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NOTAUSGANG Jg. 14 /AUSGABE 1 - 2010<br />

Christine Theml<br />

Ich kann die Welt nicht verbessern<br />

Ich möchte Österreicherin sein. Ich<br />

möchte mit reinem Gewissen die Zeit<br />

ziehen lassen, mit ges<strong>und</strong>em Magen <strong>und</strong><br />

aus gutem Gr<strong>und</strong> (siehe Daniel Glattauer).<br />

Ich möchte nicht zuständig sein.<br />

Denn was hat man vom Gegenteil?<br />

Man schläft schlecht ein, denn die Erlebnisse<br />

des Tages stecken noch fest im Kopf<br />

oder kreiseln darin, sind putzmunter. Da<br />

wartet jemand auf Deinen Besuch im<br />

Krankenhaus. Da liegt noch eine Briefschuld<br />

an. Da weiß man von einem anderen<br />

widerfahrenen Unrecht <strong>und</strong> ahnt, wie<br />

man ihm zu seinem Recht verhelfen kann.<br />

Gedanken zu:<br />

Daniel Glattauer,<br />

„Sich-tum Austria“<br />

Nein, ich kann die Welt nicht verbessern.<br />

Sie war immer schlecht, sie ist schlecht <strong>und</strong><br />

sie wird schlecht bleiben. Die Österreicher<br />

haben Recht. Was aber mache ich dann<br />

mit meinem bisherigen Leben? „Nicht<br />

ohne uns“ heißt z.B. eine Selbsthilfezeitung<br />

für psychisch kranke Menschen, die ich<br />

herausgebe. Ginge es der Welt besser ohne<br />

uns psychisch kranke Menschen? Stören<br />

wir nur, weil wir immer wieder krank<br />

werden, weil die Mittel nicht gef<strong>und</strong>en<br />

werden, uns zur dauerhaften Ges<strong>und</strong>heit<br />

zu verhelfen? Das wird nicht mal ein<br />

Österreicher bejahen – heute. „Nicht ohne<br />

uns“ zeugt noch vom Aufbegehren, vom<br />

Suchen, vom Wunsch nach Zugehörigkeit<br />

trotz unserer Verletzlichkeit. Den geben wir<br />

nicht auf. Egal ob Österreicher oder Deutscher.<br />

Denn der Humor kommt an seine<br />

Grenze, wenn sonst nur Isolierung oder<br />

gar Beseitigung (Erinnern wir uns!) ansteht.<br />

Wir haben viel Gr<strong>und</strong>, uns zuständig zu<br />

fühlen für uns selbst, für andere schwerer<br />

Betroffene, für die anderen, die wir an uns<br />

gewöhnen müssen. Für uns zustehende<br />

Fachärzte werden viel zu schlecht honoriert,<br />

um die Lust an ihrer Arbeit behalten<br />

zu können. Der Berufszweig niedergelassener<br />

Psychiater wird ausgedünnt. Wir<br />

müssen lernen, uns selbst zu helfen oder<br />

aber die Politik zwingen, umzudenken<br />

oder beides. Die für uns katastrophale<br />

Ökonomisierung <strong>all</strong>er Lebensbereiche<br />

macht uns krank, sie hält uns krank im<br />

ges<strong>und</strong>en Leben. Nicht nur, aber auch. Sie<br />

stößt uns von sich mit ihrem Zwang zum<br />

Tempo, zur Effektivität. Da können wir<br />

nicht mithalten. Es gibt entweder keine<br />

Pause oder immer Pause. Das ist für <strong>all</strong>e<br />

unges<strong>und</strong>. Also gibt es Schnittstellen. Wir<br />

gehören dazu.<br />

Außerdem habe ich noch einen ges<strong>und</strong>en<br />

Magen.<br />

Christine Theml,<br />

Diplomkulturwissenschaftlerin,<br />

seit<br />

20 Jahren im<br />

Schillerhaus<br />

der FSU Jena<br />

angestellt, ehrenamtlich<br />

für<br />

psychisch kranke Menschen engagiert.<br />

Lesen ist Glück.<br />

Lesen ist für mich Aufnehmen verdichteter<br />

Erfahrungen.<br />

Ohne Lesen ist innere Armut.<br />

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