Netzwerk Südbaden - MAI 2015

Märkte
ter kommen. Aber wenn man fundiert Erfolg
haben will, egal in welcher Form, muss
man auch ein Handwerk besitzen. Erfolg
schafft jeder Mensch, der seine Berufung
gefunden hat, an sich glaubt und leidenschaftlich
seinen Weg geht.
Können Sie Tipps geben, wie man nicht von
diesem Weg abkommt?
Joey Kelly: Man muss diszipliniert weiter
gehen, auch wenn man mal zweifelt oder
vor einer Wand steht. Irgendwann platzt
der Knoten. Kämpfen zahlt sich aus. Wir
können froh sein, dass wir in Deutschland
die Möglichkeit haben, frei zu leben und
Ziele zu verfolgen.
Kelly ist US-amerikanisch-irischer Abstammung
und wurde in Spanien geborene. Seine
Wahlheimat Deutschland durchquerte
er 2010 auf den Spuren seines Vorbilds
Rüdiger Nehbergs, ohne Geld von Wilhelmshaven
bis zur Zugspitze, er ernährte
sich nur von der Natur. „Deutschland ist
erstens traumhaft schön und zweitens hat
man viel Zeit über sein Leben nachzudenken.
Die 18 Tage waren eine körperliche
Entgiftung, ich war im Ziel 15 Kilo leichter.“
Auch die USA bereiste er ohne Geld
und stellte dabei fest: „Die am wenigsten
haben, helfen am meisten.“
Sie haben Wüsten durchquert, sind zum
Südpol gewandert, haben Ultra-Marathons
beendet. Sind Sie süchtig nach immer extremeren
Erfahrungen?
Joey Kelly: Wenn es eine Sucht wäre, wäre
es negativ. Mir hat der Sport wahnsinnig
viel gebracht. Nicht nur den optimalen
Ausgleich zu meinem Beruf, sondern auch
Glück, und ich habe viele Kulturen, Länder,
Menschen und Firmen kennengelernt.
Mir macht das immer noch Spaß, die Leidenschaft
brennt immer noch. Ich freue
mich darauf, demnächst in Berlin 100
Meilen über die ehemalige DDR-Mauer
zu laufen. Das ist nicht härter oder länger
als der letzte Wüstenlauf in Namibia, es ist
sogar leichter. Aber ich muss dafür auch
täglich trainieren, damit ich ankomme und
eine gewisse Zeit schaffe.
Sie sind jetzt 42 Jahre alt. Wie lange können
Sie ihren Körper diesen extremen Belastungen
noch aussetzen?
Joey Kelly: Ich glaube, wenn ich gesund
bleibe, kann ich das bis Ende 40 auf jeden
Fall machen. Es gibt viele Ultraläufer, die
mit Mitte oder Ende 40 noch ein relativ
hohes Niveau haben. Das Thema Abenteuer
kann ich bestimmt bis etwa 60 machen.
Und ich hoffe, dass ich mit 65 oder 70
noch Halbmarathons laufen kann. Ich will
ein Leben lang Sport machen. Wenn ich
fit bleibe, kann ich alles intensiver erleben
und habe eine viel höhere Lebensqualität.
In Emmendingen baute Kelly in humorvoller
Weise auch Lob für seine Auftraggeber
von Mercedes-Benz („Ein Mercedes ist
eine Geldanlage.“) und der Deutschen Post
(„Die Zusteller haben einen harten Job.“)
in seinen Vortrag ein. Und er kündigte
auch sein nächstes Abenteuer an: Er will
im kommenden Jahr in Paris starten und
in 80 Tagen ein Mal um die Welt reisen –
ohne Geld versteht sich.
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