ein Wert von über 100 Prozent die Folge sein.<br />
Bei der folgenden Kennzahlenbildung werden in Abweichung von der<br />
bisherigen Darstellung der tatsächlichen Unternehmensspartenergebnisse<br />
für die Kennzahlenermittlung die Ergebnisse entsprechend dem 75-<br />
prozentigen Geschäftsanteil der Stadt <strong>Moers</strong> gekürzt, so dass sich niedrigere<br />
Spartenergebnisse ergeben.<br />
Denn das Ent- oder Belastungspotenzial für den Haushalt ist nur auf den<br />
kommunalen Geschäftsanteil begrenzt.<br />
Diesem so genannten „gemeindebezogenen fortgeschriebenen Jahresergebnis“<br />
wird zur Ermittlung der Entlastungsquote das so genannte „anteilige<br />
unternehmensbezogene Nettoergebnis“, bei dem neben den unternehmensinternen<br />
Verlustverrechnungen auch die prozentuale Zuord-<br />
140<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
nung des tatsächlichen Haushaltsergebnisses berücksichtigt wird, gegenübergestellt.<br />
So kann eine Aussage darüber getroffen werden, welche Sparte in welchem<br />
Maße den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> be- oder entlastet.<br />
Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />
(KIWI-Kennzahl)<br />
Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Gemeindebezogenes<br />
fortgeschriebenes Jahresergebnis<br />
3.199.606 1.967.347 1.155.524 1.673.418<br />
in €<br />
Anteiliges unternehmensbezogenes<br />
Nettoergebnis<br />
1.835.843 1.859.994 1.415.384 1.539.734<br />
in €<br />
Haushaltsentlastungsquote<br />
in Pr o-<br />
zent 57,38 94,54 122,49 92,01<br />
Auffällig ist vor allem der sehr hohe Wert von über 120 Prozent in 2002.<br />
Dieser kommt u. a. wegen der in diesem Jahr hohen internen Verlustübernahmen<br />
zugunsten der Fernwärmesparte zustande, die bei der<br />
Haushaltsentlastungswirkung dazu gerechnet werden. In 2003 geht die<br />
Quote wieder auf das Niveau von 2001 zurück.<br />
Ein wichtiger Indikator für eine Bewertung dieser Ergebnisse ist der interkommunale<br />
Vergleich:<br />
Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 30,18 51,39 52,13 81,65<br />
Maximum 165,44 205,87 126,60 129,09<br />
Mittelwert 88,82 96,52 89,83 93,36<br />
<strong>Moers</strong> 66,93 94,72 122,84 92,01<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 141
Beteiligungen<br />
Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />
200<br />
----- Prozent -----<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Haushaltsentlastungsquote in der Stromsparte ist bis auf das Jahr<br />
2002 jeweils leicht unterdurchschnittlich.<br />
Da das Unternehmen in den vergangenen Jahren die erwirtschafteten<br />
Gewinne immer jeweils zu 100 Prozent ausgeschüttet hat, sind hier ke i-<br />
ne Steigerungen möglich.<br />
Eine Möglichkeit der Ergebnisverbesserung bestünde allenfalls darin, in<br />
angemessenem Umfang Eigenkapital, insbesondere die Kapitalrücklage<br />
von 9,7 Mio. € (Stand: 31.12.2003), aufzulösen und an die Gesellschafter<br />
auszukehren.<br />
Für eine solche Maßnahme bestünde grundsätzlich Spielraum angesichts<br />
der guten Eigenkapitalausstattung und der Möglichkeit des so genannten<br />
„leverage-Effekts“ (siehe Kapitel „Untersuchung und Analyse einzelner<br />
Gesellschaften“).<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte in ihrer Eigenschaft als 75-prozentige<br />
Mehrheitsgesellschafterin prüfen, ob durch eine maßvolle Auflösung<br />
der Kapitalrücklage der ENNI zusätzliche Einnahmen zur<br />
Haushaltskonsolidierung erzielt werden können.<br />
Vor dem Hintergrund der sehr angespannten Haushaltslage sollten<br />
auch solche Kapitalreserven der Beteiligungen vorbehaltlos<br />
auf den Prüfstand gestellt werden.<br />
142<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
KIWI Bewertung<br />
Der derzeitige Ist-Zustand ist bei einer Haushaltsentlastungsquote<br />
unter dem Mittelwert im Bewertungsjahr 2003 grundsätzlich<br />
nicht zufrieden stellend. Einen Handlungsbedarf stellen wir aber<br />
akut nicht fest.<br />
Handlungsoptionen zur Ergebnisverbesserung sind in erster Linie<br />
auf der Kapitalseite der ENNI gegeben, da die Möglichkeiten bei<br />
der Gewinnausschüttung bei der praktizierten Vollausschüttung<br />
bereits nahezu ausgeschöpft sind.<br />
Vor diesem Hintergrund vergeben wir die KIWI-Bewertung 3<br />
(gelbe Ampelschaltung).<br />
Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung (KIWI-Kennzahl)<br />
Die Entlastungsquote für den Bereich Wasserversorgung ermittelt sich<br />
wie folgt:<br />
Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Gemeindebezogenes<br />
fortgeschriebenes Jahresergebnis<br />
787.120 582.446 596.312 587.013<br />
in €<br />
Anteiliges unternehmensbezogenes<br />
Nettoergebnis<br />
452.597 553.707 733.754 539.069<br />
in €<br />
Haushaltsentlastungsquote<br />
in %<br />
57,50 95,07 123,05 91,83<br />
Auch hier zeigt sich eine ähnliche Entwicklung wie bei der Stro mversorgung.<br />
Aufgrund der in <strong>Moers</strong> bestehenden Beteiligungsstrukturen ergeben<br />
sich nahezu identische Haushaltsentlastungsquoten für die Wasser-<br />
und Stromversorgungssparte. Dies liegt an der prozentualen Aufteilung<br />
von wesentlichen Teilen des Nettoergebnisses bei den jeweiligen Sparten.<br />
Ein Vergleich dieser Werte mit denen der bisherigen Vergleichskommunen<br />
ergibt folgende Positionierung für die Stadt <strong>Moers</strong>:<br />
Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung in Prozent<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum -100,00 -100,00 -100,00 -100,00<br />
Maximum 165,44 205,87 123,05 129,09<br />
Mittelwert 66,49 69,09 37,59 56,83<br />
<strong>Moers</strong> 57,50 95,07 123,05 91,83<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 143
Beteiligungen<br />
Haushaltsentlastungsquote Wasserversorgung in Prozent<br />
200<br />
----- Prozent -----<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Feststellung<br />
Die Wasserversorgung trägt in <strong>Moers</strong> im Gegensatz zu vielen anderen<br />
Kommunen, in denen die Sparte Wasser sogar den Haushalt<br />
mit Verlusten belastet, zu einer Entlastung des Haushalts bei,<br />
die erheblich über der durchschnittlichen Entlastungswirkung in<br />
vergleichbaren Kommunen liegt.<br />
KIWI Bewertung<br />
Die festgestellte Situation ist mit deutlich über den Mittelwerten<br />
liegenden Entlastungsquoten sehr zufrieden stellend. Wir sehen<br />
weder Handlungsbedarf noch Handlungsmöglichkeiten zur Ergebnisverbesserung.<br />
Deshalb vergeben wir die KIWI-Bewertung 4 (grüne Ampelschaltung).<br />
Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung (KIWI-Kennzahl)<br />
Auch die Gassparte bietet ein Entlastungspotenzial, wie die folgenden<br />
Darstellungen zeigen:<br />
144<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Gemeindebezogenes<br />
fortgeschriebenes Jahresergebnis<br />
in €<br />
Anteiliges unternehmensbezogenes<br />
Nettoergebnis<br />
in €<br />
Haushaltsentlastungsquote<br />
in Pr o-<br />
zent<br />
Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung<br />
2000 2001 2002 2003<br />
943.302 1.543.417 1.514.788 1.251.352<br />
540.287 1.460.618 1.860.447 1.149.152<br />
57,28 94,64 122,82 91,83<br />
Hier zeigt sich aufgrund der Beteiligungsstrukturen eine ähnliche Entwicklung<br />
wie bei den Entlastungsquoten der Sparten Strom und Wasser.<br />
Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung in Prozent<br />
- interkommunaler Vergleich -<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum -100,00 -100,00 45,01 81,65<br />
Maximum 165,44 152,27 124,83 129,09<br />
Mittelwert 59,27 70,52 86,78 93,91<br />
<strong>Moers</strong> 57,28 94,64 122,82 91,83<br />
Haushaltsentlastungsquote Gasversorgung in Prozent<br />
150<br />
----- Prozent -----<br />
100<br />
50<br />
0<br />
-50<br />
-100<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Nach zunächst überdurchschnittlichen Entlastungsquoten bis zum Jahr<br />
2002 sinkt die Quote in 2003 erstmals leicht unter den Mittelwert. Wie<br />
bereits bzgl. der Haushaltsentlastungsquote der Stromsparte ausgeführt,<br />
sind Steigerungen alleine über das Ausschüttungsverhalten kaum<br />
möglich, da das Unternehmen bereits jetzt zu nahezu 100 Prozent ausschüttet.<br />
Allenfalls die teilweise Auflösung der Kapitalrücklage könnte<br />
hier Ergebnis verbessernd wirken.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 145
Beteiligungen<br />
KIWI Bewertung<br />
Der derzeitige Ist-Zustand ist bei einer Haushaltsentlastungsquote<br />
unter dem Mittelwert im Bewertungsjahr 2003 grundsätzlich<br />
nicht zufrieden stellend. Ein Handlungsbedarf ist aber akut nicht<br />
festzustellen.<br />
Handlungsoptionen zur Ergebnisverbesserung sind in erster Linie<br />
auf der Kapitalseite der ENNI gegeben, da die Möglichkeiten bei<br />
der Gewinnausschüttung bei der praktizierten Vollausschüttung<br />
bereits nahezu ausgeschöpft sind.<br />
Vor diesem Hintergrund vergeben wir die KIWI-Bewertung 3<br />
(gelbe Ampelschaltung).<br />
Fazit<br />
Die Haushaltsentlastungswirkung der Sparten Strom und Gas liegt<br />
im interkommunalen Vergleich eher durchschnittlich, während sich<br />
die Wasserversorgung mit diesen Werten im Vergleich zu anderen<br />
Kommunen deutlich über den Mittelwerten positioniert.<br />
Steigerungen dieser Quoten sind über das Ausschüttungsverhalten<br />
der ENNI nicht zu erreichen, da das Versorgungsunternehmen bereits<br />
jetzt eine sehr kommunalfreundliche Ausschüttungspraxis mit<br />
jeweils fast 100 Prozent Gewinnausschüttung praktiziert.<br />
Es könnten allenfalls Umschichtungen in der Kapitalstruktur durch<br />
Substitution von Eigen- durch Fremdkapital und die damit verbundene<br />
Auskehrung des frei werdenden Eigenkapitals an die Gesellschafter<br />
zu Ergebnisverbesserungen führen.<br />
146<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Beteiligungen<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 147
Personal und Organisation<br />
Personal und Organisation<br />
Prüfungsgegenstand<br />
Im Rahmen der überörtlichen Prüfung betrachten wir im Prüfungsgebiet<br />
"Personal und Organisation" die folgenden zentralen Handlungsfelder:<br />
• Personalmanagement,<br />
• Informationstechnik und<br />
• Ratsarbeit.<br />
Bei der Prüfung wurden folgende Unterlagen herangezogen:<br />
• Haushaltspläne der Jahre 2000 – 2004, Entwurf <strong>2005</strong>,<br />
• Jahresrechnungen der Jahre 2000 – 2003,<br />
• Wirtschaftspläne sowie Gewinn- und Verlustrechnungen der eigenbetriebsähnlichen<br />
Einrichtung "Servicebetriebe <strong>Moers</strong>",<br />
• Organisations-Stellenpläne und Stellenübersichten der Jahre<br />
2000 – <strong>2005</strong>,<br />
• Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> – 2009,<br />
• diverse Dateien, Aufstellungen, Personalberichte und Verwaltungsvorgänge<br />
aus dem Bereich der Personalwirtschaft und der<br />
Personalentwic klung.<br />
Darüber hinaus haben wir Gespräche mit dem Leiter sowie den Abteilungsleitern<br />
des Personal- und Organisationsamtes geführt.<br />
Prüfungsziel<br />
Die Prüfung des Bereiches "Personal und Organisation" hatte über die zu<br />
Beginn des Gesamtberichtes dargestellte Kennzahlenbildung im Rahmen<br />
der interkommunalen Vergleichsarbeit weiterhin zum Ziel festzustellen,<br />
148<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
• ob die Kommune in ihrem Personalmanagement rechtmäßig handelt,<br />
• ob Möglichkeiten zur Haushaltskonsolidierung bestehen und die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> diese genutzt hat,<br />
• ob grundlegende Instrumente für Planung, Entwicklung und<br />
Controlling im Personal- und Organisationswesen eingesetzt werden,<br />
• wie sich die Organisations- und Kostenstrukturen sowie die Personalausstattung<br />
in der Informationstechnik darstellen und<br />
• wie sich die Ausgaben und Strukturen der Ratsarbeit in der<br />
Kommune darstellen bzw. entwickelt haben.<br />
Im Rahmen der Prüfung wurde auch untersucht, ob unter Berücksichtigung<br />
der Rechtmäßigkeit personalwirtschaftlichen Handelns ein effizie n-<br />
tes Verhältnis zwischen Aufgabenerfüllung und der hierfür notwendigen<br />
Personalausstattung besteht.<br />
Die zunehmende Bedeutung des Personalwesens in den Kommunen wird<br />
insbesondere deutlich durch die folgenden Rahmenbedingungen, die in<br />
den letzten Jahren starken Veränderungen unterworfen waren und weiterhin<br />
sind:<br />
• Verengung der finanziellen Spielräume in den kommunalen<br />
Haushalten (strukturelles Defizit oder "freie Spitze")<br />
• Gestiegene Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Verwaltungen<br />
und deren Dienstleistungen<br />
• Möglichkeiten und Erwartungen an den Einsatz und die Nutzung<br />
elektronischer Medien und neuen Informationstechniken (e-<br />
Government)<br />
• Demografischer Wandel mit Bevölkerungsrückgang und Überalterung<br />
sowie steigendem Ausländeranteil<br />
Vor diesem Hintergrund werden neue Anforderungen und eine Bereitschaft<br />
für Veränderungen an das Personal als die wichtigste und wertvollste<br />
Ressource bei der Bewältigung dieser Herausforderungen gestellt.<br />
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wesentlicher Erfolgsfaktor<br />
für die Leistungsfähigkeit der Kommunen. Sie gilt es, auf die veränderten<br />
Rahmenbedingungen und neuen Anforderungen einzustellen und<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 149
Personal und Organisation<br />
vorzubereiten. Andererseits muss gewährleistet bleiben, dass Stellenabbau<br />
– dort wo er notwendig oder beschlossen wurde - nicht zu einer<br />
gravierenden Qualitätsminderung in der Aufgabenerledigung führt.<br />
Ausgangslage<br />
Finanzsituation<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> befindet sich seit dem Haushaltsjahr 1995 ununterbrochen<br />
in der Haushaltssicherung, ab dem Jahre 2003 wurde das Haushaltssicherungskonzept<br />
nicht mehr genehmigt (Nothaushalt). Vor diesem<br />
Hintergrund kommt der Entwicklung der Personalausgaben in den<br />
nächsten Jahren eine besondere Bedeutung zu. Wir konnten auch in<br />
<strong>Moers</strong> feststellen, dass die Personausgaben mit ca. 27 Prozent der Ausgaben<br />
des Verwaltungshaushalts einen der größten Ausgabenblöcke<br />
darstellen. Unter Berücksichtigung der eigenbetriebsähnlichen Einric h-<br />
tung "Servicebetriebe <strong>Moers</strong>" (SBM) dürfte sich der Anteil der Personalausgaben<br />
am Verwaltungshaushalt sogar noch deutlich darüber bewegen.<br />
Im Rahmen dieser Prüfung waren daher mögliche Handlungsfelder<br />
und Empfehlungen aufzuzeigen, die durch interne und externe Entscheidungs-<br />
und Steuerungsmöglichkeiten eine Anpassung auf diese Gegebenheiten<br />
ermöglichen.<br />
Bildung von Sondervermögen<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat ab 01.01.2002 in der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung<br />
"Servicebetriebe <strong>Moers</strong>" (SBM) die wesentlichen Teile ihrer Aufgabenwahrnehmung<br />
im Bereich des ehemaligen Baubetriebshofs zusammengefasst.<br />
In den SBM sind ca. 230 vollzeitverrechnete und tatsächlich<br />
besetzte Stellenanteile vorhanden. Im Rahmen des "Personalmanagements"<br />
haben wir überwiegend keine differenzierte Betrachtung<br />
und Darstellung für die SBM vorgenommen, da sie einerseits erst zur<br />
Mitte unseres Betrachtungszeitraums gegründet wurden und andere r-<br />
seits in den ersten 3 Jahren ihres Bestehens keine signifikanten Verä n-<br />
derung sowohl in der Stellenstruktur als auch der Personalkostenentwicklung<br />
zu verzeichnen war. Ferner konnten für das Jahr 2004 noch<br />
keine vorläufigen Personalkosten ermittelt werden. In den nachfolgenden<br />
Darstellungen sind daher regelmäßig die entsprechenden Werte für<br />
die SBM enthalten.<br />
150<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Vorbemerkungen<br />
KIWI-Kennzahlen<br />
Im Bereich "Personal und Organisation" werden für den von der <strong>GPA</strong><br />
NRW entwickelten "Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit" (KIWI) zwei<br />
KIWI-Kennzahlen erhoben, die für die jeweilige Kommune gesondert<br />
analysiert und anschließend indexiert werden. Durch diese hoch aggregierten<br />
und steuerungsrelevanten Kennzahlen wollen wir konkrete Ansatzpunkte<br />
und mögliche Handlungsfelder für die Kommunen aufzeigen.<br />
Dies sind im Einzelnen die Kennzahlen<br />
• "Personalquote" - Anzahl der Ist-Stellen je 1.000 Einwohner und<br />
• "Personalausgaben je Einwohner".<br />
Vorgehensweise Kennzahlen und interkommunaler Vergleich<br />
Neben den genannten KIWI-Kennzahlen werden weitere Kennzahlen<br />
gebildet, die zum einen eine verbesserte Darstellung bestimmter zeitlicher<br />
Entwicklungen (2000 bis überwiegend 2004) innerhalb der Kommune<br />
aufzeigen und zum anderen durch einen teilweise durchgeführten<br />
landesweiten Vergleich (2003) eine Einordnung der eigenen Kennzahl<br />
und damit den eigenen "Standort" verdeutlichen sollen. Hierbei haben<br />
wir uns zum Ziel gesetzt, strukturelle und organisatorische Besonderheiten<br />
der Kommunen durch so genannte "Bereinigungen" sowohl bei den<br />
Stellen als auch bei den Personalausgaben zu berücksichtigen. Die Bereinigungspositionen<br />
werden an der entsprechenden Stelle im <strong>Bericht</strong><br />
jeweils speziell aufgelistet.<br />
Personalmanagement<br />
Stellenbewirtschaftung<br />
Stellenplan<br />
Der Stellenplan als Anlage zum Haushaltsplan enthält nach § 6 Abs. 1<br />
Satz 1 Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO) die im Haushaltsjahr<br />
erforderlichen Stellen der Beamten, Angestellten und Arbeiter (Soll-<br />
Stellen).<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 151
Personal und Organisation<br />
Der Stellenplan einer Kommune gibt somit Aufschluss über die für die<br />
Aufgabenerfüllung benötigte quantitative und qualitative (Besoldungs-,<br />
Vergütungs-, Lohngruppen) Personalausstattung. Er ist Berechnungsgrundlage<br />
für die Personalausgaben (§ 14 Abs. 4 GemHVO), die einen<br />
erheblichen Teil des Ausgabevolumens des Verwaltungshaushalts bilden.<br />
Im Stellenplan sind gemäß § 6 Abs. 2 Satz 1 GemHVO ferner für jede<br />
Besoldungs-, Vergütungs-, und Lohngruppe die Gesamtzahl der Stellen<br />
für das Vorjahr sowie die zum 30.06. des Vorjahres besetzten Stellen<br />
anzugeben (Ist-Stellen).<br />
Die Nutzung des Stellenplanes als Planungsinstrument (Soll-Stellen) und<br />
als Steuerungsinstrument (Ist-Stellen) ist jedoch nur sichergestellt,<br />
wenn eine vollzeitäquivalente Stellenverrechnung stattfindet. Auf diese<br />
Weise wird das Verhältnis zwischen notwendigem Stellenbedarf und tatsächlicher<br />
Stellenbesetzung präzise wiedergegeben. Die Stelle nanteile<br />
sind hierbei für jede Stelle anhand der zu leistenden tatsächlichen Wochenstundenzahl<br />
aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ermitteln. Im<br />
Hinblick auf die politische Programmfunktion des Haushaltes und damit<br />
auch des Stellenplans sollten die Stellenanteile für die einzelnen Organisationseinheiten<br />
exakt ermittelt werden, um eine kommunalpolitische<br />
Schwerpunktsetzung auch im Stellenplan abzubilden.<br />
Im Stellenplan der Stadt <strong>Moers</strong> werden die Stellen für Beamte, Angestellte<br />
und Arbeiter als so genannte „Halbstellen“ ausgewiesen, d.h. bis<br />
zu einer gewissen Stundenzahl werden die Stellen als halbe Stellen,<br />
darüber hinaus bis zur regelmäßigen Wochenstundenzahl als ganze Stelle<br />
ausgewiesen. Teilweise werden auf einer Vollzeitstelle auch 2 Bedienstete<br />
geführt, wenn deren gemeinsame Wochenarbeitszeit annähernd<br />
38,5 bei den Angestellten und Arbeitern bzw. 39 bis 41 Wochenstunden<br />
bei den Beamten ab dem Jahre 2004 ausmacht.<br />
Dieses Verfahren kommt – wie wir in vergleichbaren Fällen bereits feststellen<br />
konnten – der vollzeitäquivalenten Stellenverrechnung sehr nahe,<br />
die Differenz hierzu liegt unterhalb von zwei Prozent.<br />
Feststellung<br />
Die Nutzung des Stellenplanes als Planungsinstrument (Soll-<br />
Stellen) und als Steuerungsinstrument (Ist-Stellen) ist bei der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> sichergestellt, da die praktizierte Stellenausweisung<br />
weitestgehend der im Einzelfall festgelegten wöchentlichen Stundenzahl<br />
entspricht.<br />
152<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte aus Gründen einer größtmöglichen Transparenz<br />
bestrebt sein, ausschließlich die exakt vollzeitverrechnete<br />
Stellenausweisung in die haushaltsplanmäßigen Da rstellungen zu<br />
übernehmen. Diese Vorgehensweise stellt zukünftig auch sicher,<br />
dass für den produktorientierten Haushalt eine exakte Berechnungsgrundlage<br />
für die entsprechenden Personalbudgets vorhanden<br />
ist. Ferner bietet dieses Verfahren den Vorteil einer genauen<br />
rechnerischen Verbindung von Personalplanung und Personalbemessung.<br />
Für die Umsetzung unseres Vorschla ges sehen wir die geplanten Programmumstellungen<br />
im Bereich der Personalabrechnung und der Stellenplanaufstellung<br />
und –Bewirtschaftung als günstigen Zeitpunkt an.<br />
Im Stellenplan der Stadt <strong>Moers</strong> werden bisher die Bediensteten aufgeführt,<br />
die sich in einer Beurlaubung bzw. in der Freizeitphase einer Altersteilzeit<br />
befinden. Nach § 6 Abs. 1 GemHVO sind im Stellenplan jedoch<br />
nur die für die Aufgabenerledigung erforderlichen Stellen der Beamten,<br />
Angestellten und Arbeiter im jeweiligen Haushaltsjahr aufzuführen.<br />
Für den genannten Personenkreis sind die aufgeführten Stellen jedoch<br />
im Regelfall nur insoweit erforderlich, wie Neu- und Ersatzeinstellungen<br />
oder Übernahmen von Nachwuchskräften ko nkret geplant und<br />
diese nicht bereits in den übrigen ausgewiesenen Stellen enthalten sind.<br />
Wir haben daher in der anschließenden Betrachtung der Stellenentwic k-<br />
lung die Stellen für die genannten Personenkre ise sowohl im Stellen-Soll<br />
als auch im Stellen-Ist entsprechend bere inigt.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die beurlaubten Dienstkräfte sowie die Beschäftigten<br />
in der Freizeit- oder Freistellungsphase einer Altersteilzeit<br />
oder entsprechender Arbeits- oder Dienstverhältnisse<br />
aus dem Stellenplan und der Stellenübersicht zum Haushaltsplan<br />
herausnehmen und jeweils gesondert bzw. nachrichtlich ausweisen.<br />
Entsprechend verfährt die Stadt bereits ab 2002 mit den<br />
vorhandenen Beamtenstellen in den SBM (§ 6 Abs. 1 Satz 2<br />
GemHVO).<br />
Im Stellenplan der Stadt <strong>Moers</strong> und in den Gliederungsübersichtigen<br />
sind die insgesamt ca. 128 Vollzeitstellen für den eigenen Reinigungs-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 153
Personal und Organisation<br />
dienst nicht enthalten. Diese Stellen werden ebenfalls nur nachrichtlich<br />
und in einer Summe im Stellenplan B für die Arbeiter angegeben. Auch<br />
für diese Stellen ist § 6 Abs. 1 Satz 1 GemHVO zwingend anzuwenden,<br />
da er auch ausdrücklich die im Haushaltsjahr erforderlichen Stellen der<br />
Arbeiter (Soll-Stellen) nennt.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die bisher nur nachrichtlich aufgeführten<br />
Stellen für den Reinigungsdienst konsequent in den Stellenplan<br />
und die Stellenübersichten aufnehmen, um das tatsächliche Stellenvolumen<br />
und dessen Entwicklung in den einzelnen Organisationseinheiten<br />
transparent abzubilden.<br />
Wir möchten an dieser Stelle auf einen weiteren Punkt zur Transparenzsteigerung<br />
im städtischen Haushaltsplan hinweisen. Nach § 17 der Eigenbetriebsverordnung<br />
(EigVO) haben u.a. die eigenbetriebsähnlichen<br />
Einrichtungen für ihre Angestellten und Arbeiter Stellenübersichten in<br />
ihren Wirtschaftsplänen zu führen. Üblicherweise – so auch bei den SBM<br />
- geschieht dies in der Art und Ausführung wie für den städtischen<br />
Haushalt vorgeschrieben und praktiziert. Nach § 2 Abs. 2 Nr. 7 GemHVO<br />
sind dem Haushaltsplan u.a. die Wirtschaftspläne der Sondervermögen<br />
beizufügen.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zur weiteren Transparenzsteigerung die<br />
Stellenpläne der Angestellten und Arbeiter der SBM ebenfalls<br />
nachrichtlich in den Haushaltsplan aufnehmen.<br />
Angesichts der Tatsache, dass mit Gründung der SBM größere Teile des<br />
Personalkörpers aus dem städtischen Kernhaushalt ausgegliedert wurden,<br />
sollte hier nicht der Eindruck entstehen, die Stadt <strong>Moers</strong> hätte in<br />
größerem Umfang Stelleneinsparungen durchführen können. Dies ist<br />
– wie wir nachfolgend feststellen konnten - nicht der Fall.<br />
Stellenentwicklung<br />
Das Verhältnis von Personalbedarf (Soll-Stellen) zur tatsächlichen Personalausstattung<br />
(Ist-Stellen) wird von uns im Regelfall – sofern die<br />
154<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Daten vollständig erhoben werden können - durch die Stellenbesetzungsquote<br />
dargestellt und im Zeitreihenvergleich analysiert. Wie bereits<br />
ausgeführt, sind in der nachfolgenden Darstellung auch die Beschäftigten<br />
der SBM enthalten und die Beschäftigten ohne Dienst- oder<br />
Arbeitsverpflichtung entsprechend bereinigt.<br />
Entwicklung des Stellenplans einschließlich SBM<br />
Die Entwicklung der vollzeitverrechneten Ist-Stellen ab dem Jahre 2000<br />
stellt sich wie folgt dar:<br />
Entwicklung der vollzeitverrechneten Soll- und Ist-Stellen einschließlich SBM<br />
Jahr Soll-Stellen Ist-Stellen<br />
2000 1371 1319<br />
2001 1370,5 1321<br />
2002 1364,5 1327<br />
2003 1363,5 1325,5<br />
2004 1369 1329<br />
Entwicklung der Soll- und Ist-Stellen einschließlich der SBM<br />
1400<br />
---- Stellen -----<br />
1375<br />
1350<br />
1325<br />
1300<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Soll-Stellen gesamt<br />
Ist-Stellen gesamt<br />
In der zeitlichen Entwicklung ist erkennbar, dass die Anzahl der Ist-<br />
Stellen zwischen 2000 und 2004 leicht – um 10 Stellen – gestiegen ist,<br />
gleic hzeitig ist die Zahl der Sollstellen nach einem leichten Rückgang in<br />
2002 und 2003 im Jahr 2004 wieder auf einem ähnlichen Niveau wie zu<br />
Beginn des Betrachtungszeitraums<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 155
Personal und Organisation<br />
Feststellung<br />
Angesichts der haushaltswirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />
(seit 1995 bestehendes Haushaltssicherungskonzept und seit<br />
2003 bestehender Nothaushalt) und dem damit verbundenen unmittelbaren<br />
Konsolidierungszwang, bewerten wir die Stellenentwicklung<br />
in <strong>Moers</strong> im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2004 als besonders<br />
problematisch.<br />
Gleichzeitig ist erkennbar, dass ein Teil der eingerichteten Stellen nicht<br />
besetzt ist. Dies ist bis zu einem gewissen Umfang durchaus üblich bzw.<br />
der Regelfall, zumal der Stellenplan ein dynamisches Instrument darstellt<br />
und die Feststellung der tatsächlich besetzten Stellen zum Stichtag<br />
30.06. lediglich eine Momentaufnahme bedeutet. Zu berücksichtigen ist<br />
ferner, dass nicht jede frei werdende Stelle unmittelbar wieder besetzt<br />
werden kann, sei es, dass die Personalplanungsinstrumente (z.B. Fluktuationsanalyse)<br />
fehlen oder ungenau sind, oder sei es, dass geeignetes<br />
und entsprechend qualifiziertes Personal nicht unmittelbar zur Verfügung<br />
steht. Teilweise bestehen in den Kommunen auch interne Beschlüsse zur<br />
zeitlichen Wiederbesetzung von Stellen oder Stelleneinsparung. Auf den<br />
letztgenannten Punkt wird im weiteren Verlauf dieses <strong>Bericht</strong>es noch<br />
gesondert eingegangen.<br />
Mit einer Stellenbesetzungsquote zwischen 96 und 97 Prozent liegt die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> auch interkommunal auf einem sehr guten Platz, so dass<br />
wir das Planungsverhalten in diesem Bereich als sehr positiv bewerten.<br />
Inwieweit man den quantitativen Personaleinsatz bei der Stadt <strong>Moers</strong> im<br />
Verhältnis zur Einwohnerzahl bewerten kann, soll durch die nachfolgende<br />
Personalquote zunächst im internen Zeitverlauf und anschließend<br />
interkommunal verglichen werden. Innerhalb dieser Vergleichsbetrachtung<br />
sind auch etwaige Gründe und Entwicklungen in Zusammenhang<br />
mit Aufgabenzuwächsen sowie der Qualität der städtischen Dienstleistungen<br />
zu ermitteln, die den zuvor dargestellten Stellenverlauf rechtfertigen<br />
könnten.<br />
156<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Personalquote<br />
Ist-Stellen je 1.000 Einwohner je Ist-Stelle (Vollzeit)<br />
Die Personalquote einer Verwaltung gibt Aufschluss darüber, in welchem<br />
Umfang die Kommune Personal im Hinblick auf die Einwohnerzahl bereitstellt.<br />
Die Quote wird von uns durch die Kennzahl "Anzahl der Ist-<br />
Stellen je 1.000 Einwohner" dargestellt. Hierbei sollte ein Minimalwert<br />
angestrebt werden, da weniger Ist-Stellen einen möglichen Indikator für<br />
einen effektiveren und kostengünstigeren Personaleinsatz darstellt.<br />
Die Kennzahl sagt allerdings nichts über Qualität und Umfang der Aufgabenerledigung<br />
in einer Kommune aus. Da Rahmenbedingungen, Umfang<br />
und Qualität der Angebote für die Bevölkerung z. T. sehr unterschiedlich<br />
sind, kann über die Personalquote nur ein mittelbares Indiz<br />
für Effizienz und Effektivität abgeleitet werden.<br />
In den nachfolgenden Betrachtungen haben wir - wie bereits dargestellt<br />
- die Stellenanteile der SBM wiederum einbezogen, da im internen Zeitvergleich<br />
zunächst das komplette Aufgaben- und Leistungsspektrum der<br />
Kommune betrachtet werden soll.<br />
Ist-Stellen je 1.000 Einwohner<br />
Jahr Ist-Stellen Einwohner lt. LDS<br />
zum 31.12.<br />
Ist-Stellen je<br />
1.000 Einwohner<br />
2000 1.319 107.062 12,32<br />
2001 1.321 107.421 12,30<br />
2002 1.327 108.019 12,28<br />
2003 1.326 107.903 12,28<br />
2004 1.329 107.854* 12,32<br />
* zum 30.06.2004<br />
Die Tabelle macht deutlich, dass die Personalquote ab 2000 kontinuie r-<br />
lich auf fast gleich bleibendem Niveau verläuft. Die Entwicklung der Relation<br />
"Einwohner zu Stellen" ist jedoch auch immer in Zusammenhang<br />
mit der Bevölkerungsentwicklung zu betrachten. Im Eckwertevergleich<br />
der Jahre 2000 zu 2004 nimmt die Bevölkerungszahl in <strong>Moers</strong> leicht um<br />
0,7 Prozent zu. Dies bedeutet, dass die Bevölkerungszunahme die<br />
gleichzeitige leichte Stellenausweitung vollständig kompensiert hat. Eine<br />
signifikante Verbesserung dieser Quote ist im Falle einer Bevölkerungsstagnation<br />
nur über einen Stellenabbau zu erreichen. Dies gilt umso<br />
mehr, wenn sich die Bevölkerungszahl nach dem Höchststand des Jahres<br />
2003 weiter zurückentwickeln sollte.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 157
Personal und Organisation<br />
Empfehlung<br />
Der Stadt <strong>Moers</strong> wird empfohlen, die weitere demografische Entwicklung<br />
zeitnah auch für die Stellenausstattung zu thematisieren,<br />
um die sich auch hieraus ergebenden mittel- und langfristigen<br />
Veränderungsbedarfe zu ermitteln und einplanen zu können.<br />
Auf die Ausführungen des Teilberichts "Finanzen" zum Thema demografische<br />
Entwicklung im Rahmen der strategischen Steuerung und deren<br />
Bedeutung und Auswirkung auf zentrale Bereiche der Verwaltung wird<br />
an dieser Stelle verwiesen.<br />
Interkommunaler Vergleich (KIWI-Kennzahl)<br />
Der Aussagewert und die Einordnung der Kennzahlen zur Personalintensität<br />
ergeben sich erst im interkommunalen Vergleich.<br />
Für den interkommunalen Vergleich wurden die Stellenanteile – wie eingangs<br />
bereits ausgeführt - zunächst "bereinigt", um eine verbesserte<br />
Vergleichbarkeit herzustellen. Die sehr unterschiedliche Art der Aufgabenerfüllung<br />
und deren individuelle Gestaltung sowie der jeweilige Ausgliederungsgrad<br />
der kommunalen Dienstleistungen sprechen dafür, bestimmte<br />
Abschnitte und Unterabschnitte bei der inter-kommunalen Betrachtung<br />
unberücksichtigt zu lassen.<br />
Dies sind insbesondere bestimmte soziale Einrichtungen, Krankenhäuser,<br />
Straßenreinigung, Abwasser- u. Abfallbeseitigung, Märkte, Bestattungswesen,<br />
Fremdenverkehr und Wirtschaftsförderung sowie die wirtschaftlichen<br />
Unternehmen des Einzelplans 8. Die Berücksichtigung erfolgt<br />
unabhängig davon, ob die genannten Leistungen innerhalb der<br />
Kommune erbracht werden oder ob dies durch entsprechende Ausgliederungen<br />
erfolgt und zwar unabhängig von deren jeweiliger Rechtsform<br />
(außer Gesellschaften in privater Rechtsform, z.B. GmbH oder AG).<br />
Für die Stadt <strong>Moers</strong> verringert sich durch diese Bereinigung die Ist-<br />
Stellenzahl für das Vergleichsjahr 2003 von 1.326 auf 1.212 Vollzeitstellen.<br />
Hierbei wurden im Einzelnen in der Kernverwaltung berücksichtigt:<br />
• 15,4 Stellen in der Abwasserbeseitigung (UA 700 bis 702)<br />
• 1,94 Stellen für Märkte etc. (UA 730 bis 731)<br />
158<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
• 3,45 Stellen für das Friedhofswesen (UA 750)<br />
• 1,00 Stelle in der Wirtschaftsförderung (UA 790)<br />
In den SBM wurden berücksichtigt:<br />
• 12,65 Stellen für die Straßenreinigung (UA 675)<br />
• 17,73 Stellen für die Abwasserbeseitigung (UA 700)<br />
• 35,63 Stellen für die Abfallbeseitigung (UA 720)<br />
• 26,11 Stellen für das Friedhofswesen (UA 750)<br />
Unter Berücksichtigung dieser Stellenbereinigung von insgesamt 113,91<br />
Vollzeitstellen ergeben sich im interkommunalen Vergleich folgende<br />
Werte:<br />
Ist-Stellen pro 1.000 Einwohner 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
7,09 11,23 8,79 11,23<br />
Ist-Stellen je 1.000 Einwohner 2003<br />
11,00<br />
----- Stellen -----<br />
10,00<br />
9,00<br />
8,00<br />
7,00<br />
6,00<br />
5,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Im Ergebnis wird mit 11,23 Stellen auf 1.000 Einwohner ein neuer<br />
Höchstwert für die Personalquote aller bisher von uns geprüften 18<br />
Kommunen in der Größenklasse "große kreisangehörige Gemeinden"<br />
erreicht. Wir haben daher in der Folge untersucht, ob diesem hohen Personaleinsatz<br />
auch oder zumindest teilweise mehr oder höherwertige<br />
Dienstleistungen gegenüber stehen und ob die Einwohnerzahl ein ausschlaggebendes<br />
Kriterium für dieses Ergebnis darstellt.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 159
Personal und Organisation<br />
Letzteres kann zunächst weitgehend ausgeschlossen werden, da in einem<br />
weiteren Vergleichsring der zehn von uns geprüften Kommunen<br />
zwischen 78 Tsd. und 141 Tsd. Einwohner die Stadt <strong>Moers</strong> weiterhin mit<br />
Abstand die höchste Personalquote einnimmt und der Mittelwert hierbei<br />
nur geringfügig auf 8,79 Stellen je 1.000 Einwohner ansteigt.<br />
Unterschiedliche Strukturdaten der Vergleichskommunen hinsichtlich<br />
ihrer flächenmäßigen Ausdehnung, ihrer Siedlungsstrukturen und anderer<br />
raumbezogener Grunddaten bedingen häufig auch eine unterschiedliche<br />
verwaltungsmäßige Infrastruktur und haben damit auch Einfluss auf<br />
die Personalquote. Bei den von uns bisher geprüften Kommunen haben<br />
wir bereits ein breites landesweites Spektrum von Kommunen erhalten,<br />
deren Strukturdaten sich stark unterscheiden und die aufgezeigten Quoten<br />
insofern vergleichbar machen.<br />
Es hat sich hierbei gezeigt, dass es drei große Aufgaben- und Dienstleistungsangebote<br />
gibt, die die Personalquote sowohl in den "mittleren<br />
kreisangehörigen Gemeinden" als auch in den "großen kreisangehörigen<br />
Geme inden" am stärksten beeinflussen. Dies sind eine hauptamtliche<br />
Feuer- und Rettungswache, Kindertagesstätten in eigener Trägerschaft<br />
sowie ein Reinigungsdienst durch städtisches Personal. In allen drei genannten<br />
Aufgabenfeldern sind in der Stadt <strong>Moers</strong> starke personelle Ressourcen<br />
gebunden, so dass von daher nochmals die Bildung einer gesonderten<br />
Personalquote, in der die Stellenanteile um diese Bereiche<br />
bereinigt sind, angezeigt war.<br />
In der nachfolgende Tabelle und Grafik sind folgende Stellenanteile für<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> in 2003 berücksichtigt:<br />
• Feuer- und Rettungswache 99,00 Vollzeitstellen<br />
• eigene Kindertagesstätten 128,27 Vollzeitstellen<br />
• Eigenreinigung 125,70 Vollzeitstellen<br />
Ist-Stellen pro 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt -<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
5,37 8,00 6,90 7,96<br />
160<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Ist-Stellen je 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt -<br />
8,00<br />
7,00<br />
----- Stellen -----<br />
6,00<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
In der nochmals bereinigten Personalquote bildet die Stadt <strong>Moers</strong> wiederum<br />
fast den Maximalwert aller Vergleichskommunen in dieser Größenklasse<br />
ab.<br />
Feststellung<br />
Auch ohne die vorhandene Feuer- und Rettungswache, die städtischen<br />
Kindertagesstätten und die Eigenreinigung erreicht die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> nahezu den Maximalwert in der Personalquote im<br />
Vergleich zu den Kommunen ihrer Größenklasse.<br />
Ob die übrigen Bereiche der Verwaltung (ca. 70 Prozent der Stellenanteile)<br />
eine derart hohe Personalausstattung z.B. durch besondere freiwillige<br />
oder zusätzliche Aufgaben und Qualitätsanforderungen rechtfertigen,<br />
haben wir wiederum anhand einer weiteren Vergleichsbetrachtung<br />
unter den zehn Kommunen mit einer Einwohnergröße zwischen 78 und<br />
141 Tsd. untersucht.<br />
Ist-Stellen pro 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt – 78 bis 141 Tsd. Einwohner<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
5,37 8,00 6,85 7,96<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 161
Personal und Organisation<br />
Ist-Stellen je 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt –<br />
78 bis 141 Tsd. Einwohner<br />
8,00<br />
7,00<br />
----- Stellen -----<br />
6,00<br />
5,00<br />
4,00<br />
3,00<br />
2,00<br />
1,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Auch dieser Vergleich bestätigt klar unsere bisherige Beurteilung einer<br />
erheblich zu hohen Personalausstattung in der Stadt <strong>Moers</strong>. Rechnerisch<br />
ergibt sich im letzten Vergleich – ähnlich wie bei dem vorherigen Vergleich<br />
aller Kommunen über 60 Tsd. Einwohner - eine Mittelwertabweichung<br />
von 1,1 Stellen. Bezogen auf die Einwohnerzahl errechnet sich<br />
daraus ein Stellenvolumen von ca. 120 Stellen, das wir als Potenzial für<br />
eine angesichts der Haushaltslage angemessene Zielperspektive beim<br />
Personalabbau in der Stadt <strong>Moers</strong> ansehen.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sich hinsichtlich eines zukünftigen Stelle n-<br />
abbaus zumindest am Mittelwert der von uns bereinigten Quote<br />
aller bisher geprüften Kommunen in der Größenklasse ab 60 Tsd.<br />
Einwohner orie ntieren.<br />
Die in der bereinigten Personalquote nicht enthaltenen Bereiche des<br />
Feuerwehr- und Rettungswesens und die Eigenreinigung haben wir noch<br />
einmal gesondert betrachtet , da sie über eine vergleichsweise hohe Stellenausstattung<br />
verfügen.<br />
Feuerwehr- und Rettungsdienst<br />
Die im Amt für Feuerwehr zusammengefassten Bereiche des Feuerwehr-<br />
und Rettungsdienstes umfassen einen Vollzeitstellenanteil von 99 Voll-<br />
162<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
zeitstellen in 2003 (98 in 2004). Gemessen an Kommunen mit vergleichbaren<br />
Einwohnerzahlen (9 Kommunen mit 78 bis 141 Tsd. Einwohnern,<br />
Mittelwert 85 Stellen) werden in <strong>Moers</strong> ca. 14 Stellen mehr als<br />
zu diesem Mittelwert eingesetzt. Unter Berücksichtigung der Tatsache,<br />
dass die Stadt <strong>Moers</strong> gleichzeitig für die Nachbarkommunen Neukirchen-<br />
Vluyn (ca. 29 Tsd. Einwohner) und Rheurdt (ca. 7 Tsd. Einwohner) den<br />
Rettungsdienst sicherstellt, halten wir die aktuelle Personalausstattung<br />
für angemessen bzw. "unauffällig", da sich der Bedarf auch üblicherweise<br />
an den genehmigten Feuerwehr- und Rettungsbedarfsplänen orie n-<br />
tiert.<br />
Eigenreinigung<br />
Das Thema Reinigungsdienst ist von uns im Teilbericht "Gebäudewirtschaft"<br />
ausführlich und gesondert untersucht worden.<br />
Im weiteren Verlauf der Analyse zur Stellenausstattung sowie im weiteren<br />
Teil zu den Personalausgaben haben wir versucht, mögliche Gründe<br />
für die Ergebnisse zur Personalquote in <strong>Moers</strong> zu identifizieren und hie r-<br />
bei mögliche Bereiche zu finden, deren Personalausstattung aus unserer<br />
Sicht einer Überprüfung unterzogen werden sollten.<br />
Für die nachfolgend aufgeführten Organisationseinheiten liegen uns detaillierte<br />
Stellenanteile vor, so dass die Auswahl dieser Bereiche zunächst<br />
keine präjudizierende Wirkung auf die weitere Diskussion der<br />
Personalquote bezogen auf die übrigen Organisationseinheiten der Verwaltung<br />
haben soll. In diesen speziellen Vergleich einbezogen sind alle<br />
von uns bisher geprüften Kommunen zwischen 78 und 141 Tsd. Einwohner.<br />
Vergleich bereinigter Personalquoten, Strukturdaten und Personalausstattung<br />
in ausgewählten Bereichen zwischen 78 und 141 Tsd. Einwohner<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Einwohnerzahl 78.208 141.800 98.018 107.903<br />
Fläche in km 2 51,67 179,37 101,40 67,7<br />
Anzahl Schulen 20 44 31 30<br />
Personalquote ohne<br />
Feuerwehr, KITA u. 5,37 8,17 6,87 8,17<br />
Eigenreinigung<br />
VZ-Stellen<br />
Jugendamt<br />
24,9 70,0 45,6 59,2<br />
VZ-Stellen<br />
RPA<br />
5,5 10,5 7,7 10,5<br />
VZ-Stellen<br />
VHS<br />
5 20,7 10,5 20,7<br />
VZ-Stellen<br />
Musikschule<br />
11,8 36,5 24,6 22,5<br />
VZ-Stellen<br />
Bücherei<br />
12,5 30 18,47 22,9<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 163
Personal und Organisation<br />
Die Ergebnisse der Vergleichsdaten lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> bewegt sich mit ihren Strukturdaten Einwohner<br />
und Anzahl der Schulen um den Mittelwert der hier verglichenen<br />
Kommunen, so dass eine Vergleichbarkeit auf dieser Aggregationsebene<br />
gegeben ist. Die flächenmäßige Größe tendiert hingegen<br />
eher zum Minimumwert in diesem Vergleich.<br />
• Das Jugendamt weist eine über dem Mittelwert liegende Personalausstattung<br />
aus. Wir haben jedoch im Teilbereich "Jugend"<br />
unserer Prüfung deutliche Hinweise dahingehend erhalten, dass<br />
diesem Personalmehreinsatz auch qualitative bzw. präventive Erfolge<br />
sowohl in der Jugendarbeit insgesamt als auch bei der Ausgabesituation<br />
gegenüberstehen. Insofern verweisen wir auf diesen<br />
Teilbericht.<br />
• Im Bereich des RPA weist <strong>Moers</strong> klar das Maximum auf, so dass<br />
wir dieses Ergebnis als deutlichen Hinweis für ein mögliches Einsparpotenzial<br />
werten.<br />
• Die VHS der Stadt <strong>Moers</strong> ist durch öffentlich-rechtliche Vereinbarung<br />
gleichzeitig Aufgabenträger für die Nachbargemeinden Neukirchen-Vluyn<br />
und Kamp-Lintfort. Setzt man die dortigen Einwohnerzahlen<br />
in das Verhältnis zur Stadt <strong>Moers</strong>, so ergibt sich<br />
rechnerisch eine Stellenausstattung von ca. 13,7 Vollzeitstellen<br />
für <strong>Moers</strong>, mithin eine Quote über dem Mittelwert. Wir bewerten<br />
jedoch in diesem Zusammenhang den konkret geplanten Stellenabbau<br />
bei der VHS von 1,8 Stellen in <strong>2005</strong> und einer weiteren<br />
Vollzeitstelle in 2006 als einen positiven Beitrag zur Personalreduzierung.<br />
Im Übrigen verweisen wir auf die dezidierten Ergebnisse<br />
im Teilbericht "Bildung und Kultur".<br />
• Die Musikschule liegt ca. 2 Stellen unter dem Mittelwert, die Bücherei<br />
um ca. 4 darüber. Mit beiden Einrichtungen haben wir uns<br />
ebenfalls näher befasst (vgl. Ausführungen im Teilbericht "Bildung<br />
und Kultur").<br />
Die bisher aufgeführten Bereiche konnten zwar einige Aussagen zu<br />
eventuellen Einsparpotenzialen aufzeigen. Angesichts der speziellen<br />
Vergleichsbetrachtung in Kommunen mit ähnlichen Einwohnerzahlen<br />
sehen wir aber weiterhin einen deutlichen Beleg dafür, dass die quantitative<br />
Personalausstattung im Durchschnitt erheblich zu hoch ist. Die<br />
von uns berechnete Größenordnung bei der Zielsetzung für eine Mittel-<br />
164<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
wertpositionierung von ca. 120 Stellen halten wir angesichts der bisherigen<br />
Untersuchungs- und Vergleichsbetrachtung für das Maß, das für die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> zielführend sein sollte.<br />
Weitere Gründe für die insgesamt zu hohe Stellenausstattung sehen wir<br />
auch in der bestehenden Aufbau- und Ablauforganisation der Verwaltung<br />
gegeben.<br />
In den Teilbereichen<br />
• Presse- und Informationsamt (4 Vollzeitstellen),<br />
• Gleichstellungsstelle (2 Vollzeitstellen),<br />
• Rechtsamt (3,5 Vollzeitstellen) und<br />
• Standesamt (7,3 Vollzeitstellen)<br />
liegt die Personalstärke weit über dem Maß für eine effiziente und<br />
schnittstellenarme Verwaltung. Die Beibehaltung der Ämterstruktur für<br />
diese Bereiche führt zwangsläufig zu mehr Leitungsstellen, die angesichts<br />
der Stellen- und Ausgabenquoten in <strong>Moers</strong> nicht bzw. nicht mehr<br />
zu rechtfertigen sind.<br />
Der bestehende Organisationsaufbau beinhaltet in Teilbereichen bereits<br />
Veränderungen, die einen Effizienzgewinn erwarten lassen, wie z.B. die<br />
Ausgliederung der SBM zum 01.01.2002 sowie das "Zentrale Gebäudemanagement"<br />
(ZGM). Dennoch haben wir während unserer Prüfung<br />
deutliche Hinweise darauf gefunden, dass es nach wie vor Schnittstellenproblematiken<br />
und teilweise Doppelzuständigkeiten gibt. Als Beispiele<br />
hiefür sehen wir das Zusammenwirken zwischen Grünflächenamt und<br />
SBM sowie dem ZGM zu den Gebäudenutzern und den übrigen Stellen in<br />
der Verwaltung.<br />
Für das Ziel einer modernen und effizient ausgerichteten Dienstleistungsverwaltung<br />
bieten sich in <strong>Moers</strong> noch erhebliche Verbesserungspotenziale,<br />
die sich auch unter Einbeziehung weiterer und modernerer Informationstechnik<br />
realisieren lassen. In diesem Zusammenhang übersehen<br />
wir auch nicht die punktuellen Bemühungen der Stadt <strong>Moers</strong>, den<br />
beschriebenen Zustand zu verbessern.<br />
Leider sind Veränderungsprozesse in den Kommunalverwaltungen vie l-<br />
fach nicht das Ergebnis durchgängiger und strategischer Gesamtkonzeptionen<br />
auf der Grundlage organisatorischer Grundlagenarbeit (aktuelle<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 165
Personal und Organisation<br />
Organisationsuntersuchungen und Stellenbemessungen). Vielmehr stellen<br />
sie eine Reaktion dar, wenn beispielsweise das Ausscheiden von Beschäftigten<br />
in Leitungspositionen oder gesetzliche Änderungen in der<br />
Aufgabenwahrnehmung (z.B. Hartz IV) anstehen.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte ihre internen Strukturen einer weiteren Reorganisation<br />
unterziehen, um Synergieeffekte sowohl in den Arbeitsabläufen<br />
als auch im quantitativen und qualitativen Stellenniveau<br />
nutzen zu können. Hierbei sollte eine klare Zielperspektive<br />
aufgestellt werden, die es allen Beteiligten nachvollziehbar macht,<br />
welche Entwicklungen und Strukturen mittel- bis langfristig angestrebt<br />
und vor allem umgesetzt werden sollen. Die Umsetzung organisatorischer<br />
Änderungen sollte strategisch geplant und vorhersehbar<br />
sein.<br />
Effektivere und moderne Organisationsformen sind auch im Hinblick auf<br />
das NKF notwendig und sinnvoll. Dabei sollte die Größe der Organisationseinheiten<br />
(Fachbereich) so zugeschnitten sein, dass die benötigte<br />
Fach- und Ressourcenverantwortung auch tatsächlich ausgeführt werden<br />
kann. Der bestehende Zustand in <strong>Moers</strong> (teilweise kleine Ämter) ist auch<br />
von daher noch zu optimieren.<br />
Um die anstehenden Veränderungsprozesse strategisch steuern zu kö n-<br />
nen, sollte zwingend die Einrichtung einer zentralen Steuerung vorgesehen<br />
werden.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte eine dem Verwaltungsvorstand zugeordnete<br />
Stabsstelle für die strategische Gesamtsteuerung der Verwaltung<br />
einrichten.<br />
Hierbei halten wir die bestehenden Planungsressourcen im Bereich des<br />
Dezernates IV (Sozial- und Jugendhilfeplanung, demografische Entwic k-<br />
lung) für eine der wesentlichen Grundlagen, die es gilt in eine zentrale<br />
Steuerungseinheit organisatorisch und inhaltlich einzubinden. Neben der<br />
Gesamtsteuerung der Verwaltung, verbunden mit einem differe nzierten<br />
<strong>Bericht</strong>swesen, sollten in der zentralen Steuerung auch die übergeordneten<br />
Themen wie demografische Entwicklung, Stadtentwic klung und<br />
Leitbildentwicklung angesiedelt sein.<br />
166<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Weitere und detailliertere Untersuchungen der Personalausstattung in<br />
Einzelbereichen bzw. Organisationseinheiten (Abschnitte und Untera b-<br />
schnitte) führen wir im weiteren <strong>Bericht</strong>sverlauf im Rahmen der Betrachtung<br />
der Personalausgaben durch.<br />
Für die Stadt <strong>Moers</strong> wird es angesichts der aufgezeigten Positionierung<br />
in der Personalquote und der aktuellen und mittelfristigen Haushaltslage<br />
jetzt notwendig sein, die beschriebenen Überprüfungen und Verbesserungen<br />
innerhalb der Verwaltung umzusetzen, damit signifikante Stelleneinsparungen<br />
erzielt werden können. Für unumgänglich halten wir<br />
auch einen grundsätzlichen und zeitnahen Dialog zwischen Verwaltungsvorstand<br />
und den politischen Gremien.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zeitnah eine Aufgabenkritik über Quantität<br />
und Qualität der städtischen Dienstleistungen innerhalb der Verwaltung<br />
und mit den politischen Gremien durchführen, um anschließend<br />
über ein abgestimmtes strategisches und von allen Beteiligten<br />
akzeptiertes Konzept mit einem konkreten Maßnahme n-<br />
katalog zu verfügen. Auch die bestehenden Vorschläge im Ra h-<br />
men des Projektes zur Geschäftsprozessoptimierung (GPO) aus<br />
den Jahren 2003 und 2004 sollten hierbei Berücksichtigung finden.<br />
Im Rahmen der sich weiter verschlechternden Haushaltssituation (siehe<br />
Teilbericht Finanzen) halten wir auch die Schließung bzw. Reduzierung<br />
städtischer Einrichtungen für einen richtigen Ansatz, die Situation in<br />
<strong>Moers</strong> grundlegend zu verbessern.<br />
In diesem Zusammenhang ist auch der Handlungsrahmen des Innenministers<br />
zur Genehmigung von Haushaltssicherungskonzepten zu betrachten<br />
und auszulegen, der u. a. vorgibt, dass im Personalbereich die städtische<br />
Verwaltungsorganisation mit dem Ziel der Personalausgabenreduzierung<br />
zu optimieren ist. Hier werden beispielhaft auch die Schließung<br />
von städtischen Alteneinrichtungen, Bäder und Sporthallen genannt.<br />
Deutlich hervorzuheben ist aber auch die Meinung des Innenministers,<br />
wonach Konsolidierungsmaßnahmen eher bei Pflichtaufgaben, vertraglichen<br />
Leistungen oder beim Personalaufwand durchzusetzen sind als bei<br />
sonstigen freiwilligen Zuschussbereichen, die Aufgaben für die Kommune<br />
kostengünstig erledigen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 167
Personal und Organisation<br />
Im aktuellen Entwurf des HSK für den Zeitraum <strong>2005</strong> bis 2009 finden<br />
sich Konsolidierungsbeiträge im Personalbereich in der Größenordnung<br />
zwischen 250 bis 1.250 Tsd. Euro. Nicht erkennbar hingegen wird, wie<br />
und an welchen Stellen und mit welchen konkreten Maßnahmen diese<br />
Verbesserungen erreicht werden sollen. Angesicht der Stellenentwic k-<br />
lung der letzten Jahre wird deutlich, dass nahezu die gesamten in der<br />
Verwaltung eingesparten Stellenanteile andererseits durch die Schaffung<br />
neuer Stellen kompensiert wurden. Eine Beendigung dieser Entwicklung<br />
ist aus unserer Sicht auch angesichts der Liste "möglicher" Maßnahmen<br />
zur Haushaltskonsolidierung nicht zu erwarten, da es an der hierfür notwendigen<br />
Konkretisierung fehlt.<br />
Deutlich wird unsere Einschätzung auch aus dem praktischen Umgang<br />
mit der für HSK- Kommunen geltenden Wiederbesetzungssperre, die faktisch<br />
in der Stadt <strong>Moers</strong> nicht gegeben ist. Wie der halbjährlichen Übersicht<br />
an die Aufsichtsbehörde zu entnehmen ist (Auflagen zum HSK),<br />
bildet die zeitnahe Wiederbesetzung von freigewordenen Stellen in<br />
<strong>Moers</strong> den Regelfall und nicht - wie der Verordnungsgeber es vorsieht -<br />
den Ausnahmefall ab.<br />
Feststellung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> bleibt bezüglich ihrer weiteren und konkreten<br />
Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Personalquote bzw. zur Senkung<br />
ihrer Personalausgaben auch im aktuellen Entwurf des HSK<br />
<strong>2005</strong> – 2009 auf einem unverbindlichen Niveau. Die für HSK-<br />
Kommunen geltende zeitliche Wiederbesetzungssperre bleibt faktisch<br />
unbeachtet und ist demzufolge zukünftig strikter Anzuwenden.<br />
Als weitere und geeignete Lösungsansätze zur Verringerung der Pers o-<br />
nalquote ist für bestimmte und bisher in städtischer Trägerschaft stehende<br />
Aufgaben auch an eine Verlagerung auf private oder öffentliche<br />
Träger zu denken. Nach unseren Erfahrungen und Beobachtungen in<br />
anderen Kommunen bieten sich auch für <strong>Moers</strong> z.B. die Bereiche des<br />
Einzelplans 3 ebenso wie die des Einzelplans 5 besonders an. Hier gibt<br />
es bereits zahlreiche praktische Erfahrungen und gute Beispiele in der<br />
kommunalen Landschaft, bei denen es gelungen ist, z.B. ehrenamtliches<br />
Engagement, privates Stiftungsvermögen und interkommunale Zusammenarbeit<br />
für zuvor städtische Aufgaben zu gewinnen. Konkret zu nennen<br />
sind hierbei:<br />
• Bürgerstiftungen für Kunst- und Kulturangelegenheiten<br />
168<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
• Kunst- und Kulturvereine<br />
• Sportvereine zur Bewirtschaftung von städtischen Sportstätten<br />
• Zweckverbände und öffentlich-rechtliche Vereinbarungen für großräumliche<br />
Aufgabenerledigung<br />
Sofern die Stadt <strong>Moers</strong> zukünftig einen konkreten Leistungsabbau beschließen<br />
sollte und/oder ein Stellenabbau verbindlich festschreibt, wird<br />
sich die bestehende Personalstruktur erschwerend auf den Stellenabbau<br />
auswirken. Wie die Verwaltung bei ihren eigenen Untersuchungen bereits<br />
festgestellt hat, würde sich über die natürliche Fluktuation einschließlich<br />
der Altersteilzeitfälle bis zum Jahre 2009 lediglich ein sozia l-<br />
verträglicher Stellenabbau von 45 Vollzeitstellen realisieren lassen. Weitere<br />
Fluktuationen werden jedoch noch aus sonstigen Gründen wie z.B.<br />
EU/BU Rente, Kündigung, Auflösungsvertrag und Versetzung zu anderen<br />
Dienstherren eintreten. Eine rückblickende Betrachtung dieser Fallzahlen<br />
weist ein Volumen von jährlich durchschnittlich 49 Fällen (durchschnittlich<br />
34 Fälle jeweils in 2003 und 2004) aus. Hieraus erschließt sich<br />
– sofern nicht zwingende Gründe für eine Wiederbesetzung der Stellen<br />
sprechen – ein weiteres Abbaupotenzial.<br />
Sofern der tatsächliche Leistungsabbau bei der Stadt <strong>Moers</strong> noch deutlich<br />
höhere Personalkapazitäten frei setzen würde, müsste auch über<br />
weitere personalwirtschaftliche Maßnahmen nachgedacht werden. Diese<br />
könnten sich sowohl auf eine Nichtverlängerung von zeitlich befristeten<br />
Arbeitsverhältnissen erstrecken als auch auf das Vereinbaren von Abfindungen<br />
beziehen, wenn sich diese Möglichkeit wirtschaftlich darstellen<br />
lässt.<br />
Da mit einem Personalabbau immer zwangsläufig auch über organisatorische<br />
Maßnahmen und Veränderungen sowie Qualitätsstandards zu entscheiden<br />
ist, wird an dieser Stelle wieder der enge Bezug zu den angesprochen<br />
Optimierungspotenzialen in der Aufbau- und Ablauforganisation<br />
deutlich.<br />
KIWI-Bewertung Personalquote<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> bildet im interkommunalen Vergleich bei der Personalquote<br />
"Stellen je 1.000 Einwohner" zurzeit mit Abstand den Höchstwert<br />
aller Kommunen in der Größenklasse "große kreisangehörige Gemeinden"<br />
ab. In der um die großen Aufgabenbereiche Feuerwehr- und Ret-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 169
Personal und Organisation<br />
tungsdienst, eigene Kindertagesstätten und Eigenreinigung „bereinigten“<br />
Personalquote bildet die Stadt <strong>Moers</strong> interkommunal wiederum annähernd<br />
das Maximum ab.<br />
Besondere und über das interkommunale Maß hinausgehende freiwillige<br />
Leistungen sind – ohne Berücksic htung der drei genannten Bereiche –<br />
punktuell vorhanden, ohne eine derartig hohe Personalquote aber letztlich<br />
rechtfertigen zu können. Im Bereich der freiwilligen Leistungen existiert<br />
ein breites Portfolio von Aufgaben und Dienstleistungen, die für sich<br />
betrachtet jedoch noch nicht allein ausschlaggebend für diese hohe Quote<br />
sind. Auch der Vergleich zu anderen von uns geprüften Kommunen,<br />
mit ähnlichen Einwohnerzahlen hat gezeigt, dass es Teilbereiche gibt, in<br />
denen mehr Personal eingesetzt wird als in <strong>Moers</strong>.<br />
Im internen Zeitverlauf bleibt die Personalquote seit 2000 fast kontinuierlich<br />
auf gleichem Niveau. Sie dokumentiert per Saldo einen nicht<br />
durchgeführten Stellenabbau. Durch die sich weiter dramatisch verschlechternde<br />
Haushaltssituation (HSK seit 1995 und Nothaushalt seit<br />
2003) sehen wir einen dringenden und - angesichts der Höhe und des<br />
Abstandes der Personalquote zu den Vergleichskommunen - offensichtlichen<br />
Handlungsbedarf zur Senkung der Personalausstattung.<br />
Negativ für unsere Bewertung kommt hinzu, dass Verwaltung und Politik<br />
kaum konkrete Beschlüsse gefasst haben, die bestehende Situation<br />
grundlegend zu ändern. Bereits beschlossene oder durchgeführte Maßnahmen<br />
in diesem Zusammenhang haben daher eher "kosmetischen"<br />
Charakter für die Personalquote, zumal die bestehende Wiederbesetzungssperre<br />
nach dem Handlungsrahmen bisher faktisch außer Kraft<br />
gesetzt war. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen,<br />
bestehen zahlreiche Handlungsmöglichkeiten, die Personalquote deutlich<br />
zu verbessern z.B. in Form von<br />
• Reorganisation der Aufbau- und Ablauforganisation mit dem Abbau<br />
von Schnittstellen und Doppelzuständigkeiten und der Zusammenführung<br />
von Fach- und Ressourcenverantwortung bei<br />
sachgerechtem Zuschnitt der Organisationseinheiten<br />
• Aufgabenkritik im Zusammenwirken mit den politischen Gremien<br />
über Qualität und Quantität städtischer Dienstleistungen und der<br />
anschließenden Untersuchung der Stellenbemessung unter veränderten<br />
Standards<br />
• Abbau von freiwilligen Leistungen u. a. in den Bereichen Kultur<br />
und Bäder<br />
170<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
• Übertragung von Aufgabenträgerschaften auf Vereine oder Private<br />
• weiteren Ausgliederungen von Verwaltungsaufgaben und Dienstleistungen<br />
in andere Rechtsformen<br />
• generellem Wegfall bzw. ersatzloser Streichung von freiwilligen<br />
Leistungen<br />
KIWI Bewertung<br />
Für den angesichts der Haushaltssituation dringenden und offensichtlichen<br />
Handlungsbedarf sind zahlreiche der näher beschriebenen<br />
Handlungsmöglichkeiten gegeben, die den momentan bestehenden<br />
Ist-Zustand signifikant verbessern können und sollten.<br />
Daher vergeben wir die KIWI- Bewertung 1.<br />
Fazit<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> konnte die Zahl ihrer Soll- und Ist- Stellen im Betrachtungszeitraum<br />
2000 – 2004 nicht senken.<br />
Bezogen auf die Einwohnerzahl weist die Personalquote interko m-<br />
munal den mit Abstand höchsten Wert aus. Die Personalquote für<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> bleibt annähernd auf dem Höchststand, wenn man<br />
sie im interkommunalen Vergleich um bestimmte weitere personalintensive<br />
Bereiche der Verwaltung bereinigt. Daran wird sich bei unveränderten<br />
Rahmenbedingungen auch bei Verabschiedung bzw.<br />
eventueller Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> -<br />
2009 nichts ändern.<br />
Das Dienstleistungsangebot ist gemessen an der Einwohnerzahl<br />
hoch, aber nicht überproportional. Die Gründe für die höchste Personalausstattung<br />
im Verhältnis zu den Einwohnern sind vielschic h-<br />
tig und sowohl in der überdurchschnittlichen Personalausstattung<br />
einzelner Organisationseinheiten zu suchen als auch in z.T. kleinteiligen<br />
und von vielen Schnittstellen geprägten Aufbauorganisation.<br />
Weitere signifikante Verbesserungen und damit erhebliche Konsolidierungsbeiträge<br />
für den hoch defizitären Haushalt können nur<br />
durch massive Einschnitte im Dienstleistungsangebot und durch<br />
den Abbau von Leistungsstandards sowie die Schließung von Einrichtungen<br />
erreicht werden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 171
Personal und Organisation<br />
Personalausgaben<br />
Die Personalausgaben stellen einen der wesentlichen Ausgabeblöcke in<br />
den kommunalen Haushalten dar. Die Bezüge, Gehälter und Löhne werden<br />
durch gesetzliche Regelungen oder Tarifverträge bestimmt und sind<br />
deshalb weitestgehend von der Kommune nicht selbst unmittelbar beeinflussbar.<br />
Vielmehr geht es darum, durch die eigene Personalpolitik<br />
auf die einzelnen Stellgrößen der Personalausgaben im Rahmen der Personalwirtschaft<br />
einzuwirken. Übergeordnete Ziele hierbei sind das Erre i-<br />
chen nachhaltiger Beiträge zur Haushaltskonsolidierung sowie der Erhalt<br />
neuer finanzieller Spielräume durch den Rückgang der Personalausgabenquote.<br />
Die Personalausgaben der Kommunen werden von uns in verschiedenen<br />
Ausprägungen und mit unterschiedlichen Zielsetzungen erhoben und<br />
analysiert. Hierbei werden - wie bei der Betrachtung der Stellensituation<br />
– bestimmte Kennzahlen innerhalb der Zeitreihe zunächst intern gebildet<br />
und analysiert. Für einzelne Kennzahlen werden anschließend interkommunale<br />
Vergleiche gezogen und bewertet, insbesondere die KIWI-<br />
Kennzahl "Personalausgaben je Einwohner".<br />
Vergleich Ansätze und Rechnungsergebnisse<br />
Mit einer direkten Gegenüberstellung der Ansätze und Rechnungsergebnisse<br />
bei den Personalausgaben soll das Planungsverhalten der Kommune<br />
analysiert werden.<br />
Die folgenden Darstellungen und Analysen der Personalausgabenentwicklung<br />
erfolgt dabei einschließlich der Personalkosten der SBM.<br />
Entwicklung der Personalausgaben (einschließlich Gruppierung 40 u. 416)<br />
- Ansatz und Rechnungsergebnis -<br />
Jahr<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
Personalausgaben<br />
(Ansatz) in Tsd. €<br />
Personalausgaben<br />
(RE) in Tsd. €<br />
59.605 59.116<br />
60.104 60.929<br />
58.832 60.234<br />
58.920 61.429<br />
Abweichung vom<br />
Ansatz in Prozent<br />
- 0,8<br />
+ 1,4<br />
+ 2,4<br />
+ 4,3<br />
65.639 54.164*<br />
* ohne Rechnungsergebnis SBM (lag zum Prüfzeitpunkt noch nicht vor)<br />
172<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Personalausgabenentwicklung<br />
(Vergleich Ansatz/Rechnungsergebnis)<br />
65<br />
----- Mio. Euro -----<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Gesamtverwaltung (Ansatz)<br />
Gesamtverwaltung (RE)<br />
Tabelle und Grafik zeigen, dass – mit Ausnahme des Jahres 2000 – die<br />
Rechnungsergebnisse insgesamt über den jeweiligen Haushaltsansätzen<br />
lagen. Differenzierend ist auch festzustellen, dass die SBM in ihren ersten<br />
beiden Geschäftsjahren 2002 und 2003 ihre Planzahlen in diesem<br />
Bereich eingehalten und mit sechs bzw. 1,8 Prozent teilweise deutlich<br />
unterschritten haben. Im Jahre 2004 konnte im Bereich der Kernverwaltung<br />
der Ansatz wiederum – wie im Jahre 2000 – um 0,8 Prozent unterschritten<br />
werden.<br />
Die zur Ansatzbildung benötigten Bestimmungsgrößen sind von den<br />
Kommunen zum maßgeblichen Zeitpunkt schwierig einzuschätzen. Insbesondere<br />
die tariflichen Steigerungsraten sind trotz der einschlägigen<br />
Empfehlungen nicht exakt kalkulierbar, da sie – neben der tatsächlich<br />
vereinbarten linearen Erhöhung - sich häufig für bestimmte Berufsgruppen<br />
erst mit zeitlicher Verzögerung haushaltsmäßig auswirken. Weiterhin<br />
sind bestimmte Änderungen in der Aufgabenerledigung und damit in<br />
der Personalbemessung, die sich aus gesetzlichen oder organisatorischen<br />
Veränderungen ergeben können (z.B. Hartz IV), die von den<br />
Kommunen aber nicht beeinflussbar sind, nur schwer prognostizierbar.<br />
Angesichts der gesamthaushaltswirtschaftlichen Lage der Stadt <strong>Moers</strong><br />
sind die Ansatzüberschreitungen im Haushalt bzw. Kernhaushalt in den<br />
Jahren 2001 bis 2003 in dieser Höhe als besonders problematisch zu<br />
bewerten. Denn sie deuten doch auf eine zunehmende Planungsungenauigkeit<br />
hin und widersprechen den Grundsätzen nach Haushaltswahrheit<br />
und -Klarheit in der Haushaltswirtschaft.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 173
Personal und Organisation<br />
Feststellung<br />
Unter den genannten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen<br />
sind die Ansatzabweichungen im Personaletat der Stadt <strong>Moers</strong> in<br />
diesen Größenordnungen für die Jahre 2001 bis 2003 als nicht realistisch<br />
einzustufen.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte angesichts ihrer äußerst schwierigen Haushaltssituation<br />
versuchen, ihr Planungsverhalten zu verbessern<br />
und den in 2004 begonnenen Trend zur Ansatzunterschreitung<br />
fortsetzen.<br />
Veränderung der Personalausgaben gegenüber dem<br />
Vorjahr<br />
Der Veränderungsquote auf Basis der Rechnungsergebnisse kommt eine<br />
besondere Bedeutung in den kommunalen Haushalten zu. Sie beziffert<br />
die Entwicklung der Personalausgaben, die naturgemäß von einer Vie l-<br />
zahl von Einflussgrößen abhängt. Die Quote zeigt, ob die Kommune<br />
maßvolle Steigerungen entsprechend den jeweiligen Orientierungsdaten<br />
des Landes NRW erzielt hat. Weiterhin ist sie generell ein wichtiges Kriterium<br />
bei der Beurteilung der Frage, ob die Personalausgaben einen<br />
Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten konnten.<br />
Veränderungsquote der Personalausgaben im Vergleich zum Vorjahr in Prozent<br />
(ohne Gruppierung 40 u. 416)<br />
Jahr<br />
Personalausgaben<br />
Gesamtverwaltung in €<br />
2000 56.918.545<br />
Veränderungs-Quote<br />
in Prozent<br />
2001 58.725.817 + 3,17<br />
2002 58.751.572 + 0,04<br />
2003 60.014.088 + 2,15<br />
174<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
----- Mio. Euro -----<br />
61<br />
60<br />
60<br />
59<br />
59<br />
58<br />
58<br />
57<br />
57<br />
56<br />
56<br />
55<br />
Entwicklung der Personalausgaben in € (RE)<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Gesamtverwaltung<br />
Die Steigerung der Personalausgaben auf der Grundlage des maßgebenden<br />
Orientierungsdatenerlasses des Innenministeriums NRW in Höhe<br />
von jährlich ein Prozent konnte nicht erreicht werden. Die Steigerung im<br />
Eckwertevergleich entspricht in etwa den im gleichen Zeitraum erfolgten<br />
gesetzlichen und tariflichen Steigerungen.<br />
Feststellung<br />
Die Steigerung der Personalausgaben entspricht im Wesentlichen<br />
der gesetzlichen und tariflichen Entwicklung. Im Betrachtungszeitraum<br />
konnte der Personaletat, zumindest soweit er im Samme l-<br />
nachweis bewirtschaftet wird, keinen Konsolidierungsbeitrag für<br />
den Gesamthaushalt leisten.<br />
Die Entwicklung im Bereich der Beschäftigungsentgelte (Grp. 416) hingegen<br />
konnte einen positiven Trend verzeichnen. Im Eckwertevergleich<br />
sind dort die Ausgaben um mehr als die Hälfte zurückgegangen, was ein<br />
Ausgabevolumen von ca. 600 Tsd. Euro ausmacht.<br />
Personalausgaben je Ist-Stelle<br />
Bei der Ermittlung der Kennzahl "Personalausgaben je Ist-Stelle" werden<br />
die durchschnittlichen Ausgaben aller Ist-Stellen einer Kommune unabhängig<br />
von der Art des Beschäftigungsverhältnisses ermittelt. Ziel dieser<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 175
Personal und Organisation<br />
Kennzahl ist es festzustellen, wie sich das Besoldungs- und Gehaltsniveau<br />
im Laufe der Jahre verändert hat und welche Bestimmungsgrößen<br />
hierfür maßgebend waren. Im interkommunalen Vergleich soll aufgezeigt<br />
werden, ob die durchschnittlichen Personalausgaben je Ist-Stelle<br />
als angemessen, zu hoch oder sehr niedrig zu beurteilen sind.<br />
Bei dieser Analyse haben wir wiederum die SBM mit in die Betrachtungen<br />
bzw. in die Personalausgaben und die Stellenzahlen eingerechnet.<br />
Die Personalausgaben je Ist-Stelle haben sich im internen Zeitverlauf in<br />
<strong>Moers</strong> wie folgt entwickelt:<br />
Personalausgaben in € je Ist–Stelle<br />
Jahr Personalausgaben in € Ist-Stellen<br />
Personalausgaben je<br />
Ist-Stelle<br />
2000 56.918.545 1.319 43.153<br />
2001 58.725.817 1.321 44.456<br />
2002 58.751.572 1.327 44.274<br />
2003 60.014.088 1.326 45.277<br />
Personalausgaben je Ist-Stelle<br />
45.000<br />
----- Euro -----<br />
44.500<br />
44.000<br />
43.500<br />
43.000<br />
42.500<br />
42.000<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Gesamtverwaltung<br />
Die Grafik verdeutlicht einen Anstieg der durchschnittlichen Ausgaben je<br />
Ist-Stelle bis 2003, der sich wiederum an der Steigerung der im gleichen<br />
Zeitraum erfolgten gesetzlichen und tariflichen Steigerungsraten orie n-<br />
tiert. Strukturelle Veränderung, z.B. in der qualitativen Stellenausstattung,<br />
lassen sich aus der Zeitreihenentwicklung zunächst nicht erke n-<br />
nen.<br />
176<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Wie bereits bei der Personalquote "Ist-Stellen je 1.000 Einwohner" erläutert,<br />
wird auch bei dieser Kennzahl eine Bereinigung der Personalausgaben<br />
durchgeführt, um eine verbesserte Vergleichbarkeit zu anderen<br />
Kommunen herzustellen. Dabei bleibt für die Stadt <strong>Moers</strong> ein Pers o-<br />
nalausgabenblock von 4.563.072 Euro (= 113,91 Vollzeitstellen) unberücksichtigt.<br />
Da die Durchschnittskosten in den SBM wesentlich geringer<br />
sind als in der Verwaltung, ist hier die isolierte Betrachtung wenig sinnvoll<br />
und von daher in diesem Vergleich enthalten.<br />
Personalausgaben je Ist-Stelle<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
44.918 54.671 49.202 45.749<br />
Personalausgaben je Ist-Stelle 2003<br />
----- Euro -----<br />
52.500<br />
50.000<br />
47.500<br />
45.000<br />
42.500<br />
40.000<br />
37.500<br />
35.000<br />
32.500<br />
30.000<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Mit 45.749 Euro je Ist-Stelle positioniert sich die Stadt <strong>Moers</strong> nur geringfügig<br />
über dem Minimalwert aller bisher von uns geprüften Kommunen<br />
in der Größenklasse "große kreisangehörige Kommunen".<br />
Wir sehen in diesem Ergebnis eine deutliche Bestätigung dafür, dass hier<br />
ein interkommunal sehr hoher Anteil von Stellen im mittleren und vor<br />
allem unteren Lohn- und Vergütungsniveau zu finden ist. Hier sind es<br />
insbesondere die 128 Stellen im Reinigungsdienst und die 125 Stellen im<br />
Bereich der Kindertagesstätten, die diese Quote maßgeblich minimieren.<br />
Hinzukommen kommen allein im Lohnbereich nochmals ca. 250 Stellen<br />
in Kernverwaltung und SBM, so dass das Ergebnis des Durchschnittswerts<br />
für <strong>Moers</strong> insoweit erklärbar ist. Weitergehende Rückschlüsse,<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 177
Personal und Organisation<br />
etwa auf das qualitative Stellenniveau, lässt die Vergleichsquote bei der<br />
vorhandenen Stellenstruktur nicht zu.<br />
Personalausgaben je Einwohner (KIWI-Kennzahl)<br />
Die zweite KIWI-Kennzahl wird in der Relation von Personalausgaben zu<br />
Einwohnern gebildet. Die Kennzahl spiegelt das Ausgabenniveau und<br />
indirekt auch den Grad der Aufgabenerledigung wider. In der zeitlichen<br />
Entwicklung innerhalb der Kommune wird untersucht, wie viel die Kommune<br />
für jeden Einwohner aufbringen muss, um ihre Dienstleistungen<br />
für die Bürgerinnen und Bürger zu erbringen und ob sich die Ko mmune<br />
z.B. der Bevölkerungsentwic klung anpasst.<br />
Ziel einer Kommune sollte es in diesem Zusammenhang sein, ihre Ausgaben<br />
je Einwohner möglichst konstant zu halten bzw. zu senken, wenn<br />
sich aus der Vergleichsbetrachtung ein unmittelbarer Handlungsbedarf<br />
ergibt.<br />
Wie bei den übrigen Kennzahlen zu den Personalausgaben haben wir<br />
auch hier die SBM nicht separat dargestellt. Im interkommunalen Vergleich<br />
werden die SBM teilweise einbezogen, soweit die Kosten nicht zu<br />
den Bereichen gehören, die wir im interkommunalen Vergleich generell<br />
unberücksichtigt lassen.<br />
Die Personalausgaben je Einwohner haben sich im internen Zeitverlauf<br />
in <strong>Moers</strong> wie folgt entwickelt.<br />
Personalausgaben in € je Einwohner<br />
Jahr<br />
Personalausgaben<br />
Einwohner laut LDS Personalausgaben<br />
zum 31.12. in € je Einwohner<br />
2000 56.918.545 107.062 532<br />
2001 58.725.817 107.421 547<br />
2002 58.751.572 108.019 544<br />
2003 60.014.088 107.903 556<br />
178<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Personalausgaben je Einwohner<br />
555<br />
---- Euro ----<br />
550<br />
545<br />
540<br />
535<br />
530<br />
525<br />
520<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Der zeitliche Verlauf der Kennzahl entspricht weitestgehend den Entwic<br />
klungen bei den Personalausgaben je Ist-Stelle und der Personalausgaben<br />
generell. Die Stellenzahlen bleiben – wie bereits dargestellt – im<br />
Betrachtungszeitraum konstant, so dass auch die im gleichen Zeitraum<br />
nur leicht gestiegene Einwohnerzahl die Kennzahlen nicht signifikant<br />
beeinflussen konnten. Deutlich wird jedoch auch, dass die Zielsetzung<br />
einer Ausgabenkonstanz im Verhältnis zur Einwohnerzahl trotz keiner<br />
nennenswerten Änderungen im Aufgabenspektrum bzw. in deren Intensität<br />
nicht erreicht werden konnte.<br />
Ob die Personalausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> für ihre Dienstleistungen in<br />
Relation zu den Einwohnern relativ hoch sind, soll der folgende interkommunale<br />
Vergleich zeigen.<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Wie schon bei den Kennzahlen "Ist-Stellen je 1.000 Einwohner" und<br />
"Personalausgaben je Ist-Stellen", werden zunächst wiederum die strukturellen<br />
Bereinigungen für den interkommunalen Vergleich durchgeführt.<br />
Danach ergeben sich folgende Werte:<br />
Personalausgaben je Einwohner 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
353 514 432 514<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 179
Personal und Organisation<br />
Personalausgabe je Einwohner 2003<br />
500<br />
----- Euro -----<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Gegenüberstellung zeigt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> mit 514 Euro Pers o-<br />
nalausgaben je Einwohner den Höchstwert aller bisher von uns geprüften<br />
Kommunen dieser Größenklasse erreicht.<br />
Der hier erzielte Höchstwert ist die zwangsläufige Folge des Maxima l-<br />
wertes bei der Personalquote, daran können auch die niedrigen Durc h-<br />
schnittsausgaben je Ist-Stelle nichts ändern.<br />
Wir haben auch bei den Personalausgaben in Relation zu den Einwohnern<br />
nochmals einen speziellen interkommunalen Vergleich der 10<br />
Kommunen ab 78 Tsd. Einwohner durchgeführt, um zu untersuchen, ob<br />
die alleinige Bezugsgröße der Einwohnerzahl zu ke iner Verzerrung der<br />
bisherigen Ergebnisse führt.<br />
Personalausgaben je Einwohner 2003<br />
für Kommunen zwischen 78 bis 141 Tsd. Einwohner<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
387 514 442 514<br />
180<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Personalausgaben je Einwohner 2003<br />
500<br />
----- Euro -----<br />
400<br />
300<br />
200<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Auch dieser differenzierte Vergleich zeigt deutlich, dass die Bezugsgröße<br />
der Einwohner zu keiner Verzerrung der Ergebnisse bzw. Tendenzen<br />
führt. Der Abstand zum Mittelwert hat sich für die Stadt <strong>Moers</strong> nur geringfügig<br />
um 10 Euro verringert, der zur zweithöchsten Quote ist mit 37<br />
Euro unverändert und der deutliche Abstand somit bestehen geblieben.<br />
Wir haben nachfolgend versucht, aus einem Personalausgabenvergleich<br />
einzelner Abschnitte bzw. Unterabschnitte mögliche Indikatoren zu finden,<br />
die auf ein signifikant hohes Ausgabevolumen in Relation zu den<br />
Einwohnern im interkommunalen Vergleich hinweisen. Die Ursache für<br />
höhere Personalausgaben in diesem speziellen Vergleich können sowohl<br />
die Stellenzahl als auch das Stellenniveau sein. Bei diesem Verfahren<br />
sind gewisse Ungenauigkeiten bei der Zuordnung der Personalausgaben<br />
auf die Unterabschnitte in den Vergleichskommunen (17 Kommunen<br />
über 60 Tsd. Einwohner) sicherlich nicht auszuschließen. Auch buchungstechnische<br />
Besonderheiten sind im Einzelfall nicht direkt erkennbar.<br />
Um unsere Aussagen belastbarer zu machen, haben wir parallel zu<br />
den Personalausgaben auch noch die uns vorliegenden Stellenanteile<br />
von zwei Vergleichskommunen über 100 Tsd. Einwohner einbezogen.<br />
Da wir jedoch die Ergebnisse dieses Vergleichs zunächst als Indizien<br />
verstehen, die einen Hinweis auf mögliche Einsparpotenziale bzw. Handlungsfelder<br />
in einzelnen Organisationseinheiten geben sollen, können die<br />
zuvor beschriebenen Ungenauigkeiten durchaus hingenommen werden.<br />
Wir haben aus unserer bisherigen Vergleichsarbeit erkennen können,<br />
dass bei einer derartigen Anzahl von Vergleichskommunen eine durc h-<br />
aus valide Datenlage gegeben ist, soweit es sich um Organisationsein-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 181
Personal und Organisation<br />
heiten handelt, die üblicherweise in den Kommunen zumindest strukt u-<br />
rell ähnlich ausgebildet sind.<br />
Die nachfolgenden Organisationseinheiten in der Stadt <strong>Moers</strong> liegen mit<br />
ihren Personalausgaben in Relation zu den Einwohnern im Jahre 2003<br />
über dem Mittelwert, z.T. deutlich darüber. Dies sind im Einzelnen die<br />
Kämmerei (030), die Liegenschaftsverwaltung (035), die Kulturverwaltung<br />
(300), öffentliche Büchereien (352), der Hochbau (601), die Vermessung<br />
(612) und die Bauordnung (613). Folgende Bereiche weisen<br />
die jeweilige Höchstquote bei den Personalausgaben zu den Einwohnern<br />
aus: die Musikschule (333), die Sportförderung (55) und die öffentlichen<br />
Bäder (57). Weitere Bereiche, in denen die Stadt <strong>Moers</strong> hohe oder<br />
höchste Werte aufweist, haben wir zunächst nicht in den Focus genommen,<br />
da die Art (z.B. Anteil der Leistungserstellung durch Private) und<br />
der Umfang der Aufgabenerledigung (Zahl der Einrichtungen) in den<br />
jeweiligen Kommunen zu stark variiert.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte diese Hinweise aus dem Personalausgabenvergleich<br />
auf die Unterabschnitte bezogen zum Anlass nehmen,<br />
insbesondere diese Bereiche bezüglich möglicher Verbesserungen<br />
in den Arbeitsprozessen dezidiert zu untersuchen und<br />
hierauf basierend eine modifizierte Stellenbemessung vornehmen.<br />
Wie bereits bei der Personalquote und den Durchschnittsausgaben je<br />
Ist-Stelle angesprochen, können auch die Personalausgaben in Relation<br />
zu den Einwohnern in <strong>Moers</strong> vordringlich nur über eine Absenkung des<br />
quantitativen Stellenniveaus sowie den Abbau städtischer Dienstleistungen<br />
bzw. Ausgliederungen auf Dauer und spürbar gesenkt werden. Kumulierend<br />
tritt ein Optimierungsbedarf in der derzeitigen Aufbau- und<br />
Ablauforganisation hinzu sowie die fehlende strategische Gesamtsteuerung.<br />
Wir möchten an dieser Stelle aber auch auf eine mögliche Wechselwirkung<br />
zwischen höheren Personalausgaben in einzelnen Organisationseinheiten<br />
zu den hierdurch erreichten operativen Zielen bzw. zu einem<br />
bestehenden Zustand in bestimmten Aufgabenfeldern städtischer<br />
Dienstleistungen hinweisen. Die gleiche Wechselwirkung zeigt sich natürlich<br />
entsprechend bei der Personalquote, also der Stellenanteile die<br />
für die betreffenden Aufgaben und Dienstleistungen eingesetzt werden.<br />
Ohne einen unmittelbaren Zusammenhang nachweisen zu können, ist<br />
doch auffallend, dass Personalmehrausgaben beispielsweise im Jugend-<br />
182<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
bereich durchgängig guten Kennzahlen in diesem Bereich gegenüberstehen.<br />
Diese Entwicklung kann als Indiz für einen bewussten Mehreinsatz<br />
an personellen Ressourcen in diesen Bereichen sein. Auch diese Zusammenhänge<br />
sind bei zukünftigen Stelleneinsparungen und Abbau<br />
städtischer Dienstleistungen insgesamt zu einem gewissen Maß mit in<br />
den Blick und die Überlegungen einzubeziehen.<br />
Wir halten noch zwei weitere Gründe für die hohen Personalausgaben –<br />
hier in Relation zu den Einwohnern – für möglich.<br />
Zum einen kann dies durch eine verstärkte Inanspruchnahme bzw. Gewährung<br />
von Altersteilzeit sein, wenn die hierdurch freiwerdenden Stellen<br />
auch nur teilweise wiederbesetzt werden.<br />
Obgleich die Zahl der Fälle in den letzten Jahren zugenommen hat, umfasst<br />
ihr Anteil aktuell nur ca. drei Prozent aller Beschäftigten. Damit<br />
liegt die Quote unterhalb dessen, was wir in den bisher geprüften Kommunen<br />
durchschnittlich feststellen konnten.<br />
Das Instrument der Altersteilzeit für alle drei Berufsgruppen kann generell<br />
für den Personaletat dann erhebliche jährliche Zusatzausgaben verursachen,<br />
wenn die betreffenden Stelleninhaber von der Arbeitsphase in<br />
die anschließende Freistellungsphase wechseln (Blockmodell) und die<br />
jeweilige Stelle wieder neu besetzt wird bzw. werden muss. Ob dies im<br />
Einzelfall notwendig ist, sollte daher regelmäßig zum Anlass genommen<br />
werden, den Stelleninhalt und die Stellenwertigkeit einer Überprüfung zu<br />
unterziehen.<br />
Die Altersteilzeit in ihrer bisherigen Rechtsform führt automatisch zu<br />
Mehrausgaben, da - über den gesamten Zeitraum ihrer Gewährung gesehen<br />
– 50 Prozent der Arbeitsleistung entfallen, jedoch ca. 83 Prozent<br />
des Nettoverdienstes durchgehend gezahlt werden. Nur wenn es gelingt,<br />
die jeweilige Stelle gänzlich einzusparen (Beamtenbereich) oder zumindest<br />
deutlich niedriger zu bewerten, wird zukünftig eine echte Personalausgabeneinsparung<br />
erreicht.<br />
Auch ein personeller Ersatz bei unveränderter Besoldungsgruppe durch<br />
einen Beamten mit einer wesentlich niedrigeren Besoldungsgruppe und<br />
mit entsprechend niedrigeren Personalausgaben wird sich in der Praxis<br />
nur schwer realisieren lassen. Vielmehr wird erst durch eine "Kette" von<br />
Umsetzungsmaßnahmen die durch Altersteilzeit frei werdende und weiterhin<br />
notwendige Stelle wieder neu besetzt. Im Ergebnis würden die<br />
"Zusatzkosten" für die Gewährung von Altersteilzeit bei gleichzeitigem<br />
Ersatz durch jüngere Nachwuchskräfte auf die zukünftigen Jahre hin<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 183
Personal und Organisation<br />
zunächst nur abgemildert. Eine vollständige Kompensation findet aber<br />
erst in noch größeren Zeiträumen statt.<br />
Die genauen finanziellen Mehrbelastungen durch die Gewährung von<br />
Altersteilzeit lassen sich durch die jeweils sehr unterschiedlichen Besoldungs-,<br />
Vergütungs- und Lohngruppen der Betroffenen nicht global berechnen.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erstellt daher für jeden konkreten Einzelfall<br />
eine Modellrechnung, in der sie den Zeitpunkt festlegt, ab wann die frei<br />
werdende Stelle kostenneutral wieder besetzt werden kann. Wir haben<br />
diese Berechnung bewusst nicht auf ihre rechnerische Richtigkeit überprüft.<br />
Erfahrungen und Ergebnisse in nahezu allen von uns geprüften<br />
Kommunen zeigen jedoch, dass jede Wiederbesetzung dieser Stellen<br />
mehr oder weniger hohe Zusatzausgaben bedeuten.<br />
Wir halten den Umgang mit dem Instrument der Altersteilzeit in <strong>Moers</strong><br />
jedoch aus einem anderen Grund für bedenklich. In der momentanen<br />
Haushaltssituation und angesichts der höchsten Personalquote in <strong>Moers</strong><br />
sollte dieses personalwirtschaftliche Instrument primär zum Stellenabbau<br />
eingesetzt werden und nicht – wie momentan praktiziert – den Bediensteten<br />
einen möglichst schonenden Ausstieg aus dem Berufsleben<br />
ermöglichen. Die momentane Praxis einer möglichst umgehenden Neuoder<br />
Nachbesetzung der frei werdenden Stellen halten wir für einen<br />
strategisch falschen Ansatz.<br />
Feststellung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> setzt das Instrument der Altersteilzeit im Vergleich<br />
zu anderen Kommunen eher zurückhaltend ein. Gleichwohl<br />
werden die betroffenen Stellen möglichst zeitnah wiederbesetzt,<br />
so dass die Möglichkeiten zur Stellen- und damit zur Personalausgabeneinsparung<br />
nicht oder zumindest nur unzureichend genutzt<br />
werden.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die Gewährung von Altersteilzeit sowohl im<br />
Angestellten- als auch im Beamtenbereich primär zum Stellenabbau<br />
nutzen und dabei auch die Möglichkeiten einer qualitativen<br />
Absenkung von einzelnen Stellenwerten ausschöpfen.<br />
Ein weiterer Grund für möglicherweise höhere Personalausgaben, näm-<br />
184<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
lich ein höheres Durchschnittsalter der Beschäftigten, ist bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> nicht gegeben. Mit 44,5 Jahren liegt das Durc hschnittsalter nur<br />
0,9 Jahre über dem derzeitigen interkommunalen Durchschnitt von 43,6<br />
Jahren, so dass im Vergleich keine wesentlich höheren altersbedingten<br />
Lohn-, Vergütungs- und Gehaltsbestandteile in <strong>Moers</strong> zu leisten sind.<br />
KIWI-Bewertung "Personalausgaben je Einwohner"<br />
Wie bei der KIWI- Kennzahl "Stellen je 1.000 Einwohner" (Personalquote)<br />
bildet die Stadt <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleich auch bei den<br />
"Personalausgaben je Einwohner" mit 37 Euro Abstand zur nächsten<br />
Kommune zurzeit den Höchstwert in der Größenklasse der "großen<br />
kreisangehörigen Gemeinden" ab. Durch ihr breites Spektrum freiwilliger<br />
Aufgaben und Dienstleistungen und einem höheren quantitativen Stellenniveau<br />
wird diese Höchstquote folgerichtig erreicht. Auch bei dieser<br />
KIWI-Kennzahl ist die bestehende Haushaltssituation eine der wesentlichen<br />
Rahmenbedingungen, die den dringenden und - angesichts der<br />
Höhe der Personalausgaben - offensichtlichen Handlungsbedarf zur massiven<br />
Senkung der Personalausgaben erfordert. Hierzu sind die bisherigen<br />
und zurzeit geplanten Maßnahmen im Rahmen des HSK-Entwurfs<br />
<strong>2005</strong> – 2009 nicht ausre ichend.<br />
Die Handlungsmöglichkeiten ergeben sich unmittelbar aus unseren<br />
Empfehlungen zur Stellensituation und zu den Personalausgaben je Einwohner.<br />
Hierbei wurden von uns innerhalb der Kennzahlendiskussion<br />
konkrete Bereiche benannt, in denen deutliche Indizien einen zu hohen<br />
Stellenanteil und/oder ein zu hohes Personalausgabevolumen belegen,<br />
so dass wir insofern auf diese Ausführungen verweisen.<br />
KIWI Bewertung<br />
Für den angesichts der Haushaltssituation dringenden und offensichtlichen<br />
Handlungsbedarf sind zahlreiche Handlungsmöglichke i-<br />
ten gegeben, die den momentan bestehenden Ist-Zustand deutlich<br />
verbessern können und sollten. Daher vergeben wir die KIWI-<br />
Bewertung 1.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 185
Personal und Organisation<br />
Fazit<br />
Das Planungsverhalten bei den Personalausgaben ist bezüglich der<br />
Über- und Unterschreitungen der Haushaltsansätze erst im Jahre<br />
2004 wieder realistisch geworden, nachdem in den beiden vorangegangenen<br />
Haushaltsjahren die Ansätze deutlich überschritten<br />
wurden.<br />
In der zeitlichen Ausgabenentwicklung der Personalausgaben<br />
spiegeln sich im Wesentlichen die gesetzlichen und tariflichen<br />
Steigerungen wider.<br />
Die höchste Personalquote je 1.000 Einwohner, bedingt durch ein<br />
z.T. sehr hohes quantitatives Stellenniveau und einen höheren Anteil<br />
freiwilliger Leistungen, führt in der Stadt <strong>Moers</strong> zur höchsten<br />
Personalausgabenquote je Einwohner.<br />
Der bisherige Entwurf des HSK für die Jahre <strong>2005</strong> – 2009 weist<br />
keine konkreten Maßnahmen aus, mit denen die Konsolidierungsbeiträge<br />
erreicht werden sollen, um die Personalausgaben im Verhältnis<br />
zu den Einwohnern auf ein vertretbares Maß zu reduzieren.<br />
Hier dürften vielmehr erst durch weitere und einschneidende Maßnahmen<br />
in Form von Dienstleistungsabbau, Reorganisation und<br />
veränderter Personalbemessung grundlegende Verbesserungen<br />
der Gesamtlage und der Kennzahl zu erwarten sein.<br />
Informationstechnik<br />
IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />
Für den IT-Bereich wurden zunächst bestimmte Leistungsdaten erfasst,<br />
die unter Berücksichtigung der Ausgaben ein wichtiges Merkmal für die<br />
Effizienz der IT-Dienstleistungen darstellen. In Zusammenhang mit dem<br />
Leistungsspektrum innerhalb der Kommune kann beurteilt werden, ob<br />
höhere durchschnittliche Ausgaben auch durch ein entsprechend umfangreicheres<br />
Leistungsspektrum verursacht werden.<br />
Die Entwicklung der IT-Ausgaben im internen Zeitverlauf bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> ergibt sich aus der nachfolgenden Tabelle.<br />
186<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
IT-Ausgaben in €<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Hard- und Softwareausgaben<br />
417.655 188.590 204.809 120.079 355.383<br />
Datenverarbeitungszentrale<br />
717.753 815.839 864.737 844.283 800.646<br />
Personalausgaben<br />
(Durchschnittskosten 377.450 394.950 394.950 411.527 411.527<br />
nach KGST)<br />
Gesamtausgaben 1.512.858 1.399.379 1.464.496 1.375.889 1.567.556<br />
Zahl der Bildschirmarbeitsplätze<br />
600* 620* 640* 662 680<br />
IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />
2.521 2.257 2.288 2.078 2.305<br />
* Werte geschätzt<br />
Bezogen auf die jeweilige Zahl der Bildschirmarbeitsplätze stellt sich die<br />
Entwicklung der IT-Ausgaben im Zeitverlauf wie folgt dar.<br />
IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />
3.000<br />
2.500<br />
----- Euro -----<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Im internen Zeitvergleich haben sich die IT-Ausgaben bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> zunächst zwischen 2000 und 2003 leicht fallend dargestellt, erst<br />
in 2004 ist das gestiegene Investitionsvolumen erkennbar.<br />
Die Schwankungen der durchschnittlichen IT-Ausgaben hängen u. a. mit<br />
den generell nicht gleichförmig durchzuführenden Investitionen im Hardund<br />
Softwarebereich zusammen. Diese Entwic klung ist durchaus normal,<br />
da bei Neu- und Ersatzbeschaffungen von Hardwarekomponenten unterschiedliche<br />
Nutzungszeiten zugrunde liegen. Der Umfang der Beschaffungen<br />
hängt zudem vom jeweiligen Haushaltsbudget ab. Da sich die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> seit 1995 im HSK und seit 2003 im Nothaushalt befindet,<br />
sind die sich hieraus ergebenden Restriktionen deutlich sichtbar.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 187
Personal und Organisation<br />
Der Ausstattungsgrad der Bildschirmarbeitsplätze ist im Betrachtungszeitraum<br />
nochmals leicht auf aktuell 680 Plätze gestiegen. Der Bildschirmausstattungsgrad<br />
ist nunmehr so hoch, dass nahezu alle Arbeitsplätze<br />
in der Verwaltung, für die eine Bildschirmausstattung möglich und<br />
sinnvoll erscheint, auch über eine solche verfügen. Insofern wird sich die<br />
Hardwarebeschaffung zukünftig in erster Linie in Form von Ersatzbeschaffungen<br />
vollziehen. Die jährlichen Softwarekosten für neue Produkte<br />
und Updates hängen u. a. auch von den Möglichkeiten ihrer organisatorischen<br />
Implementierung in die Arbeitsprozesse ab und sind insofern<br />
ebenfalls jährlich schwankend. Dabei ist die Stadt <strong>Moers</strong> naturgemäß<br />
auch von den Kapazitäten und Vorgaben des Kommunalen Rechenzentrums<br />
Niederrhein (KRZN) abhängig.<br />
Eine genauere "Standortbestimmung" der Stadt <strong>Moers</strong> bei den IT-<br />
Ausgaben soll daher der folgende interkommunale Vergleich ermöglichen.<br />
Bei dieser Kennzahl ist zu berücksichtigen, dass wir wegen der<br />
zuvor beschriebenen Schwankungen in der Ausgabenentwicklung der IT-<br />
Bereiche die gesamten Hard- und Softwareausgaben, die Umlage an das<br />
KRZN sowie die Personalausgaben im Zeitraum 2000 bis 2003 gemittelt<br />
haben. Ferner wurden für die Personalausgaben KGST-Durchschnittskosten<br />
der entsprechenden Besoldungs- und Vergütungsgruppe angesetzt<br />
. Insofern besteht hier eine Ausnahme von der generellen interkommunalen<br />
Vergleichsbetrachtung auf Basis der Rechnungsergebnisse<br />
für das Jahr 2003.<br />
IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz in €<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
1.333 5.010 3.061 2.172<br />
188<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz 2003<br />
5.000<br />
4.000<br />
----- Euro -----<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Bei der Kennzahl "IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz" tendiert die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> deutlich mit ca. 900 Euro unter dem Mittelwert aller bisher<br />
von uns geprüften Kommunen.<br />
Über die Qualität der Dienstleistungen in der Datenverarbeitung können<br />
wir im Rahmen der Überörtlichen Prüfung keine tiefer gehenden Analysen<br />
durchführen. Unsere bisherigen Erhebungen haben aber eindeutig<br />
gezeigt, dass Verwaltungen, die einer Datenverarbeitungszentrale angeschlossen<br />
sind, regelmäßig deutlich über dem Mittelwert tendierten. Für<br />
die hier gegenteilige Positionierung der Stadt <strong>Moers</strong> sehen wir insbesondere<br />
folgende Gründe als ausschlaggebend an:<br />
• geringe Investitionen in Hard- und Softwareausstattung bedingt<br />
durch haushaltsmäßige Restriktionen<br />
• zurückhaltende Investitionen insbesondere in moderne Netzwerktopologien<br />
bedingt durch die noch nicht entschiedenen Fragen in<br />
Zusammenhang mit der Sanierung bzw. einem Neubau von Verwaltungsgebäuden<br />
• kostengünstige Hard- und Softwarebeschaffung (einmalige Mietzahlung<br />
an das KZN) bei gleichzeitig längeren Nutzungsintervallen<br />
Das Leistungsspektrum im IT-Bereich, was Vielfalt sowie Anzahl der<br />
Fachanwendungen und der technischen Dienstleistungen angeht, wird<br />
von uns als durchschnittlich und interkommunal üblich eingeschätzt.<br />
Diese Einschätzung wird von den Beteiligten vor Ort geteilt, wobei die<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 189
Personal und Organisation<br />
Verantwortlichen sich der Tatsache bewusst sind, dass der Einsatz neuer<br />
Programme und modernerer IT-Infrastruktur sowohl in den Fachanwendungen<br />
als auch z.B. im Bereich des E-Government weitere positive<br />
Synergieeffekte bei den Arbeitsabläufen und den Personalstrukt ure n in<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> haben dürfte.<br />
Die zurzeit zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel reichen lediglich<br />
dazu aus, die vorhandenen Systeme zu pflegen bzw. zu erhalten und<br />
Ersatzbeschaffungen durchzuführen. Keinesfalls können hiermit grundlegende<br />
und strategisch neue Datentechniken und Verfahren realisiert<br />
werden. Zusätzlich zu den entsprechenden Haushaushaltsmitteln wird es<br />
zukünftig aber auch notwendig sein, ein vom Verwaltungsvorstand beschlossenes<br />
IT-Entwicklungskonzept zu besitzen, das Planungssicherheit,<br />
Ressourceneinsatz und Priorisierungen klar vorgibt.<br />
Im Hinblick auf die in diesem <strong>Bericht</strong> im Bereich Stellenausstattung<br />
(Personalquote) und Personalausgaben aufgezeigten dringenden Notwendigkeiten<br />
zur Reorganisation und zur Verbesserung der Aufbau- und<br />
Ablauforganisation sehen wir die Datenverarbeitung als einen der<br />
Schlüsselbereiche dieses Umgestaltungsprozesses an. Insofern ist die<br />
Notwendigkeit eines strategischen IT-Entwicklungskonzept für die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> dringend geboten. Auch in diesem Punkt ist die bereits angesprochene<br />
fehlende strategische Gesamtsteuerung deutlich erkennbar.<br />
Empfehlung<br />
Der notwendige Umstrukturierungsprozess in der Stadt <strong>Moers</strong><br />
sollte maßgeblich durch den IT-Bereich mitgestaltet und mitgetragen<br />
werden. Hierzu sollten klare strategische Zielvorgaben seitens<br />
des Verwaltungsvorstands definiert und deren Erreichung regelmäßig<br />
und zeitnah überprüft werden. Mit der Entscheidung<br />
über Rathausneubau und/oder Sanierung sollte daher das IT-<br />
Konzept höchste Priorität bekommen.<br />
Die tragende Rolle im Umgestaltungsprozess wird der IT-Bereich alle r-<br />
dings mit den bisherigen finanziellen und ggf. auch personellen Ressourcen<br />
nicht bewerkstelligen können. Im Sinne von Effizienzsteigerung in<br />
der Gesamtverwaltung und angesichts notwendiger Anfangsinvestitionen<br />
ist ein verstärkter finanzieller Beitrag – insbesondere angesichts der<br />
guten interkommunalen Positionierung – sicherlich zu rechtfertigen und<br />
insofern auch zu empfehlen.<br />
190<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte bestrebt sein, sowohl die Qualität als auch<br />
den Umfang ihrer IT-Dienstleistungen zu steigern, soweit ein Effizienzgewinn<br />
die finanziellen Mehrausgaben mittel- bis langfristig<br />
rechtfertigt. Weitere Synergieeffekte und damit finanzielle Spie l-<br />
räume für den städtischen Haushalt könnten zukünftig durch den<br />
Ausbau der internetgestützten Dienstleistungsangebote für die<br />
Bürgerinnen und Bürger entstehen.<br />
Betreuungsquote für Bildschirmarbeitsplätze<br />
Eine weitere Kennzahl im IT-Bereich bildet die "Betreuungsquote". Sie<br />
sagt aus, wie viele Bildschirmarbeitsplätze eine Vollzeitstelle des IT-<br />
Bereichs betreut. Je niedriger diese Quote ausfällt, umso mehr Personal<br />
wird für diesen Bereich eingesetzt. Über die Qualität und den genauen<br />
Umfang der IT-Dienstleistungen, die jeweils in den einzelnen Ko mmunen<br />
erbracht werden, lässt diese Kennzahl allerdings keine unmittelbaren<br />
Rückschlüsse zu. Bei der Vergleichsbetrachtung haben wir den Mitarbeiter<br />
der Stadt <strong>Moers</strong>, der die PC und Netzwerke an den städtischen Schulen<br />
betreut (1 Vollzeitstelle), unberücksichtigt gelassen. Ebenfalls nicht<br />
mitgerechnet haben wir 0,5 Stellenanteile des IT-Bereichs, die mit Vertragsangelegenheiten<br />
und Supportleistungen in Zusamme nhang mit der<br />
Telekommunikation verbunden sind. Denn diese Tätigkeiten fallen üblicherweise<br />
in den Bereich der zentralen Beschaffung.<br />
Wie bereits angesprochen, lag die Anzahl der Bildschirmarbeitsplätze zu<br />
Beginn des Prüfungszeitraums bei geschätzt 600 Systemen, im Vergleichsjahr<br />
2003 bei 662.<br />
Zur Einschätzung der eigenen Quote und zur Beurteilung des personellen<br />
Aufwandes stellen wir die Betreuungsquote in den interkommunalen<br />
Vergleich.<br />
Betreuungsquote für Bildschirmarbeitsplätze<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
32 157 75 90<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 191
Personal und Organisation<br />
IT-Betreuungsquote<br />
----- Anzahl -----<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Auf der bisher vorliegenden Datenbasis für das Vergleichsjahr 2003 von<br />
15 Kommunen in der Größenklasse „große kreisangehörige Kommune“<br />
liegt die Stadt <strong>Moers</strong> um 15 Arbeitsplätze pro Mitarbeiter über dem aktuellen<br />
Mittelwert, d.h. sie setzt, gemessen an der Anzahl der Bildschirmarbeitsplätze,<br />
vergleichsweise weniger Personal ein als der Durc h-<br />
schnitt. Diese Aussage ist jedoch zu relativieren, da dies nur dann gilt,<br />
wenn das Leistungsspektrum der Vergleichskommunen auch annähernd<br />
identisch ist. Ein umfassender Qualitäts- und Leistungsvergleich konnte<br />
aber von uns in der bisherigen Prüftätigkeit noch nicht durchgeführt<br />
werden.<br />
Bezogen auf die Stadt <strong>Moers</strong> halten wir jedoch den etwas geringeren<br />
Personaleinsatz für gerechtfertigt, da Unterstützungsleistungen - wenn<br />
auch nur in geringerem Umfang – auch durch das Gebietsrechenzentrum<br />
geleistet wird bzw. werden kann. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass<br />
nur geringe Personalressourcen für eigene Schulungsleistungen bereit zu<br />
stellen sind, da diese in erster Linie durch externe Anbieter und das<br />
KRZN abdeckt werden.<br />
Im Bereich der Schulen ist interkommunal ein sehr starker Anstieg der<br />
PC-Plätze zu beobachten. Die zusätzlichen Dienstleistungen werden vie l-<br />
fach von den kommunalen IT-Bereichen erledigt, teilweise ist gesondertes<br />
Personal in den Schulen bzw. Schulverwaltungsämtern vorhanden.<br />
Auch in <strong>Moers</strong> ist seit längerem eine solche gesonderte Stelle eingeric h-<br />
tet worden. Angesicht möglicher weiterer Steigerungen der Zahl der<br />
Schüler-PC in den nächsten Jahren und der damit verbundenen zusätzlichen<br />
Dienstleistungen (technischer Support und Beschaffungswesen) für<br />
192<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
die Schulen, sollte die Verwaltung den Mehrbedarf eindeutig beziffern<br />
(Stellenbedarf) und die Schnittstellen zum schulischen Bereich klar definieren.<br />
Sowohl die Transparenz als auch letztlich die Sicherstellung des<br />
notwendigen Bedarfes bieten die Gewähr dafür, dass der bisherige Qualitätsstandard<br />
im IT-Bereich innerhalb der Verwaltung und den Schulen<br />
unverändert bzw. in dem zukünftig gewünschten Maße gehalten bzw.<br />
erreicht werden kann.<br />
Fazit<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt in der Informationstechnik über ein<br />
durchschnittliches Leistungsspektrum, das sich trotz des vorhandenen<br />
Anschlusses an das kommunale Gebietsrechenzentrum kostengünstig<br />
in Form der Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz darstellen<br />
lässt.<br />
Die anstehenden Restrukturierungsprozesse in der Verwaltung<br />
machen einen verstärkten, die Effizienz steigernden Einsatz des<br />
IT-Bereichs notwendig.<br />
Ratsarbeit<br />
Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner<br />
Zu den in der Hauptgruppe 4 abgebildeten Personalausgaben gehören<br />
auch die Aufwendungen für ehrenamtliche Tätigkeiten (Gruppierungsziffer<br />
40). Hierbei handelt es sich überwiegend um Aufwandsentschädigungen,<br />
die den Mitgliedern kommunaler Vertretungen und Ausschüsse<br />
nach den Bestimmungen der Entschädigungsverordnung (EntschVO)<br />
gewährt werden. Weitere direkte Ausgaben für die Selbstverwaltung<br />
entstehen der Kommune durch die in § 56 Abs. 3 GO NW getroffene<br />
Verpflichtung zur Fraktionsfinanzierung. Danach gewährt die Kommune<br />
den Fraktionen aus Haushaltsmitteln Zuwendungen zu den sächlichen<br />
und personellen Aufwendungen für die Geschäftsführung. Die Höhe der<br />
gewährten Zuwendung unterliegt dem autonomen und pflichtgemäßen<br />
Ermessen des Rates. Weitere indirekte Ausgaben in Form der geldwerten<br />
Leistungen z.B. für die Nutzung von Büro- und Sitzungsräumen, die<br />
als Pflichtanlage zum Haushaltsplan im Einzelnen aufgeführt sind, haben<br />
wir nicht in die Gesamtausgaben aufgenommen. Hier sind es die interkommunal<br />
sehr unterschiedlichen Gegebenheiten und z. T. auch Ge-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 193
Personal und Organisation<br />
wohnheiten, die die Vergleichskennzahl stark beeinflussen und daher die<br />
Aussagekraft u. U. stark verzerren würden.<br />
Durch die Bildung eines Quotienten aus der Summe der genannten Ausgabepositionen<br />
und der Einwohnerzahl lässt sich eine Kennzahl ermitteln,<br />
die die Ausgabenintensität der Selbstverwaltung in Abhängigkeit<br />
zur Einwohnerzahl abbildet.<br />
Für die Stadt <strong>Moers</strong> sind die Ausgabepositionen und Einwohnerzahlen<br />
aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich.<br />
Jahr<br />
Einwohner<br />
lt. LDS<br />
zum 31.12.<br />
Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner in €<br />
Zuwendungen<br />
für die<br />
Geschäftsführung<br />
Aufwandsentschädigungen<br />
Ausgaben für<br />
Ratsarbeit<br />
gesamt<br />
Ausgaben für<br />
Ratsarbeit je<br />
Einwohner<br />
2000 107.062 154.233 378.087 532.320 4,97<br />
2001 107.421 154.375 379.863 534.238 4,97<br />
2002 108.019 157.048 406.331 563.379 5,22<br />
2003 107.903 170.265 409.456 579.721 5,37<br />
2004 107.854 182.967 391.097 574.064 5,32<br />
Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner<br />
6,00<br />
5,50<br />
----- Euro -----<br />
5,00<br />
4,50<br />
4,00<br />
3,50<br />
3,00<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Tabelle und Grafik der Ausgabenentwicklung in der Ratsarbeit bei der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> machen deutlich, dass sich die durchschnittlichen Aufwendungen<br />
pro Einwohner ab 2002 etwas stärker (ca. 5 Prozent) erhöht<br />
haben. Hauptursache hierfür ist die Änderung bzw. Anpassung der Aufwandsentschädigung<br />
in Zusammenhang mit der Euroumstellung zum<br />
01.01.2002.<br />
194<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
Im interkommunalen Vergleich ergeben sich für die Ratsarbeit folgende<br />
Kennzahlen für Kommunen mit einer Einwohnerzahl zwischen 100 bis<br />
250 Tsd. (Staffelung nach dem Kommunalwahlgesetzes – KWahlG -):<br />
Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner in €<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
3,59 5,61 4,80 5,37<br />
Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner 2003<br />
5,50<br />
5,00<br />
----- Euro -----<br />
4,50<br />
4,00<br />
3,50<br />
3,00<br />
2,50<br />
2,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Kennzahl der Stadt <strong>Moers</strong> tendiert im interkommunalen Vergleich für<br />
das Jahr 2003 eher zum Maximalwert als zum Mittelwert der Vergleichskommunen.<br />
Nach § 3 Abs. 2 des KWahlG befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong><br />
am unteren Ende der für sie maßgebenden Einwohnerstaffelung von 100<br />
bis 250 Tsd. Einwohnern. Dies bedeutet, dass bei gleichem Ausgabevolumen<br />
eine deutlich höhere Einwohnerzahl innerhalb dieser Staffelung<br />
zwangsläufig eine wesentlich bessere Quote entstehen lassen würde,<br />
ohne dass an der inhaltlichen Ausgestaltung der Ratsarbeit Veränderungen<br />
bzw. Abstriche vorzunehmen wären.<br />
Zu berücksichtigen ist bei diesem Vergleich jedoch die Tatsache, dass<br />
innerhalb dieser Einwohnerstaffelung erst 4 Kommunen von uns geprüft<br />
werden konnten. Gleichwohl könnte die Stadt <strong>Moers</strong> ihre Quote im interkommunalen<br />
Vergleich verbessern, in dem sie<br />
• die Zahl der Ratsmandate und<br />
• die Zahl der freiwilligen Ausschüsse reduziert.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 195
Personal und Organisation<br />
Die Ausschussstruktur in <strong>Moers</strong> stellt sich ähnlich wie der Verwaltungsaufbau<br />
insgesamt als feingliederig dar. Wir sehen insbesondere bei den<br />
bisher eingerichteten Ausschüssen für Beteiligungen, Bürgeranträge,<br />
Feuerwehr, Grundstücksangelegenheiten, Kultur, Schule, Sport und Personalangelegenheiten<br />
noch erhebliche Synergieeffekte in der Administration<br />
der Ausschussarbeit sowie Einsparungsmöglichkeiten bei den Entschädigungsleistungen.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung<br />
alle Möglichkeiten zur Ausgabenreduzierung ausnutzen und<br />
daher sowohl die Zahl der Ratsmandate als auch die Zahl der<br />
Ausschüsse senken.<br />
Dem Vorschlag des Bürgermeisters in 2004, die Zahl der Ausschüsse<br />
zunächst um einen zu reduzieren, ist der Rat mehrheitlich nicht gefolgt.<br />
Seit der letzten Kommunalwahl hat die Zahl der Fraktionen um zwei zugenommen<br />
und die Zahl der sachkundigen Bürger ist von bisher 56 auf<br />
85 gestiegen. Die Ausgaben für die Ratsarbeit werden somit noch erheblich<br />
zunehmen. Angesichts der momentanen und zukünftigen Haushaltslage<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> sollte dieser Entwicklung unbedingt entgegengewirkt<br />
werden. Die bisherigen Diskussionen und Ergebnisse zu diesem<br />
Thema lassen daher keinen bewussten Sparwillen erkennen.<br />
Fazit<br />
Durch die ungünstige Einwohnerschlüsselung nach dem KWahlG<br />
ist die Stadt <strong>Moers</strong> zunächst bei den Ausgaben in Relation zu den<br />
Einwohnern gegenüber einwohnerstärkeren Kommunen benachteiligt.<br />
Gleichwohl hat sie im Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung<br />
ihren Ermessenspielraum bisher noch nicht genutzt und weder<br />
die Anzahl der Ratsmandate noch die Anzahl der Ausschüsse<br />
auf das arbeitsökonomisch notwendige Maß freiwillig reduziert.<br />
Angesichts der Ergebnisse der letzten Kommunalwahl und der aktuellen<br />
und mittelfristigen Haushaltslage ist auch bei der Ratsarbeit<br />
noch ein Konsolidierungspotenzial vorhanden.<br />
196<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Personal und Organisation<br />
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Jugend<br />
Jugend<br />
Prüfungsinhalte<br />
Die Prüfung im Bereich Jugend bei der Stadt <strong>Moers</strong> erfolgte in den Teilbereichen:<br />
• Erzieherische Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) - Achtes<br />
Buch (VIII) – Kinder und Jugendhilfe<br />
• Leistungen nach dem Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder<br />
(GTK)<br />
• Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz (UVG)<br />
Vorbemerkung<br />
Prüfungsziel<br />
Ziel der überörtlichen Prüfung des Jugendamtes in der Stadt <strong>Moers</strong><br />
durch die <strong>GPA</strong> NRW war es, Organisationsstrukturen, Verfahrensabläufe<br />
sowie die Entwic klung der Ausgaben und Einnahmen und Fallzahlen in<br />
den Bereichen Erzieherische Hilfen, Tageseinrichtungen für Kinder und<br />
Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz (UVG) zu analysieren.<br />
Wenn möglich, sollten Anregungen zu Verbesserungen gegeben werden,<br />
um der Stadt <strong>Moers</strong> Einsparpotenziale erschließen zu kö nnen.<br />
Als Grundlage für die Kennzahlenermittlung und der darauf aufbauenden<br />
Analyse wurden standardisierte Datenerhebungen durchgeführt. Zu diesem<br />
Zweck wurden Gespräche und Befragungen mit dem Amtsle iter,<br />
dem stellvertretenden Amtsleiter, dem Jugendhilfeplaner, der Abteilungsleiterin<br />
eines Sozialraumteams und einigen Sachbearbeitern in<br />
standardisierter Form durchgeführt. Zur Strukturierung und um Daten<br />
für die Analyse zu gewinnen, wurden vorgegebene Gesprächs- und<br />
Erhebungsbögen genutzt.<br />
Die interkommunalen Kennzahlenvergleiche dieses <strong>Bericht</strong>steiles werden<br />
ausschließlich mit von uns geprüften Städten über 60.000 Einwohner<br />
vorgenommen.<br />
198<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
An Unterlagen standen neben den Haushaltsplänen und Jahresrechnungen<br />
die Abschlussberichte und Produktberichte der Controllingstelle, die<br />
Bedarfsplanung für die Tageseinrichtungen für Kinder und die Jugendhilfeplanung<br />
zur Verfügung.<br />
Organisation des Jugendamtes<br />
Das Jugendamt ist als eigenständige Verwaltungseinheit eingeric htet<br />
und dem Dezernat IV unterstellt. Die Aufbauorganisation besteht aus<br />
sieben Zuständigkeitsbereichen. Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD)<br />
umfasst drei Sozialraumteams, zu denen jeweils die Wirtschaftliche Jugendhilfe<br />
(rechtliche Teams), die Betreuung der Tageseinrichtungen und<br />
die offenen Einrichtungen gehören. Die zentrale Steuerungsstelle<br />
schließt das Controlling und das Qualitätsmanagement, die zentrale Heranziehungsstelle,<br />
die Datenverarbeitung und weitere zentrale Dienste<br />
für das Jugendamt ein. Für die Tageseinrichtungen, die Jugendarbeit<br />
und die Hilfen zu Erziehung sind drei Produktberatungsstellen eingeric h-<br />
tet.<br />
Die Jugendhilfeplanung gehört zur Stabsstelle des Dezernates IV, die für<br />
weitere Sozialentwicklungsplanungen (z. B. Schulentwicklung) zuständig<br />
ist.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat keine Aufgaben der öffentlichen Jugendhilfe auf<br />
freie Träger der Jugendhilfe übertragen. Alle Entscheidungen über Erzieherische<br />
Maßnahmen trifft das Jugendamt.<br />
Demografische Entwicklung<br />
Bereits seit einiger Zeit ist aufgrund der demografischen Entwicklung zu<br />
erkennen, dass die Bevölkerungszahlen in der Bundesrepublik Deutschland<br />
zurückgehen. Diese Entwicklung führt regional zu unterschiedlichen<br />
Ergebnissen. So muss jede Kommune so früh wie möglich für sich entscheiden,<br />
wann und in welcher Form sie auf diese Prognosen reagieren<br />
will.<br />
Rückläufige Geburtenzahlen wirken sich auch erheblich auf die Planung<br />
und zukünftige Ausgestaltung der Jugendhilfe aus. Die demografische<br />
Entwicklung ist jedoch durch regional unterschiedliche Geburtenraten<br />
sowie regional divergierende Wanderungsbewegungen gekennzeichnet.<br />
Der demografische Wandel kann in gewissen Grenzen langfristig pro g-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 199
Jugend<br />
nostiziert werden. Die Kommunen können sich daher darauf einstellen<br />
und entsprechend reagieren. Aus diesem Grunde ist die Betrachtung der<br />
demografischen Entwicklung von besonderer Bedeutung (vgl. Teilbericht<br />
Finanzen, Unterthema „Demografischer Wandel und Stadtentwicklung in<br />
<strong>Moers</strong>“). Die folgenden Auswertungen basieren auf den Daten des Landesamtes<br />
für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen.<br />
Bevölkerungsanteil der bis 21-Jährigen an den Einwohnern in Prozent<br />
Die Ausgaben für die Hilfen zur Erziehung erfolgen im Wesentlichen für<br />
die Altersgruppe der bis 21-Jährigen. Es handelt sich deshalb um die<br />
jugendhilferelevante Altersgruppe. Somit ist es für die Jugendhilfeplanung,<br />
aber auch für die Finanzplanung von Bedeutung, wie hoch der<br />
Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung in der Stadt <strong>Moers</strong><br />
ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Bevölkerungsentwic klung nur<br />
einen Faktor unter vielen darstellt, der die Gewährung bzw. Inanspruchnahme<br />
von Hilfen zur Erziehung beeinflusst.<br />
Die nachfolgende Grafik zeigt den Anteil dieser Einwohnergruppe in seiner<br />
Entwicklung für die Jahre 1999 bis 2003:<br />
Bevölkerungsanteil der bis 21-Jährigen an den Gesamt-<br />
Einwohnern in Prozent<br />
---- Prozent ----<br />
21,2<br />
21,1<br />
21,1<br />
21,0<br />
21,0<br />
20,9<br />
20,9<br />
20,8<br />
20,8<br />
20,7<br />
20,7<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Der Bevölkerungsanteil der unter 21-Jährigen in der Stadt <strong>Moers</strong> geht<br />
ab dem Jahr 2000 kontinuierlich jedes Jahr zurück. Im dargestellten<br />
Zeitraum sank der Anteil von 21,1 Prozent auf 20,8 Prozent.<br />
200<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Mit der rückläufigen Entwicklung steht die Stadt <strong>Moers</strong> nicht alleine da,<br />
wie der interkommunale Vergleich zeigt:<br />
Entwicklung des Bevölkerungsanteile der bis 21-Jährigen an den Gesamteinwohnern<br />
im Ve rgleich<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 21,1 21,1 21,0 20,9 20,8<br />
Maximum 26,5 26,2 26,1 25,6 24,0<br />
Mittelwert 22,9 23,0 22,8 22,7 22,4<br />
<strong>Moers</strong> 21,1 21,1 21,0 20,9 20,8<br />
Die grafische Darstellung verdeutlicht die Entwicklung:<br />
Bevölkerungsanteil der bis 21-Jährigen an den Gesamt-<br />
Einwohnern im Vergleich<br />
---- Prozent ----<br />
25,0<br />
22,5<br />
20,0<br />
17,5<br />
15,0<br />
12,5<br />
10,0<br />
7,5<br />
5,0<br />
2,5<br />
0,0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Tabelle und die Grafik zeigen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> in diesem Vergleich<br />
seit Jahren den geringsten Anteil der bis 21 Jahre alten Einwohner<br />
an der Gesamteinwohnerzahl hat. Gemessen am Mittelwert hat in der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> der Anteil der bis 21 Jahre alten Einwohner nicht so stark<br />
abgenommen.<br />
Verschiedene Altersgruppen im Vergleich<br />
Wichtig ist die Betrachtung der Entwicklung in den unterschiedlichen<br />
Altersgruppen, da sich diese auf die Arbeit in den verschiedenen Bere i-<br />
chen des Jugendamtes auswirken. Somit ist es für die Jugendhilfeplanung,<br />
aber auch für die Finanzplanung von Bedeutung, wie hoch der<br />
Anteil der Altersgruppen in der Stadt <strong>Moers</strong> ist.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 201
Jugend<br />
Entwicklung der Anteile verschiedener Altersgruppen im Mehrjahresvergleich<br />
in Prozent<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
0 bis unter 3 Jahre 2,4 2,5 2,5 2,4 2,4<br />
3 bis unter 6 Jahre 2,7 2,6 2,7 2,6 2,6<br />
6 bis unter 10 Ja hre 4,1 4,0 3,8 3,8 3,7<br />
10 bis unter 14 Jahre 4,6 4,6 4,5 4,4 4,3<br />
14 bis unter 18 Jahre 4,1 4,3 4,4 4,5 4,6<br />
18 bis unter 21 Jahre 3,1 3,1 3,1 3,1 3,1<br />
Summe 21,1 21,1 21,0 20,9 20,8<br />
Angaben nach der Statistik des LDS<br />
Grafisch stellt sich die Altersstruktur wie folgt dar:<br />
Entwicklung verschiedener Altersgruppen im Mehrjahresvergleich<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
----- Prozent -----<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
0 bis unter 3<br />
Jahre<br />
3 bis unter 6<br />
Jahre<br />
6 bis unter 10<br />
Jahre<br />
10 bis unter<br />
14 Jahre<br />
14 bis unter<br />
18 Jahre<br />
18 bis unter<br />
21 Jahre<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
In den Altersgruppen 0 bis 3 Jahre, 3 bis 6 Jahre und 18 bis 21 Jahre<br />
haben sich die Anteile nicht wesentlich verändert. Eine bemerkenswerte<br />
Zunahme fällt bei den Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren auf. Die Anteile<br />
bei den beiden übrigen Altersstufen verringerten sich dagegen deutlich.<br />
Zur Verdeutlichung werden die Veränderungen auch in absoluten Zahlen<br />
noch einmal tabellarisch dargestellt:<br />
Entwicklung der Anzahl verschiedener Altersgruppen im Mehrjahresvergleich<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
0 bis unter 3 Jahre 2.610 2.696 2.659 2.703 2.573<br />
3 bis unter 6 Jahre 2.899 2.820 2.870 2.776 2.833<br />
6 bis unter 10 Ja hre 4.432 4.232 4.128 4.059 3.973<br />
10 bis unter 14 Jahre 4.923 4.937 4.815 4.769 4.623<br />
14 bis unter 18 Jahre 4.402 4.556 4.739 4.906 4.999<br />
18 bis unter 21 Jahre 3.316 3.306 3.311 3.346 3.389<br />
Summe 22.582 22.547 22.522 22.559 22.390<br />
202<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Angaben nach der Statistik des LDS<br />
Voraussichtlich wird sich der quantitative Bedarf an Leistungsangeboten<br />
zwischen den Arbeitsfeldern Kindertagesbetreuung, Jugendarbeit und<br />
Hilfen zur Erziehung bis zum Jahr 2010 und darüber hinaus verschieben.<br />
Um entsprechende Veränderungen frühzeitig erkennen und erforderliche<br />
Maßnahmen einleiten zu können, wird die laufende Feststellung der<br />
Entwicklung und die Analyse der demografischen Entwicklung im Ra h-<br />
men der Jugendhilfeplanung benötigt.<br />
Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik geht in der demografischen<br />
Entwicklung für Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2020 von<br />
einem Rückgang gerade der jüngeren Bevölkerung und einer Zunahme<br />
der älteren Bevölkerung aus. Diese Entwicklung ist für die Stadt <strong>Moers</strong><br />
ebenfalls zu erwarten.<br />
Die demografische Entwicklung steht bereits im Blickpunkt des Jugendamtes<br />
und der Stabsstelle des Dezernates IV der Stadt <strong>Moers</strong>, wobei<br />
zurzeit vorrangig Neubaugebiete betrachtet werden.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, die demografische Entwicklung<br />
für alle Bereiche und längerfristig zu analysieren sowie zu dokumentieren.<br />
Veränderungen bis zum Jahr 2020 können dabei mit<br />
Unterstützung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik<br />
betrachtet werden.<br />
Erzieherische Hilfen nach dem SGB VIII<br />
Rechtliche Voraussetzungen<br />
Nach § 27 SGB VIII haben Personensorgeberechtigte bei der Erziehung<br />
eines Kindes oder eines Jugendlichen Anspruch auf Hilfe zur Erziehung.<br />
Zuständig für die Erfüllung dieses Anspruchs ist der örtliche Träger der<br />
öffentlichen Jugendhilfe. Zu diesem Zweck hat die Stadt <strong>Moers</strong> ein eigenes<br />
Jugendamt eingerichtet. Seine Zuständigkeit ergibt sich sachlich aus<br />
§ 85 SGB VIII und örtlich aus § 86 SGB VIII.<br />
Die Hilfe zur Erziehung wird im Wesentlichen nach Maßgabe der §§ 28<br />
bis 35 SGB VIII sowie für junge Volljährige gemäß § 41 SGB VIII ge-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 203
Jugend<br />
währt. Sie umfasst insbesondere die Gewährung pädagogischer und damit<br />
verbundener therapeutischer Leistungen, unter anderem flexible<br />
erzieherische Hilfen, Sozialpädagogische Familienhilfe, Vollzeitpflege,<br />
Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform.<br />
Entwicklung der Ausgaben<br />
Ausgaben der UA 455 (Hilfe zur Erziehung) und 456 (Hilfe für junge<br />
Volljährige)<br />
Um einen Gesamtüberblick über die Ausgaben der Erzieherischen Hilfen<br />
nach dem SGB VIII zu erhalten, werden die Unterabschnitte 455 (§§ 27<br />
- 35 SGB VIII) und 456 (§§ 35a, 41, 42, 43 SGB VIII) betrachtet .<br />
Die Ausgaben in den Unterabschnitten zeigen folgende Entwicklungen:<br />
Entwicklung der Ausgaben Hilfen zur Erziehung (UA 455 und 456)<br />
in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Gesamtausgaben<br />
UA 455 in €<br />
3.753.992 3.762.013 4.274.751 4.928.049 5.318.853<br />
Gesamtausgaben<br />
UA 456 in €<br />
726.917 867.639 725.196 565.168 777.655<br />
Gesamtausgaben<br />
UA 455 und UA 4.480.909 4.629.652 4.999.947 5.493.217 6.096.508<br />
456 in €<br />
Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Ausgabenentwicklung der Unterabschnitte 455 und 456<br />
----- Euro -----<br />
5.500.000<br />
5.000.000<br />
4.500.000<br />
4.000.000<br />
3.500.000<br />
3.000.000<br />
2.500.000<br />
2.000.000<br />
1.500.000<br />
1.000.000<br />
500.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
UA 455 UA 456<br />
204<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
In den Haushaltsplänen der Stadt <strong>Moers</strong> ist für die Eingliederungshilfe<br />
nach § 35 a SGB VIII keine Haushaltsstelle eingerichtet. Die für diese<br />
Hilfe verausgabten Beträge sind aus Mitteln des Unterabschnittes 455<br />
geleistet worden. Nach den Angaben des Jugendamtes sind die Summen<br />
der Unterabschnitte in den Darstellungen entsprechend korrigiert worden.<br />
In dem Betrachtungszeitraum haben sich die Ausgaben der beiden Unterabschnitte<br />
von 4.480.909 Euro im Jahr 1999 um 36,1 Prozent auf<br />
6.096.508 Euro im Jahr 2003 erhöht. Für den erheblichen Zuwachs<br />
sorgten die gestiegenen Aufwendungen des Unterabschnittes 455. Der<br />
Ausgabenzuwachs beträgt immerhin 41,7 Prozent. Beim Untera bschnitt<br />
456 haben die Ausgaben lediglich um 7,0 Prozent zugenommen. Die<br />
Veränderungen der Ausgaben und Fallzahlen bei den einzelnen Hilfearten<br />
sind in der nachfolgenden Übersicht dargestellt:<br />
Entwicklung der Ausgaben und Fallzahlen<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
UA 455<br />
Flexible Erzieh.<br />
Hilfen<br />
Ausgaben in Euro 53.982 91.846 222.539 445.330 608.789<br />
Fallzahlen 43 43 43 83 124<br />
Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe<br />
Ausgaben in Euro 609.921 628.392 715.794 726.624 628.394<br />
Fallzahlen (Familie)* 44 47,05 48,23 49,36 59,99<br />
Erziehung in einer<br />
Tagesgruppe<br />
Ausgaben in Euro 489.379 380.383 366.811 326.632 348.217<br />
Fallzahlen* k. A. 22,7 22,2 20,07 18,00<br />
Vollzeitpflege<br />
Ausgaben in Euro 458.327 418.030 461.715 543.815 655.745<br />
Fallzahlen* 46,00 48,07 45,79 51,49 58,75<br />
Heimerziehung,<br />
sonstige betreute<br />
Wohnform<br />
Ausgaben in Euro 2.259.744 2.127.585 2.504.833 2.653.865 2.913.656<br />
Fallzahlen* 52,00 53,08 60,58 62,84 65,41<br />
UA 456<br />
Ausgaben in Euro 726.917 867.639 725.196 565.168 777.655<br />
Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> *Jahresdurchschnittswerte<br />
Für die Veränderungen im Unterabschnitt 455 sind neben den kostenintensiven<br />
Hilfen der Heimerziehung und Vollzeitpflege die flexiblen erzieherischen<br />
Maßnahmen verantwortlich. Die Ausgaben hierfür haben sich<br />
in den gezeigten Jahren um über 1.400.000 Euro erhöht. Damit verbunden<br />
ist ein deutlicher Anstieg von Fallzahlen, der bei den flexiblen<br />
Hilfen mit einer Verdreifachung der Hilfefälle besonders zu Buche<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 205
Jugend<br />
schlägt. Bei den übrigen Hilfen haben sich die Ausgaben und Fallzahlen<br />
gering verändert.<br />
Bei den Ausgaben des Unterabschnittes 456 liegen die Veränderungen<br />
der einzelnen Jahre überwiegend an den schwankenden Fallzahlen der<br />
Heimerziehung und des betreuten Wohnens.<br />
Ausgaben je Einwohner und Jahr<br />
Die Entwicklung der Ausgaben je Einwohner und Jahr aus den genannten<br />
Unterabschnitten stellt sich im interkommunalen Vergleich folgendermaßen<br />
dar:<br />
Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner und Jahr in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 24,7 25,9 31,4 34,3 35,9<br />
Maximum 89,0 86,0 87,0 83,0 83,0<br />
Mittelwert 50,7 55,4 59,7 60,8 62,1<br />
<strong>Moers</strong> 41,9 43,2 46,3 50,9 55,9<br />
Die grafische Darstellung verdeutlicht die Position der Stadt <strong>Moers</strong> in<br />
diesem Vergleich:<br />
Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner und Jahr im interkommunalen<br />
Vergleich<br />
---- Euro ----<br />
90,0<br />
80,0<br />
70,0<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Allgemein ist festzustellen, dass die Ausgaben für die Erzieherischen<br />
Hilfen in den dargestellten Jahren stark gestiegen sind. Der mittlere<br />
Wert nahm um 22,4 Prozent zu. Das Ausgabenniveau der Stadt <strong>Moers</strong><br />
liegt im Betrachtungszeitraum stets unter dem Mittelwert. Allerdings<br />
206<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
verschlechtert sich die Position Stadt <strong>Moers</strong> ab dem Jahr 2001, da der<br />
Aufwand je Einwohner sich immer mehr dem Mittelwert nähert. Der Anstieg<br />
der Aufwendungen beträgt bei der Stadt <strong>Moers</strong> 33,2 Prozent.<br />
Feststellung<br />
Die Ausgaben für die Erzieherischen Hilfen je Einwohner liegen im<br />
interkommunalen Bereich unter dem Mittelwert. In dem Betrachtungszeitraum<br />
haben sich die Ausgaben stärker erhöht als die<br />
durchschnittlichen Ausgaben der Vergleichskommunen.<br />
Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21. Lebensjahr und<br />
Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />
Da es sich bei den Einwohnern bis zum 21. Lebensjahr um die jugendhilferelevante<br />
Gruppe handelt, werden für einen kommunalen und interkommunalen<br />
Vergleich auch die Ausgaben je Einwohner bis zum 21.<br />
Lebensjahr tabellarisch und grafisch dargestellt:<br />
Ausgaben Hilfen zur Erziehung (UA 455 und 456) je Einwohner<br />
bis zum 21. Lebensjahr und Jahr im Vergleich in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 104,7 110,4 138,0 151,5 161,7<br />
Maximum 405,0 391,0 378,0 347,0 369,0<br />
Mittelwert 223,9 243,5 263,5 269,8 277,6<br />
<strong>Moers</strong> 198,4 205,3 221,1 243,5 269,3<br />
Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21. Lebensjahr<br />
und Jahr in Euro im interkommunalen Vergleich<br />
---- Euro ----<br />
400,0<br />
350,0<br />
300,0<br />
250,0<br />
200,0<br />
150,0<br />
100,0<br />
50,0<br />
0,0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 207
Jugend<br />
Hier zeigt sich ein ähnlicher Verlauf wie bei der Darstellung, die sich auf<br />
die Gesamteinwohnerzahl bezieht. Der jährliche Ausgabenanstieg ist<br />
auch hier deutlich festzustellen.<br />
Für die Festlegung des KIWI-Wertes werden die Vergleichsdaten des<br />
Haushaltsjahres 2003 zu Grunde gelegt. In diesem Vergleich der Aufwendungen<br />
stellt sich die Stadt <strong>Moers</strong> folgendermaßen dar:<br />
Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21. Lebensjahr<br />
und Jahr (KIWI- Kennzahl)<br />
400,0<br />
350,0<br />
300,0<br />
----- Euro -----<br />
250,0<br />
200,0<br />
150,0<br />
100,0<br />
50,0<br />
0,0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt bei den Ausgaben unter dem Mittelwert. Diese<br />
Kennzahl kann nicht isoliert betrachtet werden, weil mehrere Ursachen<br />
für den günstigen Wert verantwortlich sind. Der größte Ausgabenanteil<br />
für die Hilfen sind die Kosten der Heimerziehung. Mit durchschnittlich<br />
65,4 Fällen im Jahr 2003 hat die Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich zu anderen<br />
Kommunen etwa gleicher Größenordnung, die zwischen 35 und 116 Fälle<br />
betreuen, verhältnismäßig geringere Aufwendungen zu finanzieren.<br />
Zum Vergleich wurde deshalb die Anzahl der Heimerziehungsfälle je<br />
10.000 Einwohner mit Vergleichskommunen (über 60.000 Einwohner)<br />
nach den Angaben der Fallzahlen aus dem Jahr 2003 ermittelt:<br />
Anzahl der Heimerziehungsfälle je 10.000 Einwohner<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
5,0 14,3 8,3 6,1<br />
208<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Anzahl der Heimerziehungsfälle je 10.000 Einwohner<br />
----- Anzahl -----<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Kosten für eine Heimunterbringung belaufen sich nach unseren Datenerhebungen<br />
durchschnittlich auf jährlich 40.000 Euro. Bei diesem<br />
Volumen wird deutlich, welche finanzielle Belastung für den städtischen<br />
Haushalt eine große Anzahl dieser kostenintensiven erzieherischen Maßnahme<br />
verursacht. Die zu finanzierenden Fälle durch die Stadt <strong>Moers</strong><br />
liegen in diesem Vergleich deutlich unter dem Mittelwert.<br />
Bei der Anzahl für die Vollzeitpflegefälle (Erziehung des Kindes in einer<br />
Pflegefamilie) zeigt sich für die Stadt <strong>Moers</strong> in der Gegenüberstellung ein<br />
noch besseres Ergebnis:<br />
Anzahl der Vollzeitpflegefälle je 10.000 Einwohner<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
5,0 14,0 9,8 5,4<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 209
Jugend<br />
Anzahl der Vollzeitpflegefälle je 10.000 Einwohner im Vergleich<br />
14,0<br />
12,0<br />
----- Anzahl -----<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Im interkommunalen Vergleich wurden für diese Hilfe im Mittelwert jährliche<br />
Ausgaben von über 9.200 Euro ermittelt. Auch wenn diese Kosten<br />
je Fall im Vergleich zu den Heimerziehungskosten wesentlich geringer<br />
sind, so beeinflusst die Gesamtfallzahl den städtischen Haushalt ebenfalls<br />
beträchtlich. Der Vergleich ergibt eine noch günstigere Position für<br />
die Stadt <strong>Moers</strong>, weil die Anzahl der zu finanzierenden Fälle nur etwas<br />
über dem Minimum liegt.<br />
Die jährlichen Aufwendungen für die Heimerziehung und die Vollzeitpflege<br />
liegen in <strong>Moers</strong>, wie die späteren Betrachtungen zeigen, über den<br />
Mittelwerten. Allerdings verursachen die vergleichsweise wenigen kostenintensiven<br />
Hilfefälle der Heimerziehung und Vollzeitpflege geringere<br />
Belastungen für den Haushalt. Damit begründet sich die gute Positio n<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> in diesem Vergleic h.<br />
KIWI Bewertung<br />
Unter Berücksichtigung des beschriebenen Ist-Zustandes zu dieser<br />
KIWI-Kennzahl vergeben wir den KIWI-Wert 4.<br />
210<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Entwicklung der Ausgaben einzelner Hilfearten<br />
Bei der nun folgenden Betrachtung wird unterschieden zwischen den<br />
ambulanten und stationären Hilfen. Die stationären Hilfen umfassen die<br />
Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform und die Vollzeitpflege. Dies<br />
betrifft sowohl Kinder und Jugendliche als auch junge Volljährige, die<br />
noch in Betreuung des Jugendamtes stehen. Die ambulanten Hilfen umfassen<br />
neben institutioneller Beratung, sozialer Gruppenarbeit, Erziehung<br />
in einer Tagesgruppe und intensiver sozialpädagogischer Einzelbetreuung<br />
vor allem die Sozialpädagogische Familienhilfe.<br />
Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Kinder<br />
und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />
Der Unterabschnitt 455 beinhaltet unter anderem die Ausgaben für die<br />
Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform Kinder und Jugendlicher,<br />
welche die größte Ausgabeposition im Rahmen der Erzieherischen<br />
Hilfen darstellt. Der Anteil dieser Aufwendungen beträgt immerhin rund<br />
55 Prozent der Ausgaben des UA 455. Ausgaben und Fallzahlen zeigen<br />
für den Betrachtungszeitraum nachstehende Entwicklung auf:<br />
Ausgaben der Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Kinder und Jugendlicher<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Gesamtausgaben* 2.259.744 2.127.585 2.504.833 2.653.865 2.913.656<br />
Hilfefälle** 52,00 53,08 60,58 62,84 65,41<br />
Ausgaben je Fall 43.457 40.083 41.348 42.232 44.545<br />
*Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> **Jahresmittelwerte<br />
Im Zeitreihenvergleich der Jahre 1999 bis 2003 mit Angabe der Fallzahlen<br />
und der Kosten je Jahr ergibt sich für die Stadt <strong>Moers</strong> nachstehende<br />
Darstellung:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 211
Jugend<br />
Ausgaben und Fallzahlen für Heimerziehung, sonstige betreute<br />
Wohnform Minderjähriger<br />
----- Euro -----<br />
3.000.000<br />
2.700.000<br />
2.400.000<br />
2.100.000<br />
1.800.000<br />
1.500.000<br />
1.200.000<br />
900.000<br />
600.000<br />
300.000<br />
-<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
----- Anzahl -----<br />
Ausgaben Heimerziehung<br />
Fallzahlen<br />
Auf den Einzelfall bezogen ergeben sich nachstehende Aufwendungen<br />
für die Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform pro Jahr:<br />
Entwicklung der Kosten der Heimerziehung je Hilfefall und Jahr<br />
---- Euro ----<br />
50.000<br />
45.000<br />
40.000<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Nachdem die Aufwendungen je Hilfefall sich im Jahr 2000 verringerten,<br />
sind die jährlichen Kosten je Heimerziehungsfall bis zum Jahr 2003 ko n-<br />
tinuierlich wieder angestiegen.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> bringt Kinder und Jugendliche nur nach eingehender<br />
Prüfung in Heimen unter. Die Erziehungsdefizite müssen entsprechend<br />
gravierend sein und andere Hilfen nicht mehr zum Erfolg führen. Hier<br />
212<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
wird konsequent nach dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ verfahren.<br />
Die Verweildauer in den Einrichtungen richtet sich ausschließlich<br />
nach dem erforderlichen Hilfebedarf. Belegt wird diese Handlungsweise<br />
durch die oben dargestellte vergleichsweise niedrige Anzahl von Fällen.<br />
Die Auswahl der Einrichtung wird mit Hilfe einer Heimdatei vorgenommen,<br />
die die Stadt selbst entwickelt hat und auch selbst fortschreibt.<br />
Allerdings wird bei der Auswahl der Heime überwiegend auf Einrichtungen<br />
zurückgegriffen, die bekannt sind bzw. in der die Stadt regelmäßig<br />
Kinder und Jugendliche unterbringt. Die Stadt sollte deshalb die bereits<br />
vorgesehene Ergänzung dieser Datei um bestimmte Anforderungsprofile<br />
zügig vornehmen.<br />
Erreicht wird hiermit, dass die Stadt bewusst kostengünstigere Einric h-<br />
tungen in Anspruch nimmt , die aber auch über das passende Hilfsangebot<br />
für das Kind bzw. den Jugendlichen verfügen. Mit Hilfe einer umfassenden<br />
Datenbank wird der vorausgehende Hilfeplanprozess optimiert<br />
werden, den Sozialraumteams werden bei der Auswahl qualitativ guter<br />
und kostengünstiger Einrichtungen Hilfestellungen gegeben. Zusätzlich<br />
werden Entscheidungen transparenter und das Kostenbewusstsein wird<br />
gestärkt.<br />
Empfehlung<br />
Zur Optimierung des Entscheidungsprozesses bei der Heimauswahl<br />
sollten die vorgesehenen Ergänzungen forciert in die bestehende<br />
Heimdatei aufgenommen werden.<br />
Im interkommunalen Vergleich haben sich die Kosten je Heimfall in den<br />
vergangenen vier Jahren folgendermaßen entwickelt:<br />
Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Kinder und Jugendlicher<br />
je Hilfefall und Jahr im Vergleich in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 24.137 24.025 26.635 18.619 23.384<br />
Maximum 43.457 71.486 55.381 60.287 51.913<br />
Mittelwert 35.287 39.259 38.588 39.609 39.285<br />
<strong>Moers</strong> 43.457 40.083 41.348 42.232 44.545<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 213
Jugend<br />
Grafisch zeigt diese Entwicklung folgendes Bild:<br />
Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Minderjähriger<br />
je Fall und Jahr im interkommunalen Vergleich<br />
70.000<br />
---- Euro ----<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Kosten je Heimerziehungsfall bei der Stadt <strong>Moers</strong> überschreiten im<br />
gesamten Betrachtungszeitraum stets den Mittelwert. Hier wird deutlich,<br />
dass für die Heimerziehung von Kindern und Jugendlichen mit erheblichen<br />
Erziehungsschwierigkeiten erhöhte therapeutische Maßnahmen<br />
notwendig werden, die größere finanzielle Aufwendungen verursachen.<br />
Feststellung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sieht die Heimerziehung als vorübergehende Erziehungsmaßnahme<br />
an. Die erhöhten Kosten je Hilfefall begründen<br />
sich in den notwendigen therapeutischen Maßnahmen bei<br />
vorliegenden schweren Defiziten. Im Vergleich zu anderen Ko m-<br />
munen hat die Stadt eine geringe Anzahl von Fällen zu finanzieren.<br />
Steuerungsmöglichkeiten werden bei der Heimunterbringung<br />
fast vollständig ausgeschöpft.<br />
KIWI-Bewertung<br />
Für die Bewertung nach dem Kommunalen Indexwert für Wirtschaftlic h-<br />
keit werden im Vergleich die Aufwendungen des Jahres 2003 grafisch<br />
dargestellt:<br />
214<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Minderjähriger<br />
je Fall und Jahr in 2003 (KIWI- Kennzahl)<br />
----- Euro -----<br />
50.000<br />
45.000<br />
40.000<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die ermittelte Kennzahl des Jahres 2003 fließt als aggregierte Kennzahl<br />
in die Gesamtbetrachtung aller KIWI- Kennzahlen ein und wird dort als<br />
Kennzahl „Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform für<br />
Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro“ ausgewiesen.<br />
KIWI Bewertung<br />
Unter Berücksichtigung der beschriebenen Verfahrensweise bei<br />
der Heimunterbringung vergeben wir bei dieser Kennzahl den<br />
KIWI-Wert 4.<br />
Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und<br />
Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />
Der Unterabschnitt 455 beinhaltet weiterhin die Ausgaben für die Vollzeit-/Familienpflege<br />
Kinder und Jugendlicher. Der Anteil der Vollzeitpflegekosten<br />
an den Gesamtaufwendungen dieses Unterabschnittes liegt in<br />
2003 bei 12,3 Prozent.<br />
Die Ausgabenentwicklung für die Vollzeitpflege Minderjähriger als wic h-<br />
tige Alternative zur Heimerziehung stellt sich bei der Stadt <strong>Moers</strong> tabellarisch<br />
und grafisch wie folgt dar:<br />
Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Gesamtausgaben* 458.327 418.030 461.715 543.815 655.745<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 215
Jugend<br />
Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Hilfefälle** 46,00 48,07 45,79 51,49 58,75<br />
Ausgaben je Fall 9.964 8.696 10.083 10.562 11.162<br />
*Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> **Jahresmittelwerte<br />
Entwicklung der Ausgaben in Euro und Fallzahlen für die Vollzeitpflege<br />
Kinder und Jugendlicher<br />
700.000<br />
70<br />
600.000<br />
60<br />
----- Euro -----<br />
500.000<br />
400.000<br />
300.000<br />
200.000<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
----- Anzahl -----<br />
100.000<br />
10<br />
-<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
0<br />
Ausgaben Vollzeitpflege<br />
Fallzahlen<br />
Im interkommunalen Vergleich wird auf die Entwicklung der Kosten des<br />
Einzelfalles abgestellt. Die Werte dieses Vergleiches ergeben sich aus<br />
nachstehender Tabelle und Grafik:<br />
Ausgaben Vollzeitpflege Minderjähriger je Hilfefall und Jahr interkommunal in<br />
Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 5.546 6.176 6.717 6.694 6.344<br />
Maximum 9.964 9.988 10.733 10.562 12.081<br />
Mittelwert 7.690 7.937 8.618 9.091 9.225<br />
<strong>Moers</strong> 9.964 8.696 10.083 10.562 11.162<br />
216<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Ausgaben Vollzeitpflege Minderjähriger je Hilfefall und Jahr im<br />
Vergleich<br />
12.000<br />
10.000<br />
---- Euro ----<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Aufwendungen für die Vollzeitpflege (Kosten für die Pflege und den<br />
Lebensunterhalt) sind nach Altergruppen gestaffelt. Neben diesen Aufwendungen<br />
bestehen Ansprüche für einmalige Bedarfe (z. B. für Ferie n-<br />
maßnahmen). Außer diesen Leistungen sind auch im Bedarfsfall zusätzliche<br />
erzieherische Maßnahmen zu finanzieren, die die Höhe der Kosten je<br />
Fall beeinflussen.<br />
Das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> hat rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen,<br />
die sich in Vollzeitpflegestellen befinden, in heilpädagogischen<br />
Pflegestellen (Erziehungsstellen) untergebracht. Diese Sonderform<br />
der Vollzeitpflege, bei der Fachkräfte für eine erforderliche qualifizierte<br />
Förderung im Einzelfall eingesetzt werden, verursacht höhere Leistungen,<br />
insbesondere größere Kosten der Erziehung. Die Erziehungsstellen<br />
bilden eine geeignete Alternative zur Heimerziehung, weil die Kosten<br />
wesentlich geringer sind.<br />
Im Vergleich zu anderen Kommunen hat die Stadt <strong>Moers</strong> aus dem genannten<br />
Grund höhere Ausgaben je Hilfefall. An dieser Stelle ist wieder<br />
darauf hinzuweisen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> vergleichsweise wenige Fälle<br />
der Vollzeitpflege zu finanzieren hat.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 217
Jugend<br />
KIWI- Bewertung<br />
Für diese Bewertung wird als Vergleich das Jahr 2003 herangezogen. Die<br />
Position der Stadt <strong>Moers</strong> stellt sich hier in der nachstehenden Grafik dar:<br />
Ausgaben Vollzeitpflege Minderjähriger je Fall und Jahr im Vergleich<br />
(KIWI- Kennzahl)<br />
12.000<br />
10.000<br />
----- Euro -----<br />
8.000<br />
6.000<br />
4.000<br />
2.000<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Feststellung<br />
Die Aufwendungen für die Vollzeitpflege je Hilfefall liegen im Vergleich<br />
deutlich über den Mittelwerten. Die Stadt <strong>Moers</strong> bedient<br />
sich bei dieser Hilfeform teilweise professioneller Hilfe durch Erziehungsstellen.<br />
Die Vollzeitpflegestellen und die Erziehungsstellen<br />
sind als alternative, kostengünstige Erziehungshilfen geeignet,<br />
teure Heimerziehungskosten zu verme iden.<br />
KIWI Bewertung<br />
Aus den genannten Gründen bewerten wir die Kennzahl „Ausgaben<br />
für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und<br />
Jahr“ mit dem KIWI-Wert 4.<br />
Ambulante Hilfen<br />
Neben den beiden vorangestellten stationären Hilfen handelt es sich bei<br />
den ambulanten Hilfen um einen weiteren großen Ausgabeblock. Amb u-<br />
218<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
lante Hilfen nach dem SGB VIII sind Angebote der Jugendhilfe, die nach<br />
individuellen und erzieherischen Erfordernissen im Einzelfall geplant,<br />
eingeleitet und gesteuert werden. Nach der individuellen Beratung werden<br />
ambulante Hilfen zur Erziehung je nach den Erfordernissen abgeklärt<br />
und in Form von sozialpädagogischer Familienhilfe, in heilpädagogischen<br />
Tagesgruppen, als Erziehungsbeistandschaften und intensiven<br />
pädagogischen Einzelhilfen gewährt.<br />
Die Aufwendungen und Fallzahlen der ambulanten Hilfen haben sich in<br />
den vergangenen vier Jahren folgendermaßen entwickelt:<br />
Entwicklung von Ausgaben und Fallzahlen ambulanter Hilfen<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Flexible Hilfen (Erziehungsbeistand,<br />
intensive Einzelbetreuung)<br />
Ausgaben in Euro 91.846 222.539 445.330 608.789<br />
Fallzahlen 43 43 83 124<br />
Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe<br />
Ausgaben in Euro 628.392 715.794 726.624 628.394<br />
Fallzahlen* 47,05 48,23 49,36 59,99<br />
Erziehung in einer<br />
Tagesgruppe<br />
Ausgaben in Euro 380.383 366.811 326.632 348.217<br />
Fallzahlen* 22,70 22,20 20,07 18,00<br />
Soziale Gruppenarbeit<br />
Ausgaben in Euro 15.377 7.479 4.566 3.410<br />
Fallzahlen k. A. k. A. 12 15<br />
Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> *Jahresmittelwerte<br />
Für die Durchführung von ambulanten Hilfen müssen freie Träger in Anspruch<br />
genommen werden, weil das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> keine<br />
Maßnahmen durch eigene Mitarbeiter durchführt. Die beauftragten Stellen<br />
rechnen ihre Dienste nach Fachleistungsstunden ab. Die Höhe dieser<br />
Fachleistungsstunden bemisst sich nach der Qualität der Hilfe.<br />
Mit drei großen Anbietern haben das Jugendamt des Kreises Wesel und<br />
sechs städtische Jugendämter dieses Kreises einheitliche Verträge über<br />
die Höhe der Entgelte abgeschlossen. Verstärkt drängen private Anbieter<br />
in diesen „Markt“, die zu geringeren Stundensätzen ihre Leistungen anbieten.<br />
Der Kreis Wesel und die beteiligten Städte stehen mit den etablierten<br />
Anbietern in Verhandlung, um die Kosten und auch die Anzahl<br />
der Therapiestunden zu senken.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 219
Jugend<br />
Empfehlung<br />
Diese Verhandlungen sollten forciert werden, damit die finanzie l-<br />
len Belastungen für die Stadt gesenkt werden können. Außerdem<br />
sollte die Stadt die Angebote der privaten Anbieter auf Qualität<br />
und Leistungsausführung prüfen, um niederschwellige Hilfeleistungen<br />
kostengünstiger durchführen zu lassen.<br />
Die Aufwendungen je Hilfefall werden in der Entwicklung in nachstehender<br />
Tabelle und Grafik im interkommunalen Vergleich dargestellt:<br />
Aufwendungen ambulanter Hilfen im Vergleich je Hilfefall und Jahr in Euro<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 5.829 5.254 4.635 3.499<br />
Maximum 16.391 19.310 16.978 17.292<br />
Mittelwert 10.861 11.785 10.013 8.743<br />
<strong>Moers</strong> 9.898 11.572 9.142 7.322<br />
Aufwendungen ambulanter Hilfen im Vergleich je Hilfefall und<br />
Jahr in Euro<br />
20.000<br />
17.500<br />
15.000<br />
----- Euro -----<br />
12.500<br />
10.000<br />
7.500<br />
5.000<br />
2.500<br />
-<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Aufwendungen für die ambulanten Hilfen je Hilfefall zeigen ab dem<br />
Jahr 2001 eine deutlich abnehmende Tendenz. Dieser Trend ist auch bei<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> gegeben.<br />
220<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Anteil der ambulanten Hilfen an den Hilfen insgesamt nach § 36 SGB<br />
VIII - Hilfeplanverfahren<br />
Der Anteil der ambulanten Hilfefälle an den Hilfefällen insgesamt kann<br />
ein Indikator dafür sein, inwieweit kostengünstigere Handlungsalternativen<br />
gesucht und eingesetzt werden. Er ist in der Regel verbunden mit<br />
einem frühzeitigeren und somit niederschwelligen Hilfeangebot. Er gibt<br />
Anhaltspunkte für die Jugendhilfeplanung und die Steuerung des Jugendbere<br />
iches.<br />
Folgende Fallzahlen für die stationären und ambulanten Hilfen wurden in<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> im Zeitvergleich vorgefunden:<br />
Verhältnis zwischen den stationären und ambulanten Hilfen nach § 36 SBG VIII<br />
Hilfeplanverfahren in Prozent<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Stationär 53,7 53,5 44,6 40,4<br />
Ambulant 46,3 46,5 55,4 59,6<br />
Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Die Übersicht zeigt, dass der Anteil der amb ulanten Hilfen in den Jahren<br />
2000 bis 2001 bei etwa 46 Prozent konstant blieb. Das Verhältnis zwischen<br />
ambulanten und stationären Hilfen hat sich ab dem Jahr 2002<br />
erheblich verbessert.<br />
In der interkommunalen Betrachtung für 2003 ergibt sich folgende Position<br />
für die Stadt <strong>Moers</strong>:<br />
Anteil ambulanter Hilfen an den Hilfefällen nach § 36 SGB VIII - Hilfeplanverfahren<br />
– im interkommunalen Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
20,0 59,6 39,8 59,6<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 221
Jugend<br />
Anteil ambulanter Hilfen an den Hilfefällen nach § 36 SGB VIII –<br />
Hilfeplanverfahren - im interkommunalen Vergleich<br />
-----Prozent-----<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Anteil ambulanter Hilfefälle<br />
Anteil stationärer Hilfefälle<br />
Bei diesem Vergleich stellt die Stadt <strong>Moers</strong> den Maximalwert dar. Es wird<br />
sichtbar, dass die Stadt den Einsatz ambulanter Hilfen favorisiert.<br />
Feststellung<br />
Der hohe Einsatz ambulanter Hilfen bei den erzieherischen Maßnahmen<br />
wird von uns ausdrücklich begrüßt.<br />
Präventive Maßnahmen<br />
Das frühzeitige Einsetzen niederschwelliger Angebote zur Verhinderung<br />
kostenintensiver Erziehungsmaßnahmen bekommt immer größere Bedeutung.<br />
Das erfordert eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung<br />
mehrerer Stellen, die Fehlentwicklungen bei den Kindern früh bemerken<br />
und dann auch an den Fachbereich weitergeben. Zu den Kooperationsbereichen<br />
können gehören:<br />
• Kindertageseinrichtungen (besondere Bedeutung)<br />
• Schuleingangsuntersuchung<br />
• Schulen / Lehrer / Lehrerkonferenz<br />
• Schulamt<br />
• Polizei<br />
222<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
• Stadtentwicklung<br />
Das Jugendamt ist hier in vielen Bereichen seit Jahren tätig. Zu den<br />
Maßnahmen gehören u. a. regelmäßige Quartierskonferenzen an denen<br />
neben den zuständigen Sozialarbeitern die Leiterinnen der Tageseinric h-<br />
tungen, Vertreter der Kirchen und der Polizei, Sportvereine und weitere<br />
in der Jugendarbeit Tätige beteiligt sind. Aus diesen Konferenzen entwickeln<br />
sich Projekte, die nach aktuellen Erfordernissen (z.B. für Schulverweigerer)<br />
initiiert werden.<br />
Feststellung<br />
Der Einsatz der präventiven Maßnahmen zum frühzeitigen Erke n-<br />
nen von Erziehungsdefiziten und Auffälligkeiten wird von uns ausdrücklich<br />
begrüßt.<br />
Zur weiteren Prävention trägt auch die Struktur des Jugendamtes bei.<br />
Der Allgemeine Soziale Dienst ist in drei Sozialraumteams untergliedert.<br />
Die Sozialarbeiter dieser Teams sind für bestimmte weiter untergliederte<br />
Räume (Quartiere) zuständig, in denen sie Hilfestellungen mit beratender,<br />
begleitender und unterstützender Funktion übernehmen.<br />
Ausgaben im Unterabschnitt 456<br />
Ausgaben für Hilfen an junge Volljährige<br />
Im Unterabschnitt 456 sind die Ausgaben der Hilfen für junge Volljährige<br />
(§ 41 SGB VIII), der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder<br />
und Jugendliche (§ 35 a SGB VIII) sowie die Hilfen für die Inobhutnahme<br />
(§§ 42 und 43 SGB VIII) aufzuführen.<br />
An den gesamten Aufwendungen der Unterabschnitte 455 und 456 sind<br />
die Ausgaben des Unterabschnittes 456 lediglich mit 12,8 Prozent beteiligt.<br />
Weil die Ausgaben der erzieherischen Hilfen für junge Volljährige gering<br />
sind, werden keine weiteren Analysen vorgenommen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 223
Jugend<br />
Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche<br />
nach § 35 a SGB VIII<br />
Kinder und Jugendliche haben nach § 35 a SGB VIII Anspruch auf Eingliederungshilfe,<br />
wenn sie seelisch behindert oder von einer solchen Behinderung<br />
bedroht sind. Aufgabe und Ziel der Hilfe, die Bestimmung des<br />
Personenkre ises sowie die Art der Leistungen richten sich nach den Bestimmungen<br />
des SGB IX und SGB XII. Über Art und Umfang der Leistungen<br />
(z. B. ambulante oder stationäre Hilfen) ist grundsätzlich nach<br />
dem Einzelfall zu entscheiden.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> weist Ausgaben für stationäre Maßnahmen der Eingliederungshilfe<br />
nach. Ambulante Hilfen hat die Stadt im <strong>Bericht</strong>szeitraum<br />
nicht gewährt. Nach den Feststellungen aus unseren Prüfungen bewilligen<br />
andere Jugendämter häufig an Schüler, die an Legasthenie /<br />
Dyskalkulie (Lese- Rechtschreib-Störung / Rechenstörung) leiden, Leistungen<br />
nach § 35 a SGB VIII. Diese Störungen sind im Sinne des SGB V<br />
nicht als Krankheiten anerkannt, sondern gelten als Entwicklungsstörungen<br />
schulischer Fertigkeiten.<br />
Die Schulen sind verpflichtet, durch entsprechenden Unterricht die betroffenen<br />
Kinder zu fördern. Die vorrangige Zuständigkeit der Schule<br />
regelt der Runderlass des Schulministeriums (II A 3.70-20/0-1222/91)<br />
vom 19.07.1991. Jugendhilfeleistungen sind demnach im Verhältnis zum<br />
schulischen Förderunterricht immer als nachrangig anzusehen. Jugendhilfeleistungen<br />
können erst dann eingesetzt werden, wenn die nachgewiesene<br />
schulische Förderung (mindestens ein halbes Schuljahr mit bis<br />
zu drei Wochenstunden) keinen Erfolg gebracht hat und als Folge der<br />
Teilleistungsstörung eine seelische Behinderung droht.<br />
Ausgehend von dieser Rechtslage hat die Stadt <strong>Moers</strong> in der Vergangenheit<br />
zu Recht keine ambulanten Leistungen erbracht, für die die Schulen<br />
vorrangig zuständig sind.<br />
Feststellung<br />
Die Hilfegewährungen nach § 35 a SGB VIII beschränkt die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> auf die Leistungen, zu denen der Jugendhilfeträger verpflichtet<br />
ist.<br />
224<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Hilfeplanverfahren<br />
Gemäß § 36 SGB VIII soll zusammen mit dem Personensorgeberechtigten<br />
und dem Kind oder dem Jugendlichen ein Hilfeplan aufgestellt werden,<br />
der Feststellungen über den erzieherischen Bedarf, die zu gewährende<br />
Art der Hilfe sowie die notwendigen Leistungen enthält. Für die<br />
jungen Volljährigen gilt die entsprechende Vorschrift des § 41 Abs. 2<br />
i.V.m. § 36 SGB VIII.<br />
Der Hilfepla n ist damit einerseits der Grundstein für die Feststellung des<br />
sozialpädagogischen/betreuerischen Hilfebedarfs, andererseits aber auch<br />
die Voraussetzung für die Gewährung der wirtschaftlichen Jugendhilfe<br />
zur Abdeckung der durch die erforderlichen Hilfen entstehenden Kosten.<br />
Dieses Hilfeplanverfahren ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein Prozess,<br />
der mit der Beratung über die mögliche Inanspruchnahme einer<br />
Hilfe beginnt, jede Änderung dokumentiert und als Zeitplan für die Beteiligten<br />
bindend sein soll.<br />
Das Hilfeplanverfahren gemäß § 36 hat das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong><br />
in einer Arbeitsanweisung für die beteiligten Mitarbeiter festgelegt. Es<br />
wird im Einzelnen u. a. geregelt, wer an den Hilfeplankonferenzen,<br />
Fachgesprächen und Hilfeplangesprächen beteiligt ist und wie die Fortschreibung<br />
und Überprüfung des Hilfeplanes zu erfolgen hat. Die Entscheidungen<br />
über die Hilfen werden kollegial getroffen.<br />
Stichprobenweise Überprüfungen von Verwaltungsvorgängen ergaben,<br />
dass im Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> sowohl die Aufstellung und Dokumentation<br />
als auch die Fortschreibung von Hilfeplänen sachgerecht,<br />
zeitnah und ausführlich erfolgten. Die Hilfepläne dokumentieren den<br />
Fallverlauf, konkretisieren Zielvorgaben, vereinbaren Umfang und Dauer<br />
einzelner Hilfen und evaluieren nach entsprechender Frist. Die Fortschreibung<br />
der Hilfepläne wird regelmäßig alle sechs Monate oder nach<br />
Bedarf auch in kürzeren Abständen vorgenommen. Die Ergebnisse werden<br />
schriftlich festgehalten.<br />
In diesem Zusammenhang ist die Beteiligung der Wirtschaftlichen Jugendhilfe<br />
anzusprechen. Bei allen Entscheidungen wird die Wirtschaftliche<br />
Jugendhilfe in den Entscheidungsprozess eingebunden. Darüber hinaus<br />
sind weiterhin der Produktberater und die Controllingstelle beteiligt.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 225
Jugend<br />
Feststellung<br />
Die in Teamsitzungen getroffenen Entscheidungen über die notwendigen<br />
Hilfen führen zur Steigerung der Qualität der Maßnahmen,<br />
weil die fachlichen Aspekte mehrerer Fachkräfte genutzt<br />
werden.<br />
Das Einbinden der Wirtschaftlichen Jugendhilfe und der Contro l-<br />
lingstelle in den Entscheidungsprozess dient der Stärkung des<br />
Kostenbewusstseins bei der Hilfegewährung und wird von uns<br />
ausdrücklich begrüßt.<br />
Qualitätsmanagement<br />
Qualität in der Jugendhilfe entsteht nicht aus sich selbst heraus, sondern<br />
ist das Ergebnis eines gesteuerten Prozesses aller Beteiligten. Ausgehend<br />
von einem Dienstleistungsverhältnis, bei dem Jugendhilfeleistungen<br />
als Co-Produktion von Nutzern (Hilfeempfänger) und Fachkräften<br />
des Jugendamtes angesprochen sind, sind drei Qualitätsebenen von erheblicher<br />
Bedeutung:<br />
• das Dienstleistungsangebot – Strukturqualität<br />
• der Dienstleistungsprozess – Prozessqualität<br />
• das Dienstleistungsergebnis- Ergebnisqualität.<br />
Die Qualitätsebenen werden durch spezifische Methoden und Verfahren<br />
(z. B. Leistungsbeschreibungen, Selbst- und Fremdevaluation) geschaffen,<br />
damit sich die Qualitätsentwicklung als ein zielgerichteter Prozess<br />
im Rahmen der Organisations- und Personalentwicklung etablieren kann.<br />
Das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> hat ein Qualitätsmanagement-<br />
Handbuch herausgegeben. Es soll damit sichergestellt werden, dass alle<br />
Geschäftsprozesse, die Auswirkungen auf die Qualität einer Leistung<br />
haben, durchgängig geplant, gesteuert und überwacht werden. Es werden<br />
die wichtigsten Prozesse und Standards für Kinder- und Jugendhilfe<br />
beschrieben. Hierz u gehören Strukturprinzipien, Leitbilder, Organisationsstrukturen<br />
sowie Arbeits- und Verfahrensanweisungen. Die Entwic k-<br />
lung der Qualitätsbeschreibungen und –festlegungen erfolgt in Qualitätszirkeln,<br />
bei denen die Mitarbeiter des Jugendamtes beteiligt sind.<br />
226<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Feststellung<br />
Die Einführung und Weiterentwicklung von Standards in der Jugendhilfe<br />
ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Qualität der<br />
Entscheidungen und wird von uns positiv gesehen.<br />
Controlling/<strong>Bericht</strong>swesen<br />
Controlling und <strong>Bericht</strong>swesen umfassen die Gesamtheit der Maßnahmen<br />
zur Gewinnung, Aufbereitung und Weitergabe von entscheidungsrelevanten<br />
Informationen zur Steuerungsunterstützung. Für eine erhöhte<br />
Wirtschaftlichkeit des Ressourceneinsatzes und zur Wahrnehmung der<br />
Steuerungs- und Leitungsfunktionen müssen als Datenbasis die relevanten<br />
Informationen und Kostengrößen nach Art und Höhe bekannt sein<br />
und aus den Geschäftsprozessen mit abgebildet werden.<br />
Im Rahmen der Prüfung wurde bei der Informationssammlung deutlich,<br />
dass steuerungsrelevante Informationen (Fallzahlen, Finanzdaten, usw.)<br />
verfügbar sind und ein systematisch entwickeltes und an Kennzahlen<br />
und Produkten orientiertes <strong>Bericht</strong>swesen bereits seit Jahren besteht.<br />
Von der Controllingstelle des Jugendamtes werden die Daten für den<br />
Abschlussbericht aufgearbeitet. Die Gliederung der dargestellten Zahlungsströme<br />
wird teilweise nach der Ordnung des Haushaltsplanes, teilweise<br />
nach Produkten vorgenommen, wobei die Einnahmen- und Ausgabenseite<br />
betrachtet werden. Weitere Differenzierungen erfolgen nach<br />
Sozialräumen, Fallzahlen, Belegungs- und Betreuungstagen. Gegenstand<br />
des Abschlussberichtes sind die gesetzlichen und freiwilligen Leistungen<br />
der Jugendhilfe, die Tageseinrichtungen für Kinder und die Leistungen<br />
nach dem Unterhaltsvorschussgesetz.<br />
Weiterhin erstellt die Controllingstelle für den Jugendhilfeausschuss und<br />
die Verwaltungsleitung viertel- und halbjährliche Produktberichte.<br />
Damit sind für das Jugendamt die Zahlungsströme transparent und bilden<br />
die Basis für eine effektive Steuerung der Aufgaben und Ausgaben.<br />
Feststellung<br />
Das <strong>Bericht</strong>swesen des Jugendamtes bietet der Stadt <strong>Moers</strong> eine<br />
geeignete Grundlage zur Steuerung der Aufgabenerledigung.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 227
Jugend<br />
Empfehlung<br />
Durch das Jugendamt sollten weitere Differenzierungen bei bestimmten<br />
Hilfearten erfolgen, z. B. bei der Heimerziehung eine<br />
Unterteilung nach Altersgruppen, damit die Analyse an Tiefenschärfe<br />
gewinnt und die Steuerung der Hilfearten weiter gefächert<br />
werden kann.<br />
Die verwendeten Daten stammen teilweise aus den im Jugendamt einsetzten<br />
EDV-Programmen. Die Verfahren werden auf vier Rechnerebenen<br />
betrieben und sind nicht alle kompatibel, dadurch wird das Zusammenführen<br />
der Daten erschwert. Hier sollte die Verwaltung die Vereinheitlichung<br />
der Verfahren forciert betreiben.<br />
Jugendhilfeplanung<br />
Verfahren<br />
Nach § 80 SGB VIII besteht für den Träger der öffentlichen Jugendhilfe<br />
die Verpflichtung zur Jugendhilfeplanung. Der Jugendhilfeplanung<br />
kommt in Zeiten knapper Kassen eine besondere Bedeutung zu. Die für<br />
die Aufgaben der Jugendhilfe zur Verfügung gestellten Mittel sollen so<br />
effektiv wie möglich eingesetzt werden, um den Anforderungen, wie sie<br />
sich durch gesellschaftliche Entwicklungen, fachliche Diskussionen und<br />
neue Rechtsgrundlagen stellen, gerecht zu werden. Die Jugendhilfeplanung<br />
ist als ständiger Prozess anzusehen, in dem Ziele formuliert, Bedarfe<br />
festgestellt und Konzepte erarbeitet werden. Hierbei sind alle betroffenen<br />
Personen und Gruppen rechtzeitig zu beteiligen.<br />
Die Jugendhilfeplanung soll die Gebietskörperschaften nach dem Willen<br />
des Gesetzgebers in die Lage versetzen, durch systematisches Planen<br />
Entscheidungen zur Ausgestaltung, Organisation und Steuerung der Jugendhilfe<br />
vorzubereiten. Die Jugendhilfeplanung ist somit als zentrales<br />
Steuerungsinstrument der Jugendhilfe anzusehen.<br />
Für die Jugendhilfeplanung ist die Stabsstelle des Dezernates IV zuständig.<br />
In dieser Stabsstelle sind mehrere Beschäftigte für die Jugendhilfe-,<br />
Schulentwicklungs- und Altenhilfeplanung, die Planung für Behinderte<br />
und die Beratung in Integrationsangelegenheiten zuständig. Der Jugendhilfeplaner<br />
gehört daneben der Leitungskonferenz des Jugendamtes<br />
228<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
an und hat die Geschäftsführung für die fünf Arbeitsgemeinschaften<br />
nach § 78 SGB VIII.<br />
Eine gezielte Jugendhilfeplanung führt die Stadt <strong>Moers</strong> seit über 20 Jahren<br />
durch. Die Planung umfasst alle Bereiche des Jugendamtes (z. B.<br />
erzieherische Hilfen, Kindergärten) und wird regelmäßig aktualisiert. Als<br />
Grundlage dienen die vorhandenen Strukturdaten aus den <strong>Bericht</strong>en der<br />
Controllingstelle. Die Jugendhilfeplanung ist Teil der Sozialentwicklungsplanung,<br />
damit besteht eine Vernetzung mit den anderen Arbeitsfeldern<br />
der Stabsstelle des Dezernates (z. B. Schulentwicklung, Integrationsangelegenheiten).<br />
Diese Stabsstelle wird außerdem bei der Stadtentwic k-<br />
lung (Neubaugebiete u. a.) regelmäßig beteiligt.<br />
Feststellung<br />
In der Sozialentwicklungsplanung der Stadt <strong>Moers</strong> werden aus<br />
verschiedenen Arbeitsfeldern voneinander abhängige Informationen<br />
gebündelt, die die geeignete Grundlage für eine gezielte<br />
Steuerung bilden.<br />
Fazit<br />
Im interko mmunalen Vergleich liegen die Aufwendungen je Hilfefall<br />
der Heimerziehung und Vollzeitpflege über den Mittelwerten.<br />
Trotzdem sind die finanziellen Belastungen für den Haushalt der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund der geringen Fallzahlen vergleichsweise<br />
niedrig. Die Gründe sind in der gezielten Steuerung der Hilfen und<br />
dem verstärkten Einsatz ambulanter Hilfen zu sehen. Dazu trägt<br />
ebenfalls das Hilfeplanverfahren bei, in dem die Wirtschaftliche<br />
Jugendhilfe in den Entscheidungsprozess mit eingebunden ist.<br />
Verbesserungspotenzial sehen wir in einer differenzierteren Aufbereitung<br />
der Daten der Erzieherischen Hilfen, um eine noch zielgenauere<br />
Steuerung vornehmen zu können.<br />
Die Bündelung planerischer Aufgaben in einer Stabsstelle für mehrere<br />
Bereiche vereinfacht die ganzheitliche und übergreifende Jugendhilfeplanung<br />
in der Stadt <strong>Moers</strong>, die für eine strategische<br />
Steuerung notwendig ist.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 229
Jugend<br />
Tagesbetreuung von Kindern<br />
Rechtliche Grundlagen<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> ist als örtlicher Träger der Jugendhilfe nach dem SGB<br />
VIII in Verbindung mit dem Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder<br />
(GTK NRW) für die Angebotsentwic klung von Tageseinrichtungen für<br />
Kinder zuständig.<br />
Nach Einführung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz<br />
(§ 24 SGB VIII) ab dem Jahr 1996 besteht eine Verpflichtung, den Bedarf<br />
an Kindergartenplätzen für die Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen<br />
Kinder sicherzustellen. Weiterhin ist die Stadt <strong>Moers</strong> als örtlicher<br />
Träger der Jugendhilfe für die Erhebung der Elternbeiträge nach dem<br />
GTK, die Vereinnahmung der Landeszuweisungen für die Tageseinric h-<br />
tungen und die Festsetzung der gesetzlichen Betriebskostenzuschüsse<br />
zuständig.<br />
Organisation des Bereiches der Tagesbetreuung für Kinder<br />
Die Planung, der Betrieb und die Finanzierung der Tagesbetreuung von<br />
Kindern sind organisatorisch dem Jugendamt zugeordnet.<br />
Für die Verwaltung der Tageseinrichtungen, die Erhebung der Elternbeiträge<br />
und der sonstigen Betreuungsangelegenheiten sind die Sozia l-<br />
raumteams und die integrierten rechtlichen Teams zuständig.<br />
Angebotsstruktur und Bedarfsplanung<br />
In der Stadt <strong>Moers</strong> bieten 45 Tageseinrichtungen insgesamt 3.203 Plätze<br />
an. Für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren stehen 2.971 Plätze zur Verfügung.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> unterhält 16 Einrichtungen, in freier Trägerschaft sind<br />
29 Einrichtungen. Nach der Anzahl der Einrichtungen und der betreuten<br />
Kinder übernimmt die Stadt <strong>Moers</strong> über ein Drittel der Versorgung unmittelbar.<br />
Die Differenzierung der Träger der Tageseinrichtungen und<br />
ihre Angebotsprofile ergeben sich aus folgender Übersicht nach dem<br />
Stand vom 31.12.2004:<br />
230<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Träger<br />
Angebot in Tageseinrichtungen für Kinder in <strong>Moers</strong><br />
Zahl der Gruppen<br />
Anzahl<br />
der<br />
Tageseinrichtungen<br />
Kindergartengruppen<br />
Tagesstättengruppen<br />
Altersgemischte<br />
Gruppen<br />
Hortgruppen<br />
Gruppen<br />
gesamt<br />
Ev. Kirche 8 18 3 * 2 0 23<br />
Kath. Kirche 10 28 4 ** 1 0 33<br />
Elterninitiative<br />
5 9 2 1 1 13<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
4 8 0 3 2 14<br />
Sonstige<br />
Träger<br />
2 2 5 *** 0 0 7<br />
Städt. Einrichtungen<br />
16 36 3 8 2 50<br />
Gesamt 45 101 17 16 5 140<br />
* davon zwei integrative Gruppen<br />
** davon zwei integrative Gruppen<br />
*** davon zwei integrative Gruppen und 3 heilpädagogische Gruppen<br />
Die Planungsverantwortung für die Einrichtung und wohnortnahe Bereitstellung<br />
eines Angebotes an Tageseinrichtungen für Kinder obliegt nach<br />
§ 10 Abs. 1 GTK dem örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe. Zur<br />
Wahrnehmung der Planungsverantwortung haben die öffentlichen Träger<br />
der Jugendhilfe alle zwei Jahre einen Bedarfsplan fortzuschre iben, der<br />
das Angebot, den Bedarf und die zur Bedarfsdeckung notwendigen Maßnahmen<br />
darlegt (§ 10 Abs. 4 GTK i.V.m. § 80 SGB VIII).<br />
Das Angebot und der Bedarf an Tageseinrichtungen sowie eine prognostizierte<br />
Nachfrageentwicklung nach Tagesbetreuungsangeboten für<br />
3- bis 6- jährige Kinder, für Kinder unter drei Jahre und die Betreuung<br />
von Schulkindern werden von der Stadt <strong>Moers</strong> regelmäßig ermittelt. Zuständig<br />
für diese Planung ist die Stabsstelle „Sozialentwicklungsplanung“<br />
des Dezernates IV.<br />
Der letzte Bedarfsplan für die Tageseinrichtungen wurde am 15.12.2004<br />
vom Rat der Stadt <strong>Moers</strong> beschlossen. Diese Planung umfasst den Zeitraum<br />
für die Jahre 2004 bis 2007. Allerdings werden die Daten nach den<br />
aktuellen Entwicklungen regelmäßig fortgeschrieben, so dass sie für planerische<br />
Zwecke den zeitnahen und künftigen Bedarf darstellen. Neben<br />
der Planung für das gesamte Stadtgebiet werden diese Daten unter Beachtung<br />
der demografischen Entwicklung für einzelne Einzugsgebiete<br />
der Tageseinrichtungen aufbereitet.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 231
Jugend<br />
Feststellung<br />
Die detaillierte Planung der Stadt <strong>Moers</strong> bildet die geeignete<br />
Grundlage, um den Bedarf an Plätzen in Tageseinrichtungen für<br />
Kinder zu sichern.<br />
Kennzahlen und Grundzahlen zur Tagesbetreuung von Kindern<br />
Zur Darstellung der Entwicklung der Angebote der Tagesbetreuung von<br />
Kindern und zur interkommunalen Vergleichbarkeit dieser wurden Kennzahlen<br />
gebildet, die zum einen die Versorgungssituation und zum anderen<br />
fiskalische Aspekte, wie die Entwicklungen von Kosten und Zuschussbedarf<br />
sowie von Elternbeiträgen, betrachten.<br />
Versorgungsquoten<br />
Versorgungsquoten werden in Relation der Anzahl der Einwohner nach<br />
bestimmten Altersgruppen zu der Anzahl der verfügbaren Plätze in Tageseinrichtungen<br />
für Kinder in diesen Altersgruppen gebildet.<br />
Bei der Berechnung der Versorgungsquoten wurden die jeweiligen LDS-<br />
Einwohnerdaten mit Stichtag 31.12. zugrunde gelegt, um eine einheitliche<br />
Berechnungsgrundlage und somit eine landesweite Vergleichbarkeit<br />
der ermittelten Quoten zu erreichen.<br />
Diese LDS-Einwohnerdaten weichen geringfügig von der eigenen Fortschreibung<br />
der Einwohnerzahlen durch die Stadt <strong>Moers</strong> ab, so dass auch<br />
die hier ermittelten Versorgungsquoten nicht mit den in der städtischen<br />
Bedarfsplanung ausgewiesenen Quoten übereinstimmen.<br />
Die Quoten werden in einer Zeitreihe von 1999 bis 2003 für einzelne<br />
Altersgruppen in einer tabellarischen Gesamtübersicht abgebildet:<br />
Versorgungsquoten bei den unter 3-jährigen, den 3- bis 6-jährigen und den 7-<br />
bis 13-jährigen in Prozent<br />
Anzahl der Kinder<br />
unter 3 Jahren<br />
Anzahl der Plätze<br />
für unter 3-<br />
jährige<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
2.610 2.696 2.659 2.703 2.573<br />
28 35 42 42 42<br />
232<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Versorgungsquoten bei den unter 3-jährigen, den 3- bis 6-jährigen und den 7-<br />
bis 13-jährigen in Prozent<br />
Quote unter 3-<br />
Jährige<br />
Anzahl der Kinder<br />
von 3 bis 6<br />
Jahren<br />
Anzahl der Plätze<br />
für 3 bis 6-<br />
jährige<br />
Quote 3- bis 6-<br />
Jährige<br />
Anzahl der Kinder<br />
von 7 bis 13<br />
Jahren<br />
Anzahl der Plätze<br />
für Schulkinder<br />
Quote 7- bis<br />
13-Jährige<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
1,1 1,3 1,6 1,6 1,6<br />
2.899 2.820 2.870 2.776 2.833<br />
2.959 2.942 2.992 2.996 2.971<br />
102,1 104,3 104,3 107,9 104,9<br />
8.344 8.178 7.993 7.792 7.677<br />
190 210 210 210 190<br />
2,3 2,6 2,6 2,7 2,5<br />
Einwohnerangaben nach der LDS Landesdatenbank zum Stand vom 31.12.<br />
Die Versorgungsquote der 3- bis 6-jährigen Kinder ist von 1999 bis 2003<br />
auf etwa einem gleich hohen Niveau. Die Anzahl der Kinder nahm in<br />
diesem Zeitraum nur wenig ab. Das Angebot wurde in 2003 leicht reduziert.<br />
Die Anzahl der Plätze für die Schulkinder wurde in 2000 erhöht. Im<br />
Jahr 2003 erfolgte wiederum eine Verringerung des Angebotes. Der Einwohnerrückgang<br />
fällt bei den Schulkindern deutlich auf. Für die unter<br />
Dreijährigen blieb es in der Stadt <strong>Moers</strong> im Betrachtungszeitraum bei<br />
einem geringen Betreuungsangebot.<br />
Feststellung<br />
Der gesetzliche Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für<br />
die 3- bis 6-Jährigen wird von der Stadt <strong>Moers</strong> erfüllt.<br />
Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder<br />
pro Jahr in Euro<br />
Die nachfolgenden Betrachtungen stellen auf die Betriebskosten und<br />
deren Entwic klung nach dem GTK ab, um hie rüber eine vergleichbare<br />
Grundlage für eine differenzierte Betrachtung zu schaffen.<br />
Die Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder haben sich in den<br />
Jahren 1999 bis 2003 wie folgt entwickelt:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 233
Jugend<br />
Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Eigene Tageseinrichtungen<br />
3.816 3.911 3.912 4.198 4.313<br />
Tageseinrichtungen<br />
freier Träger<br />
3.677 3.826 3.938 3.998 4.237<br />
Kosten je Platz aller<br />
Einrichtungen<br />
3.729 3.857 3.928 4.073 4.266<br />
Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in Euro<br />
4.400<br />
4.000<br />
3.600<br />
3.200<br />
---- Euro ----<br />
2.800<br />
2.400<br />
2.000<br />
1.600<br />
1.200<br />
800<br />
400<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Tageseinrichtungen gesamt Tageseinrichtungen freier Träger<br />
Eigene Tageseinrichtungen<br />
Die Kosten in Tageseinrichtungen für Kinder je Platz steigen seit 1999<br />
kontinuierlich an. Die Entwicklung der Betriebskosten ist hauptsächlic h<br />
geprägt durch tarifliche Personalkostensteigerungen.<br />
Dieses trifft sowohl für die eigenen Tageseinrichtungen als auch für die<br />
Einrichtungen freier Träger zu. Dabei liegen die Kosten je Platz im Bereich<br />
der freien Träger unter denen der eigenen Einrichtungen. Eine<br />
Ausnahme bildet das Jahr 2001, weil hier die Umstrukturierung der<br />
Stundenkontingente in den städtischen Einrichtungen zur Senkung der<br />
Aufwendungen führte.<br />
Entscheidend für eine Bewertung dieser aufgezeigten Kostenentwic klung<br />
ist, wie sich die Stadt <strong>Moers</strong> mit diesen Werten im interkommunalen<br />
Vergleich positioniert:<br />
Kosten je Platz in Tageseinrichtungen im interkommunalen Vergleich in Euro,<br />
Basisjahr 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Einrichtungen<br />
gesamt<br />
3.380 5.369 4.183 4.266<br />
Eigene Trägerschaft<br />
3.071 5.980 4.455 4313<br />
Einrichtungen<br />
freier Träger<br />
3.281 5.470 4.133 4.237<br />
234<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Die Übersicht zeigt, dass im Vergleich die Aufwendungen für städtische<br />
Einrichtungen in anderen Kommunen deutlich über denen der freien<br />
Träger liegen. Bei der Stadt <strong>Moers</strong> ist der Unterschied allerdings nicht so<br />
graviere nd. Das Kostenniveau der gesamten Einrichtungen liegt über<br />
dem Mittelwert. Es fällt der günstige Wert für die eigenen Einric htungen<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> auf, der unter dem Mittelwert bleibt. Dagegen wird dieser<br />
Wert von den Einrichtungen der freien Träger leicht überschritten.<br />
Um auch die Entwicklung dieses interkommunalen Vergleichs im Zeitverlauf<br />
darzustellen, bilden die nachfolgenden Grafiken auch die Jahre 1999<br />
bis 2003 ab:<br />
Kosten je Platz und Jahr in eigenen Einrichtungen<br />
6.000<br />
5.000<br />
---- Euro ----<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Kosten je Platz und Jahr in Einrichtungen freier Träger<br />
6.000<br />
5.000<br />
---- Euro ----<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 235
Jugend<br />
Feststellung<br />
Die Kosten je Platz in den Tageseinrichtungen für Kinder liegen im<br />
interkommunalen Vergleich nur leicht über dem Mittelwert. Dabei<br />
ist positiv festzuhalten, dass sich die Ausgaben für die städtischen<br />
Einrichtungen im Vergleich besser darstellen.<br />
Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in<br />
Euro (KIWI-Kennzahl)<br />
Die Ermittlung des Zuschussbedarfes je Kindertageseinrichtungsplatz<br />
und Jahr basiert auf den anerkannten Betriebskosten. Diese Betriebskosten<br />
werden um die Trägeranteile, die Landeszuschüsse und die Elternbeiträge<br />
bereinigt.<br />
Die Trägeranteile, der Landeszuschuss sowie die Elternbeiträge für Tageseinrichtungen<br />
können als Einnahmen den Betriebskosten als Ausgaben<br />
gegenübergestellt werden. Daraus lässt sich der Zuschussbedarf<br />
gesamt sowie je Platz ableiten:<br />
Trägeranteile, Landeszuschuss und Elternbeiträge für Tageseinrichtungen, Gesamteinnahmen<br />
und Gesamtausgaben, Zuschussbedarf je Platz in €<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Gesamtausgaben<br />
Betriebskosten<br />
11.802.827 12.291.308 12.742.859 13.227.574 13.663.403<br />
Trägeranteile 2.434.059 2.330.284 2.273.745 2.544.210 2.873.602<br />
Landeszuschuss 4.026.884 4.129.044 4.073.133 4.371.940 4.463.648<br />
Elternbeiträge 1.824.433 1.847.154 1.800.238 2.162.998 2.346.945<br />
Zuschuss gesamt<br />
3.517.451 3.984.827 4.595.742 4.148.426 3.979.208<br />
Anzahl der<br />
Plätze in Einrichtungen<br />
3.165 3.187 3.244 3.248 3.203<br />
Zuschuss je<br />
Platz in €<br />
Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong><br />
1.111 1.250 1.417 1.277 1.242<br />
Der Zuschussbedarf liegt in den Jahren 2000, 2002 und 2003 auf etwa<br />
gleicher Höhe. Durch geringe Elternbeiträge, Trägeranteile und Landeszuschüsse<br />
ergab sich für das Jahr 2001 ein deutlich höherer Zuschussbedarf.<br />
Die Zuschussbedarfe haben sich im interkommunalen Vergleich im Betrachtungszeitraum<br />
wie folgt entwickelt:<br />
236<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder je Jahr im Vergleich in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 552 773 656 772 1.020<br />
Maximum 1.578 1.949 1.847 1.717 1.792<br />
Mittelwert 1.096 1.176 1.181 1.228 1.282<br />
<strong>Moers</strong> 1.111 1.250 1.417 1.277 1.242<br />
Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder je Jahr<br />
im Vergleich<br />
2.000<br />
1.600<br />
---- Euro ----<br />
1.200<br />
800<br />
400<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Mit Ausnahme des Jahres 2001 orientiert sich der jährliche Zuschussbedarf<br />
in der Stadt <strong>Moers</strong> am Mittelwert. In 2003 konnte der Mittelwert<br />
leicht unterschritten werden.<br />
Die genannten Werte gelten für die Einric htungen aller Träger in der<br />
Stadt <strong>Moers</strong>. Die Zuschussbedarfe für die städtischen Einrichtungen und<br />
die Einrichtungen der freien Träger lassen sich nicht getrennt darstellen,<br />
weil die Elternbeiträge auf einer Haushaltsstelle vereinnahmt werden.<br />
KIWI-Bewertung<br />
Für die KIWI-Bewertung ist der Zuschussbedarf aller Einrichtungen für<br />
das Jahr 2003 maßgebend. Betrachten wir den Zuschussbedarf im interkommunalen<br />
Vergleich 2003, so ergibt sich folgendes Bild:<br />
Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen 2003 im interkommunalen Vergleich<br />
in Euro<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Zuschuss 1.020 1.792 1.282 1.242<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 237
Jugend<br />
Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen 2003 im interkommunalen<br />
Vergleich in Euro<br />
1.800<br />
1.600<br />
1.400<br />
----- Euro -----<br />
1.200<br />
1.000<br />
800<br />
600<br />
400<br />
200<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Der Zuschussbedarf je Platz aller Einrichtungen liegt in 2003 knapp unter<br />
dem Mittelwert. In Anbetracht des Verlaufes der Werte im Vergleich<br />
wird nunmehr ein zufrieden stellendes Ergebnis erreicht, bei dem ein<br />
Handlungsbedarf nicht zwingend notwendig ist.<br />
KIWI Bewertung<br />
Aufgrund der im Vergleich erzielten Werte vergeben wir bei dieser<br />
Kennzahl den KIWI-Wert 3.<br />
Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder freier<br />
Träger pro Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />
Freiwillige Zuschüsse werden als anteilige oder vollständige Zuwendungen<br />
zu den Eigenanteilen der Betriebskosten einzelner Gruppen von Einrichtungen<br />
freier Träger für die Tagesbetreuung von Kindern gewährt.<br />
Die Zahlung der freiwilligen Zuschüsse ist durch Beschlüsse der zuständigen<br />
Ausschüsse geregelt. Die Höhe der freiwilligen Zuschüsse hat sich<br />
wie folgt entwickelt:<br />
Freiwillige Zuschüsse gesamt pro Jahr in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
262.862 239.547 283.666 346.993 297.596<br />
238<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Die Höhe der Zuschüsse stieg im Laufe des Betrachtungszeitraumes an.<br />
Für den Vergleich mit anderen Kommunen werden die freiwilligen Zuschüsse<br />
je Platz in den Einrichtungen freier Träger ermittelt. Das Ergebnis<br />
dieses Vergleiches zeigt tabellarisch und grafisch folgende Werte:<br />
Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder freier Träger je<br />
Jahr im Vergleich in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 36 33 36 39 47<br />
Maximum 496 456 462 460 482<br />
Mittelwert 252 229 240 253 247<br />
<strong>Moers</strong> 133 118 140 170 149<br />
Entwicklung der freiwilligen Zuschüsse je Platz im Vergleich<br />
----- Euro -----<br />
500<br />
450<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Grafik verdeutlicht zunächst, wie groß die Spannbreite bei der Zahlung<br />
von freiwilligen Zuschüssen durch die Kommunen ist. Die Ausgaben<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> liegen im gesamten Betrachtungszeitraum deutlich unter<br />
den Mittelwerten.<br />
Für das Jahr 2003 stellt sich der Vergleich wie nachstehend abgebildet<br />
dar:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 239
Jugend<br />
Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder<br />
fre ier Träger pro Jahr in Euro (KIWI- Kennzahl)<br />
500<br />
450<br />
400<br />
----- Euro -----<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> stellt über ein Drittel der Plätze in Tageseinrichtungen<br />
für Kinder. Damit ist sie bei der Bereitstellung von Plätzen und dem unterschiedlichen<br />
Betreuungsangebot nur teilweise von den freien Trägern<br />
abhängig. Das zeigt sich hier in der zurückhaltenden Bewilligungspraxis<br />
der freiwilligen Zuschüsse. Sie werden nur für einzelne Gruppen vertra g-<br />
lich bewilligt, mit der überwiegenden Möglichkeit zur kurzfristigen Kündigung<br />
(sechs Monate). Die Zuschüsse werden für die Übernahme der<br />
Trägeranteile der geförderten Gruppen gezahlt.<br />
Wie oben beschrieben, stellt die Stadt <strong>Moers</strong> den Bedarf an Plätzen in<br />
Tageseinrichtungen sehr genau fest. Die Verträge über die freiwilligen<br />
Zuschüsse werden ausschließlich vor dem Hintergrund der Sicherstellung<br />
des Rechtsanspruchs von Kindern auf einen Kindergartenplatz gemäß<br />
§ 24 SGB VIII geschlossen. Der überwiegende Anteil der Verträge<br />
ist mit konfessionellen Trägern „zur Vermeidung von Benachteiligungen<br />
für Kinder moslemischen Glaubens“ abgeschlossen worden. Die konfessionellen<br />
Träger verpflichten sich, eine bestimmte Anzahl von Kindern<br />
moslemischen Glaubens mit Erstwohnsitz in <strong>Moers</strong> aufzunehmen.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, zukünftig Vertragsregelungen<br />
neutraler zu fassen, um Kinder anderer Religionszugehörigkeiten<br />
nicht auszuschließen.<br />
240<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
KIWI Bewertung<br />
Die freiwilligen Zuschüsse gewährt die Stadt <strong>Moers</strong> ausschließlich<br />
zur Anpassung des erforderlichen Bedarfes an Plätzen in Tageseinrichtungen<br />
für Kinder, soweit sie in eigenen Einrichtungen<br />
das Platzangebot nicht bereitstellen kann. Im Vergleich zu anderen<br />
Kommunen liegen die Zahlungen deutlich unter dem Mittelwert.<br />
Aufgrund dieses positiven Ergebnisses vergeben wir bei dieser<br />
Kennzahl den KIWI-Wert 4.<br />
Anteil der Elternbeiträge an den Gesamtbetriebskosten<br />
pro Jahr in Prozent<br />
Die Höhe der Elternbeiträge in ihrer Entwicklung seit 1999 und im interkommunalen<br />
Vergleich ist Gegenstand der nachfolgenden Betrachtung.<br />
Elternbeitragsaufkommen<br />
Nach § 17 Abs. 1 GTK haben die Eltern entsprechend ihrer wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit monatlich öffentlich-rechtliche Beiträge zu den<br />
Jahresbetriebskosten der Tageseinrichtungen für Kinder zu entrichten.<br />
Die Höhe des Elternbeitrages hängt vom Einkommen ab, das in sechs<br />
Gruppen gestaffelt ist. Damit leisten die Eltern einen wesentlichen Be i-<br />
trag zur Finanzierung der Betriebskosten der Kindertageseinrichtungen.<br />
Der Anteil der Elternbeiträge hat sich in den Jahren 1999 bis 2003 wie<br />
folgt entwickelt:<br />
Anteil der Elternbeiträge an den Gesamtbetriebskosten pro Jahr<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Betriebskosten<br />
in Euro<br />
11.802.827 12.291.308 12.742.859 13.227.574 13.663.403<br />
Elternbeiträge<br />
in Euro<br />
1.824.433 1.847.154 1.800.238 2.162.998 2.346.945<br />
Quote in % 15,5 15,0 14,1 16,4 17,2<br />
Die Einnahmen aus den Elternbeiträgen und die Betriebskosten haben<br />
sich im Betrachtungszeitraum jährlich erhöht. Der Anteil an den Betriebskosten<br />
hat sich ab dem Jahr 2002 erheblich verbessert.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 241
Jugend<br />
Grafisch stellen sich diese Veränderungen wie folgt dar:<br />
Entwicklung der Betriebsausgaben und Elternbeiträge<br />
14.000.000<br />
12.000.000<br />
----- Euro -----<br />
10.000.000<br />
8.000.000<br />
6.000.000<br />
4.000.000<br />
2.000.000<br />
-<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Betriebskosten<br />
Elternbeiträge<br />
Die Einkommensüberprüfungen der Eltern und damit die Festsetzung<br />
des Beitrages werden bei Aufnahme in einer Einrichtung, bei Änderungsmitteilungen<br />
der Eltern und bei einem Betreuungswechsel vorgenommen.<br />
Jährlich erfolgt eine Überprüfung der Einko mmensverhältnisse<br />
der Beitragspflichtigen. Diese regelmäßige Neufestsetzung nach dem<br />
aktuellen Einkommen der Pflichtigen führt dazu, dass die Einnahmen seit<br />
Jahren steigen, obwohl die Anzahl der Plätze nahezu unverändert blieb.<br />
Nach Recherchen der Stadt tragen die Doppelverdiener in den Neubaugebieten<br />
außerdem dazu bei, das Beitragsaufkommen zu erhöhen.<br />
Feststellung<br />
Wir begrüßen die jährliche Überprüfung und Festsetzung der<br />
Elternbeiträge. Hierdurch werden die Eltern zu gerechten Beiträgen<br />
herangezogen.<br />
Die Entwicklung des Anteiles der Elternbeiträge an den Betriebskosten<br />
stellt sich im interkommunalen Vergleich tabellarisch und grafisch wie<br />
folgt dar:<br />
Anteil der Elternbeiträge an den Betriebskosten im interkommunalen Vergleich<br />
in Prozent<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 12,2 12,2 12,9 12,9 13,0<br />
Maximum 20,3 22,6 23,9 24,0 23,1<br />
Mittelwert 16,1 16,7 17,2 17,1 16,6<br />
<strong>Moers</strong> 15,5 15,0 14,1 16,4 17,2<br />
242<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Anteil der Elternbeiträge an den Betriebskosten im Vergleich<br />
---- Prozent ----<br />
24<br />
21<br />
18<br />
15<br />
12<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Der Vergleich zeigt, dass der Anteil der Elternbeiträge an den Betriebskosten<br />
ab dem Jahr 2002 zunahm und den Mittelwert im Jahr 2003 ü-<br />
bersteigt.<br />
Fazit<br />
Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wird von der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> voll erfüllt.<br />
Der Zuschussbedarf je Platz und Jahr stellt sich im interkommunalen<br />
Vergleich zufrieden stellend dar. Bei den freiwilligen Zuschüssen<br />
verhält sich die Stadt zurückhaltend. Es werden nur Gruppen<br />
nach dem aktuellen Bedarf befristet gefördert. Die Höhe der fre i-<br />
willigen Zuschüsse befindet sich im interkommunalen Vergleich<br />
deutlich unter dem Mittelwert.<br />
Handlungsnotwendigkeiten aufgrund der Nachfrageentwicklungen<br />
nach Angeboten der Tagesbetreuung werden von der Stadt erkannt.<br />
Gezielt gesteuerte Planungsprozesse zur Differenzierung<br />
des Leistungsspektrums der Tagesbetreuung bei gleichzeitiger Anpassung<br />
des Gesamtangebotes werden von der Stadt <strong>Moers</strong> durch<br />
regelmäßige Fortschreibungen des Bedarfsplanes vorgenommen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 243
Jugend<br />
Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz<br />
Rechtliche Voraussetzungen<br />
Die Durchführung des Unterhaltsvorschussgesetzes war bis zum Jahr<br />
1998 bei der Stadt <strong>Moers</strong> lediglich mit Personal- und Sachkosten verbunden.<br />
Die Leistungen nach dem UVG wurden je zur Hälfte vom Bund<br />
und vom Land Nordrhein-Westfalen getragen.<br />
Mit dem am 01.01.1999 in Kraft getretenen Haushaltssicherungsgesetz<br />
des Landes NRW beteiligte das Land die Kommunen zur Hälfte an seinen<br />
Kosten. Dabei waren ab diesem Zeitpunkt die Einnahmen zu 75 Prozent<br />
an das Land abzuführen, während im Gegenzug die Ausgaben zu 75<br />
Prozent erstattet wurden.<br />
Seit dem 01.01.2000 wurden die Ausgaben zwischen Bund, Land NRW<br />
und den Kommunen gedrittelt, so dass lediglich noch 66,66 Prozent erstattet<br />
wurden. Dafür waren ab diesem Zeitpunkt auch nur noch 66,66<br />
Prozent der Einnahmen abzuführen.<br />
Ab dem 01.01.2002 wurde die Erstattung der Ausgaben weiter reduziert.<br />
Der Bundesanteil von 33,33 Prozent blieb erhalten. Das Land übernimmt<br />
seitdem jedoch nach dem Haushaltsbegleitgesetz 2002 nur noch 20,0<br />
Prozent seines Anteils. Dies entspricht 13,33 Prozent des Gesamtaufkommens,<br />
so dass eine Erstattung lediglich noch zu 46,66 Prozent erfolgt.<br />
Somit beträgt der kommunale Anteil derzeit 53,33 Prozent.<br />
244<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Anteile von Stadt, Land und Bund an den Aufwendungen nach<br />
dem UVG<br />
100%<br />
80%<br />
60%<br />
40%<br />
20%<br />
0%<br />
53,33<br />
25,00<br />
33,33<br />
bis 12.98 ab 01.99 ab 01.00 ab 01.02<br />
Stadt Land Bund<br />
Aufbauorganisation<br />
Die Aufgaben nach dem Unterhaltsvorschussgesetz sind organisatorisch<br />
dem Jugendamt zugeordnet. Die Antragsannahme, die Bewilligung und<br />
Auszahlung der Leistung wird in den Sozialraumteams durch die rechtlichen<br />
Teams (Wirtschaftliche Jugendhilfe) bearbeitet. Die Festsetzung<br />
und Verfolgung der Unterhaltsansprüche (§ 7 UVG) erfolgt durch die<br />
zentrale Heranziehungsstelle des Jugendamtes.<br />
Entwicklung der Fallzahlen<br />
Seit 1999 hat sich die Anzahl der Leistungsempfänger folgendermaßen<br />
entwickelt:<br />
Entwicklung der Anzahl der Leistungsberechtigten<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
0 bis 5 Jährige 274 291 305 329 384<br />
6 bis 11 Jährige 336 352 348 361 372<br />
Gesamtfälle 610 643 653 690 756<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 245
Jugend<br />
Anzahl der Leistungsberechtigten<br />
800<br />
700<br />
600<br />
----- Anzahl -----<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
0 - 5 Jährige 6 - 11 Jährige<br />
Über einen Zeitraum von fünf Jahren betrachtet lässt sich erkennen,<br />
dass die Fallzahlen kontinuierlich in beiden Altersgruppen steigen. Die<br />
Gesamtfallzahlen haben um 23,9 Prozent zugenommen. Ein erheblicher<br />
Zuwachs an Leistungsbeziehern ist bei den 0- bis 5-Jährigen festzustellen.<br />
Die Zuwachsrate beträgt hier immerhin 40,1 Prozent. Bei den 6- bis<br />
11-jährigen Leistungsbeziehern nahmen die Fallzahlen lediglich um 10,7<br />
Prozent zu.<br />
Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben<br />
Die Kommunen haben ab dem Haushaltsjahr 1999 die gesamten Unterhaltsleistungen<br />
im kommunalen Haushalt im Unterabschnitt 481 „Vollzug<br />
des Unterhaltsvorschussgesetzes“ zu veranschlagen und zu buchen.<br />
Der von der Stadt <strong>Moers</strong> im Haushalt eingerichtete UA 481 entspricht in<br />
seinen einzelnen Veranschlagungen nicht dem Runderlass des Ministeriums<br />
für Frauen, Familie, Jugend und Gesundheit vom 31.05.1999 – IV B<br />
1 – 6023.7. Auf der Einnahmenseite fehlen die Erstattungen vom Land<br />
zur Untergruppe 161 (Bundes- und Landesanteil zu den UVG – Leistungen)<br />
gemäß Nr. 3 des Erlasses. Weiterhin sind auf der Ausgabenseite<br />
nicht nur der kommunale Anteil an den UVG - Leistungen, sondern gemäß<br />
Nr. 2 des Erlasses unter der Gruppe 78, die gesamten Leistungen<br />
einschließlich des kommunalen Anteils zu buchen.<br />
246<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Die entsprechende Praxis berücksichtigt nicht das Prinzip der Bruttoveranschlagung<br />
und führt insoweit zu mangelnder Transparenz der Zahlungsströme<br />
bei der Bewirtschaftung der UVG–Mittel.<br />
Feststellung<br />
Die Bewirtschaftung der Leistungen nach dem UVG entspricht<br />
nicht den haushaltsrechtlichen Vorgaben.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte beim Kreis Wesel eine Änderung des Verfahrens<br />
im Sinne des Erlasses anstreben.<br />
Eine künftige Veranschlagung im Haushaltsplan sollte wie folgt vorgenommen<br />
werden:<br />
• 481.161 – Erstattungen vom Land<br />
• 481.243 – Einnahmen nach § 7 UVG<br />
• 481.671 – Erstattungen an das Land<br />
• 481.780 – Leistungen nach UVG an Berechtigte.<br />
Die vorliegenden Finanzdaten der Stadt <strong>Moers</strong> sind für eine Betrachtung<br />
und Kennzahlenbildung in unserer Systematik nur teilweise nutzbar. Die<br />
folgenden Ausführungen beziehen sich daher nur auf die Daten, die vom<br />
Jugendamt der Stadt angegeben werden konnten.<br />
• Entwicklung der Ausgaben<br />
Die Ausgaben für die Leistungsberechtigten haben sich im Betrachtungszeitraum<br />
nach Angabe des Jugendamtes wie folgt entwickelt:<br />
Entwicklung der Ausgaben nach dem UVG in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Erstattungen an<br />
das Land<br />
159.047 130.607 144.752 93.317 128.002<br />
UVG - Leistungen<br />
991.702 922.584 926.712 1.017.732 1.022.511<br />
Gesamtausgaben 1.150.749 1.053.191 1.071.464 1.111.049 1.150.513<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 247
Jugend<br />
Ausgabenentwicklung UVG-Leistungen<br />
1.200.000<br />
1.000.000<br />
----- Euro -----<br />
800.000<br />
600.000<br />
400.000<br />
200.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Erstattungen an das Land (Einn. § 7 UVG)<br />
Leistungen nach dem UVG<br />
Die Erstattungen an das Land ergeben sich anteilmäßig aus den realisierten<br />
Unterhaltsleistungen für die Anspruchsberechtigten nach § 7<br />
UVG, wobei die Höhe der UVG-Leistung vom Alter des anspruchsberechtigten<br />
Kindes abhängt. Es sind zwei Altersgruppen vorgegeben, und<br />
zwar Kinder bis unter 6 Jahren und bis unter 12 Jahren. Seit dem<br />
01.01.2002 ergeben sich für diese Altersgruppen unter Anrechnung von<br />
Kindergeld monatliche Aufwendungen in Höhe von 111 € bzw. 151 €.<br />
Die Beträge ab dem 01.07.2003 lauten 122 € bzw. 164 €. Die Dauer der<br />
Leistungsgewährung ist auf zwölf Monate begrenzt.<br />
Die Ausgabenseite ist von der Kommune nicht beeinflussbar, da sie weder<br />
auf die Anzahl der UVG-Berechtigten, noch auf den vom Gesetzgeber<br />
festgelegten Anteil einwirken kann.<br />
Entwicklung der Einnahmen<br />
Auf der Einnahmeseite werden im UA 481 der Stadt <strong>Moers</strong> die Unterhaltsleistungen<br />
des Elternteils, bei dem das Kind nicht lebt, dargestellt.<br />
In der nachstehenden Tabelle werden die realisierten Einnahmen von<br />
den Unterhaltspflichtigen (§ 7 UVG) in der Entwicklung der dargestellten<br />
Jahre angegeben:<br />
Entwicklung der Einnahmen nach § 7 UVG in Euro<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
211.296 181.732 220.627 191.761 284.872<br />
248<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Entwicklung der Einnahmen nach § 7 UVG<br />
300.000<br />
250.000<br />
----- Euro -----<br />
200.000<br />
150.000<br />
100.000<br />
50.000<br />
0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Die Grafik zeigt den deutlichen Zuwachs der Einnahmen im Jahr 2003.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat für die Zahlungsrückstände aus eingestellten bzw.<br />
abgelaufenen Zahlfällen zusätzlich Personal im Laufe des Jahres 2002<br />
zur Durc hsetzung der Unterhaltsansprüche eingesetzt. Diese Maßnahme<br />
zeigte Erfolg, die Einnahmen konnten 2003 gegenüber dem Vorjahr um<br />
fast 50 Prozent gesteigert werden.<br />
Entwicklung der Rückeinnahmequote<br />
Werden die erbrachten Leistungen nach § 3 UVG und die hierauf zurückfließenden<br />
Einnahmen Unterhaltspflichtiger nach § 7 UVG betrachtet,<br />
ergeben sich bei einem Vergleich mit anderen Kommunen in den letzten<br />
fünf Jahren nachstehende Rückeinnahmequoten:<br />
Entwicklung der Rückeinnahmequote in Prozent<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum 10,0 14,4 14,3 10,5 13,1<br />
Maximum 47,1 51,0 46,0 41,9 46,9<br />
Mittelwert 24,0 25,9 24,6 23,8 23,6<br />
<strong>Moers</strong> 21,3 19,7 23,8 18,8 27,9<br />
Grafisch stellt sich die Entwicklung folgendermaßen dar:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 249
Jugend<br />
Entwicklung der Rückeinnahmequote im Vergleich<br />
----- Prozent -----<br />
50,0<br />
45,0<br />
40,0<br />
35,0<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
1999 2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Bei den bisherigen Prüfungen in anderen Kommunen war überwiegend<br />
festzustellen, dass sich die Rückeinnahmequoten von Jahr zu Jahr tendenziell<br />
verschlechterten. Dieser negative Trend ist aus der Grafik für<br />
die Jahre 1999 bis 2003 anhand der Mittelwerte erkennbar. Hierfür ist<br />
neben der allgemeinen schlechteren gesamtwirtschaftlichen Situation<br />
auch die Erhöhung des Selbstbehaltes der Unterhaltspflichtigen verantwortlich.<br />
Bei der Stadt <strong>Moers</strong> liegen die Rückeinnahmequoten im Betrachtungszeitraum<br />
auf einem Stand, der sich bis zum Jahr 2002 regelmäßig unter<br />
den gezeigten Mittelwerten befindet. Die Quote steigt allerdings deutlich<br />
im Jahr 2003 an. Zu begründen ist der Anstieg der Einnahmen mit dem<br />
Einsatz von zusätzlichem Personal zur Aufarbeitung der Zahlungsrückstände<br />
aus eingestellten Zahlfällen.<br />
Es wurde bereits festgestellt, dass die Ausgabenseite von der Stadt nicht<br />
beeinflussbar ist. Auf der Einnahmeseite bestehen dagegen mittelbare<br />
Einflussmöglichkeiten.<br />
Die Rückeinnahmequote stellt das Verhältnis zwischen den Ist-<br />
Einnahmen nach § 7 UVG und den Bruttoausgaben nach § 3 UVG dar.<br />
Sie baut auf den Ist-Einnahmen auf, da diese die tatsächlichen (kassenwirksamen)<br />
Einnahmen erfassen. Damit spiegelt sie auch die Intensität<br />
wider, mit der die Kommune die Einnahmebeschaffung betreibt.<br />
Für die Höhe der Rückeinnahmequote ist aus unserer Sicht die Anzahl<br />
einkommensschwacher Unterhaltspflichtiger nicht alleine verantwortlich.<br />
250<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Die Sozialhilfedichte von 44,3 Leistungsbeziehern je 1.000 Einwohner<br />
(Stand Dez. 2003) und die Arbeitslosenquote von 9,3 Prozent (Stand<br />
Dez. 2003) hebt sich von den Werten anderer, vergleichbarer Kommunen,<br />
die höhere Einnahmen im UVG-Bereich erzielen, nicht ab.<br />
Die Jahresrechnungen der Stadt <strong>Moers</strong> weisen bei den Einnahmen nach<br />
§ 7 UVG keine Kasseneinnahmereste aus. Die konkrete Höhe der rückständigen<br />
Forderungen lässt sich daher aus den Jahresrechnungen nic ht<br />
entnehmen. Der Grund hierfür ist, dass die Ansprüche nicht zum Soll<br />
gestellt werden, d. h. entgegen der Regelung nach § 7 Gemeindekassenverordnung<br />
(GemKVO) Kassenanordnungen nicht gefertigt werden.<br />
Annahmeanordnungen werden hauptsächlich erst nach Eingang der Zahlungen<br />
erstellt.<br />
Für die Überwachung der Zahlungseingänge ist die Sachbearbeitung der<br />
zentralen Heranziehungsstelle des Jugendamtes zuständig. Die Ansprüche<br />
der laufenden Zahlfälle werden lediglich über die Einrichtung einer<br />
Wiedervorlage überwacht. Anderweitige Erfassungen der Zahlungspflic h-<br />
tigen und der Höhe der aktuellen sowie rückständigen Unterhaltsansprüche<br />
werden nicht vorgenommen. Bei den eingestellten Vorgängen wird<br />
anders verfahren. Die Forderungen sind in einer Excel-Tabelle erfasst,<br />
aus der die Anspruchshöhen und geleisteten Unterhaltszahlungen hervorgehen.<br />
Damit sind ein regelmäßiges Mahnverfahren und das vollständige<br />
Erfassen sämtlicher Ansprüche nur bei den eingestellten Vorgängen<br />
sichergestellt.<br />
Die verspätet vorgenommenen Sollstellungen der Unterhaltsforderungen<br />
stehen nicht im Einklang mit haushalts- und kassenrechtlichen Bestimmungen.<br />
Es besteht die Gefahr, dass Forderungen untergehen (zum<br />
Beispiel durch Verjährung oder ausbleibende Weiterverfolgung). Die Regelungen<br />
über die Verfolgung der Ansprüche nach dem UVG werden<br />
somit ebenfalls nicht beachtet. Nach § 7 Abs. 3 UVG sind Ansprüche<br />
rechtzeitig und vollständig nach den Bestimmungen des Haushaltsrechts<br />
durchzusetzen. Zum Verfahren der Verfolgung und Durchsetzung von<br />
Unterhaltsansprüchen wird außerdem auf die Richtlinien zur Durchführung<br />
des UVG zu § 7 verwiesen.<br />
Feststellung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> beachtet § 7 GemKVO nicht, weil für die bestehenden<br />
Unterhaltsansprüche unmittelbar keine Kassenanordnungen<br />
gefertigt werden. Sie hat durch die jetzige Bearbeitungsweise<br />
der Ansprüche mit Einnahmeverlusten zu rechnen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 251
Jugend<br />
Uns ist sehr wohl bewusst, dass Annahmeanordnungen (Sollstellungen)<br />
in diesem Bereich häufig korrigiert werden müssen. Wenn die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> aus Gründen der Vereinfachung dieses umgehen will, so müsste<br />
sie allerdings anderweitig auch bei den aktuellen Zahlfällen sicherstellen,<br />
dass sämtliche Ansprüche erfasst, regelmäßig überwacht und Rückstände<br />
angemahnt sowie fällige Forderungen auch zwangsweise beigetrieben<br />
werden.<br />
Die Durchsetzung rückständiger Unterhaltsansprüche ist häufig mit erheblichen<br />
Problemen verbunden. Andere Kommunen sind bei hohen<br />
Zahlungsrückständen dazu übergegangen, mit den Pflichtigen Vereinbarungen<br />
über eine zügige Erfüllung der Forderung zu treffen. Als Anreiz<br />
wird bei Einhaltung der Verpflichtung eine reduzierte Zahlung angeboten.<br />
Empfehlung<br />
In Zusammenarbeit mit dem Rechnungsprüfungsamt sollte die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> auch diese Möglichkeit prüfen, um so rückständige<br />
Forderungen zu realisieren.<br />
Organisation<br />
Wie bereits ausgeführt, werden die Leistungsgewährung und die Unterhaltsverfolgung<br />
in verschiedenen Sachgebieten bearbeitet.<br />
Zur Verbesserung der Arbeitsabläufe und Effektivität ist es aus unserer<br />
Sicht sinnvoll, die Verfolgung der Unterhaltszahlungen nach dem UVG in<br />
der zentralen Heranziehungsstelle des Jugendamtes zu bearbeiten.<br />
Durch so gewonnene Synergieeffekte werden die Einnahmen aus dem<br />
Unterhalt verbessert, weil die Unterhaltsverfolgung effektiver vorgenommen<br />
werden kann. Das fachliche Know-how dieser zentralen Stelle<br />
kann für die Heranziehung genutzt werden. Bisher hat eine Zentralisierung<br />
in den jeweiligen Städten nach einer Anlaufphase immer zu Einnahmesteigerungen<br />
geführt. Diese Einnahmen haben Auswirkungen auf<br />
die Haushalts- und Finanzlage der Stadt.<br />
Feststellung<br />
Die bei der Stadt <strong>Moers</strong> vorgenommene Trennung zwischen Leistungsgewährung<br />
und Anspruchsverfolgung wird von uns positiv<br />
bewertet.<br />
252<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Jugend<br />
Die personelle Verstärkung durch eine Teilzeitkraft zur Bearbeitung der<br />
Rückstände aus eingestellten Fällen hat sich sehr positiv auf die Einnahmesituation<br />
ausgewirkt. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Einnahmen<br />
im Jahr 2003 um 93.000 Euro gesteigert werden.<br />
Feststellung<br />
Die Intensivierung der Einnahmeverfolgung halten wir für den<br />
richtigen Weg.<br />
Ein konsequenter Unterhaltsrückgriff ist angesichts der haushaltspolitischen<br />
Verantwortung der UVG-durchführenden Stellen und der Signalwirkung<br />
für die Zahlungsbereitschaft von Unterhaltsschuldnern sehr<br />
wichtig.<br />
Fazit<br />
In dem Betrachtungszeitraum hat die Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich zu<br />
anderen Kommunen bis zum Jahr 2002 niedrigere Einnahmen aus<br />
Unterhaltsbeträgen verwirklichen können. Die Intensivierung der<br />
Verfolgung dieser Ansprüche durch einen wirtschaftlichen Personaleinsatz<br />
hat die Einnahmesituation bemerkenswert verbessern<br />
können.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 253
Jugend<br />
254<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Bauleistungen<br />
Allgemeines<br />
Grundlage<br />
Gegenstand der überörtlic hen Prüfung im Bereich Bauleistungen bei der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> ist:<br />
• eine Prüfung des Vergabe- und Vertragswesens<br />
• eine allgemeine technische Prüfung<br />
• eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />
Die Prüfung des Vergabewesens wird unterteilt in einen organisatorischen<br />
Bereich „Organisation des Vergabewesens“ und in zwei funktionelle<br />
Bereiche „Durchführung des Eröffnungstermins“ und „Funktionsprüfung<br />
des Vergabewesens“. Die allgemeine technische Prüfung bezieht<br />
sich auf drei Prüffelder, und zwar „Konformität mit der VOB“, „Vollständigkeit<br />
der Bauakten“ und „Vergleich der Auftrags- mit den Abrechnungssummen<br />
sowie Nachträgen“. Die vorgenannten Funktionsprüfungen<br />
werden dabei alle auf der Grundlage von landesweit einheitlichen<br />
Fragenkatalogen mit bestimmten Gewichtungen beziehungsweise Wertigkeiten<br />
der einzelnen Antworten durchgeführt.<br />
Zur Prüfung und Bewertung der Organisation des Vergabewesens wird<br />
die Vergaberichtlinie der Stadt <strong>Moers</strong> herangezogen. Als Datenbasis für<br />
die Funktionsprüfungen und die Vergleiche dienen möglichst zeitnahe<br />
VOB-Maßnahmen aus den Bereichen Hochbau und Tiefbau. Die Maßnahmen<br />
resultieren aus den Jahren 2000 bis 2003 und haben Auftragsvolumen<br />
von ca. 29.000 € bis 730.000 €.<br />
Die Daten für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen beziehen wir aus den<br />
jeweiligen Haushaltsplänen (Jahresrechnungen). Hier werden der Ausgabendeckungsgrad<br />
der Bauaufsicht sowie die Bauunterhaltungsausgaben<br />
und die Kosten der Infrastrukturmaßnahmen je Einwohner betrachtet.<br />
Weiter werden alle aufgeführten Prüffelder einem interkommunalen Vergleich<br />
unterzogen, um der Stadt <strong>Moers</strong> eine Standortbestimmung im<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 255
Bauleistungen<br />
Verhältnis zu anderen kreisangehörigen Städten in der Größenklasse ab<br />
25.000 Einwohner zu ermöglichen. Bei den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />
wird nachrichtlich das Verhältnis zu anderen kreisangehörigen<br />
Städten in der Größenklasse größer 60.000 Einwohner angeführt.<br />
Erfassung<br />
Es werden 19 Maßnahmen mit einer Gesamtauftragssumme von rund<br />
4,2 Mio. € überprüft. Die Maßnahmen stammen aus den Bereichen<br />
Hoch- und Tiefbau der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
Hochbau<br />
Geprüfte Baumaßnahmen<br />
1 Trockenbauarbeiten, Eichendorffschule<br />
2 Parkett, Turnhalle Heinrich-Pattberg-Schule<br />
3 Dachdeckungsarbeiten, Turnhalle Heinrich-Pattberg-Schule<br />
4 Brandschutztüren und –fenster, Grafschafter Gymnasium<br />
5 Metallbauarbeiten, Gymnasium Filder-Benden<br />
6 Entkernung, Grafschafter Gymnasium<br />
7 Sanierung Elektrotechnik, Grafschafter Gymnasium<br />
8 Betonwerksteinarbeiten, Hermann-Runge-Gesamtschule<br />
9 PCB-Sanierung, Geschwister-Scholl-Gesamtschule<br />
Tiefbau<br />
Geprüfte Baumaßnahmen<br />
1 Straßenendausbau, Roderichstraße<br />
2 Verlegung SW-Kanal, Stichweg/Scholtenstraße<br />
3 Erneuerung MW-Kanäle, Hattropstraße<br />
4 Fahrbahnsanierung, Viertelheideweg<br />
5 Straßenendausbau, Elenastraße<br />
6 Straßenausbau, Am Geldermannshof<br />
7 SW-Pumpstation, Hülskensweg<br />
8 Kreisverkehr, Rathausallee<br />
9 Straßenbeleuchtung, Jahresvertrag 2002<br />
10 Straßenbau, Berthastraße<br />
Die Auswahlkriterien der aufgeführten Baumaßnahmen sind zum Beispiel<br />
Haushaltsjahr, Bausumme und Vergabeverfahren, um einen möglichst<br />
repräsentativen Querschnitt über die Baumaßnahmen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
zu erhalten und Aussagen über die eventuelle Häufung von Mängeln und<br />
die Einhaltung der Vorschriften bei der Vergabe von Baumaßnahme n<br />
machen zu können. Gleichwohl weisen wir darauf hin, dass die von uns<br />
in die jeweilige Prüfung einbezogenen Maßnahmen nicht immer reprä-<br />
256<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
sentativ für die Gesamtheit der durchgeführten Baumaßnahmen sein<br />
können, sondern einer willkürlichen Auswahl unterliegen.<br />
Erfassung der geprüften Vergaben und Aufteilung nach Vergabearten in Euro<br />
Geprüfte<br />
Gesamtsumme<br />
in €<br />
Baubereich Vergabeart Summen<br />
Freihändige Beschränkte Öffentliche<br />
Vergaben Ausschreibung Ausschreibung<br />
Hochbau 169.267 1.450.894 1.620.161<br />
Tiefbau 2.549.337 2.549.337<br />
Summen 169.267 4.000.231 4.169.498<br />
Geprüfte Hochbau 2 7 9<br />
Gesamtanzahl Tiefbau 10 10<br />
Summen 2 17 19<br />
Die im <strong>Bericht</strong> verwendeten Zahlen wurden den jeweiligen Bauakten entnommen<br />
Vergabewesen<br />
Prüffeld „Organisation des Vergabewesens“<br />
Für die Verwaltung gilt die Dienstanweisung der Stadtverwaltung <strong>Moers</strong><br />
über die Vergabe von Leistungen und Bauleistungen – Vergabeordnung -<br />
vom 06.12.2002. Sie befindet sich auf dem neuesten Stand.<br />
In dieser Vergaberichtlinie werden zur Vereinfachung des Vergabeverfahrens<br />
für VOB-Leistungen nachfolgende Wertgrenzen festgelegt:<br />
Wertgrenzen für VOB-Vergaben in Euro<br />
Freihändige Vergabe 5.000<br />
Beschränkte Ausschreibung bis 50.000 bzw. 100.000<br />
Öffentliche Ausschreibung ab 50.000 bzw. 100.000<br />
Die Wertgrenze 100.000 Euro gilt nur für den Tiefbaubereich<br />
Gemessen an der Größe der Stadt <strong>Moers</strong> und ihrem Bauvolumen liegen<br />
die Wertgrenzen im üblichen Bereich vergleichbarer Ko mmunen. Die<br />
gewählten Wertgrenzen bewerten wir als angemessen. Gemäß einer<br />
internen Regelung werden alle Bauleistungen über 5.000 Euro öffentlich<br />
ausgeschrieben. Dies halten wir gerade bei kleineren Maßnahmen für<br />
einen zu großen Aufwand, entstehend durch die Einhaltung aller notwendigen<br />
Fristen und Formalien der öffentlichen Ausschreibung.<br />
Weiter sind wir der Meinung, dass Jahresausschreibungen zur Ausführung<br />
vieler kleiner Unterhaltungsmaßnahmen beschränkt ausgeschrieben<br />
werden sollten. Der Bieterkreis sollte sich auf die nähere Umgebung<br />
beschränken, da es sich um Kleinstma ßnahmen bzw. Reparaturen han-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 257
Bauleistungen<br />
delt, die durch die Jahresausschreibung schnell und unbürokratisch erledigt<br />
werden sollten.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> beteiligt sich an dem Modellversuch „Befreiung von den<br />
§§ 18,19 und 24 der VOB/A“. Die Genehmigung durch das Innenministerium<br />
vom 05.11.2004 liegt vor. Die Nachverhandlung wird telefonisch<br />
nach schriftlicher Mitteilung durchgeführt. Die zur Nachverhandlung aufgeforderten<br />
Bieter bekommen eine schriftliche Nachricht, an welcher<br />
Stelle und mit welcher Summe das nachgerechnete eigene Angebot<br />
liegt. Eine Mitteilung über andere Summen, z.B. günstigster Bieter, bekommen<br />
sie nicht. Weiter werden die Fragen der Nachverhandlung mitgeteilt.<br />
Bei der Nachverhandlung sind anwesend: ein Verhandlungsle iter,<br />
ein Mitarbeiter der ausschreibenden Stelle, die Vergabestelle und das<br />
RPA. Das Telefonat wird mitgehört und protokolliert. Der Bieter wird<br />
hierüber informiert. Das Protokoll wird dem Bieter zum Gegenzeichnen<br />
übersandt.<br />
Laut Aussage der Vergabestelle übersteigen die durch die Nachverhandlung<br />
erzielten Einsparungen die aufgewendeten Personalkosten erheblich.<br />
Organisation des Vergabewesens<br />
Vergabestelle<br />
Nr. ja nein<br />
Gewich<br />
tung<br />
1 Ist eine zentrale Vergabestelle vorhanden? J 5,0 0 5,0<br />
2 Ist eine zentrale Submissionsstelle vorhanden? J 4,0 0 4,0<br />
3 Wenn ja, wo ist sie angesiedelt? In der Abteilung 60, Bauverwaltungsamt<br />
4 Wenn nein, sind andere Regelungen vorhanden? entfällt<br />
Bestehen Regelungen bezüglich:<br />
5 Wahl der Vergabeart? J 1,5 0 1,5<br />
6<br />
Festlegung des Bieterkreises bei nicht öffentlichen<br />
Verfahren?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
7<br />
Auswahl der Bieter nicht ausschließlich durch<br />
Fachamt?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
8<br />
Nachweis über die Beteiligung nicht ortsansässiger<br />
Firmen? (§ 8 VOB/A)<br />
J 1,0 0 1,0<br />
9<br />
Zusammenstellung der Angebotsunterlagen<br />
und Versand an die Bieter zentral?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
10<br />
Sammeln und Verwahrung der eingegangenen<br />
Angebote zentral?<br />
J 1,0 0 1,0<br />
11 Verwahrung der Angebote unter Verschluss? J 1,5 0 1,5<br />
12<br />
Rechnerische Prüfung der Angebote außerhalb<br />
des Fachbereiches?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
13<br />
Erstellung der Preisspiegel außerhalb des<br />
Fachbereiches?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
14<br />
Führen und Auswerten von Submissionslisten?<br />
J 1,0 0 1,0<br />
15 Führen und Auswerten von Vergabelisten? J 1,0 0 1,0<br />
Interne Dienstanweisungen zur Vergabe von Bauleistungen<br />
258<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Organisation des Vergabewesens<br />
Vergabestelle<br />
Nr. ja nein<br />
Gewich<br />
tung<br />
18<br />
Ist eine Dienstanweisung/Vergabeordnung<br />
vorhanden?<br />
J 1,0 0 1,0<br />
Wenn ja:<br />
19<br />
Entsprechen diese Regelungen den gesetzlichen<br />
Bestimmungen?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
20 Sind sie auf dem neuesten Stand? J 1,5 0 1,5<br />
21<br />
Sind die Wertgrenzen für VOB-Vergaben<br />
(freihändige, beschränkte und öffentliche<br />
Ausschreibung sowie Bieterzahl) angemessen?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
22 Wird das RPA an den Vergaben bete iligt? J 1,5 0 1,5<br />
23 Ist die Beteiligung angemessen? J 1,0 0 1,0<br />
Korruptionsprävention<br />
24<br />
Gibt es eine Dienstanweisung „Korruptionsprävention“?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
25<br />
Werden Schulungen zum Thema Korruptionsprävention<br />
durchgeführt?<br />
J 1,5 0 1,5<br />
26<br />
Werden Mitarbeitergespräche zum Thema<br />
Korruptionsprävention durchgeführt?<br />
N 0 1,5 1,5<br />
27 Gibt es Personalrotation im Vergabebereich? N 0 1,5 1,5<br />
Gewichtung ja 34,5<br />
Gewichtung nein 3,0<br />
Summe 37,5<br />
Prozent ja 92,0<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht anhand dieses Fragenkataloges einen Prüfwert<br />
von 92,0 Prozentpunkten. Nachfolgend zeigen Tabelle und Diagramm,<br />
dass die Stadt <strong>Moers</strong> in diesem Prüffeld damit über dem Mittelwert der<br />
Vergleichskommunen von 64,3 Prozentpunkten liegt.<br />
Feststellung<br />
Es wird positiv festgestellt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> eine zentrale<br />
Ausschreibungsstelle (Vergabestelle) unterhält. Dadurch wird das<br />
gesamte Vergabeverfahren von neutralen Mitarbeitern durchgeführt,<br />
die nicht mit dem Bauvorhaben beschäftigt sind.<br />
Organisation des Vergabewesens in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
26,8 100,0 64,3 92,0<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 259
Bauleistungen<br />
Interkommunaler Vergleich:<br />
Organisation des Vergabewesens<br />
100<br />
80<br />
---- Prozent ----<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Insbesondere das Vorhandensein einer zentralen Vergabestelle sowie die<br />
Angebotsauswertung nach einer Submission außerhalb des Fachbereichs<br />
führen zu dem guten Wert von 92,0 Prozent. Die zentrale Vergabestelle<br />
befindet sich in der Abteilung 60 (Bauverwaltung). Hier werden die Angebote<br />
verschlossen gesammelt, Submissionen und rechnerische Prüfungen<br />
durchgeführt, Nachverhandlungen geführt und die Preisspiegel<br />
erstellt.<br />
Zu Frage Nr. 26 und Frage Nr. 27 (gemäß vorstehender Tabelle)<br />
In der Stadt <strong>Moers</strong> werden keine Mitarbeitergespräche zum Thema Ko r-<br />
ruptionsprävention geführt. Es wird im Rahmen der Vereidigung bei Beamten<br />
auf das Thema hingewiesen bzw. werden Verpflichtungserklärungen<br />
zu diesem Thema bei Angestellten ausgegeben, die sich unterschrieben<br />
in der Personalakte befinden.<br />
Eine Personalrotation in der zentralen Vergabestelle findet nicht zwingend<br />
statt, allerdings wechseln hier die betroffenen Mitarbeiter bedingt<br />
durch Urlaub, Krankheit usw. in unregelmäßigen Abständen.<br />
Prüffeld „Durchführung des Eröffnungstermins“<br />
In diesem Prüffeld wird die Art und Weise der Abwicklung einer Submission<br />
bewertet. Die Prüfung erfolgte bei der Teilnahme am Submissions-<br />
260<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
termin der öffentlichen Ausschreibung „Sanierung des Gradierwerkes“ in<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> am 22.02.<strong>2005</strong> um 10.00 Uhr.<br />
Durchführung des Eröffnungstermins<br />
Nr. ja nein<br />
Gewich<br />
tung<br />
1<br />
Wird die Vergabe in einem neutralen Raum<br />
durchgeführt?<br />
J 1,0 0 1,0<br />
2 Aufbewahrung der Stanze unter Verschluss? J 5,0 0 5,0<br />
3<br />
Einhaltung des Termins (= Ende der Angebotsfrist)?<br />
J 3,0 0 3,0<br />
4<br />
Verwahrung der Angebote unter Verschluss<br />
(digitale Angebote)? (§ 22 VOB/A)<br />
J 5,0 0 5,0<br />
5<br />
Datum und Uhrzeit des Eingangs auf dem<br />
Umschlag vermerkt? (§ 22 VOB/A)<br />
J 2,0 0 2,0<br />
6<br />
Niederschrift der Verdingungsverhandlung<br />
(z. B. K-EFB-Verd 1 - 4) mit Namen und J 1,0 0 1,0<br />
Wohnort der Firmen ausgefüllt?<br />
7<br />
Verhandlungsleiter und Schriftführer anwesend?<br />
J 5,0 0 5,0<br />
8<br />
Beide nicht mit der Vergabe/Ausschreibung<br />
befasst?<br />
J 5,0 0 5,0<br />
9<br />
Niederschrift der Verdingungsverhandlung (z.<br />
B. K-EFB -Verd 1 - 4 Teil 3) gefertigt?<br />
J 5,0 0 5,0<br />
Überprüfung des Anwesenheitsrechts der<br />
10<br />
Erschienen, evtl. Vorliegen der Vollmachten<br />
prüfen, ausschließen von vollmachtslosen<br />
0 0 2,0<br />
Vertretern?<br />
11<br />
Prüfung, ob Angebote verschlossen/digitale<br />
Angebote verschlüsselt? (§ 22 VOB/A)<br />
J 5,0 0 5,0<br />
12<br />
Besonderheiten und verspätet eingegangene<br />
Angebote eingetragen (z. B. K-EFB-Verd 4)?<br />
0 0 3,0<br />
13<br />
Kennzeichnung der wesentlichen Angebotsteile<br />
und Sperrung der Leerflächen?<br />
J 4,0 0 4,0<br />
14 Plausibilitätsprüfung durchgeführt? J 3,0 0 3,0<br />
15<br />
Verlesen Name, Wohnort, Endbeträge Bauab-<br />
Schnitte/Lose, Preisnachlässe, Skonti?<br />
J 3,0 0 3,0<br />
16<br />
Angabe der Anzahl von Nebenangeboten,<br />
Änderungsvorschlägen?<br />
J 3,0 0 3,0<br />
17 Verlesen der Niederschrift? 0 0 2,0<br />
18<br />
Anerkennung als richtig oder Erhebung von<br />
Einwendungen abgefragt? (§ 22 VOB/A)<br />
0 0 1,0<br />
19 Unterschrift durch den Verhandlungsleiter? J 2,0 0 2,0<br />
20 Aufforderung der Bieter zur Unterschrift? 0 0 1,0<br />
Gewichtung ja 52,0<br />
Gewichtung nein 0,0<br />
Summe 52,0<br />
Prozent ja 100<br />
Die Durchführung des Eröffnungstermins wird in allen Punkten den Regeln<br />
entsprechend ausgeführt. Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht mit 100 Prozent<br />
den Maximalwert.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 261
Bauleistungen<br />
Durchführung des Eröffnungstermins in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
50,8 100 89,3 100<br />
100<br />
Interkommunaler Vergleich:<br />
Durchführung des Eröffnungstermins<br />
90<br />
---- Prozent ----<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Prüffeld „Funktion des Vergabewesens“<br />
In diesem Prüffeld werden auf der Grundlage der VOB/A sowie des Vergabehandbuches<br />
K VHB NW die wesentlichen organisatorischen Standards<br />
und rechtlichen Anforderungen des Vergabewesens bewertet.<br />
Funktionsprüfung des Vergabewesens<br />
Baubereiche<br />
Nr.<br />
Ge-<br />
Hochbabau<br />
Tiefwichtung<br />
1 Entspricht die Veröffentlichung dem § 17 VOB/A? 100 100 1,0<br />
2<br />
Wertgrenze nach Dienstanweisung Vergabe eingehalten?<br />
88,9 100 1,0<br />
3<br />
Anzahl der Bieter bei Aufforderung zur Abgabe eines<br />
Angebots eingehalten?<br />
100 5,0<br />
4<br />
Ausreichende Anzahl der Angebote bei beschränkter<br />
Ausschreibung? (§ 8 VOB/A)<br />
100 5,0<br />
5<br />
Angebote gestanzt bzw. gekennzeichnet? (§ 22<br />
VOB/A)<br />
100 100 1,5<br />
Können Nachlässe und Nebenangebote im Angebotsanschreiben<br />
6<br />
eingetragen werden? 100 88,9 1,0<br />
(§ 21.3 u. 4 VOB/A)<br />
7 Angebotsunterlagen nach Vergabehandbuch? 0,0 0,0 1,0<br />
8 Niederschrift über Verdingungsverhandlung vorhan- 100 90,0 2,0<br />
262<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Baubereiche<br />
Nr.<br />
Funktionsprüfung des Vergabewesens<br />
Hochbau<br />
Tiefbau<br />
Gewichtung<br />
den?<br />
(§ 22 VOB/A)<br />
9<br />
und vollständig ausgefüllt (Angebote eingetragen,<br />
Niederschrift unterschrieben, Nachlässe/Skonti,<br />
Anzahl der Nebenangebote, geprüfte Angebotsendsumme<br />
100 100 2,0<br />
eingetragen)? (§§ 22, 23.4 VOB/A)<br />
10<br />
Leerflächen in der Niederschrift über Verdingungsverhandlung<br />
gesperrt?<br />
0,0 11,1 1,0<br />
11<br />
Preisspiegel vorhanden?<br />
(§ 25 VOB/A)<br />
100 90,0 4,0<br />
12<br />
Vergabevermerk vorhanden?<br />
(§ 30 VOB/A)<br />
88,9 50,0 4,0<br />
13<br />
Angebote geprüft und im Vergabevermerk vollstä n-<br />
dig dokumentiert?<br />
100 100 1,0<br />
14<br />
Bei Nebenangeboten und Mustern: Geprüft, dokumentiert<br />
und Gleichwertigkeit festgestellt?<br />
100 100 1,0<br />
15<br />
Bei sehr niedriger Angebotssumme oder unklarem<br />
Angebot: Klärungsgespräch durchgeführt und protokolliert?<br />
1,0<br />
(§ 25 VOB/A)<br />
Auswertung 88,2 76,5<br />
Gesamtauswertung 82,4<br />
Bei der Gesamt bewertung der Funktionsprüfung des Vergabewesens<br />
erreicht die Stadt <strong>Moers</strong> 82,4 Prozentpunkte. Das Ergebnis liegt damit<br />
am Mittelwert des interkommunalen Vergleiches von 82,5 Prozentpunkten.<br />
Zu Frage Nr. 2 (Wertgrenze nach Dienstanweisung Vergabe eingehalten?)<br />
Bei der Maßnahme „Brandschutztüren und –fenster, Grafschafter Gy m-<br />
nasium“ wurde die Wertgrenze für beschränkte Ausschreibungen gemäß<br />
der Dienstanweisung von 50.000 € weit überschritten. Der Auftrag für<br />
dieses Gewerk beträgt 120.737 €. Es liegt keine Begründung und auch<br />
keine Genehmigung für die Überschreitung der Wertgrenze bzw. für die<br />
Wahl des Ausschreibungsverfahrens vor.<br />
Zu Frage Nr. 6 (Können Nachlässe und Nebenangebote im Angebotsanschreiben<br />
eingetragen werden? )<br />
Bei der Maßnahme „SW-Pumpstation, Hülskensweg“ war das von der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> selbst erstellte Formular zum Eintragen von Nachlässen und<br />
Nebenangeboten in den Angebotsunterlagen nicht vorhanden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 263
Bauleistungen<br />
Zu Frage Nr. 7 (Angebotsunterlagen nach Vergabehandbuch?)<br />
Die gesamten Angebotsunterlagen, die dem vom Fachamt bzw. Fachingenieur<br />
erstellten Leistungsverzeichnis beigefügt werden, wurden von<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> selbst erstellt. Bei der Prüfung dieser Unterlagen hat<br />
sich ergeben, dass diese in keinster Weise dem kommunalen Vergabehandbuch<br />
des Landes Nordrheinwestfalen bzw. dem Vergabehandbuch<br />
des Bundes entspricht.<br />
Funktionsprüfung des Vergabewesens in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
57,9 99,7 82,5 82,4<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Funktion des Vergabewesens<br />
90<br />
---- Prozent ----<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt mit dem Wert 82,4 Prozent knapp unter dem interkommunalen<br />
Mittelwert von 82,5 Prozent.<br />
Fazit<br />
Bei der Stadt <strong>Moers</strong> liegen die Ausschreibung und die Vergabe in<br />
der Hand verschiedener Fachabteilungen. Der gesamte Vergabevorgang<br />
wird von einer zentralen Vergabestelle durchgeführt. Der<br />
technische Rechnungsprüfer wird an der Submission und der Vergabeentscheidung<br />
beteiligt.<br />
Insgesamt schneidet die Stadt <strong>Moers</strong> mit der Organisation und<br />
Funktion des Vergabewesens im interkommunalen Vergleich überdurchschnittlich<br />
ab.<br />
264<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Vertragswesen<br />
Prüffeld „Vertragsbedingungen“<br />
In diesem Prüffeld wird die Einhaltung der Vergabe- und Vertragsordnung<br />
für Bauleistungen gemäß VOB Teil A anhand des folgenden Fragenkataloges<br />
untersucht.<br />
Baubereiche<br />
Nr.<br />
Prüfung der Vertragsbedingungen<br />
Hochbau<br />
Tiefbau<br />
Gewichtung<br />
1<br />
Art und Umfang der Leistungen eindeutig und erschöpfend<br />
beschrieben? (§ 9.1 VOB/A)<br />
100 100 5,0<br />
2<br />
Bedarfspositionen nur ausnahmsweise verwendet?<br />
(§ 9.1 VOB/A)<br />
80,0 100 3,0<br />
Stundenlohnarbeiten nur in erforderlicher Höhe<br />
3 verwendet?<br />
100 100 3,0<br />
(§ 9.1 VOB/A)<br />
4<br />
Kein ungewöhnliches Wagnis für den AN gegeben?<br />
(§ 9.2 VOB/A)<br />
100 100 3,0<br />
5<br />
Fabrikate, Markennamen, bestimmte Erzeugnisse u.<br />
ä. verwendet mit dem Zusatz „oder gleichwertig“ (§ 100 100 2,0<br />
9.5 VOB/A)?<br />
6<br />
Vertragsstrafen VOB konform (5 Prozent Höchstwert)?<br />
(§ 11.4 VOB/A)<br />
100 1,0<br />
7<br />
Vertragserfüllungsbürgschaft VOB konform? (§ 14.2<br />
VOB/A)<br />
100 1,0<br />
8<br />
Mängelansprüchebürgschaft VOB konform? (§ 14<br />
VOB/A)<br />
1,0<br />
9 Urkalkulation, wenn gefordert, vorhanden? 3,0<br />
10<br />
Besondere Vertragsbedingungen vorhanden? (§ 10.2<br />
VOB/A)<br />
0,0 0,0 3,0<br />
11<br />
Zusätzliche Vertragsbedingungen vorhanden? (§<br />
10.2 VOB/A)<br />
55,6 0,0 3,0<br />
Auswertung 78,2 64,0<br />
Gesamtauswertung 72,0<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht bei der Prüfung der Vertragsbedingungen einen<br />
Durchschnittswert von 72,0 Prozentpunkten und damit zugleich einen<br />
neuen interkommunalen Minimumwert, der weit über dem Mittelwert<br />
(91,8 Prozentpunkte) des interkommunalen Vergleiches liegt.<br />
Zu Frage Nr.2 (Bedarfspositionen nur ausnahmsweise verwendet?)<br />
Bei der Maßnahme „PCB-Sanierung, Geschwister Scholl Gesamtschule“<br />
wurden sehr viele Bedarfspositionen ausgeschrieben. Es handelt sich<br />
hierbei um das Abfragen von Preisen für alle bei dieser Maßnahme mö g-<br />
lichen Sanierungsfälle, die im Vorfeld nicht ersichtlich sein können.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 265
Bauleistungen<br />
Zu Fragen Nr.6 bis 11 (gemäß vorstehender Tabelle)<br />
Wie bereits im Prüffeld „Funktionsprüfung des Vergabewesens“ ausgeführt,<br />
entsprechen die Angebotsunterlagen nicht dem Vergabehandbuch<br />
und sind auch in vielen Punkten nicht VOB-konform. Dies spiegelt sich<br />
auch in der Prüfung der Vertragsbedingungen wider. Die Überarbeitung<br />
dieser Unterlagen ist in Arbeit und wird dem kommunalen Vergabehandbuch<br />
des Landes Nordrheinwestfalen entsprechen.<br />
Tabellarisch und grafisch ergibt sich folgendes Bild:<br />
Prüfung der Vertragsbedingungen in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
72,0 100,0 91,8 72,0<br />
Interkommunaler Vergleich:<br />
Vertragsbedingungen<br />
100<br />
---- Prozent ----<br />
90<br />
80<br />
70<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Fazit<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht im Prüffeld „Prüfung der Vertragsbedingungen“<br />
einen neuen Minimumwert. Dieser Wert wird sich aber<br />
nach Einführung der zurzeit überarbeiteten Angebotsunterlagen<br />
sofort erheblich verbessern.<br />
266<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Allgemeine technische Prüfung<br />
Prüffeld „Konformität VOB“<br />
Gegenstand dieses Prüffeldes ist die Einhaltung der VOB/B-Vorgaben<br />
hinsichtlich der Genauigkeit der Massenermittlung, formale n Beauftragung<br />
von Nachträgen und Durchführung der Baumaßnahmen. Die Kennzahl<br />
wird anhand des folgenden Fragenkataloges ermittelt.<br />
Baubereiche<br />
Nr.<br />
Konformität VOB<br />
Hochb<br />
au<br />
Tiefbau<br />
Gewichtung<br />
1<br />
Mengenabweichungen in der Mehrzahl der Positionen<br />
Bauleistungen<br />
von 90 bis 110 Prozent des Vordersatzes liegen. Es ist zu erkennen,<br />
dass die Ausführung nur bedingt die ausgeschriebene Leistung widerspiegelt.<br />
Sollten Bieter tendenziell die Verschiebung der Massen in den<br />
Positionen abschätzen können, so haben sie die Möglichkeit, durch hohe<br />
Preise in Positionen, die mit einer größeren Menge als ausgeschrieben<br />
abgerechnet werden, auf Kosten der Stadt <strong>Moers</strong> Vorteile zu erzielen.<br />
Andererseits droht der Stadt bei Unterschreitung des Vordersatzes um<br />
mehr als zehn Prozent Schadensersatzforderung wegen einer Gemeinkostenunterdeckung<br />
des Auftragnehmers. Eine hohe Qualität bei der<br />
Übereinstimmung zwischen Ausschreibung und Abrechnung ist daher<br />
wichtig.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, besonderen Wert auf die Qualität<br />
der Vorbereitung zur Ausschreibung zu legen. Änderungen von<br />
der ausgeschriebenen zur ausgeführten Leistung sollten möglichst<br />
vermieden werden, indem die Ausschreibung erst auf den Markt<br />
gebracht wird, wenn eine gewisse Planungstiefe erreicht ist.<br />
Im Sinne eines Controllings sollte baubegleitend ein hausinterner<br />
Vergleich zwischen ausgeschriebenen und abgerechneten Mengen<br />
mit eventueller Ursachenforschung durchgeführt werden. Die gewonnenen<br />
Erkenntnisse sollten in der Bauakte vermerkt werden<br />
und in zukünftige Ausschreibungen einfließen.<br />
Zu Frage Nr. 2 (neuer Einheitspreis)<br />
Bei den oben festgestellten Mengenabweichungen wurde in den meisten<br />
Fällen kein neuer Einheitspreis vereinbart.<br />
Die VOB/B gibt unter § 2 Nr. 3 die Möglichkeit, bei Unter- oder Überschreitung<br />
der Ausführungsmenge um mehr als zehn Prozent der ausgeschriebenen<br />
Menge auf Verlangen einen neuen Preis unter Berücksichtigung<br />
der Mehr- oder Minderkosten zu vereinbaren. Im Allgemeinen –<br />
nicht in jedem Fall! – sinkt der Gemeinkostenanteil des Unternehmers<br />
am Einheitspreis bei Überschreitung der geplanten und preislich kalkulierten<br />
Menge. Der Auftraggeber hat die Möglichkeit, diesen Preisvorteil<br />
durch die Mengenmehrung für sich zu realisieren. Bildlich gesprochen<br />
bedeutet dieses, dass zum Beispiel der Transport eines Baggers zur<br />
Baustelle nach Erreichen der ausgeschriebenen Aushubmenge bezahlt<br />
ist. Wird darüber hinaus Boden ausgehoben und abgerechnet, so bezahlt<br />
268<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
der Auftraggeber den Transport des Baggers anteilig ein zweites Mal.<br />
Diese Kosten kann er Preis mindernd geltend machen.<br />
Empfehlung<br />
Möglichst während der Bauphase, aber spätestens nachdem die<br />
Schlusszahlung geprüft und noch nicht bezahlt wurde, sollte seitens<br />
des Fachamtes geprüft werden, ob die Forderung eines<br />
Preisnachlasses bei Positionen mit Mengenüberschreitungen sinnvoll<br />
ist. Unanhängig, ob ein Preisnachlass gefordert wird oder<br />
nicht, sollte die Entscheidung in der Bauakte dokumentiert werden.<br />
Zu Fragen Nr. 3 und 4 (Nachträge, Nachtragspositionen)<br />
Es wird festgestellt, dass Nachträge auf der Baustelle zwar besprochen<br />
und mündlich in Auftrag gegeben wurden, aber ein förmliches Angebot<br />
mit Kalkulation und einer förmlichen Beauftragung (Auftragerweiterung)<br />
in der Stadt <strong>Moers</strong> in der Mehrzahl der Nachträge nicht erfolgte.<br />
Nachträge für zusätzliche Leistungen sind Auftragserweiterungen. Zum<br />
Schutz des Auftraggebers sind diese zusätzlichen Leistungen gemäß<br />
VOB/B § 2 Nr. 6 (1) vom Auftragnehmer anzumelden. Leistungen, die<br />
ohne Auftrag vom Auftragnehmer ausgeführt werden, sind nicht zu vergüten<br />
(VOB/B § 2 Nr. 8 (1)), es sei denn, dass sie nachträglich anerkannt<br />
werden oder dem mutmaßlichen Willen des Auftraggebers entsprachen.<br />
Um zu verhindern, dass die Stadt <strong>Moers</strong> Leistungen bezahlt,<br />
die sie in dieser Form nicht gewünscht hat, sind die Leistungen vor der<br />
Ausführung eindeutig in einem Nachtragsauftrag zu formulieren. Es ist<br />
zu berücksichtigen, dass Nachtragsleistungen, die unter § 2 Nr. 3 (Mengenänderungen)<br />
und Nr. 5 (geänderte Leistungen) fallen, angemeldet<br />
werden sollten, aber nicht angemeldet werden müssen.<br />
Mit dem Nachtrag wird sowohl eine zusätzliche als auch eine geänderte<br />
Leistung mit einem Preis beauftragt, der sich nicht unter dem Einfluss<br />
des freien Marktes gebildet hat. Es ist also nicht das Minima lprinzip des<br />
günstigsten Bieters gegeben. Die VOB/B bestimmt zum Schutz beider<br />
Vertragsparteien, dass die Kalkulationsgrundlage des vorhandenen Vertrages<br />
fortzuschreiben ist. Durch Vorlage der Urkalkulation und Vergleich<br />
mit dem Nachtragsangebot kann seitens des Auftraggebers geprüft<br />
werden, ob die kalkulatorischen Ansätze (Gemeinkostenzuschlag,<br />
Stundenlohnhöhe, eventuell Aufwandswerte und so weiter) aus dem<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 269
Bauleistungen<br />
Hauptvertrag übernommen wurden. In diesem Bereich sind große Preisspannen<br />
möglich. Hier sind Einsparungsmöglichkeiten durch entsprechende<br />
Preisprüfungen gegeben.<br />
Empfehlung<br />
Aus Gründen der Kostentransparenz und Nachvollziehbarkeit sowie<br />
zur Korruptionsprävention empfehlen wir der Stadt <strong>Moers</strong>,<br />
Nachträge ausführlich und explizit dem Grunde nach und preislich<br />
zu dokumentieren.<br />
Nachträge sollten ab einer gewissen Höhe – wie bei einer Vergabe<br />
– dem Rechnungsprüfungsamt zur Prüfung vorgelegt werden.<br />
Nachträge sind immer förmlich zu beauftragen.<br />
Zu Frage 7 (Abnahmeprotokoll liegt vor?)<br />
Hier hat die Stadt <strong>Moers</strong> bei einigen Maßnahmen auf die förmliche Abnahme<br />
verzichtet und die Abnahme durch die Benutzung bestätigt.<br />
Wir vertreten die Meinung, dass eine förmliche Abnahme die Dokume n-<br />
tation eines sehr bedeutenden Zeitpunktes einer Baumaßnahme ist.<br />
Denn mit der Abnahme einer Leistung erfolgt der Gefahrenübergang<br />
vom Auftragnehmer auf den Auftraggeber. Die Beweispflicht bei einem<br />
Mangel liegt ab dem Zeitpunkt der Abnahme beim Auftraggeber. Zudem<br />
läuft die Verjährungsfrist für Mängelansprüche ab diesem Zeitpunkt.<br />
Deswegen ist juristisch gesehen die Abnahme ein bedeutender Termin in<br />
der Abwicklung eines Bauvertrages. Um nicht beweisen zu müssen, dass<br />
ein Mangel bereits vor der Abnahme bestand, sollte ein Abnahmeprotokoll<br />
mit Auflistung der Mängel bei jeder Baumaßnahme – auch bei Aufträgen<br />
mit geringer Auftragssumme – angefertigt werden, das von beiden<br />
Seiten durch Unterschrift anerkannt wird. Die Mängelbeseitigung ist<br />
zu verfolgen und in der Bauakte zu dokumentieren. So kann auch die<br />
möglicherweise hiermit zusammenhängende Ursache von eventuell versteckten<br />
und nachträglich auftretenden Mängeln ermittelt und dem Verursacher<br />
zugeordnet werden.<br />
270<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Empfehlung<br />
Ein Abnahmeprotokoll zum Beispiel nach dem Kommunalen Vergabehandbuch<br />
sollte bei jedem Auftrag erstellt und von Auftragnehmer<br />
und Auftraggeber unterschrieben werden, um den genauen<br />
Zeitpunkt des Gefahrenübergangs festzulegen. Die eventuell<br />
anschließende Mängelbeseitigung durch den Auftragnehmer ist zu<br />
dokumentieren und der Bauakte beizufügen.<br />
Zu Frage 9 (Abschlagsrechnungen sind durch eine prüfbare Aufstellung<br />
nachgewiesen? )<br />
Bei der Maßnahme Betonwerksteinarbeiten, Hermann-Runge-<br />
Gesamtschule fehlt die prüfbare Aufstellung der bereits ausgeführten<br />
Leistungen zur Abschlagsrechnung.<br />
Zu Frage 11 (Hinweis Ausschlusswirkung in der Schlussrechnung<br />
enthalten?)<br />
Regelmäßig fehlte bei allen geprüften Baumaßnahmen der Hinweis auf<br />
die Ausschlussfristen von Nachforderungen nach vorbehaltloser Annahme<br />
der Schlussrechnung, gemäß § 16 Nr. 3 Abs. 2 ff VOB/B. „Die vorbehaltlose<br />
Annahme der Schlusszahlung schließt Nachforderungen aus,<br />
wenn der Auftragnehmer über die Schlusszahlung schriftlich unterric htet<br />
und auf die Ausschlusswirkung hingewiesen wurde“ (VOB/B § 16 Nr. 3<br />
Abs. 2). Es reicht dabei nicht aus, wenn auf die entsprechende Vorschrift<br />
VOB/B als solche Bezug genommen wird, vielmehr erfordert es der<br />
Schutzzweck dieser Regelung, dass auch auf § 16 VOB/B Nr. 3 Abs. 5<br />
hingewiesen wird und zwar insgesamt wörtlich durch Wiederholung der<br />
einzelnen Vorraussetzungen für den Eintritt der Ausschlusswirkung. An<br />
dieser Stelle wird auf das am 23.03.1999 verkündete Urteil (Az. -4U<br />
1635/97) des Kammergerichts Berlin hingewiesen. Wir empfehlen daher,<br />
zukünftig den Vordruck EFB-SZ 332 (Schlusszahlung) aus dem Vergabehandbuch<br />
des Bundes zu verwenden.<br />
Empfehlung<br />
Ein Anschreiben mit Hinweis auf die Ausschlusswirkung der<br />
Schlusszahlung muss bei jedem Vertrag erfolgen. Eine Vorlage<br />
hierzu bietet z. B. das Vergabehandbuch des Bundes.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 271
Bauleistungen<br />
Tabellarisch und grafisch ergibt sich folgendes Bild:<br />
Konformität VOB in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
39,0 91,0 68,0 51,2<br />
Interkommunaler Vergleich:<br />
Konformität mit der VOB<br />
90<br />
---- Prozent ----<br />
70<br />
50<br />
30<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt mit dem Wert von 51,2 Prozent unter dem interkommunalen<br />
Mittelwert. Die oben beschriebenen Empfehlungen zeigen<br />
das Verbesserungspotenzial auf.<br />
Prüffeld „Vollständigkeit der Bauakten“<br />
In diesem Prüffeld wird die Vollständigkeit der Schlussrechnung gemäß<br />
VOB/B inklusive der Anlagen wie Aufmaße, Stundenlohnzettel, Wiegekarten<br />
und Prüfnachweise anhand des folgenden Fragenkataloges ermittelt.<br />
Vollständigkeit der Bauakten<br />
Baubereiche<br />
Nr.<br />
Ge-<br />
Hochb Tiefbawichtung<br />
au<br />
1 Aufmaße liegen (im Original) vor? (§ 14 VOB/B) 87,5 100 5,0<br />
2<br />
und wurden vom Fachamt /<br />
Architektur-/Ingenieurbüro<br />
100 100 3,0<br />
geprüft?<br />
3 Stundenlohnnachweise liegen vor? 100 100 4,0<br />
272<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Baubereiche<br />
Nr.<br />
Vollständigkeit der Bauakten<br />
Hochb<br />
au<br />
Tiefbau<br />
Gewichtung<br />
4<br />
und wurden vom Fachamt /<br />
Architektur-/Ingenieurbüro fristgerecht geprüft?<br />
100 100 3,0<br />
5<br />
Nachweise (z. B. Wiegescheine, Lastplattendruckversuche,<br />
Eignungsprüfungen, Prüfzertifikate, Zulassungen)<br />
100 66,7 5,0<br />
liegen im Original vor?<br />
6<br />
und wurden vom Fachamt /<br />
Architektur-/Ingenieurbüro<br />
100 100 3,0<br />
geprüft?<br />
7 Bautagebuch, wenn gefordert, vorhanden? 100 100 1,0<br />
Auswertung 95,3 93,9<br />
Gesamtauswertung 94,7<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht hier 94,7 Prozent. Dieser Wert ist bedingt gut.<br />
Die notwendigen Unterlagen sind vollständig, allerdings werden sie nicht<br />
alle zusammen in der Bauakte abgelegt. In einer Bauakte fehlen die<br />
Aufmaße (Betonwerksteinarbeiten, Hermann-Runge-Gesamtschule). In<br />
einem anderen Fall fehlen Wiegescheine nach denen gemäß Leistungsbeschreibung<br />
abzurechnen ist (Kreisverkehr, Rathausallee).<br />
Tabellarisch und grafisch ergibt sich folgendes Bild:<br />
Vollständigkeit der Bauakten in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
59,9 100,0 89,2 94,7<br />
Interkommunaler Vergleich:<br />
Vollständigkeit der Bauakten<br />
100<br />
---- Prozent ----<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 273
Bauleistungen<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt mit dem erreichten Wert von 94,7 Prozent über<br />
dem Mittelwert von 89,2 Prozent.<br />
Feststellung<br />
Bei der Prüfung der Bauakten wurde festgestellt, dass häufig Unterlagen<br />
nicht in der Bauakte vorhanden waren. Diese Unterlagen,<br />
wie Schlussrechnung, Aufmaße und Aufträge, befinden sich an<br />
dem Zahlungsvorgang in der Stadtkasse.<br />
Zur Vollständigkeit einer Bauakte gehört es, dass alle die Baumaßnahme<br />
betreffenden Unterlagen, sich auch in der Bauakte befinden. Nur so lässt<br />
sich der gesamte Ablauf dieser Maßnahme dokumentieren.<br />
Feststellung<br />
Wir haben positiv festgestellt, dass die Vergabeunterlagen und<br />
Vertragsbedingungen zurzeit vom Fachamt 60 in Zusammenarbeit<br />
mit einer Arbeitsgruppe aller betroffenen Ämter überarbeitet und<br />
den Unterlagen des Kommunalen Vergabehandbuches des Landes<br />
Nordrheinwestfalen angepasst werden. Dadurch wird sich eine<br />
größere Rechts- und Vertragssicherheit ergeben.<br />
Prüffeld „Vergleich der Auftrags- zu den Abrechnungssummen<br />
sowie Auswertung der Nachträge“<br />
Dieses Prüffeld hebt Tendenzen bezüglich der Über- oder Unterschre i-<br />
tung der Auftragssummen und der Nachtragshäufigkeit und –höhe bezogen<br />
auf die ursprüngliche Auftragssumme hervor. Für die Auswertung<br />
werden – wie in den vorherigen Prüffeldern – die Daten aus den Bauakten<br />
der vorgenannten zehn Tiefbau- und neun Hochbaumaßnahmen erhoben.<br />
Bei den Über- und Unterschreitungen ist zu berücksichtigen, dass die<br />
Abrechnungssumme praktisch nie der Auftragssumme gleicht. Das heißt,<br />
dass alle Auftragssummen über- oder unterschritten werden. Jedoch<br />
sollte die Höhe der Über- bzw. Unterschreitungen möglichst gering<br />
gehalten werden. Hohe Über- oder Unterschreitungen weisen oft auf<br />
systematische Fehler in der Ausschreibung hin.<br />
274<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Die Anzahl der Nachträge wird nicht durch die Anzahl der einzelnen<br />
Nachtragspositionen ermittelt, sondern durch die jeweiligen Nachtragsauftragsschreiben.<br />
Eingefügte Positionen in der Schlussrechnung (zum<br />
Beispiel Position 5.2.1a als geänderte Leistung gemäß § 2 Nr. 5 VOB/B)<br />
werden zusammenfassend als ein Nachtrag gewertet.<br />
Vergleich der Auftrags- zu den Abrechnungssummen<br />
Baubereich Überschreitung Unterschreitung<br />
Anzahl der Über- bzw. Hochbau 3 5<br />
Unterschreitungen Tiefbau 6 3<br />
Gesamt 9 8<br />
Prozent bezogen auf Hochbau 33,3 45,5<br />
geprüfte Fälle Tiefbau 60,0 40,0<br />
Gesamt 47,4 42,9<br />
Geprüfte<br />
Hochbau 1.620.161<br />
Auftragssumme in € Tiefbau 2.549.337<br />
Gesamt 4.169.497<br />
Geprüfte<br />
Hochbau 1.542.687<br />
Abrechnungssumme in € Tiefbau 2.604.676<br />
Gesamt 4.147.364<br />
Summe der Über-/ Hochbau 39.880 117.353<br />
Unterschreitung in € Tiefbau 96.337 40.998<br />
Gesamt 136.218 158.351<br />
Abweichung in Prozent Hochbau 2,5 7,2<br />
der Auftragssumme Tiefbau 3,8 1,6<br />
Gesamt 3,3 3,8<br />
Tabellarisch und grafisch ergibt sich zur Überschreitung folgendes Bild:<br />
Überschreitung der Auftragssummen (Höhe) in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
0,7 15,3 5,4 3,3<br />
Interkommunaler Vergleich:<br />
prozentuale Überschreitung der Auftragssumme<br />
---- Prozent der Auftragssumme ----<br />
15,0<br />
12,0<br />
9,0<br />
6,0<br />
3,0<br />
0,0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 275
Bauleistungen<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> überschreitet die Auftragssumme durchschnittlich um<br />
3,3 Prozent. Sie liegt damit unter dem Mittelwert von 5,4 Prozent.<br />
Eine weitergehende Analyse zeigt, dass der Hochbau bei den neun analysierten<br />
Aufträgen eine Überschreitungshöhe von 2,5 Prozent im Vergleich<br />
zu 3,8 Prozent der zehn analysierten Aufträge des Tiefbaus erreicht.<br />
Wir weisen aber darauf hin, dass die Anzahl und der Querschnitt<br />
der 19 ausgewählten Aufträge nur tendenzielle Aussagen erlauben, die<br />
natürlich immer abhängig sind von der Höhe des Auftrags und der Art<br />
der auszuführenden Leistung.<br />
Vergleich der Fachgebiete<br />
prozentuale Überschreitung der Auftragssumme<br />
- Prozent der Auftragssumme -<br />
3,0<br />
2,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
Hochbau Tiefbau Gesamt<br />
Tabellarisch und grafisch ergibt sich zur Unterschreitung folgendes Bild:<br />
Unterschreitung der Auftragssummen (Höhe) in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
0,5 13,6 3,7 3,8<br />
276<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Unterschreitung der Auftragssummen (Höhe) im<br />
interkommunalen Vergleich<br />
---- Prozent der Auftragssumme ----<br />
12,0<br />
10,0<br />
8,0<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt um 0,1 Prozent ganz leicht über dem Mittelwert.<br />
Die Zusammensetzung dieses Ergebnisses ist aus dem folgenden Diagramm<br />
ersichtlich.<br />
Vergleich der Fachgebiete<br />
Unterschreitung der Auftragssummen (Höhe)<br />
- Prozent der Auftragssumme -<br />
6,0<br />
4,0<br />
2,0<br />
0,0<br />
Hochbau Tiefbau Gesamt<br />
Bei den Hochbaumaßnahmen werden die Auftragssummen im Mittel um<br />
7,2 Prozent unterschritten. Bei den Tiefbaumaßnahmen beträgt die mittlere<br />
Auftragssummenunterschreitung 1,6 Prozent.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 277
Bauleistungen<br />
Die bereits aufgeführte Tendenz zur Auftragsüberschreitung zeic hnet<br />
sich in der Auswertung der Nachträge ebenfalls ab.<br />
In der folgenden Tabelle sind die Auswertungen der vorhandenen Nachträge<br />
bei den geprüften Maßnahmen dargestellt.<br />
Auswertung der Nachträge<br />
Summe der Prozent der Prozent der<br />
Anzahl der<br />
Baubereich<br />
Nachträge geprüften Ma ß- geprüften Auftragssumme<br />
Nachträge<br />
in €<br />
nahmen<br />
Hochbau 5 250.442 55,6 15,5<br />
Tiefbau 7 138.597 70,0 5,4<br />
Gesamt 12 389.040 63,2 9,3<br />
Tabellarisch und grafisch ergibt sich zu den Nachträgen folgendes Bild:<br />
Nachträge (Höhe ) in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
1,3 30,1 7,6 9,3<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Nachträge (Höhe)<br />
---- Prozent der Auftragssumme ----<br />
30,0<br />
25,0<br />
20,0<br />
15,0<br />
10,0<br />
5,0<br />
0,0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Wie die folgende Grafik verdeutlicht, ist die Nachtragshöhe prozentual<br />
bezogen auf die Auftragssumme im Hochbaubereich mit durchschnittlich<br />
15,5 Prozent höher als im Bereich Tiefbau mit 5,4 Prozent.<br />
278<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Intrakommunaler Vergleich:<br />
prozentualer Vergleich der Nachtragshöhe zur Auftragssumme<br />
- Prozent der Auftragssumme -<br />
15,0<br />
12,0<br />
9,0<br />
6,0<br />
3,0<br />
0,0<br />
Hochbau Tiefbau Gesamt<br />
Erfahrungsgemäß liegen die Einheitspreise bei Nachträgen relativ hoch,<br />
weil diese Preise nicht dem Wettbewerb unterliegen. Daher sollten<br />
Nachtragsaufträge durch eine weitreichende Ausschreibungsvorbere i-<br />
tung auf Ausnahmefälle beschränkt werden.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> eine gründliche Analyse zur Ausschreibungsvorbereitung<br />
im Rahmen der Massenermittlung und<br />
der Art der Ausführung. Zukünftig sollten die Auftragsabweichungen<br />
und Nachträge im Bereich Hochbau und Tiefbau baubegle i-<br />
tend dokumentiert und vertiefend analysiert werden.<br />
Fazit<br />
Im Prüffeld „Konformität mit der VOB“ wird von uns festgestellt,<br />
dass es zu Mengenabweichungen von mehr als 10 Prozent bei der<br />
Mehrheit der ausgeführten Positionen ohne Vereinbarung neuer<br />
Einheitspreise kommt.<br />
Die förmliche Beauftragung der Nachträge erfolgt häufig nicht.<br />
Im Prüffeld „Vollständigkeit der Bauakten“ wird ein positives Ergebnis<br />
über dem interkommunalen Mittelwert erreicht.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt im Prüffeld „Vergleich der Auftrags- zu den<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 279
Bauleistungen<br />
Fazit<br />
Abrechnungssummen sowie Auswertung der Nachträge“ bei den<br />
Überschreitungen der Auftragssummen in der Höhe der Überschreitungen<br />
unter dem interkommunalen Mittelwert. Der Wert<br />
der Höhe der Unterschreitungen der Auftragssummen liegt im Bereich<br />
des interkommunalen Mittelwertes.<br />
Bei der Höhe der Nachträge erreicht die Stadt <strong>Moers</strong> ein überdurchschnittliches<br />
Vergleichsergebnis. Dies resultiert aus der Tatsache,<br />
dass die Mehrzahl der Hochbaumaßnahmen Sanierungen<br />
sind, bei denen ein erhöhter Anteil an Nachträgen entsteht.<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />
Allgemeines<br />
Die vorhergehenden Prüffelder haben große Bedeutung. Dennoch verleiht<br />
die finanzielle Lage der Stadt <strong>Moers</strong> den folgenden Wirtschaftlic h-<br />
keitsbetrachtungen ein besonderes Gewicht. Der Schwerpunkt dieses<br />
<strong>Bericht</strong>s über die Bauleistungen liegt in den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen,<br />
um der Stadt <strong>Moers</strong> Möglichkeiten aufzuzeigen, die angespannte<br />
Haushaltssituation zu verbessern. Während der erste Teil dieses Teilberichtes<br />
sich überwiegend der organisatorischen und dokumentativen<br />
Situation der Bauleistungen widmet, können die folgenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />
strategische Mängel eröffnen, die letztlich die<br />
finanzielle Situation der Stadt <strong>Moers</strong> negativ beeinflussen können und<br />
die Handlungsfähigkeit einschränken. Hier hat die Stadt <strong>Moers</strong> die Verbesserungsmöglichkeiten<br />
mit dem größten positiven Veränderungspotenzial.<br />
Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen stellen die finanziellen Auswirkungen<br />
der einzelnen Prüffelder für die Kommune im Vergleichsjahr 2003<br />
dar. Der Leser soll auf einen Blick den Zusammenhang zwischen zum<br />
Beispiel den Ausführungen des Finanzberichtes und den Wirtschaftlic h-<br />
keitsbetrachtungen des Bereiches Bauleistungen erkennen können. In<br />
der entscheidenden Betrachtung, dem Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit<br />
(KIWI), fließen die sekundären, technischen Umstände (z.B.<br />
Gemeindefläche) in die Bewertung mit ein. Sie sind verbal als Kriterium<br />
280<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
aufgelistet und führen zusammen mit dem interkommunalen Vergleich<br />
und dem tendenziellen Zeitreihenvergleich zur KIWI-Bewertung.<br />
Prüffeld „Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht“<br />
(KIWI-Kennzahl)<br />
Der Bereich Bauaufsicht ist eine hoheitsrechtliche Aufgabe, nimmt aber<br />
zur Deckung seiner Ausgaben Gebühren ein. In der Regel sind diese<br />
Einnahmen geringer als die Ausgaben.<br />
Es gibt in der Stadt <strong>Moers</strong> keine Dokumentation, welche Vorgänge bearbeitet<br />
werden und wie lange die Bearbeitung der Vorgänge dauert. Über<br />
dieses Instrument könnte eine optimierte Arbeitsverteilung und Organisation<br />
gesteuert werden. Hierzu liegen uns gute Beispiele aus anderen<br />
Kommunen vor, die zu einem Erfahrungsaustausch bereit sind.<br />
Bei Bauanträgen, die nicht vollständig eingereicht werden, fordert das<br />
Bauaufsichtsamt die fehlenden Unterlagen nach.<br />
Vergleich der Ausgaben zu den Einnahmen des Bereichs Bauaufsicht<br />
Die Ausgaben der Bauaufsicht, die den einzelnen Jahresrechnungen,<br />
Unterabschnitt 613, entnommen sind, steigen von 2000 bis 2003 um ca.<br />
6,7 Prozent. Da diese Ausgaben fast ausschließlich aus Personalausgaben<br />
bestehen, lässt sich aus der Höhe der Ausgaben und der Veränderung<br />
der Ausgaben im <strong>Bericht</strong>szeitraum der Personaleinsatz der Bauaufsicht<br />
ableiten.<br />
Die Betrachtung der Gebühreneinnahmen ergibt jedoch ein gänzlich anderes<br />
Bild. Im Kontext zu den Personalausgaben ergibt sich folgender<br />
grafischer Verlauf dar:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 281
Bauleistungen<br />
Zeitreihenvergleich:<br />
Gegenüberstellung der Einnahmen zu den Ausgaben<br />
1.000 €<br />
800 €<br />
600 €<br />
400 €<br />
200 €<br />
0 €<br />
Ausgaben<br />
Einnahmen<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Die Gebühreneinnahmen sind in den Jahren 2000 bis 2002 permanent<br />
gesunken, im Jahr 2003 ist erstmals wieder ein leichter Anstieg der Gebühreneinnahmen<br />
zu verzeichnen. In der Tendenz ist auch im Jahr 2004<br />
ein weiterer Anstieg der Gebühreneinnahmen zu erkennen.<br />
Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass die Ausgaben der Abteilung „Ba u-<br />
aufsicht“ sowie die Anzahl der Baugenehmigungen nur gering mit den<br />
Gebühreneinahmen korrespondieren. Die Höhe der Gebühreneinnahmen<br />
ist von der Art und Nutzung des die Baugenehmigung betreffenden Gebäudes<br />
abhängig. Einflussmöglichkeiten seitens der Stadt <strong>Moers</strong> gibt es<br />
kaum.<br />
Freigewordene Arbeitskräfte wurden in der Stadt <strong>Moers</strong> mit Aufgaben<br />
der Bauaufsicht betreut, die zwar Pflichtaufgaben der Kommune darstellen,<br />
jedoch bisher nicht bzw. in geringem Umfang wahrgenommen wurden,<br />
zum Beispiel wiederkehrende Prüfungen und Brandschauen.<br />
Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung fällt insofern über die Jahre sehr ungünstig<br />
aus. Im Jahr 2000 erzielte die Stadt <strong>Moers</strong> den für sie höchsten<br />
Ausgabendeckungsgrad mit 77,3 Prozent. Danach sinken die Einnahmen<br />
bis zum Jahr 2002 auf 42,9 Prozent; im Jahr 2003 steigt der Ausgabendeckungsgrad<br />
wieder leicht an. Er stellt sich wie folgt dar:<br />
282<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht<br />
Jahr<br />
Zuschuss/Überschuss Ausgaben Einnahmen Ausgabendeckungsgrad<br />
Gesamt in €<br />
in €<br />
in € der Bauaufsicht<br />
2000 -241.457 1.094.426 852.969 77,9 %<br />
2001 -430.128 1.145.945 715.817 62,5 %<br />
2002 -635.407 1.112.074 476.667 42,9 %<br />
2003 -663.349 1.168.070 504.721 43,2 %<br />
Mittelwert -492.585 1.130.129 637.544 56,4 %<br />
Zeitreihenvergleich:<br />
Ausgabendeckungsgrad<br />
Ausgabendeckungsgrad<br />
70,0%<br />
60,0%<br />
50,0%<br />
40,0%<br />
30,0%<br />
20,0%<br />
2000 2001 2002 2003 Mittelwert<br />
Der Ausgabendeckungsgrad bewegt sich in den Jahren 2000 bis 2003 im<br />
Bereich von 77,9 Prozent bis auf 43,2 Prozent nach unten. Damit liegt<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleich mit allen von uns bisher<br />
geprüften Kommunen unter dem Mittelwert, wie folgende Tabelle und<br />
Grafik zeigen:<br />
Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich (alle Größenklassen)<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
21,2 164,1 71,4 43,2<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 283
Bauleistungen<br />
Interkommunaler Vergleich:<br />
Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht für 2003<br />
---- Ausgabendeckungsgrad ----<br />
160,0<br />
120,0<br />
80,0<br />
40,0<br />
0,0<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Nachrichtlich hier der Vergleich der Stadt <strong>Moers</strong> mit allen von uns bisher<br />
geprüften Kommunen größer als 60.000 Einwohner:<br />
Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht in Prozent<br />
Interkommunaler Vergleich (größer 60.000 Einwohner)<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
34,9 108,1 65,2 43,2<br />
Der Bereich Bauaufsicht bestreitet seine Einnahmen fast ausschließlich<br />
über die Gebühren. Diese können stark fluktuieren, ohne dass die Ba u-<br />
behörde, wie bereits vorstehend erwähnt, hierauf viel Einfluss nehmen<br />
kann.<br />
Allerdings kann anhand von Arbeitsanalysen und einer eventuellen Ne u-<br />
verteilung der Aufgaben ein optimierter Arbeitsablauf strukturiert werden.<br />
Freiwerdende Personalkapazitäten können in anderen Bereichen<br />
eingesetzt werden.<br />
Weiter besteht die Möglichkeit zur Steigerung der Gebühreneinnahmen<br />
dadurch, dass genügend Bauland und Gewerbeflächen ausgewiesen<br />
werden. Dadurch wird bauwilligen Bürgern und Unternehmen die Möglichkeit<br />
gegeben, ihren Neubau in der Stadt <strong>Moers</strong> zu verwirklichen und<br />
nicht in Nachbarkommunen abwandern zu müssen.<br />
284<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Feststellung<br />
Hier weist die Stadt <strong>Moers</strong> ausreichende Flächen aus, wie an Hand<br />
der Neubau- und Gewerbeflächen zu ersehen ist. Zur Vermarktung<br />
dieser Flächen wurde mit den Nachbarkommunen Kamp-<br />
Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg eine gemeinschaftliche<br />
Anstalt öffentlichen Rechts gegründet. Die Nachfrage nach diesen<br />
Flächen ist allerdings zurzeit sehr gering.<br />
Zusätzliche Einnahmemöglichkeiten könnten zum Beispiel durch die Ausführung<br />
von freiwilligen Leistungen, wie zum Beispiel der Beratung bei<br />
Bauanträgen oder der Nutzung des städtischen Bauarchivs, erschlossen<br />
werden. Diese Leistungen werden zurzeit im Rahmen des Servicegedankens<br />
für den Bürger noch kostenlos seitens der Stadt <strong>Moers</strong> zur Verf ü-<br />
gung gestellt.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, die freiwilligen und bisher zum<br />
Teil kostenlosen Leistungen im Hinblick auf eine Gebührenerhebung<br />
zu überdenken.<br />
Der Bereich der Bauberatungen wird von der Stadt <strong>Moers</strong> bewusst kostenlos<br />
zur Verfügung gestellt. Diese Leistungen werden von den Bürgern<br />
stark in Anspruch genommen und sind sehr zeitintensiv. Allerdings ist<br />
durch die Bauberatungen die Qualität der eingereichten Bauanträge erheblich<br />
besser geworden, was zu einer kürzeren Bearbeitungsdauer geführt<br />
hat.<br />
Um sich einen genauen Überblick über die Intensität und den Umfang<br />
der freiwilligen wie auch der Pflichtaufgaben zu verschaffen, sollte die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> eine genaue Dokumentation der anfallenden Arbeiten und<br />
der Bearbeitungsschritte vornehmen. Anhand dieser Dokumentation lassen<br />
sich optimierte Arbeitsabläufe erarbeiten.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, eine Organisationsuntersuchung<br />
durchzuführen, um die Aufgabenverteilung mö glichst zeitnah dem<br />
Arbeitsanfall anzupassen und den Ausgabendeckungsgrad der<br />
Bauaufsicht zu verbessern.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 285
Bauleistungen<br />
Diese Organisationsuntersuchung sollte mindestens folgende Arbeitsschritte<br />
enthalten:<br />
• Aufgabenanalyse inklusive einer Klassifizierung der Aufgaben<br />
nach Ingenieurstätigkeiten, Verwaltungstätigkeiten sowie Kontrolltätigkeiten<br />
• Aufgabenkritik<br />
• Feststellung des qualitativen und quantitativen Stellenbedarfs<br />
• Entwicklung verschiedener Dienstverteilungsmodelle<br />
Variante 1: Wegfall von Stellenanteilen im Bereich Ingenieure;<br />
Variante 2: Wegfall von Stellenanteilen im Bereich Verwaltung;<br />
Variante 3: Einsatz von Baukontrolleuren<br />
Die Entwicklung verschiedener Modelle ist nach unserer Auffassung deshalb<br />
notwendig, weil die Stadt <strong>Moers</strong> im Wesentlichen durch die Reduzierung<br />
von Personalausgaben die Möglichkeit hat, den Ausgabendeckungsgrad<br />
zu verbessern. Da kurzfristig nur wenige Fluktuationen absehbar<br />
sind, ist die Stadt gehalten, jede sich bietende Fluktuation (Beurlaubung,<br />
Kündigung, Versetzung und so weiter) zur Personalausgabeneinsparung<br />
zu nutzen. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sich daher auf eine solche<br />
Situation vorbereiten.<br />
KIWI-Bewertung - Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht -<br />
Ist-Situation:<br />
• Der Ausgabendeckungsgrad im Vergleichsjahr 2003 liegt unter<br />
dem interkommunalen Mittelwert.<br />
• Der Ausgabendeckungsgrad zeigt intrakommunal keine konstant<br />
ansteigende Tendenz.<br />
• Es werden freiwillige Leistungen zur Bürgerzufriedenheit erbracht,<br />
die im Rahmen einer sich verschlechternden Finanzlage<br />
neu überdacht werden müssen.<br />
• Steuerungsmöglichkeiten sind im Bereich der Bauanträge nur im<br />
Arbeitsablauf möglich, genügend Bau- und Gewerbeflächen weden<br />
von der Stadt <strong>Moers</strong> zur Verfügung gestellt.<br />
286<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Handlungsmöglichkeiten:<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte eine Organisationsuntersuchung, wie oben<br />
beschrieben, mit dem Ziel der Erhöhung des Ausgabendeckungsgrades<br />
in der Bauaufsicht durchführen.<br />
• Außerdem besteht die Möglichkeit der Gebührenerhebung für<br />
freiwillige Zusatzleistungen.<br />
KIWI Bewertung<br />
Da der momentane Zustand nicht zufrieden stellend ist und einige<br />
Handlungsmöglichkeiten gegeben sind, ist das Ergebnis dieses<br />
Prüffeldes bzw. der Kennzahl „Ausgabendeckungsgrad der Ba u-<br />
aufsicht“ mit dem KIWI-Wert 3 bewertet.<br />
Prüffeld „Bauunterhaltungsausgaben je Einwohner“<br />
(KIWI-Kennzahl)<br />
Mit dieser Kennzahl soll das Verhalten der Stadt <strong>Moers</strong> im Hinblick auf<br />
die Unterhaltung der eigenen Immobilien bewertet werden. Dabei fließen<br />
die Haushaltslage, die Größe des Immobilienbestands und dessen Zustand<br />
in die Bewertung ein. Wo liegt die Stadt <strong>Moers</strong> bei der Bauunterhaltung<br />
im interkommunalen Vergleich? Entsprechen die Ausgaben dem<br />
Unterhaltungsbedarf? Wie wird auf die Haushaltslage der Stadt <strong>Moers</strong> im<br />
Rahmen der Bauunterhaltung eingegangen?<br />
Als Datenbasis werden die Ergebnisse der Gruppierungen 50 und 51 der<br />
Jahresrechnungen 2000 bis 2003 zu Grunde gelegt. Hier sollen die Unterhaltungsausgaben<br />
verbucht werden. In der Stadt <strong>Moers</strong> werden viele<br />
der Bauunterhaltungsausgaben nicht im Verwaltungshaushalt (Gruppierung<br />
50/51) sondern im Vermögenshaushalt (Gruppierung 94 – 96) verbucht,<br />
hier sollen nur investive Maßnahmen verbucht werden. Auf Grund<br />
dieser Tatsache, sind die Daten des Verwaltungshaushaltes nicht vergleichbar<br />
mit den Daten der von uns bereits geprüften Kommunen. Es<br />
werden daher keine interkommunalen Vergleiche angestellt, auch kann<br />
kein Zeitreihenvergleich erstellt werden und keine KIWI-Bewertung vorgenommen<br />
werden, da keine eindeutige Zuordnung möglich ist. Siehe<br />
hierzu auch die Teilberichte Gebäudewirtschaft und Finanzen.<br />
Eine Analyse des Anlagevermögens ergibt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> über<br />
einen hohen Gebäudebestand (ca. 145) verfügt. Darunter befinden sich<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 287
Bauleistungen<br />
Gebäude, die nicht zur Erfüllung der kommunalen Pflichtaufgaben notwendig<br />
sind, zum Beispiel Wohngebäude. Dieser Gebäudebestand sollte<br />
unbedingt auf ein Minimum reduziert werden, um die Unterhaltungsausgaben<br />
so gering wie möglich zu halten. Hier ergeben sich sichtbare Einsparpotenziale.<br />
Die Bauunterhaltungsausgaben sind gemäß den Zuordnungsvorschriften<br />
zum Gruppierungsplan der Haushalte der Gemeinden und Gemeindeverbände<br />
den Gruppen 50 und 51 des Verwaltungshaushaltes zuzuordnen.<br />
Feststellung<br />
Wir haben festgestellt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> Bauunterhaltungsausgaben<br />
(z. B. Erneuerung von Fußböden) oft dem Vermögenshaushalt<br />
zuordnet.<br />
Da diese Maßnahmen eindeutig nicht der He rstellung oder Mehrung von<br />
Anlagevermögen, sondern der Instandsetzung oder dem Erhalt des Anlagevermögens<br />
zuzuordnen sind, sind sie haushaltsrechtlich dem Verwaltungshaushalt<br />
zuzuschlagen. Siehe hierzu auch die Hinweise in den<br />
Teilberichten Finanzen und Gebäudebewirtschaftung.<br />
Feststellung<br />
Es wurde von uns festgestellt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> Dienstleistungen<br />
für Dritte kostenlos zur Verfügung stellt. Diese sollten im<br />
Hinblick auf die schlechte Finanzlage der Stadt mit einer Gebühr<br />
belegt werden, auch wenn es sich um Gesellschaften mit Mehrheitsbeteiligungen<br />
der Stadt handelt.<br />
Zur Beurteilung des Immobilienvermögens wurde eine Besichtigung des<br />
Straßennetzes und einiger Schulen vorgenommen.<br />
Hochbau<br />
Die städtischen Gebäude befinden sich in keinem guten Zustand. Im<br />
Rahmen der Bauunterhaltung wurde in letzter Zeit hauptsächlich Unfallverhütung<br />
betrieben, Brandschutz nachgerüstet und PCB-Sanierungen<br />
vorgenommen. Es ist bereits Sanierungsstau bei den Gebäuden festzustellen.<br />
288<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Seit Einführung des Zentralen Gebäudemanagements zum 1.07.2004<br />
gibt es eine Mängelerfassung, an Hand der die Bauunterhaltung durc h-<br />
geführt werden soll.<br />
Tiefbau<br />
Der Straßenzustand ist oberflächlich als ausreichend zu bezeichnen. Allerdings<br />
werden die Straßen nur im Bereich der Deckschicht saniert, eine<br />
Sanierung der Tragschichten erfolgt nicht. Dies hat zur Folge, dass bereits<br />
sanierte Straßenabschnitte auch weiterhin in kurzen Abständen zu<br />
sanieren sind. Die Kanäle befinden sich aufgrund einer kontinuierlichen<br />
Erneuerung zum großen Teil in einem guten Zustand.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, die Prioritäten in der Mängele r-<br />
fassungsdatei für die Bauunterhaltung im Hochbau sowie im Tiefbau<br />
nach Einsparpotenzialen in der Bewirtschaftung sowie finanziellen<br />
Auswirkungen auf den Haushalt zu erarbeiten. Dazu sollte<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> bereits jetzt – vor der Einführung des NKF – die<br />
für die Sanierung notwendigen finanziellen Rücklagen definieren.<br />
Weiter empfehlen wir, das Anlagevermögen auf das Minimum zu<br />
reduzieren, welches zur Erfüllung der kommunalen Pflichtaufgaben<br />
notwendig ist.<br />
KIWI Bewertung<br />
Dieses Prüffeld bzw. die Kennzahl „Bauunterhaltungsausgaben je<br />
Einwohner“ kann auf Grund der insgesamt nicht ermittelbaren<br />
Daten nicht bewertet werden.<br />
Prüffeld „Öffentliche Infrastruktur“<br />
(KIWI-Kennzahl)<br />
Der Begriff „Öffentliche Infrastrukturerhaltung“ wird mit den verschiedensten<br />
Aufgaben verbunden. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung dieses<br />
Prüffeldes konzentriert sich dabei nur auf die Bereiche Straßen- und Kanalunterhaltung<br />
und Grünpflege, die in jeder Kommune vorhanden sind.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 289
Bauleistungen<br />
Seit einigen Jahren müssen sich diese Aufgaben, die bisher fast nur<br />
durch eigene kommunale Einrichtungen wahrgenommen wurden, der<br />
Konkurrenz des freien Marktes stellen. Unter dem allgemeinen Kostendruck<br />
wird das Bestreben nach wirtschaftlichen und rationellen Alternativen<br />
immer stärker.<br />
Örtliche Besonderheiten beeinflussen die Kennzahl erheblich, wie zum<br />
Beispiel Topografie, Versorgungsfläche, Ablauforganisation und Kontrollsysteme,<br />
personelle Ausstattung, Aufgaben und Wirtschaftlichkeit der<br />
Bauhöfe (Rationalisierung), Fremdvergabe und Interkommunale Zusammenarbeit.<br />
Statistische Grunddaten<br />
Kriterium<br />
Interkomm.<br />
Verhältniswert<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Mittelwert<br />
Zahl der Einwohner 42.552 107.903 253,6 %<br />
Gemeindegröße in ha 8.305 6.768 81,5 %<br />
Anzahl der Ortsteile 10 22 220,0 %<br />
Flächen der Park- und Gartenanlagen<br />
in ha<br />
90,2 170 188,5%<br />
Bei den Servicebetrieben <strong>Moers</strong> der Stadt <strong>Moers</strong> werden von uns die<br />
zwei Geschäftsbereiche Straßen- und Kanalunterhaltung sowie Grünflächenunterhaltung<br />
in die Betrachtung einbezogen.<br />
In der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Kosten der Infrastruktur<br />
aus den Abschnitten 58 und 63 sowie gesamt in € je Einwohner<br />
für die Jahre 2000 bis 2003 aufgeführt.<br />
Kosten der Infrastrukturerhaltung<br />
Kosten der<br />
Jahr<br />
Kosten der<br />
Infrastruk-<br />
Straßenunterhaltung<br />
Grünpflege Infrastrukturerhaltung<br />
lt. LDS tung je<br />
Einwohner turerhal-<br />
in €<br />
in €<br />
gesamt<br />
Einwohner<br />
in €<br />
2000 4.313.295 3.017.185 7.330.480 107.062 68,47<br />
2001 3.984.135 2.835.683 6.819.818 107.421 63,49<br />
2002 3.797.183 2.792.770 6.589.953 108.019 61,01<br />
2003 3.454.473 1.592.847 5.047.320 107.903 46,78<br />
Die Ausgaben je Einwohner sind vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2003 um<br />
21,69 € je Einwohner gesunken.<br />
Im interkommunalen Vergleich aller von uns geprüften Kommunen ergibt<br />
sich folgendes Bild:<br />
290<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Kosten der Infrastruktur je Einwohner in Euro<br />
Interkommunaler Vergleich im Jahr 2003 (alle Größenklassen)<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
25,25 97,13 61,78 46,78<br />
Kosten der Infrastrukturerhaltung je Einwohner<br />
(Grünpflege, Straßenunterhaltung)<br />
60,00<br />
Euro je Einwohner<br />
50,00<br />
40,00<br />
30,00<br />
20,00<br />
10,00<br />
0,00<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Nachrichtlich der Vergleich der Stadt <strong>Moers</strong> mit allen von uns bisher geprüften<br />
Kommunen größer als 60.000 Einwohner:<br />
Kosten der Infrastruktur je Einwohner in Euro<br />
Interkommunaler Vergleich im Jahr 2003 (größer 60.000 Einwohner)<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
30,60 86,19 62,30 46,78<br />
Aufschlussreich ist die Auswertung des Zeitreihenvergleichs im interkommunalen<br />
Vergleich:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 291
Bauleistungen<br />
Interkommunaler Zeitreihenvergleich:<br />
Kosten der Infrastrukturerhaltung je Einwohner<br />
---- Euro je Einwohner ----<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> ist im <strong>Bericht</strong>szeitraum der Jahre 2000 bis 2003 unter<br />
den interkommunalen Mittelwert gesunken, mit weiterhin sinkender<br />
Tendenz.<br />
Dieses Bild bestätigt sich durch die Einzelbetrachtung der Kosten für die<br />
Gemeindestraßenunterhaltung und Park- und Gartenanlagen.<br />
Interkommunaler Zeitreihenvergleich:<br />
Kosten der Unterhaltung für Gemeindestraßen<br />
---- Euro je Einwohner ----<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Die Ausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> liegen für die Straßenunterhaltung in den<br />
Jahren 2000 bis 2003 unter dem Niveau des interkommunalen Mittelwertes,<br />
Tendenz sinkend.<br />
292<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Die Straßenunterhaltung erfolgt durch die Servicebetriebe <strong>Moers</strong>, soweit<br />
keine Spezialmaschinen notwendig sind, ansonsten ergeben sich Fremdvergaben.<br />
Feststellung<br />
Die Gemeindestraßen befinden sich oberflächlich in einem ausre i-<br />
chenden Zustand. Allerdings wird nur die Oberfläche saniert, nicht<br />
die darunter liegenden Tragschichten. Diese Art der Sanierung ist<br />
noch eine Zeit lang praktikabel, aber auf Dauer müssen vorhandene<br />
Schäden in vollem Umfang saniert werden. Hier ist in Kürze<br />
ein Werteverlust zu verzeichnen.<br />
Interkommunaler Zeitreihenvergleich:<br />
Kosten der Unterhaltung für Park- und Gartenanlagen<br />
---- Euro je Einwohner ----<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Im Bereich der Grünpflege befand sich die Stadt <strong>Moers</strong> weit über dem<br />
interkommunalen Mittelwert und ist im Jahr 2003 auf den interkommunalen<br />
Mittelwert abgesunken.<br />
Bei unseren Ortsbesichtigungen haben wir festgestellt, dass sich die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> als sehr grüne Stadt präsentiert. Die Park- und Grünflächen<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> betragen insgesamt 170 ha. Dieser Wert liegt mehr als<br />
88 Prozent über dem interkommunalen Mittelwert, daher ist das Ausgabeverhalten<br />
für die Grünflächenpflege im Jahr 2003 als gut anzusehen,<br />
sollte aber im Hinblick auf die sehr angespannte Haushaltssituation der<br />
Stadt <strong>Moers</strong> noch weiter reduziert werden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 293
Bauleistungen<br />
Eine genaue Erfassung der Straßen und der Grünflächen liegt noch nicht<br />
vor und kann somit noch nicht für die genaue Kostenkontrolle einzelner<br />
Objekte genutzt werden. Im Grünflächenamt wird zurzeit ein Grünflächeninformationssystem<br />
(GRIS) eingeführt. Hiermit wäre eine genaue<br />
Kostenkontrolle bei entsprechender Rechnungsverbuchung möglich.<br />
Weiter ermöglicht dieses Programm Simulationsmodelle zur besseren<br />
und weitre ichenderen Planung der Grünflächen.<br />
Bei den Servicebetrieben <strong>Moers</strong> handelt es sich um eine Eigenbetriebsähnliche<br />
Einrichtung. Diese arbeitet selbstständig entsprechend einem<br />
Auftraggeber/Auftragnehmermodell, wobei die Stadt <strong>Moers</strong> der Auftraggeber<br />
ist. In den beiden betrachteten Bereichen sind die Fachbereiche<br />
Tiefbau und Grünflächen die Auftraggeber und erteilen den SBM Aufträge<br />
zur pauschalen Unterhaltung der Straßen und Grünflächen. Diese<br />
Arbeiten werden von den Servicebetrieben <strong>Moers</strong> durchgeführt und mit<br />
entsprechenden Stundensätzen in Rechnung gestellt. Die erteilten Aufträge<br />
werden pauschal gehalten, sie geben Standards vor und beschre i-<br />
ben den Pflegeumfang.<br />
Für eine optimierte Zusammenarbeit im Auftraggeber-/Auftragnehmer-<br />
Verhältnis zwischen der Stadt <strong>Moers</strong> und den Servicebetrieben <strong>Moers</strong><br />
sollte eine genaue Aufgaben- und Kompetenzdefinition auf der Grundlage<br />
der Eigenbetriebsverordnung erfolgen.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, zur Entlastung der angespannten<br />
Haushaltssituation sowohl den Pflegestandard der Grünflächen als<br />
auch den Umfang der Neubepflanzung zu reduzieren. Weiter sollten<br />
genaue Pflegestandards für verschiedene Pflegezonen definiert<br />
werden.<br />
KIWI-Bewertung Kosten der Infrastrukturerhaltung<br />
Ist-Situation:<br />
• Die Ausgaben für die Infrastrukturerhaltung in Euro/Einwohner<br />
liegen im Vergleichsjahr 2003 unter dem interkommunalen Mittelwert.<br />
• Die Infrastrukturerhaltungsausgaben sind in den Jahren 2000 bis<br />
2003 stetig gesunken, es wurde auf die sich verschlechternde Finanzlage<br />
reagiert.<br />
294<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
• Die Arbeiten werden größtenteils von den Servicebetrieben <strong>Moers</strong><br />
eigenverantwortlich durchgeführt.<br />
Handlungsmöglichkeiten:<br />
• Der Aufwand zur Unterhaltung der Gemeindestraßen sollte kritisch<br />
betrachtet werden. Es sollte aber unbedingt darauf geachtet<br />
werden, dass bei den Straßen ein Werteverlust vermieden wird.<br />
• Der Aufwand zur Unterhaltung der Grünflächen sollte noch weitergesenkt<br />
werden. Der Pflegestandard sollte genau festgelegt<br />
werden und verschiedene Pflegezonen sollten definiert werden.<br />
• Zur genauen Betrachtung der Kosten der Infrastrukturerhaltung<br />
ist die genaue Erfassung und Bewertung der Park- und Grünflächen<br />
sowie der Straßen erforderlich. Nur dann sind das gezielte<br />
Einsetzen der Finanzmittel an den unbedingt notwendigen Stellen<br />
sowie eine Reduzierung zur Entlastung des Gesamthaushaltes<br />
möglich.<br />
KIWI Bewertung<br />
Dieses Prüffeld bzw. die Kennzahl „Kosten der Infrastruktur je<br />
Einwohner“ wird mit dem KIWI-Wert 3 bewertet. Dies resultiert<br />
aus dem oben beschriebenen Ist-Zustand und den aufgezeigten<br />
Handlungsmöglichkeiten.<br />
Fazit<br />
Die Bauaufsicht verzeichnet gleich bleibende Ausgaben bei sinkenden<br />
Einnahmen. Die Gebühreneinnahmen für Bauanträge können<br />
nicht direkt durch die Stadt <strong>Moers</strong> beeinflusst werden, jedoch<br />
sollten die freiwilligen und bisher zum Teil kostenlosen Leistungen<br />
hinsichtlich einer Gebührenerhebung bzw. -anhebung überdacht<br />
werden. Weiter sollte eine Organisationsuntersuchung durchgeführt<br />
werden, um die Aufgabenverteilung möglichst zeitnah dem<br />
Arbeitsanfall anzupassen.<br />
Der Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht liegt erheblich unter<br />
dem interkommunalen Mittelwert.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 295
Bauleistungen<br />
Fazit<br />
Die Unterhaltungsprojekte im Hochbaubereich werden gemäß dem<br />
Sanierungsbedarf ausgeführt. Der Bestand an Immobilien sollte<br />
reduziert werden.<br />
Der Immobilienbestand befindet sich in keinem guten Zustand.<br />
Die Bauunterhaltung dient der Unfallverhütung, Aktualisierung des<br />
Brandschutzes und der PCB-Sanierung. Werteverluste sind bereits<br />
zu verzeichnen.<br />
Der Tiefbaubereich sollte nach fertig gestellter Aufnahme und Bewertung<br />
der Straßen, den Bedarf an Sanierungen und Rückstellungen<br />
definieren. Bei der Straßensanierung sollte langfristig der<br />
Werteverlust im Auge behalten werden.<br />
Die Situation der Infrastrukturerhaltung ist zufrieden stellend. Die<br />
Ausgaben für die Unterhaltung der Gemeindestraßen und der<br />
Park- und Gartenanlagen liegen unter dem interkommunalen Mittelwert.<br />
Wir empfehlen nach der Erfassung der Straßen und Grünflächen<br />
aussagekräftige Kennwerte und Einsparpotenziale aufzuzeigen.<br />
Die Park- und Grünflächen der Stadt <strong>Moers</strong> werden nach und nach<br />
mit einer pflegearmen Bepflanzung bestückt. Wir empfehlen, den<br />
Pflegestandard weiterhin zu senken und für festgelegte Bere iche<br />
genau zu definieren.<br />
296<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bauleistungen<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 297
Gebäudewirtschaft<br />
Gebäudewirtschaft<br />
Vorbemerkungen<br />
Immobilien stellen mit ihren laufenden Kosten (bauliche Unterhaltung,<br />
Instandsetzung, Energie, Reinigung etc.) regelmäßig neben den Pers o-<br />
nalausgaben den zweitgrößten Etat kommunaler Haushalte. Allein dieser<br />
Tatsache erwächst die Annahme, dass das städtische Immobilienvermögen<br />
ein hohes Potenzial in sich birgt.<br />
Betrachtet man die Immobilien auch und insbesondere im Zusamme n-<br />
hang mit der sich kontinuierlich verschlechternden Finanzlage der Kommunen,<br />
so bedeutet dieses für den Bereich der Gebäudewirtschaft, sich<br />
mit stetig wachsenden Anforderungen an Effektivität und Effizienz auseinandersetzen<br />
zu müssen.<br />
Neben dem hohen Anteil am kommunalen Finanzvolumen wird die Bedeutung<br />
der Gebäudewirtschaft auch und insbesondere am Verhältnis<br />
der Herstellungskosten eines Gebäudes zu den Betriebskosten deutlich.<br />
Regelmäßig fallen im Laufe von acht Jahren ebenso hohe Kosten an wie<br />
zur Erstellung des Gebäudes notwendig waren. Bei einer Nutzungsdauer<br />
von (nur) 40 Jahren übersteigen demzufolge die laufenden Gebäudekosten<br />
die Herstellungskosten um das Fünffache.<br />
Gleichwohl ist häufig festzustellen, dass über jeweils aktuelle Nutzungen<br />
und das laufende Haushaltsjahr hinaus kaum Betrachtungen vorgenommen<br />
werden. Eine ganzheitliche Sichtweise, die neben der Berücksichtigung<br />
einzelner Lebenszyklen von Gebäuden und sich verändernder<br />
Funktionen von kommunalem Immobilienvermögen auch den Umgang<br />
systematisiert und den kommunalen Bestand in eine gesamtstädtische<br />
Strategie einbindet, fehlt. Bestimmende Fakt oren im Umgang mit den<br />
kommunalen Immobilien sind „Verwaltung des Status Quo“ und Entscheidungen<br />
motiviert aus dem „Blickwinkel der Nutzer“. Die strategische<br />
Entwicklung im Rahmen der Eigentümerfunktion von Kommunen<br />
wird oftmals nur in Ansätzen wahrgenommen.<br />
Und doch – Konsolidierungsdruck kommunaler Finanzen und die teilweise<br />
Erkenntnis über das enorme Steuerungs- und Wirtschaftlichkeitspotenzial<br />
des Gebäudevermögens führen seit einigen Jahren dazu, dass<br />
immer mehr Städte und Gemeinden ihre Aktivitäten rund um die Immo-<br />
298<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
bilien bündeln, Optimierungsmöglichkeiten realisieren oder zumindest<br />
sich im Stadium konzeptioneller Grundlagenerarbeitung befinden.<br />
Dennoch bestehen aufgrund der Komplexität dieser Thematik - insbesondere<br />
auch der hieraus sich entwickelnden verwaltungsweiten Wirkungen,<br />
die in alle Organisationseinheiten einer Kommunalverwaltung<br />
ausstrahlen – weiterhin erhebliche Unsicherheiten, Widerstände und<br />
Informationsdefizite.<br />
Prüfungsziel<br />
Das Ziel der Prüfung im Bereich der Thematik Gebäudewirtschaft ist es<br />
dazu beizutragen, dass die Notwendigkeit der Einführung oder Weiterentwicklung<br />
einer zeitgemäßen Gebäudewirtschaft in den Städten und<br />
Gemeinden erkannt wird. Sie muss als ein auf Dauer angelegter Organisations-<br />
und Optimierungsprozess mit hohem Potenzial verstanden, umgesetzt<br />
und entwickelt werden.<br />
Prüfungsinhalte<br />
Vor diesem Hintergrund haben wir im Rahmen der überörtlichen Prüfung<br />
bei der Stadt <strong>Moers</strong> Organisations- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />
im Bereich der Bewirtschaftung von Gebäuden durchgeführt. Derzeit<br />
umfasst das Prüfgebiet folgende Teilgebiete:<br />
• Erfassung, Darstellung und Bewertung der im Rahmen der Gebäudewirtschaft<br />
anfallenden Prozesse und der aufbauorganisatorischen<br />
Gestaltung in der Kommune.<br />
• Untersuchung der Wirtschaftlichkeit der Aufgabe - Gebäudebewirtschaftung<br />
– anhand ausgewählter steuerungsrelevanter<br />
Kennzahlen.<br />
Die Betrachtung der Organisation der gebäudewirtschaftlichen Aufgaben<br />
nimmt innerhalb des Prüfbereiches Gebäudemanagement einen breiten<br />
Raum ein. Auf der Grundlage einer Ist-Analyse, die den Stand der Gebäudebewirtschaftung<br />
zum Zeitpunkt der Prüfung abbildet, ist es unser<br />
Ziel, der Stadt <strong>Moers</strong> konkrete Handlungsempfehlungen zu geben und<br />
Potenziale zur Optimierung der Steuerung des städtischen Immobilie n-<br />
bestandes aufzuzeigen. Ergänzend zu der organisatorischen Betrachtung<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 299
Gebäudewirtschaft<br />
werden innerhalb der Prüfung des Bereiches Gebäudewirtschaft typische<br />
steuerungsrelevante Kennzahlen zur Gebäudeunterhaltung und Bewirtschaftung<br />
erhoben und in einem intrakommunalen Zeitreihenvergleich –<br />
soweit aufgrund der Datenlage möglich und aussagekräftig - dargestellt<br />
und analysiert. In einer weiteren Betrachtungsweise werden die ermittelten<br />
Kennzahlen in einen interkommunalen Vergleichsring einbezogen,<br />
soweit die vorgefundene Datengrundlage als valide zu bewerten ist.<br />
Hierzu werden im Einzelnen folgende Kennzahlen gebildet:<br />
• Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft in Prozent<br />
• Ausgaben Bauunterhaltung je Quadratmeter Bruttogrundfläche<br />
(BGF) in Euro<br />
• Ausgaben Versorgungsmedien je Quadratmeter BGF in Euro<br />
• Ausgaben Reinigung je Quadratmeter BGF in Euro<br />
• Ausgaben Hausmeisterdienste je Quadratmeter BGF in Euro<br />
• Ausgaben Sachversicherungen je Quadratmeter BGF in Euro<br />
Im Einzelnen wurden Gespräche und Befragungen mit der zuständigen<br />
Beigeordneten, der Amtsleitung des Zentralen Gebäudemanagements,<br />
den Leitungen der kaufmännischen und technischen Abteilungen, Vertretern<br />
des hiesigen Rechnungsprüfungsamtes und den Sachbearbeitern<br />
und Sachbearbeiterinnen in standardisierter Form sowie Datenerhebungen<br />
durc hgeführt. An Unterlagen standen zur Verfügung:<br />
• Haushaltspläne und Jahresrechnungen,<br />
• Vorlagen, <strong>Bericht</strong>e und Konzepte zum Zentralen Gebäudemanagement,<br />
• Übersichten zu Flächen und Unterhaltungsausgaben,<br />
• Reinigungsaufmaße, Verträge Fremdvergabe, Dienstvereinbarung<br />
zur Reinigung,<br />
• Unterlagen zu Hausmeistertätigkeiten,<br />
• Unterlagen Sachversicherungen Gebäude.<br />
300<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Organisation der Gebäudewirtschaft<br />
Im nachfolgenden Diagramm ist die derzeitige Struktur der Gebäudebewirtschaftung<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> dargestellt:<br />
Kernverwaltung<br />
Zentrales Gebäude<br />
Management<br />
23 Liegenschaftsamt<br />
40 Schulverwaltungsamt<br />
(Drittnutzung Schulen)<br />
67 Grünflächenamt<br />
52 Sportamt<br />
(Nutzung Sporthallen)<br />
Service Betriebe <strong>Moers</strong><br />
Kommunaler<br />
Immobilienbestand<br />
Der Grafik ist zu entnehmen, dass die gebäudewirtschaftlichen Aufgaben<br />
bei der Stadt <strong>Moers</strong> weitestgehend zentralisiert sind. Mit Einrichtung des<br />
Amtes „Zentrales Gebäudemanagement“ (ZGM) zum 01.07.2004 sind<br />
nahezu alle vormals über den gesamten Verwaltungsquerschnitt dezentral<br />
wahrgenommenen Aufgaben im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung<br />
des kommunalen Immobilienvermögens gebündelt worden.<br />
Die so bestehende Zentralisierung hat zur Folge, dass es nunmehr eine<br />
deutlich reduzierte Anzahl von gleichen Arbeitsprozessen sowie Schnitt-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 301
Gebäudewirtschaft<br />
stellen gibt. Dem Prinzip der „organisatorischen Unverantwortlichkeit“<br />
wird so entgegen gewirkt und Verantwortlichkeiten für die einzelnen<br />
Objekt e einer Stelle eindeutig zugeordnet.<br />
Feststellung<br />
Die Zentralisierung der gebäudewirtschaftlichen Aufgaben wird<br />
von uns positiv und als zeitgemäße Form kommunaler Gebäudewirtschaft<br />
bewertet.<br />
Gleichwohl bestehen zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin Schnittstellen zu<br />
Fachbereichen, die aufgrund der Aufgabenstellung mittelfristig abgebaut<br />
werden sollten. Als Beispiel sind hier Zuständigkeiten der Ämter 40 und<br />
52 zu nennen. Hier sollte sich das ZGM als bewirtschaftende Stelle insoweit<br />
verbindlich positionieren, als eine (auch temporäre) Vergabe von<br />
Räumlichkeiten ebenso zentral zu realisieren ist.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den begonnenen Prozess der Zentralisierung<br />
mit dem Fokus weiterführen, alle mit der Bewirtschaftung<br />
kommunaler Gebäude verbundenen Aufgabenbereiche zu bündeln.<br />
Ausnahmen hierzu bilden grundsätzlich nicht notwendige<br />
und wenig zielführende Schnittstellen.<br />
Kennzahlen<br />
Ausgangslage<br />
Um die im Weiteren gemachten Aussagen und Feststellungen in einen<br />
relativierenden Zusammenhang zu setzen sind hier eingangs ein paar<br />
Hinweise bezüglich der verarbeiteten Daten zu geben.<br />
Die bei der Stadt <strong>Moers</strong> vorgefundene Erkenntnislage ist bezüglich lieferbarer<br />
Daten mit sehr gut bis völlig unzureichend zu beschreiben. Dieses<br />
liegt in erster Linie an dem Umstand, dass die unterschiedlichsten<br />
Datenbestände parallel gepflegt werden, allerdings auf unterschiedlichen<br />
Grundlagen beruhen und miteinander nicht abgestimmt sind. Weiterhin<br />
wird vie lfach keine Historie vorgehalten, so dass Entwicklungen – positiv<br />
wie negativ – nicht bzw. nur mit erheblichem personellen und zeitlichen<br />
302<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Aufwand ermittelbar sind. Dieses hat im Rahmen der Prüfung zu (verständlichen)<br />
Verzögerungen geführt und die Datenermittlung auf nahezu<br />
drei Wochen ausgedehnt.<br />
Es konnte im Rahmen unserer Betrachtung allerdings ebenso festgestellt<br />
werden, dass das ZGM insbesondere diesen Umstand bereits erkannt<br />
und umfangreiche Maßnahmen zur Erkenntnisqualifizierung eingeleitet<br />
hat. Als Beispiel ist hier die „Normierung“ des Gebäudebestandes zu<br />
nennen, die neben der Einheitlichkeit in Bezeichnung und Umgang mit<br />
den Objekten unabdingbare Voraussetzung für eine EDV gestützte Verarbeitung<br />
im Rahmen einer Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) ist.<br />
Feststellung<br />
Die auf verschiedenen Ebenen laufenden Arbeiten zur Bildung einer<br />
einheitlichen, verbindlichen und zentralen Datengrundlage<br />
werden positiv bewertet.<br />
Um das von der Stadt <strong>Moers</strong> gelieferte und von uns verarbeitete Datenmaterial<br />
zur Bildung von Kennzahlen bzw. zur Ableitung von Aussagen<br />
verständlich werden zu lassen, sind im Folgenden einige Grundannahmen<br />
aufgeführt:<br />
• Flächengrößen:<br />
Bruttogrundflächen (BGF ) sind für die Verwaltungsgebäude und sechs<br />
Schulen vorhanden – sie sind im Rahmen der aktuell durchgeführten<br />
Bewertung der kommunalen Immobilien ermittelt worden. Sie geben wie<br />
die Reinigungsflächen (RF) den aktuellen Stand (<strong>2005</strong>) wieder – eine<br />
Historie war in beiden Fällen nicht verfügbar. Insoweit konnten Veränderungen<br />
in Teilbereichen nicht berücksichtigt werden.<br />
Verfahrensweise:<br />
Die BGF wurden für alle Jahre des Referenzzeitraumes zugrunde gelegt<br />
(lt. Fachbereich im Zeitraum nur marginale Veränderungen) und dort wo<br />
noch keine BGF ermittelt wurden, ist hilfsweise die Reinigungsfläche<br />
(RF) mit Aufschlag zehn Prozent zugrunde gelegt.<br />
Aufgrund der hilfsweisen Flächenbildung wird im nachfolgenden <strong>Bericht</strong><br />
ein interkommunaler Vergleich hergestellt. Die für die Stadt <strong>Moers</strong> ermittelten<br />
Werte werden jedoch anschließend nicht in unsere Vergleichsdatenbank<br />
aufgenommen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 303
Gebäudewirtschaft<br />
• Einzelne Objekte:<br />
Das Schulzentrum Jungbornpark wird in der Gebäudedatei des ZGM vollständig<br />
unter der Schulform Hauptschule geführt. Es ist insoweit als gesamte<br />
Einheit betrachtet worden und nicht in Hauptschule und Realschule<br />
aufgeteilt worden (dieses haben im Übrigen einige Grunddaten auch<br />
nicht ermöglicht).<br />
• Bauunterhaltung:<br />
Die Ausgaben der Bauunterhaltung wurden von der Technischen Abteilung<br />
gebäudespezifisch geliefert und sind nicht den Haushaltsaufzeic h-<br />
nungen entnommen. Insoweit kann es zu (in der Regel für die Aussage<br />
und Tendenz unerheblichen) Abweichungen kommen.<br />
Innere Verrechnungen konnten im Rahmen der Bauunterhaltung weder<br />
auf die Gebäude noch auf den Objekttyp (Unterabschnittsscharf) bezogen<br />
berücksichtigt werden, da nach Aussage des Amtes für Finanzen<br />
und Beteiligungen eine „Bereinigung“ der Positionen „Innere Verrechnungen“<br />
um nicht bauunterhalterische Komponenten (zum Beispiel<br />
Transporte, pflegerische Arbeiten u.ä.) nicht möglich ist. Insoweit kann<br />
hier lediglich auf die Entwicklung im Referenzzeitraum abgestellt werden;<br />
ein interkommunaler Vergleich ist so nicht herstellbar.<br />
• Versorgungsmedien:<br />
Nach Aussage der Technischen Abteilung des ZGM ist eine Lieferung der<br />
Ausgaben in der von uns benötigten Systematik (getrennte Ausweisung<br />
Wärme, Strom, Wasser/Abwasser nach Jahren gestaffelt) nicht durc h-<br />
gängig möglich. Weiterhin verzögerte sich die Lieferung der Verbrauchsdaten<br />
zu den Versorgungsmedien aufgrund von Softwareproblemen und<br />
ist letztlich doch so unvollständig geblieben, dass hier weder eine Da r-<br />
stellung von Kennzahlen, noch eine weitergehende Analyse möglich war.<br />
Deshalb wurde hierauf gänzlich verzichtet.<br />
• Versicherungen:<br />
Die Bauunterhaltungsausgaben werden von uns am Versicherungsneuwert<br />
bzw. am aktuellen Bestandswert (in der Regel Sachwert) refle k-<br />
tiert, um hierüber Aussagen machen zu können, inwieweit die für Ba u-<br />
unterhaltung eingesetzten Finanzmittel als ausreichend zu bewerten sind<br />
oder ob mittelfristig Substanzverzehr betrieben wird.<br />
304<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Hierzu werden die „Versicherungswerte 1914“, als Basis für eine Ermittlung<br />
des Versicherungsneuwertes mittels Indexierung, oder aber die<br />
Ergebnisse der laufenden Bewertung der kommunalen Gebäude (regelmäßige<br />
Ermittlung im Zuge der Einführung von NKF) benötigt. Letztere<br />
liegen nur für neun der 32 betrachteten Gebäude vor. Ein Versicherungswert<br />
1914 konnte uns nicht angegeben werden. Demzufolge wurden<br />
die Versicherungsneuwerte der Provinzial (als Vertragspartner der<br />
Stadt <strong>Moers</strong>) zugrunde gelegt. Hierbei kann jedoch nur auf die aktuellen<br />
Werte (<strong>2005</strong>) zurückgegriffen werden, da „historische“ Daten nicht verfügbar<br />
sind.<br />
Von daher stellt die entsprechende Betrachtung die Bauunterhaltungsausgaben<br />
aus 2003 mit den Versicherungsneuwerten von <strong>2005</strong> ins Verhältnis.<br />
Die hieraus abzuleitenden Aussagen sind entsprechend tendenziell<br />
zu werten.<br />
Aufgrund der zeitlichen Einschränkungen (Dauer) der Datenaufbereitung<br />
wurde das von den Fachbereichen gelieferte Zahlenmaterial übernommen<br />
und lediglich auf Plausibilität geprüft.<br />
Die für eine weitergehende Analyse notwendigen Daten, die inhaltlich<br />
oder aus zeitlichen Gründen nicht bzw. nur teilweise geliefert werden<br />
konnten, haben dazu geführt, dass einzelne Betrachtungen (Bauunterhaltung,<br />
Versorgungsmedien, Versicherungsleistungen) nur ansatzweise<br />
durchgeführt werden konnten. Insoweit fokussiert sich die nachfolgende<br />
Analyse schwerpunktmäßig auf die Bereiche allgemeine Organisation/Struktur<br />
des ZGM sowie die Reinigungsleistungen.<br />
Weitere Ausführungen zum vorhandenen Datenmaterial finden sich soweit<br />
notwendig in den einzelnen Abschnitten der jeweiligen Kennzahlen.<br />
Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft<br />
(KIWI–Kennzahl)<br />
Der „Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft“ zeigt auf, in welchem<br />
Umfang und welcher Ausprägung die aktuelle Situation bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> einer zeitgemäßen kommunalen Gebäudewirtschaft entspricht<br />
und ob hieraus gegebenenfalls Handlungsbedarf abzuleiten ist. Er wird<br />
anhand einer Nutzwertanalyse ermittelt, deren Basis ein standardisierter<br />
Fragebogen zur Gebäudewirtschaft bildet. Die jeweiligen Antworten wer-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 305
Gebäudewirtschaft<br />
den in fünf Kategorien bewertet und im Nachgang mit einem festgele g-<br />
ten Gewichtungsfaktor versehen. Die fünf Kategorien sind im Einzelnen:<br />
• 0 nicht erfüllt<br />
• 1 ansatzweise erfüllt<br />
• 2 teilweise erfüllt<br />
• 3 überwiegend erfüllt<br />
• 4 vollständig erfüllt<br />
Die Gewichtung erfolgt im Rahmen von Faktoren (eins bis drei) entsprechend<br />
ihrer Bedeutung für eine wirtschaftliche und erfolgreiche kommunale<br />
Gebäudewirtschaft.<br />
Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft (KIWI-Kennzahl)<br />
Steuerung und Organisation<br />
Punkt Skalierung<br />
j/n wert<br />
Gewichtung<br />
Werden gebäudewirtschaftliche Aufgaben zentral<br />
wahrgenommen?<br />
J 12 4 3<br />
Liegt der Aufgabenerfüllung eine (ganzheitliche)<br />
Konzeption zugrunde?<br />
J 8 4 2<br />
Gibt es Zielvorgaben durch die Verwaltungsführung,<br />
z. B. Wert- und Substanzerhaltung des J 3 3 1<br />
Immobilienvermögens, Koste nsenkung?<br />
Wurden hieraus operative Ziele abgeleitet und<br />
festgelegt?<br />
J 3 3 1<br />
Besteht ein Zielcontrolling (Messung des Zielerreichungsgrades,<br />
Überprüfung der Ziele)<br />
J 3 3 1<br />
Bestehen Kontrakte/Zielvereinbarungen mit den<br />
Nutzern?<br />
N 0 0 1<br />
Findet ein regelmäßiger Erfahrungs- und Informationsaustausch<br />
zwischen Nutzer und zentraler<br />
J 2 2 1<br />
Gebäudewirtschaft statt?<br />
Technisches Gebäudemanagement<br />
Wird die Instandhaltung (Bau/TGA) systematisch<br />
vorausschauend geplant, durchgeführt und J 3 1 3<br />
dokumentiert?<br />
Sind für den technischen Bereich Standards<br />
festgelegt?<br />
- Bauunterhaltung J 2 1 2<br />
- Neubau/Umbau/Erweiterung J 1 1 1<br />
- Technische Gebäudeausrüstung (Unterhaltung<br />
u. Neubau)<br />
J 2 1 2<br />
Gibt es ein Energiemanagement? J 2 2 1<br />
Werden im Bereich Instandhaltung für wiederkehrende<br />
Leistungen Jahres-/Rahmenverträge<br />
geschlossen?<br />
J 4 4 1<br />
Infrastrukturelles Gebäudemanagement<br />
Werden Reinigungsverträge regelmäßig ausgeschrieben?<br />
J 4 4 1<br />
Wenn Eigenreinigung vorhanden, werden hier<br />
Optimierungen vorgenommen?<br />
J 2 2 1<br />
Sind für die infrastrukturellen Aufgaben Stan- J 2 2 1<br />
306<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft (KIWI-Kennzahl)<br />
Steuerung und Organisation<br />
Punkt Skalierung<br />
j/n wert<br />
dards festgelegt und dokumentiert?<br />
Sind die Hausmeister organisatorisch in die Gebäudewirtschaft<br />
eingebunden?<br />
Wenn nicht, sind ihnen im Rahmen der Objektbetreuung<br />
– typische gebäudewirtschaftliche<br />
Aufgaben übertragen (per Dienstanweisung,<br />
Verfügung…)?<br />
Besteht ein zentrales Gebäudekataster mit dem<br />
Ziel einer ganzheitlichen Steuerung des Gebäudestandes<br />
(insbes. Flächenmanagement)? im<br />
Gewichtung<br />
J 4 4 1<br />
N 1<br />
J 3 1 3<br />
N 0 0 1<br />
Optimalfall Raumbuch!<br />
Kaufmännisches Gebäudemanagement<br />
Sind die Kosten pro Gebäude bekannt? J 6 2 3<br />
Gibt es einen Produktplan? N 0 0 1<br />
Gibt es eine Kosten- und Leistungsrechnung? N 0 0 1<br />
Gibt es ein zentrales Finanzcontrolling? (insbesondere<br />
ein Maßnahmen bezogenes Controlling)<br />
Werden Leistungen zwischen GM und Nutzer<br />
verrechnet?<br />
J 1 1 1<br />
Intern und/oder extern?<br />
Gibt es ein <strong>Bericht</strong>swesen? N 0 0 1<br />
Gibt es ein zentrales Vertragsmanagement?<br />
J 2 1 2<br />
(Überwachung, Anpassung, Optimierung)<br />
Ermittelter Wert 69 46<br />
Optimalwert 152<br />
Prozent 45,4<br />
Die Auswertung des Fragebogens führt zu einem Erfüllungsgrad für die<br />
Gebäudewirtschaft der Stadt <strong>Moers</strong> in Höhe von 45,4 Prozent. Das Ergebnis<br />
spiegelt den deutlichen Handlungsbedarf in diesem Aufgabenbereich<br />
wider, zeigt aber auch, dass auf vielen Gebieten der richtige Weg<br />
bereits beschritten wird bzw. worden ist.<br />
Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist jedoch festzuhalten, dass es<br />
grundsätzlich positiv zu werten ist, dass die Stadt <strong>Moers</strong> nicht nur Notwendigkeit<br />
und Potenziale einer optimierten Gebäudewirtschaft erkannt,<br />
sondern durch organisatorische Maßnahmen bereits ein eigenständiges<br />
Amt gegründet hat. Demzufolge ist ein wichtiger Schritt zur Zentralisierung<br />
gebäudewirtschaftlicher Aufgaben bereits vollz ogen.<br />
Feststellung<br />
Wir bewerten die Gründung des ZGM im Jahre 2004 bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> positiv.<br />
Auffällig, wichtig und für die weitere Entwicklung zielführend sind in diesem<br />
Zusammenhang die im Bereich „Steuerung und Organisation“ erzielten<br />
Punktwerte. Unsere Erfahrung zeigt, dass Gebäudewirtschaft in<br />
Kommunen nur dann nachhaltig erfolgreich umgesetzt werden kann,<br />
wenn die Thematisierung und Begleitung bereits auf der obersten Lei-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 307
Gebäudewirtschaft<br />
tungsebene der Verwaltung ansetzt. Durch eine klare Konzeption, eindeutig<br />
formulierte Ziele und die Einbindung aller Beteiligten sind die<br />
Grundlagen für eine erfolgreiche Implementierung gelegt worden.<br />
Feststellung<br />
Die Unterstützung des Umsetzungsprozesses in <strong>Moers</strong> durch Verwaltungsvorstand<br />
und die Einbindung der Politik ist notwendig<br />
und wichtig.<br />
Im interkommunalen Vergleich stellt sich der in <strong>Moers</strong> ermittelte Wert<br />
für den aktuellen Status Quo wie folgt dar.<br />
Erfüllungsgrad<br />
in Prozent<br />
Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
15,20 92,10 43,68 45,40<br />
Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft (KIWI–Kennzahl)<br />
100,00<br />
----- Prozent -----<br />
80,00<br />
60,00<br />
40,00<br />
20,00<br />
0,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Tabelle und Grafik sind zu entnehmen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> mit „ihrem“<br />
Prozentsatz von 45,4 über dem zurzeit ermittelbaren Mittelwert der Vergleichskommunen<br />
liegt.<br />
In der Stadt <strong>Moers</strong> werden seit Juli 2004 gebäudewirtschaftliche Aufgaben<br />
weitestgehend zentralisiert bearbeitet. Durch diese gebündelte Zuständigkeit<br />
ist aus unserer Sicht eine auf wirtschaftliche Optimierung<br />
und Dienstleistungsqualität ausgerichtete Gebäudebewirtschaftung erst<br />
möglich. Verbesserungen – auch im Sinne unserer Erfüllungsquote –<br />
sind insbesondere nach Aufbau bzw. Ausbau der kaufmännischen Leis-<br />
308<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
tungen zu erwarten. Hier wird sich Potenzial zunehmend mit der eigenen<br />
Erkenntnisqualifizierung, auf validen Grunddaten basierend, realisieren<br />
lassen.<br />
Nachfolgend haben wir einige zentrale Überlegungen und Voraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche Optimierung ausgeführt.<br />
Organisationsoptimierungen und Handlungsfelder<br />
Ziel einer effektiven kommunalen Gebäudewirtschaft muss es sein, Gebäude<br />
und ihre Anlagen kontinuierlich und kostenoptimiert bereitzustellen,<br />
funktionsfähig zu erhalten und wechselnden, organisatorischen Bedürfnissen<br />
anzupassen.<br />
Aufgabenportfolio<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den in 2004 vollzogenen Schritt der Implementierung<br />
einer Gebäudewirtschaft und der Zusammenführung der Dienstleistungen<br />
zum Unterhalten und Betreiben von Gebäuden vor diesem Hintergrund<br />
und insbesondere mit Blick auf die äußerst schwierige städtische<br />
Haushaltslage konsequent weiter vorantreiben und eine Zentralisierung<br />
aller mit den städtischen Gebäuden in Zusammenhang stehenden<br />
Aufgaben anstreben. Wegen der Aufgabenfülle - insbesondere während<br />
der laufenden Startphase - sollten entsprechende Schritte mittelfristig in<br />
Erwägung gezogen werden.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte als mittelfristige Perspektive alle gebäudewirtschaftlichen<br />
(Teil)Aufgaben im ZGM bündeln.<br />
Eine Erweiterung um das Aufgabenfeld der Liegenschaften (Amt<br />
23) kann ebenso in Erwägung gezogen werden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 309
Gebäudewirtschaft<br />
Personal<br />
Dieses bedeutet nicht zuletzt, dass alle mit dem Thema Gebäude beschäftigten<br />
Mitarbeiter organisatorisch “unter einem Dach“ zusamme n-<br />
geführt werden sollten, um die gewünschten Synergieeffekte vollständig<br />
zu erzielen. Alleine im Bereich der Verwaltungsgebäude und Schulen<br />
wird ein Versicherungsneuwert von rund 260 Millionen Euro (!) bewirtschaftet,<br />
also ein recht beträchtliches Potenzial.<br />
Ohne den vollständigen Bedarf quantifizieren zu können, bleibt festzustellen,<br />
dass viele Aufgabenfelder vom ZGM belegt werden sollen, diese<br />
jedoch personell nicht konkret besetzt sind. Beispielsweise können Themengebiete<br />
wie Flächenmanagement, Außenflächenpflege, grundsätzliche<br />
Eigentümerfunkt ionen personell nicht konkretisiert werden. Zwar<br />
erfährt das ZGM inhaltliche und personelle Unterstützung aus dem Bereich<br />
der Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH, dieses allerdings eher auf Leitender<br />
Ebene, sowie im rein betriebswirtschaftlich/kaufmännischen Bereich.<br />
Feststellung<br />
Die personelle Ausstattung, insbesondere im infrastrukturellen<br />
Bereich, erscheint unzureichend.<br />
Es ist insoweit nicht erkennbar, dass bei Gründung des ZGM nach der<br />
Devise „die Mitarbeiter folgen den Aufgaben“ gehandelt wurde. Auch<br />
wenn in vielen Fachbereichen vor Gründung des ZGM Aufgaben nur anteilmäßig<br />
wahrgenommen wurden, so sollten diese Stellenanteile aufsummiert<br />
eine nicht unerhebliche Anzahl von Stellen ergeben.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte im Hinblick auf das Aufgabenportfolio des<br />
ZGM überprüfen, inwieweit Aufgaben der ehemaligen „Eigentümerdienststellen“<br />
(z.B. Ämter 40, 51 etc.) sowie sich aus der<br />
Bündelung ergebende neue Themenfelder mit Personal besetzt<br />
sind.<br />
In diesem Zusammenhang gilt es über eine rein quantitative Bewertung<br />
hinaus auch eine qualitative Betrachtung anzustellen. Für das neue Aufgabenfeld<br />
des ganzheitlichen Gebäudemanagements und den hiermit<br />
formulierten hohen Ansprüchen an die Mitarbeiter, müssen die Mitarbeiter<br />
qualifiziert werden. Hier sollte unmittelbar eine entsprechende Personalentwicklungsplanung<br />
konzipiert werden.<br />
310<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Datengrundlage, Erkenntnisse, Kennzahlen<br />
Nicht zuletzt die im Folgenden noch ausgeführten Ergebnisse unserer<br />
Betrachtung des ZGM zeigen bei der Grundlagenarbeit erhebliche Defiz i-<br />
te und unmittelbare Handlungsnotwendigkeiten auf.<br />
Die teilweise rudimentäre Datenlage ist hauptsächlich in einer Zersplitterung<br />
der Zuständigkeiten begründet zu sehen. Gerade deshalb sollte das<br />
ZGM ab sofort einheitliche Datengrundlagen anstreben. Diese müssen<br />
zentral vorgehalten und gepflegt werden, um die Verwendung redundanter<br />
Daten zu vermeiden. Insbesondere die Verwendung von Daten aller<br />
Teilbereiche des ZGM (technisch, kaufmännisch, infrastrukturell) als<br />
Grundlage betriebswirtschaftlicher Entscheidungsprozesse ist von immenser<br />
Bedeutung. Erste, gute Ansätze sind hier bereits gemacht – die<br />
Erfassung und einheitliche Bezeichnung der zu betreibenden Objekte.<br />
Feststellung<br />
Zur Vereinheitlichung und Aufbereitung des Datenbestandes sind<br />
gute Ansätze zu erkennen.<br />
Weiterhin gilt es in diesem Zusammenhang, auch die Softwarelösungen<br />
der einzelnen Abteilungen kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Aktualität,<br />
Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit beispielsweise von Win RSP<br />
und Akropolis sind zu beurteilen (vgl. hierzu auch Ausführungen in den<br />
entsprechenden <strong>Bericht</strong>steilen).<br />
Einsatz neuer EDV<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong>, respektive das ZGM, befindet sich zurzeit im Entscheidungsprozess<br />
zum Einsatz einer neuen übergreifenden Softwarelösung<br />
(Gebäudewirtschaft/Facility Management). Diese soll ergänzend zur<br />
kaufmännischen/betriebswirtschaftlichen Software der Stadtbau <strong>Moers</strong><br />
GmbH alle anderen Informations- und Auswertungsnotwendigkeiten abdecken.<br />
Funktionalitäten, Vor- und Nachteile können und werden von<br />
uns im Rahmen unserer Betrachtungen nicht bewertet. Allerdings möchten<br />
wir für eine bestimmte Betrachtungsweise sensibilisieren.<br />
Jede grundlegende Veränderung ist arbeits- und somit kostenintensiv.<br />
Insoweit sollte das ZGM sich vor einer Entscheidung sehr umfassend<br />
damit auseinandersetzen, welche Daten in einem solchen System vor-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 311
Gebäudewirtschaft<br />
handen sein sollen, um die möglicherweise gewünschten Auswertungen<br />
zu ermöglichen.<br />
Tendenziell neigen neu gegründete Einheiten der Gebäudewirtschaft<br />
anfänglich dazu, deutlich zu viele Eventualitäten abbilden zu wollen. Erfahrungsgemäß<br />
werden nach zwei, drei Jahren immense „Datenfriedhöfe“<br />
bereinigt, da ursprünglich „dringend benötigte“ Auswertungen niemals<br />
abgefragt wurden. Demnach sollte das ZGM sich auf die zunächst<br />
absolut notwendigen Daten konzentrieren.<br />
Hierbei ist auch zu beachten, dass die Einführung nicht nur zu Beginn<br />
arbeits-, zeit- und personalintensiv ist, sondern dass die darauf aufbauende<br />
kontinuierliche Datenerfassung und –pflege berücksichtigt und sichergestellt<br />
werden muss (negative Auswirkungen einer nicht ko nsequenten<br />
Erfassung sind dem <strong>Bericht</strong>steil Versorgungsmedien zu entnehmen).<br />
Empfehlung<br />
Das ZGM sollte bereits vor Einführung der neuen Software verbindlich<br />
festlegen, welche Auswertungen gewünscht werden, also<br />
welche Daten zu pflegen und welche Mitarbeiter mit welchen Stellen-<br />
und Zeitanteilen hierfür verantwortlich sind.<br />
Da sich das ZGM mit der Einführung eine deutliche Verbesserung der<br />
Informations- und Erkenntnislage verspricht, sollte davon ausgegangen<br />
werden, dass diese Verbesserung nicht „nebenbei“ zu realisieren sein<br />
wird. Das bedeutet, dass hierfür verstärkte Personalkapazitäten einzuplanen<br />
sind.<br />
Rechtsform<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> plant zum 01. Juli <strong>2005</strong> das ZGM als eigenbetriebsähnliche<br />
Einrichtung zu führen. Vom Grundsatz her ist diese „Rechtsform“ zu<br />
begrüßen, entspricht sie auch dem Trend innerhalb der kommunalen<br />
Landschaft.<br />
Im Rahmen unserer Betrachtung hat sich für uns jedoch kein sachlicher<br />
Grund ermitteln lassen, diese Gründung unterjährig vorzunehmen. Das<br />
ZGM plant weder eine rückwirkende Gründung zum 01. Januar <strong>2005</strong><br />
noch ein abweichendes Wirtschaftsjahr. So gesehen ist der Zeitpunkt,<br />
312<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
abseits getroffener Entscheidungen auf der politischen (Rats)ebene,<br />
nicht schlüssig.<br />
Bezüglich der Zeitschiene gilt es insbesondere zu bedenken, dass kaufmännische<br />
Software (Stadtbau) zwar vorhanden ist, das System aber<br />
entsprechend noch mit Eingabedaten detailliert versorgt und gegebenenfalls<br />
noch auf spezielle Bedürfnisse des ZGM (customizing) angepasst<br />
werden muss. Im Hinblick auf die bis Juli noch verbleibenden drei<br />
Monate halten wir dies für einen sehr ambitionierten Zeitplan.<br />
Weiterhin ist zu bedenken, dass das ZGM als eigenbetriebsähnliche Einrichtung<br />
eine Eröffnungsbilanz und einen Wirtschaftsplan zu erstellen<br />
hat, für die – neben anderen Grundlagen – die Bewertung der Immobilien<br />
unabdingbar ist. Ob diese allerdings vollständig bis zum Juli vorliegen<br />
werden, ist noch nicht absehbar. Außerdem bindet auch die reine<br />
Aufstellung von Bilanz und Wirtschaftsplan immense Zeitressourcen.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den Gründungszeitpunkt der eigenbetriebsähnlichen<br />
Einrichtung überdenken und sich am kameralen Haushaltsjahr<br />
(Kalenderjahr) orientieren. Eine Gründung zum<br />
01. Januar erscheint angezeigt, um die notwendigen Vorbere i-<br />
tungsarbeiten abzuschließen und einen gesicherten Übergang der<br />
Finanzmittel aus dem städtischen Haushalt in den Betrieb sicherzustellen.<br />
Kaufmännischer Bereich<br />
Die aktuelle Amtsleitung und zukünftige Werkleitung wird über einen<br />
„Geschäftsbesorgungs-Vertrag“ durch die Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH sichergestellt.<br />
Feststellung<br />
Wir bewerten den Umstand, dass die Amts- und künftige Werkle i-<br />
tung im Umgang mit dem Steuerungsinstrumentarium betrieblich<br />
ausgerichteter Bereiche erfahren ist als positiv und für den Prozess<br />
förderlich.<br />
Auch wenn auf der Leitungsebene das entsprechende kaufmännische<br />
Potenzial vorhanden ist, so gilt es dennoch die anderen Mitarbeiter sukzessive<br />
– zumindest Grundwissen – zu qualifizieren.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 313
Gebäudewirtschaft<br />
Empfehlung<br />
Das ZGM sollte eine Basisschulung auch für die Mitarbeiter der<br />
anderen Abteilungen vorsehen.<br />
Abseits struktureller und organisatorischer Betrachtungen haben sich im<br />
Rahmen der Prüfung Fragen ergeben, die insbesondere die Wirtschaftlichkeit<br />
im Handeln der künftigen eigenbetriebsähnlichen Einrichtung<br />
betreffen. So weist die Planung von Konsolidierungsbeiträgen im Ra h-<br />
men des HSK für die Jahre 2006 bis 2009 jährlich um 500.000 Euro<br />
steigende Beträge bis zu 2,0 Mio. Euro (2009) aus, mithin 5 Mio. Euro<br />
Gesamtvolumen.<br />
Diese Größenordung erscheint aus heutiger Sicht und nach unserer Erfahrung<br />
als „sehr optimistisch“ und nur schwerlich realisierbar, zumal<br />
das ZGM mit erheblichen „Altlasten“ (Zustand der Immobilien, Sanierungsstau)<br />
und noch nicht vollständig ausgebauter Leistungsfähigkeit<br />
den Betrieb aufnehmen wird.<br />
Empfehlung<br />
Die ausgewiesenen Konsolidierungsbeiträge sollten inhaltlich ko n-<br />
kretisiert und sowohl in Höhe als auch Zeitpunkt überprüft bzw.<br />
angepasst werden.<br />
Weitere Ausführungen hierzu – insbesondere auf die finanzwirtschaftlichen<br />
Auswirkungen – sind dem Teilbericht Finanzen (Unterthema „Weitere<br />
Konsolidierungsmaßnahmen der Stadt <strong>Moers</strong>“) zu entnehmen.<br />
Infrastruktureller Bereich<br />
Der infrastrukturelle Bereich konzentriert sich zurzeit schwerpunktmäßig<br />
noch auf die Bereiche Hausmeister und Reinigung. Zu beiden Theme n-<br />
feldern folgen im Weiteren noch umfangreiche Ausführungen.<br />
Technischer Bereich<br />
Die von uns betrachteten Bereiche der Bauunterhaltung und Energiebewirtschaftung<br />
werden ebenso im Folgenden ausführlich behandelt.<br />
314<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Mit der Bündelung aller gebäude- und auch grundstücksbezogenen Aufgaben<br />
in einem zentralen Gebäudemanagement, das insoweit die Funktion<br />
einer internen Serviceeinheit übernehmen würde/wird, ließe sich in<br />
der Folge das von uns grundsätzlich favorisierte Mieter/Vermieter Modell<br />
realisieren – was auch bereits im Fokus der Betrachtung im ZGM steht.<br />
Hierbei wird die Funktion des Vermieters dem ZGM übertragen. Der<br />
Vermieter sorgt als zentraler und ko mpetenter Ansprechpartner und<br />
Dienstleister für die Deckung des Raumbedarfs und die Unterhaltung der<br />
Gebäude. Der Mieter (Gebäudenutzer) trägt die Verantwortung für die<br />
kostenverursachenden Faktoren. Dieses Modell bietet durch Anreize zur<br />
Ausgabenreduzierung die besten Voraussetzungen zur Umsetzung der<br />
EinsparPotenziale und sichert gleichzeitig die fachbezogenen und regionalen<br />
Interessen der Verwaltung sowie der politischen Gremien. Außerdem<br />
kann durch dieses Modell die sachgerechte Trennung zwischen Nutzer-<br />
und Servicebereich erreicht werden. Ziel sollte sein, dass sich die<br />
Gebäudenutzer durch die Entlastung von heute noch zu erle digenden<br />
immobilienwirtschaftlichen Aufgaben voll auf ihr eigentliches Kerngeschäft<br />
konzentrieren können.<br />
Auch und insbesondere vor diesem Hintergrund sollte die Stadt <strong>Moers</strong><br />
ihr derzeitiges Aufgabenportfolio überdenken. Um das Ziel zu erreichen,<br />
muss ein ganzheitlicher Rahmen geschaffen werden, bei dem folgende<br />
Vorraussetzungen erfüllt sein müssen:<br />
• Neue, zentrale Organisationsstrukturen zur Nutzung von Synergiepotenzialen<br />
für alle gebäudespezifischen Aufgabenbereiche<br />
• Bündelung aller Kompetenzen mit dem Zie l der Zuständigkeitsverdic<br />
htung und Professionalisierung<br />
• Einrichtung einer Kosten- und Leistungsrechnung<br />
• Herstellen von Kostentransparenz, insbesondere mit dem Ziel,<br />
die Konkurrenzfähigkeit des Leistungsangebotes zu überprüfen<br />
(beispielsweise im Bereich der Reinigung, aber auch bei technischen<br />
Leistungen)<br />
• Gebäudewirtschaft im Selbstverständnis einer Dienstleistungskultur<br />
In diesem Zusammenhang sind unter anderem folgende Ziele zu verfolgen:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 315
Gebäudewirtschaft<br />
• Schaffung einer einheitlichen, zentralen und für alle Beteiligten<br />
verbindlichen Datengrundlage<br />
• Schaffung von Kostenverantwortung durch klare Zuordnung der<br />
Kosten: Kosten der Raumnutzung ermitteln – Transparenz durch<br />
genaue Flächen- und Kostenübersicht<br />
• Gebäudewirtschaftliche Planung (funktionelle Weiterentwicklung;<br />
Nutzungskonzepte )<br />
• Anreize für wirtschaftliches Nutzerverhalten durch Trennen zwischen<br />
fachspezifischen (pädagogischen) Gesichtspunkten einerseits<br />
und Nutzerorientierten Gesichtspunkten andererseits<br />
• Optimierung der Eigenreinigung bzw. Ausbau der Fremdreinigung<br />
(vgl. <strong>Bericht</strong>steil „Ausgaben Reinigung“)<br />
• Erkenntnisqualifizierung im Bereich Hausmeister (vgl. <strong>Bericht</strong>steil<br />
„Ausgaben Hausmeisterdienste“)<br />
• Optimierung der Versicherungsleistungen (vgl. <strong>Bericht</strong>steil „Ausgaben<br />
Sachversicherungen“)<br />
• Bedarfsgerechte Raumversorgung zu wirtschaftlichen Bedingungen<br />
• Qualitätssteigerung bezüglich: Nutzung, Service, Kundenakzeptanz<br />
und Bausubstanz<br />
Im interkommunalen Vergleich erzielt die Stadt <strong>Moers</strong> einen Wert etwas<br />
über dem Mittelwert – ein durchaus zufrieden stellendes Ergebnis.<br />
Trotzdem ist dies im Hinblick auf die gesamtstädtische Finanzsituation<br />
und das mit der Thematik in Beziehung stehende Finanzvolumen (Pers o-<br />
nal, Sachwerte) ein Zustand, der weiteren Handlungsbedarf signalisiert.<br />
Das Vorhandensein der Potenziale ist erkannt und wird im Rahmen des<br />
Betriebes ZGM sukzessive angegangen.<br />
Als primäre Handlungsfelder sind insbesondere der Aufbau einer Kostenund<br />
Leistungsrechnung vor dem Hintergrund der anstehenden „Betriebsgründung“,<br />
die Einführung einer einheitlichen Datengrundlage, die<br />
Optimierung der Reinigungsleistungen sowie die perspektivische Planung<br />
von Sanierungs- und Unterhaltungsmaßnahmen zu sehen.<br />
316<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
KIWI Bewertung<br />
Angesichts der Ist-Situation sowie den hieraus ableitbaren Handlungsmöglichkeiten<br />
vergeben wir bei der KIWI- Kennzahl „Erfüllungsgrad<br />
optimierte Gebäudewirtschaft“ die KIWI-Bewertung 3.<br />
Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass sich die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> bereits inmitten eines begonnenen Entwicklungsprozesses<br />
befindet und somit wichtige grundlegende Entscheidungen getroffen<br />
hat.<br />
Fazit<br />
Mit der Gründung und im Rahmen des „Echtbetriebs“ ZGM sind<br />
zwischenzeitlich einige gute Teilergebnisse erarbeitet worden. Vor<br />
diesem Hintergrund empfehlen wir, die geplante Umstrukturierung<br />
konsequent mit dem Ziel weiter zu verfolgen, einen ganzheitlichen<br />
organisatorischen Rahmen zu schaffen und die Gebäudebewirtschaftung<br />
aus einer Hand zu realisieren.<br />
Die notwendigen Daten zur Bewirtschaftung sind teilweise nicht<br />
verfügbar, teilweise unsystematisch aufgestellt und erhoben. Eine<br />
bewusste und fundierte Entscheidung auf dieser Basis scheint<br />
schwerlich möglich, zumal Erfolgsindikatoren, wie z.B. steuerungsrelevante<br />
Kennzahlen, noch fehlen.<br />
Die vordringlichsten Aufgaben im Rahmen der Umsetzung professioneller<br />
Gebäudewirtschaft sind in Bearbeitung und weisen in ihrer<br />
perspektivischen Ausrichtung erfolgversprechende Ansätze<br />
aus.<br />
Ausgaben Bauunterhaltung je Quadratmeter BGF in Euro<br />
(KIWI–Kennzahl)<br />
Im Rahmen der Betrachtung der Gebäudewirtschaft in der Stadt <strong>Moers</strong><br />
wurden die Bauunterhaltungsausgaben für verschiedene Gebäudetypen<br />
ermittelt.<br />
Die Bauunterhaltung des kommunalen Gebäudebestands der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> wird durch das ZGM zentral koordiniert und abgewickelt.<br />
Die Kennzahl Bauunterhaltungsausgaben je Quadratmeter (qm) Bruttogrundfläche<br />
(BGF) gibt an, wie hoch die Unterhaltungsausgaben in Euro<br />
(€) je Quadratmeter Bruttogrundfläche für die Stadt <strong>Moers</strong> sind. Im<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 317
Gebäudewirtschaft<br />
Rahmen der überörtlichen Prüfung werden die Bauunterhaltungsausgaben<br />
für die folgenden Gebäudearten erhoben:<br />
• Verwaltungsgebäude<br />
• Grundschulen<br />
• Hauptschulen<br />
• Realschule<br />
• Gymnasien<br />
• Sonderschule<br />
• Gesamtschulen<br />
Die Bruttogrundflächen aller städtischen Gebäude werden derzeit im<br />
Rahmen der Bewertung des kommunalen Immobilienbestandes erhoben;<br />
als Ausgangspunkt für die Datenerhebung zur flächendeckenden<br />
Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements. Die Flächendaten<br />
zu den untersuchten Gebäuden wurden uns – soweit vorhanden -<br />
zur Verfügung gestellt (vgl. Ausführungen zur Bildung der Kennzahlen).<br />
Im Einzelnen wurden folgende Gebäude (aktueller Stand <strong>2005</strong>) betrachtet:<br />
Gebäudearten, Gebäude und Bruttogrundflächen (gerundet in qm)<br />
Verwaltungsgebäude Altes Rathaus* 9.123<br />
Neues Rathaus* 11.173<br />
VHS - Gebäude* 2.665<br />
Grundschulen GGS Hülsdonk 3.211<br />
Gebrüder-Grimm-Schule 2.252<br />
GGS Willi Fährmann 4.926<br />
Eichendorffschule 2.718<br />
Astrid-Lindgren-Schule 2.760<br />
GGS Eschenburgschule 3.925<br />
GGS Waldschule 2.682<br />
Adolf-Reichwein-Schule 2.739<br />
GGS Annastr. 3.266<br />
GGS Dorsterfeldschule* 5.538<br />
Grundschule Erlenweg 1.755<br />
GGS Achterrathsfeld* 3.353<br />
GGS an der Talstraße 2.941<br />
GGS Rheim 3.262<br />
GGS Repelen 2.554<br />
GGS Eick-West 5.567<br />
Robinson-Schule* 2.667<br />
GGS Uhrschule Meerbeck* 3.663<br />
GGS Regenbogenschule 4.302<br />
Hauptschulen Justus-v.-Liebig-Schule 7.730<br />
SZ Jungbornpark 5.808<br />
Realschule Heinrich-Pattberg-RS 11.390<br />
318<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Gebäudearten, Gebäude und Bruttogrundflächen (gerundet in qm)<br />
Gymnasien Grafschafter Gymnasium* 8.013<br />
Gymnasium Adolfinum 16.211<br />
Gymnasium Filder Benden 12.086<br />
Gymnasium Rheinkamp 10.333<br />
Sonderschule Albert-Schweitzer-Schule 3.571<br />
Gesamtschulen GS Geschwister Scholl 13.734<br />
Anne-Frank-GS* 12.858<br />
Hermann-Runge-GS 10.016<br />
* BGF aufgrund aktueller Bewertungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
Verteilung der Bruttogrundflächen<br />
Gesamtschulen<br />
18%<br />
Sonderschule<br />
2%<br />
Verwaltungsgebäude<br />
13%<br />
Gymnasien<br />
23%<br />
Grundschulen<br />
32%<br />
Realschule<br />
6%<br />
Hauptschulen<br />
7%<br />
Es wurden insgesamt rund 199.000 qm (BGF) in die Betrachtung und<br />
Bewertung einbezogen. Die prozentuale Verteilung der Flächen ist anhand<br />
der vorstehenden Grafik ersichtlich. Veränderungen wurden insoweit<br />
nicht berücksichtigt, als sie für den Referenzzeitraum 2000 bis 2003<br />
nicht ermittelbar waren. Nach Aussage des ZGM waren die Flächenentwicklungen<br />
marginal.<br />
In der nachfolgenden Tabelle sind die Bauunterhaltungsausgaben der<br />
oben aufgeführten Gebäude zusammengefasst dargestellt. Berücksic h-<br />
tigt wurden hierbei die Bauunterhaltungsausgaben für die untersuchten<br />
Gebäude, die regelmäßig der Gruppierung 50 zugeordnet sind und uns<br />
von der Technischen Abteilung des ZGM übermittelt wurden.<br />
Nicht berücksichtigt werden konnten in diesem Zusammenhang Bauunterhaltungsleistungen<br />
aus Inneren Verrechnungen, die in der Regel<br />
durch den Baubetriebshof der Stadt <strong>Moers</strong> (heute SBM) erbracht worden<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 319
Gebäudewirtschaft<br />
sind (vgl. hierzu die eingangs gemachten Anmerkungen im <strong>Bericht</strong>steil<br />
„Kennzahlen – Ausgangslage“).<br />
Aus unserer Sicht halten wir es für dringend erforderlich, die Leistungen<br />
der SBM sowie ggf. anderer Ämter (z.B. Amt 67) über Innere Verrechnungen<br />
den einzelnen Gebäuden verursachungsgerecht zuzuordnen<br />
bzw. künftig im Rahmen der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung gebäudescharf<br />
zu verbuchen.<br />
Empfehlung<br />
Das ZGM sollte künftig alle als so genannte Innere Verrechnungen<br />
ausgewiesenen Positionen gebäudescharf und nach Spezifikation<br />
ausweisen bzw. verbuchen.<br />
Ebenso wenig Berücksichtigung finden Bauunterhaltungsmaßnahmen,<br />
die nicht sachgerecht im Vermögenshaushalt der Stadt <strong>Moers</strong> ausgewiesen<br />
und verbucht wurden. Im Rahmen der Betrachtung der ko mmunalen<br />
Gebäudewirtschaft in <strong>Moers</strong> steht nicht in erster Linie die Bewertung<br />
einer sachlich und formal rechtlich korrekten Abbildung in der Kameralistik.<br />
Vielmehr sind diese Aussagen im Zusammenhang mit dem „Werben“<br />
um Verständnis für Transparenz zu verstehen, woraus letztendlich<br />
besseres wirtschaftliches Handeln resultiert.<br />
Weitergehende Hinweise haushaltsrechtlicher Natur sind dem Teilbericht<br />
Finanzen (Bewertung der Sachausgaben für Bauunterhaltung) zu entnehmen.<br />
Insoweit haben wir bei der Auswertung der Daten für die Bauunterhaltung<br />
im Folgenden exemplarisch für das Jahr 2003 die vollzogenen Maßnahmen<br />
der Bauunterhaltung aus dem Vermögenshaushalt (bezogen auf<br />
Verwaltungsgebäude und Schulen) mit in die Bildung der Werte und somit<br />
der Kennzahl einfließen lassen. Dieses konnte aus zeitlichen Gründen<br />
nur für das – bezogen auf den abgebildeten Referenzzeitraum –<br />
aktuellste Jahr (also 2003) erfolgen, da die uns vorliegenden Einzelma ß-<br />
nahmen der Jahre 2000 bis 2003 nicht in jedem Einzelfall überprüft<br />
werden konnten. Weiterhin kann hierdurch zumindest tendenziell ersehen<br />
werden, inwieweit die Berücksichtigung der nicht korrekt verbuchten<br />
Ausgaben zu (deutlich) anderen Werten und somit Schlussfolgerungen<br />
führt.<br />
Die für das Jahr 2003 im Rahmen der Bauunterhaltung berücksichtigten<br />
Maßnahmen und Ausgaben des Vermögenshaushaltes stellen sich im<br />
Einzelnen wie folgt dar:<br />
320<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Ausgaben der Bauunterhaltung für Verwaltungsgebäude und Schulen in Euro<br />
(gerundet) für 2003 aus VMH<br />
Objekt Maßnahme Summe<br />
Altes Rathaus Fußbodenarbeiten 3.888<br />
Neues Rathaus Beleuchtung 6.668<br />
Gebrüder-Grimm-Schule Elektro 633<br />
Eichendorffschule Boden 3.596<br />
GGS Eschenburgschule Boden- und Elektroarbeiten 23.724<br />
Adolf-Reichwein-Schule Urinalanlage, Elektro 7.670<br />
GGS Annastr. Dacharbeiten, div. Prüfungen 43.225<br />
GGS Achterrathsfeld Elektro, Einbau Schmutzfänger 11.062<br />
GGS an der Talstraße Dachdecker- und Klempnerarbeiten 41.605<br />
GGS Rheim Türanlage erneuert 4.083<br />
GGS Repelen Türanlage erneuert 10.668<br />
GGS Eick-West Reparatur Regenwasseranschluss 5.677<br />
Robinson-Schule Elektroarbeiten 533<br />
GGS Uhrschule Meerbeck Schlosserarbeiten 1.769<br />
GGS Regenbogenschule<br />
Reparatur Regenwasser-<br />
/Schmutzwasserkanal 36.292<br />
Justus-v.-Liebig-Schule Akkustikarbeiten, Türerneuerung 4.146<br />
Grafschafter Gymnasium<br />
Reparatur Regenentwässerung, div. Kleinarbeiten<br />
20.081<br />
Gymnasium Adolfinum Sanitäreinrichtung, Leichtbauwände 3.782<br />
Gymnasium Filder Benden Maler, Putz, Elektro 6.948<br />
Albert-Schweitzer-Schule Erneuerung WC 21.739<br />
GS Geschwister Scholl diverse Reparaturen 41.322<br />
Anne-Frank-GS Dachdeckerarbeiten 1.974<br />
Gesamt 301.000<br />
Wie der Tabelle zu entnehmen ist, ergibt sich hieraus für die bauliche<br />
Unterhaltung eine weitere, vom finanziellen Volumen her nicht unerhebliche,<br />
Ausgabeposition in Höhe von 301.000 Euro. Im Vordergrund der<br />
Betrachtung steht hierbei nicht die auf Euro und Cent exakte Ermittlung<br />
der Ausgaben. Vielmehr soll hier „lediglich“ die Dimension aufgezeigt<br />
werden, in der sich die im Folgenden aufgezeigten Ausgaben der Bauunterhaltung<br />
nur unvollständig darstellen lassen und demzufolge erheblich<br />
relativieren.<br />
Dieses erscheint insbesondere im Hinblick auf die Ermittlung von Daten<br />
oder Kennzahlen als Steuerungsgrundlage des ZGM von elementarer<br />
Bedeutung. Ein Übersehen bzw. Ausblenden der über den Vermögenshaushalt<br />
(VMH) verbuchten Bauunterhaltungsmaßnahmen kann so zu<br />
anderen Rückschlüssen führen.<br />
Ausgaben Bauunterhaltung je Quadratmeter BGF (ohne Innere Verrechnungen)<br />
2000 2001 2002 2003*<br />
BGF gesamt 198.792 198.792 198.792 198.792<br />
Bauunterhaltungsausgaben<br />
in Euro*<br />
647.473 551.976 661.143 860.188*<br />
Ausgaben je qm BGF 3,26 2,78 3,33 4,33*<br />
* inklusive der zuvor aufgeführten und im VMH verbuchten Ausgaben<br />
Der Vergleich zeigt, dass in den Jahren 2000 bis 2002 die Ausgaben für<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 321
Gebäudewirtschaft<br />
Bauunterhaltung (bei Nichtberücksichtigung der Inneren Verrechnungen)<br />
im Bereich von zwei bis drei Euro je Quadratmeter Bruttogrundfläche<br />
deutlich schwanken. Das Jahr 2003 bildet in dieser Darstellung die<br />
Ausnahme, da wie bereits zuvor ausgeführt hier die im VMH verbuchten<br />
Ausgaben der Bauunterhaltung an Verwaltungsgebäuden und Schulen<br />
mit berücksichtigt wurden. Demzufolge liegen hier die Ausgaben mit<br />
4,33 Euro je Quadratmeter Bruttogrundfläche deutlich höher (nachrichtlich:<br />
ohne Berücksichtigung bei 2,81 Euro je qm BGF).<br />
Aus unserer Sicht liegt die Stadt <strong>Moers</strong> selbst mit den deutlich höheren<br />
Ausgaben in 2003 sehr niedrig (interkommunale Vergleichsbetrachtung).<br />
Gründe hierfür sind sicherlich eine seit über zehn Jahren angespannte<br />
Situation der Finanzen, aber auch ein fehlendes, stringent durchgepla n-<br />
tes Instandsetzungs- und Modernisierungskonzept – auch erkennbar an<br />
den deutlichen Schwankungen im Referenzzeitraum.<br />
Ein Modernisierungskonzept in schriftlicher Form, das die geplanten<br />
Bauunterhaltungsmaßnahmen anhand einer Prioritätenliste aufführt,<br />
existiert in der Abteilung Technik nicht. Aus unserer Sicht ist eine solche<br />
Vorgehensweise allerdings unabdingbar, da nur so eine transparente<br />
Darstellung und aktive Steuerung notwendiger Unterhaltungsmaßnahmen<br />
gegeben ist. Als zusätzlicher Faktor müssen hier die Inneren Verrechnungen<br />
angeführt werden. Die Tendenz der Aussage bliebe gleich,<br />
die Höhe der Ausgaben absolut und bezogen auf den qm BGF würde<br />
allerdings steigen.<br />
Setzt man für das Jahr 2003 eine ähnlich hohe Dimension bei den Inneren<br />
Verrechnungen voraus wie bei den im VMH gebuchten Ausgaben der<br />
Bauunterhaltung, mithin weitere 300.000 Euro, so ergeben sich Ausgaben<br />
in Höhe von 5,84 Euro je qm BGF – eine Größenordnung die weiterhin<br />
als niedrig zu bewerten ist.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sehr zeitnah die Einführung eines Instandhaltungs-<br />
und Modernisierungskonzeptes vornehmen.<br />
Die niedrigeren Ausgaben für die Bauunterhaltung sind im Sinne einer<br />
Wert erhaltenden Vorsorge nicht positiv zu werten. Es sollte jedoch die<br />
Ausgabenhöhe bezogen auf den Gebäudeneubauwert (Versicherungsneuwert)<br />
ermittelt werden, um so die Auskömmlichkeit feststellen zu<br />
können. Die Gebäudeneubauwerte in der unten dargestellten Tabelle<br />
wurden anhand der Gebäudeversicherungsunterlagen ermittelt (vgl. ent-<br />
322<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
sprechenden <strong>Bericht</strong>steil „Ausgaben Sachversicherungen“) und entsprechen<br />
den vom Versicherer angegebenen Versicherungsneuwerten. Hie r-<br />
bei wird zunächst nur auf die Ausgaben des Verwaltungshaushaltes abgestellt<br />
und hieraus ein Mittelwert gebildet.<br />
Ausgaben der Bauunterhaltung – prozentual vom Versicherungsneuwert<br />
Verwaltungsgebäude<br />
und Schulen inkl.<br />
Turnhallen<br />
Verwaltungsgebäude<br />
und Schulen inkl.<br />
Turnhallen mit VMH<br />
für das Jahr 2003<br />
Verwaltungsgebäude<br />
und Schulen inkl.<br />
Turnhallen mit VMH<br />
für das Jahr 2003<br />
und (angenommenen)<br />
Inneren<br />
Verrechnungen<br />
i.H.v. 300.000<br />
Euro<br />
Versicherungsneuwerte<br />
in Euro<br />
(Stand <strong>2005</strong>)<br />
Durchschnittliche<br />
Ausgaben der Ba u-<br />
unterhaltung in Euro<br />
2000 - 2003<br />
Durchschnittswert<br />
in Prozent<br />
256.602.000 604.945 0,24<br />
256.602.000 860.188 0,34<br />
256.602.000 1.160.188 0,45<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht einen Durchschnittswert von 0,24 Prozent bezogen<br />
auf den Versicherungsneuwert. Dieser erhöht sich auf 0,34 Prozent,<br />
betrachtet man nur das Jahr 2003, jedoch inklusive der Ausgaben<br />
des VMH. Eine weitere Steigerung auf 0,45 Prozent wird erzielt, wenn<br />
man zusätzlich 300.000 Euro als Innere Verrechnungen annimmt.<br />
Hieraus lässt sich (grob prognostizierend) ableiten, dass – unterstellt die<br />
Bauunterhaltungsausgaben sind in den Jahren 2000 bis 2002 in ähnlicher<br />
Höhe im VMH verbucht worden – etwas mehr als 0,35 Prozent des<br />
Gebäudeneuwertes an Bauunterhaltungsmaßnahmen für den Zeitraum<br />
2000 bis 2003 im Mittel zu veranschlagen ist.<br />
Die KGSt und auf das Gebiet der Gebäudewirtschaft spezialisierte Beratungsunternehmen<br />
veranschlagen regelmäßig Richtwerte abhängig vom<br />
Alter der Gebäude von 0,4 Prozent bis 1,2 Prozent. Als Erfahrungswert<br />
kann 0,8 Prozent zu Grunde gelegt werden. Aus unserer Sicht liegen im<br />
gesamten Betrachtungszeitraum 2000 bis 2003 die Ausgaben für die<br />
Bauunterhaltung eher unter der unteren Grenze der erforderlichen Mittelbereitstellung.<br />
Anhand der vorliegenden Zahlen und einem Verhältnis<br />
vom Erhaltungsaufwand zum Gebäudezeitwert von 0,8 Prozent wurden<br />
lediglich rund die Hälfte der erforderlichen Finanzmittel aufgewendet,<br />
um einem mittel- und langfristigen Substanz- und Werteverzehr entgegenzuwirken.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 323
Gebäudewirtschaft<br />
Bei einem Erhaltungsaufwand von 1,2 Prozent beträgt der von der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> erreichte Prozentwert nicht einmal mehr ein Drittel. Dieses Verhältnis<br />
verschlechtert sich tendenziell im Weiteren noch aufgrund des<br />
Umstandes, dass es sich beim Immobilienbestand der Stadt <strong>Moers</strong> (bezogen<br />
auf Verwaltungsgebäude und Schulen) um durchschnittlich ältere<br />
Objekte handelt, also eher eine deutliche Ausrichtung am oberen Wert<br />
von 1,2 Prozent vorliegen sollte.<br />
Weitere Einflussgrößen auf den Bauunterhaltungsbedarf eines Gebäudes<br />
sind zum Beispiel neben dem Gebäudealter auch denkmalschutzrechtliche<br />
Bestimmungen. Ebenso ist die Bauwerksart (zum Beispiel Schule)<br />
für die tatsächliche Nutzungsmöglichkeit ausschlaggebend und hat starken<br />
Einfluss auf die notwendige Bauunterhaltung (zum Beispiel Verschleiß).<br />
Auch sollte dieser Vergleich nur für verschiedene Gebäudegruppen<br />
beziehungsweise über den gesamten Gebäudebestand im Zeitreihenvergleich<br />
erfolgen, da Werterhaltungsmaßnahmen an einzelnen<br />
Gebäuden nicht jährlich durchgeführt werden.<br />
Um beispielsweise lediglich die Mittelwertquote von 0,8 Prozent des Versicherungsneuwertes<br />
zu erzielen, müsste die Stadt <strong>Moers</strong> in 2003 neben<br />
den getätigten Ausgaben für die Bauunterhaltung in Höhe von rund<br />
559.000 Euro und den von uns „ermittelten“ 301.000 Euro im VMH, weitere<br />
1,2 Mio. Euro gezahlt haben. Inwieweit dieses eine realistische Gr ö-<br />
ße im Hinblick auf die tatsächlichen Zahlungen ist, kann von unserer<br />
Seite nicht abschließend bewertet werden.<br />
Um dem mittel- und langfristigen Werteverzehr der Gebäude entgegenzuwirken,<br />
müsste die Stadt <strong>Moers</strong> Mittel in Höhe von rd. 2,1 Mio. Euro<br />
(0,8 Prozent) bzw. 3,1 Mio. Euro (1,2 Prozent) jährlich veranschlagen –<br />
hierbei ist bereits aufgelaufener Sanierungsstau nicht berücksichtigt.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die Höhe der Mittel für die Bauunterhaltung<br />
unter dem Gesichtspunkt einer wert- und substanzerhaltenden<br />
Vorsorge sehr kritisch betrachten.<br />
Die durch uns aufgrund der Datenbasis feststellbare Höhe der<br />
Ausgaben weist derzeit eine deutliche Unterdeckung für die erforderlichen<br />
finanziellen Mittel auf. Wir empfehlen, für alle städtischen<br />
Gebäude die Bauunterhaltungsausgaben (inklusive Bauunterhaltung<br />
im Vermögenshaushalt sowie Innere Verrechnungen)<br />
zu ermitteln und vorübergehend mit dem Versicherungsneuwert<br />
ins Verhältnis zu setzen, um eine angemessene Instandhaltung<br />
der Immobilien zu gewährleisten.<br />
324<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Instandsetzungsmaßnahmen die erst nach Schadeneintritt durchgeführt<br />
werden, verursachen regelmäßig überproportionale Kosten. Die Größe<br />
„Versicherungsneuwert“ wird hierbei als Hilfsgröße angesehen. Nach der<br />
Erfassung und Bewertung im Rahmen des NKF sollte sich die Kennzahl<br />
zukünftig an den Gebäudewerten nach den vorsichtig geschätzten Zeitwerten<br />
orientieren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird eine ganzheitliche<br />
und sachgerechte Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einzelner Gebäude<br />
unter voller Berücksichtigung des tatsächlichen Gebäudezustandes<br />
und –wertes möglich und damit auch die nötige Grundlage für ein<br />
zeitgemäßes Instandhaltungsmanagement geschaffen.<br />
Empfehlung<br />
Weiterhin sehen wir es als dringlich an, vor dem Hintergrund der<br />
sich verschlechternden Haushaltssituation für die Bauunterhaltung<br />
eine Prioritätenreihenfolge festzulegen, die vom Ergebnis her einen<br />
Konsolidierungsbeitrag leisten soll.<br />
Ziel dabei sollte sein, die Bauunterhaltungsausgaben in einigen Objekten<br />
oder Objektarten ggf. zeitlich zu reduzieren oder auf ein Minimum zu<br />
reduzieren. Dadurch wird Spielraum gewonnen, um einzelne Objektgruppen<br />
(beispielsweise Verwaltungsgebäude) schwerpunktmäßig zu<br />
verbessern. Über allem ist aber darauf zu achten, dass kein Sanierungsstau<br />
entsteht, der in Folgejahren zu höheren Ausgaben führt.<br />
Fazit<br />
Im Bereich der Bauunterhaltungsausgaben je Quadratmeter Bruttogrundfläche<br />
ist die Abbildung aufgrund nicht korrekter Zuordnung<br />
nur sehr eingeschränkt möglich – ein interkommunaler Vergleich<br />
muss entfallen. Auch unter Berücksichtigung der im Vermögenshaushalt<br />
verbuchten Ausgaben ist die Höhe der Bauunterhaltungsausgaben<br />
für die untersuchten Gebäude im<br />
arithmetischen Mittel sehr deutlich unterhalb des durch die KGSt<br />
ermittelten Richtwertes. Aus unserer Sicht liegt im gesamten Betrachtungszeitraum<br />
eine Unterdeckung der notwendigen finanzie l-<br />
len Mittel vor.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 325
Gebäudewirtschaft<br />
Bewirtschaftungsausgaben je Quadratmeter BGF in Euro<br />
(KIWI–Kennzahl)<br />
Die KIWI–Kennzahl der Bewirtschaftungsausgaben setzt sich aus mehreren<br />
„Teilaspekten“ zusammen. Insoweit wird bei den Bewirtschaftungsausgaben<br />
auf die so genannten Versorgungsmedien (Wärme, Strom,<br />
Wasser), die Ausgaben der Reinigung und die Ausgaben der Hausmeisterdienste<br />
abgestellt. Diese drei Ausgabenbereiche sind die am Gesamtvolumen<br />
der Bewirtschaftungskosten gemessen ausgabeintensivsten<br />
Leistungen. Vom konzeptionellen Ansatz her werden alle drei Bereiche<br />
separat ermittelt, betrachtet und analysiert und zum Ende dieses Kapitels<br />
zur KIWI–Kennzahl zusammengeführt und bewertet – in <strong>Moers</strong> war<br />
dies aufgrund der Datenlage nicht möglich. Die Erläuterungen hierzu<br />
sind den entsprechenden Abschnitten zu entnehmen.<br />
Ausgaben Versorgungsmedien je Quadratmeter BGF in Euro<br />
Wärmeenergie-, Strom- und Wasserverbräuche stellen einen erheblichen<br />
Anteil an den Aufwendungen für die Bewirtschaftungsausgaben für Gebäude<br />
dar. Neben einer Erfassung von Verbrauchsdaten ist es zwingend<br />
erforderlich, diese mit geeigneten Bezugsgrößen ins Verhältnis zu setzen,<br />
um einen Vergleich verschiedener Gebäude untereinander beziehungsweise<br />
mit vorgegebenen Zielwerten zu ermöglichen sowie Entwic k-<br />
lungen zu erkennen.<br />
Eine solche Vorgehensweise ist in erster Linie aus der Automobilbranche<br />
bestens bekannt: Die Ausweisung des Benzinverbrauchs in Liter pro 100<br />
Kilometer ist eine Energiekennzahl, mit der unter anderem die Wirtschaftlichkeit<br />
eines Fahrzeuges beurteilt wird. Kraftfahrzeuge sind jedoch<br />
nicht mit Gebäuden und deren Energiekennzahlen zu vergleichen,<br />
insoweit gilt es einige Punkte bei der Interpretation zu beachten. Ältere<br />
Fahrzeuge sind in Sachen Kraftstoffverbrauch nicht mit aktuellen Modellen<br />
gleichen Typs vergleichbar. Eine Modifizierung (ver)alte(te)r Fahrzeugtechnik<br />
auf einen neuen Stand ist in der Regel unter wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkten nicht angezeigt.<br />
Bei Gebäuden sind Energiekennzahlen ebenfalls abhängig vom Baujahr<br />
und der Bauweise. Anders als beim Beispiel Kraftfahrzeug lassen sich<br />
hier jedoch in den überwiegenden Fällen Verbräuche durch technische<br />
Maßnahmen nachträglich und wirtschaftlich sinnvoll reduzieren.<br />
326<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Die Energiebewirtschaftung der städtischen Immobilien wird in der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> zentral durch den hier angebundenen Fachingenieur des ZGM gesteuert.<br />
Die Erfassung der Energieverbräuche obliegt den jeweiligen<br />
Hausmeistern der Objekte. Sie werden monatlich abgelesen und dem<br />
Hochbauamt gemeldet. Im Hochbauamt werden die Verbrauchsdaten<br />
elektronisch erfasst und in das System „Akropolis“ zur Energiebewirtschaftung<br />
eingegeben.<br />
An diesem Punkt musste in <strong>Moers</strong> eine weitergehende Betrachtung der<br />
Daten sowie deren Analyse ausgesetzt werden. Dies gilt für alle drei<br />
Teilbereiche der Versorgungsmedien, also Wärme, Strom und Wasser.<br />
Im Laufe der Prüfung stellte sich durch unsere Anfrage nach spezifischen<br />
Verbrauchswerten zunächst heraus, dass das System einige Fehler in<br />
der Software besitzt, so dass die von uns benötigten (Standard)Daten<br />
nicht unmittelbar verfügbar waren. Gleiches gilt hier auch für die fiskalische<br />
Abbildung, also die getätigten Ausgaben im Referenzzeitraum.<br />
Empfehlung<br />
Unabhängig von der Einführung eines zentralen Softwareproduktes<br />
im ZGM, sollte möglichst zeitnah die Verbindung zum Hersteller<br />
aufgenommen werden, um einerseits Fehlerquellen nachhaltig<br />
zu beseitigen, andererseits sich hieraus ergebende eventuelle Ersatzansprüche<br />
zu formulieren.<br />
In diesem Zusammenhang sei der Hinweis erlaubt, dass der Pflegezustand<br />
des Systems offensichtlich sehr zu wünschen übrig lässt, erkennbar<br />
an dem Umstand, dass in den Rubriken Kosten und Energiepreise<br />
noch „DM-Werte“ ausgewiesen werden.<br />
Empfehlung<br />
Das eingesetzte Software-Produkt sollte an aktuelle Standards<br />
angepasst werden.<br />
Gegen Ende der Prüfung konnten uns zumindest fragmentarisch zu einzelnen<br />
Objekten Datenblätter geliefert werden, die – bei entsprechender<br />
Validität der erhobenen Verbrauchsdaten – in Bezug auf Umfang, Da r-<br />
stellung und Aussagekraft als exzellent zu bezeichnen sind. Allerdings<br />
konnten nicht für alle der von uns betrachteten Objekte entsprechende<br />
Energiebögen erstellt werden, so dass allein aus diesem Grund eine wei-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 327
Gebäudewirtschaft<br />
tergehende Betrachtung oder gar ein interkommunaler Vergleich nicht<br />
zielführend und aussagekräftig gewesen wäre. Darüber hinaus ist bei<br />
einer nicht unerheblichen Anzahl von Teilwerten die Richtigkeit zumindest<br />
mit erheblichen Zweifeln verbunden.<br />
Feststellung<br />
Die sich durch das System „Akropolis“ bietenden Möglichkeiten<br />
werden nur ansatzweise ausgeschöpft.<br />
Dieses liegt in erster Linie nicht an den für die Erhebung vor Ort verantwortlichen<br />
Hausmeister, vielmehr ist hier die Arbeits- und Personalsituation<br />
im entsprechenden Sachgebiet der Abteilung Technik ursächlich.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> ist bereits vor nahezu 20 Jahren in die Thematik Energiebewirtschaftung<br />
finanziell und personell eingestiegen und hat in der<br />
Vergangenheit durch nicht unerheblichen Mitteleinsatz auch einen beispielsweise<br />
im Bereich der Wärmeversorgung hohen Standard der Automation<br />
und zentralen Steuerung erreicht. Diverse Themenfelder im<br />
Zusammenhang mit der Energiebewirtschaftung von Gebäuden sind vom<br />
entsprechenden Bereich des ehemaligen Hochbauamtes belegt und federführend<br />
entwickelt worden. Hierzu wurden regelmäßig Energieberic h-<br />
te erstellt, die über umgesetzte Maßnahmen retrospektiv berichteten<br />
und im Weiteren perspektivisch anstehende Maßnahmen aufzeigten. Der<br />
letzte und somit aktuellste uns vorliegende <strong>Bericht</strong> stammt aus dem<br />
Jahr 1997.<br />
Hieran lässt sich auch die aktuelle Problematik festmachen. Energiebewirtschaftung,<br />
letztlich Energieeinsparung im Rahmen einer zukunftsorientierten<br />
und betriebswirtschaftlich sinnvollen Bewirtschaftung des<br />
kommunalen Immobilienbestandes, ist nur dann professionell durc h-<br />
führbar, wenn entscheidungs- und steuerungsrelevante Grundlagen vorhanden<br />
sind. Dieses sind in erster Linie und unabdingbar Verbrauchsdaten<br />
der einzelnen zu betrachtenden Bereiche. Aussagekraft und Steuerungsrelevanz<br />
„steht und fällt“ mit einer kontinuierlichen und sorgfältigen<br />
Erhebung derselben, aber auch insbesondere einer entsprechenden<br />
Verarbeitung.<br />
Hier offenbaren sich beim ZGM deutliche Schwachstellen. Die gelieferten<br />
Verbrauchsdaten werden regelmäßig nicht oder nur unvollständig in das<br />
System übertragen. Die Ha usmeister, die für die Lieferung verantwortlich<br />
sind, können aufgrund der nicht aktuellen Erhebungsbögen (die von<br />
ihnen monatlich fortgeschrieben werden) Falschentwicklungen oder Be-<br />
328<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
sonderheiten nicht erkennen und somit vor Ort nicht frühzeitig gegensteuern.<br />
So konnte beispielsweise ein Leck im Wasserzulauf aufgrund<br />
der Verbrauchsdatenauswertung erst Monate später realisiert und behoben<br />
werden. Ebenso ist der Fachingenieur im ZGM nicht in der Lage periodische<br />
Entwicklungen aufzuzeigen und zu analysieren, um ggf. notwendige<br />
Veränderungen herbeizuführen.<br />
Feststellung<br />
Die insbesondere zeitlich/personell nicht abgedeckte Datenerfassung<br />
und Auswertung führt im Ergebnis dazu, dass bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> Energiebewirtschaftung über den Stand einer Energiebereitstellung<br />
nicht hinausreicht.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar die Grundlagen einer<br />
professionellen Energiebewirtschaftung in Form der Sicherstellung<br />
von Dateneingaben zu schaffen.<br />
Im Weiteren sollte die Stadt <strong>Moers</strong> die zeitlichen Anteile der mit<br />
dieser Aufgabe betrauten Mitarbeiter überprüfen und soweit notwendig<br />
anpassen. Wir halten ebenso eine Neuauflage des Energieberichtes<br />
für dringend angezeigt.<br />
Fazit<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt im Grundsatz über sehr gute Möglichke i-<br />
ten im Bereich der Energiebewirtschaftung und hat hier in der<br />
Vergangenheit bereits ein hohes Potenzial realisieren können.<br />
In den letzten Jahren fehlt es eindeutig an der Kontinuität der Basisarbeit,<br />
so dass ein wirtschaftlich verantwortungsvoller Umgang<br />
mit Energie durch Analyse von Daten nicht möglich ist.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat jedoch in diesem Bereich alle Möglichkeiten<br />
kurzfristig eine Veränderung und Entwicklung zu realisieren.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 329
Gebäudewirtschaft<br />
Ausgaben Reinigung in Euro<br />
Die Gebäudereinigung als eine der elementaren infrastrukturellen Leistungen<br />
innerhalb des Immobilienmanagements stellt eine der Hauptkostenblöcke<br />
der laufenden gebäudewirtschaftlichen Leistungen dar. Sie<br />
trägt wesentlich zur Wert- und Substanzerhaltung des kommunalen Gebäudebestandes<br />
bei und sichert gleichzeitig den nötigen Hygienestandard.<br />
Da ein KIWI–Wert „Bewirtschaftungsausgaben“ nicht gebildet werden<br />
kann, ist auf den Bezug der Reinigungsleistungen auf BGF verzichtet<br />
worden.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> reinigt ihre Gebäude – entgegen dem allgemeinen<br />
Trend – ausschließlich mit eigenen Kräften. Insoweit erzielt sie eine Eigenreinigungsquote<br />
von 100 Prozent.<br />
Aufgrund der heterogenen Datenlage bei der Stadt <strong>Moers</strong> ist im Weiteren<br />
eine Analyse der Ausgaben für die Eigenre inigung auf die von uns<br />
betrachteten Objekte bezogen nicht mö glich. Eigenreinigungsausgaben<br />
definieren sich fast ausschließlich über Personalausgaben, die in <strong>Moers</strong><br />
gebäudespezifisch nicht abgebildet werden. Aufgrund des fortgeschrittenen<br />
Prüfungszeitraums, konnten wir die letztlich vollständig gelieferten<br />
Personalausgaben nicht mehr separieren und zumindest Unterabschnitts<br />
bezogen aufteilen. Demzufolge verbleibt nur die Betrachtung der Ausgaben<br />
bezogen auf alle Objekte, respektive die Gesamtreinigungsfläche<br />
der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />
Dieses stellt sich (bezogen auf die lediglich aktuell verfügbare Fläche)<br />
für den Referenzzeitraum wie folgt dar:<br />
Ausgaben der Reinigung in Euro je qm Reinigungsfläche (RF)<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Personalausgaben 3.978.325 3.777.027 3.794.998 3.925.000<br />
Ausgaben<br />
Reinigungsmittel*<br />
160.000 160.000 160.000 160.000<br />
Reinigungsfläche in<br />
qm<br />
224.000 224.000 224.000 224.000<br />
Ausgaben je qm RF 18,47 17,58 17,66 18,23<br />
* Die Reinigungsmittel wurden auf Basis der Spitzberechnung für 2003 ermittelt.<br />
330<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Ausgaben der Reinigung je qm Reinigungsfläche<br />
19,00<br />
----- Euro je qm RF -----<br />
18,00<br />
17,00<br />
16,00<br />
15,00<br />
14,00<br />
13,00<br />
12,00<br />
11,00<br />
10,00<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Aufgrund der Unsicherheiten im Datenmaterial sollten diese Werte als<br />
tendenzielle Hinweise gewertet werden. Gleic hwohl zeigen sie auf, dass<br />
die in <strong>Moers</strong> seit Jahren praktizierte Optimierung der Eigenreinigung<br />
wenig nachhaltige Erfolge erzielt – zumindest was den betrachteten<br />
Zeitraum 2000 bis 2003 betrifft. Sicherlich wäre hier eine Betrachtung<br />
der Ausgaben je qm Reinigungsfläche bezogen auf die jeweils gültige<br />
Gesamt reinigungsfläche wünschenswert – nach Aussage des ZGM waren<br />
die Veränderungen lediglich marginal und können insoweit vernachlässigt<br />
werden.<br />
Eine weitergehende Analyse ist in diesem Zusammenhang wie bereits<br />
ausgeführt nicht möglich. Demnach wird im Folgenden hauptsächlich das<br />
doch sehr beachtliche Volumen im Bereich der Eigenreinigung und das<br />
hiermit langfristig realisierbare Einsparpotenzial zur nachhaltigen Konsolidierung<br />
der Finanzen betrachtet. Hierzu haben wir folgende Potenzia l-<br />
analyse aufbereitet:<br />
Ausgaben der Reinigung je qm Reinigungsfläche (RF), 2003<br />
Bezeichnung Ausgaben in Euro Erläuterungen<br />
Personalausgaben 2003 3.080.175,87 Bezüge<br />
189.908,91<br />
Arbeitgeberanteil Zusatzversicherung<br />
600.243,27<br />
Arbeitgeberanteil Sozialversicherung<br />
55.000,00<br />
Sozialversicherungsanteil Dezember<br />
(Hochrechnung)<br />
Gesamt Personal (gerundet)<br />
3.925.000<br />
Reinigungsmittel 2003 144.285,38 Lt. Abrechnung ZGM<br />
15.000 Budgetierte Objekte (Hochrech-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 331
Gebäudewirtschaft<br />
Ausgaben der Reinigung je qm Reinigungsfläche (RF), 2003<br />
Bezeichnung Ausgaben in Euro Erläuterungen<br />
nung)<br />
Gesamt Reinigungsmittel<br />
160.000<br />
(gerundet)<br />
Gesamtausgaben Reinigung<br />
RF gesamt in qm (gerundet),<br />
Stand <strong>2005</strong><br />
Ausgaben in Euro je qm<br />
RF<br />
4.085.000<br />
224.000<br />
18,23<br />
Personalausgaben und Ausgaben<br />
für Reinigungsmittel<br />
Gesamtreinigungsfläche aller<br />
städtischen Objekte lt. ZGM<br />
Der so ermittelte Wert kann nunmehr in den interkommunalen Vergleich<br />
gestellt werden.<br />
Ausgaben für Reinigung in Euro je qm RF im interkommunalen Vergleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
10,76 18,70 15,71 18,23<br />
Ausgaben für Reinigung in Euro je qm RF, Basisjahr 2003<br />
20,00<br />
----- Euro je qm RF -----<br />
17,50<br />
15,00<br />
12,50<br />
10,00<br />
7,50<br />
5,00<br />
2,50<br />
0,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Schon aus der reinen Darstellung lässt sich Handlungsbedarf entnehmen,<br />
gleich welche Strategie künftig bei der Stadt <strong>Moers</strong> beziehungsweise<br />
im ZGM verfolgt werden soll. Neben der anstehenden Optimierung<br />
der Eigenreinigung (wobei hier zu bedenken ist, dass bereits seit zehn<br />
Jahren optimiert wird!), sollte sicherlich auch die Fremdvergabe von<br />
Reinigungsleistungen in Erwägung gezogen werden.<br />
Unter dieser Prämisse (sukzessiver und sozialverträglicher Übergang zu<br />
Fremdreinigung) werden die zuvor begonnenen Betrachtungen weiter<br />
geführt.<br />
332<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Grobpotenzial der Fremdreinigung in Abhängigkeit zur Fluktuation<br />
Bezeichnung<br />
Anzahl Reinigungskräfte<br />
(Stand 12/2003)<br />
Mindestfluktuation in den<br />
kommenden zehn Jahren<br />
(bis 2015)<br />
Anteilige RF in qm von 71<br />
Reinigungskräften (gerundet)<br />
Ausgabevolumen Eigenreinigung<br />
in Euro bezogen<br />
auf 71 Reinigungskräfte<br />
Ausgabevolumen Fremdreinigung,<br />
bezogen auf die<br />
von 71 Reinigungskräften<br />
zu reinigende Fläche<br />
Anzahl oder<br />
Summe in Euro<br />
213<br />
71<br />
75.000<br />
1.367.250<br />
683.250<br />
Erläuterungen<br />
Anzahl der Mitarbeiterinnen (nicht<br />
Stellen)<br />
Reine Altersfluktuation, die sich<br />
erfahrungsgemäß noch um weitere<br />
Fälle erhöhen wird (Prognose:<br />
ca. 100 gesamt), Quelle: Amt 11<br />
Formel:<br />
71:213 = x:224.000 qm<br />
Formel:<br />
75.000 qm x 18,23 Euro/qm RF<br />
Formel:<br />
75.000 qm x 9,11 Euro/qm RF*<br />
Differenz zwischen Eigenund<br />
Fremdreinigung als<br />
realisierbares Pote nzial (in<br />
Euro jährlich)<br />
684.000<br />
„Mindestsumme“ bei Berücksichtigung<br />
ausschließlich altersbedingter,<br />
sozialverträglicher Fluktuation<br />
* aktueller, interkommunaler Mittelwert für die Fremdreinigung<br />
Die so auszuweisende Differenz in Höhe von 684.000 Euro ist insoweit<br />
als „Nettowert“ zu verstehen, als weitere Ausgaben der Realisierung<br />
nicht anfallen dürften. Der administrative Bereich kann hierbei kostenneutral<br />
bewerten werden, da aktuelle Zeit- und Stellenanteile für die<br />
Betreuung und Realisierung der Eigenreinigung verlustneutral durch<br />
Aufgaben im Bereich der Fremdvergabe zu ersetzen sind. Weiterhin ist<br />
zu bedenken, dass die Differenz durchaus höher ausfallen kann, wenn<br />
eine Fremdvergabe sorgfältig geplant und im Vergabeverfahren durc h-<br />
geführt wird. Angesichts der Vielzahl externer Dienstleister am Niederrhein<br />
und im Ruhrgebiet können durchaus noch günstigere Konditionen<br />
als der Mittelwert erzielt werden.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den verstärkten Einsatz der Fremdreinigung<br />
in Betracht ziehen.<br />
In diesem Zusammenhang muss allerdings darauf hingewiesen werden,<br />
dass zur Realisierung der Einsparbeiträge unmittelbares Handeln notwendig<br />
ist. Die auf Basis der von Amt 11 gelieferten Daten durchgeführte<br />
Fluktuationsanalyse im Bereich der Reinigungskräfte des ZGM, weist<br />
bereits in den kommenden Jahren Abgänge aus. Diese sollten schon<br />
heute perspektivisch in ein Szenario einfließen, um sukzessive das voll-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 333
Gebäudewirtschaft<br />
ständige Freiziehen einzelner Gebäude von der Eigenreinigung zu planen.<br />
Zugegebenermaßen ist in einer Fremdvergabe nicht unter allen Umständen<br />
regelmäßig das „alleinige Heilmittel“ zu suchen. Einhergehend sollten<br />
in jedem Fall weiterhin die Optimierungspotenziale im Bereich der<br />
Eigenreinigung ausgeschöpft werden. Auch hierzu einige Überlegungen<br />
und Anregungen.<br />
Wie bereits ausgeführt, konnte eine weitergehende, nach einzelnen Objekten<br />
differenzierende Betrachtung der Reinigungsleistungen bzw. der<br />
hiermit verbundenen Ausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> nicht vorgenommen<br />
werden, da die Ausgaben der Eigenreinigung (= Personalausgaben)<br />
nicht den einzelnen Objekten zugeordnet werden kann. Hier ist lediglich<br />
eine Aufteilung auf Unterabschnitte (mit erheblichem manuellem Aufwand)<br />
möglich.<br />
Diese Verteilgröße ist allerdings für eine spezifische Betrachtung als zu<br />
grob zu bewerten. Feststellbar wäre hier lediglich, dass einzelne Schulforme<br />
n bezogen auf den qm Reinigungsfläche günstiger als beispielsweise<br />
die Verwaltungsgebäude zu reinigen sind. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen,<br />
dass in dieser Betrachtung unterschiedliche Gebäude mit<br />
verschiedenen Nutzungen gegenübergestellt werden. Diese Unterschiede<br />
haben Einfluss auf die Reinigungsleistung. In der Regel werden Schulen<br />
mit einer höheren Reinigungsleistung je Quadratmeter pro Stunde gereinigt<br />
als Verwaltungsgebäude. Als Richtwert für Schulen ist eine Leistung<br />
von circa 240 qm pro Stunden anzusetzen. Für Verwaltungsgebäude<br />
liegt dieser Wert bei circa 200 bis -210 qm je Stunde. Diese Unterschiede<br />
sind auf die verschiedenen Überstellungsgrade und Flächenanteile<br />
der Gebäudearten zurückzuführen. Verwaltungsgebäude haben in<br />
der Regel weniger Großflächen als Schulgebäude und deswegen geringe<br />
Leistungswerte. Insoweit ist eine Betrachtung und Auswertung auf dieser<br />
übergeordneten Ebene wenig konkret.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte kurzfristig für eine stärker ausgeprägte<br />
Kostentransparenz im Be reich der Eigenreinigung sorgen, um<br />
hierüber auch Wirtschaftlichkeitsvergleiche bezogen auf einzelne<br />
Objekte durchführen zu können, was unabdingbare Voraussetzung<br />
für eine Optimierung ist.<br />
334<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Neben der eingeschränkten Ausgabentransparenz bestehen auch systembedingte<br />
Defizite in der Organisation der Gebäudereinigung. Zwar<br />
arbeitet der zuständige Bereich im ZGM mit EDV–Unterstützung (Win<br />
RSP), es wird jedoch lediglich der Systembaustein für die Flächenberechnung<br />
eingesetzt. Alle anderen, möglichen Funktionalitäten bleiben<br />
ungenutzt oder aber sind als eher kontraproduktiv zu bewerten – das<br />
System löscht beispielsweise alle Daten, die älter als das zurückliegende<br />
Jahr sind. Die Betrachtung und Auswertung der Flächenentwicklung in<br />
<strong>Moers</strong> ist somit nicht möglich oder müsste ggf. in Parallelsystemen geführt<br />
werden.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zeitnah über den weiteren Einsatz entscheiden,<br />
da in diesem Zusammenhang auch sicherlich notwendige<br />
Systempflegekosten zu berücksichtigen sind.<br />
Für die Eigenreinigungsleistungen existieren detaillierte Leistungsverzeichnisse<br />
beziehungsweise schriftliche Arbeitsanweisungen über die<br />
Dienstanweisung hinaus – die allgemein verbindliche Reinigungsordnung<br />
sowie die individuellen Reinigungspläne. Hierüber wird auch eine zentrale<br />
Festlegung von Standards sichergestellt.<br />
Feststellung<br />
Das einheitliche und verbindliche „Regelwerk“ wird als sinnvoll<br />
und wirtschaftlich bewertet.<br />
In diesem Zusammenhang ist allerdings auf die zwischen Verwaltungsführung<br />
und Personalvertretung der Stadt <strong>Moers</strong> geschlossene Dienstvereinbarung<br />
aus März 2001 einzugehen. Auch nach eingehender Prüfung<br />
und mehreren Gesprächen eröffnet sich die sachliche Notwendigkeit<br />
der Beschränkung auf Eigenreinigung nicht. Eine ausschließliche<br />
Eigenreinigung wird in der Dienstanweisung zwar nicht explizit formuliert,<br />
Regelungscharakter und die vereinbarten Inhalte implizieren dieses<br />
jedoch gleichsam.<br />
Die zuvor ermittelten Ausgaben je qm Reinigungsfläche zeigen jedoch<br />
auf, dass hier ein enormes finanzielles Potenzial für die Stadt <strong>Moers</strong> zu<br />
realisieren ist. Nicht zuletzt wegen der angespannten Haushaltslage sollte<br />
die Thematik bzw. Selbstbeschränkung neu überdacht werden.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 335
Gebäudewirtschaft<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den Regelungsinhalt der Dienstanweisung<br />
insoweit öffnen, als sie grundsätzlich die Möglichkeit von Fremdreinigung<br />
in Betracht ziehen kann.<br />
Nach Punkt 2. der Dienstvereinbarung sollen die Neuregelungen das Ziel<br />
verfolgen, „die städtische Gebäudereinigung so zu optimieren, dass der<br />
im betriebswirtschaftlichen Vergleich zu privaten Anbietern festgestellte<br />
Kostennachteil nicht mehr besteht.“ Unabhängig von der Tatsache, dass<br />
die zuvor von uns angestellten Betrachtungen hier eine Stagnation (auf<br />
sehr hohem Ausgabenniveau) aufzeigen, korrespondiert dieser Anspruch<br />
nicht mit den im Folgenden gemachten Vorgaben der Dienstanweisung.<br />
Die unter 5. aufgeführten Reinigungsrichtwerte (für die manuelle Reinigung)<br />
bewegen sich regelmäßig am unteren Ende der Leistungswerteskala.<br />
Diese empirischen Werte werden regelmäßig von verschiedenen<br />
Verbänden/Institutionen (REFA, KGSt) veröffentlicht und sind hier ebenso<br />
zugrunde gelegt worden.<br />
Um jedoch dem eingangs formulierten Anspruch gerecht zu werden,<br />
hätte unseres Erachtens der Leistungswertkorridor grundsätzlich ausgeschöpft<br />
werden müssen. Nur dann ist eine signifikante Bewegung in<br />
Richtung „Kosten der Fremdreinigung“ möglich. Insoweit müssen die<br />
Leistungswerte aktualisiert werden, will die Stadt <strong>Moers</strong> nachhaltig im<br />
Bereich der Eigenreinigung optimieren (fiskalische Betrachtung).<br />
Folgende Leistungswertkorridore können hierfür als Anhaltspunkt dienen:<br />
Raumgruppe<br />
Leistungswertkorridore<br />
qm – Leistung je Stunde<br />
qm – Leistung je Stunde<br />
gem. Dienstvereinbarung<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Büros 190 - 250 160<br />
Klassenräume 200 - 260 200<br />
WC -Anlagen 80 - 100 120<br />
Flure 250 - 350 200<br />
Eingangsbereiche/Foyers 500 - 600 -<br />
Gruppenräume (Kita) 130 - 190 120<br />
Treppenhäuser 110 - 160 -<br />
Die Schwankungsbreite dieser Werte ergibt sich insbesondere aus Kriterien<br />
wie Alter des Gebäudes, Anzahl der Gebäudezugänge, Intensität der<br />
Gebäudenutzung (z.B. zusätzliche Drittnutzung durch VHS, Musikschule,<br />
Vereine) sowie Überstellungsgrad der Flächen.<br />
336<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Empfehlung<br />
Im Rahmen der Optimierungsbemühungen der Stadt <strong>Moers</strong> im<br />
Bereich der Eigenreinigung sollten die Leistungswerte neu formuliert<br />
und teilweise deutlich erhöht werden.<br />
Nach Thematisierung der Reinigungsintervalle in Gesprächen mit dem<br />
ZGM ist uns aufgefallen, dass die Unterrichtsräume an den städtischen<br />
Schulen überwiegend mit dem Faktor 2,5 gereinigt werden (= jeden<br />
zweiten Tag). In der kommunalen Reinigung, insbesondere der Schulre i-<br />
nigung, hat sich inzwischen die Intervallreinigung (Faktor 2 x pro Woche)<br />
nahezu flächendeckend durchgesetzt (ausgenommen Sanitärbere i-<br />
che, Küchen, hoch frequentierte Eingangs- und Flurbereiche).<br />
Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass die reduzierte Reinigung in Unterrichtsräumen<br />
nicht nur vertretbar, sondern aus hygienischer wie Substanz<br />
erhaltender Sicht ausreichend ist. Selbst die zur Gebäudereinigung<br />
speziell in Schulen erlassene DIN-Vorschrift 77400 legt für die Pflege in<br />
Klassenräumen lediglich einen Mindeststandard von zwei Reinigungsdurchgängen<br />
pro Woche fest. Für Sammlungs-, Lehrmittel- und sonstige<br />
Nebenräume reicht danach in der Regel eine wöchentliche Reinigung<br />
aus. Zielrichtung sollte eine bedarfsgerechte, nach Raumarten differe n-<br />
zierte Anpassung des Reinigungsstandards sein.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte ihre festgelegten Intervalle zeitnah auf<br />
Notwendigkeit überprüfen.<br />
Positiv ist zu bewerten, dass die Stadt <strong>Moers</strong> für die Eigenreinigung in<br />
den Schulen ein Arbeitszeitkonto eingeführt hat, das den Schließ- und<br />
Ferienzeiten Rechnung trägt. So wird der Reinigungsdienst in den Schulferien<br />
eingeschränkt und konzentriert sich hier auf Grundreinigungsarbeiten.<br />
Die hierdurch eingesparte Arbeitszeit wird auf die laufende Unterhaltsreinigung<br />
im Rahmen des so genannten „Arbeitszeit – Schuldkonto“<br />
während des Schulbetriebes umverteilt.<br />
Feststellung<br />
Wir bewerten das Arbeitszeitkonto im Bereich der Schulen positiv.<br />
Weiter sollte die Stadt <strong>Moers</strong> insbesondere durch die Nutzerbeeinflus-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 337
Gebäudewirtschaft<br />
sung versuchen, Verschmutzungen aus den Gebäuden möglichst herauszuhalten.<br />
Nicht hineingetragener Schmutz muss auch nicht beseitigt<br />
werden. Dieses kann durch Schaffen von Anreizen geschehen, zum Be i-<br />
spiel durch Einführung einer Budgetierung oder durch Prämien für die<br />
„sauberste Klasse“. Ebenso sollte bei außerordentlichen Verschmutzungen<br />
der Klassenräume im Wege der Sanktionierung eine Verpflichtung<br />
zur Selbstreinigung durch die Nutzer erfolgen.<br />
Da aus zeitlichen Gründen eine Besichtigung aller Objekte entfallen<br />
musste, wird an dieser Stelle lediglich anregend auf bauliche Maßnahmen<br />
hingewiesen. Diese sollten flankierend zur Schmutzvermeidung<br />
geprüft werden. Hier ist insbesondere der (nachträgliche) Einbau von<br />
Schmutzschleusen in den stark frequentierten Eingangsbereichen zu<br />
nennen. Erfahrungsgemäß lassen sich durch eine fachgerechte und ausreichend<br />
dimensionierte Schmutzfangzone bis zu 80 Prozent des eingetragenen<br />
Schmutzes vermeiden.<br />
Fazit<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat das enorme wirtschaftliche Potenzial im Bereich<br />
der Gebäudereinigung erkannt und ansatzweise durch die im<br />
März 2001 geschlossene Dienstvereinbarung umzusetzen versucht.<br />
Dies zielt vom Grundsatz in die richtige Richtung, stellt sich jedoch<br />
durch die faktische Selbstbeschränkung auf ausschließlich Eigenreinigung<br />
als langfristig wenig Erfolg versprechend dar.<br />
Insoweit gilt, dass die Gebäudereinigung der Stadt <strong>Moers</strong> aus unserer<br />
Sicht weiter professionalisiert und neu geordnet werden sollte.<br />
Da sich durch eine Optimierung der Reinigung erfahrungsgemäß<br />
relativ schnell Wirtschaftlic hkeitseffekte erzielen lassen, sollte<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar aktiv werden und insbesondere folgende<br />
Maßnahmen einleiten.<br />
• Objektbezogene Abbildung der Reinigungskosten zur Erhöhung<br />
der Kostentransparenz in der Eigen- und möglicherweise<br />
künftigen Fremdreinigung;<br />
• Unmittelbare Anpassung der Leistungswerte für die Eigenreinigung;<br />
• Optimierung der Eigenreinigung durch verbesserte Rahmen-<br />
338<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Fazit<br />
bedingungen und Flexibilisierung der Einsätze;<br />
• Sukzessive, sozialverträgliche Erhöhung des Anteils der<br />
Fremdreinigung;<br />
• Anpassung der Reinigungsstandards in Schulen (Umstellung<br />
auf Intervallreinigung in Unterrichtsräumen) in Anlehnung an<br />
die DIN 77400.<br />
Ausgaben Hausmeisterdienste in Euro<br />
Die Ausgaben für Hausmeister- und Handwerkerdienste stellen ebenfalls<br />
einen personell und finanziell gewichtigen Ausgabenblock bei der Bewirtschaftung<br />
von Gebäuden dar. Die Optimierung dieser Ausgabepositionen<br />
erfordert einen Hausmeistereinsatz, der sich an der Kernaufgabe der<br />
Hausmeisterfunktion orientiert, nämlich der Mitwirkung am langfristigen<br />
Erhalt und der Bewirtschaftung von Gebäuden.<br />
Grundlage dieses Vergleichs sind die Bruttopersonalausgaben der Hausmeister<br />
an den untersuchten Gebäuden. Arbeitsmittel der Hausmeister<br />
werden im Rahmen der überörtlichen Prüfung nicht mit einbezogen, da<br />
oftmals aus Gründen der Zuordnung bzw. Aufschlüsselung eine Ermittlung<br />
nicht möglich ist und insoweit eine Vergleichbarkeit nicht gewahrt<br />
bleibt. Die ermittelten Bruttopersonalausgaben wurden mit den Reinigungsflächen<br />
(als Grundlage der tarifrechtlichen Eingruppierung) ins<br />
Verhältnis gesetzt. Auf die Betrachtung im Hinblick auf Bruttogrundflächen<br />
(Voraussetzung für die Ermittlung der KIWI–Kennzahl „Bewirtschaftungsausgaben“)<br />
wurde verzichtet, da dieser KIWI–Wert nicht gebildet<br />
werden konnte.<br />
Je Quadratmeter Reinigungsfläche (RF)<br />
Wie eingangs bereits erwähnt, können die Reinigungsflächen lediglich<br />
auf den aktuellen Stand bezogen abgebildet werden – eine Historie n-<br />
verwaltung existiert nicht. Insoweit sind die im Folgenden ermittelten<br />
Werte sämtlich auf diese Flächenangaben bezogen. Weiterhin war eine<br />
Ausweisung der Personalausgaben Hausmeister/innen auf die einzelnen<br />
Verwaltungsgebäude nicht möglich, so dass auf eine kumulierte Darstellung<br />
auf Ebene der Objektarten abgestellt wurde.<br />
Im Einzelnen stellt sich dieses wie folgt dar:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 339
Gebäudewirtschaft<br />
Ausgaben Hausmeisterdienste je qm Reinigungsfläche in Euro<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Ausgaben gesamt<br />
1.308.607 1.403.842 1.429.862 1.428.612<br />
Reinigungsfläche 176.199 176.199 176.199 176.199<br />
Ausgaben je<br />
qm RF 7,43 7,97 8,12 8,11<br />
Ausgaben Hausmeisterdienste je qm Reinigungsfläche in Euro<br />
9,00<br />
----- Euro je qm RF -----<br />
8,00<br />
7,00<br />
6,00<br />
5,00<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Wie aus der vorstehenden Tabelle und der Grafik zu entnehmen ist,<br />
steigen die Bruttopersonalausgaben im Eckja hresvergleich 2000/2003<br />
an, mit in 2003 wieder marginal fallender Tendenz. Hieraus sind keine<br />
weiteren Schlüsse zu ziehen, da sich Anstieg und Schwankung im Ra h-<br />
men der strukturellen und tariflichen Steigerung befinden – andere<br />
Rückschlüsse sind insoweit nicht vollziehbar, als die Flächenangaben<br />
historisch nicht verfügbar sind.<br />
Auffällig ist jedoch die Betrachtung nach den einzelnen Objekttypen, aus<br />
der sich eine breite Streuung der Ausgaben ablesen lässt.<br />
340<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Ausgaben Hausmeisterdienste je qm Reinigungsfläche in Euro<br />
nach Objekttypen<br />
----- Euro je qm RF -----<br />
14,00<br />
12,00<br />
10,00<br />
8,00<br />
6,00<br />
4,00<br />
2,00<br />
0,00<br />
1 2 3 4<br />
Verwaltungsgebäude<br />
Grundschulen<br />
Hauptschulen<br />
Gymnasien<br />
Realschule<br />
Sonderschule<br />
Gesamtschulen<br />
Mittelwert<br />
Die Verläufe zeigen auf, dass es bei den Ausgaben für Hausmeister in<br />
der Stadt <strong>Moers</strong> zu starken Abweichungen zwischen den verschiedenen<br />
Gebäudetypen kommt. Das Maximum mit annähernd 13 Euro je qm Re i-<br />
nigungsfläche erreicht die Sonderschule. Ebenso deutlich über dem Mittelwert<br />
liegen die Grundschulen, mit durchschnittlich um ca. 12 Euro.<br />
Den Minimalwert bildet die Realschule mit etwa 4,50 Euro je qm Reinigungsfläche.<br />
Nach Rücksprache im zuständigen Sachgebiet des ZGM bleibt letztlich<br />
festzuhalten, dass das Thema Hausmeister zurzeit noch nicht in der vom<br />
Amt gewünschten Intensität bearbeitet wird. Insoweit konnten uns im<br />
Rahmen der Prüfung auch keine Erklärungsansätze für die erzielten Werte<br />
je qm Reinigungsfläche gegeben werden. Dieses erscheint zum jetzigen<br />
Zeitpunkt als wenig nachteilig, da die Ausgaben im interkommunalen<br />
Vergleich als niedrig zu bezeichnen sind.<br />
Ausgaben Hausmeister je Quadratmeter RF in Euro im interkommunalen Ve r-<br />
gleich<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
7,64 11,63 9,67 8,11<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 341
Gebäudewirtschaft<br />
Ausgaben Hausmeister je Quadratmeter RF in Euro, Basisjahr<br />
2003<br />
12,00<br />
----- Euro je qm RF -----<br />
10,00<br />
8,00<br />
6,00<br />
4,00<br />
2,00<br />
0,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Hieraus lassen sich demnach keine unmittelbaren Handlungsnotwendigkeiten<br />
ableiten. Gleichwohl sollte das ZGM die im Folgenden gemachten<br />
Ausführungen mittelfristig in Erwägung ziehen, soweit sie nicht schon in<br />
Ansätzen realisiert sind.<br />
Bei der Stadt <strong>Moers</strong> sind die Hausmeister den verschiedenen städtischen<br />
Schulen fest zugeordnet, bei den Verwaltungsgebäuden werden regelmäßig<br />
mehrere Objekte parallel betreut. Durch die von uns festgestellten<br />
starken Abweichungen innerhalb der Personalausgaben sehen wir in<br />
der Bildung eines Hausmeisterpools ein hohes Optimierungspotenzial.<br />
Die Bildung von Hausmeisterpools, die eine festgelegte Gebäudegruppe<br />
betreuen, hat spürbare Synergieeffekte zur Folge. Insbesondere ist ein<br />
flexiblerer Personaleinsatz möglich (vorzugsweise im Rahmen des<br />
Schließdienstes der Sporthallen in den Abendstunden und am Wochenende).<br />
In einem ersten Schritt empfehlen wir daher, eine Poolbildung für die<br />
Wochenenden. Dadurch werden Bereitschaftszeiten auf ein notwendiges<br />
Maß reduziert und so Personalausgaben verringert, da anstatt beispielsweise<br />
aller Hausmeister nur wenige mit der Betreuung befasst sind. Des<br />
Weiteren können die Hausmeister flexibler eingesetzt werden, was zu<br />
einer spürbaren Entlastung für das Hausmeisterpersonal führt. In einem<br />
zweiten Schritt sollte die Stadt prüfen, ob zum Beispiel die Bildung von<br />
Hausmeisterpools an den Schulen, die sich in einer engen räumlichen<br />
Nähe zueinander befinden, möglich ist. Es sollte aus unserer Sicht auch<br />
342<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
speziell geprüft werden, ob zukünftig nicht ein Hausmeister die Betre u-<br />
ung zweier Grundschulen übernehmen könnte.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zeitnah die Poolbildung im Bereich der<br />
Hausmeister in Erwägung ziehen.<br />
Dies ist - wie die positiven Erfahrungen anderer Kommunen zeigen -<br />
zweckmäßig und im Übrigen auch arbeitsrechtlich möglich. Ein solches<br />
Modell sollte insbesondere auch im Zusammenhang mit dem demographischen<br />
Wandel verfolgt werden, zumal sich abzeichnet, dass in der<br />
weiteren zeitlichen Entwicklung die Zahl der Grundschüler rückläufig<br />
sein wird und dadurch möglicherweise Schulgebäude nur noch eingeschränkt<br />
oder gar nicht mehr genutzt werden. Für die Stadt <strong>Moers</strong> zeigt<br />
sich im Eckjahresvergleich 1999/2003 ein leichter Rückgang der Einwohnerzahlen<br />
im Bereich der bis 6-Jährigen (vgl. hierzu die Ausführungen<br />
im Teilbericht Jugend, Unterthema „Demografische Entwic klung“).<br />
Bei allen Überlegungen zur Neuorganisation des Hausmeisterdienstes<br />
sollten die Hausmeister grundsätzlich als verlängerter Arm der Gebäudewirtschaft<br />
betrachtet und verstärkt in die Instandhaltung mit einbezogen<br />
werden. Ihre in der Regel unterschiedlichen handwerklichen Qualif i-<br />
kationen sollten gefördert und zielgerichtet für die Gebäudeunterhaltung<br />
eingesetzt werden. Daher sollten bei einer Poolbildung die Hausmeister<br />
soweit möglich in kleinen Teams, beispielsweise zu dritt oder zu viert,<br />
zusammengefasst werden. Die Teambesetzung sollte unter Berücksichtigung<br />
der individuellen Fähigkeiten und beruflichen Abschlüsse erfolgen.<br />
Dies führt regelmäßig zu erheblichen Einsparungen bei Kleinstreparaturarbeiten<br />
gegenüber der Fremdvergabe, da mehrere Gewerke vom Team<br />
beherrscht werden.<br />
Darüber hinaus sollten ergänzend zu der vorhandenen Dienstanweisung<br />
für die Schulhausmeister der Stadt <strong>Moers</strong>, einheitliche Checklisten und<br />
Prüfbücher für wiederkehrende Arbeiten und Gebäudekontrollen aufgestellt<br />
werden (z.B. Ablesen der Verbrauchswerte). Die Schulhausmeister<br />
sollten insoweit sensibilisiert werden, dass die gebäudewirtschaftliche<br />
Aufgabenwahrnehmung eindeutig Vorrang vor sonstigen „Schulbetre u-<br />
ungsaufgaben“ haben muss. Ein weiterer Punkt in der Professionalisierung<br />
des Personals liegt in einer aktiven Personalentwicklung. Nur mit<br />
Hilfe von bedarfsgerechten und zielführenden Fortbildungen und Zusatzqualifikationen,<br />
die letztlich auch motivationsteigernde Wirkung haben,<br />
können einzelne Hausmeister zum Beispiel für die Wartung und Inspek-<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 343
Gebäudewirtschaft<br />
tion, insbesondere der gebäudetechnischen Anlagen, eingesetzt und in<br />
die Verantwortung genommen werden.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die Hausmeister/innen, so sie als verlä n-<br />
gerter Arm der Gebäudewirtschaft verstanden und eingesetzt<br />
werden sollen, entsprechend sukzessive und kontinuierlich fortbilden.<br />
In diesem Zusammenhang ist insbesondere der im November 2004<br />
durchgeführte Workshop mit den Hausmeistern positiv zu bewerten.<br />
Dies schafft Identifikation mit dem ZGM, der eigenen Tätigkeit und den<br />
zu betreuenden Obje kten.<br />
Feststellung<br />
Wir bewerten den durchgeführten Workshop als notwendig und<br />
zur weiteren Aufgabenerfüllung positiv.<br />
Um einen professionellen und flexiblen Hausmeisterdienst zu entwickeln,<br />
bedarf es auch hier einer zentralen Steuerung. Aufgrund der vorhandenen<br />
Berührungspunkte zur Gebäudereinigung – Aufsichts- und „Pers o-<br />
nalführungsfunktion“ - sowie der zuvor beschriebenen „Funktion“ des<br />
Hausmeisters im Gebäude bietet es sich grundsätzlich an, die Organisation<br />
des Hausmeister- und Reinigungsdienstes in einer Stelle zu bündeln<br />
und die hiermit verbundenen Synergien zu nutzen. So wird gewährleistet,<br />
dass die „großen“ infrastrukturellen Dienstleistungen der Gebäudewirtschaft<br />
aus einer Hand bearbeitet und gesteuert werden. Die Verteilung<br />
der Verantwortlichkeiten wird so aufgelöst und inhaltlich sowie organisatorisch<br />
konzentriert. Dieses hat das ZGM organisatorisch bereits<br />
vollzogen.<br />
Feststellung<br />
Die organisatorische Zusammenführung von Reinigung und<br />
Hausmeisterdiensten ist als richtig und zielführend zu bewerten.<br />
Inwieweit die Umsetzung der organisatorischen Rahmenbedingungen auf<br />
die operative Ebene einer deutlichen Unterstützung bedarf, bleibt hier<br />
abzuwarten. Zurzeit stellt sich die Situation im Sachgebiet (vgl. auch die<br />
zuvor gemachten Aussagen zur Erkenntnislage) eher wenig positiv dar –<br />
344<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
mangelnde Vertretungsregelungen sowie immense zeitliche Einbindungen<br />
im Bereich der Eigenreinigung führen dazu, dass der Bereich „nebenher<br />
läuft“, ohne konkrete inhaltliche Vorgaben, Zielsetzungen und<br />
Entwicklungen.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sicherstellen, dass die organisatorische Zusammenführung<br />
der Bereiche Reinigung und Hausmeister auch im<br />
Tagesgeschäft operativ begleitet werden kann.<br />
Fazit<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> hat richtigerweise die Hausmeisterdienste im ZGM<br />
integriert und hier mit der Reinigung in einem Sachgebiet zusammengeführt.<br />
Die Arbeitsbelastung des ZGM – voraussichtlich nicht nur während<br />
der Aufbauphase – führt dazu, dass notwendige operative Betreuungsaufgaben<br />
und eine strategische Planung zur Aufgabenentwic<br />
klung nicht wahrgenommen werden können.<br />
Ausgaben Sachversicherungen je Quadratmeter BGF in Euro<br />
Die Absicherung von Gefahren für das kommunale Vermögen sowie die<br />
Vorsorge gegen finanzielle Schäden infolge von Schadensersatzansprüchen<br />
Dritter ist Ausfluss einer an den Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit<br />
und Sparsamkeit ausgerichteten Haushaltswirtschaft gemäß Gemeindehaushaltsverordnung<br />
(GemHVO).<br />
Insoweit stellt sich die Frage, in welchem Umfang die Kommunen ihr<br />
Versicherungsrisiko abdecken und welche Einsparpotenziale sich unter<br />
Berücksichtigung der erforderlichen Abdeckung der Risiken erschließen<br />
lassen. Die im Rahmen unserer Prüfungen gewonnenen Erkenntnisse<br />
fokussieren sich hierbei auf den größten Ausgabenblock, die Sachvers i-<br />
cherungen.<br />
Eine umfassende Betrachtung der Versicherungsleistungen bei der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> war nicht möglich. Unterlagen konnten lediglich für das aktuelle<br />
und das vergangene Jahr zur Verfügung gestellt werden – eine Betrachtung<br />
im Rahmen unseres Referenzzeitraumes musste so unterbleiben.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 345
Gebäudewirtschaft<br />
Die uns zur Verfügung gestellten Unterlagen waren in elektronischer<br />
Form nicht vorhanden, so dass im Fall einer übergreifenden Auswertung<br />
diese manuell hätten zusammengeführt werden müssen. Darum werden<br />
im Folgenden Hinweise und Empfehlungen ausgesprochen, ohne hierbei<br />
auf die Erkenntnisse von Kennzahlen und deren Analyse zurückgreifen<br />
zu können.<br />
Das Aufgabengebiet der „Sachversicherungen“ wird im ZGM der Stadt<br />
<strong>Moers</strong> durch einen Sachbearbeiter nunmehr zentral wahrgenommen und<br />
umfasst unter anderem den Bereich der Schadensregulierung. Organisatorisch<br />
ist nicht gewährleistet, dass das ZGM alle versicherungsbezogenen<br />
Informationen erhält. Historisch begründet (Gründung ZGM erst<br />
zum 01.07.2004) existiert kein einheitlicher Workflow im Umgang mit<br />
Schadensmeldungen bzw. deren Weiterverfolgung und Abhandlung mit<br />
der Versicherung (vereinzelt treten Fachbereic he eigenständig an den<br />
Sachversicherer heran, die Information des Sachbearbeiters erfolgt regelmäßig<br />
nicht direkt, sondern erst durch die Abteilung Technik des<br />
ZGM). Ebensowenig sind die Einzelschritte EDV-gestützt – vielmehr werden<br />
telefonische oder schriftliche Meldungen weitergereicht.<br />
Empfehlung<br />
Wir empfehlen im Wege einer Prozessoptimierung sämtliche versicherungsrelevanten<br />
Informationen EDV gestützt und in Form eines<br />
einheitlichen Workflows zu standardisieren, da in der Regel<br />
ein hoher interner wie externer Kommunikations- und Informationsbedarf<br />
gegeben ist. Durch diese einheitliche Verfahrensweise<br />
ist sichergestellt, dass alle im Falle einer Schadensregulierung erforderlichen<br />
Informationen einheitlich erfasst und bearbeitet werden<br />
können.<br />
Um über das operative Bearbeiten von Schadensfällen hinaus auch Erkenntnisse<br />
über die Wirtschaftlichkeit von (Teil-)Versicherungen zu erlangen<br />
oder Entwicklungen in der periodischen Betrachtungsweise aufzeigen<br />
zu können, ist es unabdingbar Schadensstatistiken zu jeder einzelnen<br />
Versicherungsart zu führen. Hieraus ist nach geraumer Zeit ableitbar,<br />
inwieweit einzelne Versicherungspakete möglicherweise unwirtschaftlich<br />
sind (Verhältnis Prämienzahlung zu Schadensleistungen). Diese<br />
Statistiken sind im ZGM nur in Ansätzen und handschriftlich vorhanden.<br />
346<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte kurzfristig mit dem Aufbau einer (elektronischen)<br />
Schadensstatistik beginnen, um schnellstmöglich entscheidungsrelevante<br />
Daten zu erhalten.<br />
Diese sollten weitestgehend gebäudespezifisch geführt werden, um so<br />
ggf. Teilkündigungen (beispielsweise Glasbruch) an einzelnen Objekten<br />
aussprechen zu können. Hierbei sollte ergänzend auch eine Dokumentation<br />
der Entschädigungsleistungen erfolgen.<br />
Ein weiterer Ansatz zur Optimierung der Versicherungsleistungen ist<br />
auch in dem Umstand zu sehen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> alle Objekte nach<br />
Versicherungsneuwert versichert. Nach Einzelbetrachtung der versicherten<br />
Gebäude dürfte sicherlich in einigen Fällen eine andere Versicherungsart<br />
(Zeitwert oder gar Abbruchwert) angezeigt sein.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte ihre Versicherungen im Hinblick auf den<br />
Zustand der Objekte überprüfen.<br />
Möglichkeiten zur Optimierung können sich auch direkt durch den Vers i-<br />
cherer ergeben. So können Maßnahmen zur Schadensvermeidung durch<br />
Ausnutzung der Zuschusspolitik des Versicherungsunternehmens ergriffen<br />
werden. Einige Versicherer bieten spezielle Programme an, die entsprechend<br />
von diesen finanziell gefördert werden – selbstverständlich<br />
mit unmittelbarem Einfluss auf die Vertragsausgestaltung, die in einem<br />
solchen Fall dann zu überprüfen ist. Außerdem bieten Versicherer vie l-<br />
fach kostenloses Informationsmaterial für bestimmte technische Bere i-<br />
che, z.B. Brandschutz, an.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte mit dem aktuellen Versicherer Möglichke i-<br />
ten in dieser Hinsicht besprechen und bei einer eventuell anstehenden<br />
Ausschreibung der Leistung mit berücksichtigen.<br />
Positiv anzumerken ist, dass die Sachversicherungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />
über einen Rahmenvertrag geschlossen worden sind. Alle rdings besteht<br />
der Ursprungsvertrag vermutlich seit mehr als 15 oder 20 Jahren, im<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 347
Gebäudewirtschaft<br />
ZGM liegt nur die Verlängerung aus dem Jahr 1998 vor. Hier sehen wir<br />
Optimierungspotenzial. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte im Rahmen einer Europaweiten<br />
Ausschreibung ihre spezifischen Versicherungsleistungen neu<br />
vertraglich vereinbaren. Dieses kann mit Unterstützung unabhängiger<br />
Versicherungsberater vorgenommen werden. Hierüber ist regelmäßig ein<br />
hoher und professioneller Ausarbeitungsstandard der Ausschreibungsund<br />
Versicherungsunterlagen sichergestellt. Der neue Vertrag sollte e-<br />
benso wieder als Rahmenvertrag, allerdings mit erheblich verkürzter<br />
Laufzeit geschlossen werden. Ein Zeitraum von vier bis fünf Jahren erscheint<br />
angezeigt.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte versuchen, die Versicherungsleistungen<br />
über eine Neuausschreibung zu optimieren.<br />
Fazit<br />
Die relativ unkoordinierte und wenig strukturierte Arbeitsweise ist<br />
insbesondere dem Umstand zuzurechnen, dass aufgrund der<br />
Gründungsphase des ZGM Prioritäten im Handlungskatalog gesetzt<br />
werden mussten.<br />
Bedarf besteht in jedem Fall an einer zeitgemäßen Unterstützung<br />
durch Standardsoftware im Hinblick auf Informationsflüsse und die<br />
Auswertung vorhandener Daten.<br />
Eine Neuausschreibung der Sachversicherung sollte zu spürbaren<br />
Einsparungen und zu einer Verbesserung der Vertragsgestaltung<br />
führen.<br />
Letztlich sollte die Wahrnehmung des Versicherungswesens im<br />
Zusammenhang mit der Ausübung gebäudewirtschaftlicher Aufgaben<br />
als ein wichtiger Baustein in der Entwicklung einer ganzheitlichen<br />
und zentralen Gebäudewirtschaft an Bedeutung gewinnen.<br />
348<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Gebäudewirtschaft<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 349
Bildung und Kultur<br />
Kultur und Erwachsenenbildung<br />
Einleitung<br />
Um ein Bild über die wirtschaftliche Gesamtsituation der Kommune zu<br />
erhalten, dürfen neben den derzeitigen Schwerpunkten der Prüfung die<br />
großen Aufgabenbereiche Bildung und Kultur nicht fehlen.<br />
Diese Bereiche, die inhaltlich außerhalb der vorangegangenen Prüfschwerpunkte<br />
liegen, sind nachfolgend daher mit einigen wenigen aussagefähigen<br />
Kennzahlen erfasst worden.<br />
Diese verwendeten steuerungsrelevanten und repräsentativen Kennzahlen<br />
wurden mit ihren Ausprägungen im Dialog mit der Verwaltung intensiv<br />
erörtert.<br />
350<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Kultur, Erwachsenbildung<br />
Prüfungsgegenstand<br />
Die Prüfung soll aufzeigen, in welcher Intensität und mit welchem Ressourceneinsatz<br />
die örtliche Kulturarbeit und Erwachsenenbildung betrieben<br />
werden. In beiden Fällen handelt es sich in rechtlicher Sicht um<br />
freiwillige Aufgaben, die anderseits zum Standardleistungsangebot einer<br />
Kommune gehören.<br />
Aus der vergleichenden Prüfung sollen daher Erkenntnisse gewonnen<br />
werden, inwieweit diese Aufgaben wirtschaftlich erledigt werden können,<br />
aber gleichzeitig den Bürgerinnen und Bürgern ein angemessenes Angebot<br />
vorgehalten werden kann.<br />
Kultur<br />
Die kulturelle Landschaft wird in den Kommunen seit Jahren von großen<br />
Veränderungen geprägt. Durch die immer geringeren finanziellen Mittel<br />
werden Kulturarbeit und -angebot stark zurückgefahren. Immer mehr<br />
rückt auch der wirtschaftliche Aspekt der Kulturarbeit in den Vordergrund<br />
und bestimmt wesentlich das Handeln. In dieser Situation entwickeln<br />
sich immer neue Formen und Chancen im Kultura ngebot.<br />
Insbesondere führt die Einbeziehung von Ehrenamtlichen und Privaten<br />
dazu, dass die Kulturverwaltung auch zum Koordinator der vielfältigen<br />
Angebote wird und nicht nur für das eigene Kulturangebot gestaltet.<br />
Auch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen führt unter Kostengesichtspunkten<br />
zu alternativen kulturellen Angeboten für Bürgerinnen<br />
und Bürger.<br />
Ein attraktives Kulturprogramm vorzuhalten, das in die finanziellen<br />
Rahmenbedingungen eingebettet ist, wird für die Kommunen zielführend<br />
sein.<br />
Die Strukturen sind stark abhängig von den Gegebenheiten und der<br />
Entwicklung der Kultur vor Ort. Darüber hinaus können sich Ko mmunen<br />
Privater zur Aufgabenerledigung bedienen. Aus diesem Grund sind oftmals<br />
unterschiedlichste Strukturen bei den Kommunen anzutreffen. Bei<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 351
Bildung und Kultur<br />
der Analyse und der Bewertung haben wir diese Unterschiede berücksichtigt.<br />
Mit der Kennzahl „Zuschussbedarf für Kultur“ soll eine Aussage darüber<br />
getroffen werden, wie hoch der Zuschussbedarf für die Kulturausgaben<br />
für jeden Einwohner bzw. für jede Einwohnerin der Kommune ist (Einwohner<br />
laut LDS jeweils zum 31.12., für 2004 Stand 30.6.). Einbezogen<br />
werden die Ergebnisse – soweit vorhanden - in den Abschnitten: Verwaltung<br />
kultureller Angelegenheiten (A 30), Museen, Sammlungen, Ausstellungen<br />
(A 32), Theater und Musikpflege (A 33) und Heimat- und sonstige<br />
Kulturpflege (A 34).<br />
Neben der Höhe des Zuschussbedarfs werden auch das Kulturangebot,<br />
die Aufgabenstruktur und – soweit möglich bzw. einschätzbar - die Aufgabenqualität<br />
in den Blick genommen. Hierüber sollen Erkenntnisse über<br />
die Ressourcensteuerung der Kommune bei der Kulturarbeit im Hinblick<br />
auf die Standortqualität gewonnen werden.<br />
Der interkommunale Vergleich soll helfen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen,<br />
welches Kulturangebot im Hinblick auf die individuelle örtliche<br />
Situation sowie der finanziellen Leistungsfähigkeit der Kommune angemessen<br />
ist.<br />
Interkommunaler Vergleich nach Größenklassen<br />
Beim interkommunalen Vergleich betrachten wir jeweils die Ergebnisse<br />
des Jahres 2003. Da uns in der Größenklasse der Stadt <strong>Moers</strong> (über<br />
100.000 Einwohner) erst einzelne Vergleichskommunen vorliegen, führen<br />
wir zur besseren und breiteren Orientierung die örtlichen Vergleichsergebnisse<br />
mit den Ergebnissen der Größenklasse 60.000 bis 100.000<br />
Einwohner zusammen (insgesamt 16 Städte, davon neun ab annähernd<br />
80.000 Einwohner).<br />
Für den Bibliothekenvergleich greifen wir auf Erfahrungswerte der Größenklasse<br />
50.000 bis 110.000 Einwohner zurück (zurzeit 7 Städte). Die<br />
Stadtbücherei ist nicht Gegenstand der Kennzahl „Zuschussbedarf für<br />
Kultur“.<br />
352<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Bereinigung für interkommunalen Vergleich<br />
Für den interkommunalen Vergleich ist es erforderlich, bestimmte Kosten<br />
herauszurechnen (Gruppierung 50: Gebäudeunterhaltung; Gruppierung<br />
53: Mieten für Gebäude und Diensträume; Gruppierung: Bewirtschaftung<br />
der Gebäude und Grundstücke; Gruppierung 679: Innere Verrechnungen;<br />
Gruppierung 680, 685: Kalkulatorische Kosten). Eine solche<br />
Bereinigung findet bei allen Einzelbetrachtungen der Zuschussentwicklung<br />
in den Abschnitten „Kultur“ und „Stadtbibliothek“ statt.<br />
Erstmalig für das Haushaltsjahr 2002 hat die Stadt <strong>Moers</strong> auch die Bereiche<br />
Musikschule und Zentralbibliothek im Rahmen ihrer NKF -<br />
Konzeption (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema „Vorbemerkungen“)<br />
in den so genannten doppischen Pilotbereich einbezogen.<br />
In den Rechnungsergebnissen (Unterabschnitte 333 und 352) erscheinen<br />
im kameralen Verwaltungshaushalt ab 2002 nur finanzielle Zuweisungen<br />
an die städtische Musikschule bzw. die Stadtbücherei. Wir haben<br />
die doppischen NKF -Jahresabschlüsse (Produktgruppen <strong>Moers</strong>er Musikschule<br />
und Zentralbibliothek) für die betreffenden Jahre ausgewertet<br />
und in eine zur kameralen Seite gleichartige Betrachtungsform gebracht:<br />
Strukturelle und örtliche Besonderheiten bei der Kultur<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> setzt sich aus mehreren Stadtteilen zusammen, in denen<br />
teilweise dezentrale Kultureinrichtungen betrieben werden (Stadtteil-Bibliotheken).<br />
Auf die besondere Funktion als Mittelzentrumsgemeinde wird im Teilbericht<br />
Finanzen näher eingegangen.<br />
Musikschule, Zentralbibliothek und Volkshochschule werden ab 2002 als<br />
NKF -Pilotbereiche geführt.<br />
Bei den städtischen Kultureinrichtungen heben sich spezielle Kultura n-<br />
gebote im Vergleich zu anderen gleichgroßen Städten besonders hervor:<br />
• Schlosstheater<br />
• <strong>Moers</strong>er Jazz Festival<br />
• Comedy Art Festival<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 353
Bildung und Kultur<br />
Feststellung<br />
Trotz anhaltend schwieriger Finanzlage leistet sich die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> besonders hochkarätige und kostenintensive kulturelle<br />
Nischenangebote.<br />
Haushaltssicherungskonzept für den Kulturbereich<br />
Die Haushaltskonsolidierung im Einzelplan 3 fällt insbesondere bei den<br />
Personalausgaben ins Auge (minus 10 Prozent). Dennoch besteht im<br />
Kulturbereich mit 79,4 vollen Stellen nach wie vor ein vergleichsweise<br />
großer Personalumfang. Rechnet man die Volkshochschule noch hinzu,<br />
dann erreicht <strong>Moers</strong> rund 102 volle Stellen.<br />
Feststellung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> erledigt Kulturaufgaben mit einem vergleichsweise<br />
großen Personalkörper.<br />
Empfehlung<br />
Konstruktive Aufgabenkritik und Verbesserungsvorschläge in allen<br />
einzelnen Aufgabenebenen des Kulturbereiches sollten eingefordert<br />
werden und im Ergebnis dazu beitragen, dass sich Geschäftsabläufe<br />
mit geringerem Personaleinsatz optimieren lassen.<br />
Bei Parallelprüfungen von zwei gleichgroßen Städten stellten wird fest,<br />
dass das dortige Personalniveau um rund 25 volle Stellen niedriger liegt.<br />
Die Entwic klung der Personalausgaben der Volkshochschule wird separat<br />
im Unterthema „Erwachsenenbildung“ betrachtet.<br />
Personalausgaben im Einzelplan 3 in Euro<br />
Unterabschnitt 2000 2004<br />
300 Kulturverwaltung 593.001 599.456<br />
321<br />
Museum, Sammlungen,<br />
Archiv<br />
384.410 307.779<br />
322<br />
Kunstausstellung<br />
Peschkenhaus<br />
57.923 0<br />
332 Schlosstheater 419.968 443.080<br />
333 Musikschule 1.607.381 1.420.804<br />
34 (366) Heimat-/Kulturpflege 86.361 0<br />
352 Stadtbibliothek 1.092.321 1.066.837<br />
insgesamt 4.241.365 3.837.956<br />
Quelle: Sammelnachweis Personalausgaben<br />
354<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Die weitere Konsolidierungsrichtung für den Kulturbereich ist in der Fortschreibung<br />
des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> für die folgenden<br />
Jahre mit zunehmenden Einsparungen in sechsstelliger Höhe und einer<br />
Neustrukturierung definiert. Ergänzt wird dies durch sehr konkrete Optimierungsziele<br />
für Musikschule und Volkshochschule (vgl. Zukunftsko n-<br />
zept 2009 für Musikschule, Zielplanung der Volkshochschule bis Ende<br />
2008 zur Verbesserung der Kostenstruktur).<br />
Der für HSK- Gemeinden geltende Handlungsrahmen sieht u.a. folgende<br />
Maßgaben vor:<br />
• Wenn bei pflichtigen Ausgaben gespart werden muss,<br />
können freiwillige Leistungen – wie u.a. im Kulturbereichnicht<br />
außer betracht bleiben.<br />
• Bei Personalausgaben sind alle Einsparungsmöglichkeiten<br />
auszunutzen. Ziel muss eine Senkung der Personalkosten<br />
sein (wie z.B. bei der Schließung von zwei Stadtteil-<br />
Bibliotheken in <strong>Moers</strong> geschehen).<br />
• Die städtische Verwaltungsorganisation ist mit dem Ziel<br />
eines Personalkostenabbaus zu optimieren: Diese Ric h-<br />
tung ist bei der <strong>Moers</strong>er Musikschule und Volkshochschule<br />
sichtbar einschlagen und wird noch verstärkt. Eine erste<br />
Stellenoptimierung ist auch bei der Zentralbibliothek festzustellen.<br />
Andererseits sind die Geschäftsabläufe in der<br />
Kulturverwaltung, die mit 11,5 Stellen besetzt ist, noch<br />
nicht abschließend hinsichtlich einer Ablaufstraffung und<br />
Personalverdichtung untersucht. Bei den noch laufenden<br />
Betrachtungen ist zudem mit einzubeziehen, ob bei manchen<br />
Tätigkeiten auch Aufgabenkritik bzw. Vorschläge zur<br />
Verwaltungsvereinfachung zu gewinnen und zu nutzen<br />
sind. Würden beispielsweise weniger Kulturausschuss-<br />
Sitzungen zu bedienen sein, könnte der Verwaltungsaufwand<br />
dementsprechend angepasst werden.<br />
• Im Einzelfall sind städtische Einrichtungen oder Leistungsangebote<br />
völlig aufzugeben. Dies ist in <strong>Moers</strong> noch nicht<br />
festzustellen, jedoch wird die Privatisierung als Chance<br />
gesucht (Jazz Festival als GmbH ab <strong>2005</strong>).<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 355
Bildung und Kultur<br />
Kulturentwicklung insgesamt (Unterabschnitte 30 bis 34)<br />
Die Entwicklung des Zuschussbedarfs für Kultur bei der Stadt <strong>Moers</strong> ist<br />
für die Jahre 2000 bis 2003 in den nachfolgenden Tabellen dargestellt.<br />
Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner<br />
Jahr Zuschussbedarf gesamt<br />
in €<br />
Einwohner<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Zuschussbedarf für Kultur<br />
je Einwohner<br />
2000 3.769.911 107.062 35,21<br />
2001 3.259.746 107.421 30,35<br />
2002 3.307.167 108.019 30,62<br />
2003 3.200.606 107.903 29,66<br />
Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 30 bis 34 einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />
durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner<br />
Jahr Zuschussbedarf gesamt<br />
in €<br />
Einwohner<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Zuschussbedarf für Kultur<br />
je Einwohner<br />
2000 3.224.681 107.062 30,12<br />
2001 2.768.382 107.421 25,77<br />
2002 2.758.619 108.019 25,54<br />
2003 2.810.570 107.903 26,05<br />
Die Haushaltskonsolidierung im Kulturbereich zeigt von 2000 auf 2001<br />
einen positiven Ergebnisverlauf. In den folgenden Jahren zeigen sich<br />
eher geringe Effekte.<br />
Wir haben untersucht, welche Einzelbereiche bei den Kulturaufgaben die<br />
Stadt <strong>Moers</strong> finanziell besonders belasten. Erfahrungsgemäß stellt der<br />
Musikschulbereich bei den meisten von uns geprüften Gemeinden einen<br />
dominanten Kostenblock dar.<br />
<strong>Moers</strong>er Musikschule<br />
Die Musikschule der Stadt <strong>Moers</strong> hat nach den sie betreffenden Konsolidierungskonzepten<br />
von 1994 bis 1998 verschiedene Maßnahmen realisiert<br />
(Umstrukturierung und Verdichtung des Unterrichts im Kernbereich,<br />
Personalreduzierung um 11,3 Stellen usw.).<br />
Im Jahr 2001 wurde die Konzeption, die Musikschule als Eigenbetrieb zu<br />
führen, fallengelassen. Zwei Jahre später entwickelte eine Beratungsfirma<br />
ein neues Unterrichtskonzept, das im Jahr 2004 umgesetzt wurde.<br />
Trotz professioneller Angebotsbroschüren und intensiver Pressewerbung<br />
gab es in allen Gebieten der Musikschule drastische Rückgänge bei der<br />
Unterrichtsbelegung.<br />
356<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
In der Ratssitzung am 15.12.2004 wurde der Verwaltung der Auftrag<br />
erteilt, unter Berücksichtigung der haushaltspolitischen Rahmenbedingungen<br />
die Zukunftsziele für eine funktionsfähige Musikschule konzeptionell<br />
zu entwickeln. Dieses Konzept legt ein Finanz-, Zeit- und Maßnahmenplan<br />
von <strong>2005</strong> bis 2009 fest.<br />
Feststellung<br />
Wir bewerten es positiv, dass die <strong>Moers</strong>er Musikschule ihren Restrukturierungsweg<br />
für die folgenden Jahre mit einem eigenen<br />
Konzept festgelegt hat.<br />
Hauptziele zur Kostensenkung sind:<br />
• Optimierung der Auslastung des Musikschulunterrichts<br />
• Erweiterung der Großgruppen- und Klassenangebote<br />
• Reduzierung von Musikschulprojekten<br />
• Moderate Erhöhung der Teilnehmerentgelte<br />
Empfehlung<br />
• Verstärkter Abschluss von Honorarverträgen<br />
Die jährlichen Konsolidierungserfolge sollten im jeweiligen Jahresbericht<br />
der Musikschule besonders hervorgehoben werden.<br />
Vor dem Hintergrund dieser Ist-Situation betrachten wir die Entwic klung<br />
des Zuschussbedarfes, den die Stadt <strong>Moers</strong> für ihre Musikschule für die<br />
Jahre 2000 bis 2003 zu tragen hatte:<br />
Jahr<br />
Zuschussbedarf für Musikschule je Einwohner<br />
Zuschussbedarf gesamt<br />
in €<br />
Einwohner<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Zuschussbedarf<br />
je Einwohner in €<br />
2000 983.472 107.062 9,19<br />
2001 895.872 107.421 8,34<br />
2002 951.190 108.019 8,81<br />
2003 911.762 107.903 8,45<br />
Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 333 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />
durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 357
Bildung und Kultur<br />
Jahr<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Einwohner<br />
Zuschussbedarf gesamt<br />
in €<br />
Einwohner<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Zuschussbedarf<br />
je Einwohner in €<br />
2000 883.075 107.062 8,25<br />
2001 762.597 107.421 7,10<br />
2002 729.026 108.019 6,75<br />
2003 774.615 107.903 7,18<br />
Wie sich die Stadt <strong>Moers</strong> mit dem Ergebnis des Jahres 2003 interkommunal<br />
positioniert, ist der folgenden Tabelle und Grafik zu entnehmen:<br />
Bereinigter Zuschussbedarf Musikschule je Einwohner<br />
interkommunaler Vergleich 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
3,84 € 13,94 € 7,31 € 7,18 €<br />
Bereinigter Zuschuss für Musikschule je Einwohner<br />
im interkommunalen Vergleich 2003<br />
15,00<br />
---- Euro ----<br />
10,00<br />
5,00<br />
0,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />
Der bisher vollzogene Konsolidierungsweg der <strong>Moers</strong>er Musikschule führt<br />
zu einer knappen Unterschreitung des interkommunalen Mittelwertes.<br />
Feststellung<br />
Unter Berücksichtigung des interkommunalen Vergleiches ist die<br />
Belastung des Kulturetats durch die <strong>Moers</strong>er Musikschule als<br />
„normal“ zu bezeichnen. Außerdem sprechen die vorgesehenen<br />
Ziele und Maßnahmen im Zukunftskonzept der Musikschule dafür,<br />
dass sich eine weitere und deutliche Verbesserung erreichen lassen<br />
wird.<br />
358<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Wie den folgenden Tabellen zu entnehmen ist, gingen die Schülerzahlen<br />
stark zurück (minus 15 Prozent):<br />
Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />
Jahr Zuschussbedarf gesamt Musikschüler<br />
Zuschussbedarf<br />
in €<br />
Stadt <strong>Moers</strong> je Musikschüler in €<br />
2000 983.472 1.856 529,89<br />
2001 895.872 1.759 509,31<br />
2002 951.190 1.653 575,43<br />
2003 911.762 1.593 572,36<br />
Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 3333 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />
durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />
Jahr<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />
Zuschussbedarf gesamt<br />
in €<br />
Musikschüler<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
Zuschussbedarf<br />
je Musikschüler in €<br />
2000 883.075 1.856 480,89<br />
2001 762.597 1.759 438,66<br />
2002 729.026 1.653 441,03<br />
2003 774.615 1.593 486,26<br />
Auf der Grundlage des Ergebnisses des Jahres 2003 zeigen wir auf, wie<br />
sich die Stadt <strong>Moers</strong> damit im interkommunalen Vergleich positioniert:<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />
interkommunaler Vergleich 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
168,84 € 806,96 € 414,64 € 486,26 €<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />
im interkommunalen Vergleich 2003<br />
900,00<br />
750,00<br />
---- Euro ----<br />
600,00<br />
450,00<br />
300,00<br />
150,00<br />
0,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 359
Bildung und Kultur<br />
Der Rückgang der Schülerzahlen verschärfte sich über das Jahr 2003<br />
hinaus und wird auch negative Auswirkungen auf die Gebühreneinnahmen<br />
des Jahres 2004 haben. Dies hat die beteiligte Beratungsfirma zu<br />
vertreten, die insbesondere für den Einzelunterricht marktunübliche und<br />
viel zu hohe Entgelte für eine kommunale Musikschule zur Umsetzung<br />
vorschlug. Diesen Fehlschritt hat die Stadt <strong>Moers</strong> zwischenzeitlich korrigie<br />
rt. Wäre es zu keinem Einbruch bei den Schülerzahlen gekommen,<br />
würde <strong>Moers</strong> genau am interkommunalen Mittelwert liegen.<br />
Wesentliche Kostenblöcke im Kulturbereich<br />
Obwohl der Theaterbetrieb die Aufwendungen der <strong>Moers</strong>er Musikschule<br />
noch übersteigt, steht er nicht derart im Brennpunkt der Haushaltssanierung<br />
wie das bei anderen städtischen Kultureinrichtungen der Fall ist.<br />
Dabei ist die Kostenintensität des Theaterbereiches gegenüber anderen<br />
und gleichgroßen Städten, bei denen allenfalls Gasttheater anzutreffen<br />
sind, auffallend hoch.<br />
Zuschussbedarf Kultur nach Hauptverursachern<br />
1<br />
0,9<br />
0,8<br />
-----Mio. Euro -----<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
Musikschule Konzerte/Jazz Theater Kulturverw.<br />
unbereinigt<br />
bereinigt<br />
Bezugsjahr 2003<br />
Selbst Großstädte sahen sich angesichts akuter Haushaltsnöte bereits<br />
gezwungen, renommierte Theater schließen zu müssen. Das Schlosstheater<br />
der Stadt <strong>Moers</strong>, das elementare Kosten im städtischen Theaterbereich<br />
verursacht, hält aber seinen Platz trotz geringer Eintrittspreise<br />
und hoher Verluste. Ob dies damit zu rechtfertigen ist, dass es ein qualitativ<br />
gutes Stadttheater ist und der städtischen Kulturszene einen be-<br />
360<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
sonderen Charakter verleiht, wird immer zu geteilten Auffassungen führen.<br />
Bei den Haushaltsdiskussionen muss aber bei der extremen städtischen<br />
Finanzlage viel stärker der Umstand gewichtet werden, dass beträchtliche<br />
öffentliche Geldmittel einer Aufgabe zugute kommen, die nur eine<br />
kleine Nutzergruppe mit einem sehr individuellen kulturellen Freizeitinteresse<br />
anspricht.<br />
Empfehlung<br />
Für qualitativ gute und außergewöhnliche Theaterangebote sollten<br />
höhere Eintrittsgelder erhoben.<br />
Für Eigenveranstaltungen in den Räumen des Schlosstheaters werden<br />
für Erwachsene nur 12 Euro erhoben. Das Theaterabonnement pro Saison<br />
kostet nur 40 Euro. Die Eintrittspreise gelten seit 1.1.2002.<br />
Empfehlung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte verstärkt darauf hinarbeiten, dass für den<br />
Theaterbetrieb ein breites privates Engagement gefunden und eine<br />
private Trägerschaft aufgebaut werden kann.<br />
Als Chance neuer kommunaler Kulturentwicklung sollte auch die Öffnung<br />
hin zu regionalen Netzwerken gesehen werden. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte<br />
sich nicht scheuen, auch die Kräfte der Wirtschaft in ihrer kulturpolitischen<br />
Verantwortung anzusprechen. In dieser Hinsicht sprechen wir<br />
zwei Möglichkeiten an, die aus unserer Sicht unbedingt zu intensivieren<br />
sind:<br />
Private Trägerschaft in Form eines Stadtkulturbundes<br />
Vereinzelt platzieren sich solche Lösungen am Niederrhein (u.a. in Mönchengladbach).<br />
Dabei trifft man beispielsweise die allgemeine Auffassung<br />
an, dass ein kulturelles „Einzelhandelsangebot“ nicht mehr in der<br />
Lage ist, die nötige Aufmerksamkeit und Identifikation für eine Stadt in<br />
der Region zu erzeugen. Bemerkenswert ist, dass ein Stadtkulturbund in<br />
der Regel nicht nur von einer einzelnen Sparkasse finanziell getragen<br />
wird, sondern dass sich eine Kette an Geldgebern finden lässt (Geldinstitute,<br />
Firmen, Stadtwerke usw.).<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 361
Bildung und Kultur<br />
Kulturraum Niederrhein e.V.<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> ist Mitglied dieser Vereinigung, die sich nach gewissen<br />
Anlaufschwierigkeiten als Idee regionaler Kooperationen und dank vieler<br />
gelungener Projekte in den letzten Jahren als tragfähig erweist. Aber<br />
regionale Kulturprojekte können u.a. wegen der allgemein schlechten<br />
Haushaltslage in aller Regel nicht mehr zusätzlich zum lokalen Kulturprogramm<br />
realisiert werden. Längst kann nicht mehr alles weiterlaufen,<br />
was an sich kulturell sehr interessant und wünschenswert ist. Die ökonomische<br />
Vernunft verlangt, die verbliebenen Ressourcen zu konzentrieren.<br />
Darauf ausgerichtete Leitvorstellungen wurden von den niederrheinischen<br />
Kulturdezernenten im „Arbeitskreis Regionalkultur“ erarbeitet. Für<br />
bedeutsam halten auch wir den Leitsatz, dass nicht mehr zusätzliche<br />
Kulturangebote zu schaffen sind, sondern vielmehr ein Weg gefunden<br />
werden muss, das Beste des lokal Vorhandenen in regionalen Zusammenhängen<br />
weiterzuqualifizieren und konzentriert sowie kooperativ herauszustellen.<br />
Auch nach unserer Meinung geht die Kernaussage in die richtige Ric h-<br />
tung, dass Wirtschaft und Kultur noch mehr aufeinander zugehen müssen.<br />
Denn die Unternehmen in einer Kommune haben neben ihren wirtschaftlichen<br />
Verpflichtungen in aller Regel ein Interesse an der Infrastruktur<br />
ihrer Stadt und ihrer Region. Kultur ist wesentlicher Bestandteil<br />
dieser Infrastruktur und gehört zu den Grundlagen einer volks- und betriebswirtschaftlich<br />
grundlegend erforderlichen Bildung.<br />
Interkommunaler Vergleich<br />
Die folgenden Tabellen und Grafiken geben Auskunft darüber, wie sich<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> mit ihren Kultureinrichtungen interkommunal positioniert<br />
(u.a. einschl. Musikschule, aber ohne den Bereich der Stadtbibliothek,<br />
der separat betrachtet wird):<br />
Bereinigter Zuschussbedarf Kultur je Einwohner<br />
interkommunaler Vergleich 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
5,29 33,98 19,54 26,05<br />
362<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner<br />
im interkommunalen Vergleich 2003<br />
(KIWI- Kennzahl)<br />
30,00<br />
---- Euro ----<br />
20,00<br />
10,00<br />
0,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />
Im interkommunalen Vergleich liegt die Stadt <strong>Moers</strong> mit 6,50 Euro deutlich<br />
über dem Mittelwert. Dies liegt vor allen an einem überdurchschnittlichen<br />
Personalkörper und den speziellen Angeboten im Theaterbereich.<br />
KIWI-Bewertung<br />
Zusammenfassung der Ist-Situation:<br />
• Die Stadt <strong>Moers</strong> leistet sich trotz schlechter Haushaltssituation<br />
teilweise kostenintensive und hochkarätige kulturelle<br />
Nischenangebote. Der Theaterbetrieb steht nicht im<br />
Brennpunkt der Haushaltssanierung, wie das bei den übrigen<br />
Kultureinrichtungen festzustellen ist.<br />
• Nach Konsolidierungserfolgen insbesondere bei den Personalausgaben<br />
hielt der Kulturbereich sein Zuschussniveau<br />
bis einschl. 2003 eher konstant. Insgesamt bleibt<br />
der Personalumfang vergleichsweise hoch. Eine Optimierung<br />
der Geschäftsabläufe ist noch nicht abgeschlossen.<br />
• Die städtischen Konsolidierungsziele für die kommenden<br />
Jahre werden teilweise sehr konkret formuliert (z.B. bei<br />
der Musikschule, vgl. auch Ziele bei VHS) und weisen in<br />
die richtige Ric htung.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 363
Bildung und Kultur<br />
Die Handlungsmöglichkeiten in zusammengefasster Form:<br />
• Konstruktive Aufgabenkritik und Vorschläge zur Verwaltungsvereinfachung<br />
sind von allen Dienststellen des Kulturbereiches<br />
einzufordern, damit das Ziel optimaler Geschäftsabläufe<br />
bei geringerem Personalaufwand zu erreichen<br />
ist.<br />
• In den Jahresberichten sollten alle städtischen Kultureinrichtungen<br />
ihre Konsolidierungserfolge transparent machen.<br />
• Beim Theaterbetrieb ist auf ein breites privates Engagement<br />
und private Trägerschaft hinzuarbeiten (Stadtkulturbund).<br />
Die Preisstruktur ist anzuheben. Die örtliche Wirtschaft<br />
sollte generell für städtische Kulturaufgaben zu gewinnen<br />
sein und wegen infrastruktureller Aspekte Mitverantwortung<br />
übernehmen.<br />
• Lokale Kulturaufgaben sollten unter Beachtung der ökonomischen<br />
Vernunft ein viel stärkeres Gewicht bei der regionalen<br />
Kulturkonzeption erhalten. Die Vereinigung „Kulturraum<br />
Niederrhein e.V.“, der die Stadt <strong>Moers</strong> angehört,<br />
kann ein Schlüssel für kooperative Erfolge sein.<br />
KIWI Bewertung<br />
Bei der Kennzahl „Zuschussbedarf Kultur je Einwohner“ vergeben<br />
wir die KIWI- Bewertung 2. Zwar sehen wir den Restrukturierungskurs,<br />
den die Stadt <strong>Moers</strong> einschlägt, jedoch bestehen noch<br />
weiterer Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten, um das<br />
interkommunal hohe Zuschussniveau abzubauen.<br />
364<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Fazit<br />
Im Kulturbereich ist die Stadt <strong>Moers</strong> mit ihren Einrichtungen vie l-<br />
fältig und qualitativ gut aufgestellt. Allerdings passen einige hochkarätige<br />
und kostenintensive kulturelle Nischenangebote (in erster<br />
Linie das Schlosstheater) nicht in das Bild der problematischen<br />
Haushaltslage. Die Stadt <strong>Moers</strong> leistet sich mehr als vergleichbare<br />
Städte.<br />
Will die Stadt <strong>Moers</strong> örtliche kulturelle Besonderheiten dauerhaft<br />
erhalten, sollte sie verstärkt auf die private Wirtschaft zugehen<br />
(Trägerschaft durch Stadtkulturbund) und lokale Kulturpolitik mit<br />
regionalen Kulturkonzepten verbinden (vgl. Leitbild des Kulturraum<br />
Niederrhein e.V.).<br />
Stadtbibliothek<br />
Die Prüfung des Bibliothekenwesens ist aktuell noch nicht Standard unserer<br />
Prüftätigkeit. Da aber der Bereich der Stadtbibliothek eine wichtige<br />
Säule der Kulturarbeit der Stadt <strong>Moers</strong> darstellt und wir für die konzeptionelle<br />
Entwicklung unseres Prüfleitfadens zum Bibliothekenwesen fortlaufend<br />
Leistungsstandards und Besonderheiten von Stadtbüchereien<br />
erfassen, haben wir einzelne, aber wesentliche Merkmale der Stadtbücherei<br />
<strong>Moers</strong> mit sechs weiteren städtischen Bibliotheken verglichen.<br />
Vier davon unterhalten – wie <strong>Moers</strong> – eine Zentrale Stadtbibliothek mit<br />
zwei Zweigstellen.<br />
Dieser Vergleich ist noch nicht repräsentativ, dennoch liefert er eine<br />
Grundlage für die zukünftige Orientierung der Stadt <strong>Moers</strong>, die sich<br />
mehr nach der gegebenen Finanzlage zu richten hat.<br />
Feststellung<br />
Wir halten es für einen richtigen und offensiven Schritt, dass sich<br />
die Stadtbücherei <strong>Moers</strong> mit anderen städtischen Bibliotheken<br />
vergleicht. Hierbei handelt es sich jedoch überwiegend um Einrichtungen<br />
von kreisfreien Städten (über 100.000 Einwohnern).<br />
Der gewählte Vergleichsring umfasst 28 Städte. Dabei nimmt die Stadtbibliothek<br />
<strong>Moers</strong> bei Leistungsdaten im Jahr 2004 Spitzenpositionen ein:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 365
Bildung und Kultur<br />
• 7,28 Ausleihen pro Einwohner (Durchschnitt 4,72)<br />
• 2,62 Besuche pro Einwohner (Durchschnitt 1,78)<br />
Die Zentralbibliothek der Stadt <strong>Moers</strong> (einschl. Zweigstellen) dokume n-<br />
tiert ihr Leistungsspektrum bzw. ihre jährlichen Arbeitsinhalte in einem<br />
Jahresbericht. Dieser beinhaltet vielfältige textliche Informationen sowie<br />
wesentliche betriebliche Zahlen und Daten, teilweise in grafischer Da r-<br />
stellung.<br />
Feststellung<br />
Die Jahresberichte der Zentralbibliothek sind beispielhaft für andere<br />
Ämter und Kommunen. Sie sind kurz und bündig gefasst,<br />
aber dennoch ausreichend informativ. Die optische Gestaltung<br />
finden wir sehr gut.<br />
Besonders leicht verständlich und informativ sind die grafischen Darstellungen<br />
zur<br />
• Aktualisierung des Medienbestandes (Zugänge und Abgänge<br />
nach fünf Medienklassen),<br />
• Verteilung des Nutzerverhaltens nach Altersgruppen und<br />
Empfehlung<br />
• Verteilung der Mitarbeiterstunden.<br />
Das beispielhafte <strong>Bericht</strong>swesen der Zentralbibliothek zur Verteilung<br />
der Mitarbeiterstunden könnte flächendeckend auf alle Verwaltungsbereiche<br />
übertragen werden. Es können dadurch unter<br />
Umständen Problemzonen für die Gesamtsteuerung der Verwaltung<br />
aufgezeigt und behandelt werden.<br />
Die Grafik steht für ein gutes Spiegelbild der geleisteten Arbeit: Sie<br />
macht transparent, wie viele Mitarbeiterstunden für Kernaufgaben zur<br />
Verfügung standen. Daneben sind die Ausfallzeiten ersichtlich. Nicht<br />
unwesentlich sind für eine strategische Gesamtsteuerung (vgl. Teilbericht<br />
Personal und Organisation) Angaben zu teils ungewohnten und extrem<br />
hohen Arbeitsanforderungen. Diese betreffen beim Büchereibetrieb<br />
u.a. die Pilotfunktion für das Neue Kommunale Finanzmanagement und<br />
Folgearbeiten im Rahmen der Zweigstellenschließungen.<br />
366<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Bis Ende 2002 wurden neben der Zentralbibliothek vier Zweigstellen<br />
geführt. Nach Schließung von zwei Zweigstellen in den Stadtteilen<br />
Scherpenberg und Meerbeck reduzierten sich nach den Jahresberichten<br />
die besetzten Personalstellen im Zeitraum 2000 bis 2003 von 24,74 auf<br />
22,68 (minus 8,3 Prozent). Dieser prozentuale Rückgang ist auch bei<br />
den verfügbaren Mitarbeiterstunden festzustellen.<br />
Feststellung<br />
Die Schließung von Zweigstellen hat insgesamt noch keine wesentliche<br />
finanzielle Verbesserung bewirkt.<br />
Dies verdeutlichen die folgende Grafik und Tabelle:<br />
Ausgabenentwicklung der <strong>Moers</strong>er Zentralbibliothek<br />
mit zwei Zweigstellen<br />
1,5<br />
-----Mio. Euro -----<br />
1<br />
0,5<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Gesamtausgaben<br />
Personalausgaben<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Zentralbibliothek mit zwei Zweigstellen<br />
je Einwohner<br />
Jahr Zuschussbedarf gesamt Einwohner<br />
Zuschussbedarf<br />
in €<br />
Stadt <strong>Moers</strong><br />
je Einwohner in €<br />
2000 1.172.129 107.062 10,95<br />
2001 1.176.824 107.421 10,96<br />
2002 1.152.815 108.019 10,67<br />
2003 1.166.632 107.903 10,81<br />
Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 352 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />
durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />
Wie sich die Stadt <strong>Moers</strong> in unserem noch begrenzten interkommunalen<br />
Vergleich positioniert, verdeutlicht die folgende Übersicht:<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 367
Bildung und Kultur<br />
Stadt /<br />
Einwohner<br />
(gerundet)<br />
<strong>Moers</strong><br />
108.000<br />
Stadt A<br />
108.000<br />
Stadt B<br />
106.000<br />
Stadt C<br />
89.000<br />
Stadt D<br />
76.000<br />
Stadt E<br />
57.000<br />
Stadt F<br />
57.000<br />
Vergleichsergebnisse der Stadtbibliotheken (Bezugsjahr 2003)<br />
nicht ermittelt (n.e.)<br />
Größenklasse 50.000 bis 110.000 Einwohner<br />
Bereinigter<br />
Zuschussbedarf<br />
(ZB)<br />
Volle<br />
Personalstellen<br />
ZB je<br />
Einwohner<br />
ZB je<br />
Besucher<br />
Öffnungsstunden<br />
je<br />
10.000<br />
Einwohner<br />
1.166.632 € 22,9 10,81 € 4,65 € 6,49<br />
658.313 € 14,8 6,10 € n.e. n.e<br />
695.890 € 15,9 6,57 € n.e. n.e<br />
697.212 € 16,1 7,87 € 3,84 € 9,71<br />
822.057 € 21,5 10,73 € 4,28 € 7,18<br />
610.982 € 11,8 10,79 € n.e. n.e.<br />
541.657 € 11,4 9,43 € 6,50 € 17,07<br />
Die Bertelsmannstiftung verwendet bei ihrem Bibliothekenindex „bix“ die<br />
Staffelung 50.000 bis 100.000 Einwohner, die wir für unseren Vergleich<br />
etwas erweitert haben. Die Städte A, C, D und F verfügen – wie <strong>Moers</strong> –<br />
über zwei Zweigstellen. Die Stadt B hat nur eine Zweigstelle. Die Stadt E<br />
unterstützt vier Schulbibliotheken.<br />
Empfehlung<br />
In Zeiten knapper Haushaltsmittel sollte sich die Stadt <strong>Moers</strong> im<br />
Bibliothekenbereich an den Maßstäben anderer und kleinerer Gemeinden<br />
orientieren.<br />
Unsere interkommunalen Erfahrungswerte im Bibliothekenbereich sind<br />
zwar noch relativ begrenzt, sie geben der Stadt <strong>Moers</strong> jedoch eine erste<br />
Orientierung dahingehend, dass der bestehende eigene Personalumfang<br />
trotz erfolgter Reduzierungen noch immer „als gut ausgestattet“ anzusehen<br />
ist. Dies wirkt sich auch auf den bereinigten Zuschussbedarf des<br />
sehr personalintensiven Bibliothekenbereichs aus:<br />
368<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Stellenanzahl bei Stadtbibliotheken (Unterabschnitt 352)<br />
----- volle Personalstellen -----<br />
24<br />
20<br />
16<br />
12<br />
8<br />
4<br />
0<br />
Minimum Maximum Durchschnitt <strong>Moers</strong><br />
Bezugsjahr 2003<br />
Das Durchschnittsalter der <strong>Moers</strong>er Stadtbibliotheken liegt bei 43,3 Jahren.<br />
Eine altersbedingte Fluktuation ist nicht zu erwarten. Die älteste<br />
Personalkraft wird 56 Jahre.<br />
Bereinigter Zuschussbedarf der Stadtbibliotheken<br />
12<br />
- Euro je Einwohner -<br />
9<br />
6<br />
3<br />
0<br />
Minimum Maximum Durchschnitt <strong>Moers</strong><br />
Bezugsjahr 2003<br />
Für das Jahr 2004 zeichnet sich bei den Personalausgaben ein Rückgang<br />
von etwa 50.000 Euro ab. Die übrigen Rechnungsergebnisse waren zum<br />
Zeitpunkt unserer Prüfung noch nicht verfügbar. Es ist aber wahrscheinlich,<br />
dass der bereinigte Zuschussbedarf je Einwohner weiterhin über 10<br />
Euro – und damit über dem interkommunalen Mittelwert - liegen wird.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 369
Bildung und Kultur<br />
Die deutliche Differenz zu anderen Stadtbibliotheken, die bei geringerem<br />
Zuschussbedarf durchweg gute Bibliotheksarbeit leisten, kann nur im<br />
breiteren Leistungsspektrum und in der überdurchschnittlich guten Arbeit<br />
der <strong>Moers</strong>er Bibliotheken begründet liegen. Dafür sprechen u.a. die<br />
örtlichen Angebote wie „Bildungsportal Bibliothek“ oder „Artothek“, die<br />
umfangreichen Bestandsaktualisierungen bei den Medien und zahlreiche<br />
Sonderveranstaltungen (<strong>Moers</strong>er Kinder- und Jugendbuchwochen usw.).<br />
Empfehlung<br />
Wenn sich die Haushaltslage nicht verbessert, sind Leistungsreduzierungen<br />
und Qualitätseinschränkungen zu überdenken und wohl<br />
kaum zu vermeiden. Die Orientierung sollte am Niveau der dargestellten<br />
Mittelwerte beginnen.<br />
Fazit<br />
Der überdurchschnittliche Zuschussbedarf für die <strong>Moers</strong>er Stadtbibliotheken<br />
erklärt sich durch eine besonders gute Bibliotheksarbeit,<br />
die sehr offen gehandhabt wird. Dies zeigt sich nicht zuletzt<br />
an einem sehr gut geführten <strong>Bericht</strong>swesen (insbesondere zur<br />
Verwendung der Personalressourcen). Wir halten dies sogar für<br />
mustergültig und geeignet für die Gesamtverwaltung.<br />
Die Konsolidierungsanstrengungen im Bibliothekenbereich zeigen<br />
sich daran, dass zwei Stadtteilbibliotheken geschlossen wurden,<br />
was aber beim Zuschussergebnis 2003 noch keine wesentliche<br />
Entlastung bewirkte.<br />
Für die weitere Orientierung halten wir es wegen der extrem<br />
schlechten Haushaltslage für geboten, nicht nur das Kosten- und<br />
Leistungsniveau gleichgroßer oder größerer Städte in den Blick zu<br />
nehmen, sondern auch die Maßstäbe kleinerer Stadtbibliotheken<br />
für die Aufgabenerledigung verstärkt heranzuziehen.<br />
370<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Erwachsenenbildung<br />
Nach § 10 Weiterbildungsgesetz (WbG) ist die Errichtung und Unterhaltung<br />
von Einrichtungen der Weiterbildung für Kreisfreie Städte, Große<br />
kreisangehörige Städte und Mittlere kreisangehörige Städte verpflic h-<br />
tend. Sie können die Einrichtungen auch in einer Rechtsform des privaten<br />
Rechts führen.<br />
Für die übrigen kreisangehörigen Gemeinden ist der Kreis verpflichtet,<br />
Einrichtungen der Weiterbildung zu errichten und zu unterhalten, wenn<br />
nicht mehrere Gemeinden mit zusammen mindestens 25.000 Einwohnerinnen<br />
und Einwohnern diese Aufgabe gemeinsam wahrnehmen. Zusätzlich<br />
besteht die Möglichkeit, dass mittlere kreisangehörige Städte diese<br />
Aufgabe auf den Kreis übertragen können.<br />
Strukturelle und örtliche Besonderheiten bei der VHS<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> unterhält in kooperativer Form mit den Städten Kamp-<br />
Linfort und Neukirchen-Vluyn eine Volkshochschule. Grundlage ist die<br />
öffentlich-rechtliche Vereinbarung aus dem Jahr 1977. Diese wurde im<br />
Sommer 2004 hinsichtlich wesentlicher Zielabsichten modifiziert (u.a.<br />
Mindestangebot von Unterrichtsstunden, Höhe der Zuschussbeträge<br />
durch die Partnerkommunen). Die Vereinbarung wurde befristet bis zum<br />
31.12.<strong>2005</strong> geschlossen.<br />
Insgesamt 1220 VHS-Veranstaltungen fanden im Jahr 2003 an 30 Veranstaltungsorten<br />
in allen drei Städten statt. Insgesamt verteilen sich die<br />
Fortbildungen der einzelnen Fachbereiche auf ca. 130 Veranstaltungsräume.<br />
Diese Dimensionen machen deutlich, dass sich mit der Vera n-<br />
staltungsplanung und dem VHS-Raumkonzept ein nicht unerheblicher<br />
Verwaltungsaufwand (Leitung und Verwaltungsabteilung) verbindet. Wie<br />
sich dieser enorme Vor- und Nachbereitungsaufwand auf die nachfolgend<br />
dargestellten Ergebnisse der VHS-Fachbereiche verteilt, wird ma n-<br />
gels einer fehlenden Vollkostenrechnung nicht transparent.<br />
Zuschussentwicklung der Volkshochschule<br />
Erstmalig für das Haushaltsjahr 2002 hat die Stadt <strong>Moers</strong> auch den Bereich<br />
der Volkshochschule im Rahmen ihrer NKF -Konzeption (vgl. Teilbericht<br />
Finanzen, Unterthema „Vorbemerkungen“) in den so genannten<br />
doppischen Pilotbereich einbezogen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 371
Bildung und Kultur<br />
In den Rechnungsergebnissen (Unterabschnitt 350) erscheinen im kameralen<br />
Verwaltungshaushalt ab 2002 nur finanzielle Zuweisungen an<br />
die Volkshochschule. Wir haben die doppischen NKF -Jahresabschlüsse<br />
(Produktgruppe Volkshochschule) für die betreffenden Jahre ausgewertet<br />
und in eine zur kameralen Seite gleichartige Betrachtungsform gebracht:<br />
Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung je Einwohner<br />
Jahr Zuschussbedarf gesamt Einwohner Zuschussbedarf je Einwohner<br />
in €<br />
<strong>Moers</strong><br />
in €<br />
2000 606.909 107.062 5,67<br />
2001 627.552 107.421 5,84<br />
2002 544.207 108.019 5,04<br />
2003 705.745 107.903 6,54<br />
Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 350 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />
durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />
Bei der Ermittlung des jährlichen Zuschussbedarfes wurden die Einnahmen<br />
mit den Ausgaben verrechnet. Das heißt, auch die Zuschüsse der<br />
Partnerkommunen Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn wurden dabei<br />
zuschussmindernd berücksichtigt. Im Jahr 2002 ergibt sich eine deutliche<br />
Steigerung auf der Ertragsseite (höhere Landeszuweisungen, höhere<br />
Erstattungen durch Dritte), so dass sich der Zuschussbedarf in diesem<br />
Jahr einmalig reduzierte. Besonders ausschlaggebend für die Bezuschussung<br />
bleibt die Entwicklung der Personalausgaben.<br />
Entwicklung der Personalausgaben für VHS-Personal<br />
Mio. Euro<br />
1,300<br />
1,250<br />
1,200<br />
1,150<br />
1,100<br />
1,050<br />
1,000<br />
2000 2001 2002 2003 2004<br />
Quelle: Aufschlüsselungen des Amtes für Personal und Organisation<br />
372<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Die Personalausgaben des Jahres 2004 erreichen das Niveau des Jahres<br />
2000.<br />
Feststellung<br />
Die Stadt <strong>Moers</strong> plant konkret, Maßnahmen zur Ausnutzung der<br />
altersbedingten Personalfluktuation zu ergreifen.<br />
Nach dem aktuellen Stand des Wirtschaftsplanes für die Volkshochschule<br />
sollen bis zum Jahr 2008 insgesamt 3,3 Stellen abgebaut werden.<br />
Hauptziel ist, einen schlankeren „VHS-Overhead“ zu erreichen (mittelfristige<br />
Kostenoptimierung rund 181.000 Euro). Gleichzeitig richtet sich<br />
die Stadt <strong>Moers</strong> auf abnehmende Unterrichtsstunden und zurückgehende<br />
Zuweisungen nach dem Weiterbildungsgesetz aus.<br />
Hinsichtlich der Ertragsseite werden nach dem Wirtschaftsplan höhere<br />
Teilnehmerbeiträge sowie höhere Erstattungen durch Dritte kalkuliert.<br />
Die jährlichen Zuschüsse, die von den Partnerstädten zu leisten sind,<br />
betragen:<br />
Partnerkommune<br />
VHS-Zuschüsse durch Partnerkommunen<br />
Aktuelle<br />
Zuschusshöhe<br />
Einwohner<br />
Zuschuss<br />
je Einwohner<br />
anzustrebende<br />
Zuschusshöhe<br />
*)<br />
Kamp-Lintfort 102.258 € 39.722 2,57 € 127.905 €<br />
Neukirchen-Vluyn 51.130 € 28.802 1,78 € 92.742 €<br />
Gesamteinnahmen 153.388 € 220.647 €<br />
*) Berechungsbasis: Faktor 3,22 € (interkommunaler Mittelwert für VHS -Zuschuss)<br />
Feststellung<br />
Wir erachten die Zuschüsse der Partnerkommunen als besonders<br />
vorteilhaft, da sie deutlich unter dem interkommunalen Mittelwert<br />
liegen.<br />
Würden Kamp-Linfort und Neukirchen-Vluyn nicht mit <strong>Moers</strong> kooperieren,<br />
sondern eine autonome Volkshochschule betreiben, kämen sie mit<br />
ihren aktuellen Kostenbelastungen nicht hin.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 373
Bildung und Kultur<br />
Empfehlung<br />
Es sollten mit den Partnerkommunen höhere Zuschussleistungen<br />
ausgehandelt werden. Wir halten eine Orientierung am interko m-<br />
munalen Mittelwert für erstrebenswert.<br />
Die finanziellen Belastungen durch die kooperative VHS-Lösung sind<br />
besonders hoch (vgl. Unterthema „Interkommunaler Vergleich und<br />
KIWI-Bewertung). Dabei trägt die Stadt <strong>Moers</strong> die Hauptlast für den<br />
Volkshochschulbetrieb. Dies zwingt <strong>Moers</strong> nicht zuletzt aufgrund der<br />
gesamten Haushaltsproblematik zum Gegensteuern. Auf der Grundlage<br />
unseres Vergleichsergebnisses sollten die Kostenbelastungen in einer<br />
angemessenen Weise neu verteilt werden.<br />
Entwicklung der Unterrichtstunden und Teilnehmer<br />
der Volkshochschule<br />
35.000<br />
30.000<br />
25.000<br />
20.000<br />
15.000<br />
10.000<br />
5.000<br />
0<br />
2000 2001 2002 2003<br />
Unterrichtsstunden<br />
Teilnehmer<br />
Die Unterrichtsstunden sind im Betrachtungszeitraum um rund 12 Prozent<br />
gesunken (4.140 Stunden). Gleichzeitig ging die Anzahl der Teilnehmer<br />
um rund 15 Prozent zurück (2.747 Teilnehmer). Dies hat auch<br />
Auswirkung auf die Beitragseinnahmen (minus 32.355 Euro). Insgesamt<br />
trugen alle Einzelentwicklungen mit dazu bei, dass die Kosten je Unterrichtsstunde<br />
auf 64,10 Euro stiegen (plus 11 Prozent).<br />
374<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Einnahmen und Ausgaben der VHS-Fachbereiche in 2003<br />
135.000<br />
----- Euro -----<br />
110.000<br />
85.000<br />
60.000<br />
35.000<br />
10.000<br />
FB2 FB3 FB4 FB5 FB6 FB7 FB8 FB10 FB11 SP<br />
Einnahmen<br />
Ausgaben<br />
Quelle: Spezielle Aushändigung durch Volkshochschule; SP (Sonderprogramme)<br />
Den Einnahmen und Ausgaben der Fachbereiche 2 bis 11 liegen eingenommene<br />
Entgelte und geleistete Honorare zugrunde. Bei den Sonderprogrammen<br />
(z.B. Bildung auf Bestellung) wurden Entgelte und Zahlungen<br />
Dritter, Honorare und Sachkosten berücksichtigt. Auf die Darstellung<br />
des Fachbereiches 9 (Mathematik, Naturwissenschaften, Technik)<br />
haben wir wegen Geringfügigkeit verzichtet.<br />
Empfehlung<br />
Die Gewinn- und Verlustergebnisse der VHS-Fachbereiche sollten<br />
im VHS-Jahresbericht erscheinen.<br />
Der von uns betrachtete VHS-Jahresbericht 2003 hat eine gute Qualität,<br />
allerdings waren daraus die vorgenannten Betrachtungen nicht zu beziehen.<br />
Insbesondere die Fachbereiche 3 (Gesundheit), 6 und 7 (beide Sprachen)<br />
fangen die Verluste der anderen Fachbereiche auf. Ein positiver<br />
Verlauf ist auch bei den Sonderprogrammen festzustellen.<br />
Feststellung<br />
Die Volkshochschule praktiziert nur eine Teilkostenrechnung.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 375
Bildung und Kultur<br />
Empfehlung<br />
Eine Vollkostenrechnung ist erstrebenswert, weil erst dadurch<br />
transparent wird, wie sich sämtliche Kosten – also auch die des<br />
VHS-Overheads - verteilen.<br />
Interkommunaler Vergleich und KIWI-Bewertung<br />
Für den interkommunalen Vergleich haben wir – wie zum Kulturbereich<br />
beschrieben – eine Bereinigung vorgenommen:<br />
Jahr<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung je Einwohner<br />
Zuschussbedarf gesamt<br />
in €<br />
Einwohner<br />
<strong>Moers</strong><br />
Zuschussbedarf je Einwohner<br />
in €<br />
2000 508.829 107.062 4,75<br />
2001 533.405 107.421 4,97<br />
2002 291.264 108.019 2,70<br />
2003 537.361 107.903 4,98<br />
Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 350 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />
durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />
Bei der Ermittlung des jährlichen Zuschussbedarfes wurden die Einnahmen<br />
mit den Ausgaben verrechnet. Das heißt, auch die Zuschüsse der<br />
Partnerkommunen Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn wurden dabei<br />
zuschussmindernd berücksichtigt. Wie bereits dargestellt, führten im<br />
Jahr 2002 Steigerungen auf der Ertragsseite zu einem reduzierten Zuschussbedarf.<br />
Außerdem war für 2002 eine Bereinigung durch Abschreibungen<br />
in Höhe von 159.326 Euro vorzunehmen; ein von der Höhe her<br />
einmaliger Effekt.<br />
Wie die folgende Tabelle und Grafik darstellen, hebt sich die Stadt<br />
<strong>Moers</strong> mit dem für 2003 berechneten Ergebnis im interkommunalen<br />
Vergleich deutlich nach oben hin ab:<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung je Einwohner,<br />
interkommunaler Vergleich 2003<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
1,12 € 5,49 € 3,22 € 4,98 €<br />
376<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Bereinigter Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung<br />
je Einwo hner im interkommunalen Vergleich in 2003<br />
(KIWI- Kennzahl)<br />
5,00<br />
---- Euro ----<br />
2,50<br />
0,00<br />
Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />
Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />
Dem Größenklassenvergleich liegen 16 Kommunen zugrunde. Davon<br />
befinden sich neun in der Größenspanne ab annähernd 80.000 bis<br />
einschl. 108.000 Einwohner.<br />
KIWI Bewertung<br />
Ungeachtet aller qualitativen Maßstäbe bewirken die Weiterbildungsangebote,<br />
die die Volkshochschule <strong>Moers</strong> mit ihren Partnergemeinden<br />
den Bürgern zur Verfügung stellt, zu hohe finanzielle<br />
Aufwendungen. Diese passen nicht zur schwierigen Haushaltssituation.<br />
Da die Stadt <strong>Moers</strong> bereits gegensteuert (Personalkostenoptimierung),<br />
sehen wir keinen dringenden Handlungsbedarf und vergeben<br />
die KIWI-Bewertung 3.<br />
Als Handlungsmöglichkeiten sind eine höhere finanzielle Beteiligung<br />
der Partnergemeinden und die Vorteile bei Einführung einer<br />
Vollkostenrechnung zu nennen.<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 377
Bildung und Kultur<br />
m<br />
Fazit<br />
Beim Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung erreicht die Volkshochschule<br />
<strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleichsjahr 2003 einen<br />
sehr hohen Wert. Durch eine altersbedingte Personalfluktuation<br />
werden aber schon in <strong>2005</strong> erste Einspareffekte zu erzielen sein.<br />
Wir sehen die Chance, dass <strong>Moers</strong> in den kommenden Jahren den<br />
interkommunalen Mittelwert erreicht oder sogar unterschreitet.<br />
Letzteres wird umso eher eintreten, je schneller es der Stadt <strong>Moers</strong><br />
auf dem Verhandlungswege gelingt, höhere Zuschussleistungen mit<br />
Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn zu vereinbaren.<br />
378<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780
Bildung und Kultur<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 379
Nachsatz<br />
Nachsatz<br />
Die Ergebnisse der überörtlichen Prüfung Ihrer Stadt im Februar / März<br />
<strong>2005</strong> haben wir in einer Abschlusspräsentation zusammenfassend dargestellt<br />
und mit Vertretern Ihrer Stadt abschließend erörtert.<br />
Sofern Feststellungen nicht ausgeräumt werden konnten, haben wir dies<br />
im Ergebnisprotokoll der Schlussbesprechung vermerkt. Das Protokoll<br />
haben der Bürgermeister Ihre r Stadt und der Präsident der <strong>GPA</strong> NRW<br />
unterzeichnet. Damit ist das Prüfungsverfahren abgeschlossen.<br />
Auf das weitere Verfahren nach § 105 Abs. 5 GO NRW weisen wir hin.<br />
Eine Weiterverfolgung der getroffenen Feststellungen obliegt dem Landrat<br />
als untere staatliche Verwaltungsbehörde in eigener Kompetenz.<br />
Herne, den 07.07.<strong>2005</strong><br />
Präsident der Gemeindeprüfungsanstalt<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
In Vertretung<br />
Jörg Sennewald<br />
380<br />
Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />
Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780