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SPITZENKOCH EDGARD BOVIER IST DER ... - hoteljournal.ch

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Spitzenko<strong>ch</strong> Edgard<br />

Bovier ist der Meister der<br />

mediterranen Kü<strong>ch</strong>e<br />

Edgard<br />

le Grand<br />

38 12I2012


Food & Beverage Kü<strong>ch</strong>enporträt<br />

Loup de mer en pavé.<br />

Edgard Bovier hat die mediterrane<br />

Kü<strong>ch</strong>e in die S<strong>ch</strong>weiz gebra<strong>ch</strong>t und der<br />

s<strong>ch</strong>weren Butterkü<strong>ch</strong>e die sonnigen<br />

Aromen aus dem Mittelmeerraum gegenübergestellt.<br />

Und das tut er au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong><br />

dreissig Jahren no<strong>ch</strong> mit einer Begeisterung,<br />

die ansteckend wirkt. «Hotelier»-<br />

Autorin Nicole Amrein besu<strong>ch</strong>te den<br />

Grossmeister in Lausanne – à la table<br />

avec Edgard.<br />

Crème brûlée lavende.<br />

12I2012<br />

39


Samstagabend, kurz na<strong>ch</strong> 19.30 Uhr. «Bonsoir<br />

à La Table d´ Edgard», einem eleganten<br />

Restaurant im Luxushotel Lausanne<br />

Palace mit Blick auf die Berge und den<br />

Genfersee. In Erwartung eines Tis<strong>ch</strong>es am Fenster<br />

folgen wir dem Maître – finden uns dann aber<br />

in der Kü<strong>ch</strong>e wieder. Edgard lädt an den gedeckten<br />

Tis<strong>ch</strong> auf der Empore ein. Poleposition, um<br />

dem Treiben an den Induktionsherden und am<br />

Pass zuzus<strong>ch</strong>auen. Mit einem Glas Champagner<br />

stossen wir auf den Chef de Cuisine und seine<br />

45-köpfige Brigade an, staunen, mit wel<strong>ch</strong>er Präzision<br />

und in wel<strong>ch</strong>er Ruhe hier gearbeitet wird.<br />

«Oui, <strong>ch</strong>ef!», tönt es vom Herd, der «Homard en<br />

tarte de tomates aux amandes fraî<strong>ch</strong>es suc à l´huile<br />

d´olive» ist nun zum Servieren bereit. Applaus für<br />

diesen grandiosen Auftakt, auf den ein «Supions<br />

farcis de risotto noir et jambon Iberico de Bellota»<br />

folgt. Nein, diese raffinierten Kombinationen entspringen<br />

ni<strong>ch</strong>t der Kü<strong>ch</strong>e von Boviers Vätern.<br />

Aufgewa<strong>ch</strong>sen in Saint<br />

Léonard, wo sein Vater und<br />

sein Grossvater das «Buffet de<br />

la Gare» führten, zog es den<br />

jungen Edgard Bovier direkt<br />

na<strong>ch</strong> der Lehre weg aus dem<br />

Wallis, hinauf ins Engadin. In<br />

St. Moritz heuerte er zuerst im<br />

Badrutt´s Palace Hotel und später<br />

im Suvretta House an, nutzte<br />

die Chance, die ihn ans<strong>ch</strong>liessend<br />

ins Vendôme na<strong>ch</strong> Bahrein<br />

führte. Es folgten Stationen<br />

in Grie<strong>ch</strong>enland: Hilton Corfou,<br />

Corfu Palace und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong><br />

das Miramar Bea<strong>ch</strong> in Rhodos.<br />

«Et voilà, votre Turbot<br />

grillé aux girolles, tomates confites<br />

à la marjolaine et figues violettes.»<br />

Das Auge isst mit, der<br />

Gaumen ist im hö<strong>ch</strong>sten Masse «ravi», was die<br />

Lausanner Gourmets im Übrigen s<strong>ch</strong>on seit 2004<br />

sind, als es Jean-Jacques Gauer gelang, Bovier<br />

ins Lausanne Palace zu holen. Da hatte er seinen<br />

Mi<strong>ch</strong>elin-Stern bereits seit zehn Jahren in der<br />

Tas<strong>ch</strong>e, erhalten im Hotel Ermitage in Küsna<strong>ch</strong>t.<br />

Sein Weggang aus der Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz wertete<br />

Gault/Millau-Chefredaktor Urs Heller damals<br />

wie folgt: «Die Zür<strong>ch</strong>er liessen ihn nur ungern<br />

Ri<strong>ch</strong>tung Romandie ziehen. Aber jetzt ko<strong>ch</strong>t si<strong>ch</strong><br />

Edgard Bovier au<strong>ch</strong> in Lausanne ins Rampenli<strong>ch</strong>t.<br />

Auf mediterrane Kü<strong>ch</strong>e setzen viele. So einfa<strong>ch</strong>raffiniert<br />

wie beim Aufsteiger in der Wests<strong>ch</strong>weiz<br />

ist sie selten.»<br />

Le Chef hö<strong>ch</strong>stpersönli<strong>ch</strong> serviert uns das<br />

«Agneau du Limousin le Baronnet frotté de<br />

sarriette mille-feuille de pommes de terre aux<br />

tomates confites et olives Taggias<strong>ch</strong>e». Superbe!<br />

«Aber sagen Sie, Herr Bovier, wie sind Sie als<br />

Walliser aufs Olivenöl gekommen?» Der Maes-<br />

Canard colvert sauvage.<br />

40 12I2012


Food & Beverage Kü<strong>ch</strong>enporträt<br />

Grosses asperges vertes.<br />

tro s<strong>ch</strong>munzelt: «Darf i<strong>ch</strong> französis<strong>ch</strong> spre<strong>ch</strong>en?<br />

Mein Deuts<strong>ch</strong> ist ni<strong>ch</strong>t das Beste.» Bitte sehr!<br />

Und so erzählt er von seinen Aufenthalten<br />

in Grie<strong>ch</strong>enland, wo er bu<strong>ch</strong>stäbli<strong>ch</strong> der mediterranen<br />

Kü<strong>ch</strong>e verfallen sei. «Das war 1979 bis<br />

1980. Dana<strong>ch</strong> bin i<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> Gstaad weitergezogen,<br />

ins Chésery, ans<strong>ch</strong>liessend für neun Jahre in<br />

die Kü<strong>ch</strong>e des Olden.» Unzählige Berühmtheiten<br />

hat Bovier dort beko<strong>ch</strong>t, do<strong>ch</strong> der eigentli<strong>ch</strong>e Star<br />

war, ist und bleibt für ihn das Produkt.<br />

«Das Geheimnis der guten Kü<strong>ch</strong>e sind die<br />

Qualität und Fris<strong>ch</strong>e der Produkte», sagt er und<br />

weist darauf hin, dass seine Zutaten zum grössten<br />

Teil von kleineren Produzenten aus dem Wallis<br />

und dem Genferseegebiet stammen. Das gilt<br />

au<strong>ch</strong> für die Käse, allen voran den karamellisierten<br />

Gruyère, dessen süss-salziges Spiel uns<br />

besonders beeindruckt. Gerne wird au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong><br />

einmal Olivenöl gerei<strong>ch</strong>t, fünfzehn vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Sorten sind es mittlerweile, die Edgard Bovier in<br />

seiner eigenen Produktlinie führt und verkauft.<br />

Inspiration? Die findet «Edgard<br />

der Grosse» in Ligurien, an der<br />

italienis<strong>ch</strong>en Riviera, in Nizza<br />

und in der sonnigen Provence.<br />

«I<strong>ch</strong> mag Produkte mit einem<br />

intensiven Ges<strong>ch</strong>mack. Meine<br />

wi<strong>ch</strong>tigste Arbeit als Ko<strong>ch</strong> ist es,<br />

jedem Produkt seine ursprüngli<strong>ch</strong>en<br />

Aromen und seinen<br />

Ges<strong>ch</strong>mack zu erhalten und<br />

zu entfalten.» Ein Ansinnen,<br />

das wohl au<strong>ch</strong> die Leser seines<br />

Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong>es haben. Das Werk,<br />

ein 230 Seiten starker Bildband,<br />

ist eine lukullis<strong>ch</strong>e Reise entlang<br />

der Mittelmeerküste. Ein<br />

Flanieren dur<strong>ch</strong> die Gärten des<br />

Südens. Ein Si<strong>ch</strong>-Hingeben an<br />

Edgard Boviers Können, das nur<br />

einer übertrumpfen kann: Le<br />

<strong>ch</strong>ef lui-même.<br />

H<br />

persönli<strong>ch</strong><br />

Wer ist Edgard Bovier?<br />

Edgard Bovier wu<strong>ch</strong>s im Wallis auf, wo sein Vater und Grossvater<br />

das «Buffet de la Gare» in Saint Léonard betrieben.<br />

Na<strong>ch</strong> der Lehre zum Ko<strong>ch</strong> arbeitete er unter anderem im<br />

Badrutt´s Palace und im Suvretta House in St. Moritz. Im Ausland<br />

war Bovier im Vendôme in Bahrein tätig, dann im Hilton<br />

Corfou und Corfu Palace sowie im Miramar Bea<strong>ch</strong> in Rhodos.<br />

1980 wurde er Chef de Cuisine im Chésery in Gstaad und<br />

führte während neun Jahren die Kü<strong>ch</strong>e des Olden in Gstaad.<br />

1990 erfolgte seine Ernennung zum Kü<strong>ch</strong>en<strong>ch</strong>ef im Hotel<br />

Ermitage in Küsna<strong>ch</strong>t, wo er 1994 mit einem Mi<strong>ch</strong>elin-Stern<br />

ausgezei<strong>ch</strong>net wurde. Seit 2004 ist Edgard Bovier Chef Exécutif<br />

des Lausanne Palace & Spa. Der «Aufsteiger Wests<strong>ch</strong>weiz<br />

2008» wird vom Gastroführer Gault/Millau mit 17 von 20<br />

Punkten bewertet.<br />

gastrokritik<br />

Das sagt der Guide Bleu 2012/13<br />

über Edgard Bovier<br />

«Unsere Leidens<strong>ch</strong>aft für die gehobene, mediterrane Kü<strong>ch</strong>e<br />

ist das eine – ihr bei Edgard Bovier im gediegenen Ambiente<br />

des Luxushotels Lausanne Palace frönen zu können, no<strong>ch</strong><br />

einmal etwas ganz anderes. Beim Grossmeister des lei<strong>ch</strong>ten<br />

Genusses suhlen wir uns förmli<strong>ch</strong> in der Sonne des Südens,<br />

sind bezirzt von der subtilen Zitrusfru<strong>ch</strong>t-Aromatik des Petersfis<strong>ch</strong>s,<br />

dem ein Hau<strong>ch</strong> von Mangold-Ravioli und herrli<strong>ch</strong> grillierte<br />

Coquilles Saint-Jacques mit Artis<strong>ch</strong>ocken vorangegangen<br />

sind. Die Signatur des Wallisers ist stets in liguris<strong>ch</strong>em<br />

Olivenöl gehalten, vollendet begleitet von einem formidablen<br />

Service und einem ebensol<strong>ch</strong>en Keller mit über tausend<br />

Positionen. Vor allem in den Wests<strong>ch</strong>weizer Weingebieten<br />

Lavaux und Wallis sowie in Frankrei<strong>ch</strong> – Bordeaux und<br />

Burgund – orten wir hö<strong>ch</strong>ste Weinkompetenz, die si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

damit begnügt, dem gängigen Name-Dropping zu folgen. Das<br />

würde au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zum Stil des Hauses passen, das unter der<br />

Leitung von Jean-Jacques Gauer zu Re<strong>ch</strong>t zu den Besten der<br />

S<strong>ch</strong>weiz gehört.»<br />

Guide-Bleu-Bewertung: 8 Punkte (Maximum 10)<br />

Cèpes rôtis aux figues.<br />

12I2012<br />

bu<strong>ch</strong>tipp<br />

«Edgard Palace» – das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong><br />

Auf 230 Seiten präsentiert Edgard Bovier seine Rezepte,<br />

die er tägli<strong>ch</strong> in seinem Restaurant «La Table d´Edgard» im<br />

Hotel Lausanne Palace zubereitet. Das Ko<strong>ch</strong>bu<strong>ch</strong> ist in der<br />

Edition Favre ers<strong>ch</strong>ienen.<br />

www.editionsfavre.com<br />

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