Nr. 4-2005 - Dominikaner
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Schwestern und Moniales<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 6<br />
Versuche einer Citypastoral in Wien<br />
Die gegenwärtige Kirchenkrise bietet meines Erachtens<br />
viele Chancen, auch und gerade in modernen<br />
Großstädten an einem neuen Kirchenbild mitzuwirken.<br />
Dafür muss die Kirche in der Verkündigung stärker<br />
aktiv werden und sich daran erinnern, dass der Auferstandene<br />
zu einem „Geht hin und lehret“ aufforderte<br />
(Mt 28,19).<br />
Für meine Versuche in Richtung Citypastoral, die<br />
möglicherweise Anregungen für Mitschwestern und<br />
Mitbrüder enthalten, konnte ich Einiges an Lebensund<br />
Berufserfahrung einbringen, da ich erst als Witwe<br />
in den Konvent der <strong>Dominikaner</strong>innen in Wien-<br />
Hacking eingetreten bin. Obwohl unser Konvent ein<br />
Schulzentrum unterhält, in dessen Gymnasium ich vor<br />
vielen Jahren als Lehrkraft tätig war, konnte ich meinen<br />
derzeitigen Beruf beibehalten, weil er ohnedies<br />
optimal zu unserem Ordensziel der Verkündigung passt<br />
– ich bin Pro-fessorin für mehrere theologische Fächer<br />
an der religionspädagogischen Akademie der Erzdiözese<br />
Wien, nebenberuflich bin ich auch immer wieder<br />
in den Theologischen Laienkursen eingesetzt.<br />
Zu dieser fixen Berufstätigkeit versuchte ich, weitere<br />
kerygmatische Tätigkeiten einerseits gezielt aufzubauen,<br />
andererseits anzunehmen, wo ich dazu eingeladen<br />
werde – wobei beide Bereiche insofern verzahnt sind,<br />
als man umso eher für Vorträge, Einkehrtage, Exerzitien<br />
u.ä. eingeladen wird, je bekannter man ist.<br />
Gezielt aufgebaut habe ich, der Tradition unseres Ordens<br />
entsprechend, zwei Laiengruppen, eine heterogene<br />
und eine homogene aus ehemaligen Studentinnen,<br />
jetzt Religionslehrerinnen im Pflichtschulbereich.<br />
Die Gruppen arbeiten recht gut, erreichen aber kaum<br />
Breitenwirkung. Für ReligionslehrerInnen hoffe ich,<br />
eine solche dadurch zu erreichen, dass ich seit kurzem<br />
mit der geistlichen Begleitung der Berufsgemeinschaft<br />
aller ReligionslehrerInnen der Erzdiözese Wien betraut<br />
wurde – darüber kann ich aber aufgrund der Neuheit<br />
dieser Aufgabe noch nicht berichten.<br />
Doch machte ich bald die Erfahrung, dass es leichter<br />
ist, neue Gruppen nicht erst aufzubauen, sondern an<br />
bestehende „anzuklicken“. Hier möchte ich zu allererst<br />
die Zusammenarbeit mit anderen Orden nennen,<br />
besonders mit Augustiner Chorherren (Klosterneuburg,<br />
Herzogenburg), die aufgrund derselben Ordensregel<br />
ohnedies ein besonderes Näheverhältnis zu uns haben.<br />
Ferner freute ich mich, als mich die katholische<br />
Mädchenverbindung Prima Vindobonensis als ihre<br />
geistliche Begleiterin anfragte.<br />
In der bereits erwähnten Krisenzeit der Kirche kommt<br />
festen katholischen Gemeinschaften wie Verbindungen<br />
des Kartellverbands meines Erachtens eine wesentliche<br />
Funktion als Sauerteig der Gesellschaft zu,<br />
zumindest in zweifacher Hinsicht: Sie sind durch die<br />
lebenslange Zugehörigkeit stabil, und sie können aufgrund<br />
eines überdurchschnittlichen Bildungs- und<br />
Ausbildungsniveaus (das bei Christen eben nicht nur<br />
als Möglichkeit einer besseren Karriere gesehen wird<br />
oder zumindest werden sollte) stärker gesellschaftsformend<br />
wirken. Bei Mädchenverbindungen kommt<br />
noch als dritter Vorteil hinzu, dass viele ihrer Mitglieder<br />
später als Mütter nicht nur eine gehobene Bildung,<br />
sondern auch eine christliche Werthaltung bewusst weitergeben<br />
können.<br />
Eine weitere Gruppe, mit der ich immer wieder gern<br />
zusammenarbeite, ist die Gemeinschaft EMMANUEL,<br />
die sich unter den vielen neuen Gruppierungen als eine<br />
besonders effiziente und der dominikanischen Spiritualität<br />
nahestehende erwies. Ihr Ziel ist, junge Menschen<br />
für die Stadtmission auszubilden und den Dialog<br />
zwischen Kirche und Welt zu beleben. Als Weiterführung<br />
der Wiener Stadtmission (2003) hat die<br />
Gemeinschaft EMMANUEL in der Wiener Innenstadt<br />
ein offenes Missionszentrum eröffnet - die Akademie<br />
für Evangelisation mit dem Institut für Evangelisation<br />
und dem Vollzeitstudienlehrgang IAE (Internationale<br />
Akademie für Evangelisation). In der Akademie werden<br />
heute wesentliche Impulse für die Zukunft gesetzt.<br />
Fortsetzung Seite 7