14 szene schweiz - hoteljournal.ch
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<strong>szene</strong> <strong>s<strong>ch</strong>weiz</strong><br />
Hotelier, Gastgeber und Pä<strong>ch</strong>ter mit Visionen: Christoph S<strong>ch</strong>losser. «Eine Auslastung von 60 Prozent?<br />
Das werden wir s<strong>ch</strong>affen, au<strong>ch</strong> wenn es Leute gibt, die ni<strong>ch</strong>t daran glauben.»<br />
Suite in der Villa Orselina. Entstanden ist – unter der S<strong>ch</strong>weizer<br />
Designerin Silvia Utiger – ein helles, harmonis<strong>ch</strong>es Ganzes.<br />
Im Restaurant Orselina bietet Christoph S<strong>ch</strong>losser<br />
seinen Gästen eine «typis<strong>ch</strong> italienis<strong>ch</strong>e Kü<strong>ch</strong>e».<br />
<strong>14</strong> 9I2012
<strong>szene</strong> <strong>s<strong>ch</strong>weiz</strong><br />
Villa Orselina (lOcarno)<br />
Jetzt empfängt Signore<br />
S<strong>ch</strong>losser die Gäste<br />
meint<br />
Sie sind stolz auf ihre Villa ho<strong>ch</strong> über Locarno: Hotelier Christoph S<strong>ch</strong>losser,<br />
Designerin Silvia Utiger und Investor Walter Guyer.<br />
Christoph S<strong>ch</strong>losser hätte es verdient,<br />
si<strong>ch</strong> auf einen der Liegestühle im<br />
subtropis<strong>ch</strong>en Garten seines Hotels<br />
zu legen, denn während der letzten<br />
Monate ist der Hotelier (früher Gastgeber im<br />
Waldhaus Mountain Resort & Spa Flims) kaum<br />
zum Dur<strong>ch</strong>atmen gekommen. Die 28 Zimmer<br />
und Suiten mit spektakulärer Si<strong>ch</strong>t über Locarno<br />
und den Lago Maggiore sind ebenso saniert und<br />
umgebaut worden wie die beiden Restaurants,<br />
die Grand Bar und die Wellnessoase. Und das in<br />
knapp drei Monaten. Entstanden ist – unter der<br />
Regie der Designerinnen Silvia Utiger (lebt in Los<br />
Angeles) und Eva Gnädinger – ein helles, harmonis<strong>ch</strong>es<br />
Ganzes, das gut situierte Ehepaare aus der<br />
Deuts<strong>ch</strong><strong>s<strong>ch</strong>weiz</strong> und dem nahen Ausland ebenso<br />
anziehen soll wie die einheimis<strong>ch</strong>e Bevölkerung.<br />
«Wir wollen au<strong>ch</strong> ein Haus für die Tessiner sein»,<br />
betont S<strong>ch</strong>losser beim Abendessen im «il ristorante».<br />
Man isst hier klassis<strong>ch</strong> italienis<strong>ch</strong>, zuerst<br />
den Primo, dann den Hauptgang mit Fleis<strong>ch</strong> oder<br />
Fis<strong>ch</strong>. Am Herd stellt Antonio Fallini sein Können<br />
unter Beweis. Der Kü<strong>ch</strong>en<strong>ch</strong>ef stand zuletzt im<br />
bekannten Borgo San Felice (Toskana) am Herd.<br />
Den Weinkeller der Villa Orselina hat «Weinflüsterer»<br />
Geny Hess bestückt. Kurz und gut:<br />
S<strong>ch</strong>lossers Ristorante soll in der roten Gourmetbibel<br />
(Gault/Millau) mit mindestens <strong>14</strong>, eventuell<br />
15 Punkten Erwähnung finden. «Das», so der<br />
ambitionierte Hotelier, «ist ein realistis<strong>ch</strong>es Ziel».<br />
No<strong>ch</strong> befindet man si<strong>ch</strong> allerdings in der Eröffnungsphase,<br />
muss im Team von 35 Mitarbeitern<br />
erst jeder seine Rolle finden. Die Rolle des Direktors<br />
und Pä<strong>ch</strong>ters s<strong>ch</strong>eint aber klar zu sein: «I<strong>ch</strong><br />
will zu a<strong>ch</strong>tzig Prozent an der Front sein, bei den<br />
Gästen.» Denen steht – neben einem Fitnessraum<br />
sowie einem Aussen- und Innenpool – au<strong>ch</strong> eine<br />
9I2012<br />
Wellness- und Beauty-Oase zur<br />
Verfügung, für deren Konzeption<br />
S<strong>ch</strong>losser ein Joint Venture<br />
mit Labo Spa Züri<strong>ch</strong> eingegangen<br />
ist. «Unser Ziel ist es,<br />
die besten Treatments im Tessin<br />
anzubieten. Au<strong>ch</strong> für Einheimis<strong>ch</strong>e.»<br />
Au<strong>ch</strong> im Logementberei<strong>ch</strong> hat<br />
Christoph S<strong>ch</strong>losser («Wir verkaufen<br />
Emotionen») klare Visionen.<br />
Bis 20<strong>14</strong> soll die Belegung<br />
der Villa übers Jahr bei 60 Prozent<br />
liegen. «Das werden wir<br />
s<strong>ch</strong>affen, au<strong>ch</strong> wenn es Leute<br />
gibt, die ni<strong>ch</strong>t daran glauben.<br />
Das war damals im Waldhaus<br />
in Flims genau glei<strong>ch</strong>. Do<strong>ch</strong> i<strong>ch</strong><br />
glaube an meine Forwärtsstrategie.»<br />
Unter den Optimisten<br />
(«man kann au<strong>ch</strong> mit nur 28<br />
Zimmern und Suiten Geld verdienen»)<br />
befindet si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
ein in Monte Carlo wohnhafter<br />
S<strong>ch</strong>weizer namens Walter<br />
Guyer. Er hat der Credit Suisse<br />
die Liegens<strong>ch</strong>aft (Hotelkomplex)<br />
abgekauft, na<strong>ch</strong>dem si<strong>ch</strong><br />
Hotelier Alberto Amstutz na<strong>ch</strong><br />
rund 40 Jahren zurückgezogen<br />
hatte. Zwis<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>losser und<br />
Guyer besteht ein Pa<strong>ch</strong>tvertrag<br />
– und das soll dann au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on<br />
alles sein, was man über den<br />
Investor öffentli<strong>ch</strong> erfahren soll.<br />
Tatsa<strong>ch</strong>e ist: Guyer ist Diplo-<br />
Orselina. Das war einmal ein renommiertes und erfolgrei<strong>ch</strong>es<br />
Ferienhotel. Damals, in den A<strong>ch</strong>tzigerjahren, als die Gäste<br />
no<strong>ch</strong> <strong>14</strong> Tage Sommerferien im Tessin verbra<strong>ch</strong>ten (inklusive<br />
Vollpension). Das «Ferienparadies» ho<strong>ch</strong> über Locarno<br />
war jahrzehntelang im Besitz der Familie Amstutz. Alberto<br />
Amstutz war ein grosser Hotelier und Präsident des nationalen<br />
Hotelier-Verbandes (heute Hotelleriesuisse). Dann wurde<br />
der Gebäudekomplex komplett umgebaut: Nebst dem (kleineren)<br />
Hotelteil entstanden Appartements. Teure Wohnungen<br />
im Luxussegment. Die Vision: Wohlhabende Leute kaufen<br />
si<strong>ch</strong> eine Zweit- oder Drittwohnung – und profitieren direkt<br />
vom Hotelservice nebenan (Spa, Restaurants). Das Projekt<br />
war wenig erfolgrei<strong>ch</strong>. No<strong>ch</strong> heute stehen zahlrei<strong>ch</strong>e Appartements<br />
leer. Und das Hotel stand bis vor wenigen Monaten<br />
zum Verkauf. Die Credit Suisse su<strong>ch</strong>te dringend einen Käufer<br />
(für den Hotelteil) – und stiess auf Walter Guyer. Glückli<strong>ch</strong>erweise<br />
fand man au<strong>ch</strong> einen Hotelier (Christoph S<strong>ch</strong>losser), der<br />
bereit war, auf das «Abenteuer Orselina» einzugehen – als<br />
Pä<strong>ch</strong>ter des Hotelberei<strong>ch</strong>s. Das Hotel wurde sanft umgebaut,<br />
ein paar Millionen investiert und Ende Juni wieder eröffnet<br />
– als «Villa Orselina». Ein Blick hinter die Fassaden zeigt: Die<br />
28 Zimmer und Suiten sind stilvoll und luxuriös ausgestattet<br />
(Fünfstern-Niveau), der Spa ist weitläufig und bietet alles, was<br />
Spa-Gäste eben so erwarten, der Garten ist ein subtropis<strong>ch</strong>es<br />
Paradies, die Si<strong>ch</strong>t auf den Lago Maggiore fantastis<strong>ch</strong>.<br />
S<strong>ch</strong>ön, dass Locarno jetzt wieder ein Haus im Vierstern-Superior-Segment<br />
hat. S<strong>ch</strong>ön, dass Hotelier S<strong>ch</strong>losser an die «Wiedergeburt<br />
von Orselina» glaubt, das nötige Selbstbewusstsein<br />
und die entspre<strong>ch</strong>enden Visionen mitbringt. Trotzdem<br />
sei die Frage gestattet: S<strong>ch</strong>afft es «Orselina», aufgrund seiner<br />
Lage, Infrastruktur und Positionierung, wieder an die guten<br />
alten Zeiten anzuknüpfen und genügend Gäste zu mobilisieren?<br />
S<strong>ch</strong>afft es das Hotel, mit nur 28 Zimmern und Suiten die<br />
nötige Rentabilität hinzukriegen? Gelingt es Hotelier S<strong>ch</strong>losser,<br />
das Produkt «Orselina» im Markt so zu etablieren, dass er<br />
damit au<strong>ch</strong> gutes Geld verdienen kann?<br />
S<strong>ch</strong>ön jedenfalls, dass es no<strong>ch</strong> Hoteliers gibt, die Träume und<br />
Visionen haben – und diese dann au<strong>ch</strong> umsetzen. Es lebe die<br />
Villa Orselina!<br />
mat und Jurist. Als sol<strong>ch</strong>er liebt er die Anonymität<br />
und au<strong>ch</strong> das Tessin, denn der Sprössling aus<br />
der bekannten Unternehmerfamilie Guyer-Zeller<br />
hat seinen Zweitwohnsitz in die Sonnenstube<br />
verlegt, ans Ufer des Lago Maggiore. In Minusio<br />
hat er die feudale und historis<strong>ch</strong> wertvolle Villa La<br />
Baronata gekauft. <br />
H<br />
www.villaorselina.<strong>ch</strong><br />
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