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REGJO SÜDOSTNIEDERSACHSEN - HEFT II 2015 - Verantwortung - Teaser

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel. regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren. regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland. regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern. regjo • zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region • gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens • porträtiert die Vordenker der Region • stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor • berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und ihre liebenswerten Besonderheiten regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

regjo ist DAS Regional-Journal aus dem Herzen der Region für Südostniedersachsen regjo erscheint sechs mal jährlich in den Städten Braunschweig, Salzgitter und Wolfsburg sowie in den Landkreisen Gifhorn, Goslar, Helmstedt, Peine und Wolfenbüttel. regjo wendet sich an alle Menschen, die in Südostniedersachsen leben, arbeiten, oder sich für die Region interessieren. regjo landet direkt auf den Schreibtischen der Entscheider in Südostniedersachsen, aber auch in den Business-Lounges mehrerer Flughäfen im Inland und im deutschsprachigen Ausland. regjo will die Menschen in Südostniedersachsen und Interessenten von außerhalb der Region für das Land zwischen Goslar und Gifhorn sowie zwischen Helmstedt und Peine begeistern. regjo • zeigt die wirtschaftliche Vielfalt der Region • gibt Überblick über den kulturellen Reichtum Südostniedersachsens • porträtiert die Vordenker der Region • stellt innovative Unternehmen, ihre Produkte und Dienstleistungen vor • berichtet über die Menschen in Südostniedersachsen, ihre Vorlieben und ihre liebenswerten Besonderheiten regjo schafft Identität und Zusammengehörigkeitsgefühl

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REGION TITEL // 02.<strong>2015</strong> // 13<br />

Volle <strong>Verantwortung</strong><br />

Nicht immer können Wissenschaftler im Voraus die<br />

Folgen ihrer Forschung überblicken. Der Präsident der TU<br />

Braunschweig, Jürgen Hesselbach, spricht mit regjo über die<br />

moralisch-ethische <strong>Verantwortung</strong> in Wissenschaft und Lehre.<br />

AUTOR: KLAUS SIEVERS<br />

FOTOGRAFIE: MAREK KRUSZEWSKI<br />

In Artikel 5 des Grundgesetzes<br />

heißt es: Kunst und Wissenschaft,<br />

Forschung und Lehre sind frei.<br />

Impliziert diese Wissenschaftsfreiheit,<br />

dass jeder Wissenschaftler forschen<br />

kann, was er will, und dass er sich<br />

nicht um die Folgen seiner Forschung<br />

kümmern muss?<br />

Jürgen Hesselbach: Nein, natürlich<br />

nicht. Wir haben zunächst einmal Einschränkungen<br />

durch Gesetze, die festlegen,<br />

was man nicht forschen darf. Wissenschaftler<br />

dürfen beispielsweise nur<br />

sehr stark eingeschränkt und kontrolliert<br />

Versuche am Menschen und gar keine<br />

Atom- oder Chemiewaffenforschung machen.<br />

Dann gibt es die moralisch-ethische<br />

Ebene. Jeder Forscher und jede Forscherin<br />

muss sich fragen, welche Auswirkungen<br />

ihre Erkenntnisse auf andere Menschen<br />

und die Gesellschaft haben. Und<br />

wenn er zu große Bedenken hat, dann<br />

sollte er auf ein Projekt verzichten. Das<br />

muss jeder für sich entscheiden. Er kann<br />

sich allerdings auch die Frage stellen, ob<br />

er Forschungsergebnisse publizieren will<br />

oder nicht – wenn er befürchten muss,<br />

dass seine Erkenntnisse missbraucht<br />

werden könnten.<br />

Die Welt wird immer komplexer, die<br />

Forschung immer spezialisierter.<br />

Kann ein Forscher überhaupt überblicken,<br />

welche Folgen seine Forschung<br />

haben kann?<br />

Das kann er – oder sie – nicht immer<br />

in vollem Umfang. Die Überlegung, was<br />

man mit einem Forschungsergebnis machen<br />

kann, die stellen oft andere Menschen<br />

an. Ein Wissenschaftler muss<br />

sich immer die Frage stellen, ob seine<br />

Erkenntnisse missbraucht werden können.<br />

Häufig kann er das zum Zeitpunkt<br />

der Forschung nicht in allen Konsequenzen<br />

absehen – das gilt vor allem für große<br />

Bereiche der Grundlagenforschung.<br />

Bei der anwendungsnahen Forschung<br />

ist ja meist klar, wofür die Erkenntnisse<br />

verwendet werden.<br />

Nun könnten Forscher sagen: Ich<br />

habe zwar die Einsicht, dass meine<br />

Forschung schädliche Folgen haben<br />

könnte, ich kann aber die Anwendung<br />

nicht beeinflussen.<br />

Das stimmt. Ich gebe Ihnen ein Beispiel<br />

aus der biologischen Virusforschung.<br />

Mit bestimmten Erregern kann man<br />

lebenswichtige Impfstoffe entwickeln,<br />

man kann damit aber auch biologische<br />

Waffen herstellen. Das können die Forscher<br />

selbst nicht verhindern, nur die<br />

Gesetzgebung kann dem einen Riegel<br />

vorschieben. Das gilt für fast alle naturund<br />

ingenieurwissenschaftlichen Forschungen.<br />

Das Problem gab es schon<br />

in der Steinzeit: Mit der Steinaxt konnte<br />

man einem Menschen den Schädel einschlagen,<br />

aber auch einen Baumstamm<br />

bearbeiten. Allerdings können die Folgen<br />

von wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

heute viel gravierender und gefährlicher<br />

sein.<br />

Welche Konsequenz können Wissenschaftler<br />

denn aus diesem Dilemma<br />

persönlich ziehen?<br />

Wichtig ist, dass jeder Wissenschaftler<br />

Transparenz und Öffentlichkeit über<br />

seine Forschungsarbeit schafft. Das<br />

geschieht schon immer über Fachpublikationen,<br />

inzwischen zunehmend auch<br />

in allgemein zugänglicher und verständlicher<br />

Form. So können wir über<br />

den Nutzen und mögliche Risiken nicht<br />

nur wie bisher mit anderen Experten,<br />

sondern auch mit der Öffentlichkeit<br />

diskutieren.<br />

Jürgen Hesselbach, Präsident der TU Braunschweig<br />

Kann man in Deutschland überhaupt<br />

Forschung geheim halten?<br />

Es gibt Forschungsprojekte, bei denen<br />

der Auftraggeber verlangt, dass<br />

sie nicht publiziert werden. Das gibt<br />

es vor allem in der Industrieauftragsforschung,<br />

wenn der Auftraggeber<br />

aus Wettbewerbsgründen nicht möchte,<br />

dass die Forschungsarbeiten der<br />

Konkurrenz vorzeitig bekannt werden.<br />

Dann gibt es natürlich Forschungseinrichtungen,<br />

die explizit auch Militärforschung<br />

betreiben. Ich persönlich würde<br />

keine Rüstungsforschung machen, aber<br />

das kann und muss jeder Forscher<br />

selbst entscheiden. Wir haben eine demokratisch<br />

legitimierte und kontrollierte<br />

Bundeswehr, die auch neue Waffen und<br />

neue Technologien benötigt.<br />

Wenn ich als Forscher Drittmittel vom<br />

Staat oder von der Wirtschaft akquiriere,<br />

dann bin ich doch gar nicht<br />

Risiko zeigt sich erst<br />

im Laufe der Zeit<br />

mehr frei. Da wird doch die Richtung<br />

der Forschung vorgegeben.<br />

Ja, aber ich kann so frei sein, Nein zu<br />

sagen. Professoren sind dazu in der privilegierten<br />

Position, dass ihr Gehalt nicht<br />

davon abhängt, ob und wieviel Drittmittel<br />

sie hereinholen. Allerdings wird der<br />

Druck, Drittmittel einzuwerben, auch<br />

seitens der Politik immer stärker. Die Politik<br />

könnte uns unabhängiger machen,<br />

wenn sie die Grundfinanzierung der<br />

Hochschulen verbessern würde.<br />

Eine Hochschule oder eine Forschungseinrichtung,<br />

die vom Staat<br />

und damit von der Gesellschaft finanziert<br />

wird, hat doch auch eine gesellschaftliche<br />

<strong>Verantwortung</strong>.<br />

Selbstverständlich. Wir sind ein Teil der<br />

Gesellschaft. Das Thema hat heute einen<br />

größeren Stellenwert.<br />

Es gibt ja den Begriff der Risikotechnologien,<br />

die negative gesellschaftliche<br />

Folgen haben können. Welche<br />

sind das?<br />

Das kann man zunächst oft gar nicht<br />

sagen. Oft wird erst mit dem Fortschritt<br />

einer Forschung erkennbar, ob sie risikoreich<br />

ist. Beispielsweise die Endlagerung<br />

des radioaktiven Abfalls in der<br />

Asse. Da hat man trotz einer Begleitforschung<br />

von Anfang an erst spät erkannt,<br />

dass das ein Fehler mit hohen<br />

Risiken war.<br />

Was sind denn für Sie persönlich Risikotechnologien,<br />

in denen Sie nicht<br />

forschen würden?

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