20 Von Heinz Schaefers Durch die Anlage eines künstlichen Dickdarmausganges geht die natürliche Kontrolle über die Darmtätigkeit verloren und es kommt zu unkontrollierter Darmentleerung. Zwar hat sich die medizinische Forschung seit je bemüht, sogenannte kontinente, d. h. schließfähige künstliche Darmausgänge zu entwickeln, sie h<strong>ab</strong>en jedoch in der Praxis bisher noch nicht den Durchbruch erzielt. <strong>03</strong>/08 Stomaversorgung Irrigation: Ein Stück Freiheit für den Patienten
Durch die Methode der Irrigation ist eine kontrollierte Darmentleerung mit nachfolgender ausscheidungsfreier Zeit von bis zu 48 Stunden erreichbar. Diese kontrollierte Darmentleerung und die lange ausscheidungsfreie Zeit, verbunden mit einer deutlichen Reduzierung der Darmgasbildung, bedeuten für den Stomaträger einen großen Gewinn an Lebensqualität, da er sich sowohl berufl ich als auch gesellschaftlich und sportlich völlig frei bewegen kann, ohne befürchten zu müssen, dass seine Mitmenschen die Behinderung bemerken. Die Irrigation ist keine neue Methode, sondern schon seit vielen Jahren bekannt und in der Praxis bewährt. Es ist kaum verständlich, dass dieses einfache und bewährte Verfahren mit einer für den Betroffenen so positiven Wirkung in vielen Ländern immer noch relativ wenig Anwender fi ndet. Der hohe Gewinn an Lebensqualität, Komfort, Diskretion und „maximaler Un<strong>ab</strong>hängigkeit“ sollten für den Betroffenen Anreiz genug sein, dieses Verfahren der herkömmlichen Beutelversorgung vorzuziehen. Irrigationsmethode In der Stomaversorgung versteht man unter dem Begriff Irrigation eine spezielle Art der Versorgung. Durch das Einspülen von körperwarmem Wasser in den Darm (ähnlich einem Einlauf) wird die Darmwand gedehnt und die Darmmuskulatur zur Tätigkeit angeregt. Dies führt zu einer spontanen Darmentleerung. Je mehr Dickdarm<strong>ab</strong>schnitte durch die Spülfl üssigkeit angeregt werden, desto besser ist die Entleerung und umso länger die nachfolgende ausscheidungsfreie Zeit. Das Wasser kann entweder über ein Schwerkraft-Irrigationssystem oder mithilfe einer elektrischen Irrigationspumpe, der Irrimatic, in den Darm gespült werden. Die Irrimatic bietet den großen Vorteil, dass das Gerät überall aufgestellt werden kann und gegenüber den Schwerkraftsystemen keine bestimmte <strong>Au</strong>fhänghöhe des Wasserbehälters erforderlich ist. Darüber hinaus ist der Spüldruck bei der Irrimatic stufenlos einstellbar, sodass jeder Anwender den für ihn persönlich optimalen Druck einstellen kann. Zeitaufwand für die Irrigation Ist die Irrigation für den Betroffenen zur Routine geworden, verringert sich auch der zeitliche <strong>Au</strong>fwand. Jeder Stomaträger muss durch die Beobachtung seines Körpers herausfi nden, nach welcher Zeit sich der Darm vollständig entleert hat. Dies ist von Person zu Person unterschiedlich. Für die komplette Versorgung, einschließlich Irrigation, Reinigung des Stomas und Abdecken mit einer Stomakappe, wird in der Regel ca. eine 3⁄4 Stunde benötigt. Vorteil der Irrigation gegenüber der herkömmlichen Beutelversorgung Der große Vorteil der Irrigation liegt im persönlichen Wohlbefi nden des Betroffenen. Durch die Irrigation wird die Blähbereitschaft und somit der Gasaustritt deutlich her<strong>ab</strong>gesetzt und zum Teil über längere Zeit ganz ver- Stomaversorgung hindert. Ein sich <strong>Au</strong>fblähen der Stomakappe oder des Minibeutels gibt es fast nicht. Hautprobleme durch Kontakt mit <strong>Au</strong>sscheidungen sind dem irrigierenden Stomaträger weitestgehend fremd, da <strong>Au</strong>sscheidungen in der Regel nur durch die Irrigation angeregt werden. Ein Wechsel der Stomakappe oder des Minibeutels während des Tages ist nicht erforderlich, sodass es hier auch kein Problem mit der Entsorgung gibt. Eine unauffällige Stomakappe in der Sauna, beim Schwimmen oder Duschen nach dem Sport verleihen den Betroffenen maximale Diskretion, Komfort und Un<strong>ab</strong>hängigkeit, die mit einer herkömmlichen Beutelversorgung in der Form nicht erreicht werden kann. Irrimatic R für die rektale Irrigation Nicht nur für Betroffene mit künstlichem Darmausgang, sondern auch für Personen mit defektem Afterschließmuskel, Darmlähmung, Spina bifi da und Querschnittslähmung kann durch die Irrigation eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erreicht werden. Das Prinzip der Darmspülung gleicht dem der Stoma- Irrigation, mit dem Unterschied, dass das Wasser rektal eingespült wird. Die Irrimatic R ist hierfür mit speziellem Zubehör für die rektale Spülung ausgestattet. Ein wichtiger Hinweis zum Schluss Die Irrigation enthebt den Darm nicht seiner Arbeit. Deshalb ist auch bei langfristiger Anwendung dieser Methode nicht zu befürchten, dass der Darm ohne den Anreiz regelmäßiger Spülung träge wird, und keine Peristaltik mehr stattfi ndet, wie es bei länger dauernder Einnahme von Abführmitteln der Fall ist. ❚ Kontakt Dipl.-Ing. Heinz Schaefers Medizintechnik GbR Borkener Straße 50 46342 Velen-Ramsdorf Tel.: (0 28 63) 9 50 24 E-Mail: info@schaefers-medizintechnik.de <strong>03</strong>/08 21