09.06.2017 Aufrufe

Drehen-am-Rad-der-Zeit

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DREHEN AM RAD DER ZEIT<br />

Geschichten aus <strong>der</strong> Umgebung mo<strong>der</strong>ner Bauten<br />

von Bernhard Schnei<strong>der</strong><br />

Lesebuch zum 20-jährigen Jubiläum <strong>der</strong> Baubüro Egli GmbH


DREHEN AM RAD DER ZEIT<br />

Geschichten aus <strong>der</strong> Umgebung mo<strong>der</strong>ner Bauten<br />

von Bernhard Schnei<strong>der</strong><br />

Lesebuch zum 20-jährigen Jubiläum <strong>der</strong> Baubüro Egli GmbH


Inhalt<br />

Einleitung 6<br />

Ruedi Egli und sein Baubüro 10<br />

Fischen im Fabrikkanal 24<br />

Start beim Wasserschloss 32<br />

Im St<strong>am</strong>mgebiet <strong>der</strong> Habsburger 38<br />

Schwerpunkt Ottenbach 44<br />

Bauten jenseits <strong>der</strong> Reuss 64<br />

Baupsychologisches Feingefühl 76<br />

Die Stadt Zug und ihr See 84<br />

Am Werdenbergersee 90<br />

Perspektiven für Ottenbach 100<br />

Werkverzeichnis / Bibliografie 106


6<br />

EINLEITUNG


7


Eine Nachttisch-Lektüre<br />

Der Ottenbacher Architekt Ruedi Egli gründete<br />

1991 das Baubüro Ruedi Egli. Zum 20-jährigen<br />

Jubiläum wünschte er sich eine Publikation,<br />

die nicht nur die Vielfältigkeit seines Schaffens<br />

dokumentiert, son<strong>der</strong>n sich mit historischen<br />

Aspekten, mit Kulturgeschichte und unterhalts<strong>am</strong>en<br />

Erzählungen rund um Gebäude und<br />

Standorte befasst. Es soll als Buch für den<br />

Nachttisch motivieren, nach Lust und Laune<br />

darin zu schmökern und zu lesen.<br />

Kerngebiet <strong>der</strong> Tätigkeit des Baubüros Ruedi<br />

Egli ist Ottenbach. Doch <strong>der</strong> Architekt beschränkt<br />

sich bei weitem nicht auf die engere Umgebung<br />

seines Wohnsitzes. Das Gebiet, in dem er seine<br />

bisherigen Bauprojekte realisieren konnte, erstreckt<br />

sich von Brugg bis Zug, von Aristau bis<br />

Zürich. Hinzu kommt die kleinste Stadt <strong>der</strong><br />

Schweiz: Werdenberg.<br />

8<br />

Ruedi Egli, geboren <strong>am</strong> 30. Juni 1956 in Reinach BL, hat<br />

die Schulzeit in Ottenbach verbracht und ist 1984 hierher<br />

zurück gezogen, in sein eigenes Haus <strong>am</strong> Fuessmättli 3,<br />

wo er 1991 sein Baubüro gegründet hat.


Das Portfolio des Baubüros Ruedi Egli umfasst<br />

eine Vielfalt von Sanierungen und Neubauten,<br />

Kombinationen sanfter Restauration alter Gebäudesubstanz<br />

mit mo<strong>der</strong>nen Baumaterialien,<br />

Einzelhäuser und Siedlungen sowie Restaurants,<br />

Spital- und landwirtschaftliche Bauten.<br />

Genauso vielfältig soll diese kleine Nachttisch-<br />

Lektüre sein.<br />

Die Standorte <strong>der</strong> Bauten geben Anlass zu vielfältigen<br />

Geschichten. So wird in diesem Buch beispielsweise<br />

<strong>der</strong> Ottenbacher Dorfbrauch «Spräggele»<br />

erforscht. Die ehemalige Gerberei <strong>am</strong> See<br />

bei <strong>der</strong> mittelalterlichen Stadt Werdenberg, ein<br />

Gebäude, in welches das Baubüro Egli attraktive<br />

Wohnungen eingebaut hat, gibt Anlass zu einem<br />

Einblick in das Gerbereigewerbe. Das im Jahr<br />

2008 an die einstige Gerberei angebaute Restaurant<br />

«Galerie <strong>am</strong> See» und das Ottenbacher<br />

Restaurant «Othli», das sich im Erdgeschoss eines<br />

früheren Ökonomiegebäudes befindet, verleiten<br />

zu einem Exkurs zu beson<strong>der</strong>en Gaumenfreuden<br />

und zu einem Ausflug in die Stadt Zug.<br />

Ruedi Egli ist Ehrenmitglied <strong>der</strong> Harmoniemusik<br />

<strong>der</strong> Stadt Zug, was ihn beson<strong>der</strong>s mit dieser<br />

Stadt verbindet. Wir setzen in diesem Buch aber<br />

den Schwerpunkt auf Ruedi Eglis an<strong>der</strong>es Hobby,<br />

die Fischerei, und stellen uns in diesem Zus<strong>am</strong>menhang<br />

auch die Frage, ob <strong>der</strong> N<strong>am</strong>e Egli mit<br />

dieser Tätigkeit in einem Zus<strong>am</strong>menhang stehe.<br />

Die Bauten des Baubüros Egli im Kanton Aargau<br />

führen zur Frage nach dem Zus<strong>am</strong>menleben<br />

<strong>der</strong> protestantischen Ottenbacher in früheren<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ten mit den katholischen Nachbarn<br />

jenseits <strong>der</strong> Kantonsgrenze. Die Fahrt Reuss<br />

abwärts wurde in früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten stark<br />

behin<strong>der</strong>t von Verbauungen, die vor allem ein<br />

Ziel verfolgten: den Nachbarn auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Seite des Flusses Land zu rauben. Und schliesslich<br />

erlauben die Bauten im Raum Brugg einen<br />

Blick auf römische und habsburgische Herren.<br />

Abgeschlossen wird das Buch mit einem Auszug<br />

aus dem Werkverzeichnis des Baubüros<br />

Ruedi Egli. Auswahlkriterium war einerseits die<br />

Grösse eines Projektes, an<strong>der</strong>seits sollte die<br />

Breite <strong>der</strong> Arbeiten dargestellt werden. Viele<br />

Bauten fehlen, da das Buch keine Vollständigkeit<br />

beansprucht und nicht die technischen<br />

Aspekte erläutert, son<strong>der</strong>n die Arbeitsphilosophie<br />

von Ruedi Egli ins Zentrum stellt. So wurden<br />

beispielsweise nicht die einzelnen Spitalprojekte<br />

aufgezählt, die das Baubüro umgesetzt<br />

hat, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fokus wurde auf die Empathie<br />

gelegt, mit welcher <strong>der</strong> Ottenbacher Architekt<br />

optimale bauliche Lösungen für die jeweilige<br />

Aufgabenstellung sucht.<br />

9


10<br />

RUEDI EGLI UND SEIN BAUBÜRO


11


Ein sensibler Architekt mit entschiedenem Auftritt<br />

«Ich habe das Handwerk<br />

des Zeichnens ebenso exakt<br />

gelernt wie den präzisen<br />

Umgang mit den Handwerkern<br />

bei <strong>der</strong> Bauleitung.»<br />

Ruedi Egli kann entschieden auftreten, hart<br />

verhandeln, mit kritischem Blick Mängel beanstanden.<br />

Hinter seinem manchmal schroffen<br />

Auftritt verstecken sich Sensibilität und ein<br />

persönliches Engagement für Menschen mit<br />

Behin<strong>der</strong>ung – sei es infolge einer Krankheit<br />

o<strong>der</strong> aus Altersgründen. Beim Fischen nimmt<br />

er sich <strong>Zeit</strong> zum Nachdenken: Konzepte, Details<br />

in <strong>der</strong> Ausführung, unkonventionelle Ideen.<br />

Dank seinem Interesse für historische Zus<strong>am</strong>menhänge<br />

ist ihm die passende Erneuerung<br />

alter Gebäude ein beson<strong>der</strong>es Anliegen.<br />

Ruedi Egli wurde als erstes Kind von Marianne<br />

und Heiner Egli <strong>am</strong> 30. Juni 1956 in Reinach BL<br />

geboren. Drei Wochen später, <strong>am</strong> S<strong>am</strong>stag, dem<br />

21. Juli 1956, beschloss die Gemeindevers<strong>am</strong>mlung<br />

Ottenbach, ihr ges<strong>am</strong>tes Gemeindegebiet<br />

freiwillig dem kantonalen Baugesetz zu unter-<br />

12<br />

Für seine Zucht mit Bündner Oberlän<strong>der</strong> Schafen (BOS)<br />

arbeitet Ruedi Egli mit <strong>der</strong> Stiftung pro specie rara zus<strong>am</strong>men.<br />

Mutterschaf Hora hat er nach dem Theater HORA<br />

benannt, dem bekanntesten professionellen Theater von<br />

und mit Menschen mit einer geistigen Behin<strong>der</strong>ung in <strong>der</strong><br />

Schweiz. 2004 stand das Schaf Hora an <strong>der</strong> Dernière des<br />

Theaters HORA sogar auf <strong>der</strong> Bühne.


stellen, «d<strong>am</strong>it nicht wahllos da und dort gebaut<br />

wird, son<strong>der</strong>n in Dorfnähe.» Die erste kommunale<br />

Bauordnung folgte 1960. D<strong>am</strong>it begann in<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Ottenbach die Regulierung <strong>der</strong><br />

Bautätigkeit, die einige Jahrzehnte später von<br />

Ruedi Egli geprägt werden sollte.<br />

1961 zog die F<strong>am</strong>ilie Egli an die Jonentalstrasse<br />

in Ottenbach ins eigene Haus mit grossem Garten,<br />

<strong>der</strong> für Landschaftsarchitekt Heiner Egli von<br />

beson<strong>der</strong>er Bedeutung ist. Im selben Jahr k<strong>am</strong><br />

Ruedis Schwester Iris zur Welt.<br />

Ruedi Egli besuchte die Primarschule in Ottenbach<br />

und die Oberstufe in Obfelden. In dieser<br />

<strong>Zeit</strong> entdeckte er seine Liebe zur Blasmusik: Er<br />

spielte Flügelhorn in <strong>der</strong> Jungmusik, später Zugposaune.<br />

Er spielte in Ottenbach sowie bei den<br />

Original Reusstal Musikanten, zu <strong>der</strong>en Gründungsmitglie<strong>der</strong>n<br />

er zählte. 1976 bis 1995 gehörte<br />

er <strong>der</strong> Harmonie Musik <strong>der</strong> Stadt Zug an, die<br />

ihn zum Ehrenmitglied ernannte.<br />

Nach <strong>der</strong> Schule absolvierte er 1972 bis 1976<br />

die Lehre als Hochbauzeichner bei Walter Homberger.<br />

Einfach habe es sein Lehrmeister mit<br />

ihm nicht immer gehabt, doch Walter Homberger<br />

habe über die richtige Mischung aus Kompetenz,<br />

harter Schale und weichem Kern verfügt,<br />

um ihn optimal zu schulen, meint Ruedi<br />

Egli im Rückblick: «Ich habe das Handwerk des<br />

Zeichnens ebenso exakt gelernt wie den präzisen<br />

Umgang mit den Handwerkern bei <strong>der</strong> Bauleitung.<br />

Walter Homberger hat mir vorgelebt,<br />

was ‹chr<strong>am</strong>pfe› heisst.»<br />

«Walter Homberger hat unser Haus so gebaut,<br />

wie wir es gewünscht haben. Dabei hat er genau<br />

darauf geachtet, dass die Handwerker alles plangerecht<br />

umsetzten», erzählt Josef Suter, dessen<br />

Haus an <strong>der</strong> Isenbergstrasse 21 in Ottenbach<br />

1968 von Walter Homberger gebaut worden<br />

ist. Zuerst habe er einen Architekten in Zürich<br />

mit dem Bau beauftragt, doch dessen Projekt<br />

habe seine Vorstellungen nicht berücksichtigt.<br />

Als Zimmermann hat Josef Suter zudem verschiedene<br />

Bauten im Kanton Aargau für Walter<br />

Homberger ausgeführt: «Homberger war seiner<br />

<strong>Zeit</strong> oft voraus. Er hat schon früh mit Kork isoliert,<br />

weil er gewusst hat, dass sich die Zirkulation <strong>der</strong><br />

Luft im Haus mit Isolationen so steuern lässt,<br />

dass weniger Kondenswasser entsteht. Als Bau-<br />

13


RUEDI EGLI UND SEIN BAUBÜRO<br />

Ein sensibler Architekt mit entschiedenem Auftritt<br />

14<br />

«Er konnte auch einmal lauter<br />

werden, als man es sich heute<br />

gewohnt ist.»<br />

material hat er sehr gern Holz eingesetzt. Ich<br />

erinnere mich, dass wir für ihn einen Schweinestall<br />

mit Lüftungskanälen aus Holz gebaut haben.»<br />

Homberger hat, ausser während <strong>der</strong> goldenen<br />

Baujahre um 1970, als einzigen Mitarbeiter<br />

jeweils einen Lehrling ausgebildet. Diesem habe<br />

er jeweils von Beginn weg Verantwortung übertragen.<br />

Die Bauleitung für Josef Suters Haus hat<br />

<strong>der</strong> d<strong>am</strong>alige Lehrling wahrgenommen: «Die<br />

Arbeit des Lehrlings war nicht immer perfekt,<br />

aber Walter Homberger stand dahinter und hat<br />

dessen Fehler immer ausgebügelt.»<br />

Walter Hombergers jüngster Sohn, René, schil<strong>der</strong>t<br />

seinen Vater als einen Macher, bei dem das<br />

persönliche Engagement im Vor<strong>der</strong>grund stand,<br />

sei es im Beruf, sei es im sportlichen und sozialen<br />

Bereich, <strong>der</strong> auf dem Bau und im Büro<br />

«auch einmal lauter werden konnte, als man es<br />

sich heute gewohnt ist.» Homberger hat den<br />

Tennis Club und den Eishockey Club Affoltern<br />

gegründet und gehörte dem Vorstand des Zürcher<br />

Verbandes für Leibesübungen an. Einer<br />

seiner wichtigsten Bauten war die Kunsteisbahn<br />

Wetzikon. «Als die Zuger ihr d<strong>am</strong>aliges<br />

Stadion bauten, fragten sie meinen Vater an, ob<br />

sie sein architektonisches Konzept von Wetzikon<br />

übernehmen dürften. Er war einverstanden<br />

und stellte es ihnen als Eishockey-Liebhaber unentgeltlich<br />

zur Verfügung. Wenn ihn etwas begeisterte,<br />

hat er oft für Gottes Lohn gearbeitet»,<br />

erzählt René Homberger. Ein Lehrling seines<br />

Vaters, Willi Eigner, sei aus dem Erziehungsheim<br />

Albisbrunn gekommen. Dank <strong>der</strong> erfolgreichen<br />

Ausbildung habe er seinen Platz im<br />

Leben gefunden. Später sei er in die USA ausgewan<strong>der</strong>t.<br />

Von dort aus habe er brieflich den<br />

Kontakt zu Walter Homberger und seinem Pflegevater,<br />

Richi Tscharner, einem Freund Hombergers,<br />

aufrecht erhalten.<br />

Viel gebaut hat Walter Homberger in Affoltern<br />

<strong>am</strong> Albis, beispielsweise die Gebäude <strong>der</strong> Papeterie<br />

Kunz, <strong>der</strong> ehemaligen Drogerie Sidler o<strong>der</strong><br />

vier Einf<strong>am</strong>ilienhäuser im Langenrain mit Sauna<br />

und Hallenbad: «Mein Vater war oft sehr früh<br />

im Erkennen von Trends. Diese Sauna hat er gebaut<br />

in einer <strong>Zeit</strong>, da in <strong>der</strong> Schweiz sonst noch<br />

kaum jemand auf diese Idee gekommen wäre.<br />

Er hat zwar eine traditionelle Architektur mit viel<br />

Holz gepflegt, sich aber ständig weiter gebildet<br />

und so Tradition mit mo<strong>der</strong>nen Erkenntnissen<br />

verbunden.» Aufgewachsen im Berner Oberland<br />

hat er zahlreiche Chalets auf dem Beatenberg<br />

gebaut. Insbeson<strong>der</strong>e dort hat er Ruedi Egli viele<br />

Details des fachgerechten Holzbaus vermittelt.<br />

Als ein Bauherr in Luino sein Honorar nicht aufbringen<br />

konnte, nahm Walter Homberger ein<br />

Stück Land als Entschädigung an. Das letzte<br />

Haus, das er gebaut hat, erstellte er an <strong>der</strong> Kaltackerstrasse<br />

24 in Hedingen für seinen Sohn<br />

René: «Er war d<strong>am</strong>als 71, hatte schon seit einigen<br />

Jahren nicht mehr gebaut und hatte Mühe, die<br />

Kosten richtig einzuschätzen. Aber das Konzept<br />

des Hauses ist in je<strong>der</strong> Hinsicht überzeugend,<br />

ich würde noch heute nichts daran än<strong>der</strong>n.»<br />

Nach <strong>der</strong> Lehre s<strong>am</strong>melte Ruedi Egli erste Berufserfahrungen<br />

im Architekturbüro Erwin Berger<br />

in Boswil. Erwin Berger hatte sein Büro 1973<br />

eröffnet, 1975 den ersten Lehrling eingestellt,<br />

1976 mit Ruedi Egli den ersten Mitarbeiter, den<br />

er als ausgesprochen zuverlässigen jungen Mann


in Erinnerung hat. Vier Jahre später entschied<br />

sich Ruedi Egli, in einem grösseren Betrieb mehr<br />

Verantwortung zu übernehmen. Er sei in bestem<br />

Einvernehmen gegangen, um seinen Erfahrungshorizont<br />

zu erweitern, hält Erwin Berger fest. So<br />

trat Ruedi Egli 1980 in die Chocoladefabrik Lindt<br />

& Sprüngli in Kilchberg ein, wo er für alle Gebäude<br />

zuständig war. Es war die <strong>Zeit</strong>, als sich Lindt<br />

& Sprüngli zur internationalen Firmengruppe entwickelte<br />

mit Tochtergesellschaften in Frankreich,<br />

Deutschland und den USA. Infolge des Wachstums<br />

kotierte die Firmengruppe ihre Aktien 1986<br />

an <strong>der</strong> Schweizer Börse.<br />

Ruedi Egli zog zus<strong>am</strong>men mit seiner Frau, Bianca<br />

Berg<strong>am</strong>aschi, 1980 nach Thalwil, bis er 1984 in<br />

Ottenbach ein eigenes Haus im Fuessmättli<br />

baute. In dieser <strong>Zeit</strong> k<strong>am</strong>en die beiden Kin<strong>der</strong><br />

zur Welt, Tanja 1985 und Matthias 1987.<br />

Während seiner Lehre als Bauzeichner beim Architekten<br />

Walter Homberger in Affoltern (1972-76) hat Ruedi Egli unter<br />

an<strong>der</strong>em das Handwerk des Zeichnens von Grund auf gelernt.<br />

Im Bild ein Wahrzeichen von Ottenbach: Das Restaurant<br />

Engel, das nachweislich seit 1626 über das Tavernenrecht<br />

verfügte. Im Gegensatz zu Weinschenken waren Tavernen<br />

befugt, einen N<strong>am</strong>en und ein Wirtshausschild zu tragen.<br />

15


RUEDI EGLI UND SEIN BAUBÜRO<br />

Ein sensibler Architekt mit entschiedenem Auftritt<br />

Die Behin<strong>der</strong>ungen seiner beiden Kin<strong>der</strong> sensibilisierten<br />

Ruedi Egli für behin<strong>der</strong>tengerechtes<br />

Bauen – ein wichtiges Markenzeichen seiner<br />

Häuser. «Behin<strong>der</strong>tengerechtes Bauen setzt vor<br />

allem voraus, dass <strong>der</strong> Architekt von Beginn weg<br />

entsprechend plant. Behin<strong>der</strong>tengerechtes Bauen<br />

erfor<strong>der</strong>t ein Konzept. Ich konzipiere auch<br />

preisgünstige Wohnungen von Anfang an konsequent<br />

behin<strong>der</strong>tengerecht», erläutert Ruedi Egli.<br />

16<br />

Als Übergangszeit erwies sich die Arbeit bei den<br />

Generalunternehmern Arnold Mathis von 1988<br />

bis 1990 und Alfred Müller von Januar bis März<br />

1991. Hier erwarb Ruedi Egli Praxis in <strong>der</strong> Leitung<br />

komplexer Bauvorhaben. Bei diesen Arbeiten<br />

entstand aber auch die Lust, selbstständig<br />

Bauten zu konzipieren, zu planen und vor allem<br />

umzusetzen. Ab Frühjahr 1991 wandelte Ruedi<br />

Egli vorerst das feste Arbeitsverhältnis bei<br />

Alfred Müller in ein freies um, d<strong>am</strong>it er daneben<br />

eigene Projekte realisieren konnte. In dieser<br />

ersten Phase <strong>der</strong> Selbständigkeit führte er das<br />

Bau büro Ruedi Egli als Einzelfirma. Dies än<strong>der</strong>te<br />

er 2002, als er die Baubüro Ruedi Egli GmbH<br />

ins Handelsregister des Kantons Zürich eintragen<br />

liess.<br />

Die Baubüro Egli Baubaracke erleichtert Ruedi Egli die Arbeit bei komplexeren Bauvorhaben.<br />

Hier steht sie vor dem Rohbau <strong>der</strong> Überbauung Rigiblick 1 in Ottenbach.


In seinem Büro <strong>am</strong> Fuessmättli 3 in Ottenbach arbeitet Ruedi Egli vorzugsweise früh morgens und abends,<br />

während er tagsüber vor allem auf seinen Baustellen anzutreffen ist.<br />

17


RUEDI EGLI UND SEIN BAUBÜRO<br />

Ein sensibler Architekt mit entschiedenem Auftritt<br />

18<br />

Ein Grossprojekt, an dem Ruedi Egli für Arnold Mathis arbeitete:<br />

84 Eigentumswohlungen «Chappelehof» in Baden (1989 – 91).<br />

Ein an<strong>der</strong>es Grossprojekt aus <strong>der</strong>selben <strong>Zeit</strong>:<br />

Die Überbauung von Arnold Mathis in Nussbaumen.


Einen <strong>der</strong> ersten Grossaufträge erhielt das Baubüro von Ruedi Eglis ehemaligem Arbeitgeber Alfred Müller AG:<br />

die Bauleitung <strong>der</strong> Überbauung Löbermatt in Ch<strong>am</strong> 1991/92.<br />

19


RUEDI EGLI UND SEIN BAUBÜRO<br />

Ein sensibler Architekt mit entschiedenem Auftritt<br />

«Behin<strong>der</strong>tengerechtes Bauen<br />

erfor<strong>der</strong>t ein Konzept.»<br />

Die Kin<strong>der</strong> von Ruedi Egli und Bianca Berg<strong>am</strong>aschi, Tanja<br />

und Matthias, in <strong>der</strong> Ergotherapie-Praxis ihrer Mutter.<br />

20


21


RUEDI EGLI UND SEIN BAUBÜRO<br />

Ein sensibler Architekt mit entschiedenem Auftritt<br />

«Lehrmeister Walter Homberger<br />

war oft sehr früh im Erkennen<br />

von Trends.»<br />

Linke Seite: Ruedi Egli mit seinem Grossvater, Jean Egli,<br />

beim Spazieren, mit seiner Schwester, Iris, beim Fischen<br />

und auf einem Ausflug in die Berge, sowie mit seiner Mutter,<br />

Marianne.<br />

Rechte Seite: Weihnachtseinladung 2010 von Ruedi Egli<br />

im Restaurant Othli in Ottenbach mit Marianne, Heiner<br />

und Tanja Egli sowie Iris, Kurt, Jasmin und Manuel<br />

Wullschleger-Egli.<br />

22


23


24<br />

FISCHEN IM FABRIKKANAL


25


Ein denkmalgeschütztes Zeugnis <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

«Der F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>e Egli<br />

entstand im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t.»<br />

Ruedi Eglis wichtigstes Hobby neben <strong>der</strong> Musik<br />

ist das Fischen. Ursprünglich nichts mit Fischen<br />

zu tun hat allerdings sein N<strong>am</strong>e. Egli ist die<br />

Kurzform des Taufn<strong>am</strong>ens Eglof, woraus <strong>der</strong><br />

F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>e entstanden ist. Dieser N<strong>am</strong>e hat<br />

also nichts zu tun mit dem auch Egli genannten<br />

Flussbarsch perca fluviatilis. Der Fabrikkanal<br />

bietet die Gelegenheit zum Rückblick in die<br />

<strong>Zeit</strong> <strong>der</strong> Industrialisierung im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Vor allem in <strong>der</strong> Landschaft, teilweise aber auch<br />

in <strong>der</strong> Stadt sind die meisten mittelständischen<br />

F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t entstanden,<br />

während die städtische Oberschicht bereits früher<br />

mit Vor- und Geschlechtsn<strong>am</strong>en erwähnt<br />

wurde. Die Angehörigen <strong>der</strong> Unterschicht hingegen,<br />

die vom Gesetz her keine Kin<strong>der</strong> zeugen<br />

durften, wurden noch länger ausschliesslich<br />

mit dem Vorn<strong>am</strong>en bezeichnet.<br />

wie die F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en um die Mitte des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

gebildet wurden: Am 13. Januar 1444<br />

erschien ein «Egli, <strong>der</strong> Zimmermann, Bürger<br />

von Zürich» als Zeuge in einer Urkunde. Egli ist<br />

<strong>der</strong> Vorn<strong>am</strong>e, Zimmermann <strong>der</strong> Beruf. Nach dem<br />

Tod dieses Egli musste seine Tochter einen Zimmermann<br />

ehelichen, um das väterliche Gewerbe<br />

weiterzuführen, denn im Bürgerbuch von 1452<br />

erscheint «Herman Schöttly von Nüremberg,<br />

<strong>der</strong> Tischmacher». Er besass zwar in Nürnberg<br />

einen F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en, doch dieser än<strong>der</strong>te sich<br />

in Zürich, denn 1461 heist er «Meister Herman<br />

Tischmacher», <strong>der</strong> auf dem Münsterhof zus<strong>am</strong>men<br />

mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter,<br />

<strong>der</strong> «Eglin», lebte. Die Witwe des verstorbenen<br />

Egli wurde also mit dessen Vorn<strong>am</strong>en<br />

bezeichnet. Nach dem Tod des von Nürnberg<br />

eingewan<strong>der</strong>ten Tischmachers wurde Egli zum<br />

26<br />

Bei <strong>der</strong> Bildung <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en um die Mitte<br />

des 15. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde meist <strong>der</strong> Beruf,<br />

die Herkunft o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vorn<strong>am</strong>e des Vaters zum<br />

F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en. Ob es sich dabei um Vorfahren<br />

von Ruedi Egli handelt o<strong>der</strong> nicht, lässt sich<br />

nicht sagen, aber das folgende Beispiel zeigt,<br />

Die Kiesschwemmfalle mit Streichwehr eingangs des<br />

Ottenbacher Reusskanals wurde 2011 grundlegend saniert.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e das historische Streichwehr, das mit seiner<br />

Länge von 200 Metern das längste im Kanton Zürich darstellt,<br />

war von den Hochwassern von 2005 und 2007 weitgehend<br />

zerstört worden.


27


FISCHEN IM FABRIKKANAL<br />

Ein denkmalgeschütztes Zeugnis <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

28<br />

F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en, denn ab 1467 lebte in «Tischmachers<br />

Hus» die Frau von «Meister Egli». Weil<br />

<strong>der</strong> N<strong>am</strong>e Egli aus dem Vorn<strong>am</strong>en Eglof abgeleitet<br />

wurde, entstand er gleichzeitig an verschiedenen<br />

Orten. Ab 1467 weisen die Steuerlisten<br />

Egli als Geschlechtsn<strong>am</strong>en ausser in Zürich auch<br />

in Bäretswil, Bussenhausen (Gemeinde Pfäffikon<br />

ZH), Heslibach (Gemeinde Küsnacht), Wildberg<br />

und Wülflingen aus. Die Register <strong>der</strong> Steuern,<br />

die n<strong>am</strong>entlich <strong>der</strong> Finanzierung des Baus<br />

<strong>der</strong> Stadtmauern um Zürich herum dienten, enden<br />

1471. Anschliessend ist bis 1634 kein systematisches<br />

Verzeichnis <strong>der</strong> Bevölkerung <strong>der</strong><br />

Zürcher Herrschaft mehr erhalten. Die F<strong>am</strong>ilienn<strong>am</strong>en<br />

blieben in dieser <strong>Zeit</strong> zwar stabil, doch<br />

war die mittelständische Bevölkerung zu mobil,<br />

zu viele wechselten den Wohn- und d<strong>am</strong>it auch<br />

den Bürgerort, als dass sich eine direkte Verbindung<br />

zu den Vorfahren im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

ziehen liesse. Nur die – ziemlich sesshafte –<br />

städtische und teilweise auch die ländliche<br />

Oberschicht kann in den Quellen kontinuierlich<br />

verfolgt werden.<br />

Die Kenntnis des Ursprungs <strong>der</strong> N<strong>am</strong>en ging im<br />

Lauf <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te oft verloren. Die F<strong>am</strong>ilien<br />

des Mittelstandes waren also einigermassen<br />

mobil und verfügten – was d<strong>am</strong>it zus<strong>am</strong>menhing<br />

– über keine F<strong>am</strong>ilienwappen. Dieses<br />

Bedürfnis entstand erst in aufstrebenden bürgerlichen<br />

F<strong>am</strong>ilien ab dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Das Wappen <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilie von Ruedi Egli st<strong>am</strong>mt<br />

aus <strong>der</strong> Werkstätte von Ernst Wessels aus Neuhaus<br />

in Westfalen von Juni 1929. Es zeigt einen<br />

Egli-Fisch, <strong>der</strong> sich in den Schwanz beisst (Bild<br />

links).<br />

Auch wenn <strong>der</strong> N<strong>am</strong>e Egli nicht auf den Fisch<br />

zurückgeführt werden kann: Ruedi Eglis Leidenschaft<br />

ist das Fischen. Dabei hält er sich gerne<br />

an das Zitat, welches das Schweizerische Idiotikon<br />

zum Flussbarsch aufführt: «Er würft gern<br />

ein Egli in Bach, wenn er chann e Forelle fange.»<br />

Forellen fängt er vorzugsweise im Haselbach in<br />

Knonau, den er gepachtet hat. Auch die Pacht<br />

des Fabrikkanals in Ottenbach hat er erworben,<br />

zu <strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Tobel- und <strong>der</strong> Lettenbach gehören.<br />

Die Revierpacht verpflichtet ihn zu Hege<br />

und Pflege des Fischbestandes, zus<strong>am</strong>men mit<br />

den Fischern, welchen er Patente abgibt. Die<br />

Fangstatistik, die ebenfalls zu den Aufgaben des<br />

Revierpächters zählt, weist neben Bach forellen<br />

aus den beiden Bächen vor allem Hechte, Egli,<br />

Schwalen, Aleten, Barben und Zan<strong>der</strong> auf. Nicht<br />

gefischt werden darf die geschützte Nase<br />

(Chondrostoma nasus), die zur F<strong>am</strong>ilie <strong>der</strong> Karpfen<br />

zählt.<br />

Das Kleinkraftwerk und <strong>der</strong> Kanal sind in den Reussuferschutz<br />

eingebunden. Die ganze Anlage steht unter Denkmalschutz.<br />

Der Kanton Zürich investiert 2010/11 in <strong>der</strong>en<br />

Sanierung 1.34 Millionen Franken.


29


FISCHEN IM FABRIKKANAL<br />

Ein denkmalgeschütztes Zeugnis <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

30<br />

«Er würft gern ein Egli<br />

in Bach, wenn er chann<br />

e Forelle fange.»<br />

Im Jahr 1836 erhielt <strong>der</strong> Ottenbacher Müller<br />

Jakob Beerli die Bewilligung, eine Wasserkraftanlage<br />

zum Antrieb seiner Getreidemühle einzurichten.<br />

Die «Mechanische Seidenstoffweberei<br />

Zürich» erwarb die Mühle 1871 und baute sie zu<br />

einer Textilfabrik um. 1881 vermochte das Wasserrad<br />

den steigenden Energiebedarf nicht<br />

mehr zu decken und wurde durch eine Francisturbine<br />

<strong>der</strong> Maschinenfabrik Bell aus Kriens<br />

ersetzt. Die Wassermenge des Kanals wurde zu<br />

diesem Zweck erhöht, indem eine neue Kanaleinlauf-<br />

und Kiesschwemmfalle erstellt und<br />

das Streichwehr auf etwa zweihun<strong>der</strong>t Meter<br />

verlängert wurde. Der Energiebedarf stieg weiter.<br />

1910 wurde die Francisturbine durch eine<br />

stärkere ersetzt und das heutige Turbinenhaus,<br />

ein verputzter Backsteinbau, errichtet. 1920 erfolgte<br />

<strong>der</strong> nächste grosse Ausbauschritt <strong>der</strong> Fabrik:<br />

Die 350 bisherigen Webstühle wurden durch<br />

120 neue ersetzt, für <strong>der</strong>en Antrieb eine neue<br />

Francisturbine mit einer Höchstleistung von<br />

61.8 kW (84 PS) eingebaut wurde.<br />

Die Weltwirtschaftskrise setzte auch <strong>der</strong> Ottenbacher<br />

Textilfabrik zu. 1936 wurde <strong>der</strong> defizitäre<br />

Betrieb von A.F. Haas & Co, Zürich, übernommen<br />

und von dieser bis 1970 weitergeführt.<br />

Dann wurde die Textilproduktion ausgelagert.<br />

Das Fabrikgebäude dient seither dem Textilhandel.<br />

1975 wurde die Francisturbine von 1930,<br />

die den Lichtstrombedarf bis zu diesem <strong>Zeit</strong>punkt<br />

gedeckt hatte, stillgelegt. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

Massnahmen zum Reussuferschutz erwarb <strong>der</strong><br />

Kanton Zürich 1977 die Turbinenanlage. Die Restaurierung<br />

unter <strong>der</strong> Leitung <strong>der</strong> kantonalen<br />

Denkmalpflege wurde 1984 abgeschlossen.<br />

Seither steht das Turbinenhaus als kleines<br />

technisches Museum <strong>der</strong> Bevölkerung zur Besichtigung<br />

offen.<br />

Die Ottenbacher Textilfabrik von 1871 erfüllte ihre Funktion<br />

exakt ein Jahrhun<strong>der</strong>t lang. 1970 wurde <strong>der</strong> Betrieb<br />

mangels Rentabilität eingestellt. Seither befinden sich<br />

Verkaufs- und Büroräume im denkmalgeschützten Bauwerk,<br />

das die Einfahrt nach Ottenbach von <strong>der</strong> Reuss her prägt.


Am 6. Dezember 2010 begannen die Arbeiten zur<br />

Instandsetzung <strong>der</strong> denkmalgeschützten Wasserbauten<br />

des Kanals. Sie umfassen die Sanierung<br />

des Streichwehrs sowie <strong>der</strong> Ufer- und Kanalböschungen,<br />

die anlässlich <strong>der</strong> Hochwasser<br />

im Sommer 2005 und 2007 beschädigt wurden.<br />

Unter Streichwehr versteht man eine mehr o<strong>der</strong><br />

weniger parallel zur Flussrichtung angeordnete<br />

Verbauung, die einen Teil des Flusswassers für<br />

eine beson<strong>der</strong>e Nutzung, beispielsweise ein<br />

Kraftwerk, abzweigt. Ziel <strong>der</strong> Sanierung ist, die<br />

technikgeschichtlich bedeutungsvollen Wasserbauten<br />

aus dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t zu erhalten und<br />

das Fortbestehen des öffentlich zugänglichen<br />

Turbinenmuseums zu ermöglichen. Nach den<br />

Sanierungsarbeiten steht <strong>der</strong> Kanal auch wie<strong>der</strong><br />

zum Fischen zur Verfügung. In einer zweiten<br />

Etappe folgt die Sanierung <strong>der</strong> Ufer. Insges<strong>am</strong>t<br />

sind für die Kanalsanierung 1.34 Millionen<br />

Franken aus dem Natur- und Heimatschutzfonds<br />

des Kantons Zürich budgetiert.<br />

Die Hochwasser von 2005 und 2007 haben im Kleinkraftwerk<br />

massive Schäden verursacht, die mittlerweile alle<br />

wie<strong>der</strong> behoben worden sind.<br />

31


32<br />

START BEIM WASSERSCHLOSS


33


Ein Blick in die Römerzeit<br />

34<br />

«Die Helvetier waren unterlegen,<br />

weil sie keine militärische<br />

Disziplin kannten.»<br />

Der Zus<strong>am</strong>menfluss von Aare, Reuss und Limmat<br />

wird oft als «Wasserschloss» bezeichnet.<br />

Wer hier wan<strong>der</strong>t, joggt, radelt, die Natur beobachtet,<br />

fühlt sich von dieser einzigartigen<br />

Landschaft in ihren Bann gezogen: ein geschütztes<br />

Auengebiet von seltener Schönheit,<br />

in dem eine reiche Pflanzenwelt gedeiht und<br />

die verschiedensten Tierarten leben. Hier hat<br />

Ruedi Egli in <strong>der</strong> Übergangsphase zur Selbstständigkeit<br />

mehrere Bauten realisiert.<br />

Ruedi Egli hat in <strong>der</strong> letzten Phase des Übergangs<br />

zur Selbstständigkeit eine Siedlung in<br />

Nussbaumen und den Chappelehof mit 84 Eigentumswohnungen<br />

in Baden für den Generalunternehmer<br />

Arnold Mathis realisiert. Später<br />

k<strong>am</strong>en in dieser Umgebung Bauten in Busslingen<br />

(1991-95), Hausen bei Brugg (1996), Nie<strong>der</strong>rohrdorf<br />

(2000) und Wettingen (2002) hinzu.<br />

Verbindend zwischen dem Wasserschloss und<br />

Ottenbach ist die Reuss. Präziser endet zumindest<br />

<strong>der</strong> N<strong>am</strong>e des Flusses bei Brugg, wo <strong>der</strong><br />

Fluss in geschichtsträchtiger Umgebung in die<br />

Aare mündet. Von hier aus haben die Römer im<br />

1. Jahrhun<strong>der</strong>t nach Christus einen grossen Teil<br />

<strong>der</strong> heutigen Deutschschweiz militärisch kontrolliert<br />

und zusätzlich die Eroberungszüge<br />

nördlich des Rheins bis nach Grossbritannien<br />

koordiniert. Im Rahmen <strong>der</strong> Wirren nach dem<br />

Selbstmord Kaiser Neros versuchten die keltischen<br />

Helvetier, die Caesar hun<strong>der</strong>t Jahre zuvor<br />

im Schweizer Mittelland angesiedelt hatte, das<br />

Joch <strong>der</strong> Römer abzuschütteln, allerdings vergeblich.<br />

Im Jahr 69 nach Christus wurden Tausende<br />

von ihnen getötet und mindestens ebenso<br />

viele versklavt. In diesem Zus<strong>am</strong>menhang wurde<br />

auch Baden, bereits d<strong>am</strong>als ein beliebter<br />

Badeort, von den römischen Truppen nie<strong>der</strong>gebrannt.<br />

Der römische Historiker Tacitus schreibt,<br />

die Römer hätten zur Unterdrückung des helvetischen<br />

Aufstands auch Rätische Truppen beigezogen.<br />

Die Räter – die in <strong>der</strong> Regel, im Gegensatz<br />

zur Rhätischen Bahn, ohne «h» geschrieben<br />

werden – hätten sich nicht gegen die römische<br />

Besatzung gewehrt und deshalb eigene Truppen<br />

behalten und gar mit römischer Hilfe ausbilden<br />

dürfen. Sie seien deshalb «waffengewohnt<br />

und militärisch geschult» gewesen, während die<br />

Helvetier unterlegen seien, da sie «keine militärische<br />

Disziplin» zeigten. Auch wenn man sich<br />

immer bewusst sein muss, dass wir die Helvetier


überwiegend aus römischen Schil<strong>der</strong>ungen<br />

kennen – sei es vom Eroberer, Julius Caesar,<br />

selbst, sei es von Tacitus –, dürfte dieses Urteil<br />

zutreffen: Die Überlegenheit <strong>der</strong> römischen<br />

Truppen fusste unter an<strong>der</strong>em auf ihrer Disziplin,<br />

die oft rücksichtslos durchgesetzt wurde.<br />

In Windisch befand sich aber nicht nur das römische<br />

Heerlager Vindonissa, das – je nach<br />

Herkunft und Optik – für Sicherheit beziehungsweise<br />

Knechtschaft sorgte, son<strong>der</strong>n auch das<br />

Amphitheater, dem auch in den Provinzen die<br />

Funktion zuk<strong>am</strong>, die Bevölkerung bei Laune zu<br />

halten. In Amphitheatern wurden, auf einen einfachen<br />

Nenner gebracht, Menschen und Tiere geschlachtet.<br />

Die Anlagen befanden sich in <strong>der</strong> Regel<br />

<strong>am</strong> Rand <strong>der</strong> Siedlungen, da die Emotionen<br />

nach den «Spielen» oft in Krawalle ausarteten.<br />

Das Gebäude an <strong>der</strong> Austrasse 19 in Wettingen hat Ruedi Egli 1995 innen und aussen renoviert.<br />

Nach <strong>der</strong> Tragödie des Jahres 69 akzeptierten<br />

die Helvetier die Römische Herrschaft, die ihre<br />

Grenzen immer weiter nach Norden verlegte.<br />

101 wurde das Römerlager von Vindonissa aufgehoben,<br />

das Amphitheater wurde aber für die<br />

ansässige Bevölkerung weiter betrieben. Es folgte<br />

bis zum Jahr 250 die <strong>Zeit</strong> des sogenannten<br />

35


START BEIM WASSERSCHLOSS<br />

Ein Blick in die Römerzeit<br />

36<br />

«Die römischen Bä<strong>der</strong><br />

dienten nicht nur <strong>der</strong><br />

Hygiene, sie waren auch<br />

sozialer Treffpunkt.»<br />

Kaiserfriedens. Diese historisch gesehen ausgesprochen<br />

angenehme <strong>Zeit</strong> begünstigte die<br />

Verschmelzung <strong>der</strong> helvetisch-keltischen mit<br />

<strong>der</strong> römischen Bevölkerung und bewirkte einen<br />

wirtschaftlichen Aufschwung, wodurch <strong>der</strong> Lebensstandard<br />

stieg – und d<strong>am</strong>it auch <strong>der</strong> Bevölkerungsanteil<br />

<strong>der</strong>jenigen, die über den Luxus<br />

von Freizeit verfügten.<br />

Zu den Luxusbauten zählten neben Tempeln,<br />

Theatern und Amphitheatern vor allem auch die<br />

Bä<strong>der</strong>. Das Städtchen Baden wurde mit seinen<br />

Bä<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong> Zerstörung bald wie<strong>der</strong> aufgebaut.<br />

Die Bä<strong>der</strong> dienten nicht nur <strong>der</strong> Hygiene<br />

und Körperkultur, son<strong>der</strong>n waren sozialer Treffpunkt,<br />

wo man sich zum Plau<strong>der</strong>n, Diskutieren,<br />

zu Spiel und Sport traf, wo man sich aber auch<br />

kosmetisch behandeln liess und enthaarte.<br />

Frauen mussten für den Eintritt mehr bezahlen<br />

als Männer, da sie mehr Enthaarungsmittel benötigten,<br />

d<strong>am</strong>it auch die Abläufe stärker verstopften<br />

und zudem immer wie<strong>der</strong> Haarnadeln<br />

verloren – in den Ablaufkanälen von Thermen<br />

wurden geradezu massenweise aus tierischen<br />

Knochen geschnitzte Haarnadeln gefunden.<br />

Um die Mitte des 3. Jahrhun<strong>der</strong>ts bauten die<br />

Römer ihre Truppen nördlich <strong>der</strong> Alpen stark<br />

ab, was zu Einfällen von Alemannenstämmen<br />

führte. Vermutlich im Jahr 254 wurde Baden erneut<br />

zerstört, diesmal von Alemannen. Nun<br />

wurde das Römerlager in Vindonissa renoviert.<br />

Angesichts <strong>der</strong> kriegerischen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

vergruben reiche Bürger ihr Vermögen<br />

in <strong>der</strong> Erde, beispielsweise in Lunnern (heute<br />

Obfelden) und Wettingen. Die Skelette aus Massengräbern<br />

dieser <strong>Zeit</strong> belegen eine ungeheuerliche<br />

Brutalität <strong>der</strong> Alemannen bei <strong>der</strong> Hinrichtung<br />

von Menschen, Pferden und Hunden.<br />

Nach ihrem Sieg in <strong>der</strong> Schlacht von Vindonissa,<br />

vermutlich 298, gelang es den Römern, die<br />

Rheingrenze nochmals für ein Jahrhun<strong>der</strong>t zu<br />

sichern, bevor sich Rom 401 aus den Gebieten<br />

nördlich <strong>der</strong> Alpen zurückzog. Da die Alemannen<br />

nun nicht mehr auf Wi<strong>der</strong>stand stiessen,<br />

sind auch keine Fundstellen von Massakern<br />

mehr vorhanden. Im Verlauf des 5. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

wurde die heutige Deutschschweiz offenbar<br />

vergleichsweise friedlich von Alemannen<br />

besiedelt, die sich nach und nach mit <strong>der</strong> keltisch-römischen<br />

Bevölkerung vermischten –<br />

und denen wir die schweizerdeutschen Dialekte<br />

zu verdanken haben.<br />

Auftraggeber für die Bauleitung <strong>der</strong> 67 Häuser in<br />

Busslingen, die zwischen 1991 und 1995 erstellt<br />

wurden, und <strong>der</strong> 40 Eigentumswohnungen von<br />

1996 an <strong>der</strong> Römerstrasse in Hausen bei Brugg<br />

war die Baumag AG von Rolf Blaser. Rolf Blaser<br />

ist seit <strong>der</strong> Gründung des Baubüros Ruedi Egli<br />

als Auftraggeber eng mit diesem verbunden. Von<br />

ihm wird in diesem Buch noch mehrmals die Rede<br />

sein. Das Einf<strong>am</strong>ilienhaus von Christa und Roland<br />

Heimgartner in Nie<strong>der</strong>rohrdorf sowie die beiden<br />

Gebäude an <strong>der</strong> Austrasse in Wettingen wurden<br />

2001 beziehungsweise 2003 bezogen. Diese Bauten<br />

wurden vom Projekt bis zur Abrechnung vom<br />

Baubüro Ruedi Egli verantwortet. Die Wettinger<br />

Bauten entstanden im Auftrag von Adolf Rüegge<br />

aus Zug – von dieser Stadt wird weiter unten in<br />

diesem Buch noch die Rede sein.


Das vom Baubüro Egli 2000 bis 2001 renovierte Einf<strong>am</strong>ilienhaus von<br />

Christa und Roland Heimgartner an <strong>der</strong> Esterlistrasse 1 in Nie<strong>der</strong>rohrdorf.<br />

Zwischen 1991 und 1995 realisierte Ruedi Egli als Bauleiter 67 Häuser<br />

«Im Häusler» in Busslingen für die Baumag AG von Rolf Blaser.<br />

37


38<br />

IM STAMMGEBIET DER HABSBURGER


39


Die Axt im Haus erspart den Zimmermann<br />

40<br />

«Die eine Hälfte des Adels<br />

warf mit Unterstützung <strong>der</strong><br />

Handwerker die verfeindete<br />

an<strong>der</strong>e Hälfte <strong>der</strong> Adelsf<strong>am</strong>ilien<br />

aus <strong>der</strong> Stadt.»<br />

Weitere Bauten des Baubüros Ruedi Egli geben<br />

uns Gelegenheit, beim Wasserschloss zu<br />

verweilen. Wir überspringen rund 700 Jahre –<br />

eine <strong>Zeit</strong>, aus <strong>der</strong> praktisch keine schriftlichen<br />

Quellen st<strong>am</strong>men, da selbst die Herrschenden<br />

nicht des Lesens und Schreibens kundig waren.<br />

In dieser <strong>Zeit</strong> überlebte die klassische Bildung<br />

vor allem hinter Klostermauern. Unser<br />

Augenmerk gilt einer Aargauer F<strong>am</strong>ilie, die ab<br />

1273 Europa dominierte: Den Habsburgern.<br />

In <strong>der</strong> Anfangsphase nach <strong>der</strong> Gründung 1991<br />

waren Bauleitungen das wirtschaftliche Gerüst<br />

des Baubüros Ruedi Egli, so die Wohnüberbauung<br />

Löbermatt 1991 bis 1992 in Ch<strong>am</strong> für den<br />

ehemaligen Chef Alfred Müller, 16 Einf<strong>am</strong>ilienhäuser<br />

im Eschfeld Knonau 1991 bis 1993 für<br />

AWZ&Partner AG und die eben erwähnten 67<br />

Häuser «im Häusler» in Busslingen. Auf die Spur<br />

<strong>der</strong> Habsburger führt uns erneut ein Auftrag<br />

<strong>der</strong> Baumag AG von Rolf Blaser: 1996 nahm<br />

Ruedi Egli in Hausen bei Brugg die Bauleitung<br />

für 40 Eigentumswohnungen wahr.<br />

Hausen liegt nur wenige Minuten Fussweg von<br />

<strong>der</strong> Habsburg entfernt. Diese 1020 auf dem Grat<br />

des Wülpelsberges über dem Dorf Habsburg<br />

erbaute Burg wurde zum St<strong>am</strong>msitz einer<br />

Dynastie, <strong>der</strong>en Nachkommen sich heute regelmässig<br />

in <strong>der</strong> von den Habsburgern 1027 gegründeten<br />

Klosteranlage Muri vers<strong>am</strong>meln, um<br />

ihrer verstorbenen Vorfahren zu gedenken. Die<br />

Burg lag ideal, um die Kontrolle über das Wasserschloss<br />

und von dort aus über Reuss, Limmat<br />

und Aare auszuüben.<br />

Die Mythen zu den Beziehungen zwischen den<br />

Grafen von Habsburg und den Eidgenossen führen<br />

zurück zum Weissen Buch von Sarnen, das<br />

<strong>der</strong> Obwal<strong>der</strong> Landschreiber Hans Schreiber<br />

1470 verfasst hat. In diesem Buch finden sich<br />

erstmals die Erzählung vom Rütlischwur und<br />

die Tell-Sage. Der Chronist Aegidius Tschudi<br />

hat 1534 die Figuren von Werner Stauffacher,<br />

Walter Fürst und Arnold von Melchtal als Vertreter<br />

<strong>der</strong> drei Stände Uri, Schwyz und Unterwalden<br />

geschaffen. Als «Neujahrsgeschenk auf<br />

1805» publizierte Friedrich Schiller das Schauspiel<br />

«Wilhelm Tell». Der deutsche Schriftsteller,<br />

<strong>der</strong> die Schweiz nie bereist hatte, war ein<br />

glühen<strong>der</strong> Verfechter <strong>der</strong> Schaffung eines deutschen<br />

Nationalstaates aus den unzähligen


deutschen Fürsten- und Königtümern. Seine<br />

Figur des Wilhelm Tell sollte den Deutschen ein<br />

Vorbild sein. Die Geschichte fiel in <strong>der</strong> Schweiz,<br />

die sich d<strong>am</strong>als ebenfalls erst in <strong>der</strong> Gründung<br />

befand, auf fruchtbaren Boden, doch erst für<br />

1891 wurde <strong>der</strong> 1. August 1291 auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach einem Nationalfeiertag und einem Anlass<br />

für ein nationales Jubiläum als Gründungszeitpunkt<br />

<strong>der</strong> Eidgenossenschaft festgelegt.<br />

1291 allerdings war alles ziemlich an<strong>der</strong>s als in<br />

Schillers Dr<strong>am</strong>a: Der Tod Kaiser Rudolfs von<br />

Habsburg wurde gerade in unseren Landen<br />

sehr bedauert, da er in unsicherer <strong>Zeit</strong> ein Garant<br />

für Stabilität gewesen war. Seit etwa 1270<br />

hatte sich das Klima in Mitteleuropa nämlich<br />

deutlich verschlechtert. Entsprechend sanken die<br />

Ernteerträge und eine wachsende Zahl von Menschen<br />

litt regelmässig Hunger. Dies verschärfte<br />

die Fehden, die gerade in <strong>der</strong> Innerschweiz zwischen<br />

verfeindeten Clans grassierten. Doch auch<br />

in Zürich waren die innerstädtischen Spannungen<br />

deutlich spürbar, was sich anlässlich <strong>der</strong><br />

Zunftumwälzung von 1336 äusserte: Die eine<br />

Hälfte des Adels warf mit Unterstützung <strong>der</strong><br />

Handwerker die verfeindete an<strong>der</strong>e Hälfte <strong>der</strong><br />

In Fussdistanz von <strong>der</strong> Habsburg entfernt: 40 Eigentumswohnungen an <strong>der</strong> Römerstrasse 1-5 in Hausen bei Brugg.<br />

Die Bauleitung nahm Ruedi Egli für die Baumag AG wahr.<br />

41


IM STAMMGEBIET DER HABSBURGER<br />

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann<br />

42<br />

«Sie nahmen die Axt<br />

und vertrieben den<br />

Zimmermann.»<br />

Adelsf<strong>am</strong>ilien aus <strong>der</strong> Stadt. Als Gegenleistung<br />

erhielten die Handwerkerzünfte die Hälfte <strong>der</strong><br />

Ratssitze, während die siegreichen Adelsf<strong>am</strong>ilien<br />

die übrigen Ratssitze einnahmen.<br />

Interne Fehden waren in dieser <strong>Zeit</strong> aber überall<br />

gang und gäbe. Sie schwächten zwar die Stadt<br />

Zürich, aber auch <strong>der</strong>en Feinde, allen voran<br />

Schwyz und die übrigen Innerschweizer Stände.<br />

Diese griffen Zürich jeweils an, wenn die Limmatstadt<br />

als K<strong>am</strong>pfmassnahmen die lebensnotwendige<br />

Getreidezufuhr aus Süddeutschland<br />

in die alpinen Viehwirtschaftsgebiete unterband.<br />

Beide Seiten, die Zürcher und die Innerschweizer,<br />

baten in dieser <strong>Zeit</strong> voller Krisen regelmässig<br />

die Habsburger um Hilfe. Deren Interesse<br />

an den Gebieten um ihre St<strong>am</strong>mburg herum<br />

sank aber im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t deutlich, da sie den<br />

Schwerpunkt ihrer Herrschaft nach Wien verlagerten<br />

und – dank diesem Schritt – zu einer Dynastie<br />

von ges<strong>am</strong>teuropäischer Bedeutung aufstiegen.<br />

Der Rückzug <strong>der</strong> Habsburger aus dem<br />

Schweizer Mittelland führte zu einer zusätzlichen<br />

Unsicherheit. Um diese zu beseitigen, liessen<br />

sich 1415 Zürich, Glarus, Schwyz, Unterwalden,<br />

Luzern und Zug von König Sigismund<br />

motivieren, gemeins<strong>am</strong> das Frei<strong>am</strong>t zu erobern<br />

und von dort her mit Unterstützung von Bern nach<br />

Baden vorzustossen. Die gemeins<strong>am</strong>e Verwaltung<br />

des Aargaus hielt indes Zürich und Schwyz<br />

nicht davon ab, 1436 im Rahmen des Alten Zürichkriegs,<br />

<strong>der</strong> bis 1450 wütete, die Waffen wie<strong>der</strong><br />

gegeneinan<strong>der</strong> zu richten. Bis zum letzten<br />

Krieg auf Schweizer Territorium, dem Son<strong>der</strong>bundskrieg<br />

1847, fanden Zürich und die inneren<br />

Orte immer wie<strong>der</strong> einen Grund, um gegeneinan<strong>der</strong><br />

zu kämpfen. Oft wurde dabei unser Gebiet<br />

in Mitleidenschaft gezogen, da die Bevölkerung<br />

vor den Schlachten die Truppen ernähren<br />

musste. Nach <strong>der</strong> Schlacht zogen in <strong>der</strong> Regel<br />

sowohl die siegreichen als auch die unterlegenen<br />

Soldaten plün<strong>der</strong>nd durch die Gegend. Beson<strong>der</strong>s<br />

betroffen war die Umgebung von Ottenbach<br />

von <strong>der</strong> Schlacht bei Kappel 1531.<br />

Doch zurück in die <strong>Zeit</strong>, als Habsburg in unserem<br />

Gebiet noch dominierte: Eine Stärke des<br />

Aargauer Adelsgeschlechts war ihre mo<strong>der</strong>ne<br />

Verwaltung. Viel früher als in den Ständen, die<br />

nach und nach zum eidgenössischen Bündnisgeflecht<br />

stiessen, verfügten sie nicht nur über<br />

Kanzlisten, die in <strong>der</strong> Lage waren, Verträge zu<br />

formulieren, son<strong>der</strong>n auch über Verhandlungsdelegationen<br />

mit juristischen Kenntnissen. Die<br />

staatsrechtlich bedeuts<strong>am</strong>sten Verträge jener<br />

<strong>Zeit</strong> st<strong>am</strong>mten daher von ihnen. So ist es nicht<br />

verwun<strong>der</strong>lich, dass <strong>der</strong> erste Vertrag auf dem<br />

Weg zur Eidgenossenschaft, <strong>der</strong> bereits d<strong>am</strong>als<br />

als bedeuts<strong>am</strong> wahrgenommen wurde, <strong>der</strong>jenige<br />

Zürichs mit den inneren Orten von 1351 war,<br />

dem 1353 – auf Betreiben <strong>der</strong> Stadt Zürich – <strong>der</strong>jenige<br />

mit Bern folgte. Das Knowhow für diesen<br />

Vertrag st<strong>am</strong>mte allerdings von den Habsburgern:<br />

Zürich hatte über die Landfriedensverträge<br />

mit dem mächtigen Adelshaus hinaus eine<br />

weiterführende Vereinbarung ausgehandelt, die<br />

zwar nie besiegelt wurde, doch <strong>der</strong> Stadt Zürich<br />

eine Vorlage für einen staatsrechtlich bedeuts<strong>am</strong>en<br />

Vertrag gab. Gleichs<strong>am</strong> standen die<br />

Habs burger d<strong>am</strong>it unfreiwillig Pate für das eidgenössische<br />

Bündnisgeflecht, das um die Mitte


Ein Bauleitungsauftrag aus den Anfängen des Baubüros Egli: 16 Reiheneinf<strong>am</strong>ilienhäuser «Im Eschfeld» in Knonau, 1991 bis 1993 für AWZ&Partner AG in Buchs ZH.<br />

des 14. Jahrhun<strong>der</strong>ts entstand und 1848, nach<br />

dem letzten <strong>der</strong> zahlreichen innereidgenössischen<br />

Kriege, dem Son<strong>der</strong>bundskrieg, zur Gründung<br />

<strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Schweiz führte.<br />

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau,<br />

aus dem sich die Habsburger faktisch schon weit-<br />

gehend zurückgezogen hatten. Nun entstand<br />

das Bedürfnis, Habsburg als mächtigen Feind<br />

darzustellen, um diese Eroberung zu rechtfertigen<br />

und als Heldentat zu preisen. Sie nahmen<br />

die Axt und vertrieben den Zimmermann, denn,<br />

so das Fazit von Schiller knapp 400 Jahre später:<br />

«Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.»<br />

Die Axt kann durchaus auch als Symbol für die Arbeit<br />

von Ruedi Eglis Baubüro betrachtet werden: Sie<br />

erinnert an seine Vorliebe für den Werkstoff Holz,<br />

an sein Auge für frühere handwerkliche Arbeit bei<br />

Sanierungen, aber auch an seine bodenständige<br />

Arbeitsauffassung, die sich erst zufrieden gibt.<br />

wenn jedes Detail eines Bauvorhabens stimmt.<br />

43


44<br />

SCHWERPUNKT OTTENBACH


45


Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

46<br />

«Die Spräggele entstand im<br />

Milieu <strong>der</strong> Baumwollspinnerinnen<br />

im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t.»<br />

Nach all diesen kriegerischen Geschichten aus<br />

früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten wenden wir uns dem<br />

Kerngebiet des Baubüros Ruedi Egli zu: Der<br />

Gemeinde Ottenbach. Der Dorfbrauch «Spräggele»<br />

führt direkt von <strong>der</strong> Geschichte Ottenbachs<br />

des 17. bis 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts zu einem Gebäude,<br />

das Ruedi Egli beson<strong>der</strong>s <strong>am</strong> Herz liegt:<br />

Dem Restaurant Othli, dessen N<strong>am</strong>e übrigens<br />

nichts mit <strong>der</strong> Standortgemeinde zu tun hat.<br />

Die Spräggele entstand vermutlich im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Um sie zu verstehen, ist ein Blick auf<br />

die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse<br />

dieser <strong>Zeit</strong> erfor<strong>der</strong>lich. Ottenbach war d<strong>am</strong>als<br />

eine vergleichsweise arme Gemeinde. Von 1600<br />

bis 1800 wuchs das Dorf Ottenbach von etwa<br />

300 auf 900 Einwohnerinnen und Einwohner. Ernährungsgrundlage<br />

war d<strong>am</strong>als vor allem, was<br />

auf den eigenen Äckern wuchs. Entsprechend<br />

empfindlich spürten die Ottenbacher F<strong>am</strong>ilien<br />

die Verknappung <strong>der</strong> Güter, die pro Kopf zur<br />

Ver fügung standen. Um Nahrungsmittel zukaufen<br />

zu können, mussten die landarmen F<strong>am</strong>ilien<br />

zunehmend Alternativen zur landwirtschaftlichen<br />

Tätigkeit suchen. Wer gar kein Land besass,<br />

zog in <strong>der</strong> Regel auf <strong>der</strong> Suche nach Gele-<br />

genheitsarbeit in einem kleineren o<strong>der</strong> grösseren<br />

Umkreis umher.<br />

Die Strecke, die man freiwillig zurücklegte –<br />

etwa zum Wirtshausbesuch – betrug maximal<br />

zehn Kilometer pro Tag. Weiter gingen vor allem<br />

Angehörige <strong>der</strong> Unterschicht. Diese Wan<strong>der</strong>ungen<br />

empfanden sie oft als Qual. Einerseits<br />

waren sie mangelernährt und deshalb trotz regelmässigen<br />

körperlichen Belastungen gar nicht<br />

in <strong>der</strong> Lage, ihre Leistungsfähigkeit zu steigern.<br />

An<strong>der</strong>seits empfanden sie die Natur als bedrohlich.<br />

Niemand begab sich freiwillig aus dem<br />

Dorf hinaus, das einen gewissen Schutz bot vor<br />

Verbrechern, wilden Tieren, Gewittern, Frost und<br />

Hagel, es sei denn abends, wenn eine Gruppe<br />

Männer gemeins<strong>am</strong> eine Weinschenke in einem<br />

an<strong>der</strong>en Dorf aufsuchte. Naturbegeisterung<br />

entstand erst in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

bei Männern aus <strong>der</strong> Oberschicht unter<br />

dem Einfluss führen<strong>der</strong> Intellektueller wie<br />

Johann Wolfgang von Goethe und Jean-Jacques<br />

Rousseau.<br />

Der Dorfbezirk war exakt abgegrenzt durch den<br />

sogenannten Eefaden. Ausserhalb lagen Äcker,


Weiden und Wäl<strong>der</strong>. Hier galt weitgehend Flurzwang.<br />

Dies bedeutet, dass die Bewirtschaftung<br />

des Landes von allen Landbesitzern <strong>der</strong> Zivilgemeinde<br />

gemeinschaftlich erfolgte. Die Landbesitzer<br />

pflügten, säten und ernteten gemeins<strong>am</strong>.<br />

Die reichen Bauern stellten für alle die Zugtiere<br />

zur Verfügung, die ärmeren Grundbesitzer ihre<br />

Arbeitskraft. Je weniger Land jemand besass,<br />

desto mehr musste er unentgeltlich für die an<strong>der</strong>en<br />

arbeiten. Am Schluss entschied <strong>der</strong>jenige<br />

Grossbauer, <strong>der</strong> für die Zehntherren die Garben<br />

einzog, wie viele Garben zu welcher Landparzelle<br />

gehörten. Hie und da entstanden Konflikte, wenn<br />

bei den kleinen eher abgerundet wurde. Auch<br />

die Weiden wurden gemeins<strong>am</strong> bewirtschaftet.<br />

Nur die Pünten, die privaten Gärten und Baumgärten<br />

nahe bei den Höfen wurden nach dem<br />

Gutdünken <strong>der</strong> Grundbesitzer bestellt.<br />

Luftaufnahme von Ottenbach vom 29. September 2008.<br />

Vorne links befindet sich die Überbauung «Othli», rechts<br />

neben <strong>der</strong> Kirche sind «Püntenplätzli» und «Tobelbach»<br />

erkennbar, davor «Engelwiese» und «Lindenbergblick».<br />

Alle diese Überbauungen wurden vom Baubüro Ruedi Egli<br />

o<strong>der</strong> einem Konsortium, dem dieses angehörte, erstellt.<br />

47


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

48<br />

«Ruedi Egli benannte das<br />

Restaurant Othli nach Othmar,<br />

einem Besitzer <strong>der</strong> Liegenschaft<br />

im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t.»<br />

Auch innerhalb des Dorfbezirks bestanden<br />

weitreichende Beschränkungen in <strong>der</strong> Nutzung<br />

des eigenen Landes. Voraussetzung für den Bau<br />

eines Hauses war <strong>der</strong> Besitz einer Dorfgerechtigkeit.<br />

Ottenbach zählte in <strong>der</strong> frühen Neuzeit<br />

52 Dorfgerechtigkeiten und somit 52 beheizte<br />

Wohnhäuser. Nur <strong>der</strong> Besitz einer Dorfgerechtigkeit<br />

erlaubte den Betrieb eines Ofens. Bei<br />

Erbteilungen konnten die Häuser zwar geteilt,<br />

aber keine Neubauten erstellt werden. Neubauten<br />

waren nur erlaubt, wenn ein an<strong>der</strong>es Haus<br />

abgebrochen o<strong>der</strong> zu einem ungeheizten Ökonomiegebäude<br />

umgenutzt wurde. Das Volumen<br />

des Ofens, zu dessen Betrieb eine ganze o<strong>der</strong><br />

eine halbe Dorfgerechtigkeit berechtigte, war<br />

ebenso reglementiert wie das Holz, das man<br />

fürs Heizen erhielt. Die Dorfgerechtigkeit erlaubte<br />

auch die Mitnutzung <strong>der</strong> Gemeindegüter,<br />

die vor allem aus Wald und Weiden bestanden.<br />

Eine halbe Gerechtigkeit bedeutete entsprechend<br />

ein halbes Nutzungsrecht an den Gemeindegütern.<br />

Wer über das Gemeindebürgerrecht verfügte,<br />

nicht aber über eine Dorfgerechtigkeit,<br />

wurde als Hintersässe geduldet und musste sich<br />

im Haus eines Inhabers einer Dorfgerechtigkeit<br />

einmieten und mit diesem den Ofen teilen.<br />

In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts übten<br />

vor allem die deutschen Rheingebiete und<br />

die Pfalz eine grosse Anziehungskraft auf landarme<br />

und landlose Menschen aus unserer Region<br />

aus. Der Dreissigjährige Krieg (1618-48)<br />

hatte in Deutschland ganze Landstriche entvölkert;<br />

insges<strong>am</strong>t k<strong>am</strong> etwa die Hälfte <strong>der</strong> deutschen<br />

Bevölkerung infolge dieses dreissigjährigen<br />

Mordens ums Leben, während bei uns das<br />

Land immer spärlicher wurde. Die Auswan<strong>der</strong>ung<br />

erfolgte meist schrittweise: Landlose halfen<br />

bei <strong>der</strong> Getreideernte den hiesigen Grossbauern,<br />

im Herbst zogen viele ins Elsass zur<br />

Weinernte, wo Wein für gehobene Ansprüche<br />

gekeltert wurde, während <strong>der</strong> Ottenbacher Wein<br />

mehr saurem Most als heutigem Wein ähnelte.<br />

Vom Elsass aus war es nicht mehr so weit, um<br />

als Knecht o<strong>der</strong> Magd in <strong>der</strong> Pfalz Arbeit zu suchen.<br />

Manche wan<strong>der</strong>ten zuerst als Saisonarbeiter<br />

in die Pfalz, um irgendwann dort sesshaft<br />

zu werden.<br />

Wer zu viel Land hatte, um Ottenbach zu verlassen,<br />

aber zu wenig, um seine F<strong>am</strong>ilie zu ernähren,<br />

musste mit textiler Heimarbeit einen Zusatzverdienst<br />

erwerben. 1785 zählte Ottenbach<br />

bei einer Ges<strong>am</strong>tbevölkerung von etwa 750 Personen<br />

nicht weniger als 430 Baumwollspinner<br />

– o<strong>der</strong>, vielmehr Spinnerinnen, denn die Spindel<br />

war Arbeitsinstrument <strong>der</strong> Frauen und Kin<strong>der</strong>.<br />

In diesem Milieu entstand die Spräggele. Die<br />

erste Erwähnung dieses Brauchs st<strong>am</strong>mt vom<br />

Kappeler Pfarrvikar Hans Heinrich Meyer aus<br />

dem Jahr 1797. Pfarrer Meyer beschrieb die Situation<br />

<strong>der</strong> Baumwollspinner: In den meisten<br />

F<strong>am</strong>ilien müssten alle Frauen sowie die Mädchen<br />

und im Winter auch die Knaben ab etwa<br />

sechs Jahren Baumwolle spinnen. Um im Winter<br />

Licht zu sparen, treffe man sich in sogenannten<br />

«Lichtstubeten».


2007 bis 2008 hat die Baubüro Egli GmbH einen ehemaligen Stall an <strong>der</strong> Affolternstrasse 6a in Ottenbach zu zwei behin<strong>der</strong>tengerechten Wohnungen und einem schmucken kleinen<br />

Restaurant umgebaut. Der N<strong>am</strong>e «Othli» ist nicht von Ottenbach hergeleitet, son<strong>der</strong>n vom Besitzer des angebauten Bauernhauses im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t n<strong>am</strong>ens Othmar, genannt Othli.<br />

49


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

50<br />

Die Überbauung «Othli» bietet grosszügig eingerichtete F<strong>am</strong>ilienwohnungen<br />

und ist geprägt von schnörkellosen, klaren Linien.<br />

Eines <strong>der</strong> ersten Einf<strong>am</strong>ilienhäuser, die Ruedi Egli vom Projekt bis zur Bauabrechnung<br />

konzipiert und umgesetzt hat, st<strong>am</strong>mt von 1993 und wird heute noch vom Bauherrn,<br />

Stephen Mühletaler in Ottenbach, bewohnt.


Die Renovation des Hauses von Walter und Yvonne Häusermann in Ottenbach hat<br />

den Charakter des Gebäudes bewahrt und optisch aufgewertet.<br />

Ottenbach zählte in <strong>der</strong> Zwischenkriegszeit stattliche sechs Restaurants für rund 900 Einwohnerinnen<br />

und Einwohner. Der «Löwen» schloss Ende 1943 und wurde 1944 zum Gemeindehaus<br />

umgebaut. 2007 und 2008 renovierte das Baubüro Egli das Gebäude innen und aussen.<br />

51


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

52<br />

Zahlreiche liebevolle Details aus <strong>der</strong> Ursprungszeit prägen<br />

das Ottenbacher Gemeindehaus innen.<br />

Mit einer behuts<strong>am</strong>en Renovation hat Ruedi Egli eine mo<strong>der</strong>ne Nutzung mit den ursprünglichen<br />

Elemten des im Baustil <strong>der</strong> Neurenaissance in den 1870er-Jahren erstellten Hauses verbunden.


Der Güggel, das Ottenbacher Wappentier, stolziert neckisch auf <strong>der</strong> Scheibe, welche<br />

die Büros und Sitzungszimmer vom Treppenhaus trennt.<br />

53


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

54<br />

Die vier Einf<strong>am</strong>ilienhäuser «Lindenbergblick» hat das<br />

Baubüro Ruedi Egli 2003 und 2004 erbaut.<br />

Die beiden freistehenden und zwei zus<strong>am</strong>men gebauten Einf<strong>am</strong>ilienhäuser «Engelwiese» in Ottenbach<br />

von 1998 haben den Impuls für eine grosse Zahl von Projekten des Baubüros Egli in Ottenbach<br />

gegeben. Erstmals hat Ruedi Egli hier mit <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilie Hauenstein zus<strong>am</strong>mengearbeitet.


Die Überbauung «Püntenplätzli» von 2005 bis 2007 besteht aus einem Drei- und<br />

einem Sechsf<strong>am</strong>ilien-Haus. Im Bild die Südfassade des Dreif<strong>am</strong>ilienhauses.<br />

Rechts die Nordfassade des Dreif<strong>am</strong>ilien- und oben die Westansicht<br />

des Sechsf<strong>am</strong>ilien-Hauses «Püntenplätzli».<br />

55


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

56<br />

«Der Kunstmaler George Gessler<br />

interessierte sich für Maskeraden<br />

– die Spräggele gehörten zu<br />

seinen Lieblingssujets.»<br />

Bei solchen «Lichtstubeten» arbeiteten mehrere<br />

F<strong>am</strong>ilien zus<strong>am</strong>men in einer Stube bei einem<br />

einzigen Licht, bis man sich um etwa 22 Uhr zur<br />

Ruhe begebe. Vor Weihnachten allerdings finde<br />

jeweils eine «Durchspinnnacht» statt; dann arbeite<br />

man die ganze Nacht hindurch, um vorzuholen,<br />

«was sie an Weihnachten versäumen».<br />

Dabei bestehe «die nicht wohl hergebrachte Gewohnheit»,<br />

dass eine alte Frau, manchmal auch<br />

<strong>der</strong> Dorfwächter, sich verkleide und so von Haus<br />

zu Haus ziehe, an die Fenster klopfe o<strong>der</strong> gar in<br />

die Stube hineintrete, um die Kin<strong>der</strong> zu fragen, ob<br />

sie gerne an <strong>der</strong> Spindel arbeiteten. «Wann sie<br />

von den Eltern <strong>der</strong> Nachlässigkeit beschuldiget<br />

werden, müssen sie einen Zuspruch anhören, wobei<br />

dieser oft mit einer Drohung verbunden ist.»<br />

Diese verkleidete Person nannte man «Spräggelen».<br />

Vor dieser fürchteten sich die Kin<strong>der</strong> «wie<br />

vor dem Bölimann». Bis zum Ende <strong>der</strong> Heimarbeit<br />

zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts war dieser<br />

Brauch mindestens im ganzen Knonauer Amt<br />

verbreitet. Die Industrialisierung verdrängte die<br />

Heimarbeit. 1820 hatte die industrielle Garnspinnerei<br />

die Preise auf einen kleinen Bruchteil des<br />

Wertes von 1800 fallen lassen, denn in diesen 20<br />

Jahren stieg die Produktivität pro Person auf<br />

das 400-fache. D<strong>am</strong>it löste sich <strong>der</strong> Brauch <strong>der</strong><br />

«Spräggele» von <strong>der</strong> ursprünglichen Bestimmung.<br />

In den einen Dörfern wurde er aufgegeben,<br />

in an<strong>der</strong>en begannen sich die jungen Männer<br />

zum Spass zu verkleiden. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

verschwand er überall ausser in Ottenbach.<br />

Hier findet jeweils <strong>am</strong> ersten Freitagabend im<br />

Dezember die «kleine» Spräggele <strong>der</strong> Schüler<br />

und – seit den 1980er Jahren auch – Schülerinnen<br />

statt, <strong>am</strong> zweiten Freitag die «grosse» Spräggele,<br />

die vor allem von den Mitglie<strong>der</strong>n des Turnvereins<br />

Ottenbach gepflegt wird. Auf dem Dorfplatz<br />

lockt <strong>der</strong> Spräggelemärt mit Produkten<br />

aus Ottenbach die Bevölkerung an, die hier dem<br />

Treiben <strong>der</strong> auch «Schnabelgeissen» genannten<br />

Figuren zuschaut. In den Restaurants des<br />

Dorfes erhalten die Spräggele an diesem Abend<br />

freien Zugang für ein Getränk.<br />

Die Industrialisierung begann in <strong>der</strong> Schweiz<br />

<strong>am</strong> Aabach zwischen Uster und Wetzikon. Auf<br />

die Preise, welche die Ottenbacher Baumwollspinnerinnen<br />

für ihre Arbeit lösten, wirkte sich<br />

dies zwar aus, neue Arbeitsplätze entstanden hier<br />

aber vor<strong>der</strong>hand keine. Die Folge war, dass<br />

Armut und Auswan<strong>der</strong>ung aus Ottenbach im<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t zunahmen.<br />

Seit 2008 ist im Zentrum von Ottenbach, an <strong>der</strong><br />

Affolternstrasse 6a, das Restaurant Othli geöffnet.<br />

Ruedi Egli hat das schmucke Lokal im ehemaligen<br />

Ökonomieteil des Bauernhauses gebaut,<br />

das einst einem Othmar, genannt Othli, gehört<br />

hat. Der N<strong>am</strong>e des Lokals, das zuerst als Kafi<br />

Othli eröffnet und im Sommer 2010 zu einem<br />

Restaurant umgewandelt wurde, hat daher nichts<br />

mit <strong>der</strong> Gemeinde Ottenbach zu tun.<br />

Anlässlich <strong>der</strong> Spräggele 2009 traf <strong>der</strong> 86-jährige<br />

Kunstmaler George Gessler im Kafi Othli «Schna-


Der Kunstmaler George Gessler, genannt GeGe, <strong>der</strong> seit 1970 in Ottenbach lebt, hat sich mit keinem an<strong>der</strong>en Ottenbacher<br />

Thema mehr beschäftigt als mit dem «Spräggele»- Brauch. Im Bild <strong>der</strong> jährliche «Spräggele»-Markt vom zweiten Freitag im<br />

Dezember im Dorfzentrum von Ottenbach.<br />

belgeissen». Gessler, genannt GeGe, lebt und<br />

arbeitet seit 1970 in Ottenbach. Dennoch wäre<br />

es falsch, ihn als Ottenbacher Künstler zu bezeichnen.<br />

Als junger Mann hat er – vor allem in<br />

Paris – die dominanten Strömungen <strong>der</strong> Malerei<br />

in sich aufgesogen, hat sich intensiv mit Picasso,<br />

Léger, <strong>der</strong> «Brücke» und dem «Blauen Reiter»<br />

auseinan<strong>der</strong>gesetzt. Seit er in Ottenbach lebt,<br />

haben ihn neue Strömungen nicht mehr interessiert.<br />

Er hat seine Interpretation <strong>der</strong> Kunst <strong>der</strong><br />

Nachkriegszeit weiterentwickelt, weg vom aktuellen<br />

Kunstgeschmack, weg von den Stilrichtungen,<br />

die in den Galerien gefragt sind. Ottenbach<br />

hat sein Schaffen nur wenig beeinflusst.<br />

Einerseits hat er seine Eindrücke verarbeitet,<br />

die er auf Reisen vom Mittelmeerraum bis zum<br />

mittleren Osten gewonnen hat. An<strong>der</strong>seits hat<br />

er seine Figuren, vor allem die Frauenfigur Dominique,<br />

die er immer wie<strong>der</strong> gemalt hat, in seiner<br />

Fantasie weiterentwickeln lassen. Er benötigte<br />

keine Modelle mehr, er liess seine Modelle<br />

in seinem Gedächtnis älter werden. Eine weiteres<br />

Thema, das ihn interessierte, waren Maskeraden.<br />

Dies dürfte <strong>der</strong> Grund dafür sein, dass<br />

die Spräggele das Ottenbacher Sujet darstellte,<br />

das ihn <strong>am</strong> meisten interessierte.<br />

57


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

58<br />

Die beiden Einf<strong>am</strong>ilienhäuser <strong>am</strong> Lanzenweg 1 und 3 in Ottenbach zählen zu den frühen Bauten des Baubüros Ruedi Egli in Ottenbach.<br />

Sie st<strong>am</strong>men von 1993-94. Die Bauherren, Otto Funk und Daniel Gut, leben seither selbst in diesen Häusern.


Die sechs Einf<strong>am</strong>ilienhäuser «Am Tobelbach» 2/4/6/8/10/12 in Ottenbach liegen direkt neben einem kleinen Tobel entlang <strong>der</strong> Ostfassade.<br />

Gebaut hat sie das Baubüro Egli 1998 bis 2000.<br />

59


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

60<br />

Blick vom Lanzenweg nach Osten zur Überbauung «Othli».<br />

Ruedi Egli als Bauführer auf <strong>der</strong> Baustelle Rigiblick 1 in Ottenbach.


Konzentriert und präzis bis in alle Details: Ruedi Egli bei<br />

einer kurzen Besprechung im Rohbau des Rigiblick 1.<br />

Ein schlichter Zweckbau in <strong>der</strong> Nähe von Ottenbach: Die Gewerbehalle in Hagendorn<br />

hat das Baubüro Ruedi Egli 2002 für Daniel Häfliger gebaut.<br />

61


SCHWERPUNKT OTTENBACH<br />

Von <strong>der</strong> Heimarbeit zu Spräggele im Restaurant<br />

62<br />

Auch in <strong>der</strong> unmittelbaren Umgebung von Ottenbach hat Ruedi Egli zahlreiche Bauten geplant<br />

und gebaut, so 2004 das Vierf<strong>am</strong>ilenhaus an <strong>der</strong> Püntenstrasse 5 in Mettmenstetten.<br />

Die Bauleitung des Wohn- und Geschäftshauses an <strong>der</strong> Hofacherstrasse 2<br />

in Hedingen hat das Baubüro Egli 1994 für Walter Ziegler wahrgenommen.


Das Restaurant Löwen mit angebauter Metzgerei <strong>der</strong> F<strong>am</strong>ilie Kummer in Obfelden ist architektonisch<br />

ein typisches Bauernhaus aus dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t. Ruedi Egli hat es 2010 stilgerecht renoviert.<br />

Die Einf<strong>am</strong>ilienhäuser im Baumgarten in Obfelden aus den Jahren 1993 bis<br />

1994 zählen zu den ersten Projekten, die das Baubüro Ruedi Egli von <strong>der</strong><br />

Planung bis zur Schlussabrechnung integral verantwortet hat.<br />

63


64<br />

BAUTEN JENSEITS DER REUSS


65


Reformation, Zölle und Brückenbau<br />

66<br />

«Für die Gebiete des heutigen<br />

Kantons Zürich war die<br />

Reformation eine Wendezeit.»<br />

Ruedi Eglis hat mit seinem Baubüro zahlreiche<br />

Gebäude auf <strong>der</strong> linken Seite <strong>der</strong> Reuss gebaut<br />

o<strong>der</strong> renoviert. Dies ist heute kein Problem<br />

mehr. In früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten dagegen waren<br />

den Aktivitäten <strong>der</strong> Ottenbacher in katholischen<br />

Gebieten – und umgekehrt – enge<br />

Schranken gesetzt, die weit über gesetzliche<br />

Verbote hinausgingen. Beson<strong>der</strong>s die Beziehungen<br />

zu Merenschwand waren historisch belastet.<br />

Heute ist das Verhältnis nicht eng, aber<br />

unverkr<strong>am</strong>pft.<br />

Für die Gebiete des heutigen Kantons Zürich<br />

war die Reformation eine Wendezeit. Im Mittelalter<br />

verfügten verschiedene Adlige und Klöster<br />

über ein komplexes Gewirr von Ansprüchen. Da<br />

viele dieser Rechte nur mündlich überliefert<br />

waren, k<strong>am</strong> den älteren Männern aus dem gehobenen<br />

Bauernstand viel Gewicht zu, denn sie,<br />

die «ehrbaren Männer», waren es, die sich mit<br />

den Vertretern <strong>der</strong> Adligen und Klöster über<br />

das geltende Recht einigten. Als lokale Be<strong>am</strong> -<br />

te nahmen sie gleichzeitig Funktionen in Vertretung<br />

von Adligen o<strong>der</strong> Klöstern wahr. Ab dem<br />

14. Jahrhun<strong>der</strong>t verstärkte die Stadt Zürich ihren<br />

Einfluss in <strong>der</strong> Landschaft. Dies war <strong>der</strong><br />

hiesigen Bevölkerung keineswegs angenehm,<br />

denn die städtische Herrschaft war viel autoritärer<br />

und straffer organisiert, als man es von<br />

den kleinen Adligen gewöhnt war.<br />

Im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t gelang es Zürich, praktisch<br />

alle Ansprüche Adliger im Gebiet des heutigen<br />

Kantons zu übernehmen. Einziger Konkurrent<br />

auf dem Weg zu einer vollständigen Beherrschung<br />

<strong>der</strong> Landschaft blieb die Kirche. Und in<br />

diese Kirche investierten die Untertanen zwischen<br />

1470 und 1520 so viel wie nie zuvor. In den<br />

Kirchgemeinden des heutigen Kantons Zürich<br />

wurden rund 100 von 200 Kirchen ganz o<strong>der</strong> in<br />

wesentlichen Teilen neu gebaut. Oft entschied<br />

die Kirchgemeinde, also die Vers<strong>am</strong>mlung <strong>der</strong><br />

Untertanen, diese Bauten auf eigene Kosten auszuführen.<br />

Sowohl künstlerisch als auch technisch<br />

übertrafen diese Bauten alles vorher da gewesene.<br />

Im heutigen Bezirk Affoltern wurden zwischen<br />

1480 und 1520 gar neun von zwölf Kirchen<br />

neu o<strong>der</strong> umgebaut. So erhielt Ottenbachs<br />

Kirche 1485 einen neuen Chor und Turm.<br />

Diese fromme Stimmung än<strong>der</strong>te sich in den<br />

frühen 1520er Jahren unvermittelt. Bestellungen


von Altären und Statuen wurden rückgängig gemacht,<br />

Spen<strong>der</strong> entwendeten ihre eigenen Vergabungen<br />

aus <strong>der</strong> Kirche und verbrannten sie.<br />

Schliesslich räumten die Gemeindegenossen<br />

gemeinschaftlich ihre Kirchen aus und verbrannten<br />

Statuen, Bil<strong>der</strong>, Altäre und Dekorationsobjekte.<br />

Gleichzeitig lieferten reformatorische<br />

Theologen wie Zwingli, Luther und Calvin<br />

die theologisch-ideologische Grundlage für diese<br />

«Bil<strong>der</strong>stürme». Sie entwickelten die Argumentation,<br />

die «Bil<strong>der</strong>» verstiessen gegen das<br />

zweite Gebot: «Du sollst dir kein geschnitztes<br />

Bild machen, kein Abbild von dem, was im Himmel<br />

droben o<strong>der</strong> unten auf <strong>der</strong> Erde o<strong>der</strong> im<br />

Wasser unter <strong>der</strong> Erde ist. Du sollst dich nicht vor<br />

diesen Bil<strong>der</strong>n nie<strong>der</strong>werfen und sie nicht verehren.»<br />

Nun wurden die Bil<strong>der</strong>stürme so aggressiv<br />

und unkontrollierbar, dass die Zürcher<br />

Regierung 1524 anordnete, dass Zwingli entscheide,<br />

welche Bil<strong>der</strong> zu entfernen seien, und<br />

entsprechende Weisungen an die Pfarrer gebe,<br />

d<strong>am</strong>it <strong>der</strong> Vorgang emotionslos und in Ruhe erfolge.<br />

1527 schliesslich ordnete <strong>der</strong> Zürcher Rat<br />

die Entfernung <strong>der</strong> Bil<strong>der</strong> in denjenigen Kirchen<br />

an, in welchen die Bevölkerung noch beim alten<br />

Glauben hatte verbleiben wollen. Während die<br />

Bil<strong>der</strong>frage für die Obrigkeit von nebensächlicher<br />

Bedeutung war, entzündete sie in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

enorme Emotionen. Mit den Bil<strong>der</strong>n<br />

wurden die kostspieligen Investitionen für ein<br />

ewiges Leben, die einschränkenden Fastengebote<br />

und die zahlreichen Feste, an welchen ein<br />

– für viele Menschen existenzbedrohendes –<br />

Arbeitsverbot bestand, abgebaut. Der Preis dafür<br />

war, dass die von <strong>der</strong> katholischen Kirche<br />

to lerierten privaten Kulthandlungen nun verboten<br />

wurden. Wer an seinen magisch-kultischen<br />

Handlungen festhielt, wurde nun unvermittelt<br />

mit aller Schärfe gerichtlich verfolgt.<br />

Bil<strong>der</strong>stürmer und reformatorische Theologen<br />

waren gemeins<strong>am</strong> eine erhebliche Kraft, die<br />

sich um die Mitte <strong>der</strong> 1520er-Jahre gegen die<br />

katholische Kirche richtete. Beide hätten problemlos<br />

von <strong>der</strong> Obrigkeit unterdrückt werden<br />

können – und wurden es zum Teil auch. So gab<br />

es in Luzern bereits sehr früh sowohl Bil<strong>der</strong>stürme<br />

als auch reformatorische Theologen.<br />

Doch Luzern nutzte die Reformation in Zürich,<br />

um mit dem Verbleib beim katholischen Glauben<br />

die an<strong>der</strong>en Waldstätte, Uri, Schwyz und<br />

Unterwalden, sowie Zug stärker an sich zu binden.<br />

Die Zürcher Obrigkeit dagegen sah im neuen<br />

Glauben die Chance zur Verstaatlichung <strong>der</strong><br />

Kirche, eine Massnahme, die <strong>der</strong> Stadt endlich<br />

die vollständige Kontrolle ihres Herrschaftsgebiets<br />

erlaubte. Zwischen 1523 und 1525 führte<br />

Zürich die Reformation in <strong>der</strong> Stadt vollständig<br />

durch, bis 1527 auch im ganzen ländlichen<br />

Herrschaftsbereich. 1528 folgte Bern, anschliessend<br />

die mit Zürich verbündeten Städte und<br />

Stände Basel, Glarus, Mülhausen, Schaffhausen,<br />

St. Gallen und Toggenburg.<br />

Die Reformation wirkte sich prägend auf das<br />

Verhältnis zwischen Merenschwand und Ottenbach<br />

aus. Im Rahmen des Sempacher Krieges<br />

besetzte Luzern das Amt Merenschwand und<br />

1394 anerkannte Habsburg den Herrschaftsanspruch<br />

<strong>der</strong> Stadt über diese Reusstalgemeinde.<br />

Anfangs bedeutete dies keine Belastung des<br />

Verhältnisses zu Ottenbach, zumal das Luzernische<br />

Kloster Hof, heute St. Leodegar, auch hier<br />

über Ansprüche verfügte. Drei politische Ereignisse<br />

führten aber zu einer zunehmenden Trennung<br />

<strong>der</strong> Nachbarn beidseits <strong>der</strong> Reuss: 1406<br />

erlangte Zürich die Vogtrechte über Ottenbach<br />

und weitere ehemals den Herren von Eschen-<br />

67


BAUTEN JENSEITS DER REUSS<br />

Reformation, Zölle und Brückenbau<br />

68<br />

Ruedi Egli hat das Bauernhaus von Markus Rüttimann in Abtwil 1993-94 als eines <strong>der</strong> ersten denkmalgeschützten Gebäude im Werkverzeichnis des Baubüros fachgerecht saniert.


Dabei konnte er sich auf die reiche Erfahrung im Umgang mit Holzbauten abstützen, die ihm sein Lehrmeister Walter Homberger vermittelt hatte.<br />

69


BAUTEN JENSEITS DER REUSS<br />

Reformation, Zölle und Brückenbau<br />

70<br />

«Während die Bil<strong>der</strong>frage für<br />

die Obrigkeit nebensächlich war,<br />

entzündete sie in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

enorme Emotionen.»<br />

bach zustehende Rechte in <strong>der</strong> Region. Von nun<br />

an belasteten die Kriege zwischen Zürich und<br />

den inneren Orten auch das Verhältnis zwischen<br />

den bei<strong>der</strong>seitigen Untertanen. 1512 bildete die<br />

Stadt Zürich die Landvogtei Knonau und baute<br />

d<strong>am</strong>it eine territoriale Herrschaft über die ganze<br />

Region auf. Und 1525 führte die Glaubensspaltung<br />

dazu, dass die theologische Ideologie bei<strong>der</strong><br />

Seiten aus den Nachbarn dauerhafte Feinde<br />

machte.<br />

Dennoch war die Reuss keine absolute Grenze.<br />

Die Ottenbacher besassen nämlich jenseits des<br />

Flusses 90 Jucharten Moorland, was etwa 30<br />

Hektaren entspricht. Der Luzerner Rat bestä-<br />

tigte diesen Ottenbacher Anspruch 1415, als<br />

Luzern gemeins<strong>am</strong> mit Zürich den Aargau eroberte,<br />

mit dem Vermerk, niemand wisse, wie<br />

dieses Land an Ottenbach gelangt sei. D<strong>am</strong>it<br />

war die Fläche von 90 Jucharten den Ottenbachern<br />

garantiert, auch wenn sich <strong>der</strong> Lauf <strong>der</strong><br />

Reuss immer wie<strong>der</strong> verän<strong>der</strong>te. Einerseits liegt<br />

es in <strong>der</strong> Natur eines unverbauten Flusses, dass<br />

er frei mäandriert. Doch diesem freien Wirken<br />

des Flusses konnte man auch nachhelfen:<br />

Mit sogenannten «Schupfwuhren», also Verbauungen<br />

quer zum Flusslauf, versuchten beide<br />

Seiten, Land zu Lasten <strong>der</strong> Nachbarn auf <strong>der</strong><br />

an<strong>der</strong>en Seite zu gewinnen. Immer wie<strong>der</strong> mussten<br />

die Räte von Zürich und Luzern Streitigkeiten<br />

zwischen Ottenbach und Merenschwand um<br />

Schupfwuhren schlichten. Sie taten dies nicht<br />

in erster Linie aus «freundeidgenössischer»<br />

Zuneigung, son<strong>der</strong>n weil die Verbauungen die<br />

Schifffahrt auf <strong>der</strong> Reuss beeinträchtigten. Bis<br />

zum 19. Jahrhun<strong>der</strong>t konnten grössere Lasten<br />

nur mit viel Mühe auf dem Landweg transportiert<br />

werden. Flüsse und Seen waren daher für<br />

den Güteraustausch, aber auch für den Einzug<br />

<strong>der</strong> Zinsen und Zehnten von grosser Bedeutung,<br />

für beide Städte. Nach jahrhun<strong>der</strong>telangen Auseinan<strong>der</strong>setzungen<br />

um die Flussverbauungen<br />

beschlossen Zürich und Luzern 1723 gemeins<strong>am</strong>,<br />

jährlich auf einer Inspektionsfahrt auf <strong>der</strong><br />

Reuss zu überprüfen, dass die Schifffahrt von<br />

den Verbauungen nicht behin<strong>der</strong>t werde.<br />

Der erste Nachweis <strong>der</strong> Ottenbacher Fähre<br />

st<strong>am</strong>mt von 1617, als ein obrigkeitlicher Urteilsbrief<br />

bestätigte, dass zwischen <strong>der</strong> Fähre von<br />

Rickenbach und <strong>der</strong>jenigen von Bremgarten<br />

niemand eine solche betreiben dürfe ausser<br />

den Ottenbachern, die für den Eigenbedarf Heu,<br />

Streue und Vieh selbst über die Reuss transportieren<br />

dürften. Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t erhielt Lunkhofen<br />

ebenfalls eine Bewilligung für eine Fähre,<br />

während die Merenschwan<strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong><br />

Konflikte mit den Ottenbachern ausfochten in<br />

<strong>der</strong> Meinung, diese transportierten mehr über<br />

die Reuss als nur das, was für die Bewirtschaftung<br />

ihrer Güter links <strong>der</strong> Reuss erfor<strong>der</strong>lich<br />

sei. Suchten die Merenschwan<strong>der</strong> dies handfest<br />

zu verhin<strong>der</strong>n, führte dies jeweils zu Klagen <strong>der</strong><br />

Ottenbacher in Zürich. Das Problem <strong>der</strong> Obrigkeit<br />

bestand darin, dass sich bei <strong>der</strong> Ottenbacher<br />

Fähre keine Zollstation befand – hier konnten<br />

problemlos Güter geschmuggelt werden.


Mit <strong>der</strong> Industrialisierung, die kurz nach 1800<br />

die Welt zu verän<strong>der</strong>n begann, setzte sich Zürich<br />

zunehmend für den Abbau von Zollschranken<br />

und die Freizügigkeit im Austausch von Gütern<br />

und Arbeitskräften ein. D<strong>am</strong>it wurde die<br />

Ottenbacher Fähre zum Politikum. Als sich <strong>der</strong><br />

Kanton Aargau 1825 weigerte, zur Frage einer<br />

Zufahrtsstrasse zum Ottenbacher «Fahr» überhaupt<br />

Stellung zu nehmen, verlangte Zürich<br />

eine Konferenz. Diese fand <strong>am</strong> 22. Mai 1826 in<br />

Baden statt. Im Mandat, das <strong>der</strong> Kleine Rat des<br />

Standes Zürich für seine Verhandlungsdelegation<br />

formulierte, wurde erwogen, auf Retorsionsmassnahmen<br />

wie die Erhebung von Zöllen auf<br />

Aargauer Produkte zu verzichten, da sich Zürich<br />

d<strong>am</strong>it ins eigene Fleisch schnitte: Aarau würde<br />

dann einfach seinerseits Strafzölle auferlegen.<br />

Deshalb solle die Verhandlungsdelegation versuchen,<br />

ein «freundschaftliches» Einvernehmen<br />

Die in Ottenbach aufgewachsene Michèle Pabst und ihr<br />

Mann, Michael Waser, haben Ruedi Egli mit dem Bau ihres<br />

Einf<strong>am</strong>ilienhauses in Merenschwand betraut.<br />

71


BAUTEN JENSEITS DER REUSS<br />

Reformation, Zölle und Brückenbau<br />

72<br />

«Das denkmalgeschützte<br />

Bauernhaus in Abtwil ist seit<br />

<strong>der</strong> Renovation eine Perle<br />

fürs Auge.»<br />

zu erzielen und gegebenenfalls ein eidgenössisches<br />

Schiedsgericht anzurufen, statt Drohungen<br />

vorzubringen. Ziel waren <strong>der</strong> Bau einer<br />

Stras se vom «Fahr» nach Birri und die Aufhebung<br />

<strong>der</strong> Zölle zwischen Zürich und dem Aargau.<br />

Die Aargauer gaben vorerst nur in <strong>der</strong> Frage<br />

<strong>der</strong> Strasse nach, die je zur Hälfte von Otten bach<br />

und Birri finanziert und von den Kantonen mit<br />

einer Subvention unterstützt wurde. 1828 liess<br />

sich <strong>der</strong> Kanton Aargau schliesslich auch zur<br />

Aufhebung des Zolls bewegen.<br />

Die Ottenbacher wollten schon lange das<br />

«Fahr» durch eine Brücke ersetzen. Diese Bestrebungen<br />

wurden nach dem Bau <strong>der</strong> Strasse<br />

nach Birri und <strong>der</strong> Aufhebung des Zolls ver-<br />

stärkt. Allerdings beabsichtigte Ottenbach als,<br />

wie sie argumentierte, finanzschwache Gemeinde,<br />

anstelle <strong>der</strong> Gebühr für die Fähre einen Brückenzoll<br />

zu erheben. Diese For<strong>der</strong>ung missfiel<br />

Zürich, während Aarau das Einverständnis zum<br />

Brückenbau abhängig machte vom Bau einer<br />

Strasse von Ottenbach über Aesch und Birmensdorf<br />

nach Zürich. Der Son<strong>der</strong>bundskrieg von<br />

1847 unterbrach diese Bestrebungen. Erst im<br />

Zus<strong>am</strong>menhang mit dem Bau <strong>der</strong> Eisenbahnlinie<br />

Zürich – Affoltern <strong>am</strong> Albis – Zug k<strong>am</strong> neues<br />

Leben in die Frage <strong>der</strong> Zufahrtswege zu den<br />

Bahnhöfen. Unterstützt von <strong>der</strong> «Kulturgesellschaft<br />

des Frei<strong>am</strong>tes» in Muri argumentierte<br />

die Gemeinde Ottenbach, die Brücken von Sins<br />

und Bremgarten lägen vier Stunden auseinan<strong>der</strong>.<br />

Eine Brücke in Ottenbach befände sich<br />

exakt in <strong>der</strong> Mitte und dränge sich deshalb auf.<br />

Die Kantone Aargau und Zürich weigerten sich<br />

aber, das Gesuch an den Bundesrat weiter zu<br />

leiten, da sie es als chancenlos beurteilten. Nun<br />

wurden Ottenbach und Muri selbst aktiv und<br />

sandten ein Gesuch an den Bundesrat. Dieser<br />

wies das Gesuch ab, worauf die Gemeindevers<strong>am</strong>mlung<br />

Ottenbach <strong>am</strong> 9. März 1862 entschied,<br />

die Brücke selbst zu bauen unter <strong>der</strong><br />

Beim 1999 gebauten Kin<strong>der</strong>garten von Aristau war das<br />

Baubüro Ruedi Egli für Submission und Bauleitung im<br />

Auftrag von Wey Elementbau Villmergen zuständig.<br />

Auch hier ist Holz ein dominanter Werkstoff.


73


BAUTEN JENSEITS DER REUSS<br />

Reformation, Zölle und Brückenbau<br />

74<br />

«Die Bauten in Abtwil, Aristau und<br />

Merenschwand sind charakteristisch<br />

für das Knowhow von Ruedi<br />

Egli im Umgang mit Holz.»<br />

Voraussetzung, dass die beiden Kantone einen<br />

Beitrag leisteten. Nun ging es plötzlich rasch,<br />

noch im selben Jahr hiessen die beiden Kantone<br />

einen Subventionsbeitrag gut. Gefahr drohte<br />

nun von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, genau genommen<br />

von Obfelden, das sich 1847 von Ottenbach abgelöst<br />

hatte, und Merenschwand: Diese beiden<br />

Gemeinden wollten ihrerseits das «Fahr» von<br />

Rickenbach durch eine Brücke ersetzen. Die<br />

Front verlief nun nicht mehr zwischen den<br />

links- und rechtsufrigen Gemeinden, son<strong>der</strong>n<br />

zwischen Merenschwand und Obfelden einerseits,<br />

Muri und Ottenbach an<strong>der</strong>seits, die sich<br />

nun ein Wettrennen um die Eröffnung ihrer Brücke<br />

lieferten. Am 30. Mai 1864 wurde die Bahnlinie<br />

feierlich eröffnet. Am 24. Juli folgte die<br />

Eröffnung <strong>der</strong> Brücke bei Rickenbach – Merenschwand<br />

und Obfelden hatten sich für eine<br />

Holzkonstruktion entschieden, um <strong>Zeit</strong> zu gewinnen.<br />

Am 28. August 1864 folgte die Eröffnung<br />

<strong>der</strong> aus Metall konstruierten Brücke bei<br />

Ottenbach. Im Nachhinein erwies sich die Nie<strong>der</strong>lage<br />

bei <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Brücke als Vorteil:<br />

Die Rickenbacher Brücke wurde 1874 bei<br />

einem Hochwasser weggeschwemmt, während<br />

die Ottenbacher Konstruktion den Fluten standhielt.<br />

Nun wurde auch die Rickenbacher Brücke<br />

aus Metall konstruiert und 1876 wie<strong>der</strong> eröffnet.<br />

Die Ottenbacher Brücke hatte Bestand bis<br />

1955, als sie angesichts <strong>der</strong> immer schwerer<br />

werdenden Transportfahrzeuge durch die heutige<br />

Brücke ersetzt wurde.<br />

Die Bundesverfassung von 1848 schuf Nie<strong>der</strong>lassungsfreiheit<br />

für die Angehörigen bei<strong>der</strong><br />

Konfessionen und d<strong>am</strong>it die Möglichkeit, das<br />

Reussufer legal zu wechseln. Seit 1864 erleichterten<br />

die beiden Brücken den Austausch über<br />

die Reuss hinweg. Doch diese Möglichkeit wurde<br />

nur wenig genutzt. Wenn Beziehungen gepflegt<br />

wurden, dann zwischen Ottenbach und<br />

Muri, also auf <strong>der</strong> Achse, die gemeins<strong>am</strong> für<br />

eine Brücke gekämpft hat. Ein Anziehungspunkt<br />

war die Merenschwan<strong>der</strong> Fastnacht –<br />

<strong>der</strong>en Besuch Zürchern bis 1831 untersagt war<br />

–, doch zog es Ottenbacher Fasnächtler eher<br />

ins benachbarte Jonen diesseits <strong>der</strong> Reuss. Mit<br />

<strong>der</strong> Gründung einer eigenen Fasnacht gemeins<strong>am</strong><br />

mit den Guggen von Jonen im Jahr 1980<br />

holte Ottenbach diesbezüglich den Rückstand<br />

zu Merenschwand auf.<br />

Bis heute scheinen die alten Spannungen zwischen<br />

Merenschwand und Ottenbach noch nicht<br />

ganz überwunden zu sein. Bei Schlägereien,<br />

sollten sich je solche ereignen, seien meist Zürcher<br />

die Schuldigen, da es <strong>der</strong>artige Auswüchse<br />

im Aargau nicht gebe, hört man jenseits <strong>der</strong><br />

Reuss. Und wem für den Ausgang we<strong>der</strong> das<br />

Aargauer noch das Luzerner Angebot ausreicht,<br />

<strong>der</strong> geht – ausser höchstens einmal in die Ottenbacher<br />

«Güggel-Bar» im Weiler Rickenbach<br />

– gleich ins richtige Zürich: in die Stadt.<br />

Ganz im Gegensatz zu dieser Aussage hat das<br />

Baubüro Egli in Merenschwand zwei Projekte,<br />

im benachbarten Aristau eines umgesetzt: 1998<br />

hat Ruedi Egli für Hansruedi Brun einen gros-


sen Stall projektiert und ausgeführt. 1999 folgten<br />

ein Einf<strong>am</strong>ilienhaus für das Ehepaar Waser-<br />

Pabst und die Bauleitung des Kin<strong>der</strong>gartens in<br />

Aristau.<br />

Auch in <strong>der</strong> weiteren Umgebung kann das Baubüro<br />

Egli Referenzprojekte vorweisen. Das denkmalgeschützte<br />

Bauernhaus von Markus Rüttimann<br />

in Abtwil zählt zu den ersten Sanierungen<br />

hochwertiger alter Bausubstanz; Ruedi Egli hat<br />

dieses Projekt 1993 bis 1994 feinfühlig umgesetzt.<br />

Das Thema <strong>der</strong> Erneuerung und Ergänzung<br />

bauhistorisch wertvoller Gebäude hat ihn seither<br />

nicht mehr losgelassen. Projekte wie das<br />

Othli in Ottenbach und die Schlossgarage Werdenberg<br />

sind weitere Beispiele geglückter Renovationen,<br />

verbunden mit einer zeitgemäs sen<br />

Umnutzung.<br />

Die Beispiele aus diesem geografischen Raum<br />

runden wir ab mit <strong>der</strong> 2001 und 2002 projektierten<br />

und gebauten Gewerbehalle, die das Baubüro<br />

Egli in Hagendorn für Daniel Häfliger errichtet<br />

hat. Hagendorn liegt zwischen dem aargauischen<br />

Sins und dem zürcherischen Knonau, gehört<br />

aber zur Zuger Gemeinde Ch<strong>am</strong>.<br />

Holz als Grundbaustoff für eine ganz an<strong>der</strong>e Nutzung: Der Rin<strong>der</strong>- und Maststall von Hansruedi Brun in Merenschwand,<br />

den das Baubüro Egli 1998 projektiert und ausgeführt hat.<br />

Die Bauten des Baubüros Egli in dieser Region<br />

sind kleiner als im Raum Brugg-Wettingen, aber<br />

nicht weniger vielfältig. Eine Perle fürs Auge ist<br />

das renovierte Bauernhaus in Abtwil. Nicht weniger<br />

interessant ist indes <strong>der</strong> Stall von Hansruedi<br />

Brun in Merenschwand, <strong>der</strong> charakteristisch<br />

ist sowohl für das Knowhow von Ruedi Egli<br />

im Umgang mit Holz als auch für seine breit gefächterten<br />

Interessen an Bauten für unterschiedlichste<br />

Nutzungen.<br />

75


76<br />

BAUPSYCHOLOGISCHES FEINGEFÜHL


77


Ein Blick auf die Geschichte des Kin<strong>der</strong>spitals<br />

78<br />

«Mit Kin<strong>der</strong>n herrscht<br />

eigentlich immer Fröhlichkeit,<br />

auch in ernsten Situationen.»<br />

Persönlich liegen die Bauten <strong>am</strong> Spital Ruedi<br />

Egli beson<strong>der</strong>s <strong>am</strong> Herz. Dank seiner grossen<br />

Erfahrung in barrierefreiem Bauen seinem<br />

Engagement für optimale Lösungen und seinem<br />

baupsychologischen Feingefühl erhält er<br />

hier regelmässig Aufträge. Beim Neubau des<br />

Pa villons Süd des Kin<strong>der</strong>spitals hat er die Ausführungsplanung,<br />

Devisierung und Bauleitung<br />

wahrgenommen. Zudem hat er zahlreiche Innensanierungsprojekte<br />

im Kantonsspital umgesetzt<br />

– weitere sind in Arbeit.<br />

Die Spitalbauten des Baubüros Egli dienen uns<br />

als Anlass für einen Blick auf die Geschichte<br />

des Kin<strong>der</strong>spitals, die eine aussagekräftige Vorstellung<br />

des gesellschaftlichen Wandels seit<br />

dem 19. Jahrhun<strong>der</strong>t vermittelt. «Mit Kin<strong>der</strong>n<br />

herrscht eigentlich immer Fröhlichkeit, auch in<br />

ernsten Situationen», zitiert Karl Lüönd in seinem<br />

Jubiläumsbuch über das Kin<strong>der</strong>spital Zü rich<br />

eine Pflegende. Auf einem Rundgang begegnet<br />

<strong>der</strong> Autor unterschiedlichsten Krankheitsfällen<br />

– Kin<strong>der</strong>n, die einige Tage im Spital sind, Kin<strong>der</strong>n,<br />

<strong>der</strong>en Leben in wenigen Tagen beendet<br />

sein wird. Nicht nur die Schicksale <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />

beeindrucken ihn, auch <strong>der</strong> Chefarzt, <strong>der</strong> fest-<br />

hält: «Wir müssen ehrlich sein mit den Eltern<br />

und ihnen sagen, dass wir immer noch nichts<br />

wissen.» Die mo<strong>der</strong>ne Medizin kann vieles, aber<br />

nicht alles, und vor allem nicht allein: «Oft kann<br />

<strong>am</strong> Ende niemand mehr sagen, wo die Medizin<br />

aufhört und die Sozialarbeit beginnt», stellt<br />

Lüönd fest.<br />

Das Kin<strong>der</strong>spital geht auf eine Schenkung zurück.<br />

Der Zürcher Arzt Conrad Cr<strong>am</strong>er (1831-<br />

1918) erlebte <strong>am</strong> 24. Juni 1859 die Schlacht von<br />

Solferino, in <strong>der</strong> das Königreich Sardinien das kaiserliche<br />

Österreichische Heer besiegte und d<strong>am</strong>it<br />

den Weg zum Italienischen Nationalstaat<br />

ebnete, da Österreich als Folge <strong>der</strong> Schlacht die<br />

Provinzen Lombardei und Venetien verlor. Diese<br />

Schlacht, in <strong>der</strong> zwei von langen Märschen ermüdete,<br />

schlecht ernährte und medizinisch unterversorgte<br />

Heere mit je über 100’000 Soldaten<br />

aufeinan<strong>der</strong> trafen, war mit ihren unzähligen Verwundeten,<br />

die kaum verarztet werden konnten,<br />

ein Schlüsselerlebnis Cr<strong>am</strong>ers. Er wirkte fortan<br />

in Mailand, schenkte aber 1868 im Gedächtnis<br />

an seine früh verstorbene Frau Eleonore <strong>der</strong><br />

Stadt Zürich ein Gründungskapital von 50‘000<br />

Franken für den Bau eines Kin<strong>der</strong>spitals – um-


Ruedi Egli schätzt die Herausfor<strong>der</strong>ung, im schlichten<br />

Rahmen <strong>der</strong> Sachbauten des Spitals die Bedürfnisse <strong>der</strong><br />

Patientinnen und Patienten optimal zu berücksichtigen.<br />

gerechnet auf den heutigen Geldwert müsste man<br />

von einer Spende in Millionenhöhe sprechen.<br />

1874 wurde das neue Spital eröffnet. Ab 1884<br />

ersetzten Diakonissen <strong>der</strong> Kranken- und Dia -<br />

ko nis senanstalt Neumünster die bisherigen<br />

«Wärterinnen» in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung. Die<br />

Diakonissen wurden im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t nach<br />

katholischem Vorbild geschaffen: Mit Blick auf<br />

die katholischen Schwesterngemeinschaften, die<br />

sich seit dem 17. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong> Krankenpflege<br />

widmeten, entstanden bei <strong>der</strong> Zürcher «Hülfsgesellschaft»<br />

Bestrebungen, «ähnliche Kongregationen»<br />

mit protestantischem Hintergrund zu<br />

schaffen. Gleichzeitig schuf ein Düsseldorfer<br />

Pfarrer eine Anstalt für unverheiratete junge<br />

Frauen und kin<strong>der</strong>lose Witwen, die Aufgaben im<br />

Pflege- und Sozialbereich wie Gefangenenseelsorge,<br />

Schulunterricht und unterstützende Arbeiten<br />

im Spital wahrnahmen. Wie die katholischen<br />

Nonnen erhielten sie keinen Lohn, verzichteten<br />

auf eine eigene F<strong>am</strong>ilie, ordneten sich <strong>der</strong><br />

Heimleitung unter und erhielten dafür Kost und<br />

Logis. Nach diesem Vorbild entstanden in <strong>der</strong><br />

ganzen protestantischen Schweiz Diakonissenanstalten.<br />

In Zürich gründete die Evangelische<br />

Gesellschaft 1857 die Diakonissenanstalt Neumünster.<br />

Diese baute selbst ein Spital aus, stellte<br />

Diakonissen aber auch an<strong>der</strong>en Spitälern gegen<br />

Entgelt an die Institution zur Verfügung. Teil<br />

<strong>der</strong> Tätigkeit war die Mission – ohne biblische<br />

Unterweisung gab es keine Pflege.<br />

1910 wurde an <strong>der</strong> Universität Zürich <strong>der</strong> erste<br />

Lehrstuhl für Kin<strong>der</strong>heilkunde geschaffen. 1919<br />

wurde das Verhältnis des nach wie vor privaten<br />

Kin<strong>der</strong>spitals zum Kanton Zürich neu geregelt:<br />

Der Professor für Kin<strong>der</strong>heilkunde leitete gleichzeitig<br />

das Kin<strong>der</strong>spital, das seinerseits bei dessen<br />

Wahl ein Mitspracherecht erhielt. Der Kanton<br />

verpflichtete sich, das Betriebsdefizit vollständig<br />

zu finanzieren. Dafür wurden die Kostgeldansätze<br />

den kantonalen Krankenanstalten angepasst.<br />

Sowohl die Heime <strong>der</strong> Diakonissen, also <strong>der</strong><br />

Pflegenden, als auch die Spitäler, die Heime <strong>der</strong><br />

Gepflegten, wurden d<strong>am</strong>als als «Anstalt» bezeichnet.<br />

Dies geht auf die bis ins 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

vorherrschende Haltung zurück, Arme,<br />

Randständige und Kranke als min<strong>der</strong>wertige<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft auszugrenzen.<br />

79


BAUPSYCHOLOGISCHES FEINGEFÜHL<br />

Ein Blick auf die Geschichte des Kin<strong>der</strong>spitals<br />

«Ruedi Egli gestaltet<br />

Spital räumlichkeiten nicht nur<br />

mit Fachkompetenz, son<strong>der</strong>n<br />

auch mit Empathie.»<br />

80<br />

Ob man sich in einem Raum wohl fühlt, hängt auch mit <strong>der</strong> unbewussten Wahrnehmung von dessen Gestaltung<br />

zus<strong>am</strong>men. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e in emotional belastenden Situationen, wie sie im Spital Alltag sind.


Das Baubüro Ruedi Egli arbeitet seit 1999 regelmässig an Projekten in Spitälern. Wie bei vielen Bauten für spezielle Nutzungen<br />

sind die Anfor<strong>der</strong>ungen an die Architektur bezüglich <strong>der</strong> Eignung für die spezifischen Arbeitsabläufe beson<strong>der</strong>s hoch.<br />

81


BAUPSYCHOLOGISCHES FEINGEFÜHL<br />

Ein Blick auf die Geschichte des Kin<strong>der</strong>spitals<br />

82<br />

«Der steigende Bedarf an<br />

Spitalplätzen spiegelt den<br />

gesellschaftlichen Wandel.»<br />

Im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t zählte etwa ein Fünftel <strong>der</strong><br />

Bevölkerung zu einer mobilen Unterschicht. Sie<br />

verfügten über keine Besitztümer und d<strong>am</strong>it<br />

auch nicht über ein festes Dach über dem Kopf.<br />

Hielten sie sich in <strong>der</strong> Heimatgemeinde auf,<br />

mussten ihnen Verwandte Unterschlupf gewähren,<br />

sonst nächtigten sie bei einem vorübergehenden<br />

Arbeitgeber o<strong>der</strong> unter freiem Himmel.<br />

Dieser Bevölkerungsschicht drohte je<strong>der</strong>zeit<br />

Hunger; sie wurde auch häufig gerichtlich verfolgt,<br />

da aus <strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Obrigkeit nur über<br />

eine Existenzberechtigung verfügte, wer Land<br />

und ein Haus besass. In <strong>der</strong> zweiten Hälfte des<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>ts besass ein Viertel <strong>der</strong> Haus-<br />

haltungen, die über einen Dorfgerechtigkeitsanteil<br />

verfügten, kein Land. Gar vierzig Prozent<br />

hatten kein Rindvieh. Auch sie litten regelmässig<br />

Hunger, obwohl sie – im Gegensatz zu den<br />

gänzlich Besitzlosen – in ihrem Haus über gewisse<br />

Möglichkeiten verfügten, um Nahrungsmittel<br />

aufzubewahren. Dies bedeutet, dass insges<strong>am</strong>t<br />

mindestens die Hälfte <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

so arm war, dass sie nicht über genügend Nahrungsmittel<br />

verfügte. Am an<strong>der</strong>en Ende <strong>der</strong> sozialen<br />

Stufenleiter befanden sich auf dem Land<br />

die Vollerwerbsbauern. Zu ihnen zählte etwa jede<br />

zehnte Haushaltung. Sie besassen oft meh rere<br />

Pferde, die sie zus<strong>am</strong>men mit Ochsen als Zugtiere<br />

einsetzten.<br />

Wurden Armut und Krankheit als weitgehend<br />

selbst verschuldet betrachtet, begann sich<br />

diese Einstellung mit <strong>der</strong> Industrialisierung im<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t teilweise zu än<strong>der</strong>n. In Ottenbach<br />

eröffnete Pfarrer Hans Jakob Locher 1830<br />

ein Armenhaus. Früher sei die Kirchgemeinde<br />

bezüglich des Armenwesens heftig zerstritten<br />

gewesen, doch nun habe die ganze Gemeinde<br />

mit Frondiensten, Geld- und Naturalspenden zum<br />

Bau des Armenhauses beigetragen, berichtete<br />

<strong>der</strong> Pfarrer <strong>der</strong> «Hülfsgesellschaft», verbunden<br />

mit <strong>der</strong> Bitte um einen Investitionsbeitrag. Die<br />

Hausordnung war so streng, dass niemand freiwillig<br />

eintrat. Als erste zogen ein 80-jähriger<br />

Mann und zwei ledige Frauen mittleren Alters<br />

ein. Es folgte eine Mutter mit drei Kin<strong>der</strong>n, die<br />

diese nach dem Tod ihres Mannes nicht mehr<br />

zu ernähren vermochte. Unverheiratete Frauen<br />

wurden ebenso als Last betrachtet wie Alte,<br />

Kranke, Witwen und Waisen. Pfarrer Locher war<br />

überzeugt, dass die Insassen des Armenhauses<br />

nur so lange diszipliniert blieben, als sie nur<br />

über das Notwendigste an Klei<strong>der</strong>n, Kost und<br />

Bequemlichkeit verfügten: «Die Notwendigkeit,<br />

alle Kräfte anzuspannen, scheint für ihre Moralität<br />

sehr zusagend.»<br />

Die Diakonissen waren zwar moralisch geachtet,<br />

dennoch standen sie als ledige o<strong>der</strong> verwitwete<br />

Frauen, die auf ihr Vermögen verzichtet hatten,<br />

<strong>am</strong> Rand <strong>der</strong> Gesellschaft – gerade richtig,<br />

um Kranke zu pflegen. Dies war <strong>der</strong> Hauptgrund<br />

für den Einsatz von Diakonissen im Spitaldienst,<br />

denn sie verfügten zwar über guten Willen, aber<br />

nicht zwingend über die fachliche Qualifikation<br />

zur Krankenpflege.


Beiden Anstalten – dem Diakonissenheim und<br />

dem Kin<strong>der</strong>spital – waren strenge Verhaltensregeln<br />

gemeins<strong>am</strong>. Diese waren im Fall des<br />

Spitals zwar höchstens zufälligerweise von medizinischem<br />

Nutzen, doch hatten sie den Hintergrund,<br />

dass Menschen <strong>am</strong> Rand <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

nach Kräften gefor<strong>der</strong>t werden müssen,<br />

d<strong>am</strong>it sie nicht dem moralisch verwerflichen<br />

Müssiggang anheim fallen – dieser Müssiggang<br />

war den Vermögenden vorbehalten.<br />

In <strong>der</strong> ersten Hälfte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts fanden<br />

Fortschritte in <strong>der</strong> Betreuung <strong>der</strong> Patientinnen<br />

und Patienten des Kin<strong>der</strong>spitals vor allem<br />

in den Bereichen Ernährung und Medizin statt.<br />

1923 ermöglichte ein chemisches Labor Blutanalysen<br />

im Spital selbst. Zwei Jahre später wurde<br />

eine Diätküche eingerichtet, um die Ernährung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> zu verbessern. Generell kann<br />

festgehalten werden, dass Ernährung und Hygiene<br />

in den letzten 200 Jahren wesentlich mehr<br />

zur markant gesteigerten Volksgesundheit und<br />

Lebenserwartung beigetragen haben als die Spitzenmedizin,<br />

auch wenn <strong>der</strong>en Leistungen keinesfalls<br />

unterschätzt werden dürfen. 1933 führte ein<br />

Vertrag mit <strong>der</strong> Pflegerinnenschule zu zusätzlichem<br />

gut ausgebildetem Pflegepersonal. Daneben<br />

wurden noch immer Diakonissen in <strong>der</strong> Pflege<br />

eingesetzt, bis das Diakoniewerk Neumünster<br />

den Vertrag mit dem Kin<strong>der</strong>spital 1963 wegen<br />

Mangel an Nachwuchs kündigen musste.<br />

Das Kin<strong>der</strong>spital wurde nun laufend erweitert.<br />

So wurde 1944 die Aussenstation Affoltern <strong>am</strong><br />

Albis eröffnet, anfangs vor allem für Bazillenträger<br />

sowie für die Rekonvaleszenz nach Diphterie<br />

und Keuchhusten. Der steigende Bedarf<br />

an Spitalplätzen spiegelt den gesellschaftlichen<br />

Wandel des Verhältnisses <strong>der</strong> Eltern zu ihren<br />

Kin<strong>der</strong>n. Noch im 18. Jahrhun<strong>der</strong>t starben so<br />

vie le Kin<strong>der</strong>, dass sich kaum jemand die Mühe<br />

nahm, ein krankes Kind zu pflegen. War <strong>der</strong> kleine<br />

Hans krank, wenn die Mutter einen weiteren<br />

Sohn gebar, tauften die Eltern das Neugeborene<br />

oft wie<strong>der</strong> Hans, gleichs<strong>am</strong>, um Ersatz zu schaffen.<br />

Überlebten wi<strong>der</strong> Erwarten beide Knaben,<br />

nannte man später den einen Grosshans, den<br />

an<strong>der</strong>en Kleinhans. Im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

entdeckten die bürgerlichen F<strong>am</strong>ilien die Kindheit,<br />

betrachteten Kin<strong>der</strong> nicht mehr als Arbeitskräfte,<br />

son<strong>der</strong>n strebten mit Erziehung und<br />

Ausbildung eine möglichst gedeihliche Zukunft<br />

für ihren Nachwuchs an. Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t stieg<br />

<strong>der</strong> Lebensstandard auf ein Mass, dass diese<br />

Betrachtungsweise mehrheitsfähig wurde. D<strong>am</strong>it<br />

wollte man aber kranke Kin<strong>der</strong> nicht mehr<br />

mit dem nächsten Sprössling ersetzen, son<strong>der</strong>n<br />

man strebte ihre Heilung an. Je mehr Eltern ihre<br />

kranken Kin<strong>der</strong> nicht nur heilen wollten, son<strong>der</strong>n<br />

dies auch finanzieren konnten, desto grösser<br />

wurde <strong>der</strong> Bedarf an Spitalbetten für Kin<strong>der</strong>.<br />

Erstaunlicherweise ist Baupsychologie in <strong>der</strong><br />

Öffentlichkeit kaum ein Thema. Die Wahrnehmung<br />

<strong>der</strong> praktischen Eignung eines Gebäudes<br />

ist in <strong>der</strong> Regel negativ, das heisst, man bemerkt,<br />

was die Abläufe behin<strong>der</strong>t, nicht aber, was sie erleichtert.<br />

Die Barrierefreiheit im Bauen ist eine<br />

praktische und gleichermassen eine psychologische<br />

Frage. Ob man sich in einem Raum wohl<br />

fühlt, hängt auch mit <strong>der</strong> unbewussten Wahrnehmung<br />

von dessen Gestaltung und Umsetzung<br />

zus<strong>am</strong>men. Ruedi Egli gestaltet Spitalräumlichkeiten<br />

nicht nur mit Fachkompetenz,<br />

son<strong>der</strong>n auch mit Empathie und Verständnis für<br />

die Menschen, die in diesen Räumlichkeiten unter<br />

Umständen sehr schwierige Situationen erleben.<br />

83


84<br />

DIE STADT ZUG UND IHR SEE


85


Röteli aus dem Hotel Ochsen<br />

86<br />

«Fischen ist wie eine<br />

Sucht, viele zieht es bei<br />

jedem Wetter hinaus.»<br />

Mit Zug verbindet Ruedi Egli nicht nur die Musik.<br />

Die in Baar domizilierte Baumag AG von<br />

Rolf Blaser ist im Lauf <strong>der</strong> Jahre zu einer <strong>der</strong><br />

wichtigsten Auftraggeberinnen des Baubüros<br />

Egli geworden. Die Bauleitung des Mehrf<strong>am</strong>ilienhauses<br />

an <strong>der</strong> Ch<strong>am</strong>erstrasse 24 in Zug<br />

zählt zu den frühen Baumag-Aufträgen. Wichtig<br />

in <strong>der</strong> Anfangszeit des Baubüros waren aber<br />

auch die Aufträge des ehemaligen Arbeitgebers<br />

Alfred Müller AG, für die Ruedi Egli gleich<br />

nach <strong>der</strong> Gründung des Baubüros 1991 eine<br />

grosse Wohnüberbauung in Ch<strong>am</strong> als Bauleiter<br />

realisierte.<br />

Unser Rundgang in Zug beginnt im Restaurant<br />

des Hotels Ochsen, einem traditionellen Gastronomiebetrieb<br />

mit ausgezeichneter Küche, <strong>der</strong><br />

während des ganzen Jahres frischen Fisch aus<br />

dem Zugersee anbietet. Vor allem die Rötel, eine<br />

Seesaiblingsart, zieht von November bis Januar<br />

Gourmets von weit her an. Viele Firmenessen<br />

finden aufgrund <strong>der</strong> Rötelsaison zu dieser <strong>Zeit</strong><br />

statt. Im grossen Saal des Ochsen, <strong>der</strong> auch als<br />

Zunftlokal <strong>der</strong> Schnei<strong>der</strong> dient, assen wir Röteli<br />

im selben Ambiente, das bereits im 16. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

den Rahmen für den Genuss dieser Fische<br />

geboten hat. Die Rötel ist ein Fisch, <strong>der</strong> nur frisch<br />

genossen werden kann. Das Fleisch ist so zart,<br />

dass es zwei Stunden nach dem Tod des Fisches<br />

von den Gräten fällt. Da hilft auch einfrieren<br />

nichts. Die Röteli werden daher lebendig gefangen<br />

und erhalten im Ochsen eine Gnadenfrist<br />

im Aquarium, bis sie verspeist werden.<br />

Wir bestellten die Röteli blau, aus dem Ofen und<br />

«Zuger Art». Matthias Hegglin, <strong>der</strong> heutige Besitzer<br />

des Ochsen, leistete uns nach dem Essen<br />

Gesellschaft und erzählte die bewegte Geschichte<br />

des Hauses. «Der Ochsen wurde 1480<br />

gebaut, er wurde bald renoviert und steht seit<br />

1544 in seiner heutigen Form in Zug.» 1920 übernahm<br />

die F<strong>am</strong>ilie Hegglin das Haus. Die Jahre<br />

von <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise bis zum Ende des<br />

Zweiten Weltkriegs waren auch für das Gastronomieunternehmen<br />

eine entbehrungsreiche <strong>Zeit</strong>.<br />

Die Turbulenzen gipfelten in <strong>der</strong> Einquartierung<br />

von 300 Schweizer Soldaten während des zweiten<br />

Weltkrieges. «Wir bek<strong>am</strong>en d<strong>am</strong>als zwei<br />

Rappen pro Tag und Soldat. Die Soldaten haben<br />

aber so viel Mobiliar zerstört, dass wir sowieso<br />

draufgelegt haben. Als sie endlich abgezogen<br />

wurden, musste mein Grossvater das Haus re-


novieren. Kaum waren die Renovationsarbeiten<br />

abgeschlossen, wollte die Armee erneut Soldaten<br />

bei uns einquartieren. Mein Grossvater hat sich<br />

dann geweigert. Der Tages-Anzeiger hat Wind<br />

davon gekriegt und uns in einem Artikel als<br />

‹schlechte Schweizer› diskreditiert. Mein Grossvater<br />

hat bis zu seinem Tod nie wie<strong>der</strong> einen Tages-Anzeiger<br />

in die Hand genommen», erzählt<br />

Matthias Hegglin schmunzelnd.<br />

Die Bevölkerung rund um den Zugersee ernährte<br />

sich zu einem guten Teil von Fisch aus dem<br />

See, schon lange vor <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Stadt<br />

Zug zu Beginn des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Das zeigt<br />

sich beispielsweise in <strong>der</strong> Herkunft des Stadtn<strong>am</strong>ens.<br />

Zug kommt von Fischzug, also vom<br />

Ziehen <strong>der</strong> Netze über den See. Im Gebiet um<br />

den Zugersee haben sich die Herrschaftsver-<br />

Die Stadt Zug, das attraktive Tor zur Innerschweiz, lädt<br />

mit dem See und einer lebendigen, schmucken Altstadt<br />

zum Verweilen.<br />

87


DIE STADT ZUG UND IHR SEE<br />

Röteli aus dem Hotel Ochsen<br />

88<br />

«Die Rötel wurde schon früh<br />

von den Herrschaften geschätzt<br />

und auch direkt als Zahlungsmittel<br />

verwendet.»<br />

hältnisse immer wie<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>t. Eine <strong>der</strong> wenigen<br />

Konstanten war jeweils die Fischerei. Die<br />

Fangmethoden haben sich nur wenig verän<strong>der</strong>t.<br />

Der 1946 geborene Arthur Zimmermann, seit<br />

über 40 Jahren Berufsfischer auf dem Zugersee,<br />

erzählt aus seinem Alltag: «Schon mein Grossvater<br />

war Berufsfischer, er fuhr aber noch auf<br />

dem Vierwaldstättersee. D<strong>am</strong>als waren die Netze<br />

aus Baumwolle, mit Rosshaarleinen und mit<br />

Blei beschwert. Die Netze mussten nach jedem<br />

Gebrauch aufgehängt werden, d<strong>am</strong>it sie nicht<br />

schimmelten – heute, mit den Kunststoffnetzen,<br />

hat man es schon leichter.» Dafür haben die<br />

Fischer heute mit Problemen <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne zu<br />

kämpfen. Vor allem Phosphordünger schadet den<br />

Fischen. Der Dünger wird von <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

zur Produktionssteigerung eingesetzt und gelangt<br />

über das Regenwasser in den See. Im Zugersee<br />

ist die Kontrolle des Phosphatgehaltes noch viel<br />

wichtiger als in an<strong>der</strong>en Seen, denn <strong>der</strong> Zugersee<br />

braucht für einen kompletten Wasseraustausch<br />

15 Jahre. Zum Vergleich: Der Vierwaldstättersee<br />

benötigt dafür nur drei bis vier Jahre.<br />

Phosphate för<strong>der</strong>n das Wachstum von Algen,<br />

durch diese sogenannte Eutrophierung nehmen<br />

die Algen den Sauerstoff auf, <strong>der</strong> vor allem für die<br />

Planktonpopulation, die Nahrung vieler Fische,<br />

überlebenswichtig ist.»<br />

«Mein Arbeitstag beginnt eigentlich <strong>am</strong> Nachmittag»,<br />

fährt Arthur Zimmermann weiter, «dann<br />

lege ich die Netze aus. Nach dem Auslegen geht<br />

es früh zu Bett, da ich im Sommer um drei Uhr<br />

morgens, im Winter um fünf Uhr mit dem Einholen<br />

<strong>der</strong> Netze beginne. Im Sommer bin ich dann<br />

um sechs Uhr in <strong>der</strong> Früh fertig. Dann geht es<br />

ans Filetieren, wir filetieren die meisten Fische<br />

selber, die Rötel ist da die Ausnahme. Gegen zehn<br />

Uhr morgens bin ich d<strong>am</strong>it fertig und liefere den<br />

Fisch aus. Meine Kunden sind vor allem Restaurants.<br />

Nach <strong>der</strong> Auslieferung ist mein Tag abgeschlossen<br />

und <strong>der</strong> ganze Prozess beginnt wie<strong>der</strong><br />

von vorne. So geht das sechs Tage pro Woche.»<br />

Auf dem Zugersee sind noch elf Berufsfischer<br />

aktiv. Arthur Zimmermann gehört mit 65 Jahren<br />

zu den jüngeren: «Fischen ist wie eine Sucht,<br />

viele zieht es bei jedem Wetter hinaus. Auch wenn<br />

ich keinen Nachfolger habe, werde ich wahrscheinlich<br />

bis zu meinem letzten Tag auf den<br />

See fahren.»<br />

Der Seesaibling o<strong>der</strong> Zugerrötel hat den N<strong>am</strong>en<br />

einerseits vom Männchen, das in <strong>der</strong> Laichzeit<br />

einen roten Bauch hat, an<strong>der</strong>erseits von <strong>der</strong> rosa<br />

Farbe seines Fleisches. Die Rötel wurde schon<br />

früh von den Herrschaften geschätzt und auch<br />

direkt als Zahlungsmittel verwendet. Das älteste<br />

datierbare Dokument, in dem Rötel als Zins<br />

aufgeführt sind, st<strong>am</strong>mt von 1281: «Der Hof,<br />

<strong>der</strong> da höret zu Zug, ward ouch versetzt Herrn<br />

Peter von Hünenberg. Der hoff gilt an Zins 24<br />

stuk und giltet an Vischen 6000 Röteli und 600<br />

Balchen…» In mo<strong>der</strong>nem Deutsch heisst dies,<br />

dass <strong>der</strong> Adlige Peter von Hünenberg neben Ge-


treide und Geld jährlich 6000 Rötel und 600 Felchen<br />

als Zins für das Landgut mit Seeanschluss<br />

erhielt. Die Rötel wurden in Folge immer wie<strong>der</strong><br />

in <strong>am</strong>tlichen Dokumenten zu Verpfändungen,<br />

Schenkungen, Verkäufen und vielem mehr erwähnt.<br />

Trotz seiner Bindung an Zug durch die Harmoniemusik<br />

zählt das Portfolio des Baubüros Ruedi<br />

Egli lediglich ein Objekt auf Stadtgebiet, das Mehrf<strong>am</strong>ilienhaus<br />

an <strong>der</strong> Ch<strong>am</strong>erstrasse 24, das er<br />

als Bauleiter im Auftrag <strong>der</strong> Baumag AG realisiert<br />

hat. Die Baumag AG führt uns zum nächsten<br />

Kapitel: zur Schlossgarage Werdenberg.<br />

Mit <strong>der</strong> Bauleitung des Mehrf<strong>am</strong>ilienhauses an <strong>der</strong> Ch<strong>am</strong>erstrasse<br />

24 in Zug hat das Baubüro Ruedi Egli 1994 zum<br />

zweiten Mal nach <strong>der</strong> 67-Häuser-Siedlung in Busslingen<br />

ein Projekt für die Baumag AG von Rolf Blaser umgesetzt.<br />

89


90<br />

AM WERDENBERGERSEE


91


Von <strong>der</strong> Gerberei zum Gourmetlokal<br />

92<br />

«Dieser Bau stellte beson<strong>der</strong>e<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an Ästhetik,<br />

Funktionalität und bauhistorisches<br />

Verständnis.»<br />

Zu den wichtigsten Bauten von Ruedi Egli zählt<br />

die Schlossgarage Werdenberg. Eine behuts<strong>am</strong>e<br />

Renovation des Gebäudes, das wohl aus dem<br />

16. Jahrhun<strong>der</strong>t st<strong>am</strong>mt, wird ergänzt mit dem<br />

neu gebauten Restaurant «Galerie <strong>am</strong> See».<br />

Bauherr ist Rolf Blaser, <strong>der</strong> Inhaber <strong>der</strong> Baarer<br />

Baumag AG, <strong>der</strong> das renovationsbedürftige<br />

Haus, das seit Jahrzehnten seiner F<strong>am</strong>ilie gehört,<br />

in ein beson<strong>der</strong>es Bijou verwandeln wollte.<br />

Wann genau ein frühneuzeitliches Gebäude erbaut<br />

worden ist, lässt sich selten exakt bestimmen.<br />

Meist erschien ein Gebäude erst dann in den<br />

Akten, wenn sein Eigentümer in einen Rechtsstreit<br />

verwickelt war. Dies war auch bei <strong>der</strong> Gerberei<br />

<strong>am</strong> östlichen Ende des Werdenberger Sees<br />

so. Erstmals wurde die Gerberei im Jahr 1565 erwähnt,<br />

als Landvogt Jacob Schuler einen Streit<br />

zwischen Gerber Bartholomeus Schmidt und<br />

dem Werdenberger Müller Hans Forer schlichtete:<br />

Schmidt wollte seiner Gerberei eine mit<br />

Wasser aus dem See angetriebene St<strong>am</strong>pfe beifügen,<br />

um Rinden zu bearbeiten. Der Müller dagegen<br />

bestand darauf, dass nur er Seewasser<br />

nutzen dürfe. Der Landvogt schützte zwar die<br />

Rechte des Müllers, denn die Abgaben <strong>der</strong> Mül-<br />

ler stellten für die Glarner Obrigkeit wichtige<br />

Einnahmen dar, beschränkte aber gleichzeitig<br />

dessen Macht und entschied, die Gerberei dürfe<br />

Wasser abführen, wenn genügend für beide Betriebe<br />

vorhanden sei.<br />

Die Gerberei, also die Verarbeitung von Häuten<br />

zu Le<strong>der</strong>, war ein Industriezweig, <strong>der</strong> für den Verarbeitungsprozess<br />

viel Wasser benötigte. Wenn<br />

ein Metzger einem Tier die Haut abgezogen hatte,<br />

brachte er sie möglichst schnell zum Gerber.<br />

Dieser weichte die Häute zuerst in fliessendem<br />

Wasser ein. Im Fall <strong>der</strong> Gerberei in Werdenberg<br />

brauchte Bartholomeus Schmidt das Wasser<br />

zusätzlich zum St<strong>am</strong>pfen von Eichenrinde. Die<br />

Gerbstoffe wurden nämlich aus <strong>der</strong> Rinde von<br />

Ästen junger Eichen gewonnen. Die Rinde wurde<br />

kurz vor dem eigentlichen Gerbprozess in Wasser<br />

gelaugt, um die darin enthaltenen Gerbstoffe<br />

zu extrahieren. Der Gerber hätte ohne die Bewilligung<br />

des Landvogts zur Nutzung des Wassers<br />

Die Galerie <strong>der</strong> Galerie <strong>am</strong> See. Das Konzept des<br />

Restaurants, das in idyllischer Lage den Gästen die<br />

Zus<strong>am</strong>menstellung ihres Menus von A bis Z überlässt,<br />

ist auch architektonisch konsequent durchgezogen.


93


AM WERDENBERGERSEE<br />

Von <strong>der</strong> Gerberei zum Gourmetlokal<br />

94<br />

Spiel mit neubarocken Elementen: Ruedi Egli lässt dort, wo es passt, manchmal auch spielerische Anklänge an frühere Phasen <strong>der</strong> restaurierten Gerberei zu.


Teil <strong>der</strong> Architektur <strong>der</strong> «Galerie <strong>am</strong> See» ist <strong>der</strong> Werdenbergersee – auch er ist zu einem guten Teil von Menschenhand geformt.<br />

95


AM WERDENBERGERSEE<br />

Von <strong>der</strong> Gerberei zum Gourmetlokal<br />

«Das Haus wurde genutzt<br />

als Gerberei, Schulhaus<br />

und Autogarage.»<br />

96<br />

Bil<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> wechselvollen Geschichte <strong>der</strong> ehemaligen Gerberei <strong>am</strong> Werdenbergersee: Das Haus wurde 1876 bis 1915 als<br />

Schulhaus genutzt (rechts oben), später als Garage. Das Bild rechts unten zeigt das Gebäude unmittelbar vor dem Umbau 2008.


Ruedi Egli begutachtet die Baustelle (links). Das ganze Gebäude wird gereinigt, die Bausubstanz analysiert,<br />

um möglichst viele originale Bauteile erhalten zu können (rechts).<br />

97


AM WERDENBERGERSEE<br />

Von <strong>der</strong> Gerberei zum Gourmetlokal<br />

98<br />

«Die Wohnungen haben den<br />

Charme des Jahrhun<strong>der</strong>te alten<br />

Gebäudes bewahrt.»<br />

aus dem Werdenberger See die Lauge mit den<br />

Gerbstoffen teuer kaufen und sie überdies mit<br />

grossem Aufwand nach Werdenberg transportieren<br />

müssen. Der Gerbvorgang benötigte auch für<br />

alle weiteren Arbeitsschritte Wasser. Die Häute<br />

wurden in einem Säurebad enthaart, die Säure<br />

wurde anschliessend in einem Essig-Wasser-<br />

Bad neutralisiert.<br />

Der Nutzung des Wassers aus dem See k<strong>am</strong> daher<br />

für Gerber Bartholomeus Schmidt eine existenzielle<br />

Bedeutung zu. Für das Geschäft des<br />

Müllers Hans Forer war das Wasser aber genauso<br />

notwendig. Entsprechend naheliegend war es,<br />

dass Gerber und Müller fast in je<strong>der</strong> Generation<br />

vor Gericht miteinan<strong>der</strong> um die Wasserrechte<br />

stritten. Für den Glarner Landvogt – Schloss und<br />

Herrschaft Werdenberg gehörten 1517 bis 1798<br />

dem eidgenössischen Stand Glarus – war die<br />

Sache jeweils delikat. Einerseits musste ihm <strong>der</strong><br />

Müller einen Teil seines Mahllohns abtreten. Zudem<br />

konnte sich <strong>der</strong> Müller auf ältere Rechte<br />

berufen. An<strong>der</strong>seits lag ihm auch das Gerbergeschäft<br />

nahe, da er für Pferdesättel, Reitstiefel<br />

und weitere Produkte an günstigem Le<strong>der</strong> interessiert<br />

war. Es ist zwar nicht nachweisbar,<br />

aber keineswegs auszuschliessen, dass sich <strong>der</strong><br />

Gerber jeweils für die Urteile des Landvogts, die<br />

ihm seine Existenz garantierten, aussergerichtlich<br />

mit Naturalgaben erkenntlich zeigte.<br />

Das 19. Jahrhun<strong>der</strong>t verän<strong>der</strong>te die Welt grundlegend.<br />

Viele Gewerbebetriebe wurden von industriellen<br />

Unternehmen verdrängt, so auch die<br />

Werdenberger Gerberei. Das Haus wurde mehrmals<br />

umgenutzt. Von 1876 bis 1915 fand das Gebäude<br />

bis zur Eröffnung des neuen Sekundarund<br />

Realschulhauses Buchs Verwendung als<br />

Realschulhaus. Eine neue Nutzung ergab sich<br />

dank dem aufkommenden Strassenverkehr nach<br />

dem zweiten Weltkrieg, denn das Gebäude lag<br />

ideal an <strong>der</strong> Durchgangsstrasse durchs Rheintal<br />

von Chur und Sargans nach Rorschach und<br />

St. Gallen. Die Besitzerf<strong>am</strong>ilie Blaser richtete hier<br />

eine Garage ein: Die Schlossgarage Werdenberg.<br />

Der Durchgangsverkehr verläuft mittlerweile auf<br />

<strong>der</strong> A13, doch für den Freizeitverkehr befindet<br />

sich das Gebäude in bevorzugter Lage – allerdings<br />

nicht mehr als Autogarage, son<strong>der</strong>n als<br />

Ausflugsrestaurant. Die «Galerie <strong>am</strong> See» verfügt<br />

über eine effizient eingerichtete Küche und<br />

ein zum See hin verglastes Restaurant. Die Gartenwirtschaft<br />

direkt <strong>am</strong> Wasser lockt bei schönem<br />

Wetter zum Verweilen. Im alten Hausteil hat<br />

das Baubüro Egli stilvolle, zweckmässig ausgestattete<br />

Wohnungen konzipiert und gebaut,<br />

die den Charme des Jahrhun<strong>der</strong>te alten Gebäudes<br />

bewahrt haben und sich dennoch an heutigen<br />

Komfortvorstellungen messen können. Die<br />

behuts<strong>am</strong>e Verbindung <strong>der</strong> alten Bausubstanz<br />

mit passenden mo<strong>der</strong>nen Elementen zu einem<br />

zeitgemässen Bau fügt sich ausgezeichnet in<br />

die geschichtsträchtige Umgebung ein.<br />

Der Um- und Neubau <strong>am</strong> Werdenberger See war<br />

treffend auf die Kompetenzen von Ruedi Egli zugeschnitten.<br />

Er stellte gleichermassen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an Ästhetik, Funktionalität, bauhistorisches<br />

Verständnis – und einen spezifischen emotionalen<br />

Zugang zu einem Haus, das schon manche<br />

Generation hat kommen und gehen sehen.


Was an historischer Bausubstanz intakt geblieben ist, integriert Ruedi Egli gekonnt in ein Ganzes, das allen erfor<strong>der</strong>lichen Komfort des 21. Jahrhun<strong>der</strong>ts bietet.<br />

99


100<br />

PERSPEKTIVEN FÜR OTTENBACH


101


Ein prägendes Projekt für Ottenbach<br />

102<br />

«Ottenbach ist eine Wohngemeinde<br />

mitten in <strong>der</strong> Natur –<br />

und doch ganz nah bei den<br />

städtischen Zentren.»<br />

In den 1960er Jahren war Ottenbach ein ländliches<br />

Dorf, dessen Bevölkerungszahl zwischen<br />

1050 und 1100 schwankte. In den 24 Jahren zwischen<br />

1968 und 1992 verdoppelte sich die Bevölkerung<br />

von 1097 auf 2237 Einwohner innen<br />

und Einwohner. Darauf stagnierte die Bevölkerung<br />

erneut bis 2006. Der neue Wachstumsschub<br />

wurde ausgelöst durch die Einzonung von<br />

Landreserven im Gebiet Fuessmättli/Geeren.<br />

Die Einzonung von Land und <strong>der</strong> Erlass eines<br />

Gestaltungsplans im Jahr 2006 im Gebiet zwischen<br />

den Schulhausanlagen, <strong>der</strong> Geerenstras se<br />

und <strong>der</strong> Zwilliker Strasse ermöglichen in Ottenbach<br />

grös sere Bauten mit einem vorstädtischen<br />

Charakter. Für alle Gebäude ist Minergie®-Standard<br />

vorgeschrieben. Die erste Überbauung in<br />

diesem Gebiet wurde 2010 an <strong>der</strong> Geerenstrasse<br />

fertiggestellt.<br />

Die EG Amrein/von Holzen Sarnen hat das Baubüro<br />

Egli mit <strong>der</strong> Bauleitung <strong>der</strong> Überbauung<br />

<strong>am</strong> Pila tus weg betraut, die sich im Sommer<br />

2011 mit zwölf Eigentums- und sieben Mietwohnungen<br />

im Bau befindet. Bauherr Elmar<br />

von Holzen beschreibt die Vorzüge <strong>der</strong> Lage:<br />

«Die Wohnungen liegen optimal, wenige Gehminuten<br />

vom Schulhaus und dem Dorfzentrum<br />

mit Läden, Restaurants und Postautohaltestelle<br />

entfernt, und doch ausgesprochen ruhig, <strong>am</strong><br />

Rand <strong>der</strong> Bauzone, frei von Verkehrslärm. Die<br />

öffentlichen Verkehrsmittel verbinden Ottenbach<br />

im Halbstundentakt mit Affoltern, Zürich<br />

und Zug. Mit <strong>der</strong> A4 sind Zürich und Zug nur<br />

noch gut eine Viertelstunden entfernt. Das<br />

Reusstal und die angrenzenden Moränenzüge<br />

laden ein zu Erholung und Sport. Ottenbach ist<br />

eine Wohngemeinde mitten in <strong>der</strong> Natur – und<br />

doch ganz nah bei den städtischen Zentren.»<br />

Die grösste <strong>der</strong> neuen Überbauungen heisst<br />

«Chappeli» und wird von <strong>der</strong> Baubüro Egli GmbH<br />

konzipiert und umgesetzt. Bauherren sind<br />

Jakob und Esther Hauenstein aus Ottenbach. In<br />

einer ersten Etappe, werden zwei grosszügig<br />

dimensionierte Häuser erstellt mit zwölf Mietwohnungen<br />

von 3½ bis 5½ Zimmern und Bruttogeschlossflächen<br />

von 118 bis 147 Quadrat metern.<br />

Der Spatenstich zu diesem neuen Kapitel in <strong>der</strong><br />

Ottenbacher Baugeschichte findet im Herbst<br />

2011 statt. Insges<strong>am</strong>t umfasst das Projekt<br />

«Chappeli» 44 Wohnungen.


Die Baubüro Egli GmbH hat zus<strong>am</strong>men mit <strong>der</strong> Enzler Bauunternehmung AG Walchwil das Baukonsortium Rigiblick gebildet,<br />

um 14 preisgünstige Eigentumswohnungen in bester Lage in Ottenbach zu errichten, die im Sommer 2011 bezogen werden konnten.<br />

103


PERSPEKTIVEN FÜR OTTENBACH<br />

Ein prägendes Projekt für Ottenbach<br />

104 Ein innovatives Projekt für betreutes Wohnen im Alter, das die Baubüro Egli GmbH konzipiert hat, konnte nicht verwirklicht werden, weil die Ottenbacher<br />

Stimmberechtigten die Gestaltungsplan-Än<strong>der</strong>ung verwarfen, die n<strong>am</strong>entlich Flachdachbauten und eine Reduktion <strong>der</strong> Parkplatzzahl erlaubt hätte ...


... dafür verwirklichen jetzt die Bauherren, Jakob und Esther Hauenstein, mit <strong>der</strong> Baubüro Egli GmbH<br />

zus<strong>am</strong>men das Projekt «Chappeli», das grosszügigen Wohnraum für 44 F<strong>am</strong>ilien bietet.<br />

105


106<br />

WERKVERZEICHNIS / BIBLIOGRAFIE


107


WERKVERZEICHNIS<br />

Repräsentative Auswahl aus dem vielfältigen Schaffen <strong>der</strong> Baubüro Egli GmbH<br />

Objekt Ort Adresse Bauzeit Bauherr GU Funktion<br />

Baubüro Egli<br />

Wohnhaus 8913 Ottenbach Fuessmättli 3 1984 Projekt bis<br />

Ruedi Egli<br />

Abrechnung<br />

84 Eigentums- 5400 Baden Chappelehof 1989-91 Arnold Mathis Projekt und<br />

wohnungen<br />

Bauleitung<br />

Siedlungen 5415 Nussbaumen 1989-91 Arnold Mathis Projekt und<br />

Bauleitung<br />

Umbau Restaurant 5400 Ennetbaden 1991 Max Meier Projekt<br />

«Helvetia»<br />

Wohnhaus – 5430 Wettingen 1991 Adolf Rüegge, Zug Projekt bis<br />

Fassadenrenovation<br />

Abrechnung<br />

Wohnhaus – Umbau 8913 Ottenbach 1991-92 Peter Schär Projekt bis<br />

Abrechnung<br />

Wohnüberbauung 6330 Ch<strong>am</strong> 1991-92 Alfred Müller AG, Bauleitung<br />

«Löbermatt»<br />

Baar<br />

16R-EFH 8934 Knonau «Im Eschfeld» 1991-93 AWZ & Partner AG Bauleitung<br />

Walter Ziegler<br />

67 Häuser 5453 Busslingen Im Häusler 1991-95 Baumag AG, Baar Bauleitung<br />

Garagenanbau 8913 Ottenbach 1991-99 Peter Seematter Projekt<br />

an bestehendes<br />

Wohnhaus<br />

Garage, Pergola, 5442 Fislisbach 1991-99 Roman Kuhn-Rüegge Projekt bis<br />

Balkonerweiterung<br />

Abrechnung<br />

Einf<strong>am</strong>ilienhaus 8913 Ottenbach Rüchligstr. 4 1992-93 Stephen Projekt bis<br />

mit Doppelgarage Mühlethaler Abrechnung<br />

108<br />

Dachstockausbau 8037 Zürich Wibichstr. 74 1992-94 Margrit Rub Nat, Projekt bis<br />

Egg<br />

Abrechnung


Objekt Ort Adresse Bauzeit Bauherr GU Funktion<br />

Baubüro Egli<br />

Umbauprojekte mit Castelletto Merli, Via Cosso 32 und 61 1992-94 Margrit Rub Nat Projekt<br />

Gartengestaltung im Italien und Arie Nat-Rub<br />

Rebberg<br />

Renovation 8046 Zürich Wehntalerst. 461 1993 Projekt bis<br />

Mehrf<strong>am</strong>ilienhaus<br />

Abrechnung<br />

1 Doppel-EFH 8912 Obfelden Im Baumgarten 9 1993-94 Ruth Zingg, Projekt bis<br />

1 EFH Roger Hofmann, Abrechnung<br />

Werner Maerki<br />

2 EFH 8913 Ottenbach Lanzenweg 1993-94 Otto Funk, Projekt bis<br />

Daniel Gut<br />

Abrechnung<br />

Bauernhaus 9030 Abtwil Hochdorferstr. 25 1993-94 Markus Rüttimann Projekt bis<br />

Abrechnung<br />

Wohn- und 8908 Hedingen Hofacherstr. 2 1994 A. de Luigi Bauleitung für<br />

Geschäftshaus<br />

Walter Ziegler<br />

Mehrf<strong>am</strong>ilienhaus 6300 Zug Ch<strong>am</strong>erstr. 24 1994-98 Baumag AG, Baar Bauleitung<br />

3 Wohnungen 5430 Wettingen Austr. 19 1995 Adolf Rüegge, Zug Renovation, Projekt<br />

bis Abrechnung<br />

40 Eigentums- 5212 Hausen Römerstr. 1-5 1996 Baumag AG, Baar Bauleitung<br />

wohnungen bei Brugg Rolf Blaser/Josef Egloff<br />

Rin<strong>der</strong>- und 5634 Merenschwand Zürichstr. 21 1998 Hansruedi Brun Projekt und<br />

Maststall<br />

Ausführung<br />

1 Doppel-EFH, 8913 Ottenbach Engelwiese 1998 Michele und Teresa Lauria-D’Angelo, Projekt bis<br />

2 freistehende EFH Nils Gumpricht und Regina Wendel; Abrechnung<br />

Nelly und Ralph Bänziger-Geissbühler;<br />

Alice Chirco<br />

Umbau bestehendes 8913 Ottenbach Zwillikerstr. 12 1998-99 Jakob Hauenstein-Sidler Projekt bis<br />

Wohnhaus<br />

Abrechnung<br />

109


WERKVERZEICHNIS<br />

Repräsentative Auswahl aus dem vielfältigen Schaffen <strong>der</strong> Baubüro Egli GmbH<br />

Objekt Ort Adresse Bauzeit Bauherr GU Funktion<br />

Baubüro Egli<br />

6 EFH «Tobelbach» 8913 Ottenbach 1998-2000 Generalunternehmer Projekt bis<br />

Baubüro Egli<br />

Abrechnung<br />

Kin<strong>der</strong>garten 5628 Aristau Schulstr. 6 1999 Wey Elementbau, Bauleitung und<br />

Villmergen<br />

Submission<br />

Einf<strong>am</strong>ilienhaus 5634 Merenschwand Bündten 24 1999 Michael Waser, Projekt bis<br />

mit Doppelgarage Michèle Pabst Abrechnung<br />

Kin<strong>der</strong>spital 8032 Zürich Steinwiesstr. 75 1999-2000 Variel AG, Detailplanung, Bau-<br />

Villmergen<br />

leitung, Submission<br />

EFH 5443 Nie<strong>der</strong>rohrdorf Esterlistr. 1 2000-01 Christa und Roland Projekt bis<br />

Heimgartner<br />

Abrechnung<br />

Gewerbehalle 6332 Hagendorn 2001-02 Daniel Häfliger Projekt bis<br />

Steinhausen<br />

Abrechnung<br />

4-F<strong>am</strong>ilienhaus 5430 Wettingen Austr. 24 2002-03 Adolf Rüegge, Zug Projekt bis<br />

Abrechnung<br />

Schulhaus 8105 Regensdorf 2003 Wey Elementbau, Bauleitung und<br />

Villmergen<br />

Submission<br />

«Lindenbergblick» 8913 Ottenbach 2003-04 Projekt bis<br />

Abrechnung<br />

4-F<strong>am</strong>ilien-Haus 8932 Mettmenstetten Püntenstr. 5 2003-04 Konsortium Projekt, Verkauf,<br />

Planung, Bauleitung,<br />

Abrechnung<br />

1x 4-F<strong>am</strong>.Haus 8913 Ottenbach 2004-06 Konsortium Projekt, Verkauf,<br />

1x 9-F<strong>am</strong>.Haus «Othli» Planung, Bauleitung,<br />

«Othli»<br />

Abrechnung<br />

110<br />

1-3 F<strong>am</strong>.Haus, 8913 Ottenbach 2005-07 Konsortium Projekt bis<br />

1-6 F<strong>am</strong>.Haus «Püntenplätzli» Abrechnung<br />

«Püntenplätzli»


Objekt Ort Adresse Bauzeit Bauherr GU Funktion<br />

Baubüro Egli<br />

Wohnhaus 8913 Ottenbach Affolternstr. 20 2006 Walter und Yvonne Projekt bis<br />

Häusermann<br />

Abrechnung<br />

Kafi «Othli» 8913 Ottenbach 2007-08 Ruedi Egli, Projekt bis<br />

Ottenbach<br />

Abrechnung<br />

Renovation 8913 Ottenbach 2007-08 Politische Gemeinde Projekt bis<br />

Gemeindehaus<br />

Abrechnung<br />

Projektstudie 8913 Ottenbach 2007-09 Jakob und Esther Projekt<br />

«Betreutes Wohnen<br />

Hauenstein-Sidler<br />

im Alter», 74 Wohnungen<br />

Umbauten 8912 Obfelden 2007-09 F<strong>am</strong>ilie Kummer Projekt bis<br />

Restaurant Löwen<br />

Abrechnung<br />

Schlossgarage 9470 Buchs St. Gallerstr. 33 2008-09 Rolf Blaser, Baar Projekt bis<br />

Werdenberg<br />

Abrechnung<br />

und Restaurant<br />

«Galerie <strong>am</strong> See»<br />

Ergotherapie-Praxis 8906 Bonstetten 2009 Bianca Berg<strong>am</strong>aschi, Projekt bis<br />

Wettswil<br />

Abrechnung<br />

Umbauten Scheune 8913 Ottenbach Zwillikerstr. 12 Jakob Projekt bis<br />

Hauenstein-Sidler<br />

Abrechnung<br />

Wohnüberbauung 8913 Ottenbach Pilatusweg 2010-11 von Holzen Bauleitung<br />

Pilatusweg, 3 MFH<br />

Immobilien,<br />

mit 19 Wohnungen<br />

Sarnen<br />

Eigentumswohnungen, 8913 Ottenbach Rigiblick 1 2010-11 Konsortium mit Enzler Projekt bis<br />

14-F<strong>am</strong>ilien-Haus Bauunternehmung AG, Abrechnung<br />

Walchwil<br />

Wohnüberbauung 8913 Ottenbach 2011- Jakob und Esther Projekt bis<br />

«Chappeli, Hauenstein Abrechnung<br />

44 Mietwohnungen»<br />

111


BIBLIOGRAFIE<br />

Fachliteratur für die historischen Ausführungen<br />

WALTER DRACK und RUDOLF FELLMANN,<br />

Die Römer in <strong>der</strong> Schweiz, Stuttgart 1988.<br />

KARL LÜÖND, Für Kind und F<strong>am</strong>ilie, Der Weg des<br />

Kin<strong>der</strong>spitals ins 21. Jahrhun<strong>der</strong>t, Zürich 2004.<br />

HANS CONRAD PEYER, Verfassungsgeschichte<br />

<strong>der</strong> alten Schweiz, Zürich 1978.<br />

GEMEINNÜTZIGE GESELLSCHAFT DES<br />

BEZIRKES AFFOLTERN (GGA), Das Knonauer<br />

Amt im Brennpunkt <strong>der</strong> Reformation,<br />

Neue Kirchen und kirchliche Erneuerung<br />

um 1500, Neujahrsblatt 2011.<br />

HELMUT MEYER und BERNHARD SCHNEIDER,<br />

Mission und Diakonie, Die Geschichte <strong>der</strong><br />

Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich,<br />

Mitteilungen <strong>der</strong> Antiquarischen Gesellschaft<br />

Zürich 2011.<br />

HANS ULRICH PFISTER, Die Auswan<strong>der</strong>ung aus<br />

dem Knonauer<strong>am</strong>t 1648-1750, Zürich 1987.<br />

BERNHARD SCHNEIDER, Ottenbachs Bevölkerung<br />

im Wandel <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong>, Ottenbach 1986.<br />

HANS-JÖRG GILOMEN, SÉBASTIEN GUEX,<br />

BRIGITTE STUDER (HRSG.), Von <strong>der</strong> Barmherzigkeit<br />

zur Sozialversicherung, Umbrüche<br />

und Kontinuitäten vom Spätmittelalter bis<br />

zum 20. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

CHARLOTTE KUNZ BOLT, Kleinkraftwerk <strong>der</strong><br />

ehemaligen Weberei Haas in Ottenbach, Umweltpraxis<br />

Nr. 18, Dezember 1998, S. 12 – 14.<br />

JOHANN GEORG NEUBRAND, Die Gerbrinde mit<br />

beson <strong>der</strong>er Beziehung auf die Eichen schäl wald-<br />

Wirthschaft, für Forstwirthe, Waldbesitzer und<br />

Gerber, Frankfurt <strong>am</strong> Main 1869.<br />

PETER NIEDERHÄUSER (Hrsg.), Die Habs burger<br />

zwischen Aare und Bodensee, Miteilungen <strong>der</strong><br />

Antiquarischen Gesellschaft Zürich 2010.<br />

BERNHARD SCHNEIDER (Hrsg.), Alltag in <strong>der</strong><br />

Schweiz seit 1300, Zürich 1991.<br />

MAX WERDER, Sanierung <strong>der</strong> Reusstal ebene,<br />

Aarau 1982.<br />

112<br />

IMPRESSUM<br />

Auftraggeber: Baubüro Ruedi Egli GmbH,<br />

Fuessmättli 3, 8913 Ottenbach,<br />

www.baubueroegli.ch<br />

Text und Konzept: Bernhard Schnei<strong>der</strong><br />

Gestaltung: Erika Schmid<br />

Fotografie: Bernhard Schnei<strong>der</strong> und<br />

Erika Schmid<br />

Druck: Freiburg Grafische Betriebe<br />

Verlag: Schnei<strong>der</strong> Communications AG,<br />

Isenbergstrasse 36. Postfach 77, 8913 Ottenbach<br />

© www.schnei<strong>der</strong>com.ch, August 2011<br />

ISBN: 978-3-9523203-7-2<br />

Preis: 45 CHF


RUBRIK<br />

Thema<br />

20 JAHRE BAUBÜRO RUEDI EGLI GMBH<br />

Bernhard Schnei<strong>der</strong> DREHEN AM RAD DER ZEIT Geschichten aus <strong>der</strong> Umgebung mo<strong>der</strong>ner Bauten

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!