Drehen-am-Rad-der-Zeit
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
BAUTEN JENSEITS DER REUSS<br />
Reformation, Zölle und Brückenbau<br />
74<br />
«Die Bauten in Abtwil, Aristau und<br />
Merenschwand sind charakteristisch<br />
für das Knowhow von Ruedi<br />
Egli im Umgang mit Holz.»<br />
Voraussetzung, dass die beiden Kantone einen<br />
Beitrag leisteten. Nun ging es plötzlich rasch,<br />
noch im selben Jahr hiessen die beiden Kantone<br />
einen Subventionsbeitrag gut. Gefahr drohte<br />
nun von <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite, genau genommen<br />
von Obfelden, das sich 1847 von Ottenbach abgelöst<br />
hatte, und Merenschwand: Diese beiden<br />
Gemeinden wollten ihrerseits das «Fahr» von<br />
Rickenbach durch eine Brücke ersetzen. Die<br />
Front verlief nun nicht mehr zwischen den<br />
links- und rechtsufrigen Gemeinden, son<strong>der</strong>n<br />
zwischen Merenschwand und Obfelden einerseits,<br />
Muri und Ottenbach an<strong>der</strong>seits, die sich<br />
nun ein Wettrennen um die Eröffnung ihrer Brücke<br />
lieferten. Am 30. Mai 1864 wurde die Bahnlinie<br />
feierlich eröffnet. Am 24. Juli folgte die<br />
Eröffnung <strong>der</strong> Brücke bei Rickenbach – Merenschwand<br />
und Obfelden hatten sich für eine<br />
Holzkonstruktion entschieden, um <strong>Zeit</strong> zu gewinnen.<br />
Am 28. August 1864 folgte die Eröffnung<br />
<strong>der</strong> aus Metall konstruierten Brücke bei<br />
Ottenbach. Im Nachhinein erwies sich die Nie<strong>der</strong>lage<br />
bei <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> Brücke als Vorteil:<br />
Die Rickenbacher Brücke wurde 1874 bei<br />
einem Hochwasser weggeschwemmt, während<br />
die Ottenbacher Konstruktion den Fluten standhielt.<br />
Nun wurde auch die Rickenbacher Brücke<br />
aus Metall konstruiert und 1876 wie<strong>der</strong> eröffnet.<br />
Die Ottenbacher Brücke hatte Bestand bis<br />
1955, als sie angesichts <strong>der</strong> immer schwerer<br />
werdenden Transportfahrzeuge durch die heutige<br />
Brücke ersetzt wurde.<br />
Die Bundesverfassung von 1848 schuf Nie<strong>der</strong>lassungsfreiheit<br />
für die Angehörigen bei<strong>der</strong><br />
Konfessionen und d<strong>am</strong>it die Möglichkeit, das<br />
Reussufer legal zu wechseln. Seit 1864 erleichterten<br />
die beiden Brücken den Austausch über<br />
die Reuss hinweg. Doch diese Möglichkeit wurde<br />
nur wenig genutzt. Wenn Beziehungen gepflegt<br />
wurden, dann zwischen Ottenbach und<br />
Muri, also auf <strong>der</strong> Achse, die gemeins<strong>am</strong> für<br />
eine Brücke gekämpft hat. Ein Anziehungspunkt<br />
war die Merenschwan<strong>der</strong> Fastnacht –<br />
<strong>der</strong>en Besuch Zürchern bis 1831 untersagt war<br />
–, doch zog es Ottenbacher Fasnächtler eher<br />
ins benachbarte Jonen diesseits <strong>der</strong> Reuss. Mit<br />
<strong>der</strong> Gründung einer eigenen Fasnacht gemeins<strong>am</strong><br />
mit den Guggen von Jonen im Jahr 1980<br />
holte Ottenbach diesbezüglich den Rückstand<br />
zu Merenschwand auf.<br />
Bis heute scheinen die alten Spannungen zwischen<br />
Merenschwand und Ottenbach noch nicht<br />
ganz überwunden zu sein. Bei Schlägereien,<br />
sollten sich je solche ereignen, seien meist Zürcher<br />
die Schuldigen, da es <strong>der</strong>artige Auswüchse<br />
im Aargau nicht gebe, hört man jenseits <strong>der</strong><br />
Reuss. Und wem für den Ausgang we<strong>der</strong> das<br />
Aargauer noch das Luzerner Angebot ausreicht,<br />
<strong>der</strong> geht – ausser höchstens einmal in die Ottenbacher<br />
«Güggel-Bar» im Weiler Rickenbach<br />
– gleich ins richtige Zürich: in die Stadt.<br />
Ganz im Gegensatz zu dieser Aussage hat das<br />
Baubüro Egli in Merenschwand zwei Projekte,<br />
im benachbarten Aristau eines umgesetzt: 1998<br />
hat Ruedi Egli für Hansruedi Brun einen gros-