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GPA Bericht Moers 2005 - CDU-Moers

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Überörtliche Prüfung<br />

der Stadt<br />

<strong>Moers</strong><br />

im Februar / März <strong>2005</strong><br />

_____________________ BERATUNG • P RÜFUNG • SERVICE ______


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Zur <strong>GPA</strong> NRW und zur Prüfung ______________________ 6<br />

Ergebnisse im Überblick ___________________________ 9<br />

Finanzen_________________________________________________ 9<br />

Beteiligungen ____________________________________________ 11<br />

Personal und Organisation _________________________________ 13<br />

Jugend _________________________________________________ 15<br />

Bauleistungen ___________________________________________ 16<br />

Gebäudewirtschaft________________________________________ 18<br />

Bildung und Kultur________________________________________ 20<br />

Ergebnisse im Einzelnen __________________________ 23<br />

KIWI_____________________________________________________ 24<br />

Ziele des KIWI___________________________________________ 24<br />

KIWI in Tabellenform _____________________________________ 26<br />

Finanzen _________________________________________________ 29<br />

Haushaltsergebnisse der Stadt <strong>Moers</strong> ________________________ 31<br />

Haushaltsausgleich _______________________________________ 33<br />

Einnahmen des Verwaltungshaushalts _______________________ 46<br />

Ausgaben des Verwaltungshaushalts_________________________ 61<br />

Vermögenshaushalt _______________________________________ 68<br />

Schulden und Kapitaldienst ________________________________ 73<br />

Entwicklung Neues Kommunales Finanzmanagement (NKF) _____ 81<br />

Demografischer Wandel und Stadtentwicklung in <strong>Moers</strong> _________ 81<br />

Beteiligungen______________________________________________ 85<br />

Wirtschaftliche und nichtwirtschaftliche Betätigung _____________ 85<br />

Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> ______________________________ 86<br />

Führung, Steuerung und Kontrolle der Beteiligungen ___________ 89<br />

Untersuchung und Analyse einzelner Gesellschaften ___________ 104<br />

Finanzwirtschaftliche Auswirkungen der Beteiligungen auf den<br />

Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> _________________________________ 123<br />

Personal und Organisation __________________________________ 148<br />

Prüfungsgegenstand _____________________________________ 148<br />

Prüfungsziel ____________________________________________ 148<br />

Ausgangslage___________________________________________ 150<br />

Personalmanagement ____________________________________ 151<br />

Personalausgaben _______________________________________ 172<br />

Informationstechnik _____________________________________ 186<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 3


Inhaltsverzeichnis<br />

Ratsarbeit ______________________________________________ 193<br />

Jugend __________________________________________________ 198<br />

Prüfungsinhalte _________________________________________ 198<br />

Vorbemerkung __________________________________________ 198<br />

Erzieherische Hilfen nach dem SGB VIII _____________________ 203<br />

Entwicklung der Ausgaben ________________________________ 204<br />

Ausgaben im Unterabschnitt 456 ___________________________ 223<br />

Jugendhilfeplanung ______________________________________ 228<br />

Tagesbetreuung von Kindern ______________________________ 230<br />

Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in Euro 233<br />

Anteil der Elternbeiträge an den Gesamtbetriebskosten pro Jahr in<br />

Prozent ________________________________________________ 241<br />

Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz _____________ 244<br />

Entwicklung der Rückeinnahmequote _______________________ 249<br />

Bauleistungen ____________________________________________ 255<br />

Allgemeines ____________________________________________ 255<br />

Vergabewesen __________________________________________ 257<br />

Vertragswesen __________________________________________ 265<br />

Allgemeine technische Prüfung ____________________________ 267<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen ___________________________ 280<br />

Gebäudewirtschaft ________________________________________ 298<br />

Vorbemerkungen ________________________________________ 298<br />

Organisation der Gebäudewirtschaft ________________________ 301<br />

Kennzahlen ____________________________________________ 302<br />

Kultur und Erwachsenenbildung _____________________________ 350<br />

Einleitung ______________________________________________ 350<br />

Kultur, Erwachsenbildung _________________________________ 351<br />

Nachsatz _____________________________________ 380<br />

4<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Inhaltsverzeichnis<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 5


Allgemeines<br />

Zur <strong>GPA</strong> NRW und zur Prüfung<br />

Welche Ziele hat die <strong>GPA</strong> NRW?<br />

Wir verstehen uns als Dienstleister der nordrhein-westfälischen Städte<br />

und Gemeinden. Unser Ziel ist es, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit<br />

mit den Kommunen die kommunale Selbstverwaltung zu stärken<br />

und im Blick auf wirtschaftlichere Verfahrensweisen Spielräume aufzuzeigen.<br />

Worauf stützt sich die Prüfung?<br />

Die <strong>GPA</strong> NRW führt die überörtliche Prüfung auf der Grundlage des<br />

§ 105 der Gemeindeordnung Nordrhein-Westfalen (GO NRW) durch. Der<br />

neue erweiterte Auftrag bietet uns neben der Rechtmäßigkeitsprüfung<br />

die Möglichkeit zur Betrachtung der Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit<br />

kommunalen Handelns auf vergle ichender Basis.<br />

Gemeinsam mit kommunalen Praktikerinnen und Praktikern haben wir<br />

daher Prüfungsleitfäden entwickelt, die sich an den aktuellen Fragestellungen<br />

orientieren. Diese Leitfäden sind die Basis, auf die sich unsere<br />

Untersuchungen stützen. Hierdurch sichern wir die Qualität der Prüfungsinhalte<br />

und gewährleisten einheitliche Methoden und Maßstäbe.<br />

Welche Chancen bietet die Prüfung den Kommunen?<br />

Durch den kontinuierlichen Vergleich von Produkten und Dienstleistungen<br />

sowie Prozessen und Methoden in den Gemeinden, Städten und<br />

sonstigen kommunalen Körperschaften zeigen wir mögliche Alternativen<br />

zur gängigen Praxis und sich hieraus ergebende Wirtschaftlichkeitsspie l-<br />

räume auf.<br />

Die Ergebnisse unserer Prüfung sollen Ihnen, als Verantwortliche in den<br />

Städten und Gemeinden, steuerungsrelevante Informationen und Handlungsempfehlungen<br />

liefern.<br />

6<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Allgemeines<br />

Wie ist der Prüfungsbericht aufgebaut?<br />

• Für den schnellen Überblick haben wir die Prüfungsergebnisse<br />

unter „Ergebnisse im Überblick“ zusammengefasst.<br />

• Der ausführliche Teil schließt sich an mit dem Abschnitt: „Ergebnisse<br />

im Einzelnen“.<br />

• Am Schluss der einzelnen Prüfungsgebiete finden Sie ein Fazit.<br />

Nach Bedarf haben wir Ergebnisse auch innerhalb einzelner Prüfungsgebiete<br />

als (Teil-)Fazit komprimiert.<br />

• Der Prüfungsbericht schließt mit einem Nachsatz und dem Ergebnisprotokoll<br />

der Schlussbesprechung.<br />

Ergebnisse unserer Analyse bezeichnen wir im <strong>Bericht</strong> als Feststellung.<br />

Damit kann sowohl eine positive als auch eine negative Wertung verbunden<br />

sein.<br />

Aus den Untersuchungen anerkannte Verbesserungspotenziale weisen<br />

wir im <strong>Bericht</strong> als Empfehlung aus.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 7


Allgemeines<br />

Informationen zur Prüfung in Ihrer Kommune<br />

Wir haben die Prüfung in Ihrer Stadt vom 18.02.<strong>2005</strong> bis zum<br />

24.03.<strong>2005</strong> durc hgeführt.<br />

Um zukunftsgerichtete Aussagen zu treffen, haben wir neben den Daten<br />

früherer Jahre ebenfalls Aktuelles berücksichtigt.<br />

Geprüft haben:<br />

Leitung der Prüfung<br />

Finanzen<br />

Beteiligungen<br />

Personal und Organisation<br />

Jugend<br />

Bauleistungen<br />

Gebäudewirtschaft<br />

Bildung und Ku ltur<br />

Reiner Schiparowski<br />

Reinhold Wegner<br />

Thomas Görtz<br />

Olaf Schwickardi<br />

Heinz Alberti<br />

Sabine Ewald<br />

Thorsten Mindel<br />

Reiner Schiparowski<br />

Wir haben das Prüfungsergebnis mit den beteiligten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern in den betroffenen Organisationseinheiten Ihres Hauses<br />

erörtert. Den Entwurf des <strong>Bericht</strong>es haben wir Ihnen zugeleitet. Soweit<br />

eine Stellungnahme zu einzelnen Feststellungen erforderlich war, wurde<br />

dies im <strong>Bericht</strong>sentwurf entsprechend gekennzeichnet.<br />

Auf der Grundlage des Entwurfes und Ihrer Stellungnahme haben wir<br />

das Ergebnis in einer Schlussbesprechung präsentiert. Das Ergebnis dieser<br />

Besprechung und ein Hinweis zum weiteren Ausräumungsverfahren<br />

ist dem beigefügten Protokoll zu nehmen.<br />

8<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Überblick<br />

Ergebnisse im Überblick<br />

Finanzen<br />

• Seit 1995 befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong> ununterbrochen in<br />

der Haushaltssicherung und muss seit 2003 ihre Haushaltswirtschaft<br />

nach den Bestimmungen des § 81 GO (vorlä ufige<br />

Haushaltsführung) führen. Die Fortschreibung der Finanzplanung<br />

sieht vor, dass 2009 der originäre Haushaltsausgleich<br />

erreicht wird. Mit dem Abbau der Altdefizite soll ab 2010 begonnen<br />

werden.<br />

• Wir vertreten die Auffassung, dass dieses Ziel nur erreicht<br />

werden kann, wenn die Stadt bereit ist, gravierende und einschneidende<br />

Maßnahmen umzusetzen, wie wir sie an verschiedenen<br />

Stellen in diesem Gesamtbericht detailliert darstellen.<br />

Andernfalls belastet sie dadurch nachhaltig die Haushalte<br />

kommender Jahre, riskiert damit faktisch ihre kommunale<br />

Selbstständigkeit und verletzt darüber hinaus das Gebot<br />

der intergenerativen Gerechtigkeit.<br />

• Bei der Veräußerung von Grundvermögen werden heute die<br />

sich aus der demografischen Entwicklung ergebenden Handlungsnotwendigkeiten<br />

noch nicht berücksichtigt. Insofern<br />

schränken Grundstücksveräußerungen zum Zwecke der Rückzuführung<br />

an den Verwaltungshaushalt die schon in naher<br />

Zukunft benötigten Handlungsspielräume für die Stadtentwicklung<br />

ein.<br />

• Die städtischen Einnahmen sind im Zeitreihenvergleich rückläufig.<br />

Insbesondere besteht jedoch bei den Realsteuerhebesätzen<br />

die Möglichkeit und gemäß dem Handlungsrahmen zur<br />

Genehmigung von Haushaltssicherungskonzepten die Verpflichtung,<br />

diese deutlich anzuheben.<br />

• Wir erkennen an, dass die Stadt bei den Kostenrechnenden<br />

Einrichtungen ihre Einnahmemöglichkeiten fast vollständig<br />

ausgenutzt hat. Lediglich für den Bereich der Bäder sehen wir<br />

noch deutliche Konsolidierungsmöglichkeiten.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 9


Ergebnisse im Überblick<br />

• Desweiteren stellen wir fest, dass die Stadt <strong>Moers</strong> angesichts<br />

ihrer schwierigen Haushaltslage die jährlichen Sachausgaben<br />

kontinuierlich zurückfährt. In einigen Bereichen (z.B. Schulbereich)<br />

werden die Ausgaben seit Jahren erfolgreich im Budget<br />

bewirtschaftet. Mit der baldigen Umstellung auf das Neue<br />

Kommunale Finanzmanagement wird sich die Transparenz<br />

deutlich verbessern, so dass weitere Konsolidierungserfolge<br />

erwartet werden kö nnen.<br />

• Der mit allen Anstrengungen fortzusetzende Konsolidierungsprozess<br />

erfordert es, dass die Stadt das nicht für die öffentliche<br />

Aufgabenerfüllung benötigte Vermögen veräußert, um<br />

auch damit einem weiteren Schuldenanstieg entgegenzuwirken.<br />

• Neuverschuldungen sollten im „Konzern Stadt“ möglichst<br />

vermieden und neue Kredite auf rentierliche Maßnahmen beschränkt<br />

werden. Die zukünftigen Investitionsmaßnahmen<br />

sollten erst dann in Angriff genommen werden, wenn die<br />

notwendigen Mittel im Verwaltungshaushalt erwirtschaftet<br />

werden können.<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> hat zur Lösung der Problematiken des demografischen<br />

und strukturellen Wandels noch keine zentral gesteuerten<br />

Maßnahmen ergriffen und sollte daher mit der Erstellung<br />

eines Stadtentwicklungskonzeptes beginnen.<br />

• Auf der Basis der unter Beteiligung aller kommunalen Akteure<br />

zu entwickelnden Szenarien muss sich die Stadt nun insbesondere<br />

im Hinblick auf die anzustrebende Bevölkerungsentwicklung<br />

positionieren und entsprechende Handlungsansätze<br />

formulieren.<br />

• In einem weiteren Schritt müssen darauf aufbauend konkrete<br />

Maßnahmen geplant und sukzessive umgesetzt werden. Die<br />

Ergebnisse und herausgebildeten Strategien sollten nicht nur<br />

Programmsatz bleiben. Die Stadt <strong>Moers</strong> muss aber im Hinblick<br />

auf die schlechte finanzielle Situation zügig handeln, um<br />

die sehr beschränkten monetären Ressourcen optimal zu nutzen<br />

bzw. weitere Einsparpotenziale (z. B. überflüssiger Gebäudebestand,<br />

ggf. Erschließung von Gewerbeflächen<br />

und/oder Baugebieten) voll auszuschöpfen.<br />

10<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Überblick<br />

• Ebenso muss sich die Stadt <strong>Moers</strong> festlegen, ob und in welchem<br />

Umfang sie noch zukünftig als Mittelzentrum Aufgaben<br />

für die umliegenden Städte und Gemeinden übernehmen will<br />

und kann.<br />

Beteiligungen<br />

• Beteiligungsverwaltung, Beteiligungsbericht und Betätigungsprüfung<br />

haben bei der Stadt <strong>Moers</strong> bereits ein anspruchsvolles<br />

Entwicklungsniveau erreicht. Die Stadt geht mit ihren Beteiligungen<br />

strategisch-steuernd und „bewusst“ um und hat<br />

das finanzwirtschaftliche Potenzial ihrer Gesellschaften stets<br />

im Blick.<br />

• Optimierungsmöglichkeiten bestehen noch im Bereich des <strong>Bericht</strong>swesens<br />

und des Controllings, wobei die Stadt auch hier<br />

bereits aktiv und vorausschauend agiert und erste Vorüberlegungen<br />

im Rahmen der Erarbeitung von Beteiligungsrichtlinien<br />

angestellt hat.<br />

• Der interkommunale Vergleich zeigt, dass die Summe der<br />

Bürgschaftsbelastungen insbesondere angesichts der sehr angespannten<br />

Haushaltslage und der faktisch nicht mehr vorhandenen<br />

Allgemeinen Rücklage inzwischen ein kritisches<br />

Maß erreicht hat. Hier sollte die Entwicklung sowohl von Beteiligungs-<br />

als auch Schulden- und Bürgschaftsverwaltung<br />

aufmerksam und kritisch beobachtet und als eine Art „Frühwarnsystem“<br />

genutzt werden. Insgesamt fördert dies ein effektives<br />

„Risikomanagement“.<br />

• Die ENNI GmbH als sehr ertragstarkes Versorgungsunternehmen<br />

mit einer soliden Finanzstruktur und einer sehr<br />

kommunalfreundlichen Vertragsgestaltung beim Gesellschafter-<br />

und Konsortialvertrag bietet der Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin<br />

ein beträchtliches wirtschaftliches Potenzial.<br />

• Die städtischen Wohnungsgesellschaften leisten unabhängig<br />

von direkten Gewinnausschüttungen einen nicht zu unterschätzenden<br />

Entlastungsbeitrag für den Haushalt der Stadt<br />

<strong>Moers</strong>. Die Dividendenzahlungen sollten durch Änderungen im<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 11


Ergebnisse im Überblick<br />

Gesellschaftsvertrag und in der Eigenkapitalstruktur dauerhaft<br />

gesteigert werden.<br />

• Wegen der hohen Verschuldung und der abzuwartenden Verbesserung<br />

der Ertragslage sollte die Stadt <strong>Moers</strong> auch eine<br />

teilweise Veräußerung des Immobilienbestandes in Betracht<br />

ziehen. Die bislang gezeigten positiven Effekte der zunächst<br />

zur befristeten „Verschlankung“ durch Ausgliederung zeigen<br />

hier in die richtige Richtung.<br />

• Sowohl die Gewinnausschüttungen der ENNI auf der Einnahmeseite<br />

als auch die hohen Verlustübernahmen für den Gewerbepark,<br />

die Wirtschaftsförderungsgesellschaften (WFG,<br />

„wir4“) auf der Ausgabeseite stellen bedeutende Positionen<br />

im Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> dar.<br />

• Kritisch festzustellen ist, dass trotz des vielfältigen Engagements<br />

bei der Wirtschaftsförderung sich bislang kaum messbarer<br />

Nutzen für die Stadt <strong>Moers</strong> einstellt. Wegen der vertraglichen<br />

Gestaltung mit langen Vertragslaufzeiten ohne<br />

Kündigungsoptionen sind die Handlungsmöglichkeiten für die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> eingeschränkt.<br />

• Hier ist die Stadt als Mehrheitseignerin gefordert, Ihren entscheidenden<br />

Einfluss geltend zu machen, um die Ertragssituation<br />

in den betreffenden Unternehmen zu verbessern. Positiv<br />

ist anzumerken, dass das operative Geschäft der Wirtschaftsförderung<br />

inzwischen auf die „wir4“ konzentriert wurde, um<br />

so den Aufwand bei den anderen Gesellschaften zu minimieren.<br />

• Die Gewinnsparten Strom-, Wasser- und Gasversorgung bieten,<br />

wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung, insgesamt<br />

ein gutes Entlastungspotenzial, was letztlich über konzerninterne<br />

Verlustübernahmen und Gesamtgewinnausschüttungen<br />

dem städtischen Haushalt zugute kommen könnte.<br />

• Die Haushaltsentlastungswirkung der Sparten Strom und Gas<br />

liegt im interkommunalen Vergleich eher durchschnittlich,<br />

während sich die Wasserversorgung mit diesen Werten im<br />

Vergleich zu anderen Kommunen deutlich über den Mittelwerten<br />

positioniert.<br />

12<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Überblick<br />

• Steigerungen dieser Quoten sind über das Ausschüttungsverhalten<br />

der ENNI nicht zu erreichen, da das Versorgungsunternehmen<br />

bereits jetzt eine sehr kommunalfreundliche Ausschüttungspraxis<br />

mit jeweils fast 100 Prozent Gewinnausschüttung<br />

praktiziert. Es könnten allenfalls Umschichtungen<br />

in der Kapitalstruktur durch Substitution von Eigen- durch<br />

Fremdkapital und die damit verbundene Auskehrung des frei<br />

werdenden Eigenkapitals an die Gesellschafter zu Ergebnisverbesserungen<br />

führen.<br />

Personal und Organisation<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> konnte die Zahl ihrer Soll- und Ist- Stellen im<br />

Betrachtungszeitraum 2000 – 2004 nicht senken.<br />

• Bezogen auf die Einwohnerzahl weist die Personalquote interkommunal<br />

den mit Abstand höchsten Wert aus. Die Personalquote<br />

für die Stadt <strong>Moers</strong> bleibt annähernd auf dem Höchststand,<br />

wenn man sie im interkommunalen Vergleich um bestimmte<br />

weitere personalintensive Bereiche der Verwaltung<br />

bereinigt. Daran wird sich bei unveränderten Rahmenbedingungen<br />

auch bei Verabschiedung bzw.<br />

eventueller Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes<br />

<strong>2005</strong> - 2009 nichts ändern.<br />

• Das Dienstleistungsangebot ist gemessen an der Einwohnerzahl<br />

hoch, aber nicht überproportional. Die Gründe für die<br />

höchste Personalausstattung im Verhältnis zu den Einwohnern<br />

sind vielschic htig und sowohl in der überdurchschnittlichen<br />

Personalausstattung einzelner Organisationseinheiten zu suchen<br />

als auch in einer z.T. kleinteiligen und von vielen<br />

Schnittstellen geprägten Aufbauorganisation.<br />

• Das Planungsverhalten bei den Personalausgaben ist bezüglich<br />

der Über- und Unterschreitungen der Haushaltsansätze<br />

erst im Jahre 2004 wieder realistisch geworden, nachdem in<br />

den beiden vora ngegangenen Haushaltsjahren die Ansätze<br />

deutlich überschritten wurden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 13


Ergebnisse im Überblick<br />

• In der zeitlichen Ausgabenentwicklung der Personalausgaben<br />

spiegeln sich im Wesentlichen die gesetzlichen und tariflichen<br />

Steigerungen wider.<br />

• Die höchste Personalquote je 1.000 Einwohner, bedingt durch<br />

ein teilweise sehr hohes quantitatives Stellenniveau und einen<br />

höheren Anteil freiwilliger Leistungen, führt in der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> zur höchsten Personalausgabenquote je Einwohner.<br />

• Der bisherige Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes für<br />

die Jahre <strong>2005</strong> bis 2009 weist keine konkreten Maßnahmen<br />

aus, mit denen die Konsolidierungsbeiträge erreicht werden<br />

sollen, um die Personalausgaben im Verhältnis zu den Einwohnern<br />

auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Hier dürften<br />

vielmehr erst durch weitere und einschneidende Maßnahmen<br />

in Form von Dienstleistungsabbau, Reorganisation und veränderter<br />

Personalbemessung grundlegende Verbesserungen der<br />

Gesamtlage und der Kennzahl zu erwarten sein.<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt in der Informationstechnik über ein<br />

durchschnittliches Leistungsspektrum, das sich trotz des vorhandenen<br />

Anschlusses an das kommunale Gebietsrechenzentrum<br />

kostengünstig in Form der Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />

darstellen lässt. Die anstehenden Restrukturierungsprozesse<br />

in der Verwaltung machen einen verstärkten,<br />

die Effizienz steigernden Einsatz des IT-Bereichs notwendig.<br />

• Durch die ungünstige Einwohnerschlüsselung nach dem<br />

KWahlG ist die Stadt <strong>Moers</strong> zunächst bei den Ausgaben für<br />

Ratsarbeit in Relation zu den Einwohnern gegenüber einwohnerstärkeren<br />

Kommunen benachteiligt. Gleichwohl hat sie im<br />

Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung ihren Ermessenspielraum<br />

bisher noch nicht genutzt und weder die Anzahl der<br />

Ratsmandate noch die Anzahl der Ausschüsse auf das arbeitsökonomisch<br />

notwendige Maß freiwillig reduziert. Angesichts<br />

der Ergebnisse der letzten Kommunalwahl und der aktuellen<br />

und mittelfristigen Haushaltslage ist auch bei der<br />

Ratsarbeit noch ein Konsolidierungspotenzial vorhanden.<br />

14<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Überblick<br />

Jugend<br />

• Im interkommunalen Vergleich sind die Aufwendungen je<br />

Hilfefall der Heimerziehung und Vollzeitpflege über den Mittelwerten.<br />

Trotzdem sind die finanziellen Belastungen für den<br />

Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund der geringen Fallzahlen<br />

vergleichsweise niedrig. Die Gründe sind in der gezielten<br />

Steuerung der Hilfen und dem verstärkten Einsatz ambulanter<br />

Hilfen zu sehen. Dazu trägt ebenfalls das Hilfeplanverfahren<br />

bei, in dem die Wirtschaftliche Jugendhilfe in den Entscheidungsprozess<br />

mit eingebunden ist.<br />

• Verbesserungspotenzial sehen wir in einer differenzierteren<br />

Aufbereitung der Daten der Erzieherischen Hilfen, um eine<br />

noch zielgenauere Steuerung vornehmen zu können.<br />

• Die Bündelung planerischer Aufgaben in einer Stabsstelle für<br />

mehrere Bereiche vereinfacht die ganzheitliche und übergreifende<br />

Jugendhilfeplanung in der Stadt <strong>Moers</strong>, die für eine<br />

strategische Steuerung notwendig ist.<br />

• Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wird von der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> voll erfüllt. Der Zuschussbedarf je Platz und Jahr<br />

stellt sich im interkommunalen Vergleich zufrieden stellend<br />

dar. Bei den freiwilligen Zuschüssen verhält sich die Stadt zurückhaltend.<br />

Es werden nur Gruppen nach dem aktuellen Bedarf<br />

befristet gefördert. Die Höhe der fre iwilligen Zuschüsse<br />

befindet sich im interkommunalen Vergleich deutlich unter<br />

dem Mittelwert.<br />

• Handlungsnotwendigkeiten aufgrund der Nachfrageentwic k-<br />

lungen nach Angeboten der Tagesbetreuung werden von der<br />

Stadt erkannt. Gezielt gesteuerte Planungsprozesse zur Differenzierung<br />

des Leistungsspektrums der Tagesbetreuung bei<br />

gleichzeitiger Anpassung des Gesamtangebotes werden von<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> durch regelmäßige Fortschreibungen des Bedarfsplanes<br />

vorgenommen.<br />

• In dem Betrachtungszeitraum hat die Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich<br />

zu anderen Kommunen bis zum Jahr 2002 niedrigere<br />

Einnahmen aus Unterhaltsbeträgen verwirklichen können. Die<br />

Intensivierung der Verfolgung dieser Ansprüche durch einen<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 15


Ergebnisse im Überblick<br />

wirtschaftlichen Personaleinsatz hat die Einnahmesituation<br />

bemerkenswert verbessern können.<br />

Bauleistungen<br />

• Die Ausschreibung und die Vergabe liegen in der Hand verschiedener<br />

Fachabteilungen der Stadtverwaltung. Der gesamte<br />

Vergabevorgang wird von einer zentralen Vergabestelle<br />

durchgeführt. Der technische Rechnungsprüfer wird an der<br />

Submission und der Vergabeentscheidung beteiligt. Insgesamt<br />

schneidet die Stadt <strong>Moers</strong> mit der Organisation und<br />

Funktion des Vergabewesens im interkommunalen Vergleich<br />

überdurchschnittlich ab.<br />

• Im Prüffeld „Prüfung der Vertragsbedingungen“ erreicht die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> einen neuen Minimumwert. Dieser Wert wird sich<br />

aber nach Einführung der zurzeit überarbeiteten Angebotsunterlagen<br />

sofort erheblich verbessern.<br />

• Im Prüffeld „Konformität mit der VOB“ wird von uns festgestellt,<br />

dass es zu Mengenabweichungen von mehr als 10 Prozent<br />

bei der Mehrheit der ausgeführten Positionen ohne Vereinbarung<br />

neuer Einheitspreise kommt. Die förmliche Beauftragung<br />

der Nachträge erfolgt häufig nicht.<br />

• Während im Prüffeld „Vollständigkeit der Bauakten“ ein positives<br />

Ergebnis über dem interkommunalen Mittelwert erreicht<br />

wird, liegt die Stadt <strong>Moers</strong> im Prüffeld „Vergleich der Auftrags-<br />

zu den Abrechnungssummen sowie Auswertung der<br />

Nachträge“ bei den Überschreitungen der Auftragssummen in<br />

der Höhe der Überschreitungen unter dem interko mmunalen<br />

Mittelwert. Der Wert der Höhe der Unterschreitungen der Auftragssummen<br />

liegt im Bereich des interkommunalen Mittelwertes.<br />

• Bei der Höhe der Nachträge erreicht die Stadt <strong>Moers</strong> ein ü-<br />

berdurc hschnittliches Vergleichsergebnis. Dies resultiert aus<br />

der Tatsache, dass die Mehrzahl der Hochbaumaßnahmen Sanierungen<br />

sind, bei denen ein erhöhter Anteil an Nachträgen<br />

entsteht.<br />

16<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Überblick<br />

• Die Bauaufsicht verzeichnet gleich bleibende Ausgaben bei<br />

sinkenden Einnahmen. Die Gebühreneinnahmen für Bauanträge<br />

kö nnen nicht direkt durch die Stadt <strong>Moers</strong> beeinflusst<br />

werden, jedoch sollten die freiwilligen und bisher zum Teil<br />

kostenlosen Leistungen hinsichtlich einer Gebührenerhebung<br />

bzw. -anhebung überdacht werden. Weiter sollte eine Organisationsuntersuchung<br />

durchgeführt werden, um die Aufgabenverteilung<br />

möglichst zeitnah dem Arbeitsanfall anzupassen.<br />

• Der Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht liegt erheblich<br />

unter dem interkommunalen Mittelwert.<br />

• Die Unterhaltungsprojekte im Hochbaubereich werden gemäß<br />

dem Sanierungsbedarf ausgeführt. Der Bestand an Immobilien<br />

sollte reduziert werden.<br />

• Der Immobilienbestand befindet sich in keinem guten Zustand.<br />

Die Bauunterhaltung dient der Unfallverhütung, Aktualisierung<br />

des Brandschutzes und der PCB-Sanierung. Werteverluste<br />

sind bereits zu verzeichnen.<br />

• Der Tiefbaubereich sollte nach fertig gestellter Aufnahme und<br />

Bewertung der Straßen, den Bedarf an Sanierungen und<br />

Rückstellungen definieren. Bei der Straßensanierung sollte<br />

langfristig der Werteverlust im Auge behalten werden.<br />

• Die Situation der Infrastrukturerhaltung ist zufrieden stellend.<br />

Die Ausgaben für die Unterhaltung der Gemeindestraßen und<br />

der Park- und Gartenanlagen liegen unter dem interkommunalen<br />

Mittelwert. Wir empfehlen nach der Erfassung der Straßen<br />

und Grünflächen aussagekräftige Kennwerte und Einsparpotenziale<br />

aufzuzeigen.<br />

• Die Park- und Grünflächen der Stadt <strong>Moers</strong> werden nach und<br />

nach mit einer pflegearmen Bepflanzung bestückt. Wir empfehlen,<br />

den Pflegestandard weiterhin zu senken und für festgelegte<br />

Bereiche genau zu definieren.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 17


Ergebnisse im Überblick<br />

Gebäudewirtschaft<br />

• Mit der Gründung und im Rahmen des „Echtbetriebs“ des<br />

Zentralen Gebäudemanagements sind zwischenzeitlich einige<br />

gute Teilergebnisse erarbeitet worden. Vor diesem Hintergrund<br />

empfehlen wir, die geplante Umstrukturierung konsequent<br />

mit dem Ziel weiter zu verfolgen, einen ganzheitlichen<br />

organisatorischen Rahmen zu schaffen und die Gebäudebewirtschaftung<br />

aus einer Hand zu realisieren.<br />

• Die notwendigen Daten zur Bewirtschaftung sind teilweise<br />

nicht verfügbar, teilweise unsystematisch aufgestellt und erhoben.<br />

Eine bewusste und fundierte Entscheidung auf dieser<br />

Basis scheint schwerlich möglich, zumal Erfolgsindikatoren,<br />

wie z.B. steuerungsrelevante Kennzahlen, noch fehlen.<br />

• Die vordringlichsten Aufgaben im Rahmen der Umsetzung<br />

professioneller Gebäudewirtschaft sind in Bearbeitung und<br />

weisen in ihrer perspektivischen Ausrichtung erfolgversprechende<br />

Ansätze auf.<br />

• Im Bereich der Bauunterhaltungsausgaben je Quadratmeter<br />

Bruttogrundfläche ist eine Darstellung nur eingeschränkt und<br />

ein Vergleich gar nicht möglich.<br />

• Unter Berücksichtigung der im Vermögenshaushalt verbuchten<br />

Ausgaben ist die Höhe der Bauunterhaltungsausgaben für<br />

die untersuchten Gebäude im arithmetischen Mittel sehr deutlich<br />

unterhalb des durch die KGSt ermittelten Richtwertes.<br />

Aus unserer Sicht liegt im gesamten Betrachtungszeitraum<br />

eine Unterdeckung der notwendigen finanziellen Mittel vor.<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt im Bereich der Energiebewirtschaftung<br />

über sehr gute Möglichkeiten und hat hier in der Vergangenheit<br />

bereits ein hohes Optimierungspotenzial realisieren<br />

können. In den letzten Jahren fehlte es eindeutig an der<br />

Kontinuität der Basisarbeit, so dass ein wirtschaftlich verantwortungsvoller<br />

Umgang mit Energie durch Analyse von Daten<br />

nicht möglich ist. Die Stadt hat jedoch in diesem Bereich alle<br />

Möglichkeiten kurzfristig eine Veränderung und Entwic klung<br />

zu realisieren.<br />

18<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Überblick<br />

• Im Bereich der Gebäudereinigung hat die Stadtverwaltung<br />

das enorme wirtschaftliche Potenzial erkannt und ansatzweise<br />

durch die im März 2001 geschlossene Dienstvereinbarung<br />

umzusetzen versucht. Dies zielt vom Grundsatz in die richtige<br />

Richtung, stellt sich jedoch durch die faktische Selbstbeschränkung<br />

auf ausschließlich Eigenreinigung als langfristig<br />

wenig Erfolg versprechend dar.<br />

• Insoweit gilt, dass die Gebäudereinigung der Stadt <strong>Moers</strong> aus<br />

unserer Sicht weiter professionalisiert und neu geordnet werden<br />

sollte. Da sich durch eine Optimierung der Reinigung erfahrungsgemäß<br />

relativ schnell Wirtschaftlichkeitseffekte erzielen<br />

lassen, sollte die Stadt unmittelbar aktiv werden und insbesondere<br />

erforderliche Maßnahmen einleiten, z.B. objektbezogene<br />

Abbildung der Reinigungskosten zur Erhöhung der<br />

Kostentransparenz in der Eigen- und möglicherweise künftigen<br />

Fremdreinigung, Sukzessive, sozialverträgliche Erhöhung<br />

des Anteils der Fremdreinigung.<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> hat richtigerweise die Hausmeisterdienste im<br />

Zentralen Gebäudemanagement integriert und hier mit der<br />

Reinigung in einem Sachgebiet zusammengeführt.<br />

• Die Arbeitsbelastung des Zentralen Gebäudemanagements<br />

führt dazu, dass notwendige operative Betreuungsaufgaben<br />

und eine strategische Planung zur Aufgabenentwic klung nicht<br />

wahrgenommen werden können.<br />

• Die relativ unkoordinierte und wenig strukturierte Arbeitsweise<br />

bei Sachversicherungen ist insbesondere darauf zurückzuführen,<br />

dass bei der Gründungsphase des Zentralen Gebäudemanagement<br />

Prioritäten im Handlungskatalog gesetzt werden<br />

mussten. Bedarf besteht an einer zeitgemäßen Unterstützung<br />

durch Standardsoftware im Hinblick auf Informationsflüsse<br />

und die Auswertung vorhandener Daten.<br />

• Eine Neuausschreibung der Sachversicherung sollte zu spürbaren<br />

Einsparungen und zu einer Verbesserung der Vertragsgestaltung<br />

führen.<br />

• Letztlich sollte die Wahrnehmung des Versicherungswesens<br />

im Zusammenhang mit der Ausübung gebäudewirtschaftlicher<br />

Aufgaben als ein wichtiger Baustein in der Entwicklung einer<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 19


Ergebnisse im Überblick<br />

ganzheitlichen und zentralen Gebäudewirtschaft an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

Bildung und Kultur<br />

• Im Kulturbereich ist die Stadt <strong>Moers</strong> mit ihren Einric htungen<br />

vielfältig und qualitativ gut aufgestellt. Allerdings passen einige<br />

hochkarätige und kostenintensive kulturelle Nischenangebote<br />

(in erster Linie das Schlosstheater) nicht in das Bild der<br />

problematischen Haushaltslage. Die Stadt <strong>Moers</strong> leistet sich<br />

mehr als vergleichbare Städte.<br />

• Will die Stadt <strong>Moers</strong> örtliche kulturelle Besonderheiten dauerhaft<br />

erhalten, sollte sie verstärkt auf die private Wirtschaft<br />

zugehen (Trägerschaft durch Stadtkulturbund) und lokale Kulturpolitik<br />

mit regionalen Kulturkonzepten verbinden (vgl.<br />

Leitbild des Kulturraum Niederrhein e.V.).<br />

• Der überdurchschnittliche Zuschussbedarf für die <strong>Moers</strong>er<br />

Zentralbibliothek mit zwei Zweigstellen erklärt sich durch eine<br />

besonders gute Bibliotheksarbeit, die sehr offen gehandhabt<br />

wird. Dies zeigt sich nicht zuletzt an einem sehr gut geführten<br />

<strong>Bericht</strong>swesen (insbesondere zur Verwendung der Personalressourcen).<br />

Wir halten dies sogar für mustergültig und geeignet<br />

für die Gesamtverwaltung.<br />

• Die Konsolidierungsanstrengungen im Bibliothekenbereich<br />

zeigen sich daran, dass zwei Stadtteilbibliotheken geschlossen<br />

wurden, was aber beim Zuschussergebnis 2003 noch keine<br />

wesentliche Entlastung bewirkt e.<br />

• Für die weitere Orientierung halten wir es wegen der extrem<br />

schlechten Haushaltslage für geboten, nicht nur das Kostenund<br />

Leistungsniveau gleichgroßer oder größerer Städte in den<br />

Blick zu nehmen, sondern auch die Maßstäbe kleinerer Stadtbibliotheken<br />

für die Aufgabenerledigung verstärkt heranzuziehen.<br />

• Beim Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung erreicht die<br />

Volkshochschule <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleichsjahr<br />

2003 einen sehr hohen Wert. Durch eine altersbedingte Per-<br />

20<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Überblick<br />

sonalfluktuation werden aber schon in <strong>2005</strong> erste Einspareffekte<br />

zu erzielen sein.<br />

• Wir sehen die Chance, dass <strong>Moers</strong> in den kommenden Jahren<br />

den interkommunalen Mittelwert erreicht oder sogar unterschreitet.<br />

Letzteres wird umso eher eintreten, je schneller es<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> auf dem Verhandlungswege gelingt, höhere<br />

Zuschussleistungen mit Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn<br />

zu vereinbaren.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 21


Ergebnisse im Überblick<br />

22<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Ergebnisse im Einzelnen<br />

Ergebnisse im Einzelnen<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 23


KIWI<br />

KIWI<br />

Ziele des KIWI<br />

Mit dem Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit - KIWI - sollen die wesentlichen<br />

Ergebnisse der Prüfung im Blick auf die wirtschaftliche Situation<br />

der Kommune zusammengefasst dargestellt werden. Hierdurch ist<br />

es möglich, kurz und prägnant Handlungserfordernisse und -<br />

möglichkeiten aufzuzeigen. Er soll der Kommune helfen, eine Standortbestimmung<br />

im interkommunalen Vergleich vorzunehmen und dient der<br />

Orientierung für die Zukunft.<br />

Diese Ziele versucht der KIWI, über eine umfassende Betrachtung der<br />

Kommune zu erreichen. Auf der Basis hoch aggregierter und steuerungsrelevanter<br />

Kennzahlen erfolgt eine gemeinsame Darstellung der<br />

wichtigsten Kennzahlen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit mittels<br />

einer Bewertung auf einer Bewertungsskala von 1 bis 5 sowie eines sich<br />

aus der Bewertung ergebenden Ampelsignals (Spalten „Gemeindeprofil“<br />

und „Index“).<br />

Der KIWI ist eine zusätzliche Darstellungsform zu den Teilberichten der<br />

einzelnen Fachbereiche. Detaillierte Erläuterungen finden sich in den<br />

<strong>Bericht</strong>steilen.<br />

Die Bewertung erfolgt allein unter den Aspekten der Handlungsnotwendigkeit<br />

und der Handlungsmöglichkeit. Die im KIWI dargestellten Kennzahlenwerte<br />

sind Indikatoren, die die Ausgangsbasis für weitergehende<br />

Analysen der einzelnen Prüffelder sind. Ziel ist hierbei die Ursachenermittlung<br />

für vorgefundene Kennzahlenwerte. Dabei werden örtliche und<br />

individuelle Besonderheiten berücksichtigt.<br />

Die Analysen verfolgen den Zweck, Handlungsempfehlungen auszusprechen,<br />

die praxisorientiert sind. Die sich hieran anschließende Bewertung<br />

im Rahmen des KIWI trifft daher allein eine Aussage zu dem Maß und<br />

dem Umfang, indem eine Kommune aus Sicht der <strong>GPA</strong> NRW aktiv werden<br />

sollte.<br />

Im Rahmen dieser Bewertung werden keine Schulnoten erteilt, vielmehr<br />

soll über den KIWI ein anschauliches Bild über empfehlenswerte<br />

Schwerpunkte künftiger Aktivitäten der Kommune gegeben werden.<br />

24<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


KIWI<br />

Ebenso wird mit dem KIWI kein Ranking betrieben. Die Vergleichswerte<br />

werden daher anonymisiert dargestellt. Informationen über eine Kommune<br />

werden grundsätzlich nur weiter gegeben, wenn die Kommune<br />

hiermit einverstanden ist.<br />

Die Bewertung der Handlungsnotwendigkeit und der Handlungsmö glic h-<br />

keit erfolgt nicht unmittelbar aus dem Kennzahlenwert selbst, so dass<br />

eine positive oder negative Abweichung vom Mittelwert nicht zwangslä u-<br />

fig eine positive oder negative Bewertung nach sich zieht.<br />

Unter Berücksichtigung örtlicher und individueller Besonderheiten wird<br />

beurteilt, ob die Kommune sämtliche Handlungspotentiale identifiziert<br />

hat und diese in entsprechende Realisierungskonzepte aufgenommen<br />

hat. Hierbei werden auch die zeitnahe Umsetzung und der Einsatz von<br />

Controllingmechanismen bewertet.<br />

So ist es beispielsweise möglich, dass ein zahlenmäßig guter Wert mit<br />

der Bewertung 2 (rot) versehen wird, da eine Kommune in dem betreffenden<br />

Fall diesen guten Wert durchaus noch nenneswert verbessern<br />

kann und diese Möglichkeit bisher noch nicht erkannt hat. Umgekehrt ist<br />

es auch möglich, dass ein zahlenmäßig schlechter Wert mit der Bewertung<br />

4 (grün) versehen wird, da die Kommune die Handlungsnotwendigkeit<br />

erkannt hat und bereits sämtliche möglichen Gegensteuerungsma ß-<br />

nahmen ergriffen hat, die sich zum Zeitpunkt der Prüfung jedoch noch<br />

nicht ausgewirkt haben.<br />

Die KIWI – Bewertungsmerkmale sind wie folgt definiert:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 25


KIWI<br />

KIWI - Bewertungsrahmen<br />

Bewertung Ampel Index<br />

Dringender,<br />

offensichtlicher<br />

Handlungsbedarf, für den es<br />

weitreichende Handlungsmöglichkeiten<br />

gibt.<br />

Handlungsbedarf ist gegeben. Es<br />

bestehen Handlungsmöglichkeiten mit<br />

einer deutlichen Ergebnisverbesserung.<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

sind<br />

vorhanden, Handlungsbedarf ist nicht<br />

zwingend.<br />

Handlungsmöglichkeiten auf der Basis<br />

einer ergebnisorientierten Steuerung<br />

werden nahezu vollständig genutzt.<br />

Außergewöhnliche zielgerichtete<br />

Aktivitäten der Kommune, die<br />

grundsätzlich auf andere Kommunen<br />

übertragbar sind (Best Practice).<br />

Rot 1<br />

Rot 2<br />

Gelb 3<br />

Grün 4<br />

Grün 5<br />

Sofern aufgrund nicht ausreichend gesicherter Erkenntnisse eine Bewertung<br />

nicht möglich ist, wird das Ampelsymbol auf weiß gesetzt.<br />

In der nachfolgenden Gesamtübersicht sind auch weitere Bereiche aufgeführt,<br />

zu denen keine Werte erhoben wurden bzw. werden. Dies liegt<br />

zum einen daran, dass diese Bereiche in der Kommune nicht angetroffen<br />

wurden und / oder zum anderen daran, dass in diesen Bereichen derzeit<br />

noch die konzeptionellen Grundlagen geschaffen werden.<br />

KIWI in Tabellenform<br />

Auf der folgenden Seite finden Sie den KIWI in tabellarischer Form.<br />

26<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Kennzahl<br />

Indikator<br />

Stadt<br />

<strong>Moers</strong><br />

Vergleichswerte der Kommunen<br />

Minimum Maximum Mittelwert<br />

Gemeindeprofil<br />

KIWI-<br />

Bewertung<br />

Finanzen<br />

Strukturelles Defizit oder Freie Spitze je Einwohner € je Einwohner -163,68 -295,44 118,07 -95,19 2<br />

Laufende Einnahmen des VwH je Einwohner € je Einwohner 1.636 1.012 2.054 1.411 3<br />

Sachausgaben je Einwohner € je Einwohner 402 242 579 347 3<br />

Schuldenstand je Einwohner € je Einwohner 3.424 141 4.026 1.582 2<br />

Beteiligungen<br />

Haushaltsquote der Stromversorgung Prozent 92,01 81,65 129,09 93,36 3<br />

Nachrichtlich:<br />

Jahresergebnis der Stromversorgung je MWH<br />

€ je MWH 4,79 -1,05 11,52 5,59 3<br />

Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung Prozent 91,83 -100,00 129,09 56,83 4<br />

Nachrichtlich:<br />

Jahresergebnis der Wasserversorgung je m³<br />

€ je m³ 10,60 -26,50 28,00 1,20 4<br />

Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung Prozent 91,83 81,65 129,09 93,91 3<br />

Nachrichtlich:<br />

Jahresergebnis der Gasversorgung je MWH<br />

€ je MWH 2,98 1,09 6,96 2,98<br />

Haushaltsbelastung der Bäder je Einwohner € je Einwohner<br />

Nachrichtlich:<br />

Jahresergebnis der Bäder je Besucher<br />

€ je Besucher<br />

Personalquote - Anzahl der Ist-Stellen je 1.000<br />

Einwohner<br />

Stellen je<br />

1.000<br />

Einwohner<br />

11,23 7,09 11,23 8,79 1<br />

Personalausgaben je Einwohner € je Einwohner 514,00 353,00 514,00 432,00 1<br />

Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21.<br />

Lebensjahr<br />

Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute<br />

Wohnform Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr<br />

in Euro<br />

Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je<br />

Hilfefall und Jahr in Euro<br />

Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen für<br />

Kinder pro Jahr in Euro<br />

Personal und Organisation<br />

Jugend und Soziales<br />

€ je Einwohner<br />

bis zum 21.<br />

Lebensjahr<br />

269,30 161,70 369,00 277,60 4<br />

€ je Hilfefall 44.545 23.384 51.913 39.285 4<br />

€ je Hilfefall 11.162 6.344 12.081 9.225 4<br />

€ je Platz 1.242 1.020 1.792 1.282 3<br />

Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für<br />

Kinder freier Träger pro Jahr in Euro<br />

Fehlbetrag / Zuschussbedarf je Leistungsbezieher nach<br />

dem AsylbLG und Jahr in Euro<br />

Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht<br />

(UA 613)<br />

Bauunterhaltungsausgaben je Einwohner<br />

€ je Platz 149,00 47,50 481,70 246,90 4<br />

€ je Leistungsbezieher<br />

Prozent 43,20 21,20 164,10 71,40 3<br />

€ je Einwohner<br />

Bauleistungen<br />

nicht<br />

ermittelbar<br />

Kosten der Infrastrukturerhaltung je Einwohner € je Einwohner 46,78 25,25 97,13 61,78 3<br />

Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft Prozent 45,50 15,20 92,10 43,68 3<br />

Ausgaben Bauunterhaltung<br />

Bewirtschaftungsausgaben<br />

Gebäudewirtschaft<br />

nicht<br />

€ je m² BGF<br />

ermittelbar<br />

nicht<br />

€ je m² BGF ermittelbar<br />

Bildung / Kulturpflege<br />

Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner € je Einwohner 26,05 5,29 33,98 19,54 2<br />

Zuschussbedarf Erwachsenenbildung je Einwohner € je Einwohner 4,98 1,12 5,49 3,22 3<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 27


28<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Finanzen<br />

Vorbemerkung<br />

Im Rahmen der überörtlichen Prüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> wurde die Beachtung der Bestimmungen der<br />

Gemeindeordnung (GO) bzw. Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO)<br />

für die Haushaltsjahre 2000 bis 2003 geprüft.<br />

Soweit es für die Auswertung der Daten bzw. für das Aufzeigen eines<br />

Trends erforderlich war oder sinnvoll erschien, sind die Daten um die<br />

Jahre 1999 und 2004 erweitert worden.<br />

Aus der Vielzahl der erhobenen Haushaltsdaten der Stadt <strong>Moers</strong> haben<br />

wir steuerungsrelevante Kennzahlen gebildet, die in den Kommunalindex<br />

für Wirtschaftlichkeit (KIWI) einfließen. Mit Hilfe dieser Kennzahlen vergleichen<br />

wir inter- und intrakommunal die Situation der Stadt <strong>Moers</strong> mit<br />

den Werten der anderen bisher durch uns geprüften Städte und Gemeinden,<br />

um Entwicklungen und Tendenzen im Prüfungszeitraum erkennen,<br />

dokumentieren und analysieren zu können. Bezogen auf das<br />

Haushaltsjahr 2003 wurden bisher mehr als 120 Städte und Gemeinden<br />

verglichen. Von diesen mehr als 120 Städten haben 18 Städte mehr als<br />

60.000 Einwohner.<br />

Mit einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung wurden Aufgaben der Wirtschaftsförderung<br />

von den Partnerstädten Kamp-Lintfort, Neukirchen-<br />

Vluyn und Rheinberg auf <strong>Moers</strong> übertragen. Darin wurden auch Beteiligungsrechte<br />

und -pflichten vereinbart. „wir4“ als Anstalt öffentlichen<br />

Rechts der Stadt <strong>Moers</strong> nimmt seit 2001 diese Aufgaben für die vier<br />

Partner wahr. Darum legen wir unser Augenmerk bei der vergleichenden<br />

Betrachtung zusätzlich auf diese Region.<br />

Bei unserer Betrachtung der Aufgabenstruktur der Stadt <strong>Moers</strong> berücksichtigen<br />

wir auch, dass die Stadt <strong>Moers</strong> als Mittelzentrum Bedarfe für<br />

die umliegenden Städte und Gemeinden des Kreises Wesel abdeckt. Dieses<br />

trifft insbesondere für den Schul- und Kulturbereich und die Infrastruktur<br />

zu.<br />

Im Prüfgebiet Finanzen bilden wir folgende KIWI- Kennzahlen:<br />

• Strukturelles Defizit je Einwohner,<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 29


Finanzen<br />

• laufende Einnahmen des Verwaltungshaushaltes je Einwohner,<br />

• Verwaltungs- und Sachkosten je Einwohner und<br />

• Schuldenstand je Einwohner.<br />

Da eine Vielzahl von Kommunen in den vergangenen Jahren Ausgliederungen<br />

vorgenommen haben, wurden bei den Kennzahlen „Verwaltungsund<br />

Sachkosten“ und „Schuldenstand“ die Sondervermögen mit in die<br />

Bewertung einbezogen, beim Schuldenstand und Schuldendienst zusätzlich<br />

die Verschuldung und die Zins- und Tilgungsleistungen der Mehrheitsbeteiligungen<br />

und Anstalten öffentlichen Rechts.<br />

Bei der Stadt <strong>Moers</strong> betrifft dies folgende Mehrheitsbeteiligungen bzw.<br />

Anstalten des öffentlichen Rechts:<br />

• Grafschafter Gewerbepark GmbH<br />

• wir4<br />

• Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft<br />

<strong>Moers</strong> mbH<br />

• Trägergesellschaft Technologiezentrum Rheinpreussen mbH<br />

• Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH<br />

• Grundstücksgesellschaft „Königlicher Hof“ mbH<br />

• Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH<br />

• Stadtbau <strong>Moers</strong> Entwicklungs-, Erschließungs- und Verwaltungsgesellschaft<br />

mbH<br />

• Grundstücksgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH (liquidiert)<br />

Das Bezugsjahr für den interko mmunalen Vergleich ist das Jahr 2003.<br />

Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, wurden die erhobenen Soll-<br />

Einnahmen und Soll-Ausgaben sowohl zeitlich als auch sachlich bere i-<br />

nigt.<br />

Bei der zeitlichen Bereinigung wurden die im jeweiligen Haushaltsjahr<br />

gebildeten Haushaltsreste fiktiv als Einnahmen bzw. Ausgaben des la u-<br />

fenden Jahres mitgerechnet; alte Haushaltsausgabereste hingegen ble i-<br />

ben unberücksichtigt, sofern sie nicht in Abgang gebracht wurden.<br />

30<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Um eine Vergleichsbasis mit anderen geprüften Kommunen zu schaffen,<br />

wird zusätzlich eine sachliche Bereinigung vorgenommen. Hierfür nehmen<br />

wir folgende Standardkorrekturen vor:<br />

Sachliche Bereinigung der Solleinnahmen und Sollausgaben<br />

Im Verwaltungshaushalt abzüglich<br />

Innere Verrechnungen<br />

Im Vermögenshaushalt abzüglich<br />

Kredite /Tilgungen für Umschuldungen<br />

Kalkulatorische Kosten<br />

Abdeckung von Fehlbeträgen aus<br />

Vorjahren<br />

Erstmalig für das Haushaltsjahr 2002 hat die Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund des<br />

Erlasses des Innenministers NRW vom 1. März 2001 über die Zulassung<br />

von Ausnahmen auf der Grundlage der Dokumentation des Konzeptes<br />

für einen doppischen Kommunalhaushalt im Neuen Kommunalen Finanzmanagement<br />

(Modellprojekt Doppik) gemäß § 126 GO eine Haushaltssatzung<br />

erlassen, die den Haushaltsplan in einen kameralen Teil<br />

(Verwaltungs- und Vermögenshaushalt) und wegen der Erprobung eines<br />

doppischen Kommunalhaushaltes in einen doppischen Teil (Ergebnisund<br />

Finanzplan) gegliedert. Im doppischen Pilotbereich sind die ehemaligen<br />

Unterabschnitte 333-Musikschule, 350-Volkshochschule und 352-<br />

Stadtbibliothek zusammengefasst.<br />

Ab dem Haushaltsjahr 2004 ist der doppische Pilotbereich um die Unterabschnitte<br />

Sport, Bäder, Feuerwehr, Gleichstellungsamt und Bauordnungsamt<br />

erweitert worden. Die Stadt <strong>Moers</strong> hat für den doppischen<br />

Haushaltsteil der jeweiligen Haushaltsjahre eine Rückrechnung vom<br />

NKF -Jahresabschluss zum kameralen Zuschuss über die Teilergebnisrechnung<br />

vorgenommen. Diese Beträge haben wir bei der Ermittlung der<br />

nachfolgend dargestellten Einnahmen und Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />

berücksichtigt. Ferner fanden diese Zahlen auch Eingang bei<br />

der Ermittlung der Sachausgaben der Gruppen 5 und 6.<br />

Haushaltsergebnisse der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Für die Jahre 2000 bis 2003 ergeben sich folgende zeitlich und sachlich<br />

bereinigte Jahresrechnungsergebnisse im Verwaltungshaushalt:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 31


Finanzen<br />

Bereinigung der Einnahmen und Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Einnahmen des<br />

Verwaltungshaushalts<br />

216.261 220.021 187.448 185.307<br />

+ Einnahmen in den NKF-<br />

Pilotbereichen *)<br />

0 0 2.429 2.295<br />

./. Innere Verrechnungen 14.662 14.032 3.678 3.684<br />

./. Kalkulatorische Kosten 7.627 7.466 5.927 6.226<br />

Bereinigte Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />

193.971 198.523 180.273 177.692<br />

Ausgaben des<br />

Verwaltungshaushalts<br />

221.669 224.730 203.401 206.245<br />

+ Ausgaben in den NKF-<br />

Pilotbereichen *)<br />

0 0 5.164 5.155<br />

./. Zuweisungen an die NKF-<br />

Pilotbereichen (Gr. 718)<br />

0 0 2.762 2.571<br />

./. Innere Verrechnungen 14.662 14.032 3.678 3.684<br />

./. Kalkulatorische Kosten 7.627 7.466 5.927 6.226<br />

./. Altfehlbeträge 12.668 8.324 5.408 4.709<br />

Bereinigte Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />

186.711 194.908 190.790 194.209<br />

Differenz zwischen bereinigten<br />

Einnahmen und bereinigten Ausgaben<br />

7.260 3.615 -10.517 -16.517<br />

des Verwaltungshaushalts<br />

*) Quelle: Jahresrechnungsstatistiken 2002 und 2003 der Stadt <strong>Moers</strong> für die NKF-<br />

Pilotbereiche<br />

In der Vier-Jahres-Betrachtung wiesen die bedeutenden Einnahmen des<br />

Verwaltungshaushalts Schwankungen auf. Hierauf gehen wir bei der<br />

Einzelbetrachtung der einzelnen Einnahmearten detailliert ein. Die Ausgaben<br />

des Verwaltungshaushaltes waren im Durchschnitt konstant.<br />

Bei der Betrachtung des Vermögenshaushaltes ergaben sich für den<br />

gleichen Zeitraum folgende Ergebnisse:<br />

Bereinigung der Einnahmen und Ausgaben des Vermögenshaushalts<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Einnahmen/Ausgaben des<br />

Vermögenshaushalts<br />

50.007 53.930 58.284 49.080<br />

Umschuldungen 11.542 18.255 16.364 20.919<br />

Bereinigte Einnahmen/Ausgaben<br />

des Vermögenshaushalts<br />

38.465 35.675 41.920 28.161<br />

32<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Haushaltsausgleich<br />

Analyse des Haushaltsausgleichs<br />

Der in § 75 Abs. 3 GO geforderte jährliche Haushaltsausgleich bezieht<br />

sich sowohl auf die Haushaltsplanung als auch auf die Haushaltsrechnung.<br />

Auch der Finanzplan soll nach § 24 Abs. 4 GemHVO<br />

ausgeglichen sein.<br />

Die Salden zwischen den bereinigten Einnahmen und Ausgaben stellen<br />

sich im Zeitverlauf wie folgt dar:<br />

Haushaltsüberschüsse/Haushaltsfehlbeträge des Verwaltungshaushaltes<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Einnahmen 193.971 198.523 180.273 177.692<br />

Ausgaben 186.711 194.908 190.790 194.209<br />

Überschuss/Fehlbetrag 7.260 3.615 -10.517 -16.517<br />

Haushaltsüberschüsse/Haushaltsfehlbeträge des Vermögenshaushaltes<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Einnahmen 38.465 35.675 41.920 28.161<br />

Ausgaben 38.465 35.675 41.920 28.161<br />

Saldo 0 0 0 0<br />

Rückzuführung an den Verwaltungshaushalt<br />

Die Zuführung von Mitteln der allgemeinen Rücklage oder von Veräußerungserlösen<br />

des Vermögenshaushalts an den Verwaltungshaushalt wird<br />

als Rückzuführung bezeichnet. § 22 Abs. 3 GemHVO nennt die Voraussetzungen,<br />

unter denen Rückführungen rechtlich zulässig sind.<br />

In der kommunalaufsichtlichen Praxis wurde eine Rückzuführung in der<br />

Vergangenheit regelmäßig immer dann als rechtlich problematisch angesehen,<br />

wenn Maßnahmen des Vermögenshaushalts gleichzeitig – zumindest<br />

teilweise – kreditfinanziert werden mussten. Daher haben wir die<br />

Rückzuführungen im Zusammenhang mit den von der Stadt <strong>Moers</strong> getätigten<br />

Kreditaufnahmen betrachtet:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 33


Finanzen<br />

Darstellung der Rückzuführungen zum Verwaltungshaushalt<br />

Entnahmen aus Rücklagen Einnahmen<br />

Zuführung an<br />

den Verwal-<br />

dar. Ent- aus der Veränderung<br />

des<br />

Einnahmen<br />

tungs-<br />

haushalt<br />

Sonder-<br />

Anlage-<br />

nahmen aus<br />

Jahr<br />

gesamt<br />

aus Krediten<br />

rücklagen vermögens<br />

Angaben in Tausend €<br />

2000 9.505 4.593 878 5.673 23.793<br />

2001 3.759 4.541 1.625 2.448 33.594<br />

2002 2.445 2.454 2.454 2.487 38.891<br />

2003 1.144 0 0 1.208 34.296<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat in allen Haushaltsjahren Kreditaufnahmen getätigt.<br />

Insoweit sind die vorgenommenen Rückzuführungen zunächst kritisch zu<br />

betrachten.<br />

Eine der in §22 Abs. 3 GemHVO genannten Voraussetzungen für eine<br />

zulässige Rückzuführung ist, dass der Ausgleich anders nicht erreicht<br />

werden kann. Insbesondere gilt, dass die Mittel solange vorrangig im<br />

Vermögenshaushalt eingesetzt werden sollen, wie dieser zur Finanzierung<br />

seiner Maßnahmen eine Kreditaufnahme benötigt.<br />

Hintergrund ist, dass die Kommunen möglichst früh beginnen sollen,<br />

ihre Haushalte strukturell auszugleichen, um einen Substanzverzehr<br />

weitestgehend zu vermeiden.<br />

Die Rückzuführungen in den zurückliegenden Jahren sollten dazu dienen,<br />

die Defizite des Verwaltungshaushalts zu verringern. Als problematisch<br />

erachten wir dabei, dass die Erlöse aus der Veräußerung von Anlagevermögen<br />

in den Haushaltsjahren 2000 bis 2003 und die Mittel der<br />

Rücklage in den Haushaltsjahren 2000 bis 2002 nicht vollständig für<br />

Zwecke des Vermögenshaushalts eingesetzt wurden. Im Vermögenshaushalt<br />

mussten jährlich neue Kredite aufgenommen bzw. entsprechende<br />

Haushaltseinnahmereste gebildet werden, um letztlich die Investitionsausgaben<br />

decken zu können.<br />

Nach § 76 Abs. 3 GO ist eine Kreditaufnahme nur zulässig, wenn eine<br />

andere Finanzierung entweder nicht möglich oder wirtschaftlich unzweckmäßig<br />

wäre. Diesem Grundsatz der nachrangigen Einnahmebeschaffung<br />

trägt auch § 20 Abs. 3 GemHVO Rechnung, wonach die allgemeinen<br />

Rücklagemittel der Finanzierung vermögenswirksamer Maßnahmen<br />

dienen und somit eine Kreditaufnahme vermeiden bzw. verringern<br />

sollen.<br />

Neben den rechtlichen Aspekten sprechen auch wirtschaftliche Überlegungen<br />

gegen eine Rückzuführung an den Verwaltungshaushalt bei<br />

34<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

gleichzeitiger Kreditaufnahme zur Finanzierung von Maßnahmen des<br />

Vermögenshaushalts. Im Ergebnis werden konsumtive Ausgaben kreditfinanziert.<br />

In Höhe der Rückzuführung findet damit ein Vermögensverzehr<br />

statt. Die Zinszahlungen belasten die Verwaltungshaushalte der<br />

kommenden Jahre, gleiches gilt für die Tilgungsleistungen, die über die<br />

Pflichtzuführung im Verwaltungshaushalt erwirtschaftet werden müssen.<br />

Auch wenn das Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen die<br />

geübte kommunale Praxis dahingehend toleriert, dass nicht generell<br />

jede Rückzuführung bei gleichzeitiger Kreditaufnahme als rechtswidrig<br />

erachtet wird, ist die Rückzuführung kein probates Instrument, um die<br />

strukturelle Finanzsituation der Ko mmunen nachhaltig zu verbessern.<br />

Feststellung<br />

Die Rückzuführungen in den Jahren 2000 bis 2003 dienten zwar<br />

der Reduzierung des Defizits des Verwaltungshaushalts, waren<br />

jedoch indirekt kreditfinanziert.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zukünftig aus Gründen der Wirtschaftlic h-<br />

keit, aber auch aufgrund der Nachrangigkeit der Einnahmebeschaffung<br />

durch Kredite auf Rückzuführungen bei gleichzeitiger<br />

Kreditaufnahme verzichten.<br />

Der dem Entwurf des Haushaltsplanes <strong>2005</strong> beigefügten Finanzplanung<br />

entnehmen wir, dass bis 2008 noch Anlagevermögen (Grundstücke) im<br />

Wert von 15 Mio. € veräußert werden soll. Die Stadt <strong>Moers</strong> plant, die<br />

Erlöse dem Verwaltungshaushalt zur Abdeckung von Altdefiziten zuzuführen<br />

(Gr. 281).<br />

Zum Thema „Demografie und Stadtentwicklung“ stellen wir fest, dass<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund der sich schon heute abzeichnenden demografischen<br />

Veränderungen vor großen Herausforderungen steht. Hier<br />

kommt für die zukünftige Stadtentwicklung dem Grundstücksmanagement<br />

eine wichtige Aufgabe zu. Wenn die Stadt heute Grundstücke ohne<br />

eine langfristige städteplanerische Perspektive veräußert, gibt sie die<br />

schon in naher Zukunft dringend benötigten Handlungs- und Gestaltungsspie<br />

lräume auf.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 35


Finanzen<br />

Empfehlung<br />

Bei der Veräußerung von Grundvermögen sollten auch die sich<br />

aufgrund demografischer Veränderungen ergebenden Handlungsnotwendigkeiten<br />

berücksichtigt werden. Hierbei stellen wir fest,<br />

dass die Stadt <strong>Moers</strong> sich heute noch nicht festgelegt hat, mit<br />

welcher Zielsetzung die Stadtentwicklung erfolgen soll.<br />

Rücklagen<br />

Die Entwicklung der Rücklagen der Stadt <strong>Moers</strong> in den Jahren 2000 bis<br />

2003 – jeweils Stand 31.12. des Jahres – ist aus der nachstehenden<br />

Tabelle ersichtlich:<br />

Jahr<br />

Bestand der<br />

allgemeinen<br />

Rücklage<br />

Darstellung des Rücklagenbestandes<br />

Mindestbestand<br />

Bestand der<br />

Sonderrücklage<br />

Gesamtbestand<br />

Angaben in Tausend €<br />

2000 3.598 3.518 4.544 8.142<br />

2001 123 3.567 3.196 3.318<br />

2002 169 3.664 858 1.027<br />

2003 669 3.633 858 1.527<br />

Der Bestand der allgemeinen Rücklage im Verhältnis zum vorgeschriebenen<br />

Mindestbestand stellt sich grafisch wie folgt dar:<br />

Allgemeine Rücklage im Verhältnis zum vorgeschriebenen<br />

Mindestbestand<br />

----- Tausend Euro -----<br />

3.500<br />

3.000<br />

2.500<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Bestand der allgemeinen Rücklage<br />

Mindestbestand<br />

36<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Der Bestand der allgemeinen Rücklage wurde 2001 fast vollständig entnommen.<br />

Solange der originäre Haushaltsausgleich nicht hergestellt<br />

werden kann, ist nicht beabsichtigt, die allgemeinen Rücklage bis zum<br />

vorgeschriebenen Mindestbestand aufzufüllen.<br />

Feststellung<br />

Der Haushaltskonsolidierungsprozess kann erst als abgeschlossen<br />

angesehen werden, wenn auch die allgemeine Rücklage ihren gesetzlichen<br />

Mindestbestand erreicht hat.<br />

Zuführung an den Vermögenshaushalt<br />

Pflichtzuführung / Sollzuführung<br />

Nach § 22 Abs. 1 Satz 2 GemHVO sind dem Vermögenshaushalt mindestens<br />

so viele Mittel zuzuführen, dass damit die ordentliche Tilgung von<br />

Krediten und die Kreditbeschaffungskosten gedeckt werden können.<br />

Erbringt eine Gemeinde diese Pflichtzuführung nicht, wäre die Rückzahlung<br />

der Schuldverpflichtungen aus den laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />

nicht gewährleistet.<br />

Ein Vergleich der Zuführung zum Vermögenshaushalt mit den Tilgungsleistungen<br />

und den Kreditbeschaffungskosten bei der Stadt <strong>Moers</strong> führt<br />

zu folgendem Ergebnis:<br />

Haushaltsjahr<br />

Pflichtzuführungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Pflichtzuführung nach § 22 Abs. 1 GemHVO<br />

Ordentliche<br />

Tilgung von<br />

Krediten<br />

Kreditbeschaffung<br />

skosten<br />

Summe<br />

Tatsächlich<br />

erbrachte<br />

Zuführung (ohne<br />

Zuführungen an<br />

die<br />

Sonderrücklage)<br />

Angaben in Tausend €<br />

2000 5.309 0 5.309 5.309<br />

2001 5.568 0 5.568 5.568<br />

2002 5.705 0 5.705 5.705<br />

2003 6.093 0 6.093 6.093<br />

In den Jahren 2000 bis 2003 hat die Stadt <strong>Moers</strong> die vorgeschriebenen<br />

Pflichtzuführungen an den Vermögenshaushalt erbracht.<br />

Unabhängig von der Höhe der Pflichtzuführung ist die Sollzuführung zu<br />

betrachten. Nach § 22 Abs. 1 Satz 3 GemHVO soll die Zuführung zum<br />

Vermögenshaushalt insgesamt mindestens so hoch sein, dass sie die aus<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 37


Finanzen<br />

speziellen Entgelten gedeckten Abschreibungen finanziert. Dadurch soll<br />

sichergestellt werden, dass die Stadt den Werteverzehr des eingesetzten<br />

Vermögens aus dem Verwaltungshaushalt erwirtschaftet und dem Vermögenshaushalt<br />

zuführt.<br />

Ein Vergleich der durch die Stadt <strong>Moers</strong> tatsächlich geleisteten Zuführungsbeträge<br />

an den Vermögenshaushalt mit den aus speziellen Entgelten<br />

gedeckten Abschreibungen, die nach § 22 Abs. 1 Satz 3 GemHVO<br />

die Grundlage für die Ermittlung der Sollzuführung darstellen, führt zu<br />

folgendem Ergebnis:<br />

Zusammensetzung der Zuführung zum Vermögenshaushalt<br />

Jahr<br />

Sollzuführung Pflichtzuführung Tatsächliche Zuführung<br />

Angaben in €<br />

2000 2.576 5.309 5.309<br />

2001 2.608 5.568 5.568<br />

2002 2.491 5.705 5.705<br />

2003 2.492 6.093 6.093<br />

Die Sollz uführung war in den Jahren 2000 bis 2003 deutlich niedriger<br />

als die zu erbringende Pflichtzuführung. Somit beinhaltet die Pflichtzuführung<br />

auch die Sollzuführung.<br />

Haushaltssicherungskonzept (HSK)<br />

Seit 1995 muss die Stadt <strong>Moers</strong> ihre Haushaltswirtschaft nach den Vorschriften<br />

des § 75 Abs. 4 GO (HSK) führen. Dieser Vorschrift ist zu entnehmen,<br />

dass eine Genehmigung nur erteilt werden kann, wenn aus<br />

dem Haushaltssicherungskonzept hervorgeht, dass spätestens im vie r-<br />

ten auf das Haushaltsjahr folgenden Jahr die Einnahmen die Ausgaben<br />

decken (ohne Abdeckung von Fehlbeträgen aus Vorjahren). Die Frist für<br />

das Erreichen des jahresbezogenen (originären) Haushaltsausgleichs hat<br />

die Stadt <strong>Moers</strong>, wie auch andere Städte, mit kommunalaufsichtlicher<br />

Billigung bis 2002 von Jahr zu Jahr neu festgesetzt.<br />

In ihrer Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes für das Haushaltsjahr<br />

2002 hat der Kreis Wesel als Aufsichtsbehörde verfügt, dass<br />

der strukturelle Ausgleich des Verwaltungshaushalts in 2003 sicherz u-<br />

stellen ist.<br />

Eine Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes 2003 konnte die<br />

Aufsichtsbehörde nicht erteilen, weil nach ihrer Beurteilung die haus-<br />

38<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

haltsrechtlichen Voraussetzungen des § 75 (4) GO nicht erfüllt waren.<br />

Bis zum Prüfungszeitpunkt muss die Stadt ihre Haushaltswirtschaft nach<br />

den Bestimmungen des § 81 GO (vorläufige Haushaltsführung) führen.<br />

Ursachen der schwierigen Haushaltssituation der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat erstmalig für das Haushaltsjahr 1995 ein Haushaltssicherungskonzept<br />

aufstellen müssen. Ursache war seinerzeit ein Fehlbetrag<br />

aus dem Rechnungsabschluss 1994 und der Fehlbedarf des Verwaltungshaushalts<br />

1995. Wie auch in anderen Städten sind die Einnahmen<br />

in der Langzeitbetrachtung rückläufig. Besonders auffällig ist der<br />

Rückgang des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer. Dieser ging im<br />

Zeitraum 2000 bis 2004 um 9 Mio. € zurück.<br />

Vom Volumen her haben sich die Gesamtausgaben des Verwaltungshaushalts<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> nur wenig verändert. Berücksichtigt man,<br />

dass die Kreisumlage im Zeitraum von 1991 bis <strong>2005</strong> (Planung) von 31<br />

auf über 40 Mio. € angestiegen ist, und zusätzliche Aufgaben auf die<br />

Kommune zugekommen sind, ist ein Rückgang der Ausgaben im Verwaltungshaushalt<br />

zu erke nnen. Jedoch sind die Ausgaben noch nicht so weit<br />

zurückgefahren worden, dass der Haushalt ausgeglichen werden kann.<br />

Im Jahr <strong>2005</strong> wird die Stadt <strong>Moers</strong> 42 Mio. € (Plan) Kreisumlage zahlen<br />

müssen. Das sind 25,3 Prozent der gesamten Kreisumlage in Höhe von<br />

166,3 Mio. €. Der Einwohneranteil der Stadt <strong>Moers</strong> an der Gesamteinwohnerzahl<br />

des Kreises Wesel beträgt aber nur 22,6 Prozent. Monetär<br />

dargestellt beträgt die Differenz Umlagehöhe/Einwohnerzahl 4,4 Mio. €.<br />

Somit wird die Stadt <strong>Moers</strong> durch die schwächere Finanzkraft anderer<br />

kreisangehörigen Städte und Gemeinden belastet.<br />

Hinzu kommt noch, dass die Stadt <strong>Moers</strong> als große kreisangehörige<br />

Stadt im Gegensatz zu den kleinen und mittleren kreisangehörigen Gemeinden<br />

und Städten zusätzliche Aufgaben finanzieren muss. Dieses<br />

wird nur teilweise aufgefangen bei der Ermittlung der Ausgangsmesszahl<br />

für die Schlüsselzuweisungen nach dem GFG (Anlage 4 zu § 9 Abs. 3<br />

GFG – Staffelklasse -). Als Mittezentrum hält die Stadt <strong>Moers</strong> Angebote<br />

(Infrastruktur, Schulen, Kultur) bereit, die von der Bevölkerung der umliegenden<br />

kleinen und mittleren Gemeinden und Städten genutzt werden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 39


Finanzen<br />

Wesentliche Konsolidierungsmaßnahmen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Der letzten Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzeptes 2004 bis<br />

2007 entnehmen wir folgende bedeutsame Konsolidierungsmaßnahmen:<br />

• Anhebung der Grundsteuer B<br />

• Weitere Ausgestaltung des zentralen Gebäudemanagements<br />

• Aktives Zins- und Schuldenmanagement<br />

• Personalwirtschaftliche Maßnahmen<br />

In den einzelnen Teilberichten machen wir zu einigen Themen detaillie r-<br />

te Ausführungen.<br />

Der Kreis Wesel als Kommunalaufsicht hat die Genehmigung des Haushaltsicherungskonzeptes<br />

2003 ff u.a. mit der Begründung versagt, dass<br />

die Einnahmeerwartungen nicht hinreichend gesichert sind. Hierauf gehen<br />

wir in der Betrachtung der Realsteuern noch näher ein.<br />

Dem Haushaltssicherungskonzept <strong>2005</strong>-2009 entnehmen wir, dass<br />

durch die weitere Ausgestaltung des „Zentralen Gebäudemanagements“<br />

(ZGM) Konsolidierungsbeiträge bis 2009 in Höhe von insgesamt 5 Mio. €<br />

erwartet werden, die sich wie folgt verteilen:<br />

• im Haushaltsjahr 2006 500.000 €<br />

• im Haushaltsjahr 2007 1.000.000 €<br />

• im Haushaltsjahr 2008 1.500.000 €<br />

• im Haushaltsjahr 2009 2.000.000 €.<br />

Der betroffene Fachbereich (ZGM) selbst sieht sich derzeit noch außerstande,<br />

belastbare Aussagen zu zukünftigen Einsparvolumina zu nennen.<br />

Uns konnte während dieser Prüfung nicht dargelegt werden, wie diese<br />

Konsolidierungserwartungen fachlich begründet sind.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, zeitnah die im Haushaltssicherungskonzept<br />

genannten Konsolidierungsprognosen auf deren<br />

Eintreten hin zu untersuchen, um ggf. notwendige Korrekturen<br />

unverzüglich vornehmen zu können.<br />

40<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Kontrolle und Wirkung der Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen<br />

Die Wirksamkeit der Konsolidie rungsschritte hängt wesentlich davon ab,<br />

wie effektiv die Zielerreichung der einzelnen Maßnahmen gesteuert wird.<br />

Im Rahmen dieser Prüfung sind wir der Frage nachgegangen, ob und in<br />

welcher Weise einzelne Maßnahmen umgesetzt wurden. Ferner erwarteten<br />

wir, dass aufgrund der inzwischen deutlichen Verschlechterung der<br />

städtischen Finanzen dieser Maßnahmenkatalog erweitert wurde. Zurzeit<br />

findet eine unterjährige Steuerung im eigentlichen Sinne noch nicht<br />

statt. Jedoch haben wir uns davon überzeugt, dass die Ausgabehaushaltsstellen<br />

restriktiv bewirtschaftet werden. Hierzu wurden verbindliche<br />

konkrete Bewirtschaftungsregeln aufgestellt, deren Kenntnisnahme alle<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jährlich neu bestätigen müssen.<br />

Feststellung<br />

Wir begrüßen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> durch konkrete Bewirtschaftungsregelungen<br />

insbesondere das Eingehen neuer Verpflichtungen<br />

verhindert bzw. in jedem Einzelfall einer Prüfung durch die<br />

Kämmerei unterzieht.<br />

Hinsichtlich der Einnahmeprognosen und der erwarteten Konsolidierungsbeiträge<br />

sind heute deutliche Risiken erkennbar.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sich von der Realisierung der vorgesehenen<br />

und eingeleiteten Konsolidierungsbeiträge zeitnah und unterjährig<br />

durch entsprechende Instrumente des Finanzcontrollings (z.B.<br />

Zielvereinbarung und <strong>Bericht</strong>swesen) vergewissern, um ggf. bereits<br />

vor Abschluss des jeweiligen Haushaltsjahres gegensteuern<br />

zu können. Ein Hinweis auf das Bereitstehen dieser Instrumente<br />

im zukünftigen NKF ist nach unserer Auffassung heute nicht mehr<br />

ausreichend.<br />

Empfohlene Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen<br />

Die vom Rat der Stadt <strong>Moers</strong> beschlossenen Haushaltssicherungsko n-<br />

zepte umfassen bereits sinnvolle Maßnahmen. Die Stadt sollte aber nicht<br />

darauf vertrauen, dass sich mit diesen Maßnahmen allein die Haushaltsprobleme<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> lösen lassen. Hierzu bedarf es weiterer Schrit-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 41


Finanzen<br />

te. Wir werden in diesem <strong>Bericht</strong> auf noch nicht ausgeschöpfte Sparmöglichkeiten<br />

sowie Einnahmeerhöhungspotenziale hinweisen. Da rüber<br />

hinaus sollte die Stadt aufgabenkritisch ihre Leistungspalette hinterfragen<br />

und auch bereit sein, bestehende Standards zu reduzieren.<br />

Feststellung<br />

Um bei der problematischen Haushaltssituation zumindest mittelfristig<br />

wieder ko mmunalen Handlungsspielraum zu erlangen,<br />

muss die Stadt bereits eingeleitete Maßnahmen konsequent umsetzen<br />

und zusätzliche Optimierungspotenziale erschließen. Geschieht<br />

dies nicht, werden die kommenden Generationen die aktuellen<br />

strukturellen Probleme <strong>Moers</strong> nachträglich finanzieren<br />

müssen.<br />

Wir erkennen an, dass die finanziellen Probleme der Städte und Gemeinden<br />

auch durch Entscheidungen auf Bundes- bzw. Landesebene<br />

entstanden sind, die von den Kommunen nicht zu beeinflussen waren<br />

und sind. Gleichwohl bleibt es Aufgabe der Stadt selbst, die Mittel und<br />

Wege zur Wiedergewinnung der finanziellen Handlungsfähigkeit zu<br />

bestimmen. Rat und Verwaltung müssen bereit sein, sich konstruktiv der<br />

aktuellen Haushaltssituation zu stellen und die dafür verfügbaren Instrumente<br />

einzusetzen und zu nutzen.<br />

KIWI-Bewertung des strukturellen Defizits/freie Spitze<br />

Im Rahmen unseres Kommunalindexes für Wirtschaftlichkeit (KIWI)<br />

nehmen wir eine Gesamtbewertung aller laufenden Einnahmen und Ausgaben<br />

des Verwaltungshaushalts vor. Dabei bereinigen wir die Einnahmen<br />

und Ausgaben um innere Verrechnungen und kalkulatorische Kosten.<br />

Außerdem bleiben Rückzuführungen gemäß § 22 Abs. 3 GemHVO<br />

unberücksichtigt. Sofern die Pflicht- und/oder die Sollzuführung an den<br />

Vermögenshaushalt durch eine Kommune nicht oder nicht in kompletter<br />

Höhe erbracht wurde, fließt dies ebenfalls mit in unsere Bereinigung ein.<br />

Sofern dem Vermögenshaushalt eine „freie Spitze“ zugeführt wurde,<br />

wird der Betrag ausgabeseitig in entsprechender Höhe abgesetzt. Gle i-<br />

ches gilt für abgedeckte Fehlbeträge aus Vorjahren. Die so bereinigten<br />

Werte bringen wir in Relation zur jeweiligen Einwohnerzahl.<br />

Für die Stadt <strong>Moers</strong> ergibt sich im Verlauf der vergangenen Jahre folgende<br />

Entwicklung des strukturellen Defizits:<br />

42<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Strukturelles Defizit der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

<strong>GPA</strong>-bereinigte<br />

Ausgaben *)<br />

./. <strong>GPA</strong>-bereinigte<br />

Einnahmen *)<br />

= Originärer<br />

Überschuss/<br />

Fehlbetrag<br />

Rückzuführung<br />

(§ 22 Abs. 3)<br />

Nicht erreichte<br />

Pflicht- und/oder<br />

Sollzuführung<br />

Pflichtzuführung<br />

übersteigender<br />

Betrag<br />

= Strukturelles<br />

Defizit/<br />

freie Spitze<br />

Einwohnerzahl<br />

(31.12.)<br />

= Strukturelles<br />

Defizit/ freie<br />

Spitze je<br />

Einwo hner<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

193.971 198.523 180.273 177.692<br />

186.711 194.908 190.790 194.209<br />

7.260 3.615 -10.517 -16.517<br />

8.626 2.134 2.445 1.144<br />

0 0 0 0<br />

0 0 0 0<br />

-1.366 1.481 -12.962 -17.661<br />

107.062 107.421 108.019 107.903<br />

-12,76 13,78 -120,00 -163,68<br />

*) Definition bzw. Berechnung der <strong>GPA</strong>-bereinigten Ausgaben und Einnahmen:<br />

siehe Ausführungen zu den Haushaltsergebnissen der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

In der Jahresreihenbetrachtung haben sich die Ergebnisse ständig verschlechtert.<br />

Ohne das in der Durc hschnittsbetrachtung ungewöhnlich<br />

hohe Gewerbesteueraufkommen (5 Mio. € über dem Mittelwert) in 2001<br />

hätte das strukturelle Defizit im Jahr 2001 -32 €/Einwohner betragen.<br />

Im interkommunalen Vergleich waren die Ergebnisse im Beurteilungszeitraum<br />

immer negativer als die Mittelwerte.<br />

Die Analyse der wichtigsten Einnahmearten (Realsteuern, Schlüsselz u-<br />

weisungen und Gemeindeanteile an den Gemeinschaftssteuern) zeigt<br />

dass die Stadt zwar keine Einnahmeeinbrüche verkraften, aber sich auf<br />

ständig verringernde Einnahmen einstellen musste. Die in den seit 1995<br />

fortgeschriebenen Haushaltssicherungskonzepten enthaltenen Maßnahmen<br />

reichten nicht aus, die Defizite grundsätzlich zu verringern. Alle n-<br />

falls ist es gelungen, Mehrausgaben aufgrund von Aufgabenzuwachs zu<br />

verhindern. Eine positive Trendwende wurde noch nicht erreicht.<br />

Zum 31.12.2003 ergibt sich für die Stadt <strong>Moers</strong> im interko mmunalen<br />

Vergleich aller von uns geprüften Städte folgendes Bild:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 43


Finanzen<br />

Strukturelles Defizit bzw. freie Spitze je Einwohner/in 2003<br />

– gesamter interkommunaler Ve rgleich –<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

- 295,44 € 118,07 € - 95,19 € - 163,68<br />

Strukturelles Defizit oder freie Spitze je Einwohner/in 2003 im<br />

gesamten interkommunalen Vergleich (KIWI- Kennzahl)<br />

200<br />

100<br />

---- Euro ----<br />

0<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

In einem speziellen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohner ergibt<br />

sich für die Stadt <strong>Moers</strong> folgendes Bild:<br />

Strukturelles Defizit bzw. freie Spitze je Einwohner/in 2003<br />

– interkommunaler Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohner –<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

- 266,50 € 59,74 € - 133,69 € - 163,68 €<br />

Strukturelles Defizit oder freie Spitze je Einwohner/in 2003 im<br />

interkommunalen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohnern<br />

100<br />

0<br />

---- Euro ----<br />

-100<br />

-200<br />

-300<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

44<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt im gesamten interkommunalen Vergleich und im<br />

besonderen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohnern 2003 erkennbar<br />

unter dem negativen Mittelwert. Gleichzeitig wird bei dieser<br />

Darstellung deutlich, dass die Schwierigkeiten der großen kreisangehörigen<br />

Städte ausgeprägter sind. Bereits in den Jahren 2000 bis 2002 waren<br />

für die Stadt <strong>Moers</strong> vergleichbare Positionierungen zu verzeic hnen.<br />

Diese Situation wird sich für die Stadt weiter verschlechtern, wenn nicht<br />

alle sich bietenden Handlungsmöglichkeiten konsequent genutzt werden.<br />

Wir erkennen derzeit einen dringenden Handlungsbedarf.<br />

Wir schließen uns der Auffassung der Kommunalsaufsicht zur Haushaltssatzung<br />

und dem Haushaltssicherungskonzept 2004 vom 22. Juli 2004<br />

an, wonach die defizitäre Finanzsituation zum großen Teil auch auf<br />

fremdbestimmte Einflüsse zurückzuführen ist. Die Stadt ist dennoch<br />

gezwungen, alle Konsolidierungsmöglichkeiten konsequent auszuschöpfen,<br />

um in absehbarer Zeit wieder einen originär ausgeglichenen Haushalt<br />

aufstellen zu können.<br />

In den nachfolgenden Abschnitten machen wir konkret deutlich, dass<br />

einnahme- und ausgabenseitig Optimierungsmöglichkeiten vorhanden<br />

sind. Ferner verweisen wir an dieser Stelle auch auf die aufgezeigten<br />

erheblichen Konsolidierungsmöglichkeiten bei den Personal-, Gebäudeund<br />

Kulturausgaben.<br />

KIWI Bewertung<br />

Wir sehen die zwingende Notwendigkeit zur Einleitung und Umsetzung<br />

weiterer Maßnahmen zur Haushaltskonsolidie rung und<br />

bewerten die Kennzahl „Strukturelles Defizit je Einwohner“ mit<br />

dem KIWI-Wert 2.<br />

Fazit<br />

Seit 1995 befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong> ununterbrochen in der<br />

Haushaltssicherung und muss seit 2003 ihre Haushaltswirtschaft<br />

nach den Bestimmungen des § 81 GO (vorläufige Haushaltsführung)<br />

führen. Die Fortschreibung der Finanzplanung sieht vor,<br />

dass 2009 der originäre Haushaltsausgleich erreicht wird. Mit dem<br />

Abbau der Altdefizite soll ab 2010 begonnen werden.<br />

Wir vertreten die Auffassung, dass dieses Ziel nur erreicht werden<br />

kann, wenn die Stadt bereit ist, gravierende und einschneidende<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 45


Finanzen<br />

Fazit<br />

Maßnahmen umzusetzen, wie wir sie an verschiedenen Stellen in<br />

diesem Gesamtbericht detailliert darstellen. Andernfalls belastet<br />

sie dadurch nachhaltig die Haushalte kommender Jahre, riskiert<br />

damit faktisch ihre kommunale Selbstständigkeit und verletzt darüber<br />

hinaus das Gebot der intergenerativen Gerechtigkeit.<br />

Bei der Veräußerung von Grundvermögen werden heute die sich<br />

aus der demografischen Entwicklung ergebenden Handlungsnotwendigkeiten<br />

noch nicht berücksichtigt. Insofern schränken<br />

Grundstücksveräußerungen zum Zwecke der Rückzuführung an<br />

den Verwaltungshaushalt die schon in naher Zukunft benötigten<br />

Handlungsspielräume für die Stadtentwicklung ein.<br />

Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />

Nach § 76 Abs. 2 GO finanziert sich die Gemeinde<br />

• aus speziellen Entgelten und<br />

• aus Steuern,<br />

soweit sonstige Einnahmen nicht ausreichen. Wir haben im Rahmen unserer<br />

Prüfung in erster Linie die Einnahmen der Stadt <strong>Moers</strong> untersucht,<br />

die durc h die Stadt beeinflussbar und damit auch steuerbar sind.<br />

Einnahmen aus Gebühren und Entgelten<br />

Im Rahmen dieser Prüfung haben wir am Beispiel einiger ausgewählter<br />

Einrichtungen untersucht, ob und in welchem Umfang die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> von der Möglichkeit Gebra uch gemacht hat, kostendeckende Gebühren<br />

zu erheben, um damit dem sich aus § 6 Abs. 1 Satz 3 KAG ergebenden<br />

Kostendeckungsgebot Rechnung zu tragen.<br />

Nachfolgend werden die sich aus der Gegenüberstellung der Ausgaben<br />

und Einnahmen ergebenden Ausgabendeckungsgrade dargestellt.<br />

46<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

In den klassischen Gebührenhaushalten nimmt die Stadt <strong>Moers</strong> differe n-<br />

zierte kalkulatorische Abschreibungen und Verzinsungen vor:<br />

• Rettungsdienst: Die kalkulatorische Abschreibung wird nach<br />

Anschaffungswerten vorgenommen. Die zugrunde gelegten Nutzungsdauern<br />

basieren auf Abschreibungstabellen der KGSt. Der<br />

Prozentsatz für die kalkulatorische Verzinsung wird jährlich aktualisiert.<br />

• Stadtentwässerung: Die kalkulatorische Abschreibung wird<br />

nach Wiederbeschaffungszeitwerten und die kalkulatorische Verzinsung<br />

auf der Basis des Anschaffungsrestbuchwertes mit acht<br />

Prozent vorgenommen.<br />

• Friedhöfe: Die kalkulatorische Abschreibung erfolgt nach Anschaffungswerten<br />

und die kalkulatorische Verzinsung auf der Basis<br />

des Anschaffungsrestbuchwertes mit acht Prozent.<br />

Gemäß § 12 Abs. 1 GemHVO sind bei kostenrechnenden Einrichtungen<br />

grundsätzlich angemessene Abschreibungen zu kalkulieren. Aus betriebswirtschaftlicher<br />

Sicht dient die Abschreibung aber auch zur Substanzerhaltung<br />

der in die kostenrechnende Einrichtung eingebrachten<br />

investiven Güter. Der Gebührenhaushalt soll nach Beendigung der Nutzungsdauer<br />

des Vermögensgegenstandes in der Lage sein, aus den erwirtschafteten<br />

Abschreibungen den Ersatzgegenstand zu finanzieren. Die<br />

Substanzerhaltung kann aber nur erreicht werden, wenn von dem nach<br />

Ablauf der Nutzungszeit zu zahlenden Neuwert des Gegenstandes abgeschrieben<br />

wird, das heißt vom Wiederbeschaffungszeitwert.<br />

Bei diesem Verfahren erfolgt in jedem Jahr unter Berücksichtigung der<br />

aktuellen Preissteigerung auf der Grundlage von statistischen Indexwerten<br />

eine Angleichung, von der dann abgeschrieben wird. Die kostenrechnende<br />

Einrichtung hat dadurch die Möglichkeit, aus eigenen durch<br />

die Gebühren finanzierten Mitteln, den Ersatzgegenstand zu beschaffen.<br />

Auch die Rechtsprechung bestätigt diese Auffassung. 1<br />

Empfehlung<br />

Wir regen an, die kalkulatorischen Abschreibungen generell vom<br />

Wiederbeschaffungszeitwert vorzunehmen.<br />

1 Siehe beispielsweise das Urteil des OVG Münster vom 14.12.2004, 9 A 4187/01.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 47


Finanzen<br />

Die Betriebsabrechnungen für die Kostenrechnenden Einrichtungen werden<br />

zentral von der Kämmerei erstellt. Die Ausgabendeckungsgrade<br />

stellen sich uns wie folgt dar:<br />

Ausgabendeckungsgrade<br />

Bereich<br />

Rettungsdienst<br />

(UA 160)<br />

Musikschule<br />

(UA 3335<br />

Volkshochschule<br />

(UA 350)<br />

Bäder<br />

(Abschn. 57)<br />

Straßenreinigung<br />

(UA 675)<br />

Abwasser<br />

(UA 700)<br />

Abfallbeseitigung<br />

(UA 720)<br />

Märkte<br />

(UA 730)<br />

Friedhöfe<br />

(UA 750)<br />

Haushaltsjahr<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Mittelwert<br />

99,22 100,00 95,09 100,00 98,58<br />

43,80 47,27 47,75 45,07 45,97<br />

70,79 69,59 72,54 69,90 70,71<br />

41,73 43,07 38,59 46,17 42,39<br />

88,45 86,72 96,03 86,13 89,33<br />

100,00 100,00 100,00 100,00 100,00<br />

100,00 99,96 100,00 100,00 99,99<br />

100,00 95,24 100,00 94,39 97,41<br />

83,62 81,15 92,07 92,08 87,23<br />

Im Folgenden betrachten wir einige kostenrechnende Einrichtungen.<br />

Unterabschnitte 3335 – Musikschule- und 350 –Volkshochschule-<br />

Auf Ausführungen an dieser Stelle wird verzichtet, weil diese Bereiche<br />

einen eigenen Themenschwerpunkt im Teilbericht „Bildung und Kultur“<br />

bilden.<br />

Unterabschnitt 57 – Bäder –<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sucht seit Anfang der 90er Jahre Möglichkeiten, den<br />

Zuschussbedarf für die städtischen Bäder zu senken. 1993 hat der Bundesverband<br />

öffentlicher Bäder e.V. eine gutachtliche Stellungnahme ü-<br />

ber die Errichtung eines Hallenbades erstellt und dabei das damalige<br />

Bäderangebot in <strong>Moers</strong> mitberücksichtigt. 1998 hat die Stadt selbst umfangreiche<br />

Untersuchungen durchgeführt und das Ergebnis in einem Untersuchungsbericht<br />

„Freizeit- und Bädereinrichtungen der Stadt <strong>Moers</strong>“<br />

zusammengefasst. Als Konsequenz aus diesen Untersuchungen wurde<br />

im Jahr 2002 ein Hallenbad dauerhaft geschlossen. In der Zwischenzeit<br />

48<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

hat sich auch der Kommunalverband Ruhrgebiet mit dem Angebot in der<br />

gesamten Region beschäftigt und einen „Freizeitzielplan“ erstellt.<br />

Diesem Untersuchungsbericht entnehmen wir, dass in der gesamten<br />

Region „Landschaftspark Niederrhein“ eine qualitativ überdurchschnittliche<br />

Angebotssituation im Segment der Freizeitbäder besteht, bei gleic h-<br />

zeitig mangelnder Profilierung der vier vorhandenen Freizeitbäder. Dieses<br />

drückt sich auch in einem starken Besucherrückgang in den letzten<br />

fünf Jahren aus. Konkret werden einem Freibad in <strong>Moers</strong> ein starker Attraktivitätsverlust<br />

und dem Hallenbad Besucherrückgänge bescheinigt.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> im Hinblick auf die vorgenannte<br />

Entwicklung und die weiterhin angespannte Haushaltslage sich<br />

hinsichtlich des Bäderangebotes neu zu positionieren. Dabei muss<br />

das Angebot in der gesamten Region einbezogen werden. Das im<br />

„Freizeitzielplan“ aufgezeigte Zielkonzept <strong>2005</strong> bildet eine geeignete<br />

Grundlage. Ziel der Stadt muss es sein, die Ausgaben von<br />

derzeit jährlich über 1,6 Mio. € zu senken.<br />

Im Rahmen dieser Prüfung haben wir auch festgestellt, dass die Stadt<br />

kurzfristig umsetzbare Optimierungsmöglichkeiten noch nicht voll ausgeschöpft<br />

hat. So verfügen die Bäder noch nicht über Kassenautomaten,<br />

die es ermöglichen, die Besucherzahlen auszuwerten. Ferner könnten<br />

durch Einschränkungen der Öffnungszeiten (Parallelbetrieb aufgeben)<br />

Personalaufwendungen reduziert werden.<br />

Unterabschnitt 675 – Straßenreinigung –<br />

Zunächst betrachten wir die Aufwendungen für die Straßenreinigung<br />

(Unterabschnitt 6750) insgesamt je Einwohner und stellen diese in den<br />

Vergleich mit anderen Kommunen:<br />

Ausgaben für Straßenreinigung – Unterabschnitt 675 - je Einwohner<br />

Einwohner Ausgaben in € Aufwendungen je<br />

Einwohner<br />

Stadt <strong>Moers</strong> 107.900 1.069.854 9,91 €<br />

Stadt B 80.400 756.601 9,41 €<br />

Stadt C 48.199 492.875 10,23 €<br />

Stadt D 55.926 642.199 11,48 €<br />

Stadt E 57.427 806.667 14,05 €<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 49


Finanzen<br />

Dieser Vergleich zeigt zunächst, dass die Aufwendungen für die Straßenreinigung<br />

in <strong>Moers</strong>, die u.a. auch durch den festgelegten Standard bestimmt<br />

werden, der Höhe nach unauffällig sind.<br />

Der Schwerpunkt unserer Betrachtung liegt auf dem Ausgabendeckungsgrad<br />

in diesem Bereich. Mit der Änderung des Straßenreinigungsgesetzes<br />

zum 1. Januar 1998 ist der bisher gesetzlich festgelegte Gemeindeanteil<br />

von 25 Prozent ersatzlos weggefallen. Nach einem Urteil<br />

des Bundesverwaltungsgerichtes ist es jedoch weiterhin zwingend erforderlich,<br />

den auf die Interessen der Allgemeinheit entfallenden Anteil an<br />

den Kosten der Straßenreinigung zu ermitteln und bei der Gebührenerhebung<br />

außer Ansatz zu lassen. In der Fachpublizistik 2 wird davon ausgegangen,<br />

dass der Allgemeininteressenanteil wenigstens zehn Prozent<br />

betragen muss, dies aber in der Regel auch ausreicht. 2003 lag der Ausgabendeckungsgrad<br />

in <strong>Moers</strong> bei 90 Prozent. Somit sehen wir derzeit<br />

keinen Handlungsbedarf.<br />

Unterabschnitt 700 –Abwasser -<br />

Die Aufgabe der Kanalunterhaltung wird vom Servicebetrieb wahrgenommen.<br />

Die „Linksniederrheinische Entwässerungsgenossenschaft“ –<br />

LINEG – betreibt im Gebiet Abwasserbeseitigungsanlagen, an denen<br />

auch die Stadt <strong>Moers</strong> angeschlossen ist. Hierfür werden an die LINEG<br />

Beiträge abgeführt. Insgesamt besteht grundsätzlich eine volle Kostendeckung.<br />

1991 wurde der Anteil für die Entwässerung der Straßen, Wege und<br />

Plätze von 18 auf 15 Prozent gesenkt. Aufgrund eines OVG-Urteils vom<br />

August 1994 begann in <strong>Moers</strong> die Diskussion über den öffentlichen Anteil.<br />

Es wurde bekannt, dass andere Städte vergleichbarer Größe niedrigere<br />

Anteile zugrunde legen (Castrop-Rauxel 11,68 Prozent und Neuss<br />

11,12 Prozent). Aus diesem Grunde hat die Stadt eine intensive Prüfung<br />

ihres öffentlichen Anteils vorgenommen und einen Anteil von 12,35 Prozent<br />

errechnet und für die Zukunft festgeschrieben.<br />

Wir vergleichen die Aufwendungen für die Abwasserbeseitigung in<br />

<strong>Moers</strong> mit einigen hinsichtlich der Topografie vergleichbaren Städten:<br />

2 Siehe dazu die einschlägigen Ausführungen des Städte - und Gemeindebundes Nordrhein-<br />

Westfalen.<br />

50<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Ausgaben für Abwasser – Unterabschnitt 700 - je Einwohner/in<br />

Einwohner Aufwendungen<br />

in Tausend €<br />

Aufwendungen je<br />

Einwohner<br />

Stadt <strong>Moers</strong> 107.900 18.404.468 170 €<br />

Stadt B 30.300 6.550 216 €<br />

Stadt C 80.400 12.548 156 €<br />

Stadt D 24.800 4.819 194 €<br />

Stadt E 48.199 13.919 289 €<br />

Stadt F 55.926 10.321 185 €<br />

Stadt G 57.427 9.071 158 €<br />

Mit Aufwendungen in Höhe von 170 € je Einwohner/in befindet sich die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> im mittleren Bereich. Uns liegen Gebührensätze für<br />

Schmutzwasser vergleichbarer Kommunen vor. Mit einer Gebühr (Haushaltsjahr<br />

2003) von 2,38 €/m³ liegt die Stadt <strong>Moers</strong> in einem sehr günstigen<br />

Bereich (Gebührenspanne 2,13 € bis 4,30 €).<br />

Bund und Land können sich an den Kosten des Baues und der laufenden<br />

Unterhaltung der gemeindlichen Kanalisation gemäß Nr. 14 Abs. 2 der<br />

Ortdurchfahrtsrichtlinien (OD- Richtlinien) beteiligen, und zwar bis zur<br />

Höhe des Betrages, der für den Bau einer eigenen Straßenentwässerungsanlage<br />

aufzuwenden wäre. Eine Kostenbeteiligung kommt dann in<br />

Betracht, wenn die Entwässerung der Bundes-, Landes- und Kreisstraßen<br />

in die gemeindliche Kanalisation erfolgt. Die Kostenbeteiligung wird<br />

pauschaliert und bemisst sich dann nach der Länge der in den Kanal<br />

entwässernden Straßenstrecken. Bis heute wurden mit dem Land und<br />

dem Kreis noch keine Verhandlungen mit dem Ziel einer Kostenbeteiligung<br />

für die Mitbenutzung der vorhandenen städtischen Kanäle geführt. 3<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen mit dem Land und dem Kreis Verhandlungen mit<br />

dem Ziel aufzunehmen, dass sich diese Körperschaften an den<br />

Kosten für den Betrieb der gemeindlichen Kanalisation beteiligen.<br />

Vergleiche mit anderen Kommunen zeigen, dass hier insgesamt<br />

ein siebenstelliger Betrag realistisch ist.<br />

Unterabschnitt 750 – Friedhöfe -<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> betreibt in den einzelnen Ortsteilen elf Friedhöfe. Die<br />

Friedhofsgebühren wurden im Jahr 2004 neu kalkuliert. Am 1. Januar<br />

3 Straßenbaulastträger für die überörtlichen Straßen sind der Kreis für die Kreisstraßen<br />

sowie der Landesbetrieb Straßen NRW für die Landes- und Bundesstr aßen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 51


Finanzen<br />

<strong>2005</strong> trat die geänderte Gebührensatzung für die Friedhöfe in <strong>Moers</strong> in<br />

Kraft. Zunächst vergleichen wir auch hier einige Gebührentarife in den<br />

umliegenden Städten:<br />

Vergleich der Grabnutzungsgebühren<br />

Erdreihengrab<br />

Erdwahlgrab<br />

Urnenreihengrab<br />

Urnenwahlgrab<br />

Stadt <strong>Moers</strong> 1.126 € 1.296 € 525 € 560 €<br />

Stadt Bochum 2.080 € - 1.130 € 1.160 €<br />

Stadt Herne 1.726 € 2.106 € 1.034 € 1.266 €<br />

Stadt Witten 953 € 1.140 € 953 € 1.140 €<br />

Stadt Essen 975 € 1.600 € 520 € 600 €<br />

Stadt Duisburg 907 € 1.656 € 655 € 1.365 €<br />

Quelle: Internetrecherchen<br />

In diesem Vergleich befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong> in einem günstigen<br />

Bereich. Wir haben die umfangreiche Gebührenkalkulation eingesehen<br />

und festgestellt, dass die Stadt neben den geänderten Rechtsnormen<br />

insbesondere aufwandsbezogene und flächenbezogene Kostenarten berücksichtigt<br />

hat.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt unserer Betrachtung war der nicht umlagefähige<br />

„Grünflächenanteil“. Dieser Anteil betrug noch im Jahr 2000 20 Prozent.<br />

In Zusammenarbeit mit mehreren Fachämtern wurde Anfang 2001<br />

der öffentliche Grünanteil an städtischen Friedhöfen neu ermittelt und<br />

dann mit 8,03 Prozent festgesetzt.<br />

Realsteuereinnahmen, Schlüsselzuweisungen und Gemeindeanteile<br />

In der Versagung der Genehmigung des Haushaltsicherungskonzeptes<br />

2003 ff vom 2. April 2003 hat die Landrätin des Kreises Wesel u. a. begründend<br />

ausgeführt, dass die Einnahmeerwartungen (u.a. Gewerbesteuer)<br />

nicht hinreichend gesichert sind. Nachstehend stellen wir die<br />

Ansätze den Rechnungsergebnissen gegenüber:<br />

52<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Grundsteuer A<br />

Vergleich der Ansätze mit den Rechnungsergebnissen in Euro<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Ansatz 61.355 69.024 75.671 77.720 70.000<br />

Rechnungsergebnis 53.245 60.436 58.236 66.746 54.500<br />

Differenz -8.110 -8.588 -17.435 -10.974 -15.500<br />

Grundsteuer B<br />

Ansatz 6.276.619 10.584.000 11.204.000 11.378.810 11.800.000<br />

Rechnungsergebnis 10.399.401 10.840.586 11.232.145 11.615.294 11.898.477<br />

Differenz 4.122.782 256.586 28.145 236.484 98.477<br />

Gewerbesteuer<br />

Ansatz 26.587.000 27.098.500 31.067.000 31.021.020 28.000.000<br />

Rechnungsergebnis 24.134.872 30.037.808 20.425.460 26.893.098 25.116.418<br />

Differenz -2.452.128 2.939.308 -10.641.540 -4.127.922 -2.883.582<br />

Schlüsselzuweisung<br />

vom Land<br />

Ansatz 35.557.000 37.362.654 37.283.600 37.495.643 37.186.000<br />

Rechnungsergebnis 36.090.610 37.664.356 37.283.600 29.029.477 37.290.913<br />

Differenz 533.610 301.702 0 -8.466.166 104.913<br />

Gemeindeanteil an<br />

der Einkommensteuer<br />

Ansatz 34.768.000 30.422.000 32.353.500 32.701.020 30.900.000<br />

Rechnungsergebnis 37.411.426 30.934.449 30.164.342 30.596.028 28.423.471<br />

Differenz 2.643.426 512.449 -2.189.158 -2.104.992 -2.476.529<br />

Gemeindeanteil an<br />

der Umsatzste uer<br />

Ansatz 2.863.000 2.812.105 2.658.717 2.626.853 2.500.000<br />

Rechnungsergebnis 2.521.821 2.513.126 2.470.831 2.463.275 2.467.871<br />

Differenz -341.179 -298.979 -187.886 -163.578 -32.129<br />

Gesamtdifferenz 4.506.511 3.702.478 -13.007.874 -14.637.148 -5.204.350<br />

Wir teilen die Bedenken der Kommunalaufsicht. Insbesondere die Einnahmeerwartungen<br />

bei der Gewerbesteuer haben sich seit 2002 und bei<br />

der Schlüsselzuweisung im Jahr 2003 nicht erfüllt. Wir stellen zudem<br />

fest, dass die jährlichen Haushaltsansätze erst mit zeitlicher Verzögerung<br />

den Einnahmerückgängen angepasst wurden.<br />

Der dem Haushaltsentwurf beigefügten Finanzplanung entnehmen wir,<br />

dass insbesondere bei der Gewerbesteuer und der Schlüsselzuweisung<br />

Einnahmen erwartet werden, die sich nicht mit den durchschnittlichen<br />

tatsächlichen und zum Teil rückläufigen Einnahmen in den zurückliegenden<br />

Jahren decken. Wir beurteilen die Einnahmeerwartung der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> für die nächsten Haushaltsjahre als zu positiv und verweisen auf<br />

unsere Empfehlung zu den Konsolidierungsmaßnahmen im Haushaltssicherungskonzept.<br />

Ferner machen wir darauf aufmerksam, dass die in<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 53


Finanzen<br />

§ 7 Abs. 1 GemHVO niedergelegten Veranschlagungsgrundsätze verstärkt<br />

Beachtung finden sollten.<br />

Grundsteuer A und B<br />

Die Grundsteuer ist eine bedeutende und direkt beeinflussbare Einnahmeart.<br />

Zunächst betrachten wir die Entwicklung der Hebesätze sowie<br />

des Steueraufkommens:<br />

Jahr<br />

Hebesatz<br />

Grundsteuer<br />

A in v.H.<br />

Steueraufkommen Grundsteuer A und B<br />

Steueraufkommen<br />

Grundsteuer A<br />

in Tausend €<br />

Hebesatz<br />

Grundsteuer B<br />

in v.H.<br />

Steueraufkommen<br />

Grundsteuer B in<br />

Tausend €<br />

Gesamtaufkommen<br />

Grundsteuer<br />

in Tausend €<br />

2000 190 53 360 10.399 10.453<br />

2001 210 60 380 10.841 10.901<br />

2002 210 58 380 11.232 11.290<br />

2003 220 67 390 11.615 11.682<br />

2004 220 55 390 11.898 11.953<br />

2004: vorläufige Rechnungsergebnisse<br />

Nachfolgend setzen wir die Hebesätze der Stadt <strong>Moers</strong> in einen Vergleich<br />

zu den „Fiktiven Hebesätzen“ nach dem GFG:<br />

Vergleich der Hebesätze<br />

Jahr<br />

Hebesatz<br />

Grundsteuer A<br />

Fiktiver Hebesatz<br />

Grundsteuer A<br />

Hebesatz<br />

Grundsteuer B<br />

Fiktiver Hebesatz<br />

Grundsteuer B<br />

Angaben in v.H.<br />

2000 190 175 360 330<br />

2001 210 175 380 330<br />

2002 210 175 380 330<br />

2003 220 192 390 381<br />

2004 220 192 390 381<br />

<strong>2005</strong> 220 192 390 381<br />

Als eine Maßnahme des Haushaltssicherungskonzepts wurden die<br />

Grundsteuern in den Jahren 2001 und 2003 angehoben.<br />

Unter Berücksichtigung der aktuellen Vergleichswerte bezogen auf die<br />

Gemeindegrößenklasse im Landesdurchschnitt für das 3. Quartal 2004<br />

(Grundsteuer A = 225 v. H. und Grundsteuer B = 409 v. H.) stellen wir<br />

fest, dass die Hebesätze in der Stadt <strong>Moers</strong> noch deutlich unter dem<br />

Landesdurchschnitt liegen und damit die Vorgabe des Handlungsra h-<br />

mens zur Genehmigung von Haushaltsicherungskonzepten derzeit nicht<br />

erfüllen. Der Handlungsrahmen führt in Ziffer 10 aus, dass bezogen auf<br />

54<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

die Gemeindegrößenklasse die Hebesätze deutlich über den Landesdurchschnitt<br />

liegen sollen.<br />

Feststellung<br />

Um die Vorgaben des Handlungsrahmens zur Genehmigung von<br />

Haushaltssicherungskonzepten zu erfüllen, müssen die Hebesätze<br />

deutlich angehoben werden.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> kooperiert wirtschaftlich mit den benachbarten Städten<br />

(WIR4). Darum vergleichen wir die Hebesätze der Stadt <strong>Moers</strong> auch mit<br />

denen dieser Städte und weiteren Städten in der Region:<br />

Hebesätze der Grundsteuer A und B in der Region<br />

Grundsteuer A<br />

Grundsteuer B<br />

Stadt <strong>Moers</strong> 220 390<br />

Stadt Kamp-Lintfort 200 360<br />

Stadt Neukirchen-Vluyn 240 401<br />

Stadt Rheinberg 210 330<br />

Kreis Wesel<br />

(Durchschnitt)<br />

220 386<br />

Stadt Krefeld 220 475<br />

Stadt Dinslaken 200 400<br />

Stadt Duisburg 260 500<br />

Landesdurchschnitt<br />

Größenklasse 55<br />


Finanzen<br />

Gewerbesteuer<br />

Das Gewerbesteueraufkommen stellt sich in den zurückliegenden Jahren<br />

wie folgt dar:<br />

Gewerbesteuer<br />

Jahr<br />

Hebesatz<br />

Gewerbesteuer in<br />

Fiktiver Hebesatz<br />

Gewerbesteuer in v.H.<br />

Tausend €<br />

2000 430 380 24.135<br />

2001 450 380 30.038<br />

2002 450 380 20.425<br />

2003 450 403 26.893<br />

2004 450 403 25.116<br />

Der Hebesatz-Vergleichswert der entsprechenden Gemeindegrößenklasse<br />

beträgt im Landesdurchschnitt aktuell 431 v.H.. Somit liegt der Gewerbesteuerhebesatz<br />

über dem Landesdurchschnitt und erfüllt die Vorgabe<br />

des Handlungsrahmens zur Genehmigung von Haushaltsicherungskonzepten.<br />

Der Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> bis<br />

2009 sieht vor, dass der Hebesatz noch in <strong>2005</strong> auf 460 v.H. angehoben<br />

wird.<br />

Auch hier vergleichen wir die Steuerhebesätze einiger Städte der Region:<br />

Hebesätze der Gewerbesteuer in der Region<br />

Stadt <strong>Moers</strong> 450<br />

Stadt Kamp-Lintfort 420<br />

Stadt Neukirchen-Vluyn 430<br />

Stadt Rheinberg 420<br />

Kreis Wesel<br />

(Durchschnitt)<br />

430<br />

Stadt Krefeld 440<br />

Stadt Dinslaken 424<br />

Stadt Duisburg 470<br />

Landesdurchschnitt<br />

431<br />

Größenklasse 55<br />


Finanzen<br />

Hundesteuer<br />

Die Hundesteuersätze der Stadt <strong>Moers</strong> liegen im interkommunalen Vergleich<br />

deutlich über dem Mittelwert:<br />

Hundesteuersätze<br />

– interkommunaler Vergleich –<br />

1. Hund 2.Hund 3. Hund<br />

Minimum 36,00 € 48,00 € 60,00 €<br />

Maximum 108,00 € 132,00 € 156,00 €<br />

Mittelwert 67,28 € 83,45 € 97,13 €<br />

<strong>Moers</strong> 80,40 € 92,40 € 104,40 €<br />

Grafisch stellt sich der Vergleich wie folgt dar:<br />

Hundesteuersätze im interkommunalen Vergleich<br />

160 €<br />

140 €<br />

120 €<br />

--- Euro ---<br />

100 €<br />

80 €<br />

60 €<br />

40 €<br />

20 €<br />

- €<br />

1. Hund 2. Hund 3. Hund<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Nach einer beschränkten Ausschreibung in 2004 hat die Stadt <strong>Moers</strong><br />

einen privaten Dienstleister beauftragt, eine Hundebestandsaufnahme<br />

durchzuführen. Im Rahmen dieser Hundebestandsaufnahmen wurden<br />

ca. 700 Hunde neu angemeldet. Der Hundebestand betrug am 9. März<br />

<strong>2005</strong> 5.912 Hunde. In <strong>2005</strong> wird mit einem Hu ndesteueraufkommen in<br />

Höhe von 490.000 € gerechnet.<br />

Vergnügungssteuer<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt über eine Vergnügungssteuersatzung entsprechend<br />

der Mustersatzung des Städte- und Gemeindebundes NRW. Das<br />

Gesamtaufkommen der Vergnügungssteuer betrug 2003 567.000 €.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 57


Finanzen<br />

Zweitwohnungssteuer<br />

Die Zahl der in <strong>Moers</strong> mit Nebenwohnsitz gemeldeten Personen ist –<br />

gemessen an der Gesamteinwohnerzahl von rund 107.900 – mit 3.034<br />

(Stand: 31. Dezember 2004) bedeutsam. Daher könnte die Einführung<br />

einer Zweitwohnungssteuer durch die Stadt <strong>Moers</strong> durchaus Sinn machen.<br />

Die Erfahrungen anderer Kommunen im Zusammenhang mit einer<br />

solchen Steuer zeigen, dass über die unmittelbaren finanziellen Auswirkungen<br />

hinaus folgende weitere Effekte erzielt werden:<br />

• Viele Personen erklären mit Einführung der Steuer den Nebenzum<br />

Hauptwohnsitz und erhöhen somit die Ausgangsmesszahl für<br />

die Ermittlung der Schlüsselzuweisungen des Landes.<br />

• Einführungsaktivitäten führen zudem zu einer Bereinigung der im<br />

Melderegister enthaltenen Datensätze, die gerade bei mit Nebenwohnsitz<br />

gemeldeten Personen oft nicht aktuell sind.<br />

Insgesamt sollte die Stadt <strong>Moers</strong> diese grundsätzlich positiven Erfahrungen<br />

anderer Kommunen nutzen, um über die Zweitwohnungssteuer zu<br />

diskutieren. Zwar würde sich die Einnahmesituation durch die Einführung<br />

der Steuer nicht gravierend verbessern lassen; da jedoch auch der<br />

Handlungsrahmen für Kommunen in der Haushaltssicherung die Ausschöpfung<br />

aller gemeindlichen Einnahmemöglichkeiten fordert, würde<br />

die Einführung einer Zweitwohnungssteuer die Bemühungen der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> zur Konsolidierung des Haushalts unterstützen. Wir empfehlen<br />

daher eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung, um zu analysieren, ob die<br />

zusätzlichen Erträge nach der evtl. Einführung einer Zweitwohnungssteuer<br />

den im Zusammenhang damit entstehenden Implementierungsaufwand<br />

decken.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte analysieren, ob die Einführung einer<br />

Zweitwohnungssteuer den zusätzlichen Verwaltungsaufwand<br />

übersteigende Erträge für den Verwaltungshaushalt erwarten<br />

lässt.<br />

58<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

KIWI-Bewertung der laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />

Im Rahmen der KIWI-Bewertung wird eine interkommunal vergleichbare<br />

Gesamtbeurteilung aller laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />

vorgenommen (Zuführungen des Vermögens- an den Verwaltungshaushalt<br />

bleiben bei dieser Darstellung unberücksichtigt). Anschließend erfolgt<br />

eine Gegenüberstellung der Einnahmen mit den jeweils aktuellen<br />

Einwohnerzahlen.<br />

Der Vergleich mit allen von uns geprüften Kommunen führt zu folgendem<br />

Bild:<br />

Laufende Einnahmen des Verwaltungshaushalts je Einwohner/in 2003<br />

– gesamter interkommunaler Ve rgleich –<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

1.012 € 2.054 € 1.401 € 1.636 €<br />

Laufende Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />

je Einwohner/in 2003 im gesamten interkommunalen Vergleich<br />

2.000<br />

---- Euro ----<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

In einem weiteren Vergleichsring vergleichen wir die Städte mit über<br />

60.000 Einwohnern:<br />

Laufende Einnahmen des Verwaltungshaushalts je Einwohner/in 2003<br />

– interkommunaler Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohen –<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

1.192 € 1.818 € 1.543 € 1.636 €<br />

Im Vergleich mit den Städten über 60.000 Einwohner verringert sich<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 59


Finanzen<br />

gegenüber dem Vergleich mit allen Städten der Abstand zum Mittelwert<br />

sehr deutlich.<br />

Der nachfolgende Jahresreihenvergleich zeigt, dass sich die Stadt auf<br />

kontinuierlich zurückgehende Einnahmen einstellen musste.<br />

Entwicklung der lfd. Einnahmen des Verwaltungshaushalts<br />

je Einwohner/in im zeitlichen Verlauf<br />

1500<br />

----- Euro -----<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Neben der interkommunalen Positionierung und der intrakommunalen<br />

Entwicklung berücksichtigen wir, dass die Stadt <strong>Moers</strong> gegenwärtig noch<br />

über bedeutsame Einnahme- und Optimierungspotenziale verfügt:<br />

• Anhebung der Grundsteuern (jährl. Mehreinnahme 750.000 €).<br />

• Ausgabendeckungsgrad für die städtischen Bäder muss erhöht<br />

werden.<br />

Positiv bewerten wir, dass die Stadt <strong>Moers</strong> in den Gebührenbedarfsberechungen<br />

geringe öffentliche Anteile berücksichtigt.<br />

Analog zum KIWI- Bewertungsrahmen erkennen wir im Einnahmebereich<br />

aufgrund der allgemeinen Haushaltslage einen Handlungsbedarf und<br />

zeigen Handlungsmöglichkeiten mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung<br />

auf.<br />

60<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

KIWI Bewertung<br />

Aufgrund der rückläufigen Einnahmesituation und den noch nicht<br />

ausgeschöpften Einnahmemöglichkeiten bewerten wir unter dem<br />

Aspekt der allgemeinen Haushaltslage der Stadt <strong>Moers</strong> die Kennzahl<br />

„Einnahmen je Einwohner“ mit dem KIWI-Wert 3.<br />

Fazit<br />

Die Einnahmen der Stadt <strong>Moers</strong> sind im Zeitreihenvergleich rückläufig.<br />

Insbesondere besteht bei den Realsteuerhebesätzen die Möglic h-<br />

keit und gemäß dem Handlungsrahmen zur Genehmigung von<br />

Haushaltssicherungskonzepten die Verpflichtung, diese deutlich<br />

anzuheben.<br />

Wir erkennen an, dass die Stadt bei den Kostenrechnenden Einrichtungen<br />

ihre Einnahmemöglic hkeiten fast vollständig ausgenutzt<br />

hat. Lediglich für den Bereich der Bäder sehen wir noch<br />

deutliche Konsolidierungsmöglichkeiten.<br />

Ausgaben des Verwaltungshaushalts<br />

Die Ausgaben des Verwaltungshaushalts setzen sich im Wesentlichen<br />

aus Personal- und Sachausgaben sowie Zuweisungen bzw. Zuschüssen<br />

(mit dem Schwerpunkt der Sozialhilfeleistungen) zusammen. Auf die<br />

Ausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> in den Bereichen Personal und Jugendhilfe<br />

gehen wir in den entsprechenden Teilberichten detaillierter ein.<br />

Sachausgaben<br />

Bei der Ermittlung der Sachausgaben haben wir auch den doppischen<br />

Haushaltsteil der Jahre 2002 und 2003 berücksichtigt. Hier haben wir<br />

auf die Jahresrechnungsstatistiken zurückgegriffen. Die einzelnen Aufwendungen<br />

wurden den jeweiligen Gruppen zugeordnet. Es liegt in der<br />

Natur der Sache, dass eine eurogenaue Aufteilung der Aufwendungen<br />

nicht möglich ist. Jedoch macht diese Ungenauigkeit eine Gesamtbeur-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 61


Finanzen<br />

teilung nicht unmöglich. Da der Rechnungsabschluss des doppischen<br />

Haushalts für 2004 zum Prüfungszeitpunkt noch nicht vorlag, ist die<br />

Zeitreihenbetrachtung nur auf die Jahre 2001 bis 2003 beschränkt.<br />

Für eine Betrachtung der Sachausgaben (Hauptgruppen 5 und 6) werden<br />

diese um kalkulatorische Ausgaben, Erstattungen an kommunale<br />

Sonderrechnungen und innere Verrechnungen bereinigt. Viele Kommunen<br />

haben in der Vergangenheit Ausgliederungen in Form von Eigenbetrieben<br />

oder eigenbetriebsähnlichen Einric htungen vorgenommen. Um<br />

diesem Umstand Rechnung zu tragen, beziehen wir für eine Gesamtbetrachtung<br />

der kommunalen Leistungen im Rahmen des KIWI auch die<br />

Sachaufwendungen 4 der Sondervermögen und der Anstalten öffentlichen<br />

Rechts mit ein.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat in 2002 folgende Bereiche in das städtische Sondervermögen<br />

„Servicebetriebe Stadt <strong>Moers</strong>“ ausgegliedert:<br />

• Straßenre inigung, Straßenunterhaltung,<br />

• Kanalunterhaltung, öffentliche WC-Anlagen,<br />

• Abfallentsorgung,<br />

• Friedhofswesen, Grünflächenunterhaltung,<br />

• Hochbauunterhaltung,<br />

• Werkstatt.<br />

In der nachfolgenden Übersicht der bereinigten Sachausgaben für den<br />

Kernhaushalt spiegeln sich in der Zeitreihenbetrachtung diese Auslagerungen<br />

wider:<br />

Jahr<br />

Sachausgaben<br />

insgesamt<br />

Bereinigung der Sachausgaben<br />

Kalkulatorische<br />

Ausgaben<br />

Erstattungen<br />

an komm.<br />

Sonderrechn.<br />

Innere<br />

Verrechnungen<br />

Bereinigte<br />

Sachausgaben<br />

Angaben in Tausend €<br />

2000 57.148 7.627 197 14.662 34.662<br />

2001 57.429 7.466 210 14.032 35.720<br />

2002 29.986 5.927 203 3.678 20.179<br />

2003 30.275 6.226 208 3.684 20.155<br />

4 Als Sachaufwendungen der Sondervermögen werden der Materialaufwand und die sonstigen<br />

betrieblichen Aufwendungen exklusive des Verwaltungskostenbeitrages laut Gewinnund<br />

Verlustrechnung berücksichtigt.<br />

62<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Um die Bereinigung der Sachausgaben zu visualisieren, haben wir folgende<br />

Grafik erstellt:<br />

Bereinigung der Sachausgaben<br />

----- Tausend Euro -----<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Bereinigte<br />

Sachausgaben<br />

Kalkulatorische<br />

Ausgaben<br />

Erstattungen an<br />

komm. Sonderrechn.<br />

Innere<br />

Verrechnungen<br />

Nachfolgend betrachten wir die Entwicklung der Sachausgaben nach der<br />

jeweiligen Ausgabeart:<br />

Übersicht über die Sachausgaben<br />

Ausgabeart<br />

Jahre<br />

Grupp.<br />

2001 2002 2003<br />

Nr.<br />

Veränderung<br />

Angaben in Tausend €<br />

Prozent<br />

Unterhaltung Grundstücke<br />

und baulichen Anlagen<br />

50, 51 2.127 1.902 1.889 -11,19<br />

Geräte, Ausstattungs- und<br />

Ausrüstungsgegenstände<br />

52 444 234 261 -41,30<br />

Mieten und Pachten 53 326 424 308 -5,47<br />

Bewirtschaftung der<br />

Grundstücke<br />

54 6.314 5.398 5.436 -13,90<br />

und baulichen Anlagen<br />

Haltung von Fahrzeugen 55 865 118 149 -82,82<br />

Besondere Aufwendungen<br />

für Bedienstete<br />

56 657 317 192 -70,81<br />

Weitere Verwaltungs- und<br />

Betriebsausgaben<br />

57 - 63 15.840 13.159 11.078 -30,07<br />

Schülerbeförderungskosten 639 925 934 1.095 18,39<br />

Steuern, Versicherung,<br />

Geschäftsausgaben, sonst.<br />

64 - 66 6.292 4.701 4.301 -31,64<br />

Erstattungsausgaben<br />

67<br />

(ohne<br />

675 und<br />

2.252 2.575 2.815 25,01<br />

679)<br />

Beitrag an den Abwasserverband<br />

LINEG<br />

Gr. 713 9.972 10.196 10.027 0,55<br />

Summe: 46.013 39.958 37.550<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 63


Finanzen<br />

Wie sich die Sachausgaben in den einzelnen Gruppen im Prüfungszeitraum<br />

verändert haben, ist aufgrund der in 2002 erfolgten Auslagerungen<br />

von Aufgaben und der Zuordnung von Aufgaben zum doppischen<br />

Haushalt nicht möglich. Darum versuchen wir durch die Betrachtung<br />

einzelner Gruppen festzustellen, ob sich die Umsetzung der Verpflic h-<br />

tung zur Ausgabensenkung wieder findet. Weitere Ausführungen zu einzelnen<br />

Ausgabengruppen befinden sich in den Teilberichten „Gebäudebewirtschaftung“<br />

und „Bauwesen“.<br />

Weitere Verwaltungs- und Betriebsausgaben (Gruppe 57 bis 63)<br />

Schulen<br />

Die Sachausgaben für die Schulen in <strong>Moers</strong> sind seit 1996 eingefroren.<br />

In Anlehnung am Zuwendungsschlüssel des GFG NRW wird ausgehend<br />

von der Gesamtschülerzahl ein Schüleransatz (100 Prozent) ermittelt<br />

und auf die einzelnen Schulformen nach dem festgelegten Schlüssel verteilt.<br />

So ist sichergestellt, dass die Gesamtausgaben nicht steigen müssen<br />

und andererseits Schulen aufgrund sich verändernder Schüle rzahlen<br />

nicht bevorzugt oder benachteiligt werden.<br />

Kopiergeräte<br />

Im Verwaltungsbereich befinden sich 25 Geräte und im Schulbereich 41<br />

Geräte im Einsatz. Die jährlichen Mietaufwendungen (all-in) belaufen<br />

sich auf insgesamt 80.000 €. Ungewöhnlich ist es, dass Verwaltungsund<br />

Schulbereich in der Vergangenheit die Leistungen getrennt ausgeschrieben<br />

und vergeben haben. Gerade in einer Gesamtausschre ibung<br />

liegt aufgrund der Volumengröße die Chance, am Markt günstigere Ko n-<br />

ditionen zu erhalten.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen zukünftig, die Anmietung von Kopiergeräten für<br />

die gesamt e Verwaltung einschließlich des Schulbereichs auszuschreiben<br />

und zu vergeben. Durch das deutlich höhere Volumen<br />

lässt sich eine bessere Wirtschaftlichkeit erzielen.<br />

Sportbereich<br />

Zum Thema „Bäder der Stadt <strong>Moers</strong>“ haben wir bereits bei der Betrachtung<br />

der Kostenrechnenden Einrichtungen einige Kostenaspekte angesprochen.<br />

Ebenfalls ausgabenintensiv ist der Sportbereich, der weitgehend<br />

auch den freiwilligen Aufgaben zuzuordnen ist. Die Stadt beziffert<br />

die Ausgaben – Zuschüsse an Vereine – mit jährlich über 300.000 €.<br />

64<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Feststellung<br />

Wir begrüßen es ausdrücklich, dass im Haushaltssicherungsko n-<br />

zept die Optimierung des Sportbereiches aufgenommen wurde<br />

und entsprechend hohe Konsolidierungsbeiträge bis 2009 angestrebt<br />

werden. Inwieweit die Konsolidierungen tatsächlic h eintreten,<br />

sollte die Stadt zeitnah unterjährig prüfen.<br />

Schülerfahrkosten (Gr. 679)<br />

Im Jahr 2003 mussten für 1.633 Schüler Schülerfahrkosten aufgewendet<br />

werden. Da auf die Zahlung von Schülerfahrkosten ein rechtlicher Anspruch<br />

besteht und die Leistungen überwiegend vom ÖPNV erbracht<br />

werden, haben die Kommunen wenig Spielraum, die Ausgaben zu beeinflussen.<br />

Wir haben einige Parameter mit den Werten von 50 weiteren Kommunen<br />

verglichen und sehen, ausgehend von den Mittelwerten, dass die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> derzeit noch in einem günstigen Bereich liegt, was aber nicht ausschließt,<br />

dass diese Situation noch verbessert werden kann.<br />

Interkommunaler Vergleich einiger Parameter<br />

der Schülerbeförderungsausgaben<br />

Mittelwert<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Fläche der Kommune 91,46 km² 67,7 km²<br />

Ausgaben je Schüler 153,74 € 82,82 €<br />

Ausgaben je km² 9.640 € 16.170 €<br />

Ausgaben je Einwohner 20,49 € 10,14 €<br />

Schüler je Einwohner 0,13 0,122<br />

Eine der wenigen Möglichkeiten, Ausgaben zu senken, hat die Stadt mit<br />

der Aktion „Fahrrad statt Bus“ genutzt. Berechtigte Schülerinnen und<br />

Schüler können auf die Übernahme von Schülerfahrkosten verzichten,<br />

und erhalten für die Nichtinanspruchnahme öffentlicher Verkehrsmittel<br />

schulwöchentlich 5,11 € erstattet. Hiervon machen derzeit 108 Schülerinnen<br />

und Schüler Gebrauch. Bezogen auf die teilnehmenden Schülerinnen<br />

und Schüler beträgt die Ersparnis für die Stadt <strong>Moers</strong> insgesamt<br />

17.645 €. Dieses ist sicher von der Höhe kein bedeutender Betrag, jedoch<br />

ist die Signalwirkung nicht zu unterschätzen.<br />

Feststellung<br />

Wir stellen fest, dass durch die Aktion „Fahrrad statt Bus“ Ersparnisse<br />

bei den Schülerfahrkosten erzielt werden können. Dabei<br />

profitieren die Schüler von einem gut ausgebauten Radwegenetz<br />

in und um <strong>Moers</strong><br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 65


Finanzen<br />

Beiträge an die Linksniederrheinische Entwässerungs- Genossenschaft,<br />

LINEG (Gr. 713)<br />

Die Beiträge an die LINEG (jährlich ca. zehn Mio. €) haben wir dem<br />

sächlichen Verwaltungs- und Betriebsaufwand hinzugerechnet, um einen<br />

interkommunalen Vergleich zu ermöglichen. Kommunen, die die Abwasserbeseitigung<br />

vollständig in Eigenregie durchführen, haben entsprechend<br />

höhere Ausgaben in den Gruppierungen 5 und 6. Um die Kommunen,<br />

die Abwasserbeiträge bzw. Beiträge an Wasser- und Bodenverbände<br />

entrichten, nicht besser zu stellen, rechnen wir diese Beiträge (in der<br />

Regel unter Gr. 713) mit in die Sachausgaben hinein. Die Beiträge entsprechen<br />

Fremdleistungen und sind damit den Sachausgaben vergleic h-<br />

bar.<br />

Wir erkennen in diesem Zusammenhang an, dass die LINEG auch auf<br />

anderen Geschäftsfeldern tätig ist, die mit der Umlage finanziert werden.<br />

Ferner enthält die Umlage die Aufwendungen für Abschreibungen,<br />

Personal und Zinsen. Diese Fakten berücksichtigen wir bei der KIWI-<br />

Bewertung der Sachausgaben.<br />

Interkommunaler Vergleich und KIWI-Bewertung der<br />

Sachausgaben<br />

Im interkommunalen Vergleich haben sich in den zurückliegenden Jahren<br />

die Sachausgaben in den meisten Kommunen ständig verringert.<br />

Dieses trifft grundsätzlich auch für die Stadt <strong>Moers</strong> zu. Aufgrund der in<br />

2002 vorgenommenen Auslagerungen in die Servicebetriebe der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> und der Abbildung von Aufgaben in einem doppischen Haushalt ist<br />

ein exakter Zeitreihenvergleich nicht möglich.<br />

Bezogen auf das für die KIWI-Bewertung maßgebliche Haushaltsjahr<br />

2003 befinden sich die im Verwaltungshaushalt der Stadt <strong>Moers</strong> abgebildeten<br />

Sachausgaben über dem Mittelwert:<br />

Sachausgaben je Einwohner 2003 im gesamten interkommunalen Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

242 € 579 347 402<br />

Die grafische Darstellung verdeutlicht dies:<br />

66<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Sachausgaben je Einwohner/in 2003<br />

im interkommunalen Vergleich<br />

500<br />

---- Euro ----<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Positiver, aber immer noch über dem Mittelwert, positioniert sich die<br />

Stadt im Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohnern:<br />

Sachausgaben je Einwohner 2003 im interkommunalen Vergleich mit Städten<br />

über 60.000 Einwohnern<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

292 € 568 376 402<br />

Bei der Bewertung berücksichtigen wir zugunsten der Stadt, dass der an<br />

die LINEG jährlich zu zahlende Umlagebetrag nicht in voller Höhe in die<br />

Sachausgaben der Gruppe 5 und 6 einfließen kann.<br />

Im Rahmen dieser Prüfung haben wir festgestellt, dass Maßnahmen der<br />

Bauunterhaltung im Vermögenshaushalt veranschlagt wurden. Konkret<br />

betrug im Jahr 2003 das Volumen im Bereich der Schulen und Verwaltungsgebäude<br />

über 300.000 €. Eine genaue Recherche war aufgrund<br />

des umfangreichen Datenmaterials in der zur Verfügung stehenden Zeit<br />

nicht möglich. Wir haben dieses auch im Rahmen mehrerer Gespräche<br />

mit der Kämmerei und dem Zentralen Gebäudemanagement der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> thematisiert.<br />

Zurzeit führt die Stadt <strong>Moers</strong> die Unterhaltsreinigung zum größten Teil<br />

noch mit eigenem Personal durch. Hiermit wird der Personalausgabenetat<br />

belastet. Die meisten Städte, die sich im interkommunalen Vergleich<br />

befinden, haben diese Aufgabe „fremdvergeben“. Dadurch wird in<br />

diesen Städten der Sachausgabenetat belastet, ohne dass aber in jedem<br />

Fall der Mittelwert überschritten wird.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 67


Finanzen<br />

Ebenfalls lassen wir in unsere Bewertung den Sachverhalt einfließen,<br />

dass die Stadt <strong>Moers</strong> als Mittelzentrum Aufgaben für umliegende Städte<br />

und Gemeinden des Kreises Wesel wahrnimmt. Dies trifft insbesondere<br />

auf den Schulbereich in der Sekundarstufe I und II zu. 10,4 Prozent der<br />

Schüler (916) stammen im jetzt laufenden Schuljahr nicht aus <strong>Moers</strong>.<br />

Hierzu machen wir zum Thema „Demo grafischer Wandel und Stadtentwicklung“<br />

weitere Ausführungen.<br />

KIWI Bewertung<br />

Wir erkennen an, dass die Stadt <strong>Moers</strong> sich bei den Sachausgaben<br />

entsprechend der Haushaltslage restriktiv verhält und bewerten<br />

die KIWI-Kennzahl „Sachausgaben je Einwohner“ mit dem<br />

Wert 3. Dabei berücksichtigen wir auch, dass die Sachausgaben<br />

der großen kreisangehörigen Städte aufgrund des größeren Aufgabenportfolios<br />

höher sind.<br />

Fazit<br />

Wir stellen fest, dass die Stadt <strong>Moers</strong> angesichts ihrer schwierigen<br />

Haushaltslage die jährlichen Sachausgaben kontinuierlich zurückfährt.<br />

In einigen Bereichen (z.B. Schulbereich) werden die Ausgaben<br />

seit Jahren erfolgreich im Budget bewirtschaftet. Mit der baldigen<br />

Umstellung auf das NKF wird sich die Transparenz deutlich<br />

verbessern, so dass weitere Konsolidierungserfolge erwartet werden<br />

können.<br />

Vermögenshaushalt<br />

Im Rahmen unserer Prüfung untersuchten wir für den Vermögenshaushalt<br />

schwerpunktmäßig die Veräußerung von Vermögen, die Entwicklungen<br />

der Haushaltsausgabereste, Bauinvestitionen und die Kreditfinanzierungsquote.<br />

Daran schließt sich die Beurteilung der Schuldenentwicklung<br />

an.<br />

68<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Veräußerung von Vermögen<br />

Der Handlungsrahmen zur Genehmigung von Haushaltssicherungsko n-<br />

zepten gibt in Ziffer 8 den Kommunen auf, das vorhandene Vermögen<br />

daraufhin zu untersuchen, inwieweit es für die öffentliche Aufgabenerfüllung<br />

noch benötigt wird.<br />

Die Finanzplanung sieht bis 2008 vor, dass die Stadt, sofern die planungsrechtlichen<br />

Voraussetzungen erfüllt sind, Grundstücke im geschätzten<br />

Wert von 17,5 Mio. € veräußern kann. Weiteres veräußerbares<br />

Vermögen befindet sich nicht im unmittelbaren Besitz der Stadt, sondern<br />

nur im Bereich der Beteiligungen. Bereits beim Thema „Rückzuführungen“<br />

haben wir es als unwirtschaftlich beurteilt, dass in den zurückliegenden<br />

Jahren die Einnahmen aus der Veränderung des Anlagevermögens<br />

– Grundstückverkäufe – zur teilweisen Deckung der Defizite dem<br />

Verwaltungshaushalt zugeführt wurden.<br />

Unter dem wirtschaftlichen Umgang mit Grundvermögen verstehen wir<br />

auch eine zukunftsgerichtete Bewirtschaftung von Grundvermögen, um<br />

auf die sich abzeichnenden strukturellen und demografischen Veränderungen<br />

reagieren und ggf. diese auch beeinflussen zu können. Seit Jahren<br />

veräußert die Stadt Grundvermögen und tätigt keinen Grunderwerb.<br />

Feststellung<br />

Durch die derzeit nicht in Verkauf und Erwerb ausgewogene Bewirtschaftung<br />

von Grundvermögen gibt die Stadt für die Zukunft<br />

ggf. notwendige Handlungspotenziale auf, ohne damit gegenwärtig<br />

einen nachhaltigen Beitrag zur allgemeinen Haushaltskonsolidierung<br />

zu leisten.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> besitzt mit der „Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH“ eine<br />

hundertprozentige Mehrheitsbeteiligung. Diese Gesellschaft besitzt Kapitalanteile<br />

an anderen Wohnungsunternehmen. Der Wohnungsbestand<br />

der „Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH“ umfasst derzeit einen ehemals<br />

von der Stadt <strong>Moers</strong> übernommenen Wohnungsbestand von 1.650 Wohnungen.<br />

Sie begründet die Erfüllung der öffentlichen Zwecksetzung gemäß<br />

§ 107 Abs. 1 GO damit, dass sie eine sozial-verantwortbare Wohnungsversorgung<br />

der breiten Schichten der Bevölkerung sicherstellt. Wir<br />

sehen für die Stadt <strong>Moers</strong> im Sinne der vorgenannten gesetzlichen Bestimmung<br />

heute kein Erfordernis, sich an einer Wohnungsgesellschaft zu<br />

beteiligen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 69


Finanzen<br />

Wie wir bereits an anderer Stelle in diesem Bereicht ausgeführt haben,<br />

beziehen wir bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Kommune<br />

auch ihre Beteiligungen mit ein. Der Handlungsrahmen zur Genehmigung<br />

von Haushaltssicherungskonzepten führt in Ziffer 6 aus, dass die<br />

Konsolidierung auch alle Beteiligungen der Gemeinde einbeziehen muss.<br />

Wir folgern daraus, dass die Stadt <strong>Moers</strong> die Notwendigkeit prüfen<br />

muss, inwieweit das Vermögen (Mehrheitsbeteiligungen) für die dauerhafte<br />

öffentliche Aufgabenerfüllung notwendig ist. Wir sehen hier deutliche<br />

Potenziale den Haushalt der Stadt nachhaltig zu entlasten bzw. der<br />

Stadt dringend notwendigen Handlungsspielraum zu schaffen.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> grundsätzlich zu untersuchen, ob<br />

eine Veräußerung des Vermögens „Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong><br />

GmbH“ rechtlich möglich ist und inwieweit durch eine Veräußerung<br />

die Stadt dringend notwendigen finanziellen Handlungsspie l-<br />

raum wiedererlangen kann.<br />

Wir können uns vorstellen, dass diese Frage u.U. nur mit Hilfe einer<br />

fachlichen externen Unterstützung sicher beantwortet werden kann und<br />

empfehlen darum der Stadt, diese zu suchen und in Anspruch zu nehmen.<br />

Weitere Ausführungen geben wir im Teilbericht „Beteiligungen“.<br />

Haushaltsausgabereste<br />

Um Investitionen, die sich über mehrere Jahre erstrecken, sinnvoll bewirtschaften<br />

zu können, sind Haushaltsausgabereste ein wirkungsvolles<br />

Instrument zur Bewirtschaftung der Mittel (§ 19 Abs. 1 GemHVO). Dabei<br />

ist jedoch darauf zu achten, dass die Restebewirtschaftung im angemessenen<br />

Rahmen bleibt, da gebildete Reste nicht mehr im Haushaltspla n<br />

als politischem Steuerungsinstrument abgebildet werden. Deshalb werden<br />

auch die erneut übertragenen Haushaltsausgabereste im Prüfungszeitraum<br />

in die nachfolgende Untersuchung einbezogen.<br />

Umfang der Restebewirtschaftung<br />

Merkmal<br />

Sachlich bereinigte Ausgaben<br />

des Vermögenshaushalts<br />

Haushaltsjahr<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

38.465 35.675 41.920 28.161<br />

70<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Umfang der Restebewirtschaftung<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Haushaltsreste des Vermögenshaushalts<br />

9.883 14.797 24.275 21.024<br />

davon neue Haushaltsreste 8.684 13.165 20.606 16.506<br />

davon erneut übertragene alte<br />

Haushaltsreste<br />

1.199 1.631 3.669 4.518<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Prozent<br />

Restequote der neuen Reste 23 37 49 59<br />

Restequote gesamt 26 41 58 75<br />

Wir vergleichen die Restebewirtschaftung interkommunal:<br />

Restequote 2003 – interkommunaler Vergleich –<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

0 % 99 % 36,13 % 75 %<br />

Restewirtschaft 2003 im interkommunalen Vergleich<br />

100<br />

---- Prozent ----<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Im interkommunalen Vergleich befindet sich die Stadt deutlich über dem<br />

Mittelwert.<br />

Der Handlungsrahmen zur Genehmigung von Haushaltssicherungsko n-<br />

zepten hält es im Rahmen der Konsolidierung nicht für vertretbar, große<br />

Haushaltsausgabereste neben dem laufenden Haushalt zu bewirtschaften.<br />

Wir konnten uns davon überzeugen, dass sich die Stadt dieser<br />

Problematik bewusst ist. Es werden nur Haushaltsreste für Maßnahmen<br />

gebildet, für die bereits vertragliche Verpflichtungen eingegangen wur-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 71


Finanzen<br />

den. Im 1. Quartal des Folgejahres wird die Bildung der Haushaltsreste<br />

vom Rat förmlich beschlossen.<br />

Bauinvestitionsausgaben<br />

Kreditfinanzierungsquote<br />

Die Kreditfinanzierungsquote bewegte sich im Betrachtungszeitraum in<br />

der interkommunalen Betrachtung mit Ausnahme des Jahres 2002 deutlich<br />

oberhalb vom Mittelwert.<br />

Kreditfinanzierungsquote 2003 – interkommunaler Vergleich –<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

0 % 100 % 36 % 72 %<br />

Auch hier betrachten wir die zeitliche Entwicklung im interkommunalen<br />

Vergleich:<br />

Kreditfinanzierungsquote im zeitlichen Verlauf – interkommunal<br />

80<br />

70<br />

----- Prozent -----<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Mittelwert der Kreditfinanzierungsquote<br />

Kreditfinanzierungsquote der Stadt <strong>Moers</strong><br />

An der Kreditfinanzierungsquote ist die ernste Haushaltslage ebenfalls<br />

deutlich erke nnbar. Während es anderen Kommunen gelingt, diese Quote<br />

zurückzufahren, ist in <strong>Moers</strong> ein gegenläufiger Trend erkennbar. Die<br />

Finanzplanung sieht vor, dass auch in den nächsten Jahren Investitionen<br />

fast ausschließlich durch Kredite finanziert werden.<br />

72<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Schulden und Kapitaldienst<br />

Nach § 85 GO dürfen Kredite lediglich im Vermögenshaushalt und dort<br />

nur für Investitionen, Investitionsförderungsmaßnahmen und zur Umschuldung<br />

aufgenommen werden. Nach den sich aus § 76 GO ergebenden<br />

Grundsätzen der kommunalen Einnahmebeschaffung ist eine Kreditaufnahme<br />

zudem nur dann zulässig, wenn eine andere Finanzierung<br />

entweder nicht möglich oder unwirtschaftlich wäre.<br />

Schuldensituation im Zeitraum 2000 bis 2004<br />

Unter Einbeziehung der Mehrheitsbeteiligungen (einschl. der Anstalt öffentlichen<br />

Rechts) hat sich der Schuldenstand der Stadt <strong>Moers</strong> in den<br />

vergangenen Jahren wie folgt entwickelt:<br />

Schuldenübersicht<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Schulden des Kernhaushalts 215.262 228.183 223.839 232.722<br />

Schulden der Sondervermögen<br />

0 0 7.075 6.649<br />

Schulden der Beteiligungen 141.209 109.450 106.003 109.199<br />

Gesamtverschuldung der<br />

Kommune<br />

356.471 337.632 336.917 348.570<br />

Die Gesamtentwicklung der Schulden im Kernhaushalt und der Servic e-<br />

betriebe (Sondervermögen) ist kontinuierlich ansteigend. Dies wird in<br />

der nachfolgenden Grafik verdeutlicht:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 73


Finanzen<br />

Gesamtverschuldung des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“<br />

im Zeitverlauf<br />

350.000<br />

----- Tausend Euro -----<br />

300.000<br />

250.000<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Schulden der Beteiligungen<br />

Schulden der Sondervermögen<br />

Schulden des Kernhaushalts<br />

Die Situation ist noch drastischer, wenn man die Verschuldung allumfassend<br />

betrachtet und die noch nicht abgedeckten Altfehlbeträge berücksichtigt:<br />

Schuldenübersicht<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Schulden des Kernhaushalts 215.262 228.183 223.839 232.722<br />

Von der Stadt zu finanzierende<br />

nicht abgedeckte Altfehlbeträge<br />

5.408 4.709 15.953 20.938<br />

Schulden der Sondervermögen 0 0 7.075 6.649<br />

Schulden der Beteiligungen 141.209 109.450 106.003 109.199<br />

Gesamtverschuldung der<br />

Kommune<br />

361.879 342.341 352.870 369.508<br />

Nachfolgend stellen wir die Entwicklung der Nettoneuverschuldung dar:<br />

Entwicklung der Nettoneuverschuldung<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Kreditaufnahme 12.251.273 15.338.756 22.527.303 13.377.395<br />

ordentliche Tilgung 5.309.407 5.568.286 5.704.874 6.092.724<br />

Sondertilgung 0 0 0 0<br />

Nettoneuverschuldung 6.941.866 9.770.471 16.822.429 7.284.671<br />

In 2004 ist die Nettoneuverschuldung (nur Kredite) im Kernhaushalt<br />

zusätzlich um 7,5 Mio. € angestiegen. Der dem Haushaltsplanentwurf für<br />

74<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

<strong>2005</strong> beigefügten Finanzplanung entnehmen wir, dass in <strong>2005</strong> die Nettoneuverschuldung<br />

noch einmal um eine Million Euro ansteigt. In den<br />

folgenden Jahren übersteigt dann die Tilgung deutlich die Kreditaufnahme.<br />

Kapitaldienst<br />

Der Kapitaldienst (Gesamtbelastung durch Kredite und kreditähnliche<br />

Geschäfte) schränkt auf Dauer den Handlungsspielraum einer Kommune<br />

ein. Mit der Kennzahl „Kapitaldienst je Einwohner“ werden sämtliche<br />

Zins- und Tilgungsausgaben des Kernhaushalts und der Mehrheitsbeteiligungen<br />

sowie – falls vorhanden – der Sondervermögen und der Anstalten<br />

öffentlichen Rechts berücksic htigt.<br />

Der Kapitaldienst der Stadt <strong>Moers</strong> ergibt sich aus der folgenden Tabelle:<br />

Kapitaldienst der Kommune<br />

Haushaltsjahr<br />

Merkmal<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Angaben in Tausend €<br />

Zinsen Kernhaushalt 13.216 13.407 13.506 13.315<br />

Tilgung Kernhaushalt<br />

(Pflichtzuführung)<br />

5.309 5.568 5.705 6.093<br />

Kapitaldienst Kernhaushalt<br />

18.525 18.975 19.210 19.407<br />

Zinsen Sondervermögen 0 0 463 412<br />

Tilgung Sondervermögen 0 0 587 426<br />

Kapitaldienst Sondervermögen<br />

0 0 1.050 838<br />

Zinsen Beteiligungen 6.794 6.972 5.424 5.148<br />

Tilgung Beteiligungen 5.328 6.541 5.111 4.038<br />

Kapitaldienst Beteiligungen<br />

12.122 13.513 10.535 9.186<br />

Gesamtbetrag 30.648 32.488 30.795 29.431<br />

Kapitaldienst in € je Einwohner<br />

286,26 302,44 285,09 272,76<br />

Grafisch stellt sich der Kapitaldienst wie folgt dar:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 75


Finanzen<br />

Kapitaldienst des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“ im Zeitverlauf<br />

----- Tausend Euro -----<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Kapitaldienst Beteiligungen<br />

Kapitaldienst Sondervermögen<br />

Kapitaldienst Kernhaushalt<br />

Wir stellen fest, dass der Kapitaldienst seit 2001 kontinuierlich zurückgegangen<br />

ist. Wir vergleichen den Wert „Kapitaldienst des Konzerns<br />

Stadt <strong>Moers</strong>“ interkommunal:<br />

Kapitaldienst des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“ 2003 – interkommunaler Vergleich –<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

1,10 € 363 € 142 € 273 €<br />

Kapitaldienst des „Konzerns Stadt <strong>Moers</strong>“ je Einwohner/in im<br />

interkommunalen Vergleich<br />

350<br />

300<br />

---- Euro ----<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Obwohl der Kapitaldienst in der Jahresreihenbetrachtung rückläufig ist,<br />

positioniert sich die Stadt <strong>Moers</strong> bezogen auf das Haushaltsjahr 2003 im<br />

interkommunalen Vergleich deutlich über dem Mittelwert.<br />

76<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Schulden- und Zinsmanagement der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Der Rat hat in seiner Sitzung am 7. Juli 2004 die Verwaltung beauftragt,<br />

zur Optimierung des Zinsmanagements ein Beratungsmandat über einen<br />

Zeitraum von zunächst zwei Jahren mit der WestLB zu schließen. Bereits<br />

für 2004 konnten Zinseinsparungen in Höhe von etwa 50.000 € erzielt<br />

werden. Für <strong>2005</strong> wird mit Zinseinsparungen in Höhe von 600.000 €<br />

gerechnet.<br />

Kassenkredite<br />

Bei der Betrachtung der Fremdmittel dürfen die Kassenkredite nicht außen<br />

vor bleiben.<br />

In 2004 musste die Stadt <strong>Moers</strong> im Jahresdurchschnitt<br />

50 Mio. € Kassenkredite dauerhaft in Anspruch nehmen. Bei den Kassenkrediten<br />

handelt es sich fast ausschließlich um aufgelaufene Defizite<br />

aus Vorjahren. Für die einzelnen Kassenkredite betrug im Jahresdurc h-<br />

schnitt der Zinssatz 2,068 Prozent. Die Zinsaufwendungen für Kassenkredite<br />

beliefen sich in 2004 auf 1,084 Mio. €.<br />

Andere Kommunen erzielen am Markt erheblich günstigere Konditionen<br />

mit der Aufnahme von Kassenkrediten in der Fremdwährung „Schweizer<br />

Franken“. Der Zinssatz betrug am 15. Januar <strong>2005</strong> etwa 1 Prozent<br />

(Durc hschnitt im Jahr 2004 0,8 Prozent). Das Kursrisiko sollte dabei mit<br />

fachkundiger Unterstützung im Einzelfall hinterfragt und ggf. abgesichert<br />

werden. Hätte die Stadt <strong>Moers</strong> Kassenkredite in der Fremdwährung<br />

„Schweizer Franken“ aufgenommen, wäre die Zinsbelastung im Haushaltsjahr<br />

2004 um fast 500.000 € geringer ausgefallen.<br />

Empfehlung<br />

Für Kassenkredite empfehlen wir in Zukunft ggf. mit fachkundiger<br />

Unterstützung günstigere Konditionen zu eruieren, um dadurch<br />

den Haushalt merklich zu entlasten. Zinseinsparungen von jährlich<br />

500.000 € sind aufgrund vorliegender Vergleiche möglich.<br />

Der Innenminister NRW hat insbesondere im Runderlass vom 30. August<br />

2004 (MBL. NRW. 2004 S. 870) die Aufnahme von Krediten in fre mder<br />

Währung thematisiert. Weitere Empfehlungen hierzu finden sich in einem<br />

weiteren Erlass vom 30. August 2004 an die Bezirksregierungen.<br />

Der Fortschreibung des Haushaltssicherungskonzeptes der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 77


Finanzen<br />

entnehmen wir, dass Rückzahlungen der Kassenkredite erst nach 2008<br />

eingeleitet werden können. Daher sollte die Stadt bis zu diesem Zeitpunkt<br />

alle kostenmindernden Gestaltungsmöglichkeiten von Zinskonditionen<br />

ausschöpfen.<br />

Verschuldung je Einwohner und KIWI-Bewertung<br />

Da die Finanzierung von Investitionen über Kredite in den Folgejahren<br />

die Handlungsfähigkeit der Kommune einschränkt, ist eine niedrige Verschuldung<br />

anzustreben. Deshalb vergleichen und bewerten wir im Ra h-<br />

men unseres Kommunalindexes für Wirtschaftlichkeit (KIWI) den Schuldenstand<br />

der durch uns geprüften Städte und Gemeinden. Um einen<br />

sachgerechten Vergleich mit anderen Kommunen, die keine Ausgliederungen<br />

vorgenommen haben, zu ermöglichen, ziehen wir die Verschuldung<br />

der Sondervermögen, der Anstalten öffentlichen Rechts und der<br />

Mehrheitsbeteiligungen mit in unsere Betrachtung ein.<br />

Zunächst betrachten wir die Verschuldung für den Kernhaushalt je Einwohner<br />

im zeitlichen Verlauf:<br />

Schuldenstand im<br />

zeitlichen Verlauf in Euro im Kernhaushalt<br />

1975 29.435.000<br />

1980 52.712.000<br />

2003 232.722.000<br />

2004 240.252.000<br />

Der Strukturwandel in dieser Region erforderte in den letzten Jahren<br />

einen hohen Investitionsbedarf verbunden mit einem Anstieg der Schulden.<br />

Wir beurteilen den in der Finanzplanung vorgesehenen weiteren<br />

Schuldenanstieg äußerst kritisch. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte alles daransetzen,<br />

diesen Schuldenanstieg zu vermeiden.<br />

Wir haben bei der Analyse des Grundvermögens aufgezeigt, dass die<br />

Stadt untersuchen sollte, ob durch die Veräußerung ihrer Mehrheitsbeteiligung<br />

„Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH“ eine nachhaltige Konsolidierung<br />

des Haushalts erreicht werden kann. Durch entsprechende Verkaufserlöse<br />

kann ein weiterer Schuldenanstieg vermieden oder vermindert<br />

werden. Selbst eine Absenkung des Schuldenstandes ist denkbar.<br />

Ferner haben wir für den Verwaltungshaushalt deutliche Konsolidierungspotenziale,<br />

wie z.B. die Optimierung des Zins- und Schuldenmana-<br />

78<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

gements, Anhebung der Realsteuerhebesätze und Senkung der Pers o-<br />

nalaufwendungen aufgezeigt. Bei deren Umsetzung sehen wir mittelfristig<br />

die Chance für die Stadt <strong>Moers</strong>, einen ausgeglichenen Verwaltungshaushalt<br />

mit einem Entlastungspotenzial für den Vermögenshaushalt<br />

abzuschließen.<br />

Für das Jahr 2003 ergibt sich unter Berücksichtigung der Beteiligungen<br />

im interkommunalen Vergleich mit allen geprüften Kommunen folgende<br />

Situation:<br />

Verschuldung je Einwohner/in 2003<br />

im interkommunalen Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

141 € 4.026 € 1.583 € 3.424 €<br />

Grafisch dargestellt ergibt sich folgendes Bild:<br />

Verschuldung je Einwohner/in<br />

im interkommunalen Vergleich 2003<br />

4.000<br />

---- Euro ----<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

In einem weiteren Vergleich beziehen wir nur die Städte mit über<br />

60.000 Einwohnern ein:<br />

Verschuldung je Einwohne r/in 2003<br />

im interkommunalen Vergleich mit Städten über 60.000 Einwohner<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

1.075 € 4.026 € 2.291 € 3.424 €<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 79


Finanzen<br />

Grafisch dargestellt ergibt sich folgendes Bild:<br />

Verschuldung je Einwohner/in im interkommunalen Vergleich<br />

2003 mit Städten über 60.000 Einwohnern<br />

4.000<br />

---- Euro ----<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Im interkommunalen Vergleich liegt die Stadt <strong>Moers</strong> deutlich über dem<br />

Mittelwert mit steigender Tendenz. Eine bis heute noch nicht erkennbare<br />

Trendwende muss durch die konsequente und zügige Ausnutzung bestehender<br />

Möglichkeiten erreicht werden.<br />

KIWI Bewertung<br />

Unter Berücksichtigung, dass der Schuldenstand eine noch deutlich<br />

steigende Tendenz aufweist und der aufgezeigten Handlungsmöglichkeiten<br />

bewerten wir die Kennzahl „Verschuldung je<br />

Einwohner“ mit dem KIWI-Wert 2.<br />

Fazit<br />

Der notwendige Konsolidierungsprozess erfordert es, dass die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> das nicht für die öffentliche Aufgabenerfüllung benötigte<br />

Vermögen veräußert, um auch damit einem weiteren Schuldenanstieg<br />

entgegenzuwirken.<br />

Neuverschuldungen sollten im „Konzern Stadt“ möglichst vermieden<br />

und neue Kredite auf rentierliche Maßnahmen beschränkt<br />

werden. Die zukünftigen Investitionsmaßnahmen sollten erst dann<br />

in Angriff genommen werden, wenn die notwendigen Mittel im<br />

Verwaltungshaushalt erwirtschaftet werden können.<br />

80<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Entwicklung Neues Kommunales Finanzmanagement<br />

(NKF)<br />

Mit der Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF)<br />

kündigt sich eine weit reichende Reform für die öffentlichen Verwaltungen<br />

an. Spätestens mit Beginn des Haushaltsjahres 2009 soll das NKF in<br />

den Kommunen implementiert werden.<br />

Grundlage für die Entwicklung eines neuen kommunalen Haushalts- und<br />

Rechnungswesens waren die bereits Mitte der 90er Jahre in den Kommunalverwaltungen<br />

verbreiteten Grundaussagen des Neuen Steuerungsmodells.<br />

Gemeinsam mit weiteren Städten in NRW hat die Stadt <strong>Moers</strong> in einem<br />

Modellprojekt einen Vorschlag für ein kommunales Haushaltsrecht auf<br />

der Basis der kaufmännischen Buchführung erarbeitet. Das Ergebnis<br />

wurde in einem Abschlussbericht vorgestellt. Die konzeptionellen Grundlagen<br />

für ein neues kommunales Haushalts- und Rechnungswesen wurden<br />

in einer Dokumentation zusammengefasst. 5 In einem weiteren<br />

Schritt haben die Modellstädte das von ihnen entwickelte Konzept Schritt<br />

für Schritt umgesetzt und erprobt. Die Stadt <strong>Moers</strong> hat im Jahr 2002 für<br />

zunächst drei Pilotbereiche einen doppischen Haushalt aufgestellt und<br />

nach den in der Dokumentation beschriebenen Regeln bewirtschaftet<br />

und abgeschlossen. Ab dem Haushaltsjahr 2004 wurden weitere fünf<br />

Bereiche der Verwaltung in den doppischen Haushalt überführt.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> plant, zum 1. Januar 2006 das NKF flächendeckend einzuführen.<br />

Dieses ist aber abhängig davon, ob bis zu diesem Zeitpunkt<br />

die vorgesehene Software durch das Rechenzentrum voll einsatzfähig<br />

ist. Andernfalls wird die Einführung um ein Jahr verschoben.<br />

Demografischer Wandel und Stadtentwicklung<br />

in <strong>Moers</strong><br />

Deutschlands Kommunen stehen vor einem tief greifenden Wandel in<br />

der Bevölkerungsentwicklung. Gekennzeichnet ist die demografische<br />

Entwicklung durch regional unterschiedliche Geburtenraten, regional<br />

5 Dokumentation „Neues Kommunales Finanzmanagement - Betriebswirtschaftliche Grundlagen<br />

für das doppische Haushaltsrecht“ (Stand 2003), veröffentlicht im Rudolf Haufe<br />

Verlag Freiburg.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 81


Finanzen<br />

divergierende Wanderungsbewegungen sowie die Verschiebung der Altersstrukturen.<br />

Eine gleichmäßige Entwicklung bezüglich Stand, Verä n-<br />

derungen und Altersstruktur der Bevölkerung in den Kommunen ist folglich<br />

nic ht zu erwarten.<br />

Die Kommunen sind gut beraten, wenn sie sich frühzeitig diesen Herausforderungen<br />

stellen und die Fakten und Ziele in einem Stadtentwic k-<br />

lungskonzept zusammenzufassen. Als Grundlage für die Erstellung eines<br />

Stadtentwicklungskonzeptes sind Informationen über die künftige Bevölkerungszahl<br />

und –struktur unabdingbar. Aber auch eine rückwärtige<br />

Betrachtung zur heutigen Standortpositionierung ist notwendig.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt heute über umfangreiche und detaillierte<br />

Kenntnisse zur Bevölkerungsentwicklung und den Wanderungsbewegungen.<br />

Die Daten werden im Dez. IV von einer eigens dafür eingerichteten<br />

Stabsstelle aufbereitet und ständig aktualisiert. Uns wurden die Sitzungsvorlagen<br />

für den Schulausschuss u.a. vom 5. Januar und 11. Februar<br />

<strong>2005</strong> zur demografischen Entwicklung der Stadt <strong>Moers</strong> zur Verf ü-<br />

gung gestellt. Wir stellen fest, dass der Stadt Grunddaten zu Verfügung<br />

stehen, wie sich aus statistischer Sicht die Bevölkerungsstruktur bis<br />

zum Jahr 2030 entwickeln kann und verzichten an dieser Stelle auf weitere<br />

Ausführungen.<br />

Die demografische Entwicklung wurde in einer Beratungsvorlage für den<br />

Verwaltungsvorstand vom 3. November 2004 aufgegriffen, um die Era r-<br />

beitung eines integrierten „Stadtentwicklungskonzeptes <strong>Moers</strong> 2020<br />

(STEP 2020)“ vorzuschlagen. Es gilt, die Steuerungsmöglichkeiten für<br />

die Handlungsspielräume aufzuzeigen und ein Leitbild zu entwickeln. In<br />

dieser Beratungsvorlage wurden zwei denkbare konkrete Handlungsmöglichkeiten<br />

aufgezeigt:<br />

• Der demografischen Entwicklung zum Trotz setzt sich die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> zum Ziel, durch eine aktive familiengerechte Stadtpolitik<br />

dem Bevölkerungsverlust zu begegnen.<br />

• Ein anderer möglicher Schwerpunkt ist das Leitbild einer altengerechten<br />

Stadt.<br />

Die Stadt wird sich kurzfristig für eine dieser Zielvorgaben entscheiden<br />

und Instrumente zur Zielerreichung entwickeln müssen. Dieses steht in<br />

einem unmittelbaren Zusammenhang zum künftigen Investitionsbedarf<br />

und der Einnahmeentwicklung der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

82<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Finanzen<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte in Kürze mit der Erstellung eines Stadtentwicklungskonzeptes<br />

beginnen und sich darin verbindlich positionieren.<br />

Zu dieser Positionierung wird auch gehören, dass die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> sich festlegt, ob und in welchem Umfang sie noch<br />

zukünftig als Mittelzentrum Aufgaben für die umliegenden Städte<br />

und Gemeinden übernehmen will und kann.<br />

Fazit<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat zur Lösung der Problematiken des demografischen<br />

und strukturellen Wandels noch keine zentral gesteuerten<br />

Maßnahmen ergriffen und sollte daher mit der Erstellung eines<br />

Stadtentwicklungskonzeptes beginnen.<br />

Auf der Basis der unter Beteiligung aller kommunalen Akteure zu<br />

entwickelnden Szenarien muss sich die Stadt nun insbesondere im<br />

Hinblick auf die anzustrebende Bevölkerungsentwicklung positionieren<br />

und entsprechende Handlungsansätze formulieren.<br />

In einem weiteren Schritt müssen darauf aufbauend konkrete<br />

Maßnahmen geplant und sukzessive umgesetzt werden. Die Ergebnisse<br />

und herausgebildeten Strategien sollten nicht nur Programmsatz<br />

bleiben.<br />

Die Stadtverwaltung <strong>Moers</strong> muss auch im Hinblick auf die schlechte<br />

finanzielle Situation zügig handeln, um die sehr beschränkten<br />

monetären Ressourcen optimal zu nutzen bzw. weitere Einsparpotenziale<br />

(z. B. überflüssiger Gebäudebestand, ggf. Erschließung<br />

von Gewerbeflächen und/oder Baugebieten) voll auszuschöpfen.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> muss sich festlegen, ob und in welchem Umfang<br />

sie noch zukünftig als Mittelzentrum Aufgaben für die umliegenden<br />

Städte und Gemeinden übernehmen will und kann.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 83


Finanzen<br />

84<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Beteiligungen<br />

Wirtschaftliche und nichtwirtschaftliche Betätigung<br />

Der wirtschaftlichen und nichtwirtschaftlichen Betätigung der Gemeinden<br />

im Land NRW in den Formen des privaten oder öffentlichen Rechts<br />

kommt eine zunehmende Bedeutung zu.<br />

Wie die Selbstverwaltung der Gemeinden insgesamt (Art. 28 Abs. 2 GG),<br />

kann sic h auch die Gemeindewirtschaft nur im Rahmen der Gesetze bewegen.<br />

Die rechtlichen Rahmenbedingungen kommunaler wirtschaftlicher<br />

und nichtwirtschaftlicher Betätigung sind für das Land Nordrhein-<br />

Westfalen in den §§ 107 ff. GO normiert.<br />

Die Neuausrichtung der kommunalen Verwaltung als Dienstleistungsbetrieb,<br />

ihre Steuerung zum Beispiel nach dem Neuen Steuerungsmodell<br />

mit Budgetierung und Kundenorientierung sowie die absehbare Einführung<br />

des Neuen Kommunalen Finanzmanagements (NKF) mit der Umstellung<br />

des Rechnungswesens wird die „klassische“ Verwaltung im Sinne<br />

eines „Konzerns Stadt“ näher an ihre wirtschaftlichen Beteiligungen<br />

heranrücken lassen. Der Steuerung der Beteiligungen wird somit in Zukunft<br />

noch größere Bedeutung zukommen.<br />

Ziel der Prüfung in <strong>Moers</strong> war es festzustellen,<br />

• inwieweit finanzielle Verflechtungen zwischen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

und ihren Gesellschaften bestehen,<br />

• in welchem Umfang die Stadt <strong>Moers</strong> Beteiligungen hält und<br />

• ob dies mit den kommunalrechtlichen Vorgaben im Einklang<br />

steht.<br />

Da die öffentliche Zweckerfüllung und damit die Wahrnehmung öffentlicher<br />

Aufgaben Grundlage aller Beteiligungen ist, hat die Kommune –<br />

unabhängig von ihrer Größenordnung – eine Steuerungs- und Kontrollfunktion.<br />

Ob und wie sie ihren Einfluss geltend macht und inwieweit sie<br />

dafür über ein funktionstüchtiges und angemessenes Beteiligungsmanagement<br />

verfügt, ist ebenfalls Gegenstand der überörtlichen Prüfung.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 85


Beteiligungen<br />

Einen Schwerpunkt der Prüfung bildet ein Kennzahlenvergleich, in dem,<br />

teils im Zeitvergleich, teils spartenbezogen, dargestellt wird, wie die<br />

Beteiligungen sich finanziell entwickeln und welche finanzwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen sich für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> ergeben bzw.<br />

ergeben könnten. Der Nutzen oder eventuelle Belastungen der Beteiligungen<br />

für den kommunalen Haushalt und damit für die Bürgerschaft<br />

stehen hier im Vordergrund. Der interkommunale Vergleich soll für die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> eine Standortbestimmung ermöglichen, um die eigene Positionierung<br />

im Verhältnis zu den bislang geprüften Vergleichskommunen<br />

ablesen zu kö nnen.<br />

Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Allgemeines<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> ist nach dem aktuellen Beteiligungsbericht an elf Unternehmen<br />

unmittelbar und über drei dieser unmittelbaren Beteiligungen<br />

an weiteren zehn Gesellschaften mittelbar beteiligt (Stand: 31.12.2003).<br />

Unmittelbare Mehrheitsbeteiligungen bestehen an folgenden Unternehmen:<br />

• ENergie Wasser NIederrhein GmbH (ENNI),<br />

• Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH (WBM),<br />

• Wirtschaftsförderungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft<br />

<strong>Moers</strong> mbH (WFG),<br />

• Trägergesellschaft Technologiezentrum Rheinpreussen mbH<br />

(TTR),<br />

• Grundstücksgesellschaft Königlicher Hof mbH („Königlicher Hof“),<br />

• Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH („Schlachthof“),<br />

• Grafschafter Gewerbepark Genend GmbH (Gewerbepark GmbH),<br />

• wir4 – Wirtschaftsförderung für <strong>Moers</strong>, Kamp-Lintfort, Neukirchen-Vluyn<br />

und Rheinberg, Anstalt öffentlichen Rechts (wir4).<br />

86<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Die Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH wurde inzwischen liquidiert. Neu gegründet<br />

wurde zum 01.01.<strong>2005</strong> die „Festival-<strong>Moers</strong>-Kultur- GmbH“ als weitere<br />

unmittelbare 100-Prozent-Beteiligung.<br />

An der „wir4“ besteht keine Beteiligung im eigentlichen Sinne der §§<br />

107 ff. GO. Es handelt sich hierbei um eine Anstalt öffentlichen Rechts<br />

nach § 114a GO, die von der Stadt <strong>Moers</strong> als Gewährträgerin errichtet<br />

wurde und für die drei weitere Nachbarkommunen mit einem Anteil von<br />

jeweils 16,67 Prozent im Innenverhältnis haften und entsprechend auch<br />

einen Anteil am Stammkapital eingezahlt haben.<br />

Mit relevanten Auswirkungen auf den städtischen Haushalt sind in erster<br />

Linie diese unmittelbaren Mehrheitsbeteiligungen zu betrachten.<br />

Soweit auch mittelbare Beteiligungen für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />

finanzwirtschaftlich von Bedeutung sind, wie z. B. die von der Wohnungsbau<br />

Stadt <strong>Moers</strong> GmbH gehaltenen Tochtergesellschaften, wird<br />

hierauf gesondert eingegangen.<br />

Die unmittelbaren Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> binden ein gezeichnetes<br />

Anteilskapital in der Größenordnung von über 15,7 Mio. €, was die<br />

finanzwirtschaftliche Relevanz der Beteiligungen für die Stadt <strong>Moers</strong> unterstreicht.<br />

Das nachfolgende Organigramm gibt eine Übersicht über die Struktur<br />

der städtischen Beteiligungen (Stand: 31.12.2003) in <strong>Moers</strong>:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 87


Beteiligungen<br />

Der „Konzern“ Stadt <strong>Moers</strong>:<br />

Stadt<br />

<strong>Moers</strong><br />

Betrieb gewerblicher Art<br />

„Sport- und<br />

Bädereinrichtungen“<br />

75%<br />

Energie Wasser<br />

Niederrhein GmbH<br />

100%<br />

Wirtschaftsförderungsund<br />

Strukturentwicklungsgesellschaft<br />

<strong>Moers</strong> mbH<br />

6,99%<br />

9%<br />

Fernwärme<br />

Niederrhein GmbH<br />

Wasserverbund<br />

Niederrhein GmbH<br />

100%<br />

Schlachthof <strong>Moers</strong> GmbH<br />

3,3%<br />

Rhein. Westf. Institut<br />

für Wasserchemie und<br />

Wassertechnologie GmbH<br />

100%<br />

Trägergesellschaft<br />

Technologiezentrum<br />

24,4%<br />

Grafschaft <strong>Moers</strong> Siedlungsund<br />

Wohnungsbau GmbH<br />

100%<br />

Wohnungsbau<br />

Stadt <strong>Moers</strong> GmbH<br />

100% Stadtbau <strong>Moers</strong><br />

GmbH<br />

80%<br />

Grundstücksgesellschaft<br />

Königlicher Hof mbH<br />

5,5%<br />

Wohnungs-Verwaltungsgesellschaft<br />

<strong>Moers</strong> mbH Co. KG<br />

50%<br />

Grafschafter<br />

Gewerbepark Genend<br />

GmbH<br />

50%<br />

wir4-Wirtschaftsförderung<br />

AöR<br />

88<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Führung, Steuerung und Kontrolle der Beteiligungen<br />

Beteiligungsverwaltung/Beteiligungsmanagement<br />

Im Zusammenhang mit der Erfüllung der in § 109 GO normierten Verpflichtung<br />

der Gemeinden zur Führung, Kontrolle und Steuerung ihrer<br />

Beteiligungen ist eine funktionstüchtige Beteiligungsverwaltung unerlässlich.<br />

Sie muss eine aktive Rolle in dem gesamten Aufgabenprozess<br />

im Zusammenhang mit den Beteiligungen einnehmen und die Entscheidungsträger<br />

der Stadt und ihre Vertreter in den Organen der Gesellschaften<br />

professionell unterstützen.<br />

Aufgaben und Ziele einer aktiven Beteiligungsverwaltung sollten insbesondere<br />

sein:<br />

• Prüfung der Notwendigkeit und Zulässigkeit kommunaler Beteiligungen,<br />

• Entwicklung von Finanzvorgaben für die Beteiligungen,<br />

• Überprüfung der Wirtschaftspläne,<br />

• Überwachung des Geschäftsverlaufs der Beteiligungen durch die<br />

Analyse der Jahresabschlüsse und Geschäftsberichte sowie gegebenenfalls<br />

weiterer <strong>Bericht</strong>e und Unterlagen der Beteiligungen,<br />

• Überwachung der Einhaltung gesellschaftsrechtlicher und vertraglicher<br />

beziehungsweise satzungsmäßiger Pflichten durch die<br />

Beteiligung,<br />

• Gewährleistung der Prüfungsrechte durch die Gemeinde und<br />

• Aufstellung von Grundsätzen für die Steuerung und Kontrolle der<br />

Beteiligungen in finanz- und haushaltswirtschaftlicher Hinsicht.<br />

Die Verwaltung und Steuerung der städtischen Beteiligungen ist organisatorisch<br />

innerhalb der Stadtverwaltung <strong>Moers</strong> dem Dezernat II, Amt für<br />

Finanzen und Beteiligungen, zugeordnet. Innerhalb dieses Amtes ist ein<br />

eigenes Sachgebiet „Beteiligungsverwaltung“ mit zwei Vollzeitsachbearbeitern<br />

mit jeweils 100 Prozent Stellenanteil eingerichtet.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 89


Beteiligungen<br />

Es handelt sich um Stellen des gehobenen Dienstes, die mit einem Beamten<br />

des gehobenen nichttechnischen Dienstes und einem Diplom-<br />

Kaufmann im Angestelltenverhältnis, der zuvor als Wirtschaftsprüfer und<br />

Prokurist tätig war, besetzt sind. Die Beteiligungsverwaltung ist dem<br />

Kämmerer der Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar unterstellt.<br />

Die Vorgangs- und Akt enverwaltung obliegt zentral dem Sachgebiet „Beteiligungsverwaltung“.<br />

Sämtliche im Laufe der Prüfung angeforderten<br />

Unterlagen konnten so kurzfristig und problemlos zur Verfügung gestellt<br />

werden.<br />

Alle Einladungen und Niederschriften, die an die gewählten städtischen<br />

Vertreter in den Gesellschaftsgremien gerichtet sind, gehen in Durc h-<br />

schrift an die Beteiligungsverwaltung, so dass die Verwaltung i. d. R.<br />

immer rechtzeitig über anstehende Gremiensitzungen informiert ist. Diese<br />

Sitzungen (Gesellschafterversammlung oder Aufsichtsrat) werden<br />

inhaltlich durch die Beteiligungsverwaltung vorbereitet. Dabei wird insbesondere<br />

geprüft, ob für die anstehenden Gesellschaftsentscheidungen<br />

ein vorheriger Ratsbeschluss erforderlich ist. Für sämtliche Entscheidungen,<br />

die nach der GO der Gesellschafterversammlung vorbehalten sind<br />

(z.B. auch Gewinnverwendung), werden zuvor Ratsbeschlüsse herbeigeführt,<br />

so dass die städtischen Vertreter insoweit weisungsgebunden<br />

sind. Sollte ausnahmsweise wegen einer nicht rechtzeitigen Information<br />

der Beteiligungsverwaltung ein vorheriger Ratsbeschluss nicht möglich<br />

sein, so stimmen die städtischen Vertreter in den Gesellschaftsgremien<br />

vorbehaltlich der nachträglichen Zustimmung des Rates ab.<br />

Die Kommunikation zwischen den Geschäftsführern der Gesellschaften<br />

und der Beteiligungsverwaltung ist gut und unkompliziert. Meist fragt die<br />

Geschäftsführung schon von sich aus nach, ob Ratsentscheidungen notwendig<br />

sind, um dies bei der zeitlichen Planung mit zu berücksichtigen<br />

und die Sitzungstermine der Gesellschaftsgremien mit den Sitzungsterminen<br />

der politischen Gremien der Stadt abzustimmen.<br />

Der Rat der Stadt <strong>Moers</strong> hat einen eigenen Ausschuss für Beteiligungen<br />

gebildet, der alle Beteiligungsangelegenheiten, die eines Ratsbeschlusses<br />

bedürfen, vorher berät. Dieser Ausschuss ist nach der Zuständigkeitsordnung<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> kein Beschlussgremium mit eigener Entscheidungskompetenz,<br />

sondern lediglich ein Ausschuss, dem die Vorberatung-<br />

und Vorbereitung der Entscheidungen des Rates aus der Wahrnehmung<br />

der Rechte als Gesellschafter oder Mitglied in wirtschaftlichen<br />

oder nichtwirtschaftlichen Unternehmen obliegt (§ 7 Zuständigkeitsordnung).<br />

90<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Die Geschäftsberichte und geprüften Jahresabschlüsse der Mehrheitsgesellschaften<br />

werden inhaltlich ausgewertet und es wird für die Vorberatungen<br />

im Ausschuss für Beteiligungen bzw. die Beschlussfassung im<br />

Rat eine entsprechende Vorlage erarbeitet. Hierbei ist insbesondere die<br />

betriebswirtschaftliche und kaufmännische Qualifikation des Personals<br />

der Beteiligungsverwaltung hilfreich.<br />

Die enge Abstimmung und Zusammenarbeit zwischen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

und ihren Beteiligungen zeigt sich u. a. in den so genannten „Viertelja h-<br />

res-Gesprächen“ zwischen dem Bürgermeister nebst Verwaltungsvorstand<br />

und den Geschäftsführern der Mehrheitsgesellschaften. Dieser<br />

Abstimmungsprozess wird u. a. auch dadurch begünstigt, dass in einzelnen<br />

Gesellschaften die nebenamtliche Geschäftsführung bei städtischen<br />

Bediensteten liegt (z.B. bei der WFG), so dass auch ein unmittelbarer<br />

Einfluss der Stadt auf das operative Geschäft gegeben ist.<br />

Auch interkommunal ist die Stadt <strong>Moers</strong> im Bereich Beteiligungen engagiert,<br />

z.B. ist sie im „Arbeitskreis Beteiligungen“ der benachbarten großen<br />

kreisangehörigen und kreisfreien Städte vertreten.<br />

Feststellung<br />

Die zentrale Beteiligungsverwaltung in <strong>Moers</strong> versteht sich als<br />

strategisch-steuerndes Beteiligungsmanagement und nimmt akt i-<br />

ven Einfluss auf die Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

Hierbei ist insbesondere die gut strukturierte Vorbereitung aller<br />

wichtigen Gesellschaftsentscheidungen durch die Beteiligungsverwaltung<br />

positiv hervorzuheben. Ein vorbildliches Instrument<br />

zur politischen Vorberatung bildet hier der vom Rat der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> eingerichtete „Ausschuss für Beteiligungen“.<br />

Spezifische Kennzahlen zur Darstellung und Analyse von Entwicklungen<br />

einzelner Unternehmen werden jedoch seitens der Stadt selbst nicht<br />

ermittelt und ausgewertet, hier werden lediglich die z. T. in den Prüfungsberichten<br />

abgebildeten fachspezifischen Kennzahlen (z.B. bzgl. der<br />

Wohnungsgesellschaften) ausgewertet.<br />

Auch besteht kein spezielles unterjähriges <strong>Bericht</strong>swesen für die finanzwirtschaftliche<br />

Entwicklung der Beteiligungen und deren Auswirkungen<br />

auf den Haushalt.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 91


Beteiligungen<br />

Lediglich die von den Gesellschaften selbst unterjährig erstellten Geschäftsverlaufsberichte,<br />

die in den Gesellschaftsgremien vorgestellt werden,<br />

werden über die Vorberatungen im Beteiligungsausschuss und Rat<br />

ausgewertet.<br />

Außerdem wird keine Gesamtübersicht zu allen beteiligungsrelevanten<br />

Einnahme n und Ausgaben für den städtischen Haushalt erstellt. Dies<br />

wäre eine wichtige Grundlage für das ansonsten schon recht fortgeschrittene<br />

strategische Beteiligungsmanagement der Stadt, um einen<br />

Blick für „das Ganze“ zu bekommen. Als Anhang zum jährlichen Beteiligungsbericht<br />

wird zwar eine Gegenüberstellung von Haushaltseinnahmen<br />

und –ausgaben für einzelne Gesellschaften aufgeführt, diese beinhaltet<br />

aber auch Positionen, die eigentlich nicht unmittelbar aus einem<br />

Beteiligungsverhältnis herrühren (z. B. Konzessionsabgaben, Bürgschaftsprovisionen)<br />

und so das Gesamtergebnis auf der Einnahmeseite<br />

verfälschen und ein zu positives Bild liefern.<br />

Empfehlung<br />

Das bereits weit entwickelte Beteiligungsmanagement der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> könnte durch den Aufbau eines unterjährigen <strong>Bericht</strong>swesens<br />

im Interesse eines effektiven Beteiligungscontrollings weiter<br />

optimiert werden.<br />

Insbesondere über ein beteiligungsspezifisches Kennzahlenset<br />

könnten so die finanzwirtschaftlichen Entwicklungspotenziale der<br />

Beteiligungen und deren Auswirkungen auf den Haushalt transparent<br />

dargestellt werden.<br />

Dieser Ansatz sollte in die Überlegungen der Stadt <strong>Moers</strong> hinsichtlich<br />

der Einführung von Beteiligungsrichtlinien mit einbezogen<br />

werden.<br />

Beteiligungsbericht<br />

Nach § 112 Abs. 3 GO haben die Kommunen jährlic h einen Beteiligungsbericht<br />

zu erstellen beziehungsweise diesen fortzuschreiben. Nach den<br />

Vorgaben der Gemeindeordnung soll der Beteiligungsbericht insbesondere<br />

folgende Darstellungen enthalten:<br />

• die Erfüllung des öffentlichen Zwecks,<br />

92<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

• die finanzwirtschaftlichen Auswirkungen der Beteiligungen,<br />

• die Beteiligungsverhältnisse und<br />

• die Zusammensetzung der Organe der Gesellschaften.<br />

Gegenstand der Prüfung in <strong>Moers</strong> war der Beteiligungsbericht für das<br />

Geschäftsjahr 2003 (Stand: 31.12.2003), der in der zweiten Jahreshälfte<br />

2004 erstellt wurde. Der Beteiligungsbericht erscheint jährlich und auf<br />

die Möglichkeit zur Einsichtnahme wird öffentlich hingewiesen.<br />

Im <strong>Bericht</strong> sind alle Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> sowie auch die absoluten<br />

und prozentualen Gesellschaftsanteile und die entsprechenden<br />

städtischen Vertreter in den Gesellschaftsgremien aufgeführt.<br />

Der geprüfte <strong>Bericht</strong> entspricht den inhaltlichen und formalen Anforderungen<br />

der GO, enthält alle nach der Gemeindeordnung vorgeschriebenen<br />

Angaben und geht teilweise über diesen Mindestinhalt hinaus. So ist<br />

u. a. positiv hervorzuheben, dass die Jahresabschlussdaten aus den Bilanzen<br />

und Gewinn- und Verlustrechnungen und der jeweilige Lagebericht<br />

der einzelnen Beteiligungsgesellschaften sowie die finanzwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen der Beteiligungen auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />

mit dargestellt werden.<br />

Neben einer Gesamtgegenüberstellung aller beteiligungsrelevanten Einnahmen<br />

und Ausgaben und der Darstellung aller wesentlichen Rechtsgrundlagen<br />

im Zusammenhang mit Beteiligungen wird die „Beteiligungslandschaft“<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> sehr übersichtlich in einem grafischen<br />

Schaubild aufgezeigt.<br />

Um die Transparenz des Beteiligungsberichts zu erhöhen, wird empfohlen,<br />

die Jahresabschlussdaten der Gesellschaften einer Analyse im Hinblick<br />

auf die finanzwirtschaftlichen Auswirkungen zu unterziehen, die<br />

öffentliche Aufgabenerfüllung zu prüfen sowie potenzielle Entwicklungen<br />

zu skizzieren.<br />

Erforderliche beziehungsweise sich ergebende finanzwirtschaftliche Planungen<br />

der Stadt, insbesondere hinsichtlich zu erwartender Verlustübernahmen,<br />

die den städtischen Haushalt belasten, sollten ebenfalls<br />

dargestellt werden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 93


Beteiligungen<br />

Feststellung<br />

Der Beteiligungsbericht der Stadt <strong>Moers</strong> ist bereits jetzt ein vorbildliches<br />

Informationsinstrument für die Einwohner und politischen<br />

Gremien. Über die bereits enthaltenen gesetzlichen Mindestinhalte<br />

hinaus wird der <strong>Bericht</strong> mit weiteren steuerungsrelevanten<br />

Unternehmensdaten angereichert. Dadurch wird die<br />

Transparenz der finanziellen Verflechtungen zwischen Kommune<br />

und Beteiligungsgesellschaften sowie weiterer Auswirkungen auf<br />

den kommunalen Haushalt gestärkt.<br />

Empfehlung<br />

Zur weiteren inhaltlichen Optimierung sollte im Beteiligungsbericht<br />

künftig eine noch mehr perspektivische Betrachtung und<br />

Darstellung der Entwicklungspotenziale je Unternehmen sowie zu<br />

den finanzwirtschaftlichen Auswirkungen auf den städtischen<br />

Haushalt erfolgen.<br />

Dabei sollten nur die tatsächlich aus den Beteiligungsverhältnissen<br />

resultierenden Haushaltspositionen ohne z. B. Konzessionsabgaben<br />

und Bürgschaftsprovisionen dargestellt werden, um ein<br />

möglichst objektives „Haushaltsnettoergebnis“ für den Beteiligungsbereich<br />

zu erhalten.<br />

Im Übrigen sollten sich Inhalt und Form des Beteiligungsberichts<br />

bereits jetzt an den Vorgaben der im Rahmen der Umsetzung des<br />

Neuen Kommunalen Finanzmanagements geänderten GO und<br />

GemHVO (§ 117 GO und § 52 GemHVO) orientieren.<br />

Haushaltsrecht/Bürgschaften<br />

Für Mehrheitsgesellschaften besteht die Verpflichtung, den Jahresabschluss,<br />

den Lagebericht und den <strong>Bericht</strong> über die Einhaltung der öffentlichen<br />

Zwecksetzung dem Haushaltsplan als Anlage beizufügen (§ 108<br />

Abs. 2 Satz 2 GO i.V.m. § 2 Abs. 2 Nr. 8 GemHVO).<br />

Dieser Verpflichtung kommt die Stadt <strong>Moers</strong> in vollem Umfang nach.<br />

94<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Darüber hinausgehend sind sämtliche haushaltsrelevanten Beteiligungssachverhalte<br />

ausführlich und übersichtlich in den Anlagen zum Haushalt<br />

dokumentiert. So sind alle unmittelbar gehaltenen Beteiligungen mit<br />

Stammkapital, prozentualem und absolutem städtischen Anteil dargestellt.<br />

Auch die von der Stadt erteilten Bü rgschaften werden sowohl in<br />

einer Gesamt übersicht unterteilt nach Bürgschaftsempfänger als auch<br />

jede einzelne Bürgschaft für sich mit allen dazu gehörigen Angaben aufgeführt.<br />

Die jeweiligen Jahresrechnungen weisen ebenfalls eine detaillierte<br />

Übersicht über alle Bürgschaften und deren Entwicklung im Haushaltsjahr<br />

aus.<br />

Feststellung<br />

Die haushaltsmäßige Dokumentation im Zusammenhang mit den<br />

städtischen Beteiligungen ist im Sinne größtmöglicher Transparenz<br />

vorbildlich.<br />

Die Anteile an der ENNI werden innerhalb des Haushaltes der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> von den als Betrieb gewerblicher Art (BgA) geführten „Sport und<br />

Bädereinrichtungen Stadt <strong>Moers</strong>“ gehalten.<br />

Die jährlich von der ENNI ausgeschütteten Gewinnanteile werden innerhalb<br />

dieses BgA als „Erträge aus Beteiligungen“ vereinnahmt und fließen<br />

entsprechend in die Gewinn- und Verlustrechnung ein. Gleiches gilt für<br />

die jährlich vereinnahmten Körperschafts- und Kapitalertragsteuere r-<br />

stattungen.<br />

Feststellung<br />

Die Zuordnung der von der Stadt <strong>Moers</strong> gehaltenen Geschäftsanteile<br />

an der ENNI zu den „Sport- und Bädereinrichtungen der<br />

Stadt <strong>Moers</strong>“ entlastet den städtischen Haushalt. Die dort vereinnahmten<br />

Gewinnausschüttungen gleichen die eigentlich operativ<br />

erwirtschafteten Verluste mehr als aus und die auf den Gewinnanteil<br />

zu entrichtenden Kapitalertragsteuern werden wegen der<br />

steuerlichen Zusammenfassung von Gewinnen und Verlusten innerhalb<br />

des BgA vollständig erstattet.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 95


Beteiligungen<br />

Bürgschaften<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat derzeit (Stand: 31.12.2003) für insgesamt elf Beteiligungsgesellschaften<br />

Bürgschaften erteilt.<br />

Die Entwicklung des Gesamtbürgschaftsvolumens und die Verteilung auf<br />

die wichtigsten Beteiligungsgesellschaften ergeben sich aus der nachfolgenden<br />

Tabelle:<br />

Bürgschaftsvolumen in €<br />

2000 2001 2002 2003<br />

ENNI GmbH 22.515.870 19.428.492 18.664.737 16.259.923<br />

Fernwärme 4.856.348 3.981.425 3.310.109 2.678.215<br />

WBM GmbH 51.282.988 25.381.196 24.838.626 24.251.203<br />

WVG <strong>Moers</strong> - 30.463.370 30.336.587 30.151.122<br />

Stadtbau<br />

2.498.311 2.462.483 2.421.337 2.379.299<br />

<strong>Moers</strong><br />

WFG <strong>Moers</strong> 3.170.010 7.615.181 7.790.487 9.921.487<br />

Gewerbepark 10.671.940 10.671.940 9.905.002 10.205.002<br />

Sonstige 6.709.626 4.907.691 4.438.655 3.991.187<br />

Gesamt 101.705.093 104.911.778 101.705.540 99.837.438<br />

Nach einem kurzzeitigen Anstieg in 2001 gehen die Bürgschaften in der<br />

Summe seit 2001 stetig zurück, da durch die jährlichen Tilgungsleistungen<br />

die über die Bürgschaften abgesicherte Darlehenshöhe sich entsprechend<br />

reduziert.<br />

Durch die Übertragung eines großen Wohnungsbestandes von der Wohnungsbau<br />

Stadt <strong>Moers</strong> GmbH (WBM) auf die neu gegründete Wohnungs-<br />

Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH & Co. KG (WVG) im Jahre 2001 haben<br />

sich auch entsprechend die Bürgschaften von der WBM auf die WVG<br />

<strong>Moers</strong> verlagert.<br />

Insgesamt ist aber bereits bei dieser Darstellung ein sehr hohes Bürgschaftsniveau<br />

festzustellen. Um jedoch die Relevanz dieser Bürgschaftsverpflichtungen<br />

für den städtischen Haushalt insgesamt und eventuelle<br />

damit verbundene Haushaltsrisiken zu verdeutlichen, werden nachfolgend<br />

Kennzahlen aus dem Verhältnis des Bürgschaftsvolumens (in Höhe<br />

der valutierenden Restschuldhöhen) zum Haushaltsvolumen und dem<br />

Verhältnis der Bürgschaften zur Einwohnerzahl gebildet und dargestellt:<br />

96<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Bürgschaftsanteil am Haushaltsvolumen<br />

Mit Hilfe dieser Kennzahl soll die finanzwirtschaftliche Bedeutung der<br />

erteilten Bürgschaften anhand des Verhältnisses zum Gesamt -<br />

Haushaltsvolumen abgebildet werden. Dabei wird das Haushaltsvolumen<br />

um einige Positionen wie innere Verrechnungen, kalkulatorische Kosten<br />

sowie Umschuldungen bereinigt.<br />

Im interkommunalen Vergleich zeigt sich folgende Positionierung der<br />

Stadt <strong>Moers</strong>:<br />

Bürgschaftsanteil am Haushaltsvolumen in Prozent<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 0,00 0,00 0,00 0,00<br />

Maximum 43,76 44,80 45,77 51,75<br />

Mittelwert 15,75 16,37 17,61 21,03<br />

<strong>Moers</strong> 43,76 44,80 45,77 48,50<br />

Bürgschaftsanteil am Haushaltsvolumen<br />

50<br />

40<br />

----- Prozent -----<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Mit einem konstant hohen Bürgschaftsvolumen von ca. 100 Mio. € und<br />

einem bis 2003 auf nahezu 50 Prozent anwachsenden Bürgschaftsanteil<br />

am Haushaltsvolumen liegt die Stadt <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleich<br />

bei weitem über den Mittelwerten. Sie markiert sogar mit Ausnahme<br />

des Jahres 2003 in allen Vergleichsjahren den Höchstwert.<br />

Dabei ist aber auch die Einwohnergrößenordnung der Stadt <strong>Moers</strong> mit zu<br />

berücksichtigen, da viele der in den vorgenannten Vergleich eingeflossenen<br />

Kommunen erheblich geringere Einwohnerzahlen als die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> aufweisen. Deshalb werden nachfolgend die Bürgschaften ins<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 97


Beteiligungen<br />

Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt, um auch der Größenklasse entsprechend<br />

Rechnung zu tragen.<br />

Bürgschaftsverpflichtung je Einwohner<br />

Diese Kennzahl stellt das Verhältnis der gesamten Bürgschaftsverpflic h-<br />

tungen zur Einwohnerzahl dar.<br />

Im interkommunalen Vergleich stellt sich die Entwicklung im Zeitvergleich<br />

und hinsichtlich der Positionierung der Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich<br />

zu den anderen bislang geprüften Kommunen wie folgt dar:<br />

Bürgschaftsverpflichtung in € je Einwohner<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 0 0 0 0<br />

Maximum 1.054,06 1.003,50 1.063,64 1.457,03<br />

Mittelwert 348,37 355,53 389,48 432,02<br />

<strong>Moers</strong> 949,96 976,64 941,55 925,25<br />

Bürgschaftsverpflichtung je Einwohner<br />

---Euro je Einwohner---<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Auch hier zeigt sich eine vergleichsweise hohe Bürgschaftsbelastung auf<br />

konstantem Niveau, die in allen Jahren weit über den Mittelwerten liegt,<br />

so dass das überdurchschnittliche Niveau nicht alleine auf die Größe der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> zurück zu führen ist.<br />

98<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Feststellung<br />

Die seitens der Stadt <strong>Moers</strong> zugunsten ihrer Beteiligungsgesellschaften<br />

eingegangenen Bürgschaftsverpflichtungen übersteigen<br />

die durchschnittlichen Vergleichswerte der übrigen bislang geprüften<br />

Kommunen bei weitem.<br />

Diese sehr hohen Bürgschaftsbelastungen bergen ein latentes<br />

Haushaltsrisiko in sich, insbesondere angesichts eines Bestandes<br />

der Allgemeinen Rücklage von nur noch 669.000 € (Stand:<br />

31.12.2003) mit dem der gesetzliche Mindestbestand von 3,6<br />

Mio. € erheblich unterschritten wird.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch die Vorschrift des § 20 Abs. 3 Satz 2<br />

b) GemHVO zu beachten, wonach der allgemeinen Rücklage rechtzeitig<br />

Mittel zuzuführen sind, wenn die Inanspruchnahme aus Bürgschaften die<br />

laufende Aufgabenerfüllung erheblich beeinträchtigen würde.<br />

Bei der Beurteilung des tatsächlich bestehenden Haushaltsrisikos ist jedoch<br />

auch die jeweilige Lage des durch die Bürgschaft begünstigten Beteiligungsunternehmens<br />

zu berücksichtigen. So dürfte eine Inanspruchnahme<br />

aus den Bürgschaften zugunsten der ENNI als sehr gesundem<br />

und ertragsstarkem Versorgungsunternehmen eher unwahrscheinlich<br />

sein. Auch bei den städtischen Wohnungsgesellschaften, wo den Kreditverbindlichkeiten<br />

entsprechendes Immobilienvermögen als Sicherheit<br />

gegenübersteht, ist die Gefahr eines Rückgriffs auf die Stadt <strong>Moers</strong> als<br />

Bürgin eher gering.<br />

Dennoch könnte bereits die Inanspruchnahme aus einer nur geringfügigen<br />

Bürgschaft die Stadt <strong>Moers</strong> vor nicht unerhebliche Haushaltsprobleme<br />

stellen, da ausreichende Rücklagemittel als „Sicherheitspolster“ hie r-<br />

für nicht vorhanden sind.<br />

Positiv ist anzumerken, dass die Betreuung der städtischen Bürgschaften<br />

gemeinsam mit dem städtischen Schulden- und Vermögensmanagement<br />

im Amt für Finanzen und Beteiligungen durch einen Sachbearbeiter erfolgt.<br />

Dies ist vor dem Hintergrund der hohen Verschuldung des Kern-<br />

Haushalts sowie einiger Beteiligungsgesellschaften und der hohen Bürgschaftsverpflichtungen<br />

zu begrüßen, da die Bearbeitung so „in einer<br />

Hand“ liegt.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 99


Beteiligungen<br />

Empfehlung<br />

Im Sinne eines effektiven kommunalen Risikomanagements sollte<br />

die Beteiligungsverwaltung das Schulden-<br />

/Bürgschaftsmanagement im eigenen Amt umgehend über negative<br />

Geschäftsverläufe informieren, um so finanzielle Risiken aus<br />

der möglichen Inanspruchnahme von Bürgschaften rechtzeitig<br />

auszumachen.<br />

Bürgschaftsprovisionen<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erhebt für acht von den insgesamt zugunsten von elf<br />

Beteiligungsgesellschaften erteilten Bürgschaften Provisionen in Höhe<br />

von durchschnittlich 0,3 bis 0,5 Prozent der jeweils valutierenden Darlehensrestschuld.<br />

Im Haushaltsjahr 2003 beliefen sich die Einnahmen aus<br />

Bürgschaftsprovisionen auf über 161.000 €.<br />

Die Provisionen für die Bürgschaften zugunsten der WBM wurden mit<br />

einem einmaligen Abfindungsbetrag in den Jahren 2000 und 2001 abgelöst.<br />

Diese Ablöse wurde aufgrund einer Barwertberechnung ermittelt<br />

und diente der Stadt <strong>Moers</strong> in den betreffenden Haushaltsjahren als zusätzliche<br />

Einnahme zur Haushaltskonsolidierung. Auf diesem Wege<br />

konnten in den Jahren 2000 und 2001 insgesamt fast 2,7 Mio. € vereinnahmt<br />

werden. Im Gegenzug verzichtete die Stadt <strong>Moers</strong> jedoch auf<br />

jährliche Provisionseinnahmen von bis dahin ca. 270.000 €. Zudem errechnete<br />

sich mit der Barwertmethode für die WBM bezogen auf die<br />

Restlaufzeiten der betreffenden Darlehen ein wirtschaftlicher Vorteil von<br />

0,8 Mio. €. In dieser Höhe ergibt sich demnach im Umkehrschluss ein<br />

entsprechender Nachteil für die Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

Aus bewertungstechnischen Gründen wird der vorgenannte wirtschaftliche<br />

Vorteil für die Gesellschaft erst ab dem Jahr 2007 wirksam. Bis dahin<br />

beeinträchtigt ein degressiv fallender negativer Effekt die Geschäftsergebnisse<br />

der WBM, so dass mit Ausnahme des Geschäftsjahres 2001<br />

(haushaltswirksam in 2002) in den vergangenen Jahren keine Dividenden<br />

zugunsten der Stadt <strong>Moers</strong> ausgeschüttet wurden.<br />

100<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Feststellung<br />

Die einmalige Ablösung der Bürgschaftsprovisionen brachte dem<br />

Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> zwar einen einmaligen Entlastungseffekt<br />

in den Jahren 2000 und 2001. Dieser wurde jedoch „erkauft“<br />

mit einem unumkehrbaren Verzicht von laufenden Provisionseinnahmen<br />

von mindestens 200.000 € jährlich.<br />

Zudem kann aus den genannten Gründen mindestens bis zum<br />

Haushaltsjahr <strong>2005</strong> nicht mit Dividendenausschüttungen gerechnet<br />

werden.<br />

Die Vorteile für die WBM überwiegen somit die der Stadt <strong>Moers</strong>,<br />

was vor dem Hintergrund der Handlungszwänge der HSK-<br />

Situation kritisch gesehen werden muss.<br />

Betätigungsprüfung durch das örtliche Rechnungsprüfungsamt<br />

Gehört nach § 112 Abs. 1 GO einer Gebietskörperschaft die Mehrheit der<br />

Anteile eines Unternehmens in der Rechtsform des privaten Rechts, so<br />

soll sie die Rechte nach § 53 Abs. 1 HGrG ausüben und darauf hinwirken,<br />

dass ihr die in § 54 HGrG vorgesehenen Befugnisse eingeräumt<br />

werden. Gemäß § 103 Abs. 2 Nr. 5 GO kann der Rat dem Rechnungsprüfungsamt<br />

die Prüfung der Betätigung der Gemeinde als Gesellschafter,<br />

Aktionär oder Mitglied in Gesellschaften und anderen Vereinigungen<br />

des privaten Rechts oder in der Rechtsform der Anstalt des öffentlichen<br />

Rechts übertragen (Betätigungsprüfung).<br />

Der Rat der Stadt <strong>Moers</strong> hat dem Rechnungsprüfungsamt in § 4 Abs. 2<br />

Nr. 5 der Rechnungsprüfungsordnung vom 17.12.1999 diese so genannte<br />

Betätigungsprüfung übertragen.<br />

Die erweiterten Prüf- und Einsichtsrechte und die Möglichkeit der Betätigungsprüfung<br />

nach dem HGrG sind auch in den Gesellschaftsverträgen<br />

der hier geprüften Mehrheitsbeteiligungen ausdrücklich geregelt.<br />

Die Betätigungsprüfung erfolgt jährlich im Rahmen der Prüfung der Jahresrechnungen<br />

und betrachtet in erster Linie die städtischen Mehrheitsbeteiligungen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 101


Beteiligungen<br />

Das Rechnungsprüfungsamt definiert dabei seine Prüftätigkeit in Abgrenzung<br />

von einer Unternehmensprüfung oder einer Geschäftsführungsprüfung.<br />

Die Prüfung hatte ausweislich der eingesehenen Prüfungsberichte<br />

Folgendes zum Gegenstand:<br />

• Beteiligungsbericht,<br />

• Arbeitsweise der Beteiligungsverwaltung,<br />

• Arbeit in den Gesellschaftsgremien und politischen Gremien wie<br />

Ausschuss für Beteiligungen und Rat,<br />

• Gesellschaftsverträge, insbesondere die Umsetzung gesetzlicher<br />

Neuerungen in GO etc.,<br />

• Einhaltung von Verfahrensvorschriften wie Anzeigeverfahren,<br />

• Finanzwirtschaftliche Auswirkungen auf den Haushalt.<br />

Bei eventuellen Feststellungen gibt das RPA auch konkrete Handlungsempfehlungen,<br />

so z. B. im <strong>Bericht</strong> über die Prüfung des Jahresrechnung<br />

2003. Darin empfiehlt das RPA, den für den Haushalt erwirtschafteten<br />

Gesamt beitrag der Beteiligungen zu steigern und so die Beteiligungen<br />

vor dem Hintergrund des HSK-Handlungsrahmens stärker in die Haushaltskonsolidierung<br />

mit einzubeziehen.<br />

Wir begrüßen in diesem Zusammenhang im Interesse einer stetigen<br />

Weiterentwicklung der Betätigungsprüfung die Überlegungen des RPA,<br />

künftig die haushaltsmäßigen Auswirkungen der Beteiligungen noch<br />

stärker in den Blick zu nehmen und hierfür auch Kennzahlen zu erheben,<br />

die im Zeitverlauf Entwicklungen abbilden können.<br />

Hierzu regen wir an, bei der Gegenüberstellung der Einnahmen und<br />

Ausgaben Positionen, die nicht unmittelbar mit einem Beteiligungsverhältnis<br />

zusammenhängen (Konzessionsabgaben, Bürgschaftsprovisionen,<br />

Personalkostenerstattungen) nicht zu berücksichtigen, um ein „re i-<br />

nes“ Nettoergebnis nur der Beteiligungen zu erhalten.<br />

102<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Feststellung<br />

Die Betätigungsprüfung durch das RPA der Stadt <strong>Moers</strong> erfolgt<br />

bereits jetzt auf einem anspruchsvollen Niveau mit einem sehr<br />

differenzierten und strukturierten Prüfungsansatz.<br />

Dabei ist insbesondere die Betrachtung der finanziellen Auswirkungen<br />

der Beteiligungen neben einer rein formalen Betätigungsprüfung<br />

positiv hervorzuheben.<br />

Die so in <strong>Moers</strong> praktizierte Betätigungsprüfung stellt eine gute<br />

Unterstützung und Ergänzung des städtischen Beteiligungsmanagements<br />

dar.<br />

Der hohe Stellenwert, den die Betätigungsprüfung bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> genießt, zeigt sich nicht zuletzt auch dadurch, dass die Betätigungsprüfung<br />

von einem Prüfer mit einem Beschäftigungsanteil<br />

von über 50 Prozent wahrgenommen wird.<br />

Empfehlung<br />

Die Kommunikation der Prüfergebnisse mit der Beteiligungsverwaltung<br />

sollte künftig intensiviert werden.<br />

In Ergänzung der zu begrüßenden Betrachtung finanzwirtschaftlicher<br />

Auswirkungen sollte künftig verstärkt die Entwicklung der<br />

Schulden- und Bürgschaftsvolumina der Beteiligungen vor dem<br />

Hintergrund des damit latent vorhandenen Haushaltsrisikos in den<br />

Fokus der Betrachtung genommen werden.<br />

Fazit<br />

Beteiligungsverwaltung, Beteiligungsbericht und Betätigungsprüfung<br />

haben bei der Stadt <strong>Moers</strong> bereits ein anspruchsvolles Entwicklungsniveau<br />

erreicht.<br />

Die Stadt geht mit ihren Beteiligungen strategisch-steuernd und<br />

„bewusst“ um und hat das finanzwirtschaftliche Potenzial ihrer Gesellschaften<br />

stets im Blick.<br />

Optimierungsmöglichkeiten bestehen noch im Bereich des <strong>Bericht</strong>swesens<br />

und des Controllings, wobei die Stadt <strong>Moers</strong> auch<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 103


Beteiligungen<br />

Fazit<br />

hier bereits aktiv und vorausschauend agiert und erste Vorüberlegungen<br />

im Rahmen der Erarbeitung von Beteiligungsrichtlinien<br />

angestellt hat.<br />

Der interkommunale Vergleich zeigt, dass die Summe der Bürgschaftsbelastungen<br />

insbesondere angesichts der sehr angespannten<br />

Haushaltslage und der faktisch nicht mehr vorhandenen Allgemeinen<br />

Rücklage inzwischen ein kritisches Maß erreicht hat.<br />

Hier sollte die Entwicklung sowohl von Beteiligungs- als auch<br />

Schulden- und Bürgschaftsverwaltung aufmerksam und kritisch<br />

beobachtet und als eine Art „Frühwarnsystem“ genutzt werden.<br />

Insgesamt fördert dies ein effektives „Risikomanagement“.<br />

Untersuchung und Analyse einzelner Gesellschaften<br />

Nachfolgend werden exemplarisch die folgenden Unternehmen, an denen<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin beteiligt ist, teils aus<br />

rechtlicher, teils aus betriebswirtschaftlicher Sicht betrachtet und analysiert:<br />

• ENergie Wasser NIederrhein GmbH (ENNI),<br />

• Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> GmbH (WBM) mit ihren Tochtergesellschaften<br />

o<br />

o<br />

Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> GmbH &<br />

Co. KG (WVG)<br />

Stadtbau <strong>Moers</strong> Entwicklungs-, Erschließungs- und Verwaltungsgesellschaft<br />

mbH (Stadtbau <strong>Moers</strong>)<br />

• Grafschafter Gewerbepark Genend GmbH (Gewerbepark GmbH),<br />

• wir4 – Wirtschaftsförderung der Städte <strong>Moers</strong>, Kamp-Lintfort,<br />

Neukirchen-Vluyn und Rheinberg, Anstalt öffentlichen Rechts<br />

(wir4).<br />

Die Betrachtung konzentriert sich auf diese Beteiligungen, da hier die<br />

finanzwirtschaftliche Relevanz für den kommunalen Haushalt der Stadt<br />

104<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

<strong>Moers</strong> am größten ist. Hierzu werden bei der rechtlichen Betrachtung die<br />

Gesellschaftsverträge/Satzungen, soweit dies für die Stadt <strong>Moers</strong> steuerungsrelevant<br />

ist, auf ihre Vereinbarkeit mit den kommunalwirtschaftsrechtlichen<br />

Vorgaben der GO insbesondere hinsichtlich der angemessenen<br />

kommunalen Einflussnahme und Vertretung in den Gesellschaftsorganen<br />

geprüft.<br />

Die unternehmensbezogene betriebswirtschaftliche Betrachtung nimmt<br />

anhand von betrieblichen Unternehmenskennzahlen (z.B. Eigenkapitalquote<br />

oder Eigenkapitalrentabilität) die Finanzstruktur und die Ertragskraft<br />

der Gesellschaften in den Blick. Gemäß den Wirtschaftsgrundsätzen<br />

des § 109 GO sollen die Unternehmen und Einrichtungen grundsätzlich<br />

so geführt werden, dass sie einen Ertrag für den Haushalt der Stadt abwerfen.<br />

Dies können nachhaltig nur „gesunde“ Unternehmen.<br />

Es ist deshalb von besonderer Bedeutung, die Lage des Unternehmens<br />

z.B. durch Kennzahlen im Blick zu haben, diese aus Sicht der Kommune<br />

auszuwerten und gegebenenfalls steuernd einzugreifen.<br />

Ziel der nachfolgenden Untersuchung ist es, der Stadt <strong>Moers</strong> steuerungsrelevante<br />

Informationen über ihre Beteiligung an den bedeutsamsten<br />

Unternehmen zur Verfügung zu stellen.<br />

ENergie Wasser NIederrhein GmbH<br />

Gegenstand dieses kommunalen Gemeinschaftsversorgungsunternehmens<br />

ist die Versorgung mit Strom, Gas, Wasser und Fern- bzw. Nahwärme.<br />

Während die Sparten Strom-, Gas- und Wasserversorgung profitabel<br />

sind und jährliche Gewinne erwirtschaften, weist die Sparte Wärme<br />

durchweg Verluste aus, die jedoch im Verhältnis zum Gesamtunternehmensergebnis<br />

eher geringfügig sind und das Gesamt unternehmensergebnis<br />

kaum beeinträchtigen.<br />

Der Gesellschaftsvertrag vom 18.06.1980 (Ursprungsfassung der Stadtwerke<br />

<strong>Moers</strong>) in der Fassung der letzten Änderung vom 17.11.2004 beachtet<br />

alle allgemeinen Vorgaben des Gemeindewirtschaftsrechts der GO<br />

und entspricht den derzeit aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen.<br />

Im Zusammenspiel mit dem im Zuge der Verschmelzung gleichzeitig<br />

geschlossenen Konsortialvertrag vom 05.07.2000 finden sich sogar eini-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 105


Beteiligungen<br />

ge, sehr kommunalfreundliche Regelungen, die besondere Erwähnung<br />

verdienen:<br />

Wichtige Unternehmensentscheidungen, wie z. B. über die jährliche Gewinnverwendung,<br />

können mit einfacher Stimmenmehrheit in der Gesellschafterversammlung<br />

beschlossen werden. So können die kommunalen<br />

Gesellschafter solche Entscheidungen unabhängig von den privaten Mitgesellschaftern<br />

mit ihrer Stimmenmehrheit treffen. Zu begrüßen sind<br />

auch die im Konsortialvertrag festgeschriebenen Unternehmensgrundsätze<br />

wie z. B. die angestrebte Eigenkapitalverzinsung von sieben Prozent<br />

(§ 3 Abs. 2 des Konsortialvertrages). Zudem sollen die Versorgungspreise<br />

marktorientiert sein und neben der Selbstkostendeckung<br />

und der vorgenannten angestrebten Eigenkapitalverzinsung auch die<br />

Zahlung der steuerlich und preisrechtlich höchstmöglichen Konzessionsabgaben<br />

gewährleisten (§ 3 Abs. 3).<br />

Vom Grundsatz der Vollausschüttung der erwirtschafteten Gewinne in §<br />

3 Abs. 4 profitieren die kommunalen Gesellschafter ebenfalls. Änderungen<br />

dieses Konsortialvertrages und somit auch der zuvor beschriebenen<br />

Regelungen können nur einvernehmlich erfolgen (§ 12 Abs. 4).<br />

Feststellung<br />

Die sehr kommunalfreundliche Ausgestaltung des Gesellschaftsbzw.<br />

Konsortialvertrages lässt die kommunalen Gesellschafter im<br />

höchstmöglichen Maße von dem Versorgungsunternehmen profitieren<br />

und gewährleistet eine optimale Steuerungs- und Einflussmöglichkeit.<br />

Dieses Vertragswerk kann aus kommunaler Sicht durc haus als<br />

vorbildlich bezeichnet werden.<br />

Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />

Für die folgende kennzahlengestützte Unternehmensdarstellung der<br />

ENNI wurde als Datengrundlage auf die zur Verfügung gestellten geprüften<br />

Jahresabschlussberichte der Gesellschaft zurück gegriffen.<br />

106<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Eigenkapitalquote<br />

Die Eigenkapitalquote gibt an, zu wie viel Prozent das Gesamtkapital<br />

durch Eigenkapital finanziert ist. Aus der Eigenkapitalquote lassen sich<br />

das Kreditrisiko und die finanzielle Unabhängigkeit einer Gesellschaft<br />

ableiten. Je geringer die Eigenkapitalquote ausfällt, umso anfälliger ist<br />

die Gesellschaft für Störungen im Kreditmarkt und entsprechend größer<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass ein Eingreifen der Kommune erforderlich<br />

wird. Die Ermittlung der Eigenkapitalquote erfolgte ohne Abzug der passivierten<br />

Ertragszuschüsse von der Bilanzsumme.<br />

Eigenkapitalquote<br />

Jahr<br />

bilanzielles Eigenkapital Bilanzsumme in € Eigenkapita lquote<br />

in €<br />

in %<br />

2000 30.134.730 105.633.641 28,53<br />

2001 30.426.585 102.938.047 29,56<br />

2002 29.435.972 98.942.527 29,75<br />

2003 29.098.595 100.865.927 28,85<br />

Die ENNI verfügt im Betrachtungszeitraum über eine knapp 30-<br />

prozentige Eigenkapitalausstattung mit leicht fallender Tendenz in 2003.<br />

Im Geschäftsjahr 2001 hat sich das Eigenkapital erhöht, da der Kapitalrücklage<br />

im Wege des „Schütt-aus-Hol-zurück-Verfahrens“ 1,5 Mio. €<br />

zugeführt wurden, um den damaligen steuerlichen Vorteil dieses Ausschüttungsprinzips<br />

zu nutzen. Der Rückgang in 2003 ist auf eine Reduzierung<br />

der Kapitalrücklage um ca. 716.000 € zurückzuführen. Dies entspricht<br />

einer zweckgebundenen Bareinlage im Jahre 2000 eines privaten<br />

Mitgesellschafters. Da der ursprünglich verfolgte Zweck nun nicht mehr<br />

bestand, war die Kapitalrücklage an den Gesellschafter zurück zu zahlen.<br />

Auch mit fast 29 Prozent ist die Eigenkapitalausstattung der ENNI immer<br />

noch als vergleichsweise hoch zu bezeichnen. Ein hoher Eigenkapitala n-<br />

teil sichert zwar grundsätzlich die Dispositionsfreiheit des Unternehmens,<br />

schützt vor Überschuldung und steigert die Kreditwürdigkeit, jedoch<br />

sollte auch eine Eigenkapitalausstattung über Gebühr vermieden<br />

werden, um nicht unnötig Gesellschafterkapital im Unternehmen zu binden<br />

und so unter Umständen die Rentabilität zu schwächen.<br />

Im Rahmen einer unternehmenspolitischen Grundsatzentscheidung<br />

könnte geprüft werden, ob nicht im angemessenen Umfang das Eigenkapital<br />

reduziert werden kann, ohne die Finanz- und Ertragskraft der<br />

ENNI zu schwächen. Bei „gesunden“ und ertragstarken Versorgungsun-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 107


Beteiligungen<br />

ternehmen ist eine Eigenkapitalquote in einer Bandbreite von 20 bis 30<br />

Prozent angemessen.<br />

Selbst bei einer nur moderaten Reduzierung der Eigenkapitalquote auf<br />

z. B. 25 Prozent durch teilweise Auflösung der Kapitalrücklage könnten<br />

ca. vier Mio. € zugunsten der Gesellschafter (drei Mio. bei 75 Prozent<br />

Anteil für die Stadt <strong>Moers</strong>) freigesetzt werden. Verteilt auf drei Haushaltsjahre<br />

würde dies für die Stadt <strong>Moers</strong> Mehreinnahmen von jeweils<br />

einer Mio. € bedeuten.<br />

Eigenkapitalrentabilität<br />

Die Kennzahl zeigt den Prozentsatz der Verzinsung des Eigenkapitals der<br />

Gesellschaft an und liefert damit wichtige Informationen über die Ertragskraft<br />

des Unternehmens. Die Verzinsung sollte aufgrund des unternehmerischen<br />

Risikos mindestens über den marktüblichen Zinsen für<br />

langfristige Anlagen am Kapitalmarkt liegen.<br />

Eigenkapitalrentabilität ENNI<br />

30<br />

----- Prozent -----<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Die Rentabilität steigt mit Ausnahme des Geschäftsjahres 2002 leicht<br />

aber stetig und liegt erheblich über den durchschnittlich auf dem Kapitalmarkt<br />

derzeit erzielbaren Zinsma rgen.<br />

Dies zeugt von einer starken Ertragskraft des Unternehmens, insbesondere<br />

der Gewinnsparten Strom, Wasser und Gas, die auch nach den<br />

konzerninternen Verlustübernahmen für die Sparte Wärme ein sehr gutes<br />

Gesamtunternehmensergebnis ermöglichen.<br />

108<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Gesamtkapitalrentabilität<br />

Diese Kennzahl bringt die Summe aus Jahresergebnis vor Steuern und<br />

Zinsen und ähnliche Aufwendungen für Fremdkapital in Relation zur Bilanzsumme.<br />

Gesamtkapitalrentabilität ENNI<br />

----- Prozent -----<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Mit Renditen zwischen acht und zehn Prozent werden die derzeitigen<br />

durchschnittlichen Zinssätze für Fremdkapital deutlich überschritten.<br />

In einer solchen Unternehmenskonstellation könnte durc h eine gezielte<br />

Substitution von Eigen- durch Fremdkapital die Rentabilität des Unternehmens<br />

weiter gesteigert werden (so genannter „leverage-Effekt“).<br />

Dies korrespondiert mit der bereits dargestellten relativ hohen Eigenkapitalausstattung,<br />

die für einen solchen Kapitaltausch Spielraum bieten<br />

würde.<br />

Wohnungsbauunternehmen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> ist insgesamt an vier Wohnungsbauunternehmen beteiligt.<br />

Eine unmittelbare, 100-prozentige Mehrheitsbeteiligung hält sie an<br />

der Wohnungsbau Stadt <strong>Moers</strong> Gmb H. Über diese unmittelbare Beteiligung<br />

ist die Stadt <strong>Moers</strong> zudem an der<br />

• Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH (100 Prozent),<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 109


Beteiligungen<br />

• Grafschaft <strong>Moers</strong> Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH (24,4 Prozent),<br />

• Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH & Co. KG<br />

(5,5 Prozent)<br />

mittelbar beteiligt.<br />

Die WBM besteht seit dem Jahre 1953 als städtische Wohnungsbaugesellschaft.<br />

Die Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH (Stadtbau) wurde 1996 als 100-<br />

prozentige Tochter gegründet.<br />

Der zuvor unmittelbar von der Stadt <strong>Moers</strong> gehaltene Minderheitsanteil<br />

an der Grafschaft <strong>Moers</strong> Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH (Grafschaft<br />

<strong>Moers</strong>) wurde Ende der 90-er Jahre von der WBM übernommen,<br />

da die Stadt <strong>Moers</strong> ihren Geschäftsanteil zur Haushaltskonsolidierung<br />

veräußern wollte.<br />

Die Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft <strong>Moers</strong> mbH & Co. KG<br />

(WVG) wurde 2001 als Objektgesellschaft gegründet. Neben einem Immobilienfond<br />

als atypisch stillem Gesellschafter ist die WBM alleinige<br />

Kommanditistin mit einer Kommanditeinlage von 480.740 €.<br />

Die WBM hat seit 1990 größere städtische Wohnungsbestände aus ehemaligen<br />

Zechensiedlungen gegen Zahlung entsprechender Kaufpreise<br />

übernommen. Diese Verkaufserlöse leisteten einen wichtigen Beitrag zur<br />

Haushaltskonsolidierung und der Verkauf der Wohnungen entlastete die<br />

Stadt auch von den enormen Modernisierungsaufwendungen für die z. T.<br />

stark sanierungsbedürftigen Wohnungen. Zum Zeitpunkt der Übernahme<br />

waren nur ca. 30 Prozent der Wohnungen vermietet, so dass die WBM<br />

zunächst erhebliche Modernisierungsanstrengungen unternehmen musste,<br />

um die Wohnungen wieder in einen vermietungsfähigen Zustand zu<br />

bringen.<br />

Der Wohnungsbestand der WBM war Anfang 2000 auf über 2.700 Wohnungseinheiten<br />

angewachsen. Die Bilanzsumme erreichte somit eine für<br />

die WBM kritische Größe, da aufgrund der z. T. noch bestehenden Mietpreisbindungen<br />

und den hohen Finanzierungsbelastungen die Erträge<br />

absehbar nicht ausreichten, um diese Unternehmensgröße zu verkraften.<br />

Aus diesem Grund entschloss sich die Geschäftsführung zur einer<br />

befristeten „Verschlankung“ der WBM, indem über 1.100 Wohneinheiten<br />

in die WVG ausgegliedert wurden. So verringerten sich Schulden und<br />

Anlagevermögen der WBM erheblich. Diese Phase will die WBM zur Ko n-<br />

solidierung nutzen. Nach den vertraglich fixierten Rückübertragungsop-<br />

110<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

tionen beabsichtigt die WBM, den ausgegliederten Wohnungsbestand in<br />

2013 wieder ins Unternehmen zurück zu führen.<br />

Mit dem schrittweisen Auslaufen der Bindungsfristen für den seinerzeit<br />

von der Stadt übernommenen mietpreisgebundenen Wohnraum wird<br />

eine Ertragsverbesserung wegen der dann möglichen Mieterhöhungen<br />

erwartet.<br />

Unter dieser Voraussetzung wird dann nach Rückübertragung des Wohnungsbestandes<br />

davon ausgegangen, dass die WBM diesen wieder größeren<br />

Bestand gewinnbringend und solide finanziert tragen kann. So<br />

rechnet die Geschäftsführung bereits für die Jahre 2004 ff. wieder mit<br />

Überschüssen der WBM, die spätestens ab 2006 wieder an die Stadt<br />

ausgeschüttet werden sollen.<br />

Die zeitweise nicht erfolgte Dividendenausschüttung ist zum einen mit<br />

den zunächst abzutragenden Verlustvorträgen aus Vorjahren zu erklären.<br />

Zum anderen ist dies vor dem Hintergrund der Ablösung der eigentlich<br />

jährlich zu zahlenden Bürgschaftsprovisionen in Einmalbeträgen in<br />

2000 und 2001 zu sehen. Durch diese vorübergehende Mehrbelastung<br />

für die WBM, die sich jedoch mittelfristig als Entlastung rechnet, waren<br />

zwischenzeitlich keine Dividendenzahlungen möglich.<br />

Feststellung<br />

Die befristete Ausgliederung eines großen Wohnungsbestandes<br />

schafft Freiräume zur Konsolidierung der WBM und dient der<br />

nachhaltigen Unternehmenssicherung.<br />

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob der Konsolidierungseffekt ausreicht,<br />

um den 2013 beabsichtigten Rückkauf auch tatsächlich unternehmerisch<br />

zu verkraften.<br />

Positiv hervorzuheben ist das soziale Engagement der WBM bei der<br />

Betreuung der Mieter. So ist bereits seit Anfang der 90-er Jahre vor dem<br />

Hintergrund der demografischen Entwicklung ein „Seniorenwohnungsbeauftragter“<br />

tätig (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema „Demografischer<br />

Wandel“, Leitbild einer altengerechten Stadt). Dieser ehemalige städt.<br />

Bedienstete betreut die älteren Mieter insbesondere hinsichtlich einer<br />

seniorengerechten Ausstattung der Wohnungen, damit ältere Menschen<br />

möglichst lange in ihrer eigenen Wohnung verbleiben können. Dieser<br />

Beauftragte ist aber nicht nur für die Mieter der WBM zuständig, sondern<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 111


Beteiligungen<br />

als Serviceleister Ansprechpartner für alle älteren Bürgerinnen und Bürger<br />

der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

Eine enge und gute Zusammenarbeit herrscht mit dem städtischen<br />

Wohnungsamt bei der Mieterauswahl bei frei werdenden Wohnungen.<br />

Hier erfolgt ein ständiger Informationsaustausch. Zudem werden Mieter<br />

aus den Wartelisten des städtischen Wohnungsamtes bevorzugt berücksichtigt.<br />

Auch die soziale Betreuung der Mieter durch eine eigene Sozialarbeiterin<br />

ist vorbildlich. In Zusammenarbeit mit dem städtischen Sozial- und Jugendamt<br />

sowie den Wohlfahrtsverbänden und der Schuldnerberatung<br />

werden Konflikt - und Krisensituationen rechtzeitig erkannt. Gemeinsam<br />

wird versucht, soziale und finanzielle Schwierigkeiten auszuräumen. Dies<br />

kommt der WBM letztlich auch wirtschaftlich zugute, weil so Mietrückstände<br />

und Wohnungsleerstände z. T. vermieden werden kö nnen.<br />

Feststellung<br />

Die soziale Betreuung der Mieterschaft und auch der übrigen<br />

<strong>Moers</strong>er Bevölkerung durch die WBM ist vorbildlic h.<br />

Nicht zuletzt durch dieses Engagement kann die WBM auf eine<br />

beispielhaft niedrige Leerstandsquote bei ihren Wohnungen von<br />

unter einem Prozent verweisen.<br />

Dies kommt letztlich auch dem wirtschaftlichen Geschäftsergebnis<br />

zugute.<br />

Bei Betrachtung der unmittelbaren Auswirkungen der Wohnungsgesellschaften<br />

auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> waren lediglich Dividendenausschüttungen<br />

aus den Jahren 2002 aus dem Geschäftsjahr 2001 keine<br />

direkten positiven Effekte zu verzeichnen. Andererseits wurde der Haushalt<br />

aber auch nicht durch Verlustausgleiche belastet.<br />

Folgende mittelbare Entlastungseffekte der städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

dürfen dabei aber nicht übersehen werden:<br />

• Durch die Übernahme und Modernisierung großer städtischer<br />

Wohnungsbestände leistete die WBM über die gezahlten Kaufpreise<br />

und die für die Stadt ersparten Instandsetzungskosten einen<br />

nicht zu unterschätzenden Beitrag zur Haushaltskonsolidierung.<br />

112<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

• Mit der Ablösung des zuvor von der Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar gehaltenen<br />

Geschäftsanteils an der Grafschaft <strong>Moers</strong> verschaffte die<br />

WBM dem Haushalt zusätzliche Einnahmen aus der Anteilsveräußerung.<br />

• Durch die zuvor beschriebene „Verschlankung“ der WBM durch<br />

Ausgliederung wurden ansonsten zulasten des Haushalts drohende<br />

Verlustausgleiche für die WBM vermieden.<br />

Feststellung<br />

Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften und hier insbesondere<br />

die WBM haben neben den unmittelbar haushaltswirksamen<br />

Dividendenausschüttungen auch mittelbar ihren Beitrag zur<br />

Haushaltskonsolidierung geleistet.<br />

Hier ist die Stadt <strong>Moers</strong> als Alleingesellschafterin der WBM gefordert,<br />

diesen Beitrag vor dem Hintergrund der HSK-Situation weiter<br />

zu steigern.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte darauf hinwirken, dass die ab dem Geschäftsjahr<br />

2004 prognostizierten Jahresüberschüsse bzw. die<br />

nach erfolgter satzungsmäßiger Rücklagenzuführung verbleibenden<br />

Bilanzgewinne vollständig an die Stadt als Dividende ausgeschüttet<br />

werden.<br />

Ungeachtet der beschriebenen positiven Entlastungswirkungen sind jedoch<br />

auch die mit der WBM verbundenen Haushaltsrisiken nicht zu vernachlässigen.<br />

Zum einen birgt die Gesamtverschuldung aller städtischen Wohnungsgesellschaften<br />

mit über 67 Mio. € auch unter Berücksichtigung der diesen<br />

Schulden gegenüberstehenden Immobilienwerte ein latentes Haushaltsrisiko<br />

und belastet die „Konzernbilanz“ der Stadt. Die Gesamtverschuldung<br />

aus Kern-Haushalt und Mehrheitsbeteiligungen pro Einwohner liegt<br />

in <strong>Moers</strong> weit über den bislang ermittelten Durchschnittswerten auf äußerst<br />

hohem Niveau (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema „Schulden<br />

und Kapitaldienst“).<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 113


Beteiligungen<br />

Im unmittelbaren Zusammenhang mit der Verschuldung sind die ebenfalls<br />

allein zugunsten der Wohnungsgesellschaften in Höhe von über 56<br />

Mio. € bestehenden sehr hohen Bürgschaftsverpflichtungen zu sehen.<br />

Das Risikopotenzial hierzu wurde bereits ausführlich dargestellt.<br />

Feststellung<br />

Ungeachtet der unbestrittenen Entlastungswirkungen bergen die<br />

Verpflichtungen aus Verschuldung und Bürgschaften für die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> ein nicht zu unterschätzendes Haushaltsrisiko.<br />

Empfehlung<br />

Insbesondere vor dem Hintergrund der 2013 beabsichtigten Wiedereingliederung<br />

des befristet an die WVG überlassenen Wohnungsbestandes<br />

sollte die Stadt <strong>Moers</strong> die Verschuldungssituation<br />

der WBM aufmerksam und kritisch beobachten.<br />

Für den Fall, dass die prognostizierte Konsolidierungswirkung<br />

nicht ausreichen sollte, um einen solch großen Immobilienbestand<br />

langfristig ertragreich zu verkraften, muss auch über eine dauerhafte<br />

„Verschlankung“ der WBM nachgedacht werden.<br />

Hier sollten frühzeitig durch geeignete Gutachten Vermarktungschancen<br />

und Erlöspotenzial für einen ggf. teilweisen Verkauf des<br />

Wohnungsbestandes ausgelotet werden (vgl. Teilbericht Finanzen,<br />

Unterthema „Veräußerung von Vermögen“).<br />

Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />

Nachfolgend wird die Eigenkapitalquote der WBM dargestellt, da diese<br />

als unmittelbare Beteiligungsgesellschaft direkte finanzwirtschaftliche<br />

Auswirkungen auf den städtischen Haushalt hat.<br />

114<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Eigenkapitalquote WBM<br />

30<br />

----- Prozent -----<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Die Eigenkapitalausstattung der WBM bewegt sich zwischen 2001 und<br />

2003 relativ konstant auf einem Niveau von 20 bis 25 Prozent. Die deutliche<br />

Verbesserung der Quote von 2000 nach 2001 erklärt sich durch die<br />

bereits beschriebene Ausgliederung, die die Bilanz „schlanker“ machte.<br />

Das bilanzielle Eigenkapital besteht neben dem Stammkapital aus verschiedenen<br />

Rücklagen, von denen die Kapitalrücklage mit einem Bestand<br />

von über 13 Mio. € den Hauptanteil stellt.<br />

Die übrigen z. T. gesellschaftsvertraglich vorgesehenen Rücklagen, wie<br />

Gewinn- und Bauerneuerungsrücklage, machen einen Umfang von insgesamt<br />

2,1 Mio. € aus.<br />

Angesichts der hohen Verschuldung der WBM ist eine auch nur teilweise<br />

Auflösung und Auskehrung dieser Rücklagen an die Stadt <strong>Moers</strong> nicht<br />

sinnvoll, da das so reduzierte Eigenkapital durch weitere Fremdmittel<br />

ausgeglichen werden müsste. Bei einer schon jetzt mit fast 50 Prozent<br />

sehr hohen Zinsaufwandsquote und einer noch nicht st abilisierten Ertragslage<br />

würde die WBM diese Mehrbelastungen kaum verkraften.<br />

Dennoch bietet die Eigenkapitalstruktur der WBM Potenzial, welches zugunsten<br />

des städtischen Haushalts genutzt werden sollte.<br />

Nach dem Gesellschaftsvertrag ist im Gegensatz zu anderen städtischen<br />

Wohnungsgesellschaften keine prozentuale Dividendenausschüttung in<br />

Abhängigkeit vom Stammkapital festgeschrieben. Würde die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> den Gesellschaftsvertrag entsprechend ändern und hier z. B. eine<br />

Dividende von vier Prozent vorgeben, ergäbe dies bei einem derzeitigen<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 115


Beteiligungen<br />

Stammkapital von 3,8 Mio. € eine jährliche Dividende von über<br />

150.000 €. Würden zudem in angemessenem Umfang Mittel aus der<br />

Kapitalrücklage in Stammkapital umgewandelt, erhöhten sich die Bemessungsgrundlage<br />

für die Dividende und somit auch der Ausschüttungsbetrag<br />

weiter.<br />

Dies setzt natürlich voraus, dass die WBM auch hierfür ausreichende<br />

Überschüsse erwirtschaftet. Sollte dies nicht der Fall sein, wäre auch vor<br />

diesem Hintergrund eine „Verschlankung“ der WBM zur Ertragsteigerung<br />

in Betracht zu ziehen.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> in einem ersten Schritt, im Gesellschaftsvertrag<br />

der WBM eine prozentuale Dividende zugunsten<br />

der Stadt in Abhängigkeit vom Stammkapital festzuschreiben.<br />

Mittelfristig sollte nach erfolgreicher Konsolidierung mit den dann<br />

prognostizierten steigenden Gewinnen eine teilweise Umwandlung<br />

der Kapitalrücklage in Stammkapital zur weiteren Steigerung der<br />

Dividenden genutzt werden.<br />

Grafschafter Gewerbepark Genend GmbH<br />

Diese interkommunale Gesellschaft wurde im Jahre 1996 von den Städten<br />

<strong>Moers</strong>, Neukirchen-Vluyn, Kamp-Lintfort und Rheinberg gegründet<br />

und dient der Durchführung eines Gemeinschaftsprojektes zur Erschließung<br />

und Vermarktung eines Gewerbeparks.<br />

Die Gesellschaft hat in den vergangenen Jahren stets Verluste mit stark<br />

steigender Tendenz erwirtschaftet; zuletzt im Geschäftsjahr 2003 ein<br />

Defizit von ca. 945.000 €. Diese jährlichen Verluste werden jeweils<br />

durch Entnahme aus der Kapitalrücklage ausgeglichen, welche jedes<br />

Jahr zu diesem Zweck von den Gesellschaftern entsprechend mit Einlagen<br />

nach dem prozentualen Geschäftsanteilen aufgefüllt wird.<br />

Es handelt sich somit faktisch um Verlustabdeckungen der Anteilseigner.<br />

Die haushaltsmäßigen Auswirkungen dieser Verlustübernahmen werden<br />

ausführlich unter dem Kapitel „Finanzwirtschaftliche Auswirkungen der<br />

Beteiligungen auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>“ dargestellt.<br />

116<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Der Gesellschaftsvertrag vom 23.07.1996 in der Fassung der letzten<br />

Änderung vom 21.01.2003 beachtet im Wesentlichen alle allgemeinen<br />

Vorgaben des Gemeindewirtschaftsrechts der GO. Eine Besonderheit ist<br />

die in § 3a des Gesellschaftsvertrages im Jahre 1999 zusätzlich normierte<br />

Gewinnlosigkeit der Gesellschaft. Diese steht nicht im Widerspruch zu<br />

den kommunalrechtlichen Vorgaben des § 109 GO, da es sich nicht um<br />

ein Unternehmen, sondern um eine Einric htung im Sinne des § 107 Abs.<br />

2 GO handelt, die keine Ertragsverpflichtung zugunsten des kommunalen<br />

Haushalts hat.<br />

Der Gesellschaftsvertrag kann von den Gesellschaftern frühestens zum<br />

Ablauf des Geschäftsjahres 2015 gekündigt werden. Somit besteht eine<br />

Mindestlaufzeit von insgesamt 19 Jahren. Angesichts der nach wie vor<br />

und auch auf absehbare Zeit sehr verlustträchtigen Geschäftstätigkeit<br />

mit den noch darzustellenden haushaltsmäßigen Belastungen für die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> ist diese lange vertragliche Bindung sehr bedenklich.<br />

Feststellung<br />

Durch die vertragliche Bindung bis mindestens 2015 an die sehr<br />

verlustbringende Gewerbepark GmbH ist die Stadt <strong>Moers</strong> wegen<br />

der jährlich zu leistenden Verlustausgleiche ein erhebliches Haushaltsrisiko<br />

eingegangen.<br />

Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />

Wie bereits erwähnt, weisen die Jahresabschlüsse der Gewerbepark<br />

GmbH in allen betrachteten Geschäftsjahren hohe Verluste aus.<br />

Die Eigenkapitalquote beträgt lediglich 0,1 Prozent und die Gesellschaft<br />

ist permanent bilanziell überschuldet. Wegen der dauerhaften Verluste<br />

ist auch die Eigenkapitalrentabilität negativ.<br />

Auf eine grafische Darstellung der Kennzahlen im Einzelnen wird an dieser<br />

Stelle verzichtet.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 117


Beteiligungen<br />

„wir4“ – Wirtschaftsförderung für <strong>Moers</strong>, Kamp-Lintfort,<br />

Neukirchen-Vluyn und Rheinberg<br />

In Fortführung der bereits mit der Gewerbepark GmbH begonnenen interkommunalen<br />

Kooperation auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung<br />

haben die an der Gewerbepark GmbH beteiligten Kommunen im Jahre<br />

2000 die „wir4“ als Anstalt öffentlichen Rechts gegründet.<br />

Gewährträgerin im Sinne des § 114a GO ist die Stadt <strong>Moers</strong>, die auch<br />

die entsprechende Satzung erlassen und das Stammkapital eingezahlt<br />

hat. Die übrigen beteiligten Kommunen haften nur im Innenverhältnis<br />

über eine geschlossene öffentlich-rechtliche Vereinbarung mit einem<br />

festgeschriebenen prozentualen Anteil, ähnlich einem Geschäftsanteil an<br />

einer Kapitalgesellschaft.<br />

Die ausgewerteten Jahresabschlussberichte weisen im Betrachtungszeitraum<br />

erhebliche, stark ansteigende Verluste aus. Das Geschäftsjahr<br />

2003 schloss mit einem Fehlbetrag von fast 500.000 €, die Geschäftsführung<br />

geht laut aktuellem Wirtschaftsplan für den Planungszeitraum<br />

bis 2009 in <strong>2005</strong> von einem Verlust in Höhe von über 786.700 € aus.<br />

Diese Verluste sind nach der Satzung bzw. der öffentlich-rechtlichen<br />

Vereinbarung von den beteiligten Kommunen nach ihren prozentualen<br />

Anteilen auszugleichen. Welche Bedeutung diese Verlustübernahmen für<br />

den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> haben, wird im Kapitel „Finanzwirtschaftliche<br />

Auswirkungen der Beteiligungen auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>“<br />

betrachtet.<br />

Zur Aufrechterhaltung der Liquidität der „wir4“ leisten die Partnerstädte<br />

auf die zu erwartenden Verlustausgleiche bereits im laufenden Geschäftsjahr<br />

Vorauszahlungen.<br />

Feststellung<br />

Wie bei der Beteiligung an der Gewerbepark GmbH ist die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> durch die vertragliche Bindung bis mindestens 2015 an die<br />

auf absehbare Zeit verlustbringende „wir4“ wegen der jährlich zu<br />

leistenden Verlustausgleiche eine dauerhafte, erhebliche Haushaltsbelastung<br />

eingegangen.<br />

118<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Ausgewählte Unternehmenskennzahlen<br />

Für die folgende kennzahlengestützte Unternehmensdarstellung der<br />

„wir4“ wurde als Datengrundlage auf die zur Verfügung gestellten geprüften<br />

Jahresabschlussberichte der Anstalt zurück gegriffen.<br />

50<br />

Eigenkapitalquote „wir4“<br />

----- Prozent -----<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Der Eigenkapitalanteil geht von anfänglich noch fast 40 Prozent in 2000,<br />

welches jedoch als Gründungjahr nur ein Rumpfgeschäftsjahr war, auf<br />

nur noch knapp acht Prozent im Jahr 2003 zurück.<br />

Dies ist eine bedenkliche Entwicklung, da eine Eigenkapitalausstattung<br />

von noch nicht einmal mehr zehn Prozent als unzureichend anzusehen<br />

ist und angesichts der in der Wirtschaftsplanung prognostizierten weiter<br />

ansteigenden Verluste sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen dürfte.<br />

Die nachfolgende grafische Darstellung soll die Entwicklung der Fehlbeträge<br />

verdeutlic hen:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 119


Beteiligungen<br />

Verluste „wir4“<br />

700.000<br />

600.000<br />

----- Euro -----<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

100.000<br />

0<br />

2001 2002 2003 2004(WP)<br />

Bei dieser Darstellung zeigt sich, dass nach dem im Wirtschaftsplan für<br />

2004 vorhergesehenen Jahresergebnis sich der Verlust von 2001 bis<br />

2004 mehr als verdoppeln wird.<br />

Um so bedenklicher ist die Prognose des Wirtschaftsplans <strong>2005</strong> zu bewerten,<br />

nach der die Verluste in 2006 900.000 € betragen sollen und<br />

das bei den unterstellten dann zusätzlich erzielten Umsatzerlösen aus<br />

Grundstücksverkäufen, die bis zum Geschäftsjahr 2003 noch nicht als<br />

Erträge zur Verfügung standen. Hier bleibt abzuwarten, ob diese Vermarktungserfolge<br />

auch tatsächlich eintreten.<br />

Betrachtet man bei der „wir4“ die Aufwandsseite, fallen vor allem die<br />

hohen Personalkosten ins Auge. So haben sich die Personalaufwendungen<br />

von 2001 nach 2003 mehr als verdoppelt.<br />

Die folgende Grafik bildet die Entwicklung der Personalaufwandsquote<br />

als prozentuales Verhältnis von Personalaufwand zur Unternehmensgesamtleistung<br />

ab (in erster Linie Umsatzerlöse):<br />

120<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Personalaufwandsquote „wir4“<br />

250<br />

----- Prozent -----<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

2001 2002 2003<br />

Lagen im Jahr 2001 Personalaufwand und Gesamtleistung noch auf nahezu<br />

identischem Niveau, hat sich dieses Verhältnis in den Folgejahren<br />

völlig umgekehrt und die Personalkosten betrugen in 2003 das Zweieinhalbfache<br />

der Gesamtleistung.<br />

Bei 6,2 Vollzeitstellen in der „wir4“ und einem laut Wirtschaftsplan für<br />

2004 angenommenen Personalaufwand von 442.000 € betragen die Personalkosten<br />

je Vollzeitstelle 71.290 €. Zum Vergleich beträgt der derzeitige<br />

Mittelwert der Personalausgaben je Ist-Stelle bei den bislang geprüften<br />

Kommunen ca. 48.000 €. Dies macht deutlich, wie extrem sich<br />

das Vergütungsniveau der in der „wir4“ Beschäftigten von dem kommunalen<br />

Durchschnittsniveau abhebt. Beispielsweise ist der Stellenwert des<br />

stellvertretenden Vorstands mit der Beamtenbesoldung A15 vergleic h-<br />

bar. Objektiver und insgesamt betrachtet kommt die Durchschnittsvergütung<br />

der Durc hschnittsbesoldung nach A13 Höherer Dienst gleich<br />

(71.800 €, vgl. KGSt-<strong>Bericht</strong> B 4/2004).<br />

Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass in die durchschnittlichen Personalausgaben<br />

der Kommunen naturgemäß auch geringer vergütete<br />

Stellen wie z. B. Hausmeister, Reinigungskräfte u. ä. mit einfließen, sodass<br />

aufgrund der unterschiedlichen Personalstruktur die Personalkosten<br />

der „wir4“ nicht unmittelbar mit den Personalausgaben einer ganzen<br />

Kommunalverwaltung verglichen werden können.<br />

Feststellung<br />

Ungeachtet dessen sind die insbesondere im Verhältnis zur Unternehmensleistung<br />

sehr hohen Personalausgaben auffällig.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 121


Beteiligungen<br />

Außerdem fallen bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Abschreibungen<br />

z. B. nicht unerhebliche Kosten für ein Dienstfahrzeug ins<br />

Auge.<br />

Feststellung<br />

Die bisherigen Jahresergebnisse der „wir4“ weisen erhebliche Verluste<br />

mit stark steigender Tendenz aus. Diese Situation dürfte<br />

sich nach der vorliegenden Wirtschafts- und Ergebnisplanung weiter<br />

verschärfen.<br />

In diesem Zusammenhang sind auf der Kostenseite insbesondere<br />

die sehr hohen Personalaufwendungen kritisch zu bewerten.<br />

Fazit<br />

Die ENNI GmbH als sehr ertragstarkes Versorgungsunternehmen<br />

mit einer soliden Finanzstruktur und einer sehr kommunalfreundlichen<br />

Vertragsgestaltung beim Gesellschafter- und Konsortialvertrag<br />

bietet der Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin ein beträchtliches<br />

wirtschaftliches Potenzial.<br />

Die städtischen Wohnungsgesellschaften leisten unabhängig von<br />

direkten Gewinnausschüttungen einen nicht zu unterschätzenden<br />

Entlastungsbeitrag für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>. Die Dividendenzahlungen<br />

sollten durch Änderungen im Gesellschaftsvertrag<br />

und in der Eigenkapitalstruktur dauerhaft gesteigert werden.<br />

Wegen der hohen Verschuldung und der abzuwartenden Verbesserung<br />

der Ertragslage sollte die Stadt <strong>Moers</strong> auch eine teilweise<br />

Veräußerung des Immobilienbestandes in Betracht ziehen. Die bislang<br />

gezeigten positiven Effekte der zunächst zur befristeten<br />

„Verschlankung“ durch Ausgliederung zeigen hier in die richtige<br />

Richtung.<br />

Die Beteiligungen sowohl an der Gewerbepark GmbH als auch an<br />

der „wir4“ stellen für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> ein erhebliches<br />

Belastungs- und Risikopotenzial dar. Bedenklich ist in diesem Zusammenhang<br />

insbesondere die lange Bindungsfrist bis zum Jahr<br />

2015, die es der Stadt <strong>Moers</strong> auch bei weiter steigenden Verlusten<br />

nicht ermöglicht, diese verlustbringenden Beteiligungen aufzugeben.<br />

122<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Finanzwirtschaftliche Auswirkungen der Beteiligungen<br />

auf den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Nach § 109 Absatz 1 Satz 2 GO sollen kommunale Unternehmen einen<br />

Ertrag für den Haushalt der Ge meinde abwerfen, soweit dadurch nicht<br />

die Erfüllung des öffentlichen Zwecks beeinträchtigt wird.<br />

Bei der Betrachtung der finanzwirtschaftlichen Auswirkungen auf den<br />

kommunalen Haushalt werden die Einnahmen und Ausgaben dargestellt,<br />

die sich auf die Beteiligungen beziehen.<br />

Ziel ist es, für die Stadt <strong>Moers</strong> eine Aussage zu treffen, inwieweit ihre<br />

Unternehmen für sie rentabel sind. Die nachfolgende Betrachtung der<br />

finanzwirtschaftlichen Auswirkungen der Beteiligungen auf den kommunalen<br />

Haushalt erfolgt im Wesentlichen durch eine Gegenüberstellung<br />

der Finanzströme zwischen dem städtischen Haushalt und den Beteiligungen<br />

(Kennzahlen zum Nettoergebnis und zur Haushaltsentlastung<br />

bzw. Haushaltsbelastung). Um auch die Ertragssituation und die Kapitalstruktur<br />

der einzelnen Unternehmen darzustellen, wurden zunächst betriebliche<br />

Unternehmenskennzahlen untersucht und dargestellt. Diese<br />

fließen in die Bewertung mit ein.<br />

Über die Betrachtung im Zeitvergleich hinaus erfolgt bei der Auswertung<br />

des Kommunalindexes für Wirtschaftlichkeit (KIWI) auch ein interkommunaler<br />

Vergleich einzelner Kennzahlen in Bezug auf die Beteiligung an<br />

dem Versorgungsunternehmen ENNI zu den Auswirkungen auf den<br />

Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

Dieser soll der Stadt <strong>Moers</strong> Anhaltspunkte geben für ihre Positionierung<br />

im landesweiten Vergleich mit anderen Kommunen. Auf die Grundlagen<br />

der Ermittlung der KIWI-Kennzahlen wird jeweils gesondert eingegangen.<br />

Bei der kennzahlengestützten Analyse und Betrachtung der städtischen<br />

Beteiligungen wird auch die Haushaltssituation der Stadt <strong>Moers</strong> mit berücksichtigt,<br />

da die Beteiligungsgesellschaften zum Teil erhebliche finanzwirtschaftliche<br />

Auswirkungen auf den städtischen Haushalt haben<br />

und einen wichtigen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten können.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 123


Beteiligungen<br />

Nettoergebnis aller Beteiligungen für den kommunalen<br />

Haushalt je Einwohner<br />

Die Kennzahl bildet zusammenfassend die finanziellen Auswirkungen<br />

sämtlicher Beteiligungen auf den kommunalen Haushalt ab. Sie ermittelt<br />

sich aus dem Ergebnis der Gegenüberstellung sämtlicher Einnahmen und<br />

Ausgaben im Zusammenhang mit den Beteiligungen in Verwaltungsund<br />

Vermögenshaushalt, welches in Relation zu den Einwohnerzahlen<br />

gesetzt wird. Die Grunddaten wurden von der Stadt <strong>Moers</strong> zusamme n-<br />

gefasst aus den Jahresrechnungen der Haushaltsjahre 2000 bis 2003 zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

Berücksichtigt werden hier als Einnahmen und Ausgaben insbesondere<br />

• Gewinnausschüttungen und Verlustausgleiche,<br />

• Steuererstattungen/Steuerzahlungen,<br />

• Zahlungen zur Liquiditätsverstärkung,<br />

• Zahlungen in die Rücklage der Gesellschaften,<br />

• Erlöse aus Verkauf und Ausgaben durch Kauf von Anteilen.<br />

Nicht in die Kennzahlenermittlung fließen Positionen wie z. B. Konzessionsabgaben<br />

und Bürgschaftsprovisionen ein, da sie nicht im unmittelbaren<br />

Zusammenhang mit einem Beteiligungsverhältnis stehen, sondern<br />

auch zwischen Kommune und Unternehmen ohne kommunalen Beteiligungsanteil<br />

anfallen können.<br />

Die so ermittelte Kennzahl lässt erste Rückschlüsse auf die Struktur und<br />

die finanziellen Auswirkungen der Beteiligungen in privater Rechtsform<br />

zu und zeigt im Zeitvergleich folgende Entwic klung auf:<br />

Nettoergebnis aller Beteiligungen für den kommunalen Haushalt je Einwohner<br />

Nettoergebnis<br />

€ je Einwohner<br />

2000 2001 2002 2003<br />

2004<br />

(Plan)<br />

12,18 32,99 21,98 4,52 18,13<br />

124<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Nettohaushaltsergebnis aller Beteiligungen je Einwohner<br />

50<br />

---Euro je Einwohner---<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Die Entwicklung der Nettoergebnisse zeigt ein uneinheitliches Bild. Den<br />

hohen Einnahmen aus den jährlichen Gewinnausschüttungen der ENNI<br />

als größtem Einnahmeposten stehen erhebliche Verlustübernahmen für<br />

diverse städtische Beteiligungsgesellschaften, u. a. den Gesellschaften<br />

zur Wirtschaftsförderung, gegenüber. Diese Verlustausgleiche werden<br />

zunehmend zu einer Haushaltsbelastung für die Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

Insbesondere das Haushaltsjahr 2003 war beeinträchtigt durch hohe<br />

Körperschaftssteuerzahlungen, so dass hier das Nettoergebnis regelrecht<br />

eingebrochen ist. In diesem Jahr wurden die Gewinnausschüttungen<br />

der ENNI fast vollständig aufgezehrt.<br />

Für 2004 wird wieder eine Verbesserung des Ergebnisses erwartet.<br />

Feststellung<br />

Insgesamt ist die Entwicklung angesichts der tendenziell zurückgehenden<br />

Beteiligungsnettoergebnisse in <strong>Moers</strong> bedenklich. Bei<br />

bislang eher stagnierenden Einnahmen und gleichzeitig stetig ansteigenden<br />

Ausgaben durch zu leistende Verlustübernahmen besteht<br />

die Gefahr, dass die Einnahmen immer mehr von den Ausgaben<br />

aufgezehrt werden und die Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

insgesamt kaum noch einen positiven Entlastungsbeitrag zum<br />

Haushalt liefern.<br />

Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund des Rechtsgedankens<br />

aus § 109 GO bedenklich.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 125


Beteiligungen<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte insbesondere bei ihren Mehrheitsgesellschaften<br />

durch ihre Steuerungs- und Einflussmöglichkeiten darauf<br />

hinwirken, dass sowohl die Beteiligungseinnahmen, z. B. Gewinnausschüttungen,<br />

gesteigert, als auch die Ausgaben durch Verlustausgleiche<br />

nachhaltig reduziert werden.<br />

Hierzu wurden bzw. werden nachfolgend konkrete Handlungsempfehlungen<br />

ausgesprochen.<br />

Da bei der saldierten Darstellung der Haushaltsergebnisse die Haushaltsrelevanz<br />

einzelner Einnahme- und Ausgabepositionen nicht so deutlich<br />

wird, werden nachfolgend die Gewinnausschüttungen der ENNI als<br />

bedeutendste Einnahmequelle und die Verlustübernahmen für die städtischen<br />

Gesellschaften bzw. Einrichtungen zur Wirtschaftsförderung (WFG,<br />

„wir4“ und Gewerbepark) als großer Ausgabeblock dargestellt.<br />

Gewinnausschüttungen der ENNI<br />

Vereinnahmte Gewinnausschüttungen ENNI in €<br />

2000 2001 2002 2003<br />

2004<br />

(Plan)<br />

Ausschüttungen 2.596.004 4.693.659 3.772.500 3.029.250 3.312.750<br />

Nach dem Wirtschaftsplan für den Zeitraum <strong>2005</strong> bis 2009 werden folgende<br />

Jahresergebnisse erwartet. Auf der Basis einer auch weiterhin<br />

100-prozentigen Ausschüttungspolitik der ENNI werden auch die dann<br />

auf die Stadt <strong>Moers</strong> nach ihrem 75 Prozent-Anteil entfallenden Gewinnanteile<br />

dargestellt:<br />

Gewinne und Gewinnanteile ENNI laut WP in €<br />

<strong>2005</strong> 2006 2007 2008 2009<br />

Gewinne 6.313.000 6.263.000 6.160.000 6.386.000 6.562.000<br />

Gewinnanteile 75 % 4.734.750 4.677.000 4.620.000 4.789.500 4.921.500<br />

Die vereinnahmten Gewinnausschüttungen wiesen bei in 2003 wieder<br />

steigender Tendenz bislang eine relative Konstanz auf.<br />

Beim Haushaltsjahr 2001 ist zu beachten, dass in diesem außerordentlich<br />

hohen Ausschüttungsbetrag ein Betrag von 1,1 Mio. € enthalten ist,<br />

der direkt wieder im „Schütt-aus-hol-zurück-Verfahren“ von der Stadt<br />

126<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

<strong>Moers</strong> als Ausgabe der Rücklage der ENNI zugeführt wurde. Bereinigt<br />

ergäbe sich somit für 2001 eine „Nettoausschüttung“ von 3,6 Mio. €. Bei<br />

der Ermittlung des Haushaltsnettoergebnisses wurde diese Rücklagenzuführung<br />

entsprechend berücksichtigt.<br />

Nach den Erwartungen der Geschäftsführung sollen die Unternehmensergebnisse<br />

ab <strong>2005</strong> deutlich ansteigen, was auch die Gewinnanteile der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> erheblich steigern würde.<br />

Auf die Bedeutung der Gewinnanteile wird im Rahmen der Kennzahle n-<br />

analyse unter dem Kapitel „Ergebnisse der ENNI GmbH“ noch detailliert<br />

eingegangen.<br />

Feststellung<br />

Die jährlichen Gewinnanteile aus der Beteiligung an der ENNI<br />

stellen für den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> eine feste und finanziell<br />

bedeutsame Größe auf der Einnahmeseite dar.<br />

Sollten sich die Prognosen des Wirtschaftsplans bestätigen, kann<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> ab dem Haushaltsjahr <strong>2005</strong> mit erheblich steigenden<br />

Gewinnausschüttungen rechnen.<br />

Verlustausgleiche für WFG, Gewerbepark GmbH und „wir4“<br />

Nachfolgend werden die durch die Stadt <strong>Moers</strong> aus dem Haushalt zu<br />

leistenden Verlustausgleiche für die im Bereich der Wirtschaftsförderung<br />

tätigen städtischen Unternehmen dargestellt:<br />

Verlustausgleiche der Stadt <strong>Moers</strong> in €<br />

2000 2001 2002 2003<br />

WFG 506.970 370.285 392.256 437.085<br />

Gewerbepark 204.663 125.023 264.233 381.111<br />

„wir4“ 102.258 204.450 226.438<br />

Gesamt 711.633 597.566 860.939 1.044.634<br />

Deutlich zu erkennen ist der mit Ausnahme des Jahres 2001 stetig ansteigende<br />

Trend bei den Verlustübernahmen, die im Haushaltsjahr 2003<br />

erstmals die Marke von 1 Mio. € übersteigen.<br />

Eine Gegenüberstellung der vereinnahmten Gewinnanteile der ENNI und<br />

den zu leistenden Verlustübernahmen für die Wirtschaftsförderung zeigt,<br />

in welchem Maße die Gewinnausschüttungen der ENNI als wichtigste<br />

Einnahmequelle durch die Verlustausgleiche aufgezehrt werden:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 127


Beteiligungen<br />

Verhältnis Gewinnanteile und Verlustausgleiche<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Verlustausgleiche 711.633 597.566 860.939 1.044.634<br />

Gewinnanteile 2.596.004 4.693.659 3.772.500 3.029.250<br />

Proz. Anteil 27,4 12,7 22,8 34,5<br />

Im Haushaltsjahr 2003 wurden somit mehr als ein Drittel der ENNI-<br />

Gewinne allein durch die Verlustübernahmen für den Bereich der Wirtschaftsförderung<br />

verwendet und standen dem Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong><br />

somit nicht mehr für anderweitige Zwecke zur Verfügung.<br />

Feststellung<br />

Ein beträchtlicher Anteil der aus der Beteiligung an der ENNI erzielten<br />

Gewinne wird durch die stark gestiegenen Verlustausgle i-<br />

che im Bereich der Wirtschaftsförderung aufgezehrt, was die Gesamtertragslage<br />

der städtischen Beteiligungen erheblich beeinträchtigt.<br />

Zwar sollen die Gewinnanteile aus der ENNI nach den Vorhersagen des<br />

aktuellen Wirtschaftsplans erheblich steigen, aber auch die bis 2009<br />

nach den entsprechenden Wirtschaftsplänen zu erwartenden Verluste<br />

insbesondere der „wir4“ wachsen stetig. Somit dürften auch künftig<br />

steigende Beteiligungseinnahmen auf der einen Seite durch gleichzeitig<br />

steigende zu übernehmende Verluste wieder aufgezehrt werden, falls die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> hier nicht entscheidend gegensteuert.<br />

Die Geschäftsführung des Gewerbeparks geht laut Wirtschaftsplan ab<br />

2004 von erheblichen Ergebnisverbesserungen mit stetig sinkenden Verlusten<br />

aus. Dementsprechend würden sich auch die von der Stadt <strong>Moers</strong><br />

zu leistenden Verlustausgleiche erheblich reduzieren und würden im Jahre<br />

2008 wieder das Niveau von 2000 erreichen.<br />

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die im Wirtschaftsplan angestellte optimistische<br />

Prognose der erheblich verbesserten Vermarktung von<br />

Grundstücken und den daraus resultierenden Umsatzerlösen auch tatsächlich<br />

eintrifft.<br />

Beispielhaft wird nachfolgend die im Wirtschaftsplan prognostizierte Ergebnisentwicklung<br />

der „wir4“ und die daraus resultierenden Verlustanteile<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> dargestellt. Bei der Darstellung ist zu beachten,<br />

dass die Verluste des jeweiligen Geschäftsjahres immer im darauf folgenden<br />

Haushaltsjahr durch die Stadt <strong>Moers</strong> ausgeglichen werden, d. h.<br />

die Verluste belasten immer das Folgejahr im Haushalt.<br />

128<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Verluste und Verlustausgleiche „wir4“ nach Wirtschaftsplan<br />

für die Geschäftsjahre 2004 bis 2009<br />

2004 <strong>2005</strong> 2006 2007 2008<br />

Verluste wir4 641.900 751.500 820.700 909.000 1.036.500<br />

Verlustanteil<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

320.950 375.750 410.350 454.500 518.250<br />

Nach dieser Prognose wird sich der Verlust der Anstalt von 2003 bis<br />

2008 nochmals mehr als verdoppeln. Kritisch anzumerken ist in diesem<br />

Zusammenhang, dass das grundsätzlich zu begrüßende vielfältige Engagement<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> auf dem Gebiet der Wirtschaftsförderung in<br />

Kooperation mit den Nachbarstädten bislang kaum einen messbaren<br />

Erfolg aufweisen kann.<br />

Ein interkommunaler Vergleich z. B. der Gewerbesteuereinnahmen als<br />

ein Indikator für Gewerbetätigkeit in Folge von Wirtschaftsförderung<br />

zeigt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> hier zwar ihr Gewerbesteueraufkommen stabilisieren<br />

konnte, aber weit unter dem Vergleichsdurchschnitt liegt mit<br />

sogar weiter fallender Tendenz (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema<br />

„Gewerbesteuer“).<br />

Feststellung<br />

Die Beteiligungen der Stadt <strong>Moers</strong> an der „wir4“ und dem Gewerbepark<br />

belasten den städtischen Haushalt in zunehmendem Maße.<br />

Diese Belastungen werden sich bis 2008 weiter drastisch erhöhen.<br />

Da die Stadt <strong>Moers</strong> über Gesellschaftsvertrag bzw. Satzung und<br />

über eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung bis 2015 an diese<br />

Unternehmen gebunden ist, können diese Verlustausgleiche auf<br />

lange Sicht auch nicht durch einen eventuellen Ausstieg vermieden<br />

werden.<br />

Bedenklich ist angesichts des vielfältigen und verlustträchtigen<br />

Engagements der Stadt <strong>Moers</strong> bei der Wirtschaftsförderung, dass<br />

im Ergebnis bislang kaum positive Effekte bei der Gewerbetätigkeit<br />

und Belebung der Wirtschaftsstruktur vor Ort zu erkennen<br />

sind.<br />

Empfehlung<br />

Da wegen langfristiger vertraglicher Bindungen ein Ausstieg aus<br />

den beiden Gemeinschaftsprojekten nicht mö glich ist, sollte die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> gemeinsam mit den anderen kommunalen Partnern<br />

darauf hinwirken, dass sich die Ertragssituation in beiden Unternehmen<br />

nachhaltig verbessert. Hier scheint insbesondere bei der<br />

„wir4“ auf der Kostenseite Potenzial vorhanden zu sein.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 129


Beteiligungen<br />

Fazit<br />

Sowohl die Gewinnausschüttungen der ENNI auf der Einnahmeseite<br />

als auch die hohen Verlustübernahmen für den Gewerbepark,<br />

die WFG und die „wir4“ auf der Ausgabeseite stellen bedeutende<br />

Positionen im Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> dar.<br />

Kritisch festzustellen ist, dass trotz des vielfältigen Engagements<br />

bei der Wirtschaftsförderung sich bislang kaum messbarer Nutzen<br />

für die Stadt <strong>Moers</strong> einstellt. Wegen der vertraglichen Gestaltung<br />

mit langen Vertragslaufzeiten ohne Kündigungsoptionen sind die<br />

Handlungsmöglichkeiten für die Stadt <strong>Moers</strong> eingeschränkt.<br />

Hier ist die Stadt als Mehrheitseignerin gefordert, Ihren entscheidenden<br />

Einfluss geltend zu machen, um die Ertragssituation in den<br />

betreffenden Unternehmen zu verbessern.<br />

Positiv ist anzumerken, dass das operative Geschäft der Wirtschaftsförderung<br />

inzwischen auf die „wir4“ konzentriert wurde, um<br />

so den Aufwand bei den anderen Gesellschaften zu minimieren.<br />

Ergebnisse der ENergie Wasser NIederrhein GmbH<br />

Da sämtliche nachfolgend für die Darstellung des KIWI betrachteten<br />

Versorgungssparten innerhalb des Versorgungsunternehmens ENNI vorgehalten<br />

werden, steht die ENNI auch im Mittelpunkt der Betrachtung.<br />

In einer spartenbezogenen Übersicht sollen zunächst die Gewinn- und<br />

die Verlustsparten ausgemacht und zugeordnet werden. Mit der anschließenden<br />

kennzahlengestützten Untersuchung soll festgestellt werden,<br />

inwieweit die ENNI vor dem Hintergrund der Vorgabe des § 109<br />

Abs. 1 Satz 2 GO einen ausreichenden Ertrag für den städtischen Haushalt<br />

in <strong>Moers</strong> leistet.<br />

Nach einem Überblick über die Jahresergebnisse des Gesamtunternehmens<br />

werden mit der Kennzahl „Spartenbezogenes Jahresergebnis je<br />

Leistungseinheit“ die Entlastungs- bzw. Belastungspotenziale der einzelnen<br />

Unternehmensbereiche der ENNI für den Haushalt ermittelt. Grundlage<br />

hierfür sind die Daten der Jahresabschlüsse.<br />

Was hiervon tatsäc hlich dem Haushalt zugute kommt oder ihn belastet,<br />

wird anschließend mit den Kennzahlen „Haushaltsentlastungsquote“<br />

bzw. „Haushaltsbelastung je Einwohner/in“ durch Gegenüberstellung des<br />

130<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

vorgenannten Potenzials mit den tatsächlichen Haushaltsent- oder<br />

–belastungen aufgezeigt.<br />

Jahresergebnisse der einzelnen Sparten der ENNI<br />

Um eine möglichst genaue Spartenzuordnung erreichen zu können, wurden<br />

abweichend von der Darstellung in den Jahresabschlüssen der Wirtschaftsprüfer<br />

die effektiv zu zahlenden Steuern auf Einkommen und Ertrag<br />

nur den Gewinnsparten zugeordnet und bei den Verlustsparten ke i-<br />

ne Steuergutschriften ausgewiesen. Diese Zuordnungen und Verrechnungen<br />

erfolgten nach dem prozentualen Verhältnis der Gewinnsparten<br />

zueinander. Dies wurde mit der Stadt <strong>Moers</strong> abgestimmt und dient dem<br />

Ziel, das tatsächliche operative Ergebnis der einzelnen Sparten nach der<br />

gewöhnlichen Geschäftstätigkeit transparent zu machen. So wird für die<br />

Kennzahlenbildung und den darauf aufbauenden interkommunalen Vergleich<br />

eine einheitliche Vergleichsdatenbasis geschaffen. Demzufolge<br />

weichen die folgenden Darstellungen bzgl. der einzelnen Sparten zum<br />

Teil von den Darstellungen in den Jahresprüfberichten der Wirtschaftsprüfer<br />

ab.<br />

Die einzelnen Unternehmenssparten tragen wie folgt zu dem insgesamt<br />

durchweg positiven Unternehmensergebnis bei:<br />

Jahresergebnisse der ENNI GmbH in €<br />

Jahr 2000 2001 2002 2003<br />

4.266.142 2.623.129 1.540.699 2.231.224<br />

Strom<br />

1.049.494 776.595 795.083 782.684<br />

Wasser<br />

1.257.736 2.057.890 2.019.718 1.668.469<br />

Gas<br />

-310.298 -427.362 -316.113 -264.940<br />

Fernwärme<br />

Jahresergebnis<br />

-gesamt- 6.263.074 5.030.252 4.039.387 4.417.437<br />

Das Jahresergebnis des Geschäftsjahres 2000 ist durch verschiedene<br />

Faktoren und Einmaleffekte verfälscht: In diesem Jahr erfolgte die Fusion<br />

der früheren Stadtwerke <strong>Moers</strong> und Neukirchen-Vluyn zum neuen<br />

Geme inschaftsunternehmen ENNI. Ergebnis beeinträchtigend waren der<br />

in diesem Jahr zu verkraftende Verschmelzungsverlust von ca. 1,6 Mio.<br />

€ und eine erhebliche Steuernachzahlung aus Vorjahren aufgrund einer<br />

Betriebsprüfung in Höhe von über 560.000 €. Der Verschmelzungsverlust<br />

wurde durch eine Entnahme aus der Kapitalrücklage in gleicher<br />

Größenordnung ausgeglichen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 131


Beteiligungen<br />

Nach einem Rückgang von 2001 nach 2002 ist das Jahresergebnis in<br />

2003 wieder um ca. zehn Prozent angestiegen, was insbesondere auf die<br />

erhebliche Verbesserung in der Stromsparte zurück zu führen ist. Die<br />

Sparte Fernwärme ist durchweg defizitär, jedoch mit abnehmenden<br />

Fehlbeträgen. Da die Ergebnisse im Verhältnis zu den übrigen Sparten<br />

und zum Gesamtergebnis keine große Unternehmensbedeutung haben,<br />

wird auf eine Spartendarstellung verzichtet.<br />

Auf die Ursachen der bisherigen Entwicklung einzelner Sparten sowie<br />

eventuell sich abzeichnende künftige Tendenzen und Handlungsmöglic h-<br />

keiten wird im Folgenden bei der spartenbezogenen Kennzahlendarstellung<br />

näher eingegangen.<br />

In den Jahresergebnissen spiegelt sich nicht nur die Ertragslage des Unternehmens<br />

wider. Aus den Jahresergebnissen kann auch die Innenf i-<br />

nanzierungskraft eines Unternehmens abgelesen werden.<br />

Darunter versteht man die Finanzierungsmittel oder den Finanzierungsmittelbedarf,<br />

die/den ein Unternehmen aus der laufenden Geschäftstätigkeit<br />

erwirtschaftet, um zum Beispiel die im Vorjahr erwirtschaftete<br />

Gewinnausschüttung im laufenden Geschäftsjahr auch tatsächlich auszahlen<br />

zu können.<br />

Positive Jahresergebnisse sind daher als laufender Einnahmeüberschuss<br />

finanzwirtschaftlich ein Indiz für eine „freie Spitze“, negative Jahresergebnisse<br />

hingegen für ein „strukturelles Defizit“. Diese Innenfinanzierungskraft<br />

kann der Betrieb nicht nur für neue Investitionen einsetzen,<br />

sondern auch dazu verwenden, um Ausschüttungen oder Kapitalrückführungen<br />

zu finanzieren. Jahresergebnisse stellen damit finanzwirtschaftlich<br />

aus Sicht des kommunalen Haushaltes das theoretisch vorhandene<br />

Entlastungs- oder Belastungspotenzial dar, da in dieser Größenordnung<br />

das Unternehmen bzw. die einzelnen Unternehmenssparten den Haushalt<br />

mit Gewinnen entlasten oder mit Verlusten belasten könnten.<br />

Nachfolgend werden die Ergebnisse der Sparten Strom-, Wasser- und<br />

Gasversorgung näher betrachtet, um im interkommunalen Vergleich das<br />

Entlastungspotenzial der ENNI sowie das jeweilige KIWI-Ergebnis (Kommunalindex<br />

für Wirtschaftlichkeit) bewerten zu können.<br />

Außerdem soll damit eine Standortbestimmung für die Stadt <strong>Moers</strong> hinsichtlich<br />

der Ertragslage ihrer Beteiligung an der ENNI ermöglicht werden.<br />

132<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Jahresergebnis der Stromversorgung je verkaufte MWh<br />

(KIWI-Kennzahl)<br />

Die Kennzahl gibt an, wie hoch das Jahresergebnis der Sparte Stromversorgung<br />

der ENNI in Bezug auf die verkaufte Leistung ist.<br />

Sie liefert Informationen über die Höhe des operativen Jahresergebnisses<br />

für die Sparte Stromversorgung und beziffert die potenzielle Höhe<br />

der Beiträge für den kommunalen Haushalt, und zwar unabhängig davon,<br />

• ob diese vorab beteiligungsintern verrechnet worden sind oder<br />

• inwieweit das Jahresergebnis dem Haushalt tatsächlich zufließt<br />

(Ausschüttungsverhalten).<br />

Die folgende Tabelle stellt das erzielte Spartenergebnis „Stromversorgung“<br />

je Leistungseinheit dar:<br />

Jahresergebnis der Sparte Stromversorgung der ENNI<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Jahresergebnis in € 4.266.142 2.623.129 1.540.699 2.231.224<br />

verkaufte MWh 389.412 476.679 477.620 465.517<br />

Jahresergebnis je<br />

MWh in €<br />

10,96 5,50 3,23 4,79<br />

Die Jahresergebnisse der Stromsparte entwickelten sich uneinheitlich<br />

ohne erkennbaren Trend. Obwohl im Geschäftsjahr 2001 der Rohgewinn<br />

im Vergleich zum Vorjahr u. a. aufgrund einer um ca. 20 Prozent höheren<br />

Stromabgabemenge mit entsprechend höheren Erträgen gestiegen<br />

ist, hat sich die tatsächliche Ertragslage der Sparte erheblich verschlechtert<br />

und der Betriebsgewinn ging um 2,7 Mio. € zurück.<br />

Gründe hierfür sind zum einen höhere Konzessionsabgaben, die zwar<br />

das Geschäftsergebnis der ENNI als Aufwand beeinträchtigen, aber der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> im Haushalt wiederum zugute kommt. Auch höhere Abschreibungsbeträge<br />

sowie Betriebs- und Unterhaltungsaufwendungen<br />

haben das Jahresergebnis negativ beeinflusst.<br />

So ergab sich in 2001 trotz der Entlastung durch die Körperschaftssteuerreform<br />

und des im Vergleich zum Jahr 2000 nicht mehr auszugle i-<br />

chenden Verschmelzungsverlust ein geringerer Jahresüberschuss der<br />

Sparte Strom.<br />

Auch das Geschäftsjahr 2002 wies eine wiederum schlechtere Rohgewinnspanne<br />

mit einem erneut um 1,2 Mio. € gesunkenen Betriebsgewinn<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 133


Beteiligungen<br />

aus. Kaum gestiegenen Stromabgabemengen und –erträgen standen um<br />

über neun Prozent höhere Strombezugskosten gegenüber. Aufgrund<br />

erneut höherer Konzessionsabgaben und Betriebs- und Unterhaltungsaufwendungen<br />

ergab sich wieder ein schlechteres Spartenergebnis in<br />

2002.<br />

Das Geschäftsjahr 2003 zeigt erstmals wieder eine verbesserte Tendenz<br />

mit einem um 0,8 Mio. € höheren Spartenjahresüberschuss. Bei einer<br />

nahezu konstanten Stromverkaufsmenge konnten die Stromerlöse um<br />

2,6 Mio. € gesteigert werden. Dies wurde hauptsächlich mit Hilfe einer<br />

Preiserhöhung in 2003 erreicht.<br />

Getrübt wird diese an sich erfreuliche Entwicklung durch die im Sondervertragskundensegment<br />

wiederum rückläufige Tendenz bei Stromabgabemenge<br />

und Erlösen. Hier haben, wie schon in den Vorjahren, nun im<br />

Geschäftsjahr 2003 vermehrt „gute“, ertragsrelevante Sondervertragskunden<br />

aufgrund der verschärften Wettbewerbssituation den Stroma n-<br />

bieter gewechselt.<br />

Angesichts steigender Strombezugskosten hat das Unternehmen den<br />

bisherigen Strombezugsvertrag über das Jahr 2003 nicht verlängert und<br />

einen neuen Vertrag mit einer nur kurzen, zweijährigen Laufzeit mit einem<br />

anderen Anbieter geschlossen, um Handlungsspielräume zu schaffen<br />

und bei steigenden Strombezugskosten die Marktmöglichkeiten bei<br />

der Beschaffung flexibel nutzen zu können. Zudem soll die neue Zusammenarbeit<br />

mit einer europaweit tätigen<br />

Energieeinkaufs- und -handelsgesellschaft zu günstigeren Einkaufsko n-<br />

ditionen verhelfen. Der Ergebnisplan für die Jahre 2003 bis 2007 geht<br />

von lediglich konstanten Stromerträgen bei gleichzeitig weiter steigenden<br />

Aufwendungen aus, so dass das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit<br />

tendenziell weiter abnimmt.<br />

Feststellung<br />

Die Stromsparte entwickelte sich in der Vergangenheit uneinheitlich,<br />

aber insgesamt nicht zufrieden stellend. Zwar verbesserte<br />

sich das Jahresergebnis in 2003, problematisch sind aber weiter<br />

die steigenden Strombezugskosten und die Abwanderung ertragsrelevanter<br />

Sondervertragskunden.<br />

Der Handlungsbedarf auf diesem Feld wurde aber bereits erkannt.<br />

Mit einem neu abgeschlossenen Strombezugsvertrag mit kurzer<br />

Laufzeit und der neuen Kooperation mit einer grenzüberschre i-<br />

tenden Energiehandelsgesellschaft wurden erste Maßnahmen ergriffen.<br />

134<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Jahresergebnis der Sparte Stromversorgung der ENNI in €/MWh<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum -3,55 2,13 1,64 -1,05<br />

Maximum 17,86 11,14 13,03 11,52<br />

Mittelwert 5,98 5,85 5,98 5,59<br />

<strong>Moers</strong> 10,96 5,50 3,23 4,79<br />

Jahresergebnis Stromversorgung je MWh<br />

---Euro je Mwh---<br />

11<br />

9<br />

7<br />

5<br />

3<br />

1<br />

-1<br />

-3<br />

-5<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Während das Jahresergebnis 2001 noch auf dem Niveau des Mittelwertes<br />

lag, sank es in den Folgejahren darunter. In 2003 ist wieder eine<br />

ansteigende Tendenz auszumachen, während der Mittelwert als Durc h-<br />

schnitt aller bislang geprüften Kommunen konstant bis leicht rückläufig<br />

ist. Trotz dieser leichten Verbesserung liegt das Ergebnis immer noch<br />

unter dem Mittelwert. Es besteht hier - wenn auch kein dringender -<br />

Handlungsbedarf zur Ergebnisverbesserung, zumal die Ergebnisplanung<br />

für die nächsten Jahre von weiter stagnierenden oder sogar leicht zurück<br />

gehenden Ergebnissen ausgeht.<br />

Dies wurde auch bereits erkannt und erste Maßnahmen in die Wege geleitet.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> als Mehrheitsgesellschafterin, in<br />

den Gesellschaftsgremien darauf hinzuwirken, dass bei der ENNI<br />

die Akquisebemühungen im Bereich der Sondervertragskunden<br />

und die bereits begonnene Kooperation mit gemeinschaftlichen<br />

Energieeinkaufsgesellschaften weiter intensiviert werden, um auf<br />

dem Strommarkt wettbewerbsfähig zu ble iben.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 135


Beteiligungen<br />

KIWI Bewertung<br />

Der Ist-Zustand im Bewertungsjahr 2003 ist nicht zufrieden stellend.<br />

Auch wenn sich das Jahresergebnis im Vergleich zum Vorjahr<br />

erheblich verbessert hat, liegt es immer noch unter dem Mittelwert.<br />

Hier bestehen Handlungsmöglichkeiten zur Ergebnisverbesserung,<br />

die z. T. auch bereits erkannt und umgesetzt wurden.<br />

Einen dringenden Handlungsbedarf sehen wir nicht.<br />

Vor diesem Hintergrund bewerten wir die Situation mit dem<br />

KIWI-Wert 3 (gelbe Ampelschaltung).<br />

Jahresergebnis der Wasserversorgung je m³ (KIWI-Kennzahl)<br />

Ähnlich wie bei der Stromversorgung gibt diese Kennzahl das Jahresergebnis<br />

der Sparte „Wasser“ im Versorgungsunternehmen ENNI im Verhältnis<br />

zur verkauften Leistungsmenge wider.<br />

Im Zeitverlauf ergab sich bei den Jahresergebnissen und den verkauften<br />

Wassermengen sowie der sich daraus ergebenden Kennzahl folgende<br />

Entwicklung:<br />

Jahresergebnis der Sparte Wasserversorgung der ENNI<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Jahresergebnis in € 1.049.494 776.595 795.083 782.684<br />

verkaufte m³ 7.737.000 7.546.000 7.427.000 7.360.000<br />

Jahresergebnis je m³<br />

in Cent 13,6 10,3 10,7 10,6<br />

Auch hier konzentriert sich wegen der bereits beschriebenen Sondereffekte<br />

im Geschäftsjahr 2000 die Analyse auf die Jahre 2001 bis 2003.<br />

Die Darstellung zeigt sowohl bei den Jahresergebnissen als auch bei den<br />

verkauften Mengen eine relative Konstanz. In der Ergebnisplanung 2003<br />

bis 2007 geht der Wirtschaftsplan von in 2004 und <strong>2005</strong> deutlich steigenden<br />

Erträgen aus, welche u. a. durch die seit 1994 erstmals ab dem<br />

Geschäftsjahr 2004 vorgenommene Preiserhöhung begründet sind.<br />

Der interkommunale Vergleich zeigt für die Wasserversorgungssparte<br />

folgendes Bild:<br />

Jahresergebnis der Sparte Wasserversorgung der ENNI in Cent je m³<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum -8,8 -26,4 -27,2 -26,5<br />

Maximum 31,6 34,4 20,9 28,0<br />

Mittelwert 11,9 9,4 3,0 1,2<br />

<strong>Moers</strong> 13,6 10,3 10,7 10,6<br />

136<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Jahresergebnis Wasserversorgung je m³<br />

30<br />

20<br />

---Cent je m³---<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Jahresergebnisse der Sparte Wasser liegen bis auf das Jahr 2001<br />

deutlich über den stetig sinkenden Mittelwerten. Das bedeutet, dass die<br />

Ergebnisse in den Vergleichskommunen sich tendenziell verschlechtern,<br />

während sie in <strong>Moers</strong> stabil bleiben und ab 2004 sogar weiter ansteigen<br />

sollen.<br />

Feststellung<br />

Die Jahresergebnisse der Sparte Wasser bleiben entgegen dem<br />

allgemeinen Trend nicht nur in den Jahren bis 2003 konstant,<br />

sondern werden voraussichtlich in 2004 und <strong>2005</strong> merklich ansteigen.<br />

Diese erfreuliche Entwicklung ist angesichts zehnjähriger<br />

Preisstabilität besonders positiv zu werten.<br />

KIWI Bewertung<br />

Die Situation ist angesichts konstant überdurchschnittlicher Ergebnisse<br />

sehr zufrieden stellend. Wir sehen weder einen aktuellen<br />

Handlungsbedarf noch Optimierungspotenziale zur Ergebnisverbesserung.<br />

Da wegen der jüngsten Preiserhöhung ab 2004 mit eher noch<br />

besseren Ergebnissen zu rechnen ist, vergeben wir den<br />

KIWI-Wert 4 (grüne Ampelschaltung).<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 137


Beteiligungen<br />

Jahresergebnis Gasversorgung je MWh<br />

Die Kennzahl gibt an, wie hoch das Jahresergebnis der Sparte Gasversorgung<br />

der ENNI in Bezug auf die verkaufte Leistung ist. Hierbei handelt<br />

es sich um keine KIWI-Kennzahl, dennoch stellen wir wegen der<br />

finanzwirtschaftlichen Relevanz dieser Sparte für das Gesamtunternehmensergebnis<br />

sowohl einen Zeitreihenvergleich als auch einen interkommunalen<br />

Vergleich dar.<br />

In der folgenden Tabelle werden die erzielten Ergebnisse, die verkauften<br />

Gasmengen sowie die daraus ermittelten Kennzahlen der Sparte Gas<br />

dargestellt:<br />

Jahresergebnis der Sparte Gasversorgung der ENNI<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Jahresergebnis in € 1.257.736 2.057.890 2.019.718 1.668.469<br />

Verkaufte MWh 529.975 550.493 573.893 559.621<br />

Jahresergebnis je<br />

MWh in € 2,37 3,74 3,52 2,98<br />

Die erheblichen Steigerungen bei Ergebnis und Verkaufsmengen von<br />

2000 nach 2001 resultierten im Wesentlichen aus einem witterungsbedingt<br />

deutlich gestiegenen Gasabsatz und gestiegenen Abgabepreisen.<br />

Die Ergebnisse bei verkauften Mengen und Jahresergebnissen blieben in<br />

2001 und 2002 stabil, im Geschäftsjahr 2003 ging das Jahresergebnis<br />

der Sparte Gas jedoch deutlich um fast 400.000 € zurück. Hier stiegen<br />

zwar die Gaserlöse, dies wurde aber durch höhere Gasbezugsaufwendungen<br />

wieder mehr als egalisiert, so dass sich das Ergebnis insgesamt<br />

verschlechterte.<br />

Für die Folgejahre 2004 bis 2007 rechnet die ENNI laut Ergebnisplan mit<br />

stetig steigenden Erträgen bei relativ konstantem Aufwand und somit<br />

tendenziell wieder ansteigenden Jahresergebnissen.<br />

Der interkommunale Vergleich zeigt folgendes Bild:<br />

Jahresergebnis der Sparte Gasversorgung der ENNI in € je MWh<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum -0,22 -0,05 0,39 1,09<br />

Maximum 3,18 5,14 4,94 6,96<br />

Mittelwert 1,32 2,01 2,63 2,98<br />

<strong>Moers</strong> 2,37 3,74 3,52 2,98<br />

138<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Jahresergebnis Gasversorgung je MWh<br />

7<br />

6<br />

---Euro je Mwh---<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Lagen die Ergebnisse von 2000 bis 2002 noch deutlich über den Mittelwerten,<br />

führte der 2002 begonnene Rückgang schließlich im Geschäftsjahr<br />

2003 erstmals zu einer Unterschreitung des Mittelwerts.<br />

Dies ist vor dem Hintergrund der im Durchschnitt eher steigenden Jahresergebnisse<br />

der Vergleichskommunen kritisch zu sehen.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte aufmerksam beobachten, ob die im Ergebnisplan<br />

prognostizierten Ergebnissteigerungen ab 2004 tatsächlich so eintreten.<br />

Fazit<br />

Die Gewinnsparten Strom-, Wasser- und Gasversorgung bieten,<br />

wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung, insgesamt ein<br />

gutes Entlastungspotenzial, was letztlich über konzerninterne Verlustübernahmen<br />

und Gesamtgewinnausschüttungen dem städtischen<br />

Haushalt zugute kommen könnte.<br />

Haushaltsentlastung und Haushaltsbelastung durch einzelne<br />

Sparten der ENergie Wasser NIederrhein GmbH<br />

Nachdem zuvor das Entlastungspotenzial der ENNI betrachtet wurde,<br />

untersuchen wir nachfolgend, in welcher Höhe die einzelnen Sparten in<br />

Abhängigkeit von ihren laufenden finanziellen Möglichkeiten tatsächlich<br />

zur Haushaltsentlastung bzw. Haushaltsbelastung beitragen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 139


Beteiligungen<br />

Betrachtet werden nicht nur die unmittelbaren Finanzströme zwischen<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> und der ENNI, um so die effektive Entlastung bzw. Belastung<br />

der einzelnen Sparten für den städtischen Haushalt zu erhalten.<br />

Auch durch Gewinnsparten, die Verlustsparten bezuschussen, wird der<br />

kommunale Haushalt entlastet, da sich so die Verpflichtung zum Verlustausgleich<br />

vermindert. Diese Entlastung wird bei der Kennzahlenberechnung<br />

den Gewinnsparten gutgeschrieben. Gleichzeitig verringert die<br />

Verlustverrechnung die Möglichkeiten der Gewinnsparten, den Haushalt<br />

unmittelbar zu entlasten. Diese Belastung wird bei der Kennzahlenberechnung<br />

den Verlustsparten zugeschrieben.<br />

Es werden die folgenden Kennzahlen verwendet, die im Ra hmen des<br />

Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit (KIWI) bewertet werden:<br />

• Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />

(KIWI),<br />

• Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung in Prozent<br />

(KIWI),<br />

• Haushaltentlastungsquote der Gasversorgung in Prozent (KIWI).<br />

Bei den Haushaltsentlastungsquoten (berechnet durch das Nettoergebnis<br />

für den Haushalt z.B. der Sparte Strom / Jahresergebnis der Sparte<br />

Strom unter Berücksichtigung interner Verlustverrechnungen ) können<br />

sich nicht nur Werte bis 100 Prozent ergeben. Größere Werte sind denkbar,<br />

wenn z.B. die erwirtschafteten Abschreibungen die Tilgungsbeträge<br />

übersteigen oder in Vorjahren Rücklagen gebildet wurden, die nunmehr<br />

aufgelöst werden. Auch wenn die internen Verlustübernahmen bereits<br />

sehr hoch sind, kann ein Wert von über 100 Prozent die Folge sein.<br />

Bei der folgenden Kennzahlenbildung werden in Abweichung von der<br />

bisherigen Darstellung der tatsächlichen Unternehmensspartenergebnisse<br />

für die Kennzahlenermittlung die Ergebnisse entsprechend dem 75-<br />

prozentigen Geschäftsanteil der Stadt <strong>Moers</strong> gekürzt, so dass sich niedrigere<br />

Spartenergebnisse ergeben.<br />

Denn das Ent- oder Belastungspotenzial für den Haushalt ist nur auf den<br />

kommunalen Geschäftsanteil begrenzt.<br />

Diesem so genannten „gemeindebezogenen fortgeschriebenen Jahresergebnis“<br />

wird zur Ermittlung der Entlastungsquote das so genannte „anteilige<br />

unternehmensbezogene Nettoergebnis“, bei dem neben den unternehmensinternen<br />

Verlustverrechnungen auch die prozentuale Zuord-<br />

140<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

nung des tatsächlichen Haushaltsergebnisses berücksichtigt wird, gegenübergestellt.<br />

So kann eine Aussage darüber getroffen werden, welche Sparte in welchem<br />

Maße den Haushalt der Stadt <strong>Moers</strong> be- oder entlastet.<br />

Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />

(KIWI-Kennzahl)<br />

Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Gemeindebezogenes<br />

fortgeschriebenes Jahresergebnis<br />

3.199.606 1.967.347 1.155.524 1.673.418<br />

in €<br />

Anteiliges unternehmensbezogenes<br />

Nettoergebnis<br />

1.835.843 1.859.994 1.415.384 1.539.734<br />

in €<br />

Haushaltsentlastungsquote<br />

in Pr o-<br />

zent 57,38 94,54 122,49 92,01<br />

Auffällig ist vor allem der sehr hohe Wert von über 120 Prozent in 2002.<br />

Dieser kommt u. a. wegen der in diesem Jahr hohen internen Verlustübernahmen<br />

zugunsten der Fernwärmesparte zustande, die bei der<br />

Haushaltsentlastungswirkung dazu gerechnet werden. In 2003 geht die<br />

Quote wieder auf das Niveau von 2001 zurück.<br />

Ein wichtiger Indikator für eine Bewertung dieser Ergebnisse ist der interkommunale<br />

Vergleich:<br />

Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 30,18 51,39 52,13 81,65<br />

Maximum 165,44 205,87 126,60 129,09<br />

Mittelwert 88,82 96,52 89,83 93,36<br />

<strong>Moers</strong> 66,93 94,72 122,84 92,01<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 141


Beteiligungen<br />

Haushaltsentlastungsquote der Stromversorgung in Prozent<br />

200<br />

----- Prozent -----<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Haushaltsentlastungsquote in der Stromsparte ist bis auf das Jahr<br />

2002 jeweils leicht unterdurchschnittlich.<br />

Da das Unternehmen in den vergangenen Jahren die erwirtschafteten<br />

Gewinne immer jeweils zu 100 Prozent ausgeschüttet hat, sind hier ke i-<br />

ne Steigerungen möglich.<br />

Eine Möglichkeit der Ergebnisverbesserung bestünde allenfalls darin, in<br />

angemessenem Umfang Eigenkapital, insbesondere die Kapitalrücklage<br />

von 9,7 Mio. € (Stand: 31.12.2003), aufzulösen und an die Gesellschafter<br />

auszukehren.<br />

Für eine solche Maßnahme bestünde grundsätzlich Spielraum angesichts<br />

der guten Eigenkapitalausstattung und der Möglichkeit des so genannten<br />

„leverage-Effekts“ (siehe Kapitel „Untersuchung und Analyse einzelner<br />

Gesellschaften“).<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte in ihrer Eigenschaft als 75-prozentige<br />

Mehrheitsgesellschafterin prüfen, ob durch eine maßvolle Auflösung<br />

der Kapitalrücklage der ENNI zusätzliche Einnahmen zur<br />

Haushaltskonsolidierung erzielt werden können.<br />

Vor dem Hintergrund der sehr angespannten Haushaltslage sollten<br />

auch solche Kapitalreserven der Beteiligungen vorbehaltlos<br />

auf den Prüfstand gestellt werden.<br />

142<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

KIWI Bewertung<br />

Der derzeitige Ist-Zustand ist bei einer Haushaltsentlastungsquote<br />

unter dem Mittelwert im Bewertungsjahr 2003 grundsätzlich<br />

nicht zufrieden stellend. Einen Handlungsbedarf stellen wir aber<br />

akut nicht fest.<br />

Handlungsoptionen zur Ergebnisverbesserung sind in erster Linie<br />

auf der Kapitalseite der ENNI gegeben, da die Möglichkeiten bei<br />

der Gewinnausschüttung bei der praktizierten Vollausschüttung<br />

bereits nahezu ausgeschöpft sind.<br />

Vor diesem Hintergrund vergeben wir die KIWI-Bewertung 3<br />

(gelbe Ampelschaltung).<br />

Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung (KIWI-Kennzahl)<br />

Die Entlastungsquote für den Bereich Wasserversorgung ermittelt sich<br />

wie folgt:<br />

Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Gemeindebezogenes<br />

fortgeschriebenes Jahresergebnis<br />

787.120 582.446 596.312 587.013<br />

in €<br />

Anteiliges unternehmensbezogenes<br />

Nettoergebnis<br />

452.597 553.707 733.754 539.069<br />

in €<br />

Haushaltsentlastungsquote<br />

in %<br />

57,50 95,07 123,05 91,83<br />

Auch hier zeigt sich eine ähnliche Entwicklung wie bei der Stro mversorgung.<br />

Aufgrund der in <strong>Moers</strong> bestehenden Beteiligungsstrukturen ergeben<br />

sich nahezu identische Haushaltsentlastungsquoten für die Wasser-<br />

und Stromversorgungssparte. Dies liegt an der prozentualen Aufteilung<br />

von wesentlichen Teilen des Nettoergebnisses bei den jeweiligen Sparten.<br />

Ein Vergleich dieser Werte mit denen der bisherigen Vergleichskommunen<br />

ergibt folgende Positionierung für die Stadt <strong>Moers</strong>:<br />

Haushaltsentlastungsquote der Wasserversorgung in Prozent<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum -100,00 -100,00 -100,00 -100,00<br />

Maximum 165,44 205,87 123,05 129,09<br />

Mittelwert 66,49 69,09 37,59 56,83<br />

<strong>Moers</strong> 57,50 95,07 123,05 91,83<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 143


Beteiligungen<br />

Haushaltsentlastungsquote Wasserversorgung in Prozent<br />

200<br />

----- Prozent -----<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Feststellung<br />

Die Wasserversorgung trägt in <strong>Moers</strong> im Gegensatz zu vielen anderen<br />

Kommunen, in denen die Sparte Wasser sogar den Haushalt<br />

mit Verlusten belastet, zu einer Entlastung des Haushalts bei,<br />

die erheblich über der durchschnittlichen Entlastungswirkung in<br />

vergleichbaren Kommunen liegt.<br />

KIWI Bewertung<br />

Die festgestellte Situation ist mit deutlich über den Mittelwerten<br />

liegenden Entlastungsquoten sehr zufrieden stellend. Wir sehen<br />

weder Handlungsbedarf noch Handlungsmöglichkeiten zur Ergebnisverbesserung.<br />

Deshalb vergeben wir die KIWI-Bewertung 4 (grüne Ampelschaltung).<br />

Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung (KIWI-Kennzahl)<br />

Auch die Gassparte bietet ein Entlastungspotenzial, wie die folgenden<br />

Darstellungen zeigen:<br />

144<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Gemeindebezogenes<br />

fortgeschriebenes Jahresergebnis<br />

in €<br />

Anteiliges unternehmensbezogenes<br />

Nettoergebnis<br />

in €<br />

Haushaltsentlastungsquote<br />

in Pr o-<br />

zent<br />

Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung<br />

2000 2001 2002 2003<br />

943.302 1.543.417 1.514.788 1.251.352<br />

540.287 1.460.618 1.860.447 1.149.152<br />

57,28 94,64 122,82 91,83<br />

Hier zeigt sich aufgrund der Beteiligungsstrukturen eine ähnliche Entwicklung<br />

wie bei den Entlastungsquoten der Sparten Strom und Wasser.<br />

Haushaltsentlastungsquote der Gasversorgung in Prozent<br />

- interkommunaler Vergleich -<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum -100,00 -100,00 45,01 81,65<br />

Maximum 165,44 152,27 124,83 129,09<br />

Mittelwert 59,27 70,52 86,78 93,91<br />

<strong>Moers</strong> 57,28 94,64 122,82 91,83<br />

Haushaltsentlastungsquote Gasversorgung in Prozent<br />

150<br />

----- Prozent -----<br />

100<br />

50<br />

0<br />

-50<br />

-100<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Nach zunächst überdurchschnittlichen Entlastungsquoten bis zum Jahr<br />

2002 sinkt die Quote in 2003 erstmals leicht unter den Mittelwert. Wie<br />

bereits bzgl. der Haushaltsentlastungsquote der Stromsparte ausgeführt,<br />

sind Steigerungen alleine über das Ausschüttungsverhalten kaum<br />

möglich, da das Unternehmen bereits jetzt zu nahezu 100 Prozent ausschüttet.<br />

Allenfalls die teilweise Auflösung der Kapitalrücklage könnte<br />

hier Ergebnis verbessernd wirken.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 145


Beteiligungen<br />

KIWI Bewertung<br />

Der derzeitige Ist-Zustand ist bei einer Haushaltsentlastungsquote<br />

unter dem Mittelwert im Bewertungsjahr 2003 grundsätzlich<br />

nicht zufrieden stellend. Ein Handlungsbedarf ist aber akut nicht<br />

festzustellen.<br />

Handlungsoptionen zur Ergebnisverbesserung sind in erster Linie<br />

auf der Kapitalseite der ENNI gegeben, da die Möglichkeiten bei<br />

der Gewinnausschüttung bei der praktizierten Vollausschüttung<br />

bereits nahezu ausgeschöpft sind.<br />

Vor diesem Hintergrund vergeben wir die KIWI-Bewertung 3<br />

(gelbe Ampelschaltung).<br />

Fazit<br />

Die Haushaltsentlastungswirkung der Sparten Strom und Gas liegt<br />

im interkommunalen Vergleich eher durchschnittlich, während sich<br />

die Wasserversorgung mit diesen Werten im Vergleich zu anderen<br />

Kommunen deutlich über den Mittelwerten positioniert.<br />

Steigerungen dieser Quoten sind über das Ausschüttungsverhalten<br />

der ENNI nicht zu erreichen, da das Versorgungsunternehmen bereits<br />

jetzt eine sehr kommunalfreundliche Ausschüttungspraxis mit<br />

jeweils fast 100 Prozent Gewinnausschüttung praktiziert.<br />

Es könnten allenfalls Umschichtungen in der Kapitalstruktur durch<br />

Substitution von Eigen- durch Fremdkapital und die damit verbundene<br />

Auskehrung des frei werdenden Eigenkapitals an die Gesellschafter<br />

zu Ergebnisverbesserungen führen.<br />

146<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Beteiligungen<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 147


Personal und Organisation<br />

Personal und Organisation<br />

Prüfungsgegenstand<br />

Im Rahmen der überörtlichen Prüfung betrachten wir im Prüfungsgebiet<br />

"Personal und Organisation" die folgenden zentralen Handlungsfelder:<br />

• Personalmanagement,<br />

• Informationstechnik und<br />

• Ratsarbeit.<br />

Bei der Prüfung wurden folgende Unterlagen herangezogen:<br />

• Haushaltspläne der Jahre 2000 – 2004, Entwurf <strong>2005</strong>,<br />

• Jahresrechnungen der Jahre 2000 – 2003,<br />

• Wirtschaftspläne sowie Gewinn- und Verlustrechnungen der eigenbetriebsähnlichen<br />

Einrichtung "Servicebetriebe <strong>Moers</strong>",<br />

• Organisations-Stellenpläne und Stellenübersichten der Jahre<br />

2000 – <strong>2005</strong>,<br />

• Entwurf des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> – 2009,<br />

• diverse Dateien, Aufstellungen, Personalberichte und Verwaltungsvorgänge<br />

aus dem Bereich der Personalwirtschaft und der<br />

Personalentwic klung.<br />

Darüber hinaus haben wir Gespräche mit dem Leiter sowie den Abteilungsleitern<br />

des Personal- und Organisationsamtes geführt.<br />

Prüfungsziel<br />

Die Prüfung des Bereiches "Personal und Organisation" hatte über die zu<br />

Beginn des Gesamtberichtes dargestellte Kennzahlenbildung im Rahmen<br />

der interkommunalen Vergleichsarbeit weiterhin zum Ziel festzustellen,<br />

148<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

• ob die Kommune in ihrem Personalmanagement rechtmäßig handelt,<br />

• ob Möglichkeiten zur Haushaltskonsolidierung bestehen und die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> diese genutzt hat,<br />

• ob grundlegende Instrumente für Planung, Entwicklung und<br />

Controlling im Personal- und Organisationswesen eingesetzt werden,<br />

• wie sich die Organisations- und Kostenstrukturen sowie die Personalausstattung<br />

in der Informationstechnik darstellen und<br />

• wie sich die Ausgaben und Strukturen der Ratsarbeit in der<br />

Kommune darstellen bzw. entwickelt haben.<br />

Im Rahmen der Prüfung wurde auch untersucht, ob unter Berücksichtigung<br />

der Rechtmäßigkeit personalwirtschaftlichen Handelns ein effizie n-<br />

tes Verhältnis zwischen Aufgabenerfüllung und der hierfür notwendigen<br />

Personalausstattung besteht.<br />

Die zunehmende Bedeutung des Personalwesens in den Kommunen wird<br />

insbesondere deutlich durch die folgenden Rahmenbedingungen, die in<br />

den letzten Jahren starken Veränderungen unterworfen waren und weiterhin<br />

sind:<br />

• Verengung der finanziellen Spielräume in den kommunalen<br />

Haushalten (strukturelles Defizit oder "freie Spitze")<br />

• Gestiegene Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an die Verwaltungen<br />

und deren Dienstleistungen<br />

• Möglichkeiten und Erwartungen an den Einsatz und die Nutzung<br />

elektronischer Medien und neuen Informationstechniken (e-<br />

Government)<br />

• Demografischer Wandel mit Bevölkerungsrückgang und Überalterung<br />

sowie steigendem Ausländeranteil<br />

Vor diesem Hintergrund werden neue Anforderungen und eine Bereitschaft<br />

für Veränderungen an das Personal als die wichtigste und wertvollste<br />

Ressource bei der Bewältigung dieser Herausforderungen gestellt.<br />

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind wesentlicher Erfolgsfaktor<br />

für die Leistungsfähigkeit der Kommunen. Sie gilt es, auf die veränderten<br />

Rahmenbedingungen und neuen Anforderungen einzustellen und<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 149


Personal und Organisation<br />

vorzubereiten. Andererseits muss gewährleistet bleiben, dass Stellenabbau<br />

– dort wo er notwendig oder beschlossen wurde - nicht zu einer<br />

gravierenden Qualitätsminderung in der Aufgabenerledigung führt.<br />

Ausgangslage<br />

Finanzsituation<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> befindet sich seit dem Haushaltsjahr 1995 ununterbrochen<br />

in der Haushaltssicherung, ab dem Jahre 2003 wurde das Haushaltssicherungskonzept<br />

nicht mehr genehmigt (Nothaushalt). Vor diesem<br />

Hintergrund kommt der Entwicklung der Personalausgaben in den<br />

nächsten Jahren eine besondere Bedeutung zu. Wir konnten auch in<br />

<strong>Moers</strong> feststellen, dass die Personausgaben mit ca. 27 Prozent der Ausgaben<br />

des Verwaltungshaushalts einen der größten Ausgabenblöcke<br />

darstellen. Unter Berücksichtigung der eigenbetriebsähnlichen Einric h-<br />

tung "Servicebetriebe <strong>Moers</strong>" (SBM) dürfte sich der Anteil der Personalausgaben<br />

am Verwaltungshaushalt sogar noch deutlich darüber bewegen.<br />

Im Rahmen dieser Prüfung waren daher mögliche Handlungsfelder<br />

und Empfehlungen aufzuzeigen, die durch interne und externe Entscheidungs-<br />

und Steuerungsmöglichkeiten eine Anpassung auf diese Gegebenheiten<br />

ermöglichen.<br />

Bildung von Sondervermögen<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat ab 01.01.2002 in der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung<br />

"Servicebetriebe <strong>Moers</strong>" (SBM) die wesentlichen Teile ihrer Aufgabenwahrnehmung<br />

im Bereich des ehemaligen Baubetriebshofs zusammengefasst.<br />

In den SBM sind ca. 230 vollzeitverrechnete und tatsächlich<br />

besetzte Stellenanteile vorhanden. Im Rahmen des "Personalmanagements"<br />

haben wir überwiegend keine differenzierte Betrachtung<br />

und Darstellung für die SBM vorgenommen, da sie einerseits erst zur<br />

Mitte unseres Betrachtungszeitraums gegründet wurden und andere r-<br />

seits in den ersten 3 Jahren ihres Bestehens keine signifikanten Verä n-<br />

derung sowohl in der Stellenstruktur als auch der Personalkostenentwicklung<br />

zu verzeichnen war. Ferner konnten für das Jahr 2004 noch<br />

keine vorläufigen Personalkosten ermittelt werden. In den nachfolgenden<br />

Darstellungen sind daher regelmäßig die entsprechenden Werte für<br />

die SBM enthalten.<br />

150<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Vorbemerkungen<br />

KIWI-Kennzahlen<br />

Im Bereich "Personal und Organisation" werden für den von der <strong>GPA</strong><br />

NRW entwickelten "Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit" (KIWI) zwei<br />

KIWI-Kennzahlen erhoben, die für die jeweilige Kommune gesondert<br />

analysiert und anschließend indexiert werden. Durch diese hoch aggregierten<br />

und steuerungsrelevanten Kennzahlen wollen wir konkrete Ansatzpunkte<br />

und mögliche Handlungsfelder für die Kommunen aufzeigen.<br />

Dies sind im Einzelnen die Kennzahlen<br />

• "Personalquote" - Anzahl der Ist-Stellen je 1.000 Einwohner und<br />

• "Personalausgaben je Einwohner".<br />

Vorgehensweise Kennzahlen und interkommunaler Vergleich<br />

Neben den genannten KIWI-Kennzahlen werden weitere Kennzahlen<br />

gebildet, die zum einen eine verbesserte Darstellung bestimmter zeitlicher<br />

Entwicklungen (2000 bis überwiegend 2004) innerhalb der Kommune<br />

aufzeigen und zum anderen durch einen teilweise durchgeführten<br />

landesweiten Vergleich (2003) eine Einordnung der eigenen Kennzahl<br />

und damit den eigenen "Standort" verdeutlichen sollen. Hierbei haben<br />

wir uns zum Ziel gesetzt, strukturelle und organisatorische Besonderheiten<br />

der Kommunen durch so genannte "Bereinigungen" sowohl bei den<br />

Stellen als auch bei den Personalausgaben zu berücksichtigen. Die Bereinigungspositionen<br />

werden an der entsprechenden Stelle im <strong>Bericht</strong><br />

jeweils speziell aufgelistet.<br />

Personalmanagement<br />

Stellenbewirtschaftung<br />

Stellenplan<br />

Der Stellenplan als Anlage zum Haushaltsplan enthält nach § 6 Abs. 1<br />

Satz 1 Gemeindehaushaltsverordnung (GemHVO) die im Haushaltsjahr<br />

erforderlichen Stellen der Beamten, Angestellten und Arbeiter (Soll-<br />

Stellen).<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 151


Personal und Organisation<br />

Der Stellenplan einer Kommune gibt somit Aufschluss über die für die<br />

Aufgabenerfüllung benötigte quantitative und qualitative (Besoldungs-,<br />

Vergütungs-, Lohngruppen) Personalausstattung. Er ist Berechnungsgrundlage<br />

für die Personalausgaben (§ 14 Abs. 4 GemHVO), die einen<br />

erheblichen Teil des Ausgabevolumens des Verwaltungshaushalts bilden.<br />

Im Stellenplan sind gemäß § 6 Abs. 2 Satz 1 GemHVO ferner für jede<br />

Besoldungs-, Vergütungs-, und Lohngruppe die Gesamtzahl der Stellen<br />

für das Vorjahr sowie die zum 30.06. des Vorjahres besetzten Stellen<br />

anzugeben (Ist-Stellen).<br />

Die Nutzung des Stellenplanes als Planungsinstrument (Soll-Stellen) und<br />

als Steuerungsinstrument (Ist-Stellen) ist jedoch nur sichergestellt,<br />

wenn eine vollzeitäquivalente Stellenverrechnung stattfindet. Auf diese<br />

Weise wird das Verhältnis zwischen notwendigem Stellenbedarf und tatsächlicher<br />

Stellenbesetzung präzise wiedergegeben. Die Stelle nanteile<br />

sind hierbei für jede Stelle anhand der zu leistenden tatsächlichen Wochenstundenzahl<br />

aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu ermitteln. Im<br />

Hinblick auf die politische Programmfunktion des Haushaltes und damit<br />

auch des Stellenplans sollten die Stellenanteile für die einzelnen Organisationseinheiten<br />

exakt ermittelt werden, um eine kommunalpolitische<br />

Schwerpunktsetzung auch im Stellenplan abzubilden.<br />

Im Stellenplan der Stadt <strong>Moers</strong> werden die Stellen für Beamte, Angestellte<br />

und Arbeiter als so genannte „Halbstellen“ ausgewiesen, d.h. bis<br />

zu einer gewissen Stundenzahl werden die Stellen als halbe Stellen,<br />

darüber hinaus bis zur regelmäßigen Wochenstundenzahl als ganze Stelle<br />

ausgewiesen. Teilweise werden auf einer Vollzeitstelle auch 2 Bedienstete<br />

geführt, wenn deren gemeinsame Wochenarbeitszeit annähernd<br />

38,5 bei den Angestellten und Arbeitern bzw. 39 bis 41 Wochenstunden<br />

bei den Beamten ab dem Jahre 2004 ausmacht.<br />

Dieses Verfahren kommt – wie wir in vergleichbaren Fällen bereits feststellen<br />

konnten – der vollzeitäquivalenten Stellenverrechnung sehr nahe,<br />

die Differenz hierzu liegt unterhalb von zwei Prozent.<br />

Feststellung<br />

Die Nutzung des Stellenplanes als Planungsinstrument (Soll-<br />

Stellen) und als Steuerungsinstrument (Ist-Stellen) ist bei der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> sichergestellt, da die praktizierte Stellenausweisung<br />

weitestgehend der im Einzelfall festgelegten wöchentlichen Stundenzahl<br />

entspricht.<br />

152<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte aus Gründen einer größtmöglichen Transparenz<br />

bestrebt sein, ausschließlich die exakt vollzeitverrechnete<br />

Stellenausweisung in die haushaltsplanmäßigen Da rstellungen zu<br />

übernehmen. Diese Vorgehensweise stellt zukünftig auch sicher,<br />

dass für den produktorientierten Haushalt eine exakte Berechnungsgrundlage<br />

für die entsprechenden Personalbudgets vorhanden<br />

ist. Ferner bietet dieses Verfahren den Vorteil einer genauen<br />

rechnerischen Verbindung von Personalplanung und Personalbemessung.<br />

Für die Umsetzung unseres Vorschla ges sehen wir die geplanten Programmumstellungen<br />

im Bereich der Personalabrechnung und der Stellenplanaufstellung<br />

und –Bewirtschaftung als günstigen Zeitpunkt an.<br />

Im Stellenplan der Stadt <strong>Moers</strong> werden bisher die Bediensteten aufgeführt,<br />

die sich in einer Beurlaubung bzw. in der Freizeitphase einer Altersteilzeit<br />

befinden. Nach § 6 Abs. 1 GemHVO sind im Stellenplan jedoch<br />

nur die für die Aufgabenerledigung erforderlichen Stellen der Beamten,<br />

Angestellten und Arbeiter im jeweiligen Haushaltsjahr aufzuführen.<br />

Für den genannten Personenkreis sind die aufgeführten Stellen jedoch<br />

im Regelfall nur insoweit erforderlich, wie Neu- und Ersatzeinstellungen<br />

oder Übernahmen von Nachwuchskräften ko nkret geplant und<br />

diese nicht bereits in den übrigen ausgewiesenen Stellen enthalten sind.<br />

Wir haben daher in der anschließenden Betrachtung der Stellenentwic k-<br />

lung die Stellen für die genannten Personenkre ise sowohl im Stellen-Soll<br />

als auch im Stellen-Ist entsprechend bere inigt.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die beurlaubten Dienstkräfte sowie die Beschäftigten<br />

in der Freizeit- oder Freistellungsphase einer Altersteilzeit<br />

oder entsprechender Arbeits- oder Dienstverhältnisse<br />

aus dem Stellenplan und der Stellenübersicht zum Haushaltsplan<br />

herausnehmen und jeweils gesondert bzw. nachrichtlich ausweisen.<br />

Entsprechend verfährt die Stadt bereits ab 2002 mit den<br />

vorhandenen Beamtenstellen in den SBM (§ 6 Abs. 1 Satz 2<br />

GemHVO).<br />

Im Stellenplan der Stadt <strong>Moers</strong> und in den Gliederungsübersichtigen<br />

sind die insgesamt ca. 128 Vollzeitstellen für den eigenen Reinigungs-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 153


Personal und Organisation<br />

dienst nicht enthalten. Diese Stellen werden ebenfalls nur nachrichtlich<br />

und in einer Summe im Stellenplan B für die Arbeiter angegeben. Auch<br />

für diese Stellen ist § 6 Abs. 1 Satz 1 GemHVO zwingend anzuwenden,<br />

da er auch ausdrücklich die im Haushaltsjahr erforderlichen Stellen der<br />

Arbeiter (Soll-Stellen) nennt.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die bisher nur nachrichtlich aufgeführten<br />

Stellen für den Reinigungsdienst konsequent in den Stellenplan<br />

und die Stellenübersichten aufnehmen, um das tatsächliche Stellenvolumen<br />

und dessen Entwicklung in den einzelnen Organisationseinheiten<br />

transparent abzubilden.<br />

Wir möchten an dieser Stelle auf einen weiteren Punkt zur Transparenzsteigerung<br />

im städtischen Haushaltsplan hinweisen. Nach § 17 der Eigenbetriebsverordnung<br />

(EigVO) haben u.a. die eigenbetriebsähnlichen<br />

Einrichtungen für ihre Angestellten und Arbeiter Stellenübersichten in<br />

ihren Wirtschaftsplänen zu führen. Üblicherweise – so auch bei den SBM<br />

- geschieht dies in der Art und Ausführung wie für den städtischen<br />

Haushalt vorgeschrieben und praktiziert. Nach § 2 Abs. 2 Nr. 7 GemHVO<br />

sind dem Haushaltsplan u.a. die Wirtschaftspläne der Sondervermögen<br />

beizufügen.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zur weiteren Transparenzsteigerung die<br />

Stellenpläne der Angestellten und Arbeiter der SBM ebenfalls<br />

nachrichtlich in den Haushaltsplan aufnehmen.<br />

Angesichts der Tatsache, dass mit Gründung der SBM größere Teile des<br />

Personalkörpers aus dem städtischen Kernhaushalt ausgegliedert wurden,<br />

sollte hier nicht der Eindruck entstehen, die Stadt <strong>Moers</strong> hätte in<br />

größerem Umfang Stelleneinsparungen durchführen können. Dies ist<br />

– wie wir nachfolgend feststellen konnten - nicht der Fall.<br />

Stellenentwicklung<br />

Das Verhältnis von Personalbedarf (Soll-Stellen) zur tatsächlichen Personalausstattung<br />

(Ist-Stellen) wird von uns im Regelfall – sofern die<br />

154<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Daten vollständig erhoben werden können - durch die Stellenbesetzungsquote<br />

dargestellt und im Zeitreihenvergleich analysiert. Wie bereits<br />

ausgeführt, sind in der nachfolgenden Darstellung auch die Beschäftigten<br />

der SBM enthalten und die Beschäftigten ohne Dienst- oder<br />

Arbeitsverpflichtung entsprechend bereinigt.<br />

Entwicklung des Stellenplans einschließlich SBM<br />

Die Entwicklung der vollzeitverrechneten Ist-Stellen ab dem Jahre 2000<br />

stellt sich wie folgt dar:<br />

Entwicklung der vollzeitverrechneten Soll- und Ist-Stellen einschließlich SBM<br />

Jahr Soll-Stellen Ist-Stellen<br />

2000 1371 1319<br />

2001 1370,5 1321<br />

2002 1364,5 1327<br />

2003 1363,5 1325,5<br />

2004 1369 1329<br />

Entwicklung der Soll- und Ist-Stellen einschließlich der SBM<br />

1400<br />

---- Stellen -----<br />

1375<br />

1350<br />

1325<br />

1300<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Soll-Stellen gesamt<br />

Ist-Stellen gesamt<br />

In der zeitlichen Entwicklung ist erkennbar, dass die Anzahl der Ist-<br />

Stellen zwischen 2000 und 2004 leicht – um 10 Stellen – gestiegen ist,<br />

gleic hzeitig ist die Zahl der Sollstellen nach einem leichten Rückgang in<br />

2002 und 2003 im Jahr 2004 wieder auf einem ähnlichen Niveau wie zu<br />

Beginn des Betrachtungszeitraums<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 155


Personal und Organisation<br />

Feststellung<br />

Angesichts der haushaltswirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

(seit 1995 bestehendes Haushaltssicherungskonzept und seit<br />

2003 bestehender Nothaushalt) und dem damit verbundenen unmittelbaren<br />

Konsolidierungszwang, bewerten wir die Stellenentwicklung<br />

in <strong>Moers</strong> im Betrachtungszeitraum 2000 bis 2004 als besonders<br />

problematisch.<br />

Gleichzeitig ist erkennbar, dass ein Teil der eingerichteten Stellen nicht<br />

besetzt ist. Dies ist bis zu einem gewissen Umfang durchaus üblich bzw.<br />

der Regelfall, zumal der Stellenplan ein dynamisches Instrument darstellt<br />

und die Feststellung der tatsächlich besetzten Stellen zum Stichtag<br />

30.06. lediglich eine Momentaufnahme bedeutet. Zu berücksichtigen ist<br />

ferner, dass nicht jede frei werdende Stelle unmittelbar wieder besetzt<br />

werden kann, sei es, dass die Personalplanungsinstrumente (z.B. Fluktuationsanalyse)<br />

fehlen oder ungenau sind, oder sei es, dass geeignetes<br />

und entsprechend qualifiziertes Personal nicht unmittelbar zur Verfügung<br />

steht. Teilweise bestehen in den Kommunen auch interne Beschlüsse zur<br />

zeitlichen Wiederbesetzung von Stellen oder Stelleneinsparung. Auf den<br />

letztgenannten Punkt wird im weiteren Verlauf dieses <strong>Bericht</strong>es noch<br />

gesondert eingegangen.<br />

Mit einer Stellenbesetzungsquote zwischen 96 und 97 Prozent liegt die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> auch interkommunal auf einem sehr guten Platz, so dass<br />

wir das Planungsverhalten in diesem Bereich als sehr positiv bewerten.<br />

Inwieweit man den quantitativen Personaleinsatz bei der Stadt <strong>Moers</strong> im<br />

Verhältnis zur Einwohnerzahl bewerten kann, soll durch die nachfolgende<br />

Personalquote zunächst im internen Zeitverlauf und anschließend<br />

interkommunal verglichen werden. Innerhalb dieser Vergleichsbetrachtung<br />

sind auch etwaige Gründe und Entwicklungen in Zusammenhang<br />

mit Aufgabenzuwächsen sowie der Qualität der städtischen Dienstleistungen<br />

zu ermitteln, die den zuvor dargestellten Stellenverlauf rechtfertigen<br />

könnten.<br />

156<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Personalquote<br />

Ist-Stellen je 1.000 Einwohner je Ist-Stelle (Vollzeit)<br />

Die Personalquote einer Verwaltung gibt Aufschluss darüber, in welchem<br />

Umfang die Kommune Personal im Hinblick auf die Einwohnerzahl bereitstellt.<br />

Die Quote wird von uns durch die Kennzahl "Anzahl der Ist-<br />

Stellen je 1.000 Einwohner" dargestellt. Hierbei sollte ein Minimalwert<br />

angestrebt werden, da weniger Ist-Stellen einen möglichen Indikator für<br />

einen effektiveren und kostengünstigeren Personaleinsatz darstellt.<br />

Die Kennzahl sagt allerdings nichts über Qualität und Umfang der Aufgabenerledigung<br />

in einer Kommune aus. Da Rahmenbedingungen, Umfang<br />

und Qualität der Angebote für die Bevölkerung z. T. sehr unterschiedlich<br />

sind, kann über die Personalquote nur ein mittelbares Indiz<br />

für Effizienz und Effektivität abgeleitet werden.<br />

In den nachfolgenden Betrachtungen haben wir - wie bereits dargestellt<br />

- die Stellenanteile der SBM wiederum einbezogen, da im internen Zeitvergleich<br />

zunächst das komplette Aufgaben- und Leistungsspektrum der<br />

Kommune betrachtet werden soll.<br />

Ist-Stellen je 1.000 Einwohner<br />

Jahr Ist-Stellen Einwohner lt. LDS<br />

zum 31.12.<br />

Ist-Stellen je<br />

1.000 Einwohner<br />

2000 1.319 107.062 12,32<br />

2001 1.321 107.421 12,30<br />

2002 1.327 108.019 12,28<br />

2003 1.326 107.903 12,28<br />

2004 1.329 107.854* 12,32<br />

* zum 30.06.2004<br />

Die Tabelle macht deutlich, dass die Personalquote ab 2000 kontinuie r-<br />

lich auf fast gleich bleibendem Niveau verläuft. Die Entwicklung der Relation<br />

"Einwohner zu Stellen" ist jedoch auch immer in Zusammenhang<br />

mit der Bevölkerungsentwicklung zu betrachten. Im Eckwertevergleich<br />

der Jahre 2000 zu 2004 nimmt die Bevölkerungszahl in <strong>Moers</strong> leicht um<br />

0,7 Prozent zu. Dies bedeutet, dass die Bevölkerungszunahme die<br />

gleichzeitige leichte Stellenausweitung vollständig kompensiert hat. Eine<br />

signifikante Verbesserung dieser Quote ist im Falle einer Bevölkerungsstagnation<br />

nur über einen Stellenabbau zu erreichen. Dies gilt umso<br />

mehr, wenn sich die Bevölkerungszahl nach dem Höchststand des Jahres<br />

2003 weiter zurückentwickeln sollte.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 157


Personal und Organisation<br />

Empfehlung<br />

Der Stadt <strong>Moers</strong> wird empfohlen, die weitere demografische Entwicklung<br />

zeitnah auch für die Stellenausstattung zu thematisieren,<br />

um die sich auch hieraus ergebenden mittel- und langfristigen<br />

Veränderungsbedarfe zu ermitteln und einplanen zu können.<br />

Auf die Ausführungen des Teilberichts "Finanzen" zum Thema demografische<br />

Entwicklung im Rahmen der strategischen Steuerung und deren<br />

Bedeutung und Auswirkung auf zentrale Bereiche der Verwaltung wird<br />

an dieser Stelle verwiesen.<br />

Interkommunaler Vergleich (KIWI-Kennzahl)<br />

Der Aussagewert und die Einordnung der Kennzahlen zur Personalintensität<br />

ergeben sich erst im interkommunalen Vergleich.<br />

Für den interkommunalen Vergleich wurden die Stellenanteile – wie eingangs<br />

bereits ausgeführt - zunächst "bereinigt", um eine verbesserte<br />

Vergleichbarkeit herzustellen. Die sehr unterschiedliche Art der Aufgabenerfüllung<br />

und deren individuelle Gestaltung sowie der jeweilige Ausgliederungsgrad<br />

der kommunalen Dienstleistungen sprechen dafür, bestimmte<br />

Abschnitte und Unterabschnitte bei der inter-kommunalen Betrachtung<br />

unberücksichtigt zu lassen.<br />

Dies sind insbesondere bestimmte soziale Einrichtungen, Krankenhäuser,<br />

Straßenreinigung, Abwasser- u. Abfallbeseitigung, Märkte, Bestattungswesen,<br />

Fremdenverkehr und Wirtschaftsförderung sowie die wirtschaftlichen<br />

Unternehmen des Einzelplans 8. Die Berücksichtigung erfolgt<br />

unabhängig davon, ob die genannten Leistungen innerhalb der<br />

Kommune erbracht werden oder ob dies durch entsprechende Ausgliederungen<br />

erfolgt und zwar unabhängig von deren jeweiliger Rechtsform<br />

(außer Gesellschaften in privater Rechtsform, z.B. GmbH oder AG).<br />

Für die Stadt <strong>Moers</strong> verringert sich durch diese Bereinigung die Ist-<br />

Stellenzahl für das Vergleichsjahr 2003 von 1.326 auf 1.212 Vollzeitstellen.<br />

Hierbei wurden im Einzelnen in der Kernverwaltung berücksichtigt:<br />

• 15,4 Stellen in der Abwasserbeseitigung (UA 700 bis 702)<br />

• 1,94 Stellen für Märkte etc. (UA 730 bis 731)<br />

158<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

• 3,45 Stellen für das Friedhofswesen (UA 750)<br />

• 1,00 Stelle in der Wirtschaftsförderung (UA 790)<br />

In den SBM wurden berücksichtigt:<br />

• 12,65 Stellen für die Straßenreinigung (UA 675)<br />

• 17,73 Stellen für die Abwasserbeseitigung (UA 700)<br />

• 35,63 Stellen für die Abfallbeseitigung (UA 720)<br />

• 26,11 Stellen für das Friedhofswesen (UA 750)<br />

Unter Berücksichtigung dieser Stellenbereinigung von insgesamt 113,91<br />

Vollzeitstellen ergeben sich im interkommunalen Vergleich folgende<br />

Werte:<br />

Ist-Stellen pro 1.000 Einwohner 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

7,09 11,23 8,79 11,23<br />

Ist-Stellen je 1.000 Einwohner 2003<br />

11,00<br />

----- Stellen -----<br />

10,00<br />

9,00<br />

8,00<br />

7,00<br />

6,00<br />

5,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Im Ergebnis wird mit 11,23 Stellen auf 1.000 Einwohner ein neuer<br />

Höchstwert für die Personalquote aller bisher von uns geprüften 18<br />

Kommunen in der Größenklasse "große kreisangehörige Gemeinden"<br />

erreicht. Wir haben daher in der Folge untersucht, ob diesem hohen Personaleinsatz<br />

auch oder zumindest teilweise mehr oder höherwertige<br />

Dienstleistungen gegenüber stehen und ob die Einwohnerzahl ein ausschlaggebendes<br />

Kriterium für dieses Ergebnis darstellt.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 159


Personal und Organisation<br />

Letzteres kann zunächst weitgehend ausgeschlossen werden, da in einem<br />

weiteren Vergleichsring der zehn von uns geprüften Kommunen<br />

zwischen 78 Tsd. und 141 Tsd. Einwohner die Stadt <strong>Moers</strong> weiterhin mit<br />

Abstand die höchste Personalquote einnimmt und der Mittelwert hierbei<br />

nur geringfügig auf 8,79 Stellen je 1.000 Einwohner ansteigt.<br />

Unterschiedliche Strukturdaten der Vergleichskommunen hinsichtlich<br />

ihrer flächenmäßigen Ausdehnung, ihrer Siedlungsstrukturen und anderer<br />

raumbezogener Grunddaten bedingen häufig auch eine unterschiedliche<br />

verwaltungsmäßige Infrastruktur und haben damit auch Einfluss auf<br />

die Personalquote. Bei den von uns bisher geprüften Kommunen haben<br />

wir bereits ein breites landesweites Spektrum von Kommunen erhalten,<br />

deren Strukturdaten sich stark unterscheiden und die aufgezeigten Quoten<br />

insofern vergleichbar machen.<br />

Es hat sich hierbei gezeigt, dass es drei große Aufgaben- und Dienstleistungsangebote<br />

gibt, die die Personalquote sowohl in den "mittleren<br />

kreisangehörigen Gemeinden" als auch in den "großen kreisangehörigen<br />

Geme inden" am stärksten beeinflussen. Dies sind eine hauptamtliche<br />

Feuer- und Rettungswache, Kindertagesstätten in eigener Trägerschaft<br />

sowie ein Reinigungsdienst durch städtisches Personal. In allen drei genannten<br />

Aufgabenfeldern sind in der Stadt <strong>Moers</strong> starke personelle Ressourcen<br />

gebunden, so dass von daher nochmals die Bildung einer gesonderten<br />

Personalquote, in der die Stellenanteile um diese Bereiche<br />

bereinigt sind, angezeigt war.<br />

In der nachfolgende Tabelle und Grafik sind folgende Stellenanteile für<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> in 2003 berücksichtigt:<br />

• Feuer- und Rettungswache 99,00 Vollzeitstellen<br />

• eigene Kindertagesstätten 128,27 Vollzeitstellen<br />

• Eigenreinigung 125,70 Vollzeitstellen<br />

Ist-Stellen pro 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt -<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

5,37 8,00 6,90 7,96<br />

160<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Ist-Stellen je 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt -<br />

8,00<br />

7,00<br />

----- Stellen -----<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

In der nochmals bereinigten Personalquote bildet die Stadt <strong>Moers</strong> wiederum<br />

fast den Maximalwert aller Vergleichskommunen in dieser Größenklasse<br />

ab.<br />

Feststellung<br />

Auch ohne die vorhandene Feuer- und Rettungswache, die städtischen<br />

Kindertagesstätten und die Eigenreinigung erreicht die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> nahezu den Maximalwert in der Personalquote im<br />

Vergleich zu den Kommunen ihrer Größenklasse.<br />

Ob die übrigen Bereiche der Verwaltung (ca. 70 Prozent der Stellenanteile)<br />

eine derart hohe Personalausstattung z.B. durch besondere freiwillige<br />

oder zusätzliche Aufgaben und Qualitätsanforderungen rechtfertigen,<br />

haben wir wiederum anhand einer weiteren Vergleichsbetrachtung<br />

unter den zehn Kommunen mit einer Einwohnergröße zwischen 78 und<br />

141 Tsd. untersucht.<br />

Ist-Stellen pro 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt – 78 bis 141 Tsd. Einwohner<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

5,37 8,00 6,85 7,96<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 161


Personal und Organisation<br />

Ist-Stellen je 1.000 Einwohner 2003 – bereinigt –<br />

78 bis 141 Tsd. Einwohner<br />

8,00<br />

7,00<br />

----- Stellen -----<br />

6,00<br />

5,00<br />

4,00<br />

3,00<br />

2,00<br />

1,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Auch dieser Vergleich bestätigt klar unsere bisherige Beurteilung einer<br />

erheblich zu hohen Personalausstattung in der Stadt <strong>Moers</strong>. Rechnerisch<br />

ergibt sich im letzten Vergleich – ähnlich wie bei dem vorherigen Vergleich<br />

aller Kommunen über 60 Tsd. Einwohner - eine Mittelwertabweichung<br />

von 1,1 Stellen. Bezogen auf die Einwohnerzahl errechnet sich<br />

daraus ein Stellenvolumen von ca. 120 Stellen, das wir als Potenzial für<br />

eine angesichts der Haushaltslage angemessene Zielperspektive beim<br />

Personalabbau in der Stadt <strong>Moers</strong> ansehen.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sich hinsichtlich eines zukünftigen Stelle n-<br />

abbaus zumindest am Mittelwert der von uns bereinigten Quote<br />

aller bisher geprüften Kommunen in der Größenklasse ab 60 Tsd.<br />

Einwohner orie ntieren.<br />

Die in der bereinigten Personalquote nicht enthaltenen Bereiche des<br />

Feuerwehr- und Rettungswesens und die Eigenreinigung haben wir noch<br />

einmal gesondert betrachtet , da sie über eine vergleichsweise hohe Stellenausstattung<br />

verfügen.<br />

Feuerwehr- und Rettungsdienst<br />

Die im Amt für Feuerwehr zusammengefassten Bereiche des Feuerwehr-<br />

und Rettungsdienstes umfassen einen Vollzeitstellenanteil von 99 Voll-<br />

162<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

zeitstellen in 2003 (98 in 2004). Gemessen an Kommunen mit vergleichbaren<br />

Einwohnerzahlen (9 Kommunen mit 78 bis 141 Tsd. Einwohnern,<br />

Mittelwert 85 Stellen) werden in <strong>Moers</strong> ca. 14 Stellen mehr als<br />

zu diesem Mittelwert eingesetzt. Unter Berücksichtigung der Tatsache,<br />

dass die Stadt <strong>Moers</strong> gleichzeitig für die Nachbarkommunen Neukirchen-<br />

Vluyn (ca. 29 Tsd. Einwohner) und Rheurdt (ca. 7 Tsd. Einwohner) den<br />

Rettungsdienst sicherstellt, halten wir die aktuelle Personalausstattung<br />

für angemessen bzw. "unauffällig", da sich der Bedarf auch üblicherweise<br />

an den genehmigten Feuerwehr- und Rettungsbedarfsplänen orie n-<br />

tiert.<br />

Eigenreinigung<br />

Das Thema Reinigungsdienst ist von uns im Teilbericht "Gebäudewirtschaft"<br />

ausführlich und gesondert untersucht worden.<br />

Im weiteren Verlauf der Analyse zur Stellenausstattung sowie im weiteren<br />

Teil zu den Personalausgaben haben wir versucht, mögliche Gründe<br />

für die Ergebnisse zur Personalquote in <strong>Moers</strong> zu identifizieren und hie r-<br />

bei mögliche Bereiche zu finden, deren Personalausstattung aus unserer<br />

Sicht einer Überprüfung unterzogen werden sollten.<br />

Für die nachfolgend aufgeführten Organisationseinheiten liegen uns detaillierte<br />

Stellenanteile vor, so dass die Auswahl dieser Bereiche zunächst<br />

keine präjudizierende Wirkung auf die weitere Diskussion der<br />

Personalquote bezogen auf die übrigen Organisationseinheiten der Verwaltung<br />

haben soll. In diesen speziellen Vergleich einbezogen sind alle<br />

von uns bisher geprüften Kommunen zwischen 78 und 141 Tsd. Einwohner.<br />

Vergleich bereinigter Personalquoten, Strukturdaten und Personalausstattung<br />

in ausgewählten Bereichen zwischen 78 und 141 Tsd. Einwohner<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Einwohnerzahl 78.208 141.800 98.018 107.903<br />

Fläche in km 2 51,67 179,37 101,40 67,7<br />

Anzahl Schulen 20 44 31 30<br />

Personalquote ohne<br />

Feuerwehr, KITA u. 5,37 8,17 6,87 8,17<br />

Eigenreinigung<br />

VZ-Stellen<br />

Jugendamt<br />

24,9 70,0 45,6 59,2<br />

VZ-Stellen<br />

RPA<br />

5,5 10,5 7,7 10,5<br />

VZ-Stellen<br />

VHS<br />

5 20,7 10,5 20,7<br />

VZ-Stellen<br />

Musikschule<br />

11,8 36,5 24,6 22,5<br />

VZ-Stellen<br />

Bücherei<br />

12,5 30 18,47 22,9<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 163


Personal und Organisation<br />

Die Ergebnisse der Vergleichsdaten lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> bewegt sich mit ihren Strukturdaten Einwohner<br />

und Anzahl der Schulen um den Mittelwert der hier verglichenen<br />

Kommunen, so dass eine Vergleichbarkeit auf dieser Aggregationsebene<br />

gegeben ist. Die flächenmäßige Größe tendiert hingegen<br />

eher zum Minimumwert in diesem Vergleich.<br />

• Das Jugendamt weist eine über dem Mittelwert liegende Personalausstattung<br />

aus. Wir haben jedoch im Teilbereich "Jugend"<br />

unserer Prüfung deutliche Hinweise dahingehend erhalten, dass<br />

diesem Personalmehreinsatz auch qualitative bzw. präventive Erfolge<br />

sowohl in der Jugendarbeit insgesamt als auch bei der Ausgabesituation<br />

gegenüberstehen. Insofern verweisen wir auf diesen<br />

Teilbericht.<br />

• Im Bereich des RPA weist <strong>Moers</strong> klar das Maximum auf, so dass<br />

wir dieses Ergebnis als deutlichen Hinweis für ein mögliches Einsparpotenzial<br />

werten.<br />

• Die VHS der Stadt <strong>Moers</strong> ist durch öffentlich-rechtliche Vereinbarung<br />

gleichzeitig Aufgabenträger für die Nachbargemeinden Neukirchen-Vluyn<br />

und Kamp-Lintfort. Setzt man die dortigen Einwohnerzahlen<br />

in das Verhältnis zur Stadt <strong>Moers</strong>, so ergibt sich<br />

rechnerisch eine Stellenausstattung von ca. 13,7 Vollzeitstellen<br />

für <strong>Moers</strong>, mithin eine Quote über dem Mittelwert. Wir bewerten<br />

jedoch in diesem Zusammenhang den konkret geplanten Stellenabbau<br />

bei der VHS von 1,8 Stellen in <strong>2005</strong> und einer weiteren<br />

Vollzeitstelle in 2006 als einen positiven Beitrag zur Personalreduzierung.<br />

Im Übrigen verweisen wir auf die dezidierten Ergebnisse<br />

im Teilbericht "Bildung und Kultur".<br />

• Die Musikschule liegt ca. 2 Stellen unter dem Mittelwert, die Bücherei<br />

um ca. 4 darüber. Mit beiden Einrichtungen haben wir uns<br />

ebenfalls näher befasst (vgl. Ausführungen im Teilbericht "Bildung<br />

und Kultur").<br />

Die bisher aufgeführten Bereiche konnten zwar einige Aussagen zu<br />

eventuellen Einsparpotenzialen aufzeigen. Angesichts der speziellen<br />

Vergleichsbetrachtung in Kommunen mit ähnlichen Einwohnerzahlen<br />

sehen wir aber weiterhin einen deutlichen Beleg dafür, dass die quantitative<br />

Personalausstattung im Durchschnitt erheblich zu hoch ist. Die<br />

von uns berechnete Größenordnung bei der Zielsetzung für eine Mittel-<br />

164<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

wertpositionierung von ca. 120 Stellen halten wir angesichts der bisherigen<br />

Untersuchungs- und Vergleichsbetrachtung für das Maß, das für die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> zielführend sein sollte.<br />

Weitere Gründe für die insgesamt zu hohe Stellenausstattung sehen wir<br />

auch in der bestehenden Aufbau- und Ablauforganisation der Verwaltung<br />

gegeben.<br />

In den Teilbereichen<br />

• Presse- und Informationsamt (4 Vollzeitstellen),<br />

• Gleichstellungsstelle (2 Vollzeitstellen),<br />

• Rechtsamt (3,5 Vollzeitstellen) und<br />

• Standesamt (7,3 Vollzeitstellen)<br />

liegt die Personalstärke weit über dem Maß für eine effiziente und<br />

schnittstellenarme Verwaltung. Die Beibehaltung der Ämterstruktur für<br />

diese Bereiche führt zwangsläufig zu mehr Leitungsstellen, die angesichts<br />

der Stellen- und Ausgabenquoten in <strong>Moers</strong> nicht bzw. nicht mehr<br />

zu rechtfertigen sind.<br />

Der bestehende Organisationsaufbau beinhaltet in Teilbereichen bereits<br />

Veränderungen, die einen Effizienzgewinn erwarten lassen, wie z.B. die<br />

Ausgliederung der SBM zum 01.01.2002 sowie das "Zentrale Gebäudemanagement"<br />

(ZGM). Dennoch haben wir während unserer Prüfung<br />

deutliche Hinweise darauf gefunden, dass es nach wie vor Schnittstellenproblematiken<br />

und teilweise Doppelzuständigkeiten gibt. Als Beispiele<br />

hiefür sehen wir das Zusammenwirken zwischen Grünflächenamt und<br />

SBM sowie dem ZGM zu den Gebäudenutzern und den übrigen Stellen in<br />

der Verwaltung.<br />

Für das Ziel einer modernen und effizient ausgerichteten Dienstleistungsverwaltung<br />

bieten sich in <strong>Moers</strong> noch erhebliche Verbesserungspotenziale,<br />

die sich auch unter Einbeziehung weiterer und modernerer Informationstechnik<br />

realisieren lassen. In diesem Zusammenhang übersehen<br />

wir auch nicht die punktuellen Bemühungen der Stadt <strong>Moers</strong>, den<br />

beschriebenen Zustand zu verbessern.<br />

Leider sind Veränderungsprozesse in den Kommunalverwaltungen vie l-<br />

fach nicht das Ergebnis durchgängiger und strategischer Gesamtkonzeptionen<br />

auf der Grundlage organisatorischer Grundlagenarbeit (aktuelle<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 165


Personal und Organisation<br />

Organisationsuntersuchungen und Stellenbemessungen). Vielmehr stellen<br />

sie eine Reaktion dar, wenn beispielsweise das Ausscheiden von Beschäftigten<br />

in Leitungspositionen oder gesetzliche Änderungen in der<br />

Aufgabenwahrnehmung (z.B. Hartz IV) anstehen.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte ihre internen Strukturen einer weiteren Reorganisation<br />

unterziehen, um Synergieeffekte sowohl in den Arbeitsabläufen<br />

als auch im quantitativen und qualitativen Stellenniveau<br />

nutzen zu können. Hierbei sollte eine klare Zielperspektive<br />

aufgestellt werden, die es allen Beteiligten nachvollziehbar macht,<br />

welche Entwicklungen und Strukturen mittel- bis langfristig angestrebt<br />

und vor allem umgesetzt werden sollen. Die Umsetzung organisatorischer<br />

Änderungen sollte strategisch geplant und vorhersehbar<br />

sein.<br />

Effektivere und moderne Organisationsformen sind auch im Hinblick auf<br />

das NKF notwendig und sinnvoll. Dabei sollte die Größe der Organisationseinheiten<br />

(Fachbereich) so zugeschnitten sein, dass die benötigte<br />

Fach- und Ressourcenverantwortung auch tatsächlich ausgeführt werden<br />

kann. Der bestehende Zustand in <strong>Moers</strong> (teilweise kleine Ämter) ist auch<br />

von daher noch zu optimieren.<br />

Um die anstehenden Veränderungsprozesse strategisch steuern zu kö n-<br />

nen, sollte zwingend die Einrichtung einer zentralen Steuerung vorgesehen<br />

werden.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte eine dem Verwaltungsvorstand zugeordnete<br />

Stabsstelle für die strategische Gesamtsteuerung der Verwaltung<br />

einrichten.<br />

Hierbei halten wir die bestehenden Planungsressourcen im Bereich des<br />

Dezernates IV (Sozial- und Jugendhilfeplanung, demografische Entwic k-<br />

lung) für eine der wesentlichen Grundlagen, die es gilt in eine zentrale<br />

Steuerungseinheit organisatorisch und inhaltlich einzubinden. Neben der<br />

Gesamtsteuerung der Verwaltung, verbunden mit einem differe nzierten<br />

<strong>Bericht</strong>swesen, sollten in der zentralen Steuerung auch die übergeordneten<br />

Themen wie demografische Entwicklung, Stadtentwic klung und<br />

Leitbildentwicklung angesiedelt sein.<br />

166<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Weitere und detailliertere Untersuchungen der Personalausstattung in<br />

Einzelbereichen bzw. Organisationseinheiten (Abschnitte und Untera b-<br />

schnitte) führen wir im weiteren <strong>Bericht</strong>sverlauf im Rahmen der Betrachtung<br />

der Personalausgaben durch.<br />

Für die Stadt <strong>Moers</strong> wird es angesichts der aufgezeigten Positionierung<br />

in der Personalquote und der aktuellen und mittelfristigen Haushaltslage<br />

jetzt notwendig sein, die beschriebenen Überprüfungen und Verbesserungen<br />

innerhalb der Verwaltung umzusetzen, damit signifikante Stelleneinsparungen<br />

erzielt werden können. Für unumgänglich halten wir<br />

auch einen grundsätzlichen und zeitnahen Dialog zwischen Verwaltungsvorstand<br />

und den politischen Gremien.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zeitnah eine Aufgabenkritik über Quantität<br />

und Qualität der städtischen Dienstleistungen innerhalb der Verwaltung<br />

und mit den politischen Gremien durchführen, um anschließend<br />

über ein abgestimmtes strategisches und von allen Beteiligten<br />

akzeptiertes Konzept mit einem konkreten Maßnahme n-<br />

katalog zu verfügen. Auch die bestehenden Vorschläge im Ra h-<br />

men des Projektes zur Geschäftsprozessoptimierung (GPO) aus<br />

den Jahren 2003 und 2004 sollten hierbei Berücksichtigung finden.<br />

Im Rahmen der sich weiter verschlechternden Haushaltssituation (siehe<br />

Teilbericht Finanzen) halten wir auch die Schließung bzw. Reduzierung<br />

städtischer Einrichtungen für einen richtigen Ansatz, die Situation in<br />

<strong>Moers</strong> grundlegend zu verbessern.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch der Handlungsrahmen des Innenministers<br />

zur Genehmigung von Haushaltssicherungskonzepten zu betrachten<br />

und auszulegen, der u. a. vorgibt, dass im Personalbereich die städtische<br />

Verwaltungsorganisation mit dem Ziel der Personalausgabenreduzierung<br />

zu optimieren ist. Hier werden beispielhaft auch die Schließung<br />

von städtischen Alteneinrichtungen, Bäder und Sporthallen genannt.<br />

Deutlich hervorzuheben ist aber auch die Meinung des Innenministers,<br />

wonach Konsolidierungsmaßnahmen eher bei Pflichtaufgaben, vertraglichen<br />

Leistungen oder beim Personalaufwand durchzusetzen sind als bei<br />

sonstigen freiwilligen Zuschussbereichen, die Aufgaben für die Kommune<br />

kostengünstig erledigen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 167


Personal und Organisation<br />

Im aktuellen Entwurf des HSK für den Zeitraum <strong>2005</strong> bis 2009 finden<br />

sich Konsolidierungsbeiträge im Personalbereich in der Größenordnung<br />

zwischen 250 bis 1.250 Tsd. Euro. Nicht erkennbar hingegen wird, wie<br />

und an welchen Stellen und mit welchen konkreten Maßnahmen diese<br />

Verbesserungen erreicht werden sollen. Angesicht der Stellenentwic k-<br />

lung der letzten Jahre wird deutlich, dass nahezu die gesamten in der<br />

Verwaltung eingesparten Stellenanteile andererseits durch die Schaffung<br />

neuer Stellen kompensiert wurden. Eine Beendigung dieser Entwicklung<br />

ist aus unserer Sicht auch angesichts der Liste "möglicher" Maßnahmen<br />

zur Haushaltskonsolidierung nicht zu erwarten, da es an der hierfür notwendigen<br />

Konkretisierung fehlt.<br />

Deutlich wird unsere Einschätzung auch aus dem praktischen Umgang<br />

mit der für HSK- Kommunen geltenden Wiederbesetzungssperre, die faktisch<br />

in der Stadt <strong>Moers</strong> nicht gegeben ist. Wie der halbjährlichen Übersicht<br />

an die Aufsichtsbehörde zu entnehmen ist (Auflagen zum HSK),<br />

bildet die zeitnahe Wiederbesetzung von freigewordenen Stellen in<br />

<strong>Moers</strong> den Regelfall und nicht - wie der Verordnungsgeber es vorsieht -<br />

den Ausnahmefall ab.<br />

Feststellung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> bleibt bezüglich ihrer weiteren und konkreten<br />

Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Personalquote bzw. zur Senkung<br />

ihrer Personalausgaben auch im aktuellen Entwurf des HSK<br />

<strong>2005</strong> – 2009 auf einem unverbindlichen Niveau. Die für HSK-<br />

Kommunen geltende zeitliche Wiederbesetzungssperre bleibt faktisch<br />

unbeachtet und ist demzufolge zukünftig strikter Anzuwenden.<br />

Als weitere und geeignete Lösungsansätze zur Verringerung der Pers o-<br />

nalquote ist für bestimmte und bisher in städtischer Trägerschaft stehende<br />

Aufgaben auch an eine Verlagerung auf private oder öffentliche<br />

Träger zu denken. Nach unseren Erfahrungen und Beobachtungen in<br />

anderen Kommunen bieten sich auch für <strong>Moers</strong> z.B. die Bereiche des<br />

Einzelplans 3 ebenso wie die des Einzelplans 5 besonders an. Hier gibt<br />

es bereits zahlreiche praktische Erfahrungen und gute Beispiele in der<br />

kommunalen Landschaft, bei denen es gelungen ist, z.B. ehrenamtliches<br />

Engagement, privates Stiftungsvermögen und interkommunale Zusammenarbeit<br />

für zuvor städtische Aufgaben zu gewinnen. Konkret zu nennen<br />

sind hierbei:<br />

• Bürgerstiftungen für Kunst- und Kulturangelegenheiten<br />

168<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

• Kunst- und Kulturvereine<br />

• Sportvereine zur Bewirtschaftung von städtischen Sportstätten<br />

• Zweckverbände und öffentlich-rechtliche Vereinbarungen für großräumliche<br />

Aufgabenerledigung<br />

Sofern die Stadt <strong>Moers</strong> zukünftig einen konkreten Leistungsabbau beschließen<br />

sollte und/oder ein Stellenabbau verbindlich festschreibt, wird<br />

sich die bestehende Personalstruktur erschwerend auf den Stellenabbau<br />

auswirken. Wie die Verwaltung bei ihren eigenen Untersuchungen bereits<br />

festgestellt hat, würde sich über die natürliche Fluktuation einschließlich<br />

der Altersteilzeitfälle bis zum Jahre 2009 lediglich ein sozia l-<br />

verträglicher Stellenabbau von 45 Vollzeitstellen realisieren lassen. Weitere<br />

Fluktuationen werden jedoch noch aus sonstigen Gründen wie z.B.<br />

EU/BU Rente, Kündigung, Auflösungsvertrag und Versetzung zu anderen<br />

Dienstherren eintreten. Eine rückblickende Betrachtung dieser Fallzahlen<br />

weist ein Volumen von jährlich durchschnittlich 49 Fällen (durchschnittlich<br />

34 Fälle jeweils in 2003 und 2004) aus. Hieraus erschließt sich<br />

– sofern nicht zwingende Gründe für eine Wiederbesetzung der Stellen<br />

sprechen – ein weiteres Abbaupotenzial.<br />

Sofern der tatsächliche Leistungsabbau bei der Stadt <strong>Moers</strong> noch deutlich<br />

höhere Personalkapazitäten frei setzen würde, müsste auch über<br />

weitere personalwirtschaftliche Maßnahmen nachgedacht werden. Diese<br />

könnten sich sowohl auf eine Nichtverlängerung von zeitlich befristeten<br />

Arbeitsverhältnissen erstrecken als auch auf das Vereinbaren von Abfindungen<br />

beziehen, wenn sich diese Möglichkeit wirtschaftlich darstellen<br />

lässt.<br />

Da mit einem Personalabbau immer zwangsläufig auch über organisatorische<br />

Maßnahmen und Veränderungen sowie Qualitätsstandards zu entscheiden<br />

ist, wird an dieser Stelle wieder der enge Bezug zu den angesprochen<br />

Optimierungspotenzialen in der Aufbau- und Ablauforganisation<br />

deutlich.<br />

KIWI-Bewertung Personalquote<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> bildet im interkommunalen Vergleich bei der Personalquote<br />

"Stellen je 1.000 Einwohner" zurzeit mit Abstand den Höchstwert<br />

aller Kommunen in der Größenklasse "große kreisangehörige Gemeinden"<br />

ab. In der um die großen Aufgabenbereiche Feuerwehr- und Ret-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 169


Personal und Organisation<br />

tungsdienst, eigene Kindertagesstätten und Eigenreinigung „bereinigten“<br />

Personalquote bildet die Stadt <strong>Moers</strong> interkommunal wiederum annähernd<br />

das Maximum ab.<br />

Besondere und über das interkommunale Maß hinausgehende freiwillige<br />

Leistungen sind – ohne Berücksic htung der drei genannten Bereiche –<br />

punktuell vorhanden, ohne eine derartig hohe Personalquote aber letztlich<br />

rechtfertigen zu können. Im Bereich der freiwilligen Leistungen existiert<br />

ein breites Portfolio von Aufgaben und Dienstleistungen, die für sich<br />

betrachtet jedoch noch nicht allein ausschlaggebend für diese hohe Quote<br />

sind. Auch der Vergleich zu anderen von uns geprüften Kommunen,<br />

mit ähnlichen Einwohnerzahlen hat gezeigt, dass es Teilbereiche gibt, in<br />

denen mehr Personal eingesetzt wird als in <strong>Moers</strong>.<br />

Im internen Zeitverlauf bleibt die Personalquote seit 2000 fast kontinuierlich<br />

auf gleichem Niveau. Sie dokumentiert per Saldo einen nicht<br />

durchgeführten Stellenabbau. Durch die sich weiter dramatisch verschlechternde<br />

Haushaltssituation (HSK seit 1995 und Nothaushalt seit<br />

2003) sehen wir einen dringenden und - angesichts der Höhe und des<br />

Abstandes der Personalquote zu den Vergleichskommunen - offensichtlichen<br />

Handlungsbedarf zur Senkung der Personalausstattung.<br />

Negativ für unsere Bewertung kommt hinzu, dass Verwaltung und Politik<br />

kaum konkrete Beschlüsse gefasst haben, die bestehende Situation<br />

grundlegend zu ändern. Bereits beschlossene oder durchgeführte Maßnahmen<br />

in diesem Zusammenhang haben daher eher "kosmetischen"<br />

Charakter für die Personalquote, zumal die bestehende Wiederbesetzungssperre<br />

nach dem Handlungsrahmen bisher faktisch außer Kraft<br />

gesetzt war. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit erheben zu wollen,<br />

bestehen zahlreiche Handlungsmöglichkeiten, die Personalquote deutlich<br />

zu verbessern z.B. in Form von<br />

• Reorganisation der Aufbau- und Ablauforganisation mit dem Abbau<br />

von Schnittstellen und Doppelzuständigkeiten und der Zusammenführung<br />

von Fach- und Ressourcenverantwortung bei<br />

sachgerechtem Zuschnitt der Organisationseinheiten<br />

• Aufgabenkritik im Zusammenwirken mit den politischen Gremien<br />

über Qualität und Quantität städtischer Dienstleistungen und der<br />

anschließenden Untersuchung der Stellenbemessung unter veränderten<br />

Standards<br />

• Abbau von freiwilligen Leistungen u. a. in den Bereichen Kultur<br />

und Bäder<br />

170<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

• Übertragung von Aufgabenträgerschaften auf Vereine oder Private<br />

• weiteren Ausgliederungen von Verwaltungsaufgaben und Dienstleistungen<br />

in andere Rechtsformen<br />

• generellem Wegfall bzw. ersatzloser Streichung von freiwilligen<br />

Leistungen<br />

KIWI Bewertung<br />

Für den angesichts der Haushaltssituation dringenden und offensichtlichen<br />

Handlungsbedarf sind zahlreiche der näher beschriebenen<br />

Handlungsmöglichkeiten gegeben, die den momentan bestehenden<br />

Ist-Zustand signifikant verbessern können und sollten.<br />

Daher vergeben wir die KIWI- Bewertung 1.<br />

Fazit<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> konnte die Zahl ihrer Soll- und Ist- Stellen im Betrachtungszeitraum<br />

2000 – 2004 nicht senken.<br />

Bezogen auf die Einwohnerzahl weist die Personalquote interko m-<br />

munal den mit Abstand höchsten Wert aus. Die Personalquote für<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> bleibt annähernd auf dem Höchststand, wenn man<br />

sie im interkommunalen Vergleich um bestimmte weitere personalintensive<br />

Bereiche der Verwaltung bereinigt. Daran wird sich bei unveränderten<br />

Rahmenbedingungen auch bei Verabschiedung bzw.<br />

eventueller Genehmigung des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> -<br />

2009 nichts ändern.<br />

Das Dienstleistungsangebot ist gemessen an der Einwohnerzahl<br />

hoch, aber nicht überproportional. Die Gründe für die höchste Personalausstattung<br />

im Verhältnis zu den Einwohnern sind vielschic h-<br />

tig und sowohl in der überdurchschnittlichen Personalausstattung<br />

einzelner Organisationseinheiten zu suchen als auch in z.T. kleinteiligen<br />

und von vielen Schnittstellen geprägten Aufbauorganisation.<br />

Weitere signifikante Verbesserungen und damit erhebliche Konsolidierungsbeiträge<br />

für den hoch defizitären Haushalt können nur<br />

durch massive Einschnitte im Dienstleistungsangebot und durch<br />

den Abbau von Leistungsstandards sowie die Schließung von Einrichtungen<br />

erreicht werden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 171


Personal und Organisation<br />

Personalausgaben<br />

Die Personalausgaben stellen einen der wesentlichen Ausgabeblöcke in<br />

den kommunalen Haushalten dar. Die Bezüge, Gehälter und Löhne werden<br />

durch gesetzliche Regelungen oder Tarifverträge bestimmt und sind<br />

deshalb weitestgehend von der Kommune nicht selbst unmittelbar beeinflussbar.<br />

Vielmehr geht es darum, durch die eigene Personalpolitik<br />

auf die einzelnen Stellgrößen der Personalausgaben im Rahmen der Personalwirtschaft<br />

einzuwirken. Übergeordnete Ziele hierbei sind das Erre i-<br />

chen nachhaltiger Beiträge zur Haushaltskonsolidierung sowie der Erhalt<br />

neuer finanzieller Spielräume durch den Rückgang der Personalausgabenquote.<br />

Die Personalausgaben der Kommunen werden von uns in verschiedenen<br />

Ausprägungen und mit unterschiedlichen Zielsetzungen erhoben und<br />

analysiert. Hierbei werden - wie bei der Betrachtung der Stellensituation<br />

– bestimmte Kennzahlen innerhalb der Zeitreihe zunächst intern gebildet<br />

und analysiert. Für einzelne Kennzahlen werden anschließend interkommunale<br />

Vergleiche gezogen und bewertet, insbesondere die KIWI-<br />

Kennzahl "Personalausgaben je Einwohner".<br />

Vergleich Ansätze und Rechnungsergebnisse<br />

Mit einer direkten Gegenüberstellung der Ansätze und Rechnungsergebnisse<br />

bei den Personalausgaben soll das Planungsverhalten der Kommune<br />

analysiert werden.<br />

Die folgenden Darstellungen und Analysen der Personalausgabenentwicklung<br />

erfolgt dabei einschließlich der Personalkosten der SBM.<br />

Entwicklung der Personalausgaben (einschließlich Gruppierung 40 u. 416)<br />

- Ansatz und Rechnungsergebnis -<br />

Jahr<br />

2000<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

2004<br />

Personalausgaben<br />

(Ansatz) in Tsd. €<br />

Personalausgaben<br />

(RE) in Tsd. €<br />

59.605 59.116<br />

60.104 60.929<br />

58.832 60.234<br />

58.920 61.429<br />

Abweichung vom<br />

Ansatz in Prozent<br />

- 0,8<br />

+ 1,4<br />

+ 2,4<br />

+ 4,3<br />

65.639 54.164*<br />

* ohne Rechnungsergebnis SBM (lag zum Prüfzeitpunkt noch nicht vor)<br />

172<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Personalausgabenentwicklung<br />

(Vergleich Ansatz/Rechnungsergebnis)<br />

65<br />

----- Mio. Euro -----<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Gesamtverwaltung (Ansatz)<br />

Gesamtverwaltung (RE)<br />

Tabelle und Grafik zeigen, dass – mit Ausnahme des Jahres 2000 – die<br />

Rechnungsergebnisse insgesamt über den jeweiligen Haushaltsansätzen<br />

lagen. Differenzierend ist auch festzustellen, dass die SBM in ihren ersten<br />

beiden Geschäftsjahren 2002 und 2003 ihre Planzahlen in diesem<br />

Bereich eingehalten und mit sechs bzw. 1,8 Prozent teilweise deutlich<br />

unterschritten haben. Im Jahre 2004 konnte im Bereich der Kernverwaltung<br />

der Ansatz wiederum – wie im Jahre 2000 – um 0,8 Prozent unterschritten<br />

werden.<br />

Die zur Ansatzbildung benötigten Bestimmungsgrößen sind von den<br />

Kommunen zum maßgeblichen Zeitpunkt schwierig einzuschätzen. Insbesondere<br />

die tariflichen Steigerungsraten sind trotz der einschlägigen<br />

Empfehlungen nicht exakt kalkulierbar, da sie – neben der tatsächlich<br />

vereinbarten linearen Erhöhung - sich häufig für bestimmte Berufsgruppen<br />

erst mit zeitlicher Verzögerung haushaltsmäßig auswirken. Weiterhin<br />

sind bestimmte Änderungen in der Aufgabenerledigung und damit in<br />

der Personalbemessung, die sich aus gesetzlichen oder organisatorischen<br />

Veränderungen ergeben können (z.B. Hartz IV), die von den<br />

Kommunen aber nicht beeinflussbar sind, nur schwer prognostizierbar.<br />

Angesichts der gesamthaushaltswirtschaftlichen Lage der Stadt <strong>Moers</strong><br />

sind die Ansatzüberschreitungen im Haushalt bzw. Kernhaushalt in den<br />

Jahren 2001 bis 2003 in dieser Höhe als besonders problematisch zu<br />

bewerten. Denn sie deuten doch auf eine zunehmende Planungsungenauigkeit<br />

hin und widersprechen den Grundsätzen nach Haushaltswahrheit<br />

und -Klarheit in der Haushaltswirtschaft.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 173


Personal und Organisation<br />

Feststellung<br />

Unter den genannten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen<br />

sind die Ansatzabweichungen im Personaletat der Stadt <strong>Moers</strong> in<br />

diesen Größenordnungen für die Jahre 2001 bis 2003 als nicht realistisch<br />

einzustufen.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte angesichts ihrer äußerst schwierigen Haushaltssituation<br />

versuchen, ihr Planungsverhalten zu verbessern<br />

und den in 2004 begonnenen Trend zur Ansatzunterschreitung<br />

fortsetzen.<br />

Veränderung der Personalausgaben gegenüber dem<br />

Vorjahr<br />

Der Veränderungsquote auf Basis der Rechnungsergebnisse kommt eine<br />

besondere Bedeutung in den kommunalen Haushalten zu. Sie beziffert<br />

die Entwicklung der Personalausgaben, die naturgemäß von einer Vie l-<br />

zahl von Einflussgrößen abhängt. Die Quote zeigt, ob die Kommune<br />

maßvolle Steigerungen entsprechend den jeweiligen Orientierungsdaten<br />

des Landes NRW erzielt hat. Weiterhin ist sie generell ein wichtiges Kriterium<br />

bei der Beurteilung der Frage, ob die Personalausgaben einen<br />

Beitrag zur Haushaltskonsolidierung leisten konnten.<br />

Veränderungsquote der Personalausgaben im Vergleich zum Vorjahr in Prozent<br />

(ohne Gruppierung 40 u. 416)<br />

Jahr<br />

Personalausgaben<br />

Gesamtverwaltung in €<br />

2000 56.918.545<br />

Veränderungs-Quote<br />

in Prozent<br />

2001 58.725.817 + 3,17<br />

2002 58.751.572 + 0,04<br />

2003 60.014.088 + 2,15<br />

174<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

----- Mio. Euro -----<br />

61<br />

60<br />

60<br />

59<br />

59<br />

58<br />

58<br />

57<br />

57<br />

56<br />

56<br />

55<br />

Entwicklung der Personalausgaben in € (RE)<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Gesamtverwaltung<br />

Die Steigerung der Personalausgaben auf der Grundlage des maßgebenden<br />

Orientierungsdatenerlasses des Innenministeriums NRW in Höhe<br />

von jährlich ein Prozent konnte nicht erreicht werden. Die Steigerung im<br />

Eckwertevergleich entspricht in etwa den im gleichen Zeitraum erfolgten<br />

gesetzlichen und tariflichen Steigerungen.<br />

Feststellung<br />

Die Steigerung der Personalausgaben entspricht im Wesentlichen<br />

der gesetzlichen und tariflichen Entwicklung. Im Betrachtungszeitraum<br />

konnte der Personaletat, zumindest soweit er im Samme l-<br />

nachweis bewirtschaftet wird, keinen Konsolidierungsbeitrag für<br />

den Gesamthaushalt leisten.<br />

Die Entwicklung im Bereich der Beschäftigungsentgelte (Grp. 416) hingegen<br />

konnte einen positiven Trend verzeichnen. Im Eckwertevergleich<br />

sind dort die Ausgaben um mehr als die Hälfte zurückgegangen, was ein<br />

Ausgabevolumen von ca. 600 Tsd. Euro ausmacht.<br />

Personalausgaben je Ist-Stelle<br />

Bei der Ermittlung der Kennzahl "Personalausgaben je Ist-Stelle" werden<br />

die durchschnittlichen Ausgaben aller Ist-Stellen einer Kommune unabhängig<br />

von der Art des Beschäftigungsverhältnisses ermittelt. Ziel dieser<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 175


Personal und Organisation<br />

Kennzahl ist es festzustellen, wie sich das Besoldungs- und Gehaltsniveau<br />

im Laufe der Jahre verändert hat und welche Bestimmungsgrößen<br />

hierfür maßgebend waren. Im interkommunalen Vergleich soll aufgezeigt<br />

werden, ob die durchschnittlichen Personalausgaben je Ist-Stelle<br />

als angemessen, zu hoch oder sehr niedrig zu beurteilen sind.<br />

Bei dieser Analyse haben wir wiederum die SBM mit in die Betrachtungen<br />

bzw. in die Personalausgaben und die Stellenzahlen eingerechnet.<br />

Die Personalausgaben je Ist-Stelle haben sich im internen Zeitverlauf in<br />

<strong>Moers</strong> wie folgt entwickelt:<br />

Personalausgaben in € je Ist–Stelle<br />

Jahr Personalausgaben in € Ist-Stellen<br />

Personalausgaben je<br />

Ist-Stelle<br />

2000 56.918.545 1.319 43.153<br />

2001 58.725.817 1.321 44.456<br />

2002 58.751.572 1.327 44.274<br />

2003 60.014.088 1.326 45.277<br />

Personalausgaben je Ist-Stelle<br />

45.000<br />

----- Euro -----<br />

44.500<br />

44.000<br />

43.500<br />

43.000<br />

42.500<br />

42.000<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Gesamtverwaltung<br />

Die Grafik verdeutlicht einen Anstieg der durchschnittlichen Ausgaben je<br />

Ist-Stelle bis 2003, der sich wiederum an der Steigerung der im gleichen<br />

Zeitraum erfolgten gesetzlichen und tariflichen Steigerungsraten orie n-<br />

tiert. Strukturelle Veränderung, z.B. in der qualitativen Stellenausstattung,<br />

lassen sich aus der Zeitreihenentwicklung zunächst nicht erke n-<br />

nen.<br />

176<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Wie bereits bei der Personalquote "Ist-Stellen je 1.000 Einwohner" erläutert,<br />

wird auch bei dieser Kennzahl eine Bereinigung der Personalausgaben<br />

durchgeführt, um eine verbesserte Vergleichbarkeit zu anderen<br />

Kommunen herzustellen. Dabei bleibt für die Stadt <strong>Moers</strong> ein Pers o-<br />

nalausgabenblock von 4.563.072 Euro (= 113,91 Vollzeitstellen) unberücksichtigt.<br />

Da die Durchschnittskosten in den SBM wesentlich geringer<br />

sind als in der Verwaltung, ist hier die isolierte Betrachtung wenig sinnvoll<br />

und von daher in diesem Vergleich enthalten.<br />

Personalausgaben je Ist-Stelle<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

44.918 54.671 49.202 45.749<br />

Personalausgaben je Ist-Stelle 2003<br />

----- Euro -----<br />

52.500<br />

50.000<br />

47.500<br />

45.000<br />

42.500<br />

40.000<br />

37.500<br />

35.000<br />

32.500<br />

30.000<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Mit 45.749 Euro je Ist-Stelle positioniert sich die Stadt <strong>Moers</strong> nur geringfügig<br />

über dem Minimalwert aller bisher von uns geprüften Kommunen<br />

in der Größenklasse "große kreisangehörige Kommunen".<br />

Wir sehen in diesem Ergebnis eine deutliche Bestätigung dafür, dass hier<br />

ein interkommunal sehr hoher Anteil von Stellen im mittleren und vor<br />

allem unteren Lohn- und Vergütungsniveau zu finden ist. Hier sind es<br />

insbesondere die 128 Stellen im Reinigungsdienst und die 125 Stellen im<br />

Bereich der Kindertagesstätten, die diese Quote maßgeblich minimieren.<br />

Hinzukommen kommen allein im Lohnbereich nochmals ca. 250 Stellen<br />

in Kernverwaltung und SBM, so dass das Ergebnis des Durchschnittswerts<br />

für <strong>Moers</strong> insoweit erklärbar ist. Weitergehende Rückschlüsse,<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 177


Personal und Organisation<br />

etwa auf das qualitative Stellenniveau, lässt die Vergleichsquote bei der<br />

vorhandenen Stellenstruktur nicht zu.<br />

Personalausgaben je Einwohner (KIWI-Kennzahl)<br />

Die zweite KIWI-Kennzahl wird in der Relation von Personalausgaben zu<br />

Einwohnern gebildet. Die Kennzahl spiegelt das Ausgabenniveau und<br />

indirekt auch den Grad der Aufgabenerledigung wider. In der zeitlichen<br />

Entwicklung innerhalb der Kommune wird untersucht, wie viel die Kommune<br />

für jeden Einwohner aufbringen muss, um ihre Dienstleistungen<br />

für die Bürgerinnen und Bürger zu erbringen und ob sich die Ko mmune<br />

z.B. der Bevölkerungsentwic klung anpasst.<br />

Ziel einer Kommune sollte es in diesem Zusammenhang sein, ihre Ausgaben<br />

je Einwohner möglichst konstant zu halten bzw. zu senken, wenn<br />

sich aus der Vergleichsbetrachtung ein unmittelbarer Handlungsbedarf<br />

ergibt.<br />

Wie bei den übrigen Kennzahlen zu den Personalausgaben haben wir<br />

auch hier die SBM nicht separat dargestellt. Im interkommunalen Vergleich<br />

werden die SBM teilweise einbezogen, soweit die Kosten nicht zu<br />

den Bereichen gehören, die wir im interkommunalen Vergleich generell<br />

unberücksichtigt lassen.<br />

Die Personalausgaben je Einwohner haben sich im internen Zeitverlauf<br />

in <strong>Moers</strong> wie folgt entwickelt.<br />

Personalausgaben in € je Einwohner<br />

Jahr<br />

Personalausgaben<br />

Einwohner laut LDS Personalausgaben<br />

zum 31.12. in € je Einwohner<br />

2000 56.918.545 107.062 532<br />

2001 58.725.817 107.421 547<br />

2002 58.751.572 108.019 544<br />

2003 60.014.088 107.903 556<br />

178<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Personalausgaben je Einwohner<br />

555<br />

---- Euro ----<br />

550<br />

545<br />

540<br />

535<br />

530<br />

525<br />

520<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Der zeitliche Verlauf der Kennzahl entspricht weitestgehend den Entwic<br />

klungen bei den Personalausgaben je Ist-Stelle und der Personalausgaben<br />

generell. Die Stellenzahlen bleiben – wie bereits dargestellt – im<br />

Betrachtungszeitraum konstant, so dass auch die im gleichen Zeitraum<br />

nur leicht gestiegene Einwohnerzahl die Kennzahlen nicht signifikant<br />

beeinflussen konnten. Deutlich wird jedoch auch, dass die Zielsetzung<br />

einer Ausgabenkonstanz im Verhältnis zur Einwohnerzahl trotz keiner<br />

nennenswerten Änderungen im Aufgabenspektrum bzw. in deren Intensität<br />

nicht erreicht werden konnte.<br />

Ob die Personalausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> für ihre Dienstleistungen in<br />

Relation zu den Einwohnern relativ hoch sind, soll der folgende interkommunale<br />

Vergleich zeigen.<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Wie schon bei den Kennzahlen "Ist-Stellen je 1.000 Einwohner" und<br />

"Personalausgaben je Ist-Stellen", werden zunächst wiederum die strukturellen<br />

Bereinigungen für den interkommunalen Vergleich durchgeführt.<br />

Danach ergeben sich folgende Werte:<br />

Personalausgaben je Einwohner 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

353 514 432 514<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 179


Personal und Organisation<br />

Personalausgabe je Einwohner 2003<br />

500<br />

----- Euro -----<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Gegenüberstellung zeigt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> mit 514 Euro Pers o-<br />

nalausgaben je Einwohner den Höchstwert aller bisher von uns geprüften<br />

Kommunen dieser Größenklasse erreicht.<br />

Der hier erzielte Höchstwert ist die zwangsläufige Folge des Maxima l-<br />

wertes bei der Personalquote, daran können auch die niedrigen Durc h-<br />

schnittsausgaben je Ist-Stelle nichts ändern.<br />

Wir haben auch bei den Personalausgaben in Relation zu den Einwohnern<br />

nochmals einen speziellen interkommunalen Vergleich der 10<br />

Kommunen ab 78 Tsd. Einwohner durchgeführt, um zu untersuchen, ob<br />

die alleinige Bezugsgröße der Einwohnerzahl zu ke iner Verzerrung der<br />

bisherigen Ergebnisse führt.<br />

Personalausgaben je Einwohner 2003<br />

für Kommunen zwischen 78 bis 141 Tsd. Einwohner<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

387 514 442 514<br />

180<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Personalausgaben je Einwohner 2003<br />

500<br />

----- Euro -----<br />

400<br />

300<br />

200<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Auch dieser differenzierte Vergleich zeigt deutlich, dass die Bezugsgröße<br />

der Einwohner zu keiner Verzerrung der Ergebnisse bzw. Tendenzen<br />

führt. Der Abstand zum Mittelwert hat sich für die Stadt <strong>Moers</strong> nur geringfügig<br />

um 10 Euro verringert, der zur zweithöchsten Quote ist mit 37<br />

Euro unverändert und der deutliche Abstand somit bestehen geblieben.<br />

Wir haben nachfolgend versucht, aus einem Personalausgabenvergleich<br />

einzelner Abschnitte bzw. Unterabschnitte mögliche Indikatoren zu finden,<br />

die auf ein signifikant hohes Ausgabevolumen in Relation zu den<br />

Einwohnern im interkommunalen Vergleich hinweisen. Die Ursache für<br />

höhere Personalausgaben in diesem speziellen Vergleich können sowohl<br />

die Stellenzahl als auch das Stellenniveau sein. Bei diesem Verfahren<br />

sind gewisse Ungenauigkeiten bei der Zuordnung der Personalausgaben<br />

auf die Unterabschnitte in den Vergleichskommunen (17 Kommunen<br />

über 60 Tsd. Einwohner) sicherlich nicht auszuschließen. Auch buchungstechnische<br />

Besonderheiten sind im Einzelfall nicht direkt erkennbar.<br />

Um unsere Aussagen belastbarer zu machen, haben wir parallel zu<br />

den Personalausgaben auch noch die uns vorliegenden Stellenanteile<br />

von zwei Vergleichskommunen über 100 Tsd. Einwohner einbezogen.<br />

Da wir jedoch die Ergebnisse dieses Vergleichs zunächst als Indizien<br />

verstehen, die einen Hinweis auf mögliche Einsparpotenziale bzw. Handlungsfelder<br />

in einzelnen Organisationseinheiten geben sollen, können die<br />

zuvor beschriebenen Ungenauigkeiten durchaus hingenommen werden.<br />

Wir haben aus unserer bisherigen Vergleichsarbeit erkennen können,<br />

dass bei einer derartigen Anzahl von Vergleichskommunen eine durc h-<br />

aus valide Datenlage gegeben ist, soweit es sich um Organisationsein-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 181


Personal und Organisation<br />

heiten handelt, die üblicherweise in den Kommunen zumindest strukt u-<br />

rell ähnlich ausgebildet sind.<br />

Die nachfolgenden Organisationseinheiten in der Stadt <strong>Moers</strong> liegen mit<br />

ihren Personalausgaben in Relation zu den Einwohnern im Jahre 2003<br />

über dem Mittelwert, z.T. deutlich darüber. Dies sind im Einzelnen die<br />

Kämmerei (030), die Liegenschaftsverwaltung (035), die Kulturverwaltung<br />

(300), öffentliche Büchereien (352), der Hochbau (601), die Vermessung<br />

(612) und die Bauordnung (613). Folgende Bereiche weisen<br />

die jeweilige Höchstquote bei den Personalausgaben zu den Einwohnern<br />

aus: die Musikschule (333), die Sportförderung (55) und die öffentlichen<br />

Bäder (57). Weitere Bereiche, in denen die Stadt <strong>Moers</strong> hohe oder<br />

höchste Werte aufweist, haben wir zunächst nicht in den Focus genommen,<br />

da die Art (z.B. Anteil der Leistungserstellung durch Private) und<br />

der Umfang der Aufgabenerledigung (Zahl der Einrichtungen) in den<br />

jeweiligen Kommunen zu stark variiert.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte diese Hinweise aus dem Personalausgabenvergleich<br />

auf die Unterabschnitte bezogen zum Anlass nehmen,<br />

insbesondere diese Bereiche bezüglich möglicher Verbesserungen<br />

in den Arbeitsprozessen dezidiert zu untersuchen und<br />

hierauf basierend eine modifizierte Stellenbemessung vornehmen.<br />

Wie bereits bei der Personalquote und den Durchschnittsausgaben je<br />

Ist-Stelle angesprochen, können auch die Personalausgaben in Relation<br />

zu den Einwohnern in <strong>Moers</strong> vordringlich nur über eine Absenkung des<br />

quantitativen Stellenniveaus sowie den Abbau städtischer Dienstleistungen<br />

bzw. Ausgliederungen auf Dauer und spürbar gesenkt werden. Kumulierend<br />

tritt ein Optimierungsbedarf in der derzeitigen Aufbau- und<br />

Ablauforganisation hinzu sowie die fehlende strategische Gesamtsteuerung.<br />

Wir möchten an dieser Stelle aber auch auf eine mögliche Wechselwirkung<br />

zwischen höheren Personalausgaben in einzelnen Organisationseinheiten<br />

zu den hierdurch erreichten operativen Zielen bzw. zu einem<br />

bestehenden Zustand in bestimmten Aufgabenfeldern städtischer<br />

Dienstleistungen hinweisen. Die gleiche Wechselwirkung zeigt sich natürlich<br />

entsprechend bei der Personalquote, also der Stellenanteile die<br />

für die betreffenden Aufgaben und Dienstleistungen eingesetzt werden.<br />

Ohne einen unmittelbaren Zusammenhang nachweisen zu können, ist<br />

doch auffallend, dass Personalmehrausgaben beispielsweise im Jugend-<br />

182<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

bereich durchgängig guten Kennzahlen in diesem Bereich gegenüberstehen.<br />

Diese Entwicklung kann als Indiz für einen bewussten Mehreinsatz<br />

an personellen Ressourcen in diesen Bereichen sein. Auch diese Zusammenhänge<br />

sind bei zukünftigen Stelleneinsparungen und Abbau<br />

städtischer Dienstleistungen insgesamt zu einem gewissen Maß mit in<br />

den Blick und die Überlegungen einzubeziehen.<br />

Wir halten noch zwei weitere Gründe für die hohen Personalausgaben –<br />

hier in Relation zu den Einwohnern – für möglich.<br />

Zum einen kann dies durch eine verstärkte Inanspruchnahme bzw. Gewährung<br />

von Altersteilzeit sein, wenn die hierdurch freiwerdenden Stellen<br />

auch nur teilweise wiederbesetzt werden.<br />

Obgleich die Zahl der Fälle in den letzten Jahren zugenommen hat, umfasst<br />

ihr Anteil aktuell nur ca. drei Prozent aller Beschäftigten. Damit<br />

liegt die Quote unterhalb dessen, was wir in den bisher geprüften Kommunen<br />

durchschnittlich feststellen konnten.<br />

Das Instrument der Altersteilzeit für alle drei Berufsgruppen kann generell<br />

für den Personaletat dann erhebliche jährliche Zusatzausgaben verursachen,<br />

wenn die betreffenden Stelleninhaber von der Arbeitsphase in<br />

die anschließende Freistellungsphase wechseln (Blockmodell) und die<br />

jeweilige Stelle wieder neu besetzt wird bzw. werden muss. Ob dies im<br />

Einzelfall notwendig ist, sollte daher regelmäßig zum Anlass genommen<br />

werden, den Stelleninhalt und die Stellenwertigkeit einer Überprüfung zu<br />

unterziehen.<br />

Die Altersteilzeit in ihrer bisherigen Rechtsform führt automatisch zu<br />

Mehrausgaben, da - über den gesamten Zeitraum ihrer Gewährung gesehen<br />

– 50 Prozent der Arbeitsleistung entfallen, jedoch ca. 83 Prozent<br />

des Nettoverdienstes durchgehend gezahlt werden. Nur wenn es gelingt,<br />

die jeweilige Stelle gänzlich einzusparen (Beamtenbereich) oder zumindest<br />

deutlich niedriger zu bewerten, wird zukünftig eine echte Personalausgabeneinsparung<br />

erreicht.<br />

Auch ein personeller Ersatz bei unveränderter Besoldungsgruppe durch<br />

einen Beamten mit einer wesentlich niedrigeren Besoldungsgruppe und<br />

mit entsprechend niedrigeren Personalausgaben wird sich in der Praxis<br />

nur schwer realisieren lassen. Vielmehr wird erst durch eine "Kette" von<br />

Umsetzungsmaßnahmen die durch Altersteilzeit frei werdende und weiterhin<br />

notwendige Stelle wieder neu besetzt. Im Ergebnis würden die<br />

"Zusatzkosten" für die Gewährung von Altersteilzeit bei gleichzeitigem<br />

Ersatz durch jüngere Nachwuchskräfte auf die zukünftigen Jahre hin<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 183


Personal und Organisation<br />

zunächst nur abgemildert. Eine vollständige Kompensation findet aber<br />

erst in noch größeren Zeiträumen statt.<br />

Die genauen finanziellen Mehrbelastungen durch die Gewährung von<br />

Altersteilzeit lassen sich durch die jeweils sehr unterschiedlichen Besoldungs-,<br />

Vergütungs- und Lohngruppen der Betroffenen nicht global berechnen.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erstellt daher für jeden konkreten Einzelfall<br />

eine Modellrechnung, in der sie den Zeitpunkt festlegt, ab wann die frei<br />

werdende Stelle kostenneutral wieder besetzt werden kann. Wir haben<br />

diese Berechnung bewusst nicht auf ihre rechnerische Richtigkeit überprüft.<br />

Erfahrungen und Ergebnisse in nahezu allen von uns geprüften<br />

Kommunen zeigen jedoch, dass jede Wiederbesetzung dieser Stellen<br />

mehr oder weniger hohe Zusatzausgaben bedeuten.<br />

Wir halten den Umgang mit dem Instrument der Altersteilzeit in <strong>Moers</strong><br />

jedoch aus einem anderen Grund für bedenklich. In der momentanen<br />

Haushaltssituation und angesichts der höchsten Personalquote in <strong>Moers</strong><br />

sollte dieses personalwirtschaftliche Instrument primär zum Stellenabbau<br />

eingesetzt werden und nicht – wie momentan praktiziert – den Bediensteten<br />

einen möglichst schonenden Ausstieg aus dem Berufsleben<br />

ermöglichen. Die momentane Praxis einer möglichst umgehenden Neuoder<br />

Nachbesetzung der frei werdenden Stellen halten wir für einen<br />

strategisch falschen Ansatz.<br />

Feststellung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> setzt das Instrument der Altersteilzeit im Vergleich<br />

zu anderen Kommunen eher zurückhaltend ein. Gleichwohl<br />

werden die betroffenen Stellen möglichst zeitnah wiederbesetzt,<br />

so dass die Möglichkeiten zur Stellen- und damit zur Personalausgabeneinsparung<br />

nicht oder zumindest nur unzureichend genutzt<br />

werden.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die Gewährung von Altersteilzeit sowohl im<br />

Angestellten- als auch im Beamtenbereich primär zum Stellenabbau<br />

nutzen und dabei auch die Möglichkeiten einer qualitativen<br />

Absenkung von einzelnen Stellenwerten ausschöpfen.<br />

Ein weiterer Grund für möglicherweise höhere Personalausgaben, näm-<br />

184<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

lich ein höheres Durchschnittsalter der Beschäftigten, ist bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> nicht gegeben. Mit 44,5 Jahren liegt das Durc hschnittsalter nur<br />

0,9 Jahre über dem derzeitigen interkommunalen Durchschnitt von 43,6<br />

Jahren, so dass im Vergleich keine wesentlich höheren altersbedingten<br />

Lohn-, Vergütungs- und Gehaltsbestandteile in <strong>Moers</strong> zu leisten sind.<br />

KIWI-Bewertung "Personalausgaben je Einwohner"<br />

Wie bei der KIWI- Kennzahl "Stellen je 1.000 Einwohner" (Personalquote)<br />

bildet die Stadt <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleich auch bei den<br />

"Personalausgaben je Einwohner" mit 37 Euro Abstand zur nächsten<br />

Kommune zurzeit den Höchstwert in der Größenklasse der "großen<br />

kreisangehörigen Gemeinden" ab. Durch ihr breites Spektrum freiwilliger<br />

Aufgaben und Dienstleistungen und einem höheren quantitativen Stellenniveau<br />

wird diese Höchstquote folgerichtig erreicht. Auch bei dieser<br />

KIWI-Kennzahl ist die bestehende Haushaltssituation eine der wesentlichen<br />

Rahmenbedingungen, die den dringenden und - angesichts der<br />

Höhe der Personalausgaben - offensichtlichen Handlungsbedarf zur massiven<br />

Senkung der Personalausgaben erfordert. Hierzu sind die bisherigen<br />

und zurzeit geplanten Maßnahmen im Rahmen des HSK-Entwurfs<br />

<strong>2005</strong> – 2009 nicht ausre ichend.<br />

Die Handlungsmöglichkeiten ergeben sich unmittelbar aus unseren<br />

Empfehlungen zur Stellensituation und zu den Personalausgaben je Einwohner.<br />

Hierbei wurden von uns innerhalb der Kennzahlendiskussion<br />

konkrete Bereiche benannt, in denen deutliche Indizien einen zu hohen<br />

Stellenanteil und/oder ein zu hohes Personalausgabevolumen belegen,<br />

so dass wir insofern auf diese Ausführungen verweisen.<br />

KIWI Bewertung<br />

Für den angesichts der Haushaltssituation dringenden und offensichtlichen<br />

Handlungsbedarf sind zahlreiche Handlungsmöglichke i-<br />

ten gegeben, die den momentan bestehenden Ist-Zustand deutlich<br />

verbessern können und sollten. Daher vergeben wir die KIWI-<br />

Bewertung 1.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 185


Personal und Organisation<br />

Fazit<br />

Das Planungsverhalten bei den Personalausgaben ist bezüglich der<br />

Über- und Unterschreitungen der Haushaltsansätze erst im Jahre<br />

2004 wieder realistisch geworden, nachdem in den beiden vorangegangenen<br />

Haushaltsjahren die Ansätze deutlich überschritten<br />

wurden.<br />

In der zeitlichen Ausgabenentwicklung der Personalausgaben<br />

spiegeln sich im Wesentlichen die gesetzlichen und tariflichen<br />

Steigerungen wider.<br />

Die höchste Personalquote je 1.000 Einwohner, bedingt durch ein<br />

z.T. sehr hohes quantitatives Stellenniveau und einen höheren Anteil<br />

freiwilliger Leistungen, führt in der Stadt <strong>Moers</strong> zur höchsten<br />

Personalausgabenquote je Einwohner.<br />

Der bisherige Entwurf des HSK für die Jahre <strong>2005</strong> – 2009 weist<br />

keine konkreten Maßnahmen aus, mit denen die Konsolidierungsbeiträge<br />

erreicht werden sollen, um die Personalausgaben im Verhältnis<br />

zu den Einwohnern auf ein vertretbares Maß zu reduzieren.<br />

Hier dürften vielmehr erst durch weitere und einschneidende Maßnahmen<br />

in Form von Dienstleistungsabbau, Reorganisation und<br />

veränderter Personalbemessung grundlegende Verbesserungen<br />

der Gesamtlage und der Kennzahl zu erwarten sein.<br />

Informationstechnik<br />

IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />

Für den IT-Bereich wurden zunächst bestimmte Leistungsdaten erfasst,<br />

die unter Berücksichtigung der Ausgaben ein wichtiges Merkmal für die<br />

Effizienz der IT-Dienstleistungen darstellen. In Zusammenhang mit dem<br />

Leistungsspektrum innerhalb der Kommune kann beurteilt werden, ob<br />

höhere durchschnittliche Ausgaben auch durch ein entsprechend umfangreicheres<br />

Leistungsspektrum verursacht werden.<br />

Die Entwicklung der IT-Ausgaben im internen Zeitverlauf bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> ergibt sich aus der nachfolgenden Tabelle.<br />

186<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

IT-Ausgaben in €<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Hard- und Softwareausgaben<br />

417.655 188.590 204.809 120.079 355.383<br />

Datenverarbeitungszentrale<br />

717.753 815.839 864.737 844.283 800.646<br />

Personalausgaben<br />

(Durchschnittskosten 377.450 394.950 394.950 411.527 411.527<br />

nach KGST)<br />

Gesamtausgaben 1.512.858 1.399.379 1.464.496 1.375.889 1.567.556<br />

Zahl der Bildschirmarbeitsplätze<br />

600* 620* 640* 662 680<br />

IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />

2.521 2.257 2.288 2.078 2.305<br />

* Werte geschätzt<br />

Bezogen auf die jeweilige Zahl der Bildschirmarbeitsplätze stellt sich die<br />

Entwicklung der IT-Ausgaben im Zeitverlauf wie folgt dar.<br />

IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz<br />

3.000<br />

2.500<br />

----- Euro -----<br />

2.000<br />

1.500<br />

1.000<br />

500<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Im internen Zeitvergleich haben sich die IT-Ausgaben bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> zunächst zwischen 2000 und 2003 leicht fallend dargestellt, erst<br />

in 2004 ist das gestiegene Investitionsvolumen erkennbar.<br />

Die Schwankungen der durchschnittlichen IT-Ausgaben hängen u. a. mit<br />

den generell nicht gleichförmig durchzuführenden Investitionen im Hardund<br />

Softwarebereich zusammen. Diese Entwic klung ist durchaus normal,<br />

da bei Neu- und Ersatzbeschaffungen von Hardwarekomponenten unterschiedliche<br />

Nutzungszeiten zugrunde liegen. Der Umfang der Beschaffungen<br />

hängt zudem vom jeweiligen Haushaltsbudget ab. Da sich die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> seit 1995 im HSK und seit 2003 im Nothaushalt befindet,<br />

sind die sich hieraus ergebenden Restriktionen deutlich sichtbar.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 187


Personal und Organisation<br />

Der Ausstattungsgrad der Bildschirmarbeitsplätze ist im Betrachtungszeitraum<br />

nochmals leicht auf aktuell 680 Plätze gestiegen. Der Bildschirmausstattungsgrad<br />

ist nunmehr so hoch, dass nahezu alle Arbeitsplätze<br />

in der Verwaltung, für die eine Bildschirmausstattung möglich und<br />

sinnvoll erscheint, auch über eine solche verfügen. Insofern wird sich die<br />

Hardwarebeschaffung zukünftig in erster Linie in Form von Ersatzbeschaffungen<br />

vollziehen. Die jährlichen Softwarekosten für neue Produkte<br />

und Updates hängen u. a. auch von den Möglichkeiten ihrer organisatorischen<br />

Implementierung in die Arbeitsprozesse ab und sind insofern<br />

ebenfalls jährlich schwankend. Dabei ist die Stadt <strong>Moers</strong> naturgemäß<br />

auch von den Kapazitäten und Vorgaben des Kommunalen Rechenzentrums<br />

Niederrhein (KRZN) abhängig.<br />

Eine genauere "Standortbestimmung" der Stadt <strong>Moers</strong> bei den IT-<br />

Ausgaben soll daher der folgende interkommunale Vergleich ermöglichen.<br />

Bei dieser Kennzahl ist zu berücksichtigen, dass wir wegen der<br />

zuvor beschriebenen Schwankungen in der Ausgabenentwicklung der IT-<br />

Bereiche die gesamten Hard- und Softwareausgaben, die Umlage an das<br />

KRZN sowie die Personalausgaben im Zeitraum 2000 bis 2003 gemittelt<br />

haben. Ferner wurden für die Personalausgaben KGST-Durchschnittskosten<br />

der entsprechenden Besoldungs- und Vergütungsgruppe angesetzt<br />

. Insofern besteht hier eine Ausnahme von der generellen interkommunalen<br />

Vergleichsbetrachtung auf Basis der Rechnungsergebnisse<br />

für das Jahr 2003.<br />

IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz in €<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

1.333 5.010 3.061 2.172<br />

188<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz 2003<br />

5.000<br />

4.000<br />

----- Euro -----<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Bei der Kennzahl "IT-Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz" tendiert die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> deutlich mit ca. 900 Euro unter dem Mittelwert aller bisher<br />

von uns geprüften Kommunen.<br />

Über die Qualität der Dienstleistungen in der Datenverarbeitung können<br />

wir im Rahmen der Überörtlichen Prüfung keine tiefer gehenden Analysen<br />

durchführen. Unsere bisherigen Erhebungen haben aber eindeutig<br />

gezeigt, dass Verwaltungen, die einer Datenverarbeitungszentrale angeschlossen<br />

sind, regelmäßig deutlich über dem Mittelwert tendierten. Für<br />

die hier gegenteilige Positionierung der Stadt <strong>Moers</strong> sehen wir insbesondere<br />

folgende Gründe als ausschlaggebend an:<br />

• geringe Investitionen in Hard- und Softwareausstattung bedingt<br />

durch haushaltsmäßige Restriktionen<br />

• zurückhaltende Investitionen insbesondere in moderne Netzwerktopologien<br />

bedingt durch die noch nicht entschiedenen Fragen in<br />

Zusammenhang mit der Sanierung bzw. einem Neubau von Verwaltungsgebäuden<br />

• kostengünstige Hard- und Softwarebeschaffung (einmalige Mietzahlung<br />

an das KZN) bei gleichzeitig längeren Nutzungsintervallen<br />

Das Leistungsspektrum im IT-Bereich, was Vielfalt sowie Anzahl der<br />

Fachanwendungen und der technischen Dienstleistungen angeht, wird<br />

von uns als durchschnittlich und interkommunal üblich eingeschätzt.<br />

Diese Einschätzung wird von den Beteiligten vor Ort geteilt, wobei die<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 189


Personal und Organisation<br />

Verantwortlichen sich der Tatsache bewusst sind, dass der Einsatz neuer<br />

Programme und modernerer IT-Infrastruktur sowohl in den Fachanwendungen<br />

als auch z.B. im Bereich des E-Government weitere positive<br />

Synergieeffekte bei den Arbeitsabläufen und den Personalstrukt ure n in<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> haben dürfte.<br />

Die zurzeit zur Verfügung gestellten Haushaltsmittel reichen lediglich<br />

dazu aus, die vorhandenen Systeme zu pflegen bzw. zu erhalten und<br />

Ersatzbeschaffungen durchzuführen. Keinesfalls können hiermit grundlegende<br />

und strategisch neue Datentechniken und Verfahren realisiert<br />

werden. Zusätzlich zu den entsprechenden Haushaushaltsmitteln wird es<br />

zukünftig aber auch notwendig sein, ein vom Verwaltungsvorstand beschlossenes<br />

IT-Entwicklungskonzept zu besitzen, das Planungssicherheit,<br />

Ressourceneinsatz und Priorisierungen klar vorgibt.<br />

Im Hinblick auf die in diesem <strong>Bericht</strong> im Bereich Stellenausstattung<br />

(Personalquote) und Personalausgaben aufgezeigten dringenden Notwendigkeiten<br />

zur Reorganisation und zur Verbesserung der Aufbau- und<br />

Ablauforganisation sehen wir die Datenverarbeitung als einen der<br />

Schlüsselbereiche dieses Umgestaltungsprozesses an. Insofern ist die<br />

Notwendigkeit eines strategischen IT-Entwicklungskonzept für die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> dringend geboten. Auch in diesem Punkt ist die bereits angesprochene<br />

fehlende strategische Gesamtsteuerung deutlich erkennbar.<br />

Empfehlung<br />

Der notwendige Umstrukturierungsprozess in der Stadt <strong>Moers</strong><br />

sollte maßgeblich durch den IT-Bereich mitgestaltet und mitgetragen<br />

werden. Hierzu sollten klare strategische Zielvorgaben seitens<br />

des Verwaltungsvorstands definiert und deren Erreichung regelmäßig<br />

und zeitnah überprüft werden. Mit der Entscheidung<br />

über Rathausneubau und/oder Sanierung sollte daher das IT-<br />

Konzept höchste Priorität bekommen.<br />

Die tragende Rolle im Umgestaltungsprozess wird der IT-Bereich alle r-<br />

dings mit den bisherigen finanziellen und ggf. auch personellen Ressourcen<br />

nicht bewerkstelligen können. Im Sinne von Effizienzsteigerung in<br />

der Gesamtverwaltung und angesichts notwendiger Anfangsinvestitionen<br />

ist ein verstärkter finanzieller Beitrag – insbesondere angesichts der<br />

guten interkommunalen Positionierung – sicherlich zu rechtfertigen und<br />

insofern auch zu empfehlen.<br />

190<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte bestrebt sein, sowohl die Qualität als auch<br />

den Umfang ihrer IT-Dienstleistungen zu steigern, soweit ein Effizienzgewinn<br />

die finanziellen Mehrausgaben mittel- bis langfristig<br />

rechtfertigt. Weitere Synergieeffekte und damit finanzielle Spie l-<br />

räume für den städtischen Haushalt könnten zukünftig durch den<br />

Ausbau der internetgestützten Dienstleistungsangebote für die<br />

Bürgerinnen und Bürger entstehen.<br />

Betreuungsquote für Bildschirmarbeitsplätze<br />

Eine weitere Kennzahl im IT-Bereich bildet die "Betreuungsquote". Sie<br />

sagt aus, wie viele Bildschirmarbeitsplätze eine Vollzeitstelle des IT-<br />

Bereichs betreut. Je niedriger diese Quote ausfällt, umso mehr Personal<br />

wird für diesen Bereich eingesetzt. Über die Qualität und den genauen<br />

Umfang der IT-Dienstleistungen, die jeweils in den einzelnen Ko mmunen<br />

erbracht werden, lässt diese Kennzahl allerdings keine unmittelbaren<br />

Rückschlüsse zu. Bei der Vergleichsbetrachtung haben wir den Mitarbeiter<br />

der Stadt <strong>Moers</strong>, der die PC und Netzwerke an den städtischen Schulen<br />

betreut (1 Vollzeitstelle), unberücksichtigt gelassen. Ebenfalls nicht<br />

mitgerechnet haben wir 0,5 Stellenanteile des IT-Bereichs, die mit Vertragsangelegenheiten<br />

und Supportleistungen in Zusamme nhang mit der<br />

Telekommunikation verbunden sind. Denn diese Tätigkeiten fallen üblicherweise<br />

in den Bereich der zentralen Beschaffung.<br />

Wie bereits angesprochen, lag die Anzahl der Bildschirmarbeitsplätze zu<br />

Beginn des Prüfungszeitraums bei geschätzt 600 Systemen, im Vergleichsjahr<br />

2003 bei 662.<br />

Zur Einschätzung der eigenen Quote und zur Beurteilung des personellen<br />

Aufwandes stellen wir die Betreuungsquote in den interkommunalen<br />

Vergleich.<br />

Betreuungsquote für Bildschirmarbeitsplätze<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

32 157 75 90<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 191


Personal und Organisation<br />

IT-Betreuungsquote<br />

----- Anzahl -----<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Auf der bisher vorliegenden Datenbasis für das Vergleichsjahr 2003 von<br />

15 Kommunen in der Größenklasse „große kreisangehörige Kommune“<br />

liegt die Stadt <strong>Moers</strong> um 15 Arbeitsplätze pro Mitarbeiter über dem aktuellen<br />

Mittelwert, d.h. sie setzt, gemessen an der Anzahl der Bildschirmarbeitsplätze,<br />

vergleichsweise weniger Personal ein als der Durc h-<br />

schnitt. Diese Aussage ist jedoch zu relativieren, da dies nur dann gilt,<br />

wenn das Leistungsspektrum der Vergleichskommunen auch annähernd<br />

identisch ist. Ein umfassender Qualitäts- und Leistungsvergleich konnte<br />

aber von uns in der bisherigen Prüftätigkeit noch nicht durchgeführt<br />

werden.<br />

Bezogen auf die Stadt <strong>Moers</strong> halten wir jedoch den etwas geringeren<br />

Personaleinsatz für gerechtfertigt, da Unterstützungsleistungen - wenn<br />

auch nur in geringerem Umfang – auch durch das Gebietsrechenzentrum<br />

geleistet wird bzw. werden kann. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass<br />

nur geringe Personalressourcen für eigene Schulungsleistungen bereit zu<br />

stellen sind, da diese in erster Linie durch externe Anbieter und das<br />

KRZN abdeckt werden.<br />

Im Bereich der Schulen ist interkommunal ein sehr starker Anstieg der<br />

PC-Plätze zu beobachten. Die zusätzlichen Dienstleistungen werden vie l-<br />

fach von den kommunalen IT-Bereichen erledigt, teilweise ist gesondertes<br />

Personal in den Schulen bzw. Schulverwaltungsämtern vorhanden.<br />

Auch in <strong>Moers</strong> ist seit längerem eine solche gesonderte Stelle eingeric h-<br />

tet worden. Angesicht möglicher weiterer Steigerungen der Zahl der<br />

Schüler-PC in den nächsten Jahren und der damit verbundenen zusätzlichen<br />

Dienstleistungen (technischer Support und Beschaffungswesen) für<br />

192<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

die Schulen, sollte die Verwaltung den Mehrbedarf eindeutig beziffern<br />

(Stellenbedarf) und die Schnittstellen zum schulischen Bereich klar definieren.<br />

Sowohl die Transparenz als auch letztlich die Sicherstellung des<br />

notwendigen Bedarfes bieten die Gewähr dafür, dass der bisherige Qualitätsstandard<br />

im IT-Bereich innerhalb der Verwaltung und den Schulen<br />

unverändert bzw. in dem zukünftig gewünschten Maße gehalten bzw.<br />

erreicht werden kann.<br />

Fazit<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt in der Informationstechnik über ein<br />

durchschnittliches Leistungsspektrum, das sich trotz des vorhandenen<br />

Anschlusses an das kommunale Gebietsrechenzentrum kostengünstig<br />

in Form der Ausgaben je Bildschirmarbeitsplatz darstellen<br />

lässt.<br />

Die anstehenden Restrukturierungsprozesse in der Verwaltung<br />

machen einen verstärkten, die Effizienz steigernden Einsatz des<br />

IT-Bereichs notwendig.<br />

Ratsarbeit<br />

Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner<br />

Zu den in der Hauptgruppe 4 abgebildeten Personalausgaben gehören<br />

auch die Aufwendungen für ehrenamtliche Tätigkeiten (Gruppierungsziffer<br />

40). Hierbei handelt es sich überwiegend um Aufwandsentschädigungen,<br />

die den Mitgliedern kommunaler Vertretungen und Ausschüsse<br />

nach den Bestimmungen der Entschädigungsverordnung (EntschVO)<br />

gewährt werden. Weitere direkte Ausgaben für die Selbstverwaltung<br />

entstehen der Kommune durch die in § 56 Abs. 3 GO NW getroffene<br />

Verpflichtung zur Fraktionsfinanzierung. Danach gewährt die Kommune<br />

den Fraktionen aus Haushaltsmitteln Zuwendungen zu den sächlichen<br />

und personellen Aufwendungen für die Geschäftsführung. Die Höhe der<br />

gewährten Zuwendung unterliegt dem autonomen und pflichtgemäßen<br />

Ermessen des Rates. Weitere indirekte Ausgaben in Form der geldwerten<br />

Leistungen z.B. für die Nutzung von Büro- und Sitzungsräumen, die<br />

als Pflichtanlage zum Haushaltsplan im Einzelnen aufgeführt sind, haben<br />

wir nicht in die Gesamtausgaben aufgenommen. Hier sind es die interkommunal<br />

sehr unterschiedlichen Gegebenheiten und z. T. auch Ge-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 193


Personal und Organisation<br />

wohnheiten, die die Vergleichskennzahl stark beeinflussen und daher die<br />

Aussagekraft u. U. stark verzerren würden.<br />

Durch die Bildung eines Quotienten aus der Summe der genannten Ausgabepositionen<br />

und der Einwohnerzahl lässt sich eine Kennzahl ermitteln,<br />

die die Ausgabenintensität der Selbstverwaltung in Abhängigkeit<br />

zur Einwohnerzahl abbildet.<br />

Für die Stadt <strong>Moers</strong> sind die Ausgabepositionen und Einwohnerzahlen<br />

aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich.<br />

Jahr<br />

Einwohner<br />

lt. LDS<br />

zum 31.12.<br />

Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner in €<br />

Zuwendungen<br />

für die<br />

Geschäftsführung<br />

Aufwandsentschädigungen<br />

Ausgaben für<br />

Ratsarbeit<br />

gesamt<br />

Ausgaben für<br />

Ratsarbeit je<br />

Einwohner<br />

2000 107.062 154.233 378.087 532.320 4,97<br />

2001 107.421 154.375 379.863 534.238 4,97<br />

2002 108.019 157.048 406.331 563.379 5,22<br />

2003 107.903 170.265 409.456 579.721 5,37<br />

2004 107.854 182.967 391.097 574.064 5,32<br />

Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner<br />

6,00<br />

5,50<br />

----- Euro -----<br />

5,00<br />

4,50<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Tabelle und Grafik der Ausgabenentwicklung in der Ratsarbeit bei der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> machen deutlich, dass sich die durchschnittlichen Aufwendungen<br />

pro Einwohner ab 2002 etwas stärker (ca. 5 Prozent) erhöht<br />

haben. Hauptursache hierfür ist die Änderung bzw. Anpassung der Aufwandsentschädigung<br />

in Zusammenhang mit der Euroumstellung zum<br />

01.01.2002.<br />

194<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Im interkommunalen Vergleich ergeben sich für die Ratsarbeit folgende<br />

Kennzahlen für Kommunen mit einer Einwohnerzahl zwischen 100 bis<br />

250 Tsd. (Staffelung nach dem Kommunalwahlgesetzes – KWahlG -):<br />

Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner in €<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

3,59 5,61 4,80 5,37<br />

Ausgaben der Ratsarbeit je Einwohner 2003<br />

5,50<br />

5,00<br />

----- Euro -----<br />

4,50<br />

4,00<br />

3,50<br />

3,00<br />

2,50<br />

2,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Kennzahl der Stadt <strong>Moers</strong> tendiert im interkommunalen Vergleich für<br />

das Jahr 2003 eher zum Maximalwert als zum Mittelwert der Vergleichskommunen.<br />

Nach § 3 Abs. 2 des KWahlG befindet sich die Stadt <strong>Moers</strong><br />

am unteren Ende der für sie maßgebenden Einwohnerstaffelung von 100<br />

bis 250 Tsd. Einwohnern. Dies bedeutet, dass bei gleichem Ausgabevolumen<br />

eine deutlich höhere Einwohnerzahl innerhalb dieser Staffelung<br />

zwangsläufig eine wesentlich bessere Quote entstehen lassen würde,<br />

ohne dass an der inhaltlichen Ausgestaltung der Ratsarbeit Veränderungen<br />

bzw. Abstriche vorzunehmen wären.<br />

Zu berücksichtigen ist bei diesem Vergleich jedoch die Tatsache, dass<br />

innerhalb dieser Einwohnerstaffelung erst 4 Kommunen von uns geprüft<br />

werden konnten. Gleichwohl könnte die Stadt <strong>Moers</strong> ihre Quote im interkommunalen<br />

Vergleich verbessern, in dem sie<br />

• die Zahl der Ratsmandate und<br />

• die Zahl der freiwilligen Ausschüsse reduziert.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 195


Personal und Organisation<br />

Die Ausschussstruktur in <strong>Moers</strong> stellt sich ähnlich wie der Verwaltungsaufbau<br />

insgesamt als feingliederig dar. Wir sehen insbesondere bei den<br />

bisher eingerichteten Ausschüssen für Beteiligungen, Bürgeranträge,<br />

Feuerwehr, Grundstücksangelegenheiten, Kultur, Schule, Sport und Personalangelegenheiten<br />

noch erhebliche Synergieeffekte in der Administration<br />

der Ausschussarbeit sowie Einsparungsmöglichkeiten bei den Entschädigungsleistungen.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung<br />

alle Möglichkeiten zur Ausgabenreduzierung ausnutzen und<br />

daher sowohl die Zahl der Ratsmandate als auch die Zahl der<br />

Ausschüsse senken.<br />

Dem Vorschlag des Bürgermeisters in 2004, die Zahl der Ausschüsse<br />

zunächst um einen zu reduzieren, ist der Rat mehrheitlich nicht gefolgt.<br />

Seit der letzten Kommunalwahl hat die Zahl der Fraktionen um zwei zugenommen<br />

und die Zahl der sachkundigen Bürger ist von bisher 56 auf<br />

85 gestiegen. Die Ausgaben für die Ratsarbeit werden somit noch erheblich<br />

zunehmen. Angesichts der momentanen und zukünftigen Haushaltslage<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> sollte dieser Entwicklung unbedingt entgegengewirkt<br />

werden. Die bisherigen Diskussionen und Ergebnisse zu diesem<br />

Thema lassen daher keinen bewussten Sparwillen erkennen.<br />

Fazit<br />

Durch die ungünstige Einwohnerschlüsselung nach dem KWahlG<br />

ist die Stadt <strong>Moers</strong> zunächst bei den Ausgaben in Relation zu den<br />

Einwohnern gegenüber einwohnerstärkeren Kommunen benachteiligt.<br />

Gleichwohl hat sie im Rahmen ihrer kommunalen Selbstverwaltung<br />

ihren Ermessenspielraum bisher noch nicht genutzt und weder<br />

die Anzahl der Ratsmandate noch die Anzahl der Ausschüsse<br />

auf das arbeitsökonomisch notwendige Maß freiwillig reduziert.<br />

Angesichts der Ergebnisse der letzten Kommunalwahl und der aktuellen<br />

und mittelfristigen Haushaltslage ist auch bei der Ratsarbeit<br />

noch ein Konsolidierungspotenzial vorhanden.<br />

196<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Personal und Organisation<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 197


Jugend<br />

Jugend<br />

Prüfungsinhalte<br />

Die Prüfung im Bereich Jugend bei der Stadt <strong>Moers</strong> erfolgte in den Teilbereichen:<br />

• Erzieherische Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) - Achtes<br />

Buch (VIII) – Kinder und Jugendhilfe<br />

• Leistungen nach dem Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder<br />

(GTK)<br />

• Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz (UVG)<br />

Vorbemerkung<br />

Prüfungsziel<br />

Ziel der überörtlichen Prüfung des Jugendamtes in der Stadt <strong>Moers</strong><br />

durch die <strong>GPA</strong> NRW war es, Organisationsstrukturen, Verfahrensabläufe<br />

sowie die Entwic klung der Ausgaben und Einnahmen und Fallzahlen in<br />

den Bereichen Erzieherische Hilfen, Tageseinrichtungen für Kinder und<br />

Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz (UVG) zu analysieren.<br />

Wenn möglich, sollten Anregungen zu Verbesserungen gegeben werden,<br />

um der Stadt <strong>Moers</strong> Einsparpotenziale erschließen zu kö nnen.<br />

Als Grundlage für die Kennzahlenermittlung und der darauf aufbauenden<br />

Analyse wurden standardisierte Datenerhebungen durchgeführt. Zu diesem<br />

Zweck wurden Gespräche und Befragungen mit dem Amtsle iter,<br />

dem stellvertretenden Amtsleiter, dem Jugendhilfeplaner, der Abteilungsleiterin<br />

eines Sozialraumteams und einigen Sachbearbeitern in<br />

standardisierter Form durchgeführt. Zur Strukturierung und um Daten<br />

für die Analyse zu gewinnen, wurden vorgegebene Gesprächs- und<br />

Erhebungsbögen genutzt.<br />

Die interkommunalen Kennzahlenvergleiche dieses <strong>Bericht</strong>steiles werden<br />

ausschließlich mit von uns geprüften Städten über 60.000 Einwohner<br />

vorgenommen.<br />

198<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

An Unterlagen standen neben den Haushaltsplänen und Jahresrechnungen<br />

die Abschlussberichte und Produktberichte der Controllingstelle, die<br />

Bedarfsplanung für die Tageseinrichtungen für Kinder und die Jugendhilfeplanung<br />

zur Verfügung.<br />

Organisation des Jugendamtes<br />

Das Jugendamt ist als eigenständige Verwaltungseinheit eingeric htet<br />

und dem Dezernat IV unterstellt. Die Aufbauorganisation besteht aus<br />

sieben Zuständigkeitsbereichen. Der Allgemeine Soziale Dienst (ASD)<br />

umfasst drei Sozialraumteams, zu denen jeweils die Wirtschaftliche Jugendhilfe<br />

(rechtliche Teams), die Betreuung der Tageseinrichtungen und<br />

die offenen Einrichtungen gehören. Die zentrale Steuerungsstelle<br />

schließt das Controlling und das Qualitätsmanagement, die zentrale Heranziehungsstelle,<br />

die Datenverarbeitung und weitere zentrale Dienste<br />

für das Jugendamt ein. Für die Tageseinrichtungen, die Jugendarbeit<br />

und die Hilfen zu Erziehung sind drei Produktberatungsstellen eingeric h-<br />

tet.<br />

Die Jugendhilfeplanung gehört zur Stabsstelle des Dezernates IV, die für<br />

weitere Sozialentwicklungsplanungen (z. B. Schulentwicklung) zuständig<br />

ist.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat keine Aufgaben der öffentlichen Jugendhilfe auf<br />

freie Träger der Jugendhilfe übertragen. Alle Entscheidungen über Erzieherische<br />

Maßnahmen trifft das Jugendamt.<br />

Demografische Entwicklung<br />

Bereits seit einiger Zeit ist aufgrund der demografischen Entwicklung zu<br />

erkennen, dass die Bevölkerungszahlen in der Bundesrepublik Deutschland<br />

zurückgehen. Diese Entwicklung führt regional zu unterschiedlichen<br />

Ergebnissen. So muss jede Kommune so früh wie möglich für sich entscheiden,<br />

wann und in welcher Form sie auf diese Prognosen reagieren<br />

will.<br />

Rückläufige Geburtenzahlen wirken sich auch erheblich auf die Planung<br />

und zukünftige Ausgestaltung der Jugendhilfe aus. Die demografische<br />

Entwicklung ist jedoch durch regional unterschiedliche Geburtenraten<br />

sowie regional divergierende Wanderungsbewegungen gekennzeichnet.<br />

Der demografische Wandel kann in gewissen Grenzen langfristig pro g-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 199


Jugend<br />

nostiziert werden. Die Kommunen können sich daher darauf einstellen<br />

und entsprechend reagieren. Aus diesem Grunde ist die Betrachtung der<br />

demografischen Entwicklung von besonderer Bedeutung (vgl. Teilbericht<br />

Finanzen, Unterthema „Demografischer Wandel und Stadtentwicklung in<br />

<strong>Moers</strong>“). Die folgenden Auswertungen basieren auf den Daten des Landesamtes<br />

für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen.<br />

Bevölkerungsanteil der bis 21-Jährigen an den Einwohnern in Prozent<br />

Die Ausgaben für die Hilfen zur Erziehung erfolgen im Wesentlichen für<br />

die Altersgruppe der bis 21-Jährigen. Es handelt sich deshalb um die<br />

jugendhilferelevante Altersgruppe. Somit ist es für die Jugendhilfeplanung,<br />

aber auch für die Finanzplanung von Bedeutung, wie hoch der<br />

Anteil dieser Altersgruppe an der Gesamtbevölkerung in der Stadt <strong>Moers</strong><br />

ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Bevölkerungsentwic klung nur<br />

einen Faktor unter vielen darstellt, der die Gewährung bzw. Inanspruchnahme<br />

von Hilfen zur Erziehung beeinflusst.<br />

Die nachfolgende Grafik zeigt den Anteil dieser Einwohnergruppe in seiner<br />

Entwicklung für die Jahre 1999 bis 2003:<br />

Bevölkerungsanteil der bis 21-Jährigen an den Gesamt-<br />

Einwohnern in Prozent<br />

---- Prozent ----<br />

21,2<br />

21,1<br />

21,1<br />

21,0<br />

21,0<br />

20,9<br />

20,9<br />

20,8<br />

20,8<br />

20,7<br />

20,7<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Der Bevölkerungsanteil der unter 21-Jährigen in der Stadt <strong>Moers</strong> geht<br />

ab dem Jahr 2000 kontinuierlich jedes Jahr zurück. Im dargestellten<br />

Zeitraum sank der Anteil von 21,1 Prozent auf 20,8 Prozent.<br />

200<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Mit der rückläufigen Entwicklung steht die Stadt <strong>Moers</strong> nicht alleine da,<br />

wie der interkommunale Vergleich zeigt:<br />

Entwicklung des Bevölkerungsanteile der bis 21-Jährigen an den Gesamteinwohnern<br />

im Ve rgleich<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 21,1 21,1 21,0 20,9 20,8<br />

Maximum 26,5 26,2 26,1 25,6 24,0<br />

Mittelwert 22,9 23,0 22,8 22,7 22,4<br />

<strong>Moers</strong> 21,1 21,1 21,0 20,9 20,8<br />

Die grafische Darstellung verdeutlicht die Entwicklung:<br />

Bevölkerungsanteil der bis 21-Jährigen an den Gesamt-<br />

Einwohnern im Vergleich<br />

---- Prozent ----<br />

25,0<br />

22,5<br />

20,0<br />

17,5<br />

15,0<br />

12,5<br />

10,0<br />

7,5<br />

5,0<br />

2,5<br />

0,0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Tabelle und die Grafik zeigen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> in diesem Vergleich<br />

seit Jahren den geringsten Anteil der bis 21 Jahre alten Einwohner<br />

an der Gesamteinwohnerzahl hat. Gemessen am Mittelwert hat in der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> der Anteil der bis 21 Jahre alten Einwohner nicht so stark<br />

abgenommen.<br />

Verschiedene Altersgruppen im Vergleich<br />

Wichtig ist die Betrachtung der Entwicklung in den unterschiedlichen<br />

Altersgruppen, da sich diese auf die Arbeit in den verschiedenen Bere i-<br />

chen des Jugendamtes auswirken. Somit ist es für die Jugendhilfeplanung,<br />

aber auch für die Finanzplanung von Bedeutung, wie hoch der<br />

Anteil der Altersgruppen in der Stadt <strong>Moers</strong> ist.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 201


Jugend<br />

Entwicklung der Anteile verschiedener Altersgruppen im Mehrjahresvergleich<br />

in Prozent<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

0 bis unter 3 Jahre 2,4 2,5 2,5 2,4 2,4<br />

3 bis unter 6 Jahre 2,7 2,6 2,7 2,6 2,6<br />

6 bis unter 10 Ja hre 4,1 4,0 3,8 3,8 3,7<br />

10 bis unter 14 Jahre 4,6 4,6 4,5 4,4 4,3<br />

14 bis unter 18 Jahre 4,1 4,3 4,4 4,5 4,6<br />

18 bis unter 21 Jahre 3,1 3,1 3,1 3,1 3,1<br />

Summe 21,1 21,1 21,0 20,9 20,8<br />

Angaben nach der Statistik des LDS<br />

Grafisch stellt sich die Altersstruktur wie folgt dar:<br />

Entwicklung verschiedener Altersgruppen im Mehrjahresvergleich<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

----- Prozent -----<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

0 bis unter 3<br />

Jahre<br />

3 bis unter 6<br />

Jahre<br />

6 bis unter 10<br />

Jahre<br />

10 bis unter<br />

14 Jahre<br />

14 bis unter<br />

18 Jahre<br />

18 bis unter<br />

21 Jahre<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

In den Altersgruppen 0 bis 3 Jahre, 3 bis 6 Jahre und 18 bis 21 Jahre<br />

haben sich die Anteile nicht wesentlich verändert. Eine bemerkenswerte<br />

Zunahme fällt bei den Jugendlichen von 14 bis 18 Jahren auf. Die Anteile<br />

bei den beiden übrigen Altersstufen verringerten sich dagegen deutlich.<br />

Zur Verdeutlichung werden die Veränderungen auch in absoluten Zahlen<br />

noch einmal tabellarisch dargestellt:<br />

Entwicklung der Anzahl verschiedener Altersgruppen im Mehrjahresvergleich<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

0 bis unter 3 Jahre 2.610 2.696 2.659 2.703 2.573<br />

3 bis unter 6 Jahre 2.899 2.820 2.870 2.776 2.833<br />

6 bis unter 10 Ja hre 4.432 4.232 4.128 4.059 3.973<br />

10 bis unter 14 Jahre 4.923 4.937 4.815 4.769 4.623<br />

14 bis unter 18 Jahre 4.402 4.556 4.739 4.906 4.999<br />

18 bis unter 21 Jahre 3.316 3.306 3.311 3.346 3.389<br />

Summe 22.582 22.547 22.522 22.559 22.390<br />

202<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Angaben nach der Statistik des LDS<br />

Voraussichtlich wird sich der quantitative Bedarf an Leistungsangeboten<br />

zwischen den Arbeitsfeldern Kindertagesbetreuung, Jugendarbeit und<br />

Hilfen zur Erziehung bis zum Jahr 2010 und darüber hinaus verschieben.<br />

Um entsprechende Veränderungen frühzeitig erkennen und erforderliche<br />

Maßnahmen einleiten zu können, wird die laufende Feststellung der<br />

Entwicklung und die Analyse der demografischen Entwicklung im Ra h-<br />

men der Jugendhilfeplanung benötigt.<br />

Das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik geht in der demografischen<br />

Entwicklung für Nordrhein-Westfalen bis zum Jahr 2020 von<br />

einem Rückgang gerade der jüngeren Bevölkerung und einer Zunahme<br />

der älteren Bevölkerung aus. Diese Entwicklung ist für die Stadt <strong>Moers</strong><br />

ebenfalls zu erwarten.<br />

Die demografische Entwicklung steht bereits im Blickpunkt des Jugendamtes<br />

und der Stabsstelle des Dezernates IV der Stadt <strong>Moers</strong>, wobei<br />

zurzeit vorrangig Neubaugebiete betrachtet werden.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, die demografische Entwicklung<br />

für alle Bereiche und längerfristig zu analysieren sowie zu dokumentieren.<br />

Veränderungen bis zum Jahr 2020 können dabei mit<br />

Unterstützung des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik<br />

betrachtet werden.<br />

Erzieherische Hilfen nach dem SGB VIII<br />

Rechtliche Voraussetzungen<br />

Nach § 27 SGB VIII haben Personensorgeberechtigte bei der Erziehung<br />

eines Kindes oder eines Jugendlichen Anspruch auf Hilfe zur Erziehung.<br />

Zuständig für die Erfüllung dieses Anspruchs ist der örtliche Träger der<br />

öffentlichen Jugendhilfe. Zu diesem Zweck hat die Stadt <strong>Moers</strong> ein eigenes<br />

Jugendamt eingerichtet. Seine Zuständigkeit ergibt sich sachlich aus<br />

§ 85 SGB VIII und örtlich aus § 86 SGB VIII.<br />

Die Hilfe zur Erziehung wird im Wesentlichen nach Maßgabe der §§ 28<br />

bis 35 SGB VIII sowie für junge Volljährige gemäß § 41 SGB VIII ge-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 203


Jugend<br />

währt. Sie umfasst insbesondere die Gewährung pädagogischer und damit<br />

verbundener therapeutischer Leistungen, unter anderem flexible<br />

erzieherische Hilfen, Sozialpädagogische Familienhilfe, Vollzeitpflege,<br />

Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform.<br />

Entwicklung der Ausgaben<br />

Ausgaben der UA 455 (Hilfe zur Erziehung) und 456 (Hilfe für junge<br />

Volljährige)<br />

Um einen Gesamtüberblick über die Ausgaben der Erzieherischen Hilfen<br />

nach dem SGB VIII zu erhalten, werden die Unterabschnitte 455 (§§ 27<br />

- 35 SGB VIII) und 456 (§§ 35a, 41, 42, 43 SGB VIII) betrachtet .<br />

Die Ausgaben in den Unterabschnitten zeigen folgende Entwicklungen:<br />

Entwicklung der Ausgaben Hilfen zur Erziehung (UA 455 und 456)<br />

in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Gesamtausgaben<br />

UA 455 in €<br />

3.753.992 3.762.013 4.274.751 4.928.049 5.318.853<br />

Gesamtausgaben<br />

UA 456 in €<br />

726.917 867.639 725.196 565.168 777.655<br />

Gesamtausgaben<br />

UA 455 und UA 4.480.909 4.629.652 4.999.947 5.493.217 6.096.508<br />

456 in €<br />

Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Ausgabenentwicklung der Unterabschnitte 455 und 456<br />

----- Euro -----<br />

5.500.000<br />

5.000.000<br />

4.500.000<br />

4.000.000<br />

3.500.000<br />

3.000.000<br />

2.500.000<br />

2.000.000<br />

1.500.000<br />

1.000.000<br />

500.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

UA 455 UA 456<br />

204<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

In den Haushaltsplänen der Stadt <strong>Moers</strong> ist für die Eingliederungshilfe<br />

nach § 35 a SGB VIII keine Haushaltsstelle eingerichtet. Die für diese<br />

Hilfe verausgabten Beträge sind aus Mitteln des Unterabschnittes 455<br />

geleistet worden. Nach den Angaben des Jugendamtes sind die Summen<br />

der Unterabschnitte in den Darstellungen entsprechend korrigiert worden.<br />

In dem Betrachtungszeitraum haben sich die Ausgaben der beiden Unterabschnitte<br />

von 4.480.909 Euro im Jahr 1999 um 36,1 Prozent auf<br />

6.096.508 Euro im Jahr 2003 erhöht. Für den erheblichen Zuwachs<br />

sorgten die gestiegenen Aufwendungen des Unterabschnittes 455. Der<br />

Ausgabenzuwachs beträgt immerhin 41,7 Prozent. Beim Untera bschnitt<br />

456 haben die Ausgaben lediglich um 7,0 Prozent zugenommen. Die<br />

Veränderungen der Ausgaben und Fallzahlen bei den einzelnen Hilfearten<br />

sind in der nachfolgenden Übersicht dargestellt:<br />

Entwicklung der Ausgaben und Fallzahlen<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

UA 455<br />

Flexible Erzieh.<br />

Hilfen<br />

Ausgaben in Euro 53.982 91.846 222.539 445.330 608.789<br />

Fallzahlen 43 43 43 83 124<br />

Sozialpädagogische<br />

Familienhilfe<br />

Ausgaben in Euro 609.921 628.392 715.794 726.624 628.394<br />

Fallzahlen (Familie)* 44 47,05 48,23 49,36 59,99<br />

Erziehung in einer<br />

Tagesgruppe<br />

Ausgaben in Euro 489.379 380.383 366.811 326.632 348.217<br />

Fallzahlen* k. A. 22,7 22,2 20,07 18,00<br />

Vollzeitpflege<br />

Ausgaben in Euro 458.327 418.030 461.715 543.815 655.745<br />

Fallzahlen* 46,00 48,07 45,79 51,49 58,75<br />

Heimerziehung,<br />

sonstige betreute<br />

Wohnform<br />

Ausgaben in Euro 2.259.744 2.127.585 2.504.833 2.653.865 2.913.656<br />

Fallzahlen* 52,00 53,08 60,58 62,84 65,41<br />

UA 456<br />

Ausgaben in Euro 726.917 867.639 725.196 565.168 777.655<br />

Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> *Jahresdurchschnittswerte<br />

Für die Veränderungen im Unterabschnitt 455 sind neben den kostenintensiven<br />

Hilfen der Heimerziehung und Vollzeitpflege die flexiblen erzieherischen<br />

Maßnahmen verantwortlich. Die Ausgaben hierfür haben sich<br />

in den gezeigten Jahren um über 1.400.000 Euro erhöht. Damit verbunden<br />

ist ein deutlicher Anstieg von Fallzahlen, der bei den flexiblen<br />

Hilfen mit einer Verdreifachung der Hilfefälle besonders zu Buche<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 205


Jugend<br />

schlägt. Bei den übrigen Hilfen haben sich die Ausgaben und Fallzahlen<br />

gering verändert.<br />

Bei den Ausgaben des Unterabschnittes 456 liegen die Veränderungen<br />

der einzelnen Jahre überwiegend an den schwankenden Fallzahlen der<br />

Heimerziehung und des betreuten Wohnens.<br />

Ausgaben je Einwohner und Jahr<br />

Die Entwicklung der Ausgaben je Einwohner und Jahr aus den genannten<br />

Unterabschnitten stellt sich im interkommunalen Vergleich folgendermaßen<br />

dar:<br />

Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner und Jahr in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 24,7 25,9 31,4 34,3 35,9<br />

Maximum 89,0 86,0 87,0 83,0 83,0<br />

Mittelwert 50,7 55,4 59,7 60,8 62,1<br />

<strong>Moers</strong> 41,9 43,2 46,3 50,9 55,9<br />

Die grafische Darstellung verdeutlicht die Position der Stadt <strong>Moers</strong> in<br />

diesem Vergleich:<br />

Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner und Jahr im interkommunalen<br />

Vergleich<br />

---- Euro ----<br />

90,0<br />

80,0<br />

70,0<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Allgemein ist festzustellen, dass die Ausgaben für die Erzieherischen<br />

Hilfen in den dargestellten Jahren stark gestiegen sind. Der mittlere<br />

Wert nahm um 22,4 Prozent zu. Das Ausgabenniveau der Stadt <strong>Moers</strong><br />

liegt im Betrachtungszeitraum stets unter dem Mittelwert. Allerdings<br />

206<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

verschlechtert sich die Position Stadt <strong>Moers</strong> ab dem Jahr 2001, da der<br />

Aufwand je Einwohner sich immer mehr dem Mittelwert nähert. Der Anstieg<br />

der Aufwendungen beträgt bei der Stadt <strong>Moers</strong> 33,2 Prozent.<br />

Feststellung<br />

Die Ausgaben für die Erzieherischen Hilfen je Einwohner liegen im<br />

interkommunalen Bereich unter dem Mittelwert. In dem Betrachtungszeitraum<br />

haben sich die Ausgaben stärker erhöht als die<br />

durchschnittlichen Ausgaben der Vergleichskommunen.<br />

Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21. Lebensjahr und<br />

Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />

Da es sich bei den Einwohnern bis zum 21. Lebensjahr um die jugendhilferelevante<br />

Gruppe handelt, werden für einen kommunalen und interkommunalen<br />

Vergleich auch die Ausgaben je Einwohner bis zum 21.<br />

Lebensjahr tabellarisch und grafisch dargestellt:<br />

Ausgaben Hilfen zur Erziehung (UA 455 und 456) je Einwohner<br />

bis zum 21. Lebensjahr und Jahr im Vergleich in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 104,7 110,4 138,0 151,5 161,7<br />

Maximum 405,0 391,0 378,0 347,0 369,0<br />

Mittelwert 223,9 243,5 263,5 269,8 277,6<br />

<strong>Moers</strong> 198,4 205,3 221,1 243,5 269,3<br />

Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21. Lebensjahr<br />

und Jahr in Euro im interkommunalen Vergleich<br />

---- Euro ----<br />

400,0<br />

350,0<br />

300,0<br />

250,0<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 207


Jugend<br />

Hier zeigt sich ein ähnlicher Verlauf wie bei der Darstellung, die sich auf<br />

die Gesamteinwohnerzahl bezieht. Der jährliche Ausgabenanstieg ist<br />

auch hier deutlich festzustellen.<br />

Für die Festlegung des KIWI-Wertes werden die Vergleichsdaten des<br />

Haushaltsjahres 2003 zu Grunde gelegt. In diesem Vergleich der Aufwendungen<br />

stellt sich die Stadt <strong>Moers</strong> folgendermaßen dar:<br />

Ausgaben UA 455 und 456 je Einwohner bis zum 21. Lebensjahr<br />

und Jahr (KIWI- Kennzahl)<br />

400,0<br />

350,0<br />

300,0<br />

----- Euro -----<br />

250,0<br />

200,0<br />

150,0<br />

100,0<br />

50,0<br />

0,0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt bei den Ausgaben unter dem Mittelwert. Diese<br />

Kennzahl kann nicht isoliert betrachtet werden, weil mehrere Ursachen<br />

für den günstigen Wert verantwortlich sind. Der größte Ausgabenanteil<br />

für die Hilfen sind die Kosten der Heimerziehung. Mit durchschnittlich<br />

65,4 Fällen im Jahr 2003 hat die Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich zu anderen<br />

Kommunen etwa gleicher Größenordnung, die zwischen 35 und 116 Fälle<br />

betreuen, verhältnismäßig geringere Aufwendungen zu finanzieren.<br />

Zum Vergleich wurde deshalb die Anzahl der Heimerziehungsfälle je<br />

10.000 Einwohner mit Vergleichskommunen (über 60.000 Einwohner)<br />

nach den Angaben der Fallzahlen aus dem Jahr 2003 ermittelt:<br />

Anzahl der Heimerziehungsfälle je 10.000 Einwohner<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

5,0 14,3 8,3 6,1<br />

208<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Anzahl der Heimerziehungsfälle je 10.000 Einwohner<br />

----- Anzahl -----<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Kosten für eine Heimunterbringung belaufen sich nach unseren Datenerhebungen<br />

durchschnittlich auf jährlich 40.000 Euro. Bei diesem<br />

Volumen wird deutlich, welche finanzielle Belastung für den städtischen<br />

Haushalt eine große Anzahl dieser kostenintensiven erzieherischen Maßnahme<br />

verursacht. Die zu finanzierenden Fälle durch die Stadt <strong>Moers</strong><br />

liegen in diesem Vergleich deutlich unter dem Mittelwert.<br />

Bei der Anzahl für die Vollzeitpflegefälle (Erziehung des Kindes in einer<br />

Pflegefamilie) zeigt sich für die Stadt <strong>Moers</strong> in der Gegenüberstellung ein<br />

noch besseres Ergebnis:<br />

Anzahl der Vollzeitpflegefälle je 10.000 Einwohner<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

5,0 14,0 9,8 5,4<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 209


Jugend<br />

Anzahl der Vollzeitpflegefälle je 10.000 Einwohner im Vergleich<br />

14,0<br />

12,0<br />

----- Anzahl -----<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Im interkommunalen Vergleich wurden für diese Hilfe im Mittelwert jährliche<br />

Ausgaben von über 9.200 Euro ermittelt. Auch wenn diese Kosten<br />

je Fall im Vergleich zu den Heimerziehungskosten wesentlich geringer<br />

sind, so beeinflusst die Gesamtfallzahl den städtischen Haushalt ebenfalls<br />

beträchtlich. Der Vergleich ergibt eine noch günstigere Position für<br />

die Stadt <strong>Moers</strong>, weil die Anzahl der zu finanzierenden Fälle nur etwas<br />

über dem Minimum liegt.<br />

Die jährlichen Aufwendungen für die Heimerziehung und die Vollzeitpflege<br />

liegen in <strong>Moers</strong>, wie die späteren Betrachtungen zeigen, über den<br />

Mittelwerten. Allerdings verursachen die vergleichsweise wenigen kostenintensiven<br />

Hilfefälle der Heimerziehung und Vollzeitpflege geringere<br />

Belastungen für den Haushalt. Damit begründet sich die gute Positio n<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> in diesem Vergleic h.<br />

KIWI Bewertung<br />

Unter Berücksichtigung des beschriebenen Ist-Zustandes zu dieser<br />

KIWI-Kennzahl vergeben wir den KIWI-Wert 4.<br />

210<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Entwicklung der Ausgaben einzelner Hilfearten<br />

Bei der nun folgenden Betrachtung wird unterschieden zwischen den<br />

ambulanten und stationären Hilfen. Die stationären Hilfen umfassen die<br />

Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform und die Vollzeitpflege. Dies<br />

betrifft sowohl Kinder und Jugendliche als auch junge Volljährige, die<br />

noch in Betreuung des Jugendamtes stehen. Die ambulanten Hilfen umfassen<br />

neben institutioneller Beratung, sozialer Gruppenarbeit, Erziehung<br />

in einer Tagesgruppe und intensiver sozialpädagogischer Einzelbetreuung<br />

vor allem die Sozialpädagogische Familienhilfe.<br />

Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Kinder<br />

und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />

Der Unterabschnitt 455 beinhaltet unter anderem die Ausgaben für die<br />

Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform Kinder und Jugendlicher,<br />

welche die größte Ausgabeposition im Rahmen der Erzieherischen<br />

Hilfen darstellt. Der Anteil dieser Aufwendungen beträgt immerhin rund<br />

55 Prozent der Ausgaben des UA 455. Ausgaben und Fallzahlen zeigen<br />

für den Betrachtungszeitraum nachstehende Entwicklung auf:<br />

Ausgaben der Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Kinder und Jugendlicher<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Gesamtausgaben* 2.259.744 2.127.585 2.504.833 2.653.865 2.913.656<br />

Hilfefälle** 52,00 53,08 60,58 62,84 65,41<br />

Ausgaben je Fall 43.457 40.083 41.348 42.232 44.545<br />

*Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> **Jahresmittelwerte<br />

Im Zeitreihenvergleich der Jahre 1999 bis 2003 mit Angabe der Fallzahlen<br />

und der Kosten je Jahr ergibt sich für die Stadt <strong>Moers</strong> nachstehende<br />

Darstellung:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 211


Jugend<br />

Ausgaben und Fallzahlen für Heimerziehung, sonstige betreute<br />

Wohnform Minderjähriger<br />

----- Euro -----<br />

3.000.000<br />

2.700.000<br />

2.400.000<br />

2.100.000<br />

1.800.000<br />

1.500.000<br />

1.200.000<br />

900.000<br />

600.000<br />

300.000<br />

-<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

----- Anzahl -----<br />

Ausgaben Heimerziehung<br />

Fallzahlen<br />

Auf den Einzelfall bezogen ergeben sich nachstehende Aufwendungen<br />

für die Heimerziehung und sonstige betreute Wohnform pro Jahr:<br />

Entwicklung der Kosten der Heimerziehung je Hilfefall und Jahr<br />

---- Euro ----<br />

50.000<br />

45.000<br />

40.000<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Nachdem die Aufwendungen je Hilfefall sich im Jahr 2000 verringerten,<br />

sind die jährlichen Kosten je Heimerziehungsfall bis zum Jahr 2003 ko n-<br />

tinuierlich wieder angestiegen.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> bringt Kinder und Jugendliche nur nach eingehender<br />

Prüfung in Heimen unter. Die Erziehungsdefizite müssen entsprechend<br />

gravierend sein und andere Hilfen nicht mehr zum Erfolg führen. Hier<br />

212<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

wird konsequent nach dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ verfahren.<br />

Die Verweildauer in den Einrichtungen richtet sich ausschließlich<br />

nach dem erforderlichen Hilfebedarf. Belegt wird diese Handlungsweise<br />

durch die oben dargestellte vergleichsweise niedrige Anzahl von Fällen.<br />

Die Auswahl der Einrichtung wird mit Hilfe einer Heimdatei vorgenommen,<br />

die die Stadt selbst entwickelt hat und auch selbst fortschreibt.<br />

Allerdings wird bei der Auswahl der Heime überwiegend auf Einrichtungen<br />

zurückgegriffen, die bekannt sind bzw. in der die Stadt regelmäßig<br />

Kinder und Jugendliche unterbringt. Die Stadt sollte deshalb die bereits<br />

vorgesehene Ergänzung dieser Datei um bestimmte Anforderungsprofile<br />

zügig vornehmen.<br />

Erreicht wird hiermit, dass die Stadt bewusst kostengünstigere Einric h-<br />

tungen in Anspruch nimmt , die aber auch über das passende Hilfsangebot<br />

für das Kind bzw. den Jugendlichen verfügen. Mit Hilfe einer umfassenden<br />

Datenbank wird der vorausgehende Hilfeplanprozess optimiert<br />

werden, den Sozialraumteams werden bei der Auswahl qualitativ guter<br />

und kostengünstiger Einrichtungen Hilfestellungen gegeben. Zusätzlich<br />

werden Entscheidungen transparenter und das Kostenbewusstsein wird<br />

gestärkt.<br />

Empfehlung<br />

Zur Optimierung des Entscheidungsprozesses bei der Heimauswahl<br />

sollten die vorgesehenen Ergänzungen forciert in die bestehende<br />

Heimdatei aufgenommen werden.<br />

Im interkommunalen Vergleich haben sich die Kosten je Heimfall in den<br />

vergangenen vier Jahren folgendermaßen entwickelt:<br />

Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Kinder und Jugendlicher<br />

je Hilfefall und Jahr im Vergleich in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 24.137 24.025 26.635 18.619 23.384<br />

Maximum 43.457 71.486 55.381 60.287 51.913<br />

Mittelwert 35.287 39.259 38.588 39.609 39.285<br />

<strong>Moers</strong> 43.457 40.083 41.348 42.232 44.545<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 213


Jugend<br />

Grafisch zeigt diese Entwicklung folgendes Bild:<br />

Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Minderjähriger<br />

je Fall und Jahr im interkommunalen Vergleich<br />

70.000<br />

---- Euro ----<br />

60.000<br />

50.000<br />

40.000<br />

30.000<br />

20.000<br />

10.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Kosten je Heimerziehungsfall bei der Stadt <strong>Moers</strong> überschreiten im<br />

gesamten Betrachtungszeitraum stets den Mittelwert. Hier wird deutlich,<br />

dass für die Heimerziehung von Kindern und Jugendlichen mit erheblichen<br />

Erziehungsschwierigkeiten erhöhte therapeutische Maßnahmen<br />

notwendig werden, die größere finanzielle Aufwendungen verursachen.<br />

Feststellung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sieht die Heimerziehung als vorübergehende Erziehungsmaßnahme<br />

an. Die erhöhten Kosten je Hilfefall begründen<br />

sich in den notwendigen therapeutischen Maßnahmen bei<br />

vorliegenden schweren Defiziten. Im Vergleich zu anderen Ko m-<br />

munen hat die Stadt eine geringe Anzahl von Fällen zu finanzieren.<br />

Steuerungsmöglichkeiten werden bei der Heimunterbringung<br />

fast vollständig ausgeschöpft.<br />

KIWI-Bewertung<br />

Für die Bewertung nach dem Kommunalen Indexwert für Wirtschaftlic h-<br />

keit werden im Vergleich die Aufwendungen des Jahres 2003 grafisch<br />

dargestellt:<br />

214<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Minderjähriger<br />

je Fall und Jahr in 2003 (KIWI- Kennzahl)<br />

----- Euro -----<br />

50.000<br />

45.000<br />

40.000<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die ermittelte Kennzahl des Jahres 2003 fließt als aggregierte Kennzahl<br />

in die Gesamtbetrachtung aller KIWI- Kennzahlen ein und wird dort als<br />

Kennzahl „Ausgaben für Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform für<br />

Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro“ ausgewiesen.<br />

KIWI Bewertung<br />

Unter Berücksichtigung der beschriebenen Verfahrensweise bei<br />

der Heimunterbringung vergeben wir bei dieser Kennzahl den<br />

KIWI-Wert 4.<br />

Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und<br />

Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />

Der Unterabschnitt 455 beinhaltet weiterhin die Ausgaben für die Vollzeit-/Familienpflege<br />

Kinder und Jugendlicher. Der Anteil der Vollzeitpflegekosten<br />

an den Gesamtaufwendungen dieses Unterabschnittes liegt in<br />

2003 bei 12,3 Prozent.<br />

Die Ausgabenentwicklung für die Vollzeitpflege Minderjähriger als wic h-<br />

tige Alternative zur Heimerziehung stellt sich bei der Stadt <strong>Moers</strong> tabellarisch<br />

und grafisch wie folgt dar:<br />

Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Gesamtausgaben* 458.327 418.030 461.715 543.815 655.745<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 215


Jugend<br />

Ausgaben für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und Jahr in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Hilfefälle** 46,00 48,07 45,79 51,49 58,75<br />

Ausgaben je Fall 9.964 8.696 10.083 10.562 11.162<br />

*Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> **Jahresmittelwerte<br />

Entwicklung der Ausgaben in Euro und Fallzahlen für die Vollzeitpflege<br />

Kinder und Jugendlicher<br />

700.000<br />

70<br />

600.000<br />

60<br />

----- Euro -----<br />

500.000<br />

400.000<br />

300.000<br />

200.000<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

----- Anzahl -----<br />

100.000<br />

10<br />

-<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

0<br />

Ausgaben Vollzeitpflege<br />

Fallzahlen<br />

Im interkommunalen Vergleich wird auf die Entwicklung der Kosten des<br />

Einzelfalles abgestellt. Die Werte dieses Vergleiches ergeben sich aus<br />

nachstehender Tabelle und Grafik:<br />

Ausgaben Vollzeitpflege Minderjähriger je Hilfefall und Jahr interkommunal in<br />

Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 5.546 6.176 6.717 6.694 6.344<br />

Maximum 9.964 9.988 10.733 10.562 12.081<br />

Mittelwert 7.690 7.937 8.618 9.091 9.225<br />

<strong>Moers</strong> 9.964 8.696 10.083 10.562 11.162<br />

216<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Ausgaben Vollzeitpflege Minderjähriger je Hilfefall und Jahr im<br />

Vergleich<br />

12.000<br />

10.000<br />

---- Euro ----<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Aufwendungen für die Vollzeitpflege (Kosten für die Pflege und den<br />

Lebensunterhalt) sind nach Altergruppen gestaffelt. Neben diesen Aufwendungen<br />

bestehen Ansprüche für einmalige Bedarfe (z. B. für Ferie n-<br />

maßnahmen). Außer diesen Leistungen sind auch im Bedarfsfall zusätzliche<br />

erzieherische Maßnahmen zu finanzieren, die die Höhe der Kosten je<br />

Fall beeinflussen.<br />

Das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> hat rund ein Drittel der Kinder und Jugendlichen,<br />

die sich in Vollzeitpflegestellen befinden, in heilpädagogischen<br />

Pflegestellen (Erziehungsstellen) untergebracht. Diese Sonderform<br />

der Vollzeitpflege, bei der Fachkräfte für eine erforderliche qualifizierte<br />

Förderung im Einzelfall eingesetzt werden, verursacht höhere Leistungen,<br />

insbesondere größere Kosten der Erziehung. Die Erziehungsstellen<br />

bilden eine geeignete Alternative zur Heimerziehung, weil die Kosten<br />

wesentlich geringer sind.<br />

Im Vergleich zu anderen Kommunen hat die Stadt <strong>Moers</strong> aus dem genannten<br />

Grund höhere Ausgaben je Hilfefall. An dieser Stelle ist wieder<br />

darauf hinzuweisen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> vergleichsweise wenige Fälle<br />

der Vollzeitpflege zu finanzieren hat.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 217


Jugend<br />

KIWI- Bewertung<br />

Für diese Bewertung wird als Vergleich das Jahr 2003 herangezogen. Die<br />

Position der Stadt <strong>Moers</strong> stellt sich hier in der nachstehenden Grafik dar:<br />

Ausgaben Vollzeitpflege Minderjähriger je Fall und Jahr im Vergleich<br />

(KIWI- Kennzahl)<br />

12.000<br />

10.000<br />

----- Euro -----<br />

8.000<br />

6.000<br />

4.000<br />

2.000<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Feststellung<br />

Die Aufwendungen für die Vollzeitpflege je Hilfefall liegen im Vergleich<br />

deutlich über den Mittelwerten. Die Stadt <strong>Moers</strong> bedient<br />

sich bei dieser Hilfeform teilweise professioneller Hilfe durch Erziehungsstellen.<br />

Die Vollzeitpflegestellen und die Erziehungsstellen<br />

sind als alternative, kostengünstige Erziehungshilfen geeignet,<br />

teure Heimerziehungskosten zu verme iden.<br />

KIWI Bewertung<br />

Aus den genannten Gründen bewerten wir die Kennzahl „Ausgaben<br />

für Vollzeitpflege Kinder und Jugendlicher je Hilfefall und<br />

Jahr“ mit dem KIWI-Wert 4.<br />

Ambulante Hilfen<br />

Neben den beiden vorangestellten stationären Hilfen handelt es sich bei<br />

den ambulanten Hilfen um einen weiteren großen Ausgabeblock. Amb u-<br />

218<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

lante Hilfen nach dem SGB VIII sind Angebote der Jugendhilfe, die nach<br />

individuellen und erzieherischen Erfordernissen im Einzelfall geplant,<br />

eingeleitet und gesteuert werden. Nach der individuellen Beratung werden<br />

ambulante Hilfen zur Erziehung je nach den Erfordernissen abgeklärt<br />

und in Form von sozialpädagogischer Familienhilfe, in heilpädagogischen<br />

Tagesgruppen, als Erziehungsbeistandschaften und intensiven<br />

pädagogischen Einzelhilfen gewährt.<br />

Die Aufwendungen und Fallzahlen der ambulanten Hilfen haben sich in<br />

den vergangenen vier Jahren folgendermaßen entwickelt:<br />

Entwicklung von Ausgaben und Fallzahlen ambulanter Hilfen<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Flexible Hilfen (Erziehungsbeistand,<br />

intensive Einzelbetreuung)<br />

Ausgaben in Euro 91.846 222.539 445.330 608.789<br />

Fallzahlen 43 43 83 124<br />

Sozialpädagogische<br />

Familienhilfe<br />

Ausgaben in Euro 628.392 715.794 726.624 628.394<br />

Fallzahlen* 47,05 48,23 49,36 59,99<br />

Erziehung in einer<br />

Tagesgruppe<br />

Ausgaben in Euro 380.383 366.811 326.632 348.217<br />

Fallzahlen* 22,70 22,20 20,07 18,00<br />

Soziale Gruppenarbeit<br />

Ausgaben in Euro 15.377 7.479 4.566 3.410<br />

Fallzahlen k. A. k. A. 12 15<br />

Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong> *Jahresmittelwerte<br />

Für die Durchführung von ambulanten Hilfen müssen freie Träger in Anspruch<br />

genommen werden, weil das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> keine<br />

Maßnahmen durch eigene Mitarbeiter durchführt. Die beauftragten Stellen<br />

rechnen ihre Dienste nach Fachleistungsstunden ab. Die Höhe dieser<br />

Fachleistungsstunden bemisst sich nach der Qualität der Hilfe.<br />

Mit drei großen Anbietern haben das Jugendamt des Kreises Wesel und<br />

sechs städtische Jugendämter dieses Kreises einheitliche Verträge über<br />

die Höhe der Entgelte abgeschlossen. Verstärkt drängen private Anbieter<br />

in diesen „Markt“, die zu geringeren Stundensätzen ihre Leistungen anbieten.<br />

Der Kreis Wesel und die beteiligten Städte stehen mit den etablierten<br />

Anbietern in Verhandlung, um die Kosten und auch die Anzahl<br />

der Therapiestunden zu senken.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 219


Jugend<br />

Empfehlung<br />

Diese Verhandlungen sollten forciert werden, damit die finanzie l-<br />

len Belastungen für die Stadt gesenkt werden können. Außerdem<br />

sollte die Stadt die Angebote der privaten Anbieter auf Qualität<br />

und Leistungsausführung prüfen, um niederschwellige Hilfeleistungen<br />

kostengünstiger durchführen zu lassen.<br />

Die Aufwendungen je Hilfefall werden in der Entwicklung in nachstehender<br />

Tabelle und Grafik im interkommunalen Vergleich dargestellt:<br />

Aufwendungen ambulanter Hilfen im Vergleich je Hilfefall und Jahr in Euro<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 5.829 5.254 4.635 3.499<br />

Maximum 16.391 19.310 16.978 17.292<br />

Mittelwert 10.861 11.785 10.013 8.743<br />

<strong>Moers</strong> 9.898 11.572 9.142 7.322<br />

Aufwendungen ambulanter Hilfen im Vergleich je Hilfefall und<br />

Jahr in Euro<br />

20.000<br />

17.500<br />

15.000<br />

----- Euro -----<br />

12.500<br />

10.000<br />

7.500<br />

5.000<br />

2.500<br />

-<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Aufwendungen für die ambulanten Hilfen je Hilfefall zeigen ab dem<br />

Jahr 2001 eine deutlich abnehmende Tendenz. Dieser Trend ist auch bei<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> gegeben.<br />

220<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Anteil der ambulanten Hilfen an den Hilfen insgesamt nach § 36 SGB<br />

VIII - Hilfeplanverfahren<br />

Der Anteil der ambulanten Hilfefälle an den Hilfefällen insgesamt kann<br />

ein Indikator dafür sein, inwieweit kostengünstigere Handlungsalternativen<br />

gesucht und eingesetzt werden. Er ist in der Regel verbunden mit<br />

einem frühzeitigeren und somit niederschwelligen Hilfeangebot. Er gibt<br />

Anhaltspunkte für die Jugendhilfeplanung und die Steuerung des Jugendbere<br />

iches.<br />

Folgende Fallzahlen für die stationären und ambulanten Hilfen wurden in<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> im Zeitvergleich vorgefunden:<br />

Verhältnis zwischen den stationären und ambulanten Hilfen nach § 36 SBG VIII<br />

Hilfeplanverfahren in Prozent<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Stationär 53,7 53,5 44,6 40,4<br />

Ambulant 46,3 46,5 55,4 59,6<br />

Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Die Übersicht zeigt, dass der Anteil der amb ulanten Hilfen in den Jahren<br />

2000 bis 2001 bei etwa 46 Prozent konstant blieb. Das Verhältnis zwischen<br />

ambulanten und stationären Hilfen hat sich ab dem Jahr 2002<br />

erheblich verbessert.<br />

In der interkommunalen Betrachtung für 2003 ergibt sich folgende Position<br />

für die Stadt <strong>Moers</strong>:<br />

Anteil ambulanter Hilfen an den Hilfefällen nach § 36 SGB VIII - Hilfeplanverfahren<br />

– im interkommunalen Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

20,0 59,6 39,8 59,6<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 221


Jugend<br />

Anteil ambulanter Hilfen an den Hilfefällen nach § 36 SGB VIII –<br />

Hilfeplanverfahren - im interkommunalen Vergleich<br />

-----Prozent-----<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Anteil ambulanter Hilfefälle<br />

Anteil stationärer Hilfefälle<br />

Bei diesem Vergleich stellt die Stadt <strong>Moers</strong> den Maximalwert dar. Es wird<br />

sichtbar, dass die Stadt den Einsatz ambulanter Hilfen favorisiert.<br />

Feststellung<br />

Der hohe Einsatz ambulanter Hilfen bei den erzieherischen Maßnahmen<br />

wird von uns ausdrücklich begrüßt.<br />

Präventive Maßnahmen<br />

Das frühzeitige Einsetzen niederschwelliger Angebote zur Verhinderung<br />

kostenintensiver Erziehungsmaßnahmen bekommt immer größere Bedeutung.<br />

Das erfordert eine enge Zusammenarbeit und Vernetzung<br />

mehrerer Stellen, die Fehlentwicklungen bei den Kindern früh bemerken<br />

und dann auch an den Fachbereich weitergeben. Zu den Kooperationsbereichen<br />

können gehören:<br />

• Kindertageseinrichtungen (besondere Bedeutung)<br />

• Schuleingangsuntersuchung<br />

• Schulen / Lehrer / Lehrerkonferenz<br />

• Schulamt<br />

• Polizei<br />

222<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

• Stadtentwicklung<br />

Das Jugendamt ist hier in vielen Bereichen seit Jahren tätig. Zu den<br />

Maßnahmen gehören u. a. regelmäßige Quartierskonferenzen an denen<br />

neben den zuständigen Sozialarbeitern die Leiterinnen der Tageseinric h-<br />

tungen, Vertreter der Kirchen und der Polizei, Sportvereine und weitere<br />

in der Jugendarbeit Tätige beteiligt sind. Aus diesen Konferenzen entwickeln<br />

sich Projekte, die nach aktuellen Erfordernissen (z.B. für Schulverweigerer)<br />

initiiert werden.<br />

Feststellung<br />

Der Einsatz der präventiven Maßnahmen zum frühzeitigen Erke n-<br />

nen von Erziehungsdefiziten und Auffälligkeiten wird von uns ausdrücklich<br />

begrüßt.<br />

Zur weiteren Prävention trägt auch die Struktur des Jugendamtes bei.<br />

Der Allgemeine Soziale Dienst ist in drei Sozialraumteams untergliedert.<br />

Die Sozialarbeiter dieser Teams sind für bestimmte weiter untergliederte<br />

Räume (Quartiere) zuständig, in denen sie Hilfestellungen mit beratender,<br />

begleitender und unterstützender Funktion übernehmen.<br />

Ausgaben im Unterabschnitt 456<br />

Ausgaben für Hilfen an junge Volljährige<br />

Im Unterabschnitt 456 sind die Ausgaben der Hilfen für junge Volljährige<br />

(§ 41 SGB VIII), der Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder<br />

und Jugendliche (§ 35 a SGB VIII) sowie die Hilfen für die Inobhutnahme<br />

(§§ 42 und 43 SGB VIII) aufzuführen.<br />

An den gesamten Aufwendungen der Unterabschnitte 455 und 456 sind<br />

die Ausgaben des Unterabschnittes 456 lediglich mit 12,8 Prozent beteiligt.<br />

Weil die Ausgaben der erzieherischen Hilfen für junge Volljährige gering<br />

sind, werden keine weiteren Analysen vorgenommen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 223


Jugend<br />

Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche<br />

nach § 35 a SGB VIII<br />

Kinder und Jugendliche haben nach § 35 a SGB VIII Anspruch auf Eingliederungshilfe,<br />

wenn sie seelisch behindert oder von einer solchen Behinderung<br />

bedroht sind. Aufgabe und Ziel der Hilfe, die Bestimmung des<br />

Personenkre ises sowie die Art der Leistungen richten sich nach den Bestimmungen<br />

des SGB IX und SGB XII. Über Art und Umfang der Leistungen<br />

(z. B. ambulante oder stationäre Hilfen) ist grundsätzlich nach<br />

dem Einzelfall zu entscheiden.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> weist Ausgaben für stationäre Maßnahmen der Eingliederungshilfe<br />

nach. Ambulante Hilfen hat die Stadt im <strong>Bericht</strong>szeitraum<br />

nicht gewährt. Nach den Feststellungen aus unseren Prüfungen bewilligen<br />

andere Jugendämter häufig an Schüler, die an Legasthenie /<br />

Dyskalkulie (Lese- Rechtschreib-Störung / Rechenstörung) leiden, Leistungen<br />

nach § 35 a SGB VIII. Diese Störungen sind im Sinne des SGB V<br />

nicht als Krankheiten anerkannt, sondern gelten als Entwicklungsstörungen<br />

schulischer Fertigkeiten.<br />

Die Schulen sind verpflichtet, durch entsprechenden Unterricht die betroffenen<br />

Kinder zu fördern. Die vorrangige Zuständigkeit der Schule<br />

regelt der Runderlass des Schulministeriums (II A 3.70-20/0-1222/91)<br />

vom 19.07.1991. Jugendhilfeleistungen sind demnach im Verhältnis zum<br />

schulischen Förderunterricht immer als nachrangig anzusehen. Jugendhilfeleistungen<br />

können erst dann eingesetzt werden, wenn die nachgewiesene<br />

schulische Förderung (mindestens ein halbes Schuljahr mit bis<br />

zu drei Wochenstunden) keinen Erfolg gebracht hat und als Folge der<br />

Teilleistungsstörung eine seelische Behinderung droht.<br />

Ausgehend von dieser Rechtslage hat die Stadt <strong>Moers</strong> in der Vergangenheit<br />

zu Recht keine ambulanten Leistungen erbracht, für die die Schulen<br />

vorrangig zuständig sind.<br />

Feststellung<br />

Die Hilfegewährungen nach § 35 a SGB VIII beschränkt die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> auf die Leistungen, zu denen der Jugendhilfeträger verpflichtet<br />

ist.<br />

224<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Hilfeplanverfahren<br />

Gemäß § 36 SGB VIII soll zusammen mit dem Personensorgeberechtigten<br />

und dem Kind oder dem Jugendlichen ein Hilfeplan aufgestellt werden,<br />

der Feststellungen über den erzieherischen Bedarf, die zu gewährende<br />

Art der Hilfe sowie die notwendigen Leistungen enthält. Für die<br />

jungen Volljährigen gilt die entsprechende Vorschrift des § 41 Abs. 2<br />

i.V.m. § 36 SGB VIII.<br />

Der Hilfepla n ist damit einerseits der Grundstein für die Feststellung des<br />

sozialpädagogischen/betreuerischen Hilfebedarfs, andererseits aber auch<br />

die Voraussetzung für die Gewährung der wirtschaftlichen Jugendhilfe<br />

zur Abdeckung der durch die erforderlichen Hilfen entstehenden Kosten.<br />

Dieses Hilfeplanverfahren ist kein einmaliger Vorgang, sondern ein Prozess,<br />

der mit der Beratung über die mögliche Inanspruchnahme einer<br />

Hilfe beginnt, jede Änderung dokumentiert und als Zeitplan für die Beteiligten<br />

bindend sein soll.<br />

Das Hilfeplanverfahren gemäß § 36 hat das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong><br />

in einer Arbeitsanweisung für die beteiligten Mitarbeiter festgelegt. Es<br />

wird im Einzelnen u. a. geregelt, wer an den Hilfeplankonferenzen,<br />

Fachgesprächen und Hilfeplangesprächen beteiligt ist und wie die Fortschreibung<br />

und Überprüfung des Hilfeplanes zu erfolgen hat. Die Entscheidungen<br />

über die Hilfen werden kollegial getroffen.<br />

Stichprobenweise Überprüfungen von Verwaltungsvorgängen ergaben,<br />

dass im Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> sowohl die Aufstellung und Dokumentation<br />

als auch die Fortschreibung von Hilfeplänen sachgerecht,<br />

zeitnah und ausführlich erfolgten. Die Hilfepläne dokumentieren den<br />

Fallverlauf, konkretisieren Zielvorgaben, vereinbaren Umfang und Dauer<br />

einzelner Hilfen und evaluieren nach entsprechender Frist. Die Fortschreibung<br />

der Hilfepläne wird regelmäßig alle sechs Monate oder nach<br />

Bedarf auch in kürzeren Abständen vorgenommen. Die Ergebnisse werden<br />

schriftlich festgehalten.<br />

In diesem Zusammenhang ist die Beteiligung der Wirtschaftlichen Jugendhilfe<br />

anzusprechen. Bei allen Entscheidungen wird die Wirtschaftliche<br />

Jugendhilfe in den Entscheidungsprozess eingebunden. Darüber hinaus<br />

sind weiterhin der Produktberater und die Controllingstelle beteiligt.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 225


Jugend<br />

Feststellung<br />

Die in Teamsitzungen getroffenen Entscheidungen über die notwendigen<br />

Hilfen führen zur Steigerung der Qualität der Maßnahmen,<br />

weil die fachlichen Aspekte mehrerer Fachkräfte genutzt<br />

werden.<br />

Das Einbinden der Wirtschaftlichen Jugendhilfe und der Contro l-<br />

lingstelle in den Entscheidungsprozess dient der Stärkung des<br />

Kostenbewusstseins bei der Hilfegewährung und wird von uns<br />

ausdrücklich begrüßt.<br />

Qualitätsmanagement<br />

Qualität in der Jugendhilfe entsteht nicht aus sich selbst heraus, sondern<br />

ist das Ergebnis eines gesteuerten Prozesses aller Beteiligten. Ausgehend<br />

von einem Dienstleistungsverhältnis, bei dem Jugendhilfeleistungen<br />

als Co-Produktion von Nutzern (Hilfeempfänger) und Fachkräften<br />

des Jugendamtes angesprochen sind, sind drei Qualitätsebenen von erheblicher<br />

Bedeutung:<br />

• das Dienstleistungsangebot – Strukturqualität<br />

• der Dienstleistungsprozess – Prozessqualität<br />

• das Dienstleistungsergebnis- Ergebnisqualität.<br />

Die Qualitätsebenen werden durch spezifische Methoden und Verfahren<br />

(z. B. Leistungsbeschreibungen, Selbst- und Fremdevaluation) geschaffen,<br />

damit sich die Qualitätsentwicklung als ein zielgerichteter Prozess<br />

im Rahmen der Organisations- und Personalentwicklung etablieren kann.<br />

Das Jugendamt der Stadt <strong>Moers</strong> hat ein Qualitätsmanagement-<br />

Handbuch herausgegeben. Es soll damit sichergestellt werden, dass alle<br />

Geschäftsprozesse, die Auswirkungen auf die Qualität einer Leistung<br />

haben, durchgängig geplant, gesteuert und überwacht werden. Es werden<br />

die wichtigsten Prozesse und Standards für Kinder- und Jugendhilfe<br />

beschrieben. Hierz u gehören Strukturprinzipien, Leitbilder, Organisationsstrukturen<br />

sowie Arbeits- und Verfahrensanweisungen. Die Entwic k-<br />

lung der Qualitätsbeschreibungen und –festlegungen erfolgt in Qualitätszirkeln,<br />

bei denen die Mitarbeiter des Jugendamtes beteiligt sind.<br />

226<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Feststellung<br />

Die Einführung und Weiterentwicklung von Standards in der Jugendhilfe<br />

ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherung der Qualität der<br />

Entscheidungen und wird von uns positiv gesehen.<br />

Controlling/<strong>Bericht</strong>swesen<br />

Controlling und <strong>Bericht</strong>swesen umfassen die Gesamtheit der Maßnahmen<br />

zur Gewinnung, Aufbereitung und Weitergabe von entscheidungsrelevanten<br />

Informationen zur Steuerungsunterstützung. Für eine erhöhte<br />

Wirtschaftlichkeit des Ressourceneinsatzes und zur Wahrnehmung der<br />

Steuerungs- und Leitungsfunktionen müssen als Datenbasis die relevanten<br />

Informationen und Kostengrößen nach Art und Höhe bekannt sein<br />

und aus den Geschäftsprozessen mit abgebildet werden.<br />

Im Rahmen der Prüfung wurde bei der Informationssammlung deutlich,<br />

dass steuerungsrelevante Informationen (Fallzahlen, Finanzdaten, usw.)<br />

verfügbar sind und ein systematisch entwickeltes und an Kennzahlen<br />

und Produkten orientiertes <strong>Bericht</strong>swesen bereits seit Jahren besteht.<br />

Von der Controllingstelle des Jugendamtes werden die Daten für den<br />

Abschlussbericht aufgearbeitet. Die Gliederung der dargestellten Zahlungsströme<br />

wird teilweise nach der Ordnung des Haushaltsplanes, teilweise<br />

nach Produkten vorgenommen, wobei die Einnahmen- und Ausgabenseite<br />

betrachtet werden. Weitere Differenzierungen erfolgen nach<br />

Sozialräumen, Fallzahlen, Belegungs- und Betreuungstagen. Gegenstand<br />

des Abschlussberichtes sind die gesetzlichen und freiwilligen Leistungen<br />

der Jugendhilfe, die Tageseinrichtungen für Kinder und die Leistungen<br />

nach dem Unterhaltsvorschussgesetz.<br />

Weiterhin erstellt die Controllingstelle für den Jugendhilfeausschuss und<br />

die Verwaltungsleitung viertel- und halbjährliche Produktberichte.<br />

Damit sind für das Jugendamt die Zahlungsströme transparent und bilden<br />

die Basis für eine effektive Steuerung der Aufgaben und Ausgaben.<br />

Feststellung<br />

Das <strong>Bericht</strong>swesen des Jugendamtes bietet der Stadt <strong>Moers</strong> eine<br />

geeignete Grundlage zur Steuerung der Aufgabenerledigung.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 227


Jugend<br />

Empfehlung<br />

Durch das Jugendamt sollten weitere Differenzierungen bei bestimmten<br />

Hilfearten erfolgen, z. B. bei der Heimerziehung eine<br />

Unterteilung nach Altersgruppen, damit die Analyse an Tiefenschärfe<br />

gewinnt und die Steuerung der Hilfearten weiter gefächert<br />

werden kann.<br />

Die verwendeten Daten stammen teilweise aus den im Jugendamt einsetzten<br />

EDV-Programmen. Die Verfahren werden auf vier Rechnerebenen<br />

betrieben und sind nicht alle kompatibel, dadurch wird das Zusammenführen<br />

der Daten erschwert. Hier sollte die Verwaltung die Vereinheitlichung<br />

der Verfahren forciert betreiben.<br />

Jugendhilfeplanung<br />

Verfahren<br />

Nach § 80 SGB VIII besteht für den Träger der öffentlichen Jugendhilfe<br />

die Verpflichtung zur Jugendhilfeplanung. Der Jugendhilfeplanung<br />

kommt in Zeiten knapper Kassen eine besondere Bedeutung zu. Die für<br />

die Aufgaben der Jugendhilfe zur Verfügung gestellten Mittel sollen so<br />

effektiv wie möglich eingesetzt werden, um den Anforderungen, wie sie<br />

sich durch gesellschaftliche Entwicklungen, fachliche Diskussionen und<br />

neue Rechtsgrundlagen stellen, gerecht zu werden. Die Jugendhilfeplanung<br />

ist als ständiger Prozess anzusehen, in dem Ziele formuliert, Bedarfe<br />

festgestellt und Konzepte erarbeitet werden. Hierbei sind alle betroffenen<br />

Personen und Gruppen rechtzeitig zu beteiligen.<br />

Die Jugendhilfeplanung soll die Gebietskörperschaften nach dem Willen<br />

des Gesetzgebers in die Lage versetzen, durch systematisches Planen<br />

Entscheidungen zur Ausgestaltung, Organisation und Steuerung der Jugendhilfe<br />

vorzubereiten. Die Jugendhilfeplanung ist somit als zentrales<br />

Steuerungsinstrument der Jugendhilfe anzusehen.<br />

Für die Jugendhilfeplanung ist die Stabsstelle des Dezernates IV zuständig.<br />

In dieser Stabsstelle sind mehrere Beschäftigte für die Jugendhilfe-,<br />

Schulentwicklungs- und Altenhilfeplanung, die Planung für Behinderte<br />

und die Beratung in Integrationsangelegenheiten zuständig. Der Jugendhilfeplaner<br />

gehört daneben der Leitungskonferenz des Jugendamtes<br />

228<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

an und hat die Geschäftsführung für die fünf Arbeitsgemeinschaften<br />

nach § 78 SGB VIII.<br />

Eine gezielte Jugendhilfeplanung führt die Stadt <strong>Moers</strong> seit über 20 Jahren<br />

durch. Die Planung umfasst alle Bereiche des Jugendamtes (z. B.<br />

erzieherische Hilfen, Kindergärten) und wird regelmäßig aktualisiert. Als<br />

Grundlage dienen die vorhandenen Strukturdaten aus den <strong>Bericht</strong>en der<br />

Controllingstelle. Die Jugendhilfeplanung ist Teil der Sozialentwicklungsplanung,<br />

damit besteht eine Vernetzung mit den anderen Arbeitsfeldern<br />

der Stabsstelle des Dezernates (z. B. Schulentwicklung, Integrationsangelegenheiten).<br />

Diese Stabsstelle wird außerdem bei der Stadtentwic k-<br />

lung (Neubaugebiete u. a.) regelmäßig beteiligt.<br />

Feststellung<br />

In der Sozialentwicklungsplanung der Stadt <strong>Moers</strong> werden aus<br />

verschiedenen Arbeitsfeldern voneinander abhängige Informationen<br />

gebündelt, die die geeignete Grundlage für eine gezielte<br />

Steuerung bilden.<br />

Fazit<br />

Im interko mmunalen Vergleich liegen die Aufwendungen je Hilfefall<br />

der Heimerziehung und Vollzeitpflege über den Mittelwerten.<br />

Trotzdem sind die finanziellen Belastungen für den Haushalt der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> aufgrund der geringen Fallzahlen vergleichsweise<br />

niedrig. Die Gründe sind in der gezielten Steuerung der Hilfen und<br />

dem verstärkten Einsatz ambulanter Hilfen zu sehen. Dazu trägt<br />

ebenfalls das Hilfeplanverfahren bei, in dem die Wirtschaftliche<br />

Jugendhilfe in den Entscheidungsprozess mit eingebunden ist.<br />

Verbesserungspotenzial sehen wir in einer differenzierteren Aufbereitung<br />

der Daten der Erzieherischen Hilfen, um eine noch zielgenauere<br />

Steuerung vornehmen zu können.<br />

Die Bündelung planerischer Aufgaben in einer Stabsstelle für mehrere<br />

Bereiche vereinfacht die ganzheitliche und übergreifende Jugendhilfeplanung<br />

in der Stadt <strong>Moers</strong>, die für eine strategische<br />

Steuerung notwendig ist.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 229


Jugend<br />

Tagesbetreuung von Kindern<br />

Rechtliche Grundlagen<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> ist als örtlicher Träger der Jugendhilfe nach dem SGB<br />

VIII in Verbindung mit dem Gesetz über Tageseinrichtungen für Kinder<br />

(GTK NRW) für die Angebotsentwic klung von Tageseinrichtungen für<br />

Kinder zuständig.<br />

Nach Einführung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz<br />

(§ 24 SGB VIII) ab dem Jahr 1996 besteht eine Verpflichtung, den Bedarf<br />

an Kindergartenplätzen für die Altersgruppe der drei- bis sechsjährigen<br />

Kinder sicherzustellen. Weiterhin ist die Stadt <strong>Moers</strong> als örtlicher<br />

Träger der Jugendhilfe für die Erhebung der Elternbeiträge nach dem<br />

GTK, die Vereinnahmung der Landeszuweisungen für die Tageseinric h-<br />

tungen und die Festsetzung der gesetzlichen Betriebskostenzuschüsse<br />

zuständig.<br />

Organisation des Bereiches der Tagesbetreuung für Kinder<br />

Die Planung, der Betrieb und die Finanzierung der Tagesbetreuung von<br />

Kindern sind organisatorisch dem Jugendamt zugeordnet.<br />

Für die Verwaltung der Tageseinrichtungen, die Erhebung der Elternbeiträge<br />

und der sonstigen Betreuungsangelegenheiten sind die Sozia l-<br />

raumteams und die integrierten rechtlichen Teams zuständig.<br />

Angebotsstruktur und Bedarfsplanung<br />

In der Stadt <strong>Moers</strong> bieten 45 Tageseinrichtungen insgesamt 3.203 Plätze<br />

an. Für Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren stehen 2.971 Plätze zur Verfügung.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> unterhält 16 Einrichtungen, in freier Trägerschaft sind<br />

29 Einrichtungen. Nach der Anzahl der Einrichtungen und der betreuten<br />

Kinder übernimmt die Stadt <strong>Moers</strong> über ein Drittel der Versorgung unmittelbar.<br />

Die Differenzierung der Träger der Tageseinrichtungen und<br />

ihre Angebotsprofile ergeben sich aus folgender Übersicht nach dem<br />

Stand vom 31.12.2004:<br />

230<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Träger<br />

Angebot in Tageseinrichtungen für Kinder in <strong>Moers</strong><br />

Zahl der Gruppen<br />

Anzahl<br />

der<br />

Tageseinrichtungen<br />

Kindergartengruppen<br />

Tagesstättengruppen<br />

Altersgemischte<br />

Gruppen<br />

Hortgruppen<br />

Gruppen<br />

gesamt<br />

Ev. Kirche 8 18 3 * 2 0 23<br />

Kath. Kirche 10 28 4 ** 1 0 33<br />

Elterninitiative<br />

5 9 2 1 1 13<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

4 8 0 3 2 14<br />

Sonstige<br />

Träger<br />

2 2 5 *** 0 0 7<br />

Städt. Einrichtungen<br />

16 36 3 8 2 50<br />

Gesamt 45 101 17 16 5 140<br />

* davon zwei integrative Gruppen<br />

** davon zwei integrative Gruppen<br />

*** davon zwei integrative Gruppen und 3 heilpädagogische Gruppen<br />

Die Planungsverantwortung für die Einrichtung und wohnortnahe Bereitstellung<br />

eines Angebotes an Tageseinrichtungen für Kinder obliegt nach<br />

§ 10 Abs. 1 GTK dem örtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe. Zur<br />

Wahrnehmung der Planungsverantwortung haben die öffentlichen Träger<br />

der Jugendhilfe alle zwei Jahre einen Bedarfsplan fortzuschre iben, der<br />

das Angebot, den Bedarf und die zur Bedarfsdeckung notwendigen Maßnahmen<br />

darlegt (§ 10 Abs. 4 GTK i.V.m. § 80 SGB VIII).<br />

Das Angebot und der Bedarf an Tageseinrichtungen sowie eine prognostizierte<br />

Nachfrageentwicklung nach Tagesbetreuungsangeboten für<br />

3- bis 6- jährige Kinder, für Kinder unter drei Jahre und die Betreuung<br />

von Schulkindern werden von der Stadt <strong>Moers</strong> regelmäßig ermittelt. Zuständig<br />

für diese Planung ist die Stabsstelle „Sozialentwicklungsplanung“<br />

des Dezernates IV.<br />

Der letzte Bedarfsplan für die Tageseinrichtungen wurde am 15.12.2004<br />

vom Rat der Stadt <strong>Moers</strong> beschlossen. Diese Planung umfasst den Zeitraum<br />

für die Jahre 2004 bis 2007. Allerdings werden die Daten nach den<br />

aktuellen Entwicklungen regelmäßig fortgeschrieben, so dass sie für planerische<br />

Zwecke den zeitnahen und künftigen Bedarf darstellen. Neben<br />

der Planung für das gesamte Stadtgebiet werden diese Daten unter Beachtung<br />

der demografischen Entwicklung für einzelne Einzugsgebiete<br />

der Tageseinrichtungen aufbereitet.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 231


Jugend<br />

Feststellung<br />

Die detaillierte Planung der Stadt <strong>Moers</strong> bildet die geeignete<br />

Grundlage, um den Bedarf an Plätzen in Tageseinrichtungen für<br />

Kinder zu sichern.<br />

Kennzahlen und Grundzahlen zur Tagesbetreuung von Kindern<br />

Zur Darstellung der Entwicklung der Angebote der Tagesbetreuung von<br />

Kindern und zur interkommunalen Vergleichbarkeit dieser wurden Kennzahlen<br />

gebildet, die zum einen die Versorgungssituation und zum anderen<br />

fiskalische Aspekte, wie die Entwicklungen von Kosten und Zuschussbedarf<br />

sowie von Elternbeiträgen, betrachten.<br />

Versorgungsquoten<br />

Versorgungsquoten werden in Relation der Anzahl der Einwohner nach<br />

bestimmten Altersgruppen zu der Anzahl der verfügbaren Plätze in Tageseinrichtungen<br />

für Kinder in diesen Altersgruppen gebildet.<br />

Bei der Berechnung der Versorgungsquoten wurden die jeweiligen LDS-<br />

Einwohnerdaten mit Stichtag 31.12. zugrunde gelegt, um eine einheitliche<br />

Berechnungsgrundlage und somit eine landesweite Vergleichbarkeit<br />

der ermittelten Quoten zu erreichen.<br />

Diese LDS-Einwohnerdaten weichen geringfügig von der eigenen Fortschreibung<br />

der Einwohnerzahlen durch die Stadt <strong>Moers</strong> ab, so dass auch<br />

die hier ermittelten Versorgungsquoten nicht mit den in der städtischen<br />

Bedarfsplanung ausgewiesenen Quoten übereinstimmen.<br />

Die Quoten werden in einer Zeitreihe von 1999 bis 2003 für einzelne<br />

Altersgruppen in einer tabellarischen Gesamtübersicht abgebildet:<br />

Versorgungsquoten bei den unter 3-jährigen, den 3- bis 6-jährigen und den 7-<br />

bis 13-jährigen in Prozent<br />

Anzahl der Kinder<br />

unter 3 Jahren<br />

Anzahl der Plätze<br />

für unter 3-<br />

jährige<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

2.610 2.696 2.659 2.703 2.573<br />

28 35 42 42 42<br />

232<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Versorgungsquoten bei den unter 3-jährigen, den 3- bis 6-jährigen und den 7-<br />

bis 13-jährigen in Prozent<br />

Quote unter 3-<br />

Jährige<br />

Anzahl der Kinder<br />

von 3 bis 6<br />

Jahren<br />

Anzahl der Plätze<br />

für 3 bis 6-<br />

jährige<br />

Quote 3- bis 6-<br />

Jährige<br />

Anzahl der Kinder<br />

von 7 bis 13<br />

Jahren<br />

Anzahl der Plätze<br />

für Schulkinder<br />

Quote 7- bis<br />

13-Jährige<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

1,1 1,3 1,6 1,6 1,6<br />

2.899 2.820 2.870 2.776 2.833<br />

2.959 2.942 2.992 2.996 2.971<br />

102,1 104,3 104,3 107,9 104,9<br />

8.344 8.178 7.993 7.792 7.677<br />

190 210 210 210 190<br />

2,3 2,6 2,6 2,7 2,5<br />

Einwohnerangaben nach der LDS Landesdatenbank zum Stand vom 31.12.<br />

Die Versorgungsquote der 3- bis 6-jährigen Kinder ist von 1999 bis 2003<br />

auf etwa einem gleich hohen Niveau. Die Anzahl der Kinder nahm in<br />

diesem Zeitraum nur wenig ab. Das Angebot wurde in 2003 leicht reduziert.<br />

Die Anzahl der Plätze für die Schulkinder wurde in 2000 erhöht. Im<br />

Jahr 2003 erfolgte wiederum eine Verringerung des Angebotes. Der Einwohnerrückgang<br />

fällt bei den Schulkindern deutlich auf. Für die unter<br />

Dreijährigen blieb es in der Stadt <strong>Moers</strong> im Betrachtungszeitraum bei<br />

einem geringen Betreuungsangebot.<br />

Feststellung<br />

Der gesetzliche Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für<br />

die 3- bis 6-Jährigen wird von der Stadt <strong>Moers</strong> erfüllt.<br />

Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder<br />

pro Jahr in Euro<br />

Die nachfolgenden Betrachtungen stellen auf die Betriebskosten und<br />

deren Entwic klung nach dem GTK ab, um hie rüber eine vergleichbare<br />

Grundlage für eine differenzierte Betrachtung zu schaffen.<br />

Die Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder haben sich in den<br />

Jahren 1999 bis 2003 wie folgt entwickelt:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 233


Jugend<br />

Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Eigene Tageseinrichtungen<br />

3.816 3.911 3.912 4.198 4.313<br />

Tageseinrichtungen<br />

freier Träger<br />

3.677 3.826 3.938 3.998 4.237<br />

Kosten je Platz aller<br />

Einrichtungen<br />

3.729 3.857 3.928 4.073 4.266<br />

Kosten je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in Euro<br />

4.400<br />

4.000<br />

3.600<br />

3.200<br />

---- Euro ----<br />

2.800<br />

2.400<br />

2.000<br />

1.600<br />

1.200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Tageseinrichtungen gesamt Tageseinrichtungen freier Träger<br />

Eigene Tageseinrichtungen<br />

Die Kosten in Tageseinrichtungen für Kinder je Platz steigen seit 1999<br />

kontinuierlich an. Die Entwicklung der Betriebskosten ist hauptsächlic h<br />

geprägt durch tarifliche Personalkostensteigerungen.<br />

Dieses trifft sowohl für die eigenen Tageseinrichtungen als auch für die<br />

Einrichtungen freier Träger zu. Dabei liegen die Kosten je Platz im Bereich<br />

der freien Träger unter denen der eigenen Einrichtungen. Eine<br />

Ausnahme bildet das Jahr 2001, weil hier die Umstrukturierung der<br />

Stundenkontingente in den städtischen Einrichtungen zur Senkung der<br />

Aufwendungen führte.<br />

Entscheidend für eine Bewertung dieser aufgezeigten Kostenentwic klung<br />

ist, wie sich die Stadt <strong>Moers</strong> mit diesen Werten im interkommunalen<br />

Vergleich positioniert:<br />

Kosten je Platz in Tageseinrichtungen im interkommunalen Vergleich in Euro,<br />

Basisjahr 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Einrichtungen<br />

gesamt<br />

3.380 5.369 4.183 4.266<br />

Eigene Trägerschaft<br />

3.071 5.980 4.455 4313<br />

Einrichtungen<br />

freier Träger<br />

3.281 5.470 4.133 4.237<br />

234<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Die Übersicht zeigt, dass im Vergleich die Aufwendungen für städtische<br />

Einrichtungen in anderen Kommunen deutlich über denen der freien<br />

Träger liegen. Bei der Stadt <strong>Moers</strong> ist der Unterschied allerdings nicht so<br />

graviere nd. Das Kostenniveau der gesamten Einrichtungen liegt über<br />

dem Mittelwert. Es fällt der günstige Wert für die eigenen Einric htungen<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> auf, der unter dem Mittelwert bleibt. Dagegen wird dieser<br />

Wert von den Einrichtungen der freien Träger leicht überschritten.<br />

Um auch die Entwicklung dieses interkommunalen Vergleichs im Zeitverlauf<br />

darzustellen, bilden die nachfolgenden Grafiken auch die Jahre 1999<br />

bis 2003 ab:<br />

Kosten je Platz und Jahr in eigenen Einrichtungen<br />

6.000<br />

5.000<br />

---- Euro ----<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Kosten je Platz und Jahr in Einrichtungen freier Träger<br />

6.000<br />

5.000<br />

---- Euro ----<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 235


Jugend<br />

Feststellung<br />

Die Kosten je Platz in den Tageseinrichtungen für Kinder liegen im<br />

interkommunalen Vergleich nur leicht über dem Mittelwert. Dabei<br />

ist positiv festzuhalten, dass sich die Ausgaben für die städtischen<br />

Einrichtungen im Vergleich besser darstellen.<br />

Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder pro Jahr in<br />

Euro (KIWI-Kennzahl)<br />

Die Ermittlung des Zuschussbedarfes je Kindertageseinrichtungsplatz<br />

und Jahr basiert auf den anerkannten Betriebskosten. Diese Betriebskosten<br />

werden um die Trägeranteile, die Landeszuschüsse und die Elternbeiträge<br />

bereinigt.<br />

Die Trägeranteile, der Landeszuschuss sowie die Elternbeiträge für Tageseinrichtungen<br />

können als Einnahmen den Betriebskosten als Ausgaben<br />

gegenübergestellt werden. Daraus lässt sich der Zuschussbedarf<br />

gesamt sowie je Platz ableiten:<br />

Trägeranteile, Landeszuschuss und Elternbeiträge für Tageseinrichtungen, Gesamteinnahmen<br />

und Gesamtausgaben, Zuschussbedarf je Platz in €<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Gesamtausgaben<br />

Betriebskosten<br />

11.802.827 12.291.308 12.742.859 13.227.574 13.663.403<br />

Trägeranteile 2.434.059 2.330.284 2.273.745 2.544.210 2.873.602<br />

Landeszuschuss 4.026.884 4.129.044 4.073.133 4.371.940 4.463.648<br />

Elternbeiträge 1.824.433 1.847.154 1.800.238 2.162.998 2.346.945<br />

Zuschuss gesamt<br />

3.517.451 3.984.827 4.595.742 4.148.426 3.979.208<br />

Anzahl der<br />

Plätze in Einrichtungen<br />

3.165 3.187 3.244 3.248 3.203<br />

Zuschuss je<br />

Platz in €<br />

Angaben des Jugendamtes der Stadt <strong>Moers</strong><br />

1.111 1.250 1.417 1.277 1.242<br />

Der Zuschussbedarf liegt in den Jahren 2000, 2002 und 2003 auf etwa<br />

gleicher Höhe. Durch geringe Elternbeiträge, Trägeranteile und Landeszuschüsse<br />

ergab sich für das Jahr 2001 ein deutlich höherer Zuschussbedarf.<br />

Die Zuschussbedarfe haben sich im interkommunalen Vergleich im Betrachtungszeitraum<br />

wie folgt entwickelt:<br />

236<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder je Jahr im Vergleich in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 552 773 656 772 1.020<br />

Maximum 1.578 1.949 1.847 1.717 1.792<br />

Mittelwert 1.096 1.176 1.181 1.228 1.282<br />

<strong>Moers</strong> 1.111 1.250 1.417 1.277 1.242<br />

Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder je Jahr<br />

im Vergleich<br />

2.000<br />

1.600<br />

---- Euro ----<br />

1.200<br />

800<br />

400<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Mit Ausnahme des Jahres 2001 orientiert sich der jährliche Zuschussbedarf<br />

in der Stadt <strong>Moers</strong> am Mittelwert. In 2003 konnte der Mittelwert<br />

leicht unterschritten werden.<br />

Die genannten Werte gelten für die Einric htungen aller Träger in der<br />

Stadt <strong>Moers</strong>. Die Zuschussbedarfe für die städtischen Einrichtungen und<br />

die Einrichtungen der freien Träger lassen sich nicht getrennt darstellen,<br />

weil die Elternbeiträge auf einer Haushaltsstelle vereinnahmt werden.<br />

KIWI-Bewertung<br />

Für die KIWI-Bewertung ist der Zuschussbedarf aller Einrichtungen für<br />

das Jahr 2003 maßgebend. Betrachten wir den Zuschussbedarf im interkommunalen<br />

Vergleich 2003, so ergibt sich folgendes Bild:<br />

Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen 2003 im interkommunalen Vergleich<br />

in Euro<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Zuschuss 1.020 1.792 1.282 1.242<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 237


Jugend<br />

Zuschussbedarf je Platz in Tageseinrichtungen 2003 im interkommunalen<br />

Vergleich in Euro<br />

1.800<br />

1.600<br />

1.400<br />

----- Euro -----<br />

1.200<br />

1.000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Der Zuschussbedarf je Platz aller Einrichtungen liegt in 2003 knapp unter<br />

dem Mittelwert. In Anbetracht des Verlaufes der Werte im Vergleich<br />

wird nunmehr ein zufrieden stellendes Ergebnis erreicht, bei dem ein<br />

Handlungsbedarf nicht zwingend notwendig ist.<br />

KIWI Bewertung<br />

Aufgrund der im Vergleich erzielten Werte vergeben wir bei dieser<br />

Kennzahl den KIWI-Wert 3.<br />

Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder freier<br />

Träger pro Jahr in Euro (KIWI-Kennzahl)<br />

Freiwillige Zuschüsse werden als anteilige oder vollständige Zuwendungen<br />

zu den Eigenanteilen der Betriebskosten einzelner Gruppen von Einrichtungen<br />

freier Träger für die Tagesbetreuung von Kindern gewährt.<br />

Die Zahlung der freiwilligen Zuschüsse ist durch Beschlüsse der zuständigen<br />

Ausschüsse geregelt. Die Höhe der freiwilligen Zuschüsse hat sich<br />

wie folgt entwickelt:<br />

Freiwillige Zuschüsse gesamt pro Jahr in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

262.862 239.547 283.666 346.993 297.596<br />

238<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Die Höhe der Zuschüsse stieg im Laufe des Betrachtungszeitraumes an.<br />

Für den Vergleich mit anderen Kommunen werden die freiwilligen Zuschüsse<br />

je Platz in den Einrichtungen freier Träger ermittelt. Das Ergebnis<br />

dieses Vergleiches zeigt tabellarisch und grafisch folgende Werte:<br />

Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder freier Träger je<br />

Jahr im Vergleich in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 36 33 36 39 47<br />

Maximum 496 456 462 460 482<br />

Mittelwert 252 229 240 253 247<br />

<strong>Moers</strong> 133 118 140 170 149<br />

Entwicklung der freiwilligen Zuschüsse je Platz im Vergleich<br />

----- Euro -----<br />

500<br />

450<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Grafik verdeutlicht zunächst, wie groß die Spannbreite bei der Zahlung<br />

von freiwilligen Zuschüssen durch die Kommunen ist. Die Ausgaben<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> liegen im gesamten Betrachtungszeitraum deutlich unter<br />

den Mittelwerten.<br />

Für das Jahr 2003 stellt sich der Vergleich wie nachstehend abgebildet<br />

dar:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 239


Jugend<br />

Freiwilliger Zuschuss je Platz in Tageseinrichtungen für Kinder<br />

fre ier Träger pro Jahr in Euro (KIWI- Kennzahl)<br />

500<br />

450<br />

400<br />

----- Euro -----<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> stellt über ein Drittel der Plätze in Tageseinrichtungen<br />

für Kinder. Damit ist sie bei der Bereitstellung von Plätzen und dem unterschiedlichen<br />

Betreuungsangebot nur teilweise von den freien Trägern<br />

abhängig. Das zeigt sich hier in der zurückhaltenden Bewilligungspraxis<br />

der freiwilligen Zuschüsse. Sie werden nur für einzelne Gruppen vertra g-<br />

lich bewilligt, mit der überwiegenden Möglichkeit zur kurzfristigen Kündigung<br />

(sechs Monate). Die Zuschüsse werden für die Übernahme der<br />

Trägeranteile der geförderten Gruppen gezahlt.<br />

Wie oben beschrieben, stellt die Stadt <strong>Moers</strong> den Bedarf an Plätzen in<br />

Tageseinrichtungen sehr genau fest. Die Verträge über die freiwilligen<br />

Zuschüsse werden ausschließlich vor dem Hintergrund der Sicherstellung<br />

des Rechtsanspruchs von Kindern auf einen Kindergartenplatz gemäß<br />

§ 24 SGB VIII geschlossen. Der überwiegende Anteil der Verträge<br />

ist mit konfessionellen Trägern „zur Vermeidung von Benachteiligungen<br />

für Kinder moslemischen Glaubens“ abgeschlossen worden. Die konfessionellen<br />

Träger verpflichten sich, eine bestimmte Anzahl von Kindern<br />

moslemischen Glaubens mit Erstwohnsitz in <strong>Moers</strong> aufzunehmen.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, zukünftig Vertragsregelungen<br />

neutraler zu fassen, um Kinder anderer Religionszugehörigkeiten<br />

nicht auszuschließen.<br />

240<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

KIWI Bewertung<br />

Die freiwilligen Zuschüsse gewährt die Stadt <strong>Moers</strong> ausschließlich<br />

zur Anpassung des erforderlichen Bedarfes an Plätzen in Tageseinrichtungen<br />

für Kinder, soweit sie in eigenen Einrichtungen<br />

das Platzangebot nicht bereitstellen kann. Im Vergleich zu anderen<br />

Kommunen liegen die Zahlungen deutlich unter dem Mittelwert.<br />

Aufgrund dieses positiven Ergebnisses vergeben wir bei dieser<br />

Kennzahl den KIWI-Wert 4.<br />

Anteil der Elternbeiträge an den Gesamtbetriebskosten<br />

pro Jahr in Prozent<br />

Die Höhe der Elternbeiträge in ihrer Entwicklung seit 1999 und im interkommunalen<br />

Vergleich ist Gegenstand der nachfolgenden Betrachtung.<br />

Elternbeitragsaufkommen<br />

Nach § 17 Abs. 1 GTK haben die Eltern entsprechend ihrer wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit monatlich öffentlich-rechtliche Beiträge zu den<br />

Jahresbetriebskosten der Tageseinrichtungen für Kinder zu entrichten.<br />

Die Höhe des Elternbeitrages hängt vom Einkommen ab, das in sechs<br />

Gruppen gestaffelt ist. Damit leisten die Eltern einen wesentlichen Be i-<br />

trag zur Finanzierung der Betriebskosten der Kindertageseinrichtungen.<br />

Der Anteil der Elternbeiträge hat sich in den Jahren 1999 bis 2003 wie<br />

folgt entwickelt:<br />

Anteil der Elternbeiträge an den Gesamtbetriebskosten pro Jahr<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Betriebskosten<br />

in Euro<br />

11.802.827 12.291.308 12.742.859 13.227.574 13.663.403<br />

Elternbeiträge<br />

in Euro<br />

1.824.433 1.847.154 1.800.238 2.162.998 2.346.945<br />

Quote in % 15,5 15,0 14,1 16,4 17,2<br />

Die Einnahmen aus den Elternbeiträgen und die Betriebskosten haben<br />

sich im Betrachtungszeitraum jährlich erhöht. Der Anteil an den Betriebskosten<br />

hat sich ab dem Jahr 2002 erheblich verbessert.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 241


Jugend<br />

Grafisch stellen sich diese Veränderungen wie folgt dar:<br />

Entwicklung der Betriebsausgaben und Elternbeiträge<br />

14.000.000<br />

12.000.000<br />

----- Euro -----<br />

10.000.000<br />

8.000.000<br />

6.000.000<br />

4.000.000<br />

2.000.000<br />

-<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Betriebskosten<br />

Elternbeiträge<br />

Die Einkommensüberprüfungen der Eltern und damit die Festsetzung<br />

des Beitrages werden bei Aufnahme in einer Einrichtung, bei Änderungsmitteilungen<br />

der Eltern und bei einem Betreuungswechsel vorgenommen.<br />

Jährlich erfolgt eine Überprüfung der Einko mmensverhältnisse<br />

der Beitragspflichtigen. Diese regelmäßige Neufestsetzung nach dem<br />

aktuellen Einkommen der Pflichtigen führt dazu, dass die Einnahmen seit<br />

Jahren steigen, obwohl die Anzahl der Plätze nahezu unverändert blieb.<br />

Nach Recherchen der Stadt tragen die Doppelverdiener in den Neubaugebieten<br />

außerdem dazu bei, das Beitragsaufkommen zu erhöhen.<br />

Feststellung<br />

Wir begrüßen die jährliche Überprüfung und Festsetzung der<br />

Elternbeiträge. Hierdurch werden die Eltern zu gerechten Beiträgen<br />

herangezogen.<br />

Die Entwicklung des Anteiles der Elternbeiträge an den Betriebskosten<br />

stellt sich im interkommunalen Vergleich tabellarisch und grafisch wie<br />

folgt dar:<br />

Anteil der Elternbeiträge an den Betriebskosten im interkommunalen Vergleich<br />

in Prozent<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 12,2 12,2 12,9 12,9 13,0<br />

Maximum 20,3 22,6 23,9 24,0 23,1<br />

Mittelwert 16,1 16,7 17,2 17,1 16,6<br />

<strong>Moers</strong> 15,5 15,0 14,1 16,4 17,2<br />

242<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Anteil der Elternbeiträge an den Betriebskosten im Vergleich<br />

---- Prozent ----<br />

24<br />

21<br />

18<br />

15<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Der Vergleich zeigt, dass der Anteil der Elternbeiträge an den Betriebskosten<br />

ab dem Jahr 2002 zunahm und den Mittelwert im Jahr 2003 ü-<br />

bersteigt.<br />

Fazit<br />

Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz wird von der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> voll erfüllt.<br />

Der Zuschussbedarf je Platz und Jahr stellt sich im interkommunalen<br />

Vergleich zufrieden stellend dar. Bei den freiwilligen Zuschüssen<br />

verhält sich die Stadt zurückhaltend. Es werden nur Gruppen<br />

nach dem aktuellen Bedarf befristet gefördert. Die Höhe der fre i-<br />

willigen Zuschüsse befindet sich im interkommunalen Vergleich<br />

deutlich unter dem Mittelwert.<br />

Handlungsnotwendigkeiten aufgrund der Nachfrageentwicklungen<br />

nach Angeboten der Tagesbetreuung werden von der Stadt erkannt.<br />

Gezielt gesteuerte Planungsprozesse zur Differenzierung<br />

des Leistungsspektrums der Tagesbetreuung bei gleichzeitiger Anpassung<br />

des Gesamtangebotes werden von der Stadt <strong>Moers</strong> durch<br />

regelmäßige Fortschreibungen des Bedarfsplanes vorgenommen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 243


Jugend<br />

Leistungen nach dem Unterhaltsvorschussgesetz<br />

Rechtliche Voraussetzungen<br />

Die Durchführung des Unterhaltsvorschussgesetzes war bis zum Jahr<br />

1998 bei der Stadt <strong>Moers</strong> lediglich mit Personal- und Sachkosten verbunden.<br />

Die Leistungen nach dem UVG wurden je zur Hälfte vom Bund<br />

und vom Land Nordrhein-Westfalen getragen.<br />

Mit dem am 01.01.1999 in Kraft getretenen Haushaltssicherungsgesetz<br />

des Landes NRW beteiligte das Land die Kommunen zur Hälfte an seinen<br />

Kosten. Dabei waren ab diesem Zeitpunkt die Einnahmen zu 75 Prozent<br />

an das Land abzuführen, während im Gegenzug die Ausgaben zu 75<br />

Prozent erstattet wurden.<br />

Seit dem 01.01.2000 wurden die Ausgaben zwischen Bund, Land NRW<br />

und den Kommunen gedrittelt, so dass lediglich noch 66,66 Prozent erstattet<br />

wurden. Dafür waren ab diesem Zeitpunkt auch nur noch 66,66<br />

Prozent der Einnahmen abzuführen.<br />

Ab dem 01.01.2002 wurde die Erstattung der Ausgaben weiter reduziert.<br />

Der Bundesanteil von 33,33 Prozent blieb erhalten. Das Land übernimmt<br />

seitdem jedoch nach dem Haushaltsbegleitgesetz 2002 nur noch 20,0<br />

Prozent seines Anteils. Dies entspricht 13,33 Prozent des Gesamtaufkommens,<br />

so dass eine Erstattung lediglich noch zu 46,66 Prozent erfolgt.<br />

Somit beträgt der kommunale Anteil derzeit 53,33 Prozent.<br />

244<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Anteile von Stadt, Land und Bund an den Aufwendungen nach<br />

dem UVG<br />

100%<br />

80%<br />

60%<br />

40%<br />

20%<br />

0%<br />

53,33<br />

25,00<br />

33,33<br />

bis 12.98 ab 01.99 ab 01.00 ab 01.02<br />

Stadt Land Bund<br />

Aufbauorganisation<br />

Die Aufgaben nach dem Unterhaltsvorschussgesetz sind organisatorisch<br />

dem Jugendamt zugeordnet. Die Antragsannahme, die Bewilligung und<br />

Auszahlung der Leistung wird in den Sozialraumteams durch die rechtlichen<br />

Teams (Wirtschaftliche Jugendhilfe) bearbeitet. Die Festsetzung<br />

und Verfolgung der Unterhaltsansprüche (§ 7 UVG) erfolgt durch die<br />

zentrale Heranziehungsstelle des Jugendamtes.<br />

Entwicklung der Fallzahlen<br />

Seit 1999 hat sich die Anzahl der Leistungsempfänger folgendermaßen<br />

entwickelt:<br />

Entwicklung der Anzahl der Leistungsberechtigten<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

0 bis 5 Jährige 274 291 305 329 384<br />

6 bis 11 Jährige 336 352 348 361 372<br />

Gesamtfälle 610 643 653 690 756<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 245


Jugend<br />

Anzahl der Leistungsberechtigten<br />

800<br />

700<br />

600<br />

----- Anzahl -----<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

0 - 5 Jährige 6 - 11 Jährige<br />

Über einen Zeitraum von fünf Jahren betrachtet lässt sich erkennen,<br />

dass die Fallzahlen kontinuierlich in beiden Altersgruppen steigen. Die<br />

Gesamtfallzahlen haben um 23,9 Prozent zugenommen. Ein erheblicher<br />

Zuwachs an Leistungsbeziehern ist bei den 0- bis 5-Jährigen festzustellen.<br />

Die Zuwachsrate beträgt hier immerhin 40,1 Prozent. Bei den 6- bis<br />

11-jährigen Leistungsbeziehern nahmen die Fallzahlen lediglich um 10,7<br />

Prozent zu.<br />

Entwicklung der Einnahmen und Ausgaben<br />

Die Kommunen haben ab dem Haushaltsjahr 1999 die gesamten Unterhaltsleistungen<br />

im kommunalen Haushalt im Unterabschnitt 481 „Vollzug<br />

des Unterhaltsvorschussgesetzes“ zu veranschlagen und zu buchen.<br />

Der von der Stadt <strong>Moers</strong> im Haushalt eingerichtete UA 481 entspricht in<br />

seinen einzelnen Veranschlagungen nicht dem Runderlass des Ministeriums<br />

für Frauen, Familie, Jugend und Gesundheit vom 31.05.1999 – IV B<br />

1 – 6023.7. Auf der Einnahmenseite fehlen die Erstattungen vom Land<br />

zur Untergruppe 161 (Bundes- und Landesanteil zu den UVG – Leistungen)<br />

gemäß Nr. 3 des Erlasses. Weiterhin sind auf der Ausgabenseite<br />

nicht nur der kommunale Anteil an den UVG - Leistungen, sondern gemäß<br />

Nr. 2 des Erlasses unter der Gruppe 78, die gesamten Leistungen<br />

einschließlich des kommunalen Anteils zu buchen.<br />

246<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Die entsprechende Praxis berücksichtigt nicht das Prinzip der Bruttoveranschlagung<br />

und führt insoweit zu mangelnder Transparenz der Zahlungsströme<br />

bei der Bewirtschaftung der UVG–Mittel.<br />

Feststellung<br />

Die Bewirtschaftung der Leistungen nach dem UVG entspricht<br />

nicht den haushaltsrechtlichen Vorgaben.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte beim Kreis Wesel eine Änderung des Verfahrens<br />

im Sinne des Erlasses anstreben.<br />

Eine künftige Veranschlagung im Haushaltsplan sollte wie folgt vorgenommen<br />

werden:<br />

• 481.161 – Erstattungen vom Land<br />

• 481.243 – Einnahmen nach § 7 UVG<br />

• 481.671 – Erstattungen an das Land<br />

• 481.780 – Leistungen nach UVG an Berechtigte.<br />

Die vorliegenden Finanzdaten der Stadt <strong>Moers</strong> sind für eine Betrachtung<br />

und Kennzahlenbildung in unserer Systematik nur teilweise nutzbar. Die<br />

folgenden Ausführungen beziehen sich daher nur auf die Daten, die vom<br />

Jugendamt der Stadt angegeben werden konnten.<br />

• Entwicklung der Ausgaben<br />

Die Ausgaben für die Leistungsberechtigten haben sich im Betrachtungszeitraum<br />

nach Angabe des Jugendamtes wie folgt entwickelt:<br />

Entwicklung der Ausgaben nach dem UVG in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Erstattungen an<br />

das Land<br />

159.047 130.607 144.752 93.317 128.002<br />

UVG - Leistungen<br />

991.702 922.584 926.712 1.017.732 1.022.511<br />

Gesamtausgaben 1.150.749 1.053.191 1.071.464 1.111.049 1.150.513<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 247


Jugend<br />

Ausgabenentwicklung UVG-Leistungen<br />

1.200.000<br />

1.000.000<br />

----- Euro -----<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Erstattungen an das Land (Einn. § 7 UVG)<br />

Leistungen nach dem UVG<br />

Die Erstattungen an das Land ergeben sich anteilmäßig aus den realisierten<br />

Unterhaltsleistungen für die Anspruchsberechtigten nach § 7<br />

UVG, wobei die Höhe der UVG-Leistung vom Alter des anspruchsberechtigten<br />

Kindes abhängt. Es sind zwei Altersgruppen vorgegeben, und<br />

zwar Kinder bis unter 6 Jahren und bis unter 12 Jahren. Seit dem<br />

01.01.2002 ergeben sich für diese Altersgruppen unter Anrechnung von<br />

Kindergeld monatliche Aufwendungen in Höhe von 111 € bzw. 151 €.<br />

Die Beträge ab dem 01.07.2003 lauten 122 € bzw. 164 €. Die Dauer der<br />

Leistungsgewährung ist auf zwölf Monate begrenzt.<br />

Die Ausgabenseite ist von der Kommune nicht beeinflussbar, da sie weder<br />

auf die Anzahl der UVG-Berechtigten, noch auf den vom Gesetzgeber<br />

festgelegten Anteil einwirken kann.<br />

Entwicklung der Einnahmen<br />

Auf der Einnahmeseite werden im UA 481 der Stadt <strong>Moers</strong> die Unterhaltsleistungen<br />

des Elternteils, bei dem das Kind nicht lebt, dargestellt.<br />

In der nachstehenden Tabelle werden die realisierten Einnahmen von<br />

den Unterhaltspflichtigen (§ 7 UVG) in der Entwicklung der dargestellten<br />

Jahre angegeben:<br />

Entwicklung der Einnahmen nach § 7 UVG in Euro<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

211.296 181.732 220.627 191.761 284.872<br />

248<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Entwicklung der Einnahmen nach § 7 UVG<br />

300.000<br />

250.000<br />

----- Euro -----<br />

200.000<br />

150.000<br />

100.000<br />

50.000<br />

0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Die Grafik zeigt den deutlichen Zuwachs der Einnahmen im Jahr 2003.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat für die Zahlungsrückstände aus eingestellten bzw.<br />

abgelaufenen Zahlfällen zusätzlich Personal im Laufe des Jahres 2002<br />

zur Durc hsetzung der Unterhaltsansprüche eingesetzt. Diese Maßnahme<br />

zeigte Erfolg, die Einnahmen konnten 2003 gegenüber dem Vorjahr um<br />

fast 50 Prozent gesteigert werden.<br />

Entwicklung der Rückeinnahmequote<br />

Werden die erbrachten Leistungen nach § 3 UVG und die hierauf zurückfließenden<br />

Einnahmen Unterhaltspflichtiger nach § 7 UVG betrachtet,<br />

ergeben sich bei einem Vergleich mit anderen Kommunen in den letzten<br />

fünf Jahren nachstehende Rückeinnahmequoten:<br />

Entwicklung der Rückeinnahmequote in Prozent<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum 10,0 14,4 14,3 10,5 13,1<br />

Maximum 47,1 51,0 46,0 41,9 46,9<br />

Mittelwert 24,0 25,9 24,6 23,8 23,6<br />

<strong>Moers</strong> 21,3 19,7 23,8 18,8 27,9<br />

Grafisch stellt sich die Entwicklung folgendermaßen dar:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 249


Jugend<br />

Entwicklung der Rückeinnahmequote im Vergleich<br />

----- Prozent -----<br />

50,0<br />

45,0<br />

40,0<br />

35,0<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

1999 2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Bei den bisherigen Prüfungen in anderen Kommunen war überwiegend<br />

festzustellen, dass sich die Rückeinnahmequoten von Jahr zu Jahr tendenziell<br />

verschlechterten. Dieser negative Trend ist aus der Grafik für<br />

die Jahre 1999 bis 2003 anhand der Mittelwerte erkennbar. Hierfür ist<br />

neben der allgemeinen schlechteren gesamtwirtschaftlichen Situation<br />

auch die Erhöhung des Selbstbehaltes der Unterhaltspflichtigen verantwortlich.<br />

Bei der Stadt <strong>Moers</strong> liegen die Rückeinnahmequoten im Betrachtungszeitraum<br />

auf einem Stand, der sich bis zum Jahr 2002 regelmäßig unter<br />

den gezeigten Mittelwerten befindet. Die Quote steigt allerdings deutlich<br />

im Jahr 2003 an. Zu begründen ist der Anstieg der Einnahmen mit dem<br />

Einsatz von zusätzlichem Personal zur Aufarbeitung der Zahlungsrückstände<br />

aus eingestellten Zahlfällen.<br />

Es wurde bereits festgestellt, dass die Ausgabenseite von der Stadt nicht<br />

beeinflussbar ist. Auf der Einnahmeseite bestehen dagegen mittelbare<br />

Einflussmöglichkeiten.<br />

Die Rückeinnahmequote stellt das Verhältnis zwischen den Ist-<br />

Einnahmen nach § 7 UVG und den Bruttoausgaben nach § 3 UVG dar.<br />

Sie baut auf den Ist-Einnahmen auf, da diese die tatsächlichen (kassenwirksamen)<br />

Einnahmen erfassen. Damit spiegelt sie auch die Intensität<br />

wider, mit der die Kommune die Einnahmebeschaffung betreibt.<br />

Für die Höhe der Rückeinnahmequote ist aus unserer Sicht die Anzahl<br />

einkommensschwacher Unterhaltspflichtiger nicht alleine verantwortlich.<br />

250<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Die Sozialhilfedichte von 44,3 Leistungsbeziehern je 1.000 Einwohner<br />

(Stand Dez. 2003) und die Arbeitslosenquote von 9,3 Prozent (Stand<br />

Dez. 2003) hebt sich von den Werten anderer, vergleichbarer Kommunen,<br />

die höhere Einnahmen im UVG-Bereich erzielen, nicht ab.<br />

Die Jahresrechnungen der Stadt <strong>Moers</strong> weisen bei den Einnahmen nach<br />

§ 7 UVG keine Kasseneinnahmereste aus. Die konkrete Höhe der rückständigen<br />

Forderungen lässt sich daher aus den Jahresrechnungen nic ht<br />

entnehmen. Der Grund hierfür ist, dass die Ansprüche nicht zum Soll<br />

gestellt werden, d. h. entgegen der Regelung nach § 7 Gemeindekassenverordnung<br />

(GemKVO) Kassenanordnungen nicht gefertigt werden.<br />

Annahmeanordnungen werden hauptsächlich erst nach Eingang der Zahlungen<br />

erstellt.<br />

Für die Überwachung der Zahlungseingänge ist die Sachbearbeitung der<br />

zentralen Heranziehungsstelle des Jugendamtes zuständig. Die Ansprüche<br />

der laufenden Zahlfälle werden lediglich über die Einrichtung einer<br />

Wiedervorlage überwacht. Anderweitige Erfassungen der Zahlungspflic h-<br />

tigen und der Höhe der aktuellen sowie rückständigen Unterhaltsansprüche<br />

werden nicht vorgenommen. Bei den eingestellten Vorgängen wird<br />

anders verfahren. Die Forderungen sind in einer Excel-Tabelle erfasst,<br />

aus der die Anspruchshöhen und geleisteten Unterhaltszahlungen hervorgehen.<br />

Damit sind ein regelmäßiges Mahnverfahren und das vollständige<br />

Erfassen sämtlicher Ansprüche nur bei den eingestellten Vorgängen<br />

sichergestellt.<br />

Die verspätet vorgenommenen Sollstellungen der Unterhaltsforderungen<br />

stehen nicht im Einklang mit haushalts- und kassenrechtlichen Bestimmungen.<br />

Es besteht die Gefahr, dass Forderungen untergehen (zum<br />

Beispiel durch Verjährung oder ausbleibende Weiterverfolgung). Die Regelungen<br />

über die Verfolgung der Ansprüche nach dem UVG werden<br />

somit ebenfalls nicht beachtet. Nach § 7 Abs. 3 UVG sind Ansprüche<br />

rechtzeitig und vollständig nach den Bestimmungen des Haushaltsrechts<br />

durchzusetzen. Zum Verfahren der Verfolgung und Durchsetzung von<br />

Unterhaltsansprüchen wird außerdem auf die Richtlinien zur Durchführung<br />

des UVG zu § 7 verwiesen.<br />

Feststellung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> beachtet § 7 GemKVO nicht, weil für die bestehenden<br />

Unterhaltsansprüche unmittelbar keine Kassenanordnungen<br />

gefertigt werden. Sie hat durch die jetzige Bearbeitungsweise<br />

der Ansprüche mit Einnahmeverlusten zu rechnen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 251


Jugend<br />

Uns ist sehr wohl bewusst, dass Annahmeanordnungen (Sollstellungen)<br />

in diesem Bereich häufig korrigiert werden müssen. Wenn die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> aus Gründen der Vereinfachung dieses umgehen will, so müsste<br />

sie allerdings anderweitig auch bei den aktuellen Zahlfällen sicherstellen,<br />

dass sämtliche Ansprüche erfasst, regelmäßig überwacht und Rückstände<br />

angemahnt sowie fällige Forderungen auch zwangsweise beigetrieben<br />

werden.<br />

Die Durchsetzung rückständiger Unterhaltsansprüche ist häufig mit erheblichen<br />

Problemen verbunden. Andere Kommunen sind bei hohen<br />

Zahlungsrückständen dazu übergegangen, mit den Pflichtigen Vereinbarungen<br />

über eine zügige Erfüllung der Forderung zu treffen. Als Anreiz<br />

wird bei Einhaltung der Verpflichtung eine reduzierte Zahlung angeboten.<br />

Empfehlung<br />

In Zusammenarbeit mit dem Rechnungsprüfungsamt sollte die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> auch diese Möglichkeit prüfen, um so rückständige<br />

Forderungen zu realisieren.<br />

Organisation<br />

Wie bereits ausgeführt, werden die Leistungsgewährung und die Unterhaltsverfolgung<br />

in verschiedenen Sachgebieten bearbeitet.<br />

Zur Verbesserung der Arbeitsabläufe und Effektivität ist es aus unserer<br />

Sicht sinnvoll, die Verfolgung der Unterhaltszahlungen nach dem UVG in<br />

der zentralen Heranziehungsstelle des Jugendamtes zu bearbeiten.<br />

Durch so gewonnene Synergieeffekte werden die Einnahmen aus dem<br />

Unterhalt verbessert, weil die Unterhaltsverfolgung effektiver vorgenommen<br />

werden kann. Das fachliche Know-how dieser zentralen Stelle<br />

kann für die Heranziehung genutzt werden. Bisher hat eine Zentralisierung<br />

in den jeweiligen Städten nach einer Anlaufphase immer zu Einnahmesteigerungen<br />

geführt. Diese Einnahmen haben Auswirkungen auf<br />

die Haushalts- und Finanzlage der Stadt.<br />

Feststellung<br />

Die bei der Stadt <strong>Moers</strong> vorgenommene Trennung zwischen Leistungsgewährung<br />

und Anspruchsverfolgung wird von uns positiv<br />

bewertet.<br />

252<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Jugend<br />

Die personelle Verstärkung durch eine Teilzeitkraft zur Bearbeitung der<br />

Rückstände aus eingestellten Fällen hat sich sehr positiv auf die Einnahmesituation<br />

ausgewirkt. Gegenüber dem Vorjahr konnten die Einnahmen<br />

im Jahr 2003 um 93.000 Euro gesteigert werden.<br />

Feststellung<br />

Die Intensivierung der Einnahmeverfolgung halten wir für den<br />

richtigen Weg.<br />

Ein konsequenter Unterhaltsrückgriff ist angesichts der haushaltspolitischen<br />

Verantwortung der UVG-durchführenden Stellen und der Signalwirkung<br />

für die Zahlungsbereitschaft von Unterhaltsschuldnern sehr<br />

wichtig.<br />

Fazit<br />

In dem Betrachtungszeitraum hat die Stadt <strong>Moers</strong> im Vergleich zu<br />

anderen Kommunen bis zum Jahr 2002 niedrigere Einnahmen aus<br />

Unterhaltsbeträgen verwirklichen können. Die Intensivierung der<br />

Verfolgung dieser Ansprüche durch einen wirtschaftlichen Personaleinsatz<br />

hat die Einnahmesituation bemerkenswert verbessern<br />

können.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 253


Jugend<br />

254<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Bauleistungen<br />

Allgemeines<br />

Grundlage<br />

Gegenstand der überörtlic hen Prüfung im Bereich Bauleistungen bei der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> ist:<br />

• eine Prüfung des Vergabe- und Vertragswesens<br />

• eine allgemeine technische Prüfung<br />

• eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung<br />

Die Prüfung des Vergabewesens wird unterteilt in einen organisatorischen<br />

Bereich „Organisation des Vergabewesens“ und in zwei funktionelle<br />

Bereiche „Durchführung des Eröffnungstermins“ und „Funktionsprüfung<br />

des Vergabewesens“. Die allgemeine technische Prüfung bezieht<br />

sich auf drei Prüffelder, und zwar „Konformität mit der VOB“, „Vollständigkeit<br />

der Bauakten“ und „Vergleich der Auftrags- mit den Abrechnungssummen<br />

sowie Nachträgen“. Die vorgenannten Funktionsprüfungen<br />

werden dabei alle auf der Grundlage von landesweit einheitlichen<br />

Fragenkatalogen mit bestimmten Gewichtungen beziehungsweise Wertigkeiten<br />

der einzelnen Antworten durchgeführt.<br />

Zur Prüfung und Bewertung der Organisation des Vergabewesens wird<br />

die Vergaberichtlinie der Stadt <strong>Moers</strong> herangezogen. Als Datenbasis für<br />

die Funktionsprüfungen und die Vergleiche dienen möglichst zeitnahe<br />

VOB-Maßnahmen aus den Bereichen Hochbau und Tiefbau. Die Maßnahmen<br />

resultieren aus den Jahren 2000 bis 2003 und haben Auftragsvolumen<br />

von ca. 29.000 € bis 730.000 €.<br />

Die Daten für die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen beziehen wir aus den<br />

jeweiligen Haushaltsplänen (Jahresrechnungen). Hier werden der Ausgabendeckungsgrad<br />

der Bauaufsicht sowie die Bauunterhaltungsausgaben<br />

und die Kosten der Infrastrukturmaßnahmen je Einwohner betrachtet.<br />

Weiter werden alle aufgeführten Prüffelder einem interkommunalen Vergleich<br />

unterzogen, um der Stadt <strong>Moers</strong> eine Standortbestimmung im<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 255


Bauleistungen<br />

Verhältnis zu anderen kreisangehörigen Städten in der Größenklasse ab<br />

25.000 Einwohner zu ermöglichen. Bei den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

wird nachrichtlich das Verhältnis zu anderen kreisangehörigen<br />

Städten in der Größenklasse größer 60.000 Einwohner angeführt.<br />

Erfassung<br />

Es werden 19 Maßnahmen mit einer Gesamtauftragssumme von rund<br />

4,2 Mio. € überprüft. Die Maßnahmen stammen aus den Bereichen<br />

Hoch- und Tiefbau der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

Hochbau<br />

Geprüfte Baumaßnahmen<br />

1 Trockenbauarbeiten, Eichendorffschule<br />

2 Parkett, Turnhalle Heinrich-Pattberg-Schule<br />

3 Dachdeckungsarbeiten, Turnhalle Heinrich-Pattberg-Schule<br />

4 Brandschutztüren und –fenster, Grafschafter Gymnasium<br />

5 Metallbauarbeiten, Gymnasium Filder-Benden<br />

6 Entkernung, Grafschafter Gymnasium<br />

7 Sanierung Elektrotechnik, Grafschafter Gymnasium<br />

8 Betonwerksteinarbeiten, Hermann-Runge-Gesamtschule<br />

9 PCB-Sanierung, Geschwister-Scholl-Gesamtschule<br />

Tiefbau<br />

Geprüfte Baumaßnahmen<br />

1 Straßenendausbau, Roderichstraße<br />

2 Verlegung SW-Kanal, Stichweg/Scholtenstraße<br />

3 Erneuerung MW-Kanäle, Hattropstraße<br />

4 Fahrbahnsanierung, Viertelheideweg<br />

5 Straßenendausbau, Elenastraße<br />

6 Straßenausbau, Am Geldermannshof<br />

7 SW-Pumpstation, Hülskensweg<br />

8 Kreisverkehr, Rathausallee<br />

9 Straßenbeleuchtung, Jahresvertrag 2002<br />

10 Straßenbau, Berthastraße<br />

Die Auswahlkriterien der aufgeführten Baumaßnahmen sind zum Beispiel<br />

Haushaltsjahr, Bausumme und Vergabeverfahren, um einen möglichst<br />

repräsentativen Querschnitt über die Baumaßnahmen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

zu erhalten und Aussagen über die eventuelle Häufung von Mängeln und<br />

die Einhaltung der Vorschriften bei der Vergabe von Baumaßnahme n<br />

machen zu können. Gleichwohl weisen wir darauf hin, dass die von uns<br />

in die jeweilige Prüfung einbezogenen Maßnahmen nicht immer reprä-<br />

256<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

sentativ für die Gesamtheit der durchgeführten Baumaßnahmen sein<br />

können, sondern einer willkürlichen Auswahl unterliegen.<br />

Erfassung der geprüften Vergaben und Aufteilung nach Vergabearten in Euro<br />

Geprüfte<br />

Gesamtsumme<br />

in €<br />

Baubereich Vergabeart Summen<br />

Freihändige Beschränkte Öffentliche<br />

Vergaben Ausschreibung Ausschreibung<br />

Hochbau 169.267 1.450.894 1.620.161<br />

Tiefbau 2.549.337 2.549.337<br />

Summen 169.267 4.000.231 4.169.498<br />

Geprüfte Hochbau 2 7 9<br />

Gesamtanzahl Tiefbau 10 10<br />

Summen 2 17 19<br />

Die im <strong>Bericht</strong> verwendeten Zahlen wurden den jeweiligen Bauakten entnommen<br />

Vergabewesen<br />

Prüffeld „Organisation des Vergabewesens“<br />

Für die Verwaltung gilt die Dienstanweisung der Stadtverwaltung <strong>Moers</strong><br />

über die Vergabe von Leistungen und Bauleistungen – Vergabeordnung -<br />

vom 06.12.2002. Sie befindet sich auf dem neuesten Stand.<br />

In dieser Vergaberichtlinie werden zur Vereinfachung des Vergabeverfahrens<br />

für VOB-Leistungen nachfolgende Wertgrenzen festgelegt:<br />

Wertgrenzen für VOB-Vergaben in Euro<br />

Freihändige Vergabe 5.000<br />

Beschränkte Ausschreibung bis 50.000 bzw. 100.000<br />

Öffentliche Ausschreibung ab 50.000 bzw. 100.000<br />

Die Wertgrenze 100.000 Euro gilt nur für den Tiefbaubereich<br />

Gemessen an der Größe der Stadt <strong>Moers</strong> und ihrem Bauvolumen liegen<br />

die Wertgrenzen im üblichen Bereich vergleichbarer Ko mmunen. Die<br />

gewählten Wertgrenzen bewerten wir als angemessen. Gemäß einer<br />

internen Regelung werden alle Bauleistungen über 5.000 Euro öffentlich<br />

ausgeschrieben. Dies halten wir gerade bei kleineren Maßnahmen für<br />

einen zu großen Aufwand, entstehend durch die Einhaltung aller notwendigen<br />

Fristen und Formalien der öffentlichen Ausschreibung.<br />

Weiter sind wir der Meinung, dass Jahresausschreibungen zur Ausführung<br />

vieler kleiner Unterhaltungsmaßnahmen beschränkt ausgeschrieben<br />

werden sollten. Der Bieterkreis sollte sich auf die nähere Umgebung<br />

beschränken, da es sich um Kleinstma ßnahmen bzw. Reparaturen han-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 257


Bauleistungen<br />

delt, die durch die Jahresausschreibung schnell und unbürokratisch erledigt<br />

werden sollten.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> beteiligt sich an dem Modellversuch „Befreiung von den<br />

§§ 18,19 und 24 der VOB/A“. Die Genehmigung durch das Innenministerium<br />

vom 05.11.2004 liegt vor. Die Nachverhandlung wird telefonisch<br />

nach schriftlicher Mitteilung durchgeführt. Die zur Nachverhandlung aufgeforderten<br />

Bieter bekommen eine schriftliche Nachricht, an welcher<br />

Stelle und mit welcher Summe das nachgerechnete eigene Angebot<br />

liegt. Eine Mitteilung über andere Summen, z.B. günstigster Bieter, bekommen<br />

sie nicht. Weiter werden die Fragen der Nachverhandlung mitgeteilt.<br />

Bei der Nachverhandlung sind anwesend: ein Verhandlungsle iter,<br />

ein Mitarbeiter der ausschreibenden Stelle, die Vergabestelle und das<br />

RPA. Das Telefonat wird mitgehört und protokolliert. Der Bieter wird<br />

hierüber informiert. Das Protokoll wird dem Bieter zum Gegenzeichnen<br />

übersandt.<br />

Laut Aussage der Vergabestelle übersteigen die durch die Nachverhandlung<br />

erzielten Einsparungen die aufgewendeten Personalkosten erheblich.<br />

Organisation des Vergabewesens<br />

Vergabestelle<br />

Nr. ja nein<br />

Gewich<br />

tung<br />

1 Ist eine zentrale Vergabestelle vorhanden? J 5,0 0 5,0<br />

2 Ist eine zentrale Submissionsstelle vorhanden? J 4,0 0 4,0<br />

3 Wenn ja, wo ist sie angesiedelt? In der Abteilung 60, Bauverwaltungsamt<br />

4 Wenn nein, sind andere Regelungen vorhanden? entfällt<br />

Bestehen Regelungen bezüglich:<br />

5 Wahl der Vergabeart? J 1,5 0 1,5<br />

6<br />

Festlegung des Bieterkreises bei nicht öffentlichen<br />

Verfahren?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

7<br />

Auswahl der Bieter nicht ausschließlich durch<br />

Fachamt?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

8<br />

Nachweis über die Beteiligung nicht ortsansässiger<br />

Firmen? (§ 8 VOB/A)<br />

J 1,0 0 1,0<br />

9<br />

Zusammenstellung der Angebotsunterlagen<br />

und Versand an die Bieter zentral?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

10<br />

Sammeln und Verwahrung der eingegangenen<br />

Angebote zentral?<br />

J 1,0 0 1,0<br />

11 Verwahrung der Angebote unter Verschluss? J 1,5 0 1,5<br />

12<br />

Rechnerische Prüfung der Angebote außerhalb<br />

des Fachbereiches?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

13<br />

Erstellung der Preisspiegel außerhalb des<br />

Fachbereiches?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

14<br />

Führen und Auswerten von Submissionslisten?<br />

J 1,0 0 1,0<br />

15 Führen und Auswerten von Vergabelisten? J 1,0 0 1,0<br />

Interne Dienstanweisungen zur Vergabe von Bauleistungen<br />

258<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Organisation des Vergabewesens<br />

Vergabestelle<br />

Nr. ja nein<br />

Gewich<br />

tung<br />

18<br />

Ist eine Dienstanweisung/Vergabeordnung<br />

vorhanden?<br />

J 1,0 0 1,0<br />

Wenn ja:<br />

19<br />

Entsprechen diese Regelungen den gesetzlichen<br />

Bestimmungen?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

20 Sind sie auf dem neuesten Stand? J 1,5 0 1,5<br />

21<br />

Sind die Wertgrenzen für VOB-Vergaben<br />

(freihändige, beschränkte und öffentliche<br />

Ausschreibung sowie Bieterzahl) angemessen?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

22 Wird das RPA an den Vergaben bete iligt? J 1,5 0 1,5<br />

23 Ist die Beteiligung angemessen? J 1,0 0 1,0<br />

Korruptionsprävention<br />

24<br />

Gibt es eine Dienstanweisung „Korruptionsprävention“?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

25<br />

Werden Schulungen zum Thema Korruptionsprävention<br />

durchgeführt?<br />

J 1,5 0 1,5<br />

26<br />

Werden Mitarbeitergespräche zum Thema<br />

Korruptionsprävention durchgeführt?<br />

N 0 1,5 1,5<br />

27 Gibt es Personalrotation im Vergabebereich? N 0 1,5 1,5<br />

Gewichtung ja 34,5<br />

Gewichtung nein 3,0<br />

Summe 37,5<br />

Prozent ja 92,0<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht anhand dieses Fragenkataloges einen Prüfwert<br />

von 92,0 Prozentpunkten. Nachfolgend zeigen Tabelle und Diagramm,<br />

dass die Stadt <strong>Moers</strong> in diesem Prüffeld damit über dem Mittelwert der<br />

Vergleichskommunen von 64,3 Prozentpunkten liegt.<br />

Feststellung<br />

Es wird positiv festgestellt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> eine zentrale<br />

Ausschreibungsstelle (Vergabestelle) unterhält. Dadurch wird das<br />

gesamte Vergabeverfahren von neutralen Mitarbeitern durchgeführt,<br />

die nicht mit dem Bauvorhaben beschäftigt sind.<br />

Organisation des Vergabewesens in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

26,8 100,0 64,3 92,0<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 259


Bauleistungen<br />

Interkommunaler Vergleich:<br />

Organisation des Vergabewesens<br />

100<br />

80<br />

---- Prozent ----<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Insbesondere das Vorhandensein einer zentralen Vergabestelle sowie die<br />

Angebotsauswertung nach einer Submission außerhalb des Fachbereichs<br />

führen zu dem guten Wert von 92,0 Prozent. Die zentrale Vergabestelle<br />

befindet sich in der Abteilung 60 (Bauverwaltung). Hier werden die Angebote<br />

verschlossen gesammelt, Submissionen und rechnerische Prüfungen<br />

durchgeführt, Nachverhandlungen geführt und die Preisspiegel<br />

erstellt.<br />

Zu Frage Nr. 26 und Frage Nr. 27 (gemäß vorstehender Tabelle)<br />

In der Stadt <strong>Moers</strong> werden keine Mitarbeitergespräche zum Thema Ko r-<br />

ruptionsprävention geführt. Es wird im Rahmen der Vereidigung bei Beamten<br />

auf das Thema hingewiesen bzw. werden Verpflichtungserklärungen<br />

zu diesem Thema bei Angestellten ausgegeben, die sich unterschrieben<br />

in der Personalakte befinden.<br />

Eine Personalrotation in der zentralen Vergabestelle findet nicht zwingend<br />

statt, allerdings wechseln hier die betroffenen Mitarbeiter bedingt<br />

durch Urlaub, Krankheit usw. in unregelmäßigen Abständen.<br />

Prüffeld „Durchführung des Eröffnungstermins“<br />

In diesem Prüffeld wird die Art und Weise der Abwicklung einer Submission<br />

bewertet. Die Prüfung erfolgte bei der Teilnahme am Submissions-<br />

260<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

termin der öffentlichen Ausschreibung „Sanierung des Gradierwerkes“ in<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> am 22.02.<strong>2005</strong> um 10.00 Uhr.<br />

Durchführung des Eröffnungstermins<br />

Nr. ja nein<br />

Gewich<br />

tung<br />

1<br />

Wird die Vergabe in einem neutralen Raum<br />

durchgeführt?<br />

J 1,0 0 1,0<br />

2 Aufbewahrung der Stanze unter Verschluss? J 5,0 0 5,0<br />

3<br />

Einhaltung des Termins (= Ende der Angebotsfrist)?<br />

J 3,0 0 3,0<br />

4<br />

Verwahrung der Angebote unter Verschluss<br />

(digitale Angebote)? (§ 22 VOB/A)<br />

J 5,0 0 5,0<br />

5<br />

Datum und Uhrzeit des Eingangs auf dem<br />

Umschlag vermerkt? (§ 22 VOB/A)<br />

J 2,0 0 2,0<br />

6<br />

Niederschrift der Verdingungsverhandlung<br />

(z. B. K-EFB-Verd 1 - 4) mit Namen und J 1,0 0 1,0<br />

Wohnort der Firmen ausgefüllt?<br />

7<br />

Verhandlungsleiter und Schriftführer anwesend?<br />

J 5,0 0 5,0<br />

8<br />

Beide nicht mit der Vergabe/Ausschreibung<br />

befasst?<br />

J 5,0 0 5,0<br />

9<br />

Niederschrift der Verdingungsverhandlung (z.<br />

B. K-EFB -Verd 1 - 4 Teil 3) gefertigt?<br />

J 5,0 0 5,0<br />

Überprüfung des Anwesenheitsrechts der<br />

10<br />

Erschienen, evtl. Vorliegen der Vollmachten<br />

prüfen, ausschließen von vollmachtslosen<br />

0 0 2,0<br />

Vertretern?<br />

11<br />

Prüfung, ob Angebote verschlossen/digitale<br />

Angebote verschlüsselt? (§ 22 VOB/A)<br />

J 5,0 0 5,0<br />

12<br />

Besonderheiten und verspätet eingegangene<br />

Angebote eingetragen (z. B. K-EFB-Verd 4)?<br />

0 0 3,0<br />

13<br />

Kennzeichnung der wesentlichen Angebotsteile<br />

und Sperrung der Leerflächen?<br />

J 4,0 0 4,0<br />

14 Plausibilitätsprüfung durchgeführt? J 3,0 0 3,0<br />

15<br />

Verlesen Name, Wohnort, Endbeträge Bauab-<br />

Schnitte/Lose, Preisnachlässe, Skonti?<br />

J 3,0 0 3,0<br />

16<br />

Angabe der Anzahl von Nebenangeboten,<br />

Änderungsvorschlägen?<br />

J 3,0 0 3,0<br />

17 Verlesen der Niederschrift? 0 0 2,0<br />

18<br />

Anerkennung als richtig oder Erhebung von<br />

Einwendungen abgefragt? (§ 22 VOB/A)<br />

0 0 1,0<br />

19 Unterschrift durch den Verhandlungsleiter? J 2,0 0 2,0<br />

20 Aufforderung der Bieter zur Unterschrift? 0 0 1,0<br />

Gewichtung ja 52,0<br />

Gewichtung nein 0,0<br />

Summe 52,0<br />

Prozent ja 100<br />

Die Durchführung des Eröffnungstermins wird in allen Punkten den Regeln<br />

entsprechend ausgeführt. Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht mit 100 Prozent<br />

den Maximalwert.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 261


Bauleistungen<br />

Durchführung des Eröffnungstermins in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

50,8 100 89,3 100<br />

100<br />

Interkommunaler Vergleich:<br />

Durchführung des Eröffnungstermins<br />

90<br />

---- Prozent ----<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Prüffeld „Funktion des Vergabewesens“<br />

In diesem Prüffeld werden auf der Grundlage der VOB/A sowie des Vergabehandbuches<br />

K VHB NW die wesentlichen organisatorischen Standards<br />

und rechtlichen Anforderungen des Vergabewesens bewertet.<br />

Funktionsprüfung des Vergabewesens<br />

Baubereiche<br />

Nr.<br />

Ge-<br />

Hochbabau<br />

Tiefwichtung<br />

1 Entspricht die Veröffentlichung dem § 17 VOB/A? 100 100 1,0<br />

2<br />

Wertgrenze nach Dienstanweisung Vergabe eingehalten?<br />

88,9 100 1,0<br />

3<br />

Anzahl der Bieter bei Aufforderung zur Abgabe eines<br />

Angebots eingehalten?<br />

100 5,0<br />

4<br />

Ausreichende Anzahl der Angebote bei beschränkter<br />

Ausschreibung? (§ 8 VOB/A)<br />

100 5,0<br />

5<br />

Angebote gestanzt bzw. gekennzeichnet? (§ 22<br />

VOB/A)<br />

100 100 1,5<br />

Können Nachlässe und Nebenangebote im Angebotsanschreiben<br />

6<br />

eingetragen werden? 100 88,9 1,0<br />

(§ 21.3 u. 4 VOB/A)<br />

7 Angebotsunterlagen nach Vergabehandbuch? 0,0 0,0 1,0<br />

8 Niederschrift über Verdingungsverhandlung vorhan- 100 90,0 2,0<br />

262<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Baubereiche<br />

Nr.<br />

Funktionsprüfung des Vergabewesens<br />

Hochbau<br />

Tiefbau<br />

Gewichtung<br />

den?<br />

(§ 22 VOB/A)<br />

9<br />

und vollständig ausgefüllt (Angebote eingetragen,<br />

Niederschrift unterschrieben, Nachlässe/Skonti,<br />

Anzahl der Nebenangebote, geprüfte Angebotsendsumme<br />

100 100 2,0<br />

eingetragen)? (§§ 22, 23.4 VOB/A)<br />

10<br />

Leerflächen in der Niederschrift über Verdingungsverhandlung<br />

gesperrt?<br />

0,0 11,1 1,0<br />

11<br />

Preisspiegel vorhanden?<br />

(§ 25 VOB/A)<br />

100 90,0 4,0<br />

12<br />

Vergabevermerk vorhanden?<br />

(§ 30 VOB/A)<br />

88,9 50,0 4,0<br />

13<br />

Angebote geprüft und im Vergabevermerk vollstä n-<br />

dig dokumentiert?<br />

100 100 1,0<br />

14<br />

Bei Nebenangeboten und Mustern: Geprüft, dokumentiert<br />

und Gleichwertigkeit festgestellt?<br />

100 100 1,0<br />

15<br />

Bei sehr niedriger Angebotssumme oder unklarem<br />

Angebot: Klärungsgespräch durchgeführt und protokolliert?<br />

1,0<br />

(§ 25 VOB/A)<br />

Auswertung 88,2 76,5<br />

Gesamtauswertung 82,4<br />

Bei der Gesamt bewertung der Funktionsprüfung des Vergabewesens<br />

erreicht die Stadt <strong>Moers</strong> 82,4 Prozentpunkte. Das Ergebnis liegt damit<br />

am Mittelwert des interkommunalen Vergleiches von 82,5 Prozentpunkten.<br />

Zu Frage Nr. 2 (Wertgrenze nach Dienstanweisung Vergabe eingehalten?)<br />

Bei der Maßnahme „Brandschutztüren und –fenster, Grafschafter Gy m-<br />

nasium“ wurde die Wertgrenze für beschränkte Ausschreibungen gemäß<br />

der Dienstanweisung von 50.000 € weit überschritten. Der Auftrag für<br />

dieses Gewerk beträgt 120.737 €. Es liegt keine Begründung und auch<br />

keine Genehmigung für die Überschreitung der Wertgrenze bzw. für die<br />

Wahl des Ausschreibungsverfahrens vor.<br />

Zu Frage Nr. 6 (Können Nachlässe und Nebenangebote im Angebotsanschreiben<br />

eingetragen werden? )<br />

Bei der Maßnahme „SW-Pumpstation, Hülskensweg“ war das von der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> selbst erstellte Formular zum Eintragen von Nachlässen und<br />

Nebenangeboten in den Angebotsunterlagen nicht vorhanden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 263


Bauleistungen<br />

Zu Frage Nr. 7 (Angebotsunterlagen nach Vergabehandbuch?)<br />

Die gesamten Angebotsunterlagen, die dem vom Fachamt bzw. Fachingenieur<br />

erstellten Leistungsverzeichnis beigefügt werden, wurden von<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> selbst erstellt. Bei der Prüfung dieser Unterlagen hat<br />

sich ergeben, dass diese in keinster Weise dem kommunalen Vergabehandbuch<br />

des Landes Nordrheinwestfalen bzw. dem Vergabehandbuch<br />

des Bundes entspricht.<br />

Funktionsprüfung des Vergabewesens in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

57,9 99,7 82,5 82,4<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Funktion des Vergabewesens<br />

90<br />

---- Prozent ----<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt mit dem Wert 82,4 Prozent knapp unter dem interkommunalen<br />

Mittelwert von 82,5 Prozent.<br />

Fazit<br />

Bei der Stadt <strong>Moers</strong> liegen die Ausschreibung und die Vergabe in<br />

der Hand verschiedener Fachabteilungen. Der gesamte Vergabevorgang<br />

wird von einer zentralen Vergabestelle durchgeführt. Der<br />

technische Rechnungsprüfer wird an der Submission und der Vergabeentscheidung<br />

beteiligt.<br />

Insgesamt schneidet die Stadt <strong>Moers</strong> mit der Organisation und<br />

Funktion des Vergabewesens im interkommunalen Vergleich überdurchschnittlich<br />

ab.<br />

264<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Vertragswesen<br />

Prüffeld „Vertragsbedingungen“<br />

In diesem Prüffeld wird die Einhaltung der Vergabe- und Vertragsordnung<br />

für Bauleistungen gemäß VOB Teil A anhand des folgenden Fragenkataloges<br />

untersucht.<br />

Baubereiche<br />

Nr.<br />

Prüfung der Vertragsbedingungen<br />

Hochbau<br />

Tiefbau<br />

Gewichtung<br />

1<br />

Art und Umfang der Leistungen eindeutig und erschöpfend<br />

beschrieben? (§ 9.1 VOB/A)<br />

100 100 5,0<br />

2<br />

Bedarfspositionen nur ausnahmsweise verwendet?<br />

(§ 9.1 VOB/A)<br />

80,0 100 3,0<br />

Stundenlohnarbeiten nur in erforderlicher Höhe<br />

3 verwendet?<br />

100 100 3,0<br />

(§ 9.1 VOB/A)<br />

4<br />

Kein ungewöhnliches Wagnis für den AN gegeben?<br />

(§ 9.2 VOB/A)<br />

100 100 3,0<br />

5<br />

Fabrikate, Markennamen, bestimmte Erzeugnisse u.<br />

ä. verwendet mit dem Zusatz „oder gleichwertig“ (§ 100 100 2,0<br />

9.5 VOB/A)?<br />

6<br />

Vertragsstrafen VOB konform (5 Prozent Höchstwert)?<br />

(§ 11.4 VOB/A)<br />

100 1,0<br />

7<br />

Vertragserfüllungsbürgschaft VOB konform? (§ 14.2<br />

VOB/A)<br />

100 1,0<br />

8<br />

Mängelansprüchebürgschaft VOB konform? (§ 14<br />

VOB/A)<br />

1,0<br />

9 Urkalkulation, wenn gefordert, vorhanden? 3,0<br />

10<br />

Besondere Vertragsbedingungen vorhanden? (§ 10.2<br />

VOB/A)<br />

0,0 0,0 3,0<br />

11<br />

Zusätzliche Vertragsbedingungen vorhanden? (§<br />

10.2 VOB/A)<br />

55,6 0,0 3,0<br />

Auswertung 78,2 64,0<br />

Gesamtauswertung 72,0<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht bei der Prüfung der Vertragsbedingungen einen<br />

Durchschnittswert von 72,0 Prozentpunkten und damit zugleich einen<br />

neuen interkommunalen Minimumwert, der weit über dem Mittelwert<br />

(91,8 Prozentpunkte) des interkommunalen Vergleiches liegt.<br />

Zu Frage Nr.2 (Bedarfspositionen nur ausnahmsweise verwendet?)<br />

Bei der Maßnahme „PCB-Sanierung, Geschwister Scholl Gesamtschule“<br />

wurden sehr viele Bedarfspositionen ausgeschrieben. Es handelt sich<br />

hierbei um das Abfragen von Preisen für alle bei dieser Maßnahme mö g-<br />

lichen Sanierungsfälle, die im Vorfeld nicht ersichtlich sein können.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 265


Bauleistungen<br />

Zu Fragen Nr.6 bis 11 (gemäß vorstehender Tabelle)<br />

Wie bereits im Prüffeld „Funktionsprüfung des Vergabewesens“ ausgeführt,<br />

entsprechen die Angebotsunterlagen nicht dem Vergabehandbuch<br />

und sind auch in vielen Punkten nicht VOB-konform. Dies spiegelt sich<br />

auch in der Prüfung der Vertragsbedingungen wider. Die Überarbeitung<br />

dieser Unterlagen ist in Arbeit und wird dem kommunalen Vergabehandbuch<br />

des Landes Nordrheinwestfalen entsprechen.<br />

Tabellarisch und grafisch ergibt sich folgendes Bild:<br />

Prüfung der Vertragsbedingungen in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

72,0 100,0 91,8 72,0<br />

Interkommunaler Vergleich:<br />

Vertragsbedingungen<br />

100<br />

---- Prozent ----<br />

90<br />

80<br />

70<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Fazit<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht im Prüffeld „Prüfung der Vertragsbedingungen“<br />

einen neuen Minimumwert. Dieser Wert wird sich aber<br />

nach Einführung der zurzeit überarbeiteten Angebotsunterlagen<br />

sofort erheblich verbessern.<br />

266<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Allgemeine technische Prüfung<br />

Prüffeld „Konformität VOB“<br />

Gegenstand dieses Prüffeldes ist die Einhaltung der VOB/B-Vorgaben<br />

hinsichtlich der Genauigkeit der Massenermittlung, formale n Beauftragung<br />

von Nachträgen und Durchführung der Baumaßnahmen. Die Kennzahl<br />

wird anhand des folgenden Fragenkataloges ermittelt.<br />

Baubereiche<br />

Nr.<br />

Konformität VOB<br />

Hochb<br />

au<br />

Tiefbau<br />

Gewichtung<br />

1<br />

Mengenabweichungen in der Mehrzahl der Positionen<br />


Bauleistungen<br />

von 90 bis 110 Prozent des Vordersatzes liegen. Es ist zu erkennen,<br />

dass die Ausführung nur bedingt die ausgeschriebene Leistung widerspiegelt.<br />

Sollten Bieter tendenziell die Verschiebung der Massen in den<br />

Positionen abschätzen können, so haben sie die Möglichkeit, durch hohe<br />

Preise in Positionen, die mit einer größeren Menge als ausgeschrieben<br />

abgerechnet werden, auf Kosten der Stadt <strong>Moers</strong> Vorteile zu erzielen.<br />

Andererseits droht der Stadt bei Unterschreitung des Vordersatzes um<br />

mehr als zehn Prozent Schadensersatzforderung wegen einer Gemeinkostenunterdeckung<br />

des Auftragnehmers. Eine hohe Qualität bei der<br />

Übereinstimmung zwischen Ausschreibung und Abrechnung ist daher<br />

wichtig.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, besonderen Wert auf die Qualität<br />

der Vorbereitung zur Ausschreibung zu legen. Änderungen von<br />

der ausgeschriebenen zur ausgeführten Leistung sollten möglichst<br />

vermieden werden, indem die Ausschreibung erst auf den Markt<br />

gebracht wird, wenn eine gewisse Planungstiefe erreicht ist.<br />

Im Sinne eines Controllings sollte baubegleitend ein hausinterner<br />

Vergleich zwischen ausgeschriebenen und abgerechneten Mengen<br />

mit eventueller Ursachenforschung durchgeführt werden. Die gewonnenen<br />

Erkenntnisse sollten in der Bauakte vermerkt werden<br />

und in zukünftige Ausschreibungen einfließen.<br />

Zu Frage Nr. 2 (neuer Einheitspreis)<br />

Bei den oben festgestellten Mengenabweichungen wurde in den meisten<br />

Fällen kein neuer Einheitspreis vereinbart.<br />

Die VOB/B gibt unter § 2 Nr. 3 die Möglichkeit, bei Unter- oder Überschreitung<br />

der Ausführungsmenge um mehr als zehn Prozent der ausgeschriebenen<br />

Menge auf Verlangen einen neuen Preis unter Berücksichtigung<br />

der Mehr- oder Minderkosten zu vereinbaren. Im Allgemeinen –<br />

nicht in jedem Fall! – sinkt der Gemeinkostenanteil des Unternehmers<br />

am Einheitspreis bei Überschreitung der geplanten und preislich kalkulierten<br />

Menge. Der Auftraggeber hat die Möglichkeit, diesen Preisvorteil<br />

durch die Mengenmehrung für sich zu realisieren. Bildlich gesprochen<br />

bedeutet dieses, dass zum Beispiel der Transport eines Baggers zur<br />

Baustelle nach Erreichen der ausgeschriebenen Aushubmenge bezahlt<br />

ist. Wird darüber hinaus Boden ausgehoben und abgerechnet, so bezahlt<br />

268<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

der Auftraggeber den Transport des Baggers anteilig ein zweites Mal.<br />

Diese Kosten kann er Preis mindernd geltend machen.<br />

Empfehlung<br />

Möglichst während der Bauphase, aber spätestens nachdem die<br />

Schlusszahlung geprüft und noch nicht bezahlt wurde, sollte seitens<br />

des Fachamtes geprüft werden, ob die Forderung eines<br />

Preisnachlasses bei Positionen mit Mengenüberschreitungen sinnvoll<br />

ist. Unanhängig, ob ein Preisnachlass gefordert wird oder<br />

nicht, sollte die Entscheidung in der Bauakte dokumentiert werden.<br />

Zu Fragen Nr. 3 und 4 (Nachträge, Nachtragspositionen)<br />

Es wird festgestellt, dass Nachträge auf der Baustelle zwar besprochen<br />

und mündlich in Auftrag gegeben wurden, aber ein förmliches Angebot<br />

mit Kalkulation und einer förmlichen Beauftragung (Auftragerweiterung)<br />

in der Stadt <strong>Moers</strong> in der Mehrzahl der Nachträge nicht erfolgte.<br />

Nachträge für zusätzliche Leistungen sind Auftragserweiterungen. Zum<br />

Schutz des Auftraggebers sind diese zusätzlichen Leistungen gemäß<br />

VOB/B § 2 Nr. 6 (1) vom Auftragnehmer anzumelden. Leistungen, die<br />

ohne Auftrag vom Auftragnehmer ausgeführt werden, sind nicht zu vergüten<br />

(VOB/B § 2 Nr. 8 (1)), es sei denn, dass sie nachträglich anerkannt<br />

werden oder dem mutmaßlichen Willen des Auftraggebers entsprachen.<br />

Um zu verhindern, dass die Stadt <strong>Moers</strong> Leistungen bezahlt,<br />

die sie in dieser Form nicht gewünscht hat, sind die Leistungen vor der<br />

Ausführung eindeutig in einem Nachtragsauftrag zu formulieren. Es ist<br />

zu berücksichtigen, dass Nachtragsleistungen, die unter § 2 Nr. 3 (Mengenänderungen)<br />

und Nr. 5 (geänderte Leistungen) fallen, angemeldet<br />

werden sollten, aber nicht angemeldet werden müssen.<br />

Mit dem Nachtrag wird sowohl eine zusätzliche als auch eine geänderte<br />

Leistung mit einem Preis beauftragt, der sich nicht unter dem Einfluss<br />

des freien Marktes gebildet hat. Es ist also nicht das Minima lprinzip des<br />

günstigsten Bieters gegeben. Die VOB/B bestimmt zum Schutz beider<br />

Vertragsparteien, dass die Kalkulationsgrundlage des vorhandenen Vertrages<br />

fortzuschreiben ist. Durch Vorlage der Urkalkulation und Vergleich<br />

mit dem Nachtragsangebot kann seitens des Auftraggebers geprüft<br />

werden, ob die kalkulatorischen Ansätze (Gemeinkostenzuschlag,<br />

Stundenlohnhöhe, eventuell Aufwandswerte und so weiter) aus dem<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 269


Bauleistungen<br />

Hauptvertrag übernommen wurden. In diesem Bereich sind große Preisspannen<br />

möglich. Hier sind Einsparungsmöglichkeiten durch entsprechende<br />

Preisprüfungen gegeben.<br />

Empfehlung<br />

Aus Gründen der Kostentransparenz und Nachvollziehbarkeit sowie<br />

zur Korruptionsprävention empfehlen wir der Stadt <strong>Moers</strong>,<br />

Nachträge ausführlich und explizit dem Grunde nach und preislich<br />

zu dokumentieren.<br />

Nachträge sollten ab einer gewissen Höhe – wie bei einer Vergabe<br />

– dem Rechnungsprüfungsamt zur Prüfung vorgelegt werden.<br />

Nachträge sind immer förmlich zu beauftragen.<br />

Zu Frage 7 (Abnahmeprotokoll liegt vor?)<br />

Hier hat die Stadt <strong>Moers</strong> bei einigen Maßnahmen auf die förmliche Abnahme<br />

verzichtet und die Abnahme durch die Benutzung bestätigt.<br />

Wir vertreten die Meinung, dass eine förmliche Abnahme die Dokume n-<br />

tation eines sehr bedeutenden Zeitpunktes einer Baumaßnahme ist.<br />

Denn mit der Abnahme einer Leistung erfolgt der Gefahrenübergang<br />

vom Auftragnehmer auf den Auftraggeber. Die Beweispflicht bei einem<br />

Mangel liegt ab dem Zeitpunkt der Abnahme beim Auftraggeber. Zudem<br />

läuft die Verjährungsfrist für Mängelansprüche ab diesem Zeitpunkt.<br />

Deswegen ist juristisch gesehen die Abnahme ein bedeutender Termin in<br />

der Abwicklung eines Bauvertrages. Um nicht beweisen zu müssen, dass<br />

ein Mangel bereits vor der Abnahme bestand, sollte ein Abnahmeprotokoll<br />

mit Auflistung der Mängel bei jeder Baumaßnahme – auch bei Aufträgen<br />

mit geringer Auftragssumme – angefertigt werden, das von beiden<br />

Seiten durch Unterschrift anerkannt wird. Die Mängelbeseitigung ist<br />

zu verfolgen und in der Bauakte zu dokumentieren. So kann auch die<br />

möglicherweise hiermit zusammenhängende Ursache von eventuell versteckten<br />

und nachträglich auftretenden Mängeln ermittelt und dem Verursacher<br />

zugeordnet werden.<br />

270<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Empfehlung<br />

Ein Abnahmeprotokoll zum Beispiel nach dem Kommunalen Vergabehandbuch<br />

sollte bei jedem Auftrag erstellt und von Auftragnehmer<br />

und Auftraggeber unterschrieben werden, um den genauen<br />

Zeitpunkt des Gefahrenübergangs festzulegen. Die eventuell<br />

anschließende Mängelbeseitigung durch den Auftragnehmer ist zu<br />

dokumentieren und der Bauakte beizufügen.<br />

Zu Frage 9 (Abschlagsrechnungen sind durch eine prüfbare Aufstellung<br />

nachgewiesen? )<br />

Bei der Maßnahme Betonwerksteinarbeiten, Hermann-Runge-<br />

Gesamtschule fehlt die prüfbare Aufstellung der bereits ausgeführten<br />

Leistungen zur Abschlagsrechnung.<br />

Zu Frage 11 (Hinweis Ausschlusswirkung in der Schlussrechnung<br />

enthalten?)<br />

Regelmäßig fehlte bei allen geprüften Baumaßnahmen der Hinweis auf<br />

die Ausschlussfristen von Nachforderungen nach vorbehaltloser Annahme<br />

der Schlussrechnung, gemäß § 16 Nr. 3 Abs. 2 ff VOB/B. „Die vorbehaltlose<br />

Annahme der Schlusszahlung schließt Nachforderungen aus,<br />

wenn der Auftragnehmer über die Schlusszahlung schriftlich unterric htet<br />

und auf die Ausschlusswirkung hingewiesen wurde“ (VOB/B § 16 Nr. 3<br />

Abs. 2). Es reicht dabei nicht aus, wenn auf die entsprechende Vorschrift<br />

VOB/B als solche Bezug genommen wird, vielmehr erfordert es der<br />

Schutzzweck dieser Regelung, dass auch auf § 16 VOB/B Nr. 3 Abs. 5<br />

hingewiesen wird und zwar insgesamt wörtlich durch Wiederholung der<br />

einzelnen Vorraussetzungen für den Eintritt der Ausschlusswirkung. An<br />

dieser Stelle wird auf das am 23.03.1999 verkündete Urteil (Az. -4U<br />

1635/97) des Kammergerichts Berlin hingewiesen. Wir empfehlen daher,<br />

zukünftig den Vordruck EFB-SZ 332 (Schlusszahlung) aus dem Vergabehandbuch<br />

des Bundes zu verwenden.<br />

Empfehlung<br />

Ein Anschreiben mit Hinweis auf die Ausschlusswirkung der<br />

Schlusszahlung muss bei jedem Vertrag erfolgen. Eine Vorlage<br />

hierzu bietet z. B. das Vergabehandbuch des Bundes.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 271


Bauleistungen<br />

Tabellarisch und grafisch ergibt sich folgendes Bild:<br />

Konformität VOB in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

39,0 91,0 68,0 51,2<br />

Interkommunaler Vergleich:<br />

Konformität mit der VOB<br />

90<br />

---- Prozent ----<br />

70<br />

50<br />

30<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt mit dem Wert von 51,2 Prozent unter dem interkommunalen<br />

Mittelwert. Die oben beschriebenen Empfehlungen zeigen<br />

das Verbesserungspotenzial auf.<br />

Prüffeld „Vollständigkeit der Bauakten“<br />

In diesem Prüffeld wird die Vollständigkeit der Schlussrechnung gemäß<br />

VOB/B inklusive der Anlagen wie Aufmaße, Stundenlohnzettel, Wiegekarten<br />

und Prüfnachweise anhand des folgenden Fragenkataloges ermittelt.<br />

Vollständigkeit der Bauakten<br />

Baubereiche<br />

Nr.<br />

Ge-<br />

Hochb Tiefbawichtung<br />

au<br />

1 Aufmaße liegen (im Original) vor? (§ 14 VOB/B) 87,5 100 5,0<br />

2<br />

und wurden vom Fachamt /<br />

Architektur-/Ingenieurbüro<br />

100 100 3,0<br />

geprüft?<br />

3 Stundenlohnnachweise liegen vor? 100 100 4,0<br />

272<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Baubereiche<br />

Nr.<br />

Vollständigkeit der Bauakten<br />

Hochb<br />

au<br />

Tiefbau<br />

Gewichtung<br />

4<br />

und wurden vom Fachamt /<br />

Architektur-/Ingenieurbüro fristgerecht geprüft?<br />

100 100 3,0<br />

5<br />

Nachweise (z. B. Wiegescheine, Lastplattendruckversuche,<br />

Eignungsprüfungen, Prüfzertifikate, Zulassungen)<br />

100 66,7 5,0<br />

liegen im Original vor?<br />

6<br />

und wurden vom Fachamt /<br />

Architektur-/Ingenieurbüro<br />

100 100 3,0<br />

geprüft?<br />

7 Bautagebuch, wenn gefordert, vorhanden? 100 100 1,0<br />

Auswertung 95,3 93,9<br />

Gesamtauswertung 94,7<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht hier 94,7 Prozent. Dieser Wert ist bedingt gut.<br />

Die notwendigen Unterlagen sind vollständig, allerdings werden sie nicht<br />

alle zusammen in der Bauakte abgelegt. In einer Bauakte fehlen die<br />

Aufmaße (Betonwerksteinarbeiten, Hermann-Runge-Gesamtschule). In<br />

einem anderen Fall fehlen Wiegescheine nach denen gemäß Leistungsbeschreibung<br />

abzurechnen ist (Kreisverkehr, Rathausallee).<br />

Tabellarisch und grafisch ergibt sich folgendes Bild:<br />

Vollständigkeit der Bauakten in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

59,9 100,0 89,2 94,7<br />

Interkommunaler Vergleich:<br />

Vollständigkeit der Bauakten<br />

100<br />

---- Prozent ----<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 273


Bauleistungen<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt mit dem erreichten Wert von 94,7 Prozent über<br />

dem Mittelwert von 89,2 Prozent.<br />

Feststellung<br />

Bei der Prüfung der Bauakten wurde festgestellt, dass häufig Unterlagen<br />

nicht in der Bauakte vorhanden waren. Diese Unterlagen,<br />

wie Schlussrechnung, Aufmaße und Aufträge, befinden sich an<br />

dem Zahlungsvorgang in der Stadtkasse.<br />

Zur Vollständigkeit einer Bauakte gehört es, dass alle die Baumaßnahme<br />

betreffenden Unterlagen, sich auch in der Bauakte befinden. Nur so lässt<br />

sich der gesamte Ablauf dieser Maßnahme dokumentieren.<br />

Feststellung<br />

Wir haben positiv festgestellt, dass die Vergabeunterlagen und<br />

Vertragsbedingungen zurzeit vom Fachamt 60 in Zusammenarbeit<br />

mit einer Arbeitsgruppe aller betroffenen Ämter überarbeitet und<br />

den Unterlagen des Kommunalen Vergabehandbuches des Landes<br />

Nordrheinwestfalen angepasst werden. Dadurch wird sich eine<br />

größere Rechts- und Vertragssicherheit ergeben.<br />

Prüffeld „Vergleich der Auftrags- zu den Abrechnungssummen<br />

sowie Auswertung der Nachträge“<br />

Dieses Prüffeld hebt Tendenzen bezüglich der Über- oder Unterschre i-<br />

tung der Auftragssummen und der Nachtragshäufigkeit und –höhe bezogen<br />

auf die ursprüngliche Auftragssumme hervor. Für die Auswertung<br />

werden – wie in den vorherigen Prüffeldern – die Daten aus den Bauakten<br />

der vorgenannten zehn Tiefbau- und neun Hochbaumaßnahmen erhoben.<br />

Bei den Über- und Unterschreitungen ist zu berücksichtigen, dass die<br />

Abrechnungssumme praktisch nie der Auftragssumme gleicht. Das heißt,<br />

dass alle Auftragssummen über- oder unterschritten werden. Jedoch<br />

sollte die Höhe der Über- bzw. Unterschreitungen möglichst gering<br />

gehalten werden. Hohe Über- oder Unterschreitungen weisen oft auf<br />

systematische Fehler in der Ausschreibung hin.<br />

274<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Die Anzahl der Nachträge wird nicht durch die Anzahl der einzelnen<br />

Nachtragspositionen ermittelt, sondern durch die jeweiligen Nachtragsauftragsschreiben.<br />

Eingefügte Positionen in der Schlussrechnung (zum<br />

Beispiel Position 5.2.1a als geänderte Leistung gemäß § 2 Nr. 5 VOB/B)<br />

werden zusammenfassend als ein Nachtrag gewertet.<br />

Vergleich der Auftrags- zu den Abrechnungssummen<br />

Baubereich Überschreitung Unterschreitung<br />

Anzahl der Über- bzw. Hochbau 3 5<br />

Unterschreitungen Tiefbau 6 3<br />

Gesamt 9 8<br />

Prozent bezogen auf Hochbau 33,3 45,5<br />

geprüfte Fälle Tiefbau 60,0 40,0<br />

Gesamt 47,4 42,9<br />

Geprüfte<br />

Hochbau 1.620.161<br />

Auftragssumme in € Tiefbau 2.549.337<br />

Gesamt 4.169.497<br />

Geprüfte<br />

Hochbau 1.542.687<br />

Abrechnungssumme in € Tiefbau 2.604.676<br />

Gesamt 4.147.364<br />

Summe der Über-/ Hochbau 39.880 117.353<br />

Unterschreitung in € Tiefbau 96.337 40.998<br />

Gesamt 136.218 158.351<br />

Abweichung in Prozent Hochbau 2,5 7,2<br />

der Auftragssumme Tiefbau 3,8 1,6<br />

Gesamt 3,3 3,8<br />

Tabellarisch und grafisch ergibt sich zur Überschreitung folgendes Bild:<br />

Überschreitung der Auftragssummen (Höhe) in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

0,7 15,3 5,4 3,3<br />

Interkommunaler Vergleich:<br />

prozentuale Überschreitung der Auftragssumme<br />

---- Prozent der Auftragssumme ----<br />

15,0<br />

12,0<br />

9,0<br />

6,0<br />

3,0<br />

0,0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 275


Bauleistungen<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> überschreitet die Auftragssumme durchschnittlich um<br />

3,3 Prozent. Sie liegt damit unter dem Mittelwert von 5,4 Prozent.<br />

Eine weitergehende Analyse zeigt, dass der Hochbau bei den neun analysierten<br />

Aufträgen eine Überschreitungshöhe von 2,5 Prozent im Vergleich<br />

zu 3,8 Prozent der zehn analysierten Aufträge des Tiefbaus erreicht.<br />

Wir weisen aber darauf hin, dass die Anzahl und der Querschnitt<br />

der 19 ausgewählten Aufträge nur tendenzielle Aussagen erlauben, die<br />

natürlich immer abhängig sind von der Höhe des Auftrags und der Art<br />

der auszuführenden Leistung.<br />

Vergleich der Fachgebiete<br />

prozentuale Überschreitung der Auftragssumme<br />

- Prozent der Auftragssumme -<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Hochbau Tiefbau Gesamt<br />

Tabellarisch und grafisch ergibt sich zur Unterschreitung folgendes Bild:<br />

Unterschreitung der Auftragssummen (Höhe) in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

0,5 13,6 3,7 3,8<br />

276<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Unterschreitung der Auftragssummen (Höhe) im<br />

interkommunalen Vergleich<br />

---- Prozent der Auftragssumme ----<br />

12,0<br />

10,0<br />

8,0<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt um 0,1 Prozent ganz leicht über dem Mittelwert.<br />

Die Zusammensetzung dieses Ergebnisses ist aus dem folgenden Diagramm<br />

ersichtlich.<br />

Vergleich der Fachgebiete<br />

Unterschreitung der Auftragssummen (Höhe)<br />

- Prozent der Auftragssumme -<br />

6,0<br />

4,0<br />

2,0<br />

0,0<br />

Hochbau Tiefbau Gesamt<br />

Bei den Hochbaumaßnahmen werden die Auftragssummen im Mittel um<br />

7,2 Prozent unterschritten. Bei den Tiefbaumaßnahmen beträgt die mittlere<br />

Auftragssummenunterschreitung 1,6 Prozent.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 277


Bauleistungen<br />

Die bereits aufgeführte Tendenz zur Auftragsüberschreitung zeic hnet<br />

sich in der Auswertung der Nachträge ebenfalls ab.<br />

In der folgenden Tabelle sind die Auswertungen der vorhandenen Nachträge<br />

bei den geprüften Maßnahmen dargestellt.<br />

Auswertung der Nachträge<br />

Summe der Prozent der Prozent der<br />

Anzahl der<br />

Baubereich<br />

Nachträge geprüften Ma ß- geprüften Auftragssumme<br />

Nachträge<br />

in €<br />

nahmen<br />

Hochbau 5 250.442 55,6 15,5<br />

Tiefbau 7 138.597 70,0 5,4<br />

Gesamt 12 389.040 63,2 9,3<br />

Tabellarisch und grafisch ergibt sich zu den Nachträgen folgendes Bild:<br />

Nachträge (Höhe ) in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

1,3 30,1 7,6 9,3<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Nachträge (Höhe)<br />

---- Prozent der Auftragssumme ----<br />

30,0<br />

25,0<br />

20,0<br />

15,0<br />

10,0<br />

5,0<br />

0,0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Wie die folgende Grafik verdeutlicht, ist die Nachtragshöhe prozentual<br />

bezogen auf die Auftragssumme im Hochbaubereich mit durchschnittlich<br />

15,5 Prozent höher als im Bereich Tiefbau mit 5,4 Prozent.<br />

278<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Intrakommunaler Vergleich:<br />

prozentualer Vergleich der Nachtragshöhe zur Auftragssumme<br />

- Prozent der Auftragssumme -<br />

15,0<br />

12,0<br />

9,0<br />

6,0<br />

3,0<br />

0,0<br />

Hochbau Tiefbau Gesamt<br />

Erfahrungsgemäß liegen die Einheitspreise bei Nachträgen relativ hoch,<br />

weil diese Preise nicht dem Wettbewerb unterliegen. Daher sollten<br />

Nachtragsaufträge durch eine weitreichende Ausschreibungsvorbere i-<br />

tung auf Ausnahmefälle beschränkt werden.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> eine gründliche Analyse zur Ausschreibungsvorbereitung<br />

im Rahmen der Massenermittlung und<br />

der Art der Ausführung. Zukünftig sollten die Auftragsabweichungen<br />

und Nachträge im Bereich Hochbau und Tiefbau baubegle i-<br />

tend dokumentiert und vertiefend analysiert werden.<br />

Fazit<br />

Im Prüffeld „Konformität mit der VOB“ wird von uns festgestellt,<br />

dass es zu Mengenabweichungen von mehr als 10 Prozent bei der<br />

Mehrheit der ausgeführten Positionen ohne Vereinbarung neuer<br />

Einheitspreise kommt.<br />

Die förmliche Beauftragung der Nachträge erfolgt häufig nicht.<br />

Im Prüffeld „Vollständigkeit der Bauakten“ wird ein positives Ergebnis<br />

über dem interkommunalen Mittelwert erreicht.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> liegt im Prüffeld „Vergleich der Auftrags- zu den<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 279


Bauleistungen<br />

Fazit<br />

Abrechnungssummen sowie Auswertung der Nachträge“ bei den<br />

Überschreitungen der Auftragssummen in der Höhe der Überschreitungen<br />

unter dem interkommunalen Mittelwert. Der Wert<br />

der Höhe der Unterschreitungen der Auftragssummen liegt im Bereich<br />

des interkommunalen Mittelwertes.<br />

Bei der Höhe der Nachträge erreicht die Stadt <strong>Moers</strong> ein überdurchschnittliches<br />

Vergleichsergebnis. Dies resultiert aus der Tatsache,<br />

dass die Mehrzahl der Hochbaumaßnahmen Sanierungen<br />

sind, bei denen ein erhöhter Anteil an Nachträgen entsteht.<br />

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

Allgemeines<br />

Die vorhergehenden Prüffelder haben große Bedeutung. Dennoch verleiht<br />

die finanzielle Lage der Stadt <strong>Moers</strong> den folgenden Wirtschaftlic h-<br />

keitsbetrachtungen ein besonderes Gewicht. Der Schwerpunkt dieses<br />

<strong>Bericht</strong>s über die Bauleistungen liegt in den Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen,<br />

um der Stadt <strong>Moers</strong> Möglichkeiten aufzuzeigen, die angespannte<br />

Haushaltssituation zu verbessern. Während der erste Teil dieses Teilberichtes<br />

sich überwiegend der organisatorischen und dokumentativen<br />

Situation der Bauleistungen widmet, können die folgenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

strategische Mängel eröffnen, die letztlich die<br />

finanzielle Situation der Stadt <strong>Moers</strong> negativ beeinflussen können und<br />

die Handlungsfähigkeit einschränken. Hier hat die Stadt <strong>Moers</strong> die Verbesserungsmöglichkeiten<br />

mit dem größten positiven Veränderungspotenzial.<br />

Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen stellen die finanziellen Auswirkungen<br />

der einzelnen Prüffelder für die Kommune im Vergleichsjahr 2003<br />

dar. Der Leser soll auf einen Blick den Zusammenhang zwischen zum<br />

Beispiel den Ausführungen des Finanzberichtes und den Wirtschaftlic h-<br />

keitsbetrachtungen des Bereiches Bauleistungen erkennen können. In<br />

der entscheidenden Betrachtung, dem Kommunalindex für Wirtschaftlichkeit<br />

(KIWI), fließen die sekundären, technischen Umstände (z.B.<br />

Gemeindefläche) in die Bewertung mit ein. Sie sind verbal als Kriterium<br />

280<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

aufgelistet und führen zusammen mit dem interkommunalen Vergleich<br />

und dem tendenziellen Zeitreihenvergleich zur KIWI-Bewertung.<br />

Prüffeld „Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht“<br />

(KIWI-Kennzahl)<br />

Der Bereich Bauaufsicht ist eine hoheitsrechtliche Aufgabe, nimmt aber<br />

zur Deckung seiner Ausgaben Gebühren ein. In der Regel sind diese<br />

Einnahmen geringer als die Ausgaben.<br />

Es gibt in der Stadt <strong>Moers</strong> keine Dokumentation, welche Vorgänge bearbeitet<br />

werden und wie lange die Bearbeitung der Vorgänge dauert. Über<br />

dieses Instrument könnte eine optimierte Arbeitsverteilung und Organisation<br />

gesteuert werden. Hierzu liegen uns gute Beispiele aus anderen<br />

Kommunen vor, die zu einem Erfahrungsaustausch bereit sind.<br />

Bei Bauanträgen, die nicht vollständig eingereicht werden, fordert das<br />

Bauaufsichtsamt die fehlenden Unterlagen nach.<br />

Vergleich der Ausgaben zu den Einnahmen des Bereichs Bauaufsicht<br />

Die Ausgaben der Bauaufsicht, die den einzelnen Jahresrechnungen,<br />

Unterabschnitt 613, entnommen sind, steigen von 2000 bis 2003 um ca.<br />

6,7 Prozent. Da diese Ausgaben fast ausschließlich aus Personalausgaben<br />

bestehen, lässt sich aus der Höhe der Ausgaben und der Veränderung<br />

der Ausgaben im <strong>Bericht</strong>szeitraum der Personaleinsatz der Bauaufsicht<br />

ableiten.<br />

Die Betrachtung der Gebühreneinnahmen ergibt jedoch ein gänzlich anderes<br />

Bild. Im Kontext zu den Personalausgaben ergibt sich folgender<br />

grafischer Verlauf dar:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 281


Bauleistungen<br />

Zeitreihenvergleich:<br />

Gegenüberstellung der Einnahmen zu den Ausgaben<br />

1.000 €<br />

800 €<br />

600 €<br />

400 €<br />

200 €<br />

0 €<br />

Ausgaben<br />

Einnahmen<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Die Gebühreneinnahmen sind in den Jahren 2000 bis 2002 permanent<br />

gesunken, im Jahr 2003 ist erstmals wieder ein leichter Anstieg der Gebühreneinnahmen<br />

zu verzeichnen. In der Tendenz ist auch im Jahr 2004<br />

ein weiterer Anstieg der Gebühreneinnahmen zu erkennen.<br />

Daraus ist der Schluss zu ziehen, dass die Ausgaben der Abteilung „Ba u-<br />

aufsicht“ sowie die Anzahl der Baugenehmigungen nur gering mit den<br />

Gebühreneinahmen korrespondieren. Die Höhe der Gebühreneinnahmen<br />

ist von der Art und Nutzung des die Baugenehmigung betreffenden Gebäudes<br />

abhängig. Einflussmöglichkeiten seitens der Stadt <strong>Moers</strong> gibt es<br />

kaum.<br />

Freigewordene Arbeitskräfte wurden in der Stadt <strong>Moers</strong> mit Aufgaben<br />

der Bauaufsicht betreut, die zwar Pflichtaufgaben der Kommune darstellen,<br />

jedoch bisher nicht bzw. in geringem Umfang wahrgenommen wurden,<br />

zum Beispiel wiederkehrende Prüfungen und Brandschauen.<br />

Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung fällt insofern über die Jahre sehr ungünstig<br />

aus. Im Jahr 2000 erzielte die Stadt <strong>Moers</strong> den für sie höchsten<br />

Ausgabendeckungsgrad mit 77,3 Prozent. Danach sinken die Einnahmen<br />

bis zum Jahr 2002 auf 42,9 Prozent; im Jahr 2003 steigt der Ausgabendeckungsgrad<br />

wieder leicht an. Er stellt sich wie folgt dar:<br />

282<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht<br />

Jahr<br />

Zuschuss/Überschuss Ausgaben Einnahmen Ausgabendeckungsgrad<br />

Gesamt in €<br />

in €<br />

in € der Bauaufsicht<br />

2000 -241.457 1.094.426 852.969 77,9 %<br />

2001 -430.128 1.145.945 715.817 62,5 %<br />

2002 -635.407 1.112.074 476.667 42,9 %<br />

2003 -663.349 1.168.070 504.721 43,2 %<br />

Mittelwert -492.585 1.130.129 637.544 56,4 %<br />

Zeitreihenvergleich:<br />

Ausgabendeckungsgrad<br />

Ausgabendeckungsgrad<br />

70,0%<br />

60,0%<br />

50,0%<br />

40,0%<br />

30,0%<br />

20,0%<br />

2000 2001 2002 2003 Mittelwert<br />

Der Ausgabendeckungsgrad bewegt sich in den Jahren 2000 bis 2003 im<br />

Bereich von 77,9 Prozent bis auf 43,2 Prozent nach unten. Damit liegt<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleich mit allen von uns bisher<br />

geprüften Kommunen unter dem Mittelwert, wie folgende Tabelle und<br />

Grafik zeigen:<br />

Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich (alle Größenklassen)<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

21,2 164,1 71,4 43,2<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 283


Bauleistungen<br />

Interkommunaler Vergleich:<br />

Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht für 2003<br />

---- Ausgabendeckungsgrad ----<br />

160,0<br />

120,0<br />

80,0<br />

40,0<br />

0,0<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Nachrichtlich hier der Vergleich der Stadt <strong>Moers</strong> mit allen von uns bisher<br />

geprüften Kommunen größer als 60.000 Einwohner:<br />

Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht in Prozent<br />

Interkommunaler Vergleich (größer 60.000 Einwohner)<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

34,9 108,1 65,2 43,2<br />

Der Bereich Bauaufsicht bestreitet seine Einnahmen fast ausschließlich<br />

über die Gebühren. Diese können stark fluktuieren, ohne dass die Ba u-<br />

behörde, wie bereits vorstehend erwähnt, hierauf viel Einfluss nehmen<br />

kann.<br />

Allerdings kann anhand von Arbeitsanalysen und einer eventuellen Ne u-<br />

verteilung der Aufgaben ein optimierter Arbeitsablauf strukturiert werden.<br />

Freiwerdende Personalkapazitäten können in anderen Bereichen<br />

eingesetzt werden.<br />

Weiter besteht die Möglichkeit zur Steigerung der Gebühreneinnahmen<br />

dadurch, dass genügend Bauland und Gewerbeflächen ausgewiesen<br />

werden. Dadurch wird bauwilligen Bürgern und Unternehmen die Möglichkeit<br />

gegeben, ihren Neubau in der Stadt <strong>Moers</strong> zu verwirklichen und<br />

nicht in Nachbarkommunen abwandern zu müssen.<br />

284<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Feststellung<br />

Hier weist die Stadt <strong>Moers</strong> ausreichende Flächen aus, wie an Hand<br />

der Neubau- und Gewerbeflächen zu ersehen ist. Zur Vermarktung<br />

dieser Flächen wurde mit den Nachbarkommunen Kamp-<br />

Lintfort, Neukirchen-Vluyn und Rheinberg eine gemeinschaftliche<br />

Anstalt öffentlichen Rechts gegründet. Die Nachfrage nach diesen<br />

Flächen ist allerdings zurzeit sehr gering.<br />

Zusätzliche Einnahmemöglichkeiten könnten zum Beispiel durch die Ausführung<br />

von freiwilligen Leistungen, wie zum Beispiel der Beratung bei<br />

Bauanträgen oder der Nutzung des städtischen Bauarchivs, erschlossen<br />

werden. Diese Leistungen werden zurzeit im Rahmen des Servicegedankens<br />

für den Bürger noch kostenlos seitens der Stadt <strong>Moers</strong> zur Verf ü-<br />

gung gestellt.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, die freiwilligen und bisher zum<br />

Teil kostenlosen Leistungen im Hinblick auf eine Gebührenerhebung<br />

zu überdenken.<br />

Der Bereich der Bauberatungen wird von der Stadt <strong>Moers</strong> bewusst kostenlos<br />

zur Verfügung gestellt. Diese Leistungen werden von den Bürgern<br />

stark in Anspruch genommen und sind sehr zeitintensiv. Allerdings ist<br />

durch die Bauberatungen die Qualität der eingereichten Bauanträge erheblich<br />

besser geworden, was zu einer kürzeren Bearbeitungsdauer geführt<br />

hat.<br />

Um sich einen genauen Überblick über die Intensität und den Umfang<br />

der freiwilligen wie auch der Pflichtaufgaben zu verschaffen, sollte die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> eine genaue Dokumentation der anfallenden Arbeiten und<br />

der Bearbeitungsschritte vornehmen. Anhand dieser Dokumentation lassen<br />

sich optimierte Arbeitsabläufe erarbeiten.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, eine Organisationsuntersuchung<br />

durchzuführen, um die Aufgabenverteilung mö glichst zeitnah dem<br />

Arbeitsanfall anzupassen und den Ausgabendeckungsgrad der<br />

Bauaufsicht zu verbessern.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 285


Bauleistungen<br />

Diese Organisationsuntersuchung sollte mindestens folgende Arbeitsschritte<br />

enthalten:<br />

• Aufgabenanalyse inklusive einer Klassifizierung der Aufgaben<br />

nach Ingenieurstätigkeiten, Verwaltungstätigkeiten sowie Kontrolltätigkeiten<br />

• Aufgabenkritik<br />

• Feststellung des qualitativen und quantitativen Stellenbedarfs<br />

• Entwicklung verschiedener Dienstverteilungsmodelle<br />

Variante 1: Wegfall von Stellenanteilen im Bereich Ingenieure;<br />

Variante 2: Wegfall von Stellenanteilen im Bereich Verwaltung;<br />

Variante 3: Einsatz von Baukontrolleuren<br />

Die Entwicklung verschiedener Modelle ist nach unserer Auffassung deshalb<br />

notwendig, weil die Stadt <strong>Moers</strong> im Wesentlichen durch die Reduzierung<br />

von Personalausgaben die Möglichkeit hat, den Ausgabendeckungsgrad<br />

zu verbessern. Da kurzfristig nur wenige Fluktuationen absehbar<br />

sind, ist die Stadt gehalten, jede sich bietende Fluktuation (Beurlaubung,<br />

Kündigung, Versetzung und so weiter) zur Personalausgabeneinsparung<br />

zu nutzen. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sich daher auf eine solche<br />

Situation vorbereiten.<br />

KIWI-Bewertung - Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht -<br />

Ist-Situation:<br />

• Der Ausgabendeckungsgrad im Vergleichsjahr 2003 liegt unter<br />

dem interkommunalen Mittelwert.<br />

• Der Ausgabendeckungsgrad zeigt intrakommunal keine konstant<br />

ansteigende Tendenz.<br />

• Es werden freiwillige Leistungen zur Bürgerzufriedenheit erbracht,<br />

die im Rahmen einer sich verschlechternden Finanzlage<br />

neu überdacht werden müssen.<br />

• Steuerungsmöglichkeiten sind im Bereich der Bauanträge nur im<br />

Arbeitsablauf möglich, genügend Bau- und Gewerbeflächen weden<br />

von der Stadt <strong>Moers</strong> zur Verfügung gestellt.<br />

286<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Handlungsmöglichkeiten:<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte eine Organisationsuntersuchung, wie oben<br />

beschrieben, mit dem Ziel der Erhöhung des Ausgabendeckungsgrades<br />

in der Bauaufsicht durchführen.<br />

• Außerdem besteht die Möglichkeit der Gebührenerhebung für<br />

freiwillige Zusatzleistungen.<br />

KIWI Bewertung<br />

Da der momentane Zustand nicht zufrieden stellend ist und einige<br />

Handlungsmöglichkeiten gegeben sind, ist das Ergebnis dieses<br />

Prüffeldes bzw. der Kennzahl „Ausgabendeckungsgrad der Ba u-<br />

aufsicht“ mit dem KIWI-Wert 3 bewertet.<br />

Prüffeld „Bauunterhaltungsausgaben je Einwohner“<br />

(KIWI-Kennzahl)<br />

Mit dieser Kennzahl soll das Verhalten der Stadt <strong>Moers</strong> im Hinblick auf<br />

die Unterhaltung der eigenen Immobilien bewertet werden. Dabei fließen<br />

die Haushaltslage, die Größe des Immobilienbestands und dessen Zustand<br />

in die Bewertung ein. Wo liegt die Stadt <strong>Moers</strong> bei der Bauunterhaltung<br />

im interkommunalen Vergleich? Entsprechen die Ausgaben dem<br />

Unterhaltungsbedarf? Wie wird auf die Haushaltslage der Stadt <strong>Moers</strong> im<br />

Rahmen der Bauunterhaltung eingegangen?<br />

Als Datenbasis werden die Ergebnisse der Gruppierungen 50 und 51 der<br />

Jahresrechnungen 2000 bis 2003 zu Grunde gelegt. Hier sollen die Unterhaltungsausgaben<br />

verbucht werden. In der Stadt <strong>Moers</strong> werden viele<br />

der Bauunterhaltungsausgaben nicht im Verwaltungshaushalt (Gruppierung<br />

50/51) sondern im Vermögenshaushalt (Gruppierung 94 – 96) verbucht,<br />

hier sollen nur investive Maßnahmen verbucht werden. Auf Grund<br />

dieser Tatsache, sind die Daten des Verwaltungshaushaltes nicht vergleichbar<br />

mit den Daten der von uns bereits geprüften Kommunen. Es<br />

werden daher keine interkommunalen Vergleiche angestellt, auch kann<br />

kein Zeitreihenvergleich erstellt werden und keine KIWI-Bewertung vorgenommen<br />

werden, da keine eindeutige Zuordnung möglich ist. Siehe<br />

hierzu auch die Teilberichte Gebäudewirtschaft und Finanzen.<br />

Eine Analyse des Anlagevermögens ergibt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> über<br />

einen hohen Gebäudebestand (ca. 145) verfügt. Darunter befinden sich<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 287


Bauleistungen<br />

Gebäude, die nicht zur Erfüllung der kommunalen Pflichtaufgaben notwendig<br />

sind, zum Beispiel Wohngebäude. Dieser Gebäudebestand sollte<br />

unbedingt auf ein Minimum reduziert werden, um die Unterhaltungsausgaben<br />

so gering wie möglich zu halten. Hier ergeben sich sichtbare Einsparpotenziale.<br />

Die Bauunterhaltungsausgaben sind gemäß den Zuordnungsvorschriften<br />

zum Gruppierungsplan der Haushalte der Gemeinden und Gemeindeverbände<br />

den Gruppen 50 und 51 des Verwaltungshaushaltes zuzuordnen.<br />

Feststellung<br />

Wir haben festgestellt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> Bauunterhaltungsausgaben<br />

(z. B. Erneuerung von Fußböden) oft dem Vermögenshaushalt<br />

zuordnet.<br />

Da diese Maßnahmen eindeutig nicht der He rstellung oder Mehrung von<br />

Anlagevermögen, sondern der Instandsetzung oder dem Erhalt des Anlagevermögens<br />

zuzuordnen sind, sind sie haushaltsrechtlich dem Verwaltungshaushalt<br />

zuzuschlagen. Siehe hierzu auch die Hinweise in den<br />

Teilberichten Finanzen und Gebäudebewirtschaftung.<br />

Feststellung<br />

Es wurde von uns festgestellt, dass die Stadt <strong>Moers</strong> Dienstleistungen<br />

für Dritte kostenlos zur Verfügung stellt. Diese sollten im<br />

Hinblick auf die schlechte Finanzlage der Stadt mit einer Gebühr<br />

belegt werden, auch wenn es sich um Gesellschaften mit Mehrheitsbeteiligungen<br />

der Stadt handelt.<br />

Zur Beurteilung des Immobilienvermögens wurde eine Besichtigung des<br />

Straßennetzes und einiger Schulen vorgenommen.<br />

Hochbau<br />

Die städtischen Gebäude befinden sich in keinem guten Zustand. Im<br />

Rahmen der Bauunterhaltung wurde in letzter Zeit hauptsächlich Unfallverhütung<br />

betrieben, Brandschutz nachgerüstet und PCB-Sanierungen<br />

vorgenommen. Es ist bereits Sanierungsstau bei den Gebäuden festzustellen.<br />

288<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Seit Einführung des Zentralen Gebäudemanagements zum 1.07.2004<br />

gibt es eine Mängelerfassung, an Hand der die Bauunterhaltung durc h-<br />

geführt werden soll.<br />

Tiefbau<br />

Der Straßenzustand ist oberflächlich als ausreichend zu bezeichnen. Allerdings<br />

werden die Straßen nur im Bereich der Deckschicht saniert, eine<br />

Sanierung der Tragschichten erfolgt nicht. Dies hat zur Folge, dass bereits<br />

sanierte Straßenabschnitte auch weiterhin in kurzen Abständen zu<br />

sanieren sind. Die Kanäle befinden sich aufgrund einer kontinuierlichen<br />

Erneuerung zum großen Teil in einem guten Zustand.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, die Prioritäten in der Mängele r-<br />

fassungsdatei für die Bauunterhaltung im Hochbau sowie im Tiefbau<br />

nach Einsparpotenzialen in der Bewirtschaftung sowie finanziellen<br />

Auswirkungen auf den Haushalt zu erarbeiten. Dazu sollte<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> bereits jetzt – vor der Einführung des NKF – die<br />

für die Sanierung notwendigen finanziellen Rücklagen definieren.<br />

Weiter empfehlen wir, das Anlagevermögen auf das Minimum zu<br />

reduzieren, welches zur Erfüllung der kommunalen Pflichtaufgaben<br />

notwendig ist.<br />

KIWI Bewertung<br />

Dieses Prüffeld bzw. die Kennzahl „Bauunterhaltungsausgaben je<br />

Einwohner“ kann auf Grund der insgesamt nicht ermittelbaren<br />

Daten nicht bewertet werden.<br />

Prüffeld „Öffentliche Infrastruktur“<br />

(KIWI-Kennzahl)<br />

Der Begriff „Öffentliche Infrastrukturerhaltung“ wird mit den verschiedensten<br />

Aufgaben verbunden. Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung dieses<br />

Prüffeldes konzentriert sich dabei nur auf die Bereiche Straßen- und Kanalunterhaltung<br />

und Grünpflege, die in jeder Kommune vorhanden sind.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 289


Bauleistungen<br />

Seit einigen Jahren müssen sich diese Aufgaben, die bisher fast nur<br />

durch eigene kommunale Einrichtungen wahrgenommen wurden, der<br />

Konkurrenz des freien Marktes stellen. Unter dem allgemeinen Kostendruck<br />

wird das Bestreben nach wirtschaftlichen und rationellen Alternativen<br />

immer stärker.<br />

Örtliche Besonderheiten beeinflussen die Kennzahl erheblich, wie zum<br />

Beispiel Topografie, Versorgungsfläche, Ablauforganisation und Kontrollsysteme,<br />

personelle Ausstattung, Aufgaben und Wirtschaftlichkeit der<br />

Bauhöfe (Rationalisierung), Fremdvergabe und Interkommunale Zusammenarbeit.<br />

Statistische Grunddaten<br />

Kriterium<br />

Interkomm.<br />

Verhältniswert<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Mittelwert<br />

Zahl der Einwohner 42.552 107.903 253,6 %<br />

Gemeindegröße in ha 8.305 6.768 81,5 %<br />

Anzahl der Ortsteile 10 22 220,0 %<br />

Flächen der Park- und Gartenanlagen<br />

in ha<br />

90,2 170 188,5%<br />

Bei den Servicebetrieben <strong>Moers</strong> der Stadt <strong>Moers</strong> werden von uns die<br />

zwei Geschäftsbereiche Straßen- und Kanalunterhaltung sowie Grünflächenunterhaltung<br />

in die Betrachtung einbezogen.<br />

In der nachfolgenden Tabelle ist die Entwicklung der Kosten der Infrastruktur<br />

aus den Abschnitten 58 und 63 sowie gesamt in € je Einwohner<br />

für die Jahre 2000 bis 2003 aufgeführt.<br />

Kosten der Infrastrukturerhaltung<br />

Kosten der<br />

Jahr<br />

Kosten der<br />

Infrastruk-<br />

Straßenunterhaltung<br />

Grünpflege Infrastrukturerhaltung<br />

lt. LDS tung je<br />

Einwohner turerhal-<br />

in €<br />

in €<br />

gesamt<br />

Einwohner<br />

in €<br />

2000 4.313.295 3.017.185 7.330.480 107.062 68,47<br />

2001 3.984.135 2.835.683 6.819.818 107.421 63,49<br />

2002 3.797.183 2.792.770 6.589.953 108.019 61,01<br />

2003 3.454.473 1.592.847 5.047.320 107.903 46,78<br />

Die Ausgaben je Einwohner sind vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2003 um<br />

21,69 € je Einwohner gesunken.<br />

Im interkommunalen Vergleich aller von uns geprüften Kommunen ergibt<br />

sich folgendes Bild:<br />

290<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Kosten der Infrastruktur je Einwohner in Euro<br />

Interkommunaler Vergleich im Jahr 2003 (alle Größenklassen)<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

25,25 97,13 61,78 46,78<br />

Kosten der Infrastrukturerhaltung je Einwohner<br />

(Grünpflege, Straßenunterhaltung)<br />

60,00<br />

Euro je Einwohner<br />

50,00<br />

40,00<br />

30,00<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Nachrichtlich der Vergleich der Stadt <strong>Moers</strong> mit allen von uns bisher geprüften<br />

Kommunen größer als 60.000 Einwohner:<br />

Kosten der Infrastruktur je Einwohner in Euro<br />

Interkommunaler Vergleich im Jahr 2003 (größer 60.000 Einwohner)<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

30,60 86,19 62,30 46,78<br />

Aufschlussreich ist die Auswertung des Zeitreihenvergleichs im interkommunalen<br />

Vergleich:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 291


Bauleistungen<br />

Interkommunaler Zeitreihenvergleich:<br />

Kosten der Infrastrukturerhaltung je Einwohner<br />

---- Euro je Einwohner ----<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> ist im <strong>Bericht</strong>szeitraum der Jahre 2000 bis 2003 unter<br />

den interkommunalen Mittelwert gesunken, mit weiterhin sinkender<br />

Tendenz.<br />

Dieses Bild bestätigt sich durch die Einzelbetrachtung der Kosten für die<br />

Gemeindestraßenunterhaltung und Park- und Gartenanlagen.<br />

Interkommunaler Zeitreihenvergleich:<br />

Kosten der Unterhaltung für Gemeindestraßen<br />

---- Euro je Einwohner ----<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Die Ausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> liegen für die Straßenunterhaltung in den<br />

Jahren 2000 bis 2003 unter dem Niveau des interkommunalen Mittelwertes,<br />

Tendenz sinkend.<br />

292<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Die Straßenunterhaltung erfolgt durch die Servicebetriebe <strong>Moers</strong>, soweit<br />

keine Spezialmaschinen notwendig sind, ansonsten ergeben sich Fremdvergaben.<br />

Feststellung<br />

Die Gemeindestraßen befinden sich oberflächlich in einem ausre i-<br />

chenden Zustand. Allerdings wird nur die Oberfläche saniert, nicht<br />

die darunter liegenden Tragschichten. Diese Art der Sanierung ist<br />

noch eine Zeit lang praktikabel, aber auf Dauer müssen vorhandene<br />

Schäden in vollem Umfang saniert werden. Hier ist in Kürze<br />

ein Werteverlust zu verzeichnen.<br />

Interkommunaler Zeitreihenvergleich:<br />

Kosten der Unterhaltung für Park- und Gartenanlagen<br />

---- Euro je Einwohner ----<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Im Bereich der Grünpflege befand sich die Stadt <strong>Moers</strong> weit über dem<br />

interkommunalen Mittelwert und ist im Jahr 2003 auf den interkommunalen<br />

Mittelwert abgesunken.<br />

Bei unseren Ortsbesichtigungen haben wir festgestellt, dass sich die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> als sehr grüne Stadt präsentiert. Die Park- und Grünflächen<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> betragen insgesamt 170 ha. Dieser Wert liegt mehr als<br />

88 Prozent über dem interkommunalen Mittelwert, daher ist das Ausgabeverhalten<br />

für die Grünflächenpflege im Jahr 2003 als gut anzusehen,<br />

sollte aber im Hinblick auf die sehr angespannte Haushaltssituation der<br />

Stadt <strong>Moers</strong> noch weiter reduziert werden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 293


Bauleistungen<br />

Eine genaue Erfassung der Straßen und der Grünflächen liegt noch nicht<br />

vor und kann somit noch nicht für die genaue Kostenkontrolle einzelner<br />

Objekte genutzt werden. Im Grünflächenamt wird zurzeit ein Grünflächeninformationssystem<br />

(GRIS) eingeführt. Hiermit wäre eine genaue<br />

Kostenkontrolle bei entsprechender Rechnungsverbuchung möglich.<br />

Weiter ermöglicht dieses Programm Simulationsmodelle zur besseren<br />

und weitre ichenderen Planung der Grünflächen.<br />

Bei den Servicebetrieben <strong>Moers</strong> handelt es sich um eine Eigenbetriebsähnliche<br />

Einrichtung. Diese arbeitet selbstständig entsprechend einem<br />

Auftraggeber/Auftragnehmermodell, wobei die Stadt <strong>Moers</strong> der Auftraggeber<br />

ist. In den beiden betrachteten Bereichen sind die Fachbereiche<br />

Tiefbau und Grünflächen die Auftraggeber und erteilen den SBM Aufträge<br />

zur pauschalen Unterhaltung der Straßen und Grünflächen. Diese<br />

Arbeiten werden von den Servicebetrieben <strong>Moers</strong> durchgeführt und mit<br />

entsprechenden Stundensätzen in Rechnung gestellt. Die erteilten Aufträge<br />

werden pauschal gehalten, sie geben Standards vor und beschre i-<br />

ben den Pflegeumfang.<br />

Für eine optimierte Zusammenarbeit im Auftraggeber-/Auftragnehmer-<br />

Verhältnis zwischen der Stadt <strong>Moers</strong> und den Servicebetrieben <strong>Moers</strong><br />

sollte eine genaue Aufgaben- und Kompetenzdefinition auf der Grundlage<br />

der Eigenbetriebsverordnung erfolgen.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong>, zur Entlastung der angespannten<br />

Haushaltssituation sowohl den Pflegestandard der Grünflächen als<br />

auch den Umfang der Neubepflanzung zu reduzieren. Weiter sollten<br />

genaue Pflegestandards für verschiedene Pflegezonen definiert<br />

werden.<br />

KIWI-Bewertung Kosten der Infrastrukturerhaltung<br />

Ist-Situation:<br />

• Die Ausgaben für die Infrastrukturerhaltung in Euro/Einwohner<br />

liegen im Vergleichsjahr 2003 unter dem interkommunalen Mittelwert.<br />

• Die Infrastrukturerhaltungsausgaben sind in den Jahren 2000 bis<br />

2003 stetig gesunken, es wurde auf die sich verschlechternde Finanzlage<br />

reagiert.<br />

294<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

• Die Arbeiten werden größtenteils von den Servicebetrieben <strong>Moers</strong><br />

eigenverantwortlich durchgeführt.<br />

Handlungsmöglichkeiten:<br />

• Der Aufwand zur Unterhaltung der Gemeindestraßen sollte kritisch<br />

betrachtet werden. Es sollte aber unbedingt darauf geachtet<br />

werden, dass bei den Straßen ein Werteverlust vermieden wird.<br />

• Der Aufwand zur Unterhaltung der Grünflächen sollte noch weitergesenkt<br />

werden. Der Pflegestandard sollte genau festgelegt<br />

werden und verschiedene Pflegezonen sollten definiert werden.<br />

• Zur genauen Betrachtung der Kosten der Infrastrukturerhaltung<br />

ist die genaue Erfassung und Bewertung der Park- und Grünflächen<br />

sowie der Straßen erforderlich. Nur dann sind das gezielte<br />

Einsetzen der Finanzmittel an den unbedingt notwendigen Stellen<br />

sowie eine Reduzierung zur Entlastung des Gesamthaushaltes<br />

möglich.<br />

KIWI Bewertung<br />

Dieses Prüffeld bzw. die Kennzahl „Kosten der Infrastruktur je<br />

Einwohner“ wird mit dem KIWI-Wert 3 bewertet. Dies resultiert<br />

aus dem oben beschriebenen Ist-Zustand und den aufgezeigten<br />

Handlungsmöglichkeiten.<br />

Fazit<br />

Die Bauaufsicht verzeichnet gleich bleibende Ausgaben bei sinkenden<br />

Einnahmen. Die Gebühreneinnahmen für Bauanträge können<br />

nicht direkt durch die Stadt <strong>Moers</strong> beeinflusst werden, jedoch<br />

sollten die freiwilligen und bisher zum Teil kostenlosen Leistungen<br />

hinsichtlich einer Gebührenerhebung bzw. -anhebung überdacht<br />

werden. Weiter sollte eine Organisationsuntersuchung durchgeführt<br />

werden, um die Aufgabenverteilung möglichst zeitnah dem<br />

Arbeitsanfall anzupassen.<br />

Der Ausgabendeckungsgrad der Bauaufsicht liegt erheblich unter<br />

dem interkommunalen Mittelwert.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 295


Bauleistungen<br />

Fazit<br />

Die Unterhaltungsprojekte im Hochbaubereich werden gemäß dem<br />

Sanierungsbedarf ausgeführt. Der Bestand an Immobilien sollte<br />

reduziert werden.<br />

Der Immobilienbestand befindet sich in keinem guten Zustand.<br />

Die Bauunterhaltung dient der Unfallverhütung, Aktualisierung des<br />

Brandschutzes und der PCB-Sanierung. Werteverluste sind bereits<br />

zu verzeichnen.<br />

Der Tiefbaubereich sollte nach fertig gestellter Aufnahme und Bewertung<br />

der Straßen, den Bedarf an Sanierungen und Rückstellungen<br />

definieren. Bei der Straßensanierung sollte langfristig der<br />

Werteverlust im Auge behalten werden.<br />

Die Situation der Infrastrukturerhaltung ist zufrieden stellend. Die<br />

Ausgaben für die Unterhaltung der Gemeindestraßen und der<br />

Park- und Gartenanlagen liegen unter dem interkommunalen Mittelwert.<br />

Wir empfehlen nach der Erfassung der Straßen und Grünflächen<br />

aussagekräftige Kennwerte und Einsparpotenziale aufzuzeigen.<br />

Die Park- und Grünflächen der Stadt <strong>Moers</strong> werden nach und nach<br />

mit einer pflegearmen Bepflanzung bestückt. Wir empfehlen, den<br />

Pflegestandard weiterhin zu senken und für festgelegte Bere iche<br />

genau zu definieren.<br />

296<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bauleistungen<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 297


Gebäudewirtschaft<br />

Gebäudewirtschaft<br />

Vorbemerkungen<br />

Immobilien stellen mit ihren laufenden Kosten (bauliche Unterhaltung,<br />

Instandsetzung, Energie, Reinigung etc.) regelmäßig neben den Pers o-<br />

nalausgaben den zweitgrößten Etat kommunaler Haushalte. Allein dieser<br />

Tatsache erwächst die Annahme, dass das städtische Immobilienvermögen<br />

ein hohes Potenzial in sich birgt.<br />

Betrachtet man die Immobilien auch und insbesondere im Zusamme n-<br />

hang mit der sich kontinuierlich verschlechternden Finanzlage der Kommunen,<br />

so bedeutet dieses für den Bereich der Gebäudewirtschaft, sich<br />

mit stetig wachsenden Anforderungen an Effektivität und Effizienz auseinandersetzen<br />

zu müssen.<br />

Neben dem hohen Anteil am kommunalen Finanzvolumen wird die Bedeutung<br />

der Gebäudewirtschaft auch und insbesondere am Verhältnis<br />

der Herstellungskosten eines Gebäudes zu den Betriebskosten deutlich.<br />

Regelmäßig fallen im Laufe von acht Jahren ebenso hohe Kosten an wie<br />

zur Erstellung des Gebäudes notwendig waren. Bei einer Nutzungsdauer<br />

von (nur) 40 Jahren übersteigen demzufolge die laufenden Gebäudekosten<br />

die Herstellungskosten um das Fünffache.<br />

Gleichwohl ist häufig festzustellen, dass über jeweils aktuelle Nutzungen<br />

und das laufende Haushaltsjahr hinaus kaum Betrachtungen vorgenommen<br />

werden. Eine ganzheitliche Sichtweise, die neben der Berücksichtigung<br />

einzelner Lebenszyklen von Gebäuden und sich verändernder<br />

Funktionen von kommunalem Immobilienvermögen auch den Umgang<br />

systematisiert und den kommunalen Bestand in eine gesamtstädtische<br />

Strategie einbindet, fehlt. Bestimmende Fakt oren im Umgang mit den<br />

kommunalen Immobilien sind „Verwaltung des Status Quo“ und Entscheidungen<br />

motiviert aus dem „Blickwinkel der Nutzer“. Die strategische<br />

Entwicklung im Rahmen der Eigentümerfunktion von Kommunen<br />

wird oftmals nur in Ansätzen wahrgenommen.<br />

Und doch – Konsolidierungsdruck kommunaler Finanzen und die teilweise<br />

Erkenntnis über das enorme Steuerungs- und Wirtschaftlichkeitspotenzial<br />

des Gebäudevermögens führen seit einigen Jahren dazu, dass<br />

immer mehr Städte und Gemeinden ihre Aktivitäten rund um die Immo-<br />

298<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

bilien bündeln, Optimierungsmöglichkeiten realisieren oder zumindest<br />

sich im Stadium konzeptioneller Grundlagenerarbeitung befinden.<br />

Dennoch bestehen aufgrund der Komplexität dieser Thematik - insbesondere<br />

auch der hieraus sich entwickelnden verwaltungsweiten Wirkungen,<br />

die in alle Organisationseinheiten einer Kommunalverwaltung<br />

ausstrahlen – weiterhin erhebliche Unsicherheiten, Widerstände und<br />

Informationsdefizite.<br />

Prüfungsziel<br />

Das Ziel der Prüfung im Bereich der Thematik Gebäudewirtschaft ist es<br />

dazu beizutragen, dass die Notwendigkeit der Einführung oder Weiterentwicklung<br />

einer zeitgemäßen Gebäudewirtschaft in den Städten und<br />

Gemeinden erkannt wird. Sie muss als ein auf Dauer angelegter Organisations-<br />

und Optimierungsprozess mit hohem Potenzial verstanden, umgesetzt<br />

und entwickelt werden.<br />

Prüfungsinhalte<br />

Vor diesem Hintergrund haben wir im Rahmen der überörtlichen Prüfung<br />

bei der Stadt <strong>Moers</strong> Organisations- und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen<br />

im Bereich der Bewirtschaftung von Gebäuden durchgeführt. Derzeit<br />

umfasst das Prüfgebiet folgende Teilgebiete:<br />

• Erfassung, Darstellung und Bewertung der im Rahmen der Gebäudewirtschaft<br />

anfallenden Prozesse und der aufbauorganisatorischen<br />

Gestaltung in der Kommune.<br />

• Untersuchung der Wirtschaftlichkeit der Aufgabe - Gebäudebewirtschaftung<br />

– anhand ausgewählter steuerungsrelevanter<br />

Kennzahlen.<br />

Die Betrachtung der Organisation der gebäudewirtschaftlichen Aufgaben<br />

nimmt innerhalb des Prüfbereiches Gebäudemanagement einen breiten<br />

Raum ein. Auf der Grundlage einer Ist-Analyse, die den Stand der Gebäudebewirtschaftung<br />

zum Zeitpunkt der Prüfung abbildet, ist es unser<br />

Ziel, der Stadt <strong>Moers</strong> konkrete Handlungsempfehlungen zu geben und<br />

Potenziale zur Optimierung der Steuerung des städtischen Immobilie n-<br />

bestandes aufzuzeigen. Ergänzend zu der organisatorischen Betrachtung<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 299


Gebäudewirtschaft<br />

werden innerhalb der Prüfung des Bereiches Gebäudewirtschaft typische<br />

steuerungsrelevante Kennzahlen zur Gebäudeunterhaltung und Bewirtschaftung<br />

erhoben und in einem intrakommunalen Zeitreihenvergleich –<br />

soweit aufgrund der Datenlage möglich und aussagekräftig - dargestellt<br />

und analysiert. In einer weiteren Betrachtungsweise werden die ermittelten<br />

Kennzahlen in einen interkommunalen Vergleichsring einbezogen,<br />

soweit die vorgefundene Datengrundlage als valide zu bewerten ist.<br />

Hierzu werden im Einzelnen folgende Kennzahlen gebildet:<br />

• Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft in Prozent<br />

• Ausgaben Bauunterhaltung je Quadratmeter Bruttogrundfläche<br />

(BGF) in Euro<br />

• Ausgaben Versorgungsmedien je Quadratmeter BGF in Euro<br />

• Ausgaben Reinigung je Quadratmeter BGF in Euro<br />

• Ausgaben Hausmeisterdienste je Quadratmeter BGF in Euro<br />

• Ausgaben Sachversicherungen je Quadratmeter BGF in Euro<br />

Im Einzelnen wurden Gespräche und Befragungen mit der zuständigen<br />

Beigeordneten, der Amtsleitung des Zentralen Gebäudemanagements,<br />

den Leitungen der kaufmännischen und technischen Abteilungen, Vertretern<br />

des hiesigen Rechnungsprüfungsamtes und den Sachbearbeitern<br />

und Sachbearbeiterinnen in standardisierter Form sowie Datenerhebungen<br />

durc hgeführt. An Unterlagen standen zur Verfügung:<br />

• Haushaltspläne und Jahresrechnungen,<br />

• Vorlagen, <strong>Bericht</strong>e und Konzepte zum Zentralen Gebäudemanagement,<br />

• Übersichten zu Flächen und Unterhaltungsausgaben,<br />

• Reinigungsaufmaße, Verträge Fremdvergabe, Dienstvereinbarung<br />

zur Reinigung,<br />

• Unterlagen zu Hausmeistertätigkeiten,<br />

• Unterlagen Sachversicherungen Gebäude.<br />

300<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Organisation der Gebäudewirtschaft<br />

Im nachfolgenden Diagramm ist die derzeitige Struktur der Gebäudebewirtschaftung<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> dargestellt:<br />

Kernverwaltung<br />

Zentrales Gebäude<br />

Management<br />

23 Liegenschaftsamt<br />

40 Schulverwaltungsamt<br />

(Drittnutzung Schulen)<br />

67 Grünflächenamt<br />

52 Sportamt<br />

(Nutzung Sporthallen)<br />

Service Betriebe <strong>Moers</strong><br />

Kommunaler<br />

Immobilienbestand<br />

Der Grafik ist zu entnehmen, dass die gebäudewirtschaftlichen Aufgaben<br />

bei der Stadt <strong>Moers</strong> weitestgehend zentralisiert sind. Mit Einrichtung des<br />

Amtes „Zentrales Gebäudemanagement“ (ZGM) zum 01.07.2004 sind<br />

nahezu alle vormals über den gesamten Verwaltungsquerschnitt dezentral<br />

wahrgenommenen Aufgaben im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung<br />

des kommunalen Immobilienvermögens gebündelt worden.<br />

Die so bestehende Zentralisierung hat zur Folge, dass es nunmehr eine<br />

deutlich reduzierte Anzahl von gleichen Arbeitsprozessen sowie Schnitt-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 301


Gebäudewirtschaft<br />

stellen gibt. Dem Prinzip der „organisatorischen Unverantwortlichkeit“<br />

wird so entgegen gewirkt und Verantwortlichkeiten für die einzelnen<br />

Objekt e einer Stelle eindeutig zugeordnet.<br />

Feststellung<br />

Die Zentralisierung der gebäudewirtschaftlichen Aufgaben wird<br />

von uns positiv und als zeitgemäße Form kommunaler Gebäudewirtschaft<br />

bewertet.<br />

Gleichwohl bestehen zum jetzigen Zeitpunkt weiterhin Schnittstellen zu<br />

Fachbereichen, die aufgrund der Aufgabenstellung mittelfristig abgebaut<br />

werden sollten. Als Beispiel sind hier Zuständigkeiten der Ämter 40 und<br />

52 zu nennen. Hier sollte sich das ZGM als bewirtschaftende Stelle insoweit<br />

verbindlich positionieren, als eine (auch temporäre) Vergabe von<br />

Räumlichkeiten ebenso zentral zu realisieren ist.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den begonnenen Prozess der Zentralisierung<br />

mit dem Fokus weiterführen, alle mit der Bewirtschaftung<br />

kommunaler Gebäude verbundenen Aufgabenbereiche zu bündeln.<br />

Ausnahmen hierzu bilden grundsätzlich nicht notwendige<br />

und wenig zielführende Schnittstellen.<br />

Kennzahlen<br />

Ausgangslage<br />

Um die im Weiteren gemachten Aussagen und Feststellungen in einen<br />

relativierenden Zusammenhang zu setzen sind hier eingangs ein paar<br />

Hinweise bezüglich der verarbeiteten Daten zu geben.<br />

Die bei der Stadt <strong>Moers</strong> vorgefundene Erkenntnislage ist bezüglich lieferbarer<br />

Daten mit sehr gut bis völlig unzureichend zu beschreiben. Dieses<br />

liegt in erster Linie an dem Umstand, dass die unterschiedlichsten<br />

Datenbestände parallel gepflegt werden, allerdings auf unterschiedlichen<br />

Grundlagen beruhen und miteinander nicht abgestimmt sind. Weiterhin<br />

wird vie lfach keine Historie vorgehalten, so dass Entwicklungen – positiv<br />

wie negativ – nicht bzw. nur mit erheblichem personellen und zeitlichen<br />

302<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Aufwand ermittelbar sind. Dieses hat im Rahmen der Prüfung zu (verständlichen)<br />

Verzögerungen geführt und die Datenermittlung auf nahezu<br />

drei Wochen ausgedehnt.<br />

Es konnte im Rahmen unserer Betrachtung allerdings ebenso festgestellt<br />

werden, dass das ZGM insbesondere diesen Umstand bereits erkannt<br />

und umfangreiche Maßnahmen zur Erkenntnisqualifizierung eingeleitet<br />

hat. Als Beispiel ist hier die „Normierung“ des Gebäudebestandes zu<br />

nennen, die neben der Einheitlichkeit in Bezeichnung und Umgang mit<br />

den Objekten unabdingbare Voraussetzung für eine EDV gestützte Verarbeitung<br />

im Rahmen einer Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) ist.<br />

Feststellung<br />

Die auf verschiedenen Ebenen laufenden Arbeiten zur Bildung einer<br />

einheitlichen, verbindlichen und zentralen Datengrundlage<br />

werden positiv bewertet.<br />

Um das von der Stadt <strong>Moers</strong> gelieferte und von uns verarbeitete Datenmaterial<br />

zur Bildung von Kennzahlen bzw. zur Ableitung von Aussagen<br />

verständlich werden zu lassen, sind im Folgenden einige Grundannahmen<br />

aufgeführt:<br />

• Flächengrößen:<br />

Bruttogrundflächen (BGF ) sind für die Verwaltungsgebäude und sechs<br />

Schulen vorhanden – sie sind im Rahmen der aktuell durchgeführten<br />

Bewertung der kommunalen Immobilien ermittelt worden. Sie geben wie<br />

die Reinigungsflächen (RF) den aktuellen Stand (<strong>2005</strong>) wieder – eine<br />

Historie war in beiden Fällen nicht verfügbar. Insoweit konnten Veränderungen<br />

in Teilbereichen nicht berücksichtigt werden.<br />

Verfahrensweise:<br />

Die BGF wurden für alle Jahre des Referenzzeitraumes zugrunde gelegt<br />

(lt. Fachbereich im Zeitraum nur marginale Veränderungen) und dort wo<br />

noch keine BGF ermittelt wurden, ist hilfsweise die Reinigungsfläche<br />

(RF) mit Aufschlag zehn Prozent zugrunde gelegt.<br />

Aufgrund der hilfsweisen Flächenbildung wird im nachfolgenden <strong>Bericht</strong><br />

ein interkommunaler Vergleich hergestellt. Die für die Stadt <strong>Moers</strong> ermittelten<br />

Werte werden jedoch anschließend nicht in unsere Vergleichsdatenbank<br />

aufgenommen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 303


Gebäudewirtschaft<br />

• Einzelne Objekte:<br />

Das Schulzentrum Jungbornpark wird in der Gebäudedatei des ZGM vollständig<br />

unter der Schulform Hauptschule geführt. Es ist insoweit als gesamte<br />

Einheit betrachtet worden und nicht in Hauptschule und Realschule<br />

aufgeteilt worden (dieses haben im Übrigen einige Grunddaten auch<br />

nicht ermöglicht).<br />

• Bauunterhaltung:<br />

Die Ausgaben der Bauunterhaltung wurden von der Technischen Abteilung<br />

gebäudespezifisch geliefert und sind nicht den Haushaltsaufzeic h-<br />

nungen entnommen. Insoweit kann es zu (in der Regel für die Aussage<br />

und Tendenz unerheblichen) Abweichungen kommen.<br />

Innere Verrechnungen konnten im Rahmen der Bauunterhaltung weder<br />

auf die Gebäude noch auf den Objekttyp (Unterabschnittsscharf) bezogen<br />

berücksichtigt werden, da nach Aussage des Amtes für Finanzen<br />

und Beteiligungen eine „Bereinigung“ der Positionen „Innere Verrechnungen“<br />

um nicht bauunterhalterische Komponenten (zum Beispiel<br />

Transporte, pflegerische Arbeiten u.ä.) nicht möglich ist. Insoweit kann<br />

hier lediglich auf die Entwicklung im Referenzzeitraum abgestellt werden;<br />

ein interkommunaler Vergleich ist so nicht herstellbar.<br />

• Versorgungsmedien:<br />

Nach Aussage der Technischen Abteilung des ZGM ist eine Lieferung der<br />

Ausgaben in der von uns benötigten Systematik (getrennte Ausweisung<br />

Wärme, Strom, Wasser/Abwasser nach Jahren gestaffelt) nicht durc h-<br />

gängig möglich. Weiterhin verzögerte sich die Lieferung der Verbrauchsdaten<br />

zu den Versorgungsmedien aufgrund von Softwareproblemen und<br />

ist letztlich doch so unvollständig geblieben, dass hier weder eine Da r-<br />

stellung von Kennzahlen, noch eine weitergehende Analyse möglich war.<br />

Deshalb wurde hierauf gänzlich verzichtet.<br />

• Versicherungen:<br />

Die Bauunterhaltungsausgaben werden von uns am Versicherungsneuwert<br />

bzw. am aktuellen Bestandswert (in der Regel Sachwert) refle k-<br />

tiert, um hierüber Aussagen machen zu können, inwieweit die für Ba u-<br />

unterhaltung eingesetzten Finanzmittel als ausreichend zu bewerten sind<br />

oder ob mittelfristig Substanzverzehr betrieben wird.<br />

304<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Hierzu werden die „Versicherungswerte 1914“, als Basis für eine Ermittlung<br />

des Versicherungsneuwertes mittels Indexierung, oder aber die<br />

Ergebnisse der laufenden Bewertung der kommunalen Gebäude (regelmäßige<br />

Ermittlung im Zuge der Einführung von NKF) benötigt. Letztere<br />

liegen nur für neun der 32 betrachteten Gebäude vor. Ein Versicherungswert<br />

1914 konnte uns nicht angegeben werden. Demzufolge wurden<br />

die Versicherungsneuwerte der Provinzial (als Vertragspartner der<br />

Stadt <strong>Moers</strong>) zugrunde gelegt. Hierbei kann jedoch nur auf die aktuellen<br />

Werte (<strong>2005</strong>) zurückgegriffen werden, da „historische“ Daten nicht verfügbar<br />

sind.<br />

Von daher stellt die entsprechende Betrachtung die Bauunterhaltungsausgaben<br />

aus 2003 mit den Versicherungsneuwerten von <strong>2005</strong> ins Verhältnis.<br />

Die hieraus abzuleitenden Aussagen sind entsprechend tendenziell<br />

zu werten.<br />

Aufgrund der zeitlichen Einschränkungen (Dauer) der Datenaufbereitung<br />

wurde das von den Fachbereichen gelieferte Zahlenmaterial übernommen<br />

und lediglich auf Plausibilität geprüft.<br />

Die für eine weitergehende Analyse notwendigen Daten, die inhaltlich<br />

oder aus zeitlichen Gründen nicht bzw. nur teilweise geliefert werden<br />

konnten, haben dazu geführt, dass einzelne Betrachtungen (Bauunterhaltung,<br />

Versorgungsmedien, Versicherungsleistungen) nur ansatzweise<br />

durchgeführt werden konnten. Insoweit fokussiert sich die nachfolgende<br />

Analyse schwerpunktmäßig auf die Bereiche allgemeine Organisation/Struktur<br />

des ZGM sowie die Reinigungsleistungen.<br />

Weitere Ausführungen zum vorhandenen Datenmaterial finden sich soweit<br />

notwendig in den einzelnen Abschnitten der jeweiligen Kennzahlen.<br />

Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft<br />

(KIWI–Kennzahl)<br />

Der „Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft“ zeigt auf, in welchem<br />

Umfang und welcher Ausprägung die aktuelle Situation bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> einer zeitgemäßen kommunalen Gebäudewirtschaft entspricht<br />

und ob hieraus gegebenenfalls Handlungsbedarf abzuleiten ist. Er wird<br />

anhand einer Nutzwertanalyse ermittelt, deren Basis ein standardisierter<br />

Fragebogen zur Gebäudewirtschaft bildet. Die jeweiligen Antworten wer-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 305


Gebäudewirtschaft<br />

den in fünf Kategorien bewertet und im Nachgang mit einem festgele g-<br />

ten Gewichtungsfaktor versehen. Die fünf Kategorien sind im Einzelnen:<br />

• 0 nicht erfüllt<br />

• 1 ansatzweise erfüllt<br />

• 2 teilweise erfüllt<br />

• 3 überwiegend erfüllt<br />

• 4 vollständig erfüllt<br />

Die Gewichtung erfolgt im Rahmen von Faktoren (eins bis drei) entsprechend<br />

ihrer Bedeutung für eine wirtschaftliche und erfolgreiche kommunale<br />

Gebäudewirtschaft.<br />

Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft (KIWI-Kennzahl)<br />

Steuerung und Organisation<br />

Punkt Skalierung<br />

j/n wert<br />

Gewichtung<br />

Werden gebäudewirtschaftliche Aufgaben zentral<br />

wahrgenommen?<br />

J 12 4 3<br />

Liegt der Aufgabenerfüllung eine (ganzheitliche)<br />

Konzeption zugrunde?<br />

J 8 4 2<br />

Gibt es Zielvorgaben durch die Verwaltungsführung,<br />

z. B. Wert- und Substanzerhaltung des J 3 3 1<br />

Immobilienvermögens, Koste nsenkung?<br />

Wurden hieraus operative Ziele abgeleitet und<br />

festgelegt?<br />

J 3 3 1<br />

Besteht ein Zielcontrolling (Messung des Zielerreichungsgrades,<br />

Überprüfung der Ziele)<br />

J 3 3 1<br />

Bestehen Kontrakte/Zielvereinbarungen mit den<br />

Nutzern?<br />

N 0 0 1<br />

Findet ein regelmäßiger Erfahrungs- und Informationsaustausch<br />

zwischen Nutzer und zentraler<br />

J 2 2 1<br />

Gebäudewirtschaft statt?<br />

Technisches Gebäudemanagement<br />

Wird die Instandhaltung (Bau/TGA) systematisch<br />

vorausschauend geplant, durchgeführt und J 3 1 3<br />

dokumentiert?<br />

Sind für den technischen Bereich Standards<br />

festgelegt?<br />

- Bauunterhaltung J 2 1 2<br />

- Neubau/Umbau/Erweiterung J 1 1 1<br />

- Technische Gebäudeausrüstung (Unterhaltung<br />

u. Neubau)<br />

J 2 1 2<br />

Gibt es ein Energiemanagement? J 2 2 1<br />

Werden im Bereich Instandhaltung für wiederkehrende<br />

Leistungen Jahres-/Rahmenverträge<br />

geschlossen?<br />

J 4 4 1<br />

Infrastrukturelles Gebäudemanagement<br />

Werden Reinigungsverträge regelmäßig ausgeschrieben?<br />

J 4 4 1<br />

Wenn Eigenreinigung vorhanden, werden hier<br />

Optimierungen vorgenommen?<br />

J 2 2 1<br />

Sind für die infrastrukturellen Aufgaben Stan- J 2 2 1<br />

306<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft (KIWI-Kennzahl)<br />

Steuerung und Organisation<br />

Punkt Skalierung<br />

j/n wert<br />

dards festgelegt und dokumentiert?<br />

Sind die Hausmeister organisatorisch in die Gebäudewirtschaft<br />

eingebunden?<br />

Wenn nicht, sind ihnen im Rahmen der Objektbetreuung<br />

– typische gebäudewirtschaftliche<br />

Aufgaben übertragen (per Dienstanweisung,<br />

Verfügung…)?<br />

Besteht ein zentrales Gebäudekataster mit dem<br />

Ziel einer ganzheitlichen Steuerung des Gebäudestandes<br />

(insbes. Flächenmanagement)? im<br />

Gewichtung<br />

J 4 4 1<br />

N 1<br />

J 3 1 3<br />

N 0 0 1<br />

Optimalfall Raumbuch!<br />

Kaufmännisches Gebäudemanagement<br />

Sind die Kosten pro Gebäude bekannt? J 6 2 3<br />

Gibt es einen Produktplan? N 0 0 1<br />

Gibt es eine Kosten- und Leistungsrechnung? N 0 0 1<br />

Gibt es ein zentrales Finanzcontrolling? (insbesondere<br />

ein Maßnahmen bezogenes Controlling)<br />

Werden Leistungen zwischen GM und Nutzer<br />

verrechnet?<br />

J 1 1 1<br />

Intern und/oder extern?<br />

Gibt es ein <strong>Bericht</strong>swesen? N 0 0 1<br />

Gibt es ein zentrales Vertragsmanagement?<br />

J 2 1 2<br />

(Überwachung, Anpassung, Optimierung)<br />

Ermittelter Wert 69 46<br />

Optimalwert 152<br />

Prozent 45,4<br />

Die Auswertung des Fragebogens führt zu einem Erfüllungsgrad für die<br />

Gebäudewirtschaft der Stadt <strong>Moers</strong> in Höhe von 45,4 Prozent. Das Ergebnis<br />

spiegelt den deutlichen Handlungsbedarf in diesem Aufgabenbereich<br />

wider, zeigt aber auch, dass auf vielen Gebieten der richtige Weg<br />

bereits beschritten wird bzw. worden ist.<br />

Nach unseren bisherigen Erfahrungen ist jedoch festzuhalten, dass es<br />

grundsätzlich positiv zu werten ist, dass die Stadt <strong>Moers</strong> nicht nur Notwendigkeit<br />

und Potenziale einer optimierten Gebäudewirtschaft erkannt,<br />

sondern durch organisatorische Maßnahmen bereits ein eigenständiges<br />

Amt gegründet hat. Demzufolge ist ein wichtiger Schritt zur Zentralisierung<br />

gebäudewirtschaftlicher Aufgaben bereits vollz ogen.<br />

Feststellung<br />

Wir bewerten die Gründung des ZGM im Jahre 2004 bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> positiv.<br />

Auffällig, wichtig und für die weitere Entwicklung zielführend sind in diesem<br />

Zusammenhang die im Bereich „Steuerung und Organisation“ erzielten<br />

Punktwerte. Unsere Erfahrung zeigt, dass Gebäudewirtschaft in<br />

Kommunen nur dann nachhaltig erfolgreich umgesetzt werden kann,<br />

wenn die Thematisierung und Begleitung bereits auf der obersten Lei-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 307


Gebäudewirtschaft<br />

tungsebene der Verwaltung ansetzt. Durch eine klare Konzeption, eindeutig<br />

formulierte Ziele und die Einbindung aller Beteiligten sind die<br />

Grundlagen für eine erfolgreiche Implementierung gelegt worden.<br />

Feststellung<br />

Die Unterstützung des Umsetzungsprozesses in <strong>Moers</strong> durch Verwaltungsvorstand<br />

und die Einbindung der Politik ist notwendig<br />

und wichtig.<br />

Im interkommunalen Vergleich stellt sich der in <strong>Moers</strong> ermittelte Wert<br />

für den aktuellen Status Quo wie folgt dar.<br />

Erfüllungsgrad<br />

in Prozent<br />

Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

15,20 92,10 43,68 45,40<br />

Erfüllungsgrad optimierte Gebäudewirtschaft (KIWI–Kennzahl)<br />

100,00<br />

----- Prozent -----<br />

80,00<br />

60,00<br />

40,00<br />

20,00<br />

0,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Tabelle und Grafik sind zu entnehmen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> mit „ihrem“<br />

Prozentsatz von 45,4 über dem zurzeit ermittelbaren Mittelwert der Vergleichskommunen<br />

liegt.<br />

In der Stadt <strong>Moers</strong> werden seit Juli 2004 gebäudewirtschaftliche Aufgaben<br />

weitestgehend zentralisiert bearbeitet. Durch diese gebündelte Zuständigkeit<br />

ist aus unserer Sicht eine auf wirtschaftliche Optimierung<br />

und Dienstleistungsqualität ausgerichtete Gebäudebewirtschaftung erst<br />

möglich. Verbesserungen – auch im Sinne unserer Erfüllungsquote –<br />

sind insbesondere nach Aufbau bzw. Ausbau der kaufmännischen Leis-<br />

308<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

tungen zu erwarten. Hier wird sich Potenzial zunehmend mit der eigenen<br />

Erkenntnisqualifizierung, auf validen Grunddaten basierend, realisieren<br />

lassen.<br />

Nachfolgend haben wir einige zentrale Überlegungen und Voraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche Optimierung ausgeführt.<br />

Organisationsoptimierungen und Handlungsfelder<br />

Ziel einer effektiven kommunalen Gebäudewirtschaft muss es sein, Gebäude<br />

und ihre Anlagen kontinuierlich und kostenoptimiert bereitzustellen,<br />

funktionsfähig zu erhalten und wechselnden, organisatorischen Bedürfnissen<br />

anzupassen.<br />

Aufgabenportfolio<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den in 2004 vollzogenen Schritt der Implementierung<br />

einer Gebäudewirtschaft und der Zusammenführung der Dienstleistungen<br />

zum Unterhalten und Betreiben von Gebäuden vor diesem Hintergrund<br />

und insbesondere mit Blick auf die äußerst schwierige städtische<br />

Haushaltslage konsequent weiter vorantreiben und eine Zentralisierung<br />

aller mit den städtischen Gebäuden in Zusammenhang stehenden<br />

Aufgaben anstreben. Wegen der Aufgabenfülle - insbesondere während<br />

der laufenden Startphase - sollten entsprechende Schritte mittelfristig in<br />

Erwägung gezogen werden.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte als mittelfristige Perspektive alle gebäudewirtschaftlichen<br />

(Teil)Aufgaben im ZGM bündeln.<br />

Eine Erweiterung um das Aufgabenfeld der Liegenschaften (Amt<br />

23) kann ebenso in Erwägung gezogen werden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 309


Gebäudewirtschaft<br />

Personal<br />

Dieses bedeutet nicht zuletzt, dass alle mit dem Thema Gebäude beschäftigten<br />

Mitarbeiter organisatorisch “unter einem Dach“ zusamme n-<br />

geführt werden sollten, um die gewünschten Synergieeffekte vollständig<br />

zu erzielen. Alleine im Bereich der Verwaltungsgebäude und Schulen<br />

wird ein Versicherungsneuwert von rund 260 Millionen Euro (!) bewirtschaftet,<br />

also ein recht beträchtliches Potenzial.<br />

Ohne den vollständigen Bedarf quantifizieren zu können, bleibt festzustellen,<br />

dass viele Aufgabenfelder vom ZGM belegt werden sollen, diese<br />

jedoch personell nicht konkret besetzt sind. Beispielsweise können Themengebiete<br />

wie Flächenmanagement, Außenflächenpflege, grundsätzliche<br />

Eigentümerfunkt ionen personell nicht konkretisiert werden. Zwar<br />

erfährt das ZGM inhaltliche und personelle Unterstützung aus dem Bereich<br />

der Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH, dieses allerdings eher auf Leitender<br />

Ebene, sowie im rein betriebswirtschaftlich/kaufmännischen Bereich.<br />

Feststellung<br />

Die personelle Ausstattung, insbesondere im infrastrukturellen<br />

Bereich, erscheint unzureichend.<br />

Es ist insoweit nicht erkennbar, dass bei Gründung des ZGM nach der<br />

Devise „die Mitarbeiter folgen den Aufgaben“ gehandelt wurde. Auch<br />

wenn in vielen Fachbereichen vor Gründung des ZGM Aufgaben nur anteilmäßig<br />

wahrgenommen wurden, so sollten diese Stellenanteile aufsummiert<br />

eine nicht unerhebliche Anzahl von Stellen ergeben.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte im Hinblick auf das Aufgabenportfolio des<br />

ZGM überprüfen, inwieweit Aufgaben der ehemaligen „Eigentümerdienststellen“<br />

(z.B. Ämter 40, 51 etc.) sowie sich aus der<br />

Bündelung ergebende neue Themenfelder mit Personal besetzt<br />

sind.<br />

In diesem Zusammenhang gilt es über eine rein quantitative Bewertung<br />

hinaus auch eine qualitative Betrachtung anzustellen. Für das neue Aufgabenfeld<br />

des ganzheitlichen Gebäudemanagements und den hiermit<br />

formulierten hohen Ansprüchen an die Mitarbeiter, müssen die Mitarbeiter<br />

qualifiziert werden. Hier sollte unmittelbar eine entsprechende Personalentwicklungsplanung<br />

konzipiert werden.<br />

310<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

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Gebäudewirtschaft<br />

Datengrundlage, Erkenntnisse, Kennzahlen<br />

Nicht zuletzt die im Folgenden noch ausgeführten Ergebnisse unserer<br />

Betrachtung des ZGM zeigen bei der Grundlagenarbeit erhebliche Defiz i-<br />

te und unmittelbare Handlungsnotwendigkeiten auf.<br />

Die teilweise rudimentäre Datenlage ist hauptsächlich in einer Zersplitterung<br />

der Zuständigkeiten begründet zu sehen. Gerade deshalb sollte das<br />

ZGM ab sofort einheitliche Datengrundlagen anstreben. Diese müssen<br />

zentral vorgehalten und gepflegt werden, um die Verwendung redundanter<br />

Daten zu vermeiden. Insbesondere die Verwendung von Daten aller<br />

Teilbereiche des ZGM (technisch, kaufmännisch, infrastrukturell) als<br />

Grundlage betriebswirtschaftlicher Entscheidungsprozesse ist von immenser<br />

Bedeutung. Erste, gute Ansätze sind hier bereits gemacht – die<br />

Erfassung und einheitliche Bezeichnung der zu betreibenden Objekte.<br />

Feststellung<br />

Zur Vereinheitlichung und Aufbereitung des Datenbestandes sind<br />

gute Ansätze zu erkennen.<br />

Weiterhin gilt es in diesem Zusammenhang, auch die Softwarelösungen<br />

der einzelnen Abteilungen kritisch auf den Prüfstand zu stellen. Aktualität,<br />

Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit beispielsweise von Win RSP<br />

und Akropolis sind zu beurteilen (vgl. hierzu auch Ausführungen in den<br />

entsprechenden <strong>Bericht</strong>steilen).<br />

Einsatz neuer EDV<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong>, respektive das ZGM, befindet sich zurzeit im Entscheidungsprozess<br />

zum Einsatz einer neuen übergreifenden Softwarelösung<br />

(Gebäudewirtschaft/Facility Management). Diese soll ergänzend zur<br />

kaufmännischen/betriebswirtschaftlichen Software der Stadtbau <strong>Moers</strong><br />

GmbH alle anderen Informations- und Auswertungsnotwendigkeiten abdecken.<br />

Funktionalitäten, Vor- und Nachteile können und werden von<br />

uns im Rahmen unserer Betrachtungen nicht bewertet. Allerdings möchten<br />

wir für eine bestimmte Betrachtungsweise sensibilisieren.<br />

Jede grundlegende Veränderung ist arbeits- und somit kostenintensiv.<br />

Insoweit sollte das ZGM sich vor einer Entscheidung sehr umfassend<br />

damit auseinandersetzen, welche Daten in einem solchen System vor-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 311


Gebäudewirtschaft<br />

handen sein sollen, um die möglicherweise gewünschten Auswertungen<br />

zu ermöglichen.<br />

Tendenziell neigen neu gegründete Einheiten der Gebäudewirtschaft<br />

anfänglich dazu, deutlich zu viele Eventualitäten abbilden zu wollen. Erfahrungsgemäß<br />

werden nach zwei, drei Jahren immense „Datenfriedhöfe“<br />

bereinigt, da ursprünglich „dringend benötigte“ Auswertungen niemals<br />

abgefragt wurden. Demnach sollte das ZGM sich auf die zunächst<br />

absolut notwendigen Daten konzentrieren.<br />

Hierbei ist auch zu beachten, dass die Einführung nicht nur zu Beginn<br />

arbeits-, zeit- und personalintensiv ist, sondern dass die darauf aufbauende<br />

kontinuierliche Datenerfassung und –pflege berücksichtigt und sichergestellt<br />

werden muss (negative Auswirkungen einer nicht ko nsequenten<br />

Erfassung sind dem <strong>Bericht</strong>steil Versorgungsmedien zu entnehmen).<br />

Empfehlung<br />

Das ZGM sollte bereits vor Einführung der neuen Software verbindlich<br />

festlegen, welche Auswertungen gewünscht werden, also<br />

welche Daten zu pflegen und welche Mitarbeiter mit welchen Stellen-<br />

und Zeitanteilen hierfür verantwortlich sind.<br />

Da sich das ZGM mit der Einführung eine deutliche Verbesserung der<br />

Informations- und Erkenntnislage verspricht, sollte davon ausgegangen<br />

werden, dass diese Verbesserung nicht „nebenbei“ zu realisieren sein<br />

wird. Das bedeutet, dass hierfür verstärkte Personalkapazitäten einzuplanen<br />

sind.<br />

Rechtsform<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> plant zum 01. Juli <strong>2005</strong> das ZGM als eigenbetriebsähnliche<br />

Einrichtung zu führen. Vom Grundsatz her ist diese „Rechtsform“ zu<br />

begrüßen, entspricht sie auch dem Trend innerhalb der kommunalen<br />

Landschaft.<br />

Im Rahmen unserer Betrachtung hat sich für uns jedoch kein sachlicher<br />

Grund ermitteln lassen, diese Gründung unterjährig vorzunehmen. Das<br />

ZGM plant weder eine rückwirkende Gründung zum 01. Januar <strong>2005</strong><br />

noch ein abweichendes Wirtschaftsjahr. So gesehen ist der Zeitpunkt,<br />

312<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

abseits getroffener Entscheidungen auf der politischen (Rats)ebene,<br />

nicht schlüssig.<br />

Bezüglich der Zeitschiene gilt es insbesondere zu bedenken, dass kaufmännische<br />

Software (Stadtbau) zwar vorhanden ist, das System aber<br />

entsprechend noch mit Eingabedaten detailliert versorgt und gegebenenfalls<br />

noch auf spezielle Bedürfnisse des ZGM (customizing) angepasst<br />

werden muss. Im Hinblick auf die bis Juli noch verbleibenden drei<br />

Monate halten wir dies für einen sehr ambitionierten Zeitplan.<br />

Weiterhin ist zu bedenken, dass das ZGM als eigenbetriebsähnliche Einrichtung<br />

eine Eröffnungsbilanz und einen Wirtschaftsplan zu erstellen<br />

hat, für die – neben anderen Grundlagen – die Bewertung der Immobilien<br />

unabdingbar ist. Ob diese allerdings vollständig bis zum Juli vorliegen<br />

werden, ist noch nicht absehbar. Außerdem bindet auch die reine<br />

Aufstellung von Bilanz und Wirtschaftsplan immense Zeitressourcen.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den Gründungszeitpunkt der eigenbetriebsähnlichen<br />

Einrichtung überdenken und sich am kameralen Haushaltsjahr<br />

(Kalenderjahr) orientieren. Eine Gründung zum<br />

01. Januar erscheint angezeigt, um die notwendigen Vorbere i-<br />

tungsarbeiten abzuschließen und einen gesicherten Übergang der<br />

Finanzmittel aus dem städtischen Haushalt in den Betrieb sicherzustellen.<br />

Kaufmännischer Bereich<br />

Die aktuelle Amtsleitung und zukünftige Werkleitung wird über einen<br />

„Geschäftsbesorgungs-Vertrag“ durch die Stadtbau <strong>Moers</strong> GmbH sichergestellt.<br />

Feststellung<br />

Wir bewerten den Umstand, dass die Amts- und künftige Werkle i-<br />

tung im Umgang mit dem Steuerungsinstrumentarium betrieblich<br />

ausgerichteter Bereiche erfahren ist als positiv und für den Prozess<br />

förderlich.<br />

Auch wenn auf der Leitungsebene das entsprechende kaufmännische<br />

Potenzial vorhanden ist, so gilt es dennoch die anderen Mitarbeiter sukzessive<br />

– zumindest Grundwissen – zu qualifizieren.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 313


Gebäudewirtschaft<br />

Empfehlung<br />

Das ZGM sollte eine Basisschulung auch für die Mitarbeiter der<br />

anderen Abteilungen vorsehen.<br />

Abseits struktureller und organisatorischer Betrachtungen haben sich im<br />

Rahmen der Prüfung Fragen ergeben, die insbesondere die Wirtschaftlichkeit<br />

im Handeln der künftigen eigenbetriebsähnlichen Einrichtung<br />

betreffen. So weist die Planung von Konsolidierungsbeiträgen im Ra h-<br />

men des HSK für die Jahre 2006 bis 2009 jährlich um 500.000 Euro<br />

steigende Beträge bis zu 2,0 Mio. Euro (2009) aus, mithin 5 Mio. Euro<br />

Gesamtvolumen.<br />

Diese Größenordung erscheint aus heutiger Sicht und nach unserer Erfahrung<br />

als „sehr optimistisch“ und nur schwerlich realisierbar, zumal<br />

das ZGM mit erheblichen „Altlasten“ (Zustand der Immobilien, Sanierungsstau)<br />

und noch nicht vollständig ausgebauter Leistungsfähigkeit<br />

den Betrieb aufnehmen wird.<br />

Empfehlung<br />

Die ausgewiesenen Konsolidierungsbeiträge sollten inhaltlich ko n-<br />

kretisiert und sowohl in Höhe als auch Zeitpunkt überprüft bzw.<br />

angepasst werden.<br />

Weitere Ausführungen hierzu – insbesondere auf die finanzwirtschaftlichen<br />

Auswirkungen – sind dem Teilbericht Finanzen (Unterthema „Weitere<br />

Konsolidierungsmaßnahmen der Stadt <strong>Moers</strong>“) zu entnehmen.<br />

Infrastruktureller Bereich<br />

Der infrastrukturelle Bereich konzentriert sich zurzeit schwerpunktmäßig<br />

noch auf die Bereiche Hausmeister und Reinigung. Zu beiden Theme n-<br />

feldern folgen im Weiteren noch umfangreiche Ausführungen.<br />

Technischer Bereich<br />

Die von uns betrachteten Bereiche der Bauunterhaltung und Energiebewirtschaftung<br />

werden ebenso im Folgenden ausführlich behandelt.<br />

314<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Mit der Bündelung aller gebäude- und auch grundstücksbezogenen Aufgaben<br />

in einem zentralen Gebäudemanagement, das insoweit die Funktion<br />

einer internen Serviceeinheit übernehmen würde/wird, ließe sich in<br />

der Folge das von uns grundsätzlich favorisierte Mieter/Vermieter Modell<br />

realisieren – was auch bereits im Fokus der Betrachtung im ZGM steht.<br />

Hierbei wird die Funktion des Vermieters dem ZGM übertragen. Der<br />

Vermieter sorgt als zentraler und ko mpetenter Ansprechpartner und<br />

Dienstleister für die Deckung des Raumbedarfs und die Unterhaltung der<br />

Gebäude. Der Mieter (Gebäudenutzer) trägt die Verantwortung für die<br />

kostenverursachenden Faktoren. Dieses Modell bietet durch Anreize zur<br />

Ausgabenreduzierung die besten Voraussetzungen zur Umsetzung der<br />

EinsparPotenziale und sichert gleichzeitig die fachbezogenen und regionalen<br />

Interessen der Verwaltung sowie der politischen Gremien. Außerdem<br />

kann durch dieses Modell die sachgerechte Trennung zwischen Nutzer-<br />

und Servicebereich erreicht werden. Ziel sollte sein, dass sich die<br />

Gebäudenutzer durch die Entlastung von heute noch zu erle digenden<br />

immobilienwirtschaftlichen Aufgaben voll auf ihr eigentliches Kerngeschäft<br />

konzentrieren können.<br />

Auch und insbesondere vor diesem Hintergrund sollte die Stadt <strong>Moers</strong><br />

ihr derzeitiges Aufgabenportfolio überdenken. Um das Ziel zu erreichen,<br />

muss ein ganzheitlicher Rahmen geschaffen werden, bei dem folgende<br />

Vorraussetzungen erfüllt sein müssen:<br />

• Neue, zentrale Organisationsstrukturen zur Nutzung von Synergiepotenzialen<br />

für alle gebäudespezifischen Aufgabenbereiche<br />

• Bündelung aller Kompetenzen mit dem Zie l der Zuständigkeitsverdic<br />

htung und Professionalisierung<br />

• Einrichtung einer Kosten- und Leistungsrechnung<br />

• Herstellen von Kostentransparenz, insbesondere mit dem Ziel,<br />

die Konkurrenzfähigkeit des Leistungsangebotes zu überprüfen<br />

(beispielsweise im Bereich der Reinigung, aber auch bei technischen<br />

Leistungen)<br />

• Gebäudewirtschaft im Selbstverständnis einer Dienstleistungskultur<br />

In diesem Zusammenhang sind unter anderem folgende Ziele zu verfolgen:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 315


Gebäudewirtschaft<br />

• Schaffung einer einheitlichen, zentralen und für alle Beteiligten<br />

verbindlichen Datengrundlage<br />

• Schaffung von Kostenverantwortung durch klare Zuordnung der<br />

Kosten: Kosten der Raumnutzung ermitteln – Transparenz durch<br />

genaue Flächen- und Kostenübersicht<br />

• Gebäudewirtschaftliche Planung (funktionelle Weiterentwicklung;<br />

Nutzungskonzepte )<br />

• Anreize für wirtschaftliches Nutzerverhalten durch Trennen zwischen<br />

fachspezifischen (pädagogischen) Gesichtspunkten einerseits<br />

und Nutzerorientierten Gesichtspunkten andererseits<br />

• Optimierung der Eigenreinigung bzw. Ausbau der Fremdreinigung<br />

(vgl. <strong>Bericht</strong>steil „Ausgaben Reinigung“)<br />

• Erkenntnisqualifizierung im Bereich Hausmeister (vgl. <strong>Bericht</strong>steil<br />

„Ausgaben Hausmeisterdienste“)<br />

• Optimierung der Versicherungsleistungen (vgl. <strong>Bericht</strong>steil „Ausgaben<br />

Sachversicherungen“)<br />

• Bedarfsgerechte Raumversorgung zu wirtschaftlichen Bedingungen<br />

• Qualitätssteigerung bezüglich: Nutzung, Service, Kundenakzeptanz<br />

und Bausubstanz<br />

Im interkommunalen Vergleich erzielt die Stadt <strong>Moers</strong> einen Wert etwas<br />

über dem Mittelwert – ein durchaus zufrieden stellendes Ergebnis.<br />

Trotzdem ist dies im Hinblick auf die gesamtstädtische Finanzsituation<br />

und das mit der Thematik in Beziehung stehende Finanzvolumen (Pers o-<br />

nal, Sachwerte) ein Zustand, der weiteren Handlungsbedarf signalisiert.<br />

Das Vorhandensein der Potenziale ist erkannt und wird im Rahmen des<br />

Betriebes ZGM sukzessive angegangen.<br />

Als primäre Handlungsfelder sind insbesondere der Aufbau einer Kostenund<br />

Leistungsrechnung vor dem Hintergrund der anstehenden „Betriebsgründung“,<br />

die Einführung einer einheitlichen Datengrundlage, die<br />

Optimierung der Reinigungsleistungen sowie die perspektivische Planung<br />

von Sanierungs- und Unterhaltungsmaßnahmen zu sehen.<br />

316<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

KIWI Bewertung<br />

Angesichts der Ist-Situation sowie den hieraus ableitbaren Handlungsmöglichkeiten<br />

vergeben wir bei der KIWI- Kennzahl „Erfüllungsgrad<br />

optimierte Gebäudewirtschaft“ die KIWI-Bewertung 3.<br />

Hierbei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass sich die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> bereits inmitten eines begonnenen Entwicklungsprozesses<br />

befindet und somit wichtige grundlegende Entscheidungen getroffen<br />

hat.<br />

Fazit<br />

Mit der Gründung und im Rahmen des „Echtbetriebs“ ZGM sind<br />

zwischenzeitlich einige gute Teilergebnisse erarbeitet worden. Vor<br />

diesem Hintergrund empfehlen wir, die geplante Umstrukturierung<br />

konsequent mit dem Ziel weiter zu verfolgen, einen ganzheitlichen<br />

organisatorischen Rahmen zu schaffen und die Gebäudebewirtschaftung<br />

aus einer Hand zu realisieren.<br />

Die notwendigen Daten zur Bewirtschaftung sind teilweise nicht<br />

verfügbar, teilweise unsystematisch aufgestellt und erhoben. Eine<br />

bewusste und fundierte Entscheidung auf dieser Basis scheint<br />

schwerlich möglich, zumal Erfolgsindikatoren, wie z.B. steuerungsrelevante<br />

Kennzahlen, noch fehlen.<br />

Die vordringlichsten Aufgaben im Rahmen der Umsetzung professioneller<br />

Gebäudewirtschaft sind in Bearbeitung und weisen in ihrer<br />

perspektivischen Ausrichtung erfolgversprechende Ansätze<br />

aus.<br />

Ausgaben Bauunterhaltung je Quadratmeter BGF in Euro<br />

(KIWI–Kennzahl)<br />

Im Rahmen der Betrachtung der Gebäudewirtschaft in der Stadt <strong>Moers</strong><br />

wurden die Bauunterhaltungsausgaben für verschiedene Gebäudetypen<br />

ermittelt.<br />

Die Bauunterhaltung des kommunalen Gebäudebestands der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> wird durch das ZGM zentral koordiniert und abgewickelt.<br />

Die Kennzahl Bauunterhaltungsausgaben je Quadratmeter (qm) Bruttogrundfläche<br />

(BGF) gibt an, wie hoch die Unterhaltungsausgaben in Euro<br />

(€) je Quadratmeter Bruttogrundfläche für die Stadt <strong>Moers</strong> sind. Im<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 317


Gebäudewirtschaft<br />

Rahmen der überörtlichen Prüfung werden die Bauunterhaltungsausgaben<br />

für die folgenden Gebäudearten erhoben:<br />

• Verwaltungsgebäude<br />

• Grundschulen<br />

• Hauptschulen<br />

• Realschule<br />

• Gymnasien<br />

• Sonderschule<br />

• Gesamtschulen<br />

Die Bruttogrundflächen aller städtischen Gebäude werden derzeit im<br />

Rahmen der Bewertung des kommunalen Immobilienbestandes erhoben;<br />

als Ausgangspunkt für die Datenerhebung zur flächendeckenden<br />

Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements. Die Flächendaten<br />

zu den untersuchten Gebäuden wurden uns – soweit vorhanden -<br />

zur Verfügung gestellt (vgl. Ausführungen zur Bildung der Kennzahlen).<br />

Im Einzelnen wurden folgende Gebäude (aktueller Stand <strong>2005</strong>) betrachtet:<br />

Gebäudearten, Gebäude und Bruttogrundflächen (gerundet in qm)<br />

Verwaltungsgebäude Altes Rathaus* 9.123<br />

Neues Rathaus* 11.173<br />

VHS - Gebäude* 2.665<br />

Grundschulen GGS Hülsdonk 3.211<br />

Gebrüder-Grimm-Schule 2.252<br />

GGS Willi Fährmann 4.926<br />

Eichendorffschule 2.718<br />

Astrid-Lindgren-Schule 2.760<br />

GGS Eschenburgschule 3.925<br />

GGS Waldschule 2.682<br />

Adolf-Reichwein-Schule 2.739<br />

GGS Annastr. 3.266<br />

GGS Dorsterfeldschule* 5.538<br />

Grundschule Erlenweg 1.755<br />

GGS Achterrathsfeld* 3.353<br />

GGS an der Talstraße 2.941<br />

GGS Rheim 3.262<br />

GGS Repelen 2.554<br />

GGS Eick-West 5.567<br />

Robinson-Schule* 2.667<br />

GGS Uhrschule Meerbeck* 3.663<br />

GGS Regenbogenschule 4.302<br />

Hauptschulen Justus-v.-Liebig-Schule 7.730<br />

SZ Jungbornpark 5.808<br />

Realschule Heinrich-Pattberg-RS 11.390<br />

318<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Gebäudearten, Gebäude und Bruttogrundflächen (gerundet in qm)<br />

Gymnasien Grafschafter Gymnasium* 8.013<br />

Gymnasium Adolfinum 16.211<br />

Gymnasium Filder Benden 12.086<br />

Gymnasium Rheinkamp 10.333<br />

Sonderschule Albert-Schweitzer-Schule 3.571<br />

Gesamtschulen GS Geschwister Scholl 13.734<br />

Anne-Frank-GS* 12.858<br />

Hermann-Runge-GS 10.016<br />

* BGF aufgrund aktueller Bewertungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

Verteilung der Bruttogrundflächen<br />

Gesamtschulen<br />

18%<br />

Sonderschule<br />

2%<br />

Verwaltungsgebäude<br />

13%<br />

Gymnasien<br />

23%<br />

Grundschulen<br />

32%<br />

Realschule<br />

6%<br />

Hauptschulen<br />

7%<br />

Es wurden insgesamt rund 199.000 qm (BGF) in die Betrachtung und<br />

Bewertung einbezogen. Die prozentuale Verteilung der Flächen ist anhand<br />

der vorstehenden Grafik ersichtlich. Veränderungen wurden insoweit<br />

nicht berücksichtigt, als sie für den Referenzzeitraum 2000 bis 2003<br />

nicht ermittelbar waren. Nach Aussage des ZGM waren die Flächenentwicklungen<br />

marginal.<br />

In der nachfolgenden Tabelle sind die Bauunterhaltungsausgaben der<br />

oben aufgeführten Gebäude zusammengefasst dargestellt. Berücksic h-<br />

tigt wurden hierbei die Bauunterhaltungsausgaben für die untersuchten<br />

Gebäude, die regelmäßig der Gruppierung 50 zugeordnet sind und uns<br />

von der Technischen Abteilung des ZGM übermittelt wurden.<br />

Nicht berücksichtigt werden konnten in diesem Zusammenhang Bauunterhaltungsleistungen<br />

aus Inneren Verrechnungen, die in der Regel<br />

durch den Baubetriebshof der Stadt <strong>Moers</strong> (heute SBM) erbracht worden<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 319


Gebäudewirtschaft<br />

sind (vgl. hierzu die eingangs gemachten Anmerkungen im <strong>Bericht</strong>steil<br />

„Kennzahlen – Ausgangslage“).<br />

Aus unserer Sicht halten wir es für dringend erforderlich, die Leistungen<br />

der SBM sowie ggf. anderer Ämter (z.B. Amt 67) über Innere Verrechnungen<br />

den einzelnen Gebäuden verursachungsgerecht zuzuordnen<br />

bzw. künftig im Rahmen der eigenbetriebsähnlichen Einrichtung gebäudescharf<br />

zu verbuchen.<br />

Empfehlung<br />

Das ZGM sollte künftig alle als so genannte Innere Verrechnungen<br />

ausgewiesenen Positionen gebäudescharf und nach Spezifikation<br />

ausweisen bzw. verbuchen.<br />

Ebenso wenig Berücksichtigung finden Bauunterhaltungsmaßnahmen,<br />

die nicht sachgerecht im Vermögenshaushalt der Stadt <strong>Moers</strong> ausgewiesen<br />

und verbucht wurden. Im Rahmen der Betrachtung der ko mmunalen<br />

Gebäudewirtschaft in <strong>Moers</strong> steht nicht in erster Linie die Bewertung<br />

einer sachlich und formal rechtlich korrekten Abbildung in der Kameralistik.<br />

Vielmehr sind diese Aussagen im Zusammenhang mit dem „Werben“<br />

um Verständnis für Transparenz zu verstehen, woraus letztendlich<br />

besseres wirtschaftliches Handeln resultiert.<br />

Weitergehende Hinweise haushaltsrechtlicher Natur sind dem Teilbericht<br />

Finanzen (Bewertung der Sachausgaben für Bauunterhaltung) zu entnehmen.<br />

Insoweit haben wir bei der Auswertung der Daten für die Bauunterhaltung<br />

im Folgenden exemplarisch für das Jahr 2003 die vollzogenen Maßnahmen<br />

der Bauunterhaltung aus dem Vermögenshaushalt (bezogen auf<br />

Verwaltungsgebäude und Schulen) mit in die Bildung der Werte und somit<br />

der Kennzahl einfließen lassen. Dieses konnte aus zeitlichen Gründen<br />

nur für das – bezogen auf den abgebildeten Referenzzeitraum –<br />

aktuellste Jahr (also 2003) erfolgen, da die uns vorliegenden Einzelma ß-<br />

nahmen der Jahre 2000 bis 2003 nicht in jedem Einzelfall überprüft<br />

werden konnten. Weiterhin kann hierdurch zumindest tendenziell ersehen<br />

werden, inwieweit die Berücksichtigung der nicht korrekt verbuchten<br />

Ausgaben zu (deutlich) anderen Werten und somit Schlussfolgerungen<br />

führt.<br />

Die für das Jahr 2003 im Rahmen der Bauunterhaltung berücksichtigten<br />

Maßnahmen und Ausgaben des Vermögenshaushaltes stellen sich im<br />

Einzelnen wie folgt dar:<br />

320<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Ausgaben der Bauunterhaltung für Verwaltungsgebäude und Schulen in Euro<br />

(gerundet) für 2003 aus VMH<br />

Objekt Maßnahme Summe<br />

Altes Rathaus Fußbodenarbeiten 3.888<br />

Neues Rathaus Beleuchtung 6.668<br />

Gebrüder-Grimm-Schule Elektro 633<br />

Eichendorffschule Boden 3.596<br />

GGS Eschenburgschule Boden- und Elektroarbeiten 23.724<br />

Adolf-Reichwein-Schule Urinalanlage, Elektro 7.670<br />

GGS Annastr. Dacharbeiten, div. Prüfungen 43.225<br />

GGS Achterrathsfeld Elektro, Einbau Schmutzfänger 11.062<br />

GGS an der Talstraße Dachdecker- und Klempnerarbeiten 41.605<br />

GGS Rheim Türanlage erneuert 4.083<br />

GGS Repelen Türanlage erneuert 10.668<br />

GGS Eick-West Reparatur Regenwasseranschluss 5.677<br />

Robinson-Schule Elektroarbeiten 533<br />

GGS Uhrschule Meerbeck Schlosserarbeiten 1.769<br />

GGS Regenbogenschule<br />

Reparatur Regenwasser-<br />

/Schmutzwasserkanal 36.292<br />

Justus-v.-Liebig-Schule Akkustikarbeiten, Türerneuerung 4.146<br />

Grafschafter Gymnasium<br />

Reparatur Regenentwässerung, div. Kleinarbeiten<br />

20.081<br />

Gymnasium Adolfinum Sanitäreinrichtung, Leichtbauwände 3.782<br />

Gymnasium Filder Benden Maler, Putz, Elektro 6.948<br />

Albert-Schweitzer-Schule Erneuerung WC 21.739<br />

GS Geschwister Scholl diverse Reparaturen 41.322<br />

Anne-Frank-GS Dachdeckerarbeiten 1.974<br />

Gesamt 301.000<br />

Wie der Tabelle zu entnehmen ist, ergibt sich hieraus für die bauliche<br />

Unterhaltung eine weitere, vom finanziellen Volumen her nicht unerhebliche,<br />

Ausgabeposition in Höhe von 301.000 Euro. Im Vordergrund der<br />

Betrachtung steht hierbei nicht die auf Euro und Cent exakte Ermittlung<br />

der Ausgaben. Vielmehr soll hier „lediglich“ die Dimension aufgezeigt<br />

werden, in der sich die im Folgenden aufgezeigten Ausgaben der Bauunterhaltung<br />

nur unvollständig darstellen lassen und demzufolge erheblich<br />

relativieren.<br />

Dieses erscheint insbesondere im Hinblick auf die Ermittlung von Daten<br />

oder Kennzahlen als Steuerungsgrundlage des ZGM von elementarer<br />

Bedeutung. Ein Übersehen bzw. Ausblenden der über den Vermögenshaushalt<br />

(VMH) verbuchten Bauunterhaltungsmaßnahmen kann so zu<br />

anderen Rückschlüssen führen.<br />

Ausgaben Bauunterhaltung je Quadratmeter BGF (ohne Innere Verrechnungen)<br />

2000 2001 2002 2003*<br />

BGF gesamt 198.792 198.792 198.792 198.792<br />

Bauunterhaltungsausgaben<br />

in Euro*<br />

647.473 551.976 661.143 860.188*<br />

Ausgaben je qm BGF 3,26 2,78 3,33 4,33*<br />

* inklusive der zuvor aufgeführten und im VMH verbuchten Ausgaben<br />

Der Vergleich zeigt, dass in den Jahren 2000 bis 2002 die Ausgaben für<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 321


Gebäudewirtschaft<br />

Bauunterhaltung (bei Nichtberücksichtigung der Inneren Verrechnungen)<br />

im Bereich von zwei bis drei Euro je Quadratmeter Bruttogrundfläche<br />

deutlich schwanken. Das Jahr 2003 bildet in dieser Darstellung die<br />

Ausnahme, da wie bereits zuvor ausgeführt hier die im VMH verbuchten<br />

Ausgaben der Bauunterhaltung an Verwaltungsgebäuden und Schulen<br />

mit berücksichtigt wurden. Demzufolge liegen hier die Ausgaben mit<br />

4,33 Euro je Quadratmeter Bruttogrundfläche deutlich höher (nachrichtlich:<br />

ohne Berücksichtigung bei 2,81 Euro je qm BGF).<br />

Aus unserer Sicht liegt die Stadt <strong>Moers</strong> selbst mit den deutlich höheren<br />

Ausgaben in 2003 sehr niedrig (interkommunale Vergleichsbetrachtung).<br />

Gründe hierfür sind sicherlich eine seit über zehn Jahren angespannte<br />

Situation der Finanzen, aber auch ein fehlendes, stringent durchgepla n-<br />

tes Instandsetzungs- und Modernisierungskonzept – auch erkennbar an<br />

den deutlichen Schwankungen im Referenzzeitraum.<br />

Ein Modernisierungskonzept in schriftlicher Form, das die geplanten<br />

Bauunterhaltungsmaßnahmen anhand einer Prioritätenliste aufführt,<br />

existiert in der Abteilung Technik nicht. Aus unserer Sicht ist eine solche<br />

Vorgehensweise allerdings unabdingbar, da nur so eine transparente<br />

Darstellung und aktive Steuerung notwendiger Unterhaltungsmaßnahmen<br />

gegeben ist. Als zusätzlicher Faktor müssen hier die Inneren Verrechnungen<br />

angeführt werden. Die Tendenz der Aussage bliebe gleich,<br />

die Höhe der Ausgaben absolut und bezogen auf den qm BGF würde<br />

allerdings steigen.<br />

Setzt man für das Jahr 2003 eine ähnlich hohe Dimension bei den Inneren<br />

Verrechnungen voraus wie bei den im VMH gebuchten Ausgaben der<br />

Bauunterhaltung, mithin weitere 300.000 Euro, so ergeben sich Ausgaben<br />

in Höhe von 5,84 Euro je qm BGF – eine Größenordnung die weiterhin<br />

als niedrig zu bewerten ist.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sehr zeitnah die Einführung eines Instandhaltungs-<br />

und Modernisierungskonzeptes vornehmen.<br />

Die niedrigeren Ausgaben für die Bauunterhaltung sind im Sinne einer<br />

Wert erhaltenden Vorsorge nicht positiv zu werten. Es sollte jedoch die<br />

Ausgabenhöhe bezogen auf den Gebäudeneubauwert (Versicherungsneuwert)<br />

ermittelt werden, um so die Auskömmlichkeit feststellen zu<br />

können. Die Gebäudeneubauwerte in der unten dargestellten Tabelle<br />

wurden anhand der Gebäudeversicherungsunterlagen ermittelt (vgl. ent-<br />

322<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

sprechenden <strong>Bericht</strong>steil „Ausgaben Sachversicherungen“) und entsprechen<br />

den vom Versicherer angegebenen Versicherungsneuwerten. Hie r-<br />

bei wird zunächst nur auf die Ausgaben des Verwaltungshaushaltes abgestellt<br />

und hieraus ein Mittelwert gebildet.<br />

Ausgaben der Bauunterhaltung – prozentual vom Versicherungsneuwert<br />

Verwaltungsgebäude<br />

und Schulen inkl.<br />

Turnhallen<br />

Verwaltungsgebäude<br />

und Schulen inkl.<br />

Turnhallen mit VMH<br />

für das Jahr 2003<br />

Verwaltungsgebäude<br />

und Schulen inkl.<br />

Turnhallen mit VMH<br />

für das Jahr 2003<br />

und (angenommenen)<br />

Inneren<br />

Verrechnungen<br />

i.H.v. 300.000<br />

Euro<br />

Versicherungsneuwerte<br />

in Euro<br />

(Stand <strong>2005</strong>)<br />

Durchschnittliche<br />

Ausgaben der Ba u-<br />

unterhaltung in Euro<br />

2000 - 2003<br />

Durchschnittswert<br />

in Prozent<br />

256.602.000 604.945 0,24<br />

256.602.000 860.188 0,34<br />

256.602.000 1.160.188 0,45<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erreicht einen Durchschnittswert von 0,24 Prozent bezogen<br />

auf den Versicherungsneuwert. Dieser erhöht sich auf 0,34 Prozent,<br />

betrachtet man nur das Jahr 2003, jedoch inklusive der Ausgaben<br />

des VMH. Eine weitere Steigerung auf 0,45 Prozent wird erzielt, wenn<br />

man zusätzlich 300.000 Euro als Innere Verrechnungen annimmt.<br />

Hieraus lässt sich (grob prognostizierend) ableiten, dass – unterstellt die<br />

Bauunterhaltungsausgaben sind in den Jahren 2000 bis 2002 in ähnlicher<br />

Höhe im VMH verbucht worden – etwas mehr als 0,35 Prozent des<br />

Gebäudeneuwertes an Bauunterhaltungsmaßnahmen für den Zeitraum<br />

2000 bis 2003 im Mittel zu veranschlagen ist.<br />

Die KGSt und auf das Gebiet der Gebäudewirtschaft spezialisierte Beratungsunternehmen<br />

veranschlagen regelmäßig Richtwerte abhängig vom<br />

Alter der Gebäude von 0,4 Prozent bis 1,2 Prozent. Als Erfahrungswert<br />

kann 0,8 Prozent zu Grunde gelegt werden. Aus unserer Sicht liegen im<br />

gesamten Betrachtungszeitraum 2000 bis 2003 die Ausgaben für die<br />

Bauunterhaltung eher unter der unteren Grenze der erforderlichen Mittelbereitstellung.<br />

Anhand der vorliegenden Zahlen und einem Verhältnis<br />

vom Erhaltungsaufwand zum Gebäudezeitwert von 0,8 Prozent wurden<br />

lediglich rund die Hälfte der erforderlichen Finanzmittel aufgewendet,<br />

um einem mittel- und langfristigen Substanz- und Werteverzehr entgegenzuwirken.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 323


Gebäudewirtschaft<br />

Bei einem Erhaltungsaufwand von 1,2 Prozent beträgt der von der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> erreichte Prozentwert nicht einmal mehr ein Drittel. Dieses Verhältnis<br />

verschlechtert sich tendenziell im Weiteren noch aufgrund des<br />

Umstandes, dass es sich beim Immobilienbestand der Stadt <strong>Moers</strong> (bezogen<br />

auf Verwaltungsgebäude und Schulen) um durchschnittlich ältere<br />

Objekte handelt, also eher eine deutliche Ausrichtung am oberen Wert<br />

von 1,2 Prozent vorliegen sollte.<br />

Weitere Einflussgrößen auf den Bauunterhaltungsbedarf eines Gebäudes<br />

sind zum Beispiel neben dem Gebäudealter auch denkmalschutzrechtliche<br />

Bestimmungen. Ebenso ist die Bauwerksart (zum Beispiel Schule)<br />

für die tatsächliche Nutzungsmöglichkeit ausschlaggebend und hat starken<br />

Einfluss auf die notwendige Bauunterhaltung (zum Beispiel Verschleiß).<br />

Auch sollte dieser Vergleich nur für verschiedene Gebäudegruppen<br />

beziehungsweise über den gesamten Gebäudebestand im Zeitreihenvergleich<br />

erfolgen, da Werterhaltungsmaßnahmen an einzelnen<br />

Gebäuden nicht jährlich durchgeführt werden.<br />

Um beispielsweise lediglich die Mittelwertquote von 0,8 Prozent des Versicherungsneuwertes<br />

zu erzielen, müsste die Stadt <strong>Moers</strong> in 2003 neben<br />

den getätigten Ausgaben für die Bauunterhaltung in Höhe von rund<br />

559.000 Euro und den von uns „ermittelten“ 301.000 Euro im VMH, weitere<br />

1,2 Mio. Euro gezahlt haben. Inwieweit dieses eine realistische Gr ö-<br />

ße im Hinblick auf die tatsächlichen Zahlungen ist, kann von unserer<br />

Seite nicht abschließend bewertet werden.<br />

Um dem mittel- und langfristigen Werteverzehr der Gebäude entgegenzuwirken,<br />

müsste die Stadt <strong>Moers</strong> Mittel in Höhe von rd. 2,1 Mio. Euro<br />

(0,8 Prozent) bzw. 3,1 Mio. Euro (1,2 Prozent) jährlich veranschlagen –<br />

hierbei ist bereits aufgelaufener Sanierungsstau nicht berücksichtigt.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die Höhe der Mittel für die Bauunterhaltung<br />

unter dem Gesichtspunkt einer wert- und substanzerhaltenden<br />

Vorsorge sehr kritisch betrachten.<br />

Die durch uns aufgrund der Datenbasis feststellbare Höhe der<br />

Ausgaben weist derzeit eine deutliche Unterdeckung für die erforderlichen<br />

finanziellen Mittel auf. Wir empfehlen, für alle städtischen<br />

Gebäude die Bauunterhaltungsausgaben (inklusive Bauunterhaltung<br />

im Vermögenshaushalt sowie Innere Verrechnungen)<br />

zu ermitteln und vorübergehend mit dem Versicherungsneuwert<br />

ins Verhältnis zu setzen, um eine angemessene Instandhaltung<br />

der Immobilien zu gewährleisten.<br />

324<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Instandsetzungsmaßnahmen die erst nach Schadeneintritt durchgeführt<br />

werden, verursachen regelmäßig überproportionale Kosten. Die Größe<br />

„Versicherungsneuwert“ wird hierbei als Hilfsgröße angesehen. Nach der<br />

Erfassung und Bewertung im Rahmen des NKF sollte sich die Kennzahl<br />

zukünftig an den Gebäudewerten nach den vorsichtig geschätzten Zeitwerten<br />

orientieren. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird eine ganzheitliche<br />

und sachgerechte Beurteilung der Wirtschaftlichkeit einzelner Gebäude<br />

unter voller Berücksichtigung des tatsächlichen Gebäudezustandes<br />

und –wertes möglich und damit auch die nötige Grundlage für ein<br />

zeitgemäßes Instandhaltungsmanagement geschaffen.<br />

Empfehlung<br />

Weiterhin sehen wir es als dringlich an, vor dem Hintergrund der<br />

sich verschlechternden Haushaltssituation für die Bauunterhaltung<br />

eine Prioritätenreihenfolge festzulegen, die vom Ergebnis her einen<br />

Konsolidierungsbeitrag leisten soll.<br />

Ziel dabei sollte sein, die Bauunterhaltungsausgaben in einigen Objekten<br />

oder Objektarten ggf. zeitlich zu reduzieren oder auf ein Minimum zu<br />

reduzieren. Dadurch wird Spielraum gewonnen, um einzelne Objektgruppen<br />

(beispielsweise Verwaltungsgebäude) schwerpunktmäßig zu<br />

verbessern. Über allem ist aber darauf zu achten, dass kein Sanierungsstau<br />

entsteht, der in Folgejahren zu höheren Ausgaben führt.<br />

Fazit<br />

Im Bereich der Bauunterhaltungsausgaben je Quadratmeter Bruttogrundfläche<br />

ist die Abbildung aufgrund nicht korrekter Zuordnung<br />

nur sehr eingeschränkt möglich – ein interkommunaler Vergleich<br />

muss entfallen. Auch unter Berücksichtigung der im Vermögenshaushalt<br />

verbuchten Ausgaben ist die Höhe der Bauunterhaltungsausgaben<br />

für die untersuchten Gebäude im<br />

arithmetischen Mittel sehr deutlich unterhalb des durch die KGSt<br />

ermittelten Richtwertes. Aus unserer Sicht liegt im gesamten Betrachtungszeitraum<br />

eine Unterdeckung der notwendigen finanzie l-<br />

len Mittel vor.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 325


Gebäudewirtschaft<br />

Bewirtschaftungsausgaben je Quadratmeter BGF in Euro<br />

(KIWI–Kennzahl)<br />

Die KIWI–Kennzahl der Bewirtschaftungsausgaben setzt sich aus mehreren<br />

„Teilaspekten“ zusammen. Insoweit wird bei den Bewirtschaftungsausgaben<br />

auf die so genannten Versorgungsmedien (Wärme, Strom,<br />

Wasser), die Ausgaben der Reinigung und die Ausgaben der Hausmeisterdienste<br />

abgestellt. Diese drei Ausgabenbereiche sind die am Gesamtvolumen<br />

der Bewirtschaftungskosten gemessen ausgabeintensivsten<br />

Leistungen. Vom konzeptionellen Ansatz her werden alle drei Bereiche<br />

separat ermittelt, betrachtet und analysiert und zum Ende dieses Kapitels<br />

zur KIWI–Kennzahl zusammengeführt und bewertet – in <strong>Moers</strong> war<br />

dies aufgrund der Datenlage nicht möglich. Die Erläuterungen hierzu<br />

sind den entsprechenden Abschnitten zu entnehmen.<br />

Ausgaben Versorgungsmedien je Quadratmeter BGF in Euro<br />

Wärmeenergie-, Strom- und Wasserverbräuche stellen einen erheblichen<br />

Anteil an den Aufwendungen für die Bewirtschaftungsausgaben für Gebäude<br />

dar. Neben einer Erfassung von Verbrauchsdaten ist es zwingend<br />

erforderlich, diese mit geeigneten Bezugsgrößen ins Verhältnis zu setzen,<br />

um einen Vergleich verschiedener Gebäude untereinander beziehungsweise<br />

mit vorgegebenen Zielwerten zu ermöglichen sowie Entwic k-<br />

lungen zu erkennen.<br />

Eine solche Vorgehensweise ist in erster Linie aus der Automobilbranche<br />

bestens bekannt: Die Ausweisung des Benzinverbrauchs in Liter pro 100<br />

Kilometer ist eine Energiekennzahl, mit der unter anderem die Wirtschaftlichkeit<br />

eines Fahrzeuges beurteilt wird. Kraftfahrzeuge sind jedoch<br />

nicht mit Gebäuden und deren Energiekennzahlen zu vergleichen,<br />

insoweit gilt es einige Punkte bei der Interpretation zu beachten. Ältere<br />

Fahrzeuge sind in Sachen Kraftstoffverbrauch nicht mit aktuellen Modellen<br />

gleichen Typs vergleichbar. Eine Modifizierung (ver)alte(te)r Fahrzeugtechnik<br />

auf einen neuen Stand ist in der Regel unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten nicht angezeigt.<br />

Bei Gebäuden sind Energiekennzahlen ebenfalls abhängig vom Baujahr<br />

und der Bauweise. Anders als beim Beispiel Kraftfahrzeug lassen sich<br />

hier jedoch in den überwiegenden Fällen Verbräuche durch technische<br />

Maßnahmen nachträglich und wirtschaftlich sinnvoll reduzieren.<br />

326<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Die Energiebewirtschaftung der städtischen Immobilien wird in der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> zentral durch den hier angebundenen Fachingenieur des ZGM gesteuert.<br />

Die Erfassung der Energieverbräuche obliegt den jeweiligen<br />

Hausmeistern der Objekte. Sie werden monatlich abgelesen und dem<br />

Hochbauamt gemeldet. Im Hochbauamt werden die Verbrauchsdaten<br />

elektronisch erfasst und in das System „Akropolis“ zur Energiebewirtschaftung<br />

eingegeben.<br />

An diesem Punkt musste in <strong>Moers</strong> eine weitergehende Betrachtung der<br />

Daten sowie deren Analyse ausgesetzt werden. Dies gilt für alle drei<br />

Teilbereiche der Versorgungsmedien, also Wärme, Strom und Wasser.<br />

Im Laufe der Prüfung stellte sich durch unsere Anfrage nach spezifischen<br />

Verbrauchswerten zunächst heraus, dass das System einige Fehler in<br />

der Software besitzt, so dass die von uns benötigten (Standard)Daten<br />

nicht unmittelbar verfügbar waren. Gleiches gilt hier auch für die fiskalische<br />

Abbildung, also die getätigten Ausgaben im Referenzzeitraum.<br />

Empfehlung<br />

Unabhängig von der Einführung eines zentralen Softwareproduktes<br />

im ZGM, sollte möglichst zeitnah die Verbindung zum Hersteller<br />

aufgenommen werden, um einerseits Fehlerquellen nachhaltig<br />

zu beseitigen, andererseits sich hieraus ergebende eventuelle Ersatzansprüche<br />

zu formulieren.<br />

In diesem Zusammenhang sei der Hinweis erlaubt, dass der Pflegezustand<br />

des Systems offensichtlich sehr zu wünschen übrig lässt, erkennbar<br />

an dem Umstand, dass in den Rubriken Kosten und Energiepreise<br />

noch „DM-Werte“ ausgewiesen werden.<br />

Empfehlung<br />

Das eingesetzte Software-Produkt sollte an aktuelle Standards<br />

angepasst werden.<br />

Gegen Ende der Prüfung konnten uns zumindest fragmentarisch zu einzelnen<br />

Objekten Datenblätter geliefert werden, die – bei entsprechender<br />

Validität der erhobenen Verbrauchsdaten – in Bezug auf Umfang, Da r-<br />

stellung und Aussagekraft als exzellent zu bezeichnen sind. Allerdings<br />

konnten nicht für alle der von uns betrachteten Objekte entsprechende<br />

Energiebögen erstellt werden, so dass allein aus diesem Grund eine wei-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 327


Gebäudewirtschaft<br />

tergehende Betrachtung oder gar ein interkommunaler Vergleich nicht<br />

zielführend und aussagekräftig gewesen wäre. Darüber hinaus ist bei<br />

einer nicht unerheblichen Anzahl von Teilwerten die Richtigkeit zumindest<br />

mit erheblichen Zweifeln verbunden.<br />

Feststellung<br />

Die sich durch das System „Akropolis“ bietenden Möglichkeiten<br />

werden nur ansatzweise ausgeschöpft.<br />

Dieses liegt in erster Linie nicht an den für die Erhebung vor Ort verantwortlichen<br />

Hausmeister, vielmehr ist hier die Arbeits- und Personalsituation<br />

im entsprechenden Sachgebiet der Abteilung Technik ursächlich.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> ist bereits vor nahezu 20 Jahren in die Thematik Energiebewirtschaftung<br />

finanziell und personell eingestiegen und hat in der<br />

Vergangenheit durch nicht unerheblichen Mitteleinsatz auch einen beispielsweise<br />

im Bereich der Wärmeversorgung hohen Standard der Automation<br />

und zentralen Steuerung erreicht. Diverse Themenfelder im<br />

Zusammenhang mit der Energiebewirtschaftung von Gebäuden sind vom<br />

entsprechenden Bereich des ehemaligen Hochbauamtes belegt und federführend<br />

entwickelt worden. Hierzu wurden regelmäßig Energieberic h-<br />

te erstellt, die über umgesetzte Maßnahmen retrospektiv berichteten<br />

und im Weiteren perspektivisch anstehende Maßnahmen aufzeigten. Der<br />

letzte und somit aktuellste uns vorliegende <strong>Bericht</strong> stammt aus dem<br />

Jahr 1997.<br />

Hieran lässt sich auch die aktuelle Problematik festmachen. Energiebewirtschaftung,<br />

letztlich Energieeinsparung im Rahmen einer zukunftsorientierten<br />

und betriebswirtschaftlich sinnvollen Bewirtschaftung des<br />

kommunalen Immobilienbestandes, ist nur dann professionell durc h-<br />

führbar, wenn entscheidungs- und steuerungsrelevante Grundlagen vorhanden<br />

sind. Dieses sind in erster Linie und unabdingbar Verbrauchsdaten<br />

der einzelnen zu betrachtenden Bereiche. Aussagekraft und Steuerungsrelevanz<br />

„steht und fällt“ mit einer kontinuierlichen und sorgfältigen<br />

Erhebung derselben, aber auch insbesondere einer entsprechenden<br />

Verarbeitung.<br />

Hier offenbaren sich beim ZGM deutliche Schwachstellen. Die gelieferten<br />

Verbrauchsdaten werden regelmäßig nicht oder nur unvollständig in das<br />

System übertragen. Die Ha usmeister, die für die Lieferung verantwortlich<br />

sind, können aufgrund der nicht aktuellen Erhebungsbögen (die von<br />

ihnen monatlich fortgeschrieben werden) Falschentwicklungen oder Be-<br />

328<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

sonderheiten nicht erkennen und somit vor Ort nicht frühzeitig gegensteuern.<br />

So konnte beispielsweise ein Leck im Wasserzulauf aufgrund<br />

der Verbrauchsdatenauswertung erst Monate später realisiert und behoben<br />

werden. Ebenso ist der Fachingenieur im ZGM nicht in der Lage periodische<br />

Entwicklungen aufzuzeigen und zu analysieren, um ggf. notwendige<br />

Veränderungen herbeizuführen.<br />

Feststellung<br />

Die insbesondere zeitlich/personell nicht abgedeckte Datenerfassung<br />

und Auswertung führt im Ergebnis dazu, dass bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> Energiebewirtschaftung über den Stand einer Energiebereitstellung<br />

nicht hinausreicht.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen der Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar die Grundlagen einer<br />

professionellen Energiebewirtschaftung in Form der Sicherstellung<br />

von Dateneingaben zu schaffen.<br />

Im Weiteren sollte die Stadt <strong>Moers</strong> die zeitlichen Anteile der mit<br />

dieser Aufgabe betrauten Mitarbeiter überprüfen und soweit notwendig<br />

anpassen. Wir halten ebenso eine Neuauflage des Energieberichtes<br />

für dringend angezeigt.<br />

Fazit<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> verfügt im Grundsatz über sehr gute Möglichke i-<br />

ten im Bereich der Energiebewirtschaftung und hat hier in der<br />

Vergangenheit bereits ein hohes Potenzial realisieren können.<br />

In den letzten Jahren fehlt es eindeutig an der Kontinuität der Basisarbeit,<br />

so dass ein wirtschaftlich verantwortungsvoller Umgang<br />

mit Energie durch Analyse von Daten nicht möglich ist.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat jedoch in diesem Bereich alle Möglichkeiten<br />

kurzfristig eine Veränderung und Entwicklung zu realisieren.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 329


Gebäudewirtschaft<br />

Ausgaben Reinigung in Euro<br />

Die Gebäudereinigung als eine der elementaren infrastrukturellen Leistungen<br />

innerhalb des Immobilienmanagements stellt eine der Hauptkostenblöcke<br />

der laufenden gebäudewirtschaftlichen Leistungen dar. Sie<br />

trägt wesentlich zur Wert- und Substanzerhaltung des kommunalen Gebäudebestandes<br />

bei und sichert gleichzeitig den nötigen Hygienestandard.<br />

Da ein KIWI–Wert „Bewirtschaftungsausgaben“ nicht gebildet werden<br />

kann, ist auf den Bezug der Reinigungsleistungen auf BGF verzichtet<br />

worden.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> reinigt ihre Gebäude – entgegen dem allgemeinen<br />

Trend – ausschließlich mit eigenen Kräften. Insoweit erzielt sie eine Eigenreinigungsquote<br />

von 100 Prozent.<br />

Aufgrund der heterogenen Datenlage bei der Stadt <strong>Moers</strong> ist im Weiteren<br />

eine Analyse der Ausgaben für die Eigenre inigung auf die von uns<br />

betrachteten Objekte bezogen nicht mö glich. Eigenreinigungsausgaben<br />

definieren sich fast ausschließlich über Personalausgaben, die in <strong>Moers</strong><br />

gebäudespezifisch nicht abgebildet werden. Aufgrund des fortgeschrittenen<br />

Prüfungszeitraums, konnten wir die letztlich vollständig gelieferten<br />

Personalausgaben nicht mehr separieren und zumindest Unterabschnitts<br />

bezogen aufteilen. Demzufolge verbleibt nur die Betrachtung der Ausgaben<br />

bezogen auf alle Objekte, respektive die Gesamtreinigungsfläche<br />

der Stadt <strong>Moers</strong>.<br />

Dieses stellt sich (bezogen auf die lediglich aktuell verfügbare Fläche)<br />

für den Referenzzeitraum wie folgt dar:<br />

Ausgaben der Reinigung in Euro je qm Reinigungsfläche (RF)<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Personalausgaben 3.978.325 3.777.027 3.794.998 3.925.000<br />

Ausgaben<br />

Reinigungsmittel*<br />

160.000 160.000 160.000 160.000<br />

Reinigungsfläche in<br />

qm<br />

224.000 224.000 224.000 224.000<br />

Ausgaben je qm RF 18,47 17,58 17,66 18,23<br />

* Die Reinigungsmittel wurden auf Basis der Spitzberechnung für 2003 ermittelt.<br />

330<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Ausgaben der Reinigung je qm Reinigungsfläche<br />

19,00<br />

----- Euro je qm RF -----<br />

18,00<br />

17,00<br />

16,00<br />

15,00<br />

14,00<br />

13,00<br />

12,00<br />

11,00<br />

10,00<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Aufgrund der Unsicherheiten im Datenmaterial sollten diese Werte als<br />

tendenzielle Hinweise gewertet werden. Gleic hwohl zeigen sie auf, dass<br />

die in <strong>Moers</strong> seit Jahren praktizierte Optimierung der Eigenreinigung<br />

wenig nachhaltige Erfolge erzielt – zumindest was den betrachteten<br />

Zeitraum 2000 bis 2003 betrifft. Sicherlich wäre hier eine Betrachtung<br />

der Ausgaben je qm Reinigungsfläche bezogen auf die jeweils gültige<br />

Gesamt reinigungsfläche wünschenswert – nach Aussage des ZGM waren<br />

die Veränderungen lediglich marginal und können insoweit vernachlässigt<br />

werden.<br />

Eine weitergehende Analyse ist in diesem Zusammenhang wie bereits<br />

ausgeführt nicht möglich. Demnach wird im Folgenden hauptsächlich das<br />

doch sehr beachtliche Volumen im Bereich der Eigenreinigung und das<br />

hiermit langfristig realisierbare Einsparpotenzial zur nachhaltigen Konsolidierung<br />

der Finanzen betrachtet. Hierzu haben wir folgende Potenzia l-<br />

analyse aufbereitet:<br />

Ausgaben der Reinigung je qm Reinigungsfläche (RF), 2003<br />

Bezeichnung Ausgaben in Euro Erläuterungen<br />

Personalausgaben 2003 3.080.175,87 Bezüge<br />

189.908,91<br />

Arbeitgeberanteil Zusatzversicherung<br />

600.243,27<br />

Arbeitgeberanteil Sozialversicherung<br />

55.000,00<br />

Sozialversicherungsanteil Dezember<br />

(Hochrechnung)<br />

Gesamt Personal (gerundet)<br />

3.925.000<br />

Reinigungsmittel 2003 144.285,38 Lt. Abrechnung ZGM<br />

15.000 Budgetierte Objekte (Hochrech-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 331


Gebäudewirtschaft<br />

Ausgaben der Reinigung je qm Reinigungsfläche (RF), 2003<br />

Bezeichnung Ausgaben in Euro Erläuterungen<br />

nung)<br />

Gesamt Reinigungsmittel<br />

160.000<br />

(gerundet)<br />

Gesamtausgaben Reinigung<br />

RF gesamt in qm (gerundet),<br />

Stand <strong>2005</strong><br />

Ausgaben in Euro je qm<br />

RF<br />

4.085.000<br />

224.000<br />

18,23<br />

Personalausgaben und Ausgaben<br />

für Reinigungsmittel<br />

Gesamtreinigungsfläche aller<br />

städtischen Objekte lt. ZGM<br />

Der so ermittelte Wert kann nunmehr in den interkommunalen Vergleich<br />

gestellt werden.<br />

Ausgaben für Reinigung in Euro je qm RF im interkommunalen Vergleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

10,76 18,70 15,71 18,23<br />

Ausgaben für Reinigung in Euro je qm RF, Basisjahr 2003<br />

20,00<br />

----- Euro je qm RF -----<br />

17,50<br />

15,00<br />

12,50<br />

10,00<br />

7,50<br />

5,00<br />

2,50<br />

0,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Schon aus der reinen Darstellung lässt sich Handlungsbedarf entnehmen,<br />

gleich welche Strategie künftig bei der Stadt <strong>Moers</strong> beziehungsweise<br />

im ZGM verfolgt werden soll. Neben der anstehenden Optimierung<br />

der Eigenreinigung (wobei hier zu bedenken ist, dass bereits seit zehn<br />

Jahren optimiert wird!), sollte sicherlich auch die Fremdvergabe von<br />

Reinigungsleistungen in Erwägung gezogen werden.<br />

Unter dieser Prämisse (sukzessiver und sozialverträglicher Übergang zu<br />

Fremdreinigung) werden die zuvor begonnenen Betrachtungen weiter<br />

geführt.<br />

332<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Grobpotenzial der Fremdreinigung in Abhängigkeit zur Fluktuation<br />

Bezeichnung<br />

Anzahl Reinigungskräfte<br />

(Stand 12/2003)<br />

Mindestfluktuation in den<br />

kommenden zehn Jahren<br />

(bis 2015)<br />

Anteilige RF in qm von 71<br />

Reinigungskräften (gerundet)<br />

Ausgabevolumen Eigenreinigung<br />

in Euro bezogen<br />

auf 71 Reinigungskräfte<br />

Ausgabevolumen Fremdreinigung,<br />

bezogen auf die<br />

von 71 Reinigungskräften<br />

zu reinigende Fläche<br />

Anzahl oder<br />

Summe in Euro<br />

213<br />

71<br />

75.000<br />

1.367.250<br />

683.250<br />

Erläuterungen<br />

Anzahl der Mitarbeiterinnen (nicht<br />

Stellen)<br />

Reine Altersfluktuation, die sich<br />

erfahrungsgemäß noch um weitere<br />

Fälle erhöhen wird (Prognose:<br />

ca. 100 gesamt), Quelle: Amt 11<br />

Formel:<br />

71:213 = x:224.000 qm<br />

Formel:<br />

75.000 qm x 18,23 Euro/qm RF<br />

Formel:<br />

75.000 qm x 9,11 Euro/qm RF*<br />

Differenz zwischen Eigenund<br />

Fremdreinigung als<br />

realisierbares Pote nzial (in<br />

Euro jährlich)<br />

684.000<br />

„Mindestsumme“ bei Berücksichtigung<br />

ausschließlich altersbedingter,<br />

sozialverträglicher Fluktuation<br />

* aktueller, interkommunaler Mittelwert für die Fremdreinigung<br />

Die so auszuweisende Differenz in Höhe von 684.000 Euro ist insoweit<br />

als „Nettowert“ zu verstehen, als weitere Ausgaben der Realisierung<br />

nicht anfallen dürften. Der administrative Bereich kann hierbei kostenneutral<br />

bewerten werden, da aktuelle Zeit- und Stellenanteile für die<br />

Betreuung und Realisierung der Eigenreinigung verlustneutral durch<br />

Aufgaben im Bereich der Fremdvergabe zu ersetzen sind. Weiterhin ist<br />

zu bedenken, dass die Differenz durchaus höher ausfallen kann, wenn<br />

eine Fremdvergabe sorgfältig geplant und im Vergabeverfahren durc h-<br />

geführt wird. Angesichts der Vielzahl externer Dienstleister am Niederrhein<br />

und im Ruhrgebiet können durchaus noch günstigere Konditionen<br />

als der Mittelwert erzielt werden.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den verstärkten Einsatz der Fremdreinigung<br />

in Betracht ziehen.<br />

In diesem Zusammenhang muss allerdings darauf hingewiesen werden,<br />

dass zur Realisierung der Einsparbeiträge unmittelbares Handeln notwendig<br />

ist. Die auf Basis der von Amt 11 gelieferten Daten durchgeführte<br />

Fluktuationsanalyse im Bereich der Reinigungskräfte des ZGM, weist<br />

bereits in den kommenden Jahren Abgänge aus. Diese sollten schon<br />

heute perspektivisch in ein Szenario einfließen, um sukzessive das voll-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 333


Gebäudewirtschaft<br />

ständige Freiziehen einzelner Gebäude von der Eigenreinigung zu planen.<br />

Zugegebenermaßen ist in einer Fremdvergabe nicht unter allen Umständen<br />

regelmäßig das „alleinige Heilmittel“ zu suchen. Einhergehend sollten<br />

in jedem Fall weiterhin die Optimierungspotenziale im Bereich der<br />

Eigenreinigung ausgeschöpft werden. Auch hierzu einige Überlegungen<br />

und Anregungen.<br />

Wie bereits ausgeführt, konnte eine weitergehende, nach einzelnen Objekten<br />

differenzierende Betrachtung der Reinigungsleistungen bzw. der<br />

hiermit verbundenen Ausgaben der Stadt <strong>Moers</strong> nicht vorgenommen<br />

werden, da die Ausgaben der Eigenreinigung (= Personalausgaben)<br />

nicht den einzelnen Objekten zugeordnet werden kann. Hier ist lediglich<br />

eine Aufteilung auf Unterabschnitte (mit erheblichem manuellem Aufwand)<br />

möglich.<br />

Diese Verteilgröße ist allerdings für eine spezifische Betrachtung als zu<br />

grob zu bewerten. Feststellbar wäre hier lediglich, dass einzelne Schulforme<br />

n bezogen auf den qm Reinigungsfläche günstiger als beispielsweise<br />

die Verwaltungsgebäude zu reinigen sind. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen,<br />

dass in dieser Betrachtung unterschiedliche Gebäude mit<br />

verschiedenen Nutzungen gegenübergestellt werden. Diese Unterschiede<br />

haben Einfluss auf die Reinigungsleistung. In der Regel werden Schulen<br />

mit einer höheren Reinigungsleistung je Quadratmeter pro Stunde gereinigt<br />

als Verwaltungsgebäude. Als Richtwert für Schulen ist eine Leistung<br />

von circa 240 qm pro Stunden anzusetzen. Für Verwaltungsgebäude<br />

liegt dieser Wert bei circa 200 bis -210 qm je Stunde. Diese Unterschiede<br />

sind auf die verschiedenen Überstellungsgrade und Flächenanteile<br />

der Gebäudearten zurückzuführen. Verwaltungsgebäude haben in<br />

der Regel weniger Großflächen als Schulgebäude und deswegen geringe<br />

Leistungswerte. Insoweit ist eine Betrachtung und Auswertung auf dieser<br />

übergeordneten Ebene wenig konkret.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte kurzfristig für eine stärker ausgeprägte<br />

Kostentransparenz im Be reich der Eigenreinigung sorgen, um<br />

hierüber auch Wirtschaftlichkeitsvergleiche bezogen auf einzelne<br />

Objekte durchführen zu können, was unabdingbare Voraussetzung<br />

für eine Optimierung ist.<br />

334<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Neben der eingeschränkten Ausgabentransparenz bestehen auch systembedingte<br />

Defizite in der Organisation der Gebäudereinigung. Zwar<br />

arbeitet der zuständige Bereich im ZGM mit EDV–Unterstützung (Win<br />

RSP), es wird jedoch lediglich der Systembaustein für die Flächenberechnung<br />

eingesetzt. Alle anderen, möglichen Funktionalitäten bleiben<br />

ungenutzt oder aber sind als eher kontraproduktiv zu bewerten – das<br />

System löscht beispielsweise alle Daten, die älter als das zurückliegende<br />

Jahr sind. Die Betrachtung und Auswertung der Flächenentwicklung in<br />

<strong>Moers</strong> ist somit nicht möglich oder müsste ggf. in Parallelsystemen geführt<br />

werden.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zeitnah über den weiteren Einsatz entscheiden,<br />

da in diesem Zusammenhang auch sicherlich notwendige<br />

Systempflegekosten zu berücksichtigen sind.<br />

Für die Eigenreinigungsleistungen existieren detaillierte Leistungsverzeichnisse<br />

beziehungsweise schriftliche Arbeitsanweisungen über die<br />

Dienstanweisung hinaus – die allgemein verbindliche Reinigungsordnung<br />

sowie die individuellen Reinigungspläne. Hierüber wird auch eine zentrale<br />

Festlegung von Standards sichergestellt.<br />

Feststellung<br />

Das einheitliche und verbindliche „Regelwerk“ wird als sinnvoll<br />

und wirtschaftlich bewertet.<br />

In diesem Zusammenhang ist allerdings auf die zwischen Verwaltungsführung<br />

und Personalvertretung der Stadt <strong>Moers</strong> geschlossene Dienstvereinbarung<br />

aus März 2001 einzugehen. Auch nach eingehender Prüfung<br />

und mehreren Gesprächen eröffnet sich die sachliche Notwendigkeit<br />

der Beschränkung auf Eigenreinigung nicht. Eine ausschließliche<br />

Eigenreinigung wird in der Dienstanweisung zwar nicht explizit formuliert,<br />

Regelungscharakter und die vereinbarten Inhalte implizieren dieses<br />

jedoch gleichsam.<br />

Die zuvor ermittelten Ausgaben je qm Reinigungsfläche zeigen jedoch<br />

auf, dass hier ein enormes finanzielles Potenzial für die Stadt <strong>Moers</strong> zu<br />

realisieren ist. Nicht zuletzt wegen der angespannten Haushaltslage sollte<br />

die Thematik bzw. Selbstbeschränkung neu überdacht werden.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 335


Gebäudewirtschaft<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte den Regelungsinhalt der Dienstanweisung<br />

insoweit öffnen, als sie grundsätzlich die Möglichkeit von Fremdreinigung<br />

in Betracht ziehen kann.<br />

Nach Punkt 2. der Dienstvereinbarung sollen die Neuregelungen das Ziel<br />

verfolgen, „die städtische Gebäudereinigung so zu optimieren, dass der<br />

im betriebswirtschaftlichen Vergleich zu privaten Anbietern festgestellte<br />

Kostennachteil nicht mehr besteht.“ Unabhängig von der Tatsache, dass<br />

die zuvor von uns angestellten Betrachtungen hier eine Stagnation (auf<br />

sehr hohem Ausgabenniveau) aufzeigen, korrespondiert dieser Anspruch<br />

nicht mit den im Folgenden gemachten Vorgaben der Dienstanweisung.<br />

Die unter 5. aufgeführten Reinigungsrichtwerte (für die manuelle Reinigung)<br />

bewegen sich regelmäßig am unteren Ende der Leistungswerteskala.<br />

Diese empirischen Werte werden regelmäßig von verschiedenen<br />

Verbänden/Institutionen (REFA, KGSt) veröffentlicht und sind hier ebenso<br />

zugrunde gelegt worden.<br />

Um jedoch dem eingangs formulierten Anspruch gerecht zu werden,<br />

hätte unseres Erachtens der Leistungswertkorridor grundsätzlich ausgeschöpft<br />

werden müssen. Nur dann ist eine signifikante Bewegung in<br />

Richtung „Kosten der Fremdreinigung“ möglich. Insoweit müssen die<br />

Leistungswerte aktualisiert werden, will die Stadt <strong>Moers</strong> nachhaltig im<br />

Bereich der Eigenreinigung optimieren (fiskalische Betrachtung).<br />

Folgende Leistungswertkorridore können hierfür als Anhaltspunkt dienen:<br />

Raumgruppe<br />

Leistungswertkorridore<br />

qm – Leistung je Stunde<br />

qm – Leistung je Stunde<br />

gem. Dienstvereinbarung<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Büros 190 - 250 160<br />

Klassenräume 200 - 260 200<br />

WC -Anlagen 80 - 100 120<br />

Flure 250 - 350 200<br />

Eingangsbereiche/Foyers 500 - 600 -<br />

Gruppenräume (Kita) 130 - 190 120<br />

Treppenhäuser 110 - 160 -<br />

Die Schwankungsbreite dieser Werte ergibt sich insbesondere aus Kriterien<br />

wie Alter des Gebäudes, Anzahl der Gebäudezugänge, Intensität der<br />

Gebäudenutzung (z.B. zusätzliche Drittnutzung durch VHS, Musikschule,<br />

Vereine) sowie Überstellungsgrad der Flächen.<br />

336<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Empfehlung<br />

Im Rahmen der Optimierungsbemühungen der Stadt <strong>Moers</strong> im<br />

Bereich der Eigenreinigung sollten die Leistungswerte neu formuliert<br />

und teilweise deutlich erhöht werden.<br />

Nach Thematisierung der Reinigungsintervalle in Gesprächen mit dem<br />

ZGM ist uns aufgefallen, dass die Unterrichtsräume an den städtischen<br />

Schulen überwiegend mit dem Faktor 2,5 gereinigt werden (= jeden<br />

zweiten Tag). In der kommunalen Reinigung, insbesondere der Schulre i-<br />

nigung, hat sich inzwischen die Intervallreinigung (Faktor 2 x pro Woche)<br />

nahezu flächendeckend durchgesetzt (ausgenommen Sanitärbere i-<br />

che, Küchen, hoch frequentierte Eingangs- und Flurbereiche).<br />

Es hat sich in der Praxis gezeigt, dass die reduzierte Reinigung in Unterrichtsräumen<br />

nicht nur vertretbar, sondern aus hygienischer wie Substanz<br />

erhaltender Sicht ausreichend ist. Selbst die zur Gebäudereinigung<br />

speziell in Schulen erlassene DIN-Vorschrift 77400 legt für die Pflege in<br />

Klassenräumen lediglich einen Mindeststandard von zwei Reinigungsdurchgängen<br />

pro Woche fest. Für Sammlungs-, Lehrmittel- und sonstige<br />

Nebenräume reicht danach in der Regel eine wöchentliche Reinigung<br />

aus. Zielrichtung sollte eine bedarfsgerechte, nach Raumarten differe n-<br />

zierte Anpassung des Reinigungsstandards sein.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte ihre festgelegten Intervalle zeitnah auf<br />

Notwendigkeit überprüfen.<br />

Positiv ist zu bewerten, dass die Stadt <strong>Moers</strong> für die Eigenreinigung in<br />

den Schulen ein Arbeitszeitkonto eingeführt hat, das den Schließ- und<br />

Ferienzeiten Rechnung trägt. So wird der Reinigungsdienst in den Schulferien<br />

eingeschränkt und konzentriert sich hier auf Grundreinigungsarbeiten.<br />

Die hierdurch eingesparte Arbeitszeit wird auf die laufende Unterhaltsreinigung<br />

im Rahmen des so genannten „Arbeitszeit – Schuldkonto“<br />

während des Schulbetriebes umverteilt.<br />

Feststellung<br />

Wir bewerten das Arbeitszeitkonto im Bereich der Schulen positiv.<br />

Weiter sollte die Stadt <strong>Moers</strong> insbesondere durch die Nutzerbeeinflus-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 337


Gebäudewirtschaft<br />

sung versuchen, Verschmutzungen aus den Gebäuden möglichst herauszuhalten.<br />

Nicht hineingetragener Schmutz muss auch nicht beseitigt<br />

werden. Dieses kann durch Schaffen von Anreizen geschehen, zum Be i-<br />

spiel durch Einführung einer Budgetierung oder durch Prämien für die<br />

„sauberste Klasse“. Ebenso sollte bei außerordentlichen Verschmutzungen<br />

der Klassenräume im Wege der Sanktionierung eine Verpflichtung<br />

zur Selbstreinigung durch die Nutzer erfolgen.<br />

Da aus zeitlichen Gründen eine Besichtigung aller Objekte entfallen<br />

musste, wird an dieser Stelle lediglich anregend auf bauliche Maßnahmen<br />

hingewiesen. Diese sollten flankierend zur Schmutzvermeidung<br />

geprüft werden. Hier ist insbesondere der (nachträgliche) Einbau von<br />

Schmutzschleusen in den stark frequentierten Eingangsbereichen zu<br />

nennen. Erfahrungsgemäß lassen sich durch eine fachgerechte und ausreichend<br />

dimensionierte Schmutzfangzone bis zu 80 Prozent des eingetragenen<br />

Schmutzes vermeiden.<br />

Fazit<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat das enorme wirtschaftliche Potenzial im Bereich<br />

der Gebäudereinigung erkannt und ansatzweise durch die im<br />

März 2001 geschlossene Dienstvereinbarung umzusetzen versucht.<br />

Dies zielt vom Grundsatz in die richtige Richtung, stellt sich jedoch<br />

durch die faktische Selbstbeschränkung auf ausschließlich Eigenreinigung<br />

als langfristig wenig Erfolg versprechend dar.<br />

Insoweit gilt, dass die Gebäudereinigung der Stadt <strong>Moers</strong> aus unserer<br />

Sicht weiter professionalisiert und neu geordnet werden sollte.<br />

Da sich durch eine Optimierung der Reinigung erfahrungsgemäß<br />

relativ schnell Wirtschaftlic hkeitseffekte erzielen lassen, sollte<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> unmittelbar aktiv werden und insbesondere folgende<br />

Maßnahmen einleiten.<br />

• Objektbezogene Abbildung der Reinigungskosten zur Erhöhung<br />

der Kostentransparenz in der Eigen- und möglicherweise<br />

künftigen Fremdreinigung;<br />

• Unmittelbare Anpassung der Leistungswerte für die Eigenreinigung;<br />

• Optimierung der Eigenreinigung durch verbesserte Rahmen-<br />

338<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Fazit<br />

bedingungen und Flexibilisierung der Einsätze;<br />

• Sukzessive, sozialverträgliche Erhöhung des Anteils der<br />

Fremdreinigung;<br />

• Anpassung der Reinigungsstandards in Schulen (Umstellung<br />

auf Intervallreinigung in Unterrichtsräumen) in Anlehnung an<br />

die DIN 77400.<br />

Ausgaben Hausmeisterdienste in Euro<br />

Die Ausgaben für Hausmeister- und Handwerkerdienste stellen ebenfalls<br />

einen personell und finanziell gewichtigen Ausgabenblock bei der Bewirtschaftung<br />

von Gebäuden dar. Die Optimierung dieser Ausgabepositionen<br />

erfordert einen Hausmeistereinsatz, der sich an der Kernaufgabe der<br />

Hausmeisterfunktion orientiert, nämlich der Mitwirkung am langfristigen<br />

Erhalt und der Bewirtschaftung von Gebäuden.<br />

Grundlage dieses Vergleichs sind die Bruttopersonalausgaben der Hausmeister<br />

an den untersuchten Gebäuden. Arbeitsmittel der Hausmeister<br />

werden im Rahmen der überörtlichen Prüfung nicht mit einbezogen, da<br />

oftmals aus Gründen der Zuordnung bzw. Aufschlüsselung eine Ermittlung<br />

nicht möglich ist und insoweit eine Vergleichbarkeit nicht gewahrt<br />

bleibt. Die ermittelten Bruttopersonalausgaben wurden mit den Reinigungsflächen<br />

(als Grundlage der tarifrechtlichen Eingruppierung) ins<br />

Verhältnis gesetzt. Auf die Betrachtung im Hinblick auf Bruttogrundflächen<br />

(Voraussetzung für die Ermittlung der KIWI–Kennzahl „Bewirtschaftungsausgaben“)<br />

wurde verzichtet, da dieser KIWI–Wert nicht gebildet<br />

werden konnte.<br />

Je Quadratmeter Reinigungsfläche (RF)<br />

Wie eingangs bereits erwähnt, können die Reinigungsflächen lediglich<br />

auf den aktuellen Stand bezogen abgebildet werden – eine Historie n-<br />

verwaltung existiert nicht. Insoweit sind die im Folgenden ermittelten<br />

Werte sämtlich auf diese Flächenangaben bezogen. Weiterhin war eine<br />

Ausweisung der Personalausgaben Hausmeister/innen auf die einzelnen<br />

Verwaltungsgebäude nicht möglich, so dass auf eine kumulierte Darstellung<br />

auf Ebene der Objektarten abgestellt wurde.<br />

Im Einzelnen stellt sich dieses wie folgt dar:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 339


Gebäudewirtschaft<br />

Ausgaben Hausmeisterdienste je qm Reinigungsfläche in Euro<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Ausgaben gesamt<br />

1.308.607 1.403.842 1.429.862 1.428.612<br />

Reinigungsfläche 176.199 176.199 176.199 176.199<br />

Ausgaben je<br />

qm RF 7,43 7,97 8,12 8,11<br />

Ausgaben Hausmeisterdienste je qm Reinigungsfläche in Euro<br />

9,00<br />

----- Euro je qm RF -----<br />

8,00<br />

7,00<br />

6,00<br />

5,00<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Wie aus der vorstehenden Tabelle und der Grafik zu entnehmen ist,<br />

steigen die Bruttopersonalausgaben im Eckja hresvergleich 2000/2003<br />

an, mit in 2003 wieder marginal fallender Tendenz. Hieraus sind keine<br />

weiteren Schlüsse zu ziehen, da sich Anstieg und Schwankung im Ra h-<br />

men der strukturellen und tariflichen Steigerung befinden – andere<br />

Rückschlüsse sind insoweit nicht vollziehbar, als die Flächenangaben<br />

historisch nicht verfügbar sind.<br />

Auffällig ist jedoch die Betrachtung nach den einzelnen Objekttypen, aus<br />

der sich eine breite Streuung der Ausgaben ablesen lässt.<br />

340<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Ausgaben Hausmeisterdienste je qm Reinigungsfläche in Euro<br />

nach Objekttypen<br />

----- Euro je qm RF -----<br />

14,00<br />

12,00<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

1 2 3 4<br />

Verwaltungsgebäude<br />

Grundschulen<br />

Hauptschulen<br />

Gymnasien<br />

Realschule<br />

Sonderschule<br />

Gesamtschulen<br />

Mittelwert<br />

Die Verläufe zeigen auf, dass es bei den Ausgaben für Hausmeister in<br />

der Stadt <strong>Moers</strong> zu starken Abweichungen zwischen den verschiedenen<br />

Gebäudetypen kommt. Das Maximum mit annähernd 13 Euro je qm Re i-<br />

nigungsfläche erreicht die Sonderschule. Ebenso deutlich über dem Mittelwert<br />

liegen die Grundschulen, mit durchschnittlich um ca. 12 Euro.<br />

Den Minimalwert bildet die Realschule mit etwa 4,50 Euro je qm Reinigungsfläche.<br />

Nach Rücksprache im zuständigen Sachgebiet des ZGM bleibt letztlich<br />

festzuhalten, dass das Thema Hausmeister zurzeit noch nicht in der vom<br />

Amt gewünschten Intensität bearbeitet wird. Insoweit konnten uns im<br />

Rahmen der Prüfung auch keine Erklärungsansätze für die erzielten Werte<br />

je qm Reinigungsfläche gegeben werden. Dieses erscheint zum jetzigen<br />

Zeitpunkt als wenig nachteilig, da die Ausgaben im interkommunalen<br />

Vergleich als niedrig zu bezeichnen sind.<br />

Ausgaben Hausmeister je Quadratmeter RF in Euro im interkommunalen Ve r-<br />

gleich<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

7,64 11,63 9,67 8,11<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 341


Gebäudewirtschaft<br />

Ausgaben Hausmeister je Quadratmeter RF in Euro, Basisjahr<br />

2003<br />

12,00<br />

----- Euro je qm RF -----<br />

10,00<br />

8,00<br />

6,00<br />

4,00<br />

2,00<br />

0,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Hieraus lassen sich demnach keine unmittelbaren Handlungsnotwendigkeiten<br />

ableiten. Gleichwohl sollte das ZGM die im Folgenden gemachten<br />

Ausführungen mittelfristig in Erwägung ziehen, soweit sie nicht schon in<br />

Ansätzen realisiert sind.<br />

Bei der Stadt <strong>Moers</strong> sind die Hausmeister den verschiedenen städtischen<br />

Schulen fest zugeordnet, bei den Verwaltungsgebäuden werden regelmäßig<br />

mehrere Objekte parallel betreut. Durch die von uns festgestellten<br />

starken Abweichungen innerhalb der Personalausgaben sehen wir in<br />

der Bildung eines Hausmeisterpools ein hohes Optimierungspotenzial.<br />

Die Bildung von Hausmeisterpools, die eine festgelegte Gebäudegruppe<br />

betreuen, hat spürbare Synergieeffekte zur Folge. Insbesondere ist ein<br />

flexiblerer Personaleinsatz möglich (vorzugsweise im Rahmen des<br />

Schließdienstes der Sporthallen in den Abendstunden und am Wochenende).<br />

In einem ersten Schritt empfehlen wir daher, eine Poolbildung für die<br />

Wochenenden. Dadurch werden Bereitschaftszeiten auf ein notwendiges<br />

Maß reduziert und so Personalausgaben verringert, da anstatt beispielsweise<br />

aller Hausmeister nur wenige mit der Betreuung befasst sind. Des<br />

Weiteren können die Hausmeister flexibler eingesetzt werden, was zu<br />

einer spürbaren Entlastung für das Hausmeisterpersonal führt. In einem<br />

zweiten Schritt sollte die Stadt prüfen, ob zum Beispiel die Bildung von<br />

Hausmeisterpools an den Schulen, die sich in einer engen räumlichen<br />

Nähe zueinander befinden, möglich ist. Es sollte aus unserer Sicht auch<br />

342<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

speziell geprüft werden, ob zukünftig nicht ein Hausmeister die Betre u-<br />

ung zweier Grundschulen übernehmen könnte.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte zeitnah die Poolbildung im Bereich der<br />

Hausmeister in Erwägung ziehen.<br />

Dies ist - wie die positiven Erfahrungen anderer Kommunen zeigen -<br />

zweckmäßig und im Übrigen auch arbeitsrechtlich möglich. Ein solches<br />

Modell sollte insbesondere auch im Zusammenhang mit dem demographischen<br />

Wandel verfolgt werden, zumal sich abzeichnet, dass in der<br />

weiteren zeitlichen Entwicklung die Zahl der Grundschüler rückläufig<br />

sein wird und dadurch möglicherweise Schulgebäude nur noch eingeschränkt<br />

oder gar nicht mehr genutzt werden. Für die Stadt <strong>Moers</strong> zeigt<br />

sich im Eckjahresvergleich 1999/2003 ein leichter Rückgang der Einwohnerzahlen<br />

im Bereich der bis 6-Jährigen (vgl. hierzu die Ausführungen<br />

im Teilbericht Jugend, Unterthema „Demografische Entwic klung“).<br />

Bei allen Überlegungen zur Neuorganisation des Hausmeisterdienstes<br />

sollten die Hausmeister grundsätzlich als verlängerter Arm der Gebäudewirtschaft<br />

betrachtet und verstärkt in die Instandhaltung mit einbezogen<br />

werden. Ihre in der Regel unterschiedlichen handwerklichen Qualif i-<br />

kationen sollten gefördert und zielgerichtet für die Gebäudeunterhaltung<br />

eingesetzt werden. Daher sollten bei einer Poolbildung die Hausmeister<br />

soweit möglich in kleinen Teams, beispielsweise zu dritt oder zu viert,<br />

zusammengefasst werden. Die Teambesetzung sollte unter Berücksichtigung<br />

der individuellen Fähigkeiten und beruflichen Abschlüsse erfolgen.<br />

Dies führt regelmäßig zu erheblichen Einsparungen bei Kleinstreparaturarbeiten<br />

gegenüber der Fremdvergabe, da mehrere Gewerke vom Team<br />

beherrscht werden.<br />

Darüber hinaus sollten ergänzend zu der vorhandenen Dienstanweisung<br />

für die Schulhausmeister der Stadt <strong>Moers</strong>, einheitliche Checklisten und<br />

Prüfbücher für wiederkehrende Arbeiten und Gebäudekontrollen aufgestellt<br />

werden (z.B. Ablesen der Verbrauchswerte). Die Schulhausmeister<br />

sollten insoweit sensibilisiert werden, dass die gebäudewirtschaftliche<br />

Aufgabenwahrnehmung eindeutig Vorrang vor sonstigen „Schulbetre u-<br />

ungsaufgaben“ haben muss. Ein weiterer Punkt in der Professionalisierung<br />

des Personals liegt in einer aktiven Personalentwicklung. Nur mit<br />

Hilfe von bedarfsgerechten und zielführenden Fortbildungen und Zusatzqualifikationen,<br />

die letztlich auch motivationsteigernde Wirkung haben,<br />

können einzelne Hausmeister zum Beispiel für die Wartung und Inspek-<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 343


Gebäudewirtschaft<br />

tion, insbesondere der gebäudetechnischen Anlagen, eingesetzt und in<br />

die Verantwortung genommen werden.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte die Hausmeister/innen, so sie als verlä n-<br />

gerter Arm der Gebäudewirtschaft verstanden und eingesetzt<br />

werden sollen, entsprechend sukzessive und kontinuierlich fortbilden.<br />

In diesem Zusammenhang ist insbesondere der im November 2004<br />

durchgeführte Workshop mit den Hausmeistern positiv zu bewerten.<br />

Dies schafft Identifikation mit dem ZGM, der eigenen Tätigkeit und den<br />

zu betreuenden Obje kten.<br />

Feststellung<br />

Wir bewerten den durchgeführten Workshop als notwendig und<br />

zur weiteren Aufgabenerfüllung positiv.<br />

Um einen professionellen und flexiblen Hausmeisterdienst zu entwickeln,<br />

bedarf es auch hier einer zentralen Steuerung. Aufgrund der vorhandenen<br />

Berührungspunkte zur Gebäudereinigung – Aufsichts- und „Pers o-<br />

nalführungsfunktion“ - sowie der zuvor beschriebenen „Funktion“ des<br />

Hausmeisters im Gebäude bietet es sich grundsätzlich an, die Organisation<br />

des Hausmeister- und Reinigungsdienstes in einer Stelle zu bündeln<br />

und die hiermit verbundenen Synergien zu nutzen. So wird gewährleistet,<br />

dass die „großen“ infrastrukturellen Dienstleistungen der Gebäudewirtschaft<br />

aus einer Hand bearbeitet und gesteuert werden. Die Verteilung<br />

der Verantwortlichkeiten wird so aufgelöst und inhaltlich sowie organisatorisch<br />

konzentriert. Dieses hat das ZGM organisatorisch bereits<br />

vollzogen.<br />

Feststellung<br />

Die organisatorische Zusammenführung von Reinigung und<br />

Hausmeisterdiensten ist als richtig und zielführend zu bewerten.<br />

Inwieweit die Umsetzung der organisatorischen Rahmenbedingungen auf<br />

die operative Ebene einer deutlichen Unterstützung bedarf, bleibt hier<br />

abzuwarten. Zurzeit stellt sich die Situation im Sachgebiet (vgl. auch die<br />

zuvor gemachten Aussagen zur Erkenntnislage) eher wenig positiv dar –<br />

344<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

mangelnde Vertretungsregelungen sowie immense zeitliche Einbindungen<br />

im Bereich der Eigenreinigung führen dazu, dass der Bereich „nebenher<br />

läuft“, ohne konkrete inhaltliche Vorgaben, Zielsetzungen und<br />

Entwicklungen.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte sicherstellen, dass die organisatorische Zusammenführung<br />

der Bereiche Reinigung und Hausmeister auch im<br />

Tagesgeschäft operativ begleitet werden kann.<br />

Fazit<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> hat richtigerweise die Hausmeisterdienste im ZGM<br />

integriert und hier mit der Reinigung in einem Sachgebiet zusammengeführt.<br />

Die Arbeitsbelastung des ZGM – voraussichtlich nicht nur während<br />

der Aufbauphase – führt dazu, dass notwendige operative Betreuungsaufgaben<br />

und eine strategische Planung zur Aufgabenentwic<br />

klung nicht wahrgenommen werden können.<br />

Ausgaben Sachversicherungen je Quadratmeter BGF in Euro<br />

Die Absicherung von Gefahren für das kommunale Vermögen sowie die<br />

Vorsorge gegen finanzielle Schäden infolge von Schadensersatzansprüchen<br />

Dritter ist Ausfluss einer an den Grundsätzen von Wirtschaftlichkeit<br />

und Sparsamkeit ausgerichteten Haushaltswirtschaft gemäß Gemeindehaushaltsverordnung<br />

(GemHVO).<br />

Insoweit stellt sich die Frage, in welchem Umfang die Kommunen ihr<br />

Versicherungsrisiko abdecken und welche Einsparpotenziale sich unter<br />

Berücksichtigung der erforderlichen Abdeckung der Risiken erschließen<br />

lassen. Die im Rahmen unserer Prüfungen gewonnenen Erkenntnisse<br />

fokussieren sich hierbei auf den größten Ausgabenblock, die Sachvers i-<br />

cherungen.<br />

Eine umfassende Betrachtung der Versicherungsleistungen bei der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> war nicht möglich. Unterlagen konnten lediglich für das aktuelle<br />

und das vergangene Jahr zur Verfügung gestellt werden – eine Betrachtung<br />

im Rahmen unseres Referenzzeitraumes musste so unterbleiben.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 345


Gebäudewirtschaft<br />

Die uns zur Verfügung gestellten Unterlagen waren in elektronischer<br />

Form nicht vorhanden, so dass im Fall einer übergreifenden Auswertung<br />

diese manuell hätten zusammengeführt werden müssen. Darum werden<br />

im Folgenden Hinweise und Empfehlungen ausgesprochen, ohne hierbei<br />

auf die Erkenntnisse von Kennzahlen und deren Analyse zurückgreifen<br />

zu können.<br />

Das Aufgabengebiet der „Sachversicherungen“ wird im ZGM der Stadt<br />

<strong>Moers</strong> durch einen Sachbearbeiter nunmehr zentral wahrgenommen und<br />

umfasst unter anderem den Bereich der Schadensregulierung. Organisatorisch<br />

ist nicht gewährleistet, dass das ZGM alle versicherungsbezogenen<br />

Informationen erhält. Historisch begründet (Gründung ZGM erst<br />

zum 01.07.2004) existiert kein einheitlicher Workflow im Umgang mit<br />

Schadensmeldungen bzw. deren Weiterverfolgung und Abhandlung mit<br />

der Versicherung (vereinzelt treten Fachbereic he eigenständig an den<br />

Sachversicherer heran, die Information des Sachbearbeiters erfolgt regelmäßig<br />

nicht direkt, sondern erst durch die Abteilung Technik des<br />

ZGM). Ebensowenig sind die Einzelschritte EDV-gestützt – vielmehr werden<br />

telefonische oder schriftliche Meldungen weitergereicht.<br />

Empfehlung<br />

Wir empfehlen im Wege einer Prozessoptimierung sämtliche versicherungsrelevanten<br />

Informationen EDV gestützt und in Form eines<br />

einheitlichen Workflows zu standardisieren, da in der Regel<br />

ein hoher interner wie externer Kommunikations- und Informationsbedarf<br />

gegeben ist. Durch diese einheitliche Verfahrensweise<br />

ist sichergestellt, dass alle im Falle einer Schadensregulierung erforderlichen<br />

Informationen einheitlich erfasst und bearbeitet werden<br />

können.<br />

Um über das operative Bearbeiten von Schadensfällen hinaus auch Erkenntnisse<br />

über die Wirtschaftlichkeit von (Teil-)Versicherungen zu erlangen<br />

oder Entwicklungen in der periodischen Betrachtungsweise aufzeigen<br />

zu können, ist es unabdingbar Schadensstatistiken zu jeder einzelnen<br />

Versicherungsart zu führen. Hieraus ist nach geraumer Zeit ableitbar,<br />

inwieweit einzelne Versicherungspakete möglicherweise unwirtschaftlich<br />

sind (Verhältnis Prämienzahlung zu Schadensleistungen). Diese<br />

Statistiken sind im ZGM nur in Ansätzen und handschriftlich vorhanden.<br />

346<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte kurzfristig mit dem Aufbau einer (elektronischen)<br />

Schadensstatistik beginnen, um schnellstmöglich entscheidungsrelevante<br />

Daten zu erhalten.<br />

Diese sollten weitestgehend gebäudespezifisch geführt werden, um so<br />

ggf. Teilkündigungen (beispielsweise Glasbruch) an einzelnen Objekten<br />

aussprechen zu können. Hierbei sollte ergänzend auch eine Dokumentation<br />

der Entschädigungsleistungen erfolgen.<br />

Ein weiterer Ansatz zur Optimierung der Versicherungsleistungen ist<br />

auch in dem Umstand zu sehen, dass die Stadt <strong>Moers</strong> alle Objekte nach<br />

Versicherungsneuwert versichert. Nach Einzelbetrachtung der versicherten<br />

Gebäude dürfte sicherlich in einigen Fällen eine andere Versicherungsart<br />

(Zeitwert oder gar Abbruchwert) angezeigt sein.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte ihre Versicherungen im Hinblick auf den<br />

Zustand der Objekte überprüfen.<br />

Möglichkeiten zur Optimierung können sich auch direkt durch den Vers i-<br />

cherer ergeben. So können Maßnahmen zur Schadensvermeidung durch<br />

Ausnutzung der Zuschusspolitik des Versicherungsunternehmens ergriffen<br />

werden. Einige Versicherer bieten spezielle Programme an, die entsprechend<br />

von diesen finanziell gefördert werden – selbstverständlich<br />

mit unmittelbarem Einfluss auf die Vertragsausgestaltung, die in einem<br />

solchen Fall dann zu überprüfen ist. Außerdem bieten Versicherer vie l-<br />

fach kostenloses Informationsmaterial für bestimmte technische Bere i-<br />

che, z.B. Brandschutz, an.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte mit dem aktuellen Versicherer Möglichke i-<br />

ten in dieser Hinsicht besprechen und bei einer eventuell anstehenden<br />

Ausschreibung der Leistung mit berücksichtigen.<br />

Positiv anzumerken ist, dass die Sachversicherungen der Stadt <strong>Moers</strong><br />

über einen Rahmenvertrag geschlossen worden sind. Alle rdings besteht<br />

der Ursprungsvertrag vermutlich seit mehr als 15 oder 20 Jahren, im<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 347


Gebäudewirtschaft<br />

ZGM liegt nur die Verlängerung aus dem Jahr 1998 vor. Hier sehen wir<br />

Optimierungspotenzial. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte im Rahmen einer Europaweiten<br />

Ausschreibung ihre spezifischen Versicherungsleistungen neu<br />

vertraglich vereinbaren. Dieses kann mit Unterstützung unabhängiger<br />

Versicherungsberater vorgenommen werden. Hierüber ist regelmäßig ein<br />

hoher und professioneller Ausarbeitungsstandard der Ausschreibungsund<br />

Versicherungsunterlagen sichergestellt. Der neue Vertrag sollte e-<br />

benso wieder als Rahmenvertrag, allerdings mit erheblich verkürzter<br />

Laufzeit geschlossen werden. Ein Zeitraum von vier bis fünf Jahren erscheint<br />

angezeigt.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte versuchen, die Versicherungsleistungen<br />

über eine Neuausschreibung zu optimieren.<br />

Fazit<br />

Die relativ unkoordinierte und wenig strukturierte Arbeitsweise ist<br />

insbesondere dem Umstand zuzurechnen, dass aufgrund der<br />

Gründungsphase des ZGM Prioritäten im Handlungskatalog gesetzt<br />

werden mussten.<br />

Bedarf besteht in jedem Fall an einer zeitgemäßen Unterstützung<br />

durch Standardsoftware im Hinblick auf Informationsflüsse und die<br />

Auswertung vorhandener Daten.<br />

Eine Neuausschreibung der Sachversicherung sollte zu spürbaren<br />

Einsparungen und zu einer Verbesserung der Vertragsgestaltung<br />

führen.<br />

Letztlich sollte die Wahrnehmung des Versicherungswesens im<br />

Zusammenhang mit der Ausübung gebäudewirtschaftlicher Aufgaben<br />

als ein wichtiger Baustein in der Entwicklung einer ganzheitlichen<br />

und zentralen Gebäudewirtschaft an Bedeutung gewinnen.<br />

348<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Gebäudewirtschaft<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 349


Bildung und Kultur<br />

Kultur und Erwachsenenbildung<br />

Einleitung<br />

Um ein Bild über die wirtschaftliche Gesamtsituation der Kommune zu<br />

erhalten, dürfen neben den derzeitigen Schwerpunkten der Prüfung die<br />

großen Aufgabenbereiche Bildung und Kultur nicht fehlen.<br />

Diese Bereiche, die inhaltlich außerhalb der vorangegangenen Prüfschwerpunkte<br />

liegen, sind nachfolgend daher mit einigen wenigen aussagefähigen<br />

Kennzahlen erfasst worden.<br />

Diese verwendeten steuerungsrelevanten und repräsentativen Kennzahlen<br />

wurden mit ihren Ausprägungen im Dialog mit der Verwaltung intensiv<br />

erörtert.<br />

350<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Kultur, Erwachsenbildung<br />

Prüfungsgegenstand<br />

Die Prüfung soll aufzeigen, in welcher Intensität und mit welchem Ressourceneinsatz<br />

die örtliche Kulturarbeit und Erwachsenenbildung betrieben<br />

werden. In beiden Fällen handelt es sich in rechtlicher Sicht um<br />

freiwillige Aufgaben, die anderseits zum Standardleistungsangebot einer<br />

Kommune gehören.<br />

Aus der vergleichenden Prüfung sollen daher Erkenntnisse gewonnen<br />

werden, inwieweit diese Aufgaben wirtschaftlich erledigt werden können,<br />

aber gleichzeitig den Bürgerinnen und Bürgern ein angemessenes Angebot<br />

vorgehalten werden kann.<br />

Kultur<br />

Die kulturelle Landschaft wird in den Kommunen seit Jahren von großen<br />

Veränderungen geprägt. Durch die immer geringeren finanziellen Mittel<br />

werden Kulturarbeit und -angebot stark zurückgefahren. Immer mehr<br />

rückt auch der wirtschaftliche Aspekt der Kulturarbeit in den Vordergrund<br />

und bestimmt wesentlich das Handeln. In dieser Situation entwickeln<br />

sich immer neue Formen und Chancen im Kultura ngebot.<br />

Insbesondere führt die Einbeziehung von Ehrenamtlichen und Privaten<br />

dazu, dass die Kulturverwaltung auch zum Koordinator der vielfältigen<br />

Angebote wird und nicht nur für das eigene Kulturangebot gestaltet.<br />

Auch die Zusammenarbeit mit anderen Kommunen führt unter Kostengesichtspunkten<br />

zu alternativen kulturellen Angeboten für Bürgerinnen<br />

und Bürger.<br />

Ein attraktives Kulturprogramm vorzuhalten, das in die finanziellen<br />

Rahmenbedingungen eingebettet ist, wird für die Kommunen zielführend<br />

sein.<br />

Die Strukturen sind stark abhängig von den Gegebenheiten und der<br />

Entwicklung der Kultur vor Ort. Darüber hinaus können sich Ko mmunen<br />

Privater zur Aufgabenerledigung bedienen. Aus diesem Grund sind oftmals<br />

unterschiedlichste Strukturen bei den Kommunen anzutreffen. Bei<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 351


Bildung und Kultur<br />

der Analyse und der Bewertung haben wir diese Unterschiede berücksichtigt.<br />

Mit der Kennzahl „Zuschussbedarf für Kultur“ soll eine Aussage darüber<br />

getroffen werden, wie hoch der Zuschussbedarf für die Kulturausgaben<br />

für jeden Einwohner bzw. für jede Einwohnerin der Kommune ist (Einwohner<br />

laut LDS jeweils zum 31.12., für 2004 Stand 30.6.). Einbezogen<br />

werden die Ergebnisse – soweit vorhanden - in den Abschnitten: Verwaltung<br />

kultureller Angelegenheiten (A 30), Museen, Sammlungen, Ausstellungen<br />

(A 32), Theater und Musikpflege (A 33) und Heimat- und sonstige<br />

Kulturpflege (A 34).<br />

Neben der Höhe des Zuschussbedarfs werden auch das Kulturangebot,<br />

die Aufgabenstruktur und – soweit möglich bzw. einschätzbar - die Aufgabenqualität<br />

in den Blick genommen. Hierüber sollen Erkenntnisse über<br />

die Ressourcensteuerung der Kommune bei der Kulturarbeit im Hinblick<br />

auf die Standortqualität gewonnen werden.<br />

Der interkommunale Vergleich soll helfen, Erkenntnisse darüber zu gewinnen,<br />

welches Kulturangebot im Hinblick auf die individuelle örtliche<br />

Situation sowie der finanziellen Leistungsfähigkeit der Kommune angemessen<br />

ist.<br />

Interkommunaler Vergleich nach Größenklassen<br />

Beim interkommunalen Vergleich betrachten wir jeweils die Ergebnisse<br />

des Jahres 2003. Da uns in der Größenklasse der Stadt <strong>Moers</strong> (über<br />

100.000 Einwohner) erst einzelne Vergleichskommunen vorliegen, führen<br />

wir zur besseren und breiteren Orientierung die örtlichen Vergleichsergebnisse<br />

mit den Ergebnissen der Größenklasse 60.000 bis 100.000<br />

Einwohner zusammen (insgesamt 16 Städte, davon neun ab annähernd<br />

80.000 Einwohner).<br />

Für den Bibliothekenvergleich greifen wir auf Erfahrungswerte der Größenklasse<br />

50.000 bis 110.000 Einwohner zurück (zurzeit 7 Städte). Die<br />

Stadtbücherei ist nicht Gegenstand der Kennzahl „Zuschussbedarf für<br />

Kultur“.<br />

352<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Bereinigung für interkommunalen Vergleich<br />

Für den interkommunalen Vergleich ist es erforderlich, bestimmte Kosten<br />

herauszurechnen (Gruppierung 50: Gebäudeunterhaltung; Gruppierung<br />

53: Mieten für Gebäude und Diensträume; Gruppierung: Bewirtschaftung<br />

der Gebäude und Grundstücke; Gruppierung 679: Innere Verrechnungen;<br />

Gruppierung 680, 685: Kalkulatorische Kosten). Eine solche<br />

Bereinigung findet bei allen Einzelbetrachtungen der Zuschussentwicklung<br />

in den Abschnitten „Kultur“ und „Stadtbibliothek“ statt.<br />

Erstmalig für das Haushaltsjahr 2002 hat die Stadt <strong>Moers</strong> auch die Bereiche<br />

Musikschule und Zentralbibliothek im Rahmen ihrer NKF -<br />

Konzeption (vgl. Teilbericht Finanzen, Unterthema „Vorbemerkungen“)<br />

in den so genannten doppischen Pilotbereich einbezogen.<br />

In den Rechnungsergebnissen (Unterabschnitte 333 und 352) erscheinen<br />

im kameralen Verwaltungshaushalt ab 2002 nur finanzielle Zuweisungen<br />

an die städtische Musikschule bzw. die Stadtbücherei. Wir haben<br />

die doppischen NKF -Jahresabschlüsse (Produktgruppen <strong>Moers</strong>er Musikschule<br />

und Zentralbibliothek) für die betreffenden Jahre ausgewertet<br />

und in eine zur kameralen Seite gleichartige Betrachtungsform gebracht:<br />

Strukturelle und örtliche Besonderheiten bei der Kultur<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> setzt sich aus mehreren Stadtteilen zusammen, in denen<br />

teilweise dezentrale Kultureinrichtungen betrieben werden (Stadtteil-Bibliotheken).<br />

Auf die besondere Funktion als Mittelzentrumsgemeinde wird im Teilbericht<br />

Finanzen näher eingegangen.<br />

Musikschule, Zentralbibliothek und Volkshochschule werden ab 2002 als<br />

NKF -Pilotbereiche geführt.<br />

Bei den städtischen Kultureinrichtungen heben sich spezielle Kultura n-<br />

gebote im Vergleich zu anderen gleichgroßen Städten besonders hervor:<br />

• Schlosstheater<br />

• <strong>Moers</strong>er Jazz Festival<br />

• Comedy Art Festival<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 353


Bildung und Kultur<br />

Feststellung<br />

Trotz anhaltend schwieriger Finanzlage leistet sich die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> besonders hochkarätige und kostenintensive kulturelle<br />

Nischenangebote.<br />

Haushaltssicherungskonzept für den Kulturbereich<br />

Die Haushaltskonsolidierung im Einzelplan 3 fällt insbesondere bei den<br />

Personalausgaben ins Auge (minus 10 Prozent). Dennoch besteht im<br />

Kulturbereich mit 79,4 vollen Stellen nach wie vor ein vergleichsweise<br />

großer Personalumfang. Rechnet man die Volkshochschule noch hinzu,<br />

dann erreicht <strong>Moers</strong> rund 102 volle Stellen.<br />

Feststellung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> erledigt Kulturaufgaben mit einem vergleichsweise<br />

großen Personalkörper.<br />

Empfehlung<br />

Konstruktive Aufgabenkritik und Verbesserungsvorschläge in allen<br />

einzelnen Aufgabenebenen des Kulturbereiches sollten eingefordert<br />

werden und im Ergebnis dazu beitragen, dass sich Geschäftsabläufe<br />

mit geringerem Personaleinsatz optimieren lassen.<br />

Bei Parallelprüfungen von zwei gleichgroßen Städten stellten wird fest,<br />

dass das dortige Personalniveau um rund 25 volle Stellen niedriger liegt.<br />

Die Entwic klung der Personalausgaben der Volkshochschule wird separat<br />

im Unterthema „Erwachsenenbildung“ betrachtet.<br />

Personalausgaben im Einzelplan 3 in Euro<br />

Unterabschnitt 2000 2004<br />

300 Kulturverwaltung 593.001 599.456<br />

321<br />

Museum, Sammlungen,<br />

Archiv<br />

384.410 307.779<br />

322<br />

Kunstausstellung<br />

Peschkenhaus<br />

57.923 0<br />

332 Schlosstheater 419.968 443.080<br />

333 Musikschule 1.607.381 1.420.804<br />

34 (366) Heimat-/Kulturpflege 86.361 0<br />

352 Stadtbibliothek 1.092.321 1.066.837<br />

insgesamt 4.241.365 3.837.956<br />

Quelle: Sammelnachweis Personalausgaben<br />

354<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Die weitere Konsolidierungsrichtung für den Kulturbereich ist in der Fortschreibung<br />

des Haushaltssicherungskonzeptes <strong>2005</strong> für die folgenden<br />

Jahre mit zunehmenden Einsparungen in sechsstelliger Höhe und einer<br />

Neustrukturierung definiert. Ergänzt wird dies durch sehr konkrete Optimierungsziele<br />

für Musikschule und Volkshochschule (vgl. Zukunftsko n-<br />

zept 2009 für Musikschule, Zielplanung der Volkshochschule bis Ende<br />

2008 zur Verbesserung der Kostenstruktur).<br />

Der für HSK- Gemeinden geltende Handlungsrahmen sieht u.a. folgende<br />

Maßgaben vor:<br />

• Wenn bei pflichtigen Ausgaben gespart werden muss,<br />

können freiwillige Leistungen – wie u.a. im Kulturbereichnicht<br />

außer betracht bleiben.<br />

• Bei Personalausgaben sind alle Einsparungsmöglichkeiten<br />

auszunutzen. Ziel muss eine Senkung der Personalkosten<br />

sein (wie z.B. bei der Schließung von zwei Stadtteil-<br />

Bibliotheken in <strong>Moers</strong> geschehen).<br />

• Die städtische Verwaltungsorganisation ist mit dem Ziel<br />

eines Personalkostenabbaus zu optimieren: Diese Ric h-<br />

tung ist bei der <strong>Moers</strong>er Musikschule und Volkshochschule<br />

sichtbar einschlagen und wird noch verstärkt. Eine erste<br />

Stellenoptimierung ist auch bei der Zentralbibliothek festzustellen.<br />

Andererseits sind die Geschäftsabläufe in der<br />

Kulturverwaltung, die mit 11,5 Stellen besetzt ist, noch<br />

nicht abschließend hinsichtlich einer Ablaufstraffung und<br />

Personalverdichtung untersucht. Bei den noch laufenden<br />

Betrachtungen ist zudem mit einzubeziehen, ob bei manchen<br />

Tätigkeiten auch Aufgabenkritik bzw. Vorschläge zur<br />

Verwaltungsvereinfachung zu gewinnen und zu nutzen<br />

sind. Würden beispielsweise weniger Kulturausschuss-<br />

Sitzungen zu bedienen sein, könnte der Verwaltungsaufwand<br />

dementsprechend angepasst werden.<br />

• Im Einzelfall sind städtische Einrichtungen oder Leistungsangebote<br />

völlig aufzugeben. Dies ist in <strong>Moers</strong> noch nicht<br />

festzustellen, jedoch wird die Privatisierung als Chance<br />

gesucht (Jazz Festival als GmbH ab <strong>2005</strong>).<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 355


Bildung und Kultur<br />

Kulturentwicklung insgesamt (Unterabschnitte 30 bis 34)<br />

Die Entwicklung des Zuschussbedarfs für Kultur bei der Stadt <strong>Moers</strong> ist<br />

für die Jahre 2000 bis 2003 in den nachfolgenden Tabellen dargestellt.<br />

Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner<br />

Jahr Zuschussbedarf gesamt<br />

in €<br />

Einwohner<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Zuschussbedarf für Kultur<br />

je Einwohner<br />

2000 3.769.911 107.062 35,21<br />

2001 3.259.746 107.421 30,35<br />

2002 3.307.167 108.019 30,62<br />

2003 3.200.606 107.903 29,66<br />

Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 30 bis 34 einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />

durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner<br />

Jahr Zuschussbedarf gesamt<br />

in €<br />

Einwohner<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Zuschussbedarf für Kultur<br />

je Einwohner<br />

2000 3.224.681 107.062 30,12<br />

2001 2.768.382 107.421 25,77<br />

2002 2.758.619 108.019 25,54<br />

2003 2.810.570 107.903 26,05<br />

Die Haushaltskonsolidierung im Kulturbereich zeigt von 2000 auf 2001<br />

einen positiven Ergebnisverlauf. In den folgenden Jahren zeigen sich<br />

eher geringe Effekte.<br />

Wir haben untersucht, welche Einzelbereiche bei den Kulturaufgaben die<br />

Stadt <strong>Moers</strong> finanziell besonders belasten. Erfahrungsgemäß stellt der<br />

Musikschulbereich bei den meisten von uns geprüften Gemeinden einen<br />

dominanten Kostenblock dar.<br />

<strong>Moers</strong>er Musikschule<br />

Die Musikschule der Stadt <strong>Moers</strong> hat nach den sie betreffenden Konsolidierungskonzepten<br />

von 1994 bis 1998 verschiedene Maßnahmen realisiert<br />

(Umstrukturierung und Verdichtung des Unterrichts im Kernbereich,<br />

Personalreduzierung um 11,3 Stellen usw.).<br />

Im Jahr 2001 wurde die Konzeption, die Musikschule als Eigenbetrieb zu<br />

führen, fallengelassen. Zwei Jahre später entwickelte eine Beratungsfirma<br />

ein neues Unterrichtskonzept, das im Jahr 2004 umgesetzt wurde.<br />

Trotz professioneller Angebotsbroschüren und intensiver Pressewerbung<br />

gab es in allen Gebieten der Musikschule drastische Rückgänge bei der<br />

Unterrichtsbelegung.<br />

356<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

In der Ratssitzung am 15.12.2004 wurde der Verwaltung der Auftrag<br />

erteilt, unter Berücksichtigung der haushaltspolitischen Rahmenbedingungen<br />

die Zukunftsziele für eine funktionsfähige Musikschule konzeptionell<br />

zu entwickeln. Dieses Konzept legt ein Finanz-, Zeit- und Maßnahmenplan<br />

von <strong>2005</strong> bis 2009 fest.<br />

Feststellung<br />

Wir bewerten es positiv, dass die <strong>Moers</strong>er Musikschule ihren Restrukturierungsweg<br />

für die folgenden Jahre mit einem eigenen<br />

Konzept festgelegt hat.<br />

Hauptziele zur Kostensenkung sind:<br />

• Optimierung der Auslastung des Musikschulunterrichts<br />

• Erweiterung der Großgruppen- und Klassenangebote<br />

• Reduzierung von Musikschulprojekten<br />

• Moderate Erhöhung der Teilnehmerentgelte<br />

Empfehlung<br />

• Verstärkter Abschluss von Honorarverträgen<br />

Die jährlichen Konsolidierungserfolge sollten im jeweiligen Jahresbericht<br />

der Musikschule besonders hervorgehoben werden.<br />

Vor dem Hintergrund dieser Ist-Situation betrachten wir die Entwic klung<br />

des Zuschussbedarfes, den die Stadt <strong>Moers</strong> für ihre Musikschule für die<br />

Jahre 2000 bis 2003 zu tragen hatte:<br />

Jahr<br />

Zuschussbedarf für Musikschule je Einwohner<br />

Zuschussbedarf gesamt<br />

in €<br />

Einwohner<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Zuschussbedarf<br />

je Einwohner in €<br />

2000 983.472 107.062 9,19<br />

2001 895.872 107.421 8,34<br />

2002 951.190 108.019 8,81<br />

2003 911.762 107.903 8,45<br />

Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 333 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />

durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 357


Bildung und Kultur<br />

Jahr<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Einwohner<br />

Zuschussbedarf gesamt<br />

in €<br />

Einwohner<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Zuschussbedarf<br />

je Einwohner in €<br />

2000 883.075 107.062 8,25<br />

2001 762.597 107.421 7,10<br />

2002 729.026 108.019 6,75<br />

2003 774.615 107.903 7,18<br />

Wie sich die Stadt <strong>Moers</strong> mit dem Ergebnis des Jahres 2003 interkommunal<br />

positioniert, ist der folgenden Tabelle und Grafik zu entnehmen:<br />

Bereinigter Zuschussbedarf Musikschule je Einwohner<br />

interkommunaler Vergleich 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

3,84 € 13,94 € 7,31 € 7,18 €<br />

Bereinigter Zuschuss für Musikschule je Einwohner<br />

im interkommunalen Vergleich 2003<br />

15,00<br />

---- Euro ----<br />

10,00<br />

5,00<br />

0,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />

Der bisher vollzogene Konsolidierungsweg der <strong>Moers</strong>er Musikschule führt<br />

zu einer knappen Unterschreitung des interkommunalen Mittelwertes.<br />

Feststellung<br />

Unter Berücksichtigung des interkommunalen Vergleiches ist die<br />

Belastung des Kulturetats durch die <strong>Moers</strong>er Musikschule als<br />

„normal“ zu bezeichnen. Außerdem sprechen die vorgesehenen<br />

Ziele und Maßnahmen im Zukunftskonzept der Musikschule dafür,<br />

dass sich eine weitere und deutliche Verbesserung erreichen lassen<br />

wird.<br />

358<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Wie den folgenden Tabellen zu entnehmen ist, gingen die Schülerzahlen<br />

stark zurück (minus 15 Prozent):<br />

Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />

Jahr Zuschussbedarf gesamt Musikschüler<br />

Zuschussbedarf<br />

in €<br />

Stadt <strong>Moers</strong> je Musikschüler in €<br />

2000 983.472 1.856 529,89<br />

2001 895.872 1.759 509,31<br />

2002 951.190 1.653 575,43<br />

2003 911.762 1.593 572,36<br />

Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 3333 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />

durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />

Jahr<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />

Zuschussbedarf gesamt<br />

in €<br />

Musikschüler<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

Zuschussbedarf<br />

je Musikschüler in €<br />

2000 883.075 1.856 480,89<br />

2001 762.597 1.759 438,66<br />

2002 729.026 1.653 441,03<br />

2003 774.615 1.593 486,26<br />

Auf der Grundlage des Ergebnisses des Jahres 2003 zeigen wir auf, wie<br />

sich die Stadt <strong>Moers</strong> damit im interkommunalen Vergleich positioniert:<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />

interkommunaler Vergleich 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

168,84 € 806,96 € 414,64 € 486,26 €<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Musikschule je Musikschüler<br />

im interkommunalen Vergleich 2003<br />

900,00<br />

750,00<br />

---- Euro ----<br />

600,00<br />

450,00<br />

300,00<br />

150,00<br />

0,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 359


Bildung und Kultur<br />

Der Rückgang der Schülerzahlen verschärfte sich über das Jahr 2003<br />

hinaus und wird auch negative Auswirkungen auf die Gebühreneinnahmen<br />

des Jahres 2004 haben. Dies hat die beteiligte Beratungsfirma zu<br />

vertreten, die insbesondere für den Einzelunterricht marktunübliche und<br />

viel zu hohe Entgelte für eine kommunale Musikschule zur Umsetzung<br />

vorschlug. Diesen Fehlschritt hat die Stadt <strong>Moers</strong> zwischenzeitlich korrigie<br />

rt. Wäre es zu keinem Einbruch bei den Schülerzahlen gekommen,<br />

würde <strong>Moers</strong> genau am interkommunalen Mittelwert liegen.<br />

Wesentliche Kostenblöcke im Kulturbereich<br />

Obwohl der Theaterbetrieb die Aufwendungen der <strong>Moers</strong>er Musikschule<br />

noch übersteigt, steht er nicht derart im Brennpunkt der Haushaltssanierung<br />

wie das bei anderen städtischen Kultureinrichtungen der Fall ist.<br />

Dabei ist die Kostenintensität des Theaterbereiches gegenüber anderen<br />

und gleichgroßen Städten, bei denen allenfalls Gasttheater anzutreffen<br />

sind, auffallend hoch.<br />

Zuschussbedarf Kultur nach Hauptverursachern<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

-----Mio. Euro -----<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

Musikschule Konzerte/Jazz Theater Kulturverw.<br />

unbereinigt<br />

bereinigt<br />

Bezugsjahr 2003<br />

Selbst Großstädte sahen sich angesichts akuter Haushaltsnöte bereits<br />

gezwungen, renommierte Theater schließen zu müssen. Das Schlosstheater<br />

der Stadt <strong>Moers</strong>, das elementare Kosten im städtischen Theaterbereich<br />

verursacht, hält aber seinen Platz trotz geringer Eintrittspreise<br />

und hoher Verluste. Ob dies damit zu rechtfertigen ist, dass es ein qualitativ<br />

gutes Stadttheater ist und der städtischen Kulturszene einen be-<br />

360<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

sonderen Charakter verleiht, wird immer zu geteilten Auffassungen führen.<br />

Bei den Haushaltsdiskussionen muss aber bei der extremen städtischen<br />

Finanzlage viel stärker der Umstand gewichtet werden, dass beträchtliche<br />

öffentliche Geldmittel einer Aufgabe zugute kommen, die nur eine<br />

kleine Nutzergruppe mit einem sehr individuellen kulturellen Freizeitinteresse<br />

anspricht.<br />

Empfehlung<br />

Für qualitativ gute und außergewöhnliche Theaterangebote sollten<br />

höhere Eintrittsgelder erhoben.<br />

Für Eigenveranstaltungen in den Räumen des Schlosstheaters werden<br />

für Erwachsene nur 12 Euro erhoben. Das Theaterabonnement pro Saison<br />

kostet nur 40 Euro. Die Eintrittspreise gelten seit 1.1.2002.<br />

Empfehlung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte verstärkt darauf hinarbeiten, dass für den<br />

Theaterbetrieb ein breites privates Engagement gefunden und eine<br />

private Trägerschaft aufgebaut werden kann.<br />

Als Chance neuer kommunaler Kulturentwicklung sollte auch die Öffnung<br />

hin zu regionalen Netzwerken gesehen werden. Die Stadt <strong>Moers</strong> sollte<br />

sich nicht scheuen, auch die Kräfte der Wirtschaft in ihrer kulturpolitischen<br />

Verantwortung anzusprechen. In dieser Hinsicht sprechen wir<br />

zwei Möglichkeiten an, die aus unserer Sicht unbedingt zu intensivieren<br />

sind:<br />

Private Trägerschaft in Form eines Stadtkulturbundes<br />

Vereinzelt platzieren sich solche Lösungen am Niederrhein (u.a. in Mönchengladbach).<br />

Dabei trifft man beispielsweise die allgemeine Auffassung<br />

an, dass ein kulturelles „Einzelhandelsangebot“ nicht mehr in der<br />

Lage ist, die nötige Aufmerksamkeit und Identifikation für eine Stadt in<br />

der Region zu erzeugen. Bemerkenswert ist, dass ein Stadtkulturbund in<br />

der Regel nicht nur von einer einzelnen Sparkasse finanziell getragen<br />

wird, sondern dass sich eine Kette an Geldgebern finden lässt (Geldinstitute,<br />

Firmen, Stadtwerke usw.).<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 361


Bildung und Kultur<br />

Kulturraum Niederrhein e.V.<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> ist Mitglied dieser Vereinigung, die sich nach gewissen<br />

Anlaufschwierigkeiten als Idee regionaler Kooperationen und dank vieler<br />

gelungener Projekte in den letzten Jahren als tragfähig erweist. Aber<br />

regionale Kulturprojekte können u.a. wegen der allgemein schlechten<br />

Haushaltslage in aller Regel nicht mehr zusätzlich zum lokalen Kulturprogramm<br />

realisiert werden. Längst kann nicht mehr alles weiterlaufen,<br />

was an sich kulturell sehr interessant und wünschenswert ist. Die ökonomische<br />

Vernunft verlangt, die verbliebenen Ressourcen zu konzentrieren.<br />

Darauf ausgerichtete Leitvorstellungen wurden von den niederrheinischen<br />

Kulturdezernenten im „Arbeitskreis Regionalkultur“ erarbeitet. Für<br />

bedeutsam halten auch wir den Leitsatz, dass nicht mehr zusätzliche<br />

Kulturangebote zu schaffen sind, sondern vielmehr ein Weg gefunden<br />

werden muss, das Beste des lokal Vorhandenen in regionalen Zusammenhängen<br />

weiterzuqualifizieren und konzentriert sowie kooperativ herauszustellen.<br />

Auch nach unserer Meinung geht die Kernaussage in die richtige Ric h-<br />

tung, dass Wirtschaft und Kultur noch mehr aufeinander zugehen müssen.<br />

Denn die Unternehmen in einer Kommune haben neben ihren wirtschaftlichen<br />

Verpflichtungen in aller Regel ein Interesse an der Infrastruktur<br />

ihrer Stadt und ihrer Region. Kultur ist wesentlicher Bestandteil<br />

dieser Infrastruktur und gehört zu den Grundlagen einer volks- und betriebswirtschaftlich<br />

grundlegend erforderlichen Bildung.<br />

Interkommunaler Vergleich<br />

Die folgenden Tabellen und Grafiken geben Auskunft darüber, wie sich<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> mit ihren Kultureinrichtungen interkommunal positioniert<br />

(u.a. einschl. Musikschule, aber ohne den Bereich der Stadtbibliothek,<br />

der separat betrachtet wird):<br />

Bereinigter Zuschussbedarf Kultur je Einwohner<br />

interkommunaler Vergleich 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

5,29 33,98 19,54 26,05<br />

362<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Kultur je Einwohner<br />

im interkommunalen Vergleich 2003<br />

(KIWI- Kennzahl)<br />

30,00<br />

---- Euro ----<br />

20,00<br />

10,00<br />

0,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />

Im interkommunalen Vergleich liegt die Stadt <strong>Moers</strong> mit 6,50 Euro deutlich<br />

über dem Mittelwert. Dies liegt vor allen an einem überdurchschnittlichen<br />

Personalkörper und den speziellen Angeboten im Theaterbereich.<br />

KIWI-Bewertung<br />

Zusammenfassung der Ist-Situation:<br />

• Die Stadt <strong>Moers</strong> leistet sich trotz schlechter Haushaltssituation<br />

teilweise kostenintensive und hochkarätige kulturelle<br />

Nischenangebote. Der Theaterbetrieb steht nicht im<br />

Brennpunkt der Haushaltssanierung, wie das bei den übrigen<br />

Kultureinrichtungen festzustellen ist.<br />

• Nach Konsolidierungserfolgen insbesondere bei den Personalausgaben<br />

hielt der Kulturbereich sein Zuschussniveau<br />

bis einschl. 2003 eher konstant. Insgesamt bleibt<br />

der Personalumfang vergleichsweise hoch. Eine Optimierung<br />

der Geschäftsabläufe ist noch nicht abgeschlossen.<br />

• Die städtischen Konsolidierungsziele für die kommenden<br />

Jahre werden teilweise sehr konkret formuliert (z.B. bei<br />

der Musikschule, vgl. auch Ziele bei VHS) und weisen in<br />

die richtige Ric htung.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 363


Bildung und Kultur<br />

Die Handlungsmöglichkeiten in zusammengefasster Form:<br />

• Konstruktive Aufgabenkritik und Vorschläge zur Verwaltungsvereinfachung<br />

sind von allen Dienststellen des Kulturbereiches<br />

einzufordern, damit das Ziel optimaler Geschäftsabläufe<br />

bei geringerem Personalaufwand zu erreichen<br />

ist.<br />

• In den Jahresberichten sollten alle städtischen Kultureinrichtungen<br />

ihre Konsolidierungserfolge transparent machen.<br />

• Beim Theaterbetrieb ist auf ein breites privates Engagement<br />

und private Trägerschaft hinzuarbeiten (Stadtkulturbund).<br />

Die Preisstruktur ist anzuheben. Die örtliche Wirtschaft<br />

sollte generell für städtische Kulturaufgaben zu gewinnen<br />

sein und wegen infrastruktureller Aspekte Mitverantwortung<br />

übernehmen.<br />

• Lokale Kulturaufgaben sollten unter Beachtung der ökonomischen<br />

Vernunft ein viel stärkeres Gewicht bei der regionalen<br />

Kulturkonzeption erhalten. Die Vereinigung „Kulturraum<br />

Niederrhein e.V.“, der die Stadt <strong>Moers</strong> angehört,<br />

kann ein Schlüssel für kooperative Erfolge sein.<br />

KIWI Bewertung<br />

Bei der Kennzahl „Zuschussbedarf Kultur je Einwohner“ vergeben<br />

wir die KIWI- Bewertung 2. Zwar sehen wir den Restrukturierungskurs,<br />

den die Stadt <strong>Moers</strong> einschlägt, jedoch bestehen noch<br />

weiterer Handlungsbedarf und Handlungsmöglichkeiten, um das<br />

interkommunal hohe Zuschussniveau abzubauen.<br />

364<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Fazit<br />

Im Kulturbereich ist die Stadt <strong>Moers</strong> mit ihren Einrichtungen vie l-<br />

fältig und qualitativ gut aufgestellt. Allerdings passen einige hochkarätige<br />

und kostenintensive kulturelle Nischenangebote (in erster<br />

Linie das Schlosstheater) nicht in das Bild der problematischen<br />

Haushaltslage. Die Stadt <strong>Moers</strong> leistet sich mehr als vergleichbare<br />

Städte.<br />

Will die Stadt <strong>Moers</strong> örtliche kulturelle Besonderheiten dauerhaft<br />

erhalten, sollte sie verstärkt auf die private Wirtschaft zugehen<br />

(Trägerschaft durch Stadtkulturbund) und lokale Kulturpolitik mit<br />

regionalen Kulturkonzepten verbinden (vgl. Leitbild des Kulturraum<br />

Niederrhein e.V.).<br />

Stadtbibliothek<br />

Die Prüfung des Bibliothekenwesens ist aktuell noch nicht Standard unserer<br />

Prüftätigkeit. Da aber der Bereich der Stadtbibliothek eine wichtige<br />

Säule der Kulturarbeit der Stadt <strong>Moers</strong> darstellt und wir für die konzeptionelle<br />

Entwicklung unseres Prüfleitfadens zum Bibliothekenwesen fortlaufend<br />

Leistungsstandards und Besonderheiten von Stadtbüchereien<br />

erfassen, haben wir einzelne, aber wesentliche Merkmale der Stadtbücherei<br />

<strong>Moers</strong> mit sechs weiteren städtischen Bibliotheken verglichen.<br />

Vier davon unterhalten – wie <strong>Moers</strong> – eine Zentrale Stadtbibliothek mit<br />

zwei Zweigstellen.<br />

Dieser Vergleich ist noch nicht repräsentativ, dennoch liefert er eine<br />

Grundlage für die zukünftige Orientierung der Stadt <strong>Moers</strong>, die sich<br />

mehr nach der gegebenen Finanzlage zu richten hat.<br />

Feststellung<br />

Wir halten es für einen richtigen und offensiven Schritt, dass sich<br />

die Stadtbücherei <strong>Moers</strong> mit anderen städtischen Bibliotheken<br />

vergleicht. Hierbei handelt es sich jedoch überwiegend um Einrichtungen<br />

von kreisfreien Städten (über 100.000 Einwohnern).<br />

Der gewählte Vergleichsring umfasst 28 Städte. Dabei nimmt die Stadtbibliothek<br />

<strong>Moers</strong> bei Leistungsdaten im Jahr 2004 Spitzenpositionen ein:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 365


Bildung und Kultur<br />

• 7,28 Ausleihen pro Einwohner (Durchschnitt 4,72)<br />

• 2,62 Besuche pro Einwohner (Durchschnitt 1,78)<br />

Die Zentralbibliothek der Stadt <strong>Moers</strong> (einschl. Zweigstellen) dokume n-<br />

tiert ihr Leistungsspektrum bzw. ihre jährlichen Arbeitsinhalte in einem<br />

Jahresbericht. Dieser beinhaltet vielfältige textliche Informationen sowie<br />

wesentliche betriebliche Zahlen und Daten, teilweise in grafischer Da r-<br />

stellung.<br />

Feststellung<br />

Die Jahresberichte der Zentralbibliothek sind beispielhaft für andere<br />

Ämter und Kommunen. Sie sind kurz und bündig gefasst,<br />

aber dennoch ausreichend informativ. Die optische Gestaltung<br />

finden wir sehr gut.<br />

Besonders leicht verständlich und informativ sind die grafischen Darstellungen<br />

zur<br />

• Aktualisierung des Medienbestandes (Zugänge und Abgänge<br />

nach fünf Medienklassen),<br />

• Verteilung des Nutzerverhaltens nach Altersgruppen und<br />

Empfehlung<br />

• Verteilung der Mitarbeiterstunden.<br />

Das beispielhafte <strong>Bericht</strong>swesen der Zentralbibliothek zur Verteilung<br />

der Mitarbeiterstunden könnte flächendeckend auf alle Verwaltungsbereiche<br />

übertragen werden. Es können dadurch unter<br />

Umständen Problemzonen für die Gesamtsteuerung der Verwaltung<br />

aufgezeigt und behandelt werden.<br />

Die Grafik steht für ein gutes Spiegelbild der geleisteten Arbeit: Sie<br />

macht transparent, wie viele Mitarbeiterstunden für Kernaufgaben zur<br />

Verfügung standen. Daneben sind die Ausfallzeiten ersichtlich. Nicht<br />

unwesentlich sind für eine strategische Gesamtsteuerung (vgl. Teilbericht<br />

Personal und Organisation) Angaben zu teils ungewohnten und extrem<br />

hohen Arbeitsanforderungen. Diese betreffen beim Büchereibetrieb<br />

u.a. die Pilotfunktion für das Neue Kommunale Finanzmanagement und<br />

Folgearbeiten im Rahmen der Zweigstellenschließungen.<br />

366<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Bis Ende 2002 wurden neben der Zentralbibliothek vier Zweigstellen<br />

geführt. Nach Schließung von zwei Zweigstellen in den Stadtteilen<br />

Scherpenberg und Meerbeck reduzierten sich nach den Jahresberichten<br />

die besetzten Personalstellen im Zeitraum 2000 bis 2003 von 24,74 auf<br />

22,68 (minus 8,3 Prozent). Dieser prozentuale Rückgang ist auch bei<br />

den verfügbaren Mitarbeiterstunden festzustellen.<br />

Feststellung<br />

Die Schließung von Zweigstellen hat insgesamt noch keine wesentliche<br />

finanzielle Verbesserung bewirkt.<br />

Dies verdeutlichen die folgende Grafik und Tabelle:<br />

Ausgabenentwicklung der <strong>Moers</strong>er Zentralbibliothek<br />

mit zwei Zweigstellen<br />

1,5<br />

-----Mio. Euro -----<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Gesamtausgaben<br />

Personalausgaben<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Zentralbibliothek mit zwei Zweigstellen<br />

je Einwohner<br />

Jahr Zuschussbedarf gesamt Einwohner<br />

Zuschussbedarf<br />

in €<br />

Stadt <strong>Moers</strong><br />

je Einwohner in €<br />

2000 1.172.129 107.062 10,95<br />

2001 1.176.824 107.421 10,96<br />

2002 1.152.815 108.019 10,67<br />

2003 1.166.632 107.903 10,81<br />

Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 352 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />

durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />

Wie sich die Stadt <strong>Moers</strong> in unserem noch begrenzten interkommunalen<br />

Vergleich positioniert, verdeutlicht die folgende Übersicht:<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 367


Bildung und Kultur<br />

Stadt /<br />

Einwohner<br />

(gerundet)<br />

<strong>Moers</strong><br />

108.000<br />

Stadt A<br />

108.000<br />

Stadt B<br />

106.000<br />

Stadt C<br />

89.000<br />

Stadt D<br />

76.000<br />

Stadt E<br />

57.000<br />

Stadt F<br />

57.000<br />

Vergleichsergebnisse der Stadtbibliotheken (Bezugsjahr 2003)<br />

nicht ermittelt (n.e.)<br />

Größenklasse 50.000 bis 110.000 Einwohner<br />

Bereinigter<br />

Zuschussbedarf<br />

(ZB)<br />

Volle<br />

Personalstellen<br />

ZB je<br />

Einwohner<br />

ZB je<br />

Besucher<br />

Öffnungsstunden<br />

je<br />

10.000<br />

Einwohner<br />

1.166.632 € 22,9 10,81 € 4,65 € 6,49<br />

658.313 € 14,8 6,10 € n.e. n.e<br />

695.890 € 15,9 6,57 € n.e. n.e<br />

697.212 € 16,1 7,87 € 3,84 € 9,71<br />

822.057 € 21,5 10,73 € 4,28 € 7,18<br />

610.982 € 11,8 10,79 € n.e. n.e.<br />

541.657 € 11,4 9,43 € 6,50 € 17,07<br />

Die Bertelsmannstiftung verwendet bei ihrem Bibliothekenindex „bix“ die<br />

Staffelung 50.000 bis 100.000 Einwohner, die wir für unseren Vergleich<br />

etwas erweitert haben. Die Städte A, C, D und F verfügen – wie <strong>Moers</strong> –<br />

über zwei Zweigstellen. Die Stadt B hat nur eine Zweigstelle. Die Stadt E<br />

unterstützt vier Schulbibliotheken.<br />

Empfehlung<br />

In Zeiten knapper Haushaltsmittel sollte sich die Stadt <strong>Moers</strong> im<br />

Bibliothekenbereich an den Maßstäben anderer und kleinerer Gemeinden<br />

orientieren.<br />

Unsere interkommunalen Erfahrungswerte im Bibliothekenbereich sind<br />

zwar noch relativ begrenzt, sie geben der Stadt <strong>Moers</strong> jedoch eine erste<br />

Orientierung dahingehend, dass der bestehende eigene Personalumfang<br />

trotz erfolgter Reduzierungen noch immer „als gut ausgestattet“ anzusehen<br />

ist. Dies wirkt sich auch auf den bereinigten Zuschussbedarf des<br />

sehr personalintensiven Bibliothekenbereichs aus:<br />

368<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Stellenanzahl bei Stadtbibliotheken (Unterabschnitt 352)<br />

----- volle Personalstellen -----<br />

24<br />

20<br />

16<br />

12<br />

8<br />

4<br />

0<br />

Minimum Maximum Durchschnitt <strong>Moers</strong><br />

Bezugsjahr 2003<br />

Das Durchschnittsalter der <strong>Moers</strong>er Stadtbibliotheken liegt bei 43,3 Jahren.<br />

Eine altersbedingte Fluktuation ist nicht zu erwarten. Die älteste<br />

Personalkraft wird 56 Jahre.<br />

Bereinigter Zuschussbedarf der Stadtbibliotheken<br />

12<br />

- Euro je Einwohner -<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

Minimum Maximum Durchschnitt <strong>Moers</strong><br />

Bezugsjahr 2003<br />

Für das Jahr 2004 zeichnet sich bei den Personalausgaben ein Rückgang<br />

von etwa 50.000 Euro ab. Die übrigen Rechnungsergebnisse waren zum<br />

Zeitpunkt unserer Prüfung noch nicht verfügbar. Es ist aber wahrscheinlich,<br />

dass der bereinigte Zuschussbedarf je Einwohner weiterhin über 10<br />

Euro – und damit über dem interkommunalen Mittelwert - liegen wird.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 369


Bildung und Kultur<br />

Die deutliche Differenz zu anderen Stadtbibliotheken, die bei geringerem<br />

Zuschussbedarf durchweg gute Bibliotheksarbeit leisten, kann nur im<br />

breiteren Leistungsspektrum und in der überdurchschnittlich guten Arbeit<br />

der <strong>Moers</strong>er Bibliotheken begründet liegen. Dafür sprechen u.a. die<br />

örtlichen Angebote wie „Bildungsportal Bibliothek“ oder „Artothek“, die<br />

umfangreichen Bestandsaktualisierungen bei den Medien und zahlreiche<br />

Sonderveranstaltungen (<strong>Moers</strong>er Kinder- und Jugendbuchwochen usw.).<br />

Empfehlung<br />

Wenn sich die Haushaltslage nicht verbessert, sind Leistungsreduzierungen<br />

und Qualitätseinschränkungen zu überdenken und wohl<br />

kaum zu vermeiden. Die Orientierung sollte am Niveau der dargestellten<br />

Mittelwerte beginnen.<br />

Fazit<br />

Der überdurchschnittliche Zuschussbedarf für die <strong>Moers</strong>er Stadtbibliotheken<br />

erklärt sich durch eine besonders gute Bibliotheksarbeit,<br />

die sehr offen gehandhabt wird. Dies zeigt sich nicht zuletzt<br />

an einem sehr gut geführten <strong>Bericht</strong>swesen (insbesondere zur<br />

Verwendung der Personalressourcen). Wir halten dies sogar für<br />

mustergültig und geeignet für die Gesamtverwaltung.<br />

Die Konsolidierungsanstrengungen im Bibliothekenbereich zeigen<br />

sich daran, dass zwei Stadtteilbibliotheken geschlossen wurden,<br />

was aber beim Zuschussergebnis 2003 noch keine wesentliche<br />

Entlastung bewirkte.<br />

Für die weitere Orientierung halten wir es wegen der extrem<br />

schlechten Haushaltslage für geboten, nicht nur das Kosten- und<br />

Leistungsniveau gleichgroßer oder größerer Städte in den Blick zu<br />

nehmen, sondern auch die Maßstäbe kleinerer Stadtbibliotheken<br />

für die Aufgabenerledigung verstärkt heranzuziehen.<br />

370<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Erwachsenenbildung<br />

Nach § 10 Weiterbildungsgesetz (WbG) ist die Errichtung und Unterhaltung<br />

von Einrichtungen der Weiterbildung für Kreisfreie Städte, Große<br />

kreisangehörige Städte und Mittlere kreisangehörige Städte verpflic h-<br />

tend. Sie können die Einrichtungen auch in einer Rechtsform des privaten<br />

Rechts führen.<br />

Für die übrigen kreisangehörigen Gemeinden ist der Kreis verpflichtet,<br />

Einrichtungen der Weiterbildung zu errichten und zu unterhalten, wenn<br />

nicht mehrere Gemeinden mit zusammen mindestens 25.000 Einwohnerinnen<br />

und Einwohnern diese Aufgabe gemeinsam wahrnehmen. Zusätzlich<br />

besteht die Möglichkeit, dass mittlere kreisangehörige Städte diese<br />

Aufgabe auf den Kreis übertragen können.<br />

Strukturelle und örtliche Besonderheiten bei der VHS<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> unterhält in kooperativer Form mit den Städten Kamp-<br />

Linfort und Neukirchen-Vluyn eine Volkshochschule. Grundlage ist die<br />

öffentlich-rechtliche Vereinbarung aus dem Jahr 1977. Diese wurde im<br />

Sommer 2004 hinsichtlich wesentlicher Zielabsichten modifiziert (u.a.<br />

Mindestangebot von Unterrichtsstunden, Höhe der Zuschussbeträge<br />

durch die Partnerkommunen). Die Vereinbarung wurde befristet bis zum<br />

31.12.<strong>2005</strong> geschlossen.<br />

Insgesamt 1220 VHS-Veranstaltungen fanden im Jahr 2003 an 30 Veranstaltungsorten<br />

in allen drei Städten statt. Insgesamt verteilen sich die<br />

Fortbildungen der einzelnen Fachbereiche auf ca. 130 Veranstaltungsräume.<br />

Diese Dimensionen machen deutlich, dass sich mit der Vera n-<br />

staltungsplanung und dem VHS-Raumkonzept ein nicht unerheblicher<br />

Verwaltungsaufwand (Leitung und Verwaltungsabteilung) verbindet. Wie<br />

sich dieser enorme Vor- und Nachbereitungsaufwand auf die nachfolgend<br />

dargestellten Ergebnisse der VHS-Fachbereiche verteilt, wird ma n-<br />

gels einer fehlenden Vollkostenrechnung nicht transparent.<br />

Zuschussentwicklung der Volkshochschule<br />

Erstmalig für das Haushaltsjahr 2002 hat die Stadt <strong>Moers</strong> auch den Bereich<br />

der Volkshochschule im Rahmen ihrer NKF -Konzeption (vgl. Teilbericht<br />

Finanzen, Unterthema „Vorbemerkungen“) in den so genannten<br />

doppischen Pilotbereich einbezogen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 371


Bildung und Kultur<br />

In den Rechnungsergebnissen (Unterabschnitt 350) erscheinen im kameralen<br />

Verwaltungshaushalt ab 2002 nur finanzielle Zuweisungen an<br />

die Volkshochschule. Wir haben die doppischen NKF -Jahresabschlüsse<br />

(Produktgruppe Volkshochschule) für die betreffenden Jahre ausgewertet<br />

und in eine zur kameralen Seite gleichartige Betrachtungsform gebracht:<br />

Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung je Einwohner<br />

Jahr Zuschussbedarf gesamt Einwohner Zuschussbedarf je Einwohner<br />

in €<br />

<strong>Moers</strong><br />

in €<br />

2000 606.909 107.062 5,67<br />

2001 627.552 107.421 5,84<br />

2002 544.207 108.019 5,04<br />

2003 705.745 107.903 6,54<br />

Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 350 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />

durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />

Bei der Ermittlung des jährlichen Zuschussbedarfes wurden die Einnahmen<br />

mit den Ausgaben verrechnet. Das heißt, auch die Zuschüsse der<br />

Partnerkommunen Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn wurden dabei<br />

zuschussmindernd berücksichtigt. Im Jahr 2002 ergibt sich eine deutliche<br />

Steigerung auf der Ertragsseite (höhere Landeszuweisungen, höhere<br />

Erstattungen durch Dritte), so dass sich der Zuschussbedarf in diesem<br />

Jahr einmalig reduzierte. Besonders ausschlaggebend für die Bezuschussung<br />

bleibt die Entwicklung der Personalausgaben.<br />

Entwicklung der Personalausgaben für VHS-Personal<br />

Mio. Euro<br />

1,300<br />

1,250<br />

1,200<br />

1,150<br />

1,100<br />

1,050<br />

1,000<br />

2000 2001 2002 2003 2004<br />

Quelle: Aufschlüsselungen des Amtes für Personal und Organisation<br />

372<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Die Personalausgaben des Jahres 2004 erreichen das Niveau des Jahres<br />

2000.<br />

Feststellung<br />

Die Stadt <strong>Moers</strong> plant konkret, Maßnahmen zur Ausnutzung der<br />

altersbedingten Personalfluktuation zu ergreifen.<br />

Nach dem aktuellen Stand des Wirtschaftsplanes für die Volkshochschule<br />

sollen bis zum Jahr 2008 insgesamt 3,3 Stellen abgebaut werden.<br />

Hauptziel ist, einen schlankeren „VHS-Overhead“ zu erreichen (mittelfristige<br />

Kostenoptimierung rund 181.000 Euro). Gleichzeitig richtet sich<br />

die Stadt <strong>Moers</strong> auf abnehmende Unterrichtsstunden und zurückgehende<br />

Zuweisungen nach dem Weiterbildungsgesetz aus.<br />

Hinsichtlich der Ertragsseite werden nach dem Wirtschaftsplan höhere<br />

Teilnehmerbeiträge sowie höhere Erstattungen durch Dritte kalkuliert.<br />

Die jährlichen Zuschüsse, die von den Partnerstädten zu leisten sind,<br />

betragen:<br />

Partnerkommune<br />

VHS-Zuschüsse durch Partnerkommunen<br />

Aktuelle<br />

Zuschusshöhe<br />

Einwohner<br />

Zuschuss<br />

je Einwohner<br />

anzustrebende<br />

Zuschusshöhe<br />

*)<br />

Kamp-Lintfort 102.258 € 39.722 2,57 € 127.905 €<br />

Neukirchen-Vluyn 51.130 € 28.802 1,78 € 92.742 €<br />

Gesamteinnahmen 153.388 € 220.647 €<br />

*) Berechungsbasis: Faktor 3,22 € (interkommunaler Mittelwert für VHS -Zuschuss)<br />

Feststellung<br />

Wir erachten die Zuschüsse der Partnerkommunen als besonders<br />

vorteilhaft, da sie deutlich unter dem interkommunalen Mittelwert<br />

liegen.<br />

Würden Kamp-Linfort und Neukirchen-Vluyn nicht mit <strong>Moers</strong> kooperieren,<br />

sondern eine autonome Volkshochschule betreiben, kämen sie mit<br />

ihren aktuellen Kostenbelastungen nicht hin.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 373


Bildung und Kultur<br />

Empfehlung<br />

Es sollten mit den Partnerkommunen höhere Zuschussleistungen<br />

ausgehandelt werden. Wir halten eine Orientierung am interko m-<br />

munalen Mittelwert für erstrebenswert.<br />

Die finanziellen Belastungen durch die kooperative VHS-Lösung sind<br />

besonders hoch (vgl. Unterthema „Interkommunaler Vergleich und<br />

KIWI-Bewertung). Dabei trägt die Stadt <strong>Moers</strong> die Hauptlast für den<br />

Volkshochschulbetrieb. Dies zwingt <strong>Moers</strong> nicht zuletzt aufgrund der<br />

gesamten Haushaltsproblematik zum Gegensteuern. Auf der Grundlage<br />

unseres Vergleichsergebnisses sollten die Kostenbelastungen in einer<br />

angemessenen Weise neu verteilt werden.<br />

Entwicklung der Unterrichtstunden und Teilnehmer<br />

der Volkshochschule<br />

35.000<br />

30.000<br />

25.000<br />

20.000<br />

15.000<br />

10.000<br />

5.000<br />

0<br />

2000 2001 2002 2003<br />

Unterrichtsstunden<br />

Teilnehmer<br />

Die Unterrichtsstunden sind im Betrachtungszeitraum um rund 12 Prozent<br />

gesunken (4.140 Stunden). Gleichzeitig ging die Anzahl der Teilnehmer<br />

um rund 15 Prozent zurück (2.747 Teilnehmer). Dies hat auch<br />

Auswirkung auf die Beitragseinnahmen (minus 32.355 Euro). Insgesamt<br />

trugen alle Einzelentwicklungen mit dazu bei, dass die Kosten je Unterrichtsstunde<br />

auf 64,10 Euro stiegen (plus 11 Prozent).<br />

374<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Einnahmen und Ausgaben der VHS-Fachbereiche in 2003<br />

135.000<br />

----- Euro -----<br />

110.000<br />

85.000<br />

60.000<br />

35.000<br />

10.000<br />

FB2 FB3 FB4 FB5 FB6 FB7 FB8 FB10 FB11 SP<br />

Einnahmen<br />

Ausgaben<br />

Quelle: Spezielle Aushändigung durch Volkshochschule; SP (Sonderprogramme)<br />

Den Einnahmen und Ausgaben der Fachbereiche 2 bis 11 liegen eingenommene<br />

Entgelte und geleistete Honorare zugrunde. Bei den Sonderprogrammen<br />

(z.B. Bildung auf Bestellung) wurden Entgelte und Zahlungen<br />

Dritter, Honorare und Sachkosten berücksichtigt. Auf die Darstellung<br />

des Fachbereiches 9 (Mathematik, Naturwissenschaften, Technik)<br />

haben wir wegen Geringfügigkeit verzichtet.<br />

Empfehlung<br />

Die Gewinn- und Verlustergebnisse der VHS-Fachbereiche sollten<br />

im VHS-Jahresbericht erscheinen.<br />

Der von uns betrachtete VHS-Jahresbericht 2003 hat eine gute Qualität,<br />

allerdings waren daraus die vorgenannten Betrachtungen nicht zu beziehen.<br />

Insbesondere die Fachbereiche 3 (Gesundheit), 6 und 7 (beide Sprachen)<br />

fangen die Verluste der anderen Fachbereiche auf. Ein positiver<br />

Verlauf ist auch bei den Sonderprogrammen festzustellen.<br />

Feststellung<br />

Die Volkshochschule praktiziert nur eine Teilkostenrechnung.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 375


Bildung und Kultur<br />

Empfehlung<br />

Eine Vollkostenrechnung ist erstrebenswert, weil erst dadurch<br />

transparent wird, wie sich sämtliche Kosten – also auch die des<br />

VHS-Overheads - verteilen.<br />

Interkommunaler Vergleich und KIWI-Bewertung<br />

Für den interkommunalen Vergleich haben wir – wie zum Kulturbereich<br />

beschrieben – eine Bereinigung vorgenommen:<br />

Jahr<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung je Einwohner<br />

Zuschussbedarf gesamt<br />

in €<br />

Einwohner<br />

<strong>Moers</strong><br />

Zuschussbedarf je Einwohner<br />

in €<br />

2000 508.829 107.062 4,75<br />

2001 533.405 107.421 4,97<br />

2002 291.264 108.019 2,70<br />

2003 537.361 107.903 4,98<br />

Erhebungsgrundlage: Unterabschnitt 350 bis einschl. 2001; für 2002 und 2003 Aufschlüsselungen<br />

durch Amt für Finanzen und Beteiligungen<br />

Bei der Ermittlung des jährlichen Zuschussbedarfes wurden die Einnahmen<br />

mit den Ausgaben verrechnet. Das heißt, auch die Zuschüsse der<br />

Partnerkommunen Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn wurden dabei<br />

zuschussmindernd berücksichtigt. Wie bereits dargestellt, führten im<br />

Jahr 2002 Steigerungen auf der Ertragsseite zu einem reduzierten Zuschussbedarf.<br />

Außerdem war für 2002 eine Bereinigung durch Abschreibungen<br />

in Höhe von 159.326 Euro vorzunehmen; ein von der Höhe her<br />

einmaliger Effekt.<br />

Wie die folgende Tabelle und Grafik darstellen, hebt sich die Stadt<br />

<strong>Moers</strong> mit dem für 2003 berechneten Ergebnis im interkommunalen<br />

Vergleich deutlich nach oben hin ab:<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung je Einwohner,<br />

interkommunaler Vergleich 2003<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

1,12 € 5,49 € 3,22 € 4,98 €<br />

376<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Bereinigter Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung<br />

je Einwo hner im interkommunalen Vergleich in 2003<br />

(KIWI- Kennzahl)<br />

5,00<br />

---- Euro ----<br />

2,50<br />

0,00<br />

Minimum Maximum Mittelwert <strong>Moers</strong><br />

Größenklasse > 60.000 Einwohner<br />

Dem Größenklassenvergleich liegen 16 Kommunen zugrunde. Davon<br />

befinden sich neun in der Größenspanne ab annähernd 80.000 bis<br />

einschl. 108.000 Einwohner.<br />

KIWI Bewertung<br />

Ungeachtet aller qualitativen Maßstäbe bewirken die Weiterbildungsangebote,<br />

die die Volkshochschule <strong>Moers</strong> mit ihren Partnergemeinden<br />

den Bürgern zur Verfügung stellt, zu hohe finanzielle<br />

Aufwendungen. Diese passen nicht zur schwierigen Haushaltssituation.<br />

Da die Stadt <strong>Moers</strong> bereits gegensteuert (Personalkostenoptimierung),<br />

sehen wir keinen dringenden Handlungsbedarf und vergeben<br />

die KIWI-Bewertung 3.<br />

Als Handlungsmöglichkeiten sind eine höhere finanzielle Beteiligung<br />

der Partnergemeinden und die Vorteile bei Einführung einer<br />

Vollkostenrechnung zu nennen.<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 377


Bildung und Kultur<br />

m<br />

Fazit<br />

Beim Zuschussbedarf für Erwachsenenbildung erreicht die Volkshochschule<br />

<strong>Moers</strong> im interkommunalen Vergleichsjahr 2003 einen<br />

sehr hohen Wert. Durch eine altersbedingte Personalfluktuation<br />

werden aber schon in <strong>2005</strong> erste Einspareffekte zu erzielen sein.<br />

Wir sehen die Chance, dass <strong>Moers</strong> in den kommenden Jahren den<br />

interkommunalen Mittelwert erreicht oder sogar unterschreitet.<br />

Letzteres wird umso eher eintreten, je schneller es der Stadt <strong>Moers</strong><br />

auf dem Verhandlungswege gelingt, höhere Zuschussleistungen mit<br />

Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn zu vereinbaren.<br />

378<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780


Bildung und Kultur<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr . 1780 379


Nachsatz<br />

Nachsatz<br />

Die Ergebnisse der überörtlichen Prüfung Ihrer Stadt im Februar / März<br />

<strong>2005</strong> haben wir in einer Abschlusspräsentation zusammenfassend dargestellt<br />

und mit Vertretern Ihrer Stadt abschließend erörtert.<br />

Sofern Feststellungen nicht ausgeräumt werden konnten, haben wir dies<br />

im Ergebnisprotokoll der Schlussbesprechung vermerkt. Das Protokoll<br />

haben der Bürgermeister Ihre r Stadt und der Präsident der <strong>GPA</strong> NRW<br />

unterzeichnet. Damit ist das Prüfungsverfahren abgeschlossen.<br />

Auf das weitere Verfahren nach § 105 Abs. 5 GO NRW weisen wir hin.<br />

Eine Weiterverfolgung der getroffenen Feststellungen obliegt dem Landrat<br />

als untere staatliche Verwaltungsbehörde in eigener Kompetenz.<br />

Herne, den 07.07.<strong>2005</strong><br />

Präsident der Gemeindeprüfungsanstalt<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

In Vertretung<br />

Jörg Sennewald<br />

380<br />

Überörtliche Prüfung der Stadt <strong>Moers</strong> ¦ Februar / März <strong>2005</strong><br />

Gemeindeprüfungsanstalt Nordrhein-Westfalen ¦ Projekt Nr. 1780

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