Gemeinsam nach vorn
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Wirtschaft im Revier 05 | 2015<br />
Überhaupt ist die Reihe der gemeinsamen<br />
Aktivitäten lang. Die Leute bringen ihre<br />
Hobbys ein. „Wir haben hier Menschen,<br />
die sagen, ich spiele gern Fußball; lass<br />
uns eine Fußballgruppe aufmachen. Es<br />
gibt verschiedene Sportgruppen, eine<br />
Tauchgruppe und vieles mehr“, erzählt Alf<br />
Meyerratken. Einmal im Quartal treffen<br />
sich Mitarbeiter zum „Visus-Abend“: zum<br />
Kegeln oder gemeinsamen Restaurant-<br />
Besuch. Die „Visus-Tour“ bietet Ausflüge<br />
mit Familie, Kind und Kegel: Kanu fahren<br />
auf der Ruhr, Klettern mit Grillen hinterher<br />
– alles, was auch Kindern Spaß<br />
macht. „Family&friends“ wiederum ist eine<br />
Großveranstaltung für Geschäftspartner,<br />
Kunden und Lieferanten, zu der auch Mitarbeiter<br />
und ihre Familien gern gesehen<br />
sind. „Es ist halt was anderes, als immer<br />
nur miteinander zu telefonieren“, weiß<br />
Alf Meyerratken. Das Sport-Programm<br />
„fit&fun“ ist ein Angebot mit Rückenund<br />
Kardio-Kursen plus Krafttraining im<br />
be<strong>nach</strong>barten Reha-Center „Wirbelwind“.<br />
Beim Spendenlauf, zu dem ein Visus-Team<br />
regelmäßig antritt, gibt es fünf Euro pro<br />
gelaufenen Kilometer. 5.000 Euro und<br />
mehr kommen da schon mal zusammen,<br />
die an die Aktion Lichtblicke, das Franz-<br />
Sales-Haus in Essen und die Kinderklinik in<br />
Datteln weitergeleitet werden.<br />
Natürlich ist so ein Engagement mit<br />
gehörigem Eigennutz verbunden. In der<br />
IT-Branche sind gute Fachkräfte knapp,<br />
da muss sich eine ambitionierte Firma um<br />
sie bemühen. Und sie profitiert davon.<br />
Die Kommunikation läuft einfacher und<br />
schneller, wenn man sich auf der persönlichen<br />
Ebene kennt. Davon ist auch Jörg<br />
Holstein, Mitbegründer von Visus und<br />
als Geschäftsführer zuständig für Strategie<br />
und Marketing, überzeugt: „Unsere<br />
Arbeit ist sehr arbeitsteilig. Wir sind nur<br />
deswegen erfolgreich, weil wir belastbare<br />
und vertrauensvolle Beziehungen untereinander<br />
und auch zu unseren Kunden<br />
und Lieferanten pflegen. Das erreichen<br />
wir durch ein soziales Miteinander; wenn<br />
die Leute auf dem Flur eben nicht einfach<br />
aneinander vorbeilaufen.“ Auch für ihn<br />
© Matthias Graben<br />
Ist auch als „Seiteneinsteigerin“ sofort akzeptiert worden: Melanie Dessel.<br />
als Geschäftsführer gilt: Die Tür seines Arbeitszimmers<br />
steht immer offen. Immerhin<br />
ein Drittel seiner Zeit geht für Gespräche<br />
mit Mitarbeitern drauf. „Jeden Tag drehe<br />
ich mit meinem Kaffee in der Hand eine<br />
Runde durch die Büros. Oft sehe ich den<br />
Leuten schon an, da besteht Gesprächsbedarf“,<br />
erklärt er.<br />
Anna Mallek (29) und Svenja Hooge (25)<br />
haben beide ihre Ausbildung als Kauffrau<br />
im Vertriebsinnendienst bei Visus absolviert<br />
und sind der Firma treu geblieben.<br />
„Wir sind sofort als vollwertiges Mitglied<br />
ins Team integriert worden und haben<br />
vom ersten Tag an Wertschätzung erfahren“,<br />
erzählen sie. Das zeigt sich ganz<br />
konkret darin, dass sie gleich Eigenverantwortung<br />
übernommen haben. Jeder<br />
kaufmännische Azubi muss beispielsweise<br />
den Vertriebsschrank pflegen und dafür<br />
sorgen, dass er stets mit den Marketing-<br />
Utensilien gefüllt ist, die die Vertriebler<br />
mit auf Kundenbesuch nehmen. Der Azubi<br />
allein ist verantwortlicher Ansprechpartner.<br />
So etwas macht stolz; genauso wie die<br />
Organisation des Spendenlaufs, die Svenja<br />
Hooge erfolgreich übernommen hat.<br />
Ein ganz und gar ungewöhnlicher Azubi<br />
war Oliver Brocks. Der 38-Jährige hat<br />
gerade seine Ausbildung zum Fachinformatiker<br />
abgeschlossen. Verkürzt, <strong>nach</strong><br />
zweieinhalb Jahren, auf gutes Zureden<br />
seines Ausbildungsleiters. Und er ist<br />
direkt übernommen worden und jetzt<br />
schon stellvertretender Teamleiter in der<br />
Qualitätssicherung – ein wirklich steiler<br />
Aufstieg. „Ich muss mich wohl geschickt<br />
angestellt haben“, sagt er. Es klingt ein<br />
wenig zweifelnd, Ängste waren da, er hat<br />
hohe Ansprüche an sich. Der eingefleischte<br />
Schach-Fan hat zudem <strong>nach</strong> eigenen<br />
Worten einen „holprigen Lebensweg“<br />
hinter sich. Die Stationen: Justizfachangestellter,<br />
Computertechniker, Koch,<br />
fünf Jahre in der Gastronomie, zuletzt<br />
Chefkoch. Ein enorm stressiger Job, der<br />
ihn zusammen mit privaten Problemen<br />
beinahe von den Beinen geholt hätte, wie<br />
er sagt. „Ich war komplett gastronomiegeschädigt.<br />
Mein Teamleiter bei Visus<br />
sagte mir: ‚Mach doch mal ruhig, Oliver.<br />
Hier herrscht eine andere Gangart, ein<br />
anderer Ton.‘“ Oliver Brocks ist wohl der<br />
lebendige Beweis dafür, wie sich ein<br />
Engagement in Mitarbeiter auszahlt. „Was<br />
Visus uns bietet, die berufliche Sicherheit,<br />
die vielen Freizeitangebote, macht es jedem<br />
Einzelnen leicht, sich mit dem Betrieb<br />
zu identifizieren“, meint er. „Manchmal<br />
denke ich, es ist ein Traum, den ich lebe.<br />
Ich warte darauf, dass ich aufwache. Aber<br />
der Traum bleibt.“<br />
Ulrike Wahl<br />
Freie Journalistin<br />
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