Très chic,

WIGALD
Boning
ganz persönlich…
G lamour,
Genuss &
COCOON: Wenn man in einem Fluggerät sitzen würde, das mit
Lichtgeschwindigkeit fliegt, was würde passieren, wenn man die Scheinwerfer
einschaltet?
Wigald Boning: Die Scheinwerfer würden für einen Betrachter,
der das Fluggerät von vorne betrachtet, dunkel erscheinen, nicht jedoch
für einen Betrachter, der von unten aus zuschaut. Oder?
COCOON: Welcher Typus Frau spricht Sie am meisten an?
Wigald Boning: Typ Christine Lagarde: Originell, intelligent
und elegant.
COCOON: Welcher am wenigsten?
Wigald Boning: Vulgär und laut find ich doof, bei Männern wie
bei Frauen.
COCOON: Ist Mode für Männer interessant? Und warum?
Wigald Boning: Bekleidung ist elementar wie Essen, Obdach,
Wärme. Wenn wir schon nicht nackt durch die Gegend laufen können
und wollen, sollten wir sie als Geschmacksträger nutzen, als Ausdruck
der Persönlichkeit. Welchem Geschlecht wir angehören, spielt hierbei
gar keine Rolle.
COCOON: Was sehen Sie im Spiegel?
Wigald Boning: Prominent im Vordergrund: eine Brille, -3,5
Dioptrien beidseitig.
COCOON: Was ist Ihre Lieblingsschwäche?
Wigald Boning: Alles, was auch nur entfernt mit Liebe und
Hingabe zusammenhängt, nicht nur in Bezug auf zwischenmenschliche
Beziehungen. Dazu gehören z.B. auch Tuba üben, Sprachen lernen oder
lange Fahrradtouren.
COCOON: Welche Wörter duften?
Wigald Boning: Krokodiltrense. Leierbündchen. Spottdrossel.
COCOON: Welcher Alkohol sind Sie?
Wigald Boning: Irgendwas zwischen Asbach Uralt und dem
weichen Chantré. Aber mit Alkoholika kenne ich mich nicht besonders
gut aus; ich trinke gerne zu Weihnachten einen Eierlikör - das war‘s
dann auch schon.
COCOON: Ihre größte begründete Angst?
Wigald Boning: Krankheit, Siechtum, langsamer Tod. Der
Klassiker.
COCOON: Ihre größte unbegründete Angst?
Wigald Boning: Einsamkeit.
COCOON: Der verrückteste Plan, den Sie jemals ausheckten?
Wigald Boning: 2013 haben mein Freund Roberto Di Gioia
und ich gemeinsam eine Schallplattenfirma gegründet. In den nächsten
20 Jahren wollen wir 100 CDs veröffentlichen, mit all unseren musikalischen
Vorlieben, von uns selber eingespielt.
COCOON: Sie können eine Fähigkeit erwerben, die Sie nicht besitzen:
Welche wählen Sie?
Wigald Boning: Durch die Augen einer anderen Person sehen
können. Gut Geige spielen können, wäre auch schön.
COCOON: Sehen wir mit den Augen?
Wigald Boning: Ja. Wir begreifen und erkennen allerdings auch
mit allen anderen Sinnen.
COCOON: Beantworten Sie gerne Fragen?
Wigald Boning: Kommt drauf an, wer sie stellt. Hier und heute
mit Vergnügen.
COCOON: Finden Sie Werbung gut?
Wigald Boning: Ich habe schon viel Spaß bei Werbedrehs gehabt
und schaue und höre mit Begeisterung Werbung aus allen Epochen. Werbung
ist in der modernen Industriegesellschaft heute doch das, was die
großen Kathedralen im Mittelalter waren: die famoseste Frucht menschlicher
Kreativität.
COCOON: Glauben Sie an das Unsichtbare?
Wigald Boning: Dass da viel Unsichtbares ist, dass wir Menschen
uns nicht erklären können, steht für mich außer Frage.
COCOON: Wie machen Sie Musik?
Wigald Boning: Musizieren macht mir Spaß, wenn ich es spielerisch
ausüben darf, ob als Komponist, Instrumentalist oder Produzent.
Am liebsten treffe ich mich mit meinem Freund Roberto Di Gioia, um
musikalische Ideen zu entwickeln, ganz ohne Plan. Wir gehen dann vor
wie Kinder, die sich zum Spielen treffen. Herrlich.
COCOON: Wie schreiben Sie?
Wigald Boning: Beim Schreiben habe ich durchaus ein Grundgerüst,
entwickle die Einzelheiten jedoch assoziativ. Während Musik -
und natürlich Fernsehen - für mich vor allem ein Gemeinschaftswerk ist,
verbinde ich mit Schreiben eine erträgliche Form des Alleinseins.
COCOON: Mögen Sie die 80er Jahre noch?
Wigald Boning: Die 80er waren die Dekade meiner Jugend,
und ich verbinde sie mit vielen prägenden Entdeckungen. Popmusik
hörte ich damals übrigens kaum, sondern Klassik und Jazz. Die Geschmackssensationen
der 80er Popmusik, „Visage“ etwa, lernte ich erst
Anfang dieses Jahrtausends kennen, als ich mich ganz bewusst mit der
damaligen Ära beschäftigte. Weiterhin sind einige meiner größten Helden
80er-Ikonen, wie Arto Lindsay, Jim Jarmusch, John Zorn. Ohne
diese Einflüsse wäre ich sicher nie auf die Idee gekommen, mich selber
auf eine Bühne zu stellen.
Das Interview führte Zoe Warncke.
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