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V.<br />

46<br />

Aus meiner Sicht drückt der hier nur exemplarisch angesproche „schwerwiegende partielle Denkverlust“<br />

(Hans Kilian) etwas aus, das ich als nachhaltigen gesellschaftlichen Involutionsprozeß bezeichnen möchte.<br />

Dieser geht über die historisch bekannte operettenhafte „theatralische Kulissenkultur“ der „Kulturberufe“[44]<br />

hinaus und hat, wie gezeigt, nun auch das sozialwissenschaftliche Feld erreicht, um es umzupflügen.<br />

Thesenhaft verallgemeinert: zum einen ist unter postmodern(istisch)en Vorzeichen im allgemeinen<br />

höchste Vorsicht geboten mit Blick auf das (angebliche oder wirkliche) Fachwissen dieser Leute in wirtschaftlicher<br />

und/oder sozialer oder/und zeitgeschichtlicher Hinsicht; zum anderen verlohnt es typischerweise<br />

nicht, sich (fach-) wissenschaftlich en détail damit auseinanderzusetzen[45]: Ideologie-Kritik<br />

reicht aus.<br />

Auffällig schließlich - und vermutlich im Rezeptionsbereich empirisch nachweisbar - daß postmodern(isch)e<br />

Ideologie wie die Florida´sche Kreativklasse und die Crouch´sche Postdemokratie heuer besonders<br />

besonders gut ankommt in der ganzdeutschen Gegenwartsgesellschaft im allgemeinen und bei<br />

ihrer Lumpenelite im besonderen. Unverkennbar ist grad hier der medienkulturelle Drang in die wohlige<br />

„Kuhstallwärme“ (Theodor Geiger) im neuen ganzdeutschen „establishment“: den weiland Klaus Staeck,<br />

Uwe Timm und Peter Sloterdijk folgten nun die Franz Sommerfeld, Michael Thalheimer und Hendrik<br />

M. Broder als Neo-„Fanatiker der Obrigkeit“ und sozial korrumpierte „Büttel der Herrschenden“, die an<br />

deren „Besitzständen und Machtstrukturen schmarotzend“ teilhaben durch ihre „klägliche Infamie der<br />

bürgerlichen Mitte“[46].<br />

Und sofern´s dort noch Freiplätze gibt – werden gewiß weitere Medienideologen aus dem breiten Feld der<br />

Ruling Media einer nun ganzdeutsch organisierten Ruling Class als dienende Kopflanger folgen wollen …<br />

was scheinbar alle selbstbewußte und politparteien-unabhängige linksalternative, mediale Gegenöffentlichkeit<br />

(LAMGÖ) schwächt – dialektisch gesehn jedoch die Erfordernis, diese herauszubilden, zu festigen und<br />

zu entwickeln verdeutlichen und insofern auch durchaus Kräfte für diese Große Arbeit freizusetzen vermag.<br />

[1] Walter E. Richartz, Reiters Westliche Wissenschaft. Roman. Zürich 1980: 212<br />

[2] Werner Hofmann, Wissenschaft und Ideologie; in: ders., Universität, Ideologie, Gesellschaft. Beiträge zur Wissenschaftssoziologie.<br />

Frankfurt/Main ²1968: 49-66<br />

[3] Theodor Geiger, Über Soziometrik und ihre Grenzen; in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie,<br />

1 [1948/49]: 292-302<br />

[4] http://en.wikipedia.org/wiki/Richard_Florida<br />

http://www.rotman.utoronto.ca/facbios/viewFac.asp?facultyID=florida<br />

http://www.creativeclass.com/richard_florida/<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Florida<br />

http://www.thing-net.de/cms/docs/stbeck-florida-lesen01-fn01.pdf<br />

[5] http://www.wbs.ac.uk/faculty/members/colin/crouch<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Colin_Crouch [in en.wikipedia.org nicht verzeichnet]<br />

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Kreative_Klasse<br />

[7] http://www.thing-net.de/cms/docs/stbeck-florida-lesen01-fn01.pdf<br />

[8] Richard Florida, The Rise of the Creative Class. And How It's Transforming Work, Leisure Community and<br />

Everyday Life (Basic Books, 2002)<br />

[9] Richard Florida, Cities and the Creative Class (Routledge, 2005)<br />

[10] http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/die-verlassenen-macchiato-muetter/<br />

[11] Ulrich Beck, Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt/Main 1986: 183<br />

[12] http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2003/06/20/a0124<br />

[13] Sascha Lobo; Holm Friebe, Wir nennen es Arbeit. München ²2006<br />

[14] Richard Albrecht, Alte Armut - Neue Armut. Theoretische und empirische Aspekte des Pauperismus; in: Internationale<br />

wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, 42 (2006) 2/3:<br />

145-161; ders., Subjektmarxismus; in: soziologie heute, 3 (2011) 15: 20-23

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