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Pionierjahre der kolonialen Telegrafie-Verbindungen, S - Golf Dornseif

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eine oberirdische Drahtverbindung rund 500.000 Mark Aufwand erfor<strong>der</strong>t hätte. 60 Buchstaben je Minute<br />

galt als Standard-Leistung bei den Übertragungen von Texten. Die Reichstelegrafenverwaltung<br />

verpflichtete sich dazu, dass "an acht aufeinan<strong>der</strong> folgenden Tagen je 2000 Wörter (1000 Wörter in je<strong>der</strong><br />

Richtung) tagsüber gut und fehlerfrei aufgenommen werden sollten ..."<br />

Weil die Funkeinrichtungen tropenfest sein mussten, achtete man bei ihrer Herstellung in Deutschland auf<br />

Verkupferung und Lacküberzug <strong>der</strong> Eisen- und Stahlteile, naturfarbene Lackierung und Festlegung <strong>der</strong><br />

Holzteile durch solide Verschraubungen . Nicht paraffinierter und mit Emaille imprägnierter Seidendraht<br />

war Vorschrift, ebenfalls Schellacküberzug sämtlicher Drahtzuführungen usw. Sendeturm-Bauten<br />

mussten erdbebensicher konstruiert werden, auch Fundamente für Maschinen. Schwere Gewitter mit<br />

Peitschenknall-Geräuschen zehrten wochenlang an den Nerven des Personals, vor allem im August und<br />

September 1912.<br />

Wirtschaftlich betrachtet gab es folgende Einnahmen zu verzeichnen zwischen April und Juni 1914:<br />

Station Muansa 843,81 Mark für Telegramme, 411,26 Mark Landtelegrafengebühren (Muansa -<br />

Daressalam). Insgesamt beför<strong>der</strong>te man in diesem Quartal 16.868 Wörter trotz vielfältiger Komplikationen<br />

unter schwierigen Bedingungen.<br />

Südwestafrika in Spitzenposition<br />

Nach militärischen Funkerfahrungen während des Herero-Aufstands im Rahmen <strong>der</strong> Schutztruppe fanden<br />

1910 Versuche zwischen den Bordfunkstellen von Schiffen statt, die auf <strong>der</strong> Reede von Swakopmund<br />

ankerten, und einer Funkstation <strong>der</strong> Truppe rund 150 km landeinwärts. Da die Tests zufriedenstellend<br />

verliefen, errichtete das Militär auf dem ehemaligen Wasserturm des Bahnhofs Swakopmund eine feste<br />

Landfunkstelle mit einer Reichweite von 250 km, einer Antennenleistung von 0,8 KW und einer 26 Meter<br />

hohen Antenne. Diese Anlage verkehrte mit den bei Usakos und Karibib aufgestellten fahrbaren<br />

Militärfunkstellen, also 150 bis 200 km weit, sowie mit deutschen Schiffen.<br />

Durban (Südafrika) war deutlich zu hören. 1911 wurden 40 Telegramme beför<strong>der</strong>t mit 423 Wörtern. Die<br />

Küstengebühr kostete 30 Pfennige je Wort, mindestens drei Mark für ein Telegramm, eine Bordgebühr 35<br />

Pfennige je Wort, mindestens 3.50 Mark. Zehn Pfennige je Wort zahlten Kunden für Draht-Telegramme<br />

innerhalb Südwestafrikas, zumindest eine Mark je Telegramm. Gleicher Tarif für Funktelegramme nach<br />

Swakopmund.<br />

Die zivile Funkstelle Swakopmund begann am 4. Februar 1912 zu arbeiten, ihr Pendant in Lü<strong>der</strong>itzbucht<br />

am 3.Juni 1912, errichtet von <strong>der</strong> Deutschen Gesellschaft für drahtlose Telegraphie mbH. Nachts schaffte<br />

Swakopmund in <strong>der</strong> Regel Entfernungen von 2200 km, ab und zu sogar 3600 km im Kontakt mit Schiffen.<br />

Einseitiger Verkehr mit Schiffen war bis 3800 km möglich. Die Funkverbindung mit Kapstadt klappte<br />

ausgezeichnet in beiden Richtungen über 1190 km. Probleme gab es aber mit Französisch-Kongo und<br />

Belgisch-Kongo, weil dort eine schwächere Technik arbeitete.<br />

Unterdessen machten die deutschen Telegrafisten in Duala (DOA) die verblüffende Erfahrung, dass nach<br />

einigen Tagen starken Regens idealer Funkverkehr herrschte, während bei starkem Mondschein die<br />

Störungen zunahmen, vor allem nachmittags beim Übergang von <strong>der</strong> Trockenzeit zur Regenzeit. Der<br />

Funkverkehr zwischen Swakopmund und Lü<strong>der</strong>itzbucht war ohne grosse Mühe in Deutsch-Ostafrika von<br />

<strong>der</strong> Küstenstation Duala zu verfolgen (August und September 1912).<br />

Grosse Pläne für Togo<br />

Zu den fertig gestellten Grossfunkstellen vor dem Ersten Weltkrieg zählten (neben <strong>der</strong> Zentrale Nauen bei<br />

Berlin) Kamina bei Lome (Togo), Windhoek (DSWA) sowie Jap, Rabaul, Nauru (Südsee) und Apia<br />

(Samoa). Im Planungsstadium befand sich als grössere Station Tabora (DOA). Im Haushalt des<br />

Reichstags für 1912 wurden für eine Küstenfunkstelle in Togo 161.000 Mark eingestellt, allerdings später

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