für Fortgeschrittene - DiveInside
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Dekotauchen<br />
Tauchen <strong>für</strong> Grenzgänger<br />
Tauchen<br />
<strong>für</strong> <strong>Fortgeschrittene</strong><br />
Tauchlehrer<br />
Traumberuf mit Hürden<br />
Ausgabe 02/2009<br />
Eistauchen<br />
Wintertraum <strong>für</strong> Hartgesottene
2<br />
Inhalt - Editorial<br />
TiTElTHEmA BEiTräGE<br />
WEiTErE BEricHTE<br />
Inhalt Editorial<br />
Fortbildung<br />
Tauchen <strong>für</strong> Grenzgänger – Schreckgespenst Dekotauchen 3<br />
Ausbildung<br />
ich bin dann mal... – Auf dem Weg zum Tauchlehrer 8<br />
Ausbildung<br />
Die ersten Flossenschläge... 13<br />
Fortbildung<br />
Faszination Eistauchen 18<br />
Augenblicke<br />
boot intim – messerückblick ganz privat 24<br />
monikas Einsichten<br />
Achtung: maske ausblasen 25<br />
interview<br />
Achim Goldmann zur Sicherheit auf Tauchsafaris 27<br />
reise<br />
Kroatien: 3 inseln mit 3 Buchstaben 29<br />
Aktuell<br />
messinghausen – der Zorn des Gerechten 35<br />
Liebe Leserinnen & Leser<br />
mit dem Special „Taucheinsteiger“ der letzten Ausgabe von Diveinside haben wir einen Treffer gelandet.<br />
Das interesse an unserem Sport ist groß, alleine es fehlt oft der richtige Ansprechpartner um den ersten<br />
Schritt zu wagen. Wir werden weiter am Ball bleiben, denn die Faszination des Tauchsports ist ungebrochen.<br />
Die Branche muss nur auf die interessierten Einsteiger zugehen; neue Taucher braucht das land ist<br />
die Devise um der so oft beschworenen Krise entgegenzuwirken.<br />
Die vielfältigen Facetten des Tauchens, vor allem <strong>für</strong> die erfahrenen Unterwassersportler, sind Thema<br />
unserer aktuellen Ausgabe. Der Beruf Tauchlehrer, oftmals das Traumziel <strong>für</strong> viele Hobby-Aquanauten, ist<br />
in der realität ein anspruchsvoller und herausfordernder Job. Welche Fußangeln auf den angehenden<br />
instructor warten, welcher Verband der richtige ist und welche Gefahren in der Praxis lauern wird von uns<br />
ausführlich dargestellt. Für die einen ein Buch mit sieben Siegeln, <strong>für</strong> die anderen normale Praxis ist das<br />
Dekotauchen. in früheren Zeiten Teil der Anfängerausbildung wird das Tauchen ohne direkte möglichkeit<br />
des Aufstiegs heute vielfach als Teufelswerk mystifiziert und an einigen Urlaubsorten schlichtweg<br />
verboten. Grund genug <strong>für</strong> uns das Schreckgespenst des Fun-Diving genauer unter die lupe zu nehmen.<br />
mischgastaucher können darüber wohl nur lachen. Der Ausbildungsboom im technischen Bereich ist<br />
nach wie vor ungebrochen. Was der interessierte Tech-Einsteiger beachten muss, welche Vorraussetzungen<br />
er mitbringen sollte und welche Fertigkeiten erlernt werden müssen ist Thema unseres Berichts über<br />
das Tauchen im Grenzbereich.<br />
Der See im Berg und ein erneuter Todesfall in messinghausen erhitzen aktuell die Gemüter der Szene. Neue<br />
regeln will der Betreiber Oliver Hecht aufstellen. mit einem mix aus nachvollziehbaren Argumenten gepaart<br />
mit Polemik „vom feinsten“ skizziert Hecht seine neuen regularien. Die Folge: eine heiß geführte Diskussion<br />
über den Sinn und Unsinn von reglements. mit dem Versuch das Geschehen neutral zu bewerten, schalten<br />
wir uns in die Diskussion ein und hören beide Seiten zur aktuellen Entwicklung in messinghausen.<br />
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen, Eure Redaktion <strong>DiveInside</strong>
Fortbildung<br />
Tauchen <strong>für</strong> Grenzgänger<br />
Schreckgespenst<br />
„Dekotauchen“<br />
3 Ein Bericht von linus Geschke, Foto: michael Böhm
4<br />
Fortbildung<br />
Weit a b v o n jeDeR De ko: uR l a u b s ta u c h e R in f l a c h e n<br />
ge WässeRn<br />
Meist ein kl assisches Re c h t e c k p R o f i l: Die eR k u n D u n g<br />
u n b e R ü h R t e R WR a c k s<br />
„Dekotauchgänge sind bei uns verboten“<br />
oder „Wir tauchen sicher, das heißt: keine<br />
Dekotauchgänge“. Kaum ein Briefing auf<br />
einer der vielen Urlaubstauchbasen oder Safarischiffe<br />
weltweit, welches ohne diese Sätze<br />
auskommt. Doch woher kommt sie bloß, die<br />
Angst vorm Damoklesschwert „Deko“?<br />
Deko ist nicht gleich Deko. Für Sporttaucher lässt<br />
sich dieser Begriff grob in drei Kategorien einordnen:<br />
Der normalen Dekompression, der jeder<br />
Taucher auch im Bereich von Nullzeittauchgängen<br />
unterliegt, der „verschwindenden“ sowie der<br />
„auszusitzenden“ Deko. Die erste Form sollte jeder<br />
Taucher, der einen Tauchschein besitzt, verinnerlicht<br />
haben. Die beiden anderen sind es wert, von<br />
Diveinside genauer betrachtet zu werden.<br />
Foto links: SSi
5<br />
Fortbildung<br />
bei längeRen be g e g n u n g e n M i t ha i e n veR gessen v i e l e ta u c h e R D e n bl i c k a u f D e n ta u c h c o M p u t e R<br />
Ob PADi, Barakuda oder SSi – überall wird das<br />
Tauchen innerhalb der Nullzeitgrenzen propagiert.<br />
lediglich die altehrwürdige cmAS geht in der<br />
Sporttaucherausbildung noch auf Dekotauchgänge<br />
ein, wenn auch nur kurz. Häufigstes Argument<br />
gegen das Tauchen mit Dekompressionszeiten<br />
ist die nicht mehr gegebene möglichkeit, direkt<br />
innerhalb der vorgegebenen Aufstiegsgeschwindigkeiten<br />
die Oberfläche erreichen zu können.<br />
Welches Problem unter Wasser auch auftreten<br />
mag: Sobald ein Taucher dekompressionspflichtig<br />
ist, muss er dieses Problem auch unter Wasser<br />
lösen, ansonsten riskiert er gravierende gesundheitliche<br />
Schäden. Zuviel Verantwortung <strong>für</strong> die<br />
masse der Taucher?<br />
Wer einmal an einer Tauchsafari teilgenommen<br />
hat, der weiß: Dekotauchgänge lassen sich in<br />
der Praxis spätestens ab der Hälfte der Tour –<br />
der vorherigen Aufsättigung sei Dank – immer<br />
schwerer verhindern. Schon kurze Abstiege um<br />
die 40-meter-Grenze herum lassen den computer<br />
dann piepsend das Ende der Nullzeit anzeigen.<br />
meist führt dies zu zwei Ergebnissen: Die eine
6<br />
Fortbildung<br />
Die h o h e sc h u l e D e s Dekotauchens<br />
Gruppe beginnt das „Nullzeitschrammeln“, das<br />
heißt, sie taucht immer dann ein wenig höher,<br />
wenn der computer das Ende der Nullzeit signalisiert,<br />
häufig beseelt von dem irrigen Glauben,<br />
sich so auf der sicheren Seite zu bewegen. Die<br />
restgefahr scheint spätestens durch den „Sicherheitsstopp“<br />
von drei minuten auf fünf metern<br />
gebannt zu sein – mithin nichts anderes als ein<br />
getarnter Dekostopp, dem nur ein anderer Name<br />
verpasst wurde. Die zweite Variante ist die der<br />
„verschwindenden Deko“.<br />
„Deko? Erledigt sich doch von alleine“<br />
Die meisten Tauchgänge werden als multi-level-<br />
Tauchgänge durchgeführt, bei denen der tiefste<br />
Punkt zuerst aufgesucht wird. Anschließend wird<br />
die Tauchtiefe kontinuierlich verringert. Perfekt<br />
kann man dies während eines Tauchganges an<br />
little Brother in ägypten beobachten: Zuerst<br />
wird das in gut 40 meter Tiefe liegende Plateau<br />
im Norden betaucht, eine beliebte Putzerstation<br />
<strong>für</strong> Haie. Auch bei nur wenigen minuten Aufenthalt<br />
erreichen Sporttaucher hier häufig bereits<br />
geringe Dekozeiten zwischen einer und drei<br />
minuten. Da jedoch anschließend der zeitlich<br />
größte Anteil des Tauchganges in geringeren<br />
Tiefen stattfindet, oftmals am riff „ausgetaucht“<br />
wird, verschwindet die angezeigte Dekozeit wieder,<br />
der Tauchgang kehrt zurück in den rahmen<br />
der Nullzeit.<br />
Sind Tauchgänge mit „verschwindender Deko“<br />
nun gefährlicher als Tauchgänge innerhalb der<br />
Nullzeit? im Prinzip nicht – solange in der dekompressionspflichtigen<br />
Phase nichts passiert,<br />
das mitgeführte Atemgas zum langsamen Austauchen<br />
reicht und vorsichtshalber immer ein<br />
Sicherheitsstopp eingelegt wird. Die meisten<br />
Dekotauchgänge dieser Art sind vorher auch<br />
nicht als solche geplant worden, es hat sich meist<br />
unter Wasser halt „so ergeben“. Auch wenn es<br />
der gängigen lehrmeinung widerspricht: in der<br />
Foto: Andreas Hilsenbeck
7<br />
Fortbildung<br />
Praxis erweisen sich Tauchgänge mit genügend<br />
luftvorrat, bei denen die Dekozeiten maximal drei<br />
minuten betragen und beim Austauchen wieder<br />
verschwinden, als weniger kritisch, als häufig von<br />
Guides und Baseninhabern dargestellt.<br />
Wer seinen luftvorrat stets im Blick hat, Grenzen<br />
nicht auslotet, langsam auftaucht und den<br />
Sicherheitsstopp absolviert, setzt sich kaum einem<br />
erhöhten risiko aus. Ganz im Gegenteil: Er<br />
taucht eventuell sogar bewusster, sammelt neue<br />
Erfahrungen und lernt, auf das Schreckgespenst<br />
Dekotauchen nicht mit Panik zu reagieren.<br />
Die hohe Kunst der Dekompression<br />
Tauchgänge mit klassischen rechteckprofilen, bei<br />
denen nicht ausgetaucht werden kann und wo höhere<br />
Dekozeiten – gar noch in unterschiedlichen<br />
Tiefen – absolviert und vorab eingeplant werden<br />
müssen, sind eine andere Hausnummer: Hier wird<br />
der Bereich des „gelernten“ Sporttauchens deutlich<br />
überschritten. „Die meisten Taucher können<br />
nicht einmal vernünftig tarieren und dann soll<br />
ich denen einen Freibrief <strong>für</strong> Dekotauchgänge<br />
ausstellen? Niemals, da<strong>für</strong> ist mir auch mein Job<br />
zu wertvoll“. Erzählt robert F., erfahrener Guide<br />
eines ägyptischen Safaribootes. „Wenn einer mal<br />
kurz in die Deko kommt, mach ich sicher keinen<br />
Aufstand. Aber geplante Dekotauchgänge mit<br />
längeren Stopps? Nicht auf meinem Schiff!“<br />
Die Argumente sind nicht von der Hand zu<br />
Tipps <strong>für</strong>s Dekotauchen<br />
a) Er fahrung ist durch nichts zu ersetzen, außer durch<br />
noch mehr Er fahrung. Nur wer sich gut kennt und<br />
weiß, wie er in Stresssituationen reagier t und wie<br />
es um seinen Atemverbrauch bestellt ist, kann eine<br />
vernünftige Planung durchführen.<br />
b) Wann immer es geht und im Rahmen der zulässigen<br />
Maximaltiefe: Nitrox tauchen! Je nach Tauchgang kann<br />
ein Nitroxgemisch mit 36% Sauerstoff die Nullzeit<br />
gegenüber Pressluft fast verdoppeln. Vor und nach kritischen<br />
Tauchgängen mit Nitrox tauchen, den Rechner<br />
dabei auf Pressluft einstellen (Maximaltiefe beachten!),<br />
das schafft weitere Sicherheitstoleranzen.<br />
c) Sofern möglich, eine Flasche mit Dekogas (erhöhter<br />
Sauerstoffanteil) unter das Boot hängen lassen. Dies<br />
verkürzt die Dekozeiten oder schafft zusätzliche Sicherheit,<br />
wenn diese dennoch vollständig absolviert<br />
werden. Wichtig: Maximaltiefe <strong>für</strong> das Gas beachten<br />
und sicherstellen, dass alle Taucher der Gruppe damit<br />
versorgt werden können.<br />
d) Absolut lebenswichtig ist eine konservative Gasplanung<br />
mit deutlichen Reser ven. Tauchgänge wie<br />
den oben beschriebenen zur Rosalie Moller mit einer<br />
12-Liter-Flasche durchführen zu wollen, grenzt an<br />
russisches Roulette.<br />
e) Wer sich fundiert mit dem Thema auseinander setzen<br />
möchte, kann auch einen dementsprechenden Kurs belegen:<br />
Ausbildungen wie der „Stage and Decompression<br />
Diver“ von TDI in Verbindung mit einem Advanced Nitrox<br />
Brevet (bis 100% Sauerstoff ) vermitteln interessante<br />
Inhalte im Umgang mit Dekotauchen, Dekogasen und<br />
Atemgasplanung.<br />
weisen, wie ein Beispiel aus der Praxis zeigt:<br />
Tauchsafari, diesmal in den Norden und Abstieg<br />
zur rosalie moller – ein Tauchgang, welcher nur<br />
unwesentlich tiefer führt als der zum Plateau bei<br />
little Brother und dennoch mit diesem kaum<br />
vergleichbar ist. Von vorherigen Tauchgängen<br />
schon leicht aufgesättigt, erkundet eine Gruppe<br />
20 minuten lang das Wrack, ein klassisches<br />
rechteckprofil. Wo an den Brothers mit wenigen<br />
minuten „Haie-gucken“ der computer lediglich<br />
drei minuten Deko anzeigt, die dann problemlos<br />
ausgetaucht werden können, kommen auf die<br />
Taucher nun ganz andere Werte zu. Selbst ohne<br />
Vorsättigung ermittelt die nicht als sonderlich<br />
konservativ geltende Tabelle „Deco 2000“ folgende<br />
Angaben: Eine minute Stopp auf zwölf meter,<br />
drei minuten auf neun meter, sechs minuten<br />
auf sechs meter und 13 minuten auf drei meter<br />
– zusammen mit der empfohlenen Aufstiegsgeschwindigkeit<br />
von zehn metern pro minute<br />
brauchen die Taucher also insgesamt 28 minuten,<br />
bis sie die Oberfläche erreichen. Einzige Orientierungshilfe<br />
ist ein Seil, mit dem das Safarischiff am<br />
Wrack befestigt ist, ansonsten ein halbstündiger<br />
Aufstieg im Freiwasser ohne optische referenz<br />
und somit ganz sicher kein Fall mehr <strong>für</strong> den<br />
durchschnittlichen Urlaubstaucher.<br />
Bei fast 50 minuten Gesamttauchzeit, davon 20<br />
in Tiefen von gut 40 metern, dürften die meisten<br />
Taucher mit den üblichen Flaschengrößen von<br />
12 oder maximal 15 litern Probleme mit dem<br />
luftvorrat bekommen – gerade dann, wenn<br />
es am gefährlichsten ist. Jede minute, die sie<br />
sich länger an der „rosalie“ aufgehalten hätten,<br />
würde die Probleme überproportional ansteigen<br />
lassen, jedes aufkommende Problem sich schnell<br />
zum gefährlichen Drama ausweiten.<br />
Das Dilemma der Basen<br />
Zusammen mit den nachvollziehbaren Aussagen<br />
des Guides erklärt sich somit auch schnell<br />
und verständlich, warum Tauchbasen kaum<br />
jemals einen allgemeingültigen Freibrief <strong>für</strong><br />
Dekotauchgänge ausstellen wollen. Welche<br />
Basis kennt ihre Gäste schon so gut, um <strong>für</strong><br />
jeden Einzelnen individuelle regelungen aufzustellen?<br />
Wo und von wem will da eine Grenze<br />
gezogen werden? Sollte ein Tauchcenter<br />
den Tauchern, die über die nötige Ausbildung<br />
und vor allem die Erfahrung verfügen, auch<br />
solch grenzwertige Tauchgänge noch sicher<br />
durchführen zu können, dann Dekotauchgänge<br />
erlauben, so ist dies sicher im Sinne<br />
der Selbstbestimmung positiv zu werten –<br />
erwarten oder gar einfordern sollte man dies<br />
jedoch nicht. LG
8<br />
Ausbildung<br />
Die einen früher, die anderen<br />
später. Viele Taucher träumen<br />
davon, Tauchlehrer zu werden.<br />
Rechte und Pflichten, Crossover<br />
und Verbandswirrwarr, um nur<br />
ein paar der Hürden zu nennen.<br />
Zahlreiche gute Ausbildungsverbände<br />
stehen <strong>für</strong> eine fundierte<br />
Ausbildung parat, viele<br />
Wege führen zum Ziel. Doch im<br />
Ernstfall führt manchmal der<br />
Weg weiter und endet vor Gericht.<br />
Deshalb: Andere Taucher<br />
mit dem Titel „Tauchlehrer“ zu<br />
beeindrucken, klappt längst<br />
nicht mehr und bedeutet auch<br />
nicht alles.<br />
Ich bin dann<br />
mal…<br />
auf dem Weg zum<br />
Tauchlehrer<br />
Bericht von michael Böhm
9<br />
Ausbildung<br />
Azurfarbenes meer, die Sonne scheint am klarblauen<br />
Himmel, Palmen am feinen Sandstrand wiegen<br />
sich in angenehm kühlender Brise, hübsche, junge<br />
Frauen und männer in Tauchausrüstung sind auf<br />
dem Weg zu einem buntbemalten Holzboot. „Heute<br />
stehen Freiwasser-Übungen auf dem Stundenplan“,<br />
erklärt ein sonnengebräunter, knackiger junger<br />
mann dem rest der Gruppe. Klingt nach Schule, nach<br />
Tauchschule - und der sonnengebräunte, knackige<br />
Typ ist ihr Tauchlehrer. Ein echter Traumberuf ...<br />
Ob zweites Standbein oder Hauptberuf und der<br />
Weg dorthin ist denkbar einfach, glaubt man der<br />
Werbung der Tauchausbildungsverbände. Sie suggerieren<br />
farbenfroh in mitreißender Werbung den<br />
leichten, schnellen Weg zum Traumjob Tauchlehrer.<br />
Doch vor den Erfolg haben die Ausbilder Schweiß,<br />
lernen und außerdem Stress gesetzt. Die Portokasse<br />
alleine reicht auch nicht bis zum Ziel. Zwischen<br />
1.000 und 2.500 Euro, je nach Art und Aufwand der<br />
Vorbereitung und dem Ort der Prüfung, wandern<br />
nicht selten über den ladentisch. Erst dann hält<br />
man das begehrte Plastikkärtchen mit dem Titel<br />
„Open Water Scuba instructor“, so die internationale<br />
Bezeichnung <strong>für</strong> einen Tauchlehrer, in Händen. Wer<br />
nicht nur einen Titel ohne mittel besitzen, sondern<br />
auch ausbilden möchte, muss die Kosten <strong>für</strong> eine<br />
entsprechende Haftpflichtversicherung und die<br />
mitgliedschaftsgebühr <strong>für</strong> den Ausbildungsverband<br />
einkalkulieren. letztere schlägt pro Jahr mit 100<br />
Euro oder mehr zu Buche. Wer den Schritt in die<br />
Profi-Szene der Tauchausbildung wagt, sollte es sich<br />
gut überlegen, ob Tauchlehrer ein aussichtsreicher<br />
Beruf <strong>für</strong> ihn ist oder eher der Befriedigung des Egos<br />
dient. Ein teures Prestigeobjekt, denn das Prädikat<br />
„guter Taucher“ ist mit dem Titel „Tauchlehrer“ nicht<br />
automatisch verbunden.<br />
Der richtige Ausbilder<br />
le h R p R o b e n u n t e R<br />
D e n au g e n D e s in-<br />
s t R u c t o R tR a i n eR s<br />
gehöRen M i t z u M<br />
pR ü f u n g s u M fa n g.<br />
Passend zur Farbenvielfalt unter Wasser zeigt sich<br />
die Welt der Tauchausbildungs-Organisationen<br />
an land: SSi, SDi, PADi, TDi, cmAS, Barakuda, FST,<br />
VDST, iDA, ViT, VETl, um nur einen kleinen Einblick<br />
in den fast schon babylonisch anmutenden Abkürzungswirrwarr<br />
zu gewähren. Die Qual der Wahl<br />
beginnt mit dem Tauchverband, fordert sogleich die<br />
nächste Entscheidung: möchte ich nur Tauchanfänger<br />
ausbilden oder darf es ein bisserl mehr sein?<br />
Die europäische Norm spricht mit klaren Worten:<br />
Tauchausbilder Stufe 2, so der standardisierte Begriff
10<br />
Ausbildung<br />
besonDeRs anspRuchsvoll – ta u c h a u s b i lD u n g v o n ki nD e R n<br />
<strong>für</strong> den Tauchlehrer - nicht mehr, nicht weniger. Die<br />
realität der internationalen Tauchverbände sieht<br />
allerdings deutlich detaillierter aus: OWSi (Open<br />
Water Scuba instructor) nennt sich der Einstieg in<br />
die Gilde der PADi-Tauchlehrer, Tl* (Tauchlehrer<br />
Ein-Stern) ist ein Begriff aus der cmAS-Welt, die<br />
Bezeichnung OWi (Open Water instructor) teilen<br />
sich beispielsweise Barakuda international und<br />
SSi. SDi und TDi nennen ihre Tauchlehrer schlicht<br />
und ausreichend „instructor“.<br />
Die Ausbildungsverfahren werden ebenso unterschiedlich<br />
bezeichnet. Verständlich, versucht sich<br />
doch jeder Ausbildungsverband auch begrifflich von<br />
seinen Konkurrenten zu unterscheiden. Während<br />
sich bei PADi der harte Weg der Vorbereitung „iDc“<br />
<strong>für</strong> instructor Development course nennt, tauscht<br />
SSi einen Buchstaben aus: iTc, instructor Training<br />
course. SDi nimmt ein Wort heraus und zeigt sich<br />
erneut schlicht mit dem Begriff instructor course.<br />
Vorbildlich das Haus Barakuda, denn man spricht<br />
deutsch: Tauchlehrer-Qualifikation.<br />
Doch wesentlich entscheidender als die Frage<br />
des Tauchverbandes ist die des Ausbilders. Die<br />
namhaften Verbände und institutionen sind gut,<br />
jeder auf seine spezielle Weise. Und keiner der<br />
Verantwortlichen will <strong>für</strong> sich die alleinige Tauchweisheit<br />
verbuchen. maßgeblich <strong>für</strong> die Qualität der<br />
eigenen Ausbildung ist die Person des Tauchlehrer-<br />
Ausbilders, des instructor Trainers. mundpropaganda,<br />
persönliche Beziehung und ein guter ruf in der<br />
Szene sollten hier die Auswahlkriterien sein, auch<br />
wenn die Wahl auf einen Trainer eines anderen<br />
Tauchverbandes fällt. Ein Wechsel des Tauchverbandes<br />
wird heutzutage übrigens nicht mehr mit<br />
lebenslanger Verbannung bestraft.<br />
Spezialfall „Crossover“<br />
Dahinter verbirgt sich nichts anderes als eine weitere<br />
Aus- oder Fortbildung, allerdings bei einem<br />
anderen Tauchverband. Das bisher Gelernte geht<br />
nicht verloren, der bereits erworbene Status wird<br />
berücksichtigt. Wer beispielsweise bereits Tauchlehrer<br />
eines Verbandes ist, erhält zu günstigen<br />
Bedingungen die möglichkeit, auch unter dem Stern<br />
eines anderen Tauchverbandes zu unterrichten,<br />
auszubilden und zu prüfen. äquivalenzlisten der<br />
Tauchverbände zeigen die Voraussetzungen, unter<br />
denen ein solcher Wechsel möglich ist.<br />
EU-Norm Barakuda CMAS Germany PADI SSI<br />
Tauchausbilder<br />
Ausbildungsstufe 1 EN<br />
14413-1<br />
Basic Instructor Tauchlehrer-Assistent Assistant Instructor Associate Instructor<br />
Tauchausbilder<br />
Open Water Instructor Tauchlehrer 1 Open Water Scuba Open Water Instructor<br />
Ausbildungsstufe 2 EN<br />
14413-2<br />
Instructor<br />
keine EU-Normung Master Instructor Tauchlehrer 2 Master Instructor /<br />
Staff Instructor<br />
Dive Con Instructor<br />
Instructor Trainer Tauchlehrer 3 Course Director Instructor Trainer<br />
Course Director Tauchlehrer 4<br />
Examiner Examiner Certifier
11<br />
Ausbildung<br />
meist ist der Wechsel unkompliziert, Tauchlehrer<br />
anerkannter Tauchverbände werden gerne übernommen.<br />
Die crossover-Programme konzentrieren<br />
sich in der regel auf die verbandstypischen Besonderheiten,<br />
Standards, Ausbildungssysteme und<br />
vor allem die interne Philosophie. Falsch ist, man<br />
verliert nach dem Wechsel seinen alten Status. im<br />
Gegenteil: Zahlreiche Tauchbasen und Tauchschulen<br />
erweitern ihr Portfolio, in dem sie ihre Tauchlehrer<br />
bei verschiedenen Tauchverbänden ausbilden und<br />
brevetieren lassen.<br />
ni c h t s f ü R fa u l e – z a h l R e i c h e<br />
tests u n D pR ü f u n g e n pfl asteRn<br />
D e n Weg z u M ta u c h l e h R e R<br />
Ein kurzer Ausflug ins Strafrecht - Stichwort<br />
„Garantenpflicht“<br />
Wer Tauchlehrer ist, darf - einen aktiven lehrstatus<br />
vorausgesetzt - Tauchschüler ausbilden. Er kommt<br />
gelegentlich in den Genuss vergünstigten Equipments,<br />
zahlt im rahmen der Ausbildung keine<br />
oder geringere Eintrittspreise. Diese Vorzüge und<br />
rechte sind jedoch auch mit Pflichten verbunden.<br />
Neben zahlreichen verbandsinternen Standards der<br />
Ausbildung gilt es, sich im rahmen der rechtlichen<br />
Tauchausbildungsverbände - Abkürzungen und was sie bedeuten<br />
NAUI National Association of Underwater Instructors<br />
SSI Scuba Schools International<br />
SDI Scuba Diving International<br />
TDI Technical Diving International<br />
PADI Professional Academy of Diving Instructors<br />
CMAS Confédération Mondiale des Activités Subaquatiques – ist ein Dachverband und beherbergt Vertragspartner wie Barakuda<br />
International Aquanautic Club<br />
DLRG Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft e. V.<br />
FST Fachverband staatlich geprüfter Tauchsportlehrer e. V.<br />
IDA International Diving Association GbR<br />
UDI United Diving Instructors<br />
VDST Verband Deutscher Sporttaucher e. V.<br />
VEST Verband Europäischer Sporttaucher<br />
VIT Verband Internationaler Tauchschulen e. V.<br />
EDA European Diving Association<br />
SUB International Association for Diving Schools and Instructors<br />
Bedingungen zu bewegen.<br />
Stichwort „Garantenpflicht“: Sie bezeichnet im deutschen<br />
Strafrecht die Pflicht da<strong>für</strong> einzustehen, dass<br />
etwas nicht eintritt, was zumindest tatbestandsmäßig<br />
strafbar wäre. Die Garantenpflicht ist im<br />
deutschen Strafrecht (§ 13 Strafgesetzbuch) eine<br />
notwendige Voraussetzung da<strong>für</strong>, dass Unterlassen<br />
auch dann strafbar ist, wenn es keine spezielle<br />
rechtliche Bestimmung da<strong>für</strong> gibt. Es handelt sich<br />
dann um ein „unechtes Unterlassungsdelikt“. Ein<br />
echtes Unterlassungsdelikt ist beispielsweise unterlassene<br />
Hilfeleistung, die im StGB in einem eigenen<br />
Paragraphen erwähnt ist.<br />
Der Tauchlehrer heißt rechtlich Garant, seine Garantenpflicht<br />
wird durch die entsprechende Garantenstellung<br />
begründet. Die einzelnen Umstände hier<strong>für</strong><br />
sind ungeschriebene Tatbestandsmerkmale der<br />
unechten Unterlassungsdelikte. Für den Tauchlehrer<br />
trifft in der regel die rechtspflicht zum Schutz von<br />
rechtsgütern zu, er ist ein „Beschützergarant“. Seine<br />
Garantenstellung besteht aus seiner Pflichtenposition<br />
heraus. Er hat da<strong>für</strong> einzustehen, dass das<br />
rechtsgut „leib und leben seines Schützlings“ vor<br />
Schaden bewahrt wird. Dies betrifft insbesondere<br />
die Tauchausbildung. Unternimmt er beispielsweise<br />
nach der Ausbildung geführte Tauchgänge,<br />
stellt seine Tauchgruppe unter Umständen eine<br />
so genannte Gefahrengemeinschaft dar, analog<br />
einer Bergsteiger- oder sonstigen Expeditionsgruppe.<br />
Auch in diesem Fall kann seine Stellung als<br />
Tauchlehrer dazu führen, dass er vor dem Gesetz<br />
als Garant gilt.
12<br />
Ausbildung<br />
Nach der Prüfung ist<br />
vor der Prüfung<br />
Eine Ausbildung zum Tauchlehrer ohne spätere<br />
Unterstützung ist oft wertlos. Daher erweitern<br />
viele Verbände ihr Angebot und unterstützen ihre<br />
Tauchlehrer-Novizen auch nach dem lizenzerwerb.<br />
Beispiel SSi: ihre instruktoren unterrichten bei einer<br />
Einrichtung, die durch einen SSi-Händler betrieben<br />
wird. Dies ist verbunden mit Vorteilen wie dem<br />
Zugriff auf professionelle Schulungsausrüstung,<br />
einem Ausbildungs-Pool, Serviceeinrichtungen,<br />
organisierte reisen, Aktivitäten und Versicherungsleistungen.<br />
Guido Wätzig, manager des SSi European<br />
Service centers, erklärt das Ziel so: „Der Tauchlehrer<br />
soll vor den Problemen bewahrt werden, die ein<br />
unabhängiger, selbstständiger instruktor bewältigen<br />
muss. Der somit geschaffene Freiraum soll<br />
die Arbeit des Tauchlehrers auf seine eigentliche<br />
Aufgabe lenken: Die Arbeit mit Tauchschülern.“<br />
SSi-Ausbildung erfolgt in SSi Dive centern, folglich<br />
finden SSi-Tauchlehrer vorwiegend Anstellung in<br />
SSi-Ausbildungszentren.<br />
SSi nennt seine Jobbörse <strong>für</strong> instructoren und<br />
Divecons „Dealer Network“. Doch aktuelle Stellenangebote<br />
und Stellengesuche sind nicht nur<br />
Teil der SSi-Philosophie. Barakuda geht den Weg<br />
der Jobvermittlung über die Einbindung von Touristik<br />
und Handel. „Der alteingesessene und gute<br />
Name Barakuda sowie die Einbindung in rSTc<br />
und cmAS stellt beinahe schon eine Garantie <strong>für</strong><br />
eine Anstellung dar“, schildert Thomas Kromp,<br />
Ausbildungsleiter von Barakuda international, die<br />
Berufsaussichten von Barakuda-Tauchlehrern.<br />
Wer auf dem weltweiten Parkett der Tauchausbildung<br />
tanzen will, kommt an einem Namen fast nicht<br />
vorbei: PADi. Die Schweizer haben´s nicht erfunden,<br />
verwalten aber erfolgreich die PADi-Schwester in<br />
Europa. Die US-marke war maßgeblich an Entwicklungen<br />
im Tauchsport beteiligt, zumindest was<br />
Ausbildungsmaterialien und Ausbildungsstandards<br />
angeht.<br />
Abgerundet werden die Angebote der Ausbildungsverbände<br />
<strong>für</strong> den frischen Tauchlehrer zum<br />
Beispiel durch Schulungen zu Verkaufstechniken<br />
oder um die so häufig mangelhaften kaufmännischen<br />
Fähigkeiten zu verbessern. Ein gutes Angebot;<br />
kann sich der neue Ausbilder hiermit von anderen<br />
instruktoren positiv abgrenzen.<br />
Wer Kosten, lernen, Arbeit und einen sicherlich<br />
langen Atem bis zum ersten finanziellen Erfolg<br />
nicht scheut, hat mit dem Beruf des Tauchlehrers<br />
sicherlich Zukunftsperspektiven. Alle namhaften<br />
Tauchausbildungsverbände bilden kompetent aus<br />
und unterstützen ihre „lehrlinge“ professionell und<br />
engagiert. Wer aber etwas <strong>für</strong> sein taucherisches<br />
image tun möchte, ist mit dem Titel Tauchlehrer<br />
ganz gewiss „overdressed“ und steht dem erfahrenen<br />
Drei-Stern-Taucher, master Diver und ähnlichen<br />
Tauch-Koryphäen eher nach. Hier sind auch<br />
alle Ausbildungsverbände gefordert, gemeinsam<br />
gegen die mittlerweile inflationäre Entwicklung<br />
des an sich tollen und wertvollen Berufsbildes<br />
vorzugehen. MB<br />
Fotos: michael Böhm
13<br />
Ausbildung<br />
Die ersten Flossenschläge ...<br />
... liegen noch vor dir. Zumindest wenn du einer der etwa 60.000 Tekkies<br />
werden willst, die es nach groben Schätzungen im deutschsprachigen<br />
Raum geben soll. Dann geht es nämlich (fast) wieder von vorne los. Und<br />
manches, das bedenkenswert ist, liegt in Bereichen, die von Anfängern<br />
kaum in Erwägung gezogen werden. Etwa das Dekorisiko ...<br />
Bericht von Walter comper
14<br />
Ausbildung<br />
Was ist Techtauchen? Zunächst einmal ist es anders:<br />
Überschreiten der magischen 40-meter-Grenze, Verwendung<br />
anderer Gase als luft, lange Tauchzeiten<br />
und daraus resultierend oft lange Dekozeiten. Hier<br />
macht man (fast) all das, wovor der Tauchlehrer<br />
früher gewarnt hat. So gehören auch Tauchgänge<br />
in das innere von Wracks oder in Höhlen dazu. Nicht<br />
immer gibt es hierbei gute Sichtverhältnisse und<br />
in der regel ist der direkte Weg zur Oberfläche<br />
versperrt. Das kann an einer Höhlendecke liegen,<br />
am Stahlrumpf eines Wracks oder aber einfach<br />
daran, dass der Tauchcomputer noch eine Stunde<br />
Deko anzeigt.<br />
Schwierigere Bedingungen und größere Tiefen,<br />
das sind die Hauptunterschiede zum Sporttauchen.<br />
Zwangsläufig ist das risiko höher, auch das<br />
<strong>für</strong> einen Dekounfall. Die Statistik spielt hier eine<br />
große rolle: „rechenmodelle bis 40 meter sind<br />
durch Tauchgänge ohne Zwischenfälle inzwischen<br />
millionenfach bestätigt. Wer Tiefen anstrebt, die<br />
weit darüber hinausgehen, der spielt freiwillig Versuchskaninchen,<br />
denn die statistische Grundlage<br />
ist hier noch geringer“, schrieb der Physiker Dr.<br />
Bernd Aspacher. Der vor sechs Jahren im Blautopf<br />
tödlich verunfallte Tech-Taucher der ersten Stunde<br />
war einer der wenigen Dekompressionsexperten<br />
im deutschsprachigen raum. Seine „Enzyklopädie<br />
des Technischen Tauchens“ ist noch über seine<br />
Frau, Baerbel.Aspacher@t-online.de, zu beziehen<br />
(70 Euro inkl. 5 EUr Versand).<br />
Wen wundert es da, dass Techtaucher häufiger in<br />
der Druckkammer landen als Sporttaucher? ihr<br />
Vorteil aber ist, dass sie fast immer ausreichend<br />
Sauerstoff <strong>für</strong> die Deko mitführen. Den muss man<br />
nur richtig einsetzen, um die schlimmsten Folgen<br />
gleich zu mildern. Wie, das lernt man in Oxygen<br />
Provider Kursen, wie sie zum Beispiel aqua med, DAN<br />
oder PADi anbieten. Die Theorie gibt es gleich mit<br />
dazu: „Eine Faustregel ist, dass die Symptome umso<br />
schneller auftreten, je schwerer die Erkrankung ist.<br />
DcS ii entwickelt also früher Symptome, als DcS i“,<br />
erklärt der Tauchmediziner marco röschmann von<br />
aqua med, „aber egal, wie schnell die Symptome<br />
auftreten, die erste maßnahme besteht immer<br />
in der sofortigen Gabe von Sauerstoff! Und dann<br />
sofort die Hotline anrufen, damit ein erfahrener<br />
Hyperbarmediziner die Behandlung mit den ärzten<br />
vor Ort koordiniert.“ in der regel ist der richtig behandelte<br />
Verunfallte schon wenige Wochen später<br />
wieder tauchtauglich. Bei leichten Symptomen<br />
vermeidet man mit der Sauerstoffatmung oft sogar<br />
die Druckkammer.<br />
Dieses Wissen gehört zu den vier Säulen einer<br />
vernünftigen Tech-Ausbildung: Theorie, Skills (Fertigkeiten),<br />
psychisches Tuning und körperliche<br />
Fitness. Es gibt auch Zwischenbereiche. So greifen<br />
Theorie und Fertigkeiten mitunter ineinander. Ein<br />
Beispiel: Die Tiefe ist ein Thema, das nicht ganz leicht<br />
zu fassen ist, wie röschmann an einem Beispiel<br />
aus dem Sporttauchen erläutert: „Eine Analyse<br />
von Tauchunfällen aus den Jahren 1996 bis 2005<br />
zeigt eine signifikante Häufung von Unfällen bei<br />
tieferen Tauchgängen auf: Über 20 Prozent der<br />
Unfälle passierten in Tiefen über 30 metern. Nur<br />
sechs Prozent der analysierten Tauchgänge aber<br />
führten in diese Tiefen.“<br />
Die Unfallursachen nur bei Dekoproblemen und<br />
Tiefenrausch zu suchen, trifft den Kern der Sache<br />
wahrscheinlich nicht! Grundsätzlich gilt: Je tiefer<br />
man taucht, desto geringer ist die marge <strong>für</strong> Fehler!<br />
mit jedem meter addieren sich die risikofaktoren<br />
nicht nur, sie multiplizieren sich! Die Ursache liegt<br />
zu einem erheblichen Anteil im Kopf! Denn schon<br />
bei 30, 40 metern Tiefe ist man nicht nur objektiv<br />
iM M e R saubeR ta R i eR t sein: b e i<br />
D e R ve n t i l b eD i e n u n g g i lt es<br />
g e n a u D i e tiefe z u h a lt e n.<br />
sp i e l e M i t D e n stagefl aschen<br />
veR tiefen D a s ta R i eR u n g s t R a i-<br />
n i n g u n D D a s ge f ü h l f ü R D i e<br />
z u s ä t z l i c h e n fl aschenpakete<br />
ziemlich weit weg von der Oberfläche! man nimmt<br />
das auch subjektiv wahr. Bei 80, 90 metern ist uns<br />
- ob bewusst oder unbewusst ganz klar - wie weit<br />
wir von der Sicherheit verheißenden Oberfläche<br />
entfernt sind.<br />
Und spätestens wenn etwas schief geht, kommt<br />
dieses unbestimmte Gefühl von Unsicherheit auf<br />
„Oh, ganz schön weit weg, die Sonne da oben“. Denn<br />
noch immer gilt, was Hans Hass vor Jahrzehnten<br />
sagte: „Die größte Gefahr liegt in uns selbst. Was so<br />
lange braucht, sich dem fremden Element anzupassen,<br />
ist unser Unterbewusstsein, sind jene Bereiche<br />
in unserem Gehirn, die sich unserer vernünftigen<br />
Kontrolle entziehen. Erst wenn diese ‚Taucher sind’<br />
- ist man wirklich Taucher.“ Selten zitiert und gute
15<br />
Ausbildung<br />
in WeiteRfühRenDen te c h-<br />
kuRsen W iR D M i t MehReRen<br />
stagefl aschen u n D sc o o t e R n<br />
t R a i n i e R t<br />
tR a i n i n g f ü R D e n technischen beReich<br />
g e h t o f t M a l s ü b e R einen ze i tR a u M<br />
v o n eineR Wo c h e M i t intensiven<br />
tR a i n i n g s s t u nD e n u n t e R WasseR. Da s<br />
„bestehen“ ist ü b R i g e n s n i e inclusive
16<br />
Ausbildung<br />
vier Jahrzehnte alt, ist das doch ein Schlüsselsatz<br />
der Tauchausbildung und zugleich eine Warnung<br />
vor einem der fundamentalen Fehler im Tauchen:<br />
Zu früh zu tief.<br />
Auch hier ein einfaches Beispiel: Die größere Gasmenge,<br />
die man in der Tiefe benötigt - in 40 metern<br />
fünfmal mehr als an Oberfläche, bewirkt, dass ein<br />
Jacket, das an der Oberfläche blitzschnelle fünf<br />
Sekunden zum Füllen benötigt, in 40 metern stolze<br />
25, in 90 metern sogar 50 Sekunden beansprucht.<br />
Wer darauf nicht vorbereitet ist, dem kann diese<br />
Zeit unendlich lange vorkommen. Vor allem wenn<br />
gerade die Druckanzeige Probleme macht, oder ein<br />
ausgeprägtes Nässegefühl den Schluss nahelegt,<br />
dass der Trocki nicht mehr dicht ist und man zwei<br />
unangenehm kalte Stunden <strong>für</strong> den Aufstieg vor<br />
sich hat. Solche kleinen Besonderheiten, können<br />
in Extremsituationen schnell zum totalen Kontrollverlust<br />
führen.<br />
Tauchmediziner wie röschmann beobachten seit<br />
Jahren einen deutlichen Anstieg von Unfällen durch<br />
subjektive Gefährdung. „Das sind Unfälle auf Grund<br />
von Panikreaktionen, die z.B. durch Sedimentaufwirbelungen,<br />
plötzliche Dunkelheit oder Partnerverlust<br />
ausgelöst wurden. Unangenehme, aber nicht<br />
wirkliche gefährliche Situationen.“ Es liegt nahe,<br />
hier<strong>für</strong> mangelhafte Erfahrung und schlechten<br />
Ausbildungsstand verantwortlich zu machen.<br />
im Techtauchen beginnt man darauf zu reagieren.<br />
„Fundamentals“ etwa heißt der Einsteigerkurs bei<br />
GUE (www.bts-eu.com), der in ähnlicher Form auch<br />
bei anderen Verbänden in der Pipeline ist. Da geht<br />
es primär ums Tarieren und andere Basisfertigkeiten,<br />
die <strong>für</strong> den Tekkie überlebensnotwendig sind.<br />
Sporttaucher sollten das eigentlich beherrschen,<br />
aber die realität sieht anders aus. Jeder, der seine<br />
Tauchgruppe im Urlaub einmal beobachtet,<br />
merkt das schnell. Da wird oft der kontrollierte<br />
Aufstieg zum Boot zu einer echten Herausforderung.<br />
manchmal sieht das witzig aus, meistens ist<br />
es aber ziemlich traurig.<br />
Auch das Training potentiell gefährlicher Situationen<br />
ist wichtig, wird in der Basisausbildung aber<br />
meist vernachlässigt. Erst im fortgeschrittenen<br />
Stadium der Ausbildung, etwa auf rescue-Diver-<br />
Niveau ändert sich das. „Es ist schon interessant,<br />
dass etwa bei der Privatpilotenausbildung gerade<br />
Gefahrensimulation bei weitem stärker im Vordergrund<br />
steht als bei der Tauchausbildung“, sagt<br />
marco röschmann von aqua med. Der Taucherarzt<br />
weiß aus seiner Gutachtertätigkeit bei Tauchunfällen,<br />
dass es fast nie eine einzige klar abgrenzbare<br />
Ursache gibt, die man <strong>für</strong> einen Unfall verantwortlich<br />
machen kann: „Fast immer finden wir eine Aneinanderreihung<br />
mehrerer kleiner Probleme, die in<br />
der Summe dann zum Desaster führen“. So eine<br />
scheinbare Belanglosigkeit kann etwa mangelnde<br />
Fitness sein. Da reicht eine Strömung, die einen vom<br />
Wrack in 80 metern Tiefe abtreibt. Zwei minuten<br />
„Keulen“ und die Atmung wird zur Schnappatmung.<br />
Das Finimeter zeigt einen zu hohen Verbrauch an.<br />
Was tun?<br />
Genau diese Frage sollte man sich im Vorfeld stellen.<br />
Techtauchen ist kein Hochleistungssport, aber eine<br />
überdurchschnittliche Fitness hilft in Grenzsituationen.<br />
Je mehr leistungsreserven ein Taucher hat,<br />
desto besser! Auch <strong>für</strong> die Psyche! Deutlich wird das,<br />
wenn man den Tekki mit einem großen Automotor<br />
vergleicht. im Normalfall bringt dieser untertourig<br />
seine Standardleistung. So wie ein Taucher, der<br />
souverän und entspannt taucht. muss aber einmal<br />
überholt werden, greift er auf sein oberes leistungsspektrum<br />
zurück. immer noch souverän, aber nicht<br />
mehr so ganz entspannt. Ganz wichtig dabei: Die<br />
leistungsreserve, bei der er an seine Grenze stößt,<br />
darf er hier noch nicht erreichen!<br />
So viel Souveränität gibt es nicht gratis, gibt es nicht<br />
ohne regelmäßiges Training. Wo man steht und<br />
was man noch tun kann, darüber kann man mehr<br />
bei einem Fitnesstest erfahren, den die Deutsche<br />
Sporthochschule in Köln und aqua med entwickelt<br />
haben (www.fit2dive.eu). Kein schlechter Einstieg<br />
in die höheren Weihen des Tauchens.<br />
Zurück zu unserem Beispiel: Wird der Taucher nun<br />
doch vom Wrack abgetrieben, dann ist das bei<br />
guter Ausbildung kein Problem. Was sich so leicht<br />
liest, ist in der Praxis doch sehr anspruchsvoll und<br />
bestimmt die Hälfte derer, die sich Tekki nennen,<br />
sind hier überfordert. Auf dem Programm steht jetzt<br />
nämlich ein freier, tempokontrollierter Aufstieg mit<br />
allen Tiefenstopps. Dann das Setzen der Dekoboje<br />
und die folgende Deko. Dabei ist der Taucher völlig<br />
auf sich allein gestellt. Der Tauchpartner ist hier<br />
keine Hilfe. Allenfalls eine psychische Stütze. Aber<br />
als Krücke sind der Partner oder das Team eigentlich<br />
Me h R e R e stagefl aschen<br />
R ollieRen u n D u M h ä n g e n<br />
ist teil D e R intensiven<br />
tR ainingseinheiten<br />
zu schade. Die psychische Stärke sollte man aus der<br />
eigenen leistungsfähigkeit ziehen und nicht aus<br />
der Anwesenheit anderer. Und das braucht eine<br />
gute Ausbildung, regelmäßiges Training ... und<br />
eben Zeit, wie der oben zitierte Hans Hass schon<br />
zu Beginn des Tauchbooms feststellte.<br />
Und jetzt viel Spaß auf dem Weg zum Tekki, der sinnvollerweise<br />
mit dem ersten Schritt beginnt, einem<br />
gründlichen Wiederholen der Grundfertigkeiten:<br />
Tarierung, Trimmung müssen perfekt sein. in der<br />
Theorie steht dann das Verständnis der lehre von<br />
den Partialdrücken um den Einsatz von mischgasen<br />
besser zu verstehen. Und wie gesagt, das ist die<br />
Basis <strong>für</strong> die Grundlagen (nein, kein Verschreiber!).<br />
Ganz wichtig: runter vom Gas! Den schnellen Weg<br />
zum Techtauchen gibt es nicht. Noch weniger als<br />
beim Sporttauchen macht hier der Kurs den Könner.<br />
Das Brevet ist nicht mehr als ein Stück Papier oder<br />
Plastik, dass ein wirklich guter Tech-instructor mit<br />
der Aufforderung übergeben wird, eigenständig<br />
weiterzuüben. Der lohn der mühe ist eine neue<br />
Welt, jenseits der 50 meter. Selten betauchte Wracks,<br />
unbekannte Höhlengänge, riffe, die nicht untergepflügt<br />
sind. Diese Welt, die „Twilight Zone“ ist noch<br />
voller Geheimnisse und unbekannter Bewohner.<br />
Da kann man noch ein wenig das nachempfinden,<br />
was Pioniere des Tauchens vor fünfzig Jahren an<br />
der „stillen Welt“ reizte. WC<br />
Foto: Achim Schlöffel
17<br />
Ausbildung<br />
vo M saubeRen<br />
setzen D e R De ko-<br />
bo j e b i s h i n z u M<br />
siMulieR ten bl i nD-<br />
f lu g – alles M i t<br />
peRfekteM tR i M u n D<br />
ta R i eR u n g – g e h t<br />
D a s tR a i n i n g D e R<br />
te c h-el e v e n<br />
Ma n c h einsteigeR iM te c h-<br />
beReich f ü h lt s i c h b e i D e n<br />
eRsten tR ainingseinheiten<br />
W i e ein an f ä n g e R. peRfekte<br />
kö R p e R b e h e R R s c h u n g iM<br />
WasseR W i l l geleRnt sein
18<br />
Fortbildung<br />
Faszination<br />
Eistauchen<br />
Bericht von Wolfgang Pölzer
19<br />
Fortbildung<br />
Die meisten kennen sie nur von Bildern, viele<br />
halten sie <strong>für</strong> verrückt – Taucher, die sich im<br />
tiefsten Winter ein Loch in den gefrorenen<br />
See hacken, darin verschwinden und später<br />
vor Kälte zitternd, aber voller Begeisterung<br />
wieder an Land klettern.<br />
Einer von ihnen ist der bekannte UW-Fotograf<br />
Wolfgang Pölzer. Er gibt hier <strong>für</strong> uns ein paar<br />
Tipps aus der Praxis. Diese ersetzen natürlich<br />
keineswegs einen Eistauchkurs wie er von<br />
vielen Verbänden angeboten wird!<br />
Warum das Ganze!?<br />
Warum zieht jemand ein heimisches Eisloch dem<br />
Billigflug ans rote meer vor? Am Geld alleine kann’s<br />
nicht liegen, denn auch die bisweilen lange Anreise<br />
zum winterlichen Bergsee sowie der ganze<br />
Aufwand ist nicht gratis. Vorweggenommen, das<br />
Eindringen in einen „still und starr ruhenden See“<br />
hat schon etwas Besonderes! Sobald sich eine<br />
geschlossene Eisdecke bildet, kommt der Wasserkörper<br />
zum Stillstand und die meisten Schwebeteilchen<br />
sinken ab. Durch das eingeschränkte<br />
licht und die niedrige Temperatur verschwindet<br />
die mehrzahl von mikroskopisch kleinen Algen.<br />
Kurzum, auch der trübste Baggerteich gewinnt –<br />
lange genug unter Eis - deutlich an Transparenz.<br />
manch ohnehin schon klare Alpenseen laufen<br />
hingegen zur Höchstform auf – Sichtweiten von<br />
50 meter und mehr werden Wirklichkeit.<br />
Neben der Klarheit des Wassers begeistert auch<br />
das Spiel der ausgeatmeten luftblasen. Es hinterlässt<br />
ein sich ständig veränderndes muster an<br />
der Unterseite der Eisdecke. ähnliches könnte<br />
man nur erleben, wenn man Quecksilber auf eine<br />
Glasplatte schütten würde. Auch dort vereinigen<br />
sich die kleinsten Tropfen zu größeren und diese<br />
dann zu unförmigen, spiegelnden lachen.<br />
Ausrüstung<br />
Wer unters Eis will, sollte keinen Warmwasser-<br />
Atemregler zum Schnäppchenpreis einpacken.<br />
Auch ein Oktopus ist absolut tabu. Hier darf<br />
wirklich nicht gespart werden! Es müssen schon<br />
zwei getrennte erste Stufen, also zwei komplette<br />
Atemregler sein - und diese unbedingt kaltwassertauglich!<br />
Optimalerweise montiert man an<br />
einen regler den inflatorschlauch <strong>für</strong>s Jacket<br />
und an den anderen jenen <strong>für</strong> den Trocki.<br />
Ganz wichtig: den sonst üblichen Atemtest<br />
nach montieren des Tauchgerätes kann und<br />
muss man sich beim Eistauchen sparen! Wer<br />
an einem kalten Wintertag schon an land aus<br />
seinen reglern atmet, riskiert ein sofortiges<br />
Vereisen durch seine feuchte Ausatemluft. Also<br />
immer erst im Wasser direkt beim Abtauchen<br />
den regler in den mund nehmen und am besten<br />
erst unter der Oberfläche den ersten Atemzug<br />
nehmen.<br />
in D e R Regel M u s s M a n s i c h D e n einstieg b e i M eistauchen ‚eR aRbeiten’.<br />
Die Mo t o R s ä g e sieht s p e k ta k u l ä R a u s – besseR f ü R D i e uM W e lt ist a b e R ha n D a R b e i t<br />
Einstieg<br />
Es gibt nur wenige Seen, bei denen man über einen<br />
eisfreien Zufluss bequem unters Eis gelangt. Die<br />
regel ist, dass man sich sein Eisloch erst selbst<br />
anlegen muss. Wie immer im leben gibt es dazu<br />
die unterschiedlichsten Philosophien wie und in<br />
welcher Form das zu erfolgen hat. Die Praxis zeigt,<br />
dass die beste lösung eine spezielle Hand-Eissäge,<br />
wie sie in allen nordischen ländern verwendet wird,<br />
ist. man ist damit nur unwesentlich langsamer als<br />
mit einer motorsäge, jedoch bedeutend umweltfreundlicher.<br />
Bis zu einer Eisstärke von etwa 10 cm
20<br />
Fortbildung<br />
ta u c h e n a n D e R<br />
le i n e ist ein Mu s s<br />
f ü R D i e aufRegenDen<br />
ta u c h g ä n g e u n t e R<br />
D e M eis.<br />
ein ausgebilDeteR<br />
leinenfühReR<br />
ü b e R Wa c h t D e n<br />
ta u c h g a n g v o n D e R<br />
ob e R f l ä c h e a u s
21<br />
Fortbildung<br />
genügt mit etwas Übung eine einfache Axt. Wie<br />
auch immer, das loch erfordert etwas Anstrengung;<br />
diese wärmt einem hingegen vor dem Tauchgang<br />
ganz gut auf. Aber nicht schwitzen(!), da einem<br />
sonst danach viel schneller kalt wird.<br />
Ob drei- oder viereckig, darüber scheiden sich die<br />
Geister. ich persönlich bevorzuge ein dreieckiges<br />
loch, da man an den schmäleren Ecken leichter<br />
herauskommt und es <strong>für</strong> den leinenmann einfacher<br />
ist dabei behilflich zu sein. Es sollte auf jeden Fall<br />
groß genug sein, damit alle Tauchpartner gleichzeitig<br />
genügend Platz an der Oberfläche finden<br />
und sich nicht gegenseitig behindern.<br />
Die Leine<br />
Ein Sicherungsseil gehört zum Eistauchen wie das<br />
Amen zum Gebet! leider verunglücken jedes Jahr<br />
wieder einige „Unbelehrbare“ tödlich, weil sie beim<br />
rückweg das loch nicht mehr gefunden haben.<br />
Egal wie gut man seinen Baggerteich vom Sommer<br />
DReieckige lö c h e R iM eis eRleichteRn D e n ein- u n D<br />
ausstieg<br />
kennt, Eistauchen ohne leine ist ein absolutes<br />
„no go“! Tests haben gezeigt, dass man selbst im<br />
Uferbereich wo man sich am Seegrund abstützen<br />
kann, keine chance hat das Eis von unten zu<br />
durchbrechen, selbst wenn es lediglich knapp 2<br />
cm dick ist. Ohne festen Boden unter den Flossen<br />
kann man im Ernstfall mit dem Tauchermesser<br />
höchstens seinen letzten Willen ins Eis ritzen –<br />
hinaus kommt man damit sicherlich nicht!<br />
im idealfall ist jeder Taucher extra angeleint und<br />
mit seinem leinenmann zum Eisloch verbunden.<br />
in Ermangelung von genügend leinenmännern,<br />
reicht ein Seil, wenn die beiden Taucher durch eine<br />
etwa 2 m lange Buddyleine verbunden sind. Alle<br />
leinen sollten übrigens schwimmfähig und signalfarben<br />
sein und mittels Karabiner am Jacket eines<br />
Tauchers befestigt werden. Die maximale länge<br />
eines Sicherungsseiles darf 50 m betragen!<br />
Kälte<br />
Klar ist es unter Eis kalt! im See kann man nahe<br />
der Eisoberfläche mit Temperaturen von 2 bis<br />
3°c rechnen. Spätestens nach wenigen metern
22<br />
Fortbildung<br />
fa n ta s t i s c h e<br />
lichtspiele u n D e i n e<br />
g a n z besonDeRe<br />
at M o s p h ä R e u n t e R<br />
D e M eis belohnen<br />
f ü R D i e Mü h e n v o R<br />
D e M ta u c h g a n g
23<br />
Fortbildung<br />
Da s absicheRn D e s einstiegsloches n a c h D e M ta u c h v e R g n ü g e n ist selbst veRstänDliche pf l i c h t. fü R D i e eigene gesunDheit<br />
s i nD W a R M e ge t R ä n k e n a c h D e M ta u c h g a n g z u eMpfehlen<br />
hat das Wasser jedoch durchgehend 4°c (größte<br />
Dichte von Wasser). meerwasser gefriert je nach<br />
Salzgehalt hingegen erst bei rund minus 2°c – das<br />
heißt, es ist dort tatsächlich möglich in minus 1°c<br />
kaltem Wasser zu tauchen! Unter solchen extremen<br />
Bedingungen muss man dann alle 5 minuten seine<br />
(möglichst gleichwertigen) Atemregler tauschen.<br />
Denn bei der luftfeuchtigkeit der Ausatemluft<br />
handelt es sich schließlich um „Süßwasser“ und das<br />
reicht aus, dass selbst der beste regler irgendwann<br />
zum Abblasen anfängt.<br />
Es gibt leute die im Nasstauchanzug unters Eis<br />
schlüpfen – davon kann jedoch nur abgeraten<br />
werden! im Eiswasser kommt es sonst relativ schnell<br />
zu einer Unterkühlung. Das ist nicht nur unangenehm,<br />
sondern sowohl die motorischen als auch<br />
die geistigen Fähigkeiten lassen deutlich nach.<br />
man kann dann seine Ausrüstung nur mehr mangelhaft<br />
betätigen und ist sich der Gefahr gar nicht<br />
bewusst. Friert man weiter, kann es zum plötzlichen<br />
Bewusstseinsverlust kommen. Also die Kälte keinesfalls<br />
unterschätzen und nicht erst auftauchen<br />
wenn man seine Finger nicht mehr spürt!<br />
Übrigens, die Kälte beeinflusst auch die Tierwelt<br />
im See. Einige Fischarten reduzieren ihren Stoffwechsel<br />
auf ein minimum und verfallen in eine<br />
Winterruhe. So liegen sie bewegungslos am Grund<br />
und dürfen keinesfalls gestört werden. Weckt man<br />
sie auf, so verbrauchen sie <strong>für</strong> die Flucht so viel<br />
Energie, dass sie möglicherweise das Frühjahr<br />
nicht mehr erleben!<br />
Danach<br />
Hat man irgendwann durchgefroren aber glücklich<br />
wieder festen Boden unter den Füßen, dann<br />
bitte nicht das abgelegte Gerät am Eisloch liegen<br />
lassen. An kalten Tagen ist es sonst nach wenigen<br />
minuten steif gefroren und man bekommt weder<br />
regler noch Jacket von der Flasche. Schafft man<br />
es mit der Flasche am rücken aus dem Eisloch<br />
heraus, dann sofort den inflatorschlauch vom Trocki<br />
trennen, bevor dieser festfriert!<br />
Bevor es zum „Apres Dive“ geht, gehört das Eisloch<br />
noch unbedingt gegenüber Eisläufern oder „Schaulustigen“<br />
abgesichert! Ein paar zaghaft in den Schnee<br />
gesteckte, abgebrochene Zweige genügen hier<strong>für</strong><br />
meist nicht. ideal sind die von Baustellen bekannten<br />
Absperrbänder, die rund ums Eisloch an hohen, gut<br />
fixierten Holzstecken gezogen werden, oder auch<br />
große, aufgestellte Eisschollen.<br />
Ein letzter Tipp: Nie ohne geschlossenen Trocki<br />
aufs Eis – eingebrochen ist man schneller als<br />
man denkt! WP<br />
Fotos: Wolfgang Pölzer
24<br />
Augenblicke<br />
„boot“ intim: Messerückblick ganz privat<br />
Gut einen Monat liegt sie jetzt hinter uns, die<br />
größte Wassersportmesse der Welt. Und wie immer<br />
ist viel passiert an all den Messetagen, gab<br />
es Ärgernisse und Erfreuliches. Doch was davon<br />
bleibt bis heute im Gedächtnis haften?<br />
Wenig revolutionäres gab es bei den<br />
Herstellern zu beobachten. Ein paar<br />
änderungen im Detail, ein paar modifikationen,<br />
das war es dann meist<br />
auch schon. Halt, stimmt nicht ganz:<br />
Tilly Tec hat eine neue lED-lampe<br />
herausgebracht, die der Halogen den<br />
Garaus machen soll. mares stellt mit<br />
dem carbon 42 einen regler vor, der<br />
aufgrund des exotischen und bislang<br />
eher aus der Formel 1 und dem radrennsport<br />
bekannten materials auf der messe<br />
<strong>für</strong> Furore sorgte. Und bei Scubapro hat<br />
man den Eindruck, dass sich der amerikanische<br />
Hersteller auch auf dem deutschen markt<br />
wieder zurück in die erste liga schieben möchte:<br />
Die neue Flosse Seawing Nova und der ebenfalls<br />
neue Atemregler A700 scheinen zumindest das<br />
technische und optische rüstzeug zu haben, um<br />
Bestseller zu werden.<br />
ähnliches gilt <strong>für</strong> die reise- und Tauchbasenszene,<br />
wirklich Neues gab es wenig. Was fällt einem<br />
spontan ein? Die Quality Divers wachsen weiter an,<br />
durch Sam´s Tours ist jetzt auch eine Anlaufstelle<br />
auf Palau im Portfolio der „weltbesten Tauchbasen“<br />
buchbar. mit Beluga reisen hat ein neuer und vom<br />
ersten Auftritt an recht schlagkräftiger Tauchreiseveranstalter<br />
die Bühne betreten – überraschend<br />
ist dies jedoch auch nicht: Die führenden Köpfe<br />
von Beluga (Vera Stratmann und Axel Becker) sind<br />
langjährige Bekannte aus der Tauchszene. Ansonsten<br />
setzen sich bei den reiseveranstaltern zwei<br />
Trends fort: in ist, was Exotik und Erlebnisgarantien<br />
verspricht sowie Ziele, die günstig buchbar sind.<br />
ägypten, das mittelmeer und der südostasiatische<br />
Bereich bleiben die Dauerbrenner. Die Tauchbasen<br />
rund um das mittelmeer sind gemeinsam bemüht,<br />
die Bedeutung des „mare nostrum“ unter den<br />
deutschen Tauchreisenden wieder deutlich zu<br />
stärken: Von den Ergebnissen wird Diveinside in<br />
den kommenden Ausgaben verstärkt berichten.<br />
Zwischen Aufregern und Menschen,<br />
die etwas zu sagen haben<br />
Apropos Diveinside: Unser messemagazin erfreute<br />
sich auch im dritten Jahr – trotz oder gerade<br />
wegen des ein oder anderen Aufregers – einer<br />
ständig wachsenden Beliebtheit. Vier Berichte<br />
waren mir dabei besonders wichtig: Der über<br />
den VDST/Sporttaucher, dessen Schnarchnasigkeit<br />
schon lange ärgert. Der über „Die Achse der<br />
Guten“, weil er zeigt, welch wertvolle menschen<br />
manchmal unter den Hotel- und Tauchbasenbe-<br />
sitzern zu finden sind. Und die beiden interviews<br />
mit Heinz D. ritter (unterwasser) und rolf Schmidt<br />
(Sinai Divers): Zwei Protagonisten, deren Horizont<br />
nicht beim Thema Tauchen aufhört und die etwas<br />
zu sagen haben. Wer die ein oder andere Story<br />
verpasst hat: Unter http://www.taucher.net/<br />
boot2009/ gibt es alle Ausgaben gesammelt<br />
zum Nachlesen.<br />
Ebenfalls spannend ist die Entwicklung<br />
bei den großen Tauchverbänden:<br />
Während Barakuda und SSi immer stärker<br />
in den öffentlichen Fokus rücken und<br />
deren messestände meist gut besucht<br />
waren, gähnte bei PADi oftmals nur die<br />
leere. Was ist los bei der (noch) weltweit<br />
führenden Organisation? Antworten auf<br />
Fragen waren nicht zu bekommen – man übt<br />
sich bei PADi in Zurückhaltung, die manchmal<br />
bald schon Züge der Verweigerung trägt.<br />
Fortsetzung folgt.<br />
Wenig Neues gibt es auch im Bereich der Tauchmedien:<br />
Bei dem „tauchen-Award“ räumten die<br />
üblichen Verdächtigen ab und das groß angekündigte<br />
magazin „Silent World“ entpuppte sich<br />
beim ersten Durchblättern ähnlich inhaltsschwer<br />
und bunt wie der Katalog eines reiseveranstalters.<br />
Technische Themen fehlen gar komplett: in<br />
der bisherigen Form sicherlich kein Grund, um<br />
in Nürnberg oder Hamburg nervös zu werden.<br />
Beherrschendes Thema war da schon eher das<br />
rettungssystem Enos, jahrelang nur auf einem<br />
einzigen Schiff im roten meer zu finden. Nach<br />
Berichten auf SPiEGEl ONliNE, in Diveinside<br />
und durch unzählige Forumsbeiträge von Usern<br />
ist auf einmal möglich, was vorher angeblich<br />
immer an den Kosten scheiterte: Die Zahl der<br />
ägyptischen Safarischiffe, die auf Enos setzen, hat<br />
sich binnen weniger Wochen vervierfacht – es<br />
geht also doch und beweist, dass sich manche<br />
Themen nicht gegen den Willen der Kunden<br />
totschweigen lassen.<br />
Krise da, Stimmung rauf<br />
Trotz leichtem Besucherrückgang und dem Damoklesschwert<br />
„Wirtschaftskrise“ war die Stimmung<br />
unter den Ausstellern recht gut; die Halle<br />
Drei wurde zur meistfrequentierten der ganzen<br />
messe. Der Tauchsport scheint der Krise nicht nur<br />
zu trotzen, sondern sogar als Gewinner aus ihr<br />
hervorzugehen. Glaubt man Gerüchten, soll die<br />
„diving show“ der „boot 2010“ eventuell sogar<br />
noch vergrößert werden. Da<strong>für</strong> spricht auch unser<br />
„Krisometer“, bei dem wir täglich Vertreter der<br />
unterschiedlichsten Sparten befragt haben: Alle<br />
glauben, dass die Weltwirtschaft 2009 deutlich<br />
schlechter wird. Fast alle glauben, dass auch der<br />
Tauchsport darunter leidet. Und alle, wirklich alle<br />
glauben, dass es ihrem Unternehmen dabei besser<br />
gehen wird als im Vorjahr – na, wenn das kein<br />
Optimismus ist! LG<br />
Tauch-<br />
Angebote<br />
Niederländische<br />
Karibik<br />
Bericht von linus Geschke
25<br />
Monikas Einsichten<br />
Monika Rahimi lernte 1975 tauchen. 1977<br />
nahm die Autorin an einem Tauchlehrerassistentenkurs<br />
in Calella de Palafrugell an der<br />
Costa Brava teil. Dort blieb sie 1977 und 1978<br />
als Assistentin. Seit 1979 führte ihr Weg sie als<br />
hauptberufliche Tauchlehrerin in den Sudan, auf<br />
die Malediven, die Philippinen, nach Kuba, in<br />
die Dominikanische Republik, Indonesien und<br />
Tonga sowie Nord-, Mittelund Südamerika. Ein<br />
Wendepunkt in ihrer Laufbahn kam 1986, als<br />
sie <strong>für</strong> Lutz Hagemann arbeitete, der mit seiner<br />
natürlichen Atemtechnik „bleifreies Tauchen“<br />
propagierte.<br />
Diese Zusammenarbeit gab ihr den Anstoß,<br />
den menschlichen Gefühlen und Instinkten<br />
beim Tauchen näher auf den Grund zu gehen.<br />
Sie entwickelte eine einfache, effektive Lehrmethode<br />
zum entspannten, sicheren Tauchen.<br />
1997 erschien ihr Buch „Tauchen ohne Angst“,<br />
das ihre Erkenntnisse aus jahrzehntelanger<br />
Taucherfahrung widerspiegelt.<br />
Achtung: Maske ausblasen!<br />
Es war einmal eine Frau, die fuhr <strong>für</strong> ihr Leben<br />
gern Auto. Im Winter nahm sie an Schleuderkursen<br />
teil. Im Sommer fuhr sie sogar Rallyes.<br />
Sie war wirklich eine gute Fahrerin. Sie lenkte,<br />
kuppelte, schaltete und gab Gas. Nur bremsen<br />
mochte sie nicht. Denn als sie fahren gelernt<br />
hatte, war sie einmal zu fest auf die Bremse gestiegen<br />
und dabei hat sie sich fast den Kopf an<br />
der Windschutzscheibe gestoßen. Von nun hatte<br />
sie Angst auf die Bremse zu treten. Anstatt zu<br />
bremsen, schaltete sie in den Leerlauf und ließ<br />
den Wagen ausrollen.<br />
Und wenn sie nicht gestorben ist,<br />
dann lebt sie heute noch… Diese<br />
Geschichte klingt ziemlich<br />
blöd und ist zudem frei erfunden.<br />
Nicht frei erfunden sind<br />
allerdings die Geschichten<br />
von vielen, auch erfahrenen<br />
Tauchern, die die wichtigsten<br />
Voraussetzungen des<br />
Tauchens (so wichtig wie das<br />
Bremsen beim Autofahren) nicht<br />
beherrschen.<br />
Viele Taucher sehen in Ohne-maske-Tauchen<br />
und maske ausblasen ein Amüsement ihres<br />
sadistischen Tauchlehrers und ein notwendiges<br />
Übel, um den Tauchschein zu bekommen. ist man<br />
dann erst einmal ein “richtiger” Taucher kann man<br />
diese Foltermethoden vergessen. Schließlich sitzt<br />
die teure Silikonmaske wie angeschweißt auf dem<br />
Gesicht. Da kommt kein Tropfen Wasser durch.<br />
Die maske fluten und mit Ach und Krach leer<br />
schnäuzen, das bekommt man gerade noch geregelt.<br />
Oft kommen die Taucher damit bei den<br />
checktauchgängen durch, falls überhaupt Übungen<br />
verlangt werden.<br />
Wer aber die maske lediglich fluten und ausblasen<br />
kann, ist noch lange nicht im Stande ohne maske<br />
längere Zeit unter Wasser zu verweilen. Beim<br />
Ausblasen der gefluteten maske hält nämlich fast<br />
jeder Taucher so lange die luft an, bis er sie durch<br />
die Nase entweichen lässt. Er atmet während des<br />
gesamten Aktes nicht ein. Deshalb geraten Taucher<br />
auch oft in Panik, wenn das Vorhaben nicht gleich<br />
auf Anhieb klappt - weil zum Beispiel das maskenband<br />
verrutscht oder das Wasser nicht beim<br />
ersten Versuch entweicht. ihnen geht einfach<br />
die luft aus, obwohl sie den Automaten<br />
im mund haben.<br />
Da helfen keine Argumente wie:<br />
„ich pass schon auf, dass mir<br />
niemand die maske vom<br />
Gesicht tritt”, oder: „meine<br />
maske ist so gut, dass das<br />
maskenband weder verrutschen,<br />
noch reißen kann.”<br />
Gesicht und maske sind<br />
nun einmal nicht zusammen<br />
gewachsen; sie können<br />
immer voneinander getrennt<br />
werden!<br />
„ich möchte, dass ihr die maske ganz<br />
abnehmt, ruhig weiteratmet, die maske in aller<br />
ruhe wieder aufsetzt und ausblast“. Das ist mein<br />
Standardspruch beim Briefing vor einem checktauchgang.<br />
Bei meinen Worten verzerren sich einige<br />
Gesichter und die Nasen gleichen Faltenröcken. Ein<br />
Blick in die runde und ich weiß genau, mit wem<br />
ich da noch Arbeit vor mir haben werde.<br />
Allein dieses Naserümpfen ist nämlich das Hauptproblem<br />
bei der ganzen Übung.<br />
Ein kleiner Test: rümpfe die Nase, denk an etwas<br />
Ekeliges, versuche gleichzeitig entspannt zu atmen<br />
und dich wohl zu fühlen. Beides zusammen geht<br />
nicht.<br />
Der erste Schritt deinen Widerwillen gegen Wasser<br />
im Gesicht zu überwinden, ist dem Wasser<br />
bewusst zu begegnen.<br />
• Tauche einfach das Gesicht ins Wasser, ohne den<br />
Automaten im mund. Öffne die Augen. Nimm<br />
bewusst wahr, was du fühlst.<br />
• Hol Luft. Lass die Augen geschlossen. Atme aus,<br />
mal durch den mund, mal durch die Nase. Spüre<br />
die luftblasen auf deiner Haut. Tut das weh? Bestimmt<br />
nicht! Es kribbelt und kitzelt.<br />
• Zieh bewusst etwas Wasser in die Nase. O Schreck!
26<br />
Monikas Einsichten<br />
Die grausamste Folter seit menschengedenken?<br />
Was fühlst du wirklich? Nicht mehr als ein leichtes<br />
Prickeln. Und wenn dir dabei ein paar Tropfen<br />
die Kehle hinunter laufen und dich zum Husten<br />
zwingen, ist das immer noch nicht schlimm. Unter<br />
Wasser kannst du genauso gut husten, wie<br />
an land.<br />
Nun kommen wir zum zweiten Problem, das eigentlich<br />
gar keines ist. Jeder mensch ist in der lage,<br />
seine Atmung willentlich zu steuern. Doch warum<br />
ist das unter Wasser so schwierig?<br />
Wie wir schon wissen, ist unser Denkvermögen<br />
beim Tauchen durch die vielen fremden<br />
Eindrücke beeinträchtigt. Um den einfachen<br />
Gedanken: „ich atme durch den mund ein“, in<br />
die Tat umzusetzen, braucht es ein gewisses<br />
maß an Konzentration. ist dein Kopf aber damit<br />
beschäftigt, sich Sorgen zu machen, was<br />
geschieht, falls du durch die Nase einatmest,<br />
ist dein Verstand schon überlastet. Du denkst<br />
bu c h e R h ä lt l i c h D iR e k t b e i D e R au t o R i n, a u f Wu n s c h<br />
M i t WiD M u n g :<br />
M o n i k a.R a h iM i@g M x .D e (10,00 € i n k l.po R t o) o D e R<br />
ü b e R W W W .a M a z o n.D e<br />
an Wasser in der Nase und schon hast du die<br />
realität erschaffen.<br />
• Nimm nun den Automaten in den Mund. Halt dir<br />
zunächst die Nase zu. mach dir im Kopf klar, dass<br />
du dir so keine Sorgen zu machen brauchst. leg<br />
dich bäuchlings auf den Boden. Konzentriere<br />
dich zunächst nur auf Deine Atmung: Ein, aus,<br />
stopp. Hast du einen ruhigen rhythmus gefunden,<br />
richte deine Aufmerksamkeit darauf, dich wohl<br />
zu fühlen. Entspanne deinen Körper und deine<br />
Gesichtsmuskeln. Öffne die Augen beim Einatmen,<br />
schließe sie beim Ausatmen.<br />
• Nun nimm die Finger von der Nase. Hast du das<br />
Gefühl, Wasser dringt in die Nase, atme durch die<br />
Nase aus. Wirst du unsicher, steh nicht auf, sondern<br />
halte dir die Nase wieder zu und beruhige<br />
Deine Atmung. Gib nicht gleich auf. Versuche es<br />
immer wieder. Sieh das Ganze nicht als Qual an,<br />
sieh es als eine Herausforderung. Wenn du doch<br />
zwischendurch aufspringst, ärgere dich nicht über<br />
dich selbst oder, noch schlimmer, über deinen<br />
Tauchlehrer. Anstatt zu schimpfen, oder gar in<br />
Tränen auszubrechen, lache darüber.<br />
• Kannst du jetzt unter Wasser frei atmen, ist es eine<br />
Kleinigkeit die maske aufzusetzen und auszublasen.<br />
Nimm dir Zeit. mach jede Bewegung bewusst<br />
und langsam. Vergiss nicht, dir die Haare aus der<br />
maske zu streichen. Schließe beim Ausblasen die<br />
Augen. Die luftblasen sind unangenehm an den<br />
offenen Augen. Brennen deine Augen nach dem<br />
Ausblasen, weil ja nun Sauerstoff auf Salzwasser<br />
trifft, blinzle ein paar mal.<br />
• Nimmst du deine Maske unter Wasser ab, atme<br />
dabei mit der Nase aus. So löst sich die maske<br />
leichter vom Gesicht.<br />
• Als Erste-Hilfe-Aktion kannst du dir immer die Nase<br />
zuhalten, wenn du ohne maske „ins Schleudern“<br />
kommst. Doch sollte diese maßnahme nur dazu<br />
dienen deine Atmung zu beruhigen und dich zu<br />
entspannen. Danach solltest du im Stande sein,<br />
deine Finger von der Nase zu lösen und deine<br />
maske aufzusetzen und auszublasen. Wenn nicht:<br />
weiter fleißig üben!<br />
In der nächsten Ausgabe werden wir uns dann<br />
mit der Haltung und Bewegung, im Speziellen<br />
der Tarierung unter Wasser beschäftigen.
27<br />
Klartext<br />
ac h iM go l D M a n n<br />
DI: Banker verbraten Milliarden, Opel fordert<br />
Staatshilfe und der FC Bayern steht nicht unter<br />
den ersten Drei der Bundesliga-Tabelle: Ist denn<br />
wenigstens noch auf die Taucher Verlass?<br />
AG: Na klar! Natürlich spüren wir auch ein Stück<br />
Zurückhaltung, aber im Großen und Ganzen<br />
haben wir noch keinen spürbaren Einbruch zu<br />
verzeichnen. ich bin aber gespannt, wie das<br />
Jahr weiter verlaufen wird.<br />
DI: Mit der Wirtschaftskrise nicht genug, jetzt<br />
fangen auch noch die Kunden an, immer kritischer<br />
zu werden: Stört euch als Veranstalter,<br />
Interview mit Achim Goldmann (Aqua Active Agency)<br />
“Manche Veranstalter kennen<br />
ihre Schiffe nicht”<br />
dessen Hauptgeschäft Tauchsafaris sind, die in<br />
den letzten Monaten verschärft aufkommenden<br />
Diskussionen zum Thema Sicherheit?<br />
AG: Stören? Nein. Für uns ist dies sogar eher<br />
positiv, weil solche Diskussionen auch die<br />
Partner vor Ort stärker motivieren, sich mit<br />
dem Thema intensiver auseinander zu setzen.<br />
Bedeutet: Wir haben jetzt auch stärkere Argumente,<br />
um Wünsche umsetzen zu können.<br />
Allerdings sollte man hierbei auch sachlich<br />
bleiben – nicht alles, was in der Theorie erstrebenswert<br />
ist, ist in der Praxis auch praktikabel<br />
und umsetzbar.<br />
DI: Was wäre denn praktikabel, wo kann der<br />
Hebel stärker angesetzt werden?<br />
AG: Ein Beispiel hier<strong>für</strong> wäre die Ausbildung<br />
der crews: hier gibt es auf den Schiffen oftmals<br />
ungelernte Hilfskräfte, die mit den sicherheitsrelevanten<br />
Punkten nicht oder kaum vertraut<br />
sind. Auch ist oftmals die Fluktuation an Bord<br />
der Safarischiffe recht hoch. Durch gezielte<br />
Weiterbildung, beispielsweise in Erster Hilfe<br />
und durch das Erlernen eines sinnvollen Notfallmanagement,<br />
könnte mit wenig Aufwand<br />
recht schnell eine deutliche Verbesserung<br />
bewirkt werden.<br />
DI: Über Jahre war die SevenSeas das einzige<br />
Boot im Roten Meer, welches ENOS an Bord<br />
hatte – <strong>für</strong> alle anderen Betreiber war es laut<br />
deren Aussage „nicht finanzierbar“ oder „nicht<br />
notwendig“. Doch nach anhaltenden Diskussionen<br />
in diversen Foren und einer verschärften<br />
Berichterstattung in den Medien hat sich in den<br />
letzten Monaten die Anzahl der Schiffe mit ENOS<br />
schlagartig vervierfacht. Auf einmal geht, was<br />
vorher unmöglich schien: Warum musste der<br />
Druck hierzu von den Kunden kommen, warum<br />
kam er nicht schon früher von den Reiseveranstaltern?<br />
AG: Der war schon da, wenn auch vielleicht<br />
nicht so sichtbar. letzten Endes ist die gestiegene<br />
Kundennachfrage aber sicherlich der<br />
Hauptgrund, warum mit der Seawolf Soul, der<br />
Seawolf Galaxy und der independence ii drei<br />
weitere Schiffe mit ENOS ausgestattet wurden.<br />
Neben der erstrebenswerten zusätzlichen Sicherheit<br />
ist ENOS auch ein Ausstattungsdetail<br />
geworden, welches sich gut vermarkten lässt<br />
– dies war in früheren Jahren vielleicht noch<br />
anders.<br />
DI: Also doch eine kleine „Revolution von unten“?<br />
AG: Wenn man so will, dann ja. Es ist ja nicht<br />
so, dass wir dem Thema Sicherheit nicht aufgeschlossen<br />
entgegenstehen und daran arbeiten.<br />
ENOS ist ein zusätzlicher Sicherheitsaspekt,<br />
sogar ein wichtiger, aber manchmal stört mich<br />
ein wenig, dass alles daran aufgehängt wird.<br />
Das System ist ein zusätzliches rad im Sicherheitsgetriebe,<br />
beziehend auf ein ganz spezielles<br />
Szenario, welches allerdings nur einen<br />
kleinen Anteil der Tauchunfälle darstellt. Viel<br />
wichtiger aus meiner Sicht ist zuerst einmal,<br />
wie fundiert die Briefings an Bord verlaufen,<br />
wie es um die Notfallausrüstung mit medikamenten<br />
und Sauerstoff bestellt ist und ob die<br />
Atemluft sauber aus dem Kompressor kommt:<br />
Das sind elementare Dinge, die erstmal stimmen<br />
müssen und an denen es auf einigen<br />
Schiffen manchmal schon hapert.<br />
DI: Hand aufs Herz: Haben die Reiseveranstalter<br />
das Sicherheitsbedürfnis der Kunden bislang<br />
vielleicht einfach unterschätzt?<br />
AG: Pauschal würde ich sagen: Nein. Aber es<br />
gibt natürlich schwarze Schafe unter den Veranstaltern,<br />
die die Schiffe nicht kennen, die<br />
sie anbieten. Die sich auch weiterhin nicht<br />
um die medizinische Ausrüstung kümmern,<br />
die noch nicht einmal wissen, wie ein Boot<br />
aufgebaut ist und welche rettungsmittel es<br />
an Bord haben muss – Veranstalter, die noch<br />
nicht einmal Sicherungsscheine ausstellen,<br />
obwohl sie gesetzlich dazu verpflichtet sind!<br />
DI: Welchen Tipp hast du <strong>für</strong> Kunden?<br />
AG: Weißt du, Sicherheit fängt ja schon bei<br />
der Buchung an: Deshalb sollte man bei der<br />
Buchung nicht nur auf den Preis, sondern auch<br />
auf die Seriosität des Veranstalters achten<br />
und darauf, dass nach der Buchung auch ein<br />
Sicherungsschein ausgehändigt wird. Ohne<br />
diesen Schein sollten Kunden gar keine Zahlungen<br />
leisten! mit namhaften Veranstaltern wie<br />
beispielsweise Sub-Aqua, Orca oder Schöner<br />
Tauchen hat man auch keine Probleme: Die<br />
arbeiten seriös und haben, ebenso wie wir, ihre<br />
strikten richtlinien, die sie auch befolgen.<br />
Kunden sollten vor der Buchung immer fragen:<br />
Werden Sicherungsscheine ausgehändigt,<br />
Transfers zuverlässig organisiert, werden im<br />
Falle eines Falles gleichwertige Ersatzschiffe<br />
gestellt? Klar kann man mal eben ein Schiff<br />
<strong>für</strong> 50,- EUr weniger anbieten, wenn man sich
28<br />
Klartext<br />
darum nicht kümmert und nur am schnellen<br />
Gewinn interessiert ist – aber im Zweifelsfalle<br />
muss das Problem der Kunde ausbaden.<br />
DI: Wo siehst du deine eigene Verantwortung<br />
als Veranstalter?<br />
AG: indem ich mir vor Ort Partner suche, die<br />
wie wir seriös arbeiten, deren Denke in die<br />
gleiche richtung geht wie meine. Wir kennen<br />
im roten meer jedes Schiff, das wir im Programm<br />
haben, auch persönlich. meine Frau<br />
marion und ich sind minimum drei mal im<br />
Jahr dort, in manchen Jahren auch vier oder<br />
fünf mal… unsere mitarbeiter nicht einbezogen.<br />
Da kennt man seine „Pappenheimer“ und<br />
weiss mit der Zeit genau, worauf man achten<br />
muss, um dem Kunden auch mit Gewissheit<br />
ein gutes Safarischiff anbieten zu können.<br />
Kommt es dennoch von Seiten der Kundschaft<br />
zu Hinweisen auf eventuelle Sicherheitslücken<br />
oder mängel, gehen wir diesen gezielt nach.<br />
Und sollten sich diese bei der Überprüfung<br />
bestätigen, nehmen wir das Schiff sofort aus<br />
unserem Programm!<br />
DI: Was zeichnet es <strong>für</strong> dich denn aus, das „gute<br />
Safarischiff“?<br />
AG: Das Boot muss sauber und gepflegt sein,<br />
hält die technischen und sicherheitsrelevanten<br />
Einrichtungen einwandfrei in Schuss. Wenn<br />
dazu noch kompetentes Personal an Bord ist,<br />
Service, Essen und Freundlichkeit stimmen,<br />
dann ist dies <strong>für</strong> mich ein „gutes“ Boot.<br />
DI: Das Thema Luxus hast du jetzt ausgelassen?<br />
“Im Zweifelfall muss<br />
es der Kunde ausbaden”<br />
AG: Gutes Schiff ist nicht gleichbedeutend<br />
mit luxus. Zum heutigen Standard gehört ein<br />
gewisses maß davon ja eh schon dazu: Jedes<br />
der von uns angebotenen Safarischiffe verfügt<br />
über eine Klimaanlage sowie über Bad und Wc<br />
in den Kabinen. luxus bedeutet lediglich noch<br />
mehr Komfort: Größer geschnittene Kabinen<br />
und Bäder sowie TV, Safe und minibar in den<br />
Kabinen. Darüber hinaus spielt beim Thema<br />
luxus sicher der Service eine große rolle. Es<br />
gibt gute Schiffe mit weniger luxus, umgekehrt<br />
auch luxuriöse Schiffe, die ich nicht als gut<br />
bezeichnen würde. Was der Kunde überhaupt<br />
als „luxus“ empfindet, variiert ebenfalls sehr<br />
stark.<br />
DI: Wenn du so oft in Ägypten bist, sind da aus<br />
Geschäftspar tnern auch schon mal Freunde<br />
geworden?<br />
AG: Ja, einige… ein ägyptischer Geschäftspartner<br />
war sogar auf meiner Hochzeit, darüber<br />
habe ich mich sehr gefreut. Und nein, Namen<br />
möchte ich jetzt keine nennen, das könnten<br />
Andere möglicherweise falsch verstehen.<br />
DI: Was machst du, wenn du dich nicht mit Tauchen<br />
beschäftigst?<br />
AG: Da gibt’s nicht viel, wirklich nicht, seit<br />
meinem 23ten lebensjahr dreht sich bei mir<br />
alles ums Tauchen – reisen und Tauchen ist<br />
<strong>für</strong> mich ein lebenselixier!<br />
DI: Danke <strong>für</strong> das Gespräch und ein erfolgreiches<br />
Jahr 2009 – Bayern muss ja dennoch nicht<br />
Meister werden!<br />
AG: ich bin ja eher ein Nordlicht, von mir aus<br />
kann die Schale dieses Jahr ruhig der HSV<br />
holen!<br />
Das interview führte linus Geschke<br />
Vita<br />
Name: Achim Goldmann<br />
Beruf: Geschäftsführer Aqua Active Agency<br />
Gelernter Beruf: Koch, seit 10 Jahren Reiseveranstalter<br />
Alter: 51<br />
Hobbys: Nichts außer Tauchen und Reisen<br />
Verheiratet: Mit Marion<br />
Die D R e i Da M e n v o M co M p u t e R :<br />
te a M W o R k W iR D b e i aq u a ac t i v e<br />
ag e n c y g R o s s geschRieben“
29<br />
Reise<br />
Kroatien<br />
3 Inseln mit 3 Buchstaben<br />
K R K<br />
R A B<br />
V I S<br />
Inseln gibt es in Kroatien wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. 1185<br />
Inseln und Inselchen warten an der Adriaküste auf einen Besuch. Bewohnte<br />
und unbewohnte. Große und winzige. Wir besuchten drei besondere<br />
Inseln mit drei Buchstaben.<br />
Text: Harald mathä, Fotos: Harald mathä, Wolfgang Pölzer, Helmut Ebner
30<br />
Reise<br />
Kroatien<br />
Fläche: 56.600 km2<br />
Einwohner: 4,5 Mio.<br />
Küstenlänge: 5835 km<br />
Sprache: Kroatisch. Deutsch in touristischen<br />
Zentren.<br />
Einreise: Reisepass mit mind. 6 Monaten<br />
Gültigkeit oder Personalausweis.<br />
EU-Status: Beitrittskandidat<br />
Währung: Kuna (1EUR = 7 HRK)<br />
Tauchreglement: Tauchengenehmigung verpflichtend!<br />
Kostet 100 Kuna und ist ein Jahr ab<br />
Ausstellung gültig. Individualtauchgenehmigung<br />
sind bedeutend teurer!<br />
Offizielle Deko Kammern: Nur in Split und Pula<br />
insel kR k- bl i c k Ri c h t u n g festl anD u n D Ra b<br />
Kauterwelsch<br />
Ein paar Brocken Kroatisch, die Sympathie einbringen<br />
Guten Morgen: dobro jutro<br />
Guten Tag: dobar dan<br />
Guten Abend: dobro wätschä<br />
Bitte: molim<br />
Danke: chvala<br />
Ja: da<br />
Nein: nä<br />
Prost!: schiweli!<br />
Eine kleine Konoba irgendwo an der kroatischen<br />
Adriaküste. Das laue Abendlüftchen lässt die<br />
Wellen sanft an die Hafenmole plätschern. Der<br />
Duft von Pinienharz erinnert an den heißen Tag.<br />
Zusammen mit dem Zirpen der Grillen kommt<br />
unweigerlich Urlaubsstimmung auf. Die Beine<br />
unter dem Tisch ausstrecken und gemütlich den<br />
Tag unter der Weinlaube ausklingen lassen. Der<br />
rote Hauswein, den der Kellner eben brachte,<br />
ist so leicht und süffig wie er es sein soll. Nach<br />
einem anstrengenden Tauchtag ist der Appetit<br />
gewaltig.<br />
Neben den allgegenwärtigen ražnjići, ćevapićići,<br />
Pljeskavica und mixed Grill gibt es hier selbstgemachte<br />
Nudeln und einheimische Spezialitäten.<br />
Heute Abend soll es lamm sein. Am Samstag gibt<br />
es Spanferkel. Perfekt! Gemütliche Konobas gibt<br />
es überall in Kroatien. Oft kocht darin die „mama“<br />
noch selbst.<br />
Gutes Essen, abwechslungsreiche Tauchplätze,<br />
mediterranes Klima und überschaubare Anreisezeiten<br />
machen die kroatische Küste zu einem<br />
bevorzugten Ziel vieler Tauchurlauber.<br />
K R K: Die Nummer eins<br />
410 km 2 groß, 38 km lang, 18 km breit<br />
Tourismus hat in der Kvarner Bucht eine lange<br />
Tradition. Schon vor 100 Jahren besuchten<br />
die ersten Urlauber die insel. Der Prager Emil<br />
Geistlich baute Anfang des 20. Jahrhunderts<br />
den verarmten und fast verlassenen Ort Baska<br />
touristisch auf. in den folgenden Jahrzehnten
31<br />
Reise<br />
wuchs der Tourismus stetig. Krk ist nicht nur die<br />
größte insel der Adria, sie hat auch die größte<br />
marina der region und einen internationalen<br />
Flughafen. Historische Städtchen mit engen,<br />
verwinkelten Gässchen locken den Besucher.<br />
Hinter jeder Biegung gibt es Neues zu entdecken!<br />
Besonders gut erhalten sind die Altstädte von<br />
Vrbnik und Baska. Den Taucher erwarten auf Krk<br />
das Wrack eines Frachtschiffes, Steilwände und<br />
Überhänge vom Feinsten!<br />
Drei tolle Tauchplätze bei Krk:<br />
Das Wrack der Peltastis<br />
Das 60 meter lange griechische Frachtschirm<br />
sank während eines Wintersturms im Jahr 1968.<br />
Es steht heute aufrecht auf dem 31 meter tiefen<br />
Schlammgrund nahe der Küste im Vinodolski<br />
Kanal bei dem Ort Silo. Das Wrack ist einfach<br />
zu betauchen. Der Hauptmast an dem auch die<br />
Hauptboje befestigt ist, ragt bis knapp 5 meter<br />
unter die Wasseroberfläche auf. Hier abtauchend<br />
gelangt man auf das Deck, welches in einer Tiefe<br />
von 26 metern liegt. Überall am Wrack strecken<br />
prächtige Sabellen (röhrenwürmer) ihrer Tentakel<br />
in die Strömung um Kleinstlebewesen zu fangen.<br />
Am und um das Wrack ist der Fischreichtum be-<br />
Tauchbasen auf Krk<br />
Krk –Anreise<br />
Etwas südlich von Rijeka führt die kostenpflichtige Brücke „Titov<br />
Most“ direkt auf die Insel Krk. Nach Krk kann man auch fliegen!<br />
Der Flughafen Rijeka (RIJ) befindet sich im Norden der Insel<br />
und wird von Ferienfliegern von Deutschland aus angeflogen.<br />
Es bestehen auch Fährverbindungen nach Cres, Rab und ans<br />
Festland nach Senij.<br />
eindruckend! Brassen und Dorsche finden hier<br />
Schutz vor Fischernetzen.<br />
Mali Plavnik<br />
mali Plavnik ist eine Krk vorgelagerte insel. Der<br />
meeresgrund fällt hier steil in eine Tiefe von über<br />
30 metern ab. Die teils überhängende Wand ist<br />
mit Grotten, canyons und Furchen durchzogen.<br />
in den Spalten finden sich verlässlich nachtaktive<br />
Krustentiere wie Hummer und Springkrebse. mit<br />
ihren langen, dünnen Scheren drohen sie dem<br />
Taucher und strecken sie ihm unerschrocken<br />
oder furchtsam entgegen.<br />
Loreley<br />
Dieser Tauchplatz ist zwar vor der insel cres gelegen,<br />
wird aber auch von Krk aus bei Tagestouren<br />
angefahren. Namensgeber ist ein Fels an der<br />
Steilküste. Eine ähnlichkeit mit der lorelei am<br />
rhein mag durchaus bestehen. Unter der Wasseroberfläche<br />
ragt aus großer Tiefe der Fels wie<br />
ein Gebirgskamm bis knapp an die Oberfläche.<br />
Tauchen vermittelt hier das Gefühl im Hochgebirge<br />
zu schweben!<br />
Correct Diving Malinska http://www.correct-diving.de<br />
Dive Point Malinska http://www.divepoint-croatia.com<br />
Fun Diving Krk http://www.fundivingkrk.de/<br />
Styria -Guenis Krk http://www.styria-guenis-diving-group.com/<br />
Divesport Punat http://www.divesport.de<br />
Tauchertreff Punat http://www.tauchertreff-punat.de<br />
Squatina Baska http://www.squatinadiving.com/indexGER.htm<br />
Delphin Baska http://www.tauchbasisdelphin.com/<br />
Rare Bird Baska http://www.rare-bird.org/<br />
Blue Dive Stara Baska http://www.bluedive-krk.com/<br />
Neptun Diving silo http://www.neptun-silo.com/
32<br />
Reise<br />
ta g e s a u s fa h R t a u f k o M f o R ta b l e M bo o t ge l b e nelkenkoRalle<br />
R A B: Die Sonneninsel<br />
94 km 2 groß, 22 km lang, 11 km breit<br />
mildes Klima und viele Sonnenstunden sind auf<br />
der grünen insel in der Kvarner Bucht garantiert!<br />
Seit der Wende zum 20. Jahrhundert wird hier an<br />
einsamen Buchten hüllenlos gebadet. Eduard Vii.,<br />
der nur beinahe britischer König wurde, ließ hier<br />
schon in den Dreißigerjahren seine Badehose<br />
fallen, erzählt man. Die inselmetropole rab liegt<br />
auf einer schmalen landzunge an einer tiefen, gut<br />
geschützten Bucht. ihr venezianisch geprägtes<br />
Stadtbild mit seinen alten, gewundenen Gassen<br />
und den vier Glockentürmen zählt zu den schönsten<br />
des gesamten mittelmeerraums.<br />
Drei tolle Tauchplätze bei Rab:<br />
Insel Goli<br />
Steilwandtauchen vom Feinsten ist an dieser<br />
trostlosen ehemaligen Gefängnisinsel Titos angesagt.<br />
Die ruinen der Zuchthäuser und Wachtürme<br />
sind vom Wasser aus gut zu erkennen. Auch die<br />
Steinbrüche, in denen die Gefangenen schuften<br />
mussten. Von der Wasseroberfläche bis in große<br />
Rab –Anreise<br />
Kurze Fahrt mit der Autofähre von Jablanc, südlich von Senj. Es<br />
besteht eine Fährverbindung zur Insel Krk und nach Rijeka.<br />
Tiefe fallen die Wände senkrecht ab. rote Gorgonien<br />
und gelbe Schwefelschwämme strecken sich<br />
von der Wand ins Freiwasser um Kleinstlebewesen<br />
zu erstrudeln. in den vielen Spalten und Höhlen<br />
fällt das licht der Tauchlampe auf langarmige<br />
Springkrebse und auch Hummer.<br />
Canyon<br />
Schon über Wasser ist dieser Tauchplatz beeindruckend.<br />
Ein weiß reflektierender Steilabbruch<br />
der Küste. Schafe klettern in der Wand und suchen<br />
nach Futter. Unter Wasser setzt sich die Wand<br />
senkrecht fort. Vom Ankerplatz aus gelangt man<br />
durch einen engen canyon zwischen Küste und<br />
einem riesigen Felsen an die Steilwand. rote und<br />
gelbe Gorgonien erfreuen das Taucherauge. Die<br />
Wand fällt auf über 30 meter ab und läuft dann<br />
langsam aus. Ein guter Platz um mit etwas Glück<br />
auch Bewohner des offenen meeres wie Tunfische<br />
zu treffen!<br />
Prst (Finger)<br />
Wie ein Finger schiebt sich an diesem Tauchplatz<br />
ein Felsrücken von der insel etwa sieben meter ins<br />
meer hinaus. Auf allen Seiten fallen die Wände steil<br />
ab und sind reich und farbenfroh mit Gorgonien,<br />
Schwämmen und Nelkenkorallen bewachsen. Hier<br />
kann man die charakteristisch geformten Eier der<br />
Katzenhaie finden.<br />
Tauchbasen auf Rab<br />
Die bl a u e gR o t t e v o n bi s e v o © Wo l f g a n g pö l z e R<br />
Moby Dick Lopar http://www.mobydick-diving.com/de_cijene.htm<br />
Aqua Sport Supetarska Draga http://www.aquasport.hr<br />
Krondiving Kampor http://www.kron-diving.com<br />
Mirko Diving Barbat http://www.mirkodivingcenter.com<br />
Rab Eko Kampor http://www.rab-eko.hr
33<br />
Ratgeber<br />
veR Winkelte gässchen in D e n alts t ä D t e n<br />
V I S: Der Geheimtipp<br />
90 km 2 groß, 17 km lang, 8 km breit<br />
Wenn es noch einen echten Geheimtipp in der<br />
Adria gibt, dann ist dies die insel Vis. Über Jahrzehnte<br />
militärisches Sperrgebiet, ist es erst seit<br />
dem Fall des eisernen Vorhangs 1991 auch Touristen<br />
möglich Vis zu besuchen und hier zu tauchen.<br />
Durch die lange isolation hat die 60 km vor der<br />
Küste liegende insel über und unter Wasser ihre<br />
Ursprünglichkeit behalten. Hafenstädtchen wie<br />
Komica sind wahre Postkartenmotive und der<br />
Touristenstrom hält sich in Grenzen. Die Herstellung<br />
von Schmuck aus roten Korallen hat auf der<br />
insel eine lange Tradition. Unter Wasser warten<br />
Vis –Anreise<br />
Per Auto oder Flugzeug nach Split. Weiter mit der Fähre über<br />
Hvar nach Vis. Die Fahrzeit der Fähre beträgt zwei Stunden und<br />
kostet etwa 35 Euro (Auto mit zwei Personen). Fährverbindungen<br />
bestehen auch nach Italien.<br />
spektakuläre Wracks, Steilwände und Grotten<br />
darauf, von Tauchern erforscht zu werden. Vis ist<br />
die der kroatischen Küste am weitesten vorgelagerte<br />
insel. Seit der Antike wird ihre strategisch<br />
wichtige Position genutzt. So besiegte hier der<br />
österreichische Admiral Wilhelm von Tegetthoff<br />
am 20. Juli 1866 in der Seeschlacht von lissa<br />
die zahlenmässig weit überlegene italienische<br />
Flotte.<br />
Drei tolle Tauchplätze bei Vis:<br />
Blaue Grotte<br />
Bei der Vis vorgelagerten insel Bisevo taucht oder<br />
schwimmt man kurz durch eine enge Schlucht.<br />
Nach wenigen Flossenschlägen gelangt man<br />
in eine weite Halle, in der wohl jeder staunend<br />
innehalten wird. Durch das einfallende licht wird<br />
die gesamte Grotte in intensives Blau getaucht.<br />
An den Wänden tanzen lichtreflexe wie Elfen umher.<br />
Vorbei an bizarr geformten Felsformationen<br />
taucht man zum Grund der Höhle auf 20 meter<br />
ab und staunt über das unglaubliche Blau beim<br />
Blick in richtung Oberfläche!<br />
Wrack Vassilios T<br />
An der Nordküste von Vis liegt das Wrack des<br />
104 meter langen griechischen Frachtschiffes,<br />
welches in einem hervorragenden Zustand ist.<br />
in der Nacht des 18. märz 1939 lief das mit Kohle<br />
beladene Schiff unter mysteriösen Umständen auf<br />
die Felsküste auf. Niemand wurde dabei verletzt<br />
oder ertrank. Gerüchte von Versicherungsbetrug<br />
halten sich bis heute. Am einfachsten sind der<br />
riesige Anker und der Bug ab 20 metern zu betauchen.<br />
Gelbe Schwämme in den verschiedensten<br />
Größen sind hier in einer ungewohnten Vielfalt<br />
zu finden. Das Heck mit der dicht bewachsenen<br />
Schiffsschraube liegt in 55 meter Wassertiefe.<br />
Totac<br />
Eine fantastische und reich bewachsene Steilwand,<br />
die bis in große Tiefe abfällt. Die Schönheit dieser<br />
Wand kann sich mit Drop-Offs in tropischen meeren<br />
messen! Eine Felsnase wächst von der insel<br />
ins offene meer, wo sie ins Bodenlose abzufallen<br />
scheint. Zwischen 30 und 40 metern ist die Wand<br />
über und über mit roten und gelben Gorgonien<br />
bewachsen. in kleinen Höhlen und Einschnitten<br />
findet man rote Korallen und stattliche Hummer<br />
strecken ihre Fühler dem Taucher entgegen.<br />
Krk, Rab und Vis sind nur drei der unzähligen<br />
Inseln in der kroatischen Adria. Jede von ihnen<br />
hat ihren eigenen Reiz und ihr eigenes Flair. Auf<br />
jeder gibt es viel zu Entdecken. Über Wasser wie<br />
unter Wasser! HM<br />
Tauchbasen auf Vis<br />
Anma Diving Center Vis http://www.anma.hr<br />
Manta Komiza http://www.manta-diving.com<br />
Issa Diving Center Komiza http://www.diving.hr/idc<br />
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35<br />
Aktuell<br />
Erneuter Todesfall in Messinghausen:<br />
Der Zorn des Gerechten<br />
linus Geschke, Foto: matze B.
36<br />
Aktuell<br />
Messinghausen, der See im Berg. Es gibt in<br />
Deutschlands nur wenige Tauchplätze, die<br />
schöner oder spektakulärer sind - aber auch<br />
kaum welche, die mehr Gefahr ausstrahlen.<br />
Nach dem fünften Todesfall in 13 Jahren<br />
reicht es Betreiber Oliver Hecht: In einem<br />
emotional formulierten Schreiben kündigt er<br />
<strong>für</strong> die Zukunft strikte Tauchregularien an,<br />
die mehr Sicherheit bringen sollen . Aber<br />
sind diese auch durchdacht und sinnvoll?<br />
Bereits im ersten Absatz, der zwischen sachlicher<br />
Darstellung eines oftmals zu beobachtenden<br />
Zustandes und dem Dieter-Bohlen-Sprachstil<br />
bei DSDS schwankt, macht Hecht klar, worum es<br />
ihm geht: „Der fünfte Todesfall in 13 Jahren und<br />
das ständig sinkende Niveau der Sporttaucher<br />
machen ein Weiterentwickeln des reglements<br />
scheinbar unumgänglich. ich persönlich finde<br />
es übrigens zum Kotzen, dass ich wegen der<br />
Blödheit einiger zum regelmacher werden muss.<br />
regeln, die sich nicht aus Einsicht und Vernunft<br />
generieren sind aus humaner Sicht immer problematisch,<br />
aber im Partyland Deutschland geht’s<br />
wohl nicht anders.“ Wer so formuliert, will polarisieren<br />
- läuft aber auch Gefahr, mit einem<br />
Schnellschuss am Ziel vorbei zu schießen und<br />
manchmal sogar den eigenen Fuß zu treffen.<br />
Den Zorn des Gerechten spürt man bei Oliver<br />
Hecht in jeder Zeile, und erstaunlich oft trifft<br />
er mit seinem rundumschlag ins Schwarze:<br />
Tauchkurse im Schnellverfahren und brevetierte<br />
Taucher, die Tarierung lediglich als Begriff<br />
aus dem OWD-Buch kennen. Dazu panikartige<br />
Dramen unter Wasser, nur, weil die Ausbildung<br />
und Erfahrung vieler Taucher in keinem Verhältnis<br />
mehr zu einem kalten, tiefen Tauchgang steht.<br />
Seine Konsequenz aus den tödlichen Vorfällen:<br />
Sporttaucher dürfen in messinghausen nur noch<br />
35 meter tief tauchen, beim ersten Verstoß wird<br />
eine zweimonatige Sperre ausgesprochen, beim<br />
zweiten mal droht ein einjähriges Tauchverbot im<br />
See: man muss sie doch in den Griff kriegen, diese<br />
Taucher, die bei einem „abblasenden Atemregler<br />
einen Notaufstieg machen oder gar sterben, weil<br />
ihnen eine Flosse abfällt.“ Ob man dies durch<br />
eine regulierung mit 35 meter maximaltiefe<br />
bewerkstelligen kann, sei dahingestellt – als<br />
Pächter des Sees nimmt sich Hecht das recht,<br />
die Grenze dort zu ziehen, wo er sie <strong>für</strong> sinnvoll<br />
Rä u b e R iM Do p p e l pac k: zW e i foRellen“<br />
„Ma n c h e sp o R t ta u c h e R gehen u n t e R WasseR M i t D e R<br />
Diskussion g a n z gel assen u M...“<br />
erachtet. Er weiß dabei viele erfahrene Taucher<br />
an seiner Seite, die schon lange das sinkende<br />
Niveau beklagen, welches sie weltweit an vielen<br />
Tauchbasen zu beobachten glauben. Und er weiß<br />
ebenfalls, wer daran zumindest eine Teilschuld<br />
trägt: Die großen Ausbildungsverbände, die er<br />
dann auch offen fragt: „Glaubt ihr wirklich immer<br />
noch daran, dass jeder tauchen lernen kann<br />
und ein Beginnerkurs mit nur 4 Tauchgängen<br />
abgeschlossen werden kann?“<br />
Mangelhafte Ausbildung, mangelhafte<br />
Einstellung?<br />
Hecht hat recht: Wie sinnvoll ist es, dass Ausbildungsorganisationen<br />
Anfängern nach zwei Kursen<br />
und einer Tauchgangsanzahl im einstelligen<br />
Bereich per Brevet quasi schriftlich garantieren,<br />
sie seien nun „advanced“, also „fortgeschrittene“<br />
Taucher? Auch, wenn die Grundbegriffe des<br />
Tauchens ähnlich einfach zu erlernen sind wie<br />
radfahren und geführte Tauchgänge in tropischen<br />
Gewässern eines der ungefährlichsten<br />
Hobbys ist, welches man im Urlaub ausüben<br />
Fotos: matze B.
37<br />
Aktuell<br />
steileR abstieg, bl auschiMMeRnDes WasseR: DeR see iM be R g<br />
kann: Tauchen unter erschwerten Bedingungen<br />
ist eine ganz andere Sache. Wer würde schon<br />
Bergwandern in den Voralpen mit der Erklimmung<br />
des K2 vergleichen?<br />
Aber wo setzt die notwendige Erfahrung <strong>für</strong><br />
welchen Tauchgang ein? Beim <strong>für</strong> Anfänger<br />
beeindruckenden Titel „Divemaster“, dem Oliver<br />
Hecht weitere Freiräume gewährt, obwohl<br />
dieser sein taucherisches leben im Schnelldurchgang<br />
mit Kurs an Kurs absolviert haben<br />
kann? Wie erfahren ist ein Taucher mit 500<br />
Tauchgängen in tropischen Gewässern, wenn<br />
er das erste mal in einen kalten, dunklen See<br />
steigt? Und wie erfahren ist der klassische<br />
Tümpeltaucher, der 1000 Tauchgänge im flachen<br />
Haussee hinter sich hat, wenn er zum<br />
ersten mal an einer ins Bodenlose stürzenden<br />
Steilwand mit Strömung konfrontiert wird?<br />
Es ist ein Thema, über das man nachdenken<br />
und diskutieren kann, mit zum Dreieck geformten<br />
Händen, bei dem die Fingerspitzen<br />
aneinander liegen. Großes Nachdenken also.<br />
Doch gerade hier, wo man zwischen Schwarz<br />
und Weiß hunderte Grautöne findet, wird der<br />
Ankläger zum großen Vereinfacher: „man kann<br />
sich aber auch auf ganz normale Sporttauchgänge<br />
beschränken und mit der Ausbildung<br />
zum „Advanced Nitrox Taucher“ dem Tod ein<br />
Schnippchen schlagen…“<br />
Eine Advanced Nitrox Ausbildung als lebensversicherung<br />
auf Brevet? Als lösung aller Probleme?<br />
Das klingt ähnlich überzeugend wie Verkaufsangebote<br />
auf Kaffeefahrten – den Hintergrund,<br />
warum die fünf tödlich verunglückten Taucher<br />
mit einer solchen Ausbildung überlebt hätten,<br />
lässt Hecht unbeantwortet, obwohl gerade die<br />
Frage nach den Hintergründen die wohl entscheidende<br />
ist.<br />
Meinungen aus dem Taucher.Net Forum<br />
Selten wurde ein Thema im Forum so stark aufgegriffen wie die neuen Tauchregularien in Messinghausen<br />
und der vom Pächter im Schreiben angeschlagene Tonfall. Nachfolgend ein Querschnitt durch über 100<br />
Meinungen:<br />
User Stephan K.: „Ich finde es gut. Ein Tiefenlimit gibt es auch woanders.“<br />
User Bert Rudeck: „Diese Regeln scheinen mir in der Tat ein Schnellschuss zu sein. Wenn es Beschränkungen geben<br />
muss, um die Sicherheit zu erhöhen oder meinetwegen auch um den Betreiber abzusichern, dann sollte eine gewisse<br />
Sinnhaftigkeit erkennbar sein.“<br />
User D-32: „Ich kann ihn gut verstehen! Und seine drastische Ausdrucksweise trifft voll zu. Was heute an einem See,<br />
auf einer Tauchbasis, auf einem Safarischiff, auf einem Tagesboot an Tauchern aufschlägt, ist nicht mehr die Klientel<br />
wie vor 10 Jahren, die tauchen konnte, die erfahren, trainiert und ganzjährig in Übung war.“<br />
User Tauchwolly: „Ich denke, dass eine Beschränkung der Tauchtiefe - nach Erfahrung und Ausbildungsstand - sinnvoll<br />
und richtig ist. Insoweit muss an der jetzigen Regelung wohl noch mal gefeilt werden. Was ich unverschämt finde ist<br />
der Ton von Oliver, wie er pauschal über die bösen, bösen Sporttaucher herzieht. Ein gewisses Maß an Mindestniveau<br />
sollte man sich bewahren und nicht unter die Gürtellinie abrutschen.“<br />
User kwm: „Als Mensch kann ich seine Reaktion verstehen. Für einen Geschäftsmann finde ich sie fragwürdig. Es ist<br />
grundsätzlich nichts gegen Regeln einzuwenden. Aber wenn er sie so formuliert, möchte ich dort nicht tauchen. Denn<br />
ich komme als zahlender Kunde und möchte mit Respekt behandelt werden.“<br />
User Eric Schlicker: „Das die Ausbildung <strong>für</strong> Sporttaucher oft mangelhaft ist, ist ja nun kein Geheimnis. Der See dient<br />
Oliver ja auch zum Geld verdienen. Wenn die Behörden den Betrieb des See verbieten, dann verliert er einen Teil seines<br />
Lebensunterhalt und alle Taucher einen genialen See.“<br />
User hobbyskip: „Wer meint sich einen solchen Ton gegenüber seiner Kundschaft erlauben zu können hat schlichtweg<br />
keine Ahnung wie ein Unternehmen heutzutage zu führen ist.“<br />
User Vercingétorix: „Was mich stört, ist schlicht der Ton. Der gehört in die übliche „Ichbineinegeiletekanweisersauschiene“.<br />
Danke, ich tauche zu lange um mich von Anweisern beeindrucken zu lassen. Das sich Anfänger selbst<br />
überschätzen ist in jedem Sport so. Bei uns kommt nur noch hinzu, das die entweder alle Tauchlehrer werden wollen<br />
oder sich mit Pullen behängen müssen.“<br />
User Störtebeker: „Richtig ist die Tatsache, dass das Niveau der Sporttaucher gesunken ist. Dies festzustellen dauerte<br />
13 Jahre und kostete 5 Menschen das Leben? Ich bin mal polemisch aggressiv.“<br />
User Lukeleia: „Komisch finde ich, dass hier oft gegen „Diving is fun“ gepostet wird, aber wenn jemand dann strengere<br />
Regeln aufstellt sofort alle rumheulen. Und alle die von sich selbst überzeugt sind und in die „35m Regel“ fallen, steht<br />
es doch frei zum Oliver zu gehen und mit ihm einen „Checkdive“ zu machen. Vielleicht bekommt ihr dann auch einen<br />
„Freifahrtschein“ oder eine komplette Seesperre.“<br />
Die gesamte Diskussion finden Sie hier:<br />
Fotos: markus mücke/scubacrew.de
38<br />
Aktuell<br />
unteR WasseRiMpRessionen Messinghausen<br />
Fotos: Stefan Baehr
39<br />
Aktuell<br />
Was mit berechtigtem Zorn begann und vieles<br />
enthält, was nachvollziehbar ist, wird im weiteren<br />
Verlauf zum Grabenkrieg zwischen Sporttauchern<br />
und Tekkies – wobei <strong>für</strong> Hecht klar<br />
scheint, das letztgenannter dem Sporttaucher<br />
evolutionstechnisch so weit voraus ist, wie der<br />
Homo Sapiens dem Neandertaler.<br />
Sterben bei Kindergartentauchgängen<br />
Die Kompetenz, um den technischen Taucher<br />
in seiner ganzen Größe begreifen zu können,<br />
scheint Hecht vielen Sporttauchern erst gar nicht<br />
zuzutrauen. „Pimpernellen gibt’s auch, wenn ich<br />
höre, mit wie viel Unverständnis Sporttaucher<br />
auf den Anblick eines technischen Tauchers<br />
reagieren, man kennt die Sprüche wie: ’Alter ey,<br />
wie lange willst Du denn da unten bleiben, `nen<br />
Jahr oder was?’, ’Bodybuilding <strong>für</strong> Taucher... und<br />
so weiter und so weiter... bla bla bla’ “.<br />
Beim lesen kann man das Gefühl bekommen, er<br />
würde ihn am liebsten unsterblich machen, den<br />
Tekkie mit Advanced Nitrox Brevet, auch wenn<br />
er einräumen muss: „Gewiss, technische Taucher<br />
sterben auch, allerdings nicht bei Kindergartentauchgängen<br />
auf 45 metern.“ Dieser Satz<br />
ist ebenso polemisch wie sachlich falsch: Viele<br />
technische Taucher sind in deutlich geringeren<br />
Tiefen ums leben gekommen, einige bekannte<br />
sogar in weniger als zehn metern Wassertiefe. Die<br />
Aussage „Kindergartentauchgänge auf 45 meter“<br />
lässt gar gänzlich vermissen, was jeden guten<br />
Taucher auszeichnen sollte: Umsicht, respekt<br />
und Verantwortungsbewusstsein. Angesichts<br />
solcher Statements häufen sich jetzt auch kritische<br />
Stimmen, die dem iANTD Trimix instructor<br />
Trainer und Technical cave instructor vorwerfen,<br />
die Unfälle als Anlass zu nehmen, um Werbung in<br />
eigener Sache zu betreiben. Nach seiner Aussage<br />
ist er nach „nunmehr 19 Jahren als instructor, 13<br />
davon als technischer Ausbilder“ in der lage, zu<br />
erkennen, wo gute technische Taucher herkommen<br />
und wo nur schlecht kopiert wird. Denn:<br />
„Auch in dem schnell gewachsenen markt des<br />
technischen Tauchens gibt es mittlerweile viele<br />
luschen und so sollte ein jeder Eleve sich den<br />
Ausbilder und dessen Verband genau anschauen.<br />
maulhelden gibt’s wie Sand am meer.“<br />
Ob solche Aussagen dem Wunsch nach Selbstbeweihräucherung<br />
oder einer begründeten Sorge<br />
entspringen, ist von außen schwer nachzuvollziehen.<br />
Oliver Hecht ist sich zumindest nicht zu<br />
schade, um Dinge deutlich anzusprechen und<br />
Finger in Wunden zu legen – auch, wenn dies dem<br />
ein oder anderen wehtun mag. Die ständig weiter<br />
auseinander klaffende Schere zwischen schnell<br />
ausgebildeten und oftmals zur Überschätzung<br />
neigenden Anfängern und dem in verschiedensten<br />
Situationen erfahrenen Taucher klafft<br />
zumindest weiter auf denn je. Sie zu schließen,<br />
die unterschiedlichen Anforderungen diverser<br />
Tauchplätze greifbar zu machen und lösungen<br />
zu finden, die allen gerecht werden, ist eine der<br />
wichtigsten Aufgaben <strong>für</strong> die Tauchbranche<br />
allgemein. Ob polemische äußerungen statt<br />
sachlicher Analyse in diesem Zusammenhang<br />
richtig sind, bleibt zumindest fraglich.<br />
ei n e s D e R z a h l R e i c h e n Re l i k t e u n t e R WasseR: DeR tR a n s-<br />
p o R t e R – D e R aktuelle ei g e n t üM e R begRüsst D i e ta u c h e R<br />
Anmerkung der Redaktion: Gerne hätte Diveinside<br />
mit Oliver Hecht ausführlich über die Problematik<br />
gesprochen und weitere Hintergründe<br />
zu den Unfällen erfahren. leider konnten wir ihn<br />
in der Kürze der Zeit bis redaktionsschluss nicht<br />
erreichen, versuchen aber, dies in der kommenden<br />
Ausgabe nachzuholen! LG<br />
Fotos: matze B.
40<br />
Vorschau Die nächste <strong>DiveInside</strong> erscheint am 04.08.08 1.9.2008 6.4.2009<br />
iN DEr NäcHSTEN AUSGABE Hausbesuch<br />
Faszination Blue Hole<br />
Scuba Activa,<br />
mallorca, San Telmo<br />
Ras Mohammed<br />
Dahab bis Nuweiba<br />
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reise<br />
lanzarote ganz individuell<br />
linus Augenblicke<br />
IMpREssuM<br />
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