Komplett - Das Sauerlandmagazin Oktober 2014
Ausgabe Oktober/November 2014
Ausgabe Oktober/November 2014
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Ein starkes Stück Sauerland<br />
3,80 Euro<br />
zwischen Verse und Sorpe<br />
05/<strong>2014</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Sauerlandmagazin</strong><br />
Claudia Grote, Seite 8<br />
Herscheid<br />
Sundern<br />
Plettenberg<br />
Reibekuchen-Tag in Stottmert<br />
In der Küche führt Tante Hilde Regie<br />
Gesägte Kunst aus einem Stück<br />
Zu Besuch bei Kettensäge-Künstlerin Claudia Grote<br />
Schmiedegeschichte wird lebendig<br />
Industriemuseum Schmelzhütte nimmt Gestalt an<br />
www.<strong>Komplett</strong>-magazin.de
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VORWORT<br />
<strong>Komplett</strong>. . .<br />
... neu, komplett anders. So stellten wir Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, vor genau<br />
einem Jahr das <strong>Sauerlandmagazin</strong> KOMPLETT vor. Ups, genau: <strong>Das</strong> ist schon wieder ein<br />
Jahr her. Mit der vor Ihnen liegenden siebten Ausgabe starten wir durch ins zweite<br />
Jahr und – da sind wir sicher – noch viele weitere Jahre. Wir haben viele Ideen, und<br />
unser starkes Stück Sauerland zwischen Verse- und Sorpetalsperre liefert zuhauf starke<br />
Geschichten und Motive, die wir für Sie entdecken und lesenswert aufbereiten.<br />
Für KOMPLETT hat sich ein wunderbares Team von Autorinnen und Autoren<br />
zusammengefunden, die alle eines gemeinsam haben: die Verbundenheit zum<br />
Sauerland. Wir leben gerne hier und möchten die Überzeugung, dass das Sauerland eine<br />
der schönsten Regionen Deutschlands ist, weitergeben.<br />
KOMPLETT wirkt ebenso daran mit, unsere Region weiterzuentwickeln. Wir begleiten<br />
zukunftsweisende Projekte mit konstruktiver Kritik, wir stellen Netzwerke vor, die hier<br />
vorhandene Kompetenzen zusammenbringen, und machen Menschen von außerhalb<br />
neugierig auf unser Stück Sauerland. Sei es für einen Urlaubsaufenthalt oder den<br />
Umzug in die Region mit hochwertigen Arbeitsplätzen, günstigen Immobilienpreisen<br />
und herrlicher Natur. Die Bündelung von Kompetenzen ist auch Ziel des neuen<br />
Mediennetzwerkes Südwestfalen, in dem sich junge Medienprojekte untereinander<br />
austauschen und gegenseitig unterstützen, um lokale Inhalte und Nachrichten sowohl in<br />
gedruckter Form als auch Online in immer hochwertigerer Form anzubieten.<br />
Mit den Verbrauchertipps, die Sie auch in diesem Heft lesen, stellen wir Ihnen<br />
regelmäßig Geschäfte und Unternehmen vor, die sich vor Ihrer Haustür befinden,<br />
und empfehlen Ihnen, dieses geballte Fachwissen vor Ort in Anspruch zu nehmen.<br />
So manches vermeintliche Schnäppchen beim Internetversand oder im Kaufhaus der<br />
nächsten Großstadt hält einem wirklichen Vergleich mit gleichartigen Angeboten vor<br />
Ort nicht stand.<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, wir laden Sie herzlich ein, mit uns<br />
Kontakt aufzunehmen. Schreiben oder sagen Sie uns, ob<br />
KOMPLETT in Ihren Augen komplett ist, oder was wir für<br />
Sie noch besser machen könnten. Ihre Meinung ist<br />
uns wichtig.<br />
In diesem Sinne: Bleiben Sie komplett!<br />
Bernhard Schlütter<br />
und Heiko Höfner<br />
3
Zukunft gestalten - Geistersiedlung Elverlingsen<br />
Alles drin<br />
Zukunft gestalten<br />
Freie Fahrt in Finnentrop................................................12<br />
Uferpromenade in Amecke nimmt Gestalt an..............14<br />
Äpfel pflücken war gestern............................................18<br />
Werdohl baut um............................................................22<br />
Plettenberger sind ihres Glückes Schmiede..................24<br />
Echte Sauerländer - Neuenrader Winzer<br />
Für LEADER ziehen vier Städte an einem Strang...........30<br />
Jugendarbeiter geht in Herscheid auf die Straße..... 32<br />
Lenne-Radtour mit Hindernissen.............................. 50<br />
Haus Nordhelle wird modernisiert............................ 54<br />
Elverlingsen - Besuch in einer Geistersiedlung........ 56<br />
Pflegenetzwerk stellt Wegweiser vor....................... 66<br />
Echte Sauerländer<br />
Claudia Grote: Eine Eiche mit Herz.............................. 8<br />
Neuenrader Winzer hoffen auf guten Jahrgang............36<br />
Marita Langhoff: „Der Laden ist mein Leben“.......... 67<br />
<strong>Komplett</strong> lecker - 150.000 Reibekuchen...<br />
Niklas Bühner - Leichtathlet und Fußballfan............ 75<br />
<strong>Komplett</strong> lecker und gemütlich<br />
Am Reibekuchen-Tag führt Tante Hilde Regie ......... 46<br />
Kolumne Bitte ein Schnitzel, aber nicht aus Fleisch49<br />
Kultur komplett<br />
Festival Acapellissimo in Plettenberg......................... 7<br />
Winterspektakulum auf Burg Altena......................... 61<br />
Alphornklänge über Burgruine Schwarzenberg ....... 72<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv - Helfen, lernen, feiern
<strong>Komplett</strong> erleben - Rock- und Oldieparty<br />
<strong>Komplett</strong> erleben<br />
Der P-Weg kommt ins Kino....................................... 16<br />
Rasante Kutschfahrten in Wellin............................... 17<br />
Rock- und Oldieparty in Landemert.......................... 29<br />
Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! ...........42/43<br />
Old School - Young Blood.......................................... 44<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv<br />
Rotaract Club: Helfen, lernen, feiern........................ 40<br />
Weihnachtsengel polieren Spielzeug auf................. 65<br />
<strong>Komplett</strong> beraten - Bald Winterreifenwetter<br />
Serie Aussichtstürme an der Lenne Teil 3................ 68<br />
<strong>Komplett</strong> beraten<br />
So kommen Sie fit durch Herbst und Winter............ 31<br />
Auch Schmuddelwetter ist Winterreifenwetter........ 45<br />
Die Welt der kleinen Schuhe..................................... 53<br />
Berufswelt Sauerland<br />
Advertorial: Flock schmückt selbst Weltmeister ..... 34<br />
VDM Metals Weltmarktführer bei Nickelblechen..... 62<br />
Berufswelt Sauerland - Flocktechnik<br />
Mindestlohn - Taxi fahren soll teurer werden.......... 71<br />
<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />
<strong>Das</strong> 1. Jahr KOMPLETT .................................................. 6<br />
Hubbi und der Friedhofsmörder ............................... 77<br />
Hier gibt‘s KOMPLETT ................................................. 79<br />
Impressum.................................................................. 81<br />
Ein unvergessenes Fußballspiel ................................ 82<br />
Alphornklänge
<strong>Das</strong> 1.<br />
Jahr<br />
KOMPLETT<br />
6
Festival Acapellissimo - Rock,<br />
Pop und Jazz mit drei Top-Chören<br />
und ausdrucksstarken Solisten<br />
Den 15. November sollten sich<br />
Freunde der A-Capella-Music rot im<br />
Kalender anstreichen – und sich flugs<br />
aufmachen, um Eintrittskarten für<br />
das Festival Acapellissimo in Plettenberg<br />
zu ergattern. Die Four Valleys<br />
vom MGV Bremcke veranstalten<br />
erneut den Chorkonzertabend, der<br />
nur alle zwei Jahre stattfindet. Gäste<br />
sind diesmal der Chor BIGGEsang aus<br />
Olpe und Groophonik aus Detmold.<br />
Der Chor BIGGEsang kennt keine<br />
Genregrenzen und singt alte Lieder<br />
ebenso wie moderne Rock- und<br />
Jazzstücke. Gerne wagt das Ensemble<br />
dabei auch sechs- oder achtstimmige<br />
Arrangements. Groophonik<br />
– das ist der etwas andere Chor aus<br />
Ostwestfalen-Lippe. Sie fühlen die<br />
Energie, lassen sich von ihr tragen<br />
und geben sie an ihr Publikum weiter.<br />
Dabei entlocken am Mikrofon<br />
33 Sängerinnen und Sänger ihren<br />
starken rockig-poppigen Stimmen<br />
dieses ganz besondere Knistern, das<br />
schnellen Liedern den nötigen Drive<br />
verpasst und den Zuhörern bei Balladen<br />
einen wohligen Schauer über<br />
den Rücken laufen lässt. Rock und<br />
GEWINNSPIEL<br />
Pop sind ihre Welt, in die sie ihr Publikum<br />
herzlich einladen. Groophonik<br />
besticht nicht nur durch seinen<br />
optimal aufeinander abgestimmten<br />
Chorgesang; alle Sängerinnen und<br />
Sänger sind gleichzeitig ausdrucksstarke<br />
Solisten und bilden eine starke<br />
Gemeinschaft unter der Leitung<br />
von Tobias Richter.<br />
Als Gastgeber wird natürlich auch<br />
der Männerchor Four Valleys auf<br />
der Bühne der Aula Böddinghausen<br />
stehen und Kostproben seines breit<br />
gefächerten Repertoires geben. Zuletzt<br />
hatten die Sänger 2012 den<br />
Titel „Meisterchor“ verteidigt. Thomas<br />
Weidebach und seine Sänger<br />
führen auch einige neu eingeübte<br />
Lieder auf. Darüber hinaus laden die<br />
Four Valleys zur After-Glow-Party im<br />
Anschluss ans Konzert im Foyer der<br />
Aula ein. In diesem lockeren Rahmen<br />
werden die drei Chöre noch das<br />
ein oder andere Lied singen.<br />
Sa., 15.11., 19.30 Uhr (Einlass 19<br />
Uhr), Aula Schulzentrum Böddinghausen,<br />
Eintritt 20 Euro, Vorverkauf<br />
bei den Sängern der Four Valleys und<br />
über die Homepage four-valleys.de<br />
Mit <strong>Komplett</strong> können Sie 3 mal 2 Eintrittskarten für das Festival Acapellissimo<br />
gewinnen. Dazu müssen sie die Preisfrage richtig beantworten:<br />
Wann verteidigte der Männerchor Die Four Valleys/MGV Bremcke<br />
zuletzt erfolgreich den Meisterchortitel im Chorverband NRW?<br />
a) 2008 b) 2010 c) 2012<br />
Die Antwort schicken Sie bitte per Postkarte an: <strong>Komplett</strong>-Verlag,<br />
Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg, Stichwort „Acapellissimo“<br />
oder an: acapellissimo@komplett-magazin.de, Betreff: „Acapellissimo“<br />
Alter Weg 7<br />
58840 Plettenberg-Ohle<br />
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Wöchentlich<br />
wechselnde Angebote<br />
Einsendeschluss ist der 31. <strong>Oktober</strong>. Die Gewinner erhalten je zwei Eintrittskarten<br />
für das Festival Acapellissimo <strong>2014</strong>. Gehen mehr als drei richtige<br />
Antworten ein, entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
7
Eine Eiche mit Herz<br />
Besuch bei Kettensäge-Künstlerin<br />
Claudia Grote in Sundern-Hagen<br />
Text Pia Mester Foto Martin Büdenbender<br />
Es ist mein erstes Mal. Ich schwitze und mein Herz pocht.<br />
Warum funktioniert das nicht? Immer und immer wieder<br />
zerre ich an dem Riemen und hoffe, dass der Motor<br />
endlich anspringt. Doch nichts tut sich. Sollte es wirklich<br />
hier dran scheitern? Claudia Grote nimmt mir die Motorsäge<br />
aus der Hand, ein Zug und sie läuft. Sie gibt sie<br />
mir zurück. Jetzt bin ich an der Reihe: Vor mir steht ein<br />
Stück eines Eichenstamms. Im Laufe dieses Vormittags<br />
soll daraus ein Herz entstehen. Für Claudia Grote, die<br />
Kettensäge-Künstlerin aus Sundern-Hagen, eine Fingerübung,<br />
für mich eine ziemliche Herausforderung.<br />
Kettensägen sind gefährlich. Es gibt Horrorfilme, die das<br />
beweisen. Daher mangelt es mir auch nicht an Respekt<br />
vor diesem Ungetüm, was da in meinen Händen leise<br />
knurrt. Ich trage eine Schnittschutzhose, eine Schutzbrille<br />
und Ohrenschützer. Claudia Grote sägt seit sieben<br />
Jahren, verletzt hat sie sich dabei noch nie. Sie steht<br />
neben mir und passt auf. <strong>Das</strong> ist ein gutes Gefühl.<br />
8
Ein Schrank voller Sägen<br />
Als erstes soll ich die Seiten des Baumstammes absägen.<br />
Gar nicht so einfach. <strong>Das</strong> Holz wackelt, als das<br />
Sägeblatt immer wieder daran abrutscht. Die Säge will<br />
nicht so, wie ich. Außerdem ist sie verdammt schwer,<br />
jedenfalls für einen Schreibtischtäter wie mich. „Die anderen<br />
Sägen sind leichter“, ermutigt mich Claudia. Wir<br />
haben uns schon nach wenigen Minuten auf das „Du“<br />
geeinigt. Für die nächsten Schritte verwendet sie spezielle<br />
Echo-Sägen aus Japan mit sogenannten Carving-<br />
Blättern, die vorne spitz zulaufen. Sie hat einen ganzen<br />
Schrank voller Sägen. Martin Büdenbender, der Fotograf,<br />
der unser<br />
Tun ablichtet, hat einen ganzen Rucksack voller Objektive.<br />
Die beiden verstehen sich.<br />
Claudias Leidenschaft für Kettensägen hat sie vor über<br />
sieben Jahren entdeckt. Damals half sie beim Weihnachtsbaumverkauf<br />
und ärgerte sich, dass sie die Sägen<br />
nicht selber bedienen durfte. Ihr Mann schenkte ihr<br />
zu Weihnachten einen Kurs. Dann wurde die 47-jährige<br />
Kuhschisshagenerin auf einen Kettensägekünstler aufmerksam<br />
und leckte Blut. Pardon, Harz. Seitdem feilt<br />
sie an ihrer Technik. Ihre erste Holzfigur, ein Bär, steht<br />
noch immer neben ihrer Garage und beobachtet jeden<br />
ihrer Fortschritte. „Der ist unverkäuflich.“<br />
Jetzt wird`s filigran<br />
Auch ich bin einen Schritt weiter. Die Seiten des Eichenstammes<br />
sind weg, die schwere Säge ebenfalls. Jetzt<br />
wird es filigran, hoffe ich jedenfalls. Doch bevor ich<br />
weitersägen darf, muss ich mein Herz erst mal auf den<br />
Baumstamm malen. Auch Claudia arbeitet mit Vorlagen.<br />
Für ihre ersten Wildschweine und Eichhörnchen hat sie<br />
die Spielzeugtiere ihrer Kinder zum Vorbild genommen.<br />
Ich merke, dass ich ein Herz noch nicht einmal malen<br />
kann: <strong>Das</strong> Ergebnis sieht aus wie ein Pavian-Popo. <strong>Das</strong><br />
kann ja was werden.<br />
Herzen und Eichhörnchen, das sind Claudias Verkaufsschlager.<br />
Oft sieht man sie auf Märkten in der Umgebung,<br />
etwa dem Hemeraner Herbst oder dem Kürbismarkt<br />
in Rärin. Dort steht sie meistens inmitten einer<br />
Traube von interessierten Zuschauern und sägt. Kleine<br />
Werke wie Herzen oder Eichhörnchen nehmen die Besucher<br />
gerne als Andenken mit nach Hause.<br />
„Verliebte gibt es ja immer“, sagt Claudia. Größere Kunstwerke<br />
sind oft Auftragsarbeiten. „Bänke sind gerade<br />
sehr beliebt“, erzählt sie und zeigt auf ein Bild an der<br />
Tür in ihrer Garage. Ein leidenschaftlicher Schachspieler<br />
hat eine Bank bestellt, natürlich eine Bank aus Schachfiguren.<br />
Mit solchen Aufträgen und Auftritten finanziert<br />
Claudia ihr Hobby. <strong>Das</strong> Material, die Sägen und besonders<br />
die Lehrgänge, die sie so oft wie möglich besucht, gehen<br />
ins Geld. Doch gerade die sind ihr wichtig: „Es ist zwar<br />
nur ein Hobby, aber ich möchte weiterkommen“, sagt sie.<br />
Zuletzt hat sie an einem einwöchigen Kurs in Österreich<br />
teilgenommen. Dort lernten die Teilnehmer von einem<br />
Bildhauer grundlegende Techniken, etwa, wie sich Bewegung<br />
darstellen lässt oder wie Körper aufgebaut sind.<br />
Während dieses Lehrgangs hat Claudia einen lebensgroßen<br />
Steinbock aus Fichtenholz gesägt. Er steht gut sichtbar<br />
in ihrem Garten, denn sie ist ziemlich stolz auf ihn.<br />
Sieht aus wie ein Herz: Pia Mester mit<br />
ihrem ersten Kettensägenkunstwerk.<br />
9
Eiche und Lärche sind haltbar, Pappel stinkt<br />
Für ihre Arbeit nutzt Claudia Grote ein ganzes Sortiment an Kettensägen.<br />
Was sie in diesen Lehrgängen lernt, gibt Claudia gerne<br />
an andere weiter. Auf Anfrage gibt sie Kurse. Höchstens<br />
drei Teilnehmer dürfen einen ganzen Tag lang unter Anleitung<br />
sägen. Sie ist eine gute Lehrerin, geduldig erklärt<br />
sie jeden Schritt und zeigt, worauf es ankommt.<br />
Dennoch möchten ihrer Erfahrung nach höchstens drei<br />
von zehn Kursteilnehmern ihre neuerworbenen Fertigkeiten<br />
vertiefen. Kettensäge-Kunst ist eben ein ziemlich<br />
ausgefallenes Hobby. Nichts, was man so nebenbei<br />
macht.<br />
Nächster Arbeitsschritt, nächste Säge. Die Kanten müssen<br />
weg, ich soll das Herz endlich aus dem Stamm befreien.<br />
Claudia gibt mir Tipps: <strong>Das</strong> helle Holz am Rand,<br />
der sogenannte Splint, muss weg, weil er irgendwann<br />
gammelt. Sie arbeitet hauptsächlich mit Eiche oder Lärche,<br />
sehr haltbaren Hölzern, selten mit Pappel: „Die<br />
stinkt.“ Allerdings ist es schwer, an entsprechend dicke<br />
Stämme heran zu kommen. Sie ist froh über jeden<br />
Waldbauern, der ihr Baumstämme von mehr als 60 Zentimeter<br />
Durchmesser liefern kann. Kirsche oder Pflaume<br />
verarbeitet sie gerne, wegen der Maserung. In ihrer<br />
Werkstatt steht ein Männertorso aus rotem Kirschholz,<br />
ein Unikat und zu schön, um verkauft zu werden. Irgendwie<br />
erinnert mich das Stück an antike Skulpturen.<br />
Wir sind zertifiziert<br />
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10
Die Herzform wird auf den Stamm gezeichnet<br />
Mit einer leichten Kettensäg, die über<br />
ein besonders spitzes Blatt verfügt,<br />
wird die Herzform herausgearbeitet.<br />
„Ich sehe mich als Kunsthandwerkerin und nicht als Künstlerin“<br />
Mein Baumstamm hingegen erinnert mich eher an<br />
Kyrill: Ganz viel zersplittertes Holz. Nach einigen anstrengenden<br />
Minuten, vielen guten Tipps vom Profi<br />
und ein paar Hilfestellungen sieht mein Herz fast aus<br />
wie ein Herz. Gut, die Kerbe in der Mitte ist etwas breit<br />
geworden und eine Seite ist etwas schief, aber egal.<br />
Ich finde mein Baby trotzdem schön. Jetzt soll ich die<br />
Kanten rund schleifen. Bei Claudia sieht das natürlich<br />
total einfach aus. Ich grübele noch, wie ich die Säge<br />
halten muss. „Immer eng am Körper“, erklärt sie. Ein<br />
Waldbauer würde mir wohl genau zum Gegenteil raten,<br />
aber so habe man das Blatt besser unter Kontrolle, sagt<br />
Claudia. Sie hat Recht. So langsam werden die Säge und<br />
ich Freunde.<br />
Und dann passiert es: Mein Sägeblatt gleitet über das<br />
Holz wie ein Messer durch weiche Butter. Ein irgendwie<br />
magischer Moment. Jeder Kante und jeder Ecke rücke<br />
ich so zuleibe. Claudia und Martin plaudern geduldig,<br />
während ich weiter an meinem Herz feile. Es macht<br />
Spaß. Und wie!<br />
Magie, nun ja. An den Kuss der Muße glaube ich ja nicht<br />
wirklich, und Claudia offenbar auch nicht. Für sie ist das,<br />
was sie tut, keine Kunst. „Ich sehe mich eher als Kunsthandwerkerin“,<br />
sagt sie. Es gebe schließlich so viele<br />
andere Kettensäge-Künstler, die besser seien als sie.<br />
Die könnten auch Gesichter schnitzen. Oder Haustiere.<br />
<strong>Das</strong> ist nämlich eine schwierige Sache, erklärt Claudia.<br />
Solche Auftragsarbeiten lehnt sie deshalb noch ab. Ob<br />
ihre Kunden in Claudia Grote auch nur eine Handwerkerin<br />
sehen, bezweifle ich. Was sie mit einer Kettensäge<br />
erschaffen kann, ist einfach schön. Uns so definiere ich<br />
Kunst. Basta.<br />
<strong>Das</strong> Holz-Herz bekommt jetzt den letzten Schliff. Claudia<br />
Grote drückt mir eine Schleifmaschine in die Hand.<br />
Feiner Holzstaub dringt mir in die Nase und in die Kleidung.<br />
Bis in die Unterwäsche, wie ich später feststellen<br />
werde. Schließlich ist mein Herz fertig. Nicht perfekt,<br />
aber fertig. Ein Herz aus einem Baumstamm. Es wird<br />
einen ganz besonderen Platz bekommen. So wie Claudias<br />
erster Bär.<br />
www.claudia-grote.de<br />
11
Rasante Kutschfahrten in Wellin<br />
Fahrsportgemeinschaft Westfalen lädt für 19. <strong>Oktober</strong> zur Märkischen Meisterschaft ein<br />
Premiere am Sonntag, 19. <strong>Oktober</strong>, in Herscheid-Wellin!<br />
Erstmals veranstaltet dort die Fahrsportgemeinschaft<br />
Westfalen die Märkischen Meisterschaften im Kutschfahren.<br />
„Wir hoffen, dass 20 bis 30 Gespanne antreten“,<br />
sagt Vorsitzender Alexander Zuchowski im Gespräch mit<br />
dem <strong>Komplett</strong>-Magazin. Ein lebhaftes Geschehen erwartet<br />
Teilnehmer und Gäste von 8 bis ca. 16 Uhr. Nach dem<br />
Dressurfahrwettbewerb am Morgen haben die Teams<br />
aus Mensch und Tier einen Pylonen- und Hindernisparcours<br />
zu meistern. Zwischen den Markierungen ist rechts<br />
und links der Kutschräder gerade mal 15 Zentimeter Luft.<br />
Fällt beim Durchfahren ein Pylon, gibt’s Strafpunkte. Es<br />
gilt den Parcours möglichst schnell fehlerfrei zu meistern.<br />
„<strong>Das</strong> ist wie Springreiten für Kutschen“, verdeutlicht Zuchowski<br />
die Wertungskriterien. Mit den abschließenden<br />
Siegerehrungen wird gegen 17 Uhr gerechnet.<br />
Gäste, die sich das Kutschfahren unter Wettbewerbsbedingungen<br />
anschauen wollen, sind herzlich auf das<br />
Fahrgelände in Wellin eingeladen. Der Eintritt ist frei.<br />
Wanderfreunde können das Fahrsportereignis als Station<br />
auf der Strecke Wiehardt-Wellin einplanen. Süße und<br />
herzhafte Verpflegung gibt es ab morgens um acht. (ut)<br />
Freie Fahrt in Finnentrop<br />
Fußgänger warten noch bis 2015 vor Glückauf-Schranke<br />
Text und Fotos Martin Droste<br />
12<br />
Fast hätte sich Dietmar Heß beim Termin mit dem<br />
<strong>Komplett</strong>-Magazin um einige Minuten verspätet. Aber<br />
nur fast. Der Bürgermeister der Gemeinde Finnentrop<br />
steckte auf dem Weg zum Rathaus mit seinem Wagen<br />
in einem Stau fest, und das in unmittelbarer Nähe des<br />
berühmt-berüchtigten Bahnübergangs. Hier mussten<br />
bis vor einigen Wochen alle Verkehrsteilnehmer auf der<br />
stark befahrenen L 539 zwei Bahnstrecken queren, um<br />
auf der anderen Seite in die B 236 einzumünden, oder<br />
umgekehrt. Und das konnte wegen der im Minutentakt<br />
geschlossenen Bahnschranken dauern.<br />
Mit diesem verkehrlichen Nadelöhr hatte der Stau<br />
diesmal aber nichts zu tun. Bürgermeister Heß saß mit<br />
vielen anderen Autofahrern in einer ganz „normalen“<br />
Straßenbaustelle fest, die aber auch schon wieder für<br />
viel Ärger sorgt.<br />
Seit Mitte Juni ist der höhengleiche Bahnübergang in<br />
Finnentrop, der in den letzten Jahren auch viele Leser<br />
des <strong>Komplett</strong>-Magazins fast zur Verzweiflung gebracht<br />
haben dürfte, endlich Geschichte. Aber erst einmal<br />
nur für alle Auto- und Kradfahrer. Fußgänger müssen<br />
nach wie vor warten, bis die im Volksmund „Glückauf-<br />
Schranke“ genannten rot-weißen Balken nach oben gehen.<br />
Und das kann manchmal ganz schön lange dauern.<br />
Mit dem Bau eines neuen Übergangs für Fußgänger und<br />
Radfahrer soll 2015 auch dieses Nerven kostende Provisorium<br />
zu Ende gehen.<br />
Was lange währt, wird endlich gut. So könnte zumindest<br />
der Optimist einen Schlussstrich unter die „unendliche<br />
Geschichte“ von der Beseitigung des Bahnübergangs<br />
Finnentrop ziehen, die in den letzten drei Jahrzehnten<br />
viele unliebsame Überraschungen bereitgehalten hat.<br />
Bürgermeister Dietmar Heß, der das planungsrechtliche<br />
Hin und Her zwischen der Deutschen Bahn, Bund<br />
und Land seit 25 Jahren im Rathaus beobachten musste<br />
und dabei meistens nur ohnmächtig zuschauen musste,
kann sich endlich freuen. „Auch wenn noch nicht alles<br />
fertig ist, wie die Anbindung der Fußgängerbrücke, so<br />
können wir doch heute hier beschwingt feiern“, begrüßte<br />
der Heggener im August die Gäste bei der Feier<br />
zum 45. Geburtstag der Gemeinde Finnentrop im neuen<br />
Lennepark.<br />
Mit diesem Bereich an der Lenne, neben der geänderten<br />
Trassenführung der L 539, hat die Kommune noch viel<br />
vor. Wo früher „alte Buden“ (BM Heß) standen, entsteht<br />
neben einem großen Park & Ride-Areal eine Grün- und<br />
Erholungszone mit einem Radweg. Auf die Ansiedlung<br />
von Gewerbe und Industrie hat die Gemeinde an dieser<br />
Stelle bewusst verzichtet.<br />
Die „neue“ L 539 lässt – aus Richtung Attendorn/Biggesee<br />
kommend – den Bahnübergang rechts liegen,<br />
führt weiter über die Lennebrücke an den Bahnanlagen<br />
vorbei und wird nördlich des Bahnhofs Finnentrop mit<br />
einem Kreisverkehr an die B 236 in Richtung Lenhausen<br />
oder Bamenohl „angedockt“ (Bürgermeister Dietmar<br />
Heß).<br />
Auch die enge Tallage im Bereich des Bahnhofs – die<br />
Entwicklung des Ortes Finnentrop ist seit 1861 eng mit<br />
dem Bau der Eisenbahnstrecke Hagen-Siegen (Ruhr-<br />
Sieg-Strecke) verbunden – soll städtebaulich aufgewertet<br />
werden. Dazu gehört vor allem die Umgestaltung<br />
des Bahnhofsbereichs.<br />
der einmal alles ganz anders. Weil die Oberleitungen<br />
der Deutschen Bahn im Weg waren, stand die teure<br />
neue Lennebrücke jahrelang ungenutzt und ohne Straßenanschluss<br />
in der Gegend herum. Jetzt rollt dort endlich<br />
der Verkehr.<br />
Die „Glückauf-Schranke“ geht zwar immer noch gefühlt<br />
alle paar Minuten rauf und runter. Aber genervt sind<br />
davon nur noch die Fußgänger. Der eine oder andere<br />
Autofahrer, der diese Stelle jetzt passiert, wird sich insgeheim<br />
schon einmal gefragt haben, wie viele Stunden<br />
oder sogar Tage er in den letzten drei Jahrzehnten vor<br />
dem geschlossenen Bahnübergang in Finnentrop gestanden<br />
haben mag.<br />
In den letzten Jahren musste sich die Gemeinde<br />
Finnentrop wegen des Ärgernisses Bahnübergangs<br />
viel Spott und Häme gefallen lassen, obwohl die<br />
Lenne-Kommune planungsrechtlich meistens nur<br />
Zuschauer war. Hier ein Beispiel:<br />
„Auf einer stark befahrenen Straße in Finnentrop<br />
gibt es eine Bahnschranke, die alle zehn Minuten<br />
schließt. Acht Stunden täglich wird somit der Verkehr<br />
blockiert. Um die Strecke umfahren zu können,<br />
baute man eine Brücke. Die ist seit April 2010<br />
fertig gestellt, aber bis heute nicht an die Straße<br />
angeschlossen. <strong>2014</strong> wird sich das ändern, aber<br />
bis dahin verschlingt die Brücke jährlich 116 000<br />
Euro an Instandsetzungskosten…“<br />
(Quelle: VOX.de vom 10. Juni 2011)<br />
i<br />
Beerdigungsinstitut Göhausen<br />
Ein für allemal will die Gemeinde Finnentrop in Sachen<br />
Bahnübergang aus den Negativschlagzeilen verschwinden.<br />
Zuletzt hatte nicht nur der Bund der Steuerzahler<br />
den Bau der 2,65 Mio. Euro teuren neuen Lennebrücke<br />
als Schildbürgerstreich angeprangert. Zum ersten Spatenstich<br />
war im März 2008 eigens der damalige NRW-<br />
Verkehrsminister Oliver Wittke in die Lenne-Gemeinde<br />
gekommen. Der CDU-Politiker kündigte dabei die Beseitigung<br />
des Bahnübergangs für „spätestens Ende 2010“ an.<br />
<strong>Das</strong> entsprechende Baustellenschild haben Finnentrops<br />
Bürgermeister Dietmar Heß und der 1. Beigeordnete<br />
Aloys Weber noch genau vor Augen. Es kam aber wie-<br />
• Erledigung sämtlicher Formalitäten<br />
• Erd-, Feuer- und Seebestattungen<br />
• Überführungen<br />
• Träger werden auf Wunsch gestellt<br />
• Sarglager<br />
• Bestattungsvorsorge<br />
• Trauerkarten und -briefe<br />
• Danksagungen<br />
Tag und Nacht erreichbar!<br />
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Breddestr. 23 · Plettenberg<br />
13
Uferpromenade in Amecke<br />
am Sorpesee wächst Von Heinz Krischer<br />
Barrierefreie Wege führen hinunter zum Seeufer<br />
Feierlich eröffnet ist sie schon – fertig aber noch nicht. Doch die neue Uferpromenade am Sorpesee macht auch jetzt<br />
schon einen tollen Eindruck. In den vergangenen Monaten wurde die Landstraße, die bisher dicht am Ufer vorbeiführte,<br />
auf rund 750 Metern Länge vom Ufer weg verlegt. So entstand ein Platz mit Wasserlauf, es wird eine Spielwiese<br />
angelegt und ein Piratenspielplatz für Kinder. Während daran zurzeit noch gearbeitet wird, sind die Promenaden-Wege<br />
für Fußgänger, die sanft zum Wasser hinunter führen, bereits fast fertig. Sie sind barrierefrei ausgestaltet, so dass auch<br />
Menschen zum Beispiel mit Rollstuhl oder Rollator dort ohne Probleme unterwegs sein können. Auf den Wegen fehlt<br />
nur noch ein letzter feiner Belag, der aber erst ganz am Schluss aufgebracht werden soll. „Sonst wird der Belag bei den<br />
noch anstehenden Arbeiten, wie zum Beispiel dem Aufstellen der Bänke an den Wegen, immer wieder beschädigt“,<br />
erläuterte Volker Broeske von der Stadt Sundern. Er leitet das Projekt und bekam bei der Eröffnung Anfang September<br />
viel Lob für die gelungene Ausführung.<br />
Gearbeitet wird zurzeit auch noch an den Stationen eines Gesundheitsweges, der einmal rund um das Vorbecken der<br />
Sorpe in Amecke führt. Barfußstationen, Kräuter-Riech-Garten und andere Punkte entlang des Weges werden aber noch<br />
bis Ende des Jahres fertig, versprach Reimund Klute, dessen Garten- und Landschaftsbauunternehmen aus Sundern-Stockum<br />
den Zuschlag für das Projekt bekommen hatte. Auch der zweite große Auftrag für die Straßen- und Tiefbauarbeiten<br />
ging an ein Sunderner Unternehmen, die Firma Hilgenroth. <strong>Das</strong>s viele der Aufträge des 4-Millionen-Euro-Projektes in der<br />
Region gehalten wurden, freute auch Sunderns Bürgermeister Detlef Lins bei der Eröffnung.<br />
14
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Jury entscheidet über<br />
Restaurant am See<br />
<strong>Komplett</strong> fertig gestellt ist der neue Radweg, der jetzt<br />
vom Ortsausgang Amecke bis zur Einmündung in den<br />
Uferrandweg an der Sorpebrücke führt. Er verläuft über<br />
eine erhöhte, breite Trasse, abgetrennt von der Straße.<br />
Bislang mussten Radler in diesem Bereich über die Landstraße<br />
fahren. Insbesondere Familien mit Kindern erlebten<br />
dabei immer wieder brenzlige Situationen.<br />
Noch offen ist, wer künftig die Gastronomie am See betreiben<br />
wird. An der Uferpromenade wurde eine künstliche<br />
Halbinsel geschaffen, auf der im nächsten Jahr ein<br />
Restaurant entstehen soll. Erste Pläne, dort ein Hotel zu<br />
eröffnen, wurden von der Stadt Sundern wieder fallengelassen.<br />
Zurzeit wird eine Ausschreibung vorbereitet; eine<br />
Jury, in der auch Experten des Hotel- und Gaststättenverbandes<br />
sitzen, soll das attraktivste Konzept für das Restaurant<br />
am See auswählen.<br />
Stadt Sundern musste<br />
in die Bresche springen<br />
<strong>Das</strong> Regionale-Projekt Uferpromenade Amecke war zur<br />
Jahreswende in die Schlagzeilen geraten. Eine Tochtergesellschaft<br />
des Sunderner Stadtmarketings, die Sundern<br />
Projekt GmbH, hatte Insolvenz anmelden müssen. Sie war<br />
für die Grundstückskäufe an der Promenade zuständig.<br />
Letztlich musste die Stadt Sundern einspringen und aus<br />
ihrem Etat die notwendigen Grundstücke kaufen. Ein Teil<br />
der Kosten soll durch den Verkauf des „Filetgrundstückes“<br />
für die Gastronomie am See wieder hereingeholt werden.<br />
Aktuelle Termine:<br />
24.-26.10.14 Eröffnungs-Wochenende mit tollen Angeboten<br />
01.11.14 Allerheiligen geschlossen<br />
02.11.14 Bootfitting Spezialsonntag mit Henrich A. Blume<br />
Fußanalyse, Sohlenanpassung und Bootfitting bitte um<br />
Terminvereinbarung ab 10:00 Uhr<br />
Saison November bis Ostern<br />
Mi. - Fr: 15 - 18 Uhr / Do: 15.00 - 19.30 Uhr / So: 11 - 13 Uhr<br />
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15
P-Weg kommt ins Kino<br />
Engagiertes Team um Patrick Tussnat<br />
und Tobias Wieneke produziert<br />
Dokumentation „P-beWEGt.<br />
Wenn der Weg zum Ziel wird“<br />
Text Bernhard Schlütter<br />
Fotos Hendrik Schulz / Privat<br />
p-bewegt.de, facebook.com/p-bewegt,<br />
weidenhofplettenberg.de (Tel. 02391 606660)<br />
Filmreif ist das P-Weg-Marathon-Wochenende schon<br />
seit seiner Premiere im Jahr 2004. Jetzt, nach seiner<br />
zehnten Auflage, ist der P-Weg-Marathon auch reif fürs<br />
Kino. Am 25. <strong>Oktober</strong> wird der Film im Plettenberger<br />
Weidenhof-Kino uraufgeführt.<br />
Patrick Tussnat und Tobias Wieneke bringen das herausragende<br />
Sportereignis im Sauerland auf die große<br />
Leinwand. „Wenn der Weg zum Ziel wird“ lautet der Zusatztitel,<br />
der die Entwicklung des P-Weg-Marathons, die<br />
Herausforderung für die Sportler und das Werden des<br />
Kinofilms gleichermaßen beschreibt. „Die Idee hatten<br />
wir schon lange“, sagt Patrick Tussnat. Jetzt fiebern er,<br />
Tobias Wieneke und ihr vielköpfiges Filmteam der Kinopremiere<br />
entgegen, genau so wie die Sportler alljährlich<br />
dem P-Weg-Marathon.<br />
Filmprojekt begann im Februar<br />
Der Kletterfelsen an der Lennepromenade ist ein Spross des Bürgerstammtischs,<br />
der in den letzten Jahren prächtig gedeiht. Von weit her<br />
kommen Sportkletterer nach Werdohl, um sich an diesem Felsen zu<br />
versuchen.<br />
Im Februar begannen Tussnat und Wieneke mit der Vorbereitung.<br />
Mit Hilfe des P-Weg-Teams recherchierten<br />
sie die Geschichte des Sportereignisses, das seit 2004<br />
Jahr für Jahr (mit Ausnahme des Kyrill-Jahres 2007) über<br />
2000 Wanderer, Walker, Läufer und Mountainbiker in<br />
die Vier-Täler-Stadt zieht. Sie finden Teilnehmer, die sich<br />
der Herausforderung P-Weg-Marathon stellen, zunächst<br />
im Bekanntenkreis. Mit der Kamera werden sie bei Trainingseinheiten<br />
begleitet, in Interviews befragt, was sie<br />
antreibt und speziell am Plettenberger Marathonereignis<br />
fasziniert. Zu Wort kommen dabei die Organisatoren<br />
Michael Schröder, Ulrich Schulte und Sebastian Tengler,<br />
Sportler wie Steve Fuhrmann und Gordon Hensel sowie<br />
Helfer wie Carmen Funk und Friedhelm Kablau u.v.m.<br />
Tussnat und Wieneke übernehmen bei den Filmarbeiten<br />
zusammen die Aufgaben des Regie führens und der<br />
Organisation. Wienekes Schwerpunkt liegt auf der Technik,<br />
Tussnats auf Marketing und Kommunikation. Beide<br />
haben P-Weg-Erfahrung. „Als Zuschauer und Helfer“,<br />
sagt Tussnat schmunzelnd. Er fährt zwar Mountainbike,<br />
am Rennen rund um Plettenberg hat er aber noch nicht<br />
teilgenommen.<br />
<strong>Das</strong> Duo Tussnat/Wieneke ist filmtechnisch aufeinander<br />
eingespielt. Zusammen drehten und produzierten<br />
sie den Fantasy-Film „Melphatria und die Prophezeiung<br />
von Aronn“. Der 45-minütige Film wurde im Sauerland<br />
gedreht, feierte 2012 in Bestwig Kinopremiere und<br />
wurde auch im Plettenberger Weidenhof-Kino gezeigt.<br />
Tussnat, der im Freizeitpark Fort Fun in Bestwig die<br />
16
Ausbildung zum Kaufmann für Marketing und Kommunikation<br />
absolvierte, hat sich in der Film- und Werbebranche<br />
selbstständig gemacht. „T & H Movies“ produziert<br />
für Unternehmen Produktvideos und Imageclips.<br />
Tobias Wieneke absolviert ein Verbundstudium. Beide<br />
investierten einen großen Teil ihrer Freizeit ins Projekt<br />
„P-beWEGt“.<br />
Bewegende Enblicke<br />
Die Drohnen sind empfindlich. Bereits bei<br />
feinstem Sprühregen kann der Quattrocopter<br />
nicht aufsteigen.<br />
„Der Film zeigt die Geschichte des P-Wegs, die damit<br />
verbundenen Höhen und Tiefen. Vor allem aber zeigen<br />
wir bewegende Einblicke in die Vorbereitungen von<br />
Sportlern und Organisatoren, bis hin zum finalen Kampf<br />
gegen die Berge und um einen Platz auf dem Siegertreppchen“,<br />
beschreibt Tussnat den Inhalt.<br />
Für die Rückblicke auf vorherige P-Weg-Veranstaltungen<br />
konnten die Macher von „P-beWEGt“ unter anderem<br />
auf Archivmaterial von Stadtmarketing-Geschäftsführer<br />
Steffen Reeder zurückgreifen. Atemberaubende Luftbilder<br />
produzieren sie selbst und setzen dafür Oktokopter-<br />
Kameras ein.<br />
Für die Dokumentation der 10. P-Weg-Auflage verwendete<br />
das Team um Tussnat und Wieneke modernste<br />
Aufnahmetechnik. „Wir arbeiten mit 4-K-Kameras, die<br />
die höchstmögliche Auflösung haben. Am P-Weg-Wochenende<br />
hatten wir insgesamt 15 Leute im Einsatz.<br />
Der Film hat auch vom Sound her absolute Kinoqualität.<br />
Er ist sehr dynamisch, und die Zuschauer erhalten<br />
Einblicke, die sonst nicht möglich sind.“ So schaut die<br />
Kamera beim Start der Biker hinter die Kulissen, werden<br />
die Rennimpressionen aus den unterschiedlichen<br />
Perspektiven von Sportlern, Helfern, Organisatoren und<br />
Zuschauern gezeigt.<br />
Finanziert wird der Film „P-beWEGt“ übrigens durch<br />
heimische Sponsoren. Einen finanziellen Gewinn haben<br />
Tussnat & Co. nicht. „Alle haben aus Begeisterung mitgemacht,<br />
erhalten nur die Kosten für An- und Abfahrt,<br />
Unterkunft und Verpflegung.“ Und das passt ja zum P-<br />
Weg-Marathon, der eine ehrenamtlich organisierte Veranstaltung<br />
ist und dessen Erlös jedes Mal an eine andere<br />
gemeinnützige Einrichtung bzw. einen Verein geht.<br />
„Da haste dir jetzt richtig was eingebrockt“, sagt Steve<br />
Fuhrmann am Ende des Trailers für den Kinofilm. So<br />
ging es auch den Filmmachern während der achtmonatigen<br />
Arbeit an „P-beWEGt“. Auch für sie gilt der Titel<br />
„Wenn der Weg zum Ziel wird“.<br />
Der Kinofilm „P-beWEGt“ zeigt das Sportgroßereignis P-Weg-Marathon aus<br />
den Perspektiven von Sportlern, Organisatoren, Helfern und Zuschauern.<br />
Sebastian Tengler am Laptop bei den Filmaufnahmen zu „P-beWEGt“<br />
Genaue Anweisungen: Patrick Tussnat (rechts)<br />
erklärt seinen Leuten detailliert, wie er sich die<br />
Aufnahmen wünscht.<br />
Weitere Termine sind vorgesehen. Informationen gibt<br />
es im Weidenhof-Kino.
Moderne Technik<br />
hält Einzug auf<br />
Streuobstwiesen<br />
Obstsammler fördert Wirtschaftlichkeit –<br />
Naturschutzzentrum geht neue Wege<br />
Text und Fotos: Rüdiger Kahlke<br />
Es rauscht als falle eine Gewitterböe ein. Die Äste<br />
biegen sich. Aus dem grünen Blätterdach fallen rote<br />
Äpfel. Abgefedert durch das knöchelhohe Gras schlagen<br />
die purpurroten Cousinat dumpf auf dem Boden auf. - In<br />
der Streuobstwiese hat die Technik Einzug gehalten.<br />
Eine weich gepolsterte Manschette wird in der Krone<br />
um den Stamm gelegt. Sie ist über ein 15 Meter<br />
langes Stahlseil mit einem Rüttelaufsatz am Traktor<br />
verbunden. Auf Knopfdruck wird der Baum geschüttet<br />
– das Obst fällt runter. Jetzt bücken und aufsammeln<br />
ist nicht mehr. „Technik in der Obstwiese“ heißt das<br />
Tagesseminar in der Streuobstwiese in Iserlohn-Kalthoff.<br />
Während Klaus Schulte vom Naturschutzzentrum<br />
Märkischer Kreis noch ein paar Ausführungen zur<br />
maschinellen Obsternte macht, startet Patrick Mösch<br />
den Obstsammler. <strong>Das</strong> Gerät, das aussieht aus wie eine<br />
kleine Straßenkehrmaschine, sammelt die Äpfel auf.<br />
Bürsten fegen gleich das anhaftende Laub oder Gras<br />
weg. „<strong>Das</strong> machen sie in Süddeutschland schon seit<br />
20 Jahren so“, erläutert Schulte. Der Einsatz der<br />
Ertrag und Qualität der Ernte sind<br />
Technik schade weder der Streuobstwiese noch von Jahr zu Jahr verschieden.<br />
dem Obst. Allerdings: Es muss dann zeitnah<br />
verarbeitet werden. „Drei, vier Tage“, schätzt<br />
Schulte, „könnte man die Äpfel noch lagern“<br />
bevor sie in die Saftpresse müssen.<br />
Der Obstsammler eignet sich nur, wenn die Äpfel<br />
anschließend vermostet werden. <strong>Das</strong> 20.000<br />
Euro teure Gerät hat das Naturschutzzentrum<br />
im vorigen Jahr mit Fördermitteln der<br />
Bezirksregierung angeschafft. Es soll, so Klaus<br />
Schulte, zur Pflege alter Obstbestände eingesetzt<br />
werden. Bis zu drei Tonnen kann die Maschine<br />
in einer Stunde sammeln. – Nichts für kleine<br />
Flächen. Deswegen wird das Gerät auch in<br />
einem Umkreis bis zu 120 Kilometern verliehen.<br />
18
Interessenten können die Maschine<br />
mit Fahrer beim Naturschutzzentrum<br />
MK mieten.<br />
Aber auch auf kleineren Flächen hat<br />
das Bücken in den Streuobstwiesen<br />
ein Ende. Dafür gibt es kleine Sammler,<br />
die unter den Bäumen hergeschoben<br />
werden können.<br />
Für Hans Obergruber, Leiter des<br />
Naturschutzzentrums Märkischer<br />
Kreis, geht es darum „Hilfestellung<br />
In einem Seminar „Technik der Obstwiese“ stellt das Naturschutzzentrum MK<br />
maschinelles Obstbaum schütteln und Obstsammler vor. Die Geräte dienen der zu leisten, damit die Streuobstwiesen<br />
Bewirtschaftung von Streuobstwiesen. Der Ostsammler ist der erste in der Region. nicht verschwinden“. Und das geht<br />
In Süddeutschland ist der Einsatz dieser Maschinen längst üblich.<br />
am besten, wenn es halbwegs<br />
wirtschaftlich ist. Für den Agrar-Ingenieur sind die<br />
Streuobstwiesen, die es früher auf jedem Bauernhof<br />
gab, nicht nur „ästhetisch ein Genuss“, sie bieten auch<br />
optimale Bedingungen für eine Vielzahl von Lebewesen<br />
von Insekten über Vogelarten wie Steinkauz und<br />
Grünspecht bis zu Fledermausarten. Die Überlegung<br />
des Naturschutzzentrums war: „Wenn man was tut,<br />
steigt die Chance, die Wiesen zu erhalten“, blickt<br />
Obergruber zurück. Die Idee der Naturschützer: „Wir<br />
machen es selber.“ Seit mehr als 20 Jahren kauft das<br />
Naturschutzzentrum im Herbst Äpfel aus Streuobstwiesen<br />
auf, vergütet die Lieferanten in bar oder mit Saft. Der<br />
ist mittlerweile zwischen Ebbegebirge im Süden und<br />
Ruhrtal im Norden des Märkischen Kreises zur einer<br />
regionalen Spezialität geworden. Seit 1991 wird der<br />
Saft vermarktet. „Mit erfreulicher Tendenz nach oben“,<br />
bilanziert Obergruber.<br />
Cox Orange - ein Apfel wie aus dem<br />
Bilderbuch und das im Sauerland..<br />
Über Förderprogramme wurden seit den 1990-er<br />
Jahren kreisweit Streuobstwiesen mit annähernd<br />
5000 Bäumen angelegt, schätzt Obergruber. Dabei<br />
gibt es ein Nord-Süd-Gefälle. Im Raum Balve oder<br />
im Lennetal wachsen und tragen die Bäume besser<br />
als in Höhenlagen wie in Herscheid. Die Anschaffung<br />
des Obstsammlers soll „technikfreundliche Landwirte<br />
ansprechen“, sagt Obergruber. „Wir wollen zeigen,<br />
dass man damit auch die Ernte noch geregelt kriegt.“<br />
Trotzdem: Streuobstwiesen anzulegen „bleibt etwas<br />
für Liebhaber, sonst würden die auch ohne Förderung<br />
angelegt.“ Aber: ohne sie würde etwas in der Region<br />
fehlen. Den einen der Saft, den anderen die blühenden<br />
Bäume als Farbtupfer in der Landschaft – und vielen<br />
kleinen Tieren ihr Lebensraum.<br />
19
• Unter dem Label „Märkischer Garten“ vermarktet das Naturschutzzentrum Märkischer Kreis e.V. Apfelsaft<br />
aus Streuobstwiesen.<br />
• Grob gerechnet ergibt ein Kilo Äpfel eine Flasche (0,7 l) Saft.<br />
• Anfangs wurden im Jahr 30.000 Flaschen des Saftes hergestellt. Inzwischen werden jährlich etwa 100.000<br />
Flaschen der märkischen Spezialität produziert. Bisher gab es den Apfelsaft nur naturtrüb, künftig wird es<br />
auch klaren Saft gebe.<br />
• Zudem wird Obst aus den Streuobstwiesen auch zu Obstbrand verarbeitet.<br />
• Für Äpfel startet das Naturschutzzentrum im Herbst Sammelaktionen an verschiedenen Orten. Wer Obst<br />
abgibt, muss versichern, dass es unbehandelt ist und aus Streuobstwiesen stammt. Je 100 Kilo angelieferter<br />
Äpfel zahlt das Naturschutzzentrum 18 statt bisher 15 Euro.<br />
• Die Termine in diesem Jahr sind Samstag, 11. und 15. <strong>Oktober</strong>, am Hof Crone, Werdohl, Dösseln; Joest‘ s<br />
Hofladen, Meinerzhagen, Gräflingholz 1 und Landhandel Gödde, Balve, Hönnetalstraße 10-12 (Sammlung<br />
hier täglich).<br />
• Zur Vermostung kleinerer Mengen leiht das Naturschutzzentrum auch Saftpressen aus. Zielgruppen sind<br />
vor allen Kindergärten und Schulen, um den Kindern die Natur näher zu bringen.<br />
• Mehr über Streuobstwiesen und märkischen Apfelsaft:<br />
• www.naturschutzzentrum-mk.de / www.heesfelder-muehle.de<br />
i<br />
Personalausweis für<br />
alte Sorten – Kataster hilft<br />
bei Auswahl der Bäume<br />
Im Gespräch ….<br />
… mit Gabi Brunsmeier, Obstwiesen-Beraterin am Zentrum<br />
für Naturschutz und Kulturlandschaftspflege (Heesfelder<br />
Mühle) in Halver. Der Verein Heesfelder Mühle e.<br />
V. hilft bei der Anlage und Pflege von Streuobstwiesen.<br />
Frau Brunsmeier, was fällt Ihnen als erstes beim Stichwort<br />
„Apfel“ ein?<br />
Gabi Brunsmeier: Ein altes Kulturgut, eines der ältesten<br />
der Menschheit, das durch Auslese und Züchtung<br />
immer besser geworden ist.<br />
<strong>Das</strong> Sauerland steht nicht im Ruf Obstanbaugebiet<br />
zu sein. Sie haben selbst im Südkreis und Herscheid<br />
Streuobstwiesen angelegt. Wie sind die Erfahrungen?<br />
Äpfel wachsen bis zu 700 Höhenmetern, viele auch nur<br />
bis zu 200 Höhenmetern. Elster zum Beispiel wächst<br />
hier gar nicht. Zum Teil muss man das ausprobieren.<br />
Wie machen Sie das?<br />
Wir haben die Bäume katalogisiert. Wir wissen genau,<br />
wo welche Bäume stehen. <strong>Das</strong> ermöglicht uns Vergleiche<br />
zu ziehen und bei der Beratung entsprechende Hinweise<br />
zu geben, welche Sorten sinnvoll sind. Außerdem<br />
dient das Kataster bei sehr alten Bäumen auch dazu<br />
herauszufinden, um welcher Sorten es sich handelt.<br />
Wir können einen pomologischen Vergleich anstellen.<br />
Und schließlich wissen wir, welchen Baum wir ersetzen<br />
müssen, wenn mal einer eingeht. Schilder an Bäumen<br />
gehen zudem oft verloren oder sind nach einiger Zeit<br />
nicht mehr lesbar. Auch da hilft der Pflanzplan.<br />
Nicht jeder hat gleich riesige Grundstücke um Streuobstwiesen<br />
anzulegen. Was sind die Bedingungen?<br />
Für Streuobstwiesen gibt es Förderprogramme des<br />
Landes und der EU.<br />
20
Die Anträge können über uns gestellt werden. Eine<br />
Streuobstwiese muss mindestens 1500 Quadratmeter<br />
groß sein. Will jemand nur ein paar Bäume im Garten<br />
pflanzen, können wir das mit in einen Sammelantrag<br />
aufnehmen. Pro Baum gibt es 64 Euro Zuschuss. Der Eigenanteil<br />
beträgt 16 Euro. Damit sind auch Pflanz- und<br />
Pflegekosten abgegolten. Derzeit sind die Fördermittel<br />
aber wegen der Haushaltssperre des Landes nicht verfügbar.<br />
Gespräch mit Obstwiesen-Beraterin Gabi Brunsmeier über Streuobstwiesen<br />
und Baumkastater für alte Sorten an der Heesfelder Mühle.<br />
Hans Obergruber, Leiter des Naturschutzzentrums Märkischer Kreis<br />
in Lüdenscheid. Er erläutert die Geschichte der Streuobstwiesen und<br />
stellt Entsafter-Sets vor, die das Naturschutzzentrum an Schulen und<br />
Iinstitutionen verleiht. Neben Apfelsaft aus Streuobstwiesen vermarktet<br />
das Naturschutzzzentrum auch Obstbränbde aus märkischen<br />
Streuobstwiesen.<br />
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21
Sonnenfänger nennen sich diese gelb<br />
leuchtenden Scheiben, die schon bald den<br />
Wanderweg von der Lenne hinauf zum<br />
Aussichtspunkt Remmelshagen markieren<br />
sollen. Die ersten Sonnenfänger-Modelle<br />
hat das <strong>Komplett</strong>-Magazin schon im August<br />
in einem Büro von Stadtplaner Stefan<br />
Groß entdeckt.<br />
Werdohl baut um<br />
Im Kulturbahnhof wird Service- und Infopoint eingerichtet<br />
Text und Fotos<br />
Martin Büdenbender<br />
<strong>Das</strong> Stadtumbaubüro hat Ende August<br />
seine Türen geschlossen, aber<br />
der Stadtumbau in Werdohl läuft<br />
weiter. Aus dem Trio - Stadt Werdohl,<br />
Werdohl Marketing und Stadtumbaumanagement<br />
- ist ein Duo<br />
geworden.<br />
Trotz klammer Haushaltskassen<br />
tut sich im kleinen Werdohl in den<br />
letzten Jahren viel. Ermöglicht wird<br />
dies unter anderem durch das Förderprogramm<br />
Stadtumbau West des<br />
Landes NRW. Der neue Kulturbahnhof<br />
und auch die Neugestaltung des<br />
Schulumfeldes in Ütterlingsen sind<br />
zwei bereits abgeschlossene Projekte,<br />
die vom Stadtumbaumanagement<br />
begleitet wurden. Viele andere<br />
Maßnahmen - die Neugestaltung<br />
des Brüninghaus-Platzes mit Lennezugang,<br />
der Westpark, der Ausbau<br />
von Rad- und Wanderwegen, oder<br />
auch die Finanzierung von Aktionen<br />
über Beteiligungsbudget und Projektfonds<br />
- laufen weiter. Genug zu<br />
tun gäbe es also auch weiterhin für<br />
ein Stadtumbaumanagement. Susanne<br />
Macaluso vom Werdohl Marketing<br />
bedauert es daher sehr, „dass<br />
für den Betrieb des Stadtumbaubüros<br />
die finanziellen Mittel nur für<br />
drei Jahre zur Verfügung standen.“<br />
Stadtumbaubüro war<br />
Anlaufstelle für alle Bürger<br />
Bürgermeisterin Silvia Voßloh verabschiedete<br />
im Rahmen einer Feierstunde<br />
am 21. August die beiden<br />
Mitarbeiter Anna Schwengers und<br />
Erik Vorwerk, die für die Stadterneuerungs-<br />
und Stadtentwicklungsgesellschaft<br />
NRW künftig an anderer<br />
Stelle wirken werden. In den vergangenen<br />
36 Monaten standen sie Werdohls<br />
Bürgern zweimal wöchentlich<br />
22
mit Rat und Tat zur Seite. Ihr kleines<br />
Büro an der Freiheitsstraße 5a war<br />
Anlaufstelle für alle Bürger, die Fragen,<br />
Anregungen und Ideen zum<br />
Umbau ihrer Stadt hatten.<br />
Genauso wie Stadtplaner Stefan<br />
Groß ist Susanne Macaluso zuversichtlich,<br />
dass trotz der Schließung<br />
des Büros der Stadtumbau „reibungslos<br />
weiterlaufen wird“. Eine<br />
Lösung hat man auch schon parat:<br />
Künftig soll in Werdohler Kulturbahnhof<br />
ein Service- und Infopoint<br />
eingerichtet werden. Der wird unter<br />
anderem die Aufgaben des<br />
Stadtumbaubüros übernehmen. Die<br />
passenden Räumlichkeiten stehen<br />
im renovierten Bahnhofsgebäude<br />
schon bereit (Eingang Stadtmuseum<br />
und dann geradeaus). „Und<br />
wenn sich die Lenneroute etabliert,<br />
kommt einer solchen Informationszentrale<br />
eine noch größere Bedeutung<br />
zu“, ergänzt Susanne Macaluso<br />
und macht deutlich, dass diese Einrichtung<br />
nicht nur den Bürgern, sondern<br />
künftig auch vielen Besuchern<br />
der Stadt eine Hilfe sein wird.<br />
Wann der Servicepoint eröffnet, ob<br />
noch in diesem Herbst oder erst im<br />
kommenden Jahr, steht jedoch noch<br />
nicht fest. „Aber wir arbeiten daran“,<br />
versichert Bürgermeisterin Silvia<br />
Voßloh.<br />
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Bürgermeisterin Silvia Voßloh (2.v.r.)<br />
bedankt sich bei Anna Schwengers (2.v.l.)<br />
und Erik Vorwerk (links) für die geleistete<br />
Arbeit des Stadtumbaumanagements.<br />
Rechts: Tina Kuras-Sochanowski von<br />
steg-NRW<br />
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23
Ohne uns<br />
läuft nichts<br />
<strong>Das</strong> Plettenberger Gesenkschmiede-Museum soll erzählen,<br />
wie sich Plettenberg das Glück schmiedete<br />
Text Susanne Vohwinkel, Fotos Martin Büdenbender und Hendrik Schulz<br />
Wäre Plettenberg morgen von der<br />
Außenwelt abgeschnitten, stünden<br />
nächste Woche in den europäischen<br />
Autofabriken die Bänder still.<br />
VW, BMW, Mercedes, Renault oder<br />
Volvo – sie alle brauchen in ihren<br />
Motoren Schmiedestücke. Von Seissenschmidt,<br />
von Rasche, Groll, von<br />
Schmiedetechnik Plettenberg. Rund<br />
25 Prozent des weltweiten Bedarfs<br />
an Pleuelstangen etwa liefert Mahle<br />
Motorkomponenten aus Plettenberg.<br />
In manchen Marken steckt<br />
100 Prozent Mahle. Erklärung des<br />
Erfolgs? <strong>Das</strong> Unternehmen verweist<br />
auf die traditionell enge Zusammenarbeit<br />
mit der Autoindustrie. Man<br />
warte die Entwicklung eines neuen<br />
Motors nicht ab, sondern bringe sich<br />
im gemeinsamen Entwicklungsprozess<br />
ein. So sind technische Neuerungen<br />
zum frühesten Zeitpunkt<br />
lieferbar. Langjährige Erfahrung wird<br />
wohl auch eine Rolle spielen. Seit<br />
1866 wird am Standort geschmiedet,<br />
zuerst Bauteile für Nähmaschinen,<br />
dann für die Eisenbahn,<br />
für Fahrräder und schließlich für die<br />
Autoindustrie. Die ersten Pleuelstangen<br />
gingen 1904 in Serie.<br />
Mahle und ihre Pleuel sind typisch<br />
für die Plettenberger Industrie. Hier<br />
24
Keine Sorgen<br />
beim Entsorgen!<br />
Schrott- und<br />
Metallgroßhandel<br />
Eisenschrott · Kernschrott · Blechschrott<br />
Eisenspäne · Mischschrott · Gratschrott<br />
Stanzabfälle · Maschinenschrott<br />
Kühlschrott · Nirosta-Schrott · VA-Schrott<br />
Chromschrott · NE-Metalle · Aluminium<br />
Messing · Kupfer · Bronze<br />
Mulden- und<br />
Containerdienst<br />
Heute noch Wirrwarr, ab Sommer 2015 ein Museum:<br />
Die alte Gesenkschmiede soll zu neuem Leben erwachen.<br />
Bauschutt · Baumischabfälle<br />
Abfall zur Verwertung · Sperrmüll<br />
Holz · Pappe/Papier<br />
werden viele begehrte Teile hergestellt,<br />
deren Markennamen nur<br />
Insider kennen, ohne die aber<br />
nichts läuft. Wer irgendwo in Europa<br />
tankt, benutzt mit großer<br />
Wahrscheinlichkeit Zapfventile für<br />
Tankpistolen, gegossen bei Elaflex<br />
Hiby. Zahnräder für die Fahrzeuge<br />
der Welt presst Seissenschmidt,<br />
10.000 Schmiedeteile pro Stunde.<br />
Alles aus Metall oder Kunststoff,<br />
gepresst, gegossen, gehämmert,<br />
gedreht, gestanzt, gezogen. Kalt<br />
oder warm umgeformt. Ausgedacht<br />
und produziert in einer<br />
Kleinstadt im Sauerland ohne<br />
Autobahnanschluss und ohne<br />
Ingenieur-Schule. Keine 30.000<br />
Einwohner, aber eine Hammer-<br />
Reputation überall da, wo präzise<br />
Bauteile gebraucht werden.<br />
25
Genau das will das Gesenkschmiede-Museum<br />
Plettenberg an authentischem<br />
Ort erzählen. Auf dem<br />
Gelände und in den Hallen der<br />
ehemaligen Gesenkschmiede Langenbach<br />
im Grünetal. Hier erfährt<br />
man ab Sommer 2015, wie Plettenberg<br />
Industriestadt wurde und<br />
wie es gelang, den Strukturwandel<br />
erfolgreicher zu meistern als andere<br />
Industrieregionen. <strong>Das</strong> Museum<br />
ist als Regionale-Projekt Teil der<br />
südwestfälischen Initiative „WasserEisenLand“.<br />
Unter dem Motto „lebendige<br />
Industriegeschichte“ haben<br />
sich technische Kulturdenkmäler der<br />
Region zusammengeschlossen. Zwischen<br />
Soest und Siegen erstreckt<br />
sich eine der ältesten und bedeutendsten<br />
Montanregionen Deutschlands.<br />
Es gab Erz, Wasser und Wald,<br />
schon im Mittelalter brachte heimisches<br />
Holz die ersten Hochöfen Europas<br />
zum Kochen, während in den<br />
Flusstälern Wasserräder die Schmiedehämmer<br />
antrieben. Bis heute ist<br />
hier die höchste Industriedichte in<br />
ganz NRW.<br />
Die Plettenberger Kleineisen-Industrie<br />
gilt als typisch für die Entwicklung<br />
der gesamten Region.<br />
Seit dem 17. Jahrhundert wird hier<br />
Roheisen zu Stahl veredelt und<br />
weiterverarbeitet. Man zog Draht<br />
und schmiedete Kleinteile: Sensen,<br />
Nadeln, Schrauben, Ketten und Nägel.<br />
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
spezialisierten sich viele Betriebe<br />
auf ein Novum, das Schmieden im<br />
Gesenk. Mit diesem Massenproduktionsverfahren<br />
lassen sich hoch beanspruchbare<br />
und dennoch leichte<br />
Bauteile herstellen. Erfolgsrezept:<br />
Kleine, flexible Unternehmen stellen<br />
hochpräzise Teile her, meist zu Fortbewegungszwecken.<br />
Zu dieser Zeit<br />
war das Eisenbahnzubehör, später<br />
Fahrradteile, ab 1920 Innenteile für<br />
Automobile – und das ist heute noch<br />
so. Viele Firmen sind bis heute das,<br />
was der Volksmund „Fabriksken“<br />
nennt: Mittelständler mit weniger<br />
als hundert Beschäftigten.<br />
Nicht allen gelang die permanente<br />
Anpassung an den Markt. Langenbach<br />
musste 1999 aufgeben, erwacht<br />
aber als Muesum nun wieder<br />
zum Leben. Baubeginn war erst vor<br />
Kurzem, noch ist das Areal eine Baustelle.<br />
Mit Phantasie, den Plänen<br />
und Beschreibungen werfen wir einen<br />
Blick in die Zukunft. Stellen Sie<br />
sich vor, das Museum ist eröffnet…<br />
Zuerst fallen riesige Maschinen ins<br />
Auge. Ein Lufthammer. Ein Fallreckhammer.<br />
Eine horizontale Schmiedepresse.<br />
Der nächste Eindruck: Explosionsartiges<br />
Knallen, alle 15 Sekunden<br />
hallen Schläge über das Gelände.<br />
Die Klänge der schlagenden<br />
Hämmer, die heute vom Tonband<br />
kommen, waren einst der Puls-<br />
MEHR FLÄCHE, MEHR LEISTUNG<br />
Mehrmarken-Center DS Automobile mit neuer Ausstellungshalle<br />
<strong>Das</strong> Mehrmarken-Center DS Automobile in Plettenberg-Ohle<br />
hat sein Angebot vergrößert. Mit einer neu-<br />
Fahrradträger, Dachboxen uvm.<br />
Festeinbau) und Zubehörteile wie Anhängerkupplung,<br />
en Ausstellungshalle und einer zusätzlichen gepflasterten<br />
Freifläche hat Inhaber Dennis Schemmel den lienunternehmen, das Rudi Schemmel 1955 als Tank-<br />
Dennis Schemmel bildet die dritte Generation im Fami-<br />
Betrieb um 900 auf insgesamt 4000 m2 erweitert. Hier stelle und KFZ-Werkstatt gründete. Sein Sohn Klaus<br />
präsentiert er den Kunden Neu- und Gebrauchtwagen übernahm und erweiterte den Betrieb ab 1985. 1996<br />
sowie Nutzfahrzeuge. „80 bis 100 Fahrzeuge sind immer<br />
vor Ort“, erklärt Schemmel.<br />
die Firma DS Automobile als reinen Fahrzeughandel.<br />
trat Dennis Schemmel ins Unternehmen ein, gründete<br />
<strong>Das</strong> Mehrmarken-Center führt Neu- und Werksdienstwagen<br />
aller namhaften Automarken. Darüber hinaus berg, ebenfalls ein alteingesessenes Plettenberger<br />
Seit 2005 gehört Schemmel auch der Autoverleih Lim-<br />
ist DS Automobile der richtige Ansprechpartner für Alufelgen<br />
führender Hersteller, Navigationsgeräte (auch PKW, LKW, Neun-Sitzer-Busse sowie<br />
Unternehmen. Zur Vermietung stehen derzeit rund 40<br />
Anhänger.<br />
26
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Der Hammer: Kernstück des Schmiedemuseums.<br />
schlag der Innenstadt, bis 1970 im Zuge der Stadtsanierung<br />
die letzten Firmen ins heutige Industriegebiet<br />
umsiedelten. Wo heute das Rathaus steht, erstreckten<br />
sich früher Fabrikgebäude der Firma Seissenschmidt.<br />
Bei jedem Schlag des Fallhammers hüpfte in den nahen<br />
Wohnungen das Porzellan im Schrank.<br />
Die Firma Langenbach ist nie umgezogen. Die ersten<br />
Gebäude entstanden Mitte des 19. Jahrhunderts als<br />
Kupferschmelzhütte, wurden kurz vor 1900 zur Gesenkschmiede<br />
mit Riemenfallhammer umgebaut, der bis<br />
zur Schließung in Betrieb blieb. Eine Ausstellung inszeniert<br />
den Arbeitsalltag der kleinen Fabrik um 1960: Neben<br />
der Meisterbude der Stechkartenhalter, via Monitor<br />
berichten Mitarbeiter über ihre Arbeit. Im Radio läuft<br />
Fußball – samstags wurde gearbeitet. Wirtschaftliches<br />
Überleben hing von der Anpassungsfähigkeit an die<br />
Nachfrage ab. Und von der Fähigkeit, speziell zu fertigen.<br />
Genau acht Spannglieder als Sonderanfertigung<br />
für die Raumfahrtbehörde ESA, teilt eine Info-Tafel mit.<br />
In der Schmiede selbst sieht es aus wie früher. Nichts<br />
repräsentativ, nichts dekorativ. Spärlich beleuchtet, es<br />
riecht nach Getriebeöl, Staub, Ruß und Rost. Es riecht<br />
nach schwerer, körperlicher Arbeit.<br />
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27
28<br />
Im diffusen Licht Zangensätze, ein<br />
Bündel Metallstangen. Unter der<br />
Decke ein Gewirr aus Transmissionsriemen,<br />
sie trieben den Hammer an.<br />
Bis 1966 lieferte Wasser ganz oder<br />
teilweise die Antriebskraft, bevor<br />
Strom übernahm. <strong>Das</strong> längst abgebaute<br />
so funktioniert das seit 150 Jahren<br />
und trotz allem technischen Fortschritt<br />
funktioniert das auch heute<br />
noch so. Die Produktion von Mahle-<br />
Pleuelstangen verläuft allerdings<br />
größtenteils vollautomatisch. Roboterarme<br />
legen an fünf hydraulischen<br />
Wasserrad läuft als schat-<br />
Oberdruckhämmern vorgeformte<br />
tenspielartige Projektion an einer<br />
Wand. Eine Vitrine zeigt ein Gesenk,<br />
zwei Hälften der Form, in die<br />
der Metallrohling gequetscht wird;<br />
als typisches Produkt eine Augenschraube,<br />
die es als Andenken am<br />
Ausgang gibt.<br />
Stahlstücke ein, alle 4,5 Sekunden<br />
kracht es, der Bär fällt hydraulisch<br />
beschleunigt aufs Schmiedestück.<br />
Keine Transmissionsriemen mehr,<br />
das Rohmaterial wird nicht mehr<br />
von Hand geteilt und vorgeglüht.<br />
Manches bleibt. Immer noch riecht<br />
es nach glühendem Metall, es ist<br />
In der Mitte des Raumes steht der<br />
Riemenfallhammer. Unscheinbar eigentlich,<br />
außer Funktion. Aber wenn<br />
der „Bär“ mit ungeheurer Wucht auf<br />
das Gesenk kracht… Er wurde restauriert,<br />
ist voll funktionsfähig. Einige<br />
Male im Jahr zeigt er, was er kann.<br />
Gesenkschmieden ist wie Waffelnbacken<br />
– ein Teigrohling aus vorgeformtem,<br />
glühenden Stahl wird in<br />
das Unterteil einer Form gelegt, die<br />
Gegenform darüber am Hammerbär.<br />
Sie wird fallengelassen, das Material<br />
gequetscht, rechts und links tritt<br />
„Stahlteig“ aus, der später abgegratet<br />
werden muss. Abkühlen, säubern,<br />
Qualitätskontrolle, fertig.<br />
Hitze, Stahl und Hammerschläge –<br />
heiß, rhythmische Hammerschläge<br />
bestimmen die Zeit. Und es gibt sie<br />
noch, die Männer, die rotglühenden<br />
Stahl mit großen Zangen unter Hämmer<br />
schieben. Bei Mahle werden<br />
Kleinserien unter 100.000 Stück an<br />
„manngeführten Anlagen“ gefertigt.<br />
Die Entwicklung vom Freischmieden<br />
über die ersten dampfgetriebenen<br />
Fallhämmer bis zum heutigen High-<br />
Tech-Schmieden, damit verbunden<br />
die Geschichte der Plettenberger –<br />
das möchte man in einer zweiten<br />
Halle auf dem Langenbach-Gelände<br />
vorstellen. Gebaut um 1980 wurden<br />
hier Schmiedestücke in Handarbeit<br />
an verschiedenen Maschinen<br />
weiterverarbeitet und die Gesenke<br />
Der alte Hammerteich ist längst nicht mehr in Benutzung.<br />
hergestellt. In der Vision der Museumsplaner<br />
soll hier eine Ausstellung<br />
auf den Spuren der 1896 in<br />
Betrieb genommenen Plettenberger<br />
Kleinbahn entstehen. Noch sind die<br />
Gelder nicht bewilligt, noch gibt es<br />
keinen Zeitplan. Aber man kann sich<br />
das ja mal vorstellen…<br />
Quer durch die Halle erstreckt sich<br />
ein Sockel, darauf ist ein historischer<br />
Kleinbahn-Plan von 1920 abgebildet.<br />
An Stationen bewegt sich<br />
der Besucher rückwärts in der Zeit.<br />
Am Bahnhof verlässt die Bahn das<br />
Werksgelände Graewe & Kaiser,<br />
dann der Opel P4/12, „Laubfrosch“<br />
– er lief 1924 vom Band, seine Fensterschienen<br />
lieferte die Firma Wilhelm<br />
Schade an der Bahnhofstraße.<br />
Vorbei an der Jahnturnhalle und am<br />
ehemaligen Theater geht es zur Gabelfabrik<br />
der Firma Reinländer. Hier<br />
wurde 1908 gestreikt, mit breiter<br />
Unterstützung der Plettenberger<br />
Arbeiterbewegung. Am Weg: Unternehmervillen<br />
und Arbeitersiedlungen,<br />
das Krankenhaus.<br />
Endstation Oestertal, bei der Firma<br />
Brockhaus Söhne, heute Mahle. Hier<br />
kommt der Pleuel wieder ins Spiel,<br />
mattgrau schimmernd. Ein Produkt,<br />
in dem 150 Jahre Schmiede-Schweiß<br />
stecken. Ergebnis von Erfahrungen,<br />
die sich unsere Ur-Urgroßväter in<br />
Zwölfstundenschichten in heißen,<br />
lauten Fabrikhallen erschufteten.<br />
Diesen Erfahrungen verdanken die<br />
Plettenberger an ihren klimatisierten<br />
Arbeitsplätzen mit schallgedämpften<br />
Maschinen heute ihre hohen<br />
Löhne und ihre Vollbeschäftigung.<br />
Fast 70 Prozent der Bürger arbeiten<br />
noch heute in der Industrie. Ein Spitzenwert.<br />
Hier wird in sechster Generation<br />
das Wissen weiterentwickelt,<br />
wie man aus großen Metallbrocken<br />
was kleines Feines macht. Perfekte<br />
Pleuel zum Beispiel.
10. Rock – und Oldienacht in Landemert<br />
Fans guter Musik sollten sich den 18. <strong>Oktober</strong> in ihrem<br />
Kalender anstreichen. Denn dann veranstaltet die Löschgruppe<br />
Landemert ihre Rock- und Oldienacht. Es ist die<br />
10. Auflage dieser beliebten Veranstaltung. Auch in diesem<br />
Jahr wird die Band Nightlife die Landemerter Schützenhalle<br />
zum Beben bringen. Die Musiker um Sänger Dirk<br />
Hackenberg bezeichnen Landemert als ein Highlight in<br />
ihrem Terminkalender. Karten gibt es für 10 Euro im Vorverkauf<br />
im Wiedengrill in der Grünestraße (Plettenberg)<br />
und im Gasthof Käsebrink in Landemert.<br />
Es ist Nightlife zum bewährten Ritual geworden: Spätestens<br />
beim dritten Titel bittet Sänger Dirk Hackenberg<br />
das Publikum zum ersten Mal freundlich um Mithilfe, und<br />
ungefähr ab der fünften Nummer sagt er dann nur noch:<br />
„Eure Hände, bitte!“ Die Energie von Rock- und Pop-Hits<br />
der letzten 30 Jahre überträgt sich von der Bühne unmittelbar<br />
auf das Publikum. Der immensen Spielfreude der<br />
fünf Musiker aus Dortmund, ihrer Spontanität und Lebendigkeit<br />
kann sich niemand entziehen. Wer ein Nightlife-<br />
Konzert erlebt hat, verlässt den Ort des Geschehens mit<br />
ziemlicher Sicherheit nassgeschwitzt, heiser und gutgelaunt.<br />
Ja, und manchem tun eben vom vielen (Mit)<br />
Klatschen auch die Hände weh. Jedenfalls ein bisschen.<br />
<strong>Das</strong>s leidenschaftliche Musiker in einer Band wie Nightlife<br />
jeden Song so authentisch wie möglich interpretieren,<br />
versteht sich von selbst. <strong>Das</strong> vielfältige Repertoire umfasst<br />
weit über 100 Titel: von Rock ‘n‘ Roll-Gassenhauern<br />
à la Status Quo über spritzige Medleys (80er Jahre, NDW,<br />
Disco-Classics) bis zu anspruchsvollen Songs von Queen<br />
oder Robbie Williams.<br />
Auf zur Rock- und Oldienacht am 18. <strong>Oktober</strong> in der Schützenhalle<br />
Landemert. Einlass ist ab 19 Uhr.<br />
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Einsendeschluss ist der 12. <strong>Oktober</strong>. Unter allen Einsendern<br />
werden dreimal zwei Eintrittskarten für die<br />
Rock- und Oldienacht verlost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
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29
30<br />
Neuenrade, Balve, Sundern und<br />
Arnsberg wollen LEADER-Region werden<br />
Bewerbung für EU-Förderprogramm in Vorbereitung –<br />
Zusammenarbeit über Kreisgrenzen hinweg soll gestärkt werden<br />
Die Städte Arnsberg, Balve, Neuenrade und Sundern bewerben<br />
sich gemeinsam für das europäische Förderprogramm<br />
LEADER. <strong>Das</strong> will die Entwicklung im ländlichen<br />
Raum und die Zusammenarbeit von Kommunen stärken.<br />
Die Bewerbung aus dem oberen Hönnetal und den Hochsauerland-Städten<br />
Arnsberg und Sundern zeichnet eine<br />
neue Qualität der Zusammenarbeit aus. Über die Grenzen<br />
von Märkischem Kreis (MK) und Hochsauerlandkreis<br />
(HSK) hinweg kooperieren vier Städte. <strong>Das</strong> bietet viel Potenzial<br />
für neue Perspektiven. <strong>Das</strong> haben die Stadt- und<br />
Regionalplaner Prof. Dr.-Ing. Ursula Stein und Dipl.-Ing.<br />
Henrik Schulz, die sich federführend um die LEADER-Be-<br />
Steuerberatung<br />
Rechtsberatung<br />
Wirtschaftsprüfung<br />
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Beteiligungen<br />
JÜTTENSTRASSE 8 . 58840 PLETTENBERG<br />
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Uwe Tonscheidt<br />
werbung kümmern, bereits herausarbeiten können. In<br />
jeder Stadt wurden Auftaktgespräche mit Vertretern aus<br />
Verwaltung, Wirtschaft, Vereins- und gesellschaftlichem<br />
Leben geführt.<br />
Und die förderten gemeinsame Anliegen zutage, berichtete<br />
Prof. Stein im Gespräch mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin.<br />
Als ein Beispiel, nennt sie das Thema „Mobilität auf dem<br />
Lande“. Da sehen alle Kommunen Verbesserungsbedarf.<br />
Blickt der Neuenrader Richtung Arnsberg, Neheim und<br />
Sundern, kommt er da fast nur hin, wenn er ein Auto<br />
zur Verfügung hat. Der Öffentliche Personen-Nahverkehr<br />
zwischen MK und HSK bietet viel Verbesserungspotenzial.<br />
Der Sorpesee, der sich zu einen Zentrum für Tourismus<br />
und Freizeitaktivitäten entwickelt hat, ist da ein von vielen<br />
Gesprächspartnern angeführtes Beispiel, berichtet<br />
Stein. Für Unmotorisierte aus dem MK fehlt es an öffentlichen<br />
Verkehrsmitteln, um die dortigen Angebote nutzen<br />
zu können.<br />
In den Kommunen gibt es zahlreiche weitere Problemund<br />
Aufgabenstellungen. Eine Zielsetzung von LEADER ist<br />
es, die Akteure vor Ort dabei zu unterstützen, gemeinsam<br />
nach Antworten zu suchen und da, wo es Sinn macht,<br />
zusammenzuarbeiten. Die Fachleute vom Planungsbüro<br />
Stein+Schultz in Frankfurt hatten die Aufgabe, all diese<br />
Beiträge für die öffentliche LEADER-Konferenz in Arnsberg<br />
aufzuarbeiten. Dort war die Öffentlichkeit gefragt, weitere<br />
Anregungen zu geben. Die Ausarbeitung aller Gesprächsergebnisse<br />
wird in einer zweiten LEADER-Konferenz<br />
am 27. <strong>Oktober</strong> in Neuenrade vorgestellt.<br />
„Da werden die Prioritäten für die Bewerbung besprochen“,<br />
so Ursula Stein. Daraus entsteht ein Regionales<br />
Entwicklungskonzept, „das im November und Dezember<br />
den Fachausschüssen und Räten der vier Kommunen zur<br />
Beschlussfassung vorgelegt wird“, erläutert die Städteplanerin.<br />
Ist das Konzept beschlossen, erfolge voraussichtlich<br />
im Januar die Einreichung der Bewerbung.<br />
Sollten Arnsberg, Balve, Neuenrade und Sundern zu den<br />
erfolgreichen Bewerbern gehören, stehen bis 2020 für<br />
LEADER-Projekte zwei Mio. Euro zur Verfügung. Geld, mit<br />
dem ein regionales Management in die Lage versetzt<br />
werden soll, regionale Projekte zu unterstützen, die vor<br />
allem durch bürgerschaftliches Engagement getragen<br />
werden. „Wenn jemand etwas tun will, das die Region<br />
stärkt, dann kann LEADER helfen,“ erläutert Prof. Stein.
Warum Joggen<br />
allein nicht reicht<br />
Mit diesen Tipps kommt jeder fit und<br />
gesund durch Herbst und Winter<br />
Text Romina Suliani<br />
Die Blätter fallen von den Bäumen, die Temperaturen<br />
sinken, der Wind frischt auf. Herbst und Winter rücken<br />
näher. Wie man trotzdem fit und gesund durch die kühlen<br />
Jahreszeiten kommt, weiß Sport- und Fitnesskauffrau<br />
Jennifer Marx.<br />
„Zu einem aktiven, gesundheitsbewussten Lebensstil<br />
gehört neben regelmäßiger Bewegung auch eine<br />
ausgewogene Ernährung, um unseren Körper bis ins<br />
hohe Alter fit zu halten“, erklärt die Clubmanagerin des<br />
Mrs.-Sporty-Clubs in Plettenberg. Sinnvoll ist der Sportexpertin<br />
zufolge eine kohlenhydratbetonte und fettbewusste<br />
Ernährung, bei der hochwertige Eiweiße eine<br />
große Rolle spielen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung<br />
(DGE) empfiehlt folgende Nährstoffverteilung<br />
für Erwachsene: ca. 50 bis 60 Prozent Kohlenhydrate,<br />
30 Prozent Fett und 10 bis 20 Prozent Eiweiß. Im richtigen<br />
Verhältnis kombiniert, ist der Körper so mit allen<br />
wichtigen Nährstoffen versorgt. Von Hungerkuren oder<br />
gar mit leerem Magen zu trainieren, rät Jennifer Marx<br />
entschieden ab: „Der Körper kann nur dann gute Leistungen<br />
bringen, wenn ihm während des Trainings auch<br />
genügend Treibstoff zur Verfügung steht.“ Ideal dafür<br />
geeignet sind Kohlenhydrate etwa aus Vollkornbrot,<br />
Nudeln oder Kartoffeln. „Besteht ein akuter Kohlenhydratmangel,<br />
greift der Körper im Extremfall seine körpereigenen<br />
Proteine an und baut Muskeln ab statt auf“,<br />
erklärt die Sportfachfrau.<br />
Ebenfalls wichtig ist regelmäßiges Essen mit Mahlzeitenpausen<br />
von vier bis sechs Stunden. Jennifer Marx<br />
weiß auch wieso: „Wer diese Pausen nicht einhält, riskiert<br />
starke Blutzuckerschwankungen. Und die sind insgesamt<br />
ungünstig für einen gesunden Stoffwechsel.“<br />
Am Abend sollte man auf energiereiche Mahlzeiten<br />
verzichten. Dem Körper steht sonst zu viel Energie zur<br />
Verfügung, die er nachts nicht benötigt und deshalb als<br />
Fett speichert.<br />
Wer nicht nur fit werden möchte, sondern auch Gewicht<br />
reduzieren will, erzielt die besten Resultate, wenn er<br />
seinen Energieverbrauch durch Bewegung und Muskelaufbau<br />
erhöht sowie gleichzeitig auf die Kalorienzufuhr<br />
achtet und diese gegebenenfalls ein wenig reduziert.<br />
<strong>Das</strong> schlanke Geheimnis mutet ganz leicht an:<br />
mehr verbrauchen – weniger zuführen.<br />
Mrs.-Sporty-<br />
Clubmanagerin<br />
Jennifer Marx<br />
Der Muskelaufbau durch gezieltes Training ist dabei<br />
entscheidend. Wer regelmäßig Ausdauertraining betreibt,<br />
also joggt, walkt, schwimmt oder Fahrrad fährt,<br />
steigert dauerhaft den Kalorienverbrauch während des<br />
Trainings. Der Grund: Die Mitochondrien in den Muskeln<br />
verbrennen während der Ausdauerbelastung mehr<br />
Energie. „Gerade für das Abnehmen ist es aber auch besonders<br />
wichtig, mehr Kraft aufzubauen“, sagt Jennifer<br />
Marx. „Beim Krafttraining verdicken sich einzelne, bislang<br />
wenig geforderte Muskelfasern, sodass der Muskel<br />
insgesamt an Volumen zunimmt.“ Dieses Mehr an<br />
Muskeln müsse stetig mit Energie versorgt werden – so<br />
ergibt sich ein höherer Energie-Grundumsatz, sprich ein<br />
erhöhter Kalorienverbrauch. Und das rund um die Uhr.<br />
„Joggen allein reicht nicht. Wir sehen ein ausgewogenes<br />
Training in Kombination mit einer abgestimmten Ernährung<br />
für einen langfristig gesunden Lebensstil vor“,<br />
erklärt Fitnesstrainerin Marx, „Und das für jedes Alter.“<br />
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31
Markenzeichen: Der Hut. Hilft nicht nur gegen<br />
Regen, sondern auch beim Wiedererkennen.<br />
Sein Arbeitsplatz ist die StraSSe<br />
Andreas Matrusch arbeitet mit Jugendlichen.<br />
Wer ihn nicht kennt – der mit dem schwarzen Hut<br />
Text und Fotos<br />
Rüdiger Kahlke<br />
Was für einen Torwart die Kappe bei tief stehender<br />
Sonne, ist für Andreas Matrusch (46) der schwarze<br />
Hut. Der schützt den Diplom-Sozialarbeiter nicht<br />
nur vor sauerländer Sommerregen – er ist auch sein<br />
Markenzeichen. Matrusch ist Streetworker. „Aufsuchende<br />
Jugendarbeit heißt das,“ um genau zu sein. Seit 1. Juli<br />
arbeitet der aus Essen stammende Sozialarbeiter in<br />
Herscheid. Sein Arbeitsplatz ist die Straße, nur manchmal<br />
das Büro im Jugendzentrum.<br />
Was macht ein Streetworker?<br />
Eigentlich kümmert sich ein Streetworker eher um<br />
Randgruppen, Obdachlose etwa. Matrusch macht mobile<br />
Jugendarbeit, jemanden dafür hat die Gemeinde schon<br />
länger gesucht. Er wartet nicht, bis junge Leute ins<br />
Jugendzentrum kommen. „Ich gehe dahin, wo die sich<br />
treffen“, sagt er. Zielgruppe: Jugendliche zwischen 14 und<br />
21, solche, für die das Jugendzentrum nicht attraktiv ist.<br />
Ist das ein Problem in Herscheid?<br />
Matrusch verschafft sich gerade einen Überblick, baut<br />
Kontakte auf. Nach zwei Monaten ist für ihn offensichtlich:<br />
„Für so eine kleine Gemeinde sind ganz schön viele<br />
Menschen auf der Straße.“ Wer den öffentlichen Raum<br />
als Lebens- und Freizeitbereich nutzt, fällt auf. Wenn junge<br />
Leute mit einer Flasche Bier zusammen stehen, fallen sie<br />
unter Generalverdacht, weiß der Sozialarbeiter.<br />
Welche Probleme haben junge Leute?<br />
Für Andreas Matrusch ist Mobbing ein großes Thema, auch<br />
und grade im Internet. „Fast schon sowas wie Volkssport<br />
Nummer eins an Schulen.“ Außerdem: Liebe, Eifersucht,<br />
Partnerschaft. Und natürlich Schwierigkeiten beim<br />
Übergang von der Schule in den Beruf. Da sind Pünktlichkeit<br />
und Zuverlässigkeit gefragt. Manch einer steht damit auf<br />
Kriegsfuß. Oder es hakt schon bei der Bewerbung. Wie<br />
schreibt man die? Hier hilft Andreas Matrusch.<br />
Wie geht der Streetworker vor?<br />
„Ich brauche erstmal eine tragfähige Beziehung“, sagt er.<br />
Erst dann könne man auch Kritik anbringen. Deswegen ist<br />
er viel unterwegs, auch abends, auch an Wochenenden.<br />
Er will deutlich machen: Ich bin für die Jugendlichen und<br />
ihre Probleme da. Ich kümmere mich um sie.“ Klar ist er<br />
auch als Vermittler tätig. Basis aber ist das Vertrauen,<br />
sich bei Problemen zu öffnen. Matrusch versucht zu<br />
ermitteln, was junge Menschen brauchen: „<strong>Das</strong> können<br />
Freizeitmöglichkeiten sein. Vielleicht sucht eine Gruppe<br />
einen Raum.“ Andere langweilen sich. Dann müsste<br />
über Freizeitangebote nachgedacht werden. Der mobile<br />
Sozialarbeiter erarbeitet dazu eine Bedarfsanalayse.<br />
Danach muss ein Angebot geschaffen werden. „Die<br />
Jugendlichen sollen wissen, welche Ressourcen sie bei<br />
mir abfragen können.“ Dazu müssen sie ihn aber erstmal<br />
kennen und akzeptieren. Ein halbes Jahr etwa setzt<br />
Matrusch für diese Phase an.<br />
Kann jemand mit 46 Jahren noch Jugendarbeit machen?<br />
Für den Streetworker ist das kein Problem. Als „Ruhri“<br />
ist er gut drauf, locker. Klar, seine Klientel duzt ihn, was<br />
manchen zunächst schwerfällt. „Tough muss man sein“,<br />
bestätigt Matrusch. Er hat Lust mit jungen Menschen zu<br />
32<br />
Bei einem Praktikum hat Tiana Sehnert (21) den Beruf der Werkstoffprüferin erstmals kennengelernt.<br />
Heute ist sie froh, sich für diese Ausbildung bei Wälzholz entschieden zu haben: „Die richtige Wahl.“
arbeiten. „Ich krieg immer noch Kontakt zu denen.“ Dazu<br />
bringt er viel Erfahrung mit. Die stammt aus etlichen<br />
Jahren Jugendarbeit in Soest, davon drei als Streetworker.<br />
Matrusch ist zertifizierter Anti-Gewalt-Trainer, versteht was<br />
von Anti-Mobbing-Training. Und dass er als Mann den Job<br />
macht, findet er auch okay. „Es gibt viel zu wenig Männer<br />
in der Kinder- und Jugendarbeit“, sagt er. Kindergärtner<br />
gibt es kaum. In manchen Schulen sind schon Lehrer<br />
selten. „Manche haben mit 16 in der Erziehungsarbeit<br />
noch keinen Mann gesehen“, bilanziert Matrusch. Dabei<br />
„brauchen Jungen auch männliche Vorbilder.“<br />
3<br />
Barbara<br />
Fragen<br />
Es bleibt spannend im Sauerland.<br />
Sauerland,<br />
Fachdienstleisterin öffentliche<br />
Sicherheit und Ordnung und Soziales,<br />
in Herscheid für Jugendarbeit<br />
zuständig.<br />
Warum braucht eine so ländliche Gemeinde wie Herscheid<br />
einen Streetworker?<br />
Auch in Herscheid gibt es informelle Treffpunkte von Jugendlichen,<br />
mit denen wir in Kontakt kommen möchten<br />
und denen wir Angebote machen wollen. Auch Jugendliche,<br />
die nicht ans Jugendzentrum, an Vereine und Verbände<br />
angebunden sind, sollen in Herscheid Gehör finden.<br />
Dazu muss er nicht nur physisch präsent sein sondern<br />
auch in sozialen Netzwerken. <strong>Das</strong> Smartphone ist ein<br />
wichtiges Werkzeug. Wer in Sachen Facebook, Twitter und<br />
Co. nicht mithält, „kann nicht mehr in der Jugendarbeit<br />
tätig sein. Selbst E-Mail ist nicht mehr angesagt“, weiß<br />
er. Vor allem kommt es aber darauf an „schlagfertig und<br />
witzig zu sein.“ Matrusch macht den Eindruck, dass er<br />
damit keine Probleme hat. Er drückt den schwarzen Hut<br />
auf den Kopf – aber nur weil es regnet. Mal wieder.<br />
Jugendzentrum<br />
Herscheid<br />
Im Uerp 17<br />
Tel. 02357/4591<br />
Facebook und Twitter<br />
Streetwork Herscheid<br />
Es heißt, die Gemeinde hätte schon länger die Absicht<br />
gehabt, einen Streetworker einzusetzen. Seit wann<br />
und warum nicht früher?<br />
Zunächst war geplant, einen Jugendarbeiter zu finden,<br />
der mobile und aufsuchende Jugendarbeit in drei Orten<br />
im Märkischen Kreis anbietet. Unter diesen Bedingungen<br />
hat sich aber niemand gefunden. Deshalb musste<br />
das Konzept der Jugendarbeit in Herscheid so umgestellt<br />
werden, dass ein neuer Mitarbeiter nur für Herscheid<br />
eingestellt werden kann.<br />
Was versprechen sie sich von dem Einsatz? Und wie<br />
ist Erfolg bei der Arbeit des Streetworkers messbar?<br />
Im Vordergrund steht die Schaffung von bedarfsgerechten<br />
Angeboten für diese Gruppe, die sich u. a. mit Themen<br />
wie Gewalt, Schule/Beruf, Sexualität oder Medien<br />
auseinandersetzen. Natürlich versprechen wir uns davon<br />
auch, dass die Ruhestörungen und Sachbeschädigungen<br />
langfristig und nachhaltig weniger werden.<br />
Wir sind umgezogen.<br />
Unseren Verkaufsladen<br />
finden Sie jetzt im Grafweg 17.<br />
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33
Advertorial<br />
Flock ist allgegenwärtig<br />
und schmückt selbst<br />
Weltmeister<br />
PFT Flock-Technik bietet geballtes Know-how für maßgeschneiderte Lösungen<br />
Nikolaos Koufodimos,<br />
Günter Rambow und Dietmar Benner (v. l.)<br />
Die vier Sterne auf dem Weltmeistertrikot der deutschen<br />
Nationalmannschaft, Innenbezüge von Schmuckkästchen,<br />
Brillenetuis oder dem Handschuhfach im Auto haben etwas<br />
gemeinsam: Sie sind mit Flock beschichtet. Mit Flock<br />
werden unzählige Gegenstände, die im täglichen Leben<br />
verwendet werden, veredelt, aufgewertet, handfreundlicher<br />
gestaltet. <strong>Das</strong> Herscheider Unternehmen PFT Flock-<br />
Technik setzt als Spezialist in diesem Bereich alle gängigen<br />
Flockverfahren ein und bietet seinen Kunden maßgeschneiderte<br />
Lösungen an.<br />
Flock, das sind kleine Fasern aus Baumwolle, Polyamid,<br />
Polyester oder Viskose, die auf unterschiedlichste Oberflächen<br />
aufgetragen werden. Anwendungsbereiche finden<br />
sich vielfach in der Automobilindustrie, wo Kunststoff- und<br />
Metallteile beflockt werden. <strong>Das</strong> Flock-Prinzip: Auf das Trägermaterial<br />
wird Klebstoff aufgetragen und synthetische<br />
Fasern werden in einem elektrischen Feld senkrecht zur<br />
Oberfläche eingeschossen. Nach dem Trocknen und Fixieren<br />
sind die Fasern fest mit dem Trägermaterial verbunden.<br />
Es gibt für nahezu jedes Material den speziellen Klebstoff<br />
und den passenden Flock. Je nach Anforderung sind<br />
beflockte Gegenstände wasch-, reinigungs- und extrem<br />
abriebsbeständig. Der modernen Flocktechnik sind heute<br />
kaum noch Grenzen gesetzt.<br />
Dementsprechend groß ist die Bandbreite bei PFT Flock-<br />
Technik. In Herscheid werden Autotürdichtungen und Ablagefächer<br />
im Innenraum ebenso beflockt wie Schraubenköpfe.<br />
„Der aktuelle Renner sind Federn, die wir mit<br />
einem samtweichen Überzug beflocken“, berichtet Dietmar<br />
Benner, einer der Geschäftsführer von PFT. Diese Federn<br />
werden z.B. für automatisch öffnende und schließende<br />
Kofferraumklappen von SUVs verwendet und<br />
verhindern störende Klack-Geräusche.<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen PFT wurde Ende 1993 in der Nachfolge<br />
der im Plettenberger Industriegebiet Bannewerth ansässigen<br />
Firma F.-J.-Rath Flock-Technik gegründet. Daher<br />
ist ein geballtes Know-how vorhanden. Geschäftsführer<br />
sind Dietmar Benner und Nikolaos Koufodimos, technischer<br />
Leiter ist Günter Rambow. Von anfangs 45 Mitarbeitern<br />
ist PFT auf heute rund 100 Mitarbeiter gewachsen.<br />
2013 wurde eine neue Produktionshalle am Standort im<br />
Industriegebiet Friedlin in Betrieb genommen. Eine weitere<br />
Halle wurde gemietet.<br />
Seit 2006 entwickelt und konstruiert PFT Beflockungsanlagen<br />
und Vorrichtungen selbst. <strong>Das</strong> versetzt die Herscheider<br />
in die Lage, äußerst flexibel, schnell und zielführend auf<br />
Kundenwünsche zu reagieren. Großkunden aus der Automobilindustrie,<br />
Hersteller von Haushaltsgeräten und Mittelständler<br />
z.B. aus der Möbel-, Verpackungs- und Unterhaltungsindustrie<br />
vertrauen auf den Erfahrungsschatz, den<br />
PFT gleichermaßen in der technischen als auch der Design-<br />
Beflockung vorweisen kann.<br />
34
Für die Beflockung und die Vorbehandlung<br />
auf hohem Qualitätsniveau stehen<br />
15 Flockanlagen zur Verfügung,<br />
auf denen sowohl flächige als auch<br />
Teile mit hochkomplizierten Geometrien<br />
gefertigt werden können. Eine Spezialität<br />
ist die vollautomatische Beflockung von Druckfedern.<br />
Die Fachleute von PFT bringen ihre Kompetenz schon in<br />
der Entwicklungsphase<br />
von neuen Teilen<br />
ein. Für die Designstudie<br />
eines Miele-<br />
Staubsaugers erhielt<br />
das Unternehmen den<br />
Flock Award 2013 mit<br />
den Höchstpunktzahlen<br />
in den Kriterien<br />
Innovation, Design,<br />
Herausforderungund<br />
Ausführung.<br />
Immer wieder nimmt<br />
PFT neue Herausforderungen<br />
an. So werden<br />
aktuell Torstangenspreizdübel für den alpinen Wintersport<br />
beflockt. „Diese<br />
Befestigungen für<br />
Slalomstangen halten besser<br />
im Schnee und lassen sich doch<br />
einfach wieder herausdrehen“, erklärt Benner.<br />
Dafür hätten die PFT-Konstrukteure mit verschiedenen<br />
Faserlängen experimentiert. Ein weiteres<br />
Nischenprodukt sind beflockte Bootsfender, die ungleich<br />
haltbarer sind, als die gebräuchlichen Netze zur Umhüllung<br />
der Abstandhalter für Boote.<br />
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Flocktechnik<br />
stellt PFT auf der Messe Fakuma vom 14. bis zum 18. <strong>Oktober</strong><br />
in Friedrichshafen vor. Interessierte finden den Stand<br />
in Halle A7 (Standnummer A7-7205).<br />
pft-flock.de<br />
CHRONIK<br />
1993 Gründung aus der vormaligen Firma Rath Flock-<br />
Technik in Plettenberg, Bannewertstraße;<br />
10 Mitarbeiter<br />
1997 Umzug in die Ziegelstraße in Plettenberg;<br />
30 Mitarbeiter<br />
2001 Betriebs- und Büroerweiterung; 65 Mitarbeiter<br />
2004 Eingliederung in die WMS Flocktechnik Group<br />
2007 Umzug ins Herscheider Industriegebiet Friedlin,<br />
Reidemeisterstraße; 45 Mitarbeiter<br />
2009 Ausgliederung aus der WMS Flocktechnik Group<br />
wegen deren Insolvenz<br />
2010 Neue Geschäftsführung und neue Gesellschafter,<br />
ehemalige leitende Angestellte bilden die neue<br />
Geschäftsführung<br />
2010 Patentierung der Anlagen- und Verfahrenstechnik<br />
zum vollautomatischen Beflocken von<br />
Torsionsfedern<br />
2013 Fertigstellung der neuen Halle mit 500 qm<br />
Produktionsfläche; 60 Mitarbeiter<br />
<strong>2014</strong> Aufnahme der Fertigung in angemieteter Halle<br />
(670 qm) Friedliner Straße, 100 Mitarbeiter<br />
35
Wird <strong>2014</strong> Neuenrades<br />
erstes neues Weinjahr?<br />
Seit 2011 wachsen und gedeihen am Neuenrader Weinberg rote und weiße Trauben<br />
In diesen Tagen werden 13 Neuenrader Freizeitwinzer beisammen<br />
sitzen und auf die Ernte eines wochenend-arbeitsreichen<br />
Weinanbaujahres <strong>2014</strong> zurückblicken. Zusammen<br />
mit dem Winzer Fritz von Nell aus Trier fragen sie<br />
sich: Machen wir zum ersten Mal aus unserer Neuenrader<br />
Traubenernte echten Neuenrader Wein?<br />
Schlecht stehen die Chancen nicht. Seit dem 21. April 2011<br />
gedeihen die dunklen Trauben des roten Regent bestens.<br />
Gleiches gilt für die Solarisbeeren, die ein Jahr später gepflanzt<br />
wurden.<br />
36<br />
Text Uwe Tonscheidt<br />
Fotos Martin Büdenbender
„2011 habe ich das für eine<br />
Schnapsidee gehalten“<br />
„Als mein Mann mit dem Vorhaben nach Hause kam,<br />
habe ich das für eine Schnapsidee gehalten“, berichtet<br />
Iris Middendorf dem <strong>Komplett</strong>-Magazin, während sie<br />
die Weinstöcke vom Unkraut befreit. Mittlerweile hat<br />
sie Gefallen an der Schnapsidee gefunden und übernimmt<br />
bei der Weinberg-Gartenarbeit auch schon mal<br />
die Vertretung ihres Gatten.<br />
„Es macht einfach Spaß hier zu arbeiten“, sagt eine<br />
Spalierreihe weiter ein lachender Dr. Sven Simons. Der<br />
Apotheker ist intensiv mit der Rebenpflege beschäftigt<br />
und stellt trotz schweißtreibender Arbeit fest: „<strong>Das</strong> war<br />
damals eine Super-Idee.“<br />
Damals heißt in diesem Fall 2008, verrät der Ebenfalls-<br />
Hobby-Winzer Daniel Wingen. Während der Fußball-<br />
Europameisterschaft fasste Klaus Peter Sasse den Plan,<br />
sich in seinem Ruhestand tatkräftig dem Thema Weinbau<br />
in Neuenrade zu widmen, inklusive Weinberg anlegen.<br />
„Wenn das was wird, bin ich dabei“, sagte Wingen<br />
dem damaligen Bürgermeister zu.<br />
Rankhilfen aus<br />
Neuenrader Produktion<br />
Es wurde was daraus. Wingen machte nicht nur als<br />
Hobby-Winzer mit. Er besorgte im Drahtwerk Elisental<br />
Stecken, Steher und Drahtrahmen, an denen die Weinstöcke<br />
ranken können.<br />
Bevor die erste Pflanze in die Erde durfte, waren viele<br />
Formalitäten zu erledigen, berichtet Klaus Peter Sasse.<br />
In deutschen Landen darf man nämlich nicht einfach aus<br />
einem Berg einen Weinberg machen, es sei denn, das<br />
gesamte Vorhaben ist kein Gewerbe und nimmt auch<br />
keine gewerblichen Dimensionen an. Um das sicher zu<br />
stellen, dürfen bei Fläche und Pflanzen gewisse Zahlen<br />
und Größen nicht überschritten werden. Im Falle des<br />
Neuenrader Weinberges bedeutete das: Die rund 1000<br />
Quadratmeter große Fläche war in 13 Parzellen einzuteilen.<br />
Auf keiner Parzelle durften mehr als 99 Pflanzen<br />
stehen. Daran haben sich die neuen Hobbywinzer akribisch<br />
gehalten, berichtet der heutige Altbürgermeister:<br />
„Jeder der 13 Parzelleninhaber hat einen eigenen<br />
Pachtvertrag mit dem Grundstückseigentümer.“<br />
Fachmann aus Trier<br />
unterstützt die Hobbywinzer<br />
Auf einer ehemaligen Schafswiese oberhalb der Stadt und<br />
ganz in der Nähe des Kreuzes hat eine Gruppe Neuenrader<br />
einen Weinberg angelegt. Im Bild: Antonius Wiesemann<br />
Klaus Peter Sasse teilt sich eine Parzelle mit Patrick Jost.<br />
„Ich hatte schon immer Interesse am Weinbau“, sagt<br />
der Architekt aus dem Neuenrader Bauamt: „Deshalb<br />
war ich 2011 sofort begeistert dabei und habe mittlerweile,<br />
wie alle anderen auch, viel über den Weinbau<br />
gelernt.“<br />
37
Als Fachmann steht den Hobbywinzern Fritz von Nell,<br />
Winzer in Trier, zur Seite. Er hat den Neuenradern auch<br />
empfohlen sich für die Rebsorten Regent (rot) und Solaris<br />
(weiß) zu entscheiden, weil es widerstandsfähige<br />
Sorten sind. Beim Regent handelt es sich um eine recht<br />
neue Züchtung. Die Kreuzung aus den Sorten Diana und<br />
Chambourcin scheint die Erwartungen zu erfüllen. Auch<br />
der Tipp, nur den oberen Teil des Südhanges zu bepflanzen,<br />
weil die Kälte morgens immer ins Tal zieht, hat<br />
sich bewährt. <strong>Das</strong> gärtnerische Know-How des amtierenden<br />
Bürgermeisters und gelernten Gärtnermeisters<br />
ist da ebenfalls von Nutzen. „Wir mussten bis heute keine<br />
Chemie einsetzen“, freut sich Antonius Wiesemann<br />
über gut wachsende Rebstöcke ohne Pilzbefall. Er ist<br />
ebenfalls von Anfang an dabei und kann von richtig leckeren<br />
Trauben berichten.<br />
Leckerer Saft mit begeisternder Farbe<br />
Die haben die Hobbywinzer im vergangenen Jahr als<br />
Traubensaft gekostet. Da reichte die Ernte noch nicht<br />
für den ersten Neuenrader Wein neueren Datums. Vielleicht<br />
klappt‘s in diesem Jahr. Wenn nicht, gibt’s eben<br />
noch einmal Neuenrader Traubensaft. Antonius Wiesemann:<br />
„Von der Farbe waren 2013 alle begeistert.“<br />
Jetzt, im Spätsommer, legen alle Hand an, um im Herbst<br />
die ersten Früchte ihrer Arbeit ernten zu können.<br />
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Tropfen nicht. Es wird nicht ganz so einfach sein, in<br />
seinen Genuss zu kommen. Unmöglich ist es allerdings<br />
auch nicht. Spaziergänger, die des Weges kommen,<br />
können gerne mal dem Weinberg einen Besuch abstatten,<br />
wenn die Freizeitwinzer dort im Einsatz sind. Und<br />
wer weiß, vielleicht gibt es dann künftig bei der Gelegenheit<br />
auch ein Neuenrader Schlückchen. Was das sein<br />
wird, Wein oder Saft, ist derzeit noch offen. Eines gibt es<br />
aber auf jeden Fall: Einen herrlich Blick über Neuenrade,<br />
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So richtig neu ist der Weinanbau in der Stadt am<br />
Hönnequell nicht. Dr. Rolf-Dieter Kohl, ehrenamtlicher<br />
Stadtarchivar Neuenrades, hat gute Argumente<br />
gefunden, die dafür sprechen, dass Weinanbau<br />
in Neuenrade eine lange Tradition hat. „Möglicherweise...“<br />
wurde das 7487 Quadratmeter große Areal<br />
am heutigen Tannenweg „...Jahrhunderte lang<br />
als Weinberg genutzt“, schrieb der Historiker in einem<br />
Beitrag für die Neuenrader Publikation „Die<br />
Schelle“. Er hält es für möglich, dass die Mönche<br />
des Prämonstratenserklosters Berentrop dort Wein<br />
angebaut haben.<br />
Dafür spricht auch die Bezeichnung des Bereiches<br />
auf einer Flurkarte aus dem Jahr 1771. „Am Winnenberg“<br />
ist dort zu lesen. „Wimmen“ bzw. „wümmen“,<br />
so das Deutsche Wörterbuch von Jacob und<br />
Wilhelm Grimm, bedeutet „Weinlese halten“.<br />
Auch das Urkataster von 1830 stützt die Vermutung,<br />
dass es klösterlichen Weinbau in Neuenrade<br />
gegeben haben könnte.<br />
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39
Helfen, lernen, feiern<br />
40<br />
5 Jahre Rotaract Club Plettenberg-Lennetal Text Bernhard Schlütter<br />
Der Rotaract Club Plettenberg-Lennetal<br />
feiert seinen 50. Geburtstag. Rotaract,<br />
das ist die Jugendorganisation des<br />
Rotary Clubs, doch was genau heißt<br />
das? Ich treffe mich mit den Rotaractern<br />
Lisa Haarmann, Jule Schöne, Anna<br />
Breitenbach und Barbara Voit. Sie sind<br />
Feuer und Flamme für Rotaract, möchten<br />
gerne mehr Gleichgesinnte gewinnen.<br />
Offen für junge Leute, egal welche<br />
Schulform sie besuchen oder besucht<br />
haltbare Lebensmittel für die Plettenberger<br />
Tafel sammeln, finden immer<br />
wieder gute Resonanz.<br />
Helfen, das ist eine von drei Säulen,<br />
die Rotaract tragen; Lernen und Feiern<br />
sind die weiteren. Vorträge z.B. von<br />
Mitgliedern des Rotary Clubs Altena/<br />
Werdohl/Plettenberg über ihre Wissensgebiete,<br />
praxisnahe Studien- und<br />
Berufsberatungen durch Berufstätige,<br />
Akademiker und Studenten für Schüler<br />
am Burggymnasium Altena und<br />
haben, ist Rotaract. „Einzige Voraussetzung<br />
Albert-Schweitzer-Gymnasium Plettenberg,<br />
ist die Bereitschaft, Gutes<br />
zu tun“, sagt Jule Schöne, aktuelle<br />
Vizepräsidentin des Rotaract Clubs<br />
Plettenberg-Lennetal, der in diesem<br />
Jahr seinen fünften Geburtstag feiert.<br />
„Wir engagieren uns für Einrichtungen<br />
vor Ort “, ergänzt Präsidentin Lisa<br />
Haarmann. So führen die Rotaracter<br />
zusammen mit der Plettenberger Tafel<br />
und Unterstützung der Sparkasse<br />
eine Weihnachtswunschaktion durch.<br />
<strong>Das</strong> funktioniert so: Kinder von Tafel-<br />
Familien schreiben Wunschzettel Geschenkwert<br />
maximal 10 Euro); diese<br />
werden in der Vorweihnachtszeit in<br />
der Vereinigten Sparkasse MK in Plettenberg<br />
aufgehängt; Kunden und Besucher<br />
nehmen sie mit und erfüllen<br />
den Wunsch. „Bei der letzten Tafelausgabe<br />
vor Weihnachten machen wir die<br />
Besichtigungen in Firmen,<br />
Museen, Brauereien, Flughäfen u.v.m.<br />
stehen auf dem Programm.<br />
„<strong>Das</strong> Feiern kommt auf keinen Fall zu<br />
kurz“, erzählt Anna Breitenbach lachend.<br />
Ob auf Charterfeiern, Distriktoder<br />
Deutschlandkonferenzen oder bei<br />
der traditionellen Maiwanderung, eine<br />
Gelegenheit findet sich meistens.<br />
Die Mitgliedschaft im Rotaract Club eröffnet<br />
Möglichkeiten zu internationalen<br />
Begegnungen. „Ich habe an Konferenzen<br />
in Moskau und Rom sowie Meetings<br />
in Breslau/Polen und Temeswar/<br />
Rumänien teilgenommen und viele<br />
Leute kennengelernt“, schwärmt Lisa<br />
Haarmann. Jule Schöne weist auf die<br />
weltweite Vernetzung der Rotaracter<br />
hin: „Es ist fast egal, wohin ich in der<br />
Welt reise. Mit Hilfe des weltweiten<br />
Bescherung im Sozialzentrum Allerlei<br />
Rotaract-Adressverzeichnisses würde<br />
in der Hechmecke.<br />
<strong>Das</strong> ist für alle ein wunderschönes<br />
Erlebnis“, strahlt Barbara Voit. „Die<br />
Plettenberger sind wirklich ein spendenfreudiges<br />
Völkchen. Im vergangenen<br />
Jahr hatten wir 120 Wünsche und<br />
sie wurden alle erfüllt “, erzählt Jule<br />
Schöne. Auch andere Maßnahmen wie<br />
die Hands-On-Aktion zur Renovierung<br />
des Gartens der Kinderheimat Oesterau<br />
ich überall eine Unterkunft finden.“<br />
Wer kann bei Rotaract mitmachen?<br />
„Jede Frau und jeder Mann zwischen<br />
18 und 30 Jahren. Wer interessiert ist,<br />
kann über unsere Homepage Kontakt<br />
mit uns aufnehmen“, erklärt Lisa Haarmann.<br />
Die Treffen finden an jedem 1.<br />
und 3. Samstag im Monat um 18 Uhr<br />
im „Plettenberger“ (Wilhelmstraße)<br />
statt.<br />
und „Kauf eins mehr“ im Kaufpark<br />
in Eiringhausen, wobei die Rotaracter<br />
plettenberg.rotaract.de
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41
Tipp des Monats<br />
So., 19.10.<strong>2014</strong>, 10 - 18 Uhr<br />
Sauerländer Apfelfest<br />
Auf dem Hof Crone in Werdohl-<br />
Dösseln dreht sich am 3. Sonntag<br />
im <strong>Oktober</strong> alles um Äpfel und<br />
Erdäpfel.<br />
Fr., 3.10.<strong>2014</strong>, 11 - 18 Uhr<br />
14. Räriner Kürbismarkt<br />
An über 70 Ständen bieten die Händler eine<br />
große Auswahl an Kürbissen, Dekorativem und<br />
interessanten handwerklichen Kleinigkeiten.<br />
Herscheid-Rärin, am Feuerwehrgerätehaus<br />
Sa., 4.10.<strong>2014</strong>, 20 Uhr<br />
Konzert mit Eleanor McEvoy, Irlands Sängerin<br />
und Songschreiberin Nr. 1<br />
Kleines Kulturforum Werdohl im Kulturbahnhof,<br />
Bahnhofsplatz 3, www.werdohl.de<br />
Eintritt 25 Euro<br />
So., 5.10.<strong>2014</strong>, 18 Uhr<br />
Konzert mit der Stipendiatin der Märkischen<br />
Kulturkonferenz <strong>2014</strong>, Diana Tishenko, und<br />
dem Pianisten Joachim Carr<br />
Villa am Wall, Neuenrade<br />
www.neuenrade.de<br />
Mo., 6.10. bis Do., 30.10.<strong>2014</strong><br />
Abschlussausstellung „Haus am Berg“<br />
der Werkstatt-Stipendiatin Viola Große<br />
in Plettenberg, Galerie der Vereinigten<br />
Sparkasse im MK, Sparkassenplatz 1<br />
17. - 19.10. und 24. bis 26.10, 15 - 20 Uhr<br />
VIP-<strong>Oktober</strong>fest in der AquaMagis-Saunawelt<br />
mit besonderen <strong>Oktober</strong>fest-Aufgüssen in der<br />
Blockhaus-Sauna sowie frisch gezapftem Pils<br />
und kleinen Snacks im Ruheraum<br />
www.aquamagis.de<br />
So., 19.10.<strong>2014</strong>, 19 Uhr<br />
Theaterabend der Kunstgemeinde Plettenberg<br />
Kabale und Liebe<br />
Schauspiel von Friedrich Schiller<br />
Mit Shari Asha Crosson, Georg Strohbach u. a.<br />
Aula Schulzentrum Böddinghausen<br />
Fr., 24.10.<strong>2014</strong>, 19 Uhr<br />
Bachforum-Konzert mit Dimitri Ashkenazy<br />
(Klarinette) und Roland Krüger (Klavier) mit<br />
Werken von Debussy, Tailleferre, Bozza, Poulenc,<br />
Reger und Brahms<br />
Rathaussaal Plettenberg<br />
So., 26.10.<strong>2014</strong>, 14 und 16 Uhr<br />
kostenlose Führungen durch die Luisenhütte<br />
Die Museumsführer verzichten auf ihr Honorar.<br />
Die Besucher zahlen lediglich den Museumseintritt<br />
(4/2 Euro)<br />
Luisenhütte Balve-Wocklum<br />
<strong>Oktober</strong> <strong>2014</strong><br />
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31 Fr<br />
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44<br />
veranstaltungen ### nichts wie hin!
November <strong>2014</strong><br />
So., 2.11.<strong>2014</strong>, 14.30 Uhr<br />
Musik und mehr<br />
mit Musikverein Allendorf und Kulturtrichter<br />
Sundern Alte Molkerei, Sundern-Allendorf<br />
www.kulturtrichter.de<br />
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Fr., 7.11.<strong>2014</strong>, 19.30 Uhr<br />
Grimm trifft Grimm / Die Grimms haben<br />
die Märchen musikalisch aufbereitet, um<br />
sie Jung und Alt neu zu präsentieren<br />
Stadtbücherei Werdohl, Freiheitstr. 1<br />
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Sa., 8.11.<strong>2014</strong>, 20 Uhr<br />
Comedian Hennes Bender gastiert in<br />
Herscheid mit seiner Show „KLEIN/<br />
LAUT“, Rammberghalle Hüinghausen<br />
www.herscheid.de<br />
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So., 9.11.<strong>2014</strong>, 19 Uhr<br />
Theaterabend der Kunstgemeinde Plettenberg<br />
Drei Männer im Schnee<br />
Komödie nach Erich Kästner, mit Michael<br />
Lesch, Isolde Polzin u.a.<br />
Aula Schulzentrum Böddinghausen<br />
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So., 9.11.<strong>2014</strong>, 11 - 18.30 Uhr<br />
Fahrtag der Märkischen Museumseisenbahn<br />
Tagsüber gibt es Grünkohl mit Mettwurst am Bahnhof<br />
in Herscheid-Hüinghausen, mit anbrechender Dunkelheit<br />
beginnen die Laternenfahrten zu St. Martin<br />
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Sa., 15.11.<strong>2014</strong>, 19.30 Uhr<br />
Festival Acapelissimo<br />
mit den Chören Four Valleys, BIGGEsang<br />
und Groophonik, Aula Schulzentrum<br />
Plettenberg-Böddinghausen<br />
Sa., 22.11.<strong>2014</strong>, 17.30 Uhr<br />
Neuenrader Tafelmusik<br />
Kaisergarten-Koch Engelbert Groke und<br />
Musikschulleiter Martin Theile verbinden<br />
Kulinarisches mit Musikalischem<br />
Saal des Hotels Kaisergarten Neuenrade<br />
24<br />
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Mo<br />
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28. - 30.11.<strong>2014</strong><br />
Mittelalterliches Winter-Spektakulum auf<br />
der Burg Altena u.a. mit den Musikgruppen<br />
Nachtgeschrei, Harpyie und Abinferies<br />
Weitere Infos S. 61<br />
27<br />
Do<br />
28<br />
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Tipp des Monats<br />
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30<br />
Sa<br />
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Sa., 8.11.<strong>2014</strong>, 20 Uhr<br />
Old School - Young Blood<br />
Rockkonzert mit Acrobat Flavour,<br />
Bronkobeat und Finest Fathers<br />
Schützenhalle Plettenberg-Landemert<br />
Eintritt 9 Euro
Old School – Young Blood 2<br />
Die Neuauflage des Rockmusik-Ereignisses „Old School<br />
– Young Blood“ ist nach dem Erfolg der Premiere 2013<br />
Pflicht für den I-Rock-Verein als Veranstalter. Am 8. November<br />
(Einlass 19 Uhr) geben sich in der Dorfhalle<br />
Landemert die Bands Acrobat Flavour, Bronkobeat und<br />
2013 erstmals ans Licht der Öffentlichkeit. Jörg Wilmink,<br />
Reinbert Hammecke, Martin und Bernhard Schlütter<br />
sind im absolut guten Sinne Rocker der alten Schule.<br />
Vor ihnen ist kein Klassiker des Hard Rocks sicher, sie covern<br />
alles, was ihnen Spaß macht, von AC/DC bis ZZ Top.<br />
Bronkobeat<br />
Finest Fathers<br />
Acrobat Flavour<br />
Finest Fathers erneut die Ehre. Eventuell wird noch die<br />
Gewinner-Band des Eurogig Contests, der am 11. <strong>Oktober</strong><br />
in Lennestadt-Grevenbrück stattfindet, das Line-up<br />
ergänzen. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr gewann<br />
Acrobat Flavour den Eurogig. Nic Hoffmann (Singer,<br />
Songwriter, Gitarrist), Vincent Witt (Gitarre), Patrick<br />
Kahler (Bass) und Kevin Reichling (Drums) haben seither<br />
vielerorts neue Fans gewonnen. U.a. reisten sie im<br />
April dieses Jahres als Eurogig-Sieger nach Glasgow und<br />
spielten im August beim Hafengeburtstag in Dortmund<br />
im Vorprogramm von Max Mutzke. Im April veröffentlichte<br />
Acrobat Flavour zudem die neue EP „Nothing like<br />
the first kiss“. Ihrem Stil, den sie selbst als Britrockindiepop<br />
beschreiben, bleiben sie treu und werden mit<br />
ihren Eigenkompositionen erneut die Musikfans in Landemert<br />
begeistern. Finest Fathers traten im November<br />
Davon konnten sich begeisterte Zuhörer bei Konzerten<br />
im „Plettenberger“ und beim Plewo-Stadtfest überzeugen.<br />
Auch Bronkobeat hat seine Konzertfrequenz in den<br />
zurückliegenden Monaten deutlich erhöht, spielte u.a.<br />
bei den Stadtfesten in Olpe und Attendorn. Alles außer<br />
Mainstream lautet das Motto, dem sich Jörg Großmann<br />
(Gitarre und Gesang), Carsten Langenbach (Bass und<br />
Gesang), Jens Maslo (Gitarre) und Johannes Gregory<br />
(Drums) verschreiben. Und so kommen die Fans am 8.<br />
November in den Genuss von Songs von Joe Bonamassa,<br />
Bruce Dickinson und Fisher Z im unverkennbaren<br />
Bronkobeat-Gewand.<br />
Karten im Vorverkauf (10 Euro) gibt es bei den auftretenden<br />
Bands sowie in den Geschäften Creativladen<br />
Heerich und Buchhandlung Plettendorff in Plettenberg.<br />
GEWINNSPIEL<br />
Mit <strong>Komplett</strong> können Sie 3x2 Eintrittskarten für „Old<br />
School – Young Blood“ gewinnen. Dazu müssen sie die<br />
Preisfrage richtig beantworten:<br />
In welcher Stadt gab Acrobat Flavour als Eurogig-Sieger<br />
2013 Konzerte?<br />
a) Marseille<br />
b) Köln<br />
c) Glasgow<br />
Die Antwort schicken Sie bitte per Postkarte an:<br />
<strong>Komplett</strong>-Verlag, Am Galgenhagen 13,<br />
58840 Plettenberg, Stichwort „Rock“<br />
oder per E-Mail an: rock@komplett-magazin.de<br />
Betreff: „Rock“<br />
Einsendeschluss ist der 24. <strong>Oktober</strong>. Die Gewinner erhalten<br />
je zwei Eintrittskarten für „Old School – Young<br />
Blood“. Gehen mehr als drei richtige Antworten ein,<br />
entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
44
Ab <strong>Oktober</strong> wechseln<br />
Auch Schmuddelwetter ist bereits Winterreifenwetter<br />
Auch wenn weiße Weihnachten noch in weiter Ferne<br />
scheint und sich die Sonne noch manchmal tagsüber<br />
durchsetzt: Ab <strong>Oktober</strong> sind Winterreifen am Auto definitiv<br />
die bessere Wahl und Sommerpneus in vielen<br />
Situationen deutlich überlegen. Denn in vielen Regionen<br />
Deutschlands muss bereits im <strong>Oktober</strong> mit Bodenfrösten<br />
gerechnet werden. Wer sich dann morgens mit<br />
Sommerreifen auf den Weg zur Arbeitsstelle macht,<br />
dem fehlen bereits wichtige Sicherheitsreserven. Und<br />
selbst wenn der Frost noch auf sich warten lässt: <strong>Das</strong><br />
Thermometer kann jetzt schon auf Temperaturen deutlich<br />
unter sieben Grad fallen.<br />
Sicher unterwegs bei Bodenfrost<br />
„Nicht erst bei Frost sind Winterreifen die bessere<br />
Wahl“, erläutert Raimund Kirchner vom Plettenberger<br />
Premio Reifenservice Maeder + Kirchner GmbH. Während<br />
die Gummimischungen hochwertiger Marken-<br />
Sommerreifen auf Haftung und geringen Abrieb bei<br />
wärmeren Temperaturen optimiert sind, steht bei Winterpneus<br />
die Flexibilität bei niedrigeren Temperaturen<br />
im Vordergrund. Sommerreifen verlieren bereits bei<br />
Temperaturen ab sieben Grad über dem Gefrierpunkt<br />
nach und nach an Elastizität, so dass sich der Grip bereits<br />
über null Grad verschlechtern kann. Die Gummimischungen<br />
von Winterreifen sind dagegen so entwickelt,<br />
dass sie auch bei Temperaturen unter null Grad noch gut<br />
greifen. Damit bieten sie nicht nur auf Schnee und Eis,<br />
sondern auch bei trockener Fahrbahn oder bei Nässe<br />
mehr Sicherheitsreserven.<br />
Restprofil rechtzeitig kontrollieren<br />
Wer sich nicht von den ersten kalten Tagen und Nächten<br />
überraschen lassen will, lässt seine Winterpneus am<br />
besten bereits Anfang <strong>Oktober</strong> in einer Fachwerkstatt<br />
kontrollieren. Auch wenn der Gesetzgeber noch Winterreifen<br />
mit 1,6 Millimeter Restprofil toleriert, sollte<br />
man sie nicht bis an diese Grenze nutzen. Mindestens<br />
vier Millimeter lautet die Empfehlung von KFZ-Experten.<br />
Raimund Kirchner empfiehlt: „Bei frühzeitiger Bestellung<br />
können Autobesitzer sicher sein, dass sie noch unter allen<br />
Reifentypen und -größen frei auswählen dürfen“, außerdem<br />
sollten sie bedenken, dass ein Preisanstieg bei zunehmenden<br />
Abverkauf möglich sein kann.<br />
Der Zwei-Euro-Winterreifen-Test<br />
Ob die in der Garage lagernden Winterreifen grundsätzlich<br />
noch taugen, lässt sich ganz einfach und ohne<br />
Spezialwerkzeug feststellen – eine Zwei-Euro-Münze<br />
genügt für einen schnellen Reifentest zu Hause. Wenn<br />
man die Münze ins Reifenprofil steckt, dann sollte ihr<br />
silberner Rand komplett darin verschwinden. Wenn<br />
der Rand der Münze sichtbar bleibt, dann wird es Zeit<br />
für einen Reifentausch. obs/djd<br />
Wer neue Winterreifen braucht, sollte sich im Herbst<br />
darum kümmern, die Auswahl ist jetzt groß.<br />
Pascal Asser holt Reifen aus dem Lager<br />
bei Maeder & Kirchner.<br />
45
46<br />
Chefin Magdalena Bühl serviert die<br />
Portion Reibekuchen für 8,80 Euro.
Dienstag ist Reibekuchen-Tag im Landhaus Stottmert<br />
Mit 76 Jahren führt<br />
„Tante Hilde“ Regie<br />
Dienstag ist Reibekuchen-Tag im Landhaus Stottmert<br />
Tante Hilde brät schon seit<br />
25 Jahren Reibekuchen<br />
Von Detlef Schlüchtermann<br />
Natürlich hat sie niemand gezählt. Aber 150.000 Stück,<br />
eher mehr, dürften es schon gewesen sein, die „Tante<br />
Hilde“ im letzten Vierteljahrhundert nach alter Sauerländer<br />
Tradition gebraten hat. Die Rede ist von knusprig leckeren<br />
Reibeplätzchen, jene kleinen Küchlein aus roh geriebenen<br />
Kartoffeln, die in heißem Öl zubereitet werden.<br />
In der Regel steht die 76-jährige rüstige Rentnerin aus<br />
Elsen jeden Dienstag von 16 bis 20.30 Uhr in der Küche<br />
des Landhauses Stottmert im gleichnamigen Herscheider<br />
Stadtteil am Herd, um die vielen Stammgäste zu beglücken.<br />
Denn die Reibeplätzchen von „Tante Hilde“, wie<br />
Hildegard von der Linde von Landhaus-Chefin Magdalena<br />
Bühl liebevoll genannt wird, sind ein Hit. „ Der Clou“,<br />
weiß die 35-Jährige, „ist wohl das ganz kleine Stückchen<br />
fetter Speck, das jeden Reibekuchen ziert und mitgebraten<br />
wird“. Die Portion besteht aus fünf goldbraunen Exemplaren,<br />
einem Schälchen hausgemachtem Apfelmus,<br />
einem Päckchen Rübenkraut und je einer Scheibe Grauund<br />
Vollkornbrot mit Butter. Zu haben ist das Ganze für<br />
8,80 Euro.<br />
„Heute wollen sich die Leute die Wohnung nicht mehr<br />
vollstinken lassen“, sagt Magdalena Bühl und sieht darin<br />
- natürlich neben der exzellenten Qualität von Hildes<br />
Puffern - einen Teil ihres Reibekuchen-Dienstag-Erfolgs.<br />
„Und deshalb gehen sie ins Gasthaus, wo sie liebgewonnene<br />
Genüsse aus früheren Zeiten genießen können.“<br />
Im Landhaus Stottmert werden die Reibekuchen ganz<br />
frisch zubereitet. Am frühen Nachmittag greift die Chefin<br />
selbst ins Geschehen ein. „Heute habe ich 25 Kilo<br />
Kartoffeln, natürlich fest kochende wie immer, geschält“,<br />
sagt sie und freut sich, dass für den Abend 33 Gäste reserviert<br />
haben. „Natürlich essen die nicht nur Reibekuchen.<br />
Krüstchen und Schnitzel gehen auch immer ganz<br />
hervorragend“, ergänzt die Gastronomin, die 20 Jahre<br />
lang selbst bei Stottmert in der Küche gearbeitet hat und<br />
das Restaurant seit dem 4. Juli diesen Jahres betreibt -<br />
fast so wie in all den Jahren seit 1859.<br />
Nur in den letzten 12 Monaten hatte es in Stottmert einen<br />
kleinen Bruch gegeben. Nachdem sich die Eigentümer<br />
Brigitte und Reinhard Freund aus dem Restaurant-Betrieb<br />
zurückgezogen hatten, wollten die neuen Pächter gehobene<br />
französische Küche ins Traditions-Gasthaus bringen.<br />
<strong>Das</strong> floppte. Flugs war Magdalena Bühl zur Stelle,<br />
machte sofort Nägeln mit Köpfen, stellte das bewährte<br />
13-köpfige Team wieder zusammen und legte sofort los.<br />
„Jetzt ist alles wieder wie früher“, jubelten die Stammgäste<br />
schon nach wenigen Tagen.<br />
47
Zurück zu den Reibekuchen: Nachdem die Kartoffeln geschält<br />
sind, greift auch Koch Ralf Milkereit ins Geschehen<br />
ein: Jetzt werden die geschälten Kartoffeln mit maschineller<br />
Hilfe gerieben, bevor sie mit Ei, Salz, Zwiebeln und<br />
Gewürzen komplettiert werden. Was nicht fehlen darf, ist<br />
die kleine Menge Haferflocken. Als der Koch eine ganze<br />
Handvoll in den Teig streut, schreit „Tante Hilde“ kurz auf:<br />
„Nicht so viel!“ Nach 25 Jahren hat sie die Mengenangaben<br />
einfach im Gefühl. Da kann ihr niemand etwas vormachen.<br />
Dennoch: Konflikte gibt es in der Stottmert-Küche kaum.<br />
„Wir sind ein unschlagbares Team“, sagt Milkereit und Hildegard<br />
von der Linde lächelt zustimmend.<br />
Jetzt müssen die Reibekuchen nur noch gebraten werden,<br />
dann folgt das Anrichten und schon sind die krossen Puffer<br />
beim Gast auf dem Teller.<br />
Einfach, aber lecker und genau wie früher – so wollen es<br />
die Gäste bei Stottmert und deshalb kommen sie auch<br />
wieder – und meistens am Dienstagabend zum großen<br />
„Reibekuchen-Tag“.<br />
Koch Ralf Milkereit bedient die Reibe-Maschine<br />
Landhaus Stottmert in Herscheid<br />
www.Landhaus-Stottmert.de<br />
Abbildung kann Sonderausstattung zeigen.<br />
Schauerte aktuell:<br />
Der neue Audi A7 Sportback<br />
ab sofort bei uns!<br />
Nichts ist überzeugender als eine klare Linie. Die puristische Anmut<br />
einer Limousine, die klare Vielseitigkeit eines Avant und die<br />
leidenschaftliche Dynamik eines Coupés – vereint in einem Fahrzeug,<br />
das begeistert. Sportliche Höchstleistung. Innovative Technologie.<br />
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48
<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />
Bitte ein Schnitzel,<br />
aber nicht aus Fleisch!<br />
In der hiesigen Region scheint die Zeit noch nicht reif<br />
zu sein für ein ausschließlich veganes Restaurant. Was<br />
ich aber entdeckt habe, ist die Facebook-Gruppe „Sauerland<br />
goes veggie“, die 177 Freunde verzeichnet und<br />
im November 2012 gegründet wurde mit dem Ziel, die<br />
vegane Ernährung auch den Menschen auf dem Lande<br />
etwas näher zu bringen. Eine interessante Geschichte.<br />
Schauen Sie mal rein.<br />
KOMPLETT feiert Geburtstag. Anlass für kleine Veränderungen.<br />
Bei mir musste der lustige Hut vom Foto weichen.<br />
Hüte stehen mir nicht und auf Terminen fragten<br />
meine Gesprächspartner bisweilen: „<strong>Das</strong> sollen Sie<br />
sein?“ Nun gut, der Hut ist weg. Die Kolumne bleibt.<br />
Auch im zweiten KOMPLETT-Jahr möchte ich Sie mit Interessantem<br />
aus Küche und Keller erheitern, vom vielfältigen<br />
gastronomischen Angebot zwischen Verse und<br />
Sorpe berichten und neue Trends, die auch das märkische<br />
Sauerland erobern, vorstellen.<br />
Und schon geht’s los.<br />
Brutaler Themenwechsel: Es geht um Innereien. Da<br />
verschreckt mich die Nachricht, dass immer mehr Deutsche<br />
vielen dieser Delikatessen mit Ekel begegnen. Ich<br />
erinnere mich daran, dass Kalbs- und Schweineleber,<br />
Bries, saure Nieren vom Schwein oder auch mal eine<br />
gepökelte Zunge früher regelmäßig auf dem Speiseplan<br />
standen. Und in dieser Zeit? Fehlanzeige. Dazu ein Esskultur-Forscher:<br />
„Heute ist Fleisch gefragt, das nicht wie<br />
Fleisch schmeckt, auch nicht wie Fleisch aussieht, oder<br />
gar an ein Tier erinnert“. Wer so denkt sollte dann auch<br />
konsequent sein und gar kein Schnitzel mehr bestellen,<br />
sondern sich gleich einen Tofu-Burger braten. Allen anderen<br />
rate ich häufiger nach Frankreich zu blicken, wo<br />
auch die Innereien als Delikatesse nach wie vor hoch im<br />
Kurs stehen. . .<br />
Wie schnell sich Gastronomen auf Neues einlassen,<br />
wenn die Nachfrage da ist, habe ich in den letzten Tagen<br />
in Großstädten wie Berlin, Leipzig und München<br />
erfahren. Es geht um die vegane Küche. Da schießen<br />
die Restaurants derzeit wie Pilze aus dem Boden. Trüffelravioli<br />
mit Okraschoten und Wallnüssen in Tomatencremesauce<br />
und Postelein - zu haben für 14,5 Euro<br />
im Münchener Max Pett. Da läuft einem beim Lesen<br />
schon das Wasser im Mund zusammen, auch wenn man<br />
kein ausgewiesener Freund einer Küche ist, die gänzlich<br />
ohne tierische Produkte auskommt. Und auch die<br />
Menüpreise für Kreativ-Vegan-Gerichte sind bisweilen<br />
schon ganz schön happig: Vier Gänge im Berliner Kopps<br />
sind für 38 Euro zu haben. Da gibt’s dann eine pikante<br />
Gemüseterrine, Zitronengras-Lauchsuppe, sautierte Pfifferlinge<br />
mit Süßkartoffeln und zum Dessert Passionsfrüchte-Törtchen.<br />
Sie haben Fragen, Anregungen oder Kritik? Schreiben<br />
Sie mir: schluechtermann@komplett-magazin.de<br />
49
Lenne-Radtour mit<br />
Hindernissen Text und Fotos Martin Büdenbender<br />
Am 11. August fiel im Kurpark der Stadt Schmallenberg der<br />
Startschuss für die Bürgermeister-Tour entlang der Lenneroute.<br />
Am 12. August führte die 2. Etappe von Saalhausen (Foto) nach<br />
Finnentrop.<br />
50
So wechselhaft wie das Wetter während der Bürgermeister-Tour<br />
vom 11. bis 16. August war, so abwechslungsreich<br />
präsentierte sich ist die mit dieser öffentlichkeitswirksamen<br />
Aktion einem breitem Publikum<br />
vorgestellte Lenneroute selbst.<br />
Schlösser, Burgen, alte Wasserkraftwerke, hübsche Dörfer,<br />
einsame Höfe, Wälder und Wiesen, all das und vieles<br />
mehr hat die Lenne ihren Besuchern zu bieten. Aber<br />
wechselhaft ist auch der bauliche Zustand der Lenneroute.<br />
Sie ist von der Fertigstellung noch weit entfernt.<br />
Idyllische Radwege wechseln sich mit Abschnitten ab,<br />
die über die stark befahrene Bundesstraße führen.<br />
Da wagt sich keine Familie mit radfahrenden Kindern<br />
drauf.<br />
„Wir wollen den Lenneradweg lückenlos schließen“,<br />
versprach Bauminister Groschek als prominentester<br />
Teilnehmer der am Lennelebt!-Aktionstag im Radio<br />
übertragenen Gesprächsrunde aus dem Werdohler<br />
Westpark. Nimmt man ihn beim Wort, wird sich zwischen<br />
Schmallenberg und Letmathe in den nächsten<br />
Jahren noch einiges tun. Denn die Lenneroute wird erst<br />
dann zur touristischen Attraktion, wenn die komplette<br />
Strecke abseits der Bundesstraße von Jung und Alt gefahrlos<br />
befahren und genossen werden kann.<br />
Die 4. Etappe führte am 14. August von Plettenberg über Werdohl<br />
nach Altena. Über eine Holzbrücke geht es weiter nach Teindeln.<br />
Von Finnentrop nach Plettenberg führte die 3. Etappe am 13. August.<br />
Am Bahnübergang in Rönkhausen übergab Finnentrops Bürgermeister<br />
Dietmar Heß (rechts) das Staffelholz an seinen Plettenberger<br />
Amtskollege Klaus Müller.<br />
Feuchtes Hindernis auf dem Weg nach Werdohl-Dresel<br />
51
Am 11. August fiel im Kurpark der Stadt Schmallenberg der<br />
Startschuss für die Bürgermeister-Tour entlang der Lenneroute.<br />
Vor dem Start wurden die Tandems getestet.<br />
Dem Startbogen ging kurz die Luft aus,<br />
aber nicht der Bürgermeister-Tour.<br />
Fünf Tage lang trotzten die Bürgermeister der acht Städte<br />
und Gemeinden an der Lenne Wind und Wetter und<br />
radelten von Schmallenberg bis Letmathe. Eskortiert<br />
wurden sie dabei von einigen Hundert Radsportfreunden,<br />
die neugierig waren, was sich in den letzten Jahren<br />
entlang der Lenne getan hat.<br />
Neu ist dieser Fahrradweg nicht. Eröffnet wurde die insgesamt<br />
rund 140 Kilometer lange Route von der Lennequelle<br />
bis zur Mündung in die Ruhr bereits 2005. Aber<br />
die Bürgermeister-Tour sollte die noch wenig bekannte<br />
Radstrecke aus ihrem Dornröschenschlaf erwecken. Und<br />
schön anzusehen ist die Lenne allemal. Nahe dem Kahlen<br />
Asten entspringend bahnt sie sich den Weg durch<br />
ein malerisches Tal mit grünen Wiesen und Auen, bewaldeten<br />
Hängen und Bergen, gesäumt von idyllischen<br />
Ortschaften und schmucken Städten, von Schlössern<br />
und Burgen, aber auch von vielen Fabriken und mächtigen<br />
Wehranlagen.<br />
Noch wissen zu wenig Menschen von diesen Schätzen<br />
der Natur und Industriekultur, die entlang der Lenne<br />
zu sehen und zu erleben sind. <strong>Das</strong> hat sich seit Mitte<br />
August geändert. Die Teilnehmer waren sich einig:<br />
Radfahren an der Lenne macht Spaß, und das sogar bei<br />
schlechtem Wetter. Denn Petrus hatte es nicht durchweg<br />
gut mit den Radfahrern gemeint. Zwar startete die<br />
Tour am 11. August im Schallenberger Kulturpark bei<br />
schönstem Sonnenschein, und auch von Lennestadt-<br />
Saalhausen bis Finnentrop war die Sonne ein ständiger<br />
Begleiter der Veloisten. Aber während der dritten<br />
Etappe, von Finnentrop nach Plettenberg, öffnete der<br />
Himmel seine Schleusen. Nicht viel besser erging es<br />
den Teilnehmern auf dem Teilstück nach Werdohl und<br />
weiter nach Altena. Erst am Schlusstag, als es von Altena<br />
über Nachrodt zum Etappenziel in Letmathe ging,<br />
blieb es wieder trocken. Aber selbst beim schlimmsten<br />
Wolkenbruch sah man nur lachende Gesichter. Die bekannte<br />
Spruch „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt<br />
nur unpassende Kleidung“ hat sich bewahrheitet.<br />
So blieb zum Schluss die Erkenntnis: Nicht das Wetter im<br />
Sauerland ist das Problem, sondern der unvollständige<br />
Ausbau der Lenneroute. Radfahren entlang der B236,<br />
so wie hinter Saalhausen bis kurz vor Altenhundem,<br />
wie zwischen Teindeln und Kettling, wie zwischen Elverlingsen<br />
und Altena und vor allem wie von Altena bis<br />
hinter Nachrodt, das funktionierte während der Bürgermeister-Tour<br />
nur deshalb entspannt und gefahrlos, weil<br />
die Teilnehmer Begleitschutz erhielten. Sie wurden von<br />
Fahrzeugen des THW gesichert.<br />
Mit Interesse registrierten die Radfahrer daher nicht nur<br />
alte und neue Attraktionen entlang der Strecke, etwa<br />
die Sauerlandpyramiden in Meggen, die renovierten<br />
Bahnhöfe in Altenhundem und Werdohl, das Aquamagis<br />
mit seinem neuen Feriendorf in Plettenberg, oder<br />
die Burg und ihren Burgaufzug in Altena. Sie interessierten<br />
sich auch für den Ausbau der Fahrradstrecke.<br />
Wohlwollend wurden kleine und große Verbesserungen<br />
zur Kenntnis genommen, wie Anforderungskontakte für<br />
Radfahrer, die in Lennestadt die Bundesstraße queren<br />
müssen, oder die Errichtung einer Radfahrerbrücke kurz<br />
vor Werdohl, die die Route weg von der Hauptverkehrsstraße<br />
führt.<br />
Den Abschluss der Tour bildete der Lenne-lebt-Aktionstag<br />
am 17. August. Überall entlang der Lenne wurde<br />
gefeiert. Einer von vielen Gästen war an diesem Tag<br />
NRW Bau- und Verkehrsminister Michael Groschek, der<br />
Abschnitte der Route zwischen Werdohl und Letmathe<br />
besichtigte. Er versprach auch nach Abschluss des dreijährigen<br />
Regionale-Förderprojektes die Aktivitäten der<br />
acht Städte und Gemeinden entlang der Lenne im Auge<br />
zu behalten: „Aus dem Fokus wird Südwestfalen in Düsseldorf<br />
nicht verschwinden“.<br />
52
Die Welt der kleinen<br />
Schuhe<br />
Die Welt der kleinen Schuhe hat an<br />
der Grünestraße 21 in Plettenberg eröffnet.<br />
Die Eheleute Katia und Dimitrios<br />
Fidanidis haben den Schritt in die<br />
Selbstständigkeit gewagt und Piccolo<br />
Mondo, das Schuhgeschäft für kleine<br />
Füße eröffnet. Da für kleine Schuhe<br />
(Größe 19 bis 38) ein kleiner Laden<br />
reicht, haben sie ihr Fachgeschäft<br />
als Untermieter des dort seit langem<br />
beheimateten Friseursalons der mit Katia Fidanidis (rechts) hat in direkter Nachbarschaft des Salons CaSa von Carmelina Salamone<br />
(links) das Geschäft Piccolo Mondo Kinderschuhe eröffnet. Fürs Foto saß Elisasofia Modell.<br />
ihnen befreundeten Carmelina Salamone<br />
(Salon CaSa, vormals Salon Hundt bzw. Rainer unterscheidet sich schon sehr von der bei erwachsenen<br />
Müller) gestartet.<br />
Kunden“, so Fidanidis. „Kleine Kinder verspüren nicht in<br />
„Der früher als Herrensalon genutzte Raum war über. der Form den Schmerz, den ein zu enger Schuh auslösen<br />
Damen und Herren werden bei uns alle im selben Raum kann. Daher sind gut sitzende Schuhe sehr wichtig, um<br />
bedient“, erzählt Carmelina Salamone. „Da kam Katias Schädigungen an den Füßen zu verhindern.“ Gemessen<br />
und Dimis Idee, das Kinderschuhgeschäft zu eröffnen, werden die Kinderfüße im Laden nicht nur in der Länge,<br />
gerade zur rechten Zeit.“ Katia Fidanidis findet die Geschäftslage<br />
sehr gut: „Parkplätze befinden sich direkt werden, welcher Schuh am Ende wirklich passt. Ange-<br />
sondern auch in der Breite. Nur so kann exakt bestimmt<br />
vor der Tür und nebenan ist der Kinderspielplatz. <strong>Das</strong> boten werden Schuhe der Marken Richter, Naturino und<br />
passt.“<br />
Primigi sowie Accessoires (Schals, Mützen, Socken von<br />
Katia Fidanidis dürfte vielen Plettenbergern gut bekannt Sterntaler).<br />
sein. Sie arbeitete zuvor 12 Jahre lang im Modehaus Wir freuen uns darüber, dass wieder eine (kleine) Lücke<br />
Wilmink. In umfangreichen Lehrgängen hat sie sich zur im Portfolio des Plettenberger Einzelhandels geschlossen<br />
werden Kinderschuh-Beraterin schulen lassen. „Die Beratung<br />
konnte.“<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
53
BrandschutzmaSSnahmen<br />
verzögern Neueröffnung<br />
von Haus Nordhelle<br />
Von Wolfgang Teipel<br />
Sanierung des Evangelischen Tagungszentrums in Valbert wird teurer als gedacht.<br />
Moderne Technik soll Gäste aus der Industrie locken.<br />
54<br />
Valbert. Roll-out im Haus Nordhelle: Rund 3000 Quadratmeter<br />
neuer Bodenbelag sind vor wenigen Tagen im<br />
Evangelischen Tagungszentrum auf dem Valberter Koppenkopf<br />
verlegt worden. Ein helles, strapazierfähiges<br />
Gewebe mit braunen Punkten, so ganz anders als das<br />
alte und verschlissene Dunkelgrün. Der Teppich im Haus<br />
ist wie die neuen hellen Decken und der frische weiße<br />
Wandanstrich ein Teil des großen Mosaiks, mit dem sich<br />
die Einrichtung der beiden Kirchenkreise Lüdenscheid-<br />
Plettenberg und Iserlohn fit macht für den „Aufbruch<br />
2015“.<br />
Die Drei-Sterne-Sanierung des Hauses wird sich bis<br />
Ende <strong>Oktober</strong>/Anfang November hinziehen. <strong>Das</strong> sind<br />
zwei Monate mehr, als vorgesehen. Erst dann kann das<br />
Team um Christian Graf Übernachtungsgästen den versprochenen<br />
Komfort bieten.<br />
Brandschutz wird teurer,<br />
als zunächst gedacht<br />
Doch verschärfte Brandschutzbestimmungen verzögern<br />
die Baumaßnahmen erheblich. Zur besseren Feuereindämmung<br />
im Brandfall müssten in vielen der Gästezimmer<br />
Zwischendecken eingezogen werden. Zusätzlich ist<br />
eine Erweiterung der Brandmeldeanlage im Dachstuhl<br />
notwendig, um den behördlichen Auflagen gerecht zu<br />
werden – „Maßnahmen, die im Vorfeld nicht absehbar<br />
waren“ so Kai-Uwe Kersten, Geschäftsführer in Haus<br />
Nordhelle.<br />
Der Etat für den Umbau ist gedeckelt. Mehr als drei Millionen<br />
Euro dürfen für die Modernisierung des Hauses<br />
nicht ausgegeben werden. Da schmerzen die Zusatzkosten<br />
von ca. 160 000 Euro, die für den Brandschutz<br />
aufgebracht werden müssen. Die Folge: „Wir werden<br />
den geplanten Ausbau der Terrasse und auch den Bau<br />
der Sauna verschieben“, bedauert Christian Graf. Auch<br />
die vorgesehene Neu-Möblierung des Restaurants muss<br />
warten.<br />
Modernste Technik soll Tagungsgäste<br />
locken<br />
Am Kern der Planung, nämlich 65 gleichwertige Zimmer<br />
mit gehobener Ausstattung zu bauen, wird nicht<br />
gerüttelt. Auch an modernster Technik wird nicht gespart.<br />
Schließlich soll das Tagungszentrum neben den<br />
kirchlichen Gruppen auch Industriekunden aus der Region<br />
anziehen, die ein gut ausgestattetes Zentrum für<br />
Kongresse, Weiterbildungsveranstaltungen und Seminare<br />
suchen.<br />
Superintendent Klaus Majoress, Chef des Kirchenkreises<br />
Lüdenscheid-Plettenberg, und seine Iserlohner Kollegin<br />
Martina Espelöer sind zuversichtlich, dass diese Kunden<br />
kommen werden. Sie spielen im neuen Konzept des<br />
Hauses eine wichtige Rolle. „Wir müssen unsere Auslastung<br />
unter der Woche verbessern“, sagt Kai-Uwe<br />
Kersten. Angepeilt ist eine Quote von mindestens 55<br />
Prozent. Vor der Modernisierung waren es gerade mal<br />
40 Prozent. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Haus Nordhelle<br />
muss künftig ca. 8000 Übernachtungsgäste mehr<br />
gewinnen. <strong>Das</strong> funktioniert nur mit neuen Zielgruppen.<br />
Zurzeit haben aber Bauunternehmen und Handwerker<br />
das Sagen. Kabel hängen von unverkleideten Decken<br />
herunter, überall stehen Baugerüste – an vielen ande-
en Stellen muss sich noch Manches fügen. Die ehemaligen<br />
Erwachsenenzimmer und deren Bäder sind komplett<br />
entkernt, neue Anschlüsse und Armaturen werden<br />
gerade vorbereitet. Ein Muster-Bad kann bereits besichtigt<br />
werden.<br />
In den Zimmern des früheren Jugendtrakts steht kein<br />
Stein mehr auf dem anderen. Wanddurchbrüche wurden<br />
gestemmt, neue Versorgungsleitungen und Badanschlüsse<br />
gelegt, sowie erste Badezimmerwände und<br />
Rigipsdecken in den einzelnen Räumen eingezogen.<br />
Künftig werden auch diese Zimmer den Ansprüchen an<br />
einen gehobenen Komfort gerecht werden. Alle Räume<br />
werden Zug um Zug im <strong>Oktober</strong> fertiggestellt.<br />
Eingang zur neuen Kapelle steht schon<br />
Die Verzögerung hat dazu geführt, dass 50 Gruppen, die<br />
sich bereits für Aufenthalte in Nordhelle angemeldet<br />
hatten, ausgebucht werden mussten. „Die Einnahmen<br />
fehlen uns jetzt“, bedauert Christian Graf. Mehr noch:<br />
Haus Nordhelle kommt für die Mehrkosten auf, die den<br />
Gruppen bei der Unterbringung in anderen Einrichtungen<br />
entstehen. „<strong>Das</strong> ist für uns selbstverständlich“,<br />
sagt Christian Graf.<br />
Der pädagogische Leiter hat in den vergangenen Wochen<br />
intensive Kundenpflege betrieben und bei den<br />
Gruppen um Verständnis für die Verzögerung geworben.<br />
„Schließlich möchte ich alle als Gäste im Haus<br />
Nordhelle wiedersehen.“ Sie werden von den neuen<br />
Errungenschaften begeistert sein, ist sich Christian Graf<br />
ganz sicher. Auch von der automatischen Eingangstür,<br />
die Gästen mit Gepäck den Eintritt ins Haus erleichtert,<br />
und eben auch vom neuen Teppich.<br />
Eine weitere Baustelle wurde mit der Renovierung und<br />
Aufrüstung der Tagungs- und Gemeinschaftsräume eingerichtet.<br />
Wer hinter das Haus geht, der sieht gleich das<br />
ganze Ausmaß der Baustelle. Schon zu erkennen: Der<br />
Eingang zur neuen Kapelle. <strong>Das</strong> kleine Gotteshaus soll<br />
den traditionellen „Haus Nordhelle“-Dreiklang Bildung,<br />
Begegnung und Spiritualität schärfen.<br />
GASTHAUS „AM KÖNIGSEE“<br />
<strong>Das</strong> Restaurant mit Kneipencharakter<br />
Ihr Partner für Feiern im und außer Haus<br />
Partyservice mit kaltem und warmem Buffet<br />
Bierspezialitäten vom Fass,<br />
Steaks aus Irland, Argentinien oder Australien<br />
Deutsche XXL Schnitzel, Fisch und<br />
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Öffnungszeiten:<br />
Mo. Ruhetag / Di - Sa. 17.00 - Ende<br />
So. und Feiertags 11.00 - Ende<br />
Ab sofort neue Speisekarte!<br />
Am Königsee 1 · 58840 Plettenberg<br />
Tel. 02391 / 148723<br />
55
Besuch in einer<br />
Geistersiedlung<br />
Die Wohnsiedlung Elverlingsen<br />
zwischen Werdohl und Altena<br />
steht seit über einem Jahr leer.<br />
Zwei ehemalige Anwohner<br />
zeigen uns ihre Häuser.<br />
Text Pia Mester<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Seit März 2013 leben im Stadtteil Elverlingsen keine Menschen mehr. Noch einmal sind Klaus von der Weppen und Helmut<br />
Holub nach Elverlingsen zurückgekehrt. Ein Ort voller Erinnerungen, für die beiden Männer, die hier über 50 Jahre gelebt haben.<br />
56
„Hier war früher mein Wohnzimmer“, sagt Adolf von<br />
der Weppen, räuspert sich und zeigt in einen leeren<br />
Raum. Nur noch ein staubiger Teppich liegt dort. Daneben<br />
das Badezimmer, das hatte er erst vor wenigen<br />
Jahren renoviert. Es hängt noch Klopapier im Halter. Die<br />
Scheibe zum kleinen Garten ist eingetreten. Wie fast<br />
in allen Häusern der verlassenen Siedlung neben dem<br />
Kohlekraftwerk in Elverlingsen. Vandalen und Metalldiebe<br />
treiben hier ihr Unwesen, obwohl das Gelände<br />
überwacht wird. Alles verfällt, nur der Wein im ehemaligen<br />
Garten von Adolf von der Weppen gedeiht prächtig.<br />
Erst vor eineinhalb Jahren ist er aus Elverlingsen<br />
ausgezogen. Er war der letzte von einstmals fast 500<br />
Einwohnern. Aus der kleinen Wohnsiedlung im Schatten<br />
des Kraftwerkes ist ein Geisterdorf geworden.<br />
Die Mark-E hatte das Gelände aufgekauft, um ihr Kraftwerk<br />
erweitern zu können. Dann kam die Energiewende.<br />
Jetzt soll die Anlage geschlossen werden. Die Wohnhäuser<br />
bleiben stehen. Leer. Gemeinsam mit Adolf von<br />
der Weppen und Helmut Holub, der die Geschichte Elverlingsens<br />
im Internet dokumentiert, besuchen wir die<br />
Wohnsiedlung, die jetzt so scheinbar sinnlos verlassen<br />
wurde.<br />
An der Einbiegung zur Straße „Am Hang“ versperrt eine<br />
Schranke den Weg. Brombeersträucher überwuchern<br />
den Bürgersteig, zwischen den Pflastersteinen wächst<br />
Gras. Adolf von der Weppen dirigiert uns zu seinem<br />
ehemaligen Wohnhaus, ein Bau aus den Anfangsjahren<br />
der Siedlung. Dort könne man gut parken, sagt er, das<br />
Gestrüpp stehe dort noch nicht so hoch. Erst im Frühjahr<br />
2013 ist er dort ausgezogen. Er war der letzte Elverlingser<br />
und wurde bei seinem Auszug von einem Fernsehteam<br />
des WDR begleitet. Kurz zuvor hatten die letzten<br />
Nachbarn die Siedlung verlassen. Warum er so lange<br />
gewartet habe? „Ich hatte keine Lust.“<br />
Industriestandort seit 1789<br />
<strong>Das</strong> Kraftwerk Werdohl-Elverlingsen wurde 1912 in Betrieb<br />
genommen, nach nur einem Jahr Bauzeit. Schon<br />
lange vorher war Elverlingsen Industriestandort. Hier<br />
wurde 1789 das erste europäische Schwarzblechwalzwerk<br />
errichtet, das 1817 zum ersten deutschen<br />
Drahtwalzwerk umgebaut wurde. Aber erst durch das<br />
Kraftwerk wurden in Elverlingsen so viele Arbeitskräfte<br />
gebündelt, dass in unmittelbarer Nachbarschaft des<br />
Stromerzeugers eine ganze Siedlung mit einer eigenen<br />
Infrastruktur entstand. Elverlingsen verfügte über Schule,<br />
Einkaufsladen, Metzger, Frisör, Hotel, Kegelbahn und<br />
Tennisplätze, ja, sogar eine kleine Poststelle gab es in<br />
Elverlingsen.<br />
Während des Zweiten Weltkriegs kamen viele Arbeiter<br />
mit ihren Familien hier her, weil sie im Kraftwerk eine<br />
Anstellung fanden. So auch die Eltern von Adolf von der<br />
Weppen. Nach und nach wurden immer mehr Häuser<br />
gebaut, beispielsweise die Siedlung in der Kampstraße<br />
in den 1950er Jahren.<br />
Vandalen sind durch die<br />
Terassentür von Klaus von der<br />
Weppens ehemaliger Wohnung<br />
ins Haus eingedrungen<br />
In den folgenden Jahren erlebte die kleine Siedlergemeinschaft<br />
ihre Blütezeit. Eine Zeit, an die die ehemaligen<br />
Bewohner noch heute gerne zurückdenken.<br />
Im Sommer, so erzählt Adolf von der Weppen, trafen<br />
sich die Nachbarn in ihren Gärten abends nach getaner<br />
Arbeit. Und im Winter öffnete Reiner Schmidt ein paar<br />
Häuser weiter seine Kellerbar.<br />
„Wer hier wohnte, arbeitete meist auch<br />
im Kraftwerk.“<br />
Man kann sich kaum noch vorstellen, dass in diesen<br />
Straßen einst das Leben pulsierte. Zeitweise wohnten<br />
hier bis zu 500 Menschen. „Früher gab es hier so<br />
viele Kinder, da brauchten Sie nur pfeifen und hatten<br />
eine Fußballmannschaft zusammen“, erinnert sich<br />
Adolf von der Weppen. Die Menschen lebten neben<br />
und mit dem Kraftwerk. „Wer hier wohnte, arbeitete<br />
meist auch im Kraftwerk“, erzählt der 75-Jährige.<br />
57
Die Mark-E kümmerte sich auch um die Freizeit ihrer Angestellten.<br />
Gemeinsame Feiern und Ausflüge standen<br />
häufig an und waren beliebt. Die Anwohner durften die<br />
Kegelbahn mit angeschlossenem Freizeitheim und die<br />
werkseigenen Tennisplätze nutzen.<br />
Auch Helmut Holub hat<br />
seine Kindheit in Elverlingsen<br />
verbracht: „Es<br />
war eine schöne Zeit.“<br />
1980 zog er weg, doch<br />
seinen Heimatort hat er<br />
seitdem nicht vergessen.<br />
Alles verfällt, nur der<br />
Der 60-Jährige, der mittlerweile<br />
in Neuenrade Garten von Adolf von der<br />
Wein im ehemaligen<br />
Weppen gedeiht prächtig.<br />
wohnt, sammelt Bilder<br />
und Dokumente, die den Aufstieg und Verfall Elverlingsens<br />
dokumentieren und macht sie auf seiner Internetseite<br />
www.helmutholub.net der Öffentlichkeit zugänglich.<br />
Als wir jetzt durch die Kampstraße gehen, ist sein Elternhaus<br />
kaum noch zu erkennen, wild wuchernder<br />
Blauregen verdeckt die halbe Front. Drinnen erwarten<br />
uns Staub, Spinnenweben und Dunkelheit. Helmut Holub<br />
atmet tief ein. „Es riecht hier wie in einer Kirche“,<br />
sagt er. Strom und Wasser sind schon vor langer Zeit<br />
abgestellt worden, die Jalousien sind heruntergelassen<br />
und klemmen in dieser Position fest. Ein weiterer<br />
Schutz vor Dieben, der kaum Wirkung zeigt.<br />
Kurz nach dem Krieg war Wohnraum rar und Flüchtlinge<br />
waren zahlreich. Die Siedlung in der Kampstraße<br />
sollte in den 1950er Jahren dieses Problem<br />
beheben. Anfangs war es eng,<br />
sechsköpfige Familien wohnten in vier<br />
Zimmern, so auch die Familie Holub.<br />
Doch mit der Zeit wurde es besser. Die<br />
Menschen richteten sich ein, sie wurden<br />
eine eingeschworene Gemeinschaft.<br />
Nicht die Häuser, sondern diese Dorfgemeinschaft<br />
war es, die die Anwohner<br />
nicht aufgeben wollten.<br />
Energiewende:<br />
Kraftwerk wird 2020 geschlossen<br />
1975 ist Ralph Zippelmeyer mit seiner Familie nach Elverlingsen<br />
gezogen. Er wohnte bis 2009 im alten Lehrerhaus.<br />
Es stand direkt neben der Schule. Nachdem sie<br />
geschlossen worden war, zog das Naturschutzzentrum<br />
Märkischer Kreis hier ein. 2005 wurde das Gebäude abgerissen.<br />
„Normalerweise wäre ich hier wohnen geblieben“, er-<br />
• Autowaschstraße ( Autowaschboxen<br />
• AU-Abnahme im Hause<br />
• Autoglas-Service<br />
• Auspuffschnelldienst<br />
• Batteriedienst<br />
• Kfz-Reparaturen aller Fabrikate<br />
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• Reifenservice<br />
• TÜV-Abnahme im Haus<br />
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Bahnhofstraße 31 · 58840 Plettenberg<br />
58
Die Straße am Junkernberg ist,<br />
wie die ganze Siedlung, gesperrt.<br />
innert sich Zippelmeyer gerne an die 34 Jahre, die er in<br />
Elverlingsen verlebte.<br />
Aber die Expansionspläne von Mark-E standen dem im<br />
Weg. Diese sind nun schon rund zehn Jahre alt. Sie hatten<br />
damals eine Perspektive. Von langer Hand wurde<br />
das „Leerziehen“ der Siedlung geplant. Mehrere Jahre<br />
hatten die Elverlingser Zeit, sich von ihrem Zuhause,<br />
von ihrer Heimat zu trennen. Aber noch bevor die letzten<br />
Bewohner die Siedlung im Frühjahr 2013 verlassen<br />
hatten, war klar, dass es zu einer Expansion des Kraftwerkes<br />
nicht kommen würde. Im Gegenteil, bis 2020,<br />
spätestens 2022 gehen im Kraftwerk die Öfen aus. Die<br />
energiewirtschaftliche Entwicklung hatte alle Pläne<br />
zunichte gemacht, der Betrieb der Anlagen ist unrentabel<br />
geworden. Eine Wendung des Schicksals, die die<br />
ehemaligen Bewohner mit Bedauern betrachten: <strong>Das</strong>s<br />
sie ihre Heime räumen mussten, hätte gar nicht sein<br />
müssen. „Die eigentliche Tragik besteht darin, dass die<br />
Entscheidung vor der Energiewende gefallen ist. Heute<br />
würde die Siedlung wahrscheinlich nicht mehr freiziehen<br />
wollen“, sagt der Rechtsanwalt Ralf Mitschke, der<br />
1995 an das Haus seiner Schwiegereltern - Helmut Holubs<br />
Elternhaus – angebaut hat.<br />
Die elf Eigenheimbesitzer wurden entschädigt. Ein Gutachter<br />
schätzte den Wert dieser Häuser, diesen Preis<br />
zahlte ihnen die Mark-E schließlich. Wer sein Häuschen<br />
gut in Schuss gehalten hatte, profitierte. Den 44 Mietern,<br />
die in den werkseigenen Mietshäusern wohnten,<br />
wurde gekündigt. Insgesamt, so ein Mitarbeiter des<br />
Kraftwerkes, hätten die Einwohner mit Verständnis auf<br />
die Maßnahme reagiert. <strong>Das</strong>s dann doch alles anders<br />
kam, bedauern auch seine Kollegen und die Konzernleitung.<br />
Im Januar 2013 gingen die Straßen „Am Hang“,<br />
„Bergfelder Weg“, „Am Junkernberg“ und „Kampstraße“<br />
in den Besitz des Energielieferanten über.<br />
Abenteuerlustige und Metalldiebe<br />
Jetzt stehen die Wohnhäuser in Elverlingsen leer und<br />
sind sich selbst überlassen. Ab und zu dienen sie als<br />
Übungskulisse für Polizei und Feuerwehr. Manchmal<br />
als gruseliges Ausflugsziel von Abenteuerlustigen, die<br />
ihre Erlebnisse im Internet teilen, etwa auf der Seite<br />
www.gespensterweb.de: „Im ersten Moment war es<br />
einfach nur eine Siedlung“, schreibt dort ein Benutzer.<br />
59
<strong>Das</strong> Kraftwerk Anfang<br />
der 1950er Jahre<br />
Glückliche Kindheit in Elverlingsen: Die drei<br />
Kinder der Familie Pollock, im Hintergrund sieht<br />
man die ersten Häuser der Siedlergemeinschaft<br />
an der Kampstraße.<br />
„Doch je weiter man rein ging und umso dunkler es wurde,<br />
desto unheimlicher wurde es. Der Wachmann sagte<br />
uns, dass dort bis vor zwei Monaten noch vier oder fünf<br />
Leute gewohnt haben sollen ... <strong>Das</strong> konnte man sich nicht<br />
wirklich vorstellen, weil überall das Unkraut bis Kniehöhe<br />
ging. Viele Fenster waren offen, und man konnte in<br />
die Wohnungen reinschauen. Ich dachte: „Naja, was will<br />
man dort sehen ...“ Beim näheren Betrachten fiel sofort<br />
auf, dass noch alles eingerichtet war... komplette Schrankwände<br />
und Sessel, Sofas etc. Doch schon irgendwie unheimlich.<br />
Einmal nahm einer von unserer Gruppe einen<br />
dunklen Schatten an einem Fenster wahr, beim zweiten<br />
Hinleuchten war er weg. Irgendwie komisch...“<br />
Helmut Holub und Adolf von der Weppen wollen Elverlingsen<br />
so in Erinnerung behalten, wie sie es verlassen haben:<br />
Als hübsche Wohnsiedlung, in der jeder jeden kannte.<br />
Ein bitterer Anblick für Adolf von der Weppen (links) und Helmut<br />
Holub: Die verlassene Siedlung verfällt immer mehr.<br />
AZ_90x135.qxd 20.06.2011<br />
STANZTECHNIK BIEGETECHNIK SCHWEISSTECHNIK BAUGRUPPEN<br />
www.baco.de<br />
60
Mittelalterlicher<br />
Weihnachtsmarkt<br />
Winter-Spektakulum auf<br />
Burg Altena vom<br />
28. bis 30. November<br />
GEWINNSPIEL<br />
Weihnachtlicher Trubel gepaart mit Musik, Spaß und<br />
Spannung: Vom 28. bis 30. November organisiert der<br />
Fachdienst Kultur und Tourismus des Märkischen Kreises<br />
zusammen mit der Pfiffikus-Agentur aus Altena auf der<br />
Burg Altena einen Weihnachtsmarkt im mittelalterlichen<br />
Ambiente. Händler, alte Handwerkskunst, Unterhaltung<br />
mit Gauklern, Musik und vieles mehr erwarten die Besucher.<br />
Die Burg im Fackelschein, weihnachtliche Wohlgerüche<br />
und ausgelassene Stimmung – diese romantische Atmosphäre<br />
macht einen Besuch des Winter–Spektakulums<br />
zum unvergesslichen Erlebnis.<br />
Höhepunkte werden die Open-Air Konzerte im oberen<br />
Burghof. Am Freitag steht das Siebengestirn „Nachtgeschrei“<br />
auf der Bühne. Die Musiker verbinden<br />
Drehleier, Flöte und Dudelsack<br />
mit E-Gitarren, Bass und Schlagzeug zu<br />
einem folkigen Sound.<br />
Die mittelalterlichen Spielleute von<br />
„Abinferis“ werden den Besuchern am<br />
Samstag mit deutschen und lateinischen<br />
Texten Themen aus Vergangenheit und<br />
Gegenwart ans Herz legen. Zu guter<br />
Letzt werden die sieben Sturmvögel der<br />
Gruppe „Harpyie“ am Sonntag den Staub<br />
aus vergangenen Jahrhunderten aufwirbeln<br />
und ihren unverwechselbaren und<br />
nuancenreichen Sound zu präsentieren.<br />
Außerdem bieten die Museen Mitmachaktionen<br />
an: die beliebte Ritter-Foto-<br />
Aktion, Weihnachtsmotive aus Draht<br />
biegen, Kerzen gestalten und Filzen<br />
stehen auf dem Programm. Am Freitag<br />
und Samstag werden Lichterführungen<br />
angeboten, bei denen Sagen und Geschichten rund um<br />
Burg Altena erzählt werden.<br />
Öffnungszeiten:<br />
Freitag, 28.11.: 9.30 – 17 Uhr Museen Burg Altena (normaler<br />
Museumeintritt), 17 – 22 Uhr Winter-Spektakulum<br />
Samstag, 29.11.: 11 – 22 Uhr Winter-Spektakulum und<br />
Museen Burg Altena<br />
Sonntag, 30.11.: 11 – 18 Uhr Winter-Spektakulum und<br />
Museen Burg Altena<br />
Eintritt: 2,00 Euro/Person (Sa. und So. inkl. Museumseintritt),<br />
Kinder unter 6 Jahren frei<br />
www.maerkischer-kreis.de<br />
Der MK-Fachdienst Kultur und Tourismus spendiert <strong>Komplett</strong>-Leserinnen<br />
und -Lesern 10x2 Eintrittskarten für das<br />
Winter-Spektakulum. Bei der Preisfrage geht es um die<br />
Jugendherberge auf der Burg Altena:<br />
Die Antwort schicken Sie bitte per Postkarte an:<br />
<strong>Komplett</strong>-Verlag<br />
Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg<br />
Stichwort „Burg Altena“<br />
Ihre internationale Bekanntheit verdankt die Burg<br />
Altena der ersten ständigen Jugendherberge der<br />
Welt. In welchem Jahr wurde diese Jugendherberge<br />
eingeweiht?<br />
a) 1854<br />
b) 1914<br />
c) 1964<br />
oder per E-Mail an:<br />
burgaltena@komplett-magazin.de<br />
Betreff: „Burg Altena“<br />
Einsendeschluss ist der 14. November. Die Gewinner erhalten<br />
je zwei Eintrittskarten für das Winter-Spektakulum<br />
<strong>2014</strong>. Gehen mehr als zehn richtige Antworten ein,<br />
entscheidet das Los. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
61
Hochleistungswerkstoffe<br />
nach Rezept<br />
VDM Metals Weltmarktführer bei Nickelblechen<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Philipp Verbnik (Marketing) erläutert auf einer Karte,<br />
wo Produkte von VDM eingesetzt werden.. Aus den<br />
Drahtrollen werden Drähte für Zündkerzen.<br />
Mit dem Flieger in den Urlaub. Mit der Bahn zum<br />
Einkaufen nach Dortmund. Mit dem Auto zur Arbeit.<br />
Im Hotel auf Malle die Haare föhnen oder das Licht<br />
anschalten. - Ein Stück Heimat ist immer dabei. Manchmal<br />
etwas größer z. B. als Teil der Brennkammer im<br />
Düsentriebwerk. Oft versteckt wie im Anfahrwiderstand<br />
der Bahn oder der Zündkerze im Auto. Vielfach aber klein,<br />
wie der Heizdraht im Föhn oder winzig wie der Glühfaden<br />
in der Lampe. Gemeinsam ist allen die Herkunft: VDM<br />
Metals in Werdohl.<br />
<strong>Das</strong> Unternehmen an der Plettenberger Straße ist<br />
nach eigener Aussage „einer der weltweit führenden<br />
Werkstoffanbieter in allen Halbzeugformen“. Philipp<br />
Verbnik, bei VDM Metals für die Öffentlichkeitsarbeit<br />
zuständig, wird konkreter: VDM ist „Weltmarktführer<br />
bei Nickelblechen.“ Was das Werk verlässt, sind so<br />
genannte Halbzeuge für Produkte, die besonders hohe<br />
Anforderungen erfüllen müssen. <strong>Das</strong> können Hitze- oder<br />
Korrosionsbeständigkeit sein. Es können mechanische,<br />
thermische oder chemische Belastungen sein, denen<br />
sie standhalten müssen. „Mitunter auch allen dreien<br />
gleichzeitig“, heißt es auf der VDM-Homepage.<br />
62
Die Einsatzgebiete sind vielfältig, erläutert Philipp<br />
Verbnik. Am Schaubild zeigt er, dass das Unternehmen<br />
„in allen vier Elementen zuhause“ ist. Bleche, Bänder,<br />
Drähte oder Stangen, die von Werdohl und Altena aus<br />
in alle Welt geliefert werden, kommen in Bohrinseln, in<br />
Schiffsmotoren, in chemischen Produktionsanlagen, bei<br />
der Meerwasserentsalzung, in Motoren, Tankfahrzeugen,<br />
in der Geothermie, in E-Loks oder im Flugzeugbau zum<br />
Einsatz, um nur einige Beispiele zu nennen. „Meistens“,<br />
so Verbnik, „sind sie eher unscheinbar oder es sind nur<br />
ganz kleine Bauteile.“ Aber sie sind oft entscheidend<br />
für die Funktionsfähigkeit und Sicherheit. „Hightech“ aus<br />
dem Sauerland für Schlüsseltechnologien weltweit.<br />
entwickelt. „Jedes Element hat einen bestimmten<br />
Einfluss auf die Materialeigenschaft“, erläutert der<br />
Marketing-Experte. Eine eigene Forschungs- und<br />
Entwicklungsabteilung in Altena sorgt dafür, dass VDM<br />
liefern kann, was Kunden brauchen. Es geht darum,<br />
möglichst schon vorher zu sehen, welche Trends sich<br />
abzeichnen und was der Markt künftig braucht.<br />
Neue Anwendungen erschließen<br />
Oder für bekannte Werkstoffe neue Felder zu<br />
erschließen. „Alte“ Werkstoffe, die früher für Bauteile in<br />
Fernsehgeräten verwandt wurden, sind heute Grundlage<br />
im Formenbau für Kohlefaser-Werkstoffe, weist Verbnik<br />
In Erinnerung ist VDM vielen indes als Hersteller von<br />
Rohlingen für die Münzproduktion, als Produzent<br />
von Kleingeld für die große Welt. In Werdohl nahm<br />
der Euro seinen Anfang – als Metall-Legierung. Diese<br />
Zeiten sind vorbei. „Den Geschäftsbereich haben wir<br />
komplett eingestellt“, sagt Verbnik. VDM sei in der<br />
mehr als 80-jährigen Geschichte „immer in neue<br />
Anwendungsbereiche vorgestoßen“. Kraftwerksbau,<br />
Luftfahrt, Mobilität schlechthin sind inzwischen<br />
wesentliche Geschäftsfelder. Philipp Verbnik ergänzt:<br />
„Klimawandel, knappe Ressourcen. <strong>Das</strong> sind<br />
Megatrends.“ Und Felder, auf denen sich VDM inzwischen<br />
bewegt.<br />
Die Werkstoffe sind aus Nickel, Titan, Zirkonium. <strong>Das</strong><br />
klingt schon wie aus anderen Welt.<br />
Sie und hochlegierte Edelstähle werden teilweise mit<br />
den Kunden gemeinsam für die jeweilige Anwendung<br />
auf eine Innovation hin.<br />
Teilweise schreiben Kunden „genau vor, welche<br />
Anforderungen der Werkstoff erfüllen muss“, schildert<br />
er. In der Luftfahrt gelten besonders strenge Auflagen.<br />
Qualitätssicherung wird großgeschrieben. Für VDM heißt<br />
das Produktion aus einer Hand. Verbnik: „Wir bilden<br />
alle wichtigen Produktionsschritte ab.“ <strong>Das</strong> geht vom<br />
Schmelzen des Materials im Werk Unna über die weitere<br />
Verarbeitung, Warm- oder Kaltwalzen, bis zum Versand<br />
in Werdohl, Altena oder Unna. Durch umfangreiche<br />
Prüfungen und Tests während des gesamten<br />
Produktionsprozesses können die hohe Qualität und<br />
Sicherheit garantiert werden.<br />
Auf dem Hof stehen meterhohe Rollen aus fingerdickem<br />
Draht. Nichts Auffälliges. Schilder an den Rollen zeigen,<br />
was aus ihnen wird: Drähte für Zündkerzen. Mit dem<br />
63
• VDM Metals mit der Zentrale in Werdohl produziert in<br />
Deutschland an fünf Standorten: Altena, Essen, Unna,<br />
Siegen und Werdohl. Zwei weitere Werke gibt es in<br />
den USA.<br />
Ursprungsmaterial nicht zu vergleichen. Drähte bis zu<br />
einem Durchmesser von 0,01 Millimetern, hauchdünn<br />
also, kaum zu sehen, werden im Werdohler Werk<br />
gezogen. Hier sitzt auch das Service-Center, von dem aus<br />
Bleche, Drähte, Stangen oder Schweißwerkstoffe in die<br />
ganze Welt verschickt werden. <strong>Das</strong> Lennetal als Logistik-<br />
Zentrale, die man eher in der Nähe von Autobahn,<br />
Flughafen oder Container-Terminal vermuten würde.<br />
Modernes Ausbildungszentrum<br />
„Werdohl ist ein gewachsener Standort“, sieht Philipp<br />
Verbnik in der Lage kein Problem für das Unternehmen.<br />
Und das demografische Problem, das viele sehen,<br />
versucht das Unternehmen aus eigener Kraft zu<br />
bewältigen. Für Verbnik geht es darum, „die Attraktivität<br />
der Ausbildung hoch zu halten.“ VDM ist zertifizierter<br />
Ausbildungsbetrieb, hat erheblich in das eigene<br />
Ausbildungszentrum investiert. Die Lehrwerkstatt wurde<br />
ebenfalls modernisiert. Da wundert es nicht, dass alle<br />
Ausbildungsplätze besetzt werden können.<br />
• Weltweit unterhält VDM eigene Vertriebsstellen oder<br />
ist durch Agenturen vertreten.<br />
• Vorläufer mitgerechnet, besteht das Unternehmen<br />
seit mehr als 80 Jahren. Die Vorgängerunternehmen<br />
Carl Berg und Basse & Selve hatten sich<br />
1930 mit anderen Familienunternehmen zur<br />
Vereinigten Deutschen Metallwerke AG (VDM)<br />
zusammengeschlossen.<br />
• Inzwischen gehört VDM zum Konzern Krupp-Thyssen.<br />
• Weltweit beschäftigt das Unternehmen 2000<br />
Mitarbeiter, davon 1600 in Deutschland. 700<br />
Beschäftige sind in der Werdohler Zentrale tätig,<br />
jeweils zur Hälfte in der Produktion und in der<br />
Verwaltung.<br />
• In Werdohl hat auch das Service-Center seinen Sitz.<br />
Hier werden Werkstoffe gelagert, die, z. B. für die<br />
Instandhaltung, schnell verschickt werden können.<br />
• www.vdm-metals.com<br />
Tabakwaren • Zeitschriften<br />
Lotto-Toto • Geschenke<br />
25<br />
42<br />
60<br />
Jahre am Wieden<br />
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64<br />
ANZ.Plettenberg.IhrWegZumUrlaub.06.03.indd 1 06.03.14 15:46
Weihnachtsengel<br />
polieren altes<br />
Spielzeug auf<br />
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„Wir wollen etwas für Kinder in Plettenberg<br />
tun!“ Janina Reiß (32) und<br />
Sandra Eigemeier (33) ergriffen im<br />
<strong>Oktober</strong> 2013 die Initiative und gründeten<br />
kurzerhand die „Plettenberger<br />
Weihnachtsengel“. Die Idee: Es wird<br />
gebrauchtes Spielzeug gesammelt,<br />
nötigenfalls repariert bzw. aufpoliert<br />
und vor Weihnachten Kindern geschenkt,<br />
die nicht in den Genuss oft<br />
kostspieliger Geschenke kommen.<br />
Von der Resonanz in der Bevölkerung<br />
der Vier-Täler-Stadt sind die<br />
Frauen überwältigt. „Wir sind überall<br />
offene Türen eingerannt.“ Und<br />
haben schnell weitere Helferinnen<br />
gefunden. Zehn Frauen sind es derzeit,<br />
die nicht nur vor Weihnachten,<br />
sondern das ganze Jahr über Spielzeugspenden<br />
sammeln und aufbereiten.<br />
„Teilweise haben wir bis zu<br />
drei Kellerräume voll mit Spielzeug“,<br />
berichtet Janina Reiß.<br />
Einzelhändler spenden, in Kindergärten<br />
wird gesammelt, Bewohner<br />
des Seniorenzentrums St. Josef in<br />
Eiringhausen beteiligen sich an der<br />
Aufarbeitung der Spielsachen. Die<br />
Weihnachtsengel haben eine regelrechte<br />
Bewegung in Gang gebracht.<br />
Die „Plettenberger Weihnachtsengel“<br />
haben sich als Gruppe der Plettenberger<br />
Tafel angeschlossen. „Bis<br />
zu 500 Kinder sind es in den Familien,<br />
die auf die Lebensmittelausgabe<br />
bei der Tafel angewiesen sind“,<br />
weiß Sandra Eigemeier. Sie werden<br />
im Dezember zur Adventsfeier im<br />
Sozialzentrum Allerlei in der Hechmecke<br />
eingeladen. Für die Kinder ist<br />
dann Bescherung. Die Weihnachtsengel<br />
haben für jedes Kind ein<br />
Spielzeug. Von Geldspenden kaufen<br />
sie Gutscheine für die älteren Mädchen<br />
und Jungen. Die glücklichen<br />
Gesichter und strahlenden Augen<br />
der Kinder sind den Weihnachtsengeln<br />
mehr als genug Lohn für ihr<br />
Engagement.<br />
Die „Plettenberger Weihnachtsengel“<br />
freuen sich über Spenden und<br />
weitere Frauen und Männer, die mithelfen<br />
möchten, Kindern in Plettenberg<br />
eine Freude zu machen.<br />
Kontakt: Sandra Eigemeier,<br />
sandra_eigemeier@web.de.<br />
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65
Gut informiert älter werden<br />
in Plettenberg und Herscheid<br />
Gesundheits- und Pflegenetzwerk stellt Wegweiser vor<br />
Einwohnerzahlen sinken, gleichzeitig wird der Anteil<br />
älterer und pflegebedürftiger Menschen größer. Diese<br />
Entwicklung betrifft vor allem ländliche Regionen wie<br />
das Sauerland. Daraus ergeben sich neue Aufgaben zum<br />
Beispiel für die Gesundheitsversorgung. Vielversprechende<br />
Ansätze zur Lösung dieser Aufgaben liefert das Gesundheits-<br />
und Pflegenetzwerk Plettenberg/Herscheid.<br />
Als erstes für jeden Plettenberger und jeden Herscheider<br />
fassbares Ergebnis stellen die Netzwerker/innen den<br />
Wegweiser „Gut informiert älter werden“ vor.<br />
Die 80 Seiten starke Broschüre, die kostenlos erhältlich<br />
ist, listet alle bestehenden Angebote auf. Sie umfassen<br />
die Bereiche Freizeit und Aktivitäten, Wohnen im Alter,<br />
Gesundheitliche Versorgung, Mobilität, Pflege sowie Vorsorge<br />
für Krankheit und Todesfall. Darüber hinaus enthält<br />
die Broschüre praktische Checklisten, z.B. „Was mache<br />
ich, wenn ein Angehöriger pflegebedürftig wird“. „Wir<br />
haben festgestellt, dass es viele Angebote für ältere<br />
Menschen bei uns gibt, es aber an Informationen darüber<br />
mangelt beziehungsweise es schwierig ist, sie zu bekommen“,<br />
berichtet Christiane Wilk, Demografiebeauftragte<br />
der Stadt Plettenberg.<br />
Text Bernhard Schlütter<br />
<strong>Das</strong> im Sommer 2012 gegründete Netzwerk dient daher<br />
zum einen der Kontaktaufnahme und dem Erfahrungsaustausch<br />
der im Gesundheits- und Pflegebereich tätigen<br />
Personen und Einrichtungen, zum anderen der Bündelung<br />
von Informationen für die Bevölkerung. <strong>Das</strong> Gesundheitsund<br />
Pflegenetzwerk Plettenberg/Herscheid wird vom<br />
Märkischen Kreis und den beiden Kommunen getragen.<br />
Wissenschaftlich begleitet wird das wegen seiner interkommunalen<br />
Kooperation einzigartige Projekt von den<br />
Wissenschaftlerinnen Dr. Vera Gerling und Anja Gieseking<br />
von der TU Dortmund. <strong>Das</strong> Netzwerk ziele darauf<br />
ab, „die gesundheitliche und pflegerische Versorgung in<br />
den beiden Orten mittel- und langfristig sicherzustellen“,<br />
erklärt Dr. Vera Gerling. Dabei seien drei Themenfelder<br />
für Plettenberg und Herscheid als besonders wichtig erkannt<br />
worden: Vermeidung von Einsamkeit und Isolation<br />
im Alter, Angebote zur Demenzversorgung, Schnittstellen<br />
zwischen stationärer und ambulanter Versorgung.<br />
An Runden Tischen haben sich seit der öffentlichen Auftaktveranstaltung<br />
im <strong>Oktober</strong> 2013 kommunale Vertreter,<br />
ehrenamtlich Tätige und professionelle Anbieter aus dem<br />
Gesundheitsbereich sowie Kommunalpolitiker mit diesen<br />
Themenfeldern auseinandergesetzt.<br />
„Die Ergebnisse werden am 29. <strong>Oktober</strong> der Öffentlichkeit<br />
in Herscheid und Plettenberg in Form einer kleinen Fachtagung<br />
präsentiert“, kündigt Dr. Vera Gerling an. „Vom<br />
Auftakt zur Umsetzung“ ist diese Veranstaltung überschrieben.<br />
Sie findet am 29. <strong>Oktober</strong> von 14 bis 17.30 Uhr<br />
im Plettenberger Rathaus statt.<br />
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66
25<br />
„Der Laden ist mehr als<br />
Arbeit – er ist mein Leben“<br />
Seit 25 Jahren betreibt Marita Langhoff-Suliani ihren Tabakwarenund<br />
Zeitschriftenfachhandel am Wieden in Plettenberg<br />
Mit einem Blümchen für jeden Kunden fing damals alles<br />
an: Am 1. September 1989 eröffnete Marita Langhoff-<br />
Suliani ihren Laden am Wieden – und alle Kunden bekamen<br />
eine kleine Rose als Dankeschön. Heute, 25 Jahre<br />
später, waren es keine Blumen, sondern eine kleine<br />
Tüte selbstgebrannte Mandeln, die alle Besucher Anfang<br />
September erhielten. „Ich habe mich gefragt, wie<br />
ich meinen Kunden für ihre Treue danken kann – und<br />
fand die Idee mit den Mandeln ideal. Und die Resonanz<br />
war durchweg positiv“, freut sich Marita Langhoff-Suliani.<br />
Ihr Geschäft gehört zu Plettenbergs ersten Adressen,<br />
wenn es um Zeitschriften, Tabakwaren und Glückwunschkarten<br />
geht. Geschätzte 1200 Zeitschriftentitel,<br />
etwa 80 Zigarettenmarken und rund 60 Tabaksorten<br />
finden auf den 38 Quadratmetern an der Grünestraße<br />
in Plettenberg Platz. Und nicht nur das: Auch Geschenkartikel,<br />
Süßwaren, Raucherbedarf und mehr zählen zum<br />
Sortiment.<br />
Der Grundstein für den beruflichen Weg der gebürtigen<br />
Plettenbergerin wurde 1972 gelegt. Damals eröffneten<br />
ihre Eltern Adolf und Margarete Langhoff in der Kaiserstraße<br />
einen Kiosk (heute der Parkplatz neben der<br />
Metzgerei Steinhoff). Fortan verkauften sie hier Tabakwaren,<br />
Zeitschriften, Süßwaren und Geschenkartikel.<br />
Mit 31 Jahren eröffnete 1989 Marita Langhoff-Suliani<br />
ihren eigenen Laden am Wieden. Noch heute kann sie<br />
sich an den Tag und die Stunden zuvor erinnern: „Die<br />
Lampen waren 24 Stunden vor Eröffnung noch nicht geliefert<br />
– und ich hatte fürchterliche Magenkrämpfe.“ Der<br />
Arzt verschrieb ihr Medikamente gegen die Schmerzen;<br />
leider führten die Nebenwirkungen zu einer geschwollenen<br />
Zunge. „Ich konnte gar nicht richtig sprechen, also<br />
habe ich die Tabletten wieder abgesetzt, damit ich den<br />
Kunden überhaupt gegenübertreten konnte.“ Heute<br />
kann Marita Langhoff-Suliani über die Episode lachen.<br />
<strong>Das</strong> Sortiment wurde seit der Eröffnung stets erweitert<br />
und verändert, um den Wünschen der Kunden bestmöglich<br />
gerecht zu werden. Ein weiterer Meilenstein in<br />
der Geschichte des Geschäfts wurde 1999 gelegt: die<br />
Einrichtung einer Lotto-Annahmestelle.<br />
Für Marita Langhoff-Suliani ist ihr kleiner Laden mehr<br />
als Arbeit: „Er ist mein Leben. Die Grenzen zwischen beruflich<br />
und privat verschwimmen. Kunden berichten mir<br />
von ihren privaten Problemen und Freuden. Die Zeit nehme<br />
ich mir gerne.“ In ihrem Geschäft werde ihr nie langweilig.<br />
„Unsere Kunden spiegeln die komplette, bunte<br />
Bandbreite der Gesellschaft wider. Vom Arbeitslosen bis<br />
zum Großindustriellen ist alles dabei. Und alle werden<br />
gleich behandelt: Freundlich, kompetent und zuvorkommend.“<br />
Gemeinsam mit ihren drei Mitarbeiterinnen ist<br />
Marita Langhoff-Suliani ein eingespieltes Team.<br />
Und die Ideen gehen der Plettenbergerin nicht aus. In<br />
diesem Winter wird das Sortiment noch mehr erweitert:<br />
Dann finden Kunden hier auch Handwerkskunst<br />
aus dem Erzgebirge sowie hochwertige Leuchtgläser in<br />
allen Farben des Regenbogens. rom<br />
Bau- und Möbeltischlerei<br />
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67
Haltbarer Humpferturm -<br />
Stahlbau ersetzt 1908<br />
marode Holzkonstruktionen<br />
Von der zweithöchsten Erhebung Nordrhein-Westfalens,<br />
dem Kahlen Asten (841,9 m ü. NN), bis zum<br />
Fuß der Hohensyburg schlängelt sich die Lenne 129,1<br />
Kilometer durch das Sauerland. Sicherlich haben die<br />
Bewohner des zum Teil engen Lennetales früh die<br />
Sehnsucht verspürt, von den Gipfeln nicht nur in die<br />
Ferne zu sehen, sondern ihren Fluss auch von oben<br />
zu betrachten. Dazu bedurfte es aber des Baus von<br />
Aussichtstürmen, da der Bewuchs der Bergkuppen in<br />
der Regel eine Aussicht vom Boden aus verhinderte.<br />
Der Wixbergturm<br />
<strong>Das</strong> Dorf Wixberg nahe des gleichnamigen Berges gehört<br />
zu Iserlohn. Die Gemeindegrenze zwischen Iserlohn<br />
und Altena verläuft genau über den 445 Meter<br />
hohen Gipfel des Wixberges. Sein Name leitet sich vom<br />
altsächsischen Wort „wig“ ab, was Streit oder Kampf<br />
bedeutet – also „Wigsberg“, Streitberg.<br />
So wurden von der Quelle bis zur Mündung elf Aussichtstürme<br />
bzw. -plattformen errichtet, von denen<br />
heute noch sieben dem Wanderer eine herrliche Aussicht<br />
bieten. Anhand der digitalen topographischen<br />
Karte TOP50 NRW lässt sich eine lückenlose Sichtverbindung<br />
zwischen zwei benachbarten Türmen nachweisen.<br />
Prof. Dr. Hans Fröhlich stellt den Lesern des<br />
<strong>Komplett</strong>-Magazins die Türme vor. Im dritten nudn<br />
letzten Teil unseres Serie geht es um die Aussichtspunkte<br />
am Unterlauf der Lenne<br />
Aussichtsturm nicht mehr,.<br />
Wegen seiner guten Rundumsicht zierten diesen Berg<br />
schon 1897 ein erster Aussichtsturm, von dem bis heute<br />
noch kein Bild gefunden werden konnte, und von 1936<br />
bis Anfang der 1960er Jahre ein zweiter Aussichtsturm<br />
mit Schutzhütte.<br />
In einer außerordentlichen Versammlung am 30. September<br />
1892 fasste die neu gegründete Abteilung des<br />
SGV Altena den Beschluss, auf dem Gipfel des Wixberges<br />
eine Schutzhütte mit hohem Aussichtsturm zu<br />
bauen. <strong>Das</strong> sollte die Krönung ihrer bisherigen Arbeit<br />
werden. Wie beschlossen, wurde 1893 der insgesamt<br />
7,75 m hohe Holzbau auf dem Wixberg begonnen und<br />
vollendet. Er bestand aus der Schutzhütte und der darüber<br />
errichteten Aussichtsplattform, die über eine Außentreppe<br />
zu erreichen war. Der Besitzer des Gipfels<br />
hatte die Bebauung gestattet. Die nahe gelegene Restauration<br />
August Lüling existiert heute ebenso wie der<br />
Die Lennequelle auf dem<br />
Kahlen Asten<br />
68<br />
Foto Privatbesitz Biroth / Wixbergturm und Restauration von Aug. Lüling<br />
Foto Kreisarchiv des Märkischen Kreises P100 a/ Wixbergturm
Humpfertturm<br />
Die 1891 neu gegründete SGV-Abteilung Letmathe errichtete<br />
im gleichen Jahr auf der Humpfert einen hölzernen<br />
Aussichtsturm mit Schutzhütte. Die Plattform des<br />
am 15. November eingeweihten Turmes wies eine Höhe<br />
von 13 Metern auf. Im Winter 1891/92 jedoch wurde er<br />
von einem Sturm zerstört und stürzte in den damaligen<br />
Steinbruch am „Schwarzen Loch“.<br />
Ein zweiter, 1892 erbauter Aussichtsturm musste 1907<br />
nach 15 Jahren, abgerissen werden, weil er durch Witterungseinflüsse<br />
und Ameisenfraß baufällig geworden<br />
war. Der dritte Turm sollte haltbarer werden, ausgeführt<br />
als Stahlkonstruktion. Eingeweiht wurde er am 21. Juni<br />
1908. Der damalige Vorsitzende und Mitbegründer des<br />
SGV Letmathe, der Fabrikant Carl Hassel, hatte sich engagiert<br />
für den Turmbau eingesetzt. Daher trägt der<br />
Aussichtsturm seit 1941 den offiziellen Namen „Carl-<br />
Hassel-Turm“. Im Volksmund ist aber der Name „Humpfertturm“<br />
gebräuchlich. Der frei zugängliche Turm wurde<br />
zuletzt 2011 wegen Rostschäden saniert und erhielt<br />
wieder seinen charakteristischen blauen Anstrich.<br />
Während Humpfertturm einen weiten Blick über das<br />
Lennetal erlaubt, exisitiert der hölzerne Aussichtsturm<br />
auf dem 391 Meter hoch gelegenen Hirschberg nicht<br />
mehr. Lediglich eine alte Ansichtskarte zeugt von seiner<br />
Humpfertturm heute / Foto Stadt Iserlohn<br />
Humpfertturm von 1891/92 / Foto S.G.V.- Abteilung Letmathe<br />
früheren Existenz und dem ebenfalls weiten Blick über<br />
das Tal der Lenne bis zu ihrer Mündung in die Ruhr.<br />
das mit Moos abgedeckt wird, hergestellt. Oberhalb des<br />
Daches ist zwischen den Eckhölzern eine flache Rundholzdecke<br />
vorgesehen, die mittels einer Leiter bestiegen<br />
werden soll und eine Brüstung erhält. Von dieser Decke<br />
soll ein Rundblick ermöglicht werden. In dem Angebotspreis<br />
ist die Bearbeitung des Holzes, Richtung des Bauwerks,<br />
Anstrich der Holzteile mit Carbolineum und Lieferung<br />
der erforderlichen Schrauben, Bolzen und sonstigen<br />
Eisenteile einzureichen.“ <strong>Das</strong> von der Firma Selle eingereichte<br />
Angebot belief sich über 163,20 Reichsmark.<br />
Die tatsächlichen Kosten nach Fertigstellung betrugen<br />
232,20 Reichsmark. Dieses „Gebilde“ verfiel mit der Zeit<br />
und wurde nicht mehr erneuert.<br />
69
Foto Versandhandel Christian Boeger, Weil am Rhein / Fliegeraufnahme –<br />
Vincketurm und Kaiser Wilhelm I.-Denkmal oberhalb der Lennemündung<br />
Vincketurm<br />
Mehr als Freiligrath und<br />
Schücking („<strong>Das</strong> malerische und<br />
romantische Westphalen“, 1842)<br />
schätzte ein anderer berühmter<br />
Westfale die Landschaft um<br />
die Hohensyburg: der Freiherr<br />
Ludwig von Vincke (1744 –<br />
1844), preußischer Reformer<br />
und von 1816 bis 1844 erster<br />
Oberpräsident der preußischen Provinz Westfalen.<br />
Im Jahr 1810 heiratete er Eleonore von Syberg zum Busch<br />
und wurde so zum Eigentümer der mittelalterlichen<br />
Burgruine Hohensyburg. Vom Haus Busch im Lennetal<br />
ist Vincke oftmals den Burgberg herauf zu seinem<br />
Steinbruch nahe der Burgruine gekommen. Er liebte<br />
diesen Platz mit der weiten Aussicht auf das Lenne- und<br />
Ruhrtal in besonderem Maße und ließ hier einen Garten<br />
anlegen.<br />
Foto Fröhlich, H., 1983 / Vincketurm<br />
Unterhalb der Hohensyburg mit Vincketurm, (heute<br />
mit einem Spielcasino), Ruine Syburg und dem Kaiser-<br />
Wilhelm I.-Denkmal mündet die Lenne in die Ruhr.<br />
Auf dieser 129,1 km langen Strecke begleite(te)n elf<br />
Aussichtstürme ihren Lauf. Wer einmal von dem einen<br />
oder anderen Aussichtsturm einen Blick in das Lennetal<br />
oder über das „Land der tausend Berge“ geworfen<br />
haben, wird sicherlich gerne mit in die vierte Strophe<br />
des Türmerliedes von Johann Wolfgang von Goethe<br />
einstimmen:<br />
Aufgrund seiner großen Verdienste um den Aufbau<br />
Westfalens nach der französischen Herrschaft wurde<br />
1857 auf der Hohensyburg der achteckige, neugotische<br />
Vincketurm errichtet. Dieser ging 1882 in das Eigentum<br />
der Provinz Westfalen über.<br />
„Ihr glücklichen Augen,<br />
Was je ihr geseh´n,<br />
Es sei, wie es wolle,<br />
Es war doch so schön!“<br />
70
FeuerwehrWörterbuch<br />
„Czy jest pan ranny?” <strong>Das</strong> ist polnisch und heißt: „Sind Sie<br />
verletzt?“ Die Antwort auf diese Frage kann für weitere<br />
Hilfeleistung bedeutsam sein. Aber: nicht jeder versteht<br />
gut Deutsch. Um trotzdem zielgenau helfen und Einsätze<br />
erfolgreich abwickeln zu können, hat die Arnsberger Feuerwehr<br />
ein Einsatzwörterbuch entwickelt.<br />
In neun Sprachen, darunter Türkisch, Griechisch, Spanisch,<br />
Polnisch und Russisch, sind wichtige Aufforderungen, Hinweise<br />
oder Fragen aufgelistet, um auch die ansprechen<br />
zu können, die Verständigungsprobleme haben.<br />
Für Manfred Theile, Leiter der Werdohler Feuerwehr,<br />
kann ein solches Wörterbuch angesichts der Bevölkerung<br />
mit hohem Migrantenanteil Sinn machen. Durchsagen,<br />
so Theile, mache in der Regel die Polizei. Die Werdohler<br />
Feuerwehr setzt das Wörterbuch nicht ein. Theile interessiert<br />
aber, „wie und wo es sonst Anwendung findet“.<br />
Fündig werden könnte er bei der Feuerwehr Lüdenscheid.<br />
Wachführer Wolfgang Menzebach hat das Einsatzwörterbuch<br />
„auf dem Fahrzeug“. Anregungen wie<br />
die aus Arnsberg greife die Feuerwehr gerne auf. Auch<br />
wenn er das Buch bisher noch nicht gebraucht hat, meint<br />
Menzebach: „Sprachliche Probleme gibt es immer mal.“<br />
Die halten sich nach Ansicht von Frank Hinkelmann,<br />
stellvertretender Leiter der Feuer- und Rettungswache<br />
Plettenberg, aber in Grenzen. Ihm „ist kein Fall bekannt,<br />
wo es bei Einsätzen Verständigungsschwierigkeiten gegeben<br />
hat“. Im Bereich der Industrie gebe es immer jemanden,<br />
der ausreichend Deutsch spreche. Zudem hat<br />
die Plettenberger Wehr inzwischen selbst Einsatzkräfte<br />
mit Migrationshintergund in ihren Reihen. Hinkelmann:<br />
„Wir haben einen Kollegen aus Osteuropa, der übersetzt<br />
und selbst der Polizei schon geholfen hat.“<br />
Dringenden Bedarf sieht auch Kreisbrandmeister Rainer<br />
Blumenrath nicht. Er urteilt pragmatisch: <strong>Das</strong> Einsatzwörterbuch<br />
sei bekannt. Jede Wehr müsse selbst entscheiden,<br />
ob sie es brauche. rK<br />
Mindestlohn:<br />
Taxi fahren soll teurer<br />
werden<br />
Taxi fahren könnte zum Jahresende teurer werden. Ein<br />
Antrag des Taxiverbandes, die Tarife anzuheben, liegt<br />
seit August beim Märkischen Kreis vor. <strong>Das</strong> erklärte<br />
Ursula Erkens, Sprecherin des Kreises, auf Anfrage der<br />
<strong>Komplett</strong>-Redaktion.<br />
Über die Genehmigung der neuen Preise hat der Kreistag<br />
zu entscheiden. <strong>Das</strong> Thema kommt in der Sitzung am<br />
30. <strong>Oktober</strong> auf die Tagesordnung. Danach sind folgende<br />
Tarife vorgesehen:<br />
Grundpreis:<br />
• Steigerung um 50 Cent auf 3,20 Euro.<br />
• Für Nachtfahrten soll er auf 3,50 Euro steigen.<br />
• Bei Groß-Taxen ist eine Steigerung auf 5 Euro angedacht.<br />
Kilometer-Gebühr:<br />
• Steigerung um 30 Cent auf 1,90 Euro, nachts auf 2 Euro.<br />
• Der Nachttarif gilt von 22 Uhr bis 6 Uhr. Für Sonn- und<br />
Feiertage wird ebenfalls der Nachttarif berechnet.<br />
Die Tarife sind zuletzt zum 1. Dezember 2012 angepasst<br />
worden. Begründet, so Kreis-Sprecherin Ursula Erkens,<br />
werde die Erhöhung mit dem neuen Mindestlohn-Gesetz.<br />
Der Mindestlohn gilt künftig auch für Taxi-Fahrer.<br />
Die Preiserhöhung macht etwa 18 Prozent aus. Auch in<br />
den anderen Kreisen in Südwestfalen sollen die Taxi-<br />
Tarife angepasst werden. rk<br />
schnell<br />
schneller<br />
online<br />
zeitung@plbg.de<br />
plettenberger-stadtgespraech.de<br />
71
Alphornklänge<br />
über Burgruine<br />
Schwarzenberg<br />
Schweiz-Urlaub war Auslöser für<br />
ungewöhnliches Hobby<br />
Text und Fotos Martin Büdenbender<br />
Zwei-, dreimal im Jahr wird das verträumte Pasel aus<br />
seiner sonntäglichen Ruhe gerissen. Ungewohnte Klänge<br />
breiten sich dann von der Burgruine Schwarzenberg<br />
über dem Lennetal aus. Dort, in aller Abgeschiedenheit,<br />
proben die Viertäler-Alphornbläser und geben so ganz<br />
nebenbei ein kostenloses Konzert für alle Paseler.<br />
Doch freut man sich in Pasel tatsächlich über dieses unbestellte<br />
Sonntagskonzert? „Musik wird oft nicht schön<br />
gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden“, hatte<br />
Wilhelm Busch schon vor 150 Jahren so treffend gedichtet.<br />
„Nein, Beschwerden hat es noch keine gegeben“,<br />
lacht Heinz-Günter Rittinghaus. Im Gegenteil, zu<br />
ihrem Dorffest haben sich die Paseler das Quartett auch<br />
schon mal direkt vor ihre Haustür geholt.<br />
An die 1800 organisierte Alphornbläser zählt der Eidgenössische<br />
Jodlerverband in der Schweiz und in der ganzen<br />
Welt zu seinen Mitgliedern. In die Alpen, da gehört<br />
der unverwechselbare Klang der meist mehr als drei Meter<br />
langen Hörner hin. Aber Alphornbläser im Sauerland?<br />
„Doch da gibt es schon ein paar“, weiß Heinz-Günter<br />
Rittinghaus. Aber so richtig bekannt sind die Meisten<br />
von ihnen nicht. Auch die Viertäler-Alphornbläser haben<br />
sich erst in den vergangenen sechs Jahren einen Namen<br />
in der Region gemacht.<br />
72
Die Viertäler-Alphornbläser: Hans-Günter Rittinghaus, Gundel Bank,<br />
Thomas May und Max May mit ihren Alphörnern am Tanneneck<br />
blasenden Plettenbergern vor 20 Jahren anschloss und<br />
inzwischen selbst zwei Alphörner besitzt.<br />
Aus dem einstigen Duo<br />
ist ein Quartett geworden<br />
Vor 30 Jahren fing alles an<br />
Tatsächlich wurden die ersten Alphörner bereits vor 30<br />
Jahren in der Viertälerstadt gesichtet. Angefangen hatte<br />
damals nämlich alles mit einem Schweizurlaub der Plettenberger<br />
Friedhelm Bank und Horst Raffenberg. Bei einem<br />
Konzertbesuch hatten die Beiden so viel Gefallen<br />
am Klang der Alphörner gefunden, dass Sie beschlossen,<br />
dieses Instrument selbst zu erlernen. Ein Alphornbauer<br />
wurde gesucht und gefunden, zwei Alphörner gekauft<br />
und ins Sauerland überführt. „Heute kostet ein in<br />
der Schweiz gefertigtes Alphorn etwa 2500 Euro“, weiß<br />
Heinz-Günter Rittinghaus, der sich den beiden Alphorn<br />
Kein preiswertes Vergnügen also, aber ein nachhaltiges.<br />
Denn aus dem einstigen Duo ist inzwischen ein Quartett<br />
geworden, das mit ungebrochener Begeisterung diesem<br />
ungewöhnlichen Hobby frönt. Neben Hans-Günter Rittinghaus<br />
zählen Gundel Bank, Thomas May, Max May<br />
und gelegentlich auch Rica May zum Bläserensemble.<br />
Alle Fünf sind musikalisch vorbelastet. Sie gehören dem<br />
Bläserchor des Hegerings an und sind zum Teil auch für<br />
den Musikzug der freiwilligen Feuerwehr Plettenberg<br />
aktiv. Die richtige Lippenspannung, um ein Blasinstrument<br />
zu beherrschen, haben sie also längst gelernt.<br />
Und diese Kunst zu beherrschen ist auch dringend erforderlich,<br />
will man einem Alphorn mehr als nur ein dumpfes<br />
Brummen entlocken.<br />
Übungsraum ist der Keller<br />
der Familie Rittinghaus<br />
Wie die meisten Jagdhörner verfügen auch die Alphörner<br />
über keine Ventile und sind daher bezüglich der zu<br />
spielenden Töne auf die Naturtonreihe beschränkt. Die<br />
verschiedenen Töne werden nur über die Anspannung<br />
der Lippen erzeugt. Er habe erst einmal ein ganzes Jahr<br />
im stillen Kämmerlein geübt, räumt daher auch Heinz-<br />
Günter Rittinghaus ein. <strong>Das</strong> Kämmerlein ist genau genommen<br />
der Keller der Familie Rittinghaus. Dort trifft<br />
sich jeden Montag der Nachwuchs des Bläserchors zur<br />
Probe und einmal im Monat das Alphorn-Quartett.<br />
73
Die Viertäler-Alphornbläser haben, wie gesagt, in<br />
den letzten Jahren für einiges Aufsehen gesorgt, traten<br />
zusammen mit den Jagdhornbläsern auf der Landesgarten-Schau<br />
in Hemer auf, musizierten mit dem<br />
Feuerwehrorchester in der Aula des Gymnasiums in<br />
Böddinghausen, eröffneten mit ihren Klängen im August<br />
die Bürgermeister-Radtour entlang der Lenne und<br />
waren in der Aktuellen Stunde des WDR zu sehen.<br />
Musikalische Exoten<br />
im Sauerland<br />
Trotzdem, der Märkische Kreis ist nicht die Schweiz. Dort<br />
ist das Alphorn so etwas wie ein Nationalsymbol. Hier<br />
sind die drei Männer und zwei Frauen so etwas wie<br />
die Exoten der volkstümlichen Musikszene. Aber damit<br />
können sie gut leben. „Wichtig ist, dass es uns Spaß<br />
macht“, versichern sie. Drei bis vier große Auftritte mit<br />
den Alphörnern im Jahr, daneben das ein oder andere<br />
Geburtstagsständchen im Freundeskreis, das reicht. Und<br />
da sind dann ja auch noch die Freikonzerte für Pasel.<br />
Alphornblasen von der Burgruine, das hat doch Stil.<br />
Wie das über drei Meter lange Alphorn<br />
ist auch das Mundstück aus Holz gefertigt.<br />
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Niklas Bühner,<br />
der groSSe FuSSballfan<br />
Text Martin Droste<br />
Niklas Bühner ist ein großer Fußballfan. Der noch<br />
24-Jährige drückt auch in den USA seinem Lieblingsklub<br />
FC Bayern München kräftig die Daumen und war<br />
als Jugendlicher Torhüter beim SC und TuS Plettenberg.<br />
In der C-Jugend hatte er es mit prominenten Gegnern<br />
wie dem VfL Bochum oder Borussia Dortmund zu tun.<br />
Kein Wunder, dass Niklas nach dem WM-Sommermärchen<br />
in Brasilien mit einem Trikot der deutschen Nationalmannschaft<br />
im Gepäck wieder zurück in die Vereinigten<br />
Staaten geflogen ist. Allerdings ein nicht mehr<br />
ganz aktuelles, mit nur drei Sternen.<br />
einmal beruflich machen will? „Richtung Sportmarketing“,<br />
antwortet der Mittelstreckler.<br />
Auf eines freut sich Niklas Bühner schon jetzt: auf die<br />
traditionelle Abschlusszeremonie im Dezember. Mit allem,<br />
was an einer US-Uni dazugehört: langer Umhang,<br />
Schärpe und einen Hut mit Kordel, der auf Kommando<br />
in die Luft geworfen wird. Seine Eltern werden vor Ort<br />
in Alabama sein. Danach geht es für die Bühners nach<br />
New York. Da will Niklas unbedingt mal hin.<br />
Nach einer tollen Karriere als Leichtathlet mit vielen<br />
Titeln und mehreren DM-Teilnahmen sah es zunächst<br />
Seit Januar 2011 ist die Universität Auburn im US-Bundesstaat<br />
Alabama zur zweiten Heimat von Niklas Bühner<br />
geworden. Hier studiert und trainiert der erfolgreiche<br />
Leichtathlet aus Plettenberg-Oesterau, der seit<br />
2007 im Trikot der Sportgemeinschaft (SG) Wenden<br />
läuft. <strong>Das</strong> <strong>Komplett</strong>-Magazin besuchte den 24-Jährigen<br />
zu Hause im Immecker Weg, wenige Tage vor seinem<br />
Rückflug in den Südstaat der Vereinigten Staaten.<br />
Noch ein Semester und eine Laufsaison, dann endet<br />
für den Studenten der Fächer Marketing und International<br />
Business mit dem Bachelor-Abschluss erst einmal<br />
das Abenteuer USA. Seinen Master will Niklas Bühner<br />
anschließend auf jeden Fall machen. <strong>Das</strong> wären dann<br />
noch einmal zwei Jahre Studium. „Ich habe mich aber<br />
noch nicht entschieden wo“, sagt der sympathische<br />
Blondschopf. Vielleicht bleibt der Neunte der Deutschen<br />
Meisterschaften <strong>2014</strong> über 5.000 Meter ja in<br />
Auburn, obwohl sein Vollstipendium dort ausläuft und<br />
Niklas sich wieder neu bewerben müsste. Auch Köln<br />
kann sich der Plettenberger, der im <strong>Oktober</strong> 25 Jahre<br />
alt wird, als Studienort gut vorstellen. Was er später<br />
gar nicht aus. Zwar war der junge Plettenberger nach<br />
eigener Einschätzung schon „in der Schule ein guter<br />
Läufer“; aber sportlich stand für den FC Bayern-Fan wie<br />
bei den meisten Jungen das runde Leder im Mittelpunkt.<br />
Bis zur C-Jugend hütete Niklas beim SC und TuS<br />
Plettenberg das Tor.<br />
Als der Trainer dann die Torleute rotieren ließ, machte<br />
es Niklas Bühner „nicht mehr so viel Spaß“ und<br />
er wechselte zur Leichtathletik. Mit 14 Jahren wurde<br />
das Naturtalent „ohne Training und aus dem Stand“<br />
Kreismeister über 1.000 Meter. Erster Verein war die<br />
LG Plettenberg/Herscheid, danach wechselte der Mittelstreckler<br />
zur LG Lüdenscheid, wo er unter die Fittiche<br />
von Trainer Friedhelm Afflerbach kam und „sehr<br />
leistungsbezogen“ die 800 und 1.500 Meter ins Visier<br />
nahm. Zwei- bis dreimal die Woche fuhren ihn die Eltern<br />
ins Nattenbergstadion. Der Lohn für diesen Aufwand<br />
und das harte Training war 2006 der siebte Platz<br />
als B-Jugendlicher (U18) bei den Deutschen Meisterschaften<br />
über 1.500 Meter.<br />
75
2007 folgte der nächste Karrieresprung. Niklas Bühner<br />
ging in den Nachbarkreis Olpe zur SG Wenden, die mit<br />
ihrem Cheftrainer Egon Bröcher schon damals einen<br />
exzellenten Ruf in der Leichtathletikszene hatte. Der<br />
Erfolg gab dem Plettenberger recht: Westfälischer<br />
Crossmeister, Fünfter bei den Deutschen U20-<br />
Meisterschaften über 2.000 Meter Hürden, Deutscher<br />
Jugend-Vizemeister über 1.500 Meter in der Halle und<br />
zweimal Sechster bei den nationalen Titelkämpfen<br />
in der Halle über 1.500 Meter. Zuletzt holte sich der<br />
24-Jährige während seines Heimaturlaubs im Sommer<br />
nach einem klugen Rennen bei der DM in Ulm über<br />
5.000 Meter den neunten Platz.<br />
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien verfolgte<br />
Niklas Bühner auf zwei Kontinenten. Die beiden<br />
ersten WM-Spiele von Philipp Lahm und Co. hatte der<br />
Plettenberger noch mit Studienkollegen in Auburn<br />
geguckt, den Rest zu Hause. <strong>Das</strong> 7:1 im Halbfinale gegen<br />
den Gastgeber Brasilien begeisterte auch US-Boy Jason<br />
Miller. Der Teamkollege von der Uni Auburn hatte Niklas<br />
Bühner im Sommer für eine Woche besucht. „<strong>Das</strong> hat<br />
meinem US-Freund richtig gut gefallen“, schmunzelt<br />
Niklas.<br />
Bis zu 20 Stunden Training<br />
in der Woche<br />
Fußball spielt ansonsten an der Universität Auburn<br />
keine große Rolle. Es gibt zwar eine Frauenmannschaft,<br />
aber sportlich dominieren neben der Leichtathletik die<br />
klassischen US-Sportarten wie Football oder Baseball.<br />
„Wir haben sehr gute Läufer an der Uni. Auch Sprinter,<br />
die die 100 Meter unter zehn Sekunden laufen“, sagt<br />
der Blondschopf.<br />
Als Gegenleistung für sein Stipendium - ein normales<br />
Studium hätte sich Niklas Bühner wegen der sehr hohen<br />
Studiengebühren gar nicht leisten können – ist der<br />
Plettenberger sportlich gefordert. „Wir trainieren 15 bis<br />
20 Stunden die Woche“, berichtet der US-Student. Dazu<br />
kommen regelmäßige Wettkämpfe gegen andere Uni-<br />
Mannschaften, für die Niklas und seine Teamkollegen<br />
bis nach Florida oder Texas fliegen.<br />
Ziel: 5000 Meter<br />
unter 14 Minuten<br />
In Auburn hatte sich der Plettenberger im roten Trikot<br />
der SG Wenden auch für die Deutschen Meisterschaften<br />
im Ulmer Donaustadion qualifiziert. Neben den 5.000<br />
Metern hätte Niklas Bühner ebenfalls 1.500 Meter oder<br />
3.000 Meter Hindernis laufen können. Zusammen mit<br />
Trainer Egon Bröcher entschied sich der 24-Jährige für<br />
die 5.000 Meter. „Die 1.500 Meter laufe ich zwar immer<br />
noch gerne. Aber mir fehlt die Grundschnelligkeit“, übt<br />
Niklas ein bisschen Selbstkritik.<br />
Nach einem bis 3.000 Meter eher „abwartenden“<br />
Rennen gab Niklas „hinten raus Gas“ und erreichte mit<br />
Rang 9 seine beste Platzierung bei einer Deutschen<br />
Meisterschaft der Männer.<br />
Ein „paar Jahre“ will Niklas Bühner weiter laufen. Und<br />
sportliche Ziele hat der US-Student natürlich auch noch.<br />
„Über 5.000 Meter will ich unter 14 Minuten laufen<br />
und über 1.500 Meter will ich ein bis zwei Sekunden<br />
besser werden.“ „<strong>Das</strong> Laufen macht mir nach wie<br />
vor Riesenspaß“, lacht der erfolgreiche Leichtathlet<br />
und freut sich schon auf seine vielleicht letzte Saison<br />
für die Universität Auburn. Dort heißt es bis zum<br />
Bachelor-Abschluss aber noch Büffeln für einen guten<br />
Notendurchschnitt.<br />
Nach seinem Abitur am St. Ursula-Gymnasium in Attendorn<br />
wollte der junge Leichtathlet aus Oesterau auf<br />
jeden Fall „in die USA gehen“. Dabei half ihm sein Laufkollege<br />
Simon Stützel, Vierter bei der DM in Ulm über<br />
5.000 Meter, der Stipendien in den Vereinigten Staaten<br />
vermittelt. Im <strong>Oktober</strong> 2010 hat sich Niklas Bühner<br />
dann einige Universitäten angeschaut. „Auburn hat mir<br />
am besten gefallen.“ Seitdem ist die Uni im US-Bundesstaat<br />
Alabama zu seiner zweiten Heimat geworden.<br />
„Ich übernehme gern Verantwortung!“<br />
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76
Hubbi und der<br />
Friedhofsmörder<br />
„Verdammt, nicht schon wieder!“ Hubbi starrte hinunter<br />
auf den dicken Tropfen roten Nagellack, der an ihrem<br />
Zehennagel hinunterlief. Ihr Rücken schmerzte vom<br />
krummen Sitzen. Sie hasste es, sich die Nägel zu lackieren.<br />
Aber ohne Farbe mochte sie ihre Füße nicht.<br />
<strong>Das</strong> Klingeln des Handys bewahrte das Nagellack-<br />
Fläschchen davor, im Mülleimer zu landen. Hubbi sah<br />
auf das Display: Es war Fritzi. Hubbi stutzte: Warum rief<br />
ihre nervige Cousine sie an einem Samstagabend um<br />
halb elf an? Sollte man mit 16 nicht irgendwo feiern<br />
und -- wie in Fritzis Fall -- Jungs das Herz brechen?<br />
„Ja?“ meldete sich Hubbi.<br />
„Hubbi, ich bin`s, Fritzi. Du musst schnell zum Friedhof<br />
kommen, hier ist gerade ein Mord passiert!“<br />
Damit hätte Hubbi nicht gerechnet. Ihre Cousine klang<br />
wirklich aufgeregt, allerdings nicht besonders verängstigt.<br />
<strong>Das</strong> hätte Hubbi auch nicht erwartet. So leicht<br />
konnte Fritzi nichts schocken. „Jetzt erzähl erst mal, was<br />
passiert ist, und zwar ganz von vorne.“<br />
„Ich bin mit Laura und Lena auf den Friedhof gegangen,<br />
wir wollten eine Séance abhalten, und dann…“<br />
„Eine was?“<br />
„Eine Séance, da nimmt man Kontakt mit den Geistern<br />
von Verstorbenen auf…“, flüsterte Fritzi.<br />
„Äh…“<br />
„<strong>Das</strong> mit den Buchstaben auf dem Brett!“<br />
„Schon klar.“ Jetzt verstand Hubbi. Sie musste sich sogar<br />
eingestehen, dass der Friedhof für so einen übersinnlichen<br />
Unsinn der denkbar beste Ort war. „Und was war<br />
jetzt mit dem Mord?“<br />
„Wir haben also hier gesessen und wirklich mit einem<br />
Toten geredet. <strong>Das</strong> war echt cool. Und dann hörten wir<br />
einen Schuss und kurze Zeit später schrie eine Frau: ‚Wie<br />
konntest du das tun?‘ Dann antwortete ein Mann: ‚Ich<br />
habe sie verwechselt. Hilf mir, sie hier fort zu schaffen.<br />
Und wehe, du erzählst davon jemandem auch nur ein<br />
Sterbenswörtchen.‘“<br />
„Soso. <strong>Das</strong> haben sie so gesagt?“<br />
„Naja, fast. Hubbi, du musst herkommen! Da ist wirklich<br />
etwas Schlimmes passiert!“<br />
„Wenn ihr glaubt, dass ein Mord geschehen ist, müsst<br />
ihr die Polizei rufen.“<br />
„Aber wir dürfen doch nicht hier sein.“<br />
Hubbi verstand. Fritzi war schließlich nicht das erste Mal<br />
von der Polizei an einem Ort aufgegabelt worden, an<br />
Ein Kurzkrimi<br />
von Pia Mester<br />
Zeichnungen<br />
Arnd Hawlina<br />
dem eine 16-Jährige nichts zu suchen hatte. „Na gut“,<br />
seufzte Hubbi, „bleibt wo ihr seid, ich bin sofort da.“<br />
Ächzend streckte Hubbi ihren verspannten Rücken, stieg<br />
in ihre Jeans und zog sich einen Pulli über den Kopf. Fast<br />
wäre sie dabei auf Meter, ihren Langhaardackel, getreten.<br />
Er blickte sie mit großen Augen aufgeregt an. Für<br />
nächtliche Sparziergänge war er immer zu haben.<br />
***<br />
Keine fünf Minuten später standen Hubbi und Meter auf<br />
dem Affelner Friedhof. Fritzis Freundinnen saßen dicht<br />
nebeneinander auf einer Bank und zitterten. Fritzi stand<br />
daneben und rauchte eine Zigarette. Als Hubbi vor den<br />
dreien auftauchte, erschraken die beiden Freundinnen.<br />
„Keine Panik, ich bin‘s doch nur, Fritzis Cousine Hubbi.<br />
Was ist hier los?“<br />
Bevor Fritzi ihre Geschichte erneut erzählen konnte,<br />
unterbrach eines der Mädchen sie: „Der Geist, er hat<br />
gesagt, dass der Tod auf uns wartet!“<br />
„Bitte?“<br />
„Er sagte: Der Tod wartet auf euch“, sagte Lena oder<br />
Laura. „Und dann hörten wir den Schuss und den Schrei.“<br />
Hubbi blinzelte verwirrt und sah dann, dass Lena oder<br />
Laura auf ein Stück beschriftete Pappe zeigte, auf der<br />
ein umgedrehtes Marmeladenglas stand. <strong>Das</strong> Séancebrett,<br />
vermutete sie. Jeder Teilnehmer legte einen Finger<br />
auf das Glas und der Geist des Verstorbenen bewegte<br />
dieses dann zu den Buchstaben. Hubbi blickte hoch<br />
zu Fritzi. Sie hätte schwören können, dass sie bei jedem<br />
Buchstaben kräftig nachgeholfen hatte.<br />
„Ihr glaubt doch nicht wirklich an so einen Unsinn! Und<br />
der Schuss, das war sicherlich ein Jäger. Von wo kam er<br />
denn?“<br />
Larissa oder Louisa zeigte auf die Wiese unterhalb des<br />
Friedhofs.<br />
„Ok, dann schauen wir mal nach“, sagte Hubbi und<br />
stapfte in die beschriebene Richtung. „Fritzi, Lisa, Lea,<br />
77
ihr kommt mit.“<br />
Fritzi und ihre Freundinnen kletterten hinter Hubbi durch<br />
ein Loch in der Hecke, bis sie auf einem Feld standen.<br />
Meter gab ein leises Knurren von sich, er musste wohl<br />
die Aufregung der Mädels spüren. Hubbi machte ein<br />
paar Schritte auf die Wiese und sah sich um. Alles sah<br />
aus, wie es nachts nun einmal aussah: Dunkel.<br />
„Taschenlampe“, verlangte Hubbi. Sofort gab Leila oder<br />
Leona ihr eine Maglite, mit der man einen Stier hätte<br />
K.O. schlagen können. Einen Moment später war die<br />
ganze Szenerie in weißes Kunstlicht getaucht. Hubbi<br />
kniff die Augen zusammen und drehte sich damit einmal<br />
um die eigene Achse. „Da, seht ihr, alles in Ordnung.“<br />
Jetzt sahen diese Gören hoffentlich ein, dass sie<br />
sich alles nur eingebildet hatten.<br />
Doch dann hörte Hubbi Fritzis erstickten Schrei: „Da!“<br />
Hubbi leuchtete die Stelle aus und erstarrte: <strong>Das</strong> Gras<br />
war blutgetränkt. In der Mitte lag ein zerfetztes Halstuch.<br />
Langsam näherte Hubbi sich der Stelle und sah<br />
sich das Tuch genauer an. <strong>Das</strong> Blumenmuster war vor<br />
lauter Blut kaum noch zu erkennen. <strong>Das</strong> Einschussloch<br />
dafür umso besser.<br />
Meter knurrte wieder und zog an seiner Leine. Hubbi<br />
wusste instinktiv, dass die Mörder noch in der Nähe sein<br />
mussten. Die Mädchen wimmerten.<br />
„Lara, Leonie, Fritzi – Ruhe! Einer von euch ruft jetzt mit<br />
dem Handy die Polizei, ich schaue nach, ob noch jemand<br />
hier ist.“<br />
„Mein Akku ist leer“, schluchzte eines der Mädchen.<br />
„Mein Handy liegt zuhause“, flüsterte das andere.<br />
„Kein Guthaben mehr“, sagte Fritzi. Hubbi stöhnte auf.<br />
<strong>Das</strong> passte ja mal wieder wie die Faust auf‘s Auge.<br />
Sie schaltete die Taschenlampe aus. <strong>Das</strong> Gewicht in ihrer<br />
Hand gab ihr Mut. „Ok, Lucy, Lilli, ihr klingelt beim<br />
nächsten Haus und ruft die Polizei. Fritzi, wir gehen<br />
nachgucken.“<br />
Mit Befriedigung sah Hubbi, dass ihre vorlaute Cousine<br />
jetzt nicht mehr so selbstsicher wirkte.<br />
Gemeinsam gingen die beiden in die Richtung, in die<br />
Meter sie zerrte. Dabei achteten sie darauf, kein Geräusch<br />
zu machen. Sogar der Dackel schien die Luft anzuhalten.<br />
Nach ein paar Metern hörten sie die Stimme von einem<br />
Mann und einer Frau. „<strong>Das</strong> ist doch jetzt tief genug,<br />
Niko!“<br />
„Jaja, bin fast fertig. So, jetzt hilf mir, sie da rein zu werfen.“<br />
Hubbi und Fritzi schlichen näher an die Geräusche heran.<br />
Erst als sie eine kleine Anhöhe erklommen hatten,<br />
sahen sie es: Ein Mann und eine Frau wuchteten etwas,<br />
das in eine Decke gewickelt war, in ein Erdloch.<br />
Auf dem Boden lag ein Gewehr. Die Frau hatte blutige<br />
Hände. Hubbi rutschte das Herz in die Hose. Mit einem<br />
Handzeichen gab sie Fritzi zu verstehen, dass sie sich<br />
78
zurückziehen sollten.<br />
Meter hielt nichts von der Idee. Er begann zu kläffen, als<br />
müsste er ein ganzes Fußballstadion übertönen.<br />
<strong>Das</strong> Paar am Erdloch drehte sich erschrocken um. Hubbi<br />
erkannte, dass es zur Flucht zu spät war. Sie schaltete<br />
die Maglite ein und blendete die beiden damit.<br />
Einen kurzen Moment passierte gar nichts. Dann stolperte<br />
die Frau rückwärts und fiel in die flache Mulde, der<br />
Mann kümmerte sich nicht um sie und rannte davon.<br />
Meter erkannte, dass sein Frauchen die Leine fallengelassen<br />
hatte und stürmte hinterher. „Bleib hier!“ schrie<br />
Hubbi und stolperte in dieselbe Richtung.<br />
Im flackernden Licht der Taschenlampe sah Hubbi, was<br />
dann geschah: Der Mann war schnell, aber der Dackel,<br />
der ihn jagte, war erstaunlicherweise schneller. Er überholte<br />
den Flüchtenden und stellte ihn. Jedoch konnte<br />
der Mann nicht mehr abbremsen. Voller Stolz auf ihren<br />
Hund beobachtete Hubbi, wie der Mann sich im Gras<br />
überschlug und auf dem Bauch liegen blieb. Mit einem<br />
Satz kniete sie auf seinem Rücken und drehte ihm den<br />
Arm nach hinten.<br />
„Au! Du blöde Ziege, lass mich los!“<br />
„Nix da, du bleibst schön liegen, bis die Polizei da ist.“<br />
Hubbi roch den Schweiß des Mannes. Sie hoffte, dass<br />
die Polizeibeamten sich beeilten.<br />
„Warum denn Polizei? <strong>Das</strong> muss doch nicht gleich sein.“<br />
Jetzt glaubte Hubbi, sich verhört zu haben. „Ihr habt jemanden<br />
erschossen!“<br />
„Ich habe sie verwechselt. <strong>Das</strong> kann jedem Jäger mal<br />
passieren. Ich weiß, dafür verliere ich meine Zulassung,<br />
aber es war wirklich keine Absicht.“<br />
Hubbi verstand gar nichts mehr. „Was? Wen hast du verwechselt?“<br />
„Sissy, die Hündin unserer Nachbarin. Sie war uns nachgelaufen,<br />
als meine Freundin und ich uns aufgemacht<br />
haben zum Ansitz. Und dann dachte ich, sie sei ein<br />
Wildschwein und habe auf sie geschossen. Sie war sofort<br />
tot, ehrlich, es war ein sauberer Blattschuss. Aber<br />
Kati war natürlich geschockt.“<br />
Es machte zwar Sinn, was der Mann sagte. Deshalb<br />
wollten die beiden den Hund auch vergraben, damit<br />
der Mann seinen Jagdschein nicht verlor. Erleichterung<br />
machte sich in Hubbi breit: Es war kein Mensch gestorben,<br />
immerhin. Sie stand auf. Der Mann rieb sich die<br />
Schulter. In der Ferne sah sie Blaulicht.<br />
Meter sprang an Hubbis Bein hoch. Sie kniete sich hin<br />
und kraulte ihren Dackel. „Ach Meter, von dir könnte<br />
Kommissar Rex noch so einiges lernen.“<br />
Info: hubbi-ermittelt.de<br />
Verkaufsstellen<br />
Plettenberg<br />
- Tabak-, Süßwaren-, Zeitschriftenhandel Marita<br />
Langhoff-Suliani, Grünestr. 8<br />
- Buchhandlung Plettendorff,<br />
Inh. Esther Pietsch, Umlauf 14<br />
- Tabakwaren Heyne, Wilhelmstr. 33<br />
- Postshop/Schreibwaren Horst Henkel,<br />
Kaiserstr. 14<br />
- Lehmann Presse & Buch, Ziegelstr. 7<br />
(im Kaufpark, vormals Globus)<br />
- Panorama-Café Krankenhaus Plettenberg,<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Str. 17<br />
- Lotto/Postagentur/Schulbedarf Gitta Kleine<br />
(vormals Möller), Herscheider Str. 118<br />
in Holthausen<br />
- Lotto/Tabak/Presse Holterhof,<br />
Ebbetalstr. 125 in Kückelheim<br />
- Esso-Tankstelle Andreas Schachta,<br />
Bahnhofstr. 31<br />
- Goldbäckerei Grote, Scharnhorststr. 8<br />
(im Netto-Markt)<br />
- Reiseagentur/Lotto/Bürobedarf Schneider,<br />
Reichsstr. 56 e in Eiringhausen<br />
- Bahnhofskiosk Thomas Langenbach,<br />
Bahnhofsplatz 1 in Eiringhausen<br />
- Schreibwaren/Lotto/Postagentur<br />
Christiane Schütz, Lennestr. 39 in Ohle<br />
- Bäckerei Schubert, Lennestr. 21 in Ohle<br />
- Lebensmittelgeschäft Dattinger, Landemerter<br />
Weg 37 (und im Rollenden Frische-Markt)<br />
Herscheid<br />
- Zeitschriften/Lotto Axel Panne,<br />
Plettenberger Str. 10<br />
- Shell-Station Turk, Alte Dorfstr. 37<br />
in Hüinghausen<br />
- Dorfladen Hüinghausen, Alte Dorfstr. 11<br />
in Hüinghausen<br />
Werdohl<br />
- Goldbäckerei Grote, Bahnhofsplatz 3<br />
(im Bahnhof)<br />
- Lesen & Ambiente Katrin Guntermann, Freiheitstr.<br />
15<br />
Neuenrade<br />
- Goldbäckerei Grote,<br />
Werdohler Str. 25-29 (im Kaufpark)<br />
- Lotto/Zeitschriften Gabriele Schulte,<br />
Erste Str. 27<br />
- Buchhandlung und Schreibwaren<br />
Kettler-Cremer, Erste Str. 11<br />
- Lotto/Tabak/Zeitschriften<br />
Anja Gester-Schwarzer, Erste Str. 26<br />
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erscheint am 4. Dezember<br />
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REDAKTION:<br />
verantwortlich Bernhard Schlütter<br />
Redaktionelle Mitarbeit Pia Mester,<br />
Romina Suliani, Martin Büdenbender,<br />
Detlef Schlüchtermann, Rüdiger Kahlke,<br />
Uwe Tonscheidt, Martin Droste, Hendrik<br />
Schulz, Horst Hassel, Mark Sonneborn<br />
redaktion@komplett-magazin.de<br />
GESTALTUNG:<br />
Heiko Höfner, www.perfect-art.de<br />
DRUCK:<br />
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zweimonatlich (Februar, April, Juni, August,<br />
<strong>Oktober</strong>, Dezember; jeweils am ersten<br />
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gültig ab 1. <strong>Oktober</strong> 2013.<br />
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15. Januar/15. März/15. Mai/15. Juli/<br />
15. September/15. November<br />
für die jeweils nächste Ausgabe<br />
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gekennzeichnete Artikel und Leserbriefe<br />
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ist der Rechtsweg ausgeschlossen.
Ein unvergessenes<br />
FuSSballspiel<br />
Es waren immer heiß<br />
umkämpfte Meisterschaftsspiele,<br />
Gerade lief der Küntroper Linksaußen in Höhe des<br />
Sechzehnmeterraumes auf das Gästetor zu, als ein lauter<br />
wenn Fallschirmöffnungsknall über dem Sportplatz ertönte.<br />
die zwei Fußballclubs Einer der Affelner Verteidiger wollte sich gerade auf den<br />
der benachbarten Küntroper Angreifer stürzen, als dieser den Ball stoppte,<br />
Ortsteile SSV Küntrop nach oben zeigte und ein kurzes „Och“ rief.<br />
und SV Affeln aufeinander<br />
trafen. Es wurde<br />
Der Verteidiger und seine sich im Strafraum befindlichen<br />
hart gekämpft, Mannschaftskollegen inklusive des Torhüters folgten<br />
pausenlos gemeckert,<br />
viel gefoult.<br />
mit ihren Blicken dem Fingerzeig gen Himmel. Genau<br />
das hatte sich der SSV-Stürmer erhofft, denn er konnte<br />
dadurch in der letzten Spielminute fast ungehindert das<br />
Die Schiris mussten Schwerstarbeit leisten und einer<br />
der neutralen Männer erlebte hier mal eine Situation,<br />
die ihm nicht nur die Sprache sondern auch die Pfeife<br />
verschlug, weil diese ihm nämlich aus dem Mund fiel.<br />
Vorab muss ich aber erklären, dass zur gleichen Zeit der<br />
Fußballspiele auch die Übungszeit des zwei Kilometer<br />
entfernten Luftsportvereines begann. An diesem<br />
Nachmittag absolvierten die Fallschirmspringer ihr<br />
Programm und jedes Mal, wenn die Springer in der Luft<br />
ihren Schirm aufzogen, ertönte ein kurzer aber lauter<br />
Knall.<br />
Siegtor erzielen.<br />
Was dann geschah, ist kaum wiederzugeben. Ohne das<br />
Einschreiten der Feuerwehr hätte später bestimmt auf<br />
den Straßenhinweisschildern statt „Zum Sportplatz“ der<br />
Text „Zum Schlachtfeld“ gestanden.<br />
Dem Schiri war seine Pfeife aus dem Mund gefallen.<br />
Die Heimmannschaft und ihre Zuschauer lagen auf dem<br />
Boden vor Lachen, die gesamte Gastmannschaft jagte<br />
wütend hinter dem Torschützen her, der sich in die<br />
Herrentoilette des Clubhauses retten konnte.<br />
Übrigens wurde das Tor wegen Unsportlichkeit nicht<br />
anerkannt. <strong>Das</strong> Spiel endete unentschieden.<br />
So war es auch dieses Mal.<br />
<strong>Das</strong> Meisterschaftsspiel der Nachbarvereine fand in<br />
Küntrop statt und verlief mit den schon erwähnten<br />
„Nettigkeiten“ in gewohnter Art und Weise. Die letzten<br />
fünf Minuten der Partie waren angebrochen und es<br />
Die Gäste lachten und die Gastgeber jagten hinter<br />
dem Schiedsrichter her. Der musste sich aber auf der<br />
Damentoilette verstecken, weil ich mich ja schon auf<br />
der Herrentoilette eingeschlossen hatte<br />
stand 1:1. Man kann sich vorstellen, welche Stimmung<br />
auf dem Sportplatz herrschte: nervöse Zuschauer,<br />
überaktive Spieler, ein Schiedsrichter, der das Spielende Gastkolumne von Horst Hanke<br />
herbeisehnte.<br />
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