Neben der Lyme-Borreliose und - BORRELIOSE und FSME BUND ...
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12 Forschung<br />
Weitere durch Zecken übertragene Erkrankungen<br />
Christine Klaus, Peter Kimmig <strong>und</strong> Jochen Süss<br />
<strong>Neben</strong> <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>FSME</strong> spielen mindestens<br />
vier weitere Erkrankungen in Europa<br />
eine Rolle, bei denen Zecken obligat<br />
o<strong>der</strong> fakultativ als Vektoren beteiligt<br />
sind (siehe auch Tabelle Seite 14).<br />
� Q-Fieber<br />
(Query fever, Balkangrippe)<br />
Q-Fieber ist eine weltweit auftretende<br />
Zoonose, die durch den Erreger Coxiella<br />
burnetii (C.b.) hervorgerufen wird. C.b.<br />
tritt in zwei verschiedenen Formen auf,<br />
in <strong>der</strong> „normalen“ Bakterienform <strong>und</strong><br />
in einer sporenähnlichen Form. Der<br />
Hauptvektor ist die Schafzecke Dermacentor<br />
marginatus (D.m.). Coxiellen<br />
kommen weltweit aber auch in ca. 50<br />
weiteren Zeckenspezies vor.<br />
Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />
Die Übertragung des Erregers erfolgt<br />
durch D.m. auf Wild- (kleine Nager,<br />
Fuchs, Rotwild) <strong>und</strong> Haustiere (beson<strong>der</strong>s<br />
Schaf, aber auch Rind <strong>und</strong> Ziege).<br />
Ein zeckenunabhängiger Infektionszyklus<br />
bei Haustieren wird durch die Erregerausscheidung<br />
im akuten Krankheitsstadium<br />
über nahezu alle Sekrete <strong>und</strong><br />
Exkrete aufrechterhalten. Da C.b. beim<br />
Schaf zu Aborten führt, kommen Coxiellen<br />
auch in Plazenten <strong>und</strong> Fruchtwasser<br />
vor, wobei bis zu 10 9 infektiöse<br />
Einheiten/g gef<strong>und</strong>en wurden.<br />
Der Mensch infi ziert sich am häufi<br />
gsten durch den direkten Kontakt mit<br />
infektiösem Material o<strong>der</strong> die durch<br />
Austrocknung daraus entstehenden<br />
Stäube. Da die sporenähnliche Form<br />
von C.b. äußerst resistent gegenüber<br />
Umwelteinfl üssen (Hitze, Kälte, UV,<br />
Austrocknung) ist, bleiben einmal belastete<br />
Flächen (z.B. Weiden) über viele<br />
Monate infektiös. Die Übertragung des<br />
Erregers von Mensch zu Mensch ist ex-<br />
Die Schafzecke „Dermacentor marginatus“<br />
ist etwa doppelt so groß wie<br />
übliche Zecken <strong>und</strong> mit einem marmorierten<br />
Rücken. Bisher waren jährlich<br />
etwa 300 Fälle bekannt.<br />
Quelle: Landesges<strong>und</strong>heitsamt<br />
Baden-Württemberg.<br />
trem selten <strong>und</strong> wurde bisher nur bei<br />
Entbindungen beschrieben.<br />
Klinik <strong>und</strong> Diagnostik<br />
Die Erkrankung beim Menschen verläuft<br />
häufi g subklinisch. Etwa 50% <strong>der</strong><br />
infi zierten Menschen entwickeln eine<br />
klinische Symptomatik mit hohem Fieber,<br />
Kopfschmerzen, Photophobie, Abgeschlagenheit<br />
<strong>und</strong> Myalgien. Bewußtseinsstörungen<br />
<strong>und</strong> Delirium sowie eine<br />
interstitielle Pneumonie können auftreten.<br />
Kasuistiken mit Myokarditis,<br />
Meningitis, Hepatitis <strong>und</strong> Magen-Darm-<br />
Erkrankungen sind beschrieben. Septische<br />
Verläufe mit Organabsiedelung<br />
von C.b., die unbehandelt eine Erregerpersistenz<br />
in den Organen bedeutet,<br />
sind häufi g. Dann ist bei Wöchnerinnen<br />
auch eine Ausscheidung mit <strong>der</strong> Muttermilch<br />
möglich. Es kann bei Schwangeren<br />
zu Aborten <strong>und</strong> Frühgeburten<br />
kommen.<br />
Diagnostisch kann <strong>der</strong> Erreger aus<br />
dem Blut (bedingt auch aus dem Urin)<br />
während <strong>der</strong> Fieberphase nachgewiesen<br />
werden (Zellkulturen, PCR). Serologisch<br />
werden ab ca. <strong>der</strong> 2 . Krankheitswoche<br />
spezifi sche Antikörper mittels<br />
ELISA, IFT o<strong>der</strong> – ab ca. <strong>der</strong> 3. Woche<br />
– mit <strong>der</strong> KBR nachgewiesen. Die<br />
Antikörper können für Monate bis Jahre<br />
persistieren.<br />
Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />
Entscheidend ist es, den Kontakt zu infektiösem<br />
Material zu vermeiden; das<br />
gilt beson<strong>der</strong>s für Schwangere <strong>und</strong> immunsupprimierte<br />
Patienten. Bei akutem<br />
Q-Fieber ist therapeutisch Doxycyclin<br />
das Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>und</strong> wird i.d.R. in<br />
einer Dosis von 2-mal 100 mg/Tag über<br />
2 – 3 Wochen appliziert. Als wirksam<br />
erwiesen sich in vitro auch Makrolide<br />
(Clarithromycin, Roxithromycin) sowie<br />
das Ketolid Telithromycin.<br />
Die meisten Q-Fieber-Fälle sind jedoch<br />
selbstlimitierend <strong>und</strong> heilen oft<br />
auch unbehandelt innerhalb von 15 Tagen<br />
aus. In Deutschland erkrankten 2005<br />
411 Menschen an Q-Fieber, wobei allein<br />
335 dieser Fälle durch den spektakulären<br />
Ausbruch in Jena entstanden sind.<br />
� Tularämie<br />
(Hasenpest)<br />
Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />
Die Tularämie ist eine typische Zoonose<br />
<strong>und</strong> wird durch das Bakterium Francisella<br />
tularensis (F.t.) hervorgerufen.<br />
Es handelt sich um eine fi eberhafte, systemische<br />
Infektionskrankheit des Menschen,<br />
die auch bei zahlreichen Tierarten,<br />
beson<strong>der</strong>s Wildkaninchen <strong>und</strong> Hasen,<br />
auftritt.<br />
Eine Infektion ist beim Menschen in<br />
erster Linie über den direkten Kontakt<br />
mit infi ziertem Material (z.B. beim Abhäuten<br />
erlegter Hasen), seltener über<br />
erregerhaltige Stäube, kontaminiertes<br />
Wasser <strong>und</strong> kontaminierte Lebensmittel<br />
o<strong>der</strong> über den Stich infi zierter Zecken<br />
möglich. Darüber hinaus können durch<br />
Kleinnager infi zierte Katzen den Erreger<br />
mit dem Speichel auf den Menschen<br />
übertragen. Der Erreger ist gegenüber<br />
Umwelteinfl üssen äußerst resistent <strong>und</strong><br />
kann über Wochen <strong>und</strong> Monate in Wasser,<br />
Böden o<strong>der</strong> Tierkadavern infektiös<br />
bleiben. Eine aerogene Infektion ist<br />
ebenso möglich wie das Eindringen <strong>der</strong><br />
Erreger über die intakte Haut!<br />
Klinik <strong>und</strong> Diagnose<br />
Die unterschiedlichen Eintrittspforten<br />
<strong>und</strong> die Menge des Inokulums bestimmen<br />
sowohl die Inkubationszeit als<br />
auch das klinische Bild. An <strong>der</strong> Einstichstelle<br />
kann sich eine Papel bilden,<br />
die ulzerös zerfällt <strong>und</strong> schlecht abheilt.<br />
Es sind 6 Verlaufsformen beschrieben,<br />
die über regionäre Lymphknotenschwellungen,<br />
Konjunktivitis, Magen-<br />
Darm-Erkrankungen, Pneumonie bis<br />
hin zu septischen Verläufen reichen.<br />
Der Erreger kann in Sputum, Lungenlavage,<br />
Lymphknoten- <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Bioptaten <strong>und</strong> Punktaten nachgewiesen<br />
werden (Anzüchtung, PCR, IF-Mikroskopie).<br />
Serologische Nachweismethoden<br />
spielen wegen des Zwangs zum raschen<br />
Therapiebeginn nur eine untergeordnete<br />
Rolle <strong>und</strong> dienen lediglich <strong>der</strong><br />
späteren Diagnoseabsicherung. Beim<br />
Umgang mit potentiell infektiösem Material<br />
ist größte Vorsicht geboten; Ino-<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14