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für Fortgeschrittene - DiveInside

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14<br />

Ausbildung<br />

Was ist Techtauchen? Zunächst einmal ist es anders:<br />

Überschreiten der magischen 40-meter-Grenze, Verwendung<br />

anderer Gase als luft, lange Tauchzeiten<br />

und daraus resultierend oft lange Dekozeiten. Hier<br />

macht man (fast) all das, wovor der Tauchlehrer<br />

früher gewarnt hat. So gehören auch Tauchgänge<br />

in das innere von Wracks oder in Höhlen dazu. Nicht<br />

immer gibt es hierbei gute Sichtverhältnisse und<br />

in der regel ist der direkte Weg zur Oberfläche<br />

versperrt. Das kann an einer Höhlendecke liegen,<br />

am Stahlrumpf eines Wracks oder aber einfach<br />

daran, dass der Tauchcomputer noch eine Stunde<br />

Deko anzeigt.<br />

Schwierigere Bedingungen und größere Tiefen,<br />

das sind die Hauptunterschiede zum Sporttauchen.<br />

Zwangsläufig ist das risiko höher, auch das<br />

<strong>für</strong> einen Dekounfall. Die Statistik spielt hier eine<br />

große rolle: „rechenmodelle bis 40 meter sind<br />

durch Tauchgänge ohne Zwischenfälle inzwischen<br />

millionenfach bestätigt. Wer Tiefen anstrebt, die<br />

weit darüber hinausgehen, der spielt freiwillig Versuchskaninchen,<br />

denn die statistische Grundlage<br />

ist hier noch geringer“, schrieb der Physiker Dr.<br />

Bernd Aspacher. Der vor sechs Jahren im Blautopf<br />

tödlich verunfallte Tech-Taucher der ersten Stunde<br />

war einer der wenigen Dekompressionsexperten<br />

im deutschsprachigen raum. Seine „Enzyklopädie<br />

des Technischen Tauchens“ ist noch über seine<br />

Frau, Baerbel.Aspacher@t-online.de, zu beziehen<br />

(70 Euro inkl. 5 EUr Versand).<br />

Wen wundert es da, dass Techtaucher häufiger in<br />

der Druckkammer landen als Sporttaucher? ihr<br />

Vorteil aber ist, dass sie fast immer ausreichend<br />

Sauerstoff <strong>für</strong> die Deko mitführen. Den muss man<br />

nur richtig einsetzen, um die schlimmsten Folgen<br />

gleich zu mildern. Wie, das lernt man in Oxygen<br />

Provider Kursen, wie sie zum Beispiel aqua med, DAN<br />

oder PADi anbieten. Die Theorie gibt es gleich mit<br />

dazu: „Eine Faustregel ist, dass die Symptome umso<br />

schneller auftreten, je schwerer die Erkrankung ist.<br />

DcS ii entwickelt also früher Symptome, als DcS i“,<br />

erklärt der Tauchmediziner marco röschmann von<br />

aqua med, „aber egal, wie schnell die Symptome<br />

auftreten, die erste maßnahme besteht immer<br />

in der sofortigen Gabe von Sauerstoff! Und dann<br />

sofort die Hotline anrufen, damit ein erfahrener<br />

Hyperbarmediziner die Behandlung mit den ärzten<br />

vor Ort koordiniert.“ in der regel ist der richtig behandelte<br />

Verunfallte schon wenige Wochen später<br />

wieder tauchtauglich. Bei leichten Symptomen<br />

vermeidet man mit der Sauerstoffatmung oft sogar<br />

die Druckkammer.<br />

Dieses Wissen gehört zu den vier Säulen einer<br />

vernünftigen Tech-Ausbildung: Theorie, Skills (Fertigkeiten),<br />

psychisches Tuning und körperliche<br />

Fitness. Es gibt auch Zwischenbereiche. So greifen<br />

Theorie und Fertigkeiten mitunter ineinander. Ein<br />

Beispiel: Die Tiefe ist ein Thema, das nicht ganz leicht<br />

zu fassen ist, wie röschmann an einem Beispiel<br />

aus dem Sporttauchen erläutert: „Eine Analyse<br />

von Tauchunfällen aus den Jahren 1996 bis 2005<br />

zeigt eine signifikante Häufung von Unfällen bei<br />

tieferen Tauchgängen auf: Über 20 Prozent der<br />

Unfälle passierten in Tiefen über 30 metern. Nur<br />

sechs Prozent der analysierten Tauchgänge aber<br />

führten in diese Tiefen.“<br />

Die Unfallursachen nur bei Dekoproblemen und<br />

Tiefenrausch zu suchen, trifft den Kern der Sache<br />

wahrscheinlich nicht! Grundsätzlich gilt: Je tiefer<br />

man taucht, desto geringer ist die marge <strong>für</strong> Fehler!<br />

mit jedem meter addieren sich die risikofaktoren<br />

nicht nur, sie multiplizieren sich! Die Ursache liegt<br />

zu einem erheblichen Anteil im Kopf! Denn schon<br />

bei 30, 40 metern Tiefe ist man nicht nur objektiv<br />

iM M e R saubeR ta R i eR t sein: b e i<br />

D e R ve n t i l b eD i e n u n g g i lt es<br />

g e n a u D i e tiefe z u h a lt e n.<br />

sp i e l e M i t D e n stagefl aschen<br />

veR tiefen D a s ta R i eR u n g s t R a i-<br />

n i n g u n D D a s ge f ü h l f ü R D i e<br />

z u s ä t z l i c h e n fl aschenpakete<br />

ziemlich weit weg von der Oberfläche! man nimmt<br />

das auch subjektiv wahr. Bei 80, 90 metern ist uns<br />

- ob bewusst oder unbewusst ganz klar - wie weit<br />

wir von der Sicherheit verheißenden Oberfläche<br />

entfernt sind.<br />

Und spätestens wenn etwas schief geht, kommt<br />

dieses unbestimmte Gefühl von Unsicherheit auf<br />

„Oh, ganz schön weit weg, die Sonne da oben“. Denn<br />

noch immer gilt, was Hans Hass vor Jahrzehnten<br />

sagte: „Die größte Gefahr liegt in uns selbst. Was so<br />

lange braucht, sich dem fremden Element anzupassen,<br />

ist unser Unterbewusstsein, sind jene Bereiche<br />

in unserem Gehirn, die sich unserer vernünftigen<br />

Kontrolle entziehen. Erst wenn diese ‚Taucher sind’<br />

- ist man wirklich Taucher.“ Selten zitiert und gute

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