Nr. 7-2005 - DOMINIKANER.ORG
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ProvinzZeitung<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong><br />
für die Dominikaner-Provinz des Hl. Albert<br />
in Süddeutschland und Österreich<br />
Datenexemplar unter www.dominikaner.org<br />
„Was machen Novizen so<br />
den ganzen Tag?“<br />
Bericht über das Noviziat<br />
von fr. Johannes S. 5<br />
Päpstliche Universität des hl.<br />
Thomas in Rom<br />
Der gegenwärtige Stand des<br />
„Angelikums“ S. 7<br />
Ein großer Tiroler<br />
Zum 100. Todestag von P.<br />
Heinrich Denifle OP<br />
S. 10<br />
"Stimmgewaltige, spirituelle Nacht in den Kirchen"<br />
(Kurier) ... "Zehntausende Gläubige besuchten in der<br />
"Langen Nacht" die Kirchen" (Krone)... "100 000 Besucher<br />
bei der Langen Nacht der Kirchen" (Salzburger<br />
Nachrichten)... "Wache Gläubige und mehr Suchende"<br />
(Der Standard) ... "Tausende strömten zur Langen<br />
Nacht der Kirchen" (Kleine Zeitung).<br />
Die Lange Nacht der Kirchen am 10. Juni in Wien fand<br />
in Österreich ein großes Medienecho.<br />
Auch die Wiener Dominikaner öffneten von 19 bis 1<br />
Uhr ihre Pforte mit einem umfangreichen Programm:<br />
* Vesper mit den Brüdern des Dominikanerklosters<br />
* Die Kirche als geistiger Bau "lebendiger Steine" -<br />
Kunstgeschichtlich-geistliche Führung durch das steingewordene<br />
spirituelle Programm der Dominikanerkirche<br />
[P. Clemens]<br />
* Raum der Stille - Der Kreuzgang des Klosters<br />
* Stationen im Leben eines Wiener Dominikaners -<br />
entlang der Kirche, des Kreuzgangs und der Gruft<br />
wurde der Weg eines Dominikaners nachgegangen und<br />
Besucher der Wiener Rosenkranzbasilika St. Maria Rotunda<br />
erklärt. [fr. Thomas Gabriel und fr. Thomas<br />
Augustinus]<br />
* Eucharistische Anbetung und Rosenkranz - Mit einer<br />
Hinführung von P. Jean-Marie<br />
* Dominikanische Complet - Das Nachtgebet wurde<br />
mit einer Lichterprozession durch den Kreuzgang beschlossen<br />
und von Dominikanischem Choral begleitet.<br />
* Das Feuer der Liebe - Eine meditative Einführung in<br />
Spiritualität und Mystik Caterinas von Siena. [fr. Thomas<br />
Gabriel]<br />
* Klangbogen aller Epochen - Der Wiener<br />
Studierendenchor widmete sich dem Repertoire aller<br />
Epochen [fr. Robert]<br />
* "Die dunkle Nacht der Sinne" nach Johannes vom<br />
Kreuz - Mystik und Klang [Texte fr. Thomas Gabriel,<br />
die Geige spielte Alexander Burggasser, Mitglied des<br />
Orchesters der Wiener Volksoper]<br />
* Vigilfeier Fortsetzung Seite 2
Kurzmeldungen<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 2<br />
Kardinal Schönborn im Bild mit Metropolit Staikos (li.)<br />
und Superintendent Lein (re.)<br />
Kirche spüren - von Ernst Trost<br />
Die kostbare Stille des Kreuzganges war dahin. So viel<br />
Menschen wie kaum je zuvor drängten in das Kernstück<br />
des Wiener Dominikanerklosters. Die jungen Mönche im<br />
weißen Habit waren selber überrascht, welches Masseninteresse<br />
ihnen die „Lange Nacht der Kirchen“ bescherte.<br />
In heiterer Gelassenheit und mit dominikanischer Wortgewandtheit<br />
führten sie die Leute in das Wesen ihrer Lebensform<br />
ein und öffneten so Türen und Herzen.<br />
Was für eine Bewegung herrschte doch an diesem frischen<br />
Juniabend in der Innenstadt. Und anders als sonst. Überall<br />
spürte man Kirche, und es leuchtete in und aus den Gotteshäusern.<br />
Im Heiligenkreuzerhof standen die Menschen<br />
Schlange, um den barocken Goldglanz der Bernhardi-Kapelle<br />
zu entdecken. Draußen gingen den Zisterziensern die<br />
Würstel aus und der Weißwein. Bei den Jesuiten war eher<br />
Stille angesagt, und die Besucher konnten die Altäre in<br />
bestem Licht betrachten. Die Franziskaner stellten Sandalen<br />
und Kutte des großen Predigers Johannes von Capistran<br />
aus, und zur Gruftführung staute sich noch um Mitternacht<br />
eine beachtliche Menge.<br />
Vier Stunden lang waren wir unterwegs und haben da und<br />
dort hineingeschaut, auch für Momente kurzer Andacht<br />
blieb Zeit. Schließlich hielten wir in der Gruft der Erzbischöfe<br />
im Dom in liebendem Gedenken vor dem Sarg Kardinal<br />
Königs inne. Er hätte an dieser Lebendigkeit, die die<br />
Wiener Kirchen in dieser so besonderen Nacht ausstrahlten,<br />
seine Freude gehabt, und an der vielen Jugend, die<br />
dabei war.<br />
Kronenzeitung, Sonntag, 12. Juni <strong>2005</strong>-06-20<br />
Unterstützung in der Ausbildungsleitung<br />
P. Gero Thimm hat seine Beteiligung an einem<br />
Forschungsprojekt in Tübingen beendet. In einem Gespräch<br />
mit P. Provinzial Dietmar erklärte er sich bereit,<br />
seine Erfahrungen im studentischen und universitären<br />
Bereich in den Ausbildungskonvent Freiburg<br />
einzubringen. Er wird den Studentenmagister in seinen<br />
Aufgaben unterstützen, den in Ausbildung stehenden<br />
Mitbrüdern als zusätzlicher Ansprechpartner zur<br />
Verfügung stehen und dadurch die Querverbindungen<br />
zwischen den beiden Konventsstandorten verstärken.<br />
P. Provinzial Dietmar beauftragte P. Gero mit Schreiben<br />
vom 20.6. zum Assistenten des Studentenmagisters.<br />
Gespräche im Ordinariat Freiburg<br />
P. Provinzial Dietmar führte am 8. Juni Gespräche mit<br />
Vertretern des Ordinariats Freiburg über Möglichkeiten,<br />
qualifizierten Mitbrüdern in Ausbildung Praktika<br />
und seelsorgliche Tätigkeiten zur Verfügung zu stellen.<br />
Durch die regelmäßigen Kontakte zum Ordinariat<br />
soll mittelfristig erreicht werden, zu besetzende<br />
diözesane Stellen und mögliche Arbeitsfelder von<br />
Mitbrüdern aufeinander abzustimmen.<br />
Sitzung des Provinzkonsils<br />
Am 17. Juni tagte das Provinzkonsil im Augsburger<br />
Konvent. Dabei wurden einige Personalfragen besprochen<br />
und u.a. folgende Beschlüsse gefasst:<br />
· P. Provinzial Dietmar legte einen Vorschlag zur<br />
Neuverteilung der Ausbildungskosten zwischen<br />
dem österreichischen und süddeutschen<br />
Provinzteil vor, der einstimmig angenommen<br />
wurde. Im Rückgriff auf einen Beschluss des<br />
Intermedium 2000 orientiert sich der Verteilungsschlüssel<br />
an den Einnahmen des österreichischen<br />
Provinzteils, die dem Ausbildungsbereich<br />
zugewiesen sind. Daraus ergibt sich<br />
eine spürbare Entlastung für den österreichischen<br />
Provinzteil und zugleich eine bedeutende<br />
Vereinfachung bei der jährlichen Abrechnung<br />
zwischen den beiden Provinzteilen.<br />
Fortsetzung Seite 3
Kurzmeldungen<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 3<br />
· Das Provinzkonsil stimmte einem Projekt des<br />
Wiener Konvents zum Ausbau des Dachgeschosses<br />
im Gebäude Postgasse 2 einstimmig<br />
zu.<br />
· Auf Vorschlag von P. Provinzial Dietmar<br />
stimmte das Provinzkonsil einem Projekt zur<br />
Bestandssicherung der denkmalgeschützten<br />
Orgel in der Retzer Dominikanerkirche zu.<br />
Bedeutende Spenden aus der Bevölkerung und<br />
Mittelzusagen der öffentlichen Hand ermöglichen<br />
es, den zu erbringenden Finanzierungsbeitrag<br />
seitens der Provinz zu begrenzen. Zugleich<br />
beschloss das Provinzkonsil, dass nach<br />
den umfänglichen Bestandssicherungen und<br />
Renovierungen im Bereich der Retzer Klosteranlage<br />
eine Phase der Konsolidierung des Erreichten<br />
notwendig ist, weshalb bis auf weiteres<br />
keine neuen Projekte eingeleitet werden.<br />
Lehrtätigkeit in Würzburg beendet<br />
P. Provinzial Dietmar beendet mit dem Sommersemester<br />
seine Lehrtätigkeit im Fach Ostkirchenkunde an<br />
der Universität Würzburg. Die bekannten bildungspolitischen<br />
Umbrüche hatten zu einer Erhöhung des Deputats<br />
auf drei Lehrveranstaltungen pro Semester geführt<br />
und eine Vergrößerung des Verwaltungsaufwandes<br />
mit Blick auf die Entwicklung von Bachelor- und<br />
Masterstudiengängen absehbar gemacht. Mit Rücksicht<br />
auf seine Provinzaufgaben und seine<br />
Seelsorgsbeiträge sah sich P. Provinzial Dietmar gezwungen,<br />
die Lehrtätigkeit zurückzustellen.<br />
Wander-Werkwoche der Novizen<br />
Vom 19.- 23. Juni fand eine gemeinsame Novizenwerkwoche<br />
aller Mendikantenorden zum Thema „Der evangelische<br />
Rat der Armut“ statt. Um die Armut auch ein<br />
wenig körperlich erlebbar zu machen bzw. sie auf möglichst<br />
ganzheitliche Form zu vermitteln, entschieden<br />
sich die Novizenmeister für eine „Weg-Erfahrung“ mit<br />
drei Tagen Wanderung auf dem fränkischen Jakobsweg<br />
von Nürnberg nach Ansbach.<br />
So trafen sich am Nachmittag des ersten Tages die 12<br />
Teilnehmer der verschiedenen Orden (vier Dominikaner,<br />
drei Franziskaner-Konventuale, zwei Franziskaner-Minoriten,<br />
zwei Kapuziner und ein Franziskaner<br />
vom Heiligen Kreuz) im Franziskanerkloster in Nürnberg,<br />
um einander zunächst ein wenig kennenzulernen<br />
und die letzten Details der Wanderung zu klären.<br />
Am nächsten Morgen brachen wir nach Laudes,<br />
Eucharistiefeier und Frühstück mit dem Bus auf an<br />
die Stadtgrenze, um in die erste und längste Etappe<br />
des Weges zu starten, ca. 25 km Fußmarsch bis zur<br />
ehemaligen Zisterzienserreichsabtei Heilsbronn. An<br />
den folgenden Tagen legten wir noch einmal 15 und<br />
12 km zurück, was angesichts der großen Hitze in diesen<br />
Tagen und den am ersten Tag „erlaufenen“ Blessuren<br />
den ein oder anderen bereits deutlich an die Grenze<br />
der körperlichen Belastbarkeit führte.<br />
Alle Tage waren durchformt von liturgischen Einheiten<br />
und geistlichen Impulsen, die reihum von den<br />
Ordengemeinschaften gestaltet wurden. Abends wurde<br />
jeweils in den Quartieren gekocht, die Nacht mit<br />
Isomatte auf dem Boden verbracht.<br />
Nach der Etappe am Mittwoch stiegen wir in Ansbach<br />
in den Zug zurück nach Nürnberg, wo am letzten ge-<br />
Fortsetzung Seite 4
Kurzmeldungen<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 4<br />
meinsamen Vormittag eine Reflexionsrunde über die<br />
gewonnen Einsichten und die gemachten Erfahrungen<br />
in eine Eucharistiefeier mit abschließendem Mittagessen<br />
mit den Franziskanerbrüdern mündete.<br />
Besonders eindrücklich war für die meisten Teilnehmer<br />
das schnelle und persönliche Kennenlernen der<br />
verschiedenen Mendikantenorden und ihrer Spiritualität<br />
sowie die schöne fränkische Landschaft, für die<br />
wir leider aufgrund der durchaus strapaziösen Bedingungen<br />
nicht immer den aufmerksamsten Blick hatten…<br />
Bilder von der Novizenwerkwoche gibt es auf unserer<br />
Homepage www.noviziat.de im Bereich Galerie.<br />
fr. Johannes Weise OP<br />
in Süddeutschland und Österreich“ erhalten. Ich möchte<br />
dich zu solch hervorragender Publikation beglückwünschen<br />
und mich dafür bedanken, dass du diese mit<br />
uns teilst.<br />
Dieses Heft stellt eine wunderbare Gelegenheit dar,<br />
Leben und Sendung unserer dominikanischen Brüder<br />
in Deutschland kennenzulernen. Darin spiegelt sich<br />
eine Provinz voller Leben wider, die ihr Apostolat mit<br />
Hilfe der Dominikanischen Familie in unterschiedlichen<br />
Bereichen ausübt.<br />
Mögen Maria, Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz,<br />
und unser Vater Dominikus dazu weiterhin die Fülle<br />
ihres Segens geben.<br />
Mit brüderlichem Gruß,<br />
Fray José Gabriel Mesa Angulo OP<br />
Geburtstage im Juli<br />
01.07. 92 Jahre P. Innozenz Varga,<br />
Wien<br />
16.07. 70 Jahre P. Hyazinth Mayr,<br />
Freiburg<br />
Priesterjubiläen im Juli<br />
55-jähriges Priesterjubiläum<br />
23.07. P. Johannes Czerny, Wien<br />
Folgende E-Mail aus Kolumbien erreichte P. Provinzial<br />
am 14. Juni :<br />
Geschätzter Bruder,<br />
nimm meinen brüderlichen Gruß seitens der ganzen<br />
Dominikanischen Familie von Kolumbien entgegen.<br />
Mit großem Gefallen haben wir das Heft „Dominikus:<br />
Aus Leben und Wirken der Dominikanischen Familie<br />
50-jähriges Priesterjubiläum<br />
23.07. P. Donatus Leicher, Freiburg<br />
23.07. P. Adalbert v. Papius, Friesach<br />
Der Festgottesdienst findet am Sonntag, 24. Juli<br />
um 10 Uhr in München St. Katharina statt.<br />
25.07. P. Cornelius Paulus, Freiburg<br />
Herzliche Glückwünsche und Gottes Segen!
Noviziat<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 5<br />
Was lernen Novizen heutzutage eigentlich so<br />
alles? Was machen sie während der dreizehn<br />
Monate in Worms?<br />
Grundsätzlich haben wir jeden Werktagvormittag Unterricht.<br />
Sieht man sich die verschiedenen Einheiten<br />
an, die wir bereits behandelt haben und die noch auf<br />
uns zukommen, kann man grob von mehreren „Fächern“<br />
sprechen, in denen wir unterrichtet werden:<br />
Ordensgeschichte, Ordensspiritualität, Ordensrecht,<br />
Ordensleben ( - natürlich hängen die einzelnen Themen<br />
oft stark miteinander zusammen!).<br />
In Ordensspiritualität geht es sowohl praktisch als auch<br />
theoretisch zu: Einer Einheit über Meister Eckhart und<br />
die Gelassenheit mit sr. Suzanne Eck OP / Orbey stand<br />
zum Beispiel eine praktische Einheit durch fr. Cletus<br />
Wingen OP, den Rosenkranzpromotor der Teutonia und<br />
Submagister, über den Rosenkranz, seine Geschichte<br />
und die Technik des Knüpfens mit integrierter Wallfahrt<br />
gegenüber. Wer also in der Provinz einen Rosenkranz<br />
braucht – bitte bei uns melden!<br />
Im Fach Ordensgeschichte haben wir zunächst mit dem<br />
Novizenmeister fr. Karl Gierse OP die Wurzeln und<br />
Anfänge des Mönchtums in der Alten Kirche betrachtet.<br />
Später beschäftigten wir uns unter fachkundiger<br />
Anleitung von fr. Albert Seul OP / Hamburg mit den<br />
Anfängen des Predigerordens: Wie war die Ausgangssituation<br />
im 12./13. Jahrhundert, was waren die wichtigsten<br />
Strömungen und Ereignisse dieser Zeit; dann:<br />
wer war der heilige Dominikus, Stationen seines Lebens<br />
und Wirkens, die Zeit unter Jordan von Sachsen<br />
bis zu den Konstitutionen.<br />
Darüber hinaus beschäftigten wir uns bereits intensiv<br />
mit der Augustinusregel und sind nunmehr im LCO<br />
bei den Fundamentalkonstitutionen angelangt, bevor<br />
wir dann im engeren Sinne zum Eigenrecht des<br />
Predigerordens fortschreiten werden.<br />
Nebenbei helfen wir immer wieder im Haus, so zum<br />
Beispiel beim Einstuhlen des Kreuzgangs für die wöchentlichen<br />
Kreuzganggespräche im Mai, beim<br />
Unkrautjäten im Klostergarten, beim Säubern und<br />
Dekorieren der Kirche oder des Innenhofes und bei<br />
vielen kleinen und größeren Dingen mehr.<br />
Fortsetzung Seite 6
Schwestern und Moniales<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 6<br />
Wie St. Benedikt soll er von den Frauen<br />
lernen<br />
Schwester Benedikta erfreut über päpstliche<br />
Namenswahl<br />
Trotz Unterricht und Aktivitäten bleibt genügend Zeit,<br />
um auch in der Stille und im persönlichen Gebet die<br />
Berufung und den bisherigen bzw. noch anstehenden<br />
Weg vor Gott zu tragen und mit Ihm gemeinsam zu<br />
„besprechen“, was ja einen wesentlichen Teil des<br />
Noviziates ausmacht!<br />
Am ausführlichsten gibt allerdings die neu gestaltete<br />
Website www.noviziat.de über unsere Aktivitäten und<br />
Lernabschnitte Bescheid!<br />
fr. Johannes Weise OP<br />
(huf). Einer Sache kann sich Joseph Ratzinger sicher<br />
sein: Einen Allerweltsnamen hat er sich als Papst Benedikt<br />
XVI. nicht ausgesucht. Auf der Rangliste der beliebtesten<br />
Kindernamen steht Benedikt in Augsburg<br />
nicht an erster Stelle. Ihren Namen hingegen sehr<br />
bewusst gewählt hat Schwester Benedikta Hintersberger.<br />
40 Jahre ist es her, dass sie ihren weltlichen Namen abgelegt<br />
und sich Benedikta zum Vorbild genommen hat.<br />
„Ich trage meinen Namen sehr gern“, sagt die Dominikanerin<br />
vom Kloster St. Ursula. „Der ähnliche Name<br />
ist aber nicht der Grund, warum ich mich über unseren<br />
neuen Papst freue“, gesteht Schwester Benedikta. Viel<br />
mehr ist es das Programm, das hinter dem Namenspatron<br />
von Joseph Ratzinger steht, das sie hoffen lässt. Denn<br />
nicht nur der als Friedenspapst bekannt gewordene<br />
Benedikt XV. war für die Katholikin ein großer Mann,<br />
auch den Heiligen Benedikt hält sie für eine sehr bemerkenswerte<br />
Persönlichkeit. Der könne ein großes<br />
Vorbild für die Leitung einer kirchlichen Gemeinde sein.<br />
Den Heiligen Benedikt verbindet Schwester<br />
Benedikta Hintersberger mit väterlicher Fürsorge,<br />
Gleichberechtigung und Gastfreundschaft gegenüber<br />
Fremden. „In seiner Gemeinschaft wurde selbst der<br />
Jüngste gefragt; jeder besaß die Mündigkeit, den Willen<br />
Gottes selbst zu erkennen.“ Und noch etwas lässt<br />
sie hoffen: Der Heilige Benedikt hatte eine Schwester<br />
mit dem Namen Scholastika, die großen Einfluss auf<br />
den Bruder hatte. „Das hoffe ich bei unserem neuen<br />
Papst auch, dass er von den Frauen lernt“, unterstreicht<br />
Schwester Benedikta Hintersberger.<br />
Quelle: Augsburger Allgemeine Zeitung<br />
Dienstag, 7. Juni <strong>2005</strong>, S. 29
Angelicum<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 7<br />
Päpstliche Universität des hl. Thomas<br />
"Angelicum", Rom<br />
Historische Ausblicke<br />
Die Anfänge der Päpstlichen Universität des hl. Thomas<br />
"Angelicum" gehen direkt bis in das 16. Jahrhundert<br />
zurück; indirekt bauen sie auf dem hochmittelalterlichen<br />
Ordensstudium der Dominikaner in<br />
Rom auf. 1577 gründete Juan Solano, Bischof von<br />
Cuzco in Peru, am Konvent Santa Maria sopra Minerva<br />
ein neues Collegium des hl. Thomas, an dem Brüder<br />
der römischen Ordensprovinz und einige spanische<br />
Dominikaner unterrichteten.<br />
Anfangs handelte es sich nur um ein einfaches dominikanisches<br />
Philosophie- und Theologiestudienhaus,<br />
im Laufe der Zeit entwickelte sich das Collegium aber<br />
zu einem internationalen Studienzentrum der Dominikaner,<br />
das auch für Studenten zugänglich war, die nicht<br />
dem Orden angehörten. 1727 erhielt das Collegium des<br />
hl. Thomas, zusammen mit anderen dominikanischen<br />
Einrichtungen für höhere Studien das Recht, auch anderen,<br />
nicht-dominikanischen Studenten akademische<br />
Grade in Theologie zu verleihen, unabhängig davon,<br />
ob sie aus Rom oder aus dem Ausland stammten.<br />
1698 kam das Collegium in den Besitz der bedeutendsten<br />
Bibliothek Roms, der nach ihrem großzügigen Stifter,<br />
Kardinal Girolamo Casanate (†1700) benannten<br />
Biblioteca Casanatense. Im Rahmen der Säkularisation<br />
mußte das Collegium 1873 seinen Sitz am Konvent<br />
Santa Maria sopra Minerva aufgeben und Zuflucht<br />
an anderen Orten in der Stadt suchen. Trotzdem konnte<br />
in den folgenden Jahren die Zahl der Fakultäten erweitert<br />
werden: 1882 kamen eine philosophische Fakultät<br />
und 1896 eine Fakultät für Kirchenrecht hinzu.<br />
Am 2. Mai 1906 erhielt das Collegium von Papst Pius<br />
X. den Titel "päpstlich" und seine Abschlüsse wurden<br />
denen aller anderen kirchlichen Fakultäten weltweit<br />
gleichgestellt. Am 17. November 1908 wurde anstelle<br />
des Collegium des hl. Thomas das neue Päpstliche<br />
Collegium "Angelicum" gegründet, mit Sitz in der via<br />
San Vitale. Von dort zog es 1934 an seinen derzeitig<br />
Sitz um, nämlich in den Konvent der hl. Dominikus<br />
und Sixtus, im Zentrum von Rom, nicht weit vom<br />
Kolosseum und dem Palatinhügel.<br />
1950 eröffnete das "Angelicum" das Institut für Spiritualität<br />
und 1943 das Institut für Sozialwissenschaften,<br />
das 1974 als Fakultät errichtet wurde. Am 7. März<br />
1963 erhob Papst Johannes XXIII. mit dem<br />
Motuproprium "Dominicanus Ordo" das "Angelicum"<br />
in den Rang einer Päpstlichen Universität. 1964<br />
schließlich wurde der Päpstlichen Universität des hl.<br />
Thomas das Institut für Religionswissenschaften "Mater<br />
Ecclesiæ" angeschlossen.<br />
Während der Jahre 1946 bis 1948 studierte Karol<br />
Woijtyla, der spätere Papst Johannes Paul II., am<br />
"Angelicum". Dort verteidigte er am 19. Juni 1948 an<br />
der theologischen Fakultät seine Doktorarbeit über<br />
Fortsetzung Seite 8
Angelicum<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 8<br />
"Doctrine de Fide apud S. Joannem a Cruce" ("Die<br />
Glaubenslehre beim hl. Johannes vom Kreuz"). Johannes<br />
Paul II. hat das Angelicum zweimal besucht, 1979<br />
und 1994.<br />
Gegenwärtiger Stand<br />
Die Päpstliche Universität des hl. Thomas<br />
"Angelicum" umfaßt heute vier Fakultäten (Theologie,<br />
Philosophie, Kirchenrecht, Sozialwissenschaften)<br />
und drei Institute (Institut für Spiritualität, Institut des<br />
hl. Thomas und das Institut für höhere Sozialwissenschaften).<br />
Die theologische Fakultät besteht aus zwei Bereichen,<br />
der italienischen und der englischen Sektion. Für den<br />
Studiengang des Lizentiates können die Studenten Vorlesungen<br />
und Unterrichtseinheiten aus sechs theologischen<br />
Gebieten wählen, nämlich aus der biblischen,<br />
thomistischen, dogmatischen, ökumenischen, moralischen<br />
oder der spirituellen Theologie. Darüber hinaus<br />
kann die Ausbildung auch am Institut für Spiritualität<br />
oder dem Institut des hl. Thomas vervollständigt werden;<br />
letzteres ist auf thomistische Studien spezialisiert.<br />
Die theologische Fakultät unterhält außerdem weitere<br />
14 philosophische und theologische Studienzentrum<br />
in Italien und anderen Ländern.<br />
Die philosophische Fakultät besteht aus drei Sektionen,<br />
für fundamentale Philosophie, Philosophiegeschichte<br />
und Anthropologie. Auch hier können die<br />
Studenten nicht nur italienische, sondern auch englische<br />
Lehrveranstaltungen besuchen.<br />
Die Universität des hl. Thomas ist durch ihre starke<br />
Internationalität gekennzeichnet. Ihre Professoren<br />
kommen aus mehr als 30, ihre Studenten aus über 90<br />
verschiedenen Ländern. Die letzten Zählungen haben<br />
ergeben, daß der überwiegende Großteil der Studenten<br />
aus den vier Ländern Italien, den USA, Indien und<br />
Polen kommen. Diese Statistiken zeigen aber auch, daß<br />
in den letzten Jahren einige Länder hinzukamen, die<br />
bisher nicht am "Angelicum" vertreten waren, zum Beispiel<br />
Kasachstan und Usbekistan.<br />
Derzeit sind 1300 Studenten inskribiert, die sich folgendermaßen<br />
auf die Fakultäten aufteilen:<br />
Theologie (mit Institut für Spiritualität): 50 %<br />
Kirchenrecht: 10%<br />
Philosophie: 13%<br />
Sozialwissenschaften: 17%<br />
Institut für höhere Religionswissenschaften: 10%<br />
Interessant ist auch ein Überblick über den Stand unserer<br />
Studenten:<br />
Laien (männlich): 20%<br />
Laien (weiblich): 15%<br />
Diözesanpriester: 19%<br />
Ordenspriester: 13%<br />
Seminaristen (Diözesen): 9%<br />
Seminaristen (Orden): 14%<br />
Schwestern: 10%<br />
Im Laufe des letzten Jahres konnten wir einen Zuwachs<br />
der Laien feststellen; insgesamt bilden diese 35% unserer<br />
gesamten Studentenzahl - Tendenz steigend.<br />
Grzegorz Bednarz OP, Provinz Polen<br />
Unter www.pust.urbe.it finden Sie weitere Informationen<br />
zum Angelicum.<br />
Impressum<br />
Redaktion, Layout, Druck:<br />
Sekretariat des Provinzials<br />
Telefon (0049) 0821 / 32 90 526<br />
(0049) 0171 / 73 65 191<br />
Fax (0049) 0821 / 51 12 58<br />
dominikanerprovinz-st.albert@gmx.de
Kurzmeldungen International<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / 2004 ProvinzZeitung<br />
Seite 9<br />
Schweiz<br />
In Zürichs reformierter Predigerkirche wirkt seit gut<br />
zwei Monaten in fester Anstellung auch ein katholischer<br />
Pfarrer. Franz Müller, der Provinzial der Schweizer<br />
Dominikaner, arbeitet in Teilzeit an der traditionsreichen<br />
reformierten Kirche. Das beispiellose ökumenische<br />
Projekt ist zunächst bis Ende 2006 befristet.<br />
Zürichs Predigerkirche war bis zur Reformation in<br />
Händen der Dominikaner. (kipa)<br />
Newsletter von Radio Vatikan - 9.6.<strong>2005</strong><br />
„Nicht von Absturz ins Chaos sprechen“<br />
Im Zuge der Diskussionen über die Zukunft Europas<br />
warnte der frühere Generalobere der Dominikaner, P.<br />
Timothy Radcliffe, vor Dramatisierungen. Es sei falsch,<br />
davon zu sprechen, Europa stürze jetzt ins Chaos,<br />
schrieb Radcliffe in einem am Freitag veröffentlichten<br />
Beitrag in der französischen katholischen Tageszeitung<br />
„La Croix“. „Wir sollten lernen, die Dinge zu<br />
benennen, wie sie sind. Dann finden wir auch langsam<br />
unseren Weg zu einem immer einigeren Europa“,<br />
so P. Radcliffe wörtlich.<br />
http://www.kirchen.at/hauptseite_texte.htm<br />
Vatikan<br />
Kirche und Staat haben nach Ansicht des päpstlichen<br />
Haustheologen zwar unterschiedliche, aber nicht getrennte<br />
Ziele. Man könne zwischen diesen keine Trennlinie<br />
ziehen, sonst würde die Kirche zu einem privaten<br />
Faktum, sagte Kardinal George Cottier. Der Dominikaner<br />
sprach bei einer Diskussionsveranstaltung<br />
in Rom zum Thema „Katholiken und die Herausforderungen<br />
der italienischen Politik“. (adn-kronos)<br />
Newsletter von Radio Vatikan - 25.6.<strong>2005</strong><br />
Schach und Troja: Zwei Bestseller des Mittelalters<br />
Anlässlich des 200-jährigen Bibliotheksjubiläums lud<br />
die Staatliche Bibliothek Amberg mit dem Historischen<br />
Verein und der Katholischen Erwachsenenbildung zum<br />
Vortrag „Schach und Troja“ ein.<br />
Was haben Schach und Troja gemeinsam? Es handelte<br />
sich um zwei mittelalterliche Handschriften, die in<br />
einem aus dem Kloster Speinshart erhaltenen Kodex<br />
der Provinzialbibliothek vereint sind: zum einen das<br />
Schachbuch („Liber de moribus hominum et officiis<br />
nobilium sive de ludo scaccorum“) des Jacobus de<br />
Cessolis und die „Historia destructionis Troiae“ von<br />
Guido de Columnis, einem sehr verbreiteten Trojaroman.<br />
Die ursprüngliche Vorlage für ein Schachbuch entstand<br />
um 1300 in Genua: „Ich Bruder Jacob von Cessolis,<br />
Angehöriger des Prediger-Ordens der Dominikaner, bin<br />
überwunden worden von der Brüder Bitte und der weltlichen<br />
Studenten und anderer edlen Leut, die mich<br />
haben predigen hören über das Spiel, das da heißt<br />
Schachzabel, so dass ich davon gemacht habe dieses<br />
Buch“.<br />
Der Referent Dr. Oliver Plessow stellte das Exempelbuch<br />
vor, das seine Beispielgeschichten einzelnen abstrakten<br />
Tugenden zuschreibt und diese dann mit Hilfe<br />
einer Allegorisierung des Schachspiels unterschiedlichen<br />
Gruppen der Gesellschaft zuordnet.<br />
So wird der Adel repräsentiert durch die edlen Figuren<br />
von König, Königin, Läufer, Pferd und Turm, die<br />
Bauern hingegen vertreten die Bürger. Die Beziehungen<br />
zwischen dem Adel und dem Bürgertum sind ebenso<br />
vielfältig wie die zwischen den Figuren eines<br />
Schachspiels. So steht der König für Macht und<br />
Untadeligkeit, die Türme symbolisieren die Bedeutung<br />
von Autorität. Die Bauern verkörpern jene Aufgaben,<br />
denen die Bürger nachgehen: von der Landwirtschaft<br />
bis zum Handwerk, vom Schreiber bis zum Notar.<br />
Eine Prachthandschrift dieses Werkes über „die Sitten<br />
der Menschen und die Pflichten der Adeligen“ hat sich<br />
in der Bibliotheca Apostolica Vaticana in Rom erhalten<br />
und hat einen besonderen Bezug zu Amberg. Sie<br />
war 1485 von den Untertanen Friedrichs, des Kurfür-<br />
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Dominikanische Gestalten<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / 2004 ProvinzZeitung<br />
Seite 10<br />
sten von der Pfalz und Herzogs von Bayern, angefertigt<br />
worden. „Im Jahre 1458 bekam Friedrich, Kurfürst<br />
von der Pfalz und Herzog von Bayern, diesen<br />
Kodex von dem Pariser Bakkalaureus und Amberger<br />
Bürger Johann Pachmann geschenkt.“<br />
h t t p : / / w w w . d o n a u . d e /<br />
SID_8182f5068cdf365a25e441514e49d0db/<br />
nachrichten/region/amberg/<br />
meldung.shtml?rubrik=mz&id=40245<br />
Ein großer Tiroler. Zum 100. Todestag von<br />
P. Heinrich Denifle O.P.<br />
Unter diesem Titel lud die Theologische Fakultät der<br />
Universität Innsbruck am 10. Juni <strong>2005</strong> zu einem akademischen<br />
Festakt ein, der im Festsaal der Fakultät<br />
stattfand.<br />
Heinrich Denifle war auf der Reise von Rom nach<br />
Cambridge, wo er am 14. Juni ein Ehrendoktorat erhalten<br />
sollte, am 10. Juni 1905 plötzlich in München<br />
an einem Schlaganfall verstorben und wurde am 12.<br />
Juni unter großer Anteilnahme der wissenschaftlichen<br />
Welt in der Gruft der Abteikirche St. Bonifaz in München<br />
beigesetzt.<br />
Univ. Dozent Dr. Joop van Banning SJ (Nijmegen),<br />
langjähriger Assistent am philosophischen Institut der<br />
Fakultät, würdigte in seinem Festvortrag („Heinrich<br />
Denifle – Geistlicher Autor, Erforscher des Mittelalters,<br />
Tiroler“) ausführlich Leben und Werk des großen<br />
Wissenschaftlers. P. Isnard W. Frank O.P., Leiter des<br />
Instituts zur Erforschung der Geschichte des Dominikanerordens<br />
im deutschen Sprachraum, skizzierte in<br />
einem kurzen Vortrag Werdegang und „dominikanisches<br />
Umfeld“ Heinrich Suso Denifles in Graz und<br />
der damals noch jungen Ordensprovinz Imperii. Auch<br />
übermittelte er die Grüße des Provinzials der Dominikaner-Provinz<br />
des Hl. Albert in Süddeutschland und<br />
Österreich P. Dr. Dietmar Schon. – Grußworte richteten<br />
an das Publikum, das den Saal zur Gänze füllte,<br />
der Dekan der Fakultät sowie der Bürgermeister von<br />
Imst (im Inntal westlich von Innsbruck), wo Joseph<br />
Anton Denifle am 16.1.1844 geboren worden war.<br />
In den Vorträgen und Grußworten wurde neben der<br />
Repetition des Bekannten auch bislang Unbekanntes,<br />
vor allem aus dem Leben des Dominikaners, mitgeteilt.<br />
Davon sei hier herausgehoben: Die „Denifles“<br />
sind nicht – wie man allgemein in den biographischen<br />
Artikeln über Heinrich S. Denifle lesen kann, aus dem<br />
Wallonischen (also aus Belgien) nach Tirol zugezogen,<br />
sondern sind eine einheimische Tiroler Familie,<br />
deren Name (Denifle und ähnlich) vor allem im Stubai-<br />
Tal (südlich von Innsbruck) häufig vorkommt. Aus<br />
dieser Gegend also stammen die Vorfahren Denifles,<br />
wie die genealogischen Recherchen von Dr. Joop van<br />
Banning ergaben.<br />
P. Isnard W. Frank OP, Wien<br />
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Dominikanische Gestalten<br />
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Seite 11<br />
Kurzbiografie<br />
Friedrich Heinrich Suso Denifle (*16.1.1844,<br />
+10.6.1905) trat im September 1861 in Graz als Novize<br />
in den Dominikanerorden ein und legte am 5.8.1862<br />
die Gelübde ab. Am 22.6.1866 empfing er die Priesterweihe<br />
und wirkte in Graz als Prediger und Beichtvater.<br />
Nach der Ausbildung zum Lektor für Philosophie<br />
und Theologie lehrte er von 1870-81 als Professor.<br />
1880 wurde er als Generalassistent des Dominikanerordens<br />
nach Rom gerufen.<br />
Denifle war einer der bedeutendsten Gelehrten seiner<br />
Zeit, der wie kein anderer die mittelalterliche Theologie<br />
nach der dogmatischen und historischen Seite beherrschte.<br />
Bahnbrechende Arbeiten auf dem Gebiet der<br />
späteren deutschen Mystik begründeten seinen Ruhm.<br />
1873 gab er „Das geistliche Leben“, eine Blütenlese<br />
aus den deutschen Mystikern heraus; beginnend mit<br />
dem Jahr 1880 folgten Editionen der Handschriften<br />
Heinrich Seuses. Seine Arbeiten zur Mystik und Scholastik<br />
wurden vor allem von dem Münchner Historiker<br />
Wilhelm Preger kritisch aufgenommen.<br />
Seit 1883 Unterarchivar im päpstlichen Archiv,<br />
befasste sich Denifle mit mittelalterlicher Universitätsgeschichte<br />
und wurde aufgrund des 1885 erschienenen<br />
Werkes „Die Universitäten des Mittelalters bis<br />
1400" mit der Edition des „Chartularium Universitatis<br />
Parisiensis“ beauftragt.<br />
Darüber hinaus verfaßte er zahlreiche Einzelstudien,<br />
die überwiegend in dem von ihm und dem Jesuiten<br />
Franz Ehrle gegründeten „Archiv für Literatur- und<br />
Kirchengeschichte des Mittelalters“ (7 Bde., 1885-<br />
1900) erschienen.<br />
Bekannt ist er durch sein Werk über Martin Luther und<br />
das Luthertum. Denifle sind eine Reihe ausgezeichneter<br />
Korrekturen zur Weimarer Lutherausgabe zu verdanken.<br />
Durch seinen Nachweis des Widerspruchs<br />
zwischen älteren und gleichzeitigen Äußerungen Lu-<br />
thers über seine Klosterzeit stellte er der Forschung<br />
neu das Problem »Der junge Luther«.<br />
Werke:<br />
Das geistl. Leben. Blumenlese aus den Mystikern des<br />
14. Jh.s, 1873 (1908 6 ; neu bearb., hrsg. u. eingel. v.<br />
Albert Auer, 1936);<br />
Die Dichtungen des Gottesfreundes v. Oberlande,<br />
1880/81;<br />
Gesch. der Univ.en im MA bis z. J. 1400. I, 1885 (blieb<br />
unvoll.);<br />
Die päpstl. Regg.bde. des 13. Jh.s, 1886;<br />
Specimina Palaeographica (Einf. in die päpstl. Diplomatik<br />
des MA), 1888;<br />
Charlutarium universitatis Parisiensis, 4 Bde., 1889 bis<br />
1897 (gemeinsam mit Chatelain);<br />
Auctarium Charlutarii 2 Bde., 1894-97;<br />
La désolation des églises, monastères, hôpitaux en<br />
France vers le milieu du XV e siècle, 2 Bde., 1897 ff.;<br />
Luther u. Luthertum. I, 1904 (1. Hälfte, 1904 2 ; 2. Hälfte,<br />
hrsg. v. A. M. Wels, 1906 2 ); II, hrsg. v. dems., 1909;<br />
Luther in rationalist. u. christl. Beleuchtung (bes. gg.<br />
Adolf Harnacks u. Reinhold Seebergs Kritik). 1904;<br />
Die abendländ. Schr.ausleger über Röm. 1, 17, 1905;<br />
zahlreiche Aufss. in dem v. ihm mit Franz Ehrle hrsg.<br />
ALKGMA, 7 Bde., 1885-1900;<br />
Heinrich Seuse, Die dt. Mystiker des 14. Jh.s, Fribourg<br />
(Schweiz) 1951.
Dominikanische Orte<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 12<br />
Ehem. Dominikanerkirche Colmar<br />
(Quelle: Kirchenführer <strong>Nr</strong>. 815 „L’Eglise des<br />
dominicains - Dominikanerkirche Colmar“, Verlag<br />
Schnell&Steiner Regensburg, 1. Auflage 1965)<br />
Bereits 1277 ließen sich die Dominikaner in Colmar<br />
nieder. Rudolf von Habsburg legte 1283 den Grundstein<br />
der Dominikanerkirche. Sie wurde um 1295 im<br />
frühgotischen Stil vollendet. Der hl. Albertus Magnus<br />
war vermutlich bei der Eröffnung des Klosters anwesend.<br />
Der Dominikaner und Steinmetz P. Vollmar wird<br />
als Baumeister der Kirche, mindestens aber des Kreuzganges,<br />
genannt. Die Schwestern des Klosters Unterlinden<br />
(sie nahmen 1252 die Regel des hl. Dominikus<br />
an) und des Katharinenklosters wurden von den Patern<br />
betreut.<br />
Ludwig der Bayer vertrieb im Kampf gegen Friedrich<br />
von Österreich die Dominikaner. 1458 brannte das Kloster<br />
ab; das Feuer zerstörte das Dach der Kirche, zerstörte<br />
den Lettner (die Quermauer vor dem Chor) und<br />
beschädigte den Hochaltar. Die Kirche wurde im alten<br />
Stil neu errichtet, das Kloster samt Kreuzgang im spätgotischen<br />
Stil. Die Kirche erhielt im 15. Jahrhundert<br />
einen wertvollen Flügelaltar sowie Seitenaltäre aus<br />
Colmarer Werkstätten. Ab 1464 gab es eine Rosenkranz-Bruderschaft,<br />
die sehr viele einheimische und<br />
auswärtige Mitglieder zählte. Das Kloster brachte viele<br />
bedeutende Dominikaner hervor und stand viele Jahrhunderte<br />
im religiösen und kulturellen Mittelpunkt der<br />
Stadt Colmar.<br />
In der Schwedenzeit erlebte das Kloster Plünderung<br />
und Vertreibung des Ordens. 1733-42 erstellte man<br />
unter der Leitung von Prior Balthasar Buechner das<br />
heutige Kloster, entfernte den Lettner, übertünchte mittelalterliche<br />
Wandmalereien und brachte Stukkaturen<br />
an.<br />
1791 wurde das Kloster aufgehoben; die Kirche wurde<br />
in ein Magazin für Kriegsartikel umgewandelt, der<br />
Kreuzgang schwer beschädigt. 1795 wurde die Kirche<br />
dem konstitutionellen Klerus zum Abhalten der Gottesdienste<br />
überlassen. Von 1800 bis 1894 diente sie<br />
als Fruchthalle. Das Kloster wurde Gendarmeriekaserne<br />
(bis 1870), kurze Zeit Postgebäude und<br />
schließlich Präparandenschule.<br />
1892 sprach sich der Colmarer Gemeinderat für die<br />
Renovierung der schwer vernachlässigten Kirche und<br />
für deren Rückgabe an den Kultus aus. 1898 fand dieses<br />
Projekt seinen Abschluss.<br />
Weihnachtsbild von<br />
Mathias Grünewald<br />
(1460-1528),<br />
Isenheimer Altar<br />
Musée d’Unterlinden<br />
(früher Dominikanerinnenkloster)<br />
Fortsetzung Seite 13
Colmar<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 13<br />
Außenbau<br />
Die Dominikanerkirche, an der Südseite des großen<br />
quadratischen Kreuzganges gelegen, ist eine der bedeutendsten<br />
Schöpfungen der Gotik im Ober-Elsaß,<br />
ein beispielhaftes Hallenbauwerk des Predigerordens,<br />
das an die gotische Dominikanerkirche in Gebweiler<br />
erinnert.<br />
Innenraum<br />
Das Innere birgt das 35 m lange und fast 30 m breite<br />
Schiff und einen über 30 m langen Mönchschor.<br />
Fenster über dem Portal<br />
Einige Chorfenster (linke Seite vom Innern der Kirche<br />
aus) stellen die Geheimnisse des Rosenkranzes dar,<br />
andere zeigen Ordensheilige mit ihren mittelalterlichen<br />
Attributen (nach Süden gerichtete Fenster).<br />
Die Glasgemälde<br />
Die Glasgemälde bilden den wertvollsten Schatz und<br />
die bedeutendste Sammlung dieser Art im Elsaß (14.<br />
Jh.). Sie zeichnen sich durch das außerordentliche Farbenspiel,<br />
die feine Art der Zeichnungen, den reichen<br />
Wechsel der Darstellungen aus. Einzigartig ist der dekorative<br />
Schmuck, der sich vom grauen Hintergrund<br />
oder von einem Teppichmuster abhebt: Türmchen, ein<br />
Bauwerk, ein Baldachin und mitten darin die dargestellten<br />
Personen. Der Christuszyklus (1. Hälfte 14.<br />
Jh.) ist der damaligen Werkstattdes Straßburger Münsters<br />
(südl. Seitenschiff ab ca. 1300) zuzuschreiben.<br />
Hl. Dominikus, Hl. Thomas von Aquin, Hl. Albertus Magnus<br />
Der Kreuzgang<br />
In dem gotischen Kreuzgang finden sich Reste von<br />
Wandmalereien des Colmarer Meisters Urban Huter:<br />
die Grablegung, die Auferstehung, die frommen Frauen<br />
am Ostermorgen.
Wir gedenken<br />
<strong>Nr</strong>. 7 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 14<br />
„Wir erwarten die selige Erfüllung unserer Hoffnung:<br />
auf das Erscheinen der Herrlichkeit unseres<br />
großen Gottes und Retters Christus Jesus“<br />
Jesus Christus, der ewige Hohepriester, rief am<br />
Donnerstag, dem 2. Juni <strong>2005</strong>, seinen treuen Diener,<br />
unseren lieben Mitbruder<br />
Pater Eckehart Mayer OP<br />
em. Stadtpfarrer v. St. Wolfgang / Augsburg<br />
im 77. Lebensjahr zu sich in die ewige Herrlichkeit<br />
seines Reiches.<br />
Pater Eckehart wurde als Johannes Mayer am 12.<br />
Februar 1929 in München geboren. Nach dem Abitur<br />
trat er 1949 in den Dominikanerorden ein und<br />
legte am 3. Oktober 1950 die einfache Profess ab.<br />
Dann studierte er bis 1957 Theologie und Philosophie<br />
an der Ordenshochschule in Walberberg. Am<br />
23. juli 1955 empfing er in Köln die Priesterweihe<br />
und kam nach Beendigung des Studiums nach Augsburg.<br />
Bald danach wirkte er als Seelsorger im<br />
Spickel und wurde später Pfarrer der Gemeinde.<br />
Während dieser Tätigkeit war er auch über Jahre<br />
hinweg Leiter des Sozialseminars, Geistlicher Beirat<br />
von Pax Christi und Ansprechpartner für Zivildienstleistende.<br />
Bischof Stimpfle zeichnete ihn<br />
mit dem Titel „Bischöflicher Geistlicher Rat“ aus.<br />
Nach über 28 Jahren als Pfarrer konnte er in den<br />
Ruhestand gehen und wurde im Albertusheim in<br />
der Moltkestraße von den Dominikanerinnen liebevoll<br />
betreut, denn die letzten Jahre waren von<br />
Krankheiten begleitet.<br />
P. Eckehart zeichnete sich durch seine Freundlichkeit<br />
aus. Er wußte in schwierigen Situationen zu<br />
vermitteln und blieb immer ein bescheidener<br />
Mensch. Er stand stets mit beiden Füßen auf dem<br />
Boden der Realität und war für die Gläubigen ein<br />
überzeugender Prediger. Jetzt ruht er in der Grabstätte<br />
des Ordens auf dem Hermanfriedhof.<br />
Möge der barmherzige Gott ihm seine Verdienste<br />
reich vergelten!<br />
Augsburg, den 3. Juni <strong>2005</strong><br />
P. Dr. Dietmar Th. Schon OP<br />
Provinzial<br />
P. Dominikus Jakob OP<br />
Prior<br />
Wir gedenken im Monat Juli des<br />
60. Todestages von P. Rosarius Gander (20.07.1945, Posen)<br />
Herr, lass ihn ruhen in Frieden!