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Perspektiven der neuen gymnasialen Oberstufe in NRW

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MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

<strong>Perspektiven</strong> <strong>der</strong> <strong>neuen</strong><br />

<strong>gymnasialen</strong> <strong>Oberstufe</strong> <strong>in</strong> <strong>NRW</strong><br />

Zusammenfassung des mündlichen Vortrages von Marietrud Schreven,<br />

Ltd. M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong> für das Gymnasium im Schulm<strong>in</strong>isterium, auf <strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong>versammlung. Der Text gibt den vorläufigen Stand <strong>der</strong> Reform<br />

im Mai 2007 wie<strong>der</strong>.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n ihres Vortrages betont<br />

Frau Schreven, dass sie sehr gerne<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>ladung <strong>der</strong> Landeselternschaft<br />

gefolgt sei. Es sei ihr e<strong>in</strong> Anliegen,<br />

dass im Vorfeld <strong>der</strong> Umgestaltung<br />

<strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong> <strong>Oberstufe</strong> viele<br />

Gespräche mit Lehrern, Schulleitungen,<br />

Verbänden und Eltern geführt werden.<br />

So könne das Schulm<strong>in</strong>isterium Probleme,<br />

Wünsche, Erwartungen unterschiedlicher<br />

Seiten wahrnehmen und <strong>in</strong><br />

das Konzept e<strong>in</strong>arbeiten.<br />

Vorbemerkung<br />

Die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong><br />

<strong>Oberstufe</strong> werden erst 2010 wirksam<br />

werden. Die Geschichte zeige, dass –<br />

fast wie <strong>in</strong> Wellenbewegung – unter<br />

verän<strong>der</strong>ten <strong>Perspektiven</strong> und unter<br />

sich wandelnden Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

Ziel und Struktur <strong>der</strong> Sekundarstufe II<br />

immer wie<strong>der</strong> neu überdacht werden.<br />

Die Richtschur hierbei müsse se<strong>in</strong>:<br />

Vermittelt die <strong>Oberstufe</strong> das Wissen<br />

und die Kompetenzen, die unsere<br />

Schüler brauchen, um die Welt zu verstehen,<br />

diese sich anzueignen und dann<br />

auch selbstbestimmend an <strong>der</strong> Gestaltung<br />

dieser Welt mitwirken zu können?<br />

Die große bildungspolitische<br />

Wende sei Ende <strong>der</strong> 60er/Anfang <strong>der</strong><br />

70er Jahre gewesen. Damals sei man<br />

davon ausgegangen, dass Schüler beson<strong>der</strong>s<br />

gut auf e<strong>in</strong> Studium und ihre<br />

berufliche Lebensgestaltung vorbereitet<br />

würden, wenn sie ihren Begabungen<br />

und Neigungen folgen könnten.<br />

Man wollte ihnen viele Möglichkeiten<br />

des Ausprobierens gewähren, viel<br />

Raum, viel Zeit hierfür zumessen. In<br />

<strong>der</strong> Umsetzung zeigte sich aber, dass<br />

Gast <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung: Marietrud Schreven<br />

sich manches nicht so entwickelt habe,<br />

wie es wünschenswert und notwendig<br />

sei. Internationale Vergleiche bestätigen<br />

dann auch, dass die Leistungen unserer<br />

Schüler nicht so gut s<strong>in</strong>d, wie man<br />

geglaubt habe.<br />

Im Kontext <strong>der</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Vergleichsuntersuchungen<br />

hätten auf unterschiedlichen<br />

Ebenen – und nicht nur<br />

<strong>in</strong> <strong>NRW</strong> – Bestrebungen begonnen,<br />

die <strong>Oberstufe</strong> zu reformieren. Die Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

die Frau Schreven vorstellt,<br />

beruhen auf <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>barung<br />

<strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz zur Gestaltung<br />

<strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong> <strong>Oberstufe</strong><br />

und des Abiturs vom Juni 2006, auf<br />

dem Schulgesetz <strong>NRW</strong> und dessen<br />

Novellierung durch die gegenwärtige<br />

Landesregierung und auf <strong>der</strong> Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

von 2005.<br />

Leitentscheidungen <strong>der</strong><br />

Koalitionsvere<strong>in</strong>barung<br />

Die Koalitionsvere<strong>in</strong>barung gibt vor,<br />

auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite die Bildungsgänge<br />

ohne Qualitätsverlust zu verkürzen. Zugleich<br />

darf auf ke<strong>in</strong>en Fall die Zahl <strong>der</strong><br />

Abiturienten s<strong>in</strong>ken, im Gegenteil, die<br />

Abiturientenquote muss gehalten o<strong>der</strong><br />

sogar noch erhöht werden. Deshalb sei<br />

<strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen entschieden<br />

worden, die Schulzeit nicht für alle<br />

Schulformen, son<strong>der</strong>n nur am Gymnasium<br />

zu verkürzen. Die Überlegung sei<br />

gewesen, dass am Gymnasium <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />

I str<strong>in</strong>genter und effizienter<br />

gelehrt und gelernt werden könne.<br />

Auch die Klagen von Schülern und Eltern<br />

über den Leerlauf <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jahrgangstufe<br />

11 g<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> diese Richtung. Ke<strong>in</strong>esfalls<br />

jedoch dürfe zugelassen werden,<br />

dass Begabungen nicht ausgeschöpft<br />

werden. Denn wir bräuchten nicht nur<br />

LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007 17


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

hochqualifizierte und gut ausgebildete<br />

junge Menschen für bestimmte Berufsfel<strong>der</strong>,<br />

son<strong>der</strong>n „allgeme<strong>in</strong>“-gebildete<br />

Menschen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Breite <strong>der</strong><br />

Kompetenzen, die für den Bestand und<br />

die Weiterentwicklung e<strong>in</strong>er Gesellschaft<br />

nötig s<strong>in</strong>d. Deshalb seien auch die<br />

systematische För<strong>der</strong>ung aller Schüler<br />

und die Sicherung <strong>der</strong> Durchlässigkeit<br />

zwischen den Bildungsgängen weitere<br />

Leitvorgaben <strong>der</strong> Koalitionsvere<strong>in</strong>barung.<br />

Auch den Schülern, die mit ungünstigen<br />

Voraussetzungen starteten,<br />

müssten Möglichkeiten zu höheren Abschlüssen<br />

und zum Studium offen bleiben.<br />

Und schließlich sei – darüber sei<br />

am Vormittag <strong>der</strong> Tagung schon gesprochen<br />

worden – e<strong>in</strong>e systematische<br />

Überprüfung <strong>der</strong> Ergebnisse erfor<strong>der</strong>lich.<br />

Es müsse sichergestellt se<strong>in</strong>, dass<br />

die Kompetenzen, die die Zeugnisse besche<strong>in</strong>igten,<br />

auch tatsächlich bei den<br />

Schülern vorhanden s<strong>in</strong>d.<br />

Marietrud Schreven, Ltd.<br />

M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong> für das Gymnasium<br />

im Schulm<strong>in</strong>isterium, war<br />

Leiter<strong>in</strong> des Albertus-Magnus-<br />

Gymnasiums <strong>in</strong> Viersen und als<br />

Dezernent<strong>in</strong> bei <strong>der</strong><br />

Bezirksregierung Düsseldorf tätig.<br />

Im Mai 2000 wechselte sie <strong>in</strong>s<br />

Schulm<strong>in</strong>isterium. Sie ist als<br />

Referatsleiter<strong>in</strong> zuständig für die<br />

zentralen Prüfungen <strong>der</strong><br />

Sekundarstufen I und II, für die<br />

gymnasiale <strong>Oberstufe</strong> und für den<br />

Hochschulzugang.<br />

Die zentralen Ziele <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong>nreform<br />

sowohl auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

als auch im Land<br />

seien die Stärkung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung<br />

und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Studierfähigkeit.<br />

H<strong>in</strong>ter diesen Zielen seien die<br />

zuvor angestrebte, fast schon universitäre<br />

Spezialisierung und die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Schwerpunktsetzung <strong>der</strong> Schüler<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong> <strong>Oberstufe</strong> zurückgetreten.<br />

In e<strong>in</strong>er Welt, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich<br />

z. B. Berufsbil<strong>der</strong> sehr viel schneller än<strong>der</strong>ten<br />

als früher, möglicherweise <strong>der</strong><br />

Beruf mehrfach gewechselt werde,<br />

müsse die Schule Grundkompetenzen<br />

vermitteln und e<strong>in</strong>e sichere Basis geben,<br />

auf <strong>der</strong> junge Menschen sich möglichst<br />

lange die Optionen für die Zukunft<br />

offen halten und lebenslang weiter<br />

lernen könnten.<br />

Die Dauer <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong><br />

Die gymnasiale <strong>Oberstufe</strong> werde auch<br />

weiterh<strong>in</strong> drei Schuljahre umfassen mit<br />

e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>jährigen E<strong>in</strong>führungs- und e<strong>in</strong>er<br />

zweijährigen Qualifikationsphase.<br />

E<strong>in</strong>e zweijährige – <strong>in</strong> Wirklichkeit<br />

e<strong>in</strong>e 11/2-jährige – <strong>Oberstufe</strong> werde<br />

von <strong>der</strong> gegenwärtigen Landesregierung<br />

als nicht h<strong>in</strong>reichend angesehen,<br />

um Schüler auf e<strong>in</strong> Studium vorzubereiten.<br />

Die dreijährige Dauer <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong><br />

sei für alle Schüler gleich, aber am<br />

Gymnasium beg<strong>in</strong>ne die <strong>Oberstufe</strong><br />

nach Klasse 9 und ende nach <strong>der</strong> Jahrgangsstufe<br />

12. Für Gesamtschüler und<br />

für Schüler aus an<strong>der</strong>en Schulformen<br />

<strong>der</strong> Sekundarstufe I, die ihre schulische<br />

Ausbildung zum Erreichen <strong>der</strong> Hochschulzulassung<br />

fortsetzen wollten, beg<strong>in</strong>ne<br />

die <strong>Oberstufe</strong> nach Klasse 10<br />

und ende nach <strong>der</strong> Stufe 13.<br />

Übergang <strong>in</strong> die <strong>Oberstufe</strong><br />

Auf Grund <strong>der</strong> deutlich längeren Lernzeit<br />

für die Schüler an<strong>der</strong>er Schulformen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I gehe das Schulm<strong>in</strong>isterium<br />

davon aus, dass diese mit<br />

besseren Voraussetzungen <strong>in</strong> die <strong>Oberstufe</strong><br />

e<strong>in</strong>träten, als dies vorher <strong>der</strong> Fall<br />

gewesen sei. Die zeitversetzte Situation<br />

beim Übergang bewirke auch: Der Realschüler<br />

o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Hauptschüler<br />

mit Fachoberschulreife und Qualifikationsvermerk<br />

könne sich aussuchen, ob<br />

er se<strong>in</strong>en Bildungsgang auf e<strong>in</strong>er Gesamtschule<br />

o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>em Gymnasium<br />

fortsetzen wolle und habe die freie Wahl<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>zelschule. Hiermit werde auch<br />

die Durchlässigkeit gesichert.<br />

Beson<strong>der</strong>s begabte Schüler <strong>der</strong> Realund<br />

Gesamtschule könnten außerdem<br />

nach Abschluss e<strong>in</strong>er sechsjährigen Sekundarstufe<br />

an ihrer bisherigen Schulform<br />

unmittelbar <strong>in</strong> die Qualifikationsphase<br />

<strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong> e<strong>in</strong>treten. Sie<br />

könnten also die E<strong>in</strong>gangsphase überspr<strong>in</strong>gen.<br />

Das gelte nicht für Hauptschüler,<br />

da sie <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Fall e<strong>in</strong>e zweite<br />

Fremdsprache <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I<br />

erlernt hätten und dies im Zeitraum<br />

von nur zwei Schuljahren nicht ausgeglichen<br />

werden könne. Sie müssten <strong>in</strong><br />

jedem Fall e<strong>in</strong>e dreijährige <strong>Oberstufe</strong><br />

durchlaufen.<br />

Zudem werde Gymnasiasten nach <strong>der</strong><br />

9. Klasse <strong>der</strong> Wechsel auf das Berufskolleg<br />

eröffnet. Dies sei neu. Immer<br />

wie<strong>der</strong> stellten Schüler im Verlauf <strong>der</strong><br />

Sekundarstufe I fest, dass sie stärker<br />

praxisorientiert arbeiten möchten und<br />

ihnen <strong>der</strong> zunehmende Abstraktionsgrad<br />

des Unterrichtes nicht liege. Sie<br />

hätten dann die Möglichkeit, nach <strong>der</strong><br />

9. Klasse auf das Berufskolleg zu wechseln<br />

und könnten dort nach drei Jahren<br />

die Hochschulreife <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit<br />

e<strong>in</strong>em beruflichen Abschluss erlangen.<br />

Die Struktur <strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong><br />

<strong>Oberstufe</strong><br />

In <strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong> <strong>Oberstufe</strong> werde es<br />

auch weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Wahl- und e<strong>in</strong>en<br />

Pflichtbereich sowie Kurse auf erhöhtem<br />

und auf grundlegendem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

geben. Kurse mit erhöhtem<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau würden vierstündig,<br />

Kurse mit grundlegenden<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen zweistündig unterrichtet<br />

werden. Die E<strong>in</strong>teilung <strong>in</strong> Grund-<br />

18 LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

und Leistungskurse werde aufgegeben.<br />

Auch die Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

(KMK) halte an dieser Unterteilung<br />

nicht weiter fest. Der Begriff <strong>der</strong> Leistungskurse<br />

sei aus <strong>der</strong> KMK-Vere<strong>in</strong>barung<br />

verschwunden. Da <strong>in</strong> den Fächern<br />

Deutsch, Mathematik und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Fremdsprache e<strong>in</strong> erhöhtes Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

für alle Schüler für unverzichtbar<br />

gehalten werde und gesichert<br />

werden solle, werde von <strong>der</strong> KMK we<strong>der</strong><br />

die starke Spezialisierung <strong>der</strong> Leistungskurse,<br />

noch die spezielle<br />

Schwerpunktsetzung <strong>der</strong> Schüler länger<br />

favorisiert.<br />

Zum Ausgleich heterogener E<strong>in</strong>gangsvoraussetzungen<br />

würden <strong>in</strong> <strong>der</strong> gesamten<br />

<strong>Oberstufe</strong> <strong>in</strong> Zukunft zweistündige<br />

Ergänzungskurse angeboten werden. Eltern<br />

seien diese Ergänzungskurse schon<br />

aus <strong>der</strong> Sekundarstufe I bekannt. E<strong>in</strong><br />

Unterrichtsvolumen von 34 Jahreswochenstunden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong> verschaffe<br />

den nötigen Spielraum, diese zweistündigen<br />

Kurse anbieten zu können.<br />

Belegungspflicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>führungsphase (34 Wochenstunden)<br />

Stärkung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Studierfähigkeit<br />

(Fremdsprache, Mathematik, Deutsch 4-stündig – erhöhtes Anfor<strong>der</strong>ungsniveau)<br />

zwei 2-stündige Fächer<br />

(naturwiss./techn. Bereich)<br />

2. Fremdsprache<br />

e<strong>in</strong>e aus <strong>der</strong> S I<br />

fortgeführte Fremdsprache<br />

Mathematik<br />

Deutsch<br />

aus <strong>der</strong> Sekundarstufe I fortgeführte<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse 10 neu e<strong>in</strong>setzende<br />

Fremdsprache se<strong>in</strong>. Neu sei<br />

auch, dass die erste und die zweite<br />

Fremdsprache vierstündig unterrichtet<br />

werden müsse.<br />

Fächerangebot <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Qualifikationsphase<br />

Auch zukünftig könnten die Schüler<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsphase nur die Fächer<br />

wählen, die sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase<br />

belegt hätten. Mathema-<br />

gesellschaftswiss.<br />

Fach<br />

ER/KR<br />

(Ersatz: PL)<br />

Kunst od. Musik<br />

Sport<br />

Geschichte<br />

beliebiges Fach<br />

beliebiges Fach<br />

5 x 4-stündig 5 x 2-stündig 2 x 2-stündig<br />

Abbildung 1<br />

Quelle: LE<br />

Abiturfach wählten. Um die Gleichwertigkeit<br />

<strong>der</strong> Fächer auch im gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Bereich zu<br />

halten, sei <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase e<strong>in</strong><br />

zweites Fach aus diesem Aufgabenfeld<br />

ebenfalls verpflichtend.<br />

Das Fächerangebot<br />

Grundlegend neu sei, dass die drei Fächer<br />

Deutsch, Mathematik und Fremdsprache<br />

<strong>in</strong> Zukunft für alle Schüler vierstündig<br />

unterrichtet würden mit dem<br />

Ziel, <strong>in</strong> diesen Fächern e<strong>in</strong> erhöhtes, d.h.<br />

über das bisherige Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

<strong>der</strong> Grundkurse h<strong>in</strong>ausgehende Niveau<br />

zu erreichen. Die Fähigkeit zu mathematischer<br />

Modellbildung, die Fähigkeit<br />

zum sprachlichen Verständnis und zur<br />

sprachlichen Darstellung – eben nicht<br />

nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache, son<strong>der</strong>n auch<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache – werde heute als<br />

Grundlage für jedes Studium und für lebenslanges<br />

Lernen als unverzichtbar angesehen.<br />

Fächerangebot <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>führungsphase<br />

Außer den drei genannten Fächern<br />

müsse <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase e<strong>in</strong>e<br />

weitere Fremdsprache belegt werden.<br />

Die zweite Fremdsprache könne e<strong>in</strong>e<br />

Zur Stärkung <strong>der</strong> naturwissenschaftlich-technischen<br />

Bildung seien <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>führungsphase auch zwei naturwissenschaftlich-technische<br />

Fächer zu belegen.<br />

Dies sei ebenfalls neu. Es solle<br />

verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t werden, dass e<strong>in</strong> Schüler e<strong>in</strong>es<br />

Gymnasiums bis zum Abitur im<br />

naturwissenschaftlichen Bereich nichts<br />

an<strong>der</strong>es als das Fach Biologie erlernt<br />

hat. Die naturwissenschaftlichen Fächer<br />

würden zweistündig unterrichtet<br />

werden.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus seien die Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>gangsphase verpflichtet, zwei zweistündige<br />

Kurse <strong>in</strong> den gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Fächern zu belegen.<br />

Dabei sei das Fach Geschichte gesetzt.<br />

Als Anknüpfung an die Sekundarstufe I<br />

sei Geschichte <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase<br />

bewusst <strong>in</strong> die Pflichtbelegung aufgenommen<br />

worden, um zu e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden<br />

Kompetenz auch für die Schüler<br />

zu kommen, die dieses Fach nicht als<br />

Daneben gelten weiterh<strong>in</strong> die bekannten<br />

Verpflichtungen im künstlerischen<br />

Bereich, <strong>in</strong> Sport und <strong>in</strong> evangelischer<br />

bzw. katholischer Religionslehre<br />

o<strong>der</strong> Philosophie. Dies bedeute,<br />

dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase fünf<br />

vierstündige und fünf zweistündige<br />

Kurse verpflichtend zu belegen seien.<br />

Das ergebe 30 Jahreswochenstunden.<br />

Für die verbleibenden vier Jahreswochenstunden<br />

würden die Schüler zwei<br />

zweistündige Kurse nach freier Wahl<br />

belegen können. Diese Kurse könnten<br />

die bereits erwähnten Ergänzungskurse<br />

se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Schüler könnten entsprechend<br />

ihren Neigungen Fächer wählen<br />

(s. Abb. 1).<br />

LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007 19


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

Belegungspflicht <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Qualifikationsphase (34 Wochenstunden)<br />

Stärkung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Studierfähigkeit<br />

(Fremdsprache, Mathematik, Deutsch 4-stündig – erhöhtes Anfor<strong>der</strong>ungsniveau)<br />

Neigungsfach<br />

(beliebiges Fach)<br />

Profilfach<br />

(Fremdspr./Naturw.)<br />

Fremdsprache<br />

Mathematik<br />

Deutsch<br />

tik, Deutsch, und e<strong>in</strong>e Fremdsprache<br />

blieben bis zum Abitur vierstündig<br />

und verpflichtend für alle.<br />

Profilfach<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus entscheide sich <strong>der</strong><br />

Schüler jetzt für e<strong>in</strong> stärker sprachlich<br />

o<strong>der</strong> stärker naturwissenschaftlich ge-<br />

gesellschaftswiss.<br />

Fach<br />

2<br />

beliebiges Fach<br />

ER/KR<br />

beliebiges Fach 2<br />

(Ersatz: PL)<br />

Kunst od. Musik<br />

Sport<br />

Geschichte/Soz.w. 1<br />

5 x 4-stündig 5 x 2-stündig 3 2 x 2-stündig<br />

Abbildung 2<br />

Stärkung <strong>der</strong> Fremdsprachen<br />

– maximale Belegung<br />

• bis zu drei Sprachen belegbar<br />

• Möglichkeiten für bil<strong>in</strong>guale Unterrichtsangebote werden erweitert<br />

• Zertifizierung <strong>der</strong> Fremdsprachen-Kenntnisse möglich<br />

Neigungsfach<br />

3. Sprache<br />

Profilfach<br />

(Fremdsprache/Naturw.)<br />

Fremdsprache<br />

Mathematik<br />

Deutsch<br />

gesellschaftswiss.<br />

Fach<br />

ER/KR<br />

(Ersatz: PL)<br />

Kunst od. Musik<br />

Sport<br />

Geschichte/Soz.w. 1<br />

Naturwissenschaft<br />

naturw./naturw.-<br />

techn. Fach<br />

5 x 4-stündig 5 x 2-stündig 2 x 2-stündig<br />

Abbildung 3<br />

Quelle: LE<br />

Quelle: LE<br />

1 Geschichte und Sozialwissenschaften müssen m<strong>in</strong>destens <strong>in</strong> zwei zweistündigen Kursen belegt werden,sofern<br />

sie nicht als Neigungsfach o<strong>der</strong> gesellschaftswissenschaftliches Pflichtfach durchgängig bis zum Abitur belegt<br />

werden.<br />

2 Diese Kurse s<strong>in</strong>d gegebenenfalls zu belegen als 1.und 2.naturwissenschaftlich-technisches Fach,sofern diese<br />

nicht als Profil- o<strong>der</strong> Neigungsfach belegt wurden.<br />

3 Für die gesamte 2.Spalte gilt:Diese Fächer s<strong>in</strong>d zweistündige Pflichtfächer,die durchgebend zu belegen s<strong>in</strong>d,sofern<br />

sie nicht als Neigungsfach belegt werden.<br />

prägtes Profil. Auch zurzeit müsse e<strong>in</strong><br />

Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsphase entwe<strong>der</strong><br />

zwei Fremdsprachen o<strong>der</strong> zwei<br />

Naturwissenschaften bis zum Abitur belegen.<br />

Künftig allerd<strong>in</strong>gs müsse dieses<br />

Fach, das sogenannte Profilfach, vierstündig<br />

und auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

belegt werden. Hier weiche<br />

<strong>NRW</strong> von an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n ab und folge<br />

dem Modell <strong>in</strong> Baden-Württemberg.<br />

Neigungsfach<br />

E<strong>in</strong> Gleichgewicht zwischen verpflichtenden<br />

Vorgaben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fächerwahl zur<br />

Stärkung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung auf <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en Seite und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Schwerpunktsetzung auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite solle dadurch hergestellt werden,<br />

dass die Schüler e<strong>in</strong> weiteres vierstündig<br />

und auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

unterrichtetes Fach aus den <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase<br />

belegten Fächern frei<br />

wählten. Dieses Neigungsfach biete<br />

dem Schüler die Möglichkeit, deutlich<br />

se<strong>in</strong>en <strong>in</strong>dividuellen Schwerpunkt zu<br />

setzen. Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite sichere<br />

man damit auch die Dignität und die<br />

Gleichwertigkeit aller Fächer. In<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen solle auf jeden<br />

Fall vermieden werden, dass es wie<strong>der</strong> so<br />

genannte Hauptfächer gäbe, die ernst<br />

genommen würden, und Nebenfächer,<br />

die bedeutungslos seien. Die Möglichkeit,<br />

dass jedes Fach Leistungskurs werden<br />

könne, habe zu e<strong>in</strong>er wesentlichen<br />

Qualitätsentwicklung <strong>in</strong> allen Fächern<br />

geführt. Zukünftig könne jedes Fach<br />

Neigungsfach werden.<br />

Kunst o<strong>der</strong> Musik und Religionslehre<br />

o<strong>der</strong> Philosophie seien auch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Qualifikationsphase weiterh<strong>in</strong> Pflichtfächer.<br />

Im gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Bereich müsse e<strong>in</strong> Fach zweistündig<br />

und durchgehend belegt werden.<br />

Unabhängig von den verschiedenen<br />

Möglichkeiten, die Pflichtbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> diesem Bereich zu erfüllen,<br />

seien zwei Schulhalbjahre Geschichte<br />

und zwei Halbjahre Sozialwissenschaften<br />

m<strong>in</strong>destens zu belegen (s. Abb. 2).<br />

20 LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

Beispiel Fremdsprache<br />

Je nachdem welches Profil und welches<br />

Neigungsfach e<strong>in</strong> Schüler wähle, erweiterten<br />

sich se<strong>in</strong>e Wahloptionen.<br />

Frau Schreven zeigt dies an mehreren<br />

Beispielen, zuerst für die Fremdsprachen:<br />

Je<strong>der</strong> Schüler müsse <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsphase<br />

e<strong>in</strong>e Fremdsprache fortsetzen.<br />

Er könne sich für e<strong>in</strong>e weitere<br />

Fremdsprache als Profilfach entscheiden,<br />

er könne – wenn er wolle – auch<br />

e<strong>in</strong>e dritte Fremdsprache als Neigungsfach<br />

wählen, d.h. er könne drei<br />

Sprachen auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsphase parallel<br />

belegen, ohne die Vermittlung<br />

<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Studierfähigkeit zu<br />

gefährden. Diese Optionen hätten<br />

Schüler bisher nicht gehabt (Abb. 3).<br />

Beispiel Naturwissenschaften<br />

Die Pflichtbelegung <strong>in</strong> Mathematik,<br />

die vierstündig auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

erfolgen müsse, diene <strong>der</strong><br />

gesicherten Vermittlung des Grundhandwerkszeugs<br />

für e<strong>in</strong>e naturwissenschaftlich-technische<br />

Bildung. Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus habe e<strong>in</strong> Schüler die Möglichkeit,<br />

e<strong>in</strong> naturwissenschaftlich-technisches<br />

Fach sowohl als Profilfach als<br />

auch als Neigungsfach zu belegen, und<br />

schließlich habe er sogar die Möglichkeit,<br />

zusätzlich noch e<strong>in</strong> drittes zweistündiges<br />

naturwissenschaftlich-technisches<br />

Fach mit grundlegenden Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

zu belegen (Abb. 4). Es werde<br />

deutlich: Die Verpflichtung für alle<br />

Schüler, Deutsch, Mathematik und e<strong>in</strong>e<br />

Fremdsprache belegen zu müssen, stehe<br />

e<strong>in</strong>er verstärkten naturwissenschaftlichen<br />

Bildung nicht entgegen. Im<br />

Gegenteil, die Reform stärke die naturwissenschaftliche<br />

Bildung – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

dadurch, dass als M<strong>in</strong>imalbelegungspflicht<br />

<strong>in</strong> den Naturwissenschaften<br />

zwei Fächer aus diesem Bereich für<br />

alle obligatorisch seien (Abb. 5).<br />

Beispiel Gesellschaftswissenschaften<br />

Zwei gesellschaftswissenschaftliche Fächer<br />

seien als zweistündige Kurse <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>führungsphase zu belegen. In<br />

<strong>der</strong> Qualifikationsphase müsse e<strong>in</strong><br />

Schüler m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>es dieser Fächer<br />

wählen. Wie bisher müssten Geschichte<br />

und Sozialwissenschaften verpflichtend<br />

belegt werden. Man habe allerd<strong>in</strong>gs<br />

vor, im Rahmen <strong>der</strong> Lehrplanentwicklung<br />

die Lehrpläne <strong>in</strong> Geschichte<br />

und Sozialwissenschaften so zu<br />

gestalten, dass Schüler, die Geschichte<br />

und Sozialwissenschaften nur zwei<br />

Halbjahre belegten, diese Kurse nicht<br />

nur als unglückliches Anhängsel betrachteten.<br />

Man wolle versuchen, die<br />

Curricula so zu gestalten, dass hier aufbauendes<br />

Lernen mit e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Vernetzung <strong>der</strong> Kompetenzen <strong>in</strong> diesen<br />

beiden Fächern möglich werde<br />

(Abb. 6).<br />

Stärkung <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

– maximale Belegung<br />

Neue Verpflichtung: Belegung von m<strong>in</strong>destens zwei 2-stündigen Fächern aus dem naturwissenschaftlich-technischen<br />

Aufgabenfeld bis zum Abitur<br />

Neigungsfach<br />

(Naturwissenschaft)<br />

Profilfach<br />

(Fremdsprache/Naturw.)<br />

Fremdsprache<br />

Mathematik<br />

Deutsch<br />

Jede Gesellschaftswissenschaft könne<br />

als Neigungsfach gewählt werden. Zu-<br />

gesellschaftswiss.<br />

Fach<br />

ER/KR<br />

(Ersatz: PL)<br />

Kunst od. Musik<br />

Sport<br />

Geschichte/Soz.w. 1<br />

beliebiges Fach<br />

naturw./naturw.-<br />

techn. Fach<br />

5 x 4-stündig 5 x 2-stündig 2 x 2-stündig<br />

1,3 Fußnoten siehe Seite 20<br />

Abbildung 5<br />

Quelle: LE<br />

Abbildung 4<br />

Stärkung <strong>der</strong> Naturwissenschaften<br />

– m<strong>in</strong>imale Belegung<br />

Neue Verpflichtung: Belegung von m<strong>in</strong>destens zwei 2-stündigen Fächern<br />

aus dem naturwissenschaftlich-technischen Aufgabenfeld bis zum Abitur<br />

Neigungsfach<br />

gesellschaftswiss.<br />

Fach<br />

(beliebiges Fach)<br />

naturw. Fach<br />

Profilfach<br />

(Fremdsprache/Naturw.)<br />

ER/KR<br />

(Ersatz: PL)<br />

naturw./naturw.-<br />

techn. Fach<br />

Fremdsprache<br />

Mathematik<br />

Deutsch<br />

Kunst od. Musik<br />

Sport<br />

Geschichte/Soz.w. 1<br />

5 x 4-stündig 5 x 2-stündig 3 2 x 2-stündig<br />

Quelle: LE<br />

LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007 21


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

Stärkung <strong>der</strong> Gesellschaftswissenschaften<br />

– maximale Belegung<br />

Neigungsfach<br />

(Gesellschaftswissensch.)<br />

Profilfach<br />

(Fremdspr./Naturwiss.)<br />

Fremdsprache<br />

Mathematik<br />

Deutsch<br />

naturwiss.<br />

Fach<br />

ER/KR<br />

(Ersatz: PL)<br />

Kunst od. Musik<br />

Sport<br />

Geschichte/Soz.w. 1<br />

gesellschaftsw.<br />

Fach<br />

gesellschaftsw.<br />

Fach<br />

5 x 4-stündig 5 x 2-stündig 2 x 2-stündig<br />

Musik / Kunst<br />

alte Regelung<br />

neue Regelung<br />

E<strong>in</strong>führung<br />

3 Wochenstd.<br />

2 Wochenstd.<br />

Abbildung 6<br />

1 Fußnoten siehe Seite 20<br />

Quelle: LE<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Wahl- und E<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gungsmöglichkeiten für die Abiturprüfung<br />

• gleiches Unterrichtsvolumen <strong>in</strong> allen Jahrgängen <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong><br />

• durchgängige Belegungspflicht von 2-stündigen Wochenkursen bis zum Abitur<br />

Abbildung 7<br />

Qualifikation<br />

3 Wochenstd.<br />

2 Wochenstd.<br />

Qualifikation<br />

2 Wochenstd.<br />

Quelle: LE<br />

gestaltet werden und <strong>in</strong> denen auch<br />

Darstellungskompetenz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em größeren<br />

Maße e<strong>in</strong>geübt werden könne,<br />

würden Projektkurse ( z.B. Literaturkurs)<br />

e<strong>in</strong>geführt werden. Das seien<br />

Kurse, die für zwei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> folgende<br />

Halbjahre belegt werden. Diese<br />

Kurse seien zwar <strong>in</strong> gewisser Weise Fächern<br />

zugeordnet, aber sie seien <strong>in</strong>haltlich<br />

nicht an die Lehrpläne gebunden.<br />

Das hieße, hier bestünden Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für fachübergreifendes<br />

Lernen o<strong>der</strong> für weitergehende<br />

fachliche Spezialisierung.<br />

Bei <strong>der</strong> Berechnung <strong>der</strong> Abiturnote,<br />

<strong>der</strong> sogenannten Gesamtqualifikation,<br />

könne <strong>der</strong> Schüler am Ende des Kurses<br />

entscheiden, ob er die Note des Projektkurses<br />

o<strong>der</strong> die Note des Bezugfaches<br />

<strong>in</strong> die Berechnung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>ge. Die<br />

Noten im Projektkurs aus dem Bereich<br />

<strong>der</strong> Geowissenschaft könnten unter<br />

Umständen Noten <strong>in</strong> zwei Pflichtkursen<br />

Erdkunde ersetzen. E<strong>in</strong>e weitere<br />

Möglichkeit sei, dass das Produkt, das<br />

e<strong>in</strong> Schüler im Projektkurs erarbeite,<br />

am Ende von zwei Halbjahren als beson<strong>der</strong>e<br />

Lernleistung <strong>in</strong>s Abitur e<strong>in</strong>gebracht<br />

werde. Diese beson<strong>der</strong>e Lernleistung<br />

könne das 5. Abiturfach ersetzen.<br />

sätzlich könne Geschichte durchgängig<br />

belegt werden, und aus <strong>der</strong> Gruppe<br />

<strong>der</strong> beliebigen zweistündigen Kurse<br />

seien auch noch zwei Kurse <strong>in</strong> den Gesellschaftswissenschaften<br />

wählbar.<br />

Kunst/Musik und<br />

Religion/Philosophie<br />

Kunst o<strong>der</strong> Musik, Religionslehre o<strong>der</strong><br />

Philosophie als Ersatzfach würden als<br />

Pflichtfächer bis zum Abitur gesetzt.<br />

Es solle versucht werden, im Bereich<br />

von Kunst und Musik wie von Religionslehre<br />

bzw. Philosophie als Ersatzfach<br />

mit dem Ärgernis aufzuräumen,<br />

dass Schüler Gefahr liefen, dass ihnen<br />

Fächer nicht durchgängig angeboten<br />

würden, weil die jetzige Regelung e<strong>in</strong>e<br />

durchgehende Belegungspflicht nicht<br />

vorsieht. Diese Fächer könnten mit <strong>der</strong><br />

<strong>neuen</strong> Regelung leichter Abiturfächer<br />

se<strong>in</strong>. Je<strong>der</strong> Schüler müsse künftig e<strong>in</strong><br />

künstlerisches Fach und Religionslehre<br />

o<strong>der</strong> Philosophie zweistündig bis zum<br />

Abitur belegen und könne dann entscheiden,<br />

ob und welches Fach er <strong>in</strong>s<br />

Abitur h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> nehme. (Abb. 7)<br />

Projektkurse<br />

Frau Schreven zeigt auf, dass 34 Jahreswochenstunden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsphase<br />

relativ viele Optionen eröffneten.<br />

An<strong>der</strong>erseits müsse <strong>in</strong> zweistündigen<br />

Grundkursen viel str<strong>in</strong>genter gearbeitet<br />

werden als <strong>in</strong> dreistündigen Kursen.<br />

Um Spielräume zu schaffen für<br />

projektorientiertes, teamorientiertes<br />

Arbeiten, <strong>in</strong> denen Unterricht freier<br />

Die Gesamtqualifikation und die<br />

Abiturprüfung<br />

Zulassung und Prüfungsphase<br />

Bisher hätten sich die Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Jahrgangsstufe 12 und im ersten Halbjahr<br />

<strong>der</strong> Jahrgangsstufe 13 mit den Noten<br />

<strong>der</strong> Grund- und Leistungskurse für<br />

die Zulassung zum Abitur qualifiziert.<br />

Die Noten <strong>in</strong> den Abiturfächern, die <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> Jahrgangsstufe<br />

13 erzielt worden seien, seien <strong>der</strong> Abiturprüfung<br />

zugerechnet worden. Das<br />

sei e<strong>in</strong>e gewisse Erleichterung für das<br />

Abitur gewesen. Schüler, die <strong>in</strong> den<br />

beiden Leistungskursfächern und den<br />

beiden Grundkursfächern bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

13/II gute Noten bekommen hätten,<br />

hätten schon e<strong>in</strong> gewisses Polster für<br />

22 LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

die Abiturprüfung, das sie davor bewahrt<br />

hätte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Abiturprüfung zu<br />

scheitern. Dies habe sich mit <strong>der</strong> <strong>neuen</strong><br />

Vere<strong>in</strong>barung <strong>der</strong> KMK geän<strong>der</strong>t. Man<br />

wolle über die Län<strong>der</strong> h<strong>in</strong>weg die Prüfung<br />

als Klärung und Sicherung von<br />

Standards stärken. Die Qualifikationsphase<br />

sei zukünftig deutlich von <strong>der</strong><br />

Abiturphase abgetrennt. Die Noten<br />

<strong>der</strong> 13/II seien dann vollständig abgetrennt<br />

von <strong>der</strong> Prüfungsphase. 13/II<br />

gehöre ausschließlich zur Qualifikationsphase.<br />

Die Abiturfächer<br />

Künftig werde es fünf Prüfungsfächer<br />

geben. Davon würden vier schriftlich<br />

auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau, e<strong>in</strong>es<br />

mündlich auf grundlegendem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

geprüft. Wie bisher<br />

müssten mit den Abiturfächern die drei<br />

Bereiche, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fachsprache heißt das<br />

Aufgabenfel<strong>der</strong>, abgedeckt werden.<br />

Dies seien <strong>der</strong> sprachlich-literarischkünstlerische<br />

Bereich, <strong>der</strong> gesellschaftswissenschaftliche<br />

Bereich und <strong>der</strong> mathematisch-naturwissenschaftlich-technische<br />

Bereich. Es solle auch weiterh<strong>in</strong><br />

gesichert bleiben, dass je<strong>der</strong> Bereich<br />

durch m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> Abiturfach vertreten<br />

sei.<br />

Das 5. mündliche Abiturfach könne<br />

entwe<strong>der</strong> die eben dargestellte beson<strong>der</strong>e<br />

Lernleistung se<strong>in</strong> o<strong>der</strong> aber das<br />

vierstündige Fach, das <strong>der</strong> Schüler<br />

nicht schriftlich gewählt habe, o<strong>der</strong> es<br />

könne e<strong>in</strong> zweistündiges Fach se<strong>in</strong>.<br />

Das Anfor<strong>der</strong>ungsniveau, auf dem die<br />

mündliche Prüfung stattfände, entspräche<br />

dem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau des<br />

Kurses. Das hieße also, wenn e<strong>in</strong> Schüler<br />

sich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em vierstündigen Neigungsfach<br />

Philosophie prüfen ließe,<br />

dann würde er auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

geprüft, wenn er sich aber<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em grundlegenden zweistündigen<br />

Fach Philosophie prüfen ließe,<br />

dann würde er auf grundlegendem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

geprüft.<br />

Zwei o<strong>der</strong> drei verb<strong>in</strong>dliche Abi-Fächer?<br />

Die Anzahl verpflichten<strong>der</strong><br />

Abiturfächer<br />

Die vier schriftlichen Fächer <strong>der</strong> Abiturprüfung<br />

wähle <strong>der</strong> Schüler aus se<strong>in</strong>en<br />

vierstündigen Fächern mit erhöhtem<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau. Je<strong>der</strong> Schüler<br />

habe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsphase<br />

fünf vierstündige Fächer mit erhöhtem<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau belegt. Jetzt stelle<br />

sich die Frage, ob die Fächer Deutsch,<br />

Mathematik, Fremdsprache verpflichtend<br />

für alle Schüler als schriftliches<br />

Abiturfach auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

gesetzt werden sollten wie<br />

<strong>in</strong> Baden-Württemberg. Die Län<strong>der</strong><br />

g<strong>in</strong>gen alle unterschiedliche Wege. Es<br />

gebe Län<strong>der</strong>, die mehr als drei Fächer<br />

als Abiturfächer festlegten. Es gebe<br />

Län<strong>der</strong>, die weniger Fächer setzten.<br />

Weniger als zwei dieser Fächer setze<br />

allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> Land.<br />

„Was resultiert daraus, wenn ich die<br />

drei Fächer als Abiturfächer setze?“,<br />

fragt Frau Schreven. Für die Gesellschaftswissenschaften<br />

habe es ke<strong>in</strong>e<br />

Relevanz. E<strong>in</strong>e Gesellschaftswissenschaft<br />

müsse auf jeden Fall im Abitur<br />

se<strong>in</strong>. Relevanz habe es für die Naturwissenschaften.<br />

Im Abitur könnten aus<br />

den Fächern des naturwissenschaftlichtechnischen<br />

Aufgabenfeldes neben Mathematik<br />

nur noch e<strong>in</strong>e Naturwissenschaft<br />

als Fach auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

gewählt werden – während<br />

es bisher theoretisch möglich sei,<br />

zwei Leistungskurse <strong>in</strong> Naturwissenschaften<br />

<strong>in</strong>s Abitur zu nehmen. Wenn<br />

zwei <strong>der</strong> drei Fächer Deutsch, Mathematik<br />

und Fremdsprache verpflichtende<br />

Abiturfächer seien, behielte <strong>der</strong><br />

Schüler die Option, auch zwei Naturwissenschaften<br />

auf erhöhtem Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

<strong>in</strong>s Abitur zu nehmen, das<br />

Neigungsfach und das Profilfach. Für<br />

beide Varianten sprächen Argumente<br />

dafür und dagegen.<br />

Diejenigen, die sich für Deutsch, Mathematik<br />

und Fremdsprache als Abiturfach<br />

für alle aussprächen, hielten<br />

dies für e<strong>in</strong>e str<strong>in</strong>gente und logische<br />

Entscheidung zur Stärkung <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>bildung<br />

und <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Studierfähigkeit.<br />

Wenn die Fähigkeit zu<br />

mathematischer Modellbildung, die<br />

Fähigkeit zum sprachlichen Verständnis<br />

und zur sprachlichen Darstellung,<br />

eben nicht nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Muttersprache,<br />

son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache,<br />

als Grundlage für jedes Studium und<br />

für lebenslanges Lernen angesehen<br />

würden, dann müssten diese Fächer<br />

auch Abiturfächer se<strong>in</strong>.<br />

Frau Schreven macht dies am Beispiel<br />

Mathematik deutlich. Angenommen,<br />

Mathematik werde im Abitur nicht ge-<br />

LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007 23


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Referat Marietrud Schreven<br />

„Der Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

zeitlichen Belastung <strong>der</strong><br />

Schüler ist nicht sehr groß.“<br />

prüft, dann bliebe es bei dem Risiko,<br />

dass e<strong>in</strong> Schüler sage: „In Mathematik<br />

brauche ich nur e<strong>in</strong>e Vier m<strong>in</strong>us, um<br />

durchzukommen. Vielleicht kann ich<br />

mir auch e<strong>in</strong>e Fünf leisten.“ Das sähe<br />

an<strong>der</strong>s aus, wenn Mathematik Prüfungsfach<br />

sei. Ob e<strong>in</strong> Fach Abiturfach<br />

sei, habe Auswirkungen auf das Lernen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurs, auch darauf, wie homogen<br />

o<strong>der</strong> heterogen die Leistungsbereitschaft<br />

<strong>der</strong> Schüler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurs<br />

sei. Es habe auch Rückwirkungen auf<br />

das Lernen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I <strong>in</strong><br />

diesem Fach. Sei es Abiturfach, sei von<br />

vornhere<strong>in</strong> klar, den Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong><br />

dem Fach müssten sich die Schüler<br />

stellen. Es bestünde auch das Risiko,<br />

dass Schulen Kurse mit unterschiedlichem<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau anböten.<br />

Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite argumentierten<br />

die Befürworter von nur zwei verpflichtenden<br />

Abiturfächern, dass Schüler<br />

mehr Möglichkeiten bei <strong>der</strong> Wahl<br />

<strong>der</strong> Abiturfächer hätten und somit besser<br />

ihre Neigungen und Fähigkeiten <strong>in</strong><br />

die Abiturprüfung e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen könnten.<br />

Naturwissenschaftlich begabte<br />

Schüler könnten bei dieser Regelung<br />

Gabriela Custodis (li.), Vorsitzende <strong>der</strong> LE, und Jane Speckels (re.),<br />

juristische Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> LE, im Gespräch mit Eltern<br />

zwei Naturwissenschaften <strong>in</strong>s Abitur<br />

e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Außerdem werde kritisiert,<br />

dass e<strong>in</strong> Schüler im Abitur an e<strong>in</strong>em<br />

e<strong>in</strong>zigen Fach, z. B. Mathe, scheitern<br />

könne. Bezweifelt werde auch, ob<br />

allen Schülern <strong>in</strong> Mathematik e<strong>in</strong> erhöhtes<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsniveau vermittelt<br />

werden könne. Die Kritiker trauten<br />

dem Instrument <strong>der</strong> Ergänzungskurse<br />

nicht h<strong>in</strong>reichend.<br />

Die folgende Regelung sei bei dieser<br />

Frage wesentlich. Auch zukünftig<br />

würden Fächer mit doppelter Gewichtung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Qualifikationsphase erworbenen<br />

Noten <strong>in</strong> die Berechnung<br />

<strong>der</strong> Abschlussnote im Abitur e<strong>in</strong>gehen.<br />

Bisher waren dies die Leistungskurse.<br />

Mit <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong> Leistungskursfächer<br />

stand fest, welche Fächer<br />

doppelt gewichtet wurden. Zukünftig<br />

würden die Schüler rückwirkend für<br />

die Qualifikationsphase wählen können,<br />

welche <strong>der</strong> vier schriftlichen Abiturfächer<br />

doppelt gewichtet werden<br />

sollten. Der Schüler könne hierbei<br />

nicht alle Abiturfächer doppelt gewichten<br />

lassen. Er wähle gemäß <strong>der</strong><br />

KMK-Vere<strong>in</strong>barung aus den vier Abiturfächern<br />

drei Fächer, die er dann<br />

rückwirkend für die Qualifikationsphase<br />

doppelt gewichten lassen könne.<br />

Dies bedeute: Selbst bei <strong>der</strong> Variante<br />

Deutsch, Mathematik und Fremdsprache<br />

als verpflichtende Abiturfächer<br />

könne e<strong>in</strong> Schüler statt <strong>in</strong> Mathematik<br />

die Noten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en schriftlichen<br />

Abiturfach, <strong>in</strong> dem er bessere<br />

Noten erzielt habe, rückwirkend doppelt<br />

gewichten lassen.<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Landeselternschaft <strong>der</strong> Gymnasien <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen e.V.<br />

Geschäftsstelle: Karlstraße 14, 40210 Düsseldorf<br />

Telefon (0211) 1 71 18 83, Telefax (0211) 1 75 25 27<br />

Internet: www.le-gymnasien-nrw.de<br />

e-mail: <strong>in</strong>fo@le-gymnasien-nrw.de<br />

Konten <strong>der</strong> Landeselternschaft:<br />

Postbank Köln, Kto.-Nr. 1 708 53-509, BLZ 370 100 50<br />

Deutsche Bank AG Düsseldorf, Kto.-Nr. 3 011 806, BLZ 300 700 10<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Barbara Kols-Teichmann, Düsseldorf<br />

Fotos: Sven Lorenz, Essen<br />

Layout, Grafik, Satz: Brand-m Crossmedia GmbH, Gelsenkirchen<br />

Druck: Bacht GmbH, Essen, Auflage: 40.000<br />

24 LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Diskussion mit Marietrud Schreven<br />

Wird es schwerer o<strong>der</strong> leichter –<br />

das ist hier die Frage<br />

Diskussion über die Reform <strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong> <strong>Oberstufe</strong> mit<br />

Marietrud Schreven, Ltd. M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong> im Schulm<strong>in</strong>isterium<br />

Die Eltern diskutierten, ob die gymnasiale <strong>Oberstufe</strong> durch die Reform schwerer o<strong>der</strong> leichter würde. E<strong>in</strong>e Frage,<br />

die letztlich nicht beantwortet werden konnte, da die verän<strong>der</strong>te <strong>Oberstufe</strong>nstruktur sowohl erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Schüler stellt, als auch Möglichkeiten <strong>der</strong> schulischen För<strong>der</strong>ung und des Aufholens von Defiziten bietet.<br />

Ob zwei o<strong>der</strong> drei <strong>der</strong> Fächer Deutsch, Mathematik und Fremdsprache verb<strong>in</strong>dlich als Abiturfächer festgelegt<br />

werden sollen, war e<strong>in</strong> weiterer Schwerpunkt <strong>der</strong> Diskussion.<br />

Breites Fächerangebot und<br />

Entlastungen für die Schüler<br />

„Ich f<strong>in</strong>de diese Reform <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong><br />

sehr <strong>in</strong>teressant, weil sie den Schülern<br />

sehr viele Möglichkeiten eröffnet. So<br />

ist es sehr begrüßenswert, dass im S<strong>in</strong>ne<br />

e<strong>in</strong>er humanistischen Bildung die<br />

Fächer Religion o<strong>der</strong> Philosophie und<br />

Kunst o<strong>der</strong> Musik bis zum Abitur<br />

durchgehend unterrichtet werden“,<br />

war das Statement e<strong>in</strong>es Vaters. Er verband<br />

dies mit <strong>der</strong> Frage, ob und <strong>in</strong> welcher<br />

Gewichtung diese Fächer <strong>in</strong> die<br />

Abiturnote e<strong>in</strong>gehen werden. An<strong>der</strong>e<br />

Eltern sprachen sich auch für e<strong>in</strong>e Stärkung<br />

<strong>der</strong> naturwissenschaftlichen Fächer<br />

aus. Sogar nach dem zukünftigen<br />

Angebot an sogenannten Orchideenfächern,<br />

wie Psychologie und Rechtswissenschaften,<br />

wurde gefragt.<br />

Zur Gewichtung <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Fächer<br />

sei die letzte Entscheidung noch nicht<br />

gefallen, antwortete Frau Schreven. In<br />

jedem Fall würden die Noten aller verpflichtend<br />

zu belegenden Fächer <strong>in</strong> die<br />

Abiturnote e<strong>in</strong>fließen. Die M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong><br />

unterstrich, dass aus dem naturwissenschaftlich-technischen<br />

Bereich<br />

m<strong>in</strong>destens zwei zweistündige Fächer<br />

durchgehend belegt werden müssten.<br />

E<strong>in</strong>es dieser Fächer müsse Biologie,<br />

Physik o<strong>der</strong> Chemie se<strong>in</strong>. Das an<strong>der</strong>e<br />

Fach könne z. B. auch Technik o<strong>der</strong> Informatik<br />

se<strong>in</strong>. Über das Angebot von<br />

„Orchideenfächern“ sei noch ke<strong>in</strong>e<br />

Entscheidung gefallen.<br />

Begeistert vom Gymnasium und se<strong>in</strong>en Schülern: Marietrud Schreven<br />

Eltern und Schulleiter befürchteten,<br />

dass die straffere Struktur <strong>der</strong> <strong>gymnasialen</strong><br />

<strong>Oberstufe</strong> und die zentralen Abiturprüfungen<br />

ke<strong>in</strong>en Raum mehr für<br />

Theateraufführungen o<strong>der</strong> für kooperatives<br />

und eigenverantwortliches Lernen<br />

ließen. „Dies ist <strong>der</strong> Grund, warum<br />

wir Projekt- und auch Ergänzungskurse<br />

e<strong>in</strong>geführt haben. Sie sollen den<br />

Schülern die Möglichkeit geben, <strong>in</strong><br />

ganz an<strong>der</strong>en Arbeitsformen zu lernen<br />

und den Stoff zu vertiefen“, entgegnete<br />

die Referent<strong>in</strong>.<br />

„Auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite können diese<br />

Kurse e<strong>in</strong>e Entlastung für die Schüler<br />

darstellen“, entkräftete Frau Schreven<br />

die Bedenken e<strong>in</strong>es Vaters. Er befürch-<br />

tete, dass die Fortführung von sieben<br />

zweistündigen Kursen bis zum Abitur<br />

e<strong>in</strong>e Verzettelung für die Schüler bedeute.<br />

Diese Kurse g<strong>in</strong>gen alle <strong>in</strong> die<br />

Berechnung <strong>der</strong> Abiturnote e<strong>in</strong>, und<br />

die Schüler müssten sich auf alle zweistündigen<br />

und zusätzlich auf die vierstündigen<br />

Fächer konzentrieren und<br />

auch noch Hausaufgaben erledigen.<br />

„Die Schüler können mit den sieben<br />

zweistündigen Kursen auch die gleiche<br />

Anzahl von Fächern belegen – sie müssen<br />

aber nicht,“ so die Vertreter<strong>in</strong> des<br />

Schulm<strong>in</strong>isteriums. Sie könnten Ergänzungskurse<br />

z. B. zum Aufarbeiten<br />

von Defiziten nutzen o<strong>der</strong> sie könnten,<br />

um sich nicht zu verzetteln, z. B. zum<br />

LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007 25


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Diskussion mit Marietrud Schreven<br />

zweistündigen Grundkurs Physik Projektkurse<br />

<strong>in</strong> Experimentalphysik belegen.<br />

Das wäre dann e<strong>in</strong>e Vertiefung,<br />

aber auch e<strong>in</strong>e Entlastung für den<br />

Schüler. Die Schulen müssten <strong>in</strong> Zukunft<br />

bei <strong>der</strong> Erstellung ihrer Angebote<br />

diese Optionen für die Schüler ernst<br />

nehmen. Nicht Masse sei gefragt, son<strong>der</strong>n<br />

Ergänzungs- und Projektkurse,<br />

die die Schüler unterstützten und auch<br />

die Guten för<strong>der</strong>ten.<br />

Nürnberger Trichter o<strong>der</strong><br />

Kompetenzerwerb<br />

„Haben Sie darüber nachgedacht, Doppelungen<br />

und Überflüssiges zu streichen?“,<br />

fasste die Frage e<strong>in</strong>es Vaters e<strong>in</strong><br />

weiteres Anliegen von Eltern zusammen.<br />

Auch das erhöhte Anfor<strong>der</strong>ungsniveau<br />

<strong>in</strong> den vierstündigen Fächern<br />

wurde von vielen h<strong>in</strong>terfragt. „Ich habe<br />

die Formulierung ´Schulen müssen auf<br />

erhöhtem Niveau arbeiten` gehört. Ich<br />

habe das Gefühl, dass vor allem die<br />

Schüler arbeiten müssen – und zwar<br />

wesentlich mehr als vorher. Den Schülern<br />

ist aber nicht damit gedient, dass<br />

sie dann nach dem Nürnberger Trichterverfahren<br />

mehr auswendig lernen<br />

und ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Lernkompetenzen<br />

erwerben.“ „Können die Lehrer<br />

dies leisten?“ und „Wird es Fortbildungsmaßnahmen<br />

für Lehrer geben?“,<br />

waren weitere Fragen.<br />

Auch bisher sei <strong>in</strong> Grund- und Leistungskursen<br />

auf zwei verschiedenen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungsebenen unterrichtet worden,<br />

entgegnete Frau Schreven. Das<br />

hieße, <strong>der</strong> Niveauunterschied zwischen<br />

Kursen und damit verbundene didaktische<br />

Schwierigkeiten seien nicht neu.<br />

Neu sei aber, dass <strong>in</strong> bestimmten Fächern<br />

alle auf e<strong>in</strong> bestimmtes Niveau<br />

gebracht werden müssten. Das sei ohne<br />

Frage e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Schwierigkeit. Es<br />

müssten völlig neue Lehrpläne erarbeitet<br />

werden. „Wir können nicht die bestehenden<br />

Lehrpläne nur e<strong>in</strong> bisschen<br />

umfrisieren“, fuhr die M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong><br />

fort, „denn die <strong>neuen</strong> Lehrpläne für die<br />

<strong>Oberstufe</strong> müssen unmissverständlich<br />

aufzeigen, über welche Kompetenzen<br />

Schüler verfügen müssen, denen die<br />

Studierfähigkeit besche<strong>in</strong>igt wird.“<br />

Auswendig gelerntes Wissen dürfe dabei<br />

e<strong>in</strong>e eher untergeordnete Rolle<br />

spielen. Auch das Spezialgebiet des<br />

Lehrers dürfe den Unterricht nicht länger<br />

dom<strong>in</strong>ieren, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fokus<br />

müsse auf die Kompetenzen gerichtet<br />

se<strong>in</strong>, die zu e<strong>in</strong>em Studium befähigten.<br />

„Die Lehrplanentwicklung wird bis<br />

2010 e<strong>in</strong>e unserer zentralen Aufgaben<br />

se<strong>in</strong>“, so Frau Schreven. Die Eltern for<strong>der</strong>ten<br />

<strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch<br />

Maßnahmen <strong>der</strong> Lehrfortbildung,<br />

ohne die e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lehrpläne<br />

nicht greifen werde.<br />

Zeitliche Belastung<br />

Eltern trugen außerdem vor, dass gerade<br />

die zeitliche Belastung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und Jugendlichen sehr viel Unruhe unter<br />

den Eltern hervorrufe. „E<strong>in</strong> Jahr soll<br />

zeitlich e<strong>in</strong>gespart und auf die verbleibenden<br />

acht Jahre irgendwie umgelegt<br />

werden. Eltern sehen da nur noch die<br />

Möglichkeit des Nachmittagsunterrichts<br />

zuzüglich des Samstagsunterrichts,<br />

<strong>der</strong> jetzt bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe<br />

I e<strong>in</strong>setzt“, empörte sich e<strong>in</strong><br />

Vater.<br />

E<strong>in</strong>e Reduzierung des Unterrichtsvolumens<br />

von 265 Wochenstunden lehnte<br />

Frau Schreven mit <strong>der</strong> Begründung<br />

ab, dass es zum Unterrichtsvolumen<br />

e<strong>in</strong>deutige Vorgaben <strong>der</strong> Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz<br />

gebe. Hieran wolle und<br />

könne niemand ernsthaft rütteln, ohne<br />

die Qualität des Abiturs zu gefährden.<br />

In <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong> werde es bei 34 Wochenstunden<br />

bleiben. 34 Wochenstunden<br />

bedeuteten aber nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

Samstagsunterricht. Die Tatsache, dass<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong> künftig im Klassenverband<br />

<strong>in</strong> den Pflichtfächern Deutsch,<br />

Mathematik, Fremdsprachen unterrichtet<br />

werde, werde die Stundenplangestaltung<br />

deutlich erleichtern und für<br />

die Schüler verbessern. Diese Masse an<br />

Spr<strong>in</strong>gstunden, die zurzeit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Oberstufe</strong> üblich seien, könnte reduziert<br />

werden. In <strong>der</strong> <strong>Oberstufe</strong> werde<br />

<strong>der</strong> Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> zeitlichen Belastung<br />

<strong>der</strong> Schüler zum jetzigen System<br />

nicht gravierend se<strong>in</strong>.<br />

Wegfall <strong>der</strong> Leistungskurse<br />

„Die Reform soll die allgeme<strong>in</strong>e Studierfähigkeit<br />

för<strong>der</strong>n und gewährleisten.<br />

Trotzdem bedauere ich den Wegfall<br />

<strong>der</strong> Leistungskurse. Sie s<strong>in</strong>d vor<br />

Jahren von sechs Unterrichtsstunden<br />

auf fünf gekürzt worden. Nun sollen<br />

zukünftig alle Schüler zusammen <strong>in</strong><br />

bestimmten Fächern 4-stündig unterrichtet<br />

werden. Im Gegensatz zum Leistungskurs<br />

bedeute dies, dass e<strong>in</strong> Schüler<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er heterogenen Mathe-,<br />

Deutsch- o<strong>der</strong> Englischgruppe we<strong>der</strong><br />

mit Interessensgleichen noch mit Leistungsgleichen<br />

zusammen ist. Die Motivation<br />

und die Lernerfahrung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Leistungskurs ist aber e<strong>in</strong>e grundlegend<br />

an<strong>der</strong>e. Ich will nicht alle<strong>in</strong> von<br />

Spitzenleistungen reden, die e<strong>in</strong>geschränkt<br />

werden, auch die Leistungsfreude<br />

wird stark e<strong>in</strong>geschränkt“, so<br />

das Plädoyer e<strong>in</strong>er Mutter für die Leistungskurse.<br />

„Die Option, e<strong>in</strong>en Kurs zu f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong><br />

dem sich Gleichges<strong>in</strong>nte mit echter Motivation<br />

für das Fach zusammenf<strong>in</strong>den<br />

und mit gleichen Interessen arbeiten,<br />

diese Möglichkeit ist jetzt im Neigungskurs<br />

noch besser gegeben. Der<br />

Neigungskurs kann viel freier gewählt<br />

werden als bisher die Leistungskurse,<br />

die an bestimmte Pflichten gebunden<br />

waren. Die Wahl <strong>der</strong> Leistungskurse<br />

von Schülern war oft von ganz an<strong>der</strong>en<br />

D<strong>in</strong>gen geleitet, und manchmal waren<br />

es Ausweich- o<strong>der</strong> manchmal Verzweiflungswahlen.<br />

Im Neigungskurs sitzen<br />

zukünftig wirklich nur noch die Schüler,<br />

die genau das und nichts an<strong>der</strong>es lernen<br />

wollen. Die Freude am Lernen und<br />

die Motivation <strong>der</strong> Schüler werden<br />

durch die Reform nicht gefährdet“, so<br />

26 LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 188 • SEPTEMBER 2007


MITGLIEDERVERSAMMLUNG FRÜHJAHR 07<br />

Diskussion mit Marietrud Schreven<br />

die engagierte Antwort von Frau Schreven.<br />

Unterstützung erhielt sie auch aus<br />

<strong>der</strong> Elternschaft: „Ich kann <strong>der</strong> Streichung<br />

<strong>der</strong> Leistungskurse viel abgew<strong>in</strong>nen,<br />

z. B. dass man künftig von dem<br />

überspezialisierten Leistungskurssystem<br />

abgeht und bei den Prüfungsfächern die<br />

Grundlage, die Allgeme<strong>in</strong>bildung, verbreitert“<br />

und „Zur Heterogenität <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Klasse will ich bemerken, dass sich<br />

die Unterschiede zwischen Leistungsträgern<br />

und weniger Leistungsbegeisterten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kurs nicht so stark auswirken,<br />

wenn Gymnasien vor allem mathematische<br />

und sprachliche Profile bilden.<br />

Außerdem haben Schüler früher auch <strong>in</strong><br />

den Fächern mit Erfolg gelernt, die sie<br />

weniger <strong>in</strong>teressierten, weil sie ihnen<br />

nicht ausweichen konnten.“<br />

Abiturfächer<br />

Zur Frage, ob zwei o<strong>der</strong> drei <strong>der</strong> Fächer<br />

Deutsch, Mathematik und Fremdsprache<br />

verb<strong>in</strong>dliche Abiturfächer werden<br />

sollen, führte Frau Custodis aus, dass<br />

sich <strong>der</strong> Ausschuss „Gymnasiale Bildung“<br />

im Frühjahr bereits mit diesem<br />

Thema befasst habe. Die Mitglie<strong>der</strong> des<br />

Ausschusses hätten sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sitzung<br />

für nur zwei gesetzte Abiturfächer ausgesprochen,<br />

um den Schülern mehr<br />

Wahlfreiheiten bei den Prüfungsfächern<br />

offen zu lassen. Insbeson<strong>der</strong>e solle<br />

die Möglichkeit erhalten bleiben, zwei<br />

Naturwissenschaften <strong>in</strong>s Abitur zu<br />

nehmen. „Ich höre erstaunt, dass sich<br />

die Mehrheit im Ausschuss für zwei gesetzte<br />

Abiturfächer ausspricht. Ich f<strong>in</strong>de<br />

es eigentlich auch entlastend, die<br />

drei Fächer zu setzen“, so die Me<strong>in</strong>ung<br />

e<strong>in</strong>er Elternvertreter<strong>in</strong>. „Das sorgt für<br />

Klarheit unter den Schülern. Das Argument,<br />

dass die Naturwissenschaften zu<br />

kurz kommen, greift nicht. Mathematik<br />

schadet ke<strong>in</strong>em Biochemiker. Wenn<br />

man wirklich die allgeme<strong>in</strong>e Studierfähigkeit<br />

will, dann muss man den Weg<br />

auch zu Ende gehen, den man mit den<br />

Lernstandserhebungen, den Prüfungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse 10 und dieser <strong>Oberstufe</strong>nreform<br />

begonnen hat.“<br />

Klare Antworten gefragt<br />

Frau Schreven bittet darum, dass die<br />

Elternvertreter die Frage <strong>der</strong> Anzahl<br />

<strong>der</strong> verb<strong>in</strong>dlich vorgegebenen Abiturfächer<br />

<strong>in</strong> ihren Schulen diskutieren.<br />

Frau Custodis verspricht den Elternvertretern,<br />

dass <strong>der</strong> Vorstand zu dieser<br />

Problematik e<strong>in</strong>e Befragung unter den<br />

Mitglie<strong>der</strong>n durchführen wird.<br />

Prüfungen am Ende <strong>der</strong> Klasse 10<br />

und Probleme des G 8<br />

Eltern beklagten auch das hohe Stundenvolumen<br />

für die Schüler des verkürzten<br />

Bildungsganges und mahnten<br />

die Fertigstellung <strong>der</strong> Lehrpläne für<br />

das achtjährige Gymnasium an.<br />

Frau Schreven vertrat die Auffassung,<br />

dass man <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sekundarstufe I die zusätzlichen<br />

Stunden langsam aufbauen<br />

solle. Über die Verteilung <strong>der</strong> Ergänzungsstunden<br />

und über die Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Kont<strong>in</strong>gentstunden entscheide<br />

aber jedes Gymnasium eigenständig.<br />

Für die Klasse 9 müssten 34 Jahreswochenstunden<br />

aber zumutbar<br />

werden. Es müssten allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

Formen e<strong>in</strong>er vernünftigen Strukturierung<br />

des Schultages gefunden werden.<br />

Zur Gestaltung <strong>der</strong> Sekundarstufe I im<br />

verkürzten Bildungsgang erklärte Frau<br />

Schreven, dass die Kernlehrpläne für<br />

die Fächer Deutsch, Mathematik und<br />

Englisch vorlägen. Für die drei Gesellschaftswissenschaften<br />

und Französisch<br />

stünde die Verbändebeteiligung unmittelbar<br />

bevor. Lediglich für die drei<br />

naturwissenschaftlichen Fächer würde<br />

die Überarbeitung <strong>der</strong> Lehrpläne noch<br />

bis zu Beg<strong>in</strong>n des <strong>neuen</strong> Schuljahres<br />

dauern.<br />

Bei den Prüfungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse 10<br />

sollten erst e<strong>in</strong>mal die Ergebnisse abgewartet<br />

werden. Es werde sich zeigen,<br />

ob die Prüfungen Defizite aufdeckten<br />

und ihre Wirksamkeit entfalteten, so<br />

die M<strong>in</strong>isterialrät<strong>in</strong>.<br />

Lehrerversorgung<br />

Gerade im Bereich <strong>der</strong> naturwissenschaftlichen<br />

Fächer mahnten die Eltern<br />

das Fehlen von Fachlehrern an. „ Nach<br />

me<strong>in</strong>er Beobachtung fristen diese Fächer<br />

deshalb e<strong>in</strong> Schattendase<strong>in</strong>, weil<br />

die entsprechenden Fachlehrer nicht<br />

vorhanden s<strong>in</strong>d. Deshalb bezweifle ich,<br />

dass die Gymnasien überhaupt diese<br />

Fächer ihren Schülern anbieten können“,<br />

wandte e<strong>in</strong> Vater e<strong>in</strong>.<br />

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung<br />

sei es zurzeit tatsächlich e<strong>in</strong><br />

Problem für die Schulen, Naturwissenschaftler<br />

zu bekommen. „Daher bilden<br />

wir zurzeit auch sogenannte ´Seitene<strong>in</strong>steiger`<br />

<strong>in</strong> den naturwissenschaftlichen<br />

Fächern für den Schuldienst<br />

aus.“ Auch die demographische Entwicklung<br />

wirke sich för<strong>der</strong>lich bei <strong>der</strong><br />

Lehrerversorgung <strong>in</strong> den Mangelfächern<br />

für die Schulen aus. Im Gegensatz<br />

zu früher würden Schulleitungen<br />

heute nicht zu besetzende Stellen im<br />

naturwissenschaftlichen Bereich eher<br />

vakant lassen, als sie mit Lehrern an<strong>der</strong>er<br />

Fakultas zu besetzen. „Die Schulleitungen<br />

planen da schon sehr genau und<br />

<strong>in</strong> die richtige Richtung“, so Marietrud<br />

Schreven.<br />

LANDESELTERNSCHAFT DER GYMNASIEN <strong>NRW</strong> • 186 • FEBRUAR 2007 27

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