Mandolinenklänge Frühlingsserenade Hobby-Racer 40 Jahre JUZET
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Seite 5<br />
Gegen Ende des Mittelalters stand die inzwischen durch eine Vorburg erweiterte Niederungs -<br />
burg Thurnau ernsten kriegerischen Auseinandersetzungen gegenüber. Den mit damals noch<br />
kaum bekannten Handfeuerwaffen angreifenden Hussiten und den Gewalthaufen der aufrührerischen<br />
Bauern zeigten sich die Befestigungsanlagen des Schlosses – trotz Modernisierung<br />
im späten 15. Jahrhundert – letztendlich nicht gewachsen. Eine neue Zeit dämmerte am Hori -<br />
zont. Eine Zeit, in welcher mittelalterliche Burgen ihren militärischen Wert verloren und ent -<br />
weder untergingen oder in repräsentative und standesgemäße Wohnungen des Adels um ge -<br />
staltet wurden.<br />
Kulmbachs STARKe Geschichte<br />
Schloss Thurnau im Mittelalter<br />
Führers zum Ketzer mitgewirkt hatten. Auch unsere Gegend wurde unmittelbar vom Kriegs ge -<br />
schehen berührt. Nachdem die Hussiten Ende Januar 1430 – trotz bezahlter Brandschatzung<br />
– Kulmbach in Brand gesteckt hatten, lagerte ihr Heer mehrere Tage im Kulmbacher Umland;<br />
am 5. Februar trafen sich die Führer des hussitischen Heeres auf der Burg Zwernitz mit Mark -<br />
graf Friedrich I. zu Verhandlungen.<br />
Wohl zu dieser Zeit erhielt die nördliche Zwingermauer drei mit Hakenbüchsen-Schieß -<br />
schar ten ausgestattete Rundtürme, wie sie in jenen Tagen vielfach errichtet wurden. Die Hus -<br />
siten waren es gewesen, die bei ihrer Strategie erstmals auf den Einsatz von Handfeuer -<br />
waffen, sogenannten Hakenbüchsen, setzen und damit den in traditioneller Weise kämpfenden<br />
Heeren ihrer Gegner das Fürchten lehrten. Seitdem bemühte man sich auch die Wehran -<br />
lagen der Burgen für den Einsatz dieser neuen Waffengattung zu ertüchtigen. Besonders be -<br />
liebt war der Bau von mächtigen Rundtürmen mit speziellen, für den Gebrauch von Haken -<br />
büchsen eingerichteten Schießscharten, die an Schlüssellöcher erinnern und deshalb Schlüssel -<br />
scharten genannt werden. Beispiele dafür sind die um 1485 unter dem Bamberger Fürstbi -<br />
schof Philipp von Henneberg entstandenen Rundtürme der Festung Rosenberg in Kronach, die<br />
um die selbe Zeit entstandenen Befestigungswerke der Burg Hohenberg a. d. Eger und der so -<br />
genannte Batterieturm der Burg Neuwallenrode bei Bad Berneck, der um 1500 errichtet<br />
wurde.<br />
Die neue Waffentechnik bedingte auch Änderungen an der Bauweise von<br />
Befestigungsanlagen. Die hier gezeigten Schießschartentypen wurden speziell für den<br />
Einsatz von Hakenbüchsen entwickelt. (Otto Piper, Burgenkunde, München 1912, S. 341)<br />
Bei den archäologischen Untersuchungen im Jahr 2011 wurde übrigens festgestellt, dass<br />
der nordwestliche Rundturm, der sogenannte Pulverturm, stumpf an die Zwingermauer angefügt<br />
und damit jünger als diese ist.<br />
So war das Schloss Thurnau gegen Ende des 15. Jahrhunderts auch für die Verteidigung<br />
mit modernen Handfeuerwaffen eingerichtet. Doch schon bald ließ die rasante Fortent wick -<br />
lung der Feuerwaffen den fortifikatorischen Wert solcher Anlagen sinken. Bald konnten nur<br />
noch hohe geistliche und weltliche Potentaten oder große Städte wie Nürnberg beim kostspieligen<br />
Rüstungswettlauf mithalten. Dies zeigte sich schon im Bauernkrieg, in dem es den Auf -<br />
ständischen 1525 gelang das Schloss Thurnau auszuplündern und teilweise niederzubrennen.<br />
Amalia Förtsch, die Witwe Eberhard Förtschs († 1521), bezifferte den Entwendungsschaden<br />
auf 2697 Gulden, den Schaden an den Gebäuden aber auf 2180 Gulden. Dank der erhaltenen<br />
Entschädigungszahlung konnten die Gebäude rasch wieder hergestellt werden. Dies be -<br />
richtet uns auch die Inschrift auf dem über dem Eingangstor zum Oberen Schlosshof angebrachten<br />
Wappenstein:<br />
Frühe Handfeuerwaffen wie die hier gezeigten Hakenbüchsen revolutionierten<br />
die Kriegsführung am Ende des Mittelalters. (Foto: Armin König, Offizin für historische<br />
Handfeuerwaffen, Hohenberg a. d. Eger)<br />
Kriegszeiten im 15. Jahrhundert<br />
Das 15. Jahrhundert brachte allerlei Unruhe ins Land. Der tschechische Geistliche und Uni ver -<br />
sitätsprofessor Jan Huß prangerte in Prag die Missstände in der katholischen Kirche an und<br />
hielt die Gottesdienste in tschechischer Sprache statt in Latein. Trotz des vom Kaiser zugesicherten<br />
freien Geleits hatte er am 6. Juli 1415 in Konstanz dafür den Märtyrertot auf dem<br />
Scheiterhaufen sterben müssen. Daraufhin rächten ihn seine Anhänger durch Einfälle in die<br />
Länder jener benachbarten Fürsten, die auf dem Konstanzer Konzil an der Verurteilung ihres<br />
Der Wappenstein über dem oberen Schlosstor trägt neben der zitierten Inschrift<br />
die Wappen der Familien Giech und Förtsch. (Foto: H. Stark)<br />
Auch wenn über die Ereignisse dieser Tage in Thurnau bisher nichts Genaues bekannt ge -<br />
worden ist, so liegt doch die Vermutung nahe, das auch das Schloss durch dieselben in Mit lei -<br />
denschaft gezogen wurde. Dafür spricht, dass Eberhard Förtsch um 1456 nicht die eigentliche<br />
Burg, sondern die „Behausung im Vorhof“, also im Bereich des heutigen Oberen Schloss hofes<br />
bewohnte. Noch 1473 war „ein Teil des Schlosses wüst und ungebaut, der ander Teil, die<br />
Kempnat, besser“.1477 waren die Gebäude auf der Nordseite des Unteren Schlosshofes dann<br />
wieder aufgebaut; die Erwähnung der „newe(n) Stuben zwischen dem thurm und dem alten<br />
Haus“ wird zumindest in diesem Sinne interpretiert. Bei dem genannten „alten Haus“ handelt<br />
es sich laut Guttenberg um den östlichen Teil des sogenannten Archivflügels, der zwischen<br />
1430 und 1477 als zweite Kemenate an<br />
das „Haus auf dem Stein“ erbaut worden<br />
sei.<br />
Thurnau das alte Edelmanns Hauß<br />
In der Bauren Aufruhr brennet aus,<br />
Welches der Edle und Ehren vest,<br />
Wolff Förtsch wiedererbaut aufs Best,<br />
Weiln das hievor gestanden war,<br />
Uf seinem Geschlecht über Sechshundert Jahr.<br />
Bewohnt das biß Er selig starb.<br />
Hanß Georg von Giech daselb erwarb.<br />
Sambt Barbara seiner Haußfrau zart,<br />
Die gemelds Förtschen ehliche Tochter war.<br />
Besitzen das im Ehren Stand.<br />
Gott Hilff Ihnen ins ewig Vaterland.<br />
Ao. Domini M.DLXXXII.<br />
Harald Stark<br />
Die nach Norden gerichtete Zwingermauer des Schlosses Thurnau mir den runden Wehrtürmen und dem nach dem Hussitenkrieg<br />
wieder aufgebauten Nordflügel des Unteren Schlosshofs. (Foto: H. Stark)<br />
Auch die Festung Rosenberg in Kronach verfügt über Rundtürme mit typischen Schießscharten für Handfeuerwaffen und kleinere<br />
Geschütze aus dem 15. Jahrhundert. (Foto: H. Stark)<br />
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