Nr. 4-2005 - Dominikaner
Nr. 4-2005 - Dominikaner
Nr. 4-2005 - Dominikaner
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<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong><br />
Pater für Doktoranden<br />
P. Paul Dominikus Hellmeier<br />
wird Hochschulseelsorger<br />
S.4<br />
ProvinzZeitung<br />
Professfeier in Augsburg<br />
Am 19. März <strong>2005</strong> legte fr. Florian P. M. Moscher OP<br />
während einer Hl. Messe in die Hände von P. Provinzial<br />
Dietmar Schon seine einfache Profess ab.<br />
Fr. Florian, 25 Jahre, trat nach dem Erwerb des<br />
Baccalaureats an der Hochschule für Philosophie der<br />
Jesuiten in München dem Orden bei.<br />
In seiner Predigt erinnerte P. Dietmar daran, dass der<br />
versprochene „Gehorsam“ in der Professformel „ein<br />
Hinhören auf das, was Gott in das eigene Leben hinein<br />
sage“, impliziere. Er wies darauf hin, daß „Profess“<br />
nur dann sinnvoll sei, wenn sie ein Ziel habe. Und dieses<br />
Ziel sei „geistliches Wachstum als Mensch und<br />
Christ sowie die Verkündigung des Evangeliums“.<br />
Musikalisch wurde die Professfeier von einem dominikanischen<br />
Gesangstrio - bestehend aus den Novizen<br />
für die <strong>Dominikaner</strong>-Provinz des Hl. Albert<br />
in Süddeutschland und Österreich<br />
Datenexemplar unter www.dominikaner.org<br />
Mission des Ordens in Ungarn<br />
Generalvikariat nach dem Kapitel:<br />
Aufbruch in die Zukunft<br />
S.8<br />
P. Marie-Joseph Lagrange OP<br />
Aus dem faszinierenden Leben<br />
eines französischen <strong>Dominikaner</strong>s<br />
S.12<br />
fr. Martin Grandinger OP, fr. Sebastian Tönnesen OP<br />
und fr. Johannes Weise OP mitgestaltet.<br />
Im Anschluss waren Verwandte, Freunde,<br />
<strong>Dominikaner</strong>brüder und -schwestern zu einer Agapefeier<br />
im Konvent geladen. Dort hatten sie Gelegenheit<br />
zu einer Begegnung mit fr. Florian.
Kurzmeldungen<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 2<br />
„Tage der Orientierung“<br />
Vom 28.2. bis 2.3. fanden die alljährlichen „Tage der<br />
Orientierung“ für die 11. Jahrgangsstufe des Internats<br />
der Regensburger Domspatzen im Bildungshaus<br />
Johannisthal statt. Erstmals waren <strong>Dominikaner</strong> eingeladen,<br />
dabei mitzuwirken. Fr. Thomas A. Schuster<br />
leitete eine der Teilgruppen, fr. Dietmar Schon stand<br />
den Teilnehmern als Gesprächsseelsorger zur Verfügung.<br />
Für die Gruppe von rund 40 Schülern im Alter<br />
von 17-18 Jahren standen in mehreren Teilgruppen<br />
wichtige Themen an: Entscheidungen treffen, Verantwortung<br />
übernehmen für sich und für andere, Beziehung<br />
und Sexualität, Umgang mit Freiheit usw.<br />
Fr. Thomas (Links) und P. Dietmar (2. von rechts)<br />
Fr. Thomas zeigte sich vom Interesse und der Freude,<br />
diese Themen in offenem Gruppengespräch anzugehen,<br />
sehr beeindruckt. Auch das gesprächsseelsorgliche<br />
Angebot wurde dankbar angenommen. Morgen- und<br />
Abendlob sowie die abschließende Eucharistiefeier<br />
setzten geistliche Akzente. Verschiedene Abendangebote<br />
(vor allem eine Lichtmeditation, die trotz klirrendem<br />
Frost in den tief verschneiten Wäldern der<br />
nördlichen Oberpfalz ebenso gut aufgenommen wurden<br />
wie ein Filmangebot) bot den Schülern sowohl<br />
Ausgleich wie weiteren „Stoff zum Nachdenken“, bevor<br />
die Abende im Bierstüberl im wahrsten Sinn des<br />
Wortes ausklangen.<br />
In der Abschlussreflexion wurde seitens der Schüler<br />
wie der Betreuer hervorgehoben, dass die dominikanische<br />
Mitwirkung von „Außenstehenden“ als hilfreich<br />
empfunden wurde, sichtbar an zusätzlicher Dynamik<br />
in den Teilgruppen und an dem seelsorglichen<br />
Gesprächsbedarf. Für die „Tage der Orientierung“ 2006<br />
ist eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geplant.<br />
Lehrauftrag an der Physiotherapieschule<br />
Die Zusatzausbildung in Gestalttherapie von fr. Daniel<br />
Ochsenreiter geht ihrem Abschluss entgegen. Entsprechend<br />
dem Ausbildungsfortschritt wird fr. Daniel<br />
für eine zunächst begrenzte Zielgruppe gestalttherapeutisch-seelsorgliche<br />
Beratungen anbieten sowie<br />
einen Lehrauftrag an der Physiotherapieschule Freiburg<br />
übernehmen. Damit treten im Zuge seiner Ausbildung<br />
in beratender Seelsorge künftig zwei weitere<br />
Teilarbeitsgebiete neben die bisherige praktische Tätigkeit<br />
im Bereich der Altenhilfe und Krankenseelsorge.
Kurzmeldungen<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 3<br />
Assignation nach Wien<br />
P. Provinzial Dietmar Schon hat zum 20. März fr. Florian<br />
P. M. Moscher nach Wien assigniert. Er wird an<br />
der Wiener Universität sein Theologiestudium aufnehmen.<br />
Dominikanisches Zentrum in Innenstadtseelsorge<br />
integriert<br />
Der Bischof und das Domkapitel von Regensburg haben<br />
Vorschlägen von P. Provinzial Dietmar zur Gestaltung<br />
der im Dominikanischen Zentrum<br />
zusammengefassten pastoralen Beiträge zugestimmt.<br />
Damit ist das Dominikanische Zentrum als Teil der<br />
Innenstadtseelsorge anerkannt.<br />
Eckpunkte der seelsorglichen Präsenz bleiben Messen<br />
mit Predigt in der ehemaligen <strong>Dominikaner</strong>kirche, die<br />
geistlichen Impulse „Spurensuche“, ein gesprächsseelsorgliches<br />
Angebot, kleine Vortragszyklen in unregelmäßigen<br />
Abständen sowie zwei Wortgottesdienste<br />
pro Monat in St. Blasius, die sich besonders an Suchende<br />
und Fernstehende richten (vgl.<br />
www.dominikanisches-zentrum.de, „Aktuelles“).<br />
Diese Angebote sind zeitlich neu aufeinander abgestimmt<br />
worden und werden wie bisher in Gesprächen<br />
mit dem Leiter des Seelsorgsamts evaluiert. Die Diözese<br />
honoriert die mit dem Dominikanischen Zentrum<br />
verbundenen Seelsorgsbeiträge mit einem Teilgestellungsvertrag;<br />
damit trägt sich das Dominikanische<br />
Zentrum seit Jahresbeginn finanziell selbst.<br />
Ankündigung der Visitation in Augsburg<br />
In Absprache mit dem Prior von Hl. Kreuz werden P.<br />
Provinzial Dietmar und sein Sozius, P. Günter Reitzi,<br />
vom 2. - 5. Mai die Visitation im Augsburger Konvent<br />
vornehmen. Ziel der Gespräche ist vor allem die Begleitung<br />
der Augsburger Mitbrüder im gegenwärtigen<br />
Prozess der pastoralen Neuorientierung und angesichts<br />
veränderter örtlicher Rahmenbedingungen dominikanischen<br />
Arbeitens.<br />
Wahl zum Dekan<br />
P. Günter Reitzi ist am 10. März zum neuen Dekan<br />
des Seelsorgebezirks München-Nord gewählt worden.<br />
Aufgefallen<br />
Unter www.freiburg.de stand folgender Artikel:<br />
Sonntag in dieser Hochschulstadt: Langeweile, Tristesse,<br />
nix los - Freiburg eben. Und jede Woche Filmbrunch<br />
bringt´s auf Dauer ja auch nicht so unbedingt.<br />
Aber da gibt´s doch hier und dort noch diese seltsamen<br />
Gebäude mit den lustigen Türmen. Ob die mal<br />
einen Besuch wert wären? Einfach sonntags mal in<br />
die Kirche? Ja, warum eigentlich nicht?! Wär´doch<br />
mal echt was anderes! Und bei den Katholen soll´s ja<br />
manchmal auch richtig ätzend duften. Eine Stunde<br />
lang was fürs Auge, fürs Ohr, für die Seele gar - und<br />
gratis.<br />
Doch gemach. Welche der gut vier Dutzend Kirchen<br />
und Kapellen kommt denn überhaupt in Frage für<br />
unsereinen. Die Universitätskirche, logo. Die<br />
Christuskirche als Stammhaus sozusagen der ESG,<br />
klar. Und weiter? Schließlich gibt´s auch bei Pfarrern<br />
und Pfarrerinnen solche und solche. Deshalb also hier<br />
an dieser Stelle der ultimative Geheimtip (auf keinen<br />
Fall weitersagen, weil sonst die Sitzplätze knapp werden!):<br />
das <strong>Dominikaner</strong>kloster oberhalb des Stadtgartens.<br />
Hier kommen in den Predigten noch Politiker<br />
vor, Zahnarzthelferinnen, im Wald entsorgte Säcke -<br />
und Spitzen gegen kirchliche Obrigkeiten sowieso.<br />
Also, nix wie hin! Bis Sonntag!<br />
Impressum<br />
Redaktion, Layout, Druck:<br />
Sekretariat des Provinzials<br />
Telefon (0049) 0821 / 32 90 526<br />
(0049) 0171 / 73 65 191<br />
Fax (0049) 0821 / 51 12 58<br />
dominikanerprovinz-st.albert@gmx.de
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong><br />
Augsburg<br />
ProvinzZeitung<br />
Seite 4<br />
Pater für die Doktoranden<br />
<strong>Dominikaner</strong> Paul Hellmeier<br />
(loi). Die Studenten darf er noch duzen. 27 Jahre jung<br />
ist Pater Paul Hellmeier, der neue zweite Seelsorger in<br />
der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG). In seinem<br />
weißen Ordenskleid sticht der <strong>Dominikaner</strong> von<br />
Heilig Kreuz allerdings etwas hervor.<br />
Erst am 28. Januar hat Pater Paul die Priesterweihe empfangen.<br />
Studentenseelsorge gab er seinem Oberen als<br />
erste Wahl für seinen ersten Einsatz an. „Es ist dann<br />
sehr schnell gelaufen“, erzählt er. Das intellektuelle<br />
Klima unter jungen Menschen reizt Pater Paul. Zumal<br />
er gemerkt hat, dass sie durchaus religiös gestimmt<br />
sind. Legen sie nicht alle gerade die geistigen Grundlagen<br />
für ihr Leben und Wirken in verantwortlichen<br />
Positionen?<br />
Pater Paul, in Moosburg/Isar aufgewachsen, hatte<br />
schon zwei Jahre Philosophie in München studiert, als<br />
er in den <strong>Dominikaner</strong>orden eintrat. Als Seelsorger bei<br />
den Menschen zu sein und trotzdem in einer geistlichen<br />
Gemeinschaft zu leben, hatte ihn angezogen. Dies<br />
sei „eine fruchtbare Spannung“. Auch die großen Gestalten<br />
dieses im Mittelalter gegründeten Ordens begeisterten<br />
ihn: der Prediger Dominikus, der Theologe<br />
Thomas von Aquin, der Mystiker Meister Eckhart.<br />
Um die Doktoranden will er sich besonders kümmern<br />
und zur Musikhochschule Kontakt aufnehmen - soweit<br />
es die Pflichten im Kloster Heilig Kreuz zeitlich erlauben.<br />
Hochschulpfarrer Thomas Schwartz ist froh, dass<br />
er einen jungen Kollegen kriegt, der auf Augenhöhe den<br />
Studenten begegnet und ein kontemplatives Element<br />
in die Hochschule einbringt.<br />
Quelle: Augsburger Allgemeine, Campus Augsburg,<br />
S. 27, 22. März <strong>2005</strong><br />
Neue Impulse gesetzt<br />
Pater Dominikus in St. Wolfgang verabschiedet<br />
AUGSBURG - Mit dem Abschied von Pater<br />
Dominikus Jakob als Stadtpfarrer von St. Wolfgang<br />
in Augsburg-Spickel, ist die Ära des <strong>Dominikaner</strong>ordens<br />
in der dortigen Pfarreiseelsorge zu Ende gegangen.<br />
Als Rector ecclesiae an der Wallfahrtskirche Heilig<br />
Kreuz und als Prior des Konvents hat Pater Dominikus<br />
neue Aufgaben übernommen.<br />
Pater Dominikus wirkte vier Jahre und vier Monate<br />
in der einst als Klostersitz geplanten Pfarrei St. Wolfgang,<br />
die seit 1. Januar mit Don Bosco eine Pfarreiengemeinschaft<br />
bildet.<br />
Der Abschiedsgottesdienst und das gemeinsame<br />
Leberkäs-Essen mit den Pfarrangehörigen war noch<br />
einmal vom verschmitzten Lächeln und liebenswerten<br />
Humor von Pater Dominikus geprägt. Dabei war er<br />
überzeugt, den Menschen auch in Zukunft zu begegnen.<br />
Seine neue Aufgabe im Konvent von Heilig Kreuz<br />
sei ja nur ein Ortswechsel und die drei bis vier Kilometer<br />
Weg heutzutage keine Entfernung mehr. Er hoffe<br />
und habe auch bereits erfahren dürfen, dass die gemeinsame<br />
Zeit in St. Wolfgang eine gesegnete Zeit<br />
war.<br />
Der Pater ermutigte die Kirchenbesucher mit seiner<br />
Predigt, den Segen mit einem Kreuzzeichen auf die<br />
Stirn zu zeichnen. Das Priesteramt bedeute für ihn,<br />
Zeuge und nicht der Glanz des Auferstanden sein zu<br />
wollen. Wenn es im Leben schwer werde, erinnere er<br />
sich:„Ja, Gott hat schon einmal geholfen und wird<br />
wieder helfen“.<br />
Pfarrgemeinderatsvorsitzender Günter Groll blickte<br />
auf das von den <strong>Dominikaner</strong>n gestaltete Wachsen und<br />
Werden der Pfarrei St. Wolfgang zurück. Nach Verhandlungen<br />
zwischen dem <strong>Dominikaner</strong>orden der Provinz<br />
Teutonia in Düsseldorf und dem Bischof von<br />
Augsburg konnte am 15. Juli 1931 Pater Mathias Bigge<br />
die Arbeit in der neu zu gründenden Pfarrei im jungen<br />
Augsburger Stadtteil Gartenstadt-Spickel aufnehmen.<br />
Fortsetzung Seite 5
Augsburg/Regensburg<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 5<br />
Es war nach der Auflösung des Ordens durch die<br />
Säkularisation die erste Niederlassung in Süddeutschland.<br />
Ohne Unterbrechung wurde St. Wolfgang mit<br />
der 1934 errichteten Kirche bis zum Jahresende vom<br />
Orden des heiligen Dominikus betreut und geprägt. Bis<br />
in die 80er Jahre stellte er auch den Mesner und einen<br />
Kaplan. Das <strong>Dominikaner</strong>kloster und der Konvent<br />
selbst wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aber in<br />
Heilig Kreuz errichtet, wo die <strong>Dominikaner</strong> am 15.<br />
Dezember 1930 die Seelsorge der Wallfahrtskirche<br />
übernommen hatten.<br />
In den vier Jahren und vier Monaten, die Pater<br />
Dominikus Jakob in St. Wolfgang wirkte, hat er neue<br />
Impulse gesetzt und Altbewährtes weiterleben lassen.<br />
Es sind Singkreise für Frauen und Kinder und ein<br />
Bibelkreis entstanden. Mit dem Argument, „Wie sollen<br />
junge Christen in ihre Gemeinde hineinwachsen<br />
und am Leben der Pfarrei aktiv teilnehmen, wenn sie<br />
ihr Glaubensbekenntnis in einer anderen Kirche ablegen<br />
müssen?“, erreichte er, dass in seiner Zeit die Firmung<br />
zwei Mal in St. Wolfgang gespendet wurde.<br />
Mönch als Salzstreuer<br />
Dekan Alois Lindner sagte zum Abschied, die Geste<br />
der Hörmuschelerweiterung mit der Hand am Ohr sei<br />
typisch für die Offenheit und das Hinhören von Pater<br />
Dominikus. So habe das Dekanat Augsburg-Ost ihn<br />
erlebt. Als Zeichen dafür, ein „Mensch mit Würze“ zu<br />
sein, überreichte er ihm einen Mönch als Salzstreuer.<br />
Kirchenpfleger Dieter Heinzel sah im Abschied und<br />
in der neuen Aufgabe von Pater Dominikus in Heilig<br />
Kreuz, dass jedes Ende zugleich ein neuer Anfang ist.<br />
Die Seelsorge in St. Wolfgang hat der Salesianerpater<br />
Walter Kirchmann übernommen. Mit ihren 1400<br />
Katholiken bildet sie seit Jahresbeginn mit der Pfarrei<br />
Don Bosco und deren 3425 Katholiken eine Pfarreiengemeinschaft.<br />
Anne-Marie Wiedemann<br />
Quelle: Katholische SonntagsZeitung, Region Augsburg,<br />
S. VIII, 26./27. März <strong>2005</strong>.<br />
<strong>Dominikaner</strong>innen<br />
und <strong>Dominikaner</strong><br />
in Regensburg<br />
“ im Zentrum...“ :<br />
Galileo Galilei<br />
Eine kleine Vortragsreihe mit<br />
Diskussion<br />
Galileo Galilei ist der Begründer der modernen<br />
Physik, bekannt ist er jedoch vor allem wegen Zwi-<br />
stigkeiten mit der kirchlichen Hierarchie. In drei<br />
sich ergänzenden, aber von einander unabhängi-<br />
gen Vorträgen werden Hintergründe und Fakten<br />
rund um den ´Fall Galilei` dargestellt.<br />
14.4.05 Galileo Galilei - Der Mann im Brennpunkt<br />
von Mittelalter, Neuzeit und Gegenwart<br />
28.4.05 Galileo Galilei - Naturwissenschaft, Glau-<br />
be u. ein Genie mit problematischem Charakter<br />
12.5.05 Der ´Fall Galilei` - Ein unseliger Konflikt<br />
und seine Lösung<br />
Referentin: Sr. Dr. habil. Lydia la Dous OP<br />
Ort und Zeit: Dominikanisches Zentrum (Am Ö lberg<br />
5, EG links, gegenüber dem ehem. <strong>Dominikaner</strong>klo-<br />
ster), jeweils um 20 Uhr.
Schwestern und Moniales<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 6<br />
Versuche einer Citypastoral in Wien<br />
Die gegenwärtige Kirchenkrise bietet meines Erachtens<br />
viele Chancen, auch und gerade in modernen<br />
Großstädten an einem neuen Kirchenbild mitzuwirken.<br />
Dafür muss die Kirche in der Verkündigung stärker<br />
aktiv werden und sich daran erinnern, dass der Auferstandene<br />
zu einem „Geht hin und lehret“ aufforderte<br />
(Mt 28,19).<br />
Für meine Versuche in Richtung Citypastoral, die<br />
möglicherweise Anregungen für Mitschwestern und<br />
Mitbrüder enthalten, konnte ich Einiges an Lebensund<br />
Berufserfahrung einbringen, da ich erst als Witwe<br />
in den Konvent der <strong>Dominikaner</strong>innen in Wien-<br />
Hacking eingetreten bin. Obwohl unser Konvent ein<br />
Schulzentrum unterhält, in dessen Gymnasium ich vor<br />
vielen Jahren als Lehrkraft tätig war, konnte ich meinen<br />
derzeitigen Beruf beibehalten, weil er ohnedies<br />
optimal zu unserem Ordensziel der Verkündigung passt<br />
– ich bin Pro-fessorin für mehrere theologische Fächer<br />
an der religionspädagogischen Akademie der Erzdiözese<br />
Wien, nebenberuflich bin ich auch immer wieder<br />
in den Theologischen Laienkursen eingesetzt.<br />
Zu dieser fixen Berufstätigkeit versuchte ich, weitere<br />
kerygmatische Tätigkeiten einerseits gezielt aufzubauen,<br />
andererseits anzunehmen, wo ich dazu eingeladen<br />
werde – wobei beide Bereiche insofern verzahnt sind,<br />
als man umso eher für Vorträge, Einkehrtage, Exerzitien<br />
u.ä. eingeladen wird, je bekannter man ist.<br />
Gezielt aufgebaut habe ich, der Tradition unseres Ordens<br />
entsprechend, zwei Laiengruppen, eine heterogene<br />
und eine homogene aus ehemaligen Studentinnen,<br />
jetzt Religionslehrerinnen im Pflichtschulbereich.<br />
Die Gruppen arbeiten recht gut, erreichen aber kaum<br />
Breitenwirkung. Für ReligionslehrerInnen hoffe ich,<br />
eine solche dadurch zu erreichen, dass ich seit kurzem<br />
mit der geistlichen Begleitung der Berufsgemeinschaft<br />
aller ReligionslehrerInnen der Erzdiözese Wien betraut<br />
wurde – darüber kann ich aber aufgrund der Neuheit<br />
dieser Aufgabe noch nicht berichten.<br />
Doch machte ich bald die Erfahrung, dass es leichter<br />
ist, neue Gruppen nicht erst aufzubauen, sondern an<br />
bestehende „anzuklicken“. Hier möchte ich zu allererst<br />
die Zusammenarbeit mit anderen Orden nennen,<br />
besonders mit Augustiner Chorherren (Klosterneuburg,<br />
Herzogenburg), die aufgrund derselben Ordensregel<br />
ohnedies ein besonderes Näheverhältnis zu uns haben.<br />
Ferner freute ich mich, als mich die katholische<br />
Mädchenverbindung Prima Vindobonensis als ihre<br />
geistliche Begleiterin anfragte.<br />
In der bereits erwähnten Krisenzeit der Kirche kommt<br />
festen katholischen Gemeinschaften wie Verbindungen<br />
des Kartellverbands meines Erachtens eine wesentliche<br />
Funktion als Sauerteig der Gesellschaft zu,<br />
zumindest in zweifacher Hinsicht: Sie sind durch die<br />
lebenslange Zugehörigkeit stabil, und sie können aufgrund<br />
eines überdurchschnittlichen Bildungs- und<br />
Ausbildungsniveaus (das bei Christen eben nicht nur<br />
als Möglichkeit einer besseren Karriere gesehen wird<br />
oder zumindest werden sollte) stärker gesellschaftsformend<br />
wirken. Bei Mädchenverbindungen kommt<br />
noch als dritter Vorteil hinzu, dass viele ihrer Mitglieder<br />
später als Mütter nicht nur eine gehobene Bildung,<br />
sondern auch eine christliche Werthaltung bewusst weitergeben<br />
können.<br />
Eine weitere Gruppe, mit der ich immer wieder gern<br />
zusammenarbeite, ist die Gemeinschaft EMMANUEL,<br />
die sich unter den vielen neuen Gruppierungen als eine<br />
besonders effiziente und der dominikanischen Spiritualität<br />
nahestehende erwies. Ihr Ziel ist, junge Menschen<br />
für die Stadtmission auszubilden und den Dialog<br />
zwischen Kirche und Welt zu beleben. Als Weiterführung<br />
der Wiener Stadtmission (2003) hat die<br />
Gemeinschaft EMMANUEL in der Wiener Innenstadt<br />
ein offenes Missionszentrum eröffnet - die Akademie<br />
für Evangelisation mit dem Institut für Evangelisation<br />
und dem Vollzeitstudienlehrgang IAE (Internationale<br />
Akademie für Evangelisation). In der Akademie werden<br />
heute wesentliche Impulse für die Zukunft gesetzt.<br />
Fortsetzung Seite 7
Schwestern und Moniales<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 7<br />
Junge Studenten und zukünftige Verantwortungsträger<br />
aus ganz Europa kommen neun Monate lang hierher<br />
und erhalten eine fundierte theologische, philosophische<br />
und praktische Ausbildung für die Stadtmission.<br />
Darüber hinaus bietet die Akademie offene, unkonventionelle<br />
Lehrgänge an und bildet so jedes Jahr mehr<br />
als 300 junge Erwachsene aus. Das ganze Jahr über<br />
werden neue missionarische Projekte mit Pfarren,<br />
Schulen, Unis, etc. entwickelt und umgesetzt. Sehr gut<br />
kommen die originellen Nachtgespräche in verschiedenen<br />
bekannten Wiener Kaffeehäusern an, in der mehr<br />
oder minder bekannte Persönlichkeiten einen Dialog<br />
zu Fragen des heutigen Lebens führen und nachher zu<br />
einem Gespräch mit den Anwesenden zur Verfügung<br />
stehen. Diese Dialogreihe wurde durch ein Gespräch<br />
von Kardinal SCHÖNBORN mit der Fernsehreporterin<br />
Arabella KIESBAUER eröffnet; es wurden schon<br />
verschiedenste Philosophen, Künstler, Wissenschaftler<br />
und Politiker geladen, vor kurzer Zeit auch ich zu<br />
einem Talk über die Beziehung von Sex und Liebe mit<br />
der in Österreich sehr bekannten Sexualtherapeutin Dr.<br />
Gerti SENGER.<br />
Meine bisherigen Erfahrungen / Anregungen möchte<br />
ich so zusammenfassen:<br />
- Gemäß dem „gehet hin und lehret …“ ist es empfehlenswert,<br />
neue Formen des Zugehens auf Menschen<br />
auszuprobieren. Hier sind besonders die Frauenorden<br />
herausgefordert, für moderne Frauen interessante Arbeitsmöglichkeiten<br />
zu bieten – bei Männerorden ist<br />
durch ihre priesterliche Tätigkeit schon durch Jahrhunderte<br />
ein gehobener Arbeitsbereich gewährleistet. Unser<br />
Konvent in Hacking versucht, solch neue Wege zu<br />
gehen.<br />
- Da wir eine kleine Schar geworden sind, müssen wir<br />
Vernetzungen mit verwandten, d.h. auch kerygmatisch<br />
tätigen, Gruppierungen suchen. Diese Synergie nützt<br />
Ressourcen.<br />
- Ferner erscheint es sinnvoll, möglichst mehrere Standbeine<br />
aufzubauen. Für Frauenkonvente bedeutet das<br />
oft, sich nicht nur einem Werk (z.B. nur einer Schule)<br />
zu widmen, sondern ergänzend Möglichkeiten nützen,<br />
die sich am jeweiligen Standort bieten. Für Männerkonvente<br />
bedeutet das gerade umgekehrt, wenigstens<br />
mit einer Teillehrverpflichtung in Bildungsinstitutionen<br />
präsent zu sein, weil das – abgesehen von einer gewissen<br />
materiellen Absicherung - den Vorteil bietet, leicht<br />
an Kinder und Jugendliche und deren Eltern heranzukommen.<br />
- Zu überdenken ist das Prinzip der mobilitas loci. Im<br />
Mittelalter aufgrund der starren gesellschaftlichen Stabilität<br />
ein berechtigtes Prinzip, scheinen sich die Menschen<br />
von heute gerade in Cities nach pastoralen und<br />
spirituellen Oasen zu sehnen, in denen sie immer wieder<br />
dieselben AnsprechpartnerInnen vorfinden. Dazu<br />
kommt, dass auch wir Ordensleute als Kinder unserer<br />
Zeit einer Verwurzelung bedürfen, um pastoral wirken<br />
zu können. Daher schiene mir – nach einer Phase von<br />
Lehr- und Wanderjahren für den Ordensnachwuchs –<br />
eine stabilitas loci durchaus sinnvoll – hier haben sich<br />
die Zeiten gegenüber DOMINICUS radikal geändert.<br />
Sr Katharina DEIFEL OP / Wien-Hacking
Generalvikariat Ungarn<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 8<br />
Unmittelbar nach Öffnung der Grenzen 1989 kam es<br />
zu einem intensiveren Kontakt unserer Provinz mit den<br />
ungarischen Mitbrüdern, speziell nach Sopron. In der<br />
Folgezeit bauten wir diesen weiter aus. So konnten<br />
ungarische Mitbrüder für die Zeit ihres Studiums im<br />
Wiener Konvent mitleben. In Zukunft steht ein neuer<br />
Aspekt der Zusammenarbeit im Blickpunkt: im Dreieck<br />
Sopron, Bratislava, Wien wird eine grenzüberschreitende<br />
Kooperation angestrebt.<br />
P. Richard Kliem OP skizziert die zukünftigen Projekte<br />
des Generalvikariats nach dem Kapitel 2004:<br />
Der <strong>Dominikaner</strong>orden in Ungarn<br />
Zweites Kapitel seit Ernennung zum<br />
Generalvikariat<br />
Die <strong>Dominikaner</strong> in Ungarn haben im Jahr 1996 wegen<br />
der geringen Zahl der Mitglieder vom damaligen<br />
Ordensmeister Timothy Radcliffe die Rechtsform eines<br />
Generalvikariates erhalten. Dessen Statut beinhaltet<br />
bestimmte Sonderregelungen: So gibt es z.B. im<br />
Augenblick keine Konvente mit gewählten Prioren,<br />
sondern nur die drei ‚Häuser’ in Budapest, Debrecen<br />
und Sopron, denen jeweils ein vom Generalvikar eingesetzter<br />
Superior vorsteht.<br />
P.Andrzej<br />
Kostecki OP,<br />
Vikar von Ungarn<br />
Vom 30. August bis 3. September 2004 hat das Generalvikariat<br />
zum bisher zweitenmal sein Kapitel abgehalten.<br />
Dessen Akten sind am 1. Dezember vom<br />
Ordensmeister bestätigt worden. Wie das Provinzkapitel,<br />
so hat auch das Kapitel eines Generalvikariats<br />
die Aufgabe, seinen Oberen zu wählen. Als Nachfolger<br />
von P. Josef Pucilowski (geb.1939) wurde P.<br />
Andrzej Kostecki (geb. 1967) gewählt. Dieser stammt,<br />
wie sein Vorgänger auch, aus der polnischen Provinz,<br />
lebt und arbeitet aber schon seit einigen Jahren in Ungarn.<br />
Die Vorbereitung des Kapitels erfolgte durch intensive<br />
Reflexion: unter dem Titel ‚Mission des Ordens in<br />
Ungarn’ wurde in einer eigens dafür zusammengestellten<br />
Kommission, in den drei Kommunitäten und im<br />
Rat des Generalvikariates, z. T. unter Beteiligung von<br />
P. Raymund Klepanec, dem Assistenten des Ordensmeisters<br />
für Zentral– und Osteuropa, über die Zukunft<br />
beraten, um u.a. gezielte Bitten an die Nachbarprovinziale<br />
um personelle Hilfe aussprechen und begründen<br />
zu können.<br />
Der Vorbereitung das Kapitels dienten auch eine kanonische<br />
Visitation, ein Besuch des Ordensmeisters,<br />
ein Besuch des Syndikus und eines weiteren Mitglieds<br />
der ökonomischen Kommission des Ordens und ein<br />
Treffen mit den Provinzialen benachbarter Provinzen:<br />
alles Dokumentation der Bereitschaft, den ungarischen<br />
<strong>Dominikaner</strong>n in ihrer immer noch schwierigen Lage<br />
zu helfen, sei es im Hinblick auf die dringend erwünschte<br />
personelle Hilfe, wie sie von der polnischen<br />
Provinz schon seit Jahren gegeben wird, die sich übrigens<br />
auch in der Ausbildung des Ordensnachwuchses<br />
mit großem Einsatz beteiligt, sei es im Hinblick auf<br />
Fragen der Verwaltung.<br />
Sowohl die vorhergehenden internen Reflexionen als<br />
auch die Zusage, Mitbrüder aus anderen Provinzen<br />
nach Ungarn zu entsenden, lenkten die Aufmerksamkeit<br />
des Kapitels auf den Wunsch, ja die Zuversicht,<br />
Fortsetzung Seite 9
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong><br />
Ungarn<br />
ProvinzZeitung<br />
Seite 9<br />
eines Tages in Ungarn wieder eine reguläre Provinz<br />
zu haben. Als ersten Schritt dorthin wagt das Kapitel<br />
die Entscheidung, eines der Häuser nach Möglichkeit<br />
schon im Lauf der nächsten beiden Jahre wieder zum<br />
Konvent zu machen.<br />
In den Kapitelsakten steht dazu folgendes:<br />
... in mehreren Schritten wurde eine Analyse der Mission<br />
des Ordens in Ungarn erarbeitet, die einerseits<br />
die apostolischen Aufgaben rekapituliert, die schon bestehen<br />
oder in Zukunft möglich sind, die andererseits<br />
die Notwendigkeit sieht, unsere Häuser zu Konventen<br />
zu machen (<strong>Nr</strong>. 58).<br />
Das Kapitel entscheidet: Das erste Haus, das (wieder)<br />
als Konvent errichtet wird, ist SOPRON. Das<br />
Kapitel entsendet einen Bruder in das Haus von<br />
Sopron, stützt sich auf die Zusage des polnischen und<br />
des slowakischen Provinzials und geht so davon aus,<br />
dass die erforderliche Anzahl von Brüdern im Lauf<br />
der kommenden beiden Jahre garantiert ist (<strong>Nr</strong>. 60).<br />
P. Richard Kliem OP, Sopron<br />
Trend zu „Kloster auf Zeit“ ist ungebrochen<br />
Bamberg - Der Trend ist ungebrochen: immer mehr<br />
Menschen wollen in Klöstern für einige Tage eine<br />
Auszeit vom Alltag nehmen. Das bestätigte eine aktuelle<br />
Umfrage der Vereinigung Deutscher Ordensobern<br />
unter den Klöstern und Ordensniederlassungen, die ein<br />
solches Angebot machen. 76% der Häuser, die sich an<br />
der Umfrage beteiligten, berichten, in den letzten fünf<br />
Jahren sei das Interesse an dem Angebot gleich bleibend<br />
hoch geblieben oder gestiegen. Von einem unveränderten<br />
oder steigenden Interesse an den Kursangeboten<br />
der Orden berichten sogar 80% der Niederlassungen.<br />
Nur 24% (bei Kursangeboten: 20%) der<br />
Klöster berichten von einer sinkenden Nachfrage.<br />
Für rund ein Drittel der Gäste geht es bei einem Klosteraufenthalt<br />
laut Auskunft der Klöster darum, eine Auszeit<br />
vom Alltag zu suchen und Erholung zu finden.<br />
Viele der Gäste schätzen die „geistliche Kompetenz“<br />
der Klöster: Ein Drittel der „Kloster auf Zeit“-Nutzer<br />
ist auf der Suche nach spiritueller Erfahrung. Ca. 14%<br />
derjenigen, die ein „Kloster auf Zeit“–Angebot wahrnehmen,<br />
sind auf der Suche nach der eigenen Berufung<br />
und erhoffen sich hier von einem Klosteraufenthalt<br />
eine Klärung offener Fragen.<br />
Orden.de hat im Auftrag der deutschen Ordensobern-<br />
Vereinigungen eine Neuauflage der Broschüre „Atem<br />
holen“ herausgebracht, in der knapp 300 Angebote von<br />
Frauen- und Männerorden in Deutschland zu Klosteraufenthalten<br />
aufgeführt sind. Männerorden und Frauenorden<br />
sind je für sich alphabetisch aufgelistet. Um die<br />
Auswahl zu erleichtern, finden sich bei den jeweiligen<br />
Adressen konkrete Angaben dazu, wer dort Aufnahme<br />
findet, wo die Gäste untergebracht werden, ob<br />
eine Mitarbeit möglich ist und ob für den Aufenthalt<br />
Kosten entstehen. Die im Adressenteil genannten klösterlichen<br />
Gemeinschaften sind dann noch einmal in<br />
Kurzform jeweils nach Postleitzahlen-Gebieten zusammengestellt.<br />
Dies ermöglicht einen regionalen Überblick.<br />
Pressemitteilung der Vereinigung Deutscher Ordensobern<br />
(VDO), 23.03.<strong>2005</strong>
Dominikanische Orte<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / 2004 ProvinzZeitung<br />
Seite 10<br />
Bad Mergentheim – Marienkirche<br />
(Quelle: Kirchenführer <strong>Nr</strong>. 2550 „Marienkirche – Bad<br />
Mergentheim“, Verlag Schnell&Steiner Regensburg,<br />
1. Auflage 2004)<br />
Chor der Marienkirche<br />
Um 1270/73 riefen das Haus Hohenlohe und der Deutsche<br />
Orden <strong>Dominikaner</strong> nach Mergentheim. Eine<br />
Kirche und ein Kloster daneben wurden errichtet. Zahlreiche<br />
Stiftungen ließen ein im gotischen Stil erbautes<br />
Heiligtum erstehen, mit einem 27 m langen Schiff und<br />
einem fast eben so langen Hochchor. 1312 wird der<br />
Kirchenbau, 1333 der Chorbau genannt. Vollendet<br />
wurde der Bau vor 1388. Daneben bestand schon vor<br />
dem Bau der Kirche eine Kapelle, die zwischen 1300-<br />
10 von Frater Rudolphus aus Wimpfen mit Fresken zu<br />
einer Andachtsstätte im Geist der Mystik ausgeschmückt<br />
wurde.<br />
Katharina von Siena unter der<br />
Empore<br />
Gebr. Späth-Orgel, 1903<br />
1525 wurden Kirche und Kloster durch den Bauernkrieg,<br />
1552 im Markgrafenkrieg schwer getroffen und<br />
geschädigt. Den Mönchen allein war es nicht möglich,<br />
alles wieder aufzubauen. Der Deutsche Orden ließ das<br />
Kloster 1575-77 wieder herrichten und lagerte als Gegenleistung<br />
sein Korn dort ein. Nach 1600 wurde das<br />
Kloster baufällig. Ein Teil der Anlage wurde abgebrochen<br />
und auf den Klostermauern 1700 das Lyzeum errichtet.<br />
Die Lehrtätigkeit wurde den <strong>Dominikaner</strong>n<br />
übertragen. Erst war das Lyzeum noch in einfacher<br />
Bauweise errichtet, 1755 wurde das Gebäude aus Stein<br />
gebaut. 1790 wurde auf das vorhandene Lyzeum ein<br />
weiteres Stockwerk aufgesetzt und es erhielt damit seine<br />
heutige Gestalt.<br />
„Mutter von ganz Mergenthal“,<br />
Pietà. Gnadenbild<br />
im Hochaltar, 14. Jh.<br />
Fortsetzung Seite 11
Dominikanische Orte<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 11<br />
Nach Schäden durch den 30-jährigen Krieg wurde die<br />
Kirche ab 1688 barockisiert, 1715 erhielt das Schiff<br />
eine barocke Stuckdecke.<br />
Kirchenschiff: Blick zum Hochaltar<br />
1805 säkularisierte der Deutsche Orden von Wien aus<br />
das <strong>Dominikaner</strong>kloster. Kirche und Kloster wurden<br />
1809 gesperrt. Zu dieser Zeit bewohnten 13 Patres und<br />
drei Laienbrüder das Kloster. Die <strong>Dominikaner</strong><br />
mussten das Gebäude räumen, in dem sie 500 Jahre<br />
lang durch Gebet und Gottesdienst, durch Verkündigung<br />
des Glaubens und Unterricht an der von ihnen<br />
geleiteten Lateinschule sowie durch die Hilfe für die<br />
Armen und Kranken – besonders in der Pestzeit – Großes<br />
geleistet hatten.<br />
Schlussstein: Dominikus,<br />
Ordensgründer<br />
Tod Mariens, Riemenschneiderschule,<br />
eingesetzt in eine neugotische<br />
Fassung<br />
Kreuzigungsgruppe im Chorraum:<br />
Der Gekreuzigte hält seine Arme<br />
schützend über die Menschen<br />
Maria und das<br />
Kind überreichen<br />
die Krone des<br />
Lebens zwei<br />
<strong>Dominikaner</strong>n<br />
Nach kurzer Verwendung als evangelische Kirche diente<br />
die Kirche als Lagerraum und das Kloster als Schule.<br />
1817 erwarb die Stadt Mergentheim das Kloster.<br />
Da die Kirche zu verfallen drohte, wurde sie von der<br />
Stadtgemeinde 1852 der katholischen Kirchengemeinde<br />
übergeben. 1853 wurde sie wieder geweiht. 1879-<br />
80 erhielt die Kirche ein neues Schiff.<br />
Eine gründliche Renovierung in den Jahren 1973-74<br />
führte zur Entdeckung alter Fresken.<br />
Im ehem. <strong>Dominikaner</strong>kloster sind heute die Studiobühne<br />
und Kurse der Volkshochschule sowie Probenräume<br />
der Jugendmusikschule untergebracht.
Dominikanische Gestalten<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 12<br />
Zum 150. Geburtstag P. Marie-Joseph Lagrange<br />
OP<br />
Marie-Joseph Lagrange (Taufname Albert) wurde am<br />
7. März 1855 in Bourg-en-Bresse (Ain) geboren. Er<br />
studierte Rechtswissenschaften, trat in das Seminar von<br />
Saint-Sulpice in Issy ein, entschloss sich jedoch 1879,<br />
in das Noviziat der <strong>Dominikaner</strong> in Saint Maximin<br />
einzutreten. Wegen der Vertreibung aller Ordensleute<br />
aus Frankreich im Jahr 1880 zogen sich viele <strong>Dominikaner</strong><br />
nach Spanien zurück. Lagrange studierte deshalb<br />
Theologie in Salamanca.<br />
Von 1884 bis 1888 war er Professor für Kirchengeschichte<br />
in Salamanca. Nach Frankreich zurückgekehrt,<br />
lehrte er Philosophie und Biblische Wissenschaften<br />
in Toulouse. Um seine exegetischen Kenntnisse<br />
zu vertiefen, wurde Lagrange von 1888 bis 1890 nach<br />
Wien entsandt, wo er im <strong>Dominikaner</strong>konvent lebte<br />
und an der Universität orientalische Sprachen studierte.<br />
Im ausgehenden 19. Jahrhundert war das Interesse an<br />
Geschichte und Kultur des Nahen Ostens stark gewachsen;<br />
neue Erkenntnisse in diesem Zusammenhang sowie<br />
reiche textliche und archäologische Funde dräng-<br />
ten zunehmend auf eine Untersuchung der Querverbindungen<br />
zur Hl. Schrift und der Exegese. Lagrange<br />
wurde zunächst an einer Neukonzeption der biblischen<br />
Studien beteiligt, dann sandte ihn der Provinzial nach<br />
Jerusalem, um dort ein Bibelinstitut zu gründen. Unter<br />
schwierigsten Bedingungen konnte im Konvent St.<br />
Stefan von Jerusalem 1890 die Ecole pratique d’Etudes<br />
bibliques eröffnet werden. Ein Weggefährte von P.<br />
Lagrange, P. L.-H. Vincent, beschreibt die schwierigen<br />
Anfänge: es fehlte an Räumlichkeiten, Personal,<br />
Büchern und Finanzmitteln; es standen anfänglich nicht<br />
mehr als ein Raum, einige Stühle und eine schwarze<br />
Wandtafel zur Verfügung. Dennoch gelang es Lagrange<br />
nach und nach, die Schule zu etablieren. Er wirkte dort<br />
von 1890 bis 1914 und von 1918 bis 1935.<br />
Im Jahr 1900 gründete Lagrange die „Revue biblique“<br />
zur Publikation der wissenschaftlichen Ergebnisse der<br />
École Biblique. Im Jahr 1903 wurde er Konsultor der<br />
päpstlichen Bibelkommission in Rom.<br />
„École biblique et archéologique française“ in Jerusalem<br />
Fortsetzung Seite 13
Dominikanische Gestalten<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 13<br />
École biblique 1912 (Lagrange, 2. Reihe, 5. von links)<br />
Lagrange verfasste zahlreiche Abhandlungen über semitische,<br />
orientalische und hellenistische Religionsgeschichte,<br />
daneben bedeutende exegetische Werke.<br />
Seine größte Bedeutung liegt darin, dass er entscheidend<br />
zur Einführung einer historischen wissenschaftlichen<br />
Methode in die katholische Exegese beigetragen<br />
hat. Maßgeblich war für Lagrange die Enzyklika<br />
„Providentissimus Deus“ Papst Leos XIII., der gefordert<br />
hatte, den Glauben an das offenbarte Wort zu bewahren<br />
und wissenschaftliche Fragestellungen in einer<br />
zugleich traditionellen wie fortschrittlichen<br />
Exegese anzugehen. In diesem Geist gelang ihm der<br />
Brückenschlag zwischen Exegese und den orientalistischen<br />
Erkenntnissen und Wissenschaften.<br />
Stark umstritten zur Zeit der innerkirchlichen Auseinandersetzungen<br />
um den sog. Modernismus, wurden<br />
seine Ansichten über die katholische Exegese und die<br />
notwendige Einbeziehung anderer wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse allmählich angenommen und über Lagrange<br />
hinaus weitergeführt.<br />
Literatur:<br />
Marie-Joseph Lagrange, L’Écriture en Église, Choix<br />
de portraits et d’exégèse spirituelle (1890-1937), Les<br />
Éditions du Cerf, Paris 1990<br />
Bernard Montagnes, Le Père Lagrange (1855-1938),<br />
L’exégèse catholique dans la crise moderniste, Les<br />
Éditions du Cerf, Paris 1995<br />
L.-H. Vincent OP, Le Père Lagrange (1855-1938), in :<br />
Revue Biblique XLVII (1938), 321-354<br />
(dieser Text online unter: http://www.iveargentina.org/<br />
Foro_Exegesis/P_Lagrange/pere-lagrange.htm)<br />
F. M. Braun, L’oevre du Père Langrange, 1943<br />
Marie-Joseph Lagrange starb am 10. März 1938 in St.<br />
Maximin (Var) im Alter von 83 Jahren. Im November<br />
1967 wurden seine sterblichen Überreste nach Jerusalem<br />
überführt und an der Stätte seines Wirkens, in der<br />
Kirche des Konvents St. Stefan, beigesetzt. 1988 wurde<br />
der Seligsprechungsprozess des Gründers der École<br />
Biblique eröffnet. Basilika Saint-Étienne in Jerusalem. Atrium.
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong><br />
Wir gedenken<br />
ProvinzZeitung<br />
Seite 14<br />
Und ich hörte eine Stimme vom Himmel her rufen:<br />
Schreibe! Selig die Toten, die im Herrn sterben,<br />
von jetzt an; ja, spricht der Geist, sie sollen<br />
ausruhen von ihren Mühen; dann ihre Werke begleiten<br />
sie. Offb. 14,13<br />
Am Abend des Gründonnerstags hat der Ewige<br />
Hohepriester seinen Diener<br />
Pater Augustinus Deutsch OP<br />
nach langem, in Geduld ertragenem Leiden, zu sich<br />
gerufen.<br />
Der Verstorbene war am 3. September 1919 in<br />
Nikitsch (Burgenland) geboren und kurz nach Ende<br />
des Krieges in Graz in den <strong>Dominikaner</strong>orden eingetreten.<br />
Profess auf den Predigerorden machte P.<br />
Augustinus nach Beendigung des Noviziates in<br />
Graz am 14. November 1946. Die theologischen<br />
Studien schloss er an der Hochschule der deutschen<br />
<strong>Dominikaner</strong> zu Walberberg (bei Bonn) ab. Zum<br />
Priester geweiht wurde er am 25. Juli 1951. Von<br />
1952 bis 1956 in verschiedenen seelsorglichen Diensten<br />
in Graz tätig wurde er dann nach Retz versetzt.<br />
Wir gedenken im Monat April des<br />
30. Todestages von P. Albert Malier (23.04.1975, Friesach)<br />
Herr, lass ihn ruhen in Frieden!<br />
In den fast fünfzig Jahren, die P. Augustinus in Retz<br />
verbrachte, kam er in Kloster und Pfarre verschiedenen<br />
seelsorglichen Aufgaben nach, in den letzten<br />
Jahren vor allem in Betreuung kranker und alter<br />
Menschen. Der demütige und bescheidene Priester,<br />
selber von Kränklichkeiten beengt, ist an diesen<br />
Aufgaben gereift und gewachsen. Pater<br />
Augustinus - so das Zeugnis eines Menschen, der ihn<br />
näher kannte - „hat das Geheimnis der Erlösung gefunden,<br />
durch ständiges Bemühen ist er zur Wahrheit<br />
gelangt. Man spürt es, wenn er die Messe zelebriert.<br />
Er erfährt die Nähe Gottes. Man kann es sehen,<br />
wenn man dafür das Sensorium hat.“<br />
Wir wollen im Gebet dieses frommen Priesters gedenken.<br />
Die Begräbnisliturgie für P. Augustinus findet am 4.<br />
April <strong>2005</strong> um 9.00 Uhr in der Retzer <strong>Dominikaner</strong>kirche<br />
statt, anschließend das Begräbnis auf dem städtischen<br />
Friedhof Retz.<br />
Wien, den 30. März <strong>2005</strong><br />
P. Dr. Dietmar Th. Schon OP<br />
Provinzial<br />
P. Dr. Rupert Johannes Mayer OP<br />
Prior des Wiener Konventes