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Pionierjahre der kolonialen Telegrafie-Verbindungen, S - Golf Dornseif

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Die Küstenfunkstellen Swakopmund und Lü<strong>der</strong>itzbucht mussten am 8. und 13. August 1914 schliessen;,<br />

Das deutsche Kanonenboot EBER, das Ende Juli 1914 in Kapstadt lag und dort gedockt werden sollte,<br />

verliess schleunigst Südafrika und hatte seit dem 30. Juli 1914 Funkverbindung mit Lü<strong>der</strong>itzbucht. Die in<br />

<strong>der</strong> Nähe fahrenden deutschen Frachter ALARICH, ADELAIDE, STEIERMARK und GERTRUD<br />

WOERMANN konnten beizeiten über Funk gewarnt werden und suchten erfolgreich Zuflucht in<br />

brasilianischen Häfen.<br />

Um aktuelle Kriegsnachrichten aus zuverlässigen Quellen abzuschöpfen, lohnte sich für die Funkstation<br />

Lü<strong>der</strong>itzbucht das Abhören <strong>der</strong> britischen Küstenfunkstelle Slangkop nordwestlich Kapstadt, die jede<br />

Nacht Reuters-Agenturmeldungen an britische Schiffe ausstrahlte. Auch die französische<br />

Küstenfunkstelle Tabou an <strong>der</strong> Elfenbeinküste gab nachts Weltnachrichten über See weiter sowie an die<br />

Station Konakry. Am 13. August 1914 war es höchste Zeit, die Küstenfunkstelle Swakopmund abzubauen,<br />

weil man mit einer Beschiessung durch britische Kriegsschiffe rechnete.<br />

Alle demontierten Anlagen dienten anschliessend in <strong>der</strong> Ortschaft Aus zur Einrichtung einer neuen<br />

Funkstation (abgesehen von den Türmen). Die Lage, 2000 Meter über dem Meeresspiegel, bot<br />

technische Anreize. Ab 15. November 1914 stoppte Lü<strong>der</strong>itzbucht den Empfangsbetrieb und nahm ihn am<br />

Tag darauf in Aus wie<strong>der</strong> auf. Es konnte die gleiche Antennen-Energie und fast die gleiche Hörreichweite<br />

wie in Lü<strong>der</strong>itzbucht garantiert werden. Angola (Portugiesische Kolonie) und Radio Durban (Südafrika)<br />

liessen sich ausgezeichnet überwachen, Feindmächte funkten ungeniert und unchiffriert viele Neuigkeiten<br />

über Truppentransporte und sonstige militärische Geheimnisse ... nichts ahnend.<br />

Die Unions-Regierung in Pretoria lieferte offiziell und freiwillig hilfreiche Daten über militärische und<br />

politische Gefangene, Tote und Verwundete, Vermisste, internierte Frauen und Kin<strong>der</strong> aus Lü<strong>der</strong>itzbucht<br />

in südafrikanischem Gewahrsam usw. Sogar Unterstützungsgeld für Internierte, Sold für Kriegsgefangene<br />

und humanitärer Geld-Transfer konnte auf diese Weise ermöglicht werden (in toleranter Gegenseitigkeit).<br />

Am 27, März 1915 musste die Funkanlage in Aus wegen des Vorrückens <strong>der</strong> Buren-Truppen gesprengt<br />

werden, wobei einzelne Teile in den Norden nach Tsumeb mitgenommen wurden für die letzten Gefechte<br />

vor <strong>der</strong> Kapitulation. Jetzt kam die Bewährungszeit <strong>der</strong> fahrbaren Militärfunkstellen mit 1,5 KW, bedient<br />

von versierten Postfachbeamten in Uniform. Von <strong>der</strong> Militärfunkstelle Sesfontein im Kaokofeld, die näher<br />

am Meer lag, konnte <strong>der</strong> Funkverkehr auf dem Ozean und bei den französischen Küstenfunkstationen<br />

Konakry und Tabou mitgehört werden. Vom vierten September bis 24. November 1914 dauerte <strong>der</strong><br />

Aufbau <strong>der</strong> Nordfunkstelle Tsumeb mit einem 85 Meter hohen Turm. Drehstrom: 500 Volt lieferte die Otavi<br />

Minen-Gesellschaft, dann transformiert auf 3000 Volt und wie<strong>der</strong> auf 500 Volt rücktransformiert für ein<br />

Maschinen-Aggregat (Drehstrom-Motor 500 Volt, Gleichstrom-Dynamo 220 bis 250 Volt bei etwa 50 KW<br />

Leistung).<br />

Die Antenne spannte man zum Empfang Nauens vom Turm aus zu einem am Bergabhang gelegenen<br />

Schornstein des Bergwerks in einer Länge von 800 Meter. Die Zeichen <strong>der</strong> in Ukamas (1100 km Distanz)<br />

aufgestellten Militärfunkanlage waren in Tsumeb deutlich zu verstehen. Es gelang auch, die Zeichen <strong>der</strong><br />

französischen Anlagen Tabou, Loango (Kongo) und Konakry (Guinea) aufzunehmen. Kontakt mit<br />

Deutsch-Ostafrika klappte nicht über 2400 km, doch Nachrichten aus Windhoek wurden dort teilweise<br />

registriert. Am 6. Juli 1915 übergab man die Station Tsumeb an die südafrikanischen Streitkräfte ohne<br />

Kampfhandlungen.<br />

Eine Verstärkerröhre vom Kreuzer KÖNIGSBERG<br />

Am 1. August 1914 gegen vier Uhr früh hörte <strong>der</strong> Telegrafist auf <strong>der</strong> Küstenfunkstation Daressalam mit<br />

<strong>der</strong> 4000-Meter-Welle zum ersten Mal die Grossfunkstelle Kamina (Togo) und entnahm aus einem<br />

Telegrammwechsel, dass Kamina mit Nauen in Verbindung stand. Danach übermittelte Nauen ein<br />

knappes Chiffrier-Telegramm über drohende Kriegsgefahr. Am 2. August 1914 lief die amtliche Nachricht<br />

aus Berlin über den Kriegsausbruch auf dem Kabelweg und über die Funkverbindung zwischen Nauen<br />

und Togo ein. Daressalam registrierte am 5. August 1914 gegen fünf Uhr früh ein Telegramm mit <strong>der</strong>

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