Nr. 4-2005 - Dominikaner
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Dominikanische Gestalten<br />
<strong>Nr</strong>. 04 / <strong>2005</strong> ProvinzZeitung<br />
Seite 12<br />
Zum 150. Geburtstag P. Marie-Joseph Lagrange<br />
OP<br />
Marie-Joseph Lagrange (Taufname Albert) wurde am<br />
7. März 1855 in Bourg-en-Bresse (Ain) geboren. Er<br />
studierte Rechtswissenschaften, trat in das Seminar von<br />
Saint-Sulpice in Issy ein, entschloss sich jedoch 1879,<br />
in das Noviziat der <strong>Dominikaner</strong> in Saint Maximin<br />
einzutreten. Wegen der Vertreibung aller Ordensleute<br />
aus Frankreich im Jahr 1880 zogen sich viele <strong>Dominikaner</strong><br />
nach Spanien zurück. Lagrange studierte deshalb<br />
Theologie in Salamanca.<br />
Von 1884 bis 1888 war er Professor für Kirchengeschichte<br />
in Salamanca. Nach Frankreich zurückgekehrt,<br />
lehrte er Philosophie und Biblische Wissenschaften<br />
in Toulouse. Um seine exegetischen Kenntnisse<br />
zu vertiefen, wurde Lagrange von 1888 bis 1890 nach<br />
Wien entsandt, wo er im <strong>Dominikaner</strong>konvent lebte<br />
und an der Universität orientalische Sprachen studierte.<br />
Im ausgehenden 19. Jahrhundert war das Interesse an<br />
Geschichte und Kultur des Nahen Ostens stark gewachsen;<br />
neue Erkenntnisse in diesem Zusammenhang sowie<br />
reiche textliche und archäologische Funde dräng-<br />
ten zunehmend auf eine Untersuchung der Querverbindungen<br />
zur Hl. Schrift und der Exegese. Lagrange<br />
wurde zunächst an einer Neukonzeption der biblischen<br />
Studien beteiligt, dann sandte ihn der Provinzial nach<br />
Jerusalem, um dort ein Bibelinstitut zu gründen. Unter<br />
schwierigsten Bedingungen konnte im Konvent St.<br />
Stefan von Jerusalem 1890 die Ecole pratique d’Etudes<br />
bibliques eröffnet werden. Ein Weggefährte von P.<br />
Lagrange, P. L.-H. Vincent, beschreibt die schwierigen<br />
Anfänge: es fehlte an Räumlichkeiten, Personal,<br />
Büchern und Finanzmitteln; es standen anfänglich nicht<br />
mehr als ein Raum, einige Stühle und eine schwarze<br />
Wandtafel zur Verfügung. Dennoch gelang es Lagrange<br />
nach und nach, die Schule zu etablieren. Er wirkte dort<br />
von 1890 bis 1914 und von 1918 bis 1935.<br />
Im Jahr 1900 gründete Lagrange die „Revue biblique“<br />
zur Publikation der wissenschaftlichen Ergebnisse der<br />
École Biblique. Im Jahr 1903 wurde er Konsultor der<br />
päpstlichen Bibelkommission in Rom.<br />
„École biblique et archéologique française“ in Jerusalem<br />
Fortsetzung Seite 13