PUBLIC PRIVATE CONCEPTS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
FOCUS<br />
><br />
Wie gehen Sie bei der Auswertung der Daten<br />
methodisch vor?<br />
Zuerst müssen wir die Methodik der Datenerfassung<br />
dem neuen System anpassen. In zwei bis vier<br />
Jahren dürften wir die Daten soweit aufgearbeitet<br />
haben, dass wir die neuen Gesetze und Regelungen<br />
überprüfen und gegebenenfalls überarbeiten können.<br />
Was wir schon jetzt absehen können: Die neuen<br />
Regelungen führen kaum zu einer Kostensenkung,<br />
weder im Akut- noch im Langzeitpflegebereich.<br />
Die neue Spitalfinanzierung führt zu einer Verlagerung<br />
in die Langzeitpflege, was zu mehr und qualifizierterer<br />
Pflege führt und zu – berechtigten –<br />
Mehrkosten.<br />
Insgesamt sprechen wir über ein hoch komplexes<br />
und wenig transparentes System, das nicht nach<br />
ökonomischen Gesetzmässigkeiten funktioniert.<br />
«Der Gesundheits- und Pflegebereich ist mitnichten ein<br />
freier Markt, sondern in hohem Mass reguliert, und das<br />
zum Teil sehr intransparent.»<br />
Das würde ich selbst als Ökonomin auch gar nicht<br />
wollen. Ich will zwar, dass unsere Institutionen die<br />
Steuergelder effizient und effektiv einsetzen,<br />
gleichzeitig haben die Institutionen eine Leistung<br />
zu erbringen, die auch ethischen Kriterien genügen<br />
muss. Hinzu kommt: Der Gesundheits- und Pflegebereich<br />
ist mitnichten ein freier Markt, sondern in<br />
hohem Mass reguliert, und das zum Teil sehr intransparent.<br />
Allerdings stehen Regulierung und Intransparenz<br />
nicht zwingend in einem Zusammenhang. Grundsätzlich<br />
spricht nichts dagegen, dass Regulierungen<br />
transparente Verhältnisse schaffen.<br />
Da gibt es in Theorie und Praxis grosse Fragezeichen.<br />
Natürlich streben wir nur schon im eigenen<br />
Interesse eine gute Steuerung und Transparenz an.<br />
Über unsere eigenen Institutionen hinaus liegt sie<br />
aber nicht in unseren Händen.<br />
Wie beurteilen Sie als Ökonomin die Transparenzfrage<br />
bei der Finanzierung und Rechnungslegung<br />
von Institutionen, losgelöst von den aktuellen politischen<br />
Realitäten?<br />
Politische Realitäten gehören zwingend zur Ökonomie,<br />
und umgekehrt. Wichtig für die Transparenz<br />
ist vorerst der Wille aller Beteiligten dazu. Transparenz<br />
allein reicht aber nicht aus. Und da unterscheidet<br />
sich die Situation der Stadt Zürich von Gemeinden,<br />
die sich Zweckverbänden anschliessen müssen.<br />
Die kleinen Gemeinden haben diesbezüglich kom<br />
Differenzierte Rechnungsmodelle erleichtern differenzierte<br />
Autonomie optimieren.<br />
«Politische Realitäten gehören zwingend<br />
zur Ökonomie, und umgekehrt.»<br />
plexere Verhältnisse. Damit sind wir bei einem<br />
weiteren Aspekt: Wir haben in der Stadt viel Systemwissen.<br />
Wir haben zudem den Vorteil, dass wir<br />
Übertritte gezielt planen und begleiten können.<br />
Ein Beispiel: Die Einführung der Fallpauschalen<br />
wird den Trend verstärken, dass Menschen nach einer<br />
Operation oder einer Krankheit im Normalfall<br />
das Spital rascher verlassen werden. Diese Tendenz<br />
ist auch ohne Fallpauschalen seit einigen Jahren zu<br />
beobachten. Wir sind in der Lage, den Übertritt vom<br />
Spital in eine Pflegeinstitution, die Spitex-Betreuung<br />
zu Hause oder die Rückkehr ins Altersheim<br />
nahtlos zu planen. Dies macht sehr viel Sinn, auch<br />
ökonomisch. Im Unterschied zu den meisten anderen<br />
Gemeinden ist die Spitex bei uns eigenständig<br />
und arbeitet mit einem Leistungsauftrag der Stadt.<br />
Wir führen in den Pflegezentren ergänzend Entlastungsangebote<br />
für Angehörige<br />
6 <strong>PUBLIC</strong> <strong>PRIVATE</strong> <strong>CONCEPTS</strong> I November 2011