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Pionierjahre der kolonialen Telegrafie-Verbindungen, S - Golf Dornseif

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Inzwischen rückten deutsche Schutztruppen-Einheiten an, unterstützt durch eine Feldtelegrafen-<br />

Abteilung. Aus Richtung Süden bzw. Dahomey waren französische Streitkräfte zu befürchten. Man wollte<br />

so lange wie möglich die Funkanlagen verteidigen und notfalls in die Luft jagen. Die kleine Schutzmacht<br />

umfasste 150 Europäer (Zivilisten) und 400 farbige. Polizei-Soldaten, doch wären 6.000 Männer nötig<br />

gewesen zum Rundumschutz des Stationsgeländes. Zur Zerstörung aller wichtigen Technik schienen<br />

etwa fünf Stunden nötig wie die Fachleute urteilten. Am 27. August 1914 war es so weit ...<br />

Die Antennen wurden demontiert, dann in Stücke zerschnitten. Maschinen, Apparate, sonstige<br />

Hilfseinrichtungen in den Gebäuden mussten rasch zerschlagen werden, Sprengmittel waren zu zünden,<br />

Dokumente zu verbrennen. Die Türme stürzten zusammen, völlig verbogen. Nach knapp fünf Stunden<br />

Demontage blieben Ruinen übrig, wertlos für alle Angreifer.<br />

Windhoek musste improvisieren<br />

Die Grossfunkstelle Windhoek war wegen Umbauten in den Monaten vor Kriegsausbruch nicht<br />

betriebsfähig, aber bereits für den Empfang eingerichtet. Die Kriegserklärung Grossbritanniens an das<br />

Deutsche Reich wurde auf dem drahtlosen Weg über Lome und Lü<strong>der</strong>itzbucht bzw. Swakopmund in <strong>der</strong><br />

Nacht vom vierten zum fünften August 1914 in Deutsch-Südwestafrika bekannt. Sobald die<br />

Grossfunkstelle Windhoek ihre Sendebereitschaft meldete, konnte sie mit ihrer Gegenfunkstelle Kamina in<br />

Togo wechelseitig kommunizieren. Auf diesem Weg kam von Nauen die Bestätigung <strong>der</strong> Kriegserklärung<br />

aus Europa. Nunmehr gingen regelmässig Telegramme aus <strong>der</strong> Heimat über Kamina in Windhoek ein. Ab<br />

und zu gelang es auch, während des Funkverkehrs zwischen dem sogenannten "tönenden Sen<strong>der</strong><br />

Nauen" und Kamina Text von Nauen direkt aufzunehmen.<br />

Nauen als Sehenswürdigkeit 1906<br />

Kurz nach <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende erregte die neu errichtete Funkstation Nauen nahe<br />

Berlin das grosse Interesse <strong>der</strong> Wissenschaftler und Regierungen aller Län<strong>der</strong>,<br />

sodass zahlreiche internationale Delegationen zur Besichtigung des Objekts<br />

erschienen. 1906 tagte <strong>der</strong> zweite Internationale Funkentelegraphische Kongress in<br />

<strong>der</strong> Reichshauptstadt.<br />

Zwischen 1906 und 1907 war durch die Poulsensche Methode zur Erzeugung<br />

ungedämpfter Schwingungen lebhafte Bewegung in die junge drahtlose Technik<br />

gekommen. Die oft vorausgesagte Verdrängung <strong>der</strong> Funkenmethode durch die<br />

Bogenlampensen<strong>der</strong> trat jedoch nicht ein. Ganz im Gegenteil: Ein gewaltiger Anstoss<br />

zur besseren Entwicklung <strong>der</strong> Funkensen<strong>der</strong> durch die Wiensche Entdeckung <strong>der</strong><br />

Stossfunken-Erregung war die Folge <strong>der</strong> Einführung zahlreicher unbrauchbarer<br />

Bogenlampensen<strong>der</strong>.<br />

Nach zweijähriger angestrengter Laborarbeit war es TELEFUNKEN gelungen, die<br />

erste "tönende Löschfunkenstation" mit einem Kilowatt Antennen-Energie fertig zu<br />

stellen. Diese Station, eingebaut auf einem Handelsschiff, erregte die Bewun<strong>der</strong>ung<br />

aller übrigen Stationen beim Mithören <strong>der</strong> konstanten und reinen tönenden Zeichen<br />

dieses deutschen Sen<strong>der</strong>s.<br />

Der imposante Aufstieg TELEFUNKENS setzte mit Einführung des tönenden<br />

Löschfunken-Systems ein und somit die Entwicklung Nauens zur Großstation.Zur<br />

Aufstellung <strong>der</strong> neuen Sen<strong>der</strong>anlage musste das bisherige Stationshaus vergrössert<br />

werden. Der tönende Sen<strong>der</strong> wurde im Erdgeschoss untergebracht, im benachbarten<br />

Zimmer die Empfangsanlage <strong>der</strong>art, dass <strong>der</strong> Telegrafist durch das Fenster das<br />

Arbeiten des Sen<strong>der</strong>s beobachten konnte. Kraftquelle: Lokomobile, Ersatz des<br />

Wechselstrom-Generators durch einen Gleichstrom-Dynamo mit Akkumulatoren-<br />

Batterie (als Reserve) in einem Nebenbau.

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