PUBLIC PRIVATE CONCEPTS
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KONZEPTE<br />
ÖFFENTLICH ZUGÄNGLICHE FINANZBERICHTERSTATTUNG ALS VOLKSWIRTSCHAFTLICHES ERFORDERNIS<br />
FER 21 – Vorreiterrolle der Schweiz bei der Finanzberichterstattung<br />
von Nonprofit-Organisationen<br />
bs. Die Finanzen von Institutionen, die substanziell von Spenden und Subventionen finanziert werden, stehen unter<br />
besonderer Beobachtung sowohl des Staates als auch der spendenden Öffentlichkeit. Da viele Nonprofit-Organisationen<br />
(NPO) parastaatliche Aufgaben erfüllen, ist eine öffentlich zugängliche, vergleichbare Finanzberichterstattung<br />
auch ein volkswirtschaftliches Erfordernis. Der Zwischenbericht zur bedarfsgerechten Rechnungslegung für NPO<br />
empfiehlt, die Jahresrechnung jeweils auf der Homepage der betreffenden Organisation zu publizieren, um ohne<br />
nennenswerten Aufwand Transparenz zu schaffen.<br />
Zwei Defizite ortet das Projektteam im Zwischenbericht<br />
zum KTI-Projekt «Bedarfsgerechte Rechnungslegung<br />
und Berichterstattung für schweizerische<br />
Nonprofit-Organisationen» (siehe Kasten S.9)<br />
bei der Rechnungslegung von NPO: Erstens bestehe<br />
ein Forschungsdefizit im Bereich der Rechnungslegung<br />
von NPO, dies im Gegensatz zum gut erforschten<br />
Profitbereich. Zweitens sei eine Diskrepanz<br />
zwischen der nationalen Überwachung der<br />
Rechnungslegung und der oft grenzüberschreitenden<br />
Tätigkeit der NPO feststellbar.<br />
Die Schweiz habe 2003 mit dem speziell für NPO<br />
entwickelten Standard FER 21 in einer vornehmlich<br />
durch Soft Law regulierten Branche eine Vorreiterrolle<br />
übernommen. Die Analyse der Geschäftsberichte<br />
von 331 verschiedenen NPO ergebe, dass sich<br />
die Qualität der Rechnungslegung von NPO seit der<br />
Einführung von FER 21 und dessen Verbindlichkeitserklärung<br />
durch die ZEWO deutlich verbessert<br />
habe. Ziel des oben erwähnten KTI-Forschungsprojekts<br />
ist, das «aktuelle schweizerische NPO-Rechnungsmodell»<br />
vertieft zu analysieren, diskutieren<br />
und evaluieren, auch im Vergleich mit jenen gemeinnützigen<br />
Organisationen, die Swiss GAAP FER<br />
(noch) nicht anwenden.<br />
Im KTI-Projekt werden vier Typen von NPO unterschieden:<br />
• Staatlich subventionierte NPO<br />
• Entwicklungsorganisationen (NGO)<br />
• Förder- und Vergabestiftungen<br />
• Leistungserbringende privat finanzierte NPO<br />
Der vorliegende Artikel fokussiert die erste Gruppe,<br />
die staatlich subventionierten NPO, die namentlich<br />
Heime für Menschen mit Behinderung und Jugendheime<br />
umfasst. Nach dem Zufallsprinzip wurden<br />
in diesem Bereich 137 der 1280 in der Schweiz<br />
aktiven Institutionen analysiert. Der Medianwert<br />
der Bilanzsumme staatlich subventionierter NPO<br />
liegt bei 8.4 Mio. CHF. Bezüglich der Rechtsform<br />
handelt es sich überwiegend um Stiftungen. Die<br />
Angaben über die Anzahl Mitarbeitender sind uneinheitlich<br />
und lückenhaft, was einen systematischen<br />
Vergleich erschwert. Diese Gruppe hat beispielsweise<br />
häufig keine Angaben darüber gemacht,<br />
nach welchen Normen ihre Rechnung abgeschlossen<br />
wird – dementsprechend kann vermutet werden,<br />
dass die meisten FER nicht anwenden.<br />
Passivseite in der NPO-Bilanz<br />
unterscheidet sich<br />
Grundsätzlich unterscheidet sich die Aktivseite der<br />
NPO-Bilanz nicht von derjenigen eines profitorientierten<br />
Unternehmens. Auf der Passivseite besteht<br />
zwischen Stiftungen und Vereinen auf der einen<br />
sowie Aktiengesellschaften und Gesellschaften mit<br />
beschränkter Haftung auf der anderen Seite der<br />
Unterschied, dass das Eigenkapital nur im Rahmen<br />
des – eng definierten – Stiftungszwecks zur freien<br />
Verfügung steht. Die Ausstattung mit Eigenkapital<br />
von durchschnittlich 36 Prozent der Bilanzsumme<br />
ist bei den staatlich subventionierten NPO relativ<br />
gering. Lediglich 26 Prozent der untersuchten Jugend-<br />
und Behindertenheime weisen Rückstellungen<br />
auf, da die kantonalen Subventionsbestimmungen<br />
die Bildung von Rückstellungen teilweise<br />
stark einschränken.<br />
FER 21 unterscheidet zwischen der qualitativen Effektivität<br />
als Mass für die Wirksamkeit der Handlungen<br />
einer Organisation und der Effizienz als<br />
quantitatives Mass für die Wirtschaftlichkeit des<br />
Mitteleinsatzes. Entsprechend der vielfältigen Zielsetzungen<br />
der NPO belässt FER viel Spielraum bei<br />
der Verfassung des Leistungsberichts und verzich<br />
8 <strong>PUBLIC</strong> <strong>PRIVATE</strong> <strong>CONCEPTS</strong> I November 2011