Dominikanische Orte - DOMINIKANER.ORG
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<strong>Dominikanische</strong> <strong>Orte</strong><br />
Nr. 07-08 / 2008 ProvinzZeitung<br />
Seite 8<br />
Stadtpfarrkirche zum Hl. Blut<br />
Die Geschichte der Dominikaner in Graz<br />
25 Jahre nach ihrer Fertigstellung übergab Kaiser Friedrich<br />
III. dem Orden der Dominikaner die Corporis-<br />
Christi-Kapelle für ihre seelsorglichen Aufgaben in der<br />
Stadt. Friedrich hatte 1440 diese „neu Capellen in der<br />
Judengassen“ - nach der Vertreibung der hier ansässigen<br />
Juden 1439 - errichten lassen.<br />
1466 wurde das Grazer Dominikanerkloster gegründet.<br />
Erster Prior war Alexis Puzel (+5.11.1511, Gedenktafel<br />
in Hl. Blut). Er sowie auch alle bis ins 16.<br />
Jhdt. nachzuweisenden Nachfolger wie Titus Huber,<br />
Andreas von Laa, Wolfgang Heider und Leonhard Salzer<br />
stammten aus dem Wiener Dominikanerkloster.<br />
Vom Leben innerhalb des Konvents ist wenig bekannt.<br />
Während der Reformation litt der Konvent stark unter<br />
Mitgliederschwund (1528 dreizehn Patres, 1555 zwei;<br />
1570 soll nur noch der Prior im Haus gewohnt haben).<br />
1586 wurde P. Sebastian Cattaneus auf dem Provinzkapitel<br />
in Friesach zum Provinzial gewählt. Er konnte<br />
die drohende Aufhebung des Grazer Klosters verhindern.<br />
Die Grazer Dominikaner mussten aber 1586 in<br />
die Vorstadtpfarre St. Andrä ausweichen. Da die be-<br />
stehende Pfarrkirche zu klein war, kauften sie Grundstücke<br />
zu und errichteten zwischen 1616 und 1627 einen<br />
Neubau von Kirche und Kloster.<br />
Das Generalkapitel von Valladolid 1605 legte den Grazer<br />
Dominikanern auf Betreiben des Erzherzogs Ferdinand<br />
II. die Pflicht auf, ein Konvikt zur Ausbildung<br />
eines einheimischen Nachwuchses einzurichten. Diese<br />
Auflage wurde aber nie umgesetzt.<br />
1753 zählte die ungarisch-österreichische Provinz 450<br />
Mitglieder, davon 370 aus dem österreichischen Raum.<br />
Das größte Haus war Wien mit 74 Mitgliedern, an zweiter<br />
Stelle folgte Graz (65 Mitglieder).<br />
Nach 1782 sank - auch infolge der josefinischen Maßnahmen<br />
gegen die Orden - die Nachwuchszahl kontinuierlich<br />
ab. 1807 gab es im heutigen Österreich noch<br />
62 Dominikaner, 1840 nurmehr 21. Zwanzig Jahre später<br />
folgte jedoch ein neuer Aufschwung. Mit 38 Mitgliedern<br />
war Graz 1867 zum größten Konvent der Provinz<br />
aufgestiegen.<br />
Mit der Übertragung der Kirche St. Anna-Münzgraben<br />
1807 erhielten die Dominikaner in Graz einen neuen<br />
Wirkungsort.<br />
Ehem. Dominikanerkirche Graz, Heilig Blut<br />
(Quelle: A. Kölbl, W. Resch, Wege zu Gott - Die Kirchen<br />
und die Synagoge von Graz. 2004, S.95-98)<br />
Das barocke Erscheinungsbild der Fassade lässt kaum<br />
vermuten, dass sich dahinter ein gotischer Raum im<br />
Stil der Bettelorden verbirgt. Betritt man die Kirche<br />
durch das kleine rechte Portal an der Fassade, so gelangt<br />
man in ihren ältesten Teil, die Corporis-Christi-<br />
Kapelle. Die ursprünglich nur aus drei Jochen beim<br />
Eingang bestehende kleine Kapelle wurde von den<br />
Dominikanern nach Osten hin durch einen lang gestreckten<br />
Chor erweitert.<br />
Der eigentliche Hauptraum der Kirche - eine nach dem<br />
Vorbild der Dom- und der Fortsetzung Seite 9