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14_Talk Gauer - hoteljournal.ch

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Leading-Präsident Jean-Jacques <strong>Gauer</strong> ist<br />

der geborene hotelier<br />

Er ist Präsident der Leading Hotels of the World – einer Allianz,<br />

die heute 450 Luxushotels mit 84 000 Betten in 80 Ländern umfasst<br />

und 1,1 Milliarden Franken umsetzt. «Hotelier» spra<strong>ch</strong> mit Jean-Jacques<br />

<strong>Gauer</strong> (56), dem Connaisseur der S<strong>ch</strong>weizer Hotellerie, über Hotel-Trends,<br />

Krise, Luxushäuser und Millioneninvestitionen in die Hotellerie.


«HOTELIER»-TALK MIT JEAN-JACQUES GAUER<br />

Interview: Hans R. Amrein<br />

Bilder: Susanne Seiler<br />

Jean-Jacques <strong>Gauer</strong>, Sie haben die Hotellerie<br />

im Blut …<br />

Kein Wunder, i<strong>ch</strong> wu<strong>ch</strong>s in einer Hotelier-<br />

Familie auf, wo si<strong>ch</strong> fast das ganze Leben<br />

nur um die Hotellerie drehte. S<strong>ch</strong>on als kleiner<br />

Junge war für mi<strong>ch</strong> stets klar, später einmal<br />

Hotelier zu werden. Man hat meine Wiege sozusagen<br />

mitten ins Hotel gestellt.<br />

Ihr Vater, der legendäre Jack <strong>Gauer</strong>, einer der<br />

wenigen Hotelpioniere der S<strong>ch</strong>weiz, ist gestorben,<br />

als Sie no<strong>ch</strong> sehr jung waren.<br />

Ri<strong>ch</strong>tig, i<strong>ch</strong> war damals <strong>14</strong>. Wenn i<strong>ch</strong> zu Hause<br />

war, spra<strong>ch</strong> man am Familientis<strong>ch</strong> immer über<br />

die Hotellerie. So wurde mir dieses Metier sehr<br />

vertraut.<br />

Also keine Frage, Sie würden wieder ins Hotel-<br />

Business einsteigen?<br />

Ganz klar! Natürli<strong>ch</strong> hätte i<strong>ch</strong> als Privat-Banker<br />

viele Millionen verdienen können. I<strong>ch</strong> wäre heute<br />

ein rei<strong>ch</strong>er Mann mit fünfzehn Villen und zwanzig<br />

Autos … Nein, das wäre ni<strong>ch</strong>t mein Leben. I<strong>ch</strong><br />

bin glückli<strong>ch</strong> in der Hotellerie. Es gibt für mi<strong>ch</strong><br />

keinen andern Beruf.<br />

Was mögen Sie denn so sehr an der Hotellerie?<br />

Die Hotellerie ist ein People-Business, man hat<br />

stets mit Mens<strong>ch</strong>en zu tun. Mit sehr unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />

Leuten aus vielen Ländern. Man arbeitet<br />

mit Mens<strong>ch</strong>en und für Mens<strong>ch</strong>en. Das ist es,<br />

was mi<strong>ch</strong> so fasziniert an diesem Job! Und no<strong>ch</strong><br />

etwas: Wer im Hotel arbeitet, wird laufend mit<br />

völlig neuen Situationen konfrontiert. Kein Tag läuft glei<strong>ch</strong> ab. Da<br />

brau<strong>ch</strong>st du als Hotelier Power; da muss man s<strong>ch</strong>nell, flexibel und<br />

spontan agieren und reagieren können. Mir passt das.<br />

Ist man da mit der Zeit ni<strong>ch</strong>t müde, ausgebrannt, am Ende<br />

der Kräfte?<br />

Die Gefahr existiert, aber das Positive dominiert. Der ständige Wandel,<br />

die Konkurrenz, das wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Umfeld – all das ma<strong>ch</strong>t<br />

unseren Job ja so spannend. Ab und zu muss man au<strong>ch</strong> si<strong>ch</strong> selber,<br />

seine eigenen Ideen in Frage stellen. I<strong>ch</strong> gebe Ihnen ein Beispiel: Das<br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Rau<strong>ch</strong>verbot führt nun dazu, dass man als Hotelier<br />

kurzfristig neue Ideen entwickeln muss. Was ma<strong>ch</strong>e i<strong>ch</strong> mit Gästen,<br />

die na<strong>ch</strong> dem Dinner genussvoll eine s<strong>ch</strong>öne Zigarre rau<strong>ch</strong>en<br />

wollen? Sollen die das auf der Strasse vor dem Hotel bei Wind und<br />

Regen tun? Also bieten wir eine Smokers Lounge an!<br />

Das Rau<strong>ch</strong>verbot in der Hotellerie/Gastronomie hat ja au<strong>ch</strong><br />

Vorteile.<br />

Absolut, man kann jetzt wieder angenehmer essen im Restaurant,<br />

weil die Luft besser ist. Es ist interessant zu sehen, wie si<strong>ch</strong><br />

momentan die Umsätze entwickeln: In den Restaurants gehen sie<br />

na<strong>ch</strong> oben, in den Bars eher na<strong>ch</strong> unten.<br />

Apropos Gastronomie: Sie betreiben im Lausanne Palace vier vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Restaurants. Kann man damit wirkli<strong>ch</strong> Geld verdienen?<br />

Natürli<strong>ch</strong>! Der gesamte F&B-Berei<strong>ch</strong> ma<strong>ch</strong>t etwa 35 Prozent des<br />

Umsatzes aus. Restaurants und Bars ma<strong>ch</strong>en das Hotel interessant,<br />

sie beleben das Haus, ziehen externe Gäste an. Und das ist wi<strong>ch</strong>tig,<br />

denn sonst enden wir in einer Discount-Hotellerie, wo es nur no<strong>ch</strong><br />

um den Preis geht. Da kann i<strong>ch</strong> dann in einem Ibis-Hotel absteigen.<br />

Dort habe i<strong>ch</strong> ein anständiges Zimmer mit Dus<strong>ch</strong>e und Fernseher.<br />

Sol<strong>ch</strong>e Hotels bieten dem Gast eine saubere Überna<strong>ch</strong>tungsmögli<strong>ch</strong>keit<br />

– aber ni<strong>ch</strong>t mehr.<br />

<br />

Vorfahrt beim Lausanne Palace: «Der Trend in der Fünfstern-Hotellerie geht weltweit<br />

in Ri<strong>ch</strong>tung Boutique Hotels.» (Jean-Jacques <strong>Gauer</strong>)<br />

01–02I2010<br />

15


Als Jean-Jacques <strong>Gauer</strong> das Lausanne<br />

Palace übernahm, trat er kein lei<strong>ch</strong>tes<br />

Erbe an. Das Hotel war damals grösstenteils<br />

veraltet. Do<strong>ch</strong> <strong>Gauer</strong> ma<strong>ch</strong>te<br />

aus dem Luxushaus mit smarten Ausbauplänen<br />

und klugen Konzepten ein<br />

Spitzenhotel. Insgesamt wurden in den<br />

letzten Jahren mehr als 70 Mio. Franken<br />

in neue Zimmer, Restaurants, den Spa<br />

sowie in die Infrastruktur investiert.<br />

Bilder links und oben: Die neue Hotelhalle<br />

wurde im November 2009 völlig<br />

umgebaut, zudem wurden weitere<br />

Zimmer sowie die Bar saniert und neu<br />

gestaltet.<br />

01–02I2010


«HOTELIER»-TALK MIT JEAN-JACQUES GAUER<br />

Wie lautet Ihre Preispolitik im Lausanne Palace?<br />

Au<strong>ch</strong> wir gehen in Ri<strong>ch</strong>tung Easy-Jet, will heissen:<br />

Wir können ni<strong>ch</strong>t anders, als flexible Preise<br />

anzubieten. Auf der Basis des Yield Managements<br />

passen wir unsere Zimmertarife tägli<strong>ch</strong> an.<br />

Ihre Devise lautet also: Weg von den regulären<br />

Listenpreisen, hin zu flexiblen Zimmertarifen?<br />

Ri<strong>ch</strong>tig. Die letzten zwölf s<strong>ch</strong>wierigen Monate<br />

haben uns gelehrt, dass es ni<strong>ch</strong>t anders geht. Der<br />

Gast erwartet heute flexible Preise, er ist si<strong>ch</strong> das<br />

gewohnt. S<strong>ch</strong>auen Sie si<strong>ch</strong> die Mietwagenfirmen<br />

oder die Airlines an! Da fliegen Sie ja nie zum glei<strong>ch</strong>en<br />

Tarif na<strong>ch</strong> London oder Paris, die Flugtarife<br />

ändern si<strong>ch</strong> laufend, je na<strong>ch</strong> Angebot und Na<strong>ch</strong>frage.<br />

In der Hotellerie ist das heute ni<strong>ch</strong>t anders.<br />

Lieber eine gute Auslastung zu etwas tieferen<br />

Tarifen als ein halbleeres Haus.<br />

Heute bezahlt der Gast für ein Zimmer 500,<br />

morgen 300, am Wo<strong>ch</strong>enende nur 200 Franken …<br />

Der Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittspreis im Lausanne Palace<br />

be trug im Jahr 2008 457 Franken. Im 2009 fiel der<br />

Preis auf 405 Franken – wegen der Krise. Es wurden<br />

also gewisse Zimmer für 280 Franken verkauft.<br />

Das entspri<strong>ch</strong>t einem Rabatt von fast fünfzig<br />

Prozent.<br />

280 Franken pro Person …<br />

… Nein, Zimmerpreis, ohne Frühstück.<br />

Viele Hoteliers sind der Meinung, dass sol<strong>ch</strong>e<br />

Preisreduktionen tödli<strong>ch</strong> sind. Sie setzen auf eher<br />

hohe, reguläre Preise, bieten dafür aber mehr<br />

Leistung. Ihre Meinung?<br />

Ein müdes Argument. Als Hotelier müssen Sie<br />

ja zwangsläufig immer mehr Leistung bieten.<br />

Andererseits: Was bringt es dem Gast, wenn er<br />

am Morgen auf dem Frühstückstis<strong>ch</strong> zwei Marmeladensorten<br />

mehr vorfindet?<br />

Der Delegierte eines bekannten Luxushotels hat<br />

kürzli<strong>ch</strong> in einem Interview gesagt: «Wir halten<br />

an den regulären Zimmerpreisen fest, bieten dem<br />

Gast aber wenn mögli<strong>ch</strong> ein Upgrading an.» Statt<br />

ein nor males Doppelzimmer eine Junior Suite …<br />

… Wunders<strong>ch</strong>ön! Nur hat der gute Mann wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong><br />

viel zu wenige Junior Suiten, um all die<br />

Upgradings umsetzen zu können. In Zeiten der<br />

Preissensibilität ist das eine gute Ausrede. Kommt<br />

hinzu, dass der Gast ja viellei<strong>ch</strong>t gar ni<strong>ch</strong>t glückli<strong>ch</strong><br />

ist in einer Junior Suite. Was bringt ihm eine<br />

Suite mit hundert Quadratmetern und zwei Badezimmern,<br />

wenn er alleine absteigt?<br />

Die Luxushotellerie leidet unter der anhaltenden<br />

Wirts<strong>ch</strong>aftskrise.<br />

Ja, wir haben oder hatten ein Auslastungsproblem.<br />

Weniger Kongresse und Business-Events,<br />

engere Reisebudgets bei den Firmen – das sind<br />

Realitäten. Deshalb spielt der Preis eine ents<strong>ch</strong>eidende<br />

Rolle. Die Airlines ma<strong>ch</strong>en es uns vor.<br />

Viele Hoteliers sagen: Der Gast gewöhnt si<strong>ch</strong> an<br />

das tiefe Preisniveau und ist später ni<strong>ch</strong>t mehr<br />

bereit, reguläre Zimmertarife zu bezahlen.<br />

Stimmt ni<strong>ch</strong>t! Der heutige Gast oder Konsument<br />

lebt mit der Tatsa<strong>ch</strong>e, dass si<strong>ch</strong> die Preise laufend<br />

verändern. Flexible Preise, die mal rauf- und mal runtergehen,<br />

prägen unseren Alltag – und zwar in jedem Lebensberei<strong>ch</strong>, so<br />

au<strong>ch</strong> in der Hotellerie. In allen Ges<strong>ch</strong>äftsberei<strong>ch</strong>en werden ständig<br />

Rabatte gewährt, und zwar das ganze Jahr über. Dank dem Internet<br />

herrs<strong>ch</strong>t weltweite Preistransparenz. Der Konsument weiss, was<br />

eine Louis-Vuitton-Tas<strong>ch</strong>e in China kostet, und wie teuer diese in<br />

Züri<strong>ch</strong> oder Paris ist.<br />

Was Sie sagen, führt am Ende zu einem totalen Preiszerfall.<br />

Kein Kunde ist mehr bereit, «normale» Preise zu bezahlen!<br />

Die zentrale Frage für den Konsumenten lautet: Was kriege i<strong>ch</strong> für<br />

wel<strong>ch</strong>e Preis?<br />

Spre<strong>ch</strong>en wir no<strong>ch</strong>mals kurz über die weltweite Wirts<strong>ch</strong>aftskrise,<br />

die vor allem die Luxushotellerie besonders hart getroffen habe,<br />

wie Touristiker sagen. Was sagen Sie als Repräsentant der 450 Leading<br />

Hotels dazu?<br />

Ja, wir haben gelitten. Weltweit musste die Fünfstern-Hotellerie<br />

2009 einen Umsatzrückgang von 15 bis 20 Prozent hinnehmen.<br />

Unter dem Stri<strong>ch</strong> ging es der Luxushotellerie aber gar ni<strong>ch</strong>t so<br />

s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t, denn man konnte – dank wirkungsvollem Kostenmanagement<br />

und Sparmassnahmen – die Kosten zum Teil massiv reduzieren.<br />

Beispiel Lausanne Palace: 2008 erzielten wir einen Umsatz<br />

von 50 Millionen Franken – bei einem Ebitda von 11 Millionen. Das<br />

war ein Rekordjahr. 2009 werden wir – trotz Krise – wieder etwa 50<br />

Millionen Umsatz ma<strong>ch</strong>en, bei einem Ebitda von 9,5 bis 10 Millionen.<br />

Ist das dramatis<strong>ch</strong>? Zum Verglei<strong>ch</strong>: 2007 erzielten wir einen<br />

Ebitda von 6 Millionen, 2005 war er 5,8 Millionen.<br />

Spre<strong>ch</strong>en wir mal über Sparmassnahmen. Wo kann denn ein Luxushaus<br />

wie das Lausanne Palace konkret Kosten einsparen?<br />

Vieles, was Luxushotels bislang angeboten haben, brau<strong>ch</strong>t es ni<strong>ch</strong>t.<br />

Beispiel: Exotis<strong>ch</strong>e Frü<strong>ch</strong>te auf dem Zimmer, die man aus Afrika<br />

oder Asien zu jeder Jahreszeit einfliegt. Champagner in der Junior<br />

Suite ma<strong>ch</strong>t keinen Sinn, eine gute Flas<strong>ch</strong>e Wein genügt. Muss man<br />

dem Gast vor dem Essen unbedingt ein «Amuse Gueule» servieren,<br />

das niemand essen will? Oder brau<strong>ch</strong>t es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> für jede<br />

Funktion zwei Mitarbeitende?<br />

Sie haben Jobs abgebaut?<br />

Wir haben zum Teil Jobs zusammengelegt. Meine Assistentin, die<br />

früher nur fürs Büro zuständig war, ist heute glei<strong>ch</strong>zeitig Yield-<br />

Managerin. Dafür verdient sie etwas mehr als vorher – und ist entspre<strong>ch</strong>end<br />

motiviert.<br />

So komis<strong>ch</strong> es tönen mag: Die Krise hatte au<strong>ch</strong> Vorteile …<br />

Ja, wir sind wieder auf den Boden der Wirkli<strong>ch</strong>keit zurückgekehrt.<br />

Wie haben erkannt, dass vieles im Hotel gar ni<strong>ch</strong>t nötig ist. Mit<br />

weniger mehr ma<strong>ch</strong>en, das ist die Devise.<br />

Aber der Gast erwartet in einem Luxushotel immer mehr …<br />

Das glaube i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t. Der Gast erwartet vor allem eine ehrli<strong>ch</strong>e,<br />

glaubwürdige Dienstleistung.<br />

Wie sieht denn jetzt bei den Leading Hotels der weltweite Trend<br />

für die nä<strong>ch</strong>sten Monate aus?<br />

Weltweit geht’s wieder aufwärts. Das Reservationsvolumen bei den<br />

450 Leading Hotels hat in den letzten drei Monaten um <strong>14</strong> Prozent<br />

gegenüber dem Vorjahr zugenommen.<br />

Profitiert von der Krise haben die guten, innovativen Dreistern-<br />

Hotels, so zum Beispiel das Bad Bubendorf bei Basel. Businessgäste,<br />

die früher in Fünfstern-Hotels abgestiegen sind, bu<strong>ch</strong>en jetzt<br />

Zimmer im Mittelklassehotel.<br />

In einigen Firmen und Banken gibt es in der Tat Direktiven unter<br />

dem Motto: Man fliegt ni<strong>ch</strong>t mehr First oder Business Class, sondern<br />

Economy. Und man steigt ni<strong>ch</strong>t mehr in Luxushotels ab, sondern<br />

in Dreistern- oder Vierstern-Häusern. Aber es gibt immer <br />

01–02I2010<br />

17


no<strong>ch</strong> genügend Gäste, die Wert legen auf einen<br />

perfekten Fünfstern-Service.<br />

Die Hotellerie ist unter Druck. Mehr als 1000<br />

Hotelbetriebe in der S<strong>ch</strong>weiz verdienen kein Geld,<br />

sie können nur dank Krediten knapp überleben.<br />

Kann man mit der Hotellerie überhaupt gutes<br />

Geld verdienen?<br />

Ja. Wer seinen Job gut ma<strong>ch</strong>t und die Bedürfnisse<br />

der Gäste erkennt, verdient au<strong>ch</strong> Geld. Und wer<br />

gute Erträge erwirts<strong>ch</strong>aftet, kann au<strong>ch</strong> laufend in<br />

sein Hotel investieren, ohne dass er auf Hypotheken<br />

oder Aktionärsdarlehen zurückgreifen muss.<br />

Wer ein Hotel erfolgrei<strong>ch</strong> führt, kann es eines<br />

Tages au<strong>ch</strong> zu einem guten Preis verkaufen, wenn<br />

er das will. So gesehen, kann man mit der Hotellerie<br />

sehr gutes Geld verdienen.<br />

Was ist wi<strong>ch</strong>tig bei der Finanzierung eines<br />

Hotels?<br />

Die Eigenmittel. Wir haben hier rund 40 Prozent.<br />

Ein guter Wert. Wer darunter liegt, muss<br />

aufpassen.<br />

Sie haben mal gesagt: Luxushotels kann man nur<br />

no<strong>ch</strong> mit einem rei<strong>ch</strong>en Investor oder Mäzen im<br />

Hintergrund wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> erfolgrei<strong>ch</strong> betreiben<br />

– oder man gehört einer internationalen Hotelgruppe<br />

an.<br />

Ri<strong>ch</strong>tig. Wobei man heute ni<strong>ch</strong>t mehr so gigantis<strong>ch</strong>e<br />

Luxushotels baut, die nur von rei<strong>ch</strong>en Investoren<br />

oder Hotelgruppen finanziert werden können.<br />

Der Trend in der Fünfstern-Hotellerie geht<br />

weltweit ganz klar in Ri<strong>ch</strong>tung Boutique Hotels.<br />

40, 50 oder 60 Zimmer oder Suiten sind hier die<br />

Regel. So ein Hotel kann ein einzelner Mens<strong>ch</strong><br />

finanzieren.<br />

Warum bauen Sie ni<strong>ch</strong>t Ihr eigenes Boutique<br />

Hotel?<br />

Natürli<strong>ch</strong> würde i<strong>ch</strong> gerne wieder ein eigenes<br />

Hotel führen, aber i<strong>ch</strong> besitze die nötigen Mittel<br />

ni<strong>ch</strong>t dazu. Da brau<strong>ch</strong>t es s<strong>ch</strong>on einige Millionen<br />

… Und viellei<strong>ch</strong>t bin i<strong>ch</strong> jetzt mit 56 au<strong>ch</strong><br />

zu alt dazu.<br />

Luxushotels werden also immer kleiner und<br />

individueller?<br />

Ja, das ist ein Trend, den man in Städten wie<br />

New York oder London ganz deutli<strong>ch</strong> feststellen<br />

kann. Denken Sie an das «One Aldwy<strong>ch</strong>» in London<br />

mit 93 Zimmern und zwölf Suiten, oder das<br />

«D’Angleterre» in Genf mit 40 Zimmern und fünf<br />

Suiten – das läuft wie verrückt.<br />

Sterne-Ko<strong>ch</strong> Edgar Bovier ko<strong>ch</strong>t im Lausanne Palace auf hohem Niveau.<br />

In seinem Feins<strong>ch</strong>mecker-Restaurant «The Table d‘Edgard» (18 Gault-Millau-Punkte)<br />

bietet Bovier vor allem eine kreative, mediterrane Fis<strong>ch</strong>kü<strong>ch</strong>e.<br />

Es gibt in der S<strong>ch</strong>weiz nur no<strong>ch</strong> ein paar wenige<br />

Luxushotels, die von Familien geführt werden.<br />

Es ist in der Tat so, dass nur weinige Fünfstern-<br />

Hotels, die von Familien geführt werden, überleben<br />

können. Das Beau Rivage in Genf gehört<br />

dazu, oder das sehr erfolgrei<strong>ch</strong>e und vorbildli<strong>ch</strong>e<br />

Baur au Lac der Familie Kra<strong>ch</strong>t in Züri<strong>ch</strong>. Vergessen<br />

wir das Palace Gstaad der Familie S<strong>ch</strong>erz<br />

ni<strong>ch</strong>t …<br />

Warum ist das so? In Österrei<strong>ch</strong> ist das völlig<br />

anders. Da werden viele Fünfstern-Hotels no<strong>ch</strong><br />

von Familien geführt …<br />

18 01–02I2010


«HOTELIER»-TALK MIT JEAN-JACQUES GAUER<br />

Oft geht es um s<strong>ch</strong>wierige Erbs<strong>ch</strong>aften. Die Familienmitglieder<br />

sind si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t einig. I<strong>ch</strong> musste<br />

das am eigenen Leib erfahren. Derjenige, der das<br />

Hotel weiterführen will, muss die andern auszahlen.<br />

Folgli<strong>ch</strong> fehlen die Mittel im Hotel, sodass<br />

man es kaum rentabel betreiben kann. Spre<strong>ch</strong>en<br />

wir ni<strong>ch</strong>t von den hohen Investitionen in der<br />

Fünfstern-Kategorie.<br />

Was zei<strong>ch</strong>net den guten Hotelier aus?<br />

Es kennt die Bedürfnisse des Gastes und geht<br />

auf ihn ein. Er motiviert seine Mitarbeiter, hört<br />

ihnen zu, spornt sie zu Hö<strong>ch</strong>stleistungen an. Er<br />

lebt seine Rolle als Gastgeber zu hundert Prozent.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> gehört der Hotelier an die Front. Es<br />

bringt ni<strong>ch</strong>ts, wenn er nur am Computer sitzt und<br />

Statistiken studiert.<br />

Wie nahe sind Sie beim Gast im Hotelalltag?<br />

I<strong>ch</strong> glaube, ziemli<strong>ch</strong> nahe. I<strong>ch</strong> gebe mir alle Mühe!<br />

I<strong>ch</strong> kenne Hotels, wo man den Direktor des Hauses<br />

gar ni<strong>ch</strong>t kennt, wo nie jemand von der Direktion<br />

einen Gast empfängt. I<strong>ch</strong> setze an einem<br />

normalen Tag mindestens 30 bis 40 Prozent meiner<br />

Arbeitszeit für Gäste- und Mitarbeiterkontakte<br />

ein.<br />

Was prägt sonst no<strong>ch</strong> Ihren Alltag als Hotelier?<br />

Natürli<strong>ch</strong> der ganze Finanzberei<strong>ch</strong>. I<strong>ch</strong> muss<br />

ja wissen, wie unsere Cash-Flow-Planung für<br />

die nä<strong>ch</strong>sten Monate aussieht. Wir bauen unser<br />

Haus jährli<strong>ch</strong> für fünf bis zehn Millionen um,<br />

wir bezahlen Löhne von netto 1,5 Millionen pro<br />

Monat, wir bes<strong>ch</strong>äftigen in der Hotelgruppe 300<br />

Personen. Da müssen Sie die Finanzen im Griff<br />

haben.<br />

Die Bedürfnisse der Gäste haben si<strong>ch</strong> massiv verändert.<br />

Internet und WLAN sind heute wi<strong>ch</strong>tiger<br />

als das Frühstücksbüffet am Morgen …<br />

Trotzdem glaube i<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t, dass si<strong>ch</strong> die Gästebedürfnisse<br />

so stark verändern werden. Was der<br />

Gast der Zukunft verlangt: Komfort, Qualität,<br />

Top-Service, diverse Dienstleistungen und ein<br />

gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Wellness, Fitness,<br />

Internet uns sol<strong>ch</strong>e Dinge sind heute übli<strong>ch</strong>,<br />

in Zukunft wüns<strong>ch</strong>t der Gast viellei<strong>ch</strong>t ein vegetaris<strong>ch</strong>es<br />

Restaurant, wo er si<strong>ch</strong> gesund ernähren<br />

kann.<br />

Ein neuer Trend in der Hotelgastronomie?<br />

Ja, von vier Restaurants wird in Zukunft eines<br />

vegetaris<strong>ch</strong> sein. Beispiel «Hiltl». Sol<strong>ch</strong>e Restaurantkonzepte<br />

werden Erfolg haben.<br />

Wie wird das Hotelzimmer in zehn Jahren<br />

aussehen?<br />

Das Badezimmer wird immer grösser und wi<strong>ch</strong>tiger.<br />

Der Badberei<strong>ch</strong> wird mindestens die Hälfte<br />

eines Zimmers ausma<strong>ch</strong>en. Zudem werden die<br />

Zimmer mit modernsten IT-Installationen ausgestattet<br />

sein.<br />

Zum S<strong>ch</strong>luss: Wel<strong>ch</strong>e Hotel-Kategorien werden<br />

in Zukunft Marktanteile gewinnen, wel<strong>ch</strong>e<br />

verlieren?<br />

Die Vierstern-Kategorie wird eindeutig gewinnen,<br />

für die Fünfstern-Hotels wird es immer<br />

enger, das heisst: Die guten Luxushäuser werden<br />

si<strong>ch</strong> behaupten, die weniger guten werden<br />

in die Vierstern-Kategorie abtau<strong>ch</strong>en oder vom<br />

Markt vers<strong>ch</strong>winden. Die Dreistern-Kategorie<br />

wird, rein wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> gesehen, die besten<br />

Chancen haben, weil da der Investitionsbedarf<br />

ni<strong>ch</strong>t so gross ist. Budget-Hotels in der Dreistern-<br />

Kategorie sind ganz klar im Aufwind.<br />

Ihr Lieblingshotel?<br />

Oh, da gibt es viele! Ein Beispiel: das Baur au Lac<br />

in Züri<strong>ch</strong>. Die ma<strong>ch</strong>en alles ri<strong>ch</strong>tig.<br />

H<br />

WER IST J.-J. GAUER?<br />

Jean-Jacques <strong>Gauer</strong> wurde am<br />

16. Mai 1953 in Bern als Sohn des<br />

legendären Hoteliers Jack <strong>Gauer</strong><br />

(Hotel S<strong>ch</strong>weizerhof, <strong>Gauer</strong>-Hotelgruppe)<br />

geboren. Er war S<strong>ch</strong>üler<br />

im privaten Internat Le Rosey<br />

und ab solvierte na<strong>ch</strong> der Matur die<br />

renommierte Hotelfa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />

Lau sanne. Von 1979 bis 1996 war er<br />

General Manager der <strong>Gauer</strong> Hotels &<br />

Restaurants (Hotels in Grie<strong>ch</strong>enland,<br />

Spanien und Israel sowie fünf Häuser<br />

in der S<strong>ch</strong>weiz). Zudem betreute<br />

er damals fünf Restaurantbetriebe.<br />

Na<strong>ch</strong> dem Verkauf des Stammhauses<br />

(S<strong>ch</strong>weizerhof Bern) zog <strong>Gauer</strong> in<br />

die Wests<strong>ch</strong>weiz und wurde 1996 Ge -<br />

neral Manager des Lausanne Palace<br />

& Spa (fünf Sterne). Seit knapp 20<br />

Jahren ist er Chairman der Leading<br />

Hotels of the World.<br />

LAUSANNE PALACE & SPA<br />

Das Luxushaus im Zentrum von Lausanne<br />

an der Rue du Grand-Chêne<br />

bietet <strong>14</strong>6 Zimmer, inklusive 31 Suiten.<br />

Die Hotel-Gastronomie umfasst<br />

das Feins<strong>ch</strong>meckerlokal «La Table<br />

d’Edgard» (ein Mi<strong>ch</strong>elin-Stern, 17<br />

Gault-Millau-Punkte), das «Côte Jardin»<br />

(lei<strong>ch</strong>te, moderne Kü<strong>ch</strong>e), die<br />

französis<strong>ch</strong>e Brasserie «Le Grand<br />

Chêne», das japanis<strong>ch</strong>e Lokal «Sushi<br />

Zen», die Habana Bar und die LP’s<br />

Bar. Hinzu kommt der «Red Club», ein<br />

privater Night Club. Der Spa-Berei<strong>ch</strong><br />

zählt zu den modernsten in der<br />

S<strong>ch</strong>weizer Hotellerie.<br />

Jean-Jacques <strong>Gauer</strong> ist einer der internationalsten S<strong>ch</strong>weizer Hoteliers.<br />

Als Präsident der Leading Hotels reist er um die Welt, besu<strong>ch</strong>t Hotelbetriebe,<br />

knüpft laufend neue Kontakte und unterhält ein hervorragendes,<br />

weltweites Netzwerk. Der Name <strong>Gauer</strong> ist in der internationalen<br />

Hotelszene mehr als ein Begriff – der Berner Vollblut-Hotelier ver körpert<br />

sozusagen alle guten und Erfolg verspre<strong>ch</strong>enden Dinge, wel<strong>ch</strong>e die<br />

S<strong>ch</strong>weizer Hotellerie seit Jahrzehnten auszei<strong>ch</strong>nen.<br />

Als <strong>Gauer</strong> 1996 das Lausanne Palace übernahm, trat er kein lei<strong>ch</strong>tes Erbe<br />

an. Do<strong>ch</strong> mit innovativen Konzepten, smarten Ideen, Power und Leidens<strong>ch</strong>aft<br />

ma<strong>ch</strong>te der heute 56-jährige Hotelprofi aus dem damals etwas<br />

heruntergekommenen Grand Hotel im Stadtzentrum von Lausanne eines<br />

der besten Luxushäuser der S<strong>ch</strong>weiz.<br />

Jean-Jacques <strong>Gauer</strong> ist der perfekte Gastgeber, ein smarter, weltgewandter<br />

Hotelier mit Stil, der mit viel Charisma und Professionalität Hö<strong>ch</strong>stleistungen<br />

erbringt. Er spri<strong>ch</strong>t fünf Spra<strong>ch</strong>en fliessend und gibt jedem<br />

Gast das Gefühl, herzli<strong>ch</strong> willkommen zu sein. Dabei wirkt er stets diskret<br />

und bes<strong>ch</strong>eiden. Sein Charme ist in der S<strong>ch</strong>weizer Hotellerie fast s<strong>ch</strong>on<br />

legendär.<br />

THE LEADING HOTELS OF<br />

THE WORLD<br />

Die Hotelallianz The Leading Hotels<br />

of the World, Ltd. wurde 1928 von<br />

einer Gruppe europäis<strong>ch</strong>er Hoteliers<br />

gegründet. Mit unternehmeris<strong>ch</strong>em<br />

Weitblick vereinten sie damals unter<br />

dem Namen The Luxury Hotels of<br />

Europe and Egypt 38 Hotels mit 9000<br />

Zimmern unter einem Markenda<strong>ch</strong>.<br />

Heute umfasst The Leading Hotels of<br />

the World, Ltd. mehr als 450 Luxushotels<br />

mit rund 84 000 Zimmern in<br />

80 Ländern.<br />

KONTAKT<br />

www.lausanne-palace.<strong>ch</strong><br />

e-Mail: info@lausanne-palace.<strong>ch</strong><br />

01–02I2010<br />

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