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Dominikus<br />

Aus Leben und Wirken der Dominikanischen<br />

Familie in Süddeutschland und Österreich<br />

Heft <strong>2008</strong>/2009


Inhaltsverzeichnis<br />

3 Gotische Web- und Stickkunst aus Dominikanerinnenklöster<br />

9 Das Evangelium unverkürzt verkünden – Die Predigtausbildung<br />

bei den Predigerbrüdern (fr. Johannes H. Weise OP)<br />

12 775 Jahre Kloster Hl. Kreuz, Regensburg (Sr. M. Dominika Geyder OP)<br />

15 Apostolat zu zweit – ein Erfahrungsbericht über Studentenseelsorge<br />

in der KHG Offenburg-Kehl<br />

(fr. Sebastian Tönnesen OP und fr. Johannes Weise OP)<br />

19 Freundeskreis Kloster Zoffingen (Hartmut Nagel)<br />

21 Baustelle Graz-Münzgraben (P. Max Svoboda OP)<br />

27 Besuch des Ordensmeisters<br />

31 Treffen der europäischen Provinziale (IEOP) in Budapest<br />

(P. Dietmar Schon OP)<br />

33 Tourismusseelsorge: nichts als Arbeit und reine Freude<br />

(P. Paul M. Schäfersküpper OP)<br />

38<br />

Kurzbeiträge<br />

Renovierungen im Wiener Konvent<br />

39 Augsburg: Priesterweihe in Heilig Kreuz<br />

41 Wien: Feierliche Professen in Maria Rotunda<br />

42 Wien: Einkleidung in Maria Rotunda<br />

Umschlagbild<br />

Dominikanerinnenkloster St. Ursula, Augsburg<br />

Batikarbeit von Sr. M. Regina Holzhauser OP<br />

Dominikus<br />

Impressum<br />

Gestaltung: Sekretariat des Provinzials<br />

Fotos: Provinzialat<br />

Druck: Justland GmbH


Gotische Web- und Stickkunst aus Dominikanerinnenklöstern<br />

Leinen- und Baumwollstickereien haben eine jahrtausende alte Geschichte.<br />

Seit Beginn des 11. Jahrhunderts entstanden auch in Deutsch land solche<br />

kostbaren Schöpfungen. Zu den Zentren ihrer Herstellung gehörten viele<br />

mittelalterliche Klöster. Im süddeutschen Raum entstand in der Zeit der<br />

Gotik eine große Anzahl von Web- und Stickarbeiten hohen künstlerischen<br />

Werts. Dabei wurden in der Technik der Wollstickerei großfigurige Altar -<br />

behänge gefertigt, mit denen in der Fastenzeit der Altar oder sogar der<br />

Altarraum verhüllt wurde. Gewirkte Bildteppiche dienten als Ante pen -<br />

dien, einer schmückenden Verkleidung der Altarvorderseite. Im Bereich<br />

der sakralen Stickereien finden sich Darstellungen, die auf Glaubenslehre<br />

und Liturgie Bezug nehmen. Eine eigene Formensprache und Aussagekraft<br />

der Bildvermittlung entstand bei oft nur Ton in Ton bestickten Leinen -<br />

decken.<br />

Adelhauser Kirche<br />

Bamberger Klosterkirche<br />

Herausragende Zeugnisse dieser textilen Bildschöpfungen haben sich insbesondere<br />

in Dominikanerinnenklöstern des süddeutschen Raums über<br />

Jahrhunderte erhalten, bis sie im Zuge der Säkularisation in verschiedene<br />

Museen und Sammlungen gelangten. Im Folgenden sollen bedeutende Beispiele<br />

aus dem Bamberger Dominikanerinnenkloster zum Heiligen Grab<br />

und aus dem ehemaligen Dominikanerinnenkloster Adelhausen/Freiburg<br />

i.Br. vorgestellt werden.<br />

3


Bamberg, Kloster zum Heiligen Grab<br />

Ein Inventar aus dem Jahr 1803 führt als Besitz des Klosters Heilig Grab in<br />

Bamberg einen großen Passionsteppich auf, der aus der Zeit um 1490<br />

stammt. Der Teppich gelangte später in den Besitz der Marianischen<br />

Bürgersodalität, wurde Mitte des 20. Jahrhunderts durch das Metropo -<br />

litankapitel angekauft und befindet sich heute im Bamberger Diözesan -<br />

museum. Er umfasst in neun Hauptszenen Darstellungen aus der Leidens -<br />

geschichte Jesu.<br />

Die Kartons, d.h. die zeichnerischen Vorlagen der Webarbeiten, werden<br />

einem Bamberger Maler in der Nachfolge des sog. Hersbrucker Meisters,<br />

vielleicht Paul Lautensack, zugeschrieben. Fachleute, die die Webtechnik<br />

untersucht haben, stellten fest, dass die Bamberger Dominikanerinnen<br />

nicht in der Waagrechten gewebt haben, sondern an einem senkrechten<br />

Webstuhl; das fertige Stück wurde mit Hilfe einer Kurbel so aufgerollt, dass<br />

man fortlaufend in Handhöhe arbeiten konnte. So entstanden einzelne<br />

Bahnen des Passionsteppichs, die anschließend zusammengenäht wurden.<br />

Aus dem guten Erhaltungszustand des Passionsteppichs und seiner Größe<br />

(Höhe 400 cm, Breite 320 cm) wird auf eine Verwendung als „Hungertuch”<br />

zur Verhüllung des Altars oder des Chorraums während der Fastenzeit<br />

geschlossen.<br />

Passionsteppich der Dominikanerinnen des<br />

Klosters Hl. Grab, Diözesanmuseum Bamberg<br />

4<br />

Ausschnitt „Auferstehung”


Ein um 1480 entstandener Bildteppich mit der Darstellung der Anbetung<br />

der Hl. Drei Könige diente wahrscheinlich als Altarantependium. Es gelangte<br />

in den Besitz des Bamberger Kunstsammlers Martin Josef von Reider<br />

(1793-1866) und befindet sich heute im Bayrischen Nationalmuseum München.<br />

Die Darstellung ist durch eine dreiteilige Bogenarchitektur gegliedert.<br />

Im großen Mittelfeld ist die Anbetung der Könige dargestellt. Hinter<br />

der Szene befindet sich ein gemauerter Stall, in dessen Türe der hl. Joseph<br />

sichtbar wird. Zwei Hirten erscheinen im großen Torbogen links. Hinter der<br />

sitzenden Gottesmutter in der Mitte hält ein Engel einen Samtvorhang gebreitet.<br />

Der Hintergrund ist als Landschaft mit Bergen und Bäumen, einer<br />

Kirche und einer Burg gestaltet. Diese Landschaft zieht sich auch über die<br />

beiden Seitenfelder, in denen zwei weibliche Heilige abgebildet sind: links<br />

die hl. Agnes mit Krone und Märtyrerpalme; rechts die hl. Barbara mit Kelch<br />

und Hostie.<br />

Antependium, 90,5 x 201,0 cm, um 1480, Bayerisches Nationalmuseum München<br />

Am unteren Rand des Passionsteppichs und des Antependiums finden sich<br />

Darstellungen von am Webstuhl arbeitenden Nonnen im Habit der Dominikanerinnen.<br />

Dies ist ein starkes Indiz für die Entstehung der Bildteppiche<br />

in einem Dominikanerinnenkloster; ein direkter Bezug zum Kloster Hl.<br />

Grab ist möglich, jedoch nicht durch Archivalien des Bamberger Konvents<br />

bezeugt. „Sicher jedoch ist, dass diese beiden aus Bamberg stammenden<br />

Teppiche künstlerisch und technisch den bedeutendsten Zeugnissen der<br />

Nürnberger Bildwirkerei gleichzustellen sind. Die technische Perfektion,<br />

mit der hier ein Entwurf eines Malers aus dem Umkreis Wolgemuths ins<br />

Medium der Wirkerei umgesetzt wurde, offenbart sich in der stofflichen<br />

Prägnanz der faltenreichen, bewegten Gewänder und ihrer ornamentalen<br />

Muster, im Naturalismus der Flora in Vordergrund und Bordüre und in der<br />

minutiösen Landschaftsdarstellung im Hintergrund”.<br />

(Durian-Ress, aaO, S. 171).<br />

5


Passionsteppich, Detail<br />

Malterer-Teppich, Detail<br />

Antependium, Detail<br />

Ehemaliges Dominikanerinnenkloster Adelhausen, Freiburg i.Br.<br />

Eine ganze Reihe sehr bedeutender textiler Arbeiten der Gotik befindet sich<br />

heute im Freiburger Augustinermuseum. Ein Großteil dieser Bildwerke<br />

stammt aus dem ehemaligen Dominikanerinnenkloster Adelhausen.<br />

Der „Malterer-Teppich” ist ein im Jahre 1320/1330 entstandener Bank -<br />

behang (z.B. für eine Klosterbank). Er enthält elf Darstellungen in Woll -<br />

stickerei in der Form eines gotischen Vierpasses und ist 491 cm lang und<br />

durchschnittlich 66 cm breit.<br />

6


Die auf dem Teppich eingestickten Namen Johannes und Anna weisen<br />

auf den Stifter, den Freiburger Johannes Malterer und seine Schwester<br />

Anna hin. Diese ist als Nonne des Freiburger Dominikanerinnenklosters<br />

St. Katha rina urkundlich belegt. Der Teppich zeigt verschiedene Motive,<br />

bei denen es jeweils um die Minne geht; dabei wird jede Szene doppelt, d.h.<br />

mit gutem bzw. schlechtem Hintersinn dargestellt (Topos des „Minne skla -<br />

ven”).<br />

Hervorzuheben ist ein Altarantependium mit Szenen aus dem Leben<br />

Mariens. Als Wand- oder Bankbehang diente der um 1330 im Oberrheingebiet<br />

entstandene „Drachen- und Papageienteppich”. Dem späten 15.<br />

Jahrhundert wird ein Behang mit der Darstellung von „Wilden Leuten und<br />

Wappen” zugeordnet.<br />

Drachen und Papageien, Detail<br />

Wilde Leute und Wappen, Detail<br />

Das „Bahrtuch” (spätes 15. Jhdt.) wird in den Zusammenhang mit Begräb -<br />

nisriten für verstorbene Dominikanerinnen und Wohltäter des Klosters gebracht.<br />

Es könnte als Bedeckung des Sarges bei den Exsequien von<br />

Schwestern oder bei Jahrgedächtnissen von verstorbenen Stiftern zur<br />

Bedeckung der Tumba verwendet worden sein. Eine mündliche Tradition<br />

des Dominikanerinnenklosters Marienberg in Bregenz, die ihren Ursprung<br />

auf die aus dem Adelhauser Neukloster in Freiburg vertriebenen Nonnen<br />

zurückführen, besagt, der Teppich sei bei der Niederwerfung (prostratio)<br />

von Schwestern bei deren Professablegungen verwendet worden. Damit<br />

stünde das Bahrtuch im symbolischen Zusammenhang der feierlichen<br />

Bindung von Schwestern an das Kloster „bis zum Tod” in ihrer feierlichen<br />

Profess.<br />

7


Daran bestehen jedoch Zweifel, da die letzte Profess im Adelhauser Neukloster<br />

1861 abgelegt wurde und der Teppich zusammen mit den anderen<br />

Textilien erst im Jahr 1900 in einer Kiste auf dem Dachboden des säkularisierten<br />

Konventsgebäudes aufgefunden wurde.<br />

8<br />

Bahrtuch<br />

Bahrtuch, Detail<br />

Quellennachweis:<br />

- Das Dominikanerinnenkloster zum Heiligen Grab in Bamberg, Kunstverlag Pedau, Passau 2006<br />

- Durian-Ress, Saskia, Meisterwerke mittelalterlicher Textilkunst aus dem Bayerischen National -<br />

museum, Verlag Schnell&Steiner München Zürich, 1986<br />

- Bock, Sebastian, Bestandskataloge der weltlichen Ortsstiftungen der Stadt Freiburg i.Br. –<br />

Band 5, Die Textilien, 2001<br />

Die Redaktion dankt dem Diözesanmuseum Bamberg und dem Augustinermuseum Freiburg für<br />

schriftliche und mündliche Auskünfte.<br />

Bildnachweis:<br />

Verwendung der Bilder S. 4 mit freundlicher Genehmigung der Verwaltung des Diözesan museums<br />

Bamberg<br />

Verwendung der Bilder S. 6 - 8 mit freundlicher Genehmigung der Verwaltung des Augustiner -<br />

museums Freiburg<br />

Verwendung des Bildes S. 5 mit freundlicher Genehmigung der Verwaltung des Bayerischen Natio -<br />

nal museums München<br />

Bilder S. 3 (= 2 Bilder Adelhausen, Klosterkirche Bamberg) Provinzarchiv


Gesprächsführung in Wien 30.10.2007 mit P. Thomas Griesbach OP<br />

„Das Evangelium unverkürzt verkünden”:<br />

Die Predigtausbildung bei den Predigerbrüdern<br />

In früheren Zeiten war es ein Privileg, als normaler Priester überhaupt predigen<br />

zu dürfen – in aller Regel war die Homilie den Klerikerrängen ab dem<br />

Bischof aufwärts vorbehalten. Das hat sich inzwischen, wie wir alle wissen,<br />

deutlich verändert – durch die Bank darf und soll heute jeder Kleriker wenigstens<br />

am Sonntag eine Predigt halten. Dementsprechend ist die Predigt<br />

auch eine Angelegenheit der Kleriker-Ausbildung geworden. Je nach<br />

Uni ver sität und Priesterseminar wird sich ihr zwar in unterschiedlicher<br />

Intensität gewidmet, aber immerhin erhalten heute alle, die mit dem<br />

Predigtdienst beauftragt sind, eine entsprechende Formation.<br />

Wo steht in diesem Rahmen oder gar demgegenüber die dominikanische<br />

Predigt und die Ausbildung dazu? Gibt es überhaupt so etwas wie eine domi<br />

nikanische Predigt?<br />

Im Idealfall ist die dominikanische Predigtausbildung (und damit auch die<br />

sich daraus ergebende dominikanische Predigt) von drei Elementen gekenn<br />

zeichnet:<br />

Da ist einmal das Homiletik-Curriculum der Hochschule, an der die<br />

Brüder studieren und das sie wie jeder andere Theologe in Anspruch<br />

nehmen können und sollen.<br />

9


Dazu kommt die provinzintern organisierte Predigtausbildung – zu ihr<br />

gleich mehr.<br />

Und schließlich stehen auch unser homiletisches Wissen und unsere<br />

diesbezüglich erworbenen Fähigkeiten unter dem Anspruch des semper<br />

studere, also der fortlaufenden Weiterbildung auch nach der zu Profess<br />

und Weihe führenden Ausbildung.<br />

Es liegt auf der Hand, dass sich vor allem das zweite Element anbietet, um<br />

während der ordensinternen Ausbildung fokussiert und organisiert zu<br />

werden, während die anderen beiden sehr stark in der Eigenverantwortung<br />

jedes Bruders liegen.<br />

In der Abstimmung zwischen Ausbildungsleitung, den Möglichkeiten und<br />

Bedürfnissen der fratres studentes sowie des Predigtexperten P. Thomas<br />

Grießbach OP (Provinz Teutonia, Berlin) wurde ein Zyklus erarbeitet, in<br />

dem nunmehr die Predigtformation der Brüder in Ausbildung stattfindet.<br />

Der erste Baustein besteht in allgemeiner Rhetorik. Hier wird anhand des<br />

Vortrags vorgegebener Texte auf die Sprechsituation als solche geschaut,<br />

darüber hinaus auf die mögliche dialektale Einfärbung beim einzelnen<br />

Bruder sowie auf die Sprachdynamik und Sprechgestik im Allge meinen.<br />

10<br />

P. Thomas Griesbach bei<br />

seinem Vortrag auf dem ersten<br />

„Geistlichen Studientag der Dominikaner”<br />

am 8.12.2007 in Augsburg


Je nach Bedarf arbeitet P. Thomas stark auf den einzelnen Mitbruder bezogen,<br />

um Schwächen ab- und Stärken auszubauen. Dieses Ausbildungs -<br />

element findet bereits während des Noviziates statt und schafft die Grund -<br />

lagen für weitere Schritte.<br />

Der zweite Baustein umfasst die allgemeine Einführung in die Rede. Die<br />

verschiedenen Redetypen werden vorgestellt und eingeübt, um schließlich<br />

das Augenmerk auf die Überzeugungsrede zu richten, welche als wichtigster<br />

Hintergrund für die Predigt gesehen werden kann. In ihr geht es da -<br />

rum, aus der Perspektive des Hörers eine Argumentation zu entwickeln,<br />

die zum Ziel des Redners führt. Gerade dieser Perspektivwechsel zum<br />

Verfolgen des eigenen Zieles ist oft eine schwierige Sache und bedarf der<br />

häufigen Einübung. Pater Thomas macht dieses Grundlagenseminar einmal<br />

im Jahr mit den Mitbrüdern, die aus dem Noviziat kommen.<br />

So ausgerüstet geht es dann in einem ebenfalls einmal im Jahr stattfindenden<br />

Blockseminar in die konkrete Predigtausbildung. Auch hier gibt es grob<br />

gesprochen drei verschiedene Redetypen, die normale Sonntagspredigt,<br />

die dogmatische oder Themenpredigt und die Kasualpredigt. Alle drei beruhen<br />

vom Grundprinzip her auf der Überzeugungsrede. Das bedeutet,<br />

dass der Lebens- und Gedankenwelt des Hörers mit Bildern und Beispielen<br />

aus seinem Alltag die Botschaft des Evangeliums gegenübergestellt wird.<br />

Dieses letztlich von der paulinischen Verkündigung über seine Fort ent -<br />

wicklung bei Irenäus von Lyon herrührende und nicht zuletzt von Kardinal<br />

Bengsch konsequent praktizierte Predigtmodell intendiert, den Hörer in<br />

eine Entscheidungssituation zwischen „besetzter Lebenswelt” und dem<br />

zum heilführenden Evangelium zu führen.<br />

Gerade in diesen Blockseminaren kommt es<br />

neben aller Arbeit auch zu intensiven Aha-<br />

Erlebnissen, wenn es plötzlich erforderlich<br />

wird, die im Studium gelernten „dogmatischen<br />

Richtigkeiten” des Glau bens in lebendige,<br />

handlungsorientierte und mit Lebens -<br />

erfahrung (soweit schon vorhanden…)<br />

gesättigte Sprache umzusetzen. Es ist schön<br />

zu erleben, wie das Evangelium, über das<br />

man predigt, dann auch mit einem Mal „unverkürzt”<br />

bei einem selbst ankommt!<br />

fr. Johannes Weise OP, Freiburg<br />

11


775 Jahre ununterbrochener Gebetsdienst<br />

des Kloster Hl. Kreuz, Regensburg<br />

Am Sonntag, den 24. Februar <strong>2008</strong>, feierte Bischof Dr. Gerhard Ludwig<br />

Müller in der Klosterkirche zusammen mit 16 Konzelebranten, darunter<br />

P. Provinzial Dietmar Schon OP, P. Herbert Schlögel OP und P. Manuel<br />

Merten OP ein Pontifikalamt, um die Gründung des Klosters vor 775 Jahren<br />

zu begehen. In einer am 22. Februar 1233 unterzeichneten Urkunde hatte<br />

Bischof Siegfried von Regensburg die Schenkung eines Bauplatzes durch<br />

die Bürgerschaft der Stadt zur Errichtung des Klosters bei der Steingrube<br />

an der inneren westlichen Stadtmauer bestätigt und den Schwestern aufgetragen,<br />

„Hüterinnen der Stadt im Westen” zu sein, eine Gebetswacht also,<br />

die den Segen Gottes auf Kirche und Welt herab rufen sollte.<br />

Einen besonderen Glanz erhielt dieser Freudentag durch die Anwesenheit<br />

von Sr. Mary Hughes OP, Generalpriorin der Dominikanerinnen von<br />

Amityville L.I. (USA), die es sich nicht nehmen ließ, eigens zu einem Blitzbesuch<br />

anzureisen, um durch ihre Teilnahme an dieser Festmesse die dankbare<br />

Verbundenheit ihrer Kongregation – im Mutterhaus aus diesem An -<br />

lass fand am gleichen Tag ebenfalls eine feierliche Messe und ein Festmahl<br />

statt – zum Ausdruck zu bringen. Bis auf den heutigen Tag schöpfen die<br />

amerikanischen „Töchter” von Heilig Kreuz Kraft und Mut aus ihrer<br />

Geschichte, die begann, als vier Nonnen 1853 von Regensburg aufbrachen,<br />

um in den USA die Kinder von deutschen Einwanderern zu unterrichten.<br />

12


Priorin Sr. M. Margarete Reisinger OP<br />

während des Stehempfangs im Refektorium<br />

mit Sr. Mary<br />

In seiner Predigt stellte der Bischof<br />

das Hochmittelalter als eine Zeit<br />

sozio-kulturellen Umbruchs dar, in<br />

der eine kraftvolle Religiosität, die<br />

fides und ratio zu einer fruchtbaren<br />

christlichen Synthese zu verbinden<br />

verstand, zu einem Aufblühen der<br />

Städte und Universitäten führte.<br />

Auf diese Weise die Zeitumstände<br />

zu prägen und in einer globalisierten<br />

Welt Orientierung zu geben, indem<br />

das je eigene Charisma der<br />

Nachfolge Christi zum Wirken und<br />

Leuchten gebracht wird, das sei<br />

auch heute das Entscheidende und<br />

aus der Vergangenheit zu Lernende.<br />

Da diese Neugründung sich jedoch<br />

nicht auf die Ostküste beschränkte<br />

und auch in Kalifornien zu wirken<br />

begann, entstand dort die Kongre -<br />

gation der Mission San José, die in<br />

Altenhohenau am Inn eine Nie der -<br />

lassung besitzt und an diesem<br />

Festtag ebenfalls vertreten war<br />

durch die dortige Priorin, Sr. Mar -<br />

garita Sondorfer OP. Auch vom<br />

Kloster St. Maria an der Isar in Nie -<br />

dervieh bach, das von Heilig Kreuz<br />

gegründet und 1863 zum selbstständigen<br />

Priorat erhoben wurde, waren<br />

mehrere Schwestern gekommen.<br />

13


Nach der Eucharistiefeier nahmen die Festgäste die Gelegenheit wahr, den<br />

Kreuzgang zu besichtigen. Strahlend blauer Himmel und frühlingshafter<br />

Sonnenschein lockten sie zunächst hinaus in das Kreuzgärtchen, bevor sie<br />

sich schließlich zu einer Stärkung in das Refektorium begaben.<br />

Zu guter Letzt bot die Vorführung einer Power-Point-Präsentation im<br />

Sprech zimmer die Möglichkeit, sich über das Auf und Ab einer wechselvollen,<br />

aber niemals unterbrochenen Kloster-Geschichte zu informieren.<br />

Gewiss, 775 Jahre ununterbrochenen Bestehens an Ort und Stelle können<br />

keine Garantie für das Fortbestehen des Klosters bieten, bergen aber das<br />

Potential in sich, für die Gestaltung der Zukunft weiterhin eine sinnstiftende<br />

Wirkung auszuüben, nicht zuletzt als Zeugnis für die Gegenwart Gottes<br />

in der Geschichte und für deren Lenkung durch den Schöpfer von Zeit und<br />

Ewigkeit, der auch auf den krummen Zeilen menschlichen Versagens immer<br />

wieder gerade schreibt.<br />

Sr. M. Dominika Geyder OP<br />

14


„Der Herr sandte sie zu zweit…”<br />

Apostolat zu zweit - ein Erfahrungsbericht<br />

www.KHG-Offenburg-Kehl.de<br />

Seit September 2007 arbeiten wir zu zweit am Aufbau der Hochschul -<br />

seelsorge an den Fachhochschulen in Offenburg, Gengenbach und Kehl.<br />

Die halbe Stelle wurde für uns von der Erzdiözese Freiburg neu geschaffen.<br />

Dabei nannte der Weihbischof selber die Aufgabe, eine neue Hochschul -<br />

gemeinde aufzubauen, einen „kleinen aber offensiven Schritt” des Bistums<br />

und er freut sich sehr, die Dominikaner für diese Pionierarbeit gewonnen<br />

zu haben. Allerdings war es von diözesaner Seite her nicht ausdrücklich geplant,<br />

diese halbe Stelle noch einmal auf zwei Personen aufzuteilen, vielmehr<br />

ergab sich diese Option im Gespräch zwischen uns und dem Provin -<br />

zial sowie dem Studentenmagister. Eines gleich vorweg: Die Diözese<br />

bekommt so natürlich für die bezahlte halbe Stelle von uns weit mehr als<br />

insgesamt 50% Arbeitsleistung…<br />

Eine der ersten Amtshandlungen des nominell alleinigen Stelleninhabers<br />

fr. Sebastian bestand darin, fr. Johannes in die Position gleichrangiger Verantwortung<br />

zu erheben, um die Verantwortung ins Team zu geben. Wer<br />

mitüberlegt und mitarbeitet, soll auch mitentscheiden können.<br />

15


Damit stellte sich aber erst Recht die Frage, wie die vor uns liegende Arbeit<br />

nun ein- und aufzuteilen sei. Im Rückblick können wir heute sagen, dass<br />

wir uns dieser Frage zunächst nicht gestellt haben, sondern mehr oder weniger<br />

drauflos gearbeitet haben. Folge war, dass wir uns über alles und jedes<br />

abstimmen mussten – auf die Dauer durchaus mühsam! Denn man erinnere<br />

sich daran, dass es um den AUFBAU einer Hochschulgemeinde geht:<br />

Unsere Tätigkeiten reichten daher anfänglich vom Möbeleinkauf über<br />

Wandfarbgebung bis hin zu ersten Kontakten in die Hochschulverwaltung<br />

und zu Studenten, das Spektrum an Tätigkeiten und damit verbundenen<br />

Entscheidungen von Gesprächsführung über thematische Positionie run -<br />

gen bis hin zu handwerklichen Verrichtungen.<br />

Aus diesem breit gefächerten Tätigkeitsfeld ergab sich allerdings relativ<br />

schnell eine „Schwerpunktsetzung nach Begabung”. Während fr. Sebastian<br />

sich durch seine vielfältigen Vorerfahrungen zügig in die Buchhaltung<br />

sowie die handwerklichen Aspekte einarbeiten konnte, gelang fr. Johannes<br />

durch seine Fremdsprachenkenntnisse ein guter Zugang zu ausländischen<br />

Studenten.<br />

Auch für unsere verschiedenen Gegenüber waren wir als Doppelpack zunächst<br />

gewöhnungsbedürftig. Mit einiger Treffsicherheit vertauschten sie<br />

unsere Namen, wollten den jeweils anderen sprechen oder gingen davon<br />

aus, dass „eigentlich” nur einer zuständig bzw. verantwortlich sei.<br />

16


Erst nach geraumer Zeit wird nun mehr und mehr akzeptiert, dass zwei<br />

Personen aufkreuzen, wenn man „den Hochschulseelsorger” einlädt, sei es<br />

zum Interview, zu Verhandlungen, zu Feiern oder für Problemfälle.<br />

A propos Problemfälle: Eine der wenigen Serviceleistungen der KHG, die<br />

sich bereits einiger Beliebtheit erfreut, sind natürlich die Finanzhilfen zum<br />

Studienunterhalt. In diesen Fällen erweist es sich ebenfalls als hilfreich,<br />

Sondierungs- und Beratungsgespräche zu zweit zu führen, um gegenseitig<br />

unsere Eindrücke zu ergänzen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.<br />

Diese Form kollegialer Beratung erstreckt sich jedoch ausschließlich auf den<br />

Bereich der Finanzhilfen. Wenn es um Prüfungscoaching oder Lebens hilfe -<br />

fragen geht, wechseln wir zu einer Vier-Augen-Beratung, da hier der vertrauliche<br />

Rahmen eine entscheidende Rolle spielt. Natürlich sind diese<br />

Bereiche nicht immer chemisch rein voneinander zu trennen, aber mit etwas<br />

Erfahrung wird sich auch hier eine gute Flexibilität einspielen.<br />

Die bisherige Resonanz auf unser Apostolat zu zweit ist durchweg positiv.<br />

Die Menschen aus kirchlichen Kreisen loben die Treue zum Auftrag Jesu in<br />

diesem Vorgehen, und auch weniger christlich-kirchlich denkende Zeit -<br />

genossen freuen sich über die zusätzliche „man-power” gerade in der<br />

Anfangssituation.<br />

17


Für uns selber ist es im Rückblick undenkbar, dass wir es auch je alleine in<br />

dieser Geschwindigkeit hinbekommen hätten, eine neue KHG einigermaßen<br />

zum Laufen zu bringen. Wir wären möglicherweise in der ein oder anderen<br />

Situation schneller und effizienter gewesen, wenn wir Aufgaben und<br />

Themen von vornherein aufgeteilt hätten. So aber konnte sich auf natürliche<br />

Weise eine Aufgabenverteilung entwickeln, die unseren unterschiedlichen<br />

Begabungen entspricht. Ganz entschieden entlastend empfinden wir<br />

das gemeinsame Apostolat vor allem da, wo unsere Arbeit noch nicht die<br />

gewünschte Resonanz erfährt. Die damit verbundene Frustration lässt sich<br />

zu zweit um einiges leichter ertragen, und das gegenseitige Auffangen,<br />

Analysieren, Ermutigen und wieder neu Anfangen gehört zu den eindrücklichsten<br />

Erfahrungen dieser ersten Monate der Zusammenarbeit. Hierin<br />

liegt auch eine besondere Stärke unserer gemeinsamen Tätigkeit: Weiter -<br />

ent wicklung und Qualitätssteigerung ergeben sich gerade in den Situatio -<br />

nen, in denen wir zu zweit unsere Arbeit betrachten und neue Ideen gegenseitig<br />

beurteilen oder Vorschläge zur Verbesserung in die Diskussion<br />

ein bringen. Ein gutes Beispiel sind dabei unsere Plakate und die Internet -<br />

präsenz, die besonders an den Fachhochschulen rege genutzt wird.<br />

Wir könnten uns vorstellen, dass auch in Zukunft für Arbeiten, die wir als<br />

Dominikaner wahrnehmen, die Regel „mindestens zu zweit in der Verantwortung”<br />

Anwendung finden könnte. Zusammen mit den anderen Mitbrüdern<br />

in unserem Studienhaus Freiburg machen wir bereits die Erfahrung,<br />

dass sich die Brüder gerne punktuell an unserem Projekt beteiligen,<br />

weil sie in den gemeinsamen Tätigkeiten Freude, Ermutigung, Resonanz<br />

und Mitbrüderlichkeit erleben. Ein gemeinsam verantwortetes Apostolat<br />

könnte so generell ein Weg zu mehr Mitbrüderlichkeit und einem verbesserten<br />

Apostolat sein, da es die Qualität unserer Arbeit erhöht, unsere Motivation<br />

erneuert und bestärkt sowie uns in einen fruchtbaren Austausch<br />

nicht nur über unsere Tätigkeit bringt.<br />

fr. Sebastian Tönnesen OP und fr. Johannes Weise OP, Freiburg<br />

18


Kloster Zoffingen Freundeskreis<br />

(www.freunde-kloster-zoffingen.de)<br />

Beisammensein nach der Vesper zur hl. Katharina im September 2007<br />

Anlässlich des 750jährigen Klosterjubiläums der Zoffinger Dominikanerin<br />

nen wurde im vergangenen Jahr von einigen Jubiläumsgästen ein Freundeskreis<br />

ins Leben gerufen. Dieser möchte das letzte Konstanzer Kloster auf<br />

seinem Weg begleiten, es unterstützen und für seine Erhaltung sorgen. So<br />

sollen die Impulse des Klosters, als spiritueller Ort mitten in Konstanz, mitgetragen<br />

und weitergegeben werden. Der Freundeskreis (verantwortlich:<br />

Petra Frank, Renate Dietsche, Hartmut Nagel, Sr. Martina Amrhein und<br />

fr. Simon Goldau OP) ist als „Bündnis” zu verstehen und kein Verein.<br />

Was kann ein solches Bündnis bewirken? Dazu ein kleiner Vergleich: Wir<br />

finden die Zusage Gottes in der Zuwendung und Ausdeutung des „Geis -<br />

tes” untereinander. Maria zeigt uns dies mit ihrem Tiefpunkt unter dem<br />

Kreuz. Von Gott (und Mensch) verlassen, hat sie auch sich selbst „verlassen”.<br />

Im Pfingstgeschehen „wendet” sich ihre „innere Verhärtung”. Das<br />

Dornengestrüpp ihres Herzens lässt sich vom Licht erwärmen und beginnt<br />

die Kraft nach außen zu lenken, Knospen springen auf… – die Dornenkrone<br />

auf Jesu Haupt wandelt sich zur Königskrone – salve regina…<br />

19


Meditatives Tanzen im Advent mit zwanzig TeilnehmerInnen<br />

Es ist quasi das „Ur-Geschehen” des menschlichen Lebens. Bündnis zu<br />

Gott, zu mir und untereinander als Kraft-Dreieck. Hier schärft sich die<br />

(pfingstliche) Wahrnehmung und findet (den Weg) zu den (dornigen) Nöten,<br />

Herausforderungen und Aufgaben…<br />

Wie soll das Bündnis als Freundeskreis gestaltet werden?<br />

Lebendige Begegnung in diesem Kraft-Dreieck ist immer der Beginn eines<br />

Pfingstgeschehens. Dazu gehört ein Prozess, bei dem wir uns dem (wärmenden)<br />

Licht öffnen. Dieses „Öffnen” ist ein spirituelles Ereignis, eine<br />

Hinwendung zu der Idee, die Gott von mir hat. Diesen Prozess wünschen<br />

wir uns und allen Freunden und Interessierten an erster Stelle. Dazu wollen<br />

wir Räume schaffen.<br />

Welche Angebote und Aktivitäten ergeben sich daraus?<br />

Regelmäßig trifft sich ein offener Kreis zum gemeinsamen Gebet und Beisammensein.<br />

Über „Glaubenskurse” lernen wir einander näher kennen<br />

und spüren Gottes Schöpfungsidee (von uns) nach. Wir zeigen den Weg in<br />

das Kloster auf und begleiten das Kloster auf seinem Weg. Außerdem verfassen<br />

wir thematische Rundbriefe, in denen wir auf unser spirituelles<br />

Angebot hinweisen. Wir entwickeln Visionen von christlichen Lebens -<br />

gemein schaften und probieren sie aus.<br />

In Allem vertrauen wir auf den Heiligen Geist, der in uns und allen<br />

Menschen wirkt…<br />

Hartmut Nagel<br />

20


Baustelle Graz-Münzgraben<br />

Baustelle<br />

Unser Dominikanerkloster in Graz-Münzgraben ist zur Baustelle geworden<br />

und wird es in den kommenden Jahren auch bleiben.<br />

„Baustelle” deutet auf ein Zweifaches hin:<br />

1. Etwas ist baufällig geworden. Der Zahn der Zeit nagt. Höchste Zeit,<br />

etwas zu unternehmen, bevor alles kaputt ist.<br />

2. Baustelle weist aber auch darauf hin, dass etwas geschieht. Erneuerungspläne<br />

sind vorhanden. Schritt für Schritt werden die nötigen Erhaltungsund<br />

Erneuerungsmaßnahmen getroffen.<br />

Unter „Baustelle” ist in diesem Beitrag nicht nur das Materielle zu verstehen.<br />

Erhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen sind auch im personellen<br />

und strukturellen Sinn gemeint. In Graz-Münzgraben stehen umfassende<br />

Veränderungen an. <strong>Zum</strong> Teil sind sie schon geschehen, zum Teil stehen sie<br />

in den nächsten Jahren noch an.<br />

Baustelle Kloster<br />

Der Provinzkatalog 1997 führt in Graz zehn Mitbrüder an, Durchschnittsalter:<br />

56,9. Heute sind es fünf Mitbrüder, Durchschnittsalter: 71,4. Innerhalb<br />

weniger Jahrzehnte ist Graz von einem Konvent mit zehn bis zwanzig<br />

Mitbrüdern auf eine Klein(st)gemeinschaft geschrumpft und wird es mittel-<br />

bis längerfristig auch bleiben.<br />

21


Die baulichen und institutionellen Strukturen blieben aber dieselben wie<br />

für eine große Konventsgemeinschaft. Das ist für eine kleine Gemeinschaft<br />

nicht mehr leistbar. Baulich und institutionell (Ämterbesetzungen!) müssen<br />

kleinere und schlankere Strukturen geschaffen werden, die der Gemein -<br />

schaftsgröße entsprechen.<br />

Personell bedeutet dies u.a.: Was an notwendigen Tätigkeiten durch Mitbrüder<br />

nicht (mehr) geleistet werden kann, muss durch Angestellte ersetzt<br />

werden. Hier macht sich das Fehlen der Laienbrüder oder Kooperatoren<br />

besonders bemerkbar.<br />

Der Klosterbereich wurde und wird deshalb in Graz der Gemeinschaftsgröße<br />

angepasst, d.h. verkleinert. Wo es geht werden Räume und Funktionen<br />

zusammengelegt, Strukturen vereinfacht und Anlagen technisch erneuert.<br />

Das Kloster soll für eine weiterhin kleine Gemeinschaft lebenswert<br />

und lebensfähig eingerichtet werden.<br />

Baustelle Pfarre<br />

In der Pfarre wirkten in früheren Zeiten ein Pfarrer mit zwei bis drei Kaplänen.<br />

Heute sind es ein Pfarrer und eine Pastoralassistentin. Da auch in der<br />

Diözese Personal und Finanzen knapp werden, ist auch von dieser Seite keine<br />

Veränderung zu erwarten. Neben den hauptamtlichen MitarbeiterInnen<br />

werden die ehrenamtlichen MitarbeiterInnen immer wichtiger.<br />

22


Auf zehn Angestellte in Pfarre und Kloster kommen heute etwa einhundert<br />

Ehrenamtliche. Deshalb wird in den nächsten Jahren die Aus- und<br />

Weiterbildung sowie Betreuung der Ehrenamtlichen einen besonderen<br />

Stellenwert erhalten.<br />

Soziale Veränderungen auf dem Pfarrgebiet betreffen auch das Pfarrleben.<br />

In Graz-Münzgraben befinden sich mittlerweile elf Schulen. Fast alle Gebäude<br />

der Technischen Universität Graz sind im Pfarrgebiet angesiedelt<br />

und es wird noch immer dazugebaut. Vier Studentenheime wurden in den<br />

letzten vierzig Jahren errichtet, für ein Fünftes ist der Bau bereits angekündigt.<br />

Kleinere Geschäfte und Unternehmen verschwinden zusehends aus<br />

dem Pfarrgebiet, dafür werden neue Bürogebäude für größere Unternehmen<br />

errichtet. Auch der Wohnbau floriert. Früher hatte Münzgraben eine<br />

fast ländliche Atmosphäre mit vielen Grünflächen, die durch Gärtnereibetriebe<br />

genützt wurden. Mittlerweile ist Münzgraben fast vollständig urbanisiert.<br />

Für Konvent und Pfarre stellen diese Veränderungen eine große pastorale<br />

Herausforderung dar: Wie Pfarrpastoral als (Groß-)Stadtpastoral gestalten?<br />

Wie können wir in elf Schulen präsent sein? Was machen wir mit den<br />

vielen Studenten, die hier leben, und mit der TU Graz? Wie gehen wir mit<br />

der Mobilität, Anonymität und Wechselhaftigkeit (rasche Zu- und<br />

Wegzüge) der Bevölkerung um? ...<br />

23


Technische Entwicklungen machen an den Pfarrtüren nicht halt. Moderne<br />

Kommunikations- und Präsentationsmittel halten im Pfarrleben Einzug.<br />

Vorhandene alte Einrichtungen müssen erneuert werden.<br />

Baustelle Kirche<br />

1944 fiel die alte Annakirche einem Bombenangriff zum Opfer. In den 50er-<br />

Jahren wurde die neue (Fatima-)Kirche zum Unbefleckten Herzen Mariens<br />

errichtet. Drei Faktoren machen einen Innenumbau dringend nötig:<br />

In fünfzig Jahren ist vieles baufällig geworden: Technische Anlagen sind<br />

veraltet und störungsanfällig geworden, sie entsprechen längst nicht mehr<br />

heutigen Anforderungen.<br />

Die Kirche wurde neben dem Pfarrbetrieb für einen größeren Wallfahrtsbetrieb<br />

gebaut. Der Fatimagedanke war in den 50er-Jahren neu und zog viele<br />

Menschen an. Nach einem starken Aufblühen ist es um die Wallfahrt<br />

ziemlich still geworden. Für einen alleinigen Pfarrbetrieb ist die Kirche aber<br />

zu groß konzipiert.<br />

Die Kirche wurde noch unter<br />

den Vorgaben der tridentinischen<br />

Liturgie und für einen<br />

großen Konvent und große<br />

Zelebrationen geplant und<br />

gebaut. Sie muss nun für<br />

eine kleinere Gemeinde, eine<br />

kleinere Klos tergemein schaft<br />

und vor allem für die Feier<br />

der vatikanischen Liturgie<br />

verändert werden.<br />

24


Baustelle Studentenheim<br />

In den 70er-Jahren hat der Konvent einen großen Teil des alten Gebäudes<br />

geräumt. Den freien Teil hat die Katholische Hochschulgemeinde angemietet<br />

und darin ein Studentenheim eingerichtet. Mittlerweile ist dieses<br />

ziemlich abgewohnt und entspricht nicht mehr baupolizeilichen Vorschriften.<br />

Die KHG sah sich nicht in der Lage, die Sanierung durchzuführen und<br />

hat deshalb den Mietvertrag gekündigt. Der Konvent konnte es auch nicht<br />

und hat deshalb den gesamten Gebäudekomplex an das Stift Admont verkauft.<br />

Admont wird in den nächsten Jahren die Sanierung durchführen. Mit<br />

der Akademikerhilfe wurde ein künftiger neuer Betreiber des Studentenheims<br />

gefunden.<br />

Ob die Dominikaner wie in der Vergangenheit auch in der Zukunft in der<br />

Lage sein werden, in der Studenten- und Hochschulseelsorge zu wirken,<br />

wird die Personalentwicklung des Klosters zeigen. Derzeit ist es eine<br />

Option, Aussichten sind da.<br />

25


Erhalten und Erneuern<br />

Die skizzenhafte Darstellung zeigt, wie sehr die dominikanische Niederlassung<br />

Graz-Münzgraben zur Baustelle im umfassenden Sinn geworden<br />

ist und mittelfristig bleiben wird. Das Provinzkapitel der Dominikaner hat<br />

mehrfach bekundet, die Niederlassung in Graz zu erhalten. Auf eine Zielperspektive<br />

hin sind nun die erforderlichen Maßnahmen zu treffen.<br />

Mit der Pfarre, den Schulen und der Technischen Universität Graz sind am<br />

Standort die pastoralen Aufgaben vorgegeben bzw. nahe liegend.<br />

Diese Aufgaben können und müssen mit einer kleinen dominikanischen<br />

Gemeinschaft erfüllt werden. Für deren gedeihliches Leben und Wirken<br />

müssen die baulichen und strukturellen Rahmenbedingungen teils erneuert,<br />

teils neu geschaffen werden.<br />

Das ist unter den gegebenen Umständen nicht leicht, aber möglich. Ein<br />

Zusammenwirken aller vorhandenen Kräfte (Dominikaner, Pfarre, Diözese)<br />

wird es – mit Gottes Hilfe – schaffen.<br />

P. Prior Max Svoboda OP, Graz<br />

26


Zu Besuch im Studienhaus in der Erwinstraße<br />

Besuch des Ordensmeisters<br />

Generalmeister P. Carlos Alfonso Azpiros Costa OP besuchte vom 17. bis<br />

26. Oktober 2007 unsere Provinz („Fraternal visit”). Begleitet wurde er von<br />

seinem Assistenten für Zentral- und Osteuropa P. Rajmund Klepanec OP<br />

und P. Provinzial Dietmar Schon OP.<br />

Am ersten Tag des Besuchs präsentierte P. Provinzial Dietmar die Provinz<br />

und ihr internationales Engagement; er erläuterte Entwicklungen an verschiedenen<br />

Standorten, ausgehend von den Kapitelsakten 2006.<br />

Am Nachmittag fand eine Konsilssitzung, eine Begegnung mit Mitgliedern<br />

des Ausbildungsrats sowie der Gruppe der Brüder in Ausbildung<br />

statt. Höhepunkt des Tages war eine Eucharistiefeier, bei der P. General -<br />

meister Carlos predigte und eine anschließende Begegnung der dominikanischen<br />

Familie in Wien. Der General zeigte sich sehr interessiert an den laufenden<br />

Renovierungsmaßnahmen am Konventsgebäude.<br />

Vor seiner Weiterfahrt nach Graz am 20. Oktober konnten sich P. Carlos und<br />

Christoph Kardinal Schönborn OP bei einem gemeinsamen Frühstück austauschen.<br />

Bei einer abendlichen Begegnung nahm sich der General viel Zeit für<br />

Gespräche mit der Grazer Schwesterngemeinschaft, den Mitgliedern der<br />

Dominikanischen Laiengemeinschaft und der Pfarrgemeinde von Münz -<br />

graben.<br />

27


Generalmeister P. Carlos mit Schwestern des Konvents Wien-Hacking<br />

Die nächste Station (21. und 22. Oktober) der Visite war das Dominikanische<br />

Zentrum in Regensburg. P. Generalmeister verschaffte sich einen Überblick<br />

über die Dienste und Räumlichkeiten des Zentrums und besichtigte die ehemalige<br />

Dominikanerkirche St. Blasius gegenüber dem Zentrum. Bei einer<br />

Begegnung mit den Moniales von Heilig Kreuz und drei weiteren Klöstern<br />

im Provinzgebiet führte P. General Einzelgespräche und feierte zusammen<br />

mit den versammelten Moniales eine Hl. Messe. Nach dem Mittagessen<br />

folgte eine Besichtigung der ehem. Dominikanerkirche St. Blasius.<br />

Die vierte Station seines Besuchs war Freiburg (23. und 24. Oktober), der<br />

zweite Ausbildungskonvent der Provinz. P. General suchte das Gespräch<br />

mit Mitbrüdern beider Teilgemeinschaften und informierte sich über deren<br />

Arbeitsbereiche. Der Konvent mit insgesamt zwölf Mitgliedern besteht aus<br />

zwei Standorten in der Innenstadt von Freiburg. Der Standort in der<br />

Ludwigstraße ist das Zentrum der „Gesprächskreise für Laien” mit<br />

einem breitgefächerten religiösen Bildungsprogramm. 2004 wurde mit<br />

dem Studienhaus der Dominikaner in der Erwinstraße ein zweiter Standort<br />

des Konvents bezogen. Arbeitsgebiete der dortigen Teilgemeinschaft sind:<br />

Hochschulseelsorge an vier akademischen Einrichtungen in Freiburg und<br />

Offenburg-Kehl sowie Durchführung von Ergänzungsstudien.<br />

Bei einem Abendessenbuffet und anschließender Rekreation in Augsburg<br />

(24. Oktober) lernte P. Carlos die Konventsgemeinschaft (acht Mitbrüder)<br />

von Heilig Kreuz kennen. Am nächsten Vormittag führte der General meis -<br />

ter bis zu seiner Abfahrt Gespräche.<br />

28


Am vorletzten Tag seiner Visite feierte P. Carlos in der Münchener Thea ti ner -<br />

kirche eine Hl. Messe/Vesper. Anschließend kam es zu einer Begegnung mit<br />

der Gemeinschaft von St. Kajetan (fünf Mitbrüder), den polnischen Brüdern<br />

in München, Schwestern und der Dominikanischen Laiengemein schaft.<br />

Die Stunden vor dem Rückflug nach Rom verbrachte der General meister<br />

in München St. Katharina.<br />

Um ein Resümee seiner wichtigsten Wahrnehmungen gebeten, hob P. Ge -<br />

ne ral meister Carlos folgende Aspekte hervor:<br />

1. Sehr positiv wirke sich aus, dass die Abfolge der Provinzkapitel als ein<br />

Weg in Kontinuität, als ein Prozess fortgeschrieben wird. Dabei werden<br />

frühere Entscheidungen weiterentwickelt, anstatt alle vier Jahre wieder<br />

bei „Null” zu beginnen.<br />

2. Die Provinz ist fähig, die eigenen Stärken und Schwächen wahrzunehmen,<br />

dabei aber immer in neuen Projekten zu denken, anstatt nur auf<br />

Berufungen zu warten. So werde Stagnation verhindert.<br />

3. Die jungen Mitbrüder werden im Rahmen des Ausbildungskonzepts an<br />

den neuen Projekten beteiligt (entsprechend einem Auftrag des General -<br />

kapitels von 2001). Deshalb seien sie nicht nur Beobachter der Entwick -<br />

lung in der Provinz, sondern an ihr aktiv beteiligt.<br />

4. Die pastorale Arbeit mit Studenten, bei der auch die eigenen Mitbrüder<br />

in Ausbildung beteiligt seien, stellt zu Recht einen Schwerpunkt dar und<br />

sei richtungweisend.<br />

5. Die Provinz habe sich klare und angemessene Strukturen gegeben. Dies<br />

werde v.a. in den Kapitelsakten 2006, Nr. 52 ff, deutlich.<br />

6. Das Dominikanische Zentrum in Regensburg sei ein begrüßenswertes<br />

pastorales Projekt, auch in Hinsicht auf unser dominikanisches Unter -<br />

wegssein.<br />

29


Treffen der europäischen Provinziale (IEOP) in Budapest<br />

Wenn zu Beginn der Osterwoche in kurzen Abständen Provinziale auf demselben<br />

Flughafen eintreffen, ist das ein sicheres Zeichen, dass die jährliche<br />

IEOP-Tagung bevorsteht. Gastgeber des diesjährigen Treffens in Budapest<br />

war das ungarische Generalvikariat, dem für die Herzlichkeit der Brüder,<br />

die perfekte Organisation und die gute Atmosphäre insgesamt besonderer<br />

Dank gebührt. Da lediglich die Provinz von Aragon seit dem letzten Treffen<br />

einen neuen Provinzial gewählt hat, kannten sich die Teilnehmer bereits<br />

und kamen rasch ins Gespräch: es bestand Bedarf zum Erfahrungsaustausch,<br />

es gab interessante Informationen über Ideen, Projekte und<br />

Ver su che. Dem dienten nicht nur Teile der Plenarsitzung und die Arbeit in<br />

Sprachgruppen. Auch viele informelle Gelegenheiten wurden dazu genutzt,<br />

denn die (wenigen) zahlenmäßig großen Provinzen sehen sich unter<br />

einem ähnlichen Veränderungs- und Entwicklungsbedarf wie kleinere<br />

Provinzen und Vikariate. In einer ganzen Anzahl von Provinzen wird<br />

Dynamik spürbar, um die „Zeichen der Zeit” nicht nur zu erleiden, sondern<br />

sie zu deuten und mit der Sendung unseres Ordens in Beziehung zu bringen.<br />

Das erste Leitthema des Treffens war „Migration” und ihre Auswirkung<br />

auf die kirchlichen Strukturen und die Pastoral. Fünf Einzelberichte vermittelten<br />

dazu überraschende Einsichten. Die Außenbezirke von Paris z.B.<br />

erleben keineswegs nur eine Einwanderung von Moslems, sondern auch<br />

von zahlreichen afrikanischen Katholiken, die neue, sehr rege Gemeinden<br />

bilden. In der Diasporasituation Schwedens wächst der Anteil der<br />

Katholiken durch „Migration” deutlich; das Hauptproblem ist nicht<br />

Integration als solche, sondern die organisatorische Fassung der vorhandenen<br />

Vielfalt von Sprachen und Riten.<br />

31


Das zweite Leitthema „Zusammenarbeit zwischen Bischöfen und Domi -<br />

nikanerorden” erwies sich ebenfalls als sehr interessant: abgesehen vom<br />

Bereich „Forschung und Lehre” kommt es da oder dort zu Problemen, wenn<br />

der Orden zu seiner apostolischen Sendung steht und jenseits zuweilen sehr<br />

engmaschiger Diözesanstrukturen wirkt. Zu unserer großen Freude nahm<br />

Bischof Dominikus Duka OP für drei Tage am IEOP-Treffen teil und bereicherte<br />

die Diskussion mit seiner Erfahrung und seinen Einsichten.<br />

In einem besonderen Treffen der Provinzen und Vikariate unserer Region<br />

„Zentral- und Osteuropa” wurde die Frage der Nachfolge des Sozius des<br />

Ordensmeisters für die Region behandelt. Vor allem aber waren die drei<br />

Mitglieder des Büros zu wählen, aus denen der Ordensmeister den künftigen<br />

Präsidenten bestimmt.<br />

Gewählt wurden: P. Bruno Cadoré (Provinzial von Frankreich), P. Javier<br />

Carballo (Provinz von Spanien) sowie P. Giovanni Distante (Provinzial von<br />

St. Thomas in Italien). Der Provinzial von Irland brachte im Namen der ganzen<br />

Versammlung den tiefen Dank an den scheidenden Provinzial von<br />

England und Präsidenten von IEOP, P. Allan White OP, zum Ausdruck, der<br />

durch Kompetenz, wichtige Impulse und seine gewinnende persönliche<br />

Art das buntscheckige und vielsprachige „Alte Europa” in dominikanischer<br />

Hinsicht zueinander geführt und zu neuen Akzenten ermutigt hat.<br />

P. Provinzial Dietmar Schon OP<br />

32


Musikexpress Oktoberfest<br />

Tourismusseelsorge: nichts als Arbeit und reine Freude<br />

Mit der größten Selbstverständlichkeit fahren die meisten von uns in Urlaub<br />

oder gehen auf Kur. Aber Vorsicht: Leicht kann man dabei Opfer eines<br />

Touristenseelsorgers werden, der versucht, einem mitten im Volks fest -<br />

rummel die Beichte abzunehmen oder unverblümt fragt, wann wir denn<br />

das letzte Mal den Rosenkranz gebetet haben. So kann’s gehen. Aber Gott<br />

sei Dank sind nicht alle so.<br />

Als vor ungefähr zweihundert Jahren Thomas Cook die ersten Abenteuerund<br />

Vergnügungs reisen organisiert hat, ahnte niemand, dass daraus einmal<br />

einer der weltweit größten Wirtschaftszweige werden würde. Diese<br />

Führungsrolle bringt es mit sich, dass die Tourismusbranche wirtschaftlich<br />

ein knallhartes Geschäft ist und große Probleme bereitet. Die Mensch -<br />

lichkeit bleibt sowohl bei den Anbietern als auch bei den Gästen oft auf der<br />

Strecke. Ganz deutlich wird das etwa beim Sextourismus, zu dessen<br />

Bekämp fung es internationaler Kooperationen bedarf.<br />

33


Tourismusseelsorge ist also mehr als ein kirchliches Angebot für die<br />

Touris ten. Sie hat alle Menschen im Blick, die mit dem Tourismus zu tun haben:<br />

die Gäste, die Anbieter und Mitarbeiter in der Tourismusbranche und<br />

die Pfarrgemeinden, in deren Gottesdiensten während der Saison oft mehr<br />

Tou-risten als einheimische Gläubige sind. Touristen brauchen inhaltliche<br />

und formale Informationen über das, was eine Gemeinde anbietet, und sie<br />

brau-chen Anregungen. Mit Kirchenführern und Kirchenführungen werden<br />

Touristen noch einmal auf ganz eigene Weise angesprochen.<br />

Seelsorgerlich muss man hier im Blick haben, dass wir kein christliches<br />

„Insiderwissen” voraussetzen dürfen.<br />

Ein ganz anderes Feld ist die Seelsorge an den Anbietern und Mitarbeitern<br />

in der Tourismusbranche. Diese Leute müssen immer dann arbeiten, wenn<br />

sich der „Normalbürger” in seine Freizeit zurückzieht. Viele von ihnen sind<br />

Saisonarbeiter oder wie die Schausteller und Artisten ständig unterwegs.<br />

Diese Menschen müssen Freude und Leichtigkeit ausstrahlen, egal wie<br />

ihnen zumute ist. Mein Blick als Seelsorger hinter die Kulissen dieser Arbeitswelt<br />

hat mich tiefe Hochachtung vor der Leistung der Menschen gelehrt.<br />

Bewegend war es, mitzuerleben, wie Johann Traber jun. ein knappes<br />

Jahr nach seinem Hochseilunfall in Hamburg ins Artistenleben zurückgekehrt<br />

ist.<br />

Motorradsegnung Frühlingsfest<br />

34


Frühlingsfest<br />

Der eigentliche Ort der Tourismusseelsorge ist immer die Pfarrei. Sie sollte<br />

Raum schaffen, in dem Touristen Gäste sind, die sich angenommen wissen<br />

und wohl fühlen können. Obwohl die Deutschen statistisch gesehen das<br />

reisefreudigste Volk sind, darf man den Stress nicht unterschätzen, der<br />

durch die simple Tatsache gegeben ist, dass wir uns überhaupt nicht auskennen.<br />

Wie sagt Karl Valentin so schön: „Der Fremde ist fremd meist nur<br />

in der Fremde!” Die Angebote in den Pfarrgemeinden sollen für Gäste offen<br />

aber normalerweise nicht speziell für sie gemacht sein.<br />

Das pilgernde Gottesvolk ist ein ganz altes biblisches Bild für die Kirche.<br />

„Der Herr, euer Gott, liebt die Fremden … Auch ihr sollt die Fremden lieben,<br />

denn ihr seid Fremde in Ägypten gewesen” (Dtn 10,18). Die zweifache<br />

Begründung dieses Gebotes ist interessant. Gutes sollen wir einem Frem -<br />

den tun, weil er von Gott geliebt wird und weil wir wissen sollten, wie man<br />

sich als Fremder fühlt.<br />

Um in diesem weiten Aufgabenfeld einige Akzente zu setzen, leite ich den<br />

Fachbereich Tourismus- und Kurseelsorge, der mit sieben hauptamtlichen<br />

und fünf ehrenamtlichen Mitarbeitern für Münchener Verhältnisse klein ist.<br />

Aber unsere Statistik zeigt, dass wir sehr effektiv arbeiten. Immerhin erreichen<br />

wir im Jahr zirka 45.000 Menschen. Das wiederum ist mehr als die anderen<br />

kategorialen Seelsorgestellen schaffen. Zu den großen Highlights<br />

zählen die Gottesdienste auf den Volksfesten wie dem Oktoberfest und dem<br />

Augsburger Plärrer. Sie vorzubereiten ist viel Arbeit. Aber wenn man dann<br />

fünf- bis zehntausend Gottesdienstbesucher hat, kommt einem der Satz<br />

leicht über die Lippen: Die Arbeit hat sich gelohnt.<br />

35


Angebote der Tourismus- und Kurseelsorge 2007<br />

Was Wie oft Teilnehmer<br />

Sakramentenspendung 638 38718<br />

Meditationen 101 3353<br />

Gesprächsangebote 135 2335<br />

Bildungsangebote 24 1285<br />

Gesamtsumme 898 45691<br />

Als ich 2001 anfing, bestand meine erste Aufgabe darin, die Kurseelsorge<br />

den gesundheitspolitischen Veränderungen anzupassen; denn Kurorte<br />

verstehen sich heute als Tourismuszentren mit einer besonderen Kompe -<br />

tenz im Gesundheitswesen. Eine Wirtschaftstrend-Analyse-Zeitschrift hat<br />

dafür den Satz geprägt: „Verstaubte Kurorte werden zu hippen Medical-<br />

Wellness-Hotspots”. Für die Kurseelsorge heißt das, etwas verkürzt formuliert:<br />

„Raus aus den Kliniken und rauf auf die Straße!“<br />

„Natur erleben” und „Kultur genießen” gehört zu den wichtigen Ansprü -<br />

chen, die wir an unseren Urlaub haben. Deshalb besuchen Urlauber gerne<br />

Bergmessen und nehmen an sogenannten Morgen- und Abend medi ta tio -<br />

nen auf Bergen teil. Unsere Sonnenaufgangsmeditationen auf dem Tegern -<br />

see waren ausgebucht, obwohl es die Leute Geld gekostet hat und sie um<br />

vier Uhr in der Früh aufstehen mussten. Die Entwicklung in manchen<br />

Pfarrgemeinden, Gottes dienste verstärkt außerhalb der Kirche zu halten,<br />

ist ganz von unserem Freizeitverhalten geprägt.<br />

Fahrzeugsegnung in Wilparting<br />

bei Irschenberg<br />

36


Pilgern und Wallfahrten liegen im Trend. Davon werden auch Bittgänge,<br />

Maiandachten an irgendwelchen Marterln und Kreuzwege im Freien erfasst.<br />

Weil dieses Gebiet in die Esoterik abzurutschen drohte, wurde es einfach<br />

notwendig, Pilgerbegleiter auszubilden. Die ersten beiden Kurse, die<br />

wir zusammen mit der Diözese Salzburg durchgeführt haben, waren ein<br />

voller Erfolg.<br />

Es wäre weit gefehlt zu glauben, dass ein Gästeseelsorger nur mit den schönen<br />

Seiten des christlichen Lebens vertraut ist. Meine Mitarbeiter (nur eine<br />

Frau darunter) und ich können ein Lied von den Problemen unseres Frei -<br />

zeitverhaltens singen. Und trotzdem gilt, was alle über ihren Urlaub sagen:<br />

Es hat nur geregnet, aber er war wunderschön.<br />

P. Paul M. Schäfersküpper OP, München St. Kajetan<br />

Hochzeit Zugspitze<br />

37


Liebe Freunde des Dominikanerklosters Wien,<br />

ich hoffe, die frisch renovierte Konventsfassade ist für Sie eine ebenso große<br />

Freude wie für uns. Dies war der Startschuss zum größten<br />

Renovierungsvorhaben der Dominikaner in den letzten Jahrzehnten: Die<br />

gesamte Kirchenfassade, ein Teil des Kirchendachs, die Front des Konvents<br />

samt Dach und das Dach zur Dominikanerbastei hin sollen erneuert werden.<br />

Ich gebe zu: Diese Renovierung hätte wegen des schlechten Zustands<br />

des Gebäudes schon vor Jahren begonnen werden können. Doch mussten<br />

wir lange sparen, um diesen Schritt mit Hilfe des Bauamtes der Erzdiözese<br />

wagen zu können. Die geschätzten Kosten belaufen sich auf 2,25 Mio. Euro.<br />

Trotz der Hilfe der Erzdiözese, des Bundesdenkmalamtes und der Stadt<br />

Wien ist diese Summe für uns kaum aufzubringen. Deshalb hoffen wir auch<br />

darauf, dass Sie uns Ihre helfende Hand reichen, damit durch unsere jungen<br />

Mitbrüder hier in Wien die fast 800jährige Tradition des Hauses auch<br />

weiterhin lebendig gehalten werden kann.<br />

Für jede Spende darf ich Ihnen ein herzliches „Vergelt’s Gott” sagen.<br />

In Christus Ihr<br />

P. Dr. Rupert Joh. Mayer OP, Prior der Wiener Dominikaner<br />

38


Priesterweihe in Augsburg<br />

In der Augsburger Dominikanerkirche Heilig Kreuz spendete Diözesan -<br />

bischof Walter Mixa am 5. April P. Thomas Gabriel Brogl OP das Sakrament<br />

der Priesterweihe. Am Gottesdienst in der festlich geschmückten Kirche<br />

nahmen Angehörige, Freunde, Ordensleute und Gläubige seiner Heimatpfarrei<br />

in Donauwörth teil.<br />

In der Homilie ging Bischof Mixa auf die Liebe ein: „Sie ist das, was im<br />

Innersten zu uns gehört, sie ist in uns hineingelegt, und wir alle haben<br />

lebenslang die Sehnsucht nach Liebe. Auch die Menschen in der heutigen<br />

Spaßgesellschaft wollen sich bei aller Oberflächlichkeit aufgehoben fühlen,<br />

vor allem dann, wenn das Leben schwer fällt, oder in der Stunde des<br />

Todes.” Wie einst Petrus Jesus dreimal fragte, ob er ihn liebe, so sei auch der<br />

Kandidat in der Nachfolge Christi gefordert. „Sie werden als Priester<br />

Ablehnung, Unverständnis und Vorurteile erfahren, aber auch auf viele<br />

Menschen treffen, die ihnen vertrauen”, sagte Mixa. Er legte ihm nahe, seiner<br />

Aussage „Hier bin ich” treu zu bleiben, verbunden mit Paulus zu diesem<br />

Bekenntnis zu stehen, dem Liebesruf Jesu zu folgen und zu verkünden,<br />

dass Gott Liebe sei.<br />

Die feierliche Weiheliturgie wurde vom Chor „Musica Suevica” musikalisch<br />

gestaltet. Im Anschluss an die Messe bestand bei einer Agapefeier<br />

Gelegenheit, dem Neupriester im persönlichen Gespräch zu gratulieren.<br />

39


Am 13. April durfte die Donauwörther Stadtpfarrei nach 37 Jahren wieder<br />

einen Gottesdienst anlässlich einer Primiz erleben. Primizprediger im<br />

Donauwörther Liebfrauenmünster war P. Prior Dr. Thomas Griesbach OP<br />

aus Berlin.<br />

40


Feierliche Professen in Wien<br />

Fr. Robert Mehlhart OP und fr. Florian Pacificus Maria Moscher OP legten<br />

am Samstag, den 15. März während einer Hl. Messe ihre Feierliche Profess<br />

in die Hände von P. Provinzial Dietmar Schon ab.<br />

„Ordensleben darf und soll Freude bereiten”: In seiner Predigt betonte P. Diet -<br />

mar, dass das Ordensleben „seinen Sinn aus einer besonderen Bindung an<br />

Jesus Christus, der die in ihm wohnende Freude weitervermittelt”, erhalte.<br />

Die „Freude Christi in uns” sei der bestimmende Grundton.<br />

„Bleibt in meiner Liebe”, ein weiterer Grundton Jesu, fordere dazu auf, sich<br />

in der „liebenden Beziehung zwischen Gott und Mensch beständig festzumachen,<br />

sich von ihr ein Leben lang durchwirken zu lassen”. Als Pre diger -<br />

brüder können beide Professen auch andere Menschen von dieser Erfah -<br />

rung profitieren lassen.<br />

Auch der dritte Grundton „Freundschaft mit Christus” mache frei, sich anderen<br />

zuzuwenden. Christus könne keine Knechte gebrauchen, „denn sie<br />

führen lediglich Befehle aus, ohne zu wissen, um was es geht”. Sie seien<br />

nicht am Auftrag interessiert und stünden in keiner Beziehung zum Herrn<br />

und seinen Absichten. „Freundschaft mit Christus” dagegen stifte Beziehung,<br />

sei ein fester Grund, setze innere Kräfte frei, „die zum Aufbau, zu<br />

menschlichem Wachsen und Reifen und zur Erneuerung des Glaubens<br />

dringend gebraucht werden”.<br />

Musikalisch wurde die Professfeier von einem dominikanischen Gesangstrio<br />

(fr. Markus Fischer, fr. Johannes Weise und fr. Martin Grandinger),<br />

Prof. Haselböck (neukomponiertes Kyrie) und Prof. Maetzel auf der Violine<br />

gestaltet.<br />

41


Einkleidungsfeier in Wien<br />

Am 22. Februar wurden in der Wiener Dominikanerkirche Maria Rotunda<br />

fr. Lukas Nichols OP und fr. Benjamin Piepenbrink OP im Rahmen einer<br />

feierlichen Vesper von P. Provinzial Dietmar Schon eingekleidet.<br />

In seiner Predigt wies P. Provinzial darauf hin, dass intensives Zuhören nötig<br />

sei, um die Frohbotschaft Gottes, das Evangelium, vernehmen zu können.<br />

Lukas und Benjamin hätten sich für das Ordensleben entschieden,<br />

weil ihnen das „Gehörte” so wichtig geworden sei, dass sie eine Antwort<br />

darauf formulieren wollten. Sie seien bereit, ihre Antwort mit einem neuen<br />

Lebensentwurf zu verbinden und damit Jesus Christus in der Weise nachzufolgen,<br />

„wie sie der Hl. Dominikus uns gelehrt hat”.<br />

Neben dem Hören auf Gottes Wort sei aber auch das Hören auf andere<br />

Menschen ein wichtiger Aspekt einer dynamischen Beziehung zu Gott.<br />

P. Dietmar betonte, dass auch der Hl. Dominikus „ganz Ohr” für die<br />

Anliegen der Menschen seiner Zeit gewesen sei.<br />

P. Provinzial wünschte beiden zu Beginn ihres Ordenslebens, dass sie „Hörer<br />

mit der Seele” seien. Denn so würden sie „gleichsam automatisch auch<br />

zu Predigern, zu Verkündern des Evangeliums mit Eurer ganzen Existenz”.<br />

42


Kontaktadresse:<br />

P. Dietmar Thomas Schon OP<br />

Süddeutsch-österreichische<br />

Provinz der Dominikaner<br />

Heilig-Kreuz-Straße 3<br />

D-86152 Augsburg<br />

Postgasse 4<br />

A-1010 Wien<br />

www.dominikaner.org<br />

Kontenverbindungen:<br />

Österreichischer Provinzteil:<br />

Schelhammer und Schattera Wien<br />

Bankkonto 100.263<br />

BLZ 19190<br />

Süddeutscher Provinzteil:<br />

Liga Bank Augsburg<br />

Konto-Nr. 143 227<br />

BLZ 750 903 00<br />

Mit dem Stichwort „Dominikus” versehene Spenden werden zur Aus -<br />

bil dung der jungen Mitbrüder unserer Provinz verwendet.<br />

Wir senden Ihnen gerne eine Spendenbescheinigung zu. Das setzt voraus,<br />

dass wir Ihre aktuelle und vollständige Adresse erhalten. Tragen Sie diese<br />

auf den Überweisungsträger ein. Sollte trotzdem keine Beschei ni gung eingehen,<br />

dann hat die Bank die Adresse nicht mitgeteilt. In diesem Fall bitten<br />

wir um einen Hinweis an obige Adresse.

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