Neben der Lyme-Borreliose und - BORRELIOSE und FSME BUND ...
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Neben der Lyme-Borreliose und - BORRELIOSE und FSME BUND ...
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<strong>Borreliose</strong> Magazin<br />
Foto: Fischer Oktober 2006 · € 6,50 · Für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V. kostenlos Nr. 14<br />
� Phasengerechte<br />
Therapie <strong>der</strong><br />
<strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong><br />
� Weitere<br />
durch Zecken<br />
übertragene<br />
Erkrankungen<br />
In dieser Ausgabe:<br />
� Der Arzt als Placebo<br />
� <strong>FSME</strong>-Impfung<br />
� Berufskrankheit<br />
� Ärzteinitiative<br />
� Tod durch <strong>Borreliose</strong><br />
� Selbsthilfegruppen<br />
� Literatur<br />
� Marshall-<br />
Protocol<br />
� LTT + ELISPOT
2 <strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Foto: Fischer<br />
Editorial Neu:<br />
ein Logo<br />
Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />
Ute Fischer, freie Journalistin,<br />
Buchautorin <strong>und</strong> mehrfach Selbstbetroff<br />
ene, kennt die Abgründe <strong>der</strong><br />
<strong>Borreliose</strong>, aber auch das Gefühl,<br />
sie überw<strong>und</strong>en zu haben<br />
„das Risiko einer durch Zecken übertragenen Erkrankung<br />
<strong>und</strong> die ges<strong>und</strong>heitlichen Folgen für die<br />
Patienten wurden von einem Teil <strong>der</strong> Ärzteschaft<br />
bis noch vor wenigen Jahren unterbewertet <strong>und</strong><br />
galten als Äußerung profi lierungssüchtigter Fachspezialisten.“<br />
Mit diesen Worten richtete sich Prof.<br />
Dr. rer. nat. Jochen Süss, Direktor am Friedrich-<br />
Loeffl er-Instiut, Jena, im Mai dieses Jahres an die<br />
Thüringer Ärzteschaft. Die Zunahme <strong>der</strong> durch Zecken<br />
übertragenen Krankheiten bezieht er ausdrücklich<br />
nicht nur auf Thüringen, son<strong>der</strong>n auf<br />
ganz Deutschland <strong>und</strong> Europa. Die Zahl <strong>der</strong> <strong>FSME</strong>-<br />
Infektionen erhöhte sich in 2005 um über 50 Prozent<br />
auf 433 Fälle. Bei <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong>, die nur<br />
in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />
Zecken<br />
auf dem<br />
Vormarsch<br />
in Berlin meldepfl ichtig ist, verharrt<br />
das Robert-Koch-Institut noch<br />
immer bei <strong>der</strong> Schätzung von<br />
60.000 bis 100.000 Neuinfektionen.<br />
Warum diese Verharmlosung?<br />
„Die <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> ist eine außerordentlich häufi<br />
ge Erkrankung“ rekapituliert hingegen Privat-<br />
Dozent Dr. med. habil. Dieter Hassler, Kraichtal. Im<br />
Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Protagonisten verneint er<br />
Spontanheilungen <strong>und</strong> ist überzeugt, dass alle von<br />
Borrelien infi zierten Menschen früher o<strong>der</strong> später,<br />
spätestens jedoch nach acht Jahren mit Beschwerdesymptomen<br />
zu rechnen haben. Lesen Sie dazu<br />
seinen neuesten Bericht ab Seite 4.<br />
Längst geht es nicht mehr allein um <strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>FSME</strong>, son<strong>der</strong>n auch um Q-Fieber, Tularämie, Babesiose,<br />
Anaplasmose/Ehrlichiose, Rickettsiosen sowie<br />
Mehrfach- <strong>und</strong> Mischinfektionen, wie Sie ab<br />
Seite 12 verfolgen können.<br />
Zecken sind auf dem Vormarsch. Aber immer häufi<br />
ger gelingt es dem <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>, Ärzte, Krankenkassen,<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitiker <strong>und</strong> Medien für<br />
das Schicksal <strong>Borreliose</strong>-Kranker zu sensibilisieren.<br />
Lesen Sie mehr darüber auf Seite 17.<br />
Kommen Sie gut <strong>und</strong><br />
beschwerdefrei durch den Winter.<br />
Ute Fischer<br />
Nicht alles, auf dem <strong>Borreliose</strong><br />
steht, kommt vom <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong> Deutschland. Um uns als<br />
Absen<strong>der</strong> ernsthafter, anerkannt<br />
gemeinnütziger <strong>und</strong> seriöser Arbeit<br />
in Prävention, Aufklärung<br />
<strong>und</strong> Beratung auf einen Blick zu<br />
kennzeichnen, signalisieren wir<br />
das künftig mit unserem Logo.<br />
Das ist eine plausible, schnell erkennbare<br />
Bildmarke wie bei einem<br />
Markenartikel.<br />
Verschiedene Entwürfe <strong>und</strong> umfangreiche<br />
Diskussionen mündeten<br />
genau auf dieses Logo:<br />
Die Interpretation überlassen wir<br />
unseren geschätzten ideenreichen<br />
Lesern <strong>und</strong> freuen uns auf Leserbriefe<br />
an:<br />
Redaktion <strong>Borreliose</strong> Magazin,<br />
Postfach 4150, 64351 Reinheim.<br />
Redaktionsschluss: 20. Dez. 2006.<br />
Wichtiger Termin<br />
Wir laden ein am 24. März 2007<br />
zum gewohnten Referenten-<br />
Nachmittag sowie am 25. März<br />
2007 zur Jahreshauptversammlung<br />
nach Fulda, Hotel Kolpinghaus.<br />
Mitglie<strong>der</strong> erhalten eine<br />
geson<strong>der</strong>te Einladung.<br />
Werden Sie Mitglied<br />
im <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong><br />
Deutschland e.V.<br />
Jede Mitgliedschaft hilft,<br />
die gemeinnützige<br />
Aufklärung zur Prävention<br />
<strong>und</strong> Krankheits bewältigung<br />
zu sichern.<br />
(Beitrittsformular auf <strong>der</strong><br />
Rückseite dieses Magazins)<br />
Inhalt<br />
Seite<br />
Labor + Diagnostik<br />
� LTT <strong>und</strong> ELISPOT 3<br />
� <strong>Borreliose</strong>-Neurose 3<br />
Therapie<br />
� Titelgeschichte:<br />
Phasengerechte Therapie<br />
<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> 4<br />
� A-Z <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>:<br />
das Komplement 8<br />
� Klinische Studien verstehen 8<br />
� Marshall-Protocol 9<br />
� Nackensteife 11<br />
� Impressum 11<br />
Forschung<br />
� Weitere durch Zecken übertragene<br />
Erkrankungen: Q-Fieber,<br />
Hasenpest, Babesiose,<br />
Ehrlichiose, Rickettsiosen 12<br />
� Rickettsien <strong>und</strong><br />
Krim-Kongo-Viren 15<br />
� Borrelia Lusitaniae 15<br />
Prävention<br />
� <strong>FSME</strong>-Impfung im Winter 15<br />
� Den Zecken „ans Le<strong>der</strong>“ 15<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
� Aspekte zur Berufskrankheit 16<br />
� Freistaat Sachsen 17<br />
� Rheinland-Pfalz 17<br />
� Sozialgerichtsverfahren 17<br />
� Budgetierung 17<br />
� Arzneimittel aus dem Ausland 17<br />
� Zuzahlungsfreie Arzneimittel 18<br />
Arzt + Patient<br />
� IGel-Leistungen 18<br />
� Der Arzt als Placebo 18<br />
� Augsburger Ärzte-Initiative 19<br />
� Initiative Berlin-Brandenburg 19<br />
� Praxisbeson<strong>der</strong>heit 19<br />
BBD intern<br />
� Wir sind auf dem rechten Weg 19<br />
� <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong><br />
Deutschland e.V. 20<br />
� Selbsthilfegruppen + Berater 20<br />
� Beratungsdienst erweitert 21<br />
� Selbsthilfe per Computer 21<br />
Literatur <strong>und</strong> Medien<br />
� Bücher-Tipps 22<br />
� Internet-Adressen 23<br />
� Bisher beim BBD erschienen 23<br />
� Literatur-Bestellcoupon 23<br />
Vermischtes<br />
� Dienstunfall beweisen 24<br />
� Akupunktur 24<br />
� Ohne Zeugen keine Rente 24<br />
� Dornfi ngerspinne 24<br />
� Todesursache <strong>Borreliose</strong> 24<br />
� Mitgliedsantrag 24<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
Hoff nung<br />
Im Frühjahr 2006 weckte die Meldung<br />
über eine angeblich noch sicherere<br />
Nachweismethode für <strong>Borreliose</strong> Hoff -<br />
ELISPOT? nung bei Patienten, <strong>der</strong>en Blut trotz<br />
<strong>Borreliose</strong>-Symptomen stets negativ getestet war. Der ELISPOT<br />
(Enzyme Linked Immunospot Assay) böte die Möglichkeit, die<br />
LTT <strong>und</strong> ELISPOT – was ist dran?<br />
Antwort von Prof. Helmut Eiff ert<br />
Der Nachweis Borrelien-spezifi scher T-<br />
Lymphozyten soll dazu dienen, eine<br />
entsprechende zelluläre Immunantwort<br />
(im Gegensatz zur humoralen Antwort<br />
in Form von Antikörpern) nachzuweisen.<br />
Dies wurde bisher mit konventionellenLymphozyten-Transformationstests<br />
(LTT) versucht. Eigene Erfahrungen<br />
mit dieser Technik <strong>und</strong> die Erfahrung<br />
an<strong>der</strong>er Forschergruppen zeigten<br />
enttäuschende Resultate im Rahmen<br />
<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> Diagnostik, bzw.<br />
als Kriterium zur Verlaufskontrolle.<br />
Vor allem war eine erhebliche Unspezifi<br />
tät zu beobachten. So zeigten<br />
hier Personen, bei denen es keinen Hinweis<br />
auf eine <strong>Borreliose</strong> gab, positive<br />
Reaktionen, auch bei nachfolgenden<br />
Untersuchungen. Bei Patienten mit einer<br />
absolut gesicherten <strong>Borreliose</strong> blieb<br />
beim LTT das Resultat in vielen Fällen<br />
über Monate bis Jahre positiv, auch<br />
wenn es keinerlei Symptome gab.<br />
Ein solcher Test stellt allenfalls einen<br />
Mosaikstein in <strong>der</strong> Diagnosefi ndung dar<br />
<strong>und</strong> ist nur im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />
klinischen Symptomatik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Antikörperkonstellation<br />
mit in Erwägung zu<br />
ziehen. Dafür gibt es allerdings keine<br />
evaluierten Kriterien.<br />
Eine noch sensitivere Testentwicklung<br />
(ELISPOT) löst nach meiner Einschätzung<br />
das Spezifi tätsproblem nicht.<br />
Ganz im Gegenteil erwarte ich einen<br />
noch größeren Anteil „falsch positiver“<br />
Resultate, die zu einer problematischen<br />
Situation für den Patienten führen, vor<br />
allem wenn es um die Frage <strong>der</strong> antibiotischen<br />
Therapie geht.<br />
Diese Testverfahren <strong>und</strong> die damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Aussagen müssen sehr<br />
gut evaluiert werden, bevor sie verantwortungsvoll<br />
beim Patienten eingesetzt<br />
werden können.<br />
Prof.Dr.med.Dr.rer.nat. Helmut Eiffert ist<br />
Oberarzt in <strong>der</strong> Abteilung Mikrobiologie an<br />
<strong>der</strong> Universitätsklinik Göttingen.<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Antwort von Prof. Rüdiger von Baehr<br />
Der ELISPOT-Test ist ebenfalls eine in-<br />
vitro-Methode zum Nachweis zellvermittelter<br />
Immunreaktionen, ähnlich dem<br />
LTT. Nur werden bei diesem Test zytokinproduzierende<br />
Zellen als Spots nachgewiesen.<br />
Falls Borrelien-Antigene eingesetzt<br />
werden, sind damit Borrelienspezifi<br />
sche Lymphozyten nachweisbar.<br />
Wir prüfen gegenwärtig, ob eine Korrelation<br />
zwischen dem ELISPOT-Test, LTT<br />
<strong>und</strong> spezifi scher Serologie<br />
besteht. Bisher<br />
sind wir, trotz<br />
großer Bemühungen,<br />
mit dem ELISPOT<br />
nicht zufrieden.<br />
Es gibt einige<br />
schwierige Probleme<br />
bei <strong>der</strong> automati-<br />
schen Auswertung<br />
des Testes. Wir haben<br />
auch universitäre<br />
Einrichtungen mit<br />
großen Erfahrungen<br />
auf dem Gebiet <strong>der</strong> immunologischen<br />
Labormethoden konsultiert <strong>und</strong> parallele<br />
Untersuchungen durchgeführt.<br />
Es wurde uns bestätigt, dass <strong>der</strong><br />
ELISPOT zur Zeit noch mit großen methodischen<br />
Schwierigkeiten behaftet ist.<br />
Es existieren in Deutschland zwei Firmen,<br />
die über entsprechende Gerätesysteme<br />
<strong>und</strong> Borrelien-Antigene verfügen<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong>zeit versuchen, den Test auf<br />
den Markt zu bringen.<br />
Ursprünglich wurde diese Methode<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Tuberkulosediagnostik<br />
entwickelt. Jetzt konzentriert man sich<br />
auf die <strong>Borreliose</strong>, weil die bekannten<br />
Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Differenzierung<br />
einer aktiven <strong>Borreliose</strong> von einem Zustand<br />
nach Borrelieninfektion allein mit<br />
<strong>der</strong> Serologie nicht zu lösen sind.<br />
Bis jetzt bin ich skeptisch. Es hat<br />
schon viele Versuche gegeben, den<br />
LTT durch an<strong>der</strong>e Methoden zu ersetzen.<br />
Immer ist man reumütig zum LTT<br />
Freisetzung von Zellbotenstoff en (Zytokine) nach einem<br />
spezifi schen Antigenkontakt, zum Beispiel durch Borrelien,<br />
zu erfassen. Er sei 20 bis 200-fach sensitiver als ein ELISA<br />
(Antikörper-Suchtest).<br />
Dadurch könne eine Borrelien-Infektion bereits in <strong>der</strong> Frühphase<br />
<strong>der</strong> Erkrankung zuverlässig diagnostiziert werden.<br />
Prof. Dr. med.<br />
Rüdiger von Baehr<br />
Internist <strong>und</strong><br />
Immunologe, Berlin<br />
Labor + Diagnostik<br />
zurückgekehrt. Auch ich habe das auf<br />
meinem langen Weg durch die Immunologie<br />
immer wie<strong>der</strong> erfahren müssen.<br />
Konkrete Aussagen über den Elispot<br />
<strong>und</strong> eine Bewertung <strong>der</strong> Qualität werden<br />
erst im Laufe <strong>der</strong> Zeit möglich sein.<br />
LTT-Borrelien<br />
privat bezahlen<br />
Der LTT aus Berlin muss künftig privat bezahlt<br />
werden. Die Kassenärztliche Vereinigung<br />
Berlin untersagte dem Institut für Medizinische<br />
Diagnostik (IMD), Berlin, diesen<br />
Test weiterhin als Kassenleistung für gesetzlich<br />
Versicherte anzubieten, obwohl er<br />
im Leistungsverzeichnis <strong>der</strong> Gesetzlichen<br />
Versicherungen (EBM) enthalten ist. Eine<br />
Ausnahme ist nur möglich, wenn <strong>der</strong> Patient<br />
eine Kostenübernahmeerklärung seiner<br />
Krankenkasse vorweisen kann. Als individuelle<br />
(IGel) Ges<strong>und</strong>heitsleistung kostet<br />
<strong>der</strong> Test 153,80 Euro. Für privat Versicherte<br />
ergeben sich keine Verän<strong>der</strong>ungen. Bisher<br />
wurden von allen privaten Kassen die<br />
Kosten anstandslos erstattet. Das IMD hat<br />
juristische Schritte eingeleitet.<br />
<strong>Borreliose</strong>-Neurose<br />
Auf einem Interdisziplinärem Forum „<strong>Borreliose</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>FSME</strong>“ im Neurozentrum <strong>der</strong><br />
Freiburger Uniklinik (Frühjahr 2006) berichtete<br />
Prof. Sebastian Rauer unter an<strong>der</strong>em,<br />
dass sich eine regelrechte Panik vor<br />
Zecken entwickelt habe. Er bezeichnete<br />
diese Erscheinung als „<strong>Borreliose</strong>-Neurose“.<br />
Kommentar von Günther Binnewies:<br />
Eine <strong>Borreliose</strong>-Neurose gibt es tatsächlich.<br />
Bei den Ärzten hat dieser Begriff die Bedeutung,<br />
dass sich <strong>der</strong> Patient die <strong>Borreliose</strong><br />
einbildet. Die neue wissenschaftliche Literatur<br />
jedoch zeigt den wahren Gehalt dieses<br />
Sachverhalts auf: „<strong>Borreliose</strong> kann sämtliche<br />
psychische Störungen verursachen.“<br />
Quelle: „Psychische Erkrankungen“, Berger,<br />
Verlag Urban & Fischer, 2. Aufl age 2004, Seite 93.<br />
In Deutschland mangelt es an Gr<strong>und</strong>kenntnissen<br />
in Infektiologie <strong>und</strong> Klinischer<br />
Pharmakologie sowie über die Zusammenhänge<br />
<strong>der</strong> Psychosomatik, deshalb blühen<br />
Begriffe wie <strong>Borreliose</strong>-Neurose <strong>und</strong> Internet-<strong>Borreliose</strong>.<br />
Foto: Fischer 3
4 Therapie<br />
Phasengerechte Therapie <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong><br />
Von Dieter Hassler<br />
Auch mehr als dreißig Jahre nach<br />
Entdeckung <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong> als<br />
Krankheitsentität sind die verfügbaren<br />
Daten zur Therapie erstaunlich<br />
dürftig. Nur wenige kontrollierte Studien<br />
<strong>und</strong> etwas zahlreichere In-vitro-<br />
Daten stehen zur Verfügung. Trotzdem<br />
haben sich Quasi-Standards zur<br />
phasengerechten Therapie <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />
etabliert.<br />
In <strong>der</strong> Phase I, <strong>der</strong> Lokalinfektion,<br />
gelten Doxycyclin bei Erwachsenen<br />
<strong>und</strong> Amoxicillin bei Kin<strong>der</strong>n als Therapie<br />
<strong>der</strong> Wahl, in <strong>der</strong> chronischen Phase<br />
<strong>der</strong> Infektion lassen nur intravenöse<br />
Cephalosporine <strong>der</strong> dritten Generation<br />
einen Heilungserfolg erwarten.<br />
Die <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> ist eine außerordentlich<br />
häufi ge Erkrankung. Je nach<br />
Region zeigen Seroprävalenzstudien,<br />
dass bis zu 20% <strong>der</strong> Probanden Antikörper<br />
gegen Borrelia burgdorferi sensu<br />
lato aufweisen. In einer eigenen Untersuchung<br />
in Kraichtal/Nordbaden haben<br />
wir 16,7 % seropositive Probanden in<br />
einer nichtselektierten Stichprobe <strong>der</strong><br />
Gesamtbevölkerung gef<strong>und</strong>en (n=2628).<br />
Diese hohe Rate von Seropositiven hat<br />
die Annahme begründet, dass <strong>der</strong> Nachweis<br />
von Immunglobulin-G-Antikörpern<br />
(IgG-Antikörpern) in vielen Fällen lediglich<br />
auf eine früher durchgemachte Infektion<br />
zu interpretieren wäre.<br />
Diese Ansicht wird noch heute vielfach<br />
publiziert. In einer Langzeituntersuchung<br />
des genannten Kollektivs konnten wir<br />
dann aber zeigen, dass alle seropositiven<br />
Probanden irgendwann auch klinisch<br />
symptomatisch werden.<br />
Die maximale Latenzzeit bis zum<br />
Auftreten von Krankheitssymptomen<br />
Werden Sie<br />
Mitglied im<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong><br />
Deutschland e.V.<br />
Sie helfen damit,<br />
die Aufmerksamkeit<br />
bei Ärzten,<br />
Krankenkassen<br />
<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitikernauszubauen<br />
<strong>und</strong> Heilungschancen<br />
zu<br />
verbessern.<br />
(Beitrittsantrag<br />
siehe letzte Seite)<br />
betrug acht Jahre. In <strong>der</strong><br />
einzigen ähnlichen Langzeitstudie,<br />
die bisher weltweit<br />
durchgeführt wurde,<br />
fanden Petersen et al.<br />
bei 1849 Probanden ganz<br />
ähnliche Ergebnisse <strong>und</strong><br />
ebenfalls eine maximale<br />
freie Latenzzeit von acht<br />
Jahren.<br />
In <strong>der</strong> jetzt fast zwanzig<br />
Jahre laufenden Nachbeobachtung<br />
des Kraich-<br />
taler Kollektivs konnten keineSpontanheilungen bei Borrelieninfektionen beobachtet<br />
werden.<br />
Hinzu kommt ein mikrobiologisches<br />
Argument: Bei allen Krankheitsstadien<br />
konnten Borrelien kulturell angezüchtet<br />
werden. Beim Erythema migrans gelingt<br />
die Anzucht regelhaft, aus Liquorproben<br />
relativ häufi g, bei Synoviabiopsaten<br />
zumindest in Einzelfällen <strong>und</strong> bei<br />
<strong>der</strong> Acro<strong>der</strong>matitis chronica atrophicans<br />
(ACA) wie<strong>der</strong> sehr regelmäßig.<br />
Daher kann heute als geklärt gelten,<br />
dass die <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> eine primär<br />
chronisch verlaufendeInfektionskrankheit ist, bei <strong>der</strong> es in Analogie zur Syphilis<br />
keine Spontanheilung gibt. Die<br />
These eines „Durchseuchungstiters“ im<br />
Sinne einer durchgemachten, spontan<br />
überstandenen Infektion konnte nie belegt<br />
werden <strong>und</strong> sollte heute obsolet sein.<br />
� Epidemiologie <strong>und</strong> Erreger<br />
(-diversität)<br />
Borrelien sind weltweit verbreitet. Die<br />
meisten Arten werden durch Zecken<br />
verbreitet, nur Borrelia recurrentis wird<br />
von Klei<strong>der</strong>läusen übertragen.<br />
In Mitteleuropa sind mehrere Arten<br />
nachgewiesen worden. Eine Studie an<br />
mehr als 5000 Isolaten aus Süddeutschland<br />
[Oehme unpublizierte Daten] zeigte<br />
folgende Verteilung:<br />
44% Borrelia afzelii<br />
20% Borrelia garinii<br />
16% Borrelia burgdorferi<br />
sensu stricto<br />
10% Borrelia valaisiana<br />
10% nichtklassifi zierbare Isolate<br />
Da ein Teil <strong>der</strong> Stämme nicht o<strong>der</strong> nur<br />
sehr schwer kultivierbar ist, ist für einige<br />
die Humanpathogenität noch nicht<br />
gesichert.<br />
� Klinische Verlaufsformen<br />
Es ist bisher unklar, ob die verschiedenen<br />
Borrelienarten klinisch unterscheidbare<br />
Krankheitsbil<strong>der</strong> verursachen.<br />
Eine Untersuchung von van Dam<br />
scheint zu belegen, dass Borrelia garinii<br />
häufi ger für Neuroborreliosen verantwortlich<br />
zu sein scheint <strong>und</strong> Borrelia<br />
burgdorferi s. s. häufi ger bei <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<br />
Arthritis gef<strong>und</strong>en wird.<br />
Bei <strong>der</strong> ACA fi ndet man beson<strong>der</strong>s<br />
häufi g B. afzelii. Diese Ergebnisse bedürfen<br />
aber noch <strong>der</strong> Bestätigung.<br />
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass<br />
in den Nie<strong>der</strong>landen B. garinii häufi ger<br />
<strong>und</strong> B. afzelii seltener isoliert wurden<br />
als in Süddeutschland.<br />
Generell verläuft eine Borrelieninfektion<br />
in drei Phasen (die klassische Stadieneinteilung<br />
erscheint nach mikrobiologischen<br />
Kriterien eher überholt).<br />
� Phase I: Lokalinfektion<br />
Die Phase I ist eine Lokalinfektion, die<br />
unter dem Bild eines Erythema migrans<br />
o<strong>der</strong> eines Lymphozytoms ablaufen<br />
kann. Das Erythema migrans zeigt sich,<br />
wenn <strong>der</strong> Erreger sich von <strong>der</strong> Stichstelle<br />
zentrifugal ausgebreitet hat <strong>und</strong> nach<br />
sieben bis zehn Tagen die zelluläre Immunreaktion<br />
einsetzt. Lymphozyten<br />
<strong>und</strong> Plasmazellen strömen in die Haut<br />
ein <strong>und</strong> werden als meist ringförmige,<br />
gut abgegrenzte Rotfärbung sichtbar.<br />
Da die Epi<strong>der</strong>mis nicht beteiligt ist, entsteht<br />
nur ein Erythem, niemals ein Ekzem.<br />
Das Borrelienlymphozytom ist nach pathophysiologischen<br />
Kriterien lediglich<br />
eine Son<strong>der</strong>form des Erythema migrans.<br />
Beson<strong>der</strong>s häufi g tritt es bei Kin<strong>der</strong>n<br />
am Ohr auf. Die anatomische Struktur<br />
des Ohres verhin<strong>der</strong>t die Ausbildung einer<br />
kreisförmigen Rötung, so dass eher<br />
ein diffuses Infi ltrat imponiert. Natürlich<br />
handelt es sich auch hier um eine<br />
Phase-I-Infektion, nicht, wie gelegentlich<br />
beschrieben, um ein Symptom <strong>der</strong><br />
Phase II.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich kann ein Lymphozytom<br />
an allen Körperstellen solitär o<strong>der</strong><br />
im Zentrum eines Erythema migrans<br />
auftreten. Nach eigenen Beobachtungen<br />
tritt es in isolierter Form bei Reinfektionen<br />
beson<strong>der</strong>s häufi g auf. In diesen Fällen<br />
kommt es durch die schneller <strong>und</strong><br />
heftiger einsetzende Immunantwort bereits<br />
zu einem früheren Zeitpunkt zu einem<br />
Einströmen <strong>der</strong> immunkompetenten<br />
Zellen, so dass statt eines fl ächigen<br />
eher ein knotiges Infi ltrat entsteht.<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
� Phase II:<br />
Erregergeneralisation<br />
Nach einer gewissen Zeit <strong>der</strong> Erregervermehrung<br />
in <strong>der</strong> Haut kommt es zu<br />
einer Bakteriämie. Diese kann normalerweise<br />
etwa nach drei Wochen erwartet<br />
werden. Klinisch ist die Bakteriämie<br />
durch grippeartige Allgemeinsymptome,<br />
Kopf- <strong>und</strong> Glie<strong>der</strong>schmerzen,<br />
Nachtschweiß <strong>und</strong> Herzklopfen<br />
charakterisiert <strong>und</strong> daher kaum von<br />
an<strong>der</strong>en akuten Infektionen zu unterscheiden.<br />
Fieber ist meist nur gering<br />
ausgeprägt. Diese Phase kann auch<br />
subklinisch verlaufen, wenn die Erregerzahl<br />
gering ist.<br />
Ein Erythema migrans an <strong>der</strong> Stichstelle<br />
tritt in etwa 80 % aller Infektionen auf.<br />
Wenn die Zecke beim Stich direkt ein Bluto<strong>der</strong><br />
Lymphgefäß getroff en hat, kann aber<br />
ein Erythem fehlen. Dann beginnt die<br />
Erkrankung meist um den zehnten Tag<br />
nach Zeckenstich mit grippeartigen Allgemeinsymptomen.<br />
Nach dieser Erregerstreuung können<br />
erste Organsymptome auftreten. Wan<strong>der</strong>n<br />
die Borrelien in die Liquorräume<br />
ein, folgt eine lymphozytäre Meningitis<br />
(etwa 5 % <strong>der</strong> Fälle). Ist das Herz betroffen,<br />
kann eine Myokarditis zu Tachyarrhythmien<br />
o<strong>der</strong> Reizleitungsstörungen<br />
führen.<br />
Das Bannwarth-Syndrom, eine Kombination<br />
von akuten Neuritiden peripherer<br />
Nerven <strong>und</strong> lymphozytärer Meningitis,<br />
kann einen Bandscheibenvorfall imitieren.<br />
Meist weisen die begleitenden Allgemeinsymptome,<br />
die beim Bandscheibenvorfall<br />
fehlen, auf die Ätiologie hin.<br />
� Phase III: Spätphase<br />
Schließlich folgt meist ein längeres freies<br />
Intervall von Monaten bis Jahren, in<br />
denen <strong>der</strong> Patient relativ beschwerdefrei<br />
ist, bevor die typischen Manifestationen<br />
<strong>der</strong> Spätphase (Phase III) folgen.<br />
Die hohe Affi nität <strong>der</strong> Borrelien zu<br />
kollagenen Fasern führt im Spätstadium<br />
in aller Regel zu Symptomen am Bewegungsapparat.<br />
Myalgien <strong>und</strong> Arthralgien<br />
sind die Regel, auch hier oft in Kombination<br />
mit Abgeschlagenheit, Nachtschweiß<br />
<strong>und</strong> Palpitationen. Gerade die Kombination<br />
von Arthralgien großer Gelenke, Myalgien<br />
<strong>und</strong> Nachtschweiß sollte an die <strong>Borreliose</strong><br />
denken lassen.<br />
Die klassische <strong>Lyme</strong>-Arthritis befällt<br />
sehr oft die Kniegelenke o<strong>der</strong> Sprung-<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
gelenke, Hüften <strong>und</strong> Handwurzelgelenke.<br />
Bei dieser Form <strong>der</strong> Arthritis kommt es<br />
oft binnen St<strong>und</strong>en zur Ausprägung<br />
großer Gelenkergüsse, die nach Punktion<br />
extrem schnell nachlaufen.<br />
Eine chronische Kardiomyopathie<br />
durch Borrelien wurde beschrieben,<br />
Bergler-Klein et al. konnten zeigen,<br />
dass sich diese durch antibiotische Therapien<br />
bessern lässt.<br />
Mit zunehmendem Verlauf bildet<br />
sich durch eine axonale Degeneration<br />
peripherer Nerven recht häufi g eine<br />
Neuropathie aus, die zu fortschreiten-<br />
dem Verlust <strong>der</strong> Sensibilität führt <strong>und</strong> in<br />
<strong>der</strong> Regel recht schmerzhaft ist. Sie folgt<br />
nicht streng dem Verlauf einzelner Dermatome<br />
<strong>und</strong> ist nie sockenförmig wie<br />
beim Diabetiker ausgebildet.<br />
Schließlich kommt es nach Jahren<br />
bei einem Teil <strong>der</strong> Patienten zu einer<br />
Acro<strong>der</strong>matitis chronica atrophicans.<br />
Borrelien haben ein Temperaturoptimum<br />
bei 32 bis 34°C, so dass sie sich<br />
im Bereich <strong>der</strong> etwas kühleren Haut <strong>der</strong><br />
Akren aufkonzentrieren können. Histologisch<br />
ist die ACA gekennzeichnet<br />
durch eine zunehmende Degeneration<br />
des Kollagens mit weitgehendem Verlust<br />
elastischer Fasern.<br />
Aus den Hautpartien einer ACA lassen<br />
sich Borrelien recht gut kultivieren.<br />
Auch dies zeigt, dass es sich bei <strong>der</strong><br />
<strong>Borreliose</strong> um eine chronische Infektionskrankheit<br />
mit Persistenz des Erregers<br />
handelt.<br />
� Diagnose<br />
<strong>Neben</strong> <strong>der</strong> klinischen Symptomatik<br />
stützt sich die Diagnose einer Borrelieninfektion<br />
hauptsächlich auf serologische<br />
Verfahren, die heute weitgehend<br />
standardisiert sind.<br />
Die Bildung (messbarer Mengen)<br />
von Antikörpern setzt etwa zehn Tage<br />
nach dem Beginn <strong>der</strong> Bakteriämie ein.<br />
Das bedeutet, dass beim Erythema migrans<br />
<strong>und</strong> beim Lymphozytom in aller Regel<br />
keine Antikörper nachweisbar sind.<br />
Beide Erkrankungen sind aber Blickdiagnosen!<br />
Es wäre ein Kunstfehler, bei einem<br />
Erythema migrans die Therapie vom Antikörpernachweis<br />
abhängig zu machen!<br />
Auch zu Beginn einer neurologischen<br />
Symptomatik können noch Antikörper<br />
fehlen.<br />
Seronegative <strong>Borreliose</strong>n im Spätstadium<br />
gibt es dagegen nicht. . Es ist völlig<br />
Therapie<br />
<strong>und</strong>enkbar, dass eine über längere Zeit<br />
laufende, mehr o<strong>der</strong> weniger intensive<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen Erreger<br />
<strong>und</strong> Immunsystem ohne Bildung messbarer<br />
Antikörper bleibt.<br />
Eine direkte Anzucht des Erregers<br />
o<strong>der</strong> ein Nachweis mit PCR aus Körpermaterialien<br />
ist prinzipiell möglich, die<br />
Trefferquote allerdings gering.<br />
Beim Erythema migrans wäre die<br />
Kultur gut möglich, aber unnötig, bei<br />
Arthritiden macht nur<br />
die Untersuchung einer<br />
Synovia-Biopsie, nicht<br />
aber von Gelenkerguss<br />
Sinn. Meist ist eine<br />
PCR üblich.<br />
� Interpretation<br />
<strong>der</strong> Serologie<br />
Priv.-Doz. Dr. med. habil.<br />
Dieter Hassler ist nie<strong>der</strong>gelassener<br />
Arzt in Kraichtal<br />
<strong>und</strong> Lehrbeauftragter<br />
für Infektiologie an <strong>der</strong><br />
Universität Heidelberg<br />
Bei <strong>der</strong> Interpretation<br />
<strong>der</strong> serologischen Bef<strong>und</strong>e<br />
sind einige spezielle<br />
Aspekte zu beachten.<br />
In <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Lokalinfektion<br />
zeigt <strong>der</strong> Nachweis von Antikörpern,<br />
dass eine Bakteriämie zumindest be-<br />
gonnen hat. Der reine IgM-Nachweis<br />
kann auf eine frische Infektion hinweisen,<br />
die IgM-Antikörper sind allerdings kreuzreaktiv<br />
mit verschiedenen Erregern, so<br />
dass sie nicht prinzipiell beweisend sind.<br />
Bei Nachweis von Antikörpern im ELISA<br />
sollte gr<strong>und</strong>sätzlich zur Bestätigung ein<br />
Westernblot erfolgen, an dem sich die<br />
Spezifi tät <strong>der</strong> Antikörper zeigen lässt.<br />
� Mikrobiologische Daten<br />
<strong>und</strong> Daten zur Therapie<br />
Zahlreiche Antibiotika sind in vitro gegen<br />
Borrelia burgdorferi (sensu lato)<br />
wirksam. Umfangreiche Daten zur Invitro-Sensibilität<br />
liegen vor. Durch Untersuchungen<br />
von Preac-Mursic et al.,<br />
Johnson et al. <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en [1993] wissen<br />
wir, dass vor allem die Cephalosporine<br />
<strong>der</strong> Gruppe 3a Ceftriaxon <strong>und</strong> Cefotaxim<br />
sowie die neueren Makrolide sehr<br />
gute In-vitro-Aktivität aufweisen. Benzylpenicillin<br />
(Penicillin G) wirkt dagegen<br />
nur mäßig gegen Borrelia burgdorferi.<br />
Die MHK90-Werte für Benzylpenicillin<br />
liegen bei 4 bis 8 mg/l. Dies erklärt,<br />
warum es in den chronischen<br />
Krankheitsstadien, bei denen perfusionsgestörte<br />
Kompartimente vorliegen, oft<br />
versagt hat. Von Hansen wurden aller-<br />
Foto: privat 5
6 Therapie<br />
dings die früher mitgeteilten MHK-Wert-<br />
Messungen kritisiert, da Benzylpenicillin<br />
im verwendeten Kelly-Medium nicht<br />
ausreichend stabil sein soll. Ergebnisse<br />
von Tierversuchen <strong>und</strong> klinischen Studien<br />
sprechen ebenfalls dafür, dass die<br />
Wirkung von Benzylpenicillin auf Borrelien<br />
eher mäßig ist.<br />
Generell schlecht wirksam sind auch<br />
die Oralcephalosporine mit Ausnahme<br />
von Cefuroximaxetil. Eine primäre Resistenz<br />
fi nden wir bei Aminoglykosiden<br />
<strong>und</strong> Sulfonamiden, was auch erhebliche<br />
Zweifel an <strong>der</strong> von Gasser publizierten<br />
Kasuistik über eine erfolgreiche<br />
Therapie von Patienten im chronischen<br />
Stadium mit einer Kombination<br />
aus Roxithromycin <strong>und</strong> Trimethoprim/<br />
Sulfmethoxazol aufkommen lässt. Wenn<br />
überhaupt, so wäre dieser Therapieerfolg<br />
allein dem Roxithromycin zuzuschreiben,<br />
das aber als Einzelsubstanz<br />
ebenfalls schlecht wirksam war.<br />
Substanzen mit guter Wirksamkeit<br />
sind Amoxicillin, Doxycyclin <strong>und</strong> Imipe-<br />
nem. Die Makrolide Erythromycin, Roxi- Roxi-<br />
thromycin <strong>und</strong> Clarithromycin weisen<br />
dagegen Diskrepanzen zwischen ihrer<br />
Wirksamkeit in vitro bzw. in vivo auf:<br />
Sie sind in vitro hervorragend wirksam,<br />
während sie klinisch <strong>und</strong> im Tierversuch<br />
mit Ausnahme von Azithromycin<br />
bisher enttäuscht haben. Die Gründe dafür<br />
sind unbekannt. Klinische Studien<br />
mit Azithromycin in einer Dosierung von<br />
500 mg über 10 Tage sind dagegen vielversprechend<br />
verlaufen. Luft et al. fanden<br />
dagegen eine Überlegenheit von Amoxicillin<br />
gegenüber Azithromycin, wobei in<br />
dieser Untersuchung nur 7 Tage lang<br />
500 mg Azithromycin gegeben wurde.<br />
Für die Therapie <strong>der</strong> Phase II (Generalisationsphase)<br />
existieren ebenfalls nur<br />
wenige kontrollierte Untersuchungen,<br />
wobei unterschiedliche Schwerpunkte<br />
gelegt wurden.<br />
G lossar<br />
Bakteriämie: Erreger im Blut<br />
MHK-Werte: Minimale Hemmkonzentration<br />
d.h. kleinste Konzentation einer antimikrobiellen<br />
o<strong>der</strong> antiviralen Substanz,<br />
die die Vermehrung des Erregers hemmt.<br />
Palpitation:<br />
verstärkte <strong>und</strong> beschleunigte Herzaktion<br />
Kardiomyopathie:<br />
Erkrankung <strong>der</strong> Herzmuskulatur<br />
Neuropathie:<br />
Nichtentzündliche Nervenerkrankung<br />
Quelle: Springer-Lexikon Medizin<br />
Die offene, randomisierte Studie von<br />
Dattwyler et al. an 140 Patienten kommt<br />
zum Ergebnis, dass Patienten in <strong>der</strong><br />
akuten Generalisationsphase <strong>der</strong> Erkrankung<br />
genauso gut mit oralem Doxycyclin<br />
wie mit parenteralem Ceftriaxon<br />
behandelt werden können.<br />
Wenn man die Patientenauswahl betrachtet,<br />
so handelte es sich fast ausschließlich<br />
(133 von 140) um Patienten<br />
mit multiplem Erythema migrans, teilweise<br />
mit zusätzlichen Allgemeinsymptomen<br />
als Zeichen einer Bakteriämie. Patienten<br />
mit meningitischer Symptomatik<br />
waren ausgeschlossen. Die Nachbeobachtungszeit<br />
(3 Monate) war relativ kurz.<br />
Akute Neuroborreliosen wurden in<br />
mehreren Studien untersucht:<br />
Pfi ster et al. untersuchten in randomisierten,<br />
prospektiven Studien die<br />
Wirksamkeit von Benzylpenicillin, Ceftriaxon<br />
<strong>und</strong> Cefotaxim bei <strong>der</strong> Behandlung<br />
<strong>der</strong> akuten Neuroborreliose. Beide,<br />
vom Design her überzeugenden Studien<br />
kommen bei kleinen Fallzahlen zum Ergebnis,<br />
dass die Ergebnisse <strong>der</strong> Therapie<br />
mit Benzylpenicillin, mit Ceftriaxon<br />
<strong>und</strong> Cefotaxim bei <strong>der</strong> akuten Neuroborreliose<br />
gleichwertig sind. Bemerkenswert<br />
sind die gemessenen Liquorspiegel,<br />
die bei Benzylpenicillin unter<br />
<strong>der</strong> MHK für Borrelia lagen.<br />
Kohlhepp et al. zeigten in einer randomisierten<br />
Studie eine gleiche Wirksamkeit<br />
von Benzylpenicillin <strong>und</strong> intravenösem<br />
Doxycyclin.<br />
Skoldenberg et. al. fanden in ihrer<br />
nichtrandomisierten Studie ebenfalls<br />
gute Therapieerfolge nach Benzylpenicillin<br />
<strong>und</strong> Doxycyclin.<br />
Mülleger et al. verglichen in einer<br />
prospektiven Studie bei Kin<strong>der</strong>n die<br />
therapeutische Effektivität von intravenösem<br />
Benzylpenicillin <strong>und</strong> Ceftriaxon.<br />
Sie zeigten eine gleich gute Wirksamkeit<br />
bei<strong>der</strong> Substanzen.<br />
� Chronische Phase<br />
Zur Therapie <strong>der</strong> chronischen Phase liegen<br />
bisher nur wenige kontrollierte prospektive<br />
Untersuchungen vor.<br />
Eine erste <strong>der</strong>artige Untersuchung<br />
wurde von Dattwyler et al. 1988 publiziert.<br />
23 Patienten mit klinisch aktiver,<br />
chronischer <strong>Borreliose</strong> wurden randomisiert<br />
<strong>und</strong> mit intravenösem Benzylpenicillin<br />
bzw. mit Ceftriaxon therapiert.<br />
Während in <strong>der</strong> Penicillin-Gruppe<br />
fünf von zehn Patienten als Therapieversager<br />
registriert wurden, war dies in<br />
<strong>der</strong> Ceftriaxon-Gruppe nur einer von 13<br />
Patienten. In einer nachgeschalteten<br />
Dosisfi ndungsstudie wurden 17 Patienten<br />
mit 4 g <strong>und</strong> 14 mit 2 g Ceftriaxon<br />
täglich behandelt. Der Unterschied zwischen<br />
diesen Gruppen war nicht signifi -<br />
kant (jeweils 2 Therapieversager).<br />
Da es sich um relativ kleine Vergleichsgruppen<br />
handelt, erscheint eine<br />
statistische Auswertung problematisch.<br />
Vor allem die Aussagen zum Dosisvergleich<br />
(Ceftriaxon 2 g bzw. 4 g täglich)<br />
basieren auf einer zu kleinen Zahl von<br />
Patienten. Die Nachbeobachtungszeit war<br />
insgesamt zu kurz, um Spätrezidive sicher<br />
zu erfassen.<br />
Unsere Arbeitsgruppe hat in einer<br />
prospektiven, randomisierten Untersuchung<br />
an 135 Patienten mit chronischer<br />
<strong>Borreliose</strong> intravenöses Benzylpenicillin<br />
mit Cefotaxim verglichen. 69 Patienten<br />
erhielten 2 x 3 g Cefotaxim täglich über<br />
10 Tage, 66 Patienten Benzylpenicillin<br />
(2 x 10 MegaE), ebenfalls über 10 Tage.<br />
Die Cefotaxim-Gruppe schnitt bei einer<br />
Nachbeobachtungszeit von 24 Monaten<br />
signifi kant besser ab (88 % Therapieer- Therapieer-<br />
folg bei Cefotaxim, 61 % bei Benzylpenicillin,<br />
p
cyclin, 18 mit Amoxicillin behandelt.<br />
Jeweils etwa 90% sprachen auf die Therapie<br />
an. Die nicht erfolgreich therapierten<br />
Patienten erhielten Ceftriaxon über<br />
14 Tage. Fünf Patienten (vier aus <strong>der</strong><br />
Amoxicillin-Gruppe, ein Doxycyclin-Patient)<br />
entwickelten später eine Neuroborreliose.<br />
Die Autoren folgern, dass in den meisten<br />
Fällen eine orale Therapie ausreicht,<br />
<strong>und</strong> dass in einigen Fällen, die darauf<br />
keine Besserung gezeigt hätten, auch<br />
mit Ceftriaxon kein entscheiden<strong>der</strong><br />
Therapieerfolg erreicht worden sei. Sie<br />
erklären die Therapieresistenz mit <strong>der</strong><br />
Assoziation zum HLA-DR4. Die Studie<br />
erscheint insgesamt zu klein <strong>und</strong> die<br />
Nachbeobachtungszeit zu kurz, um<br />
verbindliche Schlüsse zu ziehen, die<br />
Zahl <strong>der</strong> offensichtlichen Therapieversager<br />
(Neuroborreliosen) zu hoch, als<br />
dass man den Schlussfolgerungen <strong>der</strong><br />
Autoren folgen könnte.<br />
Huppertz et al. haben 62 Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />
Jugendliche mit <strong>Lyme</strong>-Arthritis in einer<br />
offenen Studie untersucht. Dabei wurden<br />
verschiedenste Regime eingesetzt,<br />
in den meisten Fällen aber Ceftriaxon.<br />
Von 53 Behandlungszyklen werden 36<br />
als effektiv angegeben, die Nachbeobachtungszeit<br />
betrug 24 Monate.<br />
In jüngster Zeit wurde eine Studie<br />
von Klempner stark diskutiert. Klemp-<br />
ner fand, dass in <strong>der</strong> chronischen Phase<br />
durch wie<strong>der</strong>holte intravenöse Therapien<br />
keine Verbesserung <strong>der</strong> Symptomatik<br />
erreicht werden kann. Diese Studie<br />
wird immer wie<strong>der</strong> als Beleg angeführt,<br />
dass es keinen Sinn mache, nochmals<br />
intravenös zu behandeln, wenn die kli-<br />
nische Symptomatik persistiert. Da in<br />
Klempners Studie aber mehr als 50% <strong>der</strong><br />
Patienten eine so genannte „seronegative“<br />
<strong>Borreliose</strong> hatten, hat diese Untersuchung<br />
absolut keine Aussagekraft.<br />
� Aktuelle Therapieempfehlungen<br />
Aus <strong>der</strong> genannten Datenlage ergeben sich<br />
folgende Empfehlungen zur Therapie:<br />
Phase I: Lokalinfektion<br />
früher „Stadium I“ (Erythema migrans<br />
<strong>und</strong> Borrelienlymphozytom)<br />
Bei Erwachsenen:<br />
Doxycyclin 2-3 x 100 mg/20 Tage<br />
Alternativen: Amoxicillin 3 x 750 – 4 x<br />
1000 mg/20 Tage<br />
Cefuroximaxetil 2 – 3 x 500 mg/20 Tage<br />
Azithromycin 500 mg/10 Tage<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Bei Kin<strong>der</strong>n:<br />
Amoxicillin (3 – 4 x tgl. 15 mg/kg KG),<br />
Cefuroximaxetil (2 – 3x tgl. 6 mg/kg KG),<br />
Azithromycin (1x tgl. 6 mg/kg KG)<br />
Bei Schwangeren:<br />
Amoxicillin, Cefuroximaxetil (wie oben)<br />
Phase II (Bakteriämie)<br />
Siehe oben, alternativ auch i. v. Therapie<br />
mit Cefotaxim o<strong>der</strong> Ceftriaxon<br />
Bei ZNS-Beteiligung (Bannwarth-Syndrom):<br />
i. v. Cephalosporine<br />
Phase III (chronisches Stadium)<br />
Cefotaxim 2 x 3 bis 2 x 4 g/<br />
15-21 Tage i. v.<br />
Ceftriaxon 2-4 g/14-21 Tage i. v.<br />
Für eine prolongierte Therapie über<br />
mehr als 20 Tage liegt kein Beleg für<br />
einen Nutzen vor, die <strong>Neben</strong>wirkungen<br />
steigen aber erheblich.<br />
Für eine orale Therapie mit Doxycyclin<br />
im chronischen Stadium fehlen Belege<br />
<strong>der</strong> Wirksamkeit.<br />
� Bewertung <strong>der</strong><br />
Einzelsubstanzen<br />
1. Oral-Penicilline<br />
MHK-Werte: 0,05-8 (Median 2)<br />
Im Tiermodell sehr wenig effektiv.<br />
Studien existieren zur Therapie des unkomplizierten<br />
Erythema migrans. Die<br />
Wirksamkeit scheint nachgewiesen,<br />
wobei die Patientenzahl <strong>und</strong> die Nachbeobachtungszeiten<br />
dieser Studien in<br />
den meisten Fällen relativ gering erscheinen.<br />
Da die In-vitro-MHK-Werte für Penicilline<br />
zu schlecht sind, können Oralpenicilline<br />
mit Ausnahme von Amoxicillin<br />
(siehe unten) nicht empfohlen werden.<br />
2. Parenterales Benzylpenicillin<br />
MHK-Werte: 0,05-8 (Median 2)<br />
Klinische Wirksamkeit bewiesen für die<br />
akute Neuroborreliose. Kann trotzdem<br />
nicht empfohlen werden, weil in <strong>der</strong><br />
Studie in keinem einzigen Fall wirksame<br />
Liquorspiegel erreicht worden sind.<br />
3. Amoxicillin<br />
MHK-Werte: 0,12-2 (Median 0,5)<br />
Die Wirksamkeit für die Therapie des<br />
Erythema migrans ist gesichert, in <strong>der</strong><br />
Studie von Luft war diese besser als die<br />
von Azithromycin. Amoxicillin kann<br />
zusätzlich mit Probenecid kombiniert<br />
werden, um höhere Plasmaspiegel zu<br />
erreichen. Da viel höher dosiert werden<br />
kann als bei Doxycyclin <strong>und</strong> die MHK-<br />
Werte identisch sind, eigentlich die ideale<br />
Therapie<br />
Substanz im Frühstadium, da höher dosiert<br />
werden kann.<br />
Son<strong>der</strong>rolle bei <strong>der</strong> Behandlung von<br />
Kin<strong>der</strong>n (bestgeeignete Substanz).<br />
4. Cephalosporine<br />
4a) Cefuroximaxetil<br />
MHK-Werte: 1<br />
Einzige Substanz aus <strong>der</strong> Gruppe, für<br />
die gesicherte klinische Daten vorliegen.<br />
Dosierung 2 x 500 mg über 20 Tage<br />
bei Erythema migrans.<br />
Nadelman: 123 Patienten randomisiert<br />
gegen Doxycyclin, 93 % Therapieerfolg;<br />
Luger: 232 Patienten, randomisiert<br />
gegen Doxycyclin 90 % Therapieerfolg<br />
(in beiden Studien, die teilweise identisch<br />
scheinen, kein signifi kanter Unterschied<br />
zur Doxycyclin-Gruppe).<br />
4b) Sonstige Oralcephalosporine<br />
Nur In-vitro-Daten verfügbar, keinerlei<br />
klinische Studien.<br />
4c) Cephalosporine <strong>der</strong> Gruppe 3a<br />
(Ceftriaxon, Cefotaxim)<br />
MHK-Werte Ceftriaxon: Baradaran<br />
0,003-0,4, Johnson 0,08, Preac-Mursic<br />
0,06-0,25<br />
MHK-Werte Cefotaxim: Baradaran<br />
0,006-0,1<br />
Beide Substanzen sind in vitro <strong>und</strong><br />
auch im Tierversuch hocheffektiv <strong>und</strong><br />
als einzige Substanzgruppe in aussagekräftigen<br />
klinischen Studien auch für<br />
die chronische <strong>Borreliose</strong> abgesichert.<br />
Dies sind die Referenzsubstanzen für die<br />
Therapie <strong>der</strong> chronischen <strong>Borreliose</strong>.<br />
Ceftriaxon hat gegenüber dem Cefotaxim<br />
den Nachteil einer höheren Plasmaeiweißbindung<br />
<strong>und</strong> – wegen <strong>der</strong> biliären<br />
Ausscheidung – höherer Komplikationsraten.<br />
Cefotaxim kann sehr hoch dosiert<br />
werden <strong>und</strong> ist deshalb als einzige<br />
Substanz für eine Hochdosis-Intervalltherapie<br />
geeignet.<br />
5. Tetracycline<br />
5a) Tetracyclin<br />
MHK-Werte: 0,5-4 (Median 1)<br />
Für das Erythema migrans gesicherte<br />
Wirksamkeit. Für das chronische Stadium<br />
existiert keine prospektive Studie,<br />
lediglich eine retrospektive Analyse von<br />
Donta. 270 Patienten mit chronischer<br />
<strong>Borreliose</strong> wurden 1 bis 11 Monate mit<br />
Tetracyclin behandelt, davon 20% „seronegative<br />
Patienten“. 70% „Besserung“<br />
inklusive seronegativer Patienten.<br />
Nachbeobachtung zu kurz. Studie<br />
schlicht unbrauchbar.<br />
7
8 Therapie<br />
Foto: Fischer<br />
5b) Doxycyclin<br />
Wi<strong>der</strong>sprüchliche In-vitro-Ergebnisse.<br />
Angegeben werden folgende MHK-Werte:<br />
Baradaran 0,1-0,8, Levin 4, Johnson<br />
1,6, Preac-Mursic 0,5.<br />
Sehr gut in Studien für das Stadium 1<br />
<strong>und</strong> die frische Generalisationsphase<br />
abgesicherte Substanz. Standard bei<br />
Erwachsenen. Heilungserfolge in <strong>der</strong><br />
Regel >90 % bei einer Dosierung von<br />
2 x 100 o<strong>der</strong> 3 x 100 mg über 20 Tage.<br />
Minocyclin ist wie Doxycyclin wirksam.<br />
Keine verwertbare Studie über die<br />
Therapie im chronischen Stadium.<br />
6. Makrolide<br />
6a) Erythromycin<br />
MHK-Werte: 0,003-0,32 (Median 0,125)<br />
Studienergebnisse liegen nur für das Erythema<br />
migrans vor. Trotz guter In-vitro-<br />
Aktivität schlechte In-vivo-Ergebnisse<br />
(Steere). Nicht zu empfehlen.<br />
6b) Clarithromycin<br />
MHK-Werte: 0,003-0,5<br />
Eine Pilotstudie von Dattwyler, 2 x 500<br />
mg über 21 Tage, 91 % Therapieerfolg.<br />
Nur 28 von 41 Patienten konnten nach<br />
sechs Monaten re-evaluiert werden.<br />
Was ist ... das „Komplement“?<br />
Das Komplement ist ein System von mehr als 30 Proteinen,<br />
die im Blutplasma gelöst o<strong>der</strong> zellgeb<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Abwehr<br />
von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Parasiten)<br />
dienen. Seine Aktivität ist eine Ergänzung<br />
des angeborenen Immunsys-<br />
A bis Z<br />
<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
von Günther Binnewies<br />
tems. Die Hauptaufgabe des Komplements<br />
besteht darin, Krankheitserreger<br />
für das Immunsystem erkennbar<br />
zu machen. Im Fall einer Infektion<br />
werden die normalerweise überall im<br />
Körper vorkommenden Komplementproteine<br />
am lokalen Infektionsherd<br />
aktiviert, die sich dort kaskadenartig vermehren <strong>und</strong> zu einer<br />
Verstärkung <strong>der</strong> Immunantwort führen. Daneben löst es<br />
eine Reihe von Entzündungsreaktionen<br />
aus, die den Kampf gegen die Infektion<br />
unterstützen.<br />
Es ist auch in <strong>der</strong> Lage, Bakterien direkt<br />
zu zerstören, in dem es Löcher in<br />
<strong>der</strong>en Zellmembrane frisst. Die Komplementproteine<br />
besitzen aber auch<br />
stark zellzerstörende Eigenschaften<br />
<strong>und</strong> können, wenn sie unreguliert wirken,<br />
bei Krankheiten wie <strong>der</strong> Rheumatoiden<br />
Arthritis o<strong>der</strong> Herzinfarkt, Gewebeschäden<br />
erzeugen.<br />
6c) Roxithromycin<br />
MHK-Werte: 0,06-1,6<br />
Eine Studie von Hansen mit 2 x 150 mg<br />
über zehn Tage wurde vorzeitig abgebrochen,<br />
weil 5 von 19 behandelten Patienten<br />
sich unter Therapie verschlechtert<br />
hatten. Möglicherweise wurde unterdosiert.<br />
6d) Azithromycin<br />
MHK-Werte: 0,003-0,06 (Median 0,005)<br />
Mehrere klinische Studien mit etwas<br />
wi<strong>der</strong>sprüchlichen Ergebnissen.<br />
Strle fand bei einer Dosierung von<br />
500 mg/10 d eine bessere Wirksamkeit<br />
gegenüber Penicillinen <strong>und</strong> Doxycyclin,<br />
Luft fand eine bessere Wirksamkeit<br />
von Amoxicillin gegenüber Azithromycin<br />
(500 mg/7 d) bei Erythema-migrans-Patienten.<br />
Weber fand eine äquivalente<br />
Wirkung.<br />
Keine Studie über die Therapie des<br />
chronischen Stadiums verfügbar.<br />
7. Fluorchinolone<br />
MHK-Werte: 1-8 (Median 4)<br />
Generell werden Fluorchinolone als ungeeignet<br />
für die Therapie <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />
angesehen.<br />
Günther Binnewies<br />
ist <strong>der</strong> Vorsitzende<br />
des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es<br />
Deutschland e.V.<br />
8. Aminoglykoside<br />
MHK-Werte >100<br />
Borrelien sind gegenüber Aminoglykosiden<br />
primär resistent.<br />
9. Sulfonamide<br />
MHK-Werte: >100<br />
Borrelien sind gegenüber Sulfonamiden<br />
primär resistent.<br />
Lediglich von einer Arbeitsgruppe<br />
wurde berichtet, dass in einigen Fällen<br />
mit <strong>der</strong> Kombination Roxithromycin +<br />
Trimethoprim/Sulfmethoxazol chronische<br />
<strong>Borreliose</strong>n geheilt werden konnten.<br />
Dem wi<strong>der</strong>spricht, dass man Trimethoprim/Sulfamethoxazol<br />
in <strong>der</strong> Borrelienkultur<br />
zur Vermeidung von Kontaminanten<br />
schadlos zusetzen kann! �<br />
Originalnachdruck aus Chemotherapie<br />
Journal 4/2006, Seite 106 – 110.<br />
Die Originalveröff entlichung enthält ein<br />
Literaturverzeichnis. Mit fre<strong>und</strong>licher<br />
Genehmigung <strong>der</strong> Wissenschaftlichen<br />
Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart.<br />
Statt eines Kommentars beschränken wir<br />
uns auf Markierungen beson<strong>der</strong>s relevanter<br />
Aspekte für <strong>Borreliose</strong>-Patienten.<br />
Die Redaktion.<br />
Klinische Studien verstehen<br />
Forschungsergebnisse, wie sie in <strong>der</strong> Laienpresse als Aufhänger<br />
für interessanten Lesestoff zitiert werden, informieren<br />
nicht nur, son<strong>der</strong>n wecken auch häufi g falsche Hoffnungen<br />
o<strong>der</strong> Ängste.<br />
Für den wirklichen Aussagenutzen sollte man ein paar Begriffe<br />
wissen:<br />
� Den höchsten Wert besitzen randomisierte kontrollierte<br />
Studien (RCT Randomized Controlled Trial). Sie<br />
bestehen in <strong>der</strong> Regel aus zwei Versuchsgruppen: einer<br />
Behandlungsgruppe <strong>und</strong> einer Kontrollgruppe. In welcher<br />
Gruppe ein Patient landet, wird nach dem Zufallsprinzip<br />
entschieden <strong>und</strong> bleibt für den Patienten (blind) geheim.<br />
Die Behandlungsgruppe erhält die neue, zu studierende<br />
Therapie, die Kontrollgruppe das herkömmliche Verfahren<br />
o<strong>der</strong> ein Scheinmedikament (Placebo).<br />
� Bei <strong>der</strong> Doppelblind-Studie ist auch dem behandelnden<br />
Arzt nicht bekannt, welcher Patient welche Therapie<br />
erhält.<br />
An<strong>der</strong>e Studien wie Kohortenstudien, Fallserien o<strong>der</strong> Anwendungsuntersuchungen<br />
sind weniger verlässlich, wenngleich<br />
sich bestimmte Aussagen treffen <strong>und</strong> mögliche Trends erkennen<br />
lassen. Einfache Untersuchungsreihen sind immer noch<br />
besser als gar keine Untersuchungen <strong>und</strong> können dem einzelnen<br />
Patienten bei <strong>der</strong> Entscheidungsfi ndung helfen.<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
Marshall Protocol<br />
Von Wolfgang Maes<br />
Der Arzt Dr. Trevor Marshall (PhD)<br />
kommt aus Australien, lebt in Kalifornien<br />
<strong>und</strong> war selbst an Sarkoidose erkrankt.<br />
Das Marshall Protocol wurde<br />
von ihm in den letzten 10 Jahren auf<br />
<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage umfangreicher wissenschaftlicher<br />
Forschungsarbeiten auf<br />
dem Gebiet <strong>der</strong> Molekularbiologie entwickelt<br />
<strong>und</strong> 2001 erstmals vorgestellt.<br />
Das neue Therapieschema dient <strong>der</strong><br />
Behandlung einer Vielzahl von chronischen<br />
Krankheiten, die bis heute zumeist<br />
nicht kausal son<strong>der</strong>n nur symptomatisch<br />
angegangen werden. Es geht<br />
dabei um hartnäckige entzündliche Erkrankungen<br />
wie Sarkoidose, <strong>Borreliose</strong>,<br />
CFS (chronisches Müdigkeitssyndrom),<br />
Fibromyalgie o<strong>der</strong> Arthritis. Krankheiten<br />
<strong>und</strong> Autoimmungeschehen, welche<br />
teils noch nicht als ursächlich entzündlich<br />
betrachtet werden, sind ebenfalls<br />
im Gespräch: Lupus, Diabetes, MS<br />
(Multiple Sklerose), ALS (Amyotrophe<br />
Lateralsklerose), Psoriasis, Morbus Parkinson,<br />
Morbus Crohn o<strong>der</strong> das Sjögren-Syndrom.<br />
Krankheitsverursacher, so Marshall,<br />
sind nach neueren molekularbiologischwissenschaftlichen<br />
Erkenntnissen diverse<br />
intrazellulär lebende <strong>und</strong> in zellwandloser<br />
Form vorliegende Bakterien<br />
(CWD - cell wall defi cient bakteria) wie<br />
z.B. Borrelien, Rickettsien, Chlamydien,<br />
Coxiellen, Babesien, Bartonellen, Mykoplasmen<br />
<strong>und</strong> Nanobakterien. Die spezielle<br />
Fähigkeit dieser Erreger, sich in<br />
Körperzellen dauerhaft einzuschleusen,<br />
selbst in Phagozyten (Fresszellen, weiße<br />
Blutkörperchen), schützt sie vor den<br />
Angriffen des Immunsystems. Eigentlich<br />
sollten Immunzellen fremde Erreger<br />
eliminieren, was sie nicht können,<br />
Die hier beschriebene Therapie für entzündliche<br />
Erkrankungen mit intrazellulären Bakterien bietet<br />
seit Monaten Gesprächsstoff in den Selbsthilfegruppen<br />
<strong>und</strong> im Internet-Forum. Sie wi<strong>der</strong>spricht<br />
allen bisher bekannten schulmedizinischen Therapien.<br />
Wir stellen sie wertfrei zur Diskussion.<br />
Die Redaktion<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
wenn sie von diesen selbst parasitiert<br />
werden. Die daraus entstehende Dauerstimulation<br />
des Immunsystems ist es,<br />
die zu einer Palette von Symptomen <strong>der</strong><br />
chronisch Infi zierten <strong>und</strong> Kranken<br />
führt.<br />
Solche Bakterien treten oft als intrazelluläre<br />
o<strong>der</strong> zellwandlose Erreger auf<br />
<strong>und</strong> werden unter an<strong>der</strong>em Sphäroplasten,<br />
zystische o<strong>der</strong> L-Formen <strong>und</strong> Blebs<br />
genannt. Da das Ziel vieler Antibiotika<br />
aber die Schädigung <strong>der</strong> Bakterienzellwand<br />
ist, kommen diese Medikamente<br />
hier nicht zur Wirkung.<br />
Wenn die kleinen Schmarotzer sich<br />
in die Körperzellen hinein fl üchten o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong>en Zellwand fehlt, ist das stärkste<br />
Antibiotikum machtlos. Oft lösen, so<br />
Marshall, solche Antibiotikagaben die<br />
Verwandlung <strong>der</strong> Schmarotzer in zellwandlose<br />
Formen erst aus o<strong>der</strong> treiben<br />
sie in die Flucht, <strong>und</strong> ein soli<strong>der</strong><br />
Fluchtort ist das vor medizinischer Chemie<br />
schützende Zellinnere.<br />
Die unter an<strong>der</strong>em bei <strong>Borreliose</strong><br />
standardmäßig eingesetzten Antibiotika<br />
führen zwar oft zu Symptomverbesserungen,<br />
aber nicht zur Heilung, weil sie<br />
nach Marshall nur einige Erreger abtöten,<br />
aber die intrazellulären <strong>und</strong> zellwandlosen<br />
eben nicht. Zu viele Schmarotzer<br />
seien noch da <strong>und</strong> warten auf<br />
bessere Zeiten, kommen wie<strong>der</strong> aus<br />
den Wirtszellen heraus, verwandeln<br />
sich zurück <strong>und</strong> vermehren sich weiter.<br />
Die genannten Parasiten sind gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
in <strong>der</strong> Lage chronisch entzündliche<br />
Prozesse zu generieren, <strong>der</strong>en wesentliche<br />
Gemeinsamkeit typische überschießende<br />
Immunreaktionen hervorruft,<br />
die mit dem Begriff TH1-Immunantwort<br />
defi niert ist. TH1-Zellen, das<br />
sind T-Helferzellen, also<br />
wichtige Immunzellen,<br />
auch bekannt als CD4-<br />
Lymphozyten. Bei dieser<br />
Immunantwort werden<br />
durch die Parasiten <strong>und</strong> ihre<br />
Wirkung auf den Zellkern<br />
Immunbotenstoffe<br />
produziert, also körper-<br />
Therapie<br />
eigene Chemikalien, so genannte Zytokine<br />
(z.B. TNF-alpha, Interferon-gamma,<br />
Interleukine). Diese Zytokine halten unter<br />
an<strong>der</strong>em über einen komplizierten<br />
Regelmechanismus den chronischen<br />
Entzündungsprozess in den Geweben<br />
aufrecht <strong>und</strong> richten Schaden an.<br />
Das Hauptproblem bei diesen chronischen<br />
Infektionen ist also, dass die in<br />
Zellen, speziell in Immunzellen eingedrungenen<br />
<strong>und</strong> zellwandlosen Keime<br />
vom Immunsystem we<strong>der</strong> erkannt noch<br />
bekämpft werden können <strong>und</strong> sie von<br />
Medikamenten kaum zu erreichen sind.<br />
Die erwähnten Bakterien sind nach<br />
Marshall größtenteils nicht gegen Antibiotika<br />
resistent, wie oft angenommen<br />
wird, die Antibiotika sind sogar hochpotent,<br />
aber sie können eben nicht in<br />
Zellen eindringen o<strong>der</strong> zellwandlose Erreger<br />
erreichen <strong>und</strong> töten.<br />
Die krankmachenden Bakterien entziehen<br />
sich zudem <strong>der</strong> dringend erfor<strong>der</strong>lichen<br />
Immunabwehr, führen dabei<br />
aber nicht zu einer Immunschwäche,<br />
im Gegenteil, sie führen zu einer unnützen<br />
<strong>und</strong> schädlichen Überstimulation<br />
des Immunsystems. Marshall bedauert,<br />
dass ein Großteil dieser in <strong>der</strong> Molekularbiologie<br />
längst vorliegenden Forschungsergebnisse<br />
von den klinisch Tätigen<br />
bis heute in ihrer Bedeutung nicht<br />
ausreichend erkannt o<strong>der</strong> umgesetzt<br />
werden.<br />
Solche Entzündungsprozesse durch<br />
intrazelluläre o<strong>der</strong> zellwandlose Bakterien<br />
sind nach Marshall begleitet von<br />
Stoffwechselanomalien beim Vitamin D<br />
<strong>und</strong> dem Hormon Angiotensin II. Die<br />
Bakterien erzwingen die Produktion<br />
von Vitamin D <strong>und</strong> heizen die Bildung<br />
von Angiotensin II an, ein gefäßverengendes<br />
Gewebehormon. Die destruktive<br />
Folge: Totale Überreaktion des Immunsystems,<br />
För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bakterienvermehrung,<br />
Unterstützung <strong>der</strong> Infektionserreger<br />
beim Austricksen <strong>der</strong> Abwehrkräfte.<br />
Vitamin D <strong>und</strong> Angiotensin II<br />
sind beim Marshall Protocol wesentliche<br />
Schlüsselfaktoren.<br />
9
10 Therapie<br />
Vitamin D kommt im Körper hauptsächlich<br />
in zwei Formen vor: als Hormon<br />
das aktive 1,25-Hydroxy-Vitamin-<br />
D (Calcitriol) <strong>und</strong> als so genannte Fettspeicherform<br />
das inaktive 25-Hydroxy-<br />
Vitamin-D (Calcidiol). Die Feststellung<br />
<strong>der</strong> krankmachenden Vorgänge geschieht<br />
an erster Stelle mit zwei Bluttests. Ist<br />
die Konzentration des 1,25-D im Blut<br />
erhöht (über 45 pg/ml) <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> die<br />
des 25-D erniedrigt (unter 20 ng/ml),<br />
dann liegt nach Marshall eine Stoffwechselstörung<br />
im Sinne einer solchen<br />
TH1-bedingten Infektion vor. Teilt man<br />
den 1,25-D-Wert durch den 25-D-Wert,<br />
so erhält man die D-Ratio. Normal ist<br />
nach Marshall eine Ratio von um die<br />
1,3. Über 1,6 weist bereits auf eine <strong>der</strong>artige<br />
TH1-Entzündungsreaktion hin, je<br />
höher desto deutlicher.<br />
Marshall geht davon aus, dass das<br />
Immunsystem in die Lage versetzt werden<br />
muss, die Krankheitserreger aus eigener<br />
Kraft abzutöten. Die beim Marshall<br />
Protocol unter an<strong>der</strong>em eingesetzten,<br />
sehr niedrig dosierten Antibiotika<br />
verhin<strong>der</strong>n die Bildung <strong>der</strong> erwähnten<br />
Zytokinkaskade <strong>und</strong> die dadurch ausgelösten<br />
Entzündungsprozesse.<br />
Das Marshall Protocol erfolgt in drei<br />
Phasen. In Phase 1 wird zunächst die<br />
Reduzierung von Vitamin D angestrebt.<br />
Hierzu gehört die Vermeidung von Sonnenlicht<br />
<strong>und</strong> jedem hellen Licht, das<br />
Tragen von speziellen Sonnenschutzbrillen<br />
<strong>und</strong> die Reduzierung von Lebensmitteln,<br />
die viel Vitamin D enthalten<br />
wie Leber, Eier, Fisch <strong>und</strong> Fischöle<br />
sowie Margarine, Milch <strong>und</strong> Getreide<br />
(Flocken, Müslis), die mit Vitamin D<br />
angereichert sind.<br />
Zusätzlich werden in Phase 1 Medikamente<br />
eingesetzt, welche ursprünglich<br />
zur Behandlung von Bluthochdruck<br />
gedacht sind, nämlich einen Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker<br />
(ARB) wie Benicar<br />
(Olmesartan). Olmesartan wird drei-<br />
bis vierfach stärker eingenommen, als<br />
für Bluthochdruck vorgesehen, 40 mg<br />
alle sechs bis acht St<strong>und</strong>en, mit dem<br />
Ziel, die Angiotensin-II-Rezeptoren<br />
zu blockieren, das Vitamin D zu<br />
senken, das Immunsystem zu unterstützen,<br />
Organe zu schützen, die<br />
Aktivität <strong>der</strong> Erreger zu blockieren<br />
<strong>und</strong> sie für das Immunsystem wie<strong>der</strong><br />
sicht- <strong>und</strong> somit angreifbar zu<br />
machen.<br />
Wolfgang Maes ist Journalist <strong>und</strong> Baubiologe in<br />
Neuss; er ist seit mehr als zwei Jahrzehnten von<br />
<strong>Borreliose</strong> betroff en.<br />
Olmesartan ist in Deutschland als Olmetec<br />
o<strong>der</strong> Votum bekannt.<br />
Marshall: „Die Blockade von Angiotensin<br />
II schwächt die Bakterien bis zu<br />
dem Punkt, wo sie einfacher getötet<br />
werden können. Die Reduzierung von<br />
1,25-D macht es den Bakterien schwerer<br />
in Zellen, die sie infi ziert haben, hinein<br />
<strong>und</strong> hinaus zu schlüpfen.“<br />
Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Phase 1 beginnt<br />
<strong>der</strong> Patient nach mindestens vierzehn<br />
Tagen unter Olmesartan mit <strong>der</strong><br />
zusätzlichen Einnahme des Antibiotikums<br />
Minocyclin, <strong>und</strong> zwar alle zwei<br />
Tage 25 mg o<strong>der</strong> noch weniger, wie gesagt<br />
niedrig dosiert. Eine Dosisanpassung<br />
o<strong>der</strong> eine ganz langsame Dosiserhöhung<br />
bis auf 100 mg ist individuell<br />
situations-, krankheitsverlauf- <strong>und</strong> beschwerdebildabhängig.<br />
Unter <strong>der</strong> Therapie mit Olmesartan<br />
allein o<strong>der</strong> mit Minocyclin zusätzlich<br />
muss je<strong>der</strong>zeit <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> mit<br />
heftigen Symptomverschlimmerungen<br />
<strong>und</strong> Herxheimer-Reaktionen gerechnet<br />
werden. Diese seien unvermeidlich,<br />
ausdrücklich erwünscht <strong>und</strong> ein sicherer<br />
Beweis für den Erfolg, nämlich für<br />
die immer weiter absterbenden Bakterien<br />
bis zum sicheren Ende.<br />
Zur Verbesserung <strong>der</strong> Herxheimer-<br />
Beschwerden empfi ehlt Marshall das<br />
Biofl avonoid Quercetin, drei- bis viermal<br />
täglich jeweils 500 mg.<br />
Das Marshall Protocol ist wissenschaftlich<br />
noch nicht anerkannt. Es ist in Deutschland nur<br />
wenigen Ärzten bekannt. Es geht nach dem<br />
deutschen Arzneimittelgesetz um eine Therapie,<br />
die als »off label use« bezeichnet wird. Sie<br />
wird von einigen Medizinern kritisiert <strong>und</strong> von<br />
den Krankenkassen nicht bezahlt.<br />
Nach etwa drei Monaten o<strong>der</strong> mehr,<br />
je nach Situation, wird in <strong>der</strong> nächsten<br />
2. <strong>und</strong> 3. Phase ein weiteres Antibiotikum<br />
hinzugefügt <strong>und</strong> einige Monate bis<br />
zu einem Jahr später, je nach Erfolg <strong>und</strong><br />
Reaktion, noch ein weiteres. Meist geht<br />
es um Tetracycline, Clindamycin o<strong>der</strong><br />
Azithromycin. Die Antibiotika werden<br />
wie<strong>der</strong> in sehr niedriger Dosis <strong>und</strong> viel<br />
größeren Intervallen (z.B. nur alle zehn<br />
Tage) eingenommen als üblich, was ihre<br />
<strong>Neben</strong>wirkungen drastisch reduziert.<br />
Die ganze Prozedur kann zwei bis<br />
drei Jahre dauern. Dabei werden je<br />
nach Situation, Herxheimer-Reaktion<br />
<strong>und</strong> Befi nden die Antibiotika gezielt gewechselt<br />
<strong>und</strong> kombiniert, um möglichst<br />
viele Erreger <strong>und</strong> Coinfektionen zu<br />
erreichen. Der erwähnte ARB-Blocker<br />
Olmesartan ist über die gesamte Zeit<br />
dabei.<br />
Der therapeutische Eff ekt würde, so<br />
Marshall, anhand immer weniger auftreten<strong>der</strong><br />
Symptome <strong>und</strong> Herxheimer-<br />
Reaktionen im Laufe <strong>der</strong> Zeit deutlich<br />
spürbar <strong>und</strong> sollte zudem regelmäßig,<br />
etwa alle vier Wochen, medizinisch<br />
überprüft werden. Hierzu gehören Blutbild,<br />
Entzündungswerte (CRP, ACE...),<br />
die beiden genannten D-Vitamine, Leber-<br />
<strong>und</strong> Nierenwerte, Zytokine, Immunstatus<br />
mit entsprechen<strong>der</strong> Lymphozyten-Subtypisierung,<br />
alkalische Phosphatase,<br />
Triglyzeride <strong>und</strong> Bakterien-/<br />
Viren-Serologien.<br />
Marshall sagt: „Alle chronischen<br />
<strong>Borreliose</strong>n sind CWD-Krankheiten“,<br />
also solche „TH1-Krankheiten“ von intrazellulären<br />
<strong>und</strong> zellwandlosen Bakterien<br />
verursacht. Er betont, dass es bei<br />
den typischen <strong>Borreliose</strong>-Symptomen<br />
meist nicht nur um ein verursachendes<br />
Bakterium geht, son<strong>der</strong>n häufi g um<br />
mehrere verschiedene. Das mache es so<br />
wichtig, Antibiotika einzusetzen, die<br />
ein breites Spektrum solcher Krankmacher<br />
abdecken.<br />
Marshall ist überzeugt: „Nur das<br />
Immunsystem kann heilen!“ Aber<br />
das dank chronischem Entzündungsgeschehen<br />
aus dem Lot gebrachte,<br />
sprich völlig überreagierende<br />
Immunsystem, muss hierfür<br />
erst einmal wie<strong>der</strong> fähig gemacht<br />
werden, zur potenten Funktion zurückfi<br />
nden. Das Ziel des Marshall<br />
Protocol ist die Heilung chroni-<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Foto: privat
scher Infektionserkrankungen, in dem<br />
es die Bakterien schwächt, Entzündungsreaktionen<br />
blockiert <strong>und</strong> das Immunsystem<br />
stärkt. Marshall ist es wichtig,<br />
dass <strong>der</strong> Patient sehr gut informiert<br />
ist <strong>und</strong> die Therapie in Absprache <strong>und</strong><br />
unter Aufsicht des behandelnden Arztes<br />
exakt <strong>und</strong> diszipliniert durchführt.<br />
Es kann beim Marshall Protocol<br />
noch keine Langzeiterfahrung geben.<br />
Teilweise sind wohl schon erhebliche<br />
Erfolge zu verbuchen, beson<strong>der</strong>s in den<br />
USA, wo zurzeit mehrere 100 Patienten<br />
das Therapieprotokoll durchführen.<br />
In Deutschland sind es aktuell etwa 50<br />
allein unter <strong>der</strong> Begleitung eines Berliner<br />
Arztes <strong>und</strong> Infektiologen.<br />
Die wichtigsten Internetadressen<br />
zur Information <strong>und</strong> zum laufenden<br />
Austausch:<br />
� www.marshallprotocol.com<br />
� www.sarcinfo.com<br />
� www.sarkoidose.de<br />
Erste Hilfe bei Nackensteife<br />
Von Ute Fischer<br />
� www.AutoimmunityResearch.org<br />
� members.aol.com/SynergyHN<br />
Häufi g höre ich innerhalb <strong>der</strong> Telefonberatung von Nackensteife<br />
als Symptom <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>. Und auch mir passiert es<br />
oft, dass ich von Schmerzen aufwache, als habe man mir nachts<br />
einen eisernen Klei<strong>der</strong>bügel implantiert. Der Kopf sitzt dann<br />
auf dem Hals wie festgeschraubt <strong>und</strong> man trägt ihn vorsichtig<br />
wie eine chinesische Vase.<br />
Die Halsmuskeln fühlen sich an wie harte Le<strong>der</strong>gurte, die den<br />
Kopf auf die Halswirbel pressen. Manchmal knacken sie laut,<br />
wenn man den Kopf dreht. Jahre lang verschaff te ich mir durch<br />
Schmerzmittel eine kurzfristige Erlösung dieser Beschwerden.<br />
Doch dann fi el es mir wie Schuppen von den Augen: Schonhaltung<br />
hilft nicht weiter.<br />
Man muss die verdickten <strong>und</strong> deshalb verkürzten Muskeln<br />
dehnen wie ein Gummiband. Jogger tun das mit ihren überanstrengten<br />
Oberschenkel- <strong>und</strong> Wadenmuskeln stets nach dem<br />
Lauf. Wichtig dabei ist, dass die Dehnung ausreichend lang gehalten<br />
wird; wenigstens 30 Sek<strong>und</strong>en für jeden Muskel (siehe<br />
Abbildung).<br />
Am Anfang gelingt das am besten unter <strong>der</strong> warmen Dusche.<br />
Zwei, drei Wie<strong>der</strong>holungen verstärken den entspannenden Eff ekt.<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Oktober 2006<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.,<br />
B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />
Selbsthilfe<br />
Große Straße 205 · 21075 Hamburg<br />
Telefon: 040-7905788<br />
Telefax: 040-7924249<br />
E-Mail: info@borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />
www.borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />
Redaktion:<br />
Ute Fischer (v.i.S.d.P), Postfach 4150 ·<br />
64351 Reinheim<br />
Telefon: 06162-969443<br />
Fax: 06162-1666<br />
E-Mail: ute.fi scher@borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
I m p r e s s u m<br />
Redaktionsbeirat: Günther Binnewies,<br />
Jürgen H. Peters, Renate Peters<br />
Grafi k Design: Frank San<strong>der</strong>, Burgwedel<br />
Druck: Dreier-Druck, Reinheim<br />
Die Inhalte dieses Magazins sind nach<br />
bestem Wissen bei Ärzten, Wissenschaftlern,<br />
Ges<strong>und</strong>heitsexperten <strong>und</strong> -<br />
politikern sowie Selbsthilfegruppen<br />
journalistisch recherchiert, ersetzen<br />
aber keinen Arztbesuch. Für Richtigkeit,<br />
Wirksamkeit, Dosierungen <strong>und</strong> Ähnliches<br />
wird keine Gewähr übernommen.<br />
Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />
geben allein die Meinung des Autors<br />
wie<strong>der</strong>.<br />
Weitere Experten zum Thema chronische<br />
<strong>Borreliose</strong>, überschießendes Immunsystem,<br />
intrazelluläre bzw. zellwandfreie<br />
Erreger:<br />
� Prof. Dr. Willy Burgdorfer<br />
� Dr. med. Dietrich Klinghardt<br />
� Prof. Dr. med. Rüdiger von Baehr<br />
� Dr. med. Laurence Meer-Scherrer<br />
� Prof. Dr. med. Fred Hartmann<br />
� Prof. Dr. med. Hilmar Prange<br />
<strong>und</strong> Dr. med. Andreas Bitsch<br />
� Dr. med. Martin Glatz<br />
Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Verlags Zabert Sandmann,<br />
Mein Rückenbuch, Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer.<br />
Therapie<br />
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wird keine Haftung übernommen.<br />
Der Nachdruck sowie Kopieren auf<br />
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<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />
Preis: 6,50 Euro<br />
Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er erhalten das<br />
Magazin kostenlos.<br />
Wir bitten, die Herstellung des<br />
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Konto-Nr. 1275 123345<br />
Spenden für den <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> sind<br />
steuerabzugsfähig.<br />
11
12 Forschung<br />
Weitere durch Zecken übertragene Erkrankungen<br />
Christine Klaus, Peter Kimmig <strong>und</strong> Jochen Süss<br />
<strong>Neben</strong> <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>FSME</strong> spielen mindestens<br />
vier weitere Erkrankungen in Europa<br />
eine Rolle, bei denen Zecken obligat<br />
o<strong>der</strong> fakultativ als Vektoren beteiligt<br />
sind (siehe auch Tabelle Seite 14).<br />
� Q-Fieber<br />
(Query fever, Balkangrippe)<br />
Q-Fieber ist eine weltweit auftretende<br />
Zoonose, die durch den Erreger Coxiella<br />
burnetii (C.b.) hervorgerufen wird. C.b.<br />
tritt in zwei verschiedenen Formen auf,<br />
in <strong>der</strong> „normalen“ Bakterienform <strong>und</strong><br />
in einer sporenähnlichen Form. Der<br />
Hauptvektor ist die Schafzecke Dermacentor<br />
marginatus (D.m.). Coxiellen<br />
kommen weltweit aber auch in ca. 50<br />
weiteren Zeckenspezies vor.<br />
Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />
Die Übertragung des Erregers erfolgt<br />
durch D.m. auf Wild- (kleine Nager,<br />
Fuchs, Rotwild) <strong>und</strong> Haustiere (beson<strong>der</strong>s<br />
Schaf, aber auch Rind <strong>und</strong> Ziege).<br />
Ein zeckenunabhängiger Infektionszyklus<br />
bei Haustieren wird durch die Erregerausscheidung<br />
im akuten Krankheitsstadium<br />
über nahezu alle Sekrete <strong>und</strong><br />
Exkrete aufrechterhalten. Da C.b. beim<br />
Schaf zu Aborten führt, kommen Coxiellen<br />
auch in Plazenten <strong>und</strong> Fruchtwasser<br />
vor, wobei bis zu 10 9 infektiöse<br />
Einheiten/g gef<strong>und</strong>en wurden.<br />
Der Mensch infi ziert sich am häufi<br />
gsten durch den direkten Kontakt mit<br />
infektiösem Material o<strong>der</strong> die durch<br />
Austrocknung daraus entstehenden<br />
Stäube. Da die sporenähnliche Form<br />
von C.b. äußerst resistent gegenüber<br />
Umwelteinfl üssen (Hitze, Kälte, UV,<br />
Austrocknung) ist, bleiben einmal belastete<br />
Flächen (z.B. Weiden) über viele<br />
Monate infektiös. Die Übertragung des<br />
Erregers von Mensch zu Mensch ist ex-<br />
Die Schafzecke „Dermacentor marginatus“<br />
ist etwa doppelt so groß wie<br />
übliche Zecken <strong>und</strong> mit einem marmorierten<br />
Rücken. Bisher waren jährlich<br />
etwa 300 Fälle bekannt.<br />
Quelle: Landesges<strong>und</strong>heitsamt<br />
Baden-Württemberg.<br />
trem selten <strong>und</strong> wurde bisher nur bei<br />
Entbindungen beschrieben.<br />
Klinik <strong>und</strong> Diagnostik<br />
Die Erkrankung beim Menschen verläuft<br />
häufi g subklinisch. Etwa 50% <strong>der</strong><br />
infi zierten Menschen entwickeln eine<br />
klinische Symptomatik mit hohem Fieber,<br />
Kopfschmerzen, Photophobie, Abgeschlagenheit<br />
<strong>und</strong> Myalgien. Bewußtseinsstörungen<br />
<strong>und</strong> Delirium sowie eine<br />
interstitielle Pneumonie können auftreten.<br />
Kasuistiken mit Myokarditis,<br />
Meningitis, Hepatitis <strong>und</strong> Magen-Darm-<br />
Erkrankungen sind beschrieben. Septische<br />
Verläufe mit Organabsiedelung<br />
von C.b., die unbehandelt eine Erregerpersistenz<br />
in den Organen bedeutet,<br />
sind häufi g. Dann ist bei Wöchnerinnen<br />
auch eine Ausscheidung mit <strong>der</strong> Muttermilch<br />
möglich. Es kann bei Schwangeren<br />
zu Aborten <strong>und</strong> Frühgeburten<br />
kommen.<br />
Diagnostisch kann <strong>der</strong> Erreger aus<br />
dem Blut (bedingt auch aus dem Urin)<br />
während <strong>der</strong> Fieberphase nachgewiesen<br />
werden (Zellkulturen, PCR). Serologisch<br />
werden ab ca. <strong>der</strong> 2 . Krankheitswoche<br />
spezifi sche Antikörper mittels<br />
ELISA, IFT o<strong>der</strong> – ab ca. <strong>der</strong> 3. Woche<br />
– mit <strong>der</strong> KBR nachgewiesen. Die<br />
Antikörper können für Monate bis Jahre<br />
persistieren.<br />
Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />
Entscheidend ist es, den Kontakt zu infektiösem<br />
Material zu vermeiden; das<br />
gilt beson<strong>der</strong>s für Schwangere <strong>und</strong> immunsupprimierte<br />
Patienten. Bei akutem<br />
Q-Fieber ist therapeutisch Doxycyclin<br />
das Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>und</strong> wird i.d.R. in<br />
einer Dosis von 2-mal 100 mg/Tag über<br />
2 – 3 Wochen appliziert. Als wirksam<br />
erwiesen sich in vitro auch Makrolide<br />
(Clarithromycin, Roxithromycin) sowie<br />
das Ketolid Telithromycin.<br />
Die meisten Q-Fieber-Fälle sind jedoch<br />
selbstlimitierend <strong>und</strong> heilen oft<br />
auch unbehandelt innerhalb von 15 Tagen<br />
aus. In Deutschland erkrankten 2005<br />
411 Menschen an Q-Fieber, wobei allein<br />
335 dieser Fälle durch den spektakulären<br />
Ausbruch in Jena entstanden sind.<br />
� Tularämie<br />
(Hasenpest)<br />
Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />
Die Tularämie ist eine typische Zoonose<br />
<strong>und</strong> wird durch das Bakterium Francisella<br />
tularensis (F.t.) hervorgerufen.<br />
Es handelt sich um eine fi eberhafte, systemische<br />
Infektionskrankheit des Menschen,<br />
die auch bei zahlreichen Tierarten,<br />
beson<strong>der</strong>s Wildkaninchen <strong>und</strong> Hasen,<br />
auftritt.<br />
Eine Infektion ist beim Menschen in<br />
erster Linie über den direkten Kontakt<br />
mit infi ziertem Material (z.B. beim Abhäuten<br />
erlegter Hasen), seltener über<br />
erregerhaltige Stäube, kontaminiertes<br />
Wasser <strong>und</strong> kontaminierte Lebensmittel<br />
o<strong>der</strong> über den Stich infi zierter Zecken<br />
möglich. Darüber hinaus können durch<br />
Kleinnager infi zierte Katzen den Erreger<br />
mit dem Speichel auf den Menschen<br />
übertragen. Der Erreger ist gegenüber<br />
Umwelteinfl üssen äußerst resistent <strong>und</strong><br />
kann über Wochen <strong>und</strong> Monate in Wasser,<br />
Böden o<strong>der</strong> Tierkadavern infektiös<br />
bleiben. Eine aerogene Infektion ist<br />
ebenso möglich wie das Eindringen <strong>der</strong><br />
Erreger über die intakte Haut!<br />
Klinik <strong>und</strong> Diagnose<br />
Die unterschiedlichen Eintrittspforten<br />
<strong>und</strong> die Menge des Inokulums bestimmen<br />
sowohl die Inkubationszeit als<br />
auch das klinische Bild. An <strong>der</strong> Einstichstelle<br />
kann sich eine Papel bilden,<br />
die ulzerös zerfällt <strong>und</strong> schlecht abheilt.<br />
Es sind 6 Verlaufsformen beschrieben,<br />
die über regionäre Lymphknotenschwellungen,<br />
Konjunktivitis, Magen-<br />
Darm-Erkrankungen, Pneumonie bis<br />
hin zu septischen Verläufen reichen.<br />
Der Erreger kann in Sputum, Lungenlavage,<br />
Lymphknoten- <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Bioptaten <strong>und</strong> Punktaten nachgewiesen<br />
werden (Anzüchtung, PCR, IF-Mikroskopie).<br />
Serologische Nachweismethoden<br />
spielen wegen des Zwangs zum raschen<br />
Therapiebeginn nur eine untergeordnete<br />
Rolle <strong>und</strong> dienen lediglich <strong>der</strong><br />
späteren Diagnoseabsicherung. Beim<br />
Umgang mit potentiell infektiösem Material<br />
ist größte Vorsicht geboten; Ino-<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
kula von 10(Aerosol)-50 Erregern können<br />
schon zu einer klinischen Manifestation<br />
führen. Laborinfektionen sind<br />
beschrieben.<br />
Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />
Es sollte beson<strong>der</strong>s in Endemiegebieten<br />
(USA, südliche Republiken <strong>der</strong> ehemaligen<br />
UdSSR, auch Skandinavien, Tschechien,<br />
Slowakei <strong>und</strong> Teile Österreichs)<br />
konsequente Zeckenstichprophylaxe<br />
betrieben werden. Zur Therapie wurden<br />
Aminoglykoside (Gentamicin) mit sehr<br />
gutem Erfolg, aber auch Ciprofl oxacin<br />
<strong>und</strong> je nach Krankheitsbild Doxycyclin,<br />
Erythromycin, Tetracyclin <strong>und</strong> Chloramphenicol<br />
eingesetzt. In Deutschland<br />
erkrankten 2005 15 Menschen an Tularämie.<br />
� Babesiose<br />
Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />
Babesien sind durch Zecken übertragene,<br />
plasmodienähnliche Blutparasiten,<br />
die ausschließlich Erythrozyten befallen.<br />
Als Vektoren dienen Zecken, vor<br />
allem Ixodes-Arten, in denen die Babesien<br />
einen speziellen Entwicklungszyklus<br />
durchlaufen. Es können via Zeckenstich<br />
Menschen, Rin<strong>der</strong>, Pferde, H<strong>und</strong>e,<br />
Reh- <strong>und</strong> Rotwild sowie Nager durch<br />
Babesien infi ziert werden.<br />
Humanmedizinisch sind Babesia<br />
microti <strong>und</strong> Babesia divergens am bedeutsamsten.<br />
In freilebenden ungesogenen<br />
Zecken in Süddeutschland wurde<br />
eine Babesienprävalenz von 1% nachgewiesen,<br />
das kommt den dortigen Prävalenzen<br />
für <strong>FSME</strong>-Virus nahe.<br />
G lossar<br />
aerogen eingeatmet<br />
Exanthem Ausschlag<br />
interstitiell zwischen Organen,<br />
Geweben, Zellen<br />
in vitro im Reagenzglas<br />
Hämolyse Zerfall von roten<br />
Blutkörperchen<br />
Plasmodien Malariaerreger<br />
splenektomiert nach entfernter Milz<br />
Sporozoen parasitäre Einzeller<br />
Stupor geistige <strong>und</strong> körperliche<br />
Inaktivität trotz<br />
Bewusstsein<br />
subklinisch ohne klinische<br />
Symptome<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Weshalb aber bisher in Deutschland<br />
kaum klinische Manifestationen beobachtet<br />
wurden, ist unklar.<br />
Klinik <strong>und</strong> Diagnostik<br />
Das Spektrum nach Infektion reicht von<br />
subklinischen Verläufen über grippeartige<br />
Symptome bis zu lebensbedrohlichen<br />
Erkrankungen, begleitet von Anämie<br />
<strong>und</strong> Hämolyse. Beson<strong>der</strong>s splenektomierte<br />
<strong>und</strong> immunsupprimierte Patienten<br />
sind gefährdet.<br />
Die meisten Erkrankungen treten<br />
zwischen Mai <strong>und</strong> September, abhängig<br />
von <strong>der</strong> Hauptaktivitätszeit <strong>der</strong> Vektoren,<br />
auf. Der Erreger kann in Blutausstrichen<br />
(Giemsa-Färbung) von Patienten<br />
<strong>und</strong> mittels PCR nachgewiesen werden.<br />
Bei gering ausgeprägter Parasitämie<br />
kann <strong>der</strong> Blutausstrich u.U. keine<br />
Diagnose ermöglichen.<br />
Serologisch werden Antikörper etwa<br />
ab <strong>der</strong> 2. Krankheitswoche mittels IFT<br />
(in Speziallaboren auch ELISA <strong>und</strong> Immunoblot)<br />
nachgewiesen, die in Abhängigkeit<br />
vom Krankheitsverlauf über<br />
mehrere Monate persistieren können.<br />
Kreuzreaktionen zwischen verschiedenen<br />
Babesia spp. <strong>und</strong> auch mit an<strong>der</strong>en<br />
Sporozoen, insbeson<strong>der</strong>s Plasmodien,<br />
sind möglich.<br />
Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />
Eine konsequente Zeckenstichprophylaxe<br />
<strong>und</strong> die rasche Entfernung gesogener<br />
Zecken sind die beste Prophylaxe,<br />
da nach <strong>der</strong> Blutmahlzeit die Reifung<br />
<strong>der</strong> Sporozoiten in <strong>der</strong> Zecke eine gewisse<br />
Zeit beansprucht <strong>und</strong> so eine rasche<br />
Entfernung <strong>der</strong> Zecke die Infektion<br />
weitgehend verhin<strong>der</strong>n kann. <strong>Neben</strong><br />
<strong>der</strong> antibiotischen Therapie (s. Tabelle<br />
1) sind u. U. zur Beherrschung <strong>der</strong> Hämolyse<br />
auch Austauschtransfusionen<br />
erfor<strong>der</strong>lich. In Europa wurden bisher<br />
ca. 30 Fälle humaner Babesiose nachgewiesen.<br />
� Anaplasmose/<br />
Ehrlichiose<br />
Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />
Die Gattung Ehrlichia wurde als Ergebnis<br />
molekularbiologischer Untersuchungen<br />
einer Revision unterzogen. Die früher<br />
als HGE-Erreger (Humane Granulotzytäre<br />
Ehrlichiose) bezeichnete Ehrlichie<br />
wird jetzt zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />
Spezies gemeinsam als Anaplasma<br />
Forschung<br />
phagocytophilum bezeichnet. Ehrlichia<br />
chaffeensis, <strong>der</strong> Erreger <strong>der</strong> „Humanen<br />
Monozytären Ehrlichiose“ (HME) wird<br />
zusammen mit an<strong>der</strong>en Vertretern aus<br />
dieser Genogruppe unverän<strong>der</strong>t unter<br />
dem Gattungsnamen Ehrlichia geführt.<br />
Je nach Spezies werden von diesen Erregern<br />
mononukleäre Zellen, Granulozyten<br />
o<strong>der</strong> Thrombozyten infi ziert. Als<br />
Vektoren fungieren Zecken <strong>der</strong> Spezies<br />
Amblyomma americanum (HME) o<strong>der</strong><br />
Zecken aus dem Ixodes ricinus-I-persulcatus-<br />
Komplex (HGE).<br />
Klinik <strong>und</strong> Diagnostik<br />
Es treten nach Infektion häufi g subklinische<br />
Verläufe auf (ca. 65% <strong>der</strong> Fälle).<br />
Klinisch sind milde bis mäßig ernste<br />
Verläufe mit Fieber, grippeähnlichen<br />
Symptomen, seltener ZNS-Beteiligung<br />
<strong>und</strong> Exanthemen beobachtet worden,<br />
wobei sich die Symptomatik von HME<br />
<strong>und</strong> HGE ähnelt. <strong>Neben</strong> dem Differentialblutbild<br />
(u.a. Leukopenie, Thrombopenie,)<br />
ist ein rascher Nachweis <strong>der</strong><br />
typischen Morulae im Blut- o<strong>der</strong> Knochenmarkausstrich<br />
möglich sowie <strong>der</strong><br />
Erregernachweis mittels PCR aus Blut<br />
(auch Liquor bei ZNS-Symptomatik).<br />
Antikörper sind bei ca. 80% aller klinisch<br />
Erkrankten nachweisbar.<br />
Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />
Auch hier ist eine Zeckenstichprophylaxe<br />
sinnvoll, beson<strong>der</strong>s in den Endemiegebieten<br />
(z.B. in den USA). Therapeutisch<br />
haben sich Tetrazykline bewährt.<br />
In Europa sind bisher nur wenige<br />
Fälle aus Slowenien, Schweden <strong>und</strong><br />
den Nie<strong>der</strong>landen berichtet worden. In<br />
Deutschland wurde bisher kein Erkrankungsfall<br />
bekannt.<br />
Im Gegensatz zur Meinung von<br />
Prof. Kimmig berichten in Deutschland<br />
etliche Ärzte über Koinfektionen mit<br />
Ehrlichien. (Anm. d. Red.)<br />
� Rickettsiosen<br />
Rickettsiosen sind in Deutschland extrem<br />
selten <strong>und</strong> wurden lediglich in<br />
Einzelfällen meist im Zusammenhang<br />
mit einer Reiseanamnese nachgewiesen.<br />
Vektoren können Zecken <strong>und</strong> Milben<br />
(Zeckenbißfi eber-Gruppe) o<strong>der</strong><br />
Klei<strong>der</strong>läuse <strong>und</strong> Rattenfl öhe (Fleckfi<br />
ebergruppe) sein. <strong>Neben</strong> Fieber <strong>und</strong><br />
Kopfschmerzen, bei schweren Verläufen<br />
auch Stupor <strong>und</strong> Schock wird bei<br />
13
14 Forschung<br />
Kurzcharakteristik wichtiger durch Zecken übertragener Krankheiten außer <strong>FSME</strong> <strong>und</strong> <strong>Lyme</strong> <strong>Borreliose</strong><br />
Q-Fieber Anaplasmose/Erlichiose Tularämie Babesiose<br />
Erreger 1 Coxiella burnetii Anaplasma<br />
phagocytophilum,<br />
(Ehrlichia chaff eensis)<br />
Vektoren Dermacentor<br />
marginatus 2<br />
Symptome grippeähnlich,<br />
atypische Pneumonien,<br />
Aborte<br />
<strong>der</strong> Zeckenbissfi eber-Gruppe auch eine<br />
„Tache noire“, eine bläulich-schwarz<br />
verfärbte, schlecht heilende Ulzeration<br />
an <strong>der</strong> Einstichstelle beobachtet, die die<br />
Diagnose im Zusammenhang mit einer<br />
Reiseanamnese erleichtert. Tetrazyklin-<br />
Derivate sind therapeutisch in <strong>der</strong> Regel<br />
gut wirksam. International werden<br />
in den letzten Jahren ständig neue Rickettsien-Arten<br />
im Zusammenhang mit<br />
menschlichen Erkrankungen entdeckt.<br />
Mehrfach-<strong>und</strong> Mischinfektionen<br />
Auch Mehrfach- <strong>und</strong> Mischinfektionen<br />
mit zwei o<strong>der</strong> drei <strong>der</strong> durch Zecken<br />
übertragbaren Krankheiten sind möglich,<br />
z. B. <strong>FSME</strong> <strong>und</strong> <strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />
Anaplasmose. Das sollte bei diagnostischen<br />
<strong>und</strong> therapeutischen Überlegungen<br />
mit in Betracht gezogen werden.<br />
Ixodes ricinus/<br />
I. persulcatus, Amblyomma<br />
americanum<br />
hohes Fieber, grippeähnlich,<br />
z. T. Exantheme,<br />
selten ZNS-Beteiligung<br />
Prof. Dr. rer. nat. Jochen Süss<br />
Direktor am Friedrich-Loeffl er-Institut<br />
Dr. med. vet. Christine Klaus<br />
Nationales Referenzlabor für durch<br />
Zecken übertragene Krankheiten<br />
Naumburger Straße 96a<br />
07743 Jena<br />
Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Kimmig<br />
Regierungspräsidium Stuttgart,<br />
Landesges<strong>und</strong>heitsamt<br />
Allgemeine Hygiene <strong>und</strong> Infektionsschutz<br />
Wie<strong>der</strong>holdstraße 15<br />
70174 Stuttgart<br />
e-mails:<br />
jochen.suess@fl i.b<strong>und</strong>.de<br />
christine.klaus@fl i.b<strong>und</strong>.de<br />
peter.kimmig@rps.bwl.de<br />
Francisella tularensis B. divergens<br />
B. microti<br />
Dermacentor-, Ixodes-Arten Ixodes-Arten 3<br />
6 Verlaufsformen je nach<br />
Eintrittsort des Erregers<br />
grippeähnlich, Anämie,<br />
Hämoglobinurie<br />
Inkubationszeit 2 – 4 Wochen Wenige Tage – 4 Wochen (1)3 – 4(14) Tage 5 Tage – 9 Wochen<br />
Diagnostik Erregernachweis aus<br />
Blut (Urin) (PCR,<br />
Anzucht), Antikörper<br />
ab 2.Krankheitswoche<br />
(ELISA, IFT)<br />
Prophylaxe Kontakt zu infektiösem<br />
Material meiden (beson<strong>der</strong>s<br />
Nachgeburten/<br />
Aborte beim Schaf)<br />
Therapie 4 Doxycyclin, auch<br />
Rifampicin/Clarithromycin<br />
, Chinolone<br />
Bedeutung/<br />
Häufi gkeit<br />
beson<strong>der</strong>e Gefahr für<br />
Schwangere, 411 Fälle<br />
in Deutschland im Jahr<br />
2005<br />
Beson<strong>der</strong>heiten Erreger ist äußerst resistent<br />
in sporen ähnlicher<br />
Form, zeckenunabhängiger<br />
Kreislauf existiert<br />
Erregernachweis aus Blut<br />
(Liquor) (PCR, Ausstrich),<br />
später Antikörper (IFT)<br />
Zeckenstichpro phylaxe,<br />
rasches Entfernen<br />
gesogener Zecken<br />
Erregernachweis aus<br />
Sputum, Lavage, Bioptaten<br />
(PCR; IF-Mikroskopie),<br />
später Antikörper<br />
Zeckenstichpro phylaxe in<br />
Endemiegebieten<br />
Tetrazykline u. a. Amino glykoside,<br />
Ciprofl oxacin, Doxycyclin<br />
beson<strong>der</strong>s in den USA<br />
(Reiseanamnese!), in<br />
Europa selten, in Deutschland<br />
bisher nicht nachgewiesen<br />
Mit fre<strong>und</strong>licher Abdruckgenehmigung des Ärzteblatts Thüringen Heft 5/2006.<br />
selten, Hauptendemiegebiete<br />
USA, z. T. Russland,<br />
15 Fälle in Deutschland<br />
im Jahr 2005<br />
Erreger ist äußerst resistent<br />
<strong>und</strong> extrem invasiv (auch<br />
durch intakte Haut!)<br />
Erregernachweis aus Blut (Ausstrich,<br />
PCR)<br />
Antikörper ab 2. Krankheitswoche<br />
(IFT, selten ELISA,<br />
Immunoblot<br />
Zeckenstichpro phylaxe,<br />
Entfernen gesogener Zecken<br />
innerhalb von 48 St<strong>und</strong>en<br />
Therapieversuch mit Chinin/<br />
Clinda mycin, Clinda mycin allein,<br />
Atovaquon/ Azithromycin<br />
In Europa bisher ca. 30 Fälle<br />
beson<strong>der</strong>s für immunsupprimierte<br />
Patienten problematisch<br />
1 <strong>Neben</strong> den in <strong>der</strong> Tabelle genannten<br />
Erregern spielen auch Rickettsia-Arten<br />
eine z. Z. noch geringe, aber insgesamt<br />
zunehmende Rolle, in Europa z. B.<br />
R. slovaka, R. helvetica.<br />
2 Hauptvektor, in weiteren 50 Zeckenspezies<br />
gef<strong>und</strong>en.<br />
3 Bei Tieren auch Dermacentor, Boophilus<br />
<strong>und</strong> Rhipicephalus.<br />
4 Zum neuesten Stand <strong>der</strong> Therapieempfehlungen<br />
s. www.rki.de<br />
Mehr Wissen über „Zecken<br />
<strong>und</strong> Zeckenerkrankungen“<br />
vermittelt die Gr<strong>und</strong>lagenbroschüre<br />
des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es Deutschland.<br />
Bestellmöglichkeit siehe Seite 23<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
Foto: Dania Richter<br />
Forschung<br />
Rickettsien <strong>und</strong><br />
Krim-Kongo-Viren<br />
Der Rostocker Tropenmediziner Prof.<br />
Emil Reisinger, Mitentwickler <strong>der</strong> sogenannten<br />
Gasser-Therapie gegen <strong>Borreliose</strong>,<br />
warnte auf dem im April 2006<br />
statt gef<strong>und</strong>enen Internistenkongress<br />
in Wiesbaden vor weiteren Erregern,<br />
die durch Zecken übertragen werden.<br />
Bis zu neun Prozent <strong>der</strong> Zecken in<br />
Deutschland würden DNA von Rickettsia<br />
helvetica aufweisen <strong>und</strong> es sei mit<br />
einer Zunahme dieser Infektionen zu<br />
rechnen. Erste Anzeichen seien hohes<br />
Fieber, Schweißausbrüche <strong>und</strong> Hautausschläge<br />
wie bei manchem grippalen<br />
Infekt. Rickettsiosen würden durch Antikörper-Nachweis<br />
diagnostiziert. Zur Therapie<br />
– so die Ärztezeitung – würden<br />
sich Tetrazykline o<strong>der</strong> Chinolone eignen.<br />
Reisinger warnte auch vor einer<br />
neuen Virusinfektion, die von <strong>der</strong> Krim<br />
nach Westen wan<strong>der</strong>n werde. Die sogenannte<br />
Krim-Kongo-Infektion gehöre zu<br />
den hämorrhagischen (Einblutungen<br />
erzeugenden) Fiebern <strong>und</strong> werde ebenfalls<br />
von Zecken übertragen.<br />
Borrelia lusitaniae<br />
wan<strong>der</strong>t nördlich<br />
Die noch vor wenigen Jahren auf den<br />
Mittelmeerraum beschränkte Spezies<br />
Borrelia lusitaniae wird immer häufer<br />
nördlich <strong>der</strong> Alpen angetroffen. Die<br />
Berliner Parasitologen Prof. Franz-Rainer<br />
Matuschka <strong>und</strong> Dr. Dania Richter<br />
fanden eine Stelle im Elsaß, wo ein<br />
Viertel aller eingesammelten Zecken<br />
mit lusitaniae infi ziert war.<br />
Über die natürliche Verbreitung gibt es<br />
bislang nur Spekulationen. Wären Vögel<br />
die Transporttiere, wäre diese Spezies<br />
weiter verbreitet. Im Verdacht stehen<br />
damit infi zierte Eidechsen, die man –<br />
ebenso wie infi zierte Zecken – an Südhängen<br />
von Weinbergen lokalisierte.<br />
Bislang galten Eidechsen als Sackgasse<br />
im Kreislauf <strong>der</strong> Borrelien.<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Eidechse mit<br />
Zeckennymphen-<br />
Befall<br />
<strong>FSME</strong> – ein Winterthema<br />
Zwei Drittel <strong>der</strong> <strong>FSME</strong>-Infektionen<br />
(Frühsommer-Meningoenzephalitis)<br />
erfolgen zwar zwischen Juni <strong>und</strong> August.<br />
Doch wer nächstes Jahr erst kurz<br />
vor Urlaubsantritt an Impfung denkt,<br />
erreicht keinen größtmöglichen Schutz,<br />
<strong>der</strong> bei kompletter Gr<strong>und</strong>immunisierung<br />
97 bis 99 Prozent beträgt.<br />
So sieht das konventionelle Impfschema<br />
aus:<br />
1. Teilimpfung am Tag Null.<br />
2. Teilimpfung je nach Impfstoff nach<br />
ein bis drei Monaten. Bei <strong>der</strong> Schnellimmunisierung<br />
erfolgt die 2. Teilimpfung<br />
bereits nach zwei Wochen.<br />
Die 3. Teilimpfung neun bis zwölf Monate<br />
nach <strong>der</strong> 2. Teilimpfung komplettiert<br />
den Impfschutz. Auffrischungsimpfungen<br />
sind frühestens drei Jahre<br />
nach <strong>der</strong> 3. Teilimpfung notwendig.<br />
In Deutschland liegt die Impfrate<br />
bei unter 20 Prozent, in Österreich <strong>der</strong>zeit<br />
bei 88 Prozent. Dennoch zählte Österreich<br />
in 2005 100 Erkrankungsfälle<br />
(Deutschland 433). Dies sei vor allem<br />
auf die Vernachlässigung <strong>der</strong> Auffrischungsintervalle<br />
zurückzuführen, verlautbarte<br />
die österreichische Ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />
Maria Rauch-Kallat. Vor<br />
allem die ältere Generation ließe sich<br />
nicht mehr impfen.<br />
Symptome <strong>der</strong> <strong>FSME</strong>: Die Inkubationszeit<br />
beträgt fünf bis zehn Tage, in<br />
Ausnahmefällen bis zu vier Wochen.<br />
Danach können unspezifi sche Symptome<br />
einer Sommergrippe mit Fieber, Kopfschmerz,<br />
Husten sowie Magen-Darm-<br />
Beschwerden auftreten, die sich vorübergehend<br />
zurückbilden. Nach wenigen Tagen<br />
beginnt die zweite Krankheitsphase.<br />
Fieber, Kopfschmerz <strong>und</strong> Nackensteifi<br />
gkeit treten bei etwa 50 Prozent <strong>der</strong><br />
Den Blutsaugern<br />
„ans Le<strong>der</strong> gehen“<br />
Keine Pinzette zur Hand?<br />
Not macht erfi n<strong>der</strong>isch. Zeckenentfernung<br />
gelingt außer mit Pinzette, Zeckenkarte,Taschenmesser,<br />
Skalpell, Nassrasierer<br />
<strong>und</strong> Fadenschlinge<br />
auch mit einem zur<br />
Schlinge gekreuzten<br />
Haar. Pech für Glatzenträger.<br />
Fre<strong>und</strong>in fragen.<br />
Zecken-Hölle<br />
Prävention<br />
Infi zierten als Symptom einer Meningitis<br />
(Hirnhaut-Entzündung) auf. Bei etwa<br />
40 Prozent kommt es zur Meningoenzephalitis<br />
(Entzündung von Gehirn <strong>und</strong><br />
Gehirnhäuten) mit Gleichgewichts- <strong>und</strong><br />
Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen,<br />
Gesichtslähmung, Sprech-, Schluck-<br />
<strong>und</strong> Atemregulationsstörung. Bei etwa<br />
zehn Prozent treten Lähmungen an Armen<br />
<strong>und</strong> Beinen auf. Die Todesrate wird<br />
bei Beteiligung des Zentralen Nervensystems<br />
auf ein bis zwei Prozent geschätzt<br />
(Quelle: Baxter).<br />
Auch Kin<strong>der</strong>n drohen <strong>der</strong>art schwere<br />
Verläufe, allerdings sind neurologische<br />
Schäden seltener als bei Erwachsenen.<br />
In einzelnen Fällen führt die <strong>FSME</strong>-Erkrankung<br />
jedoch zu schweren neurologischen<br />
Funktionsstörungen <strong>und</strong> zu<br />
Lernbehin<strong>der</strong>ung.<br />
Anmerkung Günther Binnewies:<br />
Bei Verdacht (Zeckenstiche) auf eine<br />
mögliche latente <strong>Borreliose</strong> empfi ehlt<br />
es sich, vor <strong>der</strong> Impfung einen Immunstatus<br />
zu veranlassen.<br />
Zecken in die Hölle schicken<br />
Als satanischer Grillspaß empfi ehlt<br />
das Unternehmen Smartideas, gefangene<br />
Zecken nicht wie<strong>der</strong> laufen zu<br />
lassen son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> „Zecken-Hölle“<br />
ins Jenseits zu schicken. Dabei handelt<br />
es sich um ein Gerät in<br />
<strong>der</strong> Art eines Espresso-<br />
Siebs mit Handgriff, in das<br />
die Zecke gelegt <strong>und</strong> von<br />
unten mit dem Feuerzeug<br />
abgefackelt wird.<br />
Gute Reise ...<br />
Foto: Baxter 15
16 Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Aktuelle klinische <strong>und</strong> berufskrankheitenrechtliche<br />
Aspekte <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />
Von Michael Haufs, Rolf Merget, Thomas Brüning<br />
Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Institut <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum<br />
(Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung <strong>der</strong> Autoren)<br />
Zurzeit erkranken in Deutschland<br />
ca. 30 000 bis 80 000 Menschen<br />
jährlich an einer <strong>Borreliose</strong>. Die Zahlen<br />
beruhen auf Schätzungen, weil<br />
die <strong>Borreliose</strong> nicht zu den meldepfl<br />
ichtigen Erkrankungen gehört. Da<br />
die Inzidenz zunimmt, hat die <strong>Borreliose</strong><br />
in zunehmendem Maße auch eine<br />
berufskrankheitenrechtliche Relevanz.<br />
Laut BK-DOK wurden bereits in den<br />
Jahren 1999 – 2001 26 <strong>Borreliose</strong>erkrankungen<br />
als Berufskrankheit BK3102 anerkannt.<br />
Ziel <strong>der</strong> Untersuchung ist es,<br />
die aktuellen medizinischen <strong>und</strong> versicherungsrechtlichen<br />
Voraussetzungen<br />
für eine mögliche Anerkennung als BK<br />
darzustellen. Anhand 10 ausgewählter<br />
Fälle (7 Erst- <strong>und</strong> 3 Nachbegutachtungen)<br />
wird ein Überblick über aktuelle<br />
Aspekte <strong>der</strong> Erkrankung wie Epidemiologie,<br />
Klinik, (Differential-) Diagnostik,<br />
Therapie, Prävention sowie <strong>der</strong>en versicherungsrechtliche<br />
Wertung gegeben.<br />
Versicherte, die eine Tätigkeit im Freien<br />
ausüben, sind in höherem Maße als die<br />
Durchschnittsbevölkerung infektionsgefährdet.<br />
Der Nachweis einer Borrelieninfektion<br />
während <strong>der</strong> berufl ichen Tätigkeit<br />
ist schwierig zu führen, da diese<br />
auch bei Freizeitaktivitäten erfolgt sein<br />
kann. Sämtliche Versicherte zeigten im<br />
Vorfeld einen positiven Antiborrelien-<br />
IgG-Antikörperbef<strong>und</strong>. Manifeste borrelienassozierte<br />
chronische Erkrankungen,<br />
die einen Versicherungsfall begründen<br />
können, traten bei zwei nachzubegutachtenden<br />
Patienten auf.<br />
Die Berufsbedingtheit <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />
ist an bestimmte Voraussetzungen geb<strong>und</strong>en,<br />
<strong>der</strong>en medizinische <strong>und</strong> versicherungsrechtliche<br />
Wertung z. T. problematisch<br />
ist (z. B. Unterscheidung zwischen<br />
reiner Serokonversion <strong>und</strong> manifester<br />
Erkrankung).<br />
Sämtliche Erstbegutachtungen wurden<br />
durch uns ablehnend beurteilt. Die<br />
Gründe hierfür (z. B. Abheilung borrelieninduzierter<br />
Erkrankungen nach frühzeitiger<br />
Gabe antibakterieller Antibiotika)<br />
werden erörtert.<br />
Daher sind die berufskrankheitenrechtlichen<br />
Rahmenvoraussetzungen,<br />
die zur Anerkennung bzw. Ablehnung<br />
einer <strong>Borreliose</strong> als BK führen, zu defi<br />
nieren. Unsere Erfahrungen zeigen,<br />
dass die Anerkennung einer <strong>Borreliose</strong><br />
als Berufserkrankung im Vergleich<br />
zu den gemeldeten Verdachtsfällen<br />
sehr selten ist.<br />
� Kommentar von Dietmar Seifert,<br />
SHG Ulm<br />
Der Vortrag zeigt, dass die Anerkennung<br />
einer <strong>Borreliose</strong> als Berufskrankheit äußerst<br />
schwierig ist <strong>und</strong> in erster Instanz<br />
praktisch fast immer verweigert wird.<br />
Eine Anerkennung dürfte nur in seltenen<br />
Einzelfällen durch einen mühsamen<br />
Rechtsweg durch alle Sozialgerichtsinstanzen<br />
möglich sein.<br />
Dies gestaltet sich deshalb so schwierig,<br />
da zwei schlüssige Nachweise geführt<br />
werden müssen.<br />
1. Dass <strong>der</strong> Unfall „Zeckenstich“ während<br />
<strong>der</strong> Berufstätigkeit erfolgte. Da fast<br />
automatisch <strong>der</strong> Verdacht unterstellt<br />
wird, dass die Infektion auch durch einen<br />
möglicherweise unbemerkten Zeckenstich<br />
in <strong>der</strong> Freizeit erfolgt sein<br />
könnte, muss ein eindeutiger Beweis<br />
z.B. sofortiger Eintrag des Zeckenstiches<br />
in das Verbandsbuch <strong>und</strong> anschließen<strong>der</strong><br />
Bestätigung einer <strong>Borreliose</strong>infektion<br />
eines Arztes vorliegen. Wurde<br />
<strong>der</strong> Zeckenstich, wie häufi g, nicht dokumentiert<br />
o<strong>der</strong> bemerkt bzw. trat das<br />
typische Erythema migrans nicht auf,<br />
hat man schon sehr schlechte Karten.<br />
2. Dass die dauerhaften Beschwerden<br />
tatsächlich durch <strong>Borreliose</strong> bedingt<br />
sind. Durch das bekannte diagnostische<br />
Dilemma, dass es keinen praktikablen<br />
Test gibt, welcher eine chronische <strong>Borreliose</strong><br />
„eindeutig“ nachweisen kann,<br />
die Beschwerden einer chronischen<br />
<strong>Borreliose</strong> meistens unspezifi sch sind,<br />
sowie keine allgemein gültigen Diagnoserichtlinen<br />
existieren, wird von den<br />
Gutachtern selbst bei einer handfest<br />
nachgewiesenen Infektion ein schlüssiger<br />
Zusammenhang meistens verneint,<br />
zumal die gängige Lehrmeinung immer<br />
noch eine <strong>Borreliose</strong> in jedem Stadium<br />
durch eine Standard-Antibiotikatherapie<br />
als einfach heilbar darstellt.<br />
Zusätzlich wird ein Nachweis durch<br />
die gängige Praxis erschwert, dass nicht<br />
selten selbst namhafte Ärzte fälschlicherweise<br />
eine chronische <strong>Borreliose</strong><br />
mit dem reinen Son<strong>der</strong>fall einer Neuroborreliose<br />
gleichsetzen. Da sich diese<br />
jedoch nur in den wenigsten Fällen<br />
im Liquor nachweisen lässt, wird bei<br />
einem negativen Liquorergebnis in <strong>der</strong><br />
Regel eine <strong>Borreliose</strong> unsinnigerweise<br />
völlig ausgeschlossen.<br />
Möglichst lückenlose Beweiskette<br />
zusammentragen<br />
Wer ein Anerkennungsverfahren als Berufskrankheit<br />
anstrebt, solle deshalb eindeutige<br />
Beweise für die Infektion während<br />
<strong>der</strong> Berufstätigkeit sowie eine unzweifelhafte<br />
Diagnose einer <strong>Borreliose</strong><br />
vorlegen können. Positive Borrelientiter<br />
im Blut sind nicht ausreichend. Ansonsten<br />
dürften kaum Chancen auf Erfolg<br />
bestehen.<br />
Selbst wenn alle Beweise scheinbar<br />
völlig eindeutig sind, muss man sich<br />
auf ein mögliches Jahre langes Verfahren<br />
durch die Sozialgerichtsinstanzen<br />
einstellen, welches für die durch <strong>Borreliose</strong><br />
zumeist angeschlagenen Nerven<br />
eine zusätzliche Belastung darstellt. Außerdem<br />
ist eine rechtliche Unterstützung<br />
durch einen Fachanwalt, VDK etc.<br />
dringend zu empfehlen. Eine Absicherung<br />
<strong>der</strong> Prozesskosten durch eine private<br />
Rechtsschutzversicherung o<strong>der</strong> den<br />
Sozialrechtschutz <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />
wäre dabei von großem Vorteil.<br />
Dietmar Seifert<br />
leitet die <strong>Borreliose</strong>-<br />
Selbsthilfegruppe<br />
Ulm/Neu-Ulm<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Foto: Fischer
Freistaat Sachsen bietet <strong>Borreliose</strong> Paroli<br />
Ministerin empfi ehlt ärztliche Arbeitsgruppe<br />
Diagnostik <strong>und</strong> Therapie <strong>der</strong> bakteriellen<br />
Zeckeninfektion sollen verbessert<br />
werden.<br />
Die vom <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland<br />
e.V. (BBD) initiierte Anhörung am<br />
17. November 2005 im Sächsischen<br />
Landtag zur Problematik <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />
in Sachsen trug schnelle Früchte. R<strong>und</strong><br />
drei Wochen später wandte sich die für<br />
Soziales zuständige Staatsministerin<br />
Helma Orosz an die Landesärztekammer<br />
<strong>und</strong> bat um Einberufung einer Arbeitsgruppe,<br />
die ein Gesamtkonzept<br />
zur <strong>Borreliose</strong>erkennung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Behandlung<br />
erarbeiten soll.<br />
Bereits am 10. April 2006 konstituierte<br />
sich die achtköpfi ge ärztliche Arbeitsgruppe,<br />
um erste Pfl öcke zur Verbesserung<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Situation einzuklopfen.<br />
Teilnehmer sind:<br />
Dr. med. Rudolf Marx als Vertreter des<br />
Vorstands <strong>der</strong> Landesärztekammer,<br />
Prof. Dr. med. Siegwart Bigl, Chemnitz,<br />
Prof. Dr. med. Bernhard Ruf, Ruf Städtisches<br />
Klinikum St. Georg, Leipzig, Prof. Dr.<br />
Rheinland-Pfalz sagt<br />
Zecken den Kampf an<br />
Keine Woche verging nach einem zufälligen<br />
Treffen mit <strong>der</strong> Rheinland-Pfälzischen<br />
Sozialministerin Malu Dreyer,<br />
da hatte sie schon mehrere Abteilungen<br />
aktiviert, um sich des Themas <strong>Borreliose</strong><br />
<strong>und</strong> Zecken anzunehmen.<br />
Die Landeszentrale für Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<br />
entwickelte eine Aufklärungskampagne.<br />
Eine wissenschaftlich<br />
f<strong>und</strong>ierte, für Laien verständliche Broschüre<br />
wurde produziert <strong>und</strong><br />
zur Prüfung die Kompetenz<br />
des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es eingeholt.<br />
Der <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> erhielt<br />
Gelegenheit, einen Text für<br />
das Ges<strong>und</strong>heits-<br />
Telefon zu verfassen,<br />
<strong>der</strong> 14 Tage ab-<br />
hörbar war. Das Ministerium sicherte<br />
organisatorische <strong>und</strong> finanzielle Hilfe<br />
zu, um Aufklärung<br />
<strong>und</strong> Selbst-<br />
hilfe-Aktivitäten<br />
zu för<strong>der</strong>n.<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
med. Christoph Baerwald, Universitätsklinikum<br />
Leipzig, Dr. med. Bernd Zieger,<br />
Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt,<br />
Dr. med. Ingrid Ehrhard, Landesuntersuchungsanstalt<br />
Sachsen, Dr. med. Wilfried<br />
Oettler vom Sächsischen Staatsmi-<br />
nisterium für Soziales sowie Frau Dr.<br />
med. Dorothea Hillscher als Patientin.<br />
Der umfangreiche Aufgabenkatalog enthält<br />
als wichtigsten Punkt die Erarbeitung<br />
einer S 3-Leitlinie für Ärzte, die<br />
alle Stadien <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong> abdecken<br />
soll. Für die Ausarbeitung sind zwei bis<br />
drei Jahre veranschlagt. Bisher gibt es<br />
nur je eine für Neuroborreliose <strong>und</strong> für<br />
<strong>Borreliose</strong> am Kind; beide veraltet <strong>und</strong><br />
unvollständig. Neu dabei ist die Einbeziehung<br />
<strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>-Selbsthilfe.<br />
Noch in diesem Jahr soll eine Diagnostik-<br />
<strong>und</strong> Behandlungs-Checkliste im<br />
Sozialgerichtsverfahren<br />
künftig kostenpfl ichtig?<br />
Es ist damit zu rechnen, dass Sozialgerichtsverfahren<br />
künftig Verfahrensgebühren<br />
kosten. Der B<strong>und</strong>esrat will<br />
damit die Flut aussichtsloser Sozialgerichtsverfahren<br />
stoppen. Noch äußert<br />
die B<strong>und</strong>esregierung Zweifel an dieser<br />
Reglementierung <strong>und</strong> lässt erst einmal<br />
die Auswirkungen prüfen.<br />
Budgetierung wird<br />
abgeschafft<br />
„Bitte Platz nehmen auf <strong>der</strong> Rasierklinge“<br />
kommentierte die Ärztezeitung<br />
am 4. Juli 2006 das Ende <strong>der</strong> Budgetierung<br />
für die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte.<br />
Geld gibt es trotzdem nicht mehr. Ab<br />
2009 erhalten die Mediziner je nach<br />
Fachgebiet <strong>und</strong> unterschiedlichen Kriterien<br />
eine sogenannte Komplexpauschale<br />
pro Patient. Für begründbare zusätzliche<br />
Leistungen könnten Ärzte mehr<br />
Honorar beantragen. Bleibt abzuwarten,<br />
wie sich das für die Versorgung von<br />
<strong>Borreliose</strong>-Patienten auswirkt. Bei Redaktionsschluss<br />
wurde die Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />
erst einmal wie<strong>der</strong> vertagt.<br />
Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Ärzteblatt Sachsen Ärzten helfen, die<br />
Zeckeninfektion früher diagnostizieren<br />
zu können. Labore müssen künftig an<br />
halbjährigen Ringversuchen teilnehmen,<br />
um ihre Abrechnungen zu sichern.<br />
Des Weiteren entsteht ein Flyer zur<br />
Aufklärung <strong>der</strong> Bevölkerung. Geplant<br />
sind Fortbildungsveranstaltungen für<br />
Ärzte. Der Wunsch <strong>der</strong> Ministerin nach<br />
Spezialpraxen wurde vorerst verworfen,<br />
weil „je<strong>der</strong> gute Arzt diese Krankheit erkennen<br />
<strong>und</strong> behandeln können müsse“.<br />
Schließlich will man bei <strong>der</strong> Ministerin<br />
eine Zeckenuntersuchung wie bereits<br />
1997 anregen.<br />
Die Sächsische Arbeitsgruppe <strong>Borreliose</strong><br />
ist neben Brandenburg die zweite<br />
<strong>der</strong>artige Initiative auf Län<strong>der</strong>ebene. In<br />
Nie<strong>der</strong>sachsen, wo sich <strong>der</strong> Landtag im<br />
Frühjahr 2005 einstimmig über alle Parteien<br />
für eine Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />
<strong>Borreliose</strong>-Kranker aussprach, seien<br />
bis heute keine spürbaren Initiativen zu<br />
verzeichnen, so Prof. Dr. Helmut Eiffert,<br />
Universität Göttingen.<br />
Arzneimittel aus dem<br />
Ausland<br />
Deutsche Verbraucher dürfen Arzneimittel<br />
nicht nur bei inländischen, son<strong>der</strong>n<br />
auch bei ausländischen Internet-<br />
Apotheken or<strong>der</strong>n, entschied das Landgericht<br />
Frankfurt am Main. Bedingung<br />
sei, dass die Medikamente zugelassen<br />
<strong>und</strong> registriert seien. Die Weichen zu<br />
dieser Entscheidung stellte ein Gr<strong>und</strong>satzurteil<br />
des Europäischen Gerichtshofs<br />
bereits Ende 2003.<br />
Aufklärung schützt vor Zeckeninfektionen.<br />
Spenden für den <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> sind<br />
steuerabzugsfähig. Hamburger Sparkasse<br />
BLZ 200 505 50, Konto-Nr. 1275 123345<br />
Foto: MEV-Verlag<br />
17
18 Ges<strong>und</strong>heitspolitik Arzt <strong>und</strong> Patient<br />
Foto: Photodisc<br />
Zuzahlungsfreie<br />
Arzneimittel<br />
Seit Juli wirbt die AOK mit einer Liste<br />
„<strong>der</strong> zuzahlungsfreien Arzneimittel“.<br />
Internet-User können sich die r<strong>und</strong><br />
150 Seiten, die alle zwei Wochen aktualisiert<br />
werden, herunterladen o<strong>der</strong><br />
einsehen.<br />
Enthalten sind neben Schmerzmitteln<br />
(viele Darreichungsformen von Gabpentin),<br />
Cortisonpräparaten <strong>und</strong> Blutdruck<br />
senkenden Mitteln auch zwei<br />
Antibiotika.<br />
Aus Apothekerkreisen ist zu hören,<br />
dass es sich dabei größtenteils um nicht<br />
mehr zeitgemäße Medikamente handele.<br />
Ampicillin, Vorgängerprodukt von Amoxillin<br />
etwa, sei ein überholtes Produkt,<br />
weil bekannt sei, dass maximal 50 Prozent<br />
ihre Wirksamkeit entfalten <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Rest Darm schädigend abgeführt werde.<br />
Auch das in <strong>der</strong> Liste enthaltene Trocken-Amoxicillin,<br />
das für Kin<strong>der</strong> mit<br />
Wasser zum Saft angerührt werde, böte<br />
keinen fi nanziellen Vorteil, weil Medikamente<br />
für Kin<strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich zuzahlungsfrei<br />
seien. Doxycyclin suche<br />
man vergebens in <strong>der</strong> Liste.<br />
Kontakter gesucht<br />
Sie wollen auch helfen...<br />
aber ohne Gruppe <strong>und</strong><br />
ohne jeglichen Aufwand.<br />
Auch dann sind Sie herzlich willkommen.<br />
So manchem <strong>Borreliose</strong>-<br />
Patienten fehlt ein Gespräch, ein<br />
Rat, vielleicht genau Ihre<br />
persönliche Erfahrung.<br />
Dazu brauchen Sie<br />
nur Ihr Telefon.<br />
Wenn Sie wollen, geben<br />
wir Ihre Telefonnummer<br />
nur an Hilfesuchende<br />
weiter <strong>und</strong> veröffentlichen<br />
sie nicht in<br />
unseren Medien.<br />
Bitte rufen sie<br />
uns an:<br />
Telefon<br />
06162-969443<br />
o<strong>der</strong><br />
040-7905788<br />
IGel –<br />
falsche Vorstellungen?<br />
Von den sogenannten IGel-Leistungen<br />
darf man sich nicht zu viel versprechen.<br />
Es handelt sich dabei keinesfalls<br />
um Leistungen, die aus dem<br />
Katalog <strong>der</strong> Gesetzlichen Krankenversicherung<br />
(GKV) gestrichen wurden,<br />
son<strong>der</strong>n sie waren darin nie enthalten.<br />
Ausnahmen sind einige wenige, vom<br />
Gemeinsamen B<strong>und</strong>esausschuss (GBA)<br />
nachträglich negativ bewerteten <strong>und</strong><br />
ausgeschlossenen Leistungen, für die das<br />
Nutzen-Risiko-Verhältnis als ungünstig<br />
angesehen wurde.<br />
Man darf sich auch nicht erhoffen,<br />
dass IGel-Leistungen bessere Methoden<br />
seien, als sie die Kasse bezahlt. In <strong>der</strong><br />
Regel handelt es sich um neuere, aber<br />
unzureichend geprüfte Methoden, <strong>der</strong>en<br />
Wirksamkeit (noch) nicht belegt ist.<br />
IGel-Leistungen, von denen es <strong>der</strong>zeit<br />
r<strong>und</strong> 300 gibt, sind Wunschleistungen,<br />
die auch nachträglich nicht von <strong>der</strong><br />
Krankenkasse erstattet werden.<br />
Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe,<br />
Präsident <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esärztekammer in<br />
Berlin, wandte sich am<br />
28.2.06 in <strong>der</strong> Frankfurter<br />
R<strong>und</strong>schau an seine Kollegen:<br />
„Wir appellieren an die Ärzte,<br />
ihre Patienten über Nutzen<br />
<strong>und</strong> Risiken von IGel umfassend<br />
zu informieren, ihnen<br />
ausreichend Bedenkzeit zu<br />
geben <strong>und</strong> Leistungen nicht<br />
aufzudrängen. Ärzte dürfen<br />
IGel-Leistungen nicht in einer<br />
Notsituation des Patienten anbieten,<br />
son<strong>der</strong>n nur in Ergänzung<br />
zum Leistungsspektrum<br />
<strong>der</strong> GKV.“<br />
Anmerkung Günther Binnewies:<br />
Vereinzelt werden auch gern<br />
teurere Medikamente (z.B. Rocephin®)<br />
versucht, als IGel-Leistung<br />
„los“-zuwerden, um sich<br />
damit das Budget zu erhalten.<br />
Plakat im Lift <strong>der</strong> Kassenärztlichen<br />
Vereinigung Hessen:<br />
„Die Kraft <strong>der</strong> Überzeugung“<br />
Komfortleistungen<br />
in <strong>der</strong> Praxis<br />
IGeL + Wahlleistungen<br />
Laut Geschäftsführer Rolf<br />
Wienauer: Stets ausgebucht<br />
Der Arzt<br />
als Placebo<br />
Von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer<br />
Der Einfl uss <strong>der</strong> Psyche ist jedem Arzt<br />
zur Genüge bekannt, trotzdem spielt<br />
sie bei <strong>der</strong> Behandlung eine erstaunlich<br />
kleine Rolle. Meist liegt eine gewisse<br />
Herablassung darin, wenn <strong>der</strong><br />
Arzt dem Patienten ein Präparat aus<br />
<strong>der</strong> Naturheilk<strong>und</strong>e verordnet, von<br />
dem er annimmt, dass es lediglich einen<br />
Placebo-Eff ekt haben wird.<br />
Solche Scheinmedikamente wirken<br />
bei jedem Dritten o<strong>der</strong> Vierten, auch<br />
wenn sie keine Wirkstoff e enthalten.<br />
Doch wir Ärzte müssen uns klar sein,<br />
dass wir selbst auch als Placebo funktionieren:<br />
Wir können dem Patienten<br />
Selbstvertrauen schenken <strong>und</strong> so seine<br />
Selbstheilungskräfte mobilisieren.<br />
Umgekehrt können wir ebenso als<br />
„Nocebo“ wirken: Ein falsches Wort<br />
zur falschen Zeit – <strong>und</strong> die beste Behandlung<br />
greift nicht. Viele Ärzte haben<br />
Angst vor dem scheinbar Unerklärlichen,<br />
obwohl etwa die Psychoneuroimmunologie<br />
zeigt, wie psychische<br />
Faktoren auf Nerven <strong>und</strong> Immunsystem<br />
wirken. Ärzte sollten viel mehr<br />
Vertrauen in sich haben <strong>und</strong> nicht nur<br />
in die Medizin. Menschliche Zuwendung<br />
ist ein Zaubermittel, das aus einem<br />
chemischen Nichts einen biologischen<br />
Vorgang macht.<br />
(Quelle: Mein Rückenbuch, Verlag Zabert<br />
Sandmann, mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung)<br />
Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer<br />
Wir danken allen, die<br />
unsere Beratung <strong>und</strong><br />
Aufklärung mit Spenden o<strong>der</strong><br />
einem Vermächtnis för<strong>der</strong>n.<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />
Hamburger Sparkasse<br />
BLZ 200 505 50,<br />
Konto-Nr. 1275 123345<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
Arzt <strong>und</strong> Patient<br />
Augsburger<br />
Ärzte-Initiative<br />
Der in diesem Frühjahr gegründete<br />
Verein Zectect e.V., Augsburg,<br />
hat sich die Unterstützung<br />
<strong>der</strong> Erforschung sämtlicher zeckenübertragener<br />
Erkrankungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />
<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>FSME</strong> auf die Fahne geschrieben.<br />
Der geschäftsführende<br />
Vorstand besteht aus Dr. med.<br />
Carsten Nicolaus, Dr. med. Peter<br />
Glocker <strong>und</strong> Dr. med. Armin<br />
Schwarzbach; weitere Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />
sind ein Apotheker<br />
<strong>und</strong> eine Physiotherapeutin.<br />
Bemerkenswert ist, dass es<br />
Ärzte sind, die sich dazu bekennen,<br />
„dass die <strong>Borreliose</strong> verharmlost<br />
<strong>und</strong> dementsprechend<br />
nicht richtig <strong>und</strong> umfassend diagnostiziert“<br />
würde. Geplant ist<br />
unter an<strong>der</strong>em ein Therapie-Zentrum<br />
in Form einer ambulanten<br />
Tagesklinik, die voraussichtlich<br />
noch in diesem Jahr erste <strong>Borreliose</strong>-Patienten<br />
aufnehmen kann.<br />
Auftakt ist ein Internationales<br />
Symposium am 11. 11. 06 in Augsburg.<br />
Zu den Referenten zählen<br />
Prof. Kimmig, Stuttgart, Prof.<br />
Schardt, Würzburg, Prof. Reisinger,<br />
Rostock, Prof. Blenk, Fürth,<br />
Prof. Müllegger, Österreich, Dr.<br />
Meer-Scherrer sowie Dr. Satz,<br />
Schweiz. Weitere Informationen:<br />
Tel. 0821-95052, www.zectect.de<br />
Ärzte Initiative in<br />
Berlin-Brandenburg<br />
Ebenfalls in diesem Sommer etablierte<br />
sich die <strong>Borreliose</strong>-Initiative<br />
Berlin-Brandenburg (BIBB),<br />
eine Interessensgemeinschaft von<br />
Medizinern <strong>und</strong> Naturwissenschaftlern,<br />
die sich nun gemeinsam<br />
für Aufklärung über <strong>Borreliose</strong>,<br />
<strong>der</strong>en Risiken <strong>und</strong> den<br />
Schutz davor stark machen.<br />
Zu den Gründungsmitglie<strong>der</strong>n<br />
zählen Prof. Dr. med. Andreas<br />
Krause, Chefarzt Rheumakliniken<br />
Berlin-Buch <strong>und</strong> Berlin-Wannsee,<br />
Dr. med. Thomas Talaska, Facharzt<br />
für Mikrobiologie, Brieskow-<br />
Finkenheerd, Dr. rer. nat. Robert<br />
Lange, Laborverb<strong>und</strong> Bernau sowie<br />
Prof. Dr. med. Hubertus Kursawe,<br />
St. Josefs-Krankenhaus Potsdam.<br />
Es fanden schon verschiedene<br />
Informationsveranstaltungen statt.<br />
Weitere Termine sowie verschiedene<br />
BIBB-Flyer können sich Interessierte<br />
aus dem Internet herunterladen.www.borreliose-initiative-berlinbrandenburg.de<br />
Telefon-Hotline: 03338-694265<br />
„Sie sind ein Kostenfaktor“, werden Patienten häufi g herabgewürdigt,<br />
wenn abzusehen ist, dass ihre <strong>Borreliose</strong> nicht mit 20 Tabletten<br />
zu therapieren sein werde. Schon vor <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />
gab es für Ärzte <strong>und</strong> Ärztinnen die Möglichkeit, beson<strong>der</strong>s aufwändige<br />
Patienten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Therapien als „Praxisbeson<strong>der</strong>heit“ bei <strong>der</strong> zuständigen<br />
Kassenärztlichen Vereinigung (KV) anzumelden. Damit signalisieren<br />
<strong>der</strong> Arzt, die Ärztin, dass die Kosten über <strong>der</strong> Durchschnitts-<br />
Verordnungsmenge liegen werden, die für spezielle Fachgruppen vorgesehen<br />
sind. Er, sie müssen sich zwar trotzdem auf eine Prüfung einlassen,<br />
haben aber nicht unbedingt Regressansprüche zu befürchten.<br />
Kommentar: Wenn mehr Ärzte diese Meldung einer „Praxisbeson<strong>der</strong>heit“<br />
für <strong>Borreliose</strong>-Patienten abgeben würden, wären die KV-en gezwungen,<br />
sich mit den speziellen Kosten für <strong>Borreliose</strong>-Patienten, beson<strong>der</strong>s<br />
im Spätstadium, auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Praxisbeson<strong>der</strong>heit<br />
Wir sind auf dem<br />
rechten Weg...<br />
Mit diesen Worten kam am 31. August Günther<br />
Binnewies, Vorsitzen<strong>der</strong> des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es<br />
Deutschland e.V., (BBD), von einer Tagung des Kassenärztlichen<br />
B<strong>und</strong>esvereinigung (KBV), Berlin,<br />
zurück, die das Thema „Patientenorientierung <strong>und</strong><br />
–kooperation im KV-System“ unter die Lupe nahm.<br />
Hier sind die wichtigsten Stichpunkte:<br />
Nichts gefallen lassen<br />
Der KBV-Vorstand Ulrich Weigelt führte aus, dass<br />
nur 50 Prozent <strong>der</strong> Patienten Vertrauen zu ihren<br />
Ärzten hätten, dass 52 Prozent die Kompetenz ihres<br />
Arztes als negativ einschätzten, sich 36 Prozent,<br />
<strong>der</strong> 15 Prozent Unzufriedenen, beschwerten, 64 Prozent<br />
sich nicht beschwerten. Eine Verbesserung<br />
des deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesens lasse sich aber<br />
nur auf dem Wege <strong>der</strong> Beschwerde in Gang setzen.<br />
(Anm.: Ständige Empfehlung des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es)<br />
Patientenrechte<br />
BBD Intern<br />
Die Patientenbeauftragte Helga Kühn-Mengel bemängelt<br />
die In-Transparenz <strong>der</strong> Patientenrechte<br />
(Anm.: Der BBD ist dem weit voraus). Die einzelnen<br />
Sektoren im Ges<strong>und</strong>heitssystem pfl egten keine<br />
gemeinsame Kommunikation. Informationen seien<br />
wi<strong>der</strong>sprüchlich <strong>und</strong> unzureichend. Die Integrierte<br />
Versorgung sei eine Schwachstelle, die Kommunikation<br />
nicht nur zwischen Arzt <strong>und</strong> Patient „asymmetrisch“.<br />
Die KV hat den Patienten entdeckt<br />
Dr. Margarita Bert, KV Hessen: Ärzte müssten geschubst<br />
werden. Die Ärzteschaft benötige selbst<br />
Hilfe. Aber: Persönliche alte Meinungen seien<br />
nicht mehr zu tolerieren.<br />
Beraten<strong>der</strong> Fachausschuss für die<br />
hausärztliche Versorgung<br />
Dr. Diethard Sturm: „Die Studenten lernen in den<br />
Hochschulen etwas an<strong>der</strong>es, als in <strong>der</strong> Praxis ausgeübt<br />
wird. Der Arzt hat unter vernünftigen Umständen<br />
jede Menge Zeit“.<br />
Einlass von Günther Binnewies:<br />
„Aus mehr als 1000 Beratungsgesprächen im Jahr<br />
wird mir deutlich, dass wir in Deutschland den einmaligen<br />
Fall haben, verlorengegangenes Wissen –<br />
Infektiologie, Klinische Pharmakologie <strong>und</strong> Ethik –<br />
wie<strong>der</strong> entdecken zu müssen, wozu die Zuständigen<br />
<strong>der</strong>zeit nicht in <strong>der</strong> Lage sind. Wir hätten hier<br />
ein Einsparpotenzial, welches off enbar ungern zur<br />
Kenntnis genommen wird.“<br />
19
20 BBD intern<br />
<strong>Borreliose</strong> Selbsthilfe<br />
Beratung · Kontakter · Selbsthilfegruppen<br />
Selbsthilfegruppen (SHG) <strong>und</strong> -vereine (SHV) sind<br />
ehrenamtliche Initiativen von Mitglie<strong>der</strong>n des <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> assoziierten Beratern. Sie bringen<br />
ihr Wissen <strong>und</strong> ihre Erfahrung an Betroff ene <strong>und</strong> Interessierte<br />
in bester Absicht <strong>und</strong> nach bestem Wissen<br />
ein, ersetzen aber keinen Arztbesuch <strong>und</strong> sind als<br />
Privatpersonen nicht r<strong>und</strong> um die Uhr erreichbar.<br />
Weitere, hier nicht zur Veröff entlichung freigegebene<br />
Beratungs- <strong>und</strong> Kontaktstellen auf Anfrage. Bitte denken<br />
Sie daran: Die Selbsthilfe braucht selbst Hilfe!<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />
B<strong>und</strong>esverband<br />
<strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong> Selbsthilfe<br />
Große Straße 205<br />
21075 Hamburg<br />
Tel. 040-7905788<br />
Fax 040-7924249<br />
E-Mail:<br />
info@borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />
www.borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />
Telefonische Beratung:<br />
Montag bis Donnerstag<br />
von 10 bis 12.30 Uhr<br />
Aufgaben, Ziele, Vorhaben<br />
� Prävention auf allen Ebenen zur Verhin<strong>der</strong>ung<br />
von Zecken-Infektionen: Bevölkerung,<br />
Kommunen, Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>espolitik<br />
� Beratung für je<strong>der</strong>mann<br />
� Interessenvertretung <strong>der</strong> von<br />
Zeckenerkrankungen Betroff enen<br />
� Entwicklung <strong>und</strong> Pfl ege des Selbsthilfenetzes<br />
� Transparenz <strong>der</strong> Diagnostik <strong>und</strong> Therapie<br />
� Motor für Projekte <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Instrumente<br />
� Telefonische Beratung<br />
(b<strong>und</strong>esweit, kostenlos für Je<strong>der</strong>mann)<br />
� Beratung schriftlich <strong>und</strong> per E-Mail<br />
� Herstellung, Bereitstellung <strong>und</strong><br />
Verbreitung von Infomaterial<br />
� Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift + Infobroschüren<br />
� Medien- <strong>und</strong> Forschungsrecherche<br />
� Entwicklung, För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Unterstützung<br />
von <strong>Borreliose</strong>-Selbsthilfegruppen<br />
� Vorträge + Öff entlichkeitsarbeit<br />
� Interaktion mit Ärzteschaft, Wissenschaftlern,<br />
Leistungserbringern im Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong><br />
Politikern<br />
Der <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V. ist als gemeinnützig<br />
anerkannt. Er ist Mitglied im Spitzenverband<br />
<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspfl ege Paritätischer<br />
Wohlfahrtsverband sowie in Deutsche Arbeitsgemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Selbsthilfegruppen.<br />
Wir danken dem AOK-B<strong>und</strong>esverband, <strong>der</strong> Barmer<br />
Ersatzkasse, <strong>der</strong> DAK, <strong>der</strong> Selbsthilfe-För<strong>der</strong>gemeinschaft<br />
<strong>der</strong> Ersatzkassen sowie dem För<strong>der</strong>pool<br />
Partner <strong>der</strong> Selbsthilfe.<br />
Ebenso danken wir auch allen privaten För<strong>der</strong>ern.<br />
Postleitzahl-Gebiet 2<br />
Hamburg<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Hamburg<br />
Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong> Deutschland e. V.<br />
(siehe links)<br />
Harburg<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Harburg<br />
Stadt <strong>und</strong> Land<br />
Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong> Deutschland e. V.<br />
(siehe links)<br />
Rotenburg<br />
Tel. 04269 1377<br />
Fax: 04269 9320028<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Heidemarie Geiger<br />
Bahnhofstr. 13,<br />
27386 Westerwalsede<br />
Bremerhaven<br />
Kontaktstelle<br />
Bremerhaven/Beverstedt<br />
Frau Wöltjen<br />
Tel. 04749 8092<br />
Bremen<br />
Tel. 0421 385658<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Eleonore Bensing<br />
Itzehoer Weg 29<br />
28219 Bremen<br />
E-Mail:<br />
e-a.bensing@t-online.de<br />
Hermannsburg<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Hermannsburg<br />
Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />
(siehe links oben)<br />
Postleitzahl-Gebiet 3<br />
Schaumburg<br />
Tel. 0173-4998267<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Schaumburg<br />
Simone Wente<br />
Volksdorf 21<br />
31715 Meerbeck.<br />
Beratung ab 16.30 Uhr,<br />
Mo-Fr.<br />
E-Mail: info@borrelioseschaumburg.de<br />
Web:<br />
www.borrelioseschaumburg.de<br />
Bad Mün<strong>der</strong><br />
Hameln<br />
Bad Pyrmont<br />
Pattensen<br />
Hannover<br />
Tel. 0177 7454896<br />
o<strong>der</strong> 05042 81377<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Bad Mün<strong>der</strong>/Hameln,<br />
Michael Eisenberg<br />
Hauptstraße 24<br />
31848 Bad Mün<strong>der</strong><br />
Porta Westfalica<br />
Tel. 0571 3852639<br />
Kontakt: Elke Kühn<br />
Mindener Weg 100<br />
32457 Porta Westfalica<br />
Halle/Westfalen<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Halle/Westf.<br />
Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />
(siehe Kasten ganz links)<br />
Butzbach<br />
Tel. 06447 922703<br />
Fax 0644 7922704<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Mittelhessen<br />
Doris Dörr, Am Wingert 28,<br />
35510 Butzbach<br />
Schöffengr<strong>und</strong><br />
Tel. 06085 9879877<br />
Fax 06085 989933<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Mittelhessen<br />
Tanja Ressel, Zum Steumel 30<br />
35641 Schöff engr<strong>und</strong>, Telefonsprechzeiten:<br />
Dienstag –<br />
Donnerstag 17 – 19 Uhr<br />
E-Mail:<br />
shgmittelhessen@aol.com<br />
Dillenburg<br />
Tel. 02771 6186<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Mittelhessen<br />
Irmtraud Hartmann, Koppelberg<br />
3a, 35689 Dillenburg<br />
Eschenburg<br />
Tel. 02774 71912<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Artur Karl · Bergstraße 17<br />
35713 Eschenburg<br />
Wolfenbüttel<br />
Tel. 0179 3651797<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Wolfenbüttel<br />
Kontakttelefon<br />
Clausthal-<br />
Zellerfeld<br />
Tel. 05323 83620<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Heike Flamm<br />
Am Silbersegen 4<br />
38678 Clausthal-Zellerfeld<br />
Magdeburg<br />
Tel. 039201 709911<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Christin Müller, Kornblumenring<br />
1 a, 39326 Glindenberg<br />
E-Mail:<br />
mat.mueller@online.de<br />
Aufklärung schützt vor<br />
Zeckeninfektionen!<br />
Spenden für den<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> sind<br />
steuerabzugsfähig.<br />
Hamburger Sparkasse<br />
BLZ 200 505 50<br />
Konto-Nr. 1275 123345<br />
Postleitzahl-Gebiet 4<br />
Kaarst<br />
Tel. 02131 514602<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Corry Welker, Düsseldorfer<br />
Str. 5, 41564 Kaarst<br />
Bocholt/Borken<br />
Tel. 02871 183147<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Bocholt/<br />
Borken<br />
Rainer Doeven, Lippestr. 14,<br />
46395 Bocholt<br />
Essen<br />
Tel. 0203 722535<br />
(Montag – Mittwoch)<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
F. Würschem<br />
Marienburger Ufer 33 d<br />
47249 Duisburg<br />
Tel. 0201 492738<br />
(Donnerstag – Samstag)<br />
Nora Morawietz<br />
Mintropstr. 64<br />
45239 Essen<br />
Osnabrück<br />
Tel. 0541 5002521<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Ursula Bittner,<br />
Am Heger Turm 14<br />
49078 Osnabrück<br />
E-Mail:<br />
borreliose-os@arcor.de<br />
Telefonische Beratung<br />
montags <strong>und</strong> dienstags<br />
Duisburg<br />
Tel. 02841 981843<br />
Fax 02841 981844<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Uwe Somplatzki<br />
Mühlenstr. 24 p<br />
47199 Duisburg<br />
E-Mail: borreliose-shgduisburg@freenet.de<br />
Postleitzahl-Gebiet 5<br />
Bedburg<br />
Tel. 02463 906049<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Rhein-Erft-Kreis<br />
Hans-Gerd Zigann,<br />
Marienstr. 3<br />
50181 Bedburg<br />
E-Mail:<br />
beratung@borrelioseweb.de<br />
Web: www.borrelioseweb.de<br />
Köln<br />
Tel. 02203 69257<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Peter Rohle<strong>der</strong><br />
Guntherstr. 11, 51147 Köln<br />
E-Mail: lyme@netcologne.de<br />
Trier<br />
Tel. 06502 6801<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Petra Koch, Trierer Str. 31<br />
54340 Longuich<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
Postleitzahl-Gebiet 6<br />
Frankfurt am Main<br />
Tel. 069 7591-2162<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Frankfurt a.M.<br />
Stephan Puls<br />
E-Mail:<br />
borreliose-shg@gmx.de<br />
Darmstadt<br />
Tel. 06162 2129<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Darmstadt-<br />
Dieburg<br />
Hilde Pfaff<br />
Münzenberger Str 9<br />
64354 Reinheim<br />
Tel. 06071 48178<br />
Margit Kullmann<br />
Goethestr. 8<br />
64846 Groß-Zimmern<br />
Bergstraße<br />
Tel. 06202 271558<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Bergstraße<br />
Paul Szasz<br />
Beratung mittwochs <strong>und</strong><br />
donnerstags 20 – 22 Uhr<br />
Beratungsschwerpunkt:<br />
<strong>Borreliose</strong> bei Kin<strong>der</strong>n.<br />
E-Mail: Szasz@arcor.de<br />
Informationen zur SHG<br />
Bergstraße: Helga Voissen<br />
Tel.: 06251 70 6923<br />
Postleitzahl-Gebiet 7<br />
Stuttgart<br />
Tel. 07153 927548<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Stuttgart<br />
Panagiotis Chatzichrisafi s<br />
E-Mail: lyme-shgstuttgart@online.de<br />
Winnenden<br />
Tel. 07195 8716<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Ingeborg Schmierer<br />
Eugenstr. 19<br />
71364 Winnenden<br />
Tübingen<br />
Tel. 07071 38363<br />
Kontakttelefon Sozialforum,<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Tübingen<br />
Simone Bauer<br />
Schwärzlocher Str. 72<br />
72070 Tübingen<br />
E-Mail: borrelioseSHG_<br />
tuebingen@web.de<br />
Web: www.borreliosetuebingen.de<br />
Heilbronn<br />
Tel. 07138 932086<br />
Fax 07138 932002<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Ariane Templin<br />
Panoramaweg 29<br />
74193 Schwaigern<br />
E-Mail: ariane-temp@gmx.de<br />
Web: www.borrelia.de<br />
Karlsruhe<br />
Tel. 07251 348244<br />
Fax 07251 348255<br />
<strong>Borreliose</strong>-Forum<br />
Karl Crocoll<br />
Neureuter Hauptstraße 83<br />
76149 Karlsruhe<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />
Rottweil<br />
Tel. 07402 9109533<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Rottweil<br />
Alexan<strong>der</strong> E.<br />
Freiburg<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Freiburg<br />
Kontakt:<br />
mittwochs 10 – 12 Uhr<br />
Herr Helfert,<br />
Tel. 07666 949141,<br />
donnerstags 10 – 12 Uhr<br />
Frau Glatz, Tel. 0761 493254<br />
E-Mail:<br />
liose-2006@t-online.de<br />
Postleitzahl-Gebiet 8<br />
München<br />
Tel. 089 51519957<br />
<strong>Borreliose</strong>informations<strong>und</strong><br />
Selbsthilfeverein<br />
München e.V..<br />
Westendstrasse 68<br />
80339 München<br />
Web: www.borreliosemuenchen.de<br />
Heidenheim<br />
Tel. 07328 919000<br />
Fax 07328 4956<br />
<strong>Borreliose</strong>-SHV Heidenheim/<br />
Brenz e.V.<br />
Günther Binnewies,<br />
Postfach 1257,<br />
89549 Königsbronn<br />
Beratungsschwerpunkt:<br />
Spätborreliose<br />
Friedrichshafen<br />
Tel. 07541 51965<br />
Josef Mayer, Buchholz 6<br />
88048 Friedrichshafen<br />
E-Mail:<br />
seppmayer@buchholz6.de<br />
Lindau<br />
Tel. 08382 23490<br />
Dr. phil. Marion Rothärmel<br />
Ebnetweg 5, 88131 Lindau<br />
Ulm<br />
Tel. 0731 3988614<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Ulm/Neu-Ulm<br />
Web:<br />
www.borreliose-ulm.de.vu<br />
Dietmar Seifert<br />
Soldatenstr. 33, 89077 Ulm<br />
E-Mail:<br />
borreliose-ulm@t-online.de<br />
Postleitzahl-Gebiet 9<br />
Roth<br />
Tel. 09176 1528<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />
Erika Schöll, Birkacher<br />
Hauptstr. 12, 91154 Roth<br />
Tel. 09171 63484<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />
Marianne Heim<br />
Ansbach<br />
Tel. 0911 338213<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />
Rosemarie Lange<br />
Nürnberg<br />
Tel. 0911 8002554<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />
Michaela Deininger<br />
Weiden<br />
Tel. 09605 3044<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Maria Kellermann, Flurstr. 2,<br />
92729 Weiherhammer<br />
Coburg<br />
Tel. 09561 25225<br />
Fax 09561 232792<br />
<strong>Borreliose</strong> SHV Coburg<br />
Stadt <strong>und</strong> Land<br />
Sigrid Frosch, Hans-Holbein-<br />
Weg 9a, 96450 Coburg<br />
Bad Neustadt<br />
Tel. 09771 1456<br />
<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />
Gisela Brehm, Ricarda-Huch-<br />
Str. 34, 97616 Bad Neustadt<br />
Beratungsdienst<br />
erweitert<br />
Seit dem Frühjahr ist das Beratungstelefon des<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es auf Gr<strong>und</strong> immer höherer<br />
Nachfrage wegen <strong>Borreliose</strong>, <strong>FSME</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er<br />
Zeckeninfektionen schon am Montag bis einschließlich<br />
Donnerstag jeweils von 10 bis<br />
12.30 Uhr besetzt.<br />
Hier kann man auch <strong>Borreliose</strong> Magazine,<br />
die Burrascano-Übersetzung <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lagenbroschüre<br />
„Zecken <strong>und</strong> Zeckenerkrankungen“<br />
bestellen. Hier erfährt man auch, wo sich<br />
die wohnsitznächste Selbsthilfegruppe o<strong>der</strong> Beratungsstelle<br />
befi ndet. Die b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />
Telefonnummer 040-790 57 88 wird täglich zu einem<br />
an<strong>der</strong>en Berater umgestellt. Die Beratung<br />
erfolgt kostenlos <strong>und</strong> für je<strong>der</strong>mann. Wir danken<br />
dem Unternehmen Novartis Behring für fi nanzielle<br />
Unterstützung beim Ausbau unseres Beratungsnetzes.<br />
Postleitzahl-Gebiet 0<br />
Dresden<br />
Tel. 0351/4881252<br />
<strong>und</strong> 0351/4881256<br />
Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen.<br />
Es erfolgt Weitervermittlung<br />
zur <strong>Borreliose</strong> SHG Dresden<br />
E-Mail: helithi@aol.com<br />
Görlitz<br />
Tel. 03581 400353<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Görlitz<br />
Inge Sobota<br />
Große Wallstraße 17,<br />
02826 Görlitz<br />
Kooperierende Beratungsstellen im Ausland<br />
Schweiz<br />
<strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Schweiz, Madeleine Horger<br />
Witikoner Str. 335<br />
CH-8053 Zürich<br />
Tel. + Fax aus Deutschland:<br />
0041 13821650<br />
Ingeborg Zimmermann,<br />
Heiligberstr. 33<br />
CH-8400 Winterthur<br />
Tel. aus Deutschland:<br />
0041 522134436.<br />
Leipzig<br />
Tel. 0341 3382155<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Gert Schlegel<br />
B. Kellermann-Str. 2/213<br />
04279 Leipzig<br />
E-Mail: leipzig@borreliosesachsen.de<br />
Burgstädt<br />
Tel. 03724 855355<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Burgstädt<br />
Jürgen Haubold<br />
Burkgersdorfer Str. 136<br />
09217 Burgstädt<br />
Weitere, nicht zum Beratungsnetzwerk des<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es gehörende Beratungs-<br />
<strong>und</strong> Kontaktstellen:<br />
Postleitzahl-Gebiet 0<br />
Berlin<br />
Tel. 030 7065715 (auch Fax)<br />
<strong>Borreliose</strong> SH. e.V. Berlin-<br />
Brandenburg<br />
Hanna Priedemuth<br />
Reulestr. 7<br />
12105 Berlin<br />
E-Mail: post@borrelioseberlin.de<br />
Web: www.borrelioseberlin.de<br />
Postleitzahl-Gebiet 3<br />
Wolfsburg<br />
Tel. 05361 775535<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Renate Kiesel-Arndt<br />
Auf <strong>der</strong> Höhe 6<br />
38442 Wolfsburg<br />
E-Mail: kiesel-arndt@gmx.de<br />
Rubrik Name folgt<br />
Postleitzahl-Gebiet 7<br />
Frickenhausen<br />
Tel. 07022 43457<br />
Fax: 07022 960797<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Gerda Munz,<br />
Dr. Gmin<strong>der</strong>str. 16<br />
72636 Frickenhausen<br />
Postleitzahl-Gebiet 8<br />
Augsburg<br />
Tel. 0821-2623760<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG Augsburg<br />
Stadt <strong>und</strong> Land<br />
Marlie McClellan, Grüntenstraße<br />
47, 86163 Augsburg.<br />
Füssen<br />
Tel. 08862 77453<br />
Fax 08862 987235<br />
<strong>Borreliose</strong> SHG<br />
Füssen-Allgäu<br />
Anette Königsdorfer<br />
Firstbergstr. 12A<br />
86983 Lechbruck am See<br />
Österreich<br />
SHG Zeckenopfer<br />
Kaiserstr. 71, A-1070 Wien<br />
Telefon aus A: 01 5227070,<br />
Fax: 01 522707013<br />
E-Mail: info@zecken.or.at<br />
Web: www.zecken.or.at<br />
Nie<strong>der</strong>lande<br />
Ne<strong>der</strong>landse Vereniging<br />
voor <strong>Lyme</strong>patienten<br />
Voor algemene informatie<br />
Tel: 0900 2100022<br />
Selbsthilfe per Computer<br />
Mehr als 5.700 registrierte Besucher fragen<br />
<strong>und</strong> diskutieren im Internetforum des <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> informieren sich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />
tagesaktuell über neues <strong>Borreliose</strong>-Wissen.<br />
1260 Krankengeschichten. 340 geprüfte Links.<br />
www.borrelioseforum.de<br />
21
22 Literatur <strong>und</strong> Medien<br />
� Schmerzen entlernen<br />
Als Betreuer des Beratungstelefons <strong>der</strong><br />
Deutschen Schmerzliga e.V. kennt <strong>der</strong><br />
Autor, Facharzt für Neurologie <strong>und</strong> Psychiatrie<br />
den Leidensdruck <strong>der</strong> Betroffenen.<br />
Das Buch erklärt anschaulich, wie<br />
<strong>und</strong> warum Schmerzen entstehen <strong>und</strong><br />
was man medikamentös <strong>und</strong> selbst dagegen<br />
tun kann. Zwar fehlt beim Karpaltunnelsyndrom,<br />
dass zu den Ursachen<br />
auch eine <strong>Borreliose</strong> zählen kann;<br />
dafür zeigt eine anschauliche Grafi k, was<br />
im Handgelenk los ist, wenn <strong>der</strong> Arzt<br />
diese Diagnose vermutet. Der „nichtme-<br />
dikamentöse Bereich“ dieses umfangreichen<br />
Buches be-<br />
trägt 38 Seiten.<br />
Endlich weniger<br />
Schmerzen<br />
Dr. med, Robert<br />
Reining, Dr. rer.nat.<br />
Anita Schweiger,<br />
Verlag Trias,<br />
207 Seiten, 2006,<br />
viele Abb., 19,95 €<br />
ISBN 3-8304-3279-8<br />
� Sport fürs Immunsystem<br />
Ein starkes Immunsystem kann man<br />
nicht im Reformhaus kaufen, son<strong>der</strong>n<br />
muss man sich selbst erarbeiten. Damit<br />
die bremsenden Haustiere (Innerer<br />
Schweineh<strong>und</strong> <strong>und</strong> Muskelkater) keine<br />
Chance erhalten, hilft dieses Buch, Trainingssünden<br />
<strong>und</strong> Flops zu vermeiden.<br />
Nicht alle Sportarten darin sind für <strong>Borreliose</strong>-Kranke<br />
geeignet <strong>und</strong> doch etliche<br />
wie Walken, Joggen, Radeln, Aqua-Fit,<br />
Langlauf, Wan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> das ganze Beiprogramm<br />
mit Stretching <strong>und</strong> richtiges<br />
Dehnen <strong>der</strong> einzelnen Muskelpartien.<br />
Wer ernsthaft mit Sport beginnen will,<br />
liest dieses Buch<br />
wie einen span-<br />
nenden Krimi.<br />
Sport – jetzt fang ich<br />
wie<strong>der</strong> an<br />
Kristiane Müller-Urban,<br />
Martina Riese-Steul,<br />
Verlag Haug,<br />
158 Seiten, viele Abb.,<br />
17,95 €<br />
ISBN 3-8304-2224-5<br />
� Blutwerte verstehen<br />
Gleich vorweg: Von <strong>Borreliose</strong> steht in<br />
diesem Buch nichts. Aber es enthält sonst<br />
alle Blutwerte mit Normbereichen, Interpretation,<br />
Ursachen, Einfl ussmöglichkeiten,<br />
was Abweichungen von <strong>der</strong> Norm<br />
bedeuten <strong>und</strong> wann Handlungsbedarf be-<br />
steht. Hilfreich ist die Liste <strong>der</strong> Abkürzungen,<br />
damit man die manchmal geheimnisvollaussehendenLaboranaly-<br />
sen versteht.<br />
Basiswissen.<br />
Blutwerte verstehen<br />
Dr. med. Vera Zylka-<br />
Menhorn, Verlag Govi,<br />
94 Seiten, 2006,<br />
9 €,<br />
ISBN 3-7741-1044-1<br />
� Psychosomatische<br />
Zusammenhänge erkennen<br />
Als chronisch an <strong>Borreliose</strong> Erkrankter<br />
neigt man dazu, alle Beschwerden <strong>und</strong><br />
Unpässlichkeiten auf die Bakterien zu<br />
schieben. Dieses spannende, sehr einfühlsame<br />
<strong>und</strong> verständlich geschriebene<br />
Buch weckt Interesse für die Homöopathie<br />
<strong>und</strong> die Traditionelle Chinesische<br />
Medizin. Es öffnet die Augen für die Zusammenhänge<br />
<strong>der</strong> Organe mit seelischen<br />
<strong>und</strong> körperlichen Befi ndlichkeiten<br />
<strong>und</strong> vermittelt Anleitung zum Anschalten<br />
<strong>der</strong> Selbstheilungskräfte. Etwa<br />
<strong>der</strong> Dickdarm <strong>und</strong> die Gewichtszunahme:<br />
„Im Fett sammelt <strong>der</strong> Körper die<br />
Speisen von gestern. Gibt man das Ges-<br />
tern <strong>und</strong> seine Illusionen nicht ab, so<br />
trägt man es mit<br />
sich herum“.<br />
Spiegelungen<br />
zwischen Körper<br />
<strong>und</strong> Seele<br />
Walter Köster, Verlag<br />
Haug, 220 Seiten,<br />
3. überarbeitete<br />
Aufl age 2006, 19,95 €<br />
ISBN 3-8304-2216-4<br />
� Liquordiagnostik<br />
Dieses Fachbuch für Ärzte ist keine leichte<br />
Kost, aber spannend für jeden, <strong>der</strong> in<br />
die komplizierten Tiefen <strong>der</strong> Liquordiagnostik<br />
eintauchen will. Fakt ist: Die<br />
Vielzahl <strong>der</strong> im Liquor ermittelbaren<br />
Parameter, die qualitativ zu beachtenden<br />
Begleitumstände <strong>und</strong> schließlich die<br />
nicht einfachen Bewertungskriterien<br />
machen die nosologische Einschätzung<br />
nicht einfach.<br />
Allein deshalb sei dieses Buch den<br />
Praktikern wärmstens zur Lektüre empfohlen,<br />
um Einschätzungs-, Transportfehler<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Störgrößen so gering<br />
wie nur möglich zu halten.<br />
Das Buch stellt eine bisher nicht gekannte<br />
Übersicht dar, beispielsweise<br />
um den sehr schwierigen Differentialdiagnostiken<br />
zwischen MS <strong>und</strong> Neuroborreliose<br />
(NB) näher zu kommen. Es<br />
enthält die bisher größte differenzierte<br />
Behandlung <strong>der</strong> NB, die den meisten<br />
bekannten Werken fehlt <strong>und</strong> setzt deutlich<br />
neue Bewertungskriterien. Die NB<br />
zieht sich wie ein roter Faden mit weit<br />
mehr Stichworten als im Stichwortverzeichnis<br />
aufgezeigt.<br />
Trotzdem, o<strong>der</strong> gerade dadurch macht<br />
es Spaß, sich diese spezielle Linie <strong>der</strong><br />
<strong>Borreliose</strong> akribisch zu erschließen,<br />
zum Beispiel wird deutlich, weshalb ein<br />
negativer Liquor (ebenso wie bei <strong>der</strong><br />
Serologie) eine <strong>Borreliose</strong> nicht ausschließt.<br />
Was dem Buch allerdings fehlt,<br />
ist ein Abkürzungsverzeichnis.<br />
Klinische<br />
Liquordiagnostik<br />
Uwe K. Zettl,<br />
Reinhard Lehmitz,<br />
Eilhard Mix, Hrsg.,<br />
2. Aufl age 2006,<br />
Verlag Walter de<br />
Gruyter, 518 Seiten,<br />
98 €<br />
ISBN 3-11-018169-X<br />
� Raus aus dem Tief – rein ins Leben<br />
<strong>Borreliose</strong> geht aufs Gemüt. Es ist nicht leicht, sich selbst aus dem See <strong>der</strong> Trübsal<br />
<strong>und</strong> Antriebslosigkeit zu fi schen <strong>und</strong> dem Immunsystem ei-<br />
nen neuen Kick zu verpassen. Die 55 Stimmungsaufheller<br />
dieses Ratgebers, an dem die Fernsehmo<strong>der</strong>atorin <strong>und</strong> Ärz-<br />
tin Susanne Holst mitgearbeitet hat, teilen sich auf in sanfte<br />
Pfl anzenmedizin, stimmungsverbessernde Ernährung, Sti- Sti-<br />
mulierung von Körper <strong>und</strong> Sinne sowie in Ideen für ganz<br />
individuelle Wohlfühlprogramme.<br />
55 natürliche Hilfen für die Seele<br />
Susanne Holst, Ulrike Meiser, Verlag Trias, 144 Seiten, 2006, viele<br />
Abbildungen, 14,95 €, ISBN 3-8304-3252-6<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14
Literatur-Bestellcoupon<br />
Internet- Quellen<br />
www.aok.de<br />
www.borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />
(370 geprüfte Links)<br />
www.borreliose.ch<br />
(Schweizer Selbsthilfe)<br />
www.borrelioseforum.de<br />
www.<strong>Borreliose</strong>magazin<br />
(Online-Magazin-Sammlung, Newsletter)<br />
www.borreliose-ulm.de.vu<br />
(große Linksammlung,SHG Ulm)<br />
www.dieterhassler.de<br />
(<strong>Borreliose</strong>-Experte)<br />
www.ilads.org<br />
(Homepage internationaler Ärzte)<br />
www.laborlexikon.de<br />
(größtes deutsches Labormedizin-Portal)<br />
www.lymenet.de<br />
(umfangreiche private Homepage)<br />
www.lymenet.com (größtes US-Forum)<br />
www.lymetimes.org<br />
(amerikanische <strong>Borreliose</strong>-News)<br />
www.lymevereniging.nl<br />
(nie<strong>der</strong>ländische Selbsthilfe)<br />
www.mvp.uni-muenchen.de<br />
(Nationales Referenzzentrum)<br />
www.neuroborreliose.net<br />
(Prof. Schardt <strong>und</strong> Fluconazol-Therapie)<br />
www.ooenet.at<br />
(Österreichische Selbsthilfe)<br />
www.rki.de (Robert Koch-Institut)<br />
www.zecken.de (<strong>FSME</strong> + <strong>Borreliose</strong>)<br />
www.zeckenschule.de<br />
(kindgerechte Aufklärung)<br />
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21075 Hamburg<br />
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Magazin Nr. 11<br />
(Beschreibung<br />
siehe oben)<br />
6,50 €*<br />
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Stück<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
Magazin Nr. 12<br />
(Beschreibung<br />
siehe oben)<br />
4,00 €*<br />
je Stück<br />
Stück<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
Magazin Nr. 13<br />
(Beschreibung<br />
siehe oben)<br />
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<strong>Borreliose</strong><br />
Magazin<br />
Nr. 6<br />
Verschiedene<br />
Ansichten zur<br />
Therapie<br />
Aus dem Inhalt:<br />
� Hassler � Satz<br />
� Gasser � Wahlberg<br />
� Donta � Steer � Burrascano<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
Magazin Nr. 11<br />
Leben mit<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
Aus dem Inhalt:<br />
� Labordiagnostik<br />
� Fehldiagnosen<br />
� Krankheitsverläufe<br />
� Aktuelle Therapie-<br />
Schemata � Orale Antibiotika wirksam<br />
einnehmen � Dosierung von Antibiotika<br />
� Nosoden als Alternative? � Photonen?<br />
� Schmerzbewältigung von A-Z � Ursache<br />
<strong>und</strong> Wirkung einer chron. Erkrankung<br />
� Reha-Kliniken � Forschung<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
Magazin Nr. 12<br />
Nachgefragt<br />
Aus dem Inhalt:<br />
� Borrelien-Serologie<br />
verstehen<br />
� Irrtum um die<br />
IgM <strong>und</strong> IgG<br />
� Update Neurologie<br />
� ANA in <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>-Serologie<br />
� Fluconazol bei Neuroborreliose<br />
� Forschungstelegramm � Tagebuch<br />
einer Antibiose.<br />
Stück<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
Magazin Nr. 14<br />
(vorliegende<br />
Ausgabe)<br />
6,50 €*<br />
je Stück<br />
Stück<br />
10er-Pack<br />
Aufklärungs-<br />
Aufklärungs-<br />
broschüren<br />
13,– €*<br />
je 10 Stück<br />
Sonstiges: Stück<br />
Vorname Name<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Stück<br />
� Babesiose<br />
Gr<strong>und</strong>lagenbroschüre<br />
Zecken <strong>und</strong> Zeckenerkrankungen<br />
(Beschreibung<br />
siehe oben),<br />
8,00 €* je Stück<br />
Ich bestelle hiermit die o.a. Literatur<br />
Datum Unterschrift<br />
Vermischtes<br />
<strong>Borreliose</strong><br />
Magazin Nr. 13<br />
Schicksale<br />
Prognosen<br />
Perspektiven<br />
Aus dem Inhalt:<br />
� Schwachpunkt <strong>der</strong><br />
Labordiagnostik<br />
� Schreckgespenst<br />
Lumbalpunktion<br />
� HBO-Sauerstoff therapie � Strohhalme <strong>und</strong><br />
an<strong>der</strong>e Hoff nungsschimmer � Colestyramin/<br />
Rocephin � 14 traurige <strong>und</strong> hoff nungsfrohe<br />
<strong>Borreliose</strong>-Schicksale � Patientenrecht<br />
gestärkt � Evidenzbasierte Medizin<br />
� Falsches Antibiotikum kein „grober“<br />
Behandlungsfehler � Wie gründe ich eine<br />
SHG � Forschungstelegramm<br />
Zecken <strong>und</strong><br />
Zecken- Zecken-<br />
erkrankungen<br />
Verstehen <strong>und</strong><br />
vorbeugen<br />
Aus dem Inhalt:<br />
� <strong>Borreliose</strong> � <strong>FSME</strong><br />
� Anaplasmose/<br />
Ehrlichiose<br />
Babesiose � Weitere Erkrankungen<br />
� Geeignete <strong>und</strong> ungeeignete Vektoren<br />
� Lebensweise <strong>der</strong> Zecke � Die Erreger <strong>der</strong><br />
<strong>Borreliose</strong> � Lebensweise des Erregers<br />
Borrelia � Epidemiologie � Weitere Erreger<br />
aus Ixodes-Zecken � Verringerung <strong>der</strong><br />
Zeckenzahlen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Prävalenzen<br />
� Verringerung <strong>der</strong> Zeckenstichgefahr<br />
� Verringerung des Erkrankungsrisikos <strong>und</strong><br />
des Fortschreitens <strong>der</strong> Infektion<br />
� Allgemeine Maßnahmen zur Prävention<br />
� Glossar<br />
23
24<br />
Vermischtes<br />
Dienstunfall beweisen<br />
Das Verwaltungsgericht Trier wies die Klage<br />
eines Polizisten zurück, <strong>der</strong> auf dem<br />
Weg zu seiner Dienststelle mit dem Fahrrad<br />
von einer Zecke gestochen wurde.<br />
Der Polizist habe nicht den Nachweis erbracht,<br />
dass die Zecke erst bei <strong>der</strong> Fahrt<br />
durch den Wald an seinen Körper gelangt<br />
sei. Az.: 1K 409/06<br />
Kommentar von Ute Fischer: Klagen dieser<br />
Art, auch vor Sozialgerichten, werden gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
in erster Instanz abgewiesen, weil<br />
den Richtern das nötige Fachwissen über Erkrankungen<br />
fehlt. Davon sollte man sich<br />
nicht entmutigen lassen <strong>und</strong> in die zweite<br />
Instanz gehen. Wichtig ist bei dieser Art von<br />
Ansprüchen, dass man eine plausible Beweiskette<br />
vorlegt, dass <strong>der</strong> Zeckenstich nur<br />
bei einem bestimmten berufl ichen Ereignis<br />
stattgef<strong>und</strong>en haben kann, in dem man zum<br />
Beispiel die festgesogene Zecke einem Kollegen<br />
o<strong>der</strong> einem Arzt gezeigt hat <strong>und</strong> dieser<br />
das Ereignis schriftlich dokumentiert o<strong>der</strong><br />
aus guter Erinnerung o<strong>der</strong> an Hand eines<br />
Terminkalen<strong>der</strong>s auch noch später bestätigen<br />
kann.<br />
Kassenleistung<br />
Seit Juli 2006 ist Akupunktur bei chronischen<br />
Rücken- <strong>und</strong> Kniegelenkschmerzen<br />
als Kassenleistung anerkannt, aber nur im<br />
Rahmen eines schmerztherapeutischen<br />
Gesamtkonzepts.<br />
Ohne Zeugen keine Rente<br />
Eine Gr<strong>und</strong>schullehrerin in Hannover, die<br />
glaubhaft machen wollte, sie habe eine<br />
<strong>Borreliose</strong> durch einen Zeckenstich während<br />
einer Klassenfahrt erlitten, was zur<br />
Anerkennung einer Berufskrankheit führen<br />
müsse, bekam vor Gericht kein Recht<br />
zugesprochen, weil sie keinen Zeugen für<br />
dieses Ereignis aufweisen konnte.<br />
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist,<br />
sich in solchen Situationen mitzuteilen.<br />
Selbst wenn sie es einem Kollegen nur erzählt<br />
hätte, hätte dieser als Zeuge dienen<br />
können für einen auf Ort <strong>und</strong> Zeit bestimmbaren<br />
Dienstunfall. Glücklicherweise<br />
schien die Therapie erfolgreich verlaufen.<br />
Bei eventuellem Neuauffl ackern <strong>der</strong><br />
Erkrankung o<strong>der</strong> Chronifi zierung wird die<br />
Lehrerin mit ihren Ansprüchen jedoch leer<br />
ausgehen. Sollte sie aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />
Gründen vorzeitig pensioniert werden,<br />
stünde ihr bei einem Dienstunfall das volle<br />
Ruhegeld zu. Quelle: Hannoversche Allgemeine,<br />
22.03.2006<br />
Dornfi ngerspinne<br />
Der Stich einer Dornfi ngerspinne löste im<br />
August 2006 eine wahre Panik in Österreich<br />
aus, die ihren Nie<strong>der</strong>schlag auch im<br />
<strong>Borreliose</strong>forum fand. Die aus dem Mittelmeerraum<br />
eingewan<strong>der</strong>te Spinne ist etwa<br />
15 mm groß <strong>und</strong> Parasitologen wie Prof.<br />
Dr. Heinz Mehlhorn, Heinrich Heine Uni-<br />
Vorname<br />
Straße<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon<br />
Konto-Nr.<br />
Datum<br />
Meine Mitgliedschaft<br />
wurde vermittelt durch:<br />
versität Düsseldorf, seit Jahren aus Fällen<br />
bekannt, wo Bauern bei <strong>der</strong> Heuernte gestochen<br />
wurden. Da es keine Statistik gäbe,<br />
könne auch nicht behauptet werden,<br />
dass sich ihre Zahl ausbreite. Mehlhorn<br />
vermutet, dass in Folge <strong>der</strong> langen Wärme<br />
in diesem Jahr ein bis zwei Generationen<br />
schneller herangewachsen seien. Der Biss<br />
kann Schmerzen <strong>und</strong> Schwellungen erzeugen,<br />
manchmal auch Übelkeit <strong>und</strong> Kopfschmerzen.<br />
Todesfälle sind nicht bekannt.<br />
Todesursachen<br />
<strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong> <strong>FSME</strong><br />
Das Statistische B<strong>und</strong>esamts verzeichnet<br />
bei den Todesursachen im B<strong>und</strong>esgebiet<br />
(Stand 2004) neben vier <strong>FSME</strong>-Toten erstmals<br />
auch die bakterielle Zeckeninfektion<br />
<strong>Borreliose</strong> (<strong>Lyme</strong>-Krankheit).<br />
Die Zahl von insgesamt sechs Sterbefällen<br />
mag gering aussehen. Doch wieviele <strong>und</strong>iagnostizierte<br />
<strong>Borreliose</strong>-Fälle sich in den<br />
Rubriken „Sonstige bakterielle Krankheiten“<br />
(40 Fälle), „Bakterielle Infektion nicht<br />
näher bezeichneter Lokalisation“ (155 Fälle),<br />
„Sonstige bakterielle Infektion nicht<br />
näher bezeichneter Lokalisation (17 Fälle)<br />
sowie „Bakterielle Infektion, nicht näher<br />
bezeichnet“ (43 Fälle) <strong>und</strong> „Sonstige Spirochäteninfektionen“<br />
(7 Fälle) als Todesursache<br />
verbergen, hängt von <strong>der</strong> Erfahrung<br />
<strong>und</strong> Fortbildung des jeweiligen Leichenbeschauers<br />
ab.<br />
Mitglied werden – <strong>Borreliose</strong>-Wissen vorantreiben<br />
Ihre Mitgliedschaft im <strong>Borreliose</strong><br />
B<strong>und</strong> Deutschland e.V. hilft, die gemeinnützige<br />
<strong>Borreliose</strong>-Selbsthilfe auf<br />
nationaler Ebene zu sichern, Beratung<br />
<strong>und</strong> Aufklärung zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitisch<br />
für bessere Diagnostik<br />
<strong>und</strong> Therapien einzuwirken.<br />
<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />
B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />
Große Straße 205<br />
21075 Hamburg<br />
Mitgliedsbeiträge <strong>und</strong> Spenden sind<br />
steuerlich absetzbar. Der Verein verfolgt<br />
ausschließlich <strong>und</strong> unmittelbar<br />
gemeinnützige Ziele. Der von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />
festgelegte Jahres-<br />
Beitrag in Höhe von 48 Euro (Stand<br />
2004) wird, um Verwaltungskosten zu<br />
Mitgliedsantrag<br />
Ich möchte dem <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V. als Mitglied beitreten.<br />
Die Beitragszahlung erfolgt jährlich im Februar durch Bankeinzug.<br />
Für das laufende Jahr kann eine Erstabbuchung je<strong>der</strong>zeit erfolgen.<br />
Die Einzugsermächtigung kann je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen werden.<br />
Coupon bitte senden<br />
per Post (für Fenster-Kuvert DIN Lang vorbereitet) o<strong>der</strong><br />
per Fax an: 040-792 42 49<br />
Bank<br />
sparen, einmal jährlich im Februar<br />
durch Bankeinzug erhoben. Mitglie<strong>der</strong><br />
erhalten das <strong>Borreliose</strong> Magazin kostenlos.<br />
Beitrags- <strong>und</strong> Spendenkonto:<br />
Hamburger Sparkasse, BLZ 200 505 50<br />
Konto-Nr. 1275 123345<br />
Name<br />
Fax<br />
BLZ<br />
Unterschrift<br />
<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14