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Drehen-am-Rad-der-Zeit

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IM STAMMGEBIET DER HABSBURGER<br />

Die Axt im Haus erspart den Zimmermann<br />

42<br />

«Sie nahmen die Axt<br />

und vertrieben den<br />

Zimmermann.»<br />

Adelsf<strong>am</strong>ilien aus <strong>der</strong> Stadt. Als Gegenleistung<br />

erhielten die Handwerkerzünfte die Hälfte <strong>der</strong><br />

Ratssitze, während die siegreichen Adelsf<strong>am</strong>ilien<br />

die übrigen Ratssitze einnahmen.<br />

Interne Fehden waren in dieser <strong>Zeit</strong> aber überall<br />

gang und gäbe. Sie schwächten zwar die Stadt<br />

Zürich, aber auch <strong>der</strong>en Feinde, allen voran<br />

Schwyz und die übrigen Innerschweizer Stände.<br />

Diese griffen Zürich jeweils an, wenn die Limmatstadt<br />

als K<strong>am</strong>pfmassnahmen die lebensnotwendige<br />

Getreidezufuhr aus Süddeutschland<br />

in die alpinen Viehwirtschaftsgebiete unterband.<br />

Beide Seiten, die Zürcher und die Innerschweizer,<br />

baten in dieser <strong>Zeit</strong> voller Krisen regelmässig<br />

die Habsburger um Hilfe. Deren Interesse<br />

an den Gebieten um ihre St<strong>am</strong>mburg herum<br />

sank aber im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t deutlich, da sie den<br />

Schwerpunkt ihrer Herrschaft nach Wien verlagerten<br />

und – dank diesem Schritt – zu einer Dynastie<br />

von ges<strong>am</strong>teuropäischer Bedeutung aufstiegen.<br />

Der Rückzug <strong>der</strong> Habsburger aus dem<br />

Schweizer Mittelland führte zu einer zusätzlichen<br />

Unsicherheit. Um diese zu beseitigen, liessen<br />

sich 1415 Zürich, Glarus, Schwyz, Unterwalden,<br />

Luzern und Zug von König Sigismund<br />

motivieren, gemeins<strong>am</strong> das Frei<strong>am</strong>t zu erobern<br />

und von dort her mit Unterstützung von Bern nach<br />

Baden vorzustossen. Die gemeins<strong>am</strong>e Verwaltung<br />

des Aargaus hielt indes Zürich und Schwyz<br />

nicht davon ab, 1436 im Rahmen des Alten Zürichkriegs,<br />

<strong>der</strong> bis 1450 wütete, die Waffen wie<strong>der</strong><br />

gegeneinan<strong>der</strong> zu richten. Bis zum letzten<br />

Krieg auf Schweizer Territorium, dem Son<strong>der</strong>bundskrieg<br />

1847, fanden Zürich und die inneren<br />

Orte immer wie<strong>der</strong> einen Grund, um gegeneinan<strong>der</strong><br />

zu kämpfen. Oft wurde dabei unser Gebiet<br />

in Mitleidenschaft gezogen, da die Bevölkerung<br />

vor den Schlachten die Truppen ernähren<br />

musste. Nach <strong>der</strong> Schlacht zogen in <strong>der</strong> Regel<br />

sowohl die siegreichen als auch die unterlegenen<br />

Soldaten plün<strong>der</strong>nd durch die Gegend. Beson<strong>der</strong>s<br />

betroffen war die Umgebung von Ottenbach<br />

von <strong>der</strong> Schlacht bei Kappel 1531.<br />

Doch zurück in die <strong>Zeit</strong>, als Habsburg in unserem<br />

Gebiet noch dominierte: Eine Stärke des<br />

Aargauer Adelsgeschlechts war ihre mo<strong>der</strong>ne<br />

Verwaltung. Viel früher als in den Ständen, die<br />

nach und nach zum eidgenössischen Bündnisgeflecht<br />

stiessen, verfügten sie nicht nur über<br />

Kanzlisten, die in <strong>der</strong> Lage waren, Verträge zu<br />

formulieren, son<strong>der</strong>n auch über Verhandlungsdelegationen<br />

mit juristischen Kenntnissen. Die<br />

staatsrechtlich bedeuts<strong>am</strong>sten Verträge jener<br />

<strong>Zeit</strong> st<strong>am</strong>mten daher von ihnen. So ist es nicht<br />

verwun<strong>der</strong>lich, dass <strong>der</strong> erste Vertrag auf dem<br />

Weg zur Eidgenossenschaft, <strong>der</strong> bereits d<strong>am</strong>als<br />

als bedeuts<strong>am</strong> wahrgenommen wurde, <strong>der</strong>jenige<br />

Zürichs mit den inneren Orten von 1351 war,<br />

dem 1353 – auf Betreiben <strong>der</strong> Stadt Zürich – <strong>der</strong>jenige<br />

mit Bern folgte. Das Knowhow für diesen<br />

Vertrag st<strong>am</strong>mte allerdings von den Habsburgern:<br />

Zürich hatte über die Landfriedensverträge<br />

mit dem mächtigen Adelshaus hinaus eine<br />

weiterführende Vereinbarung ausgehandelt, die<br />

zwar nie besiegelt wurde, doch <strong>der</strong> Stadt Zürich<br />

eine Vorlage für einen staatsrechtlich bedeuts<strong>am</strong>en<br />

Vertrag gab. Gleichs<strong>am</strong> standen die<br />

Habs burger d<strong>am</strong>it unfreiwillig Pate für das eidgenössische<br />

Bündnisgeflecht, das um die Mitte

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