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Drehen-am-Rad-der-Zeit

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Reformation, Zölle und Brückenbau<br />

66<br />

«Für die Gebiete des heutigen<br />

Kantons Zürich war die<br />

Reformation eine Wendezeit.»<br />

Ruedi Eglis hat mit seinem Baubüro zahlreiche<br />

Gebäude auf <strong>der</strong> linken Seite <strong>der</strong> Reuss gebaut<br />

o<strong>der</strong> renoviert. Dies ist heute kein Problem<br />

mehr. In früheren Jahrhun<strong>der</strong>ten dagegen waren<br />

den Aktivitäten <strong>der</strong> Ottenbacher in katholischen<br />

Gebieten – und umgekehrt – enge<br />

Schranken gesetzt, die weit über gesetzliche<br />

Verbote hinausgingen. Beson<strong>der</strong>s die Beziehungen<br />

zu Merenschwand waren historisch belastet.<br />

Heute ist das Verhältnis nicht eng, aber<br />

unverkr<strong>am</strong>pft.<br />

Für die Gebiete des heutigen Kantons Zürich<br />

war die Reformation eine Wendezeit. Im Mittelalter<br />

verfügten verschiedene Adlige und Klöster<br />

über ein komplexes Gewirr von Ansprüchen. Da<br />

viele dieser Rechte nur mündlich überliefert<br />

waren, k<strong>am</strong> den älteren Männern aus dem gehobenen<br />

Bauernstand viel Gewicht zu, denn sie,<br />

die «ehrbaren Männer», waren es, die sich mit<br />

den Vertretern <strong>der</strong> Adligen und Klöster über<br />

das geltende Recht einigten. Als lokale Be<strong>am</strong> -<br />

te nahmen sie gleichzeitig Funktionen in Vertretung<br />

von Adligen o<strong>der</strong> Klöstern wahr. Ab dem<br />

14. Jahrhun<strong>der</strong>t verstärkte die Stadt Zürich ihren<br />

Einfluss in <strong>der</strong> Landschaft. Dies war <strong>der</strong><br />

hiesigen Bevölkerung keineswegs angenehm,<br />

denn die städtische Herrschaft war viel autoritärer<br />

und straffer organisiert, als man es von<br />

den kleinen Adligen gewöhnt war.<br />

Im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t gelang es Zürich, praktisch<br />

alle Ansprüche Adliger im Gebiet des heutigen<br />

Kantons zu übernehmen. Einziger Konkurrent<br />

auf dem Weg zu einer vollständigen Beherrschung<br />

<strong>der</strong> Landschaft blieb die Kirche. Und in<br />

diese Kirche investierten die Untertanen zwischen<br />

1470 und 1520 so viel wie nie zuvor. In den<br />

Kirchgemeinden des heutigen Kantons Zürich<br />

wurden rund 100 von 200 Kirchen ganz o<strong>der</strong> in<br />

wesentlichen Teilen neu gebaut. Oft entschied<br />

die Kirchgemeinde, also die Vers<strong>am</strong>mlung <strong>der</strong><br />

Untertanen, diese Bauten auf eigene Kosten auszuführen.<br />

Sowohl künstlerisch als auch technisch<br />

übertrafen diese Bauten alles vorher da gewesene.<br />

Im heutigen Bezirk Affoltern wurden zwischen<br />

1480 und 1520 gar neun von zwölf Kirchen<br />

neu o<strong>der</strong> umgebaut. So erhielt Ottenbachs<br />

Kirche 1485 einen neuen Chor und Turm.<br />

Diese fromme Stimmung än<strong>der</strong>te sich in den<br />

frühen 1520er Jahren unvermittelt. Bestellungen

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