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Neben der Lyme-Borreliose und - BORRELIOSE und FSME BUND ...

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<strong>Borreliose</strong> Magazin<br />

Foto: Fischer Oktober 2006 · € 6,50 · Für Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V. kostenlos Nr. 14<br />

� Phasengerechte<br />

Therapie <strong>der</strong><br />

<strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong><br />

� Weitere<br />

durch Zecken<br />

übertragene<br />

Erkrankungen<br />

In dieser Ausgabe:<br />

� Der Arzt als Placebo<br />

� <strong>FSME</strong>-Impfung<br />

� Berufskrankheit<br />

� Ärzteinitiative<br />

� Tod durch <strong>Borreliose</strong><br />

� Selbsthilfegruppen<br />

� Literatur<br />

� Marshall-<br />

Protocol<br />

� LTT + ELISPOT


2 <strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Foto: Fischer<br />

Editorial Neu:<br />

ein Logo<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

Ute Fischer, freie Journalistin,<br />

Buchautorin <strong>und</strong> mehrfach Selbstbetroff<br />

ene, kennt die Abgründe <strong>der</strong><br />

<strong>Borreliose</strong>, aber auch das Gefühl,<br />

sie überw<strong>und</strong>en zu haben<br />

„das Risiko einer durch Zecken übertragenen Erkrankung<br />

<strong>und</strong> die ges<strong>und</strong>heitlichen Folgen für die<br />

Patienten wurden von einem Teil <strong>der</strong> Ärzteschaft<br />

bis noch vor wenigen Jahren unterbewertet <strong>und</strong><br />

galten als Äußerung profi lierungssüchtigter Fachspezialisten.“<br />

Mit diesen Worten richtete sich Prof.<br />

Dr. rer. nat. Jochen Süss, Direktor am Friedrich-<br />

Loeffl er-Instiut, Jena, im Mai dieses Jahres an die<br />

Thüringer Ärzteschaft. Die Zunahme <strong>der</strong> durch Zecken<br />

übertragenen Krankheiten bezieht er ausdrücklich<br />

nicht nur auf Thüringen, son<strong>der</strong>n auf<br />

ganz Deutschland <strong>und</strong> Europa. Die Zahl <strong>der</strong> <strong>FSME</strong>-<br />

Infektionen erhöhte sich in 2005 um über 50 Prozent<br />

auf 433 Fälle. Bei <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong>, die nur<br />

in den neuen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n <strong>und</strong><br />

Zecken<br />

auf dem<br />

Vormarsch<br />

in Berlin meldepfl ichtig ist, verharrt<br />

das Robert-Koch-Institut noch<br />

immer bei <strong>der</strong> Schätzung von<br />

60.000 bis 100.000 Neuinfektionen.<br />

Warum diese Verharmlosung?<br />

„Die <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> ist eine außerordentlich häufi<br />

ge Erkrankung“ rekapituliert hingegen Privat-<br />

Dozent Dr. med. habil. Dieter Hassler, Kraichtal. Im<br />

Gegensatz zu an<strong>der</strong>en Protagonisten verneint er<br />

Spontanheilungen <strong>und</strong> ist überzeugt, dass alle von<br />

Borrelien infi zierten Menschen früher o<strong>der</strong> später,<br />

spätestens jedoch nach acht Jahren mit Beschwerdesymptomen<br />

zu rechnen haben. Lesen Sie dazu<br />

seinen neuesten Bericht ab Seite 4.<br />

Längst geht es nicht mehr allein um <strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>FSME</strong>, son<strong>der</strong>n auch um Q-Fieber, Tularämie, Babesiose,<br />

Anaplasmose/Ehrlichiose, Rickettsiosen sowie<br />

Mehrfach- <strong>und</strong> Mischinfektionen, wie Sie ab<br />

Seite 12 verfolgen können.<br />

Zecken sind auf dem Vormarsch. Aber immer häufi<br />

ger gelingt es dem <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>, Ärzte, Krankenkassen,<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitiker <strong>und</strong> Medien für<br />

das Schicksal <strong>Borreliose</strong>-Kranker zu sensibilisieren.<br />

Lesen Sie mehr darüber auf Seite 17.<br />

Kommen Sie gut <strong>und</strong><br />

beschwerdefrei durch den Winter.<br />

Ute Fischer<br />

Nicht alles, auf dem <strong>Borreliose</strong><br />

steht, kommt vom <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong> Deutschland. Um uns als<br />

Absen<strong>der</strong> ernsthafter, anerkannt<br />

gemeinnütziger <strong>und</strong> seriöser Arbeit<br />

in Prävention, Aufklärung<br />

<strong>und</strong> Beratung auf einen Blick zu<br />

kennzeichnen, signalisieren wir<br />

das künftig mit unserem Logo.<br />

Das ist eine plausible, schnell erkennbare<br />

Bildmarke wie bei einem<br />

Markenartikel.<br />

Verschiedene Entwürfe <strong>und</strong> umfangreiche<br />

Diskussionen mündeten<br />

genau auf dieses Logo:<br />

Die Interpretation überlassen wir<br />

unseren geschätzten ideenreichen<br />

Lesern <strong>und</strong> freuen uns auf Leserbriefe<br />

an:<br />

Redaktion <strong>Borreliose</strong> Magazin,<br />

Postfach 4150, 64351 Reinheim.<br />

Redaktionsschluss: 20. Dez. 2006.<br />

Wichtiger Termin<br />

Wir laden ein am 24. März 2007<br />

zum gewohnten Referenten-<br />

Nachmittag sowie am 25. März<br />

2007 zur Jahreshauptversammlung<br />

nach Fulda, Hotel Kolpinghaus.<br />

Mitglie<strong>der</strong> erhalten eine<br />

geson<strong>der</strong>te Einladung.<br />

Werden Sie Mitglied<br />

im <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong><br />

Deutschland e.V.<br />

Jede Mitgliedschaft hilft,<br />

die gemeinnützige<br />

Aufklärung zur Prävention<br />

<strong>und</strong> Krankheits bewältigung<br />

zu sichern.<br />

(Beitrittsformular auf <strong>der</strong><br />

Rückseite dieses Magazins)<br />

Inhalt<br />

Seite<br />

Labor + Diagnostik<br />

� LTT <strong>und</strong> ELISPOT 3<br />

� <strong>Borreliose</strong>-Neurose 3<br />

Therapie<br />

� Titelgeschichte:<br />

Phasengerechte Therapie<br />

<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> 4<br />

� A-Z <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>:<br />

das Komplement 8<br />

� Klinische Studien verstehen 8<br />

� Marshall-Protocol 9<br />

� Nackensteife 11<br />

� Impressum 11<br />

Forschung<br />

� Weitere durch Zecken übertragene<br />

Erkrankungen: Q-Fieber,<br />

Hasenpest, Babesiose,<br />

Ehrlichiose, Rickettsiosen 12<br />

� Rickettsien <strong>und</strong><br />

Krim-Kongo-Viren 15<br />

� Borrelia Lusitaniae 15<br />

Prävention<br />

� <strong>FSME</strong>-Impfung im Winter 15<br />

� Den Zecken „ans Le<strong>der</strong>“ 15<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

� Aspekte zur Berufskrankheit 16<br />

� Freistaat Sachsen 17<br />

� Rheinland-Pfalz 17<br />

� Sozialgerichtsverfahren 17<br />

� Budgetierung 17<br />

� Arzneimittel aus dem Ausland 17<br />

� Zuzahlungsfreie Arzneimittel 18<br />

Arzt + Patient<br />

� IGel-Leistungen 18<br />

� Der Arzt als Placebo 18<br />

� Augsburger Ärzte-Initiative 19<br />

� Initiative Berlin-Brandenburg 19<br />

� Praxisbeson<strong>der</strong>heit 19<br />

BBD intern<br />

� Wir sind auf dem rechten Weg 19<br />

� <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong><br />

Deutschland e.V. 20<br />

� Selbsthilfegruppen + Berater 20<br />

� Beratungsdienst erweitert 21<br />

� Selbsthilfe per Computer 21<br />

Literatur <strong>und</strong> Medien<br />

� Bücher-Tipps 22<br />

� Internet-Adressen 23<br />

� Bisher beim BBD erschienen 23<br />

� Literatur-Bestellcoupon 23<br />

Vermischtes<br />

� Dienstunfall beweisen 24<br />

� Akupunktur 24<br />

� Ohne Zeugen keine Rente 24<br />

� Dornfi ngerspinne 24<br />

� Todesursache <strong>Borreliose</strong> 24<br />

� Mitgliedsantrag 24<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


Hoff nung<br />

Im Frühjahr 2006 weckte die Meldung<br />

über eine angeblich noch sicherere<br />

Nachweismethode für <strong>Borreliose</strong> Hoff -<br />

ELISPOT? nung bei Patienten, <strong>der</strong>en Blut trotz<br />

<strong>Borreliose</strong>-Symptomen stets negativ getestet war. Der ELISPOT<br />

(Enzyme Linked Immunospot Assay) böte die Möglichkeit, die<br />

LTT <strong>und</strong> ELISPOT – was ist dran?<br />

Antwort von Prof. Helmut Eiff ert<br />

Der Nachweis Borrelien-spezifi scher T-<br />

Lymphozyten soll dazu dienen, eine<br />

entsprechende zelluläre Immunantwort<br />

(im Gegensatz zur humoralen Antwort<br />

in Form von Antikörpern) nachzuweisen.<br />

Dies wurde bisher mit konventionellenLymphozyten-Transformationstests<br />

(LTT) versucht. Eigene Erfahrungen<br />

mit dieser Technik <strong>und</strong> die Erfahrung<br />

an<strong>der</strong>er Forschergruppen zeigten<br />

enttäuschende Resultate im Rahmen<br />

<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> Diagnostik, bzw.<br />

als Kriterium zur Verlaufskontrolle.<br />

Vor allem war eine erhebliche Unspezifi<br />

tät zu beobachten. So zeigten<br />

hier Personen, bei denen es keinen Hinweis<br />

auf eine <strong>Borreliose</strong> gab, positive<br />

Reaktionen, auch bei nachfolgenden<br />

Untersuchungen. Bei Patienten mit einer<br />

absolut gesicherten <strong>Borreliose</strong> blieb<br />

beim LTT das Resultat in vielen Fällen<br />

über Monate bis Jahre positiv, auch<br />

wenn es keinerlei Symptome gab.<br />

Ein solcher Test stellt allenfalls einen<br />

Mosaikstein in <strong>der</strong> Diagnosefi ndung dar<br />

<strong>und</strong> ist nur im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

klinischen Symptomatik <strong>und</strong> <strong>der</strong> Antikörperkonstellation<br />

mit in Erwägung zu<br />

ziehen. Dafür gibt es allerdings keine<br />

evaluierten Kriterien.<br />

Eine noch sensitivere Testentwicklung<br />

(ELISPOT) löst nach meiner Einschätzung<br />

das Spezifi tätsproblem nicht.<br />

Ganz im Gegenteil erwarte ich einen<br />

noch größeren Anteil „falsch positiver“<br />

Resultate, die zu einer problematischen<br />

Situation für den Patienten führen, vor<br />

allem wenn es um die Frage <strong>der</strong> antibiotischen<br />

Therapie geht.<br />

Diese Testverfahren <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Aussagen müssen sehr<br />

gut evaluiert werden, bevor sie verantwortungsvoll<br />

beim Patienten eingesetzt<br />

werden können.<br />

Prof.Dr.med.Dr.rer.nat. Helmut Eiffert ist<br />

Oberarzt in <strong>der</strong> Abteilung Mikrobiologie an<br />

<strong>der</strong> Universitätsklinik Göttingen.<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Antwort von Prof. Rüdiger von Baehr<br />

Der ELISPOT-Test ist ebenfalls eine in-<br />

vitro-Methode zum Nachweis zellvermittelter<br />

Immunreaktionen, ähnlich dem<br />

LTT. Nur werden bei diesem Test zytokinproduzierende<br />

Zellen als Spots nachgewiesen.<br />

Falls Borrelien-Antigene eingesetzt<br />

werden, sind damit Borrelienspezifi<br />

sche Lymphozyten nachweisbar.<br />

Wir prüfen gegenwärtig, ob eine Korrelation<br />

zwischen dem ELISPOT-Test, LTT<br />

<strong>und</strong> spezifi scher Serologie<br />

besteht. Bisher<br />

sind wir, trotz<br />

großer Bemühungen,<br />

mit dem ELISPOT<br />

nicht zufrieden.<br />

Es gibt einige<br />

schwierige Probleme<br />

bei <strong>der</strong> automati-<br />

schen Auswertung<br />

des Testes. Wir haben<br />

auch universitäre<br />

Einrichtungen mit<br />

großen Erfahrungen<br />

auf dem Gebiet <strong>der</strong> immunologischen<br />

Labormethoden konsultiert <strong>und</strong> parallele<br />

Untersuchungen durchgeführt.<br />

Es wurde uns bestätigt, dass <strong>der</strong><br />

ELISPOT zur Zeit noch mit großen methodischen<br />

Schwierigkeiten behaftet ist.<br />

Es existieren in Deutschland zwei Firmen,<br />

die über entsprechende Gerätesysteme<br />

<strong>und</strong> Borrelien-Antigene verfügen<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong>zeit versuchen, den Test auf<br />

den Markt zu bringen.<br />

Ursprünglich wurde diese Methode<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Tuberkulosediagnostik<br />

entwickelt. Jetzt konzentriert man sich<br />

auf die <strong>Borreliose</strong>, weil die bekannten<br />

Schwierigkeiten bei <strong>der</strong> Differenzierung<br />

einer aktiven <strong>Borreliose</strong> von einem Zustand<br />

nach Borrelieninfektion allein mit<br />

<strong>der</strong> Serologie nicht zu lösen sind.<br />

Bis jetzt bin ich skeptisch. Es hat<br />

schon viele Versuche gegeben, den<br />

LTT durch an<strong>der</strong>e Methoden zu ersetzen.<br />

Immer ist man reumütig zum LTT<br />

Freisetzung von Zellbotenstoff en (Zytokine) nach einem<br />

spezifi schen Antigenkontakt, zum Beispiel durch Borrelien,<br />

zu erfassen. Er sei 20 bis 200-fach sensitiver als ein ELISA<br />

(Antikörper-Suchtest).<br />

Dadurch könne eine Borrelien-Infektion bereits in <strong>der</strong> Frühphase<br />

<strong>der</strong> Erkrankung zuverlässig diagnostiziert werden.<br />

Prof. Dr. med.<br />

Rüdiger von Baehr<br />

Internist <strong>und</strong><br />

Immunologe, Berlin<br />

Labor + Diagnostik<br />

zurückgekehrt. Auch ich habe das auf<br />

meinem langen Weg durch die Immunologie<br />

immer wie<strong>der</strong> erfahren müssen.<br />

Konkrete Aussagen über den Elispot<br />

<strong>und</strong> eine Bewertung <strong>der</strong> Qualität werden<br />

erst im Laufe <strong>der</strong> Zeit möglich sein.<br />

LTT-Borrelien<br />

privat bezahlen<br />

Der LTT aus Berlin muss künftig privat bezahlt<br />

werden. Die Kassenärztliche Vereinigung<br />

Berlin untersagte dem Institut für Medizinische<br />

Diagnostik (IMD), Berlin, diesen<br />

Test weiterhin als Kassenleistung für gesetzlich<br />

Versicherte anzubieten, obwohl er<br />

im Leistungsverzeichnis <strong>der</strong> Gesetzlichen<br />

Versicherungen (EBM) enthalten ist. Eine<br />

Ausnahme ist nur möglich, wenn <strong>der</strong> Patient<br />

eine Kostenübernahmeerklärung seiner<br />

Krankenkasse vorweisen kann. Als individuelle<br />

(IGel) Ges<strong>und</strong>heitsleistung kostet<br />

<strong>der</strong> Test 153,80 Euro. Für privat Versicherte<br />

ergeben sich keine Verän<strong>der</strong>ungen. Bisher<br />

wurden von allen privaten Kassen die<br />

Kosten anstandslos erstattet. Das IMD hat<br />

juristische Schritte eingeleitet.<br />

<strong>Borreliose</strong>-Neurose<br />

Auf einem Interdisziplinärem Forum „<strong>Borreliose</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>FSME</strong>“ im Neurozentrum <strong>der</strong><br />

Freiburger Uniklinik (Frühjahr 2006) berichtete<br />

Prof. Sebastian Rauer unter an<strong>der</strong>em,<br />

dass sich eine regelrechte Panik vor<br />

Zecken entwickelt habe. Er bezeichnete<br />

diese Erscheinung als „<strong>Borreliose</strong>-Neurose“.<br />

Kommentar von Günther Binnewies:<br />

Eine <strong>Borreliose</strong>-Neurose gibt es tatsächlich.<br />

Bei den Ärzten hat dieser Begriff die Bedeutung,<br />

dass sich <strong>der</strong> Patient die <strong>Borreliose</strong><br />

einbildet. Die neue wissenschaftliche Literatur<br />

jedoch zeigt den wahren Gehalt dieses<br />

Sachverhalts auf: „<strong>Borreliose</strong> kann sämtliche<br />

psychische Störungen verursachen.“<br />

Quelle: „Psychische Erkrankungen“, Berger,<br />

Verlag Urban & Fischer, 2. Aufl age 2004, Seite 93.<br />

In Deutschland mangelt es an Gr<strong>und</strong>kenntnissen<br />

in Infektiologie <strong>und</strong> Klinischer<br />

Pharmakologie sowie über die Zusammenhänge<br />

<strong>der</strong> Psychosomatik, deshalb blühen<br />

Begriffe wie <strong>Borreliose</strong>-Neurose <strong>und</strong> Internet-<strong>Borreliose</strong>.<br />

Foto: Fischer 3


4 Therapie<br />

Phasengerechte Therapie <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong><br />

Von Dieter Hassler<br />

Auch mehr als dreißig Jahre nach<br />

Entdeckung <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong> als<br />

Krankheitsentität sind die verfügbaren<br />

Daten zur Therapie erstaunlich<br />

dürftig. Nur wenige kontrollierte Studien<br />

<strong>und</strong> etwas zahlreichere In-vitro-<br />

Daten stehen zur Verfügung. Trotzdem<br />

haben sich Quasi-Standards zur<br />

phasengerechten Therapie <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />

etabliert.<br />

In <strong>der</strong> Phase I, <strong>der</strong> Lokalinfektion,<br />

gelten Doxycyclin bei Erwachsenen<br />

<strong>und</strong> Amoxicillin bei Kin<strong>der</strong>n als Therapie<br />

<strong>der</strong> Wahl, in <strong>der</strong> chronischen Phase<br />

<strong>der</strong> Infektion lassen nur intravenöse<br />

Cephalosporine <strong>der</strong> dritten Generation<br />

einen Heilungserfolg erwarten.<br />

Die <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> ist eine außerordentlich<br />

häufi ge Erkrankung. Je nach<br />

Region zeigen Seroprävalenzstudien,<br />

dass bis zu 20% <strong>der</strong> Probanden Antikörper<br />

gegen Borrelia burgdorferi sensu<br />

lato aufweisen. In einer eigenen Untersuchung<br />

in Kraichtal/Nordbaden haben<br />

wir 16,7 % seropositive Probanden in<br />

einer nichtselektierten Stichprobe <strong>der</strong><br />

Gesamtbevölkerung gef<strong>und</strong>en (n=2628).<br />

Diese hohe Rate von Seropositiven hat<br />

die Annahme begründet, dass <strong>der</strong> Nachweis<br />

von Immunglobulin-G-Antikörpern<br />

(IgG-Antikörpern) in vielen Fällen lediglich<br />

auf eine früher durchgemachte Infektion<br />

zu interpretieren wäre.<br />

Diese Ansicht wird noch heute vielfach<br />

publiziert. In einer Langzeituntersuchung<br />

des genannten Kollektivs konnten wir<br />

dann aber zeigen, dass alle seropositiven<br />

Probanden irgendwann auch klinisch<br />

symptomatisch werden.<br />

Die maximale Latenzzeit bis zum<br />

Auftreten von Krankheitssymptomen<br />

Werden Sie<br />

Mitglied im<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong><br />

Deutschland e.V.<br />

Sie helfen damit,<br />

die Aufmerksamkeit<br />

bei Ärzten,<br />

Krankenkassen<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitikernauszubauen<br />

<strong>und</strong> Heilungschancen<br />

zu<br />

verbessern.<br />

(Beitrittsantrag<br />

siehe letzte Seite)<br />

betrug acht Jahre. In <strong>der</strong><br />

einzigen ähnlichen Langzeitstudie,<br />

die bisher weltweit<br />

durchgeführt wurde,<br />

fanden Petersen et al.<br />

bei 1849 Probanden ganz<br />

ähnliche Ergebnisse <strong>und</strong><br />

ebenfalls eine maximale<br />

freie Latenzzeit von acht<br />

Jahren.<br />

In <strong>der</strong> jetzt fast zwanzig<br />

Jahre laufenden Nachbeobachtung<br />

des Kraich-<br />

taler Kollektivs konnten keineSpontanheilungen bei Borrelieninfektionen beobachtet<br />

werden.<br />

Hinzu kommt ein mikrobiologisches<br />

Argument: Bei allen Krankheitsstadien<br />

konnten Borrelien kulturell angezüchtet<br />

werden. Beim Erythema migrans gelingt<br />

die Anzucht regelhaft, aus Liquorproben<br />

relativ häufi g, bei Synoviabiopsaten<br />

zumindest in Einzelfällen <strong>und</strong> bei<br />

<strong>der</strong> Acro<strong>der</strong>matitis chronica atrophicans<br />

(ACA) wie<strong>der</strong> sehr regelmäßig.<br />

Daher kann heute als geklärt gelten,<br />

dass die <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> eine primär<br />

chronisch verlaufendeInfektionskrankheit ist, bei <strong>der</strong> es in Analogie zur Syphilis<br />

keine Spontanheilung gibt. Die<br />

These eines „Durchseuchungstiters“ im<br />

Sinne einer durchgemachten, spontan<br />

überstandenen Infektion konnte nie belegt<br />

werden <strong>und</strong> sollte heute obsolet sein.<br />

� Epidemiologie <strong>und</strong> Erreger<br />

(-diversität)<br />

Borrelien sind weltweit verbreitet. Die<br />

meisten Arten werden durch Zecken<br />

verbreitet, nur Borrelia recurrentis wird<br />

von Klei<strong>der</strong>läusen übertragen.<br />

In Mitteleuropa sind mehrere Arten<br />

nachgewiesen worden. Eine Studie an<br />

mehr als 5000 Isolaten aus Süddeutschland<br />

[Oehme unpublizierte Daten] zeigte<br />

folgende Verteilung:<br />

44% Borrelia afzelii<br />

20% Borrelia garinii<br />

16% Borrelia burgdorferi<br />

sensu stricto<br />

10% Borrelia valaisiana<br />

10% nichtklassifi zierbare Isolate<br />

Da ein Teil <strong>der</strong> Stämme nicht o<strong>der</strong> nur<br />

sehr schwer kultivierbar ist, ist für einige<br />

die Humanpathogenität noch nicht<br />

gesichert.<br />

� Klinische Verlaufsformen<br />

Es ist bisher unklar, ob die verschiedenen<br />

Borrelienarten klinisch unterscheidbare<br />

Krankheitsbil<strong>der</strong> verursachen.<br />

Eine Untersuchung von van Dam<br />

scheint zu belegen, dass Borrelia garinii<br />

häufi ger für Neuroborreliosen verantwortlich<br />

zu sein scheint <strong>und</strong> Borrelia<br />

burgdorferi s. s. häufi ger bei <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<br />

Arthritis gef<strong>und</strong>en wird.<br />

Bei <strong>der</strong> ACA fi ndet man beson<strong>der</strong>s<br />

häufi g B. afzelii. Diese Ergebnisse bedürfen<br />

aber noch <strong>der</strong> Bestätigung.<br />

Hierbei ist zu berücksichtigen, dass<br />

in den Nie<strong>der</strong>landen B. garinii häufi ger<br />

<strong>und</strong> B. afzelii seltener isoliert wurden<br />

als in Süddeutschland.<br />

Generell verläuft eine Borrelieninfektion<br />

in drei Phasen (die klassische Stadieneinteilung<br />

erscheint nach mikrobiologischen<br />

Kriterien eher überholt).<br />

� Phase I: Lokalinfektion<br />

Die Phase I ist eine Lokalinfektion, die<br />

unter dem Bild eines Erythema migrans<br />

o<strong>der</strong> eines Lymphozytoms ablaufen<br />

kann. Das Erythema migrans zeigt sich,<br />

wenn <strong>der</strong> Erreger sich von <strong>der</strong> Stichstelle<br />

zentrifugal ausgebreitet hat <strong>und</strong> nach<br />

sieben bis zehn Tagen die zelluläre Immunreaktion<br />

einsetzt. Lymphozyten<br />

<strong>und</strong> Plasmazellen strömen in die Haut<br />

ein <strong>und</strong> werden als meist ringförmige,<br />

gut abgegrenzte Rotfärbung sichtbar.<br />

Da die Epi<strong>der</strong>mis nicht beteiligt ist, entsteht<br />

nur ein Erythem, niemals ein Ekzem.<br />

Das Borrelienlymphozytom ist nach pathophysiologischen<br />

Kriterien lediglich<br />

eine Son<strong>der</strong>form des Erythema migrans.<br />

Beson<strong>der</strong>s häufi g tritt es bei Kin<strong>der</strong>n<br />

am Ohr auf. Die anatomische Struktur<br />

des Ohres verhin<strong>der</strong>t die Ausbildung einer<br />

kreisförmigen Rötung, so dass eher<br />

ein diffuses Infi ltrat imponiert. Natürlich<br />

handelt es sich auch hier um eine<br />

Phase-I-Infektion, nicht, wie gelegentlich<br />

beschrieben, um ein Symptom <strong>der</strong><br />

Phase II.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich kann ein Lymphozytom<br />

an allen Körperstellen solitär o<strong>der</strong><br />

im Zentrum eines Erythema migrans<br />

auftreten. Nach eigenen Beobachtungen<br />

tritt es in isolierter Form bei Reinfektionen<br />

beson<strong>der</strong>s häufi g auf. In diesen Fällen<br />

kommt es durch die schneller <strong>und</strong><br />

heftiger einsetzende Immunantwort bereits<br />

zu einem früheren Zeitpunkt zu einem<br />

Einströmen <strong>der</strong> immunkompetenten<br />

Zellen, so dass statt eines fl ächigen<br />

eher ein knotiges Infi ltrat entsteht.<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


� Phase II:<br />

Erregergeneralisation<br />

Nach einer gewissen Zeit <strong>der</strong> Erregervermehrung<br />

in <strong>der</strong> Haut kommt es zu<br />

einer Bakteriämie. Diese kann normalerweise<br />

etwa nach drei Wochen erwartet<br />

werden. Klinisch ist die Bakteriämie<br />

durch grippeartige Allgemeinsymptome,<br />

Kopf- <strong>und</strong> Glie<strong>der</strong>schmerzen,<br />

Nachtschweiß <strong>und</strong> Herzklopfen<br />

charakterisiert <strong>und</strong> daher kaum von<br />

an<strong>der</strong>en akuten Infektionen zu unterscheiden.<br />

Fieber ist meist nur gering<br />

ausgeprägt. Diese Phase kann auch<br />

subklinisch verlaufen, wenn die Erregerzahl<br />

gering ist.<br />

Ein Erythema migrans an <strong>der</strong> Stichstelle<br />

tritt in etwa 80 % aller Infektionen auf.<br />

Wenn die Zecke beim Stich direkt ein Bluto<strong>der</strong><br />

Lymphgefäß getroff en hat, kann aber<br />

ein Erythem fehlen. Dann beginnt die<br />

Erkrankung meist um den zehnten Tag<br />

nach Zeckenstich mit grippeartigen Allgemeinsymptomen.<br />

Nach dieser Erregerstreuung können<br />

erste Organsymptome auftreten. Wan<strong>der</strong>n<br />

die Borrelien in die Liquorräume<br />

ein, folgt eine lymphozytäre Meningitis<br />

(etwa 5 % <strong>der</strong> Fälle). Ist das Herz betroffen,<br />

kann eine Myokarditis zu Tachyarrhythmien<br />

o<strong>der</strong> Reizleitungsstörungen<br />

führen.<br />

Das Bannwarth-Syndrom, eine Kombination<br />

von akuten Neuritiden peripherer<br />

Nerven <strong>und</strong> lymphozytärer Meningitis,<br />

kann einen Bandscheibenvorfall imitieren.<br />

Meist weisen die begleitenden Allgemeinsymptome,<br />

die beim Bandscheibenvorfall<br />

fehlen, auf die Ätiologie hin.<br />

� Phase III: Spätphase<br />

Schließlich folgt meist ein längeres freies<br />

Intervall von Monaten bis Jahren, in<br />

denen <strong>der</strong> Patient relativ beschwerdefrei<br />

ist, bevor die typischen Manifestationen<br />

<strong>der</strong> Spätphase (Phase III) folgen.<br />

Die hohe Affi nität <strong>der</strong> Borrelien zu<br />

kollagenen Fasern führt im Spätstadium<br />

in aller Regel zu Symptomen am Bewegungsapparat.<br />

Myalgien <strong>und</strong> Arthralgien<br />

sind die Regel, auch hier oft in Kombination<br />

mit Abgeschlagenheit, Nachtschweiß<br />

<strong>und</strong> Palpitationen. Gerade die Kombination<br />

von Arthralgien großer Gelenke, Myalgien<br />

<strong>und</strong> Nachtschweiß sollte an die <strong>Borreliose</strong><br />

denken lassen.<br />

Die klassische <strong>Lyme</strong>-Arthritis befällt<br />

sehr oft die Kniegelenke o<strong>der</strong> Sprung-<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

gelenke, Hüften <strong>und</strong> Handwurzelgelenke.<br />

Bei dieser Form <strong>der</strong> Arthritis kommt es<br />

oft binnen St<strong>und</strong>en zur Ausprägung<br />

großer Gelenkergüsse, die nach Punktion<br />

extrem schnell nachlaufen.<br />

Eine chronische Kardiomyopathie<br />

durch Borrelien wurde beschrieben,<br />

Bergler-Klein et al. konnten zeigen,<br />

dass sich diese durch antibiotische Therapien<br />

bessern lässt.<br />

Mit zunehmendem Verlauf bildet<br />

sich durch eine axonale Degeneration<br />

peripherer Nerven recht häufi g eine<br />

Neuropathie aus, die zu fortschreiten-<br />

dem Verlust <strong>der</strong> Sensibilität führt <strong>und</strong> in<br />

<strong>der</strong> Regel recht schmerzhaft ist. Sie folgt<br />

nicht streng dem Verlauf einzelner Dermatome<br />

<strong>und</strong> ist nie sockenförmig wie<br />

beim Diabetiker ausgebildet.<br />

Schließlich kommt es nach Jahren<br />

bei einem Teil <strong>der</strong> Patienten zu einer<br />

Acro<strong>der</strong>matitis chronica atrophicans.<br />

Borrelien haben ein Temperaturoptimum<br />

bei 32 bis 34°C, so dass sie sich<br />

im Bereich <strong>der</strong> etwas kühleren Haut <strong>der</strong><br />

Akren aufkonzentrieren können. Histologisch<br />

ist die ACA gekennzeichnet<br />

durch eine zunehmende Degeneration<br />

des Kollagens mit weitgehendem Verlust<br />

elastischer Fasern.<br />

Aus den Hautpartien einer ACA lassen<br />

sich Borrelien recht gut kultivieren.<br />

Auch dies zeigt, dass es sich bei <strong>der</strong><br />

<strong>Borreliose</strong> um eine chronische Infektionskrankheit<br />

mit Persistenz des Erregers<br />

handelt.<br />

� Diagnose<br />

<strong>Neben</strong> <strong>der</strong> klinischen Symptomatik<br />

stützt sich die Diagnose einer Borrelieninfektion<br />

hauptsächlich auf serologische<br />

Verfahren, die heute weitgehend<br />

standardisiert sind.<br />

Die Bildung (messbarer Mengen)<br />

von Antikörpern setzt etwa zehn Tage<br />

nach dem Beginn <strong>der</strong> Bakteriämie ein.<br />

Das bedeutet, dass beim Erythema migrans<br />

<strong>und</strong> beim Lymphozytom in aller Regel<br />

keine Antikörper nachweisbar sind.<br />

Beide Erkrankungen sind aber Blickdiagnosen!<br />

Es wäre ein Kunstfehler, bei einem<br />

Erythema migrans die Therapie vom Antikörpernachweis<br />

abhängig zu machen!<br />

Auch zu Beginn einer neurologischen<br />

Symptomatik können noch Antikörper<br />

fehlen.<br />

Seronegative <strong>Borreliose</strong>n im Spätstadium<br />

gibt es dagegen nicht. . Es ist völlig<br />

Therapie<br />

<strong>und</strong>enkbar, dass eine über längere Zeit<br />

laufende, mehr o<strong>der</strong> weniger intensive<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen Erreger<br />

<strong>und</strong> Immunsystem ohne Bildung messbarer<br />

Antikörper bleibt.<br />

Eine direkte Anzucht des Erregers<br />

o<strong>der</strong> ein Nachweis mit PCR aus Körpermaterialien<br />

ist prinzipiell möglich, die<br />

Trefferquote allerdings gering.<br />

Beim Erythema migrans wäre die<br />

Kultur gut möglich, aber unnötig, bei<br />

Arthritiden macht nur<br />

die Untersuchung einer<br />

Synovia-Biopsie, nicht<br />

aber von Gelenkerguss<br />

Sinn. Meist ist eine<br />

PCR üblich.<br />

� Interpretation<br />

<strong>der</strong> Serologie<br />

Priv.-Doz. Dr. med. habil.<br />

Dieter Hassler ist nie<strong>der</strong>gelassener<br />

Arzt in Kraichtal<br />

<strong>und</strong> Lehrbeauftragter<br />

für Infektiologie an <strong>der</strong><br />

Universität Heidelberg<br />

Bei <strong>der</strong> Interpretation<br />

<strong>der</strong> serologischen Bef<strong>und</strong>e<br />

sind einige spezielle<br />

Aspekte zu beachten.<br />

In <strong>der</strong> Phase <strong>der</strong> Lokalinfektion<br />

zeigt <strong>der</strong> Nachweis von Antikörpern,<br />

dass eine Bakteriämie zumindest be-<br />

gonnen hat. Der reine IgM-Nachweis<br />

kann auf eine frische Infektion hinweisen,<br />

die IgM-Antikörper sind allerdings kreuzreaktiv<br />

mit verschiedenen Erregern, so<br />

dass sie nicht prinzipiell beweisend sind.<br />

Bei Nachweis von Antikörpern im ELISA<br />

sollte gr<strong>und</strong>sätzlich zur Bestätigung ein<br />

Westernblot erfolgen, an dem sich die<br />

Spezifi tät <strong>der</strong> Antikörper zeigen lässt.<br />

� Mikrobiologische Daten<br />

<strong>und</strong> Daten zur Therapie<br />

Zahlreiche Antibiotika sind in vitro gegen<br />

Borrelia burgdorferi (sensu lato)<br />

wirksam. Umfangreiche Daten zur Invitro-Sensibilität<br />

liegen vor. Durch Untersuchungen<br />

von Preac-Mursic et al.,<br />

Johnson et al. <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en [1993] wissen<br />

wir, dass vor allem die Cephalosporine<br />

<strong>der</strong> Gruppe 3a Ceftriaxon <strong>und</strong> Cefotaxim<br />

sowie die neueren Makrolide sehr<br />

gute In-vitro-Aktivität aufweisen. Benzylpenicillin<br />

(Penicillin G) wirkt dagegen<br />

nur mäßig gegen Borrelia burgdorferi.<br />

Die MHK90-Werte für Benzylpenicillin<br />

liegen bei 4 bis 8 mg/l. Dies erklärt,<br />

warum es in den chronischen<br />

Krankheitsstadien, bei denen perfusionsgestörte<br />

Kompartimente vorliegen, oft<br />

versagt hat. Von Hansen wurden aller-<br />

Foto: privat 5


6 Therapie<br />

dings die früher mitgeteilten MHK-Wert-<br />

Messungen kritisiert, da Benzylpenicillin<br />

im verwendeten Kelly-Medium nicht<br />

ausreichend stabil sein soll. Ergebnisse<br />

von Tierversuchen <strong>und</strong> klinischen Studien<br />

sprechen ebenfalls dafür, dass die<br />

Wirkung von Benzylpenicillin auf Borrelien<br />

eher mäßig ist.<br />

Generell schlecht wirksam sind auch<br />

die Oralcephalosporine mit Ausnahme<br />

von Cefuroximaxetil. Eine primäre Resistenz<br />

fi nden wir bei Aminoglykosiden<br />

<strong>und</strong> Sulfonamiden, was auch erhebliche<br />

Zweifel an <strong>der</strong> von Gasser publizierten<br />

Kasuistik über eine erfolgreiche<br />

Therapie von Patienten im chronischen<br />

Stadium mit einer Kombination<br />

aus Roxithromycin <strong>und</strong> Trimethoprim/<br />

Sulfmethoxazol aufkommen lässt. Wenn<br />

überhaupt, so wäre dieser Therapieerfolg<br />

allein dem Roxithromycin zuzuschreiben,<br />

das aber als Einzelsubstanz<br />

ebenfalls schlecht wirksam war.<br />

Substanzen mit guter Wirksamkeit<br />

sind Amoxicillin, Doxycyclin <strong>und</strong> Imipe-<br />

nem. Die Makrolide Erythromycin, Roxi- Roxi-<br />

thromycin <strong>und</strong> Clarithromycin weisen<br />

dagegen Diskrepanzen zwischen ihrer<br />

Wirksamkeit in vitro bzw. in vivo auf:<br />

Sie sind in vitro hervorragend wirksam,<br />

während sie klinisch <strong>und</strong> im Tierversuch<br />

mit Ausnahme von Azithromycin<br />

bisher enttäuscht haben. Die Gründe dafür<br />

sind unbekannt. Klinische Studien<br />

mit Azithromycin in einer Dosierung von<br />

500 mg über 10 Tage sind dagegen vielversprechend<br />

verlaufen. Luft et al. fanden<br />

dagegen eine Überlegenheit von Amoxicillin<br />

gegenüber Azithromycin, wobei in<br />

dieser Untersuchung nur 7 Tage lang<br />

500 mg Azithromycin gegeben wurde.<br />

Für die Therapie <strong>der</strong> Phase II (Generalisationsphase)<br />

existieren ebenfalls nur<br />

wenige kontrollierte Untersuchungen,<br />

wobei unterschiedliche Schwerpunkte<br />

gelegt wurden.<br />

G lossar<br />

Bakteriämie: Erreger im Blut<br />

MHK-Werte: Minimale Hemmkonzentration<br />

d.h. kleinste Konzentation einer antimikrobiellen<br />

o<strong>der</strong> antiviralen Substanz,<br />

die die Vermehrung des Erregers hemmt.<br />

Palpitation:<br />

verstärkte <strong>und</strong> beschleunigte Herzaktion<br />

Kardiomyopathie:<br />

Erkrankung <strong>der</strong> Herzmuskulatur<br />

Neuropathie:<br />

Nichtentzündliche Nervenerkrankung<br />

Quelle: Springer-Lexikon Medizin<br />

Die offene, randomisierte Studie von<br />

Dattwyler et al. an 140 Patienten kommt<br />

zum Ergebnis, dass Patienten in <strong>der</strong><br />

akuten Generalisationsphase <strong>der</strong> Erkrankung<br />

genauso gut mit oralem Doxycyclin<br />

wie mit parenteralem Ceftriaxon<br />

behandelt werden können.<br />

Wenn man die Patientenauswahl betrachtet,<br />

so handelte es sich fast ausschließlich<br />

(133 von 140) um Patienten<br />

mit multiplem Erythema migrans, teilweise<br />

mit zusätzlichen Allgemeinsymptomen<br />

als Zeichen einer Bakteriämie. Patienten<br />

mit meningitischer Symptomatik<br />

waren ausgeschlossen. Die Nachbeobachtungszeit<br />

(3 Monate) war relativ kurz.<br />

Akute Neuroborreliosen wurden in<br />

mehreren Studien untersucht:<br />

Pfi ster et al. untersuchten in randomisierten,<br />

prospektiven Studien die<br />

Wirksamkeit von Benzylpenicillin, Ceftriaxon<br />

<strong>und</strong> Cefotaxim bei <strong>der</strong> Behandlung<br />

<strong>der</strong> akuten Neuroborreliose. Beide,<br />

vom Design her überzeugenden Studien<br />

kommen bei kleinen Fallzahlen zum Ergebnis,<br />

dass die Ergebnisse <strong>der</strong> Therapie<br />

mit Benzylpenicillin, mit Ceftriaxon<br />

<strong>und</strong> Cefotaxim bei <strong>der</strong> akuten Neuroborreliose<br />

gleichwertig sind. Bemerkenswert<br />

sind die gemessenen Liquorspiegel,<br />

die bei Benzylpenicillin unter<br />

<strong>der</strong> MHK für Borrelia lagen.<br />

Kohlhepp et al. zeigten in einer randomisierten<br />

Studie eine gleiche Wirksamkeit<br />

von Benzylpenicillin <strong>und</strong> intravenösem<br />

Doxycyclin.<br />

Skoldenberg et. al. fanden in ihrer<br />

nichtrandomisierten Studie ebenfalls<br />

gute Therapieerfolge nach Benzylpenicillin<br />

<strong>und</strong> Doxycyclin.<br />

Mülleger et al. verglichen in einer<br />

prospektiven Studie bei Kin<strong>der</strong>n die<br />

therapeutische Effektivität von intravenösem<br />

Benzylpenicillin <strong>und</strong> Ceftriaxon.<br />

Sie zeigten eine gleich gute Wirksamkeit<br />

bei<strong>der</strong> Substanzen.<br />

� Chronische Phase<br />

Zur Therapie <strong>der</strong> chronischen Phase liegen<br />

bisher nur wenige kontrollierte prospektive<br />

Untersuchungen vor.<br />

Eine erste <strong>der</strong>artige Untersuchung<br />

wurde von Dattwyler et al. 1988 publiziert.<br />

23 Patienten mit klinisch aktiver,<br />

chronischer <strong>Borreliose</strong> wurden randomisiert<br />

<strong>und</strong> mit intravenösem Benzylpenicillin<br />

bzw. mit Ceftriaxon therapiert.<br />

Während in <strong>der</strong> Penicillin-Gruppe<br />

fünf von zehn Patienten als Therapieversager<br />

registriert wurden, war dies in<br />

<strong>der</strong> Ceftriaxon-Gruppe nur einer von 13<br />

Patienten. In einer nachgeschalteten<br />

Dosisfi ndungsstudie wurden 17 Patienten<br />

mit 4 g <strong>und</strong> 14 mit 2 g Ceftriaxon<br />

täglich behandelt. Der Unterschied zwischen<br />

diesen Gruppen war nicht signifi -<br />

kant (jeweils 2 Therapieversager).<br />

Da es sich um relativ kleine Vergleichsgruppen<br />

handelt, erscheint eine<br />

statistische Auswertung problematisch.<br />

Vor allem die Aussagen zum Dosisvergleich<br />

(Ceftriaxon 2 g bzw. 4 g täglich)<br />

basieren auf einer zu kleinen Zahl von<br />

Patienten. Die Nachbeobachtungszeit war<br />

insgesamt zu kurz, um Spätrezidive sicher<br />

zu erfassen.<br />

Unsere Arbeitsgruppe hat in einer<br />

prospektiven, randomisierten Untersuchung<br />

an 135 Patienten mit chronischer<br />

<strong>Borreliose</strong> intravenöses Benzylpenicillin<br />

mit Cefotaxim verglichen. 69 Patienten<br />

erhielten 2 x 3 g Cefotaxim täglich über<br />

10 Tage, 66 Patienten Benzylpenicillin<br />

(2 x 10 MegaE), ebenfalls über 10 Tage.<br />

Die Cefotaxim-Gruppe schnitt bei einer<br />

Nachbeobachtungszeit von 24 Monaten<br />

signifi kant besser ab (88 % Therapieer- Therapieer-<br />

folg bei Cefotaxim, 61 % bei Benzylpenicillin,<br />

p


cyclin, 18 mit Amoxicillin behandelt.<br />

Jeweils etwa 90% sprachen auf die Therapie<br />

an. Die nicht erfolgreich therapierten<br />

Patienten erhielten Ceftriaxon über<br />

14 Tage. Fünf Patienten (vier aus <strong>der</strong><br />

Amoxicillin-Gruppe, ein Doxycyclin-Patient)<br />

entwickelten später eine Neuroborreliose.<br />

Die Autoren folgern, dass in den meisten<br />

Fällen eine orale Therapie ausreicht,<br />

<strong>und</strong> dass in einigen Fällen, die darauf<br />

keine Besserung gezeigt hätten, auch<br />

mit Ceftriaxon kein entscheiden<strong>der</strong><br />

Therapieerfolg erreicht worden sei. Sie<br />

erklären die Therapieresistenz mit <strong>der</strong><br />

Assoziation zum HLA-DR4. Die Studie<br />

erscheint insgesamt zu klein <strong>und</strong> die<br />

Nachbeobachtungszeit zu kurz, um<br />

verbindliche Schlüsse zu ziehen, die<br />

Zahl <strong>der</strong> offensichtlichen Therapieversager<br />

(Neuroborreliosen) zu hoch, als<br />

dass man den Schlussfolgerungen <strong>der</strong><br />

Autoren folgen könnte.<br />

Huppertz et al. haben 62 Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

Jugendliche mit <strong>Lyme</strong>-Arthritis in einer<br />

offenen Studie untersucht. Dabei wurden<br />

verschiedenste Regime eingesetzt,<br />

in den meisten Fällen aber Ceftriaxon.<br />

Von 53 Behandlungszyklen werden 36<br />

als effektiv angegeben, die Nachbeobachtungszeit<br />

betrug 24 Monate.<br />

In jüngster Zeit wurde eine Studie<br />

von Klempner stark diskutiert. Klemp-<br />

ner fand, dass in <strong>der</strong> chronischen Phase<br />

durch wie<strong>der</strong>holte intravenöse Therapien<br />

keine Verbesserung <strong>der</strong> Symptomatik<br />

erreicht werden kann. Diese Studie<br />

wird immer wie<strong>der</strong> als Beleg angeführt,<br />

dass es keinen Sinn mache, nochmals<br />

intravenös zu behandeln, wenn die kli-<br />

nische Symptomatik persistiert. Da in<br />

Klempners Studie aber mehr als 50% <strong>der</strong><br />

Patienten eine so genannte „seronegative“<br />

<strong>Borreliose</strong> hatten, hat diese Untersuchung<br />

absolut keine Aussagekraft.<br />

� Aktuelle Therapieempfehlungen<br />

Aus <strong>der</strong> genannten Datenlage ergeben sich<br />

folgende Empfehlungen zur Therapie:<br />

Phase I: Lokalinfektion<br />

früher „Stadium I“ (Erythema migrans<br />

<strong>und</strong> Borrelienlymphozytom)<br />

Bei Erwachsenen:<br />

Doxycyclin 2-3 x 100 mg/20 Tage<br />

Alternativen: Amoxicillin 3 x 750 – 4 x<br />

1000 mg/20 Tage<br />

Cefuroximaxetil 2 – 3 x 500 mg/20 Tage<br />

Azithromycin 500 mg/10 Tage<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Bei Kin<strong>der</strong>n:<br />

Amoxicillin (3 – 4 x tgl. 15 mg/kg KG),<br />

Cefuroximaxetil (2 – 3x tgl. 6 mg/kg KG),<br />

Azithromycin (1x tgl. 6 mg/kg KG)<br />

Bei Schwangeren:<br />

Amoxicillin, Cefuroximaxetil (wie oben)<br />

Phase II (Bakteriämie)<br />

Siehe oben, alternativ auch i. v. Therapie<br />

mit Cefotaxim o<strong>der</strong> Ceftriaxon<br />

Bei ZNS-Beteiligung (Bannwarth-Syndrom):<br />

i. v. Cephalosporine<br />

Phase III (chronisches Stadium)<br />

Cefotaxim 2 x 3 bis 2 x 4 g/<br />

15-21 Tage i. v.<br />

Ceftriaxon 2-4 g/14-21 Tage i. v.<br />

Für eine prolongierte Therapie über<br />

mehr als 20 Tage liegt kein Beleg für<br />

einen Nutzen vor, die <strong>Neben</strong>wirkungen<br />

steigen aber erheblich.<br />

Für eine orale Therapie mit Doxycyclin<br />

im chronischen Stadium fehlen Belege<br />

<strong>der</strong> Wirksamkeit.<br />

� Bewertung <strong>der</strong><br />

Einzelsubstanzen<br />

1. Oral-Penicilline<br />

MHK-Werte: 0,05-8 (Median 2)<br />

Im Tiermodell sehr wenig effektiv.<br />

Studien existieren zur Therapie des unkomplizierten<br />

Erythema migrans. Die<br />

Wirksamkeit scheint nachgewiesen,<br />

wobei die Patientenzahl <strong>und</strong> die Nachbeobachtungszeiten<br />

dieser Studien in<br />

den meisten Fällen relativ gering erscheinen.<br />

Da die In-vitro-MHK-Werte für Penicilline<br />

zu schlecht sind, können Oralpenicilline<br />

mit Ausnahme von Amoxicillin<br />

(siehe unten) nicht empfohlen werden.<br />

2. Parenterales Benzylpenicillin<br />

MHK-Werte: 0,05-8 (Median 2)<br />

Klinische Wirksamkeit bewiesen für die<br />

akute Neuroborreliose. Kann trotzdem<br />

nicht empfohlen werden, weil in <strong>der</strong><br />

Studie in keinem einzigen Fall wirksame<br />

Liquorspiegel erreicht worden sind.<br />

3. Amoxicillin<br />

MHK-Werte: 0,12-2 (Median 0,5)<br />

Die Wirksamkeit für die Therapie des<br />

Erythema migrans ist gesichert, in <strong>der</strong><br />

Studie von Luft war diese besser als die<br />

von Azithromycin. Amoxicillin kann<br />

zusätzlich mit Probenecid kombiniert<br />

werden, um höhere Plasmaspiegel zu<br />

erreichen. Da viel höher dosiert werden<br />

kann als bei Doxycyclin <strong>und</strong> die MHK-<br />

Werte identisch sind, eigentlich die ideale<br />

Therapie<br />

Substanz im Frühstadium, da höher dosiert<br />

werden kann.<br />

Son<strong>der</strong>rolle bei <strong>der</strong> Behandlung von<br />

Kin<strong>der</strong>n (bestgeeignete Substanz).<br />

4. Cephalosporine<br />

4a) Cefuroximaxetil<br />

MHK-Werte: 1<br />

Einzige Substanz aus <strong>der</strong> Gruppe, für<br />

die gesicherte klinische Daten vorliegen.<br />

Dosierung 2 x 500 mg über 20 Tage<br />

bei Erythema migrans.<br />

Nadelman: 123 Patienten randomisiert<br />

gegen Doxycyclin, 93 % Therapieerfolg;<br />

Luger: 232 Patienten, randomisiert<br />

gegen Doxycyclin 90 % Therapieerfolg<br />

(in beiden Studien, die teilweise identisch<br />

scheinen, kein signifi kanter Unterschied<br />

zur Doxycyclin-Gruppe).<br />

4b) Sonstige Oralcephalosporine<br />

Nur In-vitro-Daten verfügbar, keinerlei<br />

klinische Studien.<br />

4c) Cephalosporine <strong>der</strong> Gruppe 3a<br />

(Ceftriaxon, Cefotaxim)<br />

MHK-Werte Ceftriaxon: Baradaran<br />

0,003-0,4, Johnson 0,08, Preac-Mursic<br />

0,06-0,25<br />

MHK-Werte Cefotaxim: Baradaran<br />

0,006-0,1<br />

Beide Substanzen sind in vitro <strong>und</strong><br />

auch im Tierversuch hocheffektiv <strong>und</strong><br />

als einzige Substanzgruppe in aussagekräftigen<br />

klinischen Studien auch für<br />

die chronische <strong>Borreliose</strong> abgesichert.<br />

Dies sind die Referenzsubstanzen für die<br />

Therapie <strong>der</strong> chronischen <strong>Borreliose</strong>.<br />

Ceftriaxon hat gegenüber dem Cefotaxim<br />

den Nachteil einer höheren Plasmaeiweißbindung<br />

<strong>und</strong> – wegen <strong>der</strong> biliären<br />

Ausscheidung – höherer Komplikationsraten.<br />

Cefotaxim kann sehr hoch dosiert<br />

werden <strong>und</strong> ist deshalb als einzige<br />

Substanz für eine Hochdosis-Intervalltherapie<br />

geeignet.<br />

5. Tetracycline<br />

5a) Tetracyclin<br />

MHK-Werte: 0,5-4 (Median 1)<br />

Für das Erythema migrans gesicherte<br />

Wirksamkeit. Für das chronische Stadium<br />

existiert keine prospektive Studie,<br />

lediglich eine retrospektive Analyse von<br />

Donta. 270 Patienten mit chronischer<br />

<strong>Borreliose</strong> wurden 1 bis 11 Monate mit<br />

Tetracyclin behandelt, davon 20% „seronegative<br />

Patienten“. 70% „Besserung“<br />

inklusive seronegativer Patienten.<br />

Nachbeobachtung zu kurz. Studie<br />

schlicht unbrauchbar.<br />

7


8 Therapie<br />

Foto: Fischer<br />

5b) Doxycyclin<br />

Wi<strong>der</strong>sprüchliche In-vitro-Ergebnisse.<br />

Angegeben werden folgende MHK-Werte:<br />

Baradaran 0,1-0,8, Levin 4, Johnson<br />

1,6, Preac-Mursic 0,5.<br />

Sehr gut in Studien für das Stadium 1<br />

<strong>und</strong> die frische Generalisationsphase<br />

abgesicherte Substanz. Standard bei<br />

Erwachsenen. Heilungserfolge in <strong>der</strong><br />

Regel >90 % bei einer Dosierung von<br />

2 x 100 o<strong>der</strong> 3 x 100 mg über 20 Tage.<br />

Minocyclin ist wie Doxycyclin wirksam.<br />

Keine verwertbare Studie über die<br />

Therapie im chronischen Stadium.<br />

6. Makrolide<br />

6a) Erythromycin<br />

MHK-Werte: 0,003-0,32 (Median 0,125)<br />

Studienergebnisse liegen nur für das Erythema<br />

migrans vor. Trotz guter In-vitro-<br />

Aktivität schlechte In-vivo-Ergebnisse<br />

(Steere). Nicht zu empfehlen.<br />

6b) Clarithromycin<br />

MHK-Werte: 0,003-0,5<br />

Eine Pilotstudie von Dattwyler, 2 x 500<br />

mg über 21 Tage, 91 % Therapieerfolg.<br />

Nur 28 von 41 Patienten konnten nach<br />

sechs Monaten re-evaluiert werden.<br />

Was ist ... das „Komplement“?<br />

Das Komplement ist ein System von mehr als 30 Proteinen,<br />

die im Blutplasma gelöst o<strong>der</strong> zellgeb<strong>und</strong>en <strong>der</strong> Abwehr<br />

von Mikroorganismen (Bakterien, Pilze, Parasiten)<br />

dienen. Seine Aktivität ist eine Ergänzung<br />

des angeborenen Immunsys-<br />

A bis Z<br />

<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

von Günther Binnewies<br />

tems. Die Hauptaufgabe des Komplements<br />

besteht darin, Krankheitserreger<br />

für das Immunsystem erkennbar<br />

zu machen. Im Fall einer Infektion<br />

werden die normalerweise überall im<br />

Körper vorkommenden Komplementproteine<br />

am lokalen Infektionsherd<br />

aktiviert, die sich dort kaskadenartig vermehren <strong>und</strong> zu einer<br />

Verstärkung <strong>der</strong> Immunantwort führen. Daneben löst es<br />

eine Reihe von Entzündungsreaktionen<br />

aus, die den Kampf gegen die Infektion<br />

unterstützen.<br />

Es ist auch in <strong>der</strong> Lage, Bakterien direkt<br />

zu zerstören, in dem es Löcher in<br />

<strong>der</strong>en Zellmembrane frisst. Die Komplementproteine<br />

besitzen aber auch<br />

stark zellzerstörende Eigenschaften<br />

<strong>und</strong> können, wenn sie unreguliert wirken,<br />

bei Krankheiten wie <strong>der</strong> Rheumatoiden<br />

Arthritis o<strong>der</strong> Herzinfarkt, Gewebeschäden<br />

erzeugen.<br />

6c) Roxithromycin<br />

MHK-Werte: 0,06-1,6<br />

Eine Studie von Hansen mit 2 x 150 mg<br />

über zehn Tage wurde vorzeitig abgebrochen,<br />

weil 5 von 19 behandelten Patienten<br />

sich unter Therapie verschlechtert<br />

hatten. Möglicherweise wurde unterdosiert.<br />

6d) Azithromycin<br />

MHK-Werte: 0,003-0,06 (Median 0,005)<br />

Mehrere klinische Studien mit etwas<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlichen Ergebnissen.<br />

Strle fand bei einer Dosierung von<br />

500 mg/10 d eine bessere Wirksamkeit<br />

gegenüber Penicillinen <strong>und</strong> Doxycyclin,<br />

Luft fand eine bessere Wirksamkeit<br />

von Amoxicillin gegenüber Azithromycin<br />

(500 mg/7 d) bei Erythema-migrans-Patienten.<br />

Weber fand eine äquivalente<br />

Wirkung.<br />

Keine Studie über die Therapie des<br />

chronischen Stadiums verfügbar.<br />

7. Fluorchinolone<br />

MHK-Werte: 1-8 (Median 4)<br />

Generell werden Fluorchinolone als ungeeignet<br />

für die Therapie <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />

angesehen.<br />

Günther Binnewies<br />

ist <strong>der</strong> Vorsitzende<br />

des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es<br />

Deutschland e.V.<br />

8. Aminoglykoside<br />

MHK-Werte >100<br />

Borrelien sind gegenüber Aminoglykosiden<br />

primär resistent.<br />

9. Sulfonamide<br />

MHK-Werte: >100<br />

Borrelien sind gegenüber Sulfonamiden<br />

primär resistent.<br />

Lediglich von einer Arbeitsgruppe<br />

wurde berichtet, dass in einigen Fällen<br />

mit <strong>der</strong> Kombination Roxithromycin +<br />

Trimethoprim/Sulfmethoxazol chronische<br />

<strong>Borreliose</strong>n geheilt werden konnten.<br />

Dem wi<strong>der</strong>spricht, dass man Trimethoprim/Sulfamethoxazol<br />

in <strong>der</strong> Borrelienkultur<br />

zur Vermeidung von Kontaminanten<br />

schadlos zusetzen kann! �<br />

Originalnachdruck aus Chemotherapie<br />

Journal 4/2006, Seite 106 – 110.<br />

Die Originalveröff entlichung enthält ein<br />

Literaturverzeichnis. Mit fre<strong>und</strong>licher<br />

Genehmigung <strong>der</strong> Wissenschaftlichen<br />

Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart.<br />

Statt eines Kommentars beschränken wir<br />

uns auf Markierungen beson<strong>der</strong>s relevanter<br />

Aspekte für <strong>Borreliose</strong>-Patienten.<br />

Die Redaktion.<br />

Klinische Studien verstehen<br />

Forschungsergebnisse, wie sie in <strong>der</strong> Laienpresse als Aufhänger<br />

für interessanten Lesestoff zitiert werden, informieren<br />

nicht nur, son<strong>der</strong>n wecken auch häufi g falsche Hoffnungen<br />

o<strong>der</strong> Ängste.<br />

Für den wirklichen Aussagenutzen sollte man ein paar Begriffe<br />

wissen:<br />

� Den höchsten Wert besitzen randomisierte kontrollierte<br />

Studien (RCT Randomized Controlled Trial). Sie<br />

bestehen in <strong>der</strong> Regel aus zwei Versuchsgruppen: einer<br />

Behandlungsgruppe <strong>und</strong> einer Kontrollgruppe. In welcher<br />

Gruppe ein Patient landet, wird nach dem Zufallsprinzip<br />

entschieden <strong>und</strong> bleibt für den Patienten (blind) geheim.<br />

Die Behandlungsgruppe erhält die neue, zu studierende<br />

Therapie, die Kontrollgruppe das herkömmliche Verfahren<br />

o<strong>der</strong> ein Scheinmedikament (Placebo).<br />

� Bei <strong>der</strong> Doppelblind-Studie ist auch dem behandelnden<br />

Arzt nicht bekannt, welcher Patient welche Therapie<br />

erhält.<br />

An<strong>der</strong>e Studien wie Kohortenstudien, Fallserien o<strong>der</strong> Anwendungsuntersuchungen<br />

sind weniger verlässlich, wenngleich<br />

sich bestimmte Aussagen treffen <strong>und</strong> mögliche Trends erkennen<br />

lassen. Einfache Untersuchungsreihen sind immer noch<br />

besser als gar keine Untersuchungen <strong>und</strong> können dem einzelnen<br />

Patienten bei <strong>der</strong> Entscheidungsfi ndung helfen.<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


Marshall Protocol<br />

Von Wolfgang Maes<br />

Der Arzt Dr. Trevor Marshall (PhD)<br />

kommt aus Australien, lebt in Kalifornien<br />

<strong>und</strong> war selbst an Sarkoidose erkrankt.<br />

Das Marshall Protocol wurde<br />

von ihm in den letzten 10 Jahren auf<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage umfangreicher wissenschaftlicher<br />

Forschungsarbeiten auf<br />

dem Gebiet <strong>der</strong> Molekularbiologie entwickelt<br />

<strong>und</strong> 2001 erstmals vorgestellt.<br />

Das neue Therapieschema dient <strong>der</strong><br />

Behandlung einer Vielzahl von chronischen<br />

Krankheiten, die bis heute zumeist<br />

nicht kausal son<strong>der</strong>n nur symptomatisch<br />

angegangen werden. Es geht<br />

dabei um hartnäckige entzündliche Erkrankungen<br />

wie Sarkoidose, <strong>Borreliose</strong>,<br />

CFS (chronisches Müdigkeitssyndrom),<br />

Fibromyalgie o<strong>der</strong> Arthritis. Krankheiten<br />

<strong>und</strong> Autoimmungeschehen, welche<br />

teils noch nicht als ursächlich entzündlich<br />

betrachtet werden, sind ebenfalls<br />

im Gespräch: Lupus, Diabetes, MS<br />

(Multiple Sklerose), ALS (Amyotrophe<br />

Lateralsklerose), Psoriasis, Morbus Parkinson,<br />

Morbus Crohn o<strong>der</strong> das Sjögren-Syndrom.<br />

Krankheitsverursacher, so Marshall,<br />

sind nach neueren molekularbiologischwissenschaftlichen<br />

Erkenntnissen diverse<br />

intrazellulär lebende <strong>und</strong> in zellwandloser<br />

Form vorliegende Bakterien<br />

(CWD - cell wall defi cient bakteria) wie<br />

z.B. Borrelien, Rickettsien, Chlamydien,<br />

Coxiellen, Babesien, Bartonellen, Mykoplasmen<br />

<strong>und</strong> Nanobakterien. Die spezielle<br />

Fähigkeit dieser Erreger, sich in<br />

Körperzellen dauerhaft einzuschleusen,<br />

selbst in Phagozyten (Fresszellen, weiße<br />

Blutkörperchen), schützt sie vor den<br />

Angriffen des Immunsystems. Eigentlich<br />

sollten Immunzellen fremde Erreger<br />

eliminieren, was sie nicht können,<br />

Die hier beschriebene Therapie für entzündliche<br />

Erkrankungen mit intrazellulären Bakterien bietet<br />

seit Monaten Gesprächsstoff in den Selbsthilfegruppen<br />

<strong>und</strong> im Internet-Forum. Sie wi<strong>der</strong>spricht<br />

allen bisher bekannten schulmedizinischen Therapien.<br />

Wir stellen sie wertfrei zur Diskussion.<br />

Die Redaktion<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

wenn sie von diesen selbst parasitiert<br />

werden. Die daraus entstehende Dauerstimulation<br />

des Immunsystems ist es,<br />

die zu einer Palette von Symptomen <strong>der</strong><br />

chronisch Infi zierten <strong>und</strong> Kranken<br />

führt.<br />

Solche Bakterien treten oft als intrazelluläre<br />

o<strong>der</strong> zellwandlose Erreger auf<br />

<strong>und</strong> werden unter an<strong>der</strong>em Sphäroplasten,<br />

zystische o<strong>der</strong> L-Formen <strong>und</strong> Blebs<br />

genannt. Da das Ziel vieler Antibiotika<br />

aber die Schädigung <strong>der</strong> Bakterienzellwand<br />

ist, kommen diese Medikamente<br />

hier nicht zur Wirkung.<br />

Wenn die kleinen Schmarotzer sich<br />

in die Körperzellen hinein fl üchten o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong>en Zellwand fehlt, ist das stärkste<br />

Antibiotikum machtlos. Oft lösen, so<br />

Marshall, solche Antibiotikagaben die<br />

Verwandlung <strong>der</strong> Schmarotzer in zellwandlose<br />

Formen erst aus o<strong>der</strong> treiben<br />

sie in die Flucht, <strong>und</strong> ein soli<strong>der</strong><br />

Fluchtort ist das vor medizinischer Chemie<br />

schützende Zellinnere.<br />

Die unter an<strong>der</strong>em bei <strong>Borreliose</strong><br />

standardmäßig eingesetzten Antibiotika<br />

führen zwar oft zu Symptomverbesserungen,<br />

aber nicht zur Heilung, weil sie<br />

nach Marshall nur einige Erreger abtöten,<br />

aber die intrazellulären <strong>und</strong> zellwandlosen<br />

eben nicht. Zu viele Schmarotzer<br />

seien noch da <strong>und</strong> warten auf<br />

bessere Zeiten, kommen wie<strong>der</strong> aus<br />

den Wirtszellen heraus, verwandeln<br />

sich zurück <strong>und</strong> vermehren sich weiter.<br />

Die genannten Parasiten sind gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

in <strong>der</strong> Lage chronisch entzündliche<br />

Prozesse zu generieren, <strong>der</strong>en wesentliche<br />

Gemeinsamkeit typische überschießende<br />

Immunreaktionen hervorruft,<br />

die mit dem Begriff TH1-Immunantwort<br />

defi niert ist. TH1-Zellen, das<br />

sind T-Helferzellen, also<br />

wichtige Immunzellen,<br />

auch bekannt als CD4-<br />

Lymphozyten. Bei dieser<br />

Immunantwort werden<br />

durch die Parasiten <strong>und</strong> ihre<br />

Wirkung auf den Zellkern<br />

Immunbotenstoffe<br />

produziert, also körper-<br />

Therapie<br />

eigene Chemikalien, so genannte Zytokine<br />

(z.B. TNF-alpha, Interferon-gamma,<br />

Interleukine). Diese Zytokine halten unter<br />

an<strong>der</strong>em über einen komplizierten<br />

Regelmechanismus den chronischen<br />

Entzündungsprozess in den Geweben<br />

aufrecht <strong>und</strong> richten Schaden an.<br />

Das Hauptproblem bei diesen chronischen<br />

Infektionen ist also, dass die in<br />

Zellen, speziell in Immunzellen eingedrungenen<br />

<strong>und</strong> zellwandlosen Keime<br />

vom Immunsystem we<strong>der</strong> erkannt noch<br />

bekämpft werden können <strong>und</strong> sie von<br />

Medikamenten kaum zu erreichen sind.<br />

Die erwähnten Bakterien sind nach<br />

Marshall größtenteils nicht gegen Antibiotika<br />

resistent, wie oft angenommen<br />

wird, die Antibiotika sind sogar hochpotent,<br />

aber sie können eben nicht in<br />

Zellen eindringen o<strong>der</strong> zellwandlose Erreger<br />

erreichen <strong>und</strong> töten.<br />

Die krankmachenden Bakterien entziehen<br />

sich zudem <strong>der</strong> dringend erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Immunabwehr, führen dabei<br />

aber nicht zu einer Immunschwäche,<br />

im Gegenteil, sie führen zu einer unnützen<br />

<strong>und</strong> schädlichen Überstimulation<br />

des Immunsystems. Marshall bedauert,<br />

dass ein Großteil dieser in <strong>der</strong> Molekularbiologie<br />

längst vorliegenden Forschungsergebnisse<br />

von den klinisch Tätigen<br />

bis heute in ihrer Bedeutung nicht<br />

ausreichend erkannt o<strong>der</strong> umgesetzt<br />

werden.<br />

Solche Entzündungsprozesse durch<br />

intrazelluläre o<strong>der</strong> zellwandlose Bakterien<br />

sind nach Marshall begleitet von<br />

Stoffwechselanomalien beim Vitamin D<br />

<strong>und</strong> dem Hormon Angiotensin II. Die<br />

Bakterien erzwingen die Produktion<br />

von Vitamin D <strong>und</strong> heizen die Bildung<br />

von Angiotensin II an, ein gefäßverengendes<br />

Gewebehormon. Die destruktive<br />

Folge: Totale Überreaktion des Immunsystems,<br />

För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bakterienvermehrung,<br />

Unterstützung <strong>der</strong> Infektionserreger<br />

beim Austricksen <strong>der</strong> Abwehrkräfte.<br />

Vitamin D <strong>und</strong> Angiotensin II<br />

sind beim Marshall Protocol wesentliche<br />

Schlüsselfaktoren.<br />

9


10 Therapie<br />

Vitamin D kommt im Körper hauptsächlich<br />

in zwei Formen vor: als Hormon<br />

das aktive 1,25-Hydroxy-Vitamin-<br />

D (Calcitriol) <strong>und</strong> als so genannte Fettspeicherform<br />

das inaktive 25-Hydroxy-<br />

Vitamin-D (Calcidiol). Die Feststellung<br />

<strong>der</strong> krankmachenden Vorgänge geschieht<br />

an erster Stelle mit zwei Bluttests. Ist<br />

die Konzentration des 1,25-D im Blut<br />

erhöht (über 45 pg/ml) <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> die<br />

des 25-D erniedrigt (unter 20 ng/ml),<br />

dann liegt nach Marshall eine Stoffwechselstörung<br />

im Sinne einer solchen<br />

TH1-bedingten Infektion vor. Teilt man<br />

den 1,25-D-Wert durch den 25-D-Wert,<br />

so erhält man die D-Ratio. Normal ist<br />

nach Marshall eine Ratio von um die<br />

1,3. Über 1,6 weist bereits auf eine <strong>der</strong>artige<br />

TH1-Entzündungsreaktion hin, je<br />

höher desto deutlicher.<br />

Marshall geht davon aus, dass das<br />

Immunsystem in die Lage versetzt werden<br />

muss, die Krankheitserreger aus eigener<br />

Kraft abzutöten. Die beim Marshall<br />

Protocol unter an<strong>der</strong>em eingesetzten,<br />

sehr niedrig dosierten Antibiotika<br />

verhin<strong>der</strong>n die Bildung <strong>der</strong> erwähnten<br />

Zytokinkaskade <strong>und</strong> die dadurch ausgelösten<br />

Entzündungsprozesse.<br />

Das Marshall Protocol erfolgt in drei<br />

Phasen. In Phase 1 wird zunächst die<br />

Reduzierung von Vitamin D angestrebt.<br />

Hierzu gehört die Vermeidung von Sonnenlicht<br />

<strong>und</strong> jedem hellen Licht, das<br />

Tragen von speziellen Sonnenschutzbrillen<br />

<strong>und</strong> die Reduzierung von Lebensmitteln,<br />

die viel Vitamin D enthalten<br />

wie Leber, Eier, Fisch <strong>und</strong> Fischöle<br />

sowie Margarine, Milch <strong>und</strong> Getreide<br />

(Flocken, Müslis), die mit Vitamin D<br />

angereichert sind.<br />

Zusätzlich werden in Phase 1 Medikamente<br />

eingesetzt, welche ursprünglich<br />

zur Behandlung von Bluthochdruck<br />

gedacht sind, nämlich einen Angiotensin-II-Rezeptor-Blocker<br />

(ARB) wie Benicar<br />

(Olmesartan). Olmesartan wird drei-<br />

bis vierfach stärker eingenommen, als<br />

für Bluthochdruck vorgesehen, 40 mg<br />

alle sechs bis acht St<strong>und</strong>en, mit dem<br />

Ziel, die Angiotensin-II-Rezeptoren<br />

zu blockieren, das Vitamin D zu<br />

senken, das Immunsystem zu unterstützen,<br />

Organe zu schützen, die<br />

Aktivität <strong>der</strong> Erreger zu blockieren<br />

<strong>und</strong> sie für das Immunsystem wie<strong>der</strong><br />

sicht- <strong>und</strong> somit angreifbar zu<br />

machen.<br />

Wolfgang Maes ist Journalist <strong>und</strong> Baubiologe in<br />

Neuss; er ist seit mehr als zwei Jahrzehnten von<br />

<strong>Borreliose</strong> betroff en.<br />

Olmesartan ist in Deutschland als Olmetec<br />

o<strong>der</strong> Votum bekannt.<br />

Marshall: „Die Blockade von Angiotensin<br />

II schwächt die Bakterien bis zu<br />

dem Punkt, wo sie einfacher getötet<br />

werden können. Die Reduzierung von<br />

1,25-D macht es den Bakterien schwerer<br />

in Zellen, die sie infi ziert haben, hinein<br />

<strong>und</strong> hinaus zu schlüpfen.“<br />

Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Phase 1 beginnt<br />

<strong>der</strong> Patient nach mindestens vierzehn<br />

Tagen unter Olmesartan mit <strong>der</strong><br />

zusätzlichen Einnahme des Antibiotikums<br />

Minocyclin, <strong>und</strong> zwar alle zwei<br />

Tage 25 mg o<strong>der</strong> noch weniger, wie gesagt<br />

niedrig dosiert. Eine Dosisanpassung<br />

o<strong>der</strong> eine ganz langsame Dosiserhöhung<br />

bis auf 100 mg ist individuell<br />

situations-, krankheitsverlauf- <strong>und</strong> beschwerdebildabhängig.<br />

Unter <strong>der</strong> Therapie mit Olmesartan<br />

allein o<strong>der</strong> mit Minocyclin zusätzlich<br />

muss je<strong>der</strong>zeit <strong>und</strong> immer wie<strong>der</strong> mit<br />

heftigen Symptomverschlimmerungen<br />

<strong>und</strong> Herxheimer-Reaktionen gerechnet<br />

werden. Diese seien unvermeidlich,<br />

ausdrücklich erwünscht <strong>und</strong> ein sicherer<br />

Beweis für den Erfolg, nämlich für<br />

die immer weiter absterbenden Bakterien<br />

bis zum sicheren Ende.<br />

Zur Verbesserung <strong>der</strong> Herxheimer-<br />

Beschwerden empfi ehlt Marshall das<br />

Biofl avonoid Quercetin, drei- bis viermal<br />

täglich jeweils 500 mg.<br />

Das Marshall Protocol ist wissenschaftlich<br />

noch nicht anerkannt. Es ist in Deutschland nur<br />

wenigen Ärzten bekannt. Es geht nach dem<br />

deutschen Arzneimittelgesetz um eine Therapie,<br />

die als »off label use« bezeichnet wird. Sie<br />

wird von einigen Medizinern kritisiert <strong>und</strong> von<br />

den Krankenkassen nicht bezahlt.<br />

Nach etwa drei Monaten o<strong>der</strong> mehr,<br />

je nach Situation, wird in <strong>der</strong> nächsten<br />

2. <strong>und</strong> 3. Phase ein weiteres Antibiotikum<br />

hinzugefügt <strong>und</strong> einige Monate bis<br />

zu einem Jahr später, je nach Erfolg <strong>und</strong><br />

Reaktion, noch ein weiteres. Meist geht<br />

es um Tetracycline, Clindamycin o<strong>der</strong><br />

Azithromycin. Die Antibiotika werden<br />

wie<strong>der</strong> in sehr niedriger Dosis <strong>und</strong> viel<br />

größeren Intervallen (z.B. nur alle zehn<br />

Tage) eingenommen als üblich, was ihre<br />

<strong>Neben</strong>wirkungen drastisch reduziert.<br />

Die ganze Prozedur kann zwei bis<br />

drei Jahre dauern. Dabei werden je<br />

nach Situation, Herxheimer-Reaktion<br />

<strong>und</strong> Befi nden die Antibiotika gezielt gewechselt<br />

<strong>und</strong> kombiniert, um möglichst<br />

viele Erreger <strong>und</strong> Coinfektionen zu<br />

erreichen. Der erwähnte ARB-Blocker<br />

Olmesartan ist über die gesamte Zeit<br />

dabei.<br />

Der therapeutische Eff ekt würde, so<br />

Marshall, anhand immer weniger auftreten<strong>der</strong><br />

Symptome <strong>und</strong> Herxheimer-<br />

Reaktionen im Laufe <strong>der</strong> Zeit deutlich<br />

spürbar <strong>und</strong> sollte zudem regelmäßig,<br />

etwa alle vier Wochen, medizinisch<br />

überprüft werden. Hierzu gehören Blutbild,<br />

Entzündungswerte (CRP, ACE...),<br />

die beiden genannten D-Vitamine, Leber-<br />

<strong>und</strong> Nierenwerte, Zytokine, Immunstatus<br />

mit entsprechen<strong>der</strong> Lymphozyten-Subtypisierung,<br />

alkalische Phosphatase,<br />

Triglyzeride <strong>und</strong> Bakterien-/<br />

Viren-Serologien.<br />

Marshall sagt: „Alle chronischen<br />

<strong>Borreliose</strong>n sind CWD-Krankheiten“,<br />

also solche „TH1-Krankheiten“ von intrazellulären<br />

<strong>und</strong> zellwandlosen Bakterien<br />

verursacht. Er betont, dass es bei<br />

den typischen <strong>Borreliose</strong>-Symptomen<br />

meist nicht nur um ein verursachendes<br />

Bakterium geht, son<strong>der</strong>n häufi g um<br />

mehrere verschiedene. Das mache es so<br />

wichtig, Antibiotika einzusetzen, die<br />

ein breites Spektrum solcher Krankmacher<br />

abdecken.<br />

Marshall ist überzeugt: „Nur das<br />

Immunsystem kann heilen!“ Aber<br />

das dank chronischem Entzündungsgeschehen<br />

aus dem Lot gebrachte,<br />

sprich völlig überreagierende<br />

Immunsystem, muss hierfür<br />

erst einmal wie<strong>der</strong> fähig gemacht<br />

werden, zur potenten Funktion zurückfi<br />

nden. Das Ziel des Marshall<br />

Protocol ist die Heilung chroni-<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Foto: privat


scher Infektionserkrankungen, in dem<br />

es die Bakterien schwächt, Entzündungsreaktionen<br />

blockiert <strong>und</strong> das Immunsystem<br />

stärkt. Marshall ist es wichtig,<br />

dass <strong>der</strong> Patient sehr gut informiert<br />

ist <strong>und</strong> die Therapie in Absprache <strong>und</strong><br />

unter Aufsicht des behandelnden Arztes<br />

exakt <strong>und</strong> diszipliniert durchführt.<br />

Es kann beim Marshall Protocol<br />

noch keine Langzeiterfahrung geben.<br />

Teilweise sind wohl schon erhebliche<br />

Erfolge zu verbuchen, beson<strong>der</strong>s in den<br />

USA, wo zurzeit mehrere 100 Patienten<br />

das Therapieprotokoll durchführen.<br />

In Deutschland sind es aktuell etwa 50<br />

allein unter <strong>der</strong> Begleitung eines Berliner<br />

Arztes <strong>und</strong> Infektiologen.<br />

Die wichtigsten Internetadressen<br />

zur Information <strong>und</strong> zum laufenden<br />

Austausch:<br />

� www.marshallprotocol.com<br />

� www.sarcinfo.com<br />

� www.sarkoidose.de<br />

Erste Hilfe bei Nackensteife<br />

Von Ute Fischer<br />

� www.AutoimmunityResearch.org<br />

� members.aol.com/SynergyHN<br />

Häufi g höre ich innerhalb <strong>der</strong> Telefonberatung von Nackensteife<br />

als Symptom <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>. Und auch mir passiert es<br />

oft, dass ich von Schmerzen aufwache, als habe man mir nachts<br />

einen eisernen Klei<strong>der</strong>bügel implantiert. Der Kopf sitzt dann<br />

auf dem Hals wie festgeschraubt <strong>und</strong> man trägt ihn vorsichtig<br />

wie eine chinesische Vase.<br />

Die Halsmuskeln fühlen sich an wie harte Le<strong>der</strong>gurte, die den<br />

Kopf auf die Halswirbel pressen. Manchmal knacken sie laut,<br />

wenn man den Kopf dreht. Jahre lang verschaff te ich mir durch<br />

Schmerzmittel eine kurzfristige Erlösung dieser Beschwerden.<br />

Doch dann fi el es mir wie Schuppen von den Augen: Schonhaltung<br />

hilft nicht weiter.<br />

Man muss die verdickten <strong>und</strong> deshalb verkürzten Muskeln<br />

dehnen wie ein Gummiband. Jogger tun das mit ihren überanstrengten<br />

Oberschenkel- <strong>und</strong> Wadenmuskeln stets nach dem<br />

Lauf. Wichtig dabei ist, dass die Dehnung ausreichend lang gehalten<br />

wird; wenigstens 30 Sek<strong>und</strong>en für jeden Muskel (siehe<br />

Abbildung).<br />

Am Anfang gelingt das am besten unter <strong>der</strong> warmen Dusche.<br />

Zwei, drei Wie<strong>der</strong>holungen verstärken den entspannenden Eff ekt.<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Oktober 2006<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.,<br />

B<strong>und</strong>esverband <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />

Selbsthilfe<br />

Große Straße 205 · 21075 Hamburg<br />

Telefon: 040-7905788<br />

Telefax: 040-7924249<br />

E-Mail: info@borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />

www.borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />

Redaktion:<br />

Ute Fischer (v.i.S.d.P), Postfach 4150 ·<br />

64351 Reinheim<br />

Telefon: 06162-969443<br />

Fax: 06162-1666<br />

E-Mail: ute.fi scher@borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

I m p r e s s u m<br />

Redaktionsbeirat: Günther Binnewies,<br />

Jürgen H. Peters, Renate Peters<br />

Grafi k Design: Frank San<strong>der</strong>, Burgwedel<br />

Druck: Dreier-Druck, Reinheim<br />

Die Inhalte dieses Magazins sind nach<br />

bestem Wissen bei Ärzten, Wissenschaftlern,<br />

Ges<strong>und</strong>heitsexperten <strong>und</strong> -<br />

politikern sowie Selbsthilfegruppen<br />

journalistisch recherchiert, ersetzen<br />

aber keinen Arztbesuch. Für Richtigkeit,<br />

Wirksamkeit, Dosierungen <strong>und</strong> Ähnliches<br />

wird keine Gewähr übernommen.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge<br />

geben allein die Meinung des Autors<br />

wie<strong>der</strong>.<br />

Weitere Experten zum Thema chronische<br />

<strong>Borreliose</strong>, überschießendes Immunsystem,<br />

intrazelluläre bzw. zellwandfreie<br />

Erreger:<br />

� Prof. Dr. Willy Burgdorfer<br />

� Dr. med. Dietrich Klinghardt<br />

� Prof. Dr. med. Rüdiger von Baehr<br />

� Dr. med. Laurence Meer-Scherrer<br />

� Prof. Dr. med. Fred Hartmann<br />

� Prof. Dr. med. Hilmar Prange<br />

<strong>und</strong> Dr. med. Andreas Bitsch<br />

� Dr. med. Martin Glatz<br />

Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Verlags Zabert Sandmann,<br />

Mein Rückenbuch, Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer.<br />

Therapie<br />

Für eingesandte Manuskripte <strong>und</strong> Fotos<br />

wird keine Haftung übernommen.<br />

Der Nachdruck sowie Kopieren auf<br />

Webseiten ist nicht gestattet.<br />

Ausnahmen regelt auf Anfrage <strong>der</strong><br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />

Preis: 6,50 Euro<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>und</strong> För<strong>der</strong>er erhalten das<br />

Magazin kostenlos.<br />

Wir bitten, die Herstellung des<br />

Magazins durch Spenden zu sichern.<br />

Spendenkonto:<br />

Hamburger Sparkasse, BLZ 200 505 50<br />

Konto-Nr. 1275 123345<br />

Spenden für den <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> sind<br />

steuerabzugsfähig.<br />

11


12 Forschung<br />

Weitere durch Zecken übertragene Erkrankungen<br />

Christine Klaus, Peter Kimmig <strong>und</strong> Jochen Süss<br />

<strong>Neben</strong> <strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>FSME</strong> spielen mindestens<br />

vier weitere Erkrankungen in Europa<br />

eine Rolle, bei denen Zecken obligat<br />

o<strong>der</strong> fakultativ als Vektoren beteiligt<br />

sind (siehe auch Tabelle Seite 14).<br />

� Q-Fieber<br />

(Query fever, Balkangrippe)<br />

Q-Fieber ist eine weltweit auftretende<br />

Zoonose, die durch den Erreger Coxiella<br />

burnetii (C.b.) hervorgerufen wird. C.b.<br />

tritt in zwei verschiedenen Formen auf,<br />

in <strong>der</strong> „normalen“ Bakterienform <strong>und</strong><br />

in einer sporenähnlichen Form. Der<br />

Hauptvektor ist die Schafzecke Dermacentor<br />

marginatus (D.m.). Coxiellen<br />

kommen weltweit aber auch in ca. 50<br />

weiteren Zeckenspezies vor.<br />

Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />

Die Übertragung des Erregers erfolgt<br />

durch D.m. auf Wild- (kleine Nager,<br />

Fuchs, Rotwild) <strong>und</strong> Haustiere (beson<strong>der</strong>s<br />

Schaf, aber auch Rind <strong>und</strong> Ziege).<br />

Ein zeckenunabhängiger Infektionszyklus<br />

bei Haustieren wird durch die Erregerausscheidung<br />

im akuten Krankheitsstadium<br />

über nahezu alle Sekrete <strong>und</strong><br />

Exkrete aufrechterhalten. Da C.b. beim<br />

Schaf zu Aborten führt, kommen Coxiellen<br />

auch in Plazenten <strong>und</strong> Fruchtwasser<br />

vor, wobei bis zu 10 9 infektiöse<br />

Einheiten/g gef<strong>und</strong>en wurden.<br />

Der Mensch infi ziert sich am häufi<br />

gsten durch den direkten Kontakt mit<br />

infektiösem Material o<strong>der</strong> die durch<br />

Austrocknung daraus entstehenden<br />

Stäube. Da die sporenähnliche Form<br />

von C.b. äußerst resistent gegenüber<br />

Umwelteinfl üssen (Hitze, Kälte, UV,<br />

Austrocknung) ist, bleiben einmal belastete<br />

Flächen (z.B. Weiden) über viele<br />

Monate infektiös. Die Übertragung des<br />

Erregers von Mensch zu Mensch ist ex-<br />

Die Schafzecke „Dermacentor marginatus“<br />

ist etwa doppelt so groß wie<br />

übliche Zecken <strong>und</strong> mit einem marmorierten<br />

Rücken. Bisher waren jährlich<br />

etwa 300 Fälle bekannt.<br />

Quelle: Landesges<strong>und</strong>heitsamt<br />

Baden-Württemberg.<br />

trem selten <strong>und</strong> wurde bisher nur bei<br />

Entbindungen beschrieben.<br />

Klinik <strong>und</strong> Diagnostik<br />

Die Erkrankung beim Menschen verläuft<br />

häufi g subklinisch. Etwa 50% <strong>der</strong><br />

infi zierten Menschen entwickeln eine<br />

klinische Symptomatik mit hohem Fieber,<br />

Kopfschmerzen, Photophobie, Abgeschlagenheit<br />

<strong>und</strong> Myalgien. Bewußtseinsstörungen<br />

<strong>und</strong> Delirium sowie eine<br />

interstitielle Pneumonie können auftreten.<br />

Kasuistiken mit Myokarditis,<br />

Meningitis, Hepatitis <strong>und</strong> Magen-Darm-<br />

Erkrankungen sind beschrieben. Septische<br />

Verläufe mit Organabsiedelung<br />

von C.b., die unbehandelt eine Erregerpersistenz<br />

in den Organen bedeutet,<br />

sind häufi g. Dann ist bei Wöchnerinnen<br />

auch eine Ausscheidung mit <strong>der</strong> Muttermilch<br />

möglich. Es kann bei Schwangeren<br />

zu Aborten <strong>und</strong> Frühgeburten<br />

kommen.<br />

Diagnostisch kann <strong>der</strong> Erreger aus<br />

dem Blut (bedingt auch aus dem Urin)<br />

während <strong>der</strong> Fieberphase nachgewiesen<br />

werden (Zellkulturen, PCR). Serologisch<br />

werden ab ca. <strong>der</strong> 2 . Krankheitswoche<br />

spezifi sche Antikörper mittels<br />

ELISA, IFT o<strong>der</strong> – ab ca. <strong>der</strong> 3. Woche<br />

– mit <strong>der</strong> KBR nachgewiesen. Die<br />

Antikörper können für Monate bis Jahre<br />

persistieren.<br />

Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />

Entscheidend ist es, den Kontakt zu infektiösem<br />

Material zu vermeiden; das<br />

gilt beson<strong>der</strong>s für Schwangere <strong>und</strong> immunsupprimierte<br />

Patienten. Bei akutem<br />

Q-Fieber ist therapeutisch Doxycyclin<br />

das Mittel <strong>der</strong> Wahl <strong>und</strong> wird i.d.R. in<br />

einer Dosis von 2-mal 100 mg/Tag über<br />

2 – 3 Wochen appliziert. Als wirksam<br />

erwiesen sich in vitro auch Makrolide<br />

(Clarithromycin, Roxithromycin) sowie<br />

das Ketolid Telithromycin.<br />

Die meisten Q-Fieber-Fälle sind jedoch<br />

selbstlimitierend <strong>und</strong> heilen oft<br />

auch unbehandelt innerhalb von 15 Tagen<br />

aus. In Deutschland erkrankten 2005<br />

411 Menschen an Q-Fieber, wobei allein<br />

335 dieser Fälle durch den spektakulären<br />

Ausbruch in Jena entstanden sind.<br />

� Tularämie<br />

(Hasenpest)<br />

Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />

Die Tularämie ist eine typische Zoonose<br />

<strong>und</strong> wird durch das Bakterium Francisella<br />

tularensis (F.t.) hervorgerufen.<br />

Es handelt sich um eine fi eberhafte, systemische<br />

Infektionskrankheit des Menschen,<br />

die auch bei zahlreichen Tierarten,<br />

beson<strong>der</strong>s Wildkaninchen <strong>und</strong> Hasen,<br />

auftritt.<br />

Eine Infektion ist beim Menschen in<br />

erster Linie über den direkten Kontakt<br />

mit infi ziertem Material (z.B. beim Abhäuten<br />

erlegter Hasen), seltener über<br />

erregerhaltige Stäube, kontaminiertes<br />

Wasser <strong>und</strong> kontaminierte Lebensmittel<br />

o<strong>der</strong> über den Stich infi zierter Zecken<br />

möglich. Darüber hinaus können durch<br />

Kleinnager infi zierte Katzen den Erreger<br />

mit dem Speichel auf den Menschen<br />

übertragen. Der Erreger ist gegenüber<br />

Umwelteinfl üssen äußerst resistent <strong>und</strong><br />

kann über Wochen <strong>und</strong> Monate in Wasser,<br />

Böden o<strong>der</strong> Tierkadavern infektiös<br />

bleiben. Eine aerogene Infektion ist<br />

ebenso möglich wie das Eindringen <strong>der</strong><br />

Erreger über die intakte Haut!<br />

Klinik <strong>und</strong> Diagnose<br />

Die unterschiedlichen Eintrittspforten<br />

<strong>und</strong> die Menge des Inokulums bestimmen<br />

sowohl die Inkubationszeit als<br />

auch das klinische Bild. An <strong>der</strong> Einstichstelle<br />

kann sich eine Papel bilden,<br />

die ulzerös zerfällt <strong>und</strong> schlecht abheilt.<br />

Es sind 6 Verlaufsformen beschrieben,<br />

die über regionäre Lymphknotenschwellungen,<br />

Konjunktivitis, Magen-<br />

Darm-Erkrankungen, Pneumonie bis<br />

hin zu septischen Verläufen reichen.<br />

Der Erreger kann in Sputum, Lungenlavage,<br />

Lymphknoten- <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Bioptaten <strong>und</strong> Punktaten nachgewiesen<br />

werden (Anzüchtung, PCR, IF-Mikroskopie).<br />

Serologische Nachweismethoden<br />

spielen wegen des Zwangs zum raschen<br />

Therapiebeginn nur eine untergeordnete<br />

Rolle <strong>und</strong> dienen lediglich <strong>der</strong><br />

späteren Diagnoseabsicherung. Beim<br />

Umgang mit potentiell infektiösem Material<br />

ist größte Vorsicht geboten; Ino-<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


kula von 10(Aerosol)-50 Erregern können<br />

schon zu einer klinischen Manifestation<br />

führen. Laborinfektionen sind<br />

beschrieben.<br />

Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />

Es sollte beson<strong>der</strong>s in Endemiegebieten<br />

(USA, südliche Republiken <strong>der</strong> ehemaligen<br />

UdSSR, auch Skandinavien, Tschechien,<br />

Slowakei <strong>und</strong> Teile Österreichs)<br />

konsequente Zeckenstichprophylaxe<br />

betrieben werden. Zur Therapie wurden<br />

Aminoglykoside (Gentamicin) mit sehr<br />

gutem Erfolg, aber auch Ciprofl oxacin<br />

<strong>und</strong> je nach Krankheitsbild Doxycyclin,<br />

Erythromycin, Tetracyclin <strong>und</strong> Chloramphenicol<br />

eingesetzt. In Deutschland<br />

erkrankten 2005 15 Menschen an Tularämie.<br />

� Babesiose<br />

Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />

Babesien sind durch Zecken übertragene,<br />

plasmodienähnliche Blutparasiten,<br />

die ausschließlich Erythrozyten befallen.<br />

Als Vektoren dienen Zecken, vor<br />

allem Ixodes-Arten, in denen die Babesien<br />

einen speziellen Entwicklungszyklus<br />

durchlaufen. Es können via Zeckenstich<br />

Menschen, Rin<strong>der</strong>, Pferde, H<strong>und</strong>e,<br />

Reh- <strong>und</strong> Rotwild sowie Nager durch<br />

Babesien infi ziert werden.<br />

Humanmedizinisch sind Babesia<br />

microti <strong>und</strong> Babesia divergens am bedeutsamsten.<br />

In freilebenden ungesogenen<br />

Zecken in Süddeutschland wurde<br />

eine Babesienprävalenz von 1% nachgewiesen,<br />

das kommt den dortigen Prävalenzen<br />

für <strong>FSME</strong>-Virus nahe.<br />

G lossar<br />

aerogen eingeatmet<br />

Exanthem Ausschlag<br />

interstitiell zwischen Organen,<br />

Geweben, Zellen<br />

in vitro im Reagenzglas<br />

Hämolyse Zerfall von roten<br />

Blutkörperchen<br />

Plasmodien Malariaerreger<br />

splenektomiert nach entfernter Milz<br />

Sporozoen parasitäre Einzeller<br />

Stupor geistige <strong>und</strong> körperliche<br />

Inaktivität trotz<br />

Bewusstsein<br />

subklinisch ohne klinische<br />

Symptome<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Weshalb aber bisher in Deutschland<br />

kaum klinische Manifestationen beobachtet<br />

wurden, ist unklar.<br />

Klinik <strong>und</strong> Diagnostik<br />

Das Spektrum nach Infektion reicht von<br />

subklinischen Verläufen über grippeartige<br />

Symptome bis zu lebensbedrohlichen<br />

Erkrankungen, begleitet von Anämie<br />

<strong>und</strong> Hämolyse. Beson<strong>der</strong>s splenektomierte<br />

<strong>und</strong> immunsupprimierte Patienten<br />

sind gefährdet.<br />

Die meisten Erkrankungen treten<br />

zwischen Mai <strong>und</strong> September, abhängig<br />

von <strong>der</strong> Hauptaktivitätszeit <strong>der</strong> Vektoren,<br />

auf. Der Erreger kann in Blutausstrichen<br />

(Giemsa-Färbung) von Patienten<br />

<strong>und</strong> mittels PCR nachgewiesen werden.<br />

Bei gering ausgeprägter Parasitämie<br />

kann <strong>der</strong> Blutausstrich u.U. keine<br />

Diagnose ermöglichen.<br />

Serologisch werden Antikörper etwa<br />

ab <strong>der</strong> 2. Krankheitswoche mittels IFT<br />

(in Speziallaboren auch ELISA <strong>und</strong> Immunoblot)<br />

nachgewiesen, die in Abhängigkeit<br />

vom Krankheitsverlauf über<br />

mehrere Monate persistieren können.<br />

Kreuzreaktionen zwischen verschiedenen<br />

Babesia spp. <strong>und</strong> auch mit an<strong>der</strong>en<br />

Sporozoen, insbeson<strong>der</strong>s Plasmodien,<br />

sind möglich.<br />

Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />

Eine konsequente Zeckenstichprophylaxe<br />

<strong>und</strong> die rasche Entfernung gesogener<br />

Zecken sind die beste Prophylaxe,<br />

da nach <strong>der</strong> Blutmahlzeit die Reifung<br />

<strong>der</strong> Sporozoiten in <strong>der</strong> Zecke eine gewisse<br />

Zeit beansprucht <strong>und</strong> so eine rasche<br />

Entfernung <strong>der</strong> Zecke die Infektion<br />

weitgehend verhin<strong>der</strong>n kann. <strong>Neben</strong><br />

<strong>der</strong> antibiotischen Therapie (s. Tabelle<br />

1) sind u. U. zur Beherrschung <strong>der</strong> Hämolyse<br />

auch Austauschtransfusionen<br />

erfor<strong>der</strong>lich. In Europa wurden bisher<br />

ca. 30 Fälle humaner Babesiose nachgewiesen.<br />

� Anaplasmose/<br />

Ehrlichiose<br />

Erreger <strong>und</strong> Vektoren<br />

Die Gattung Ehrlichia wurde als Ergebnis<br />

molekularbiologischer Untersuchungen<br />

einer Revision unterzogen. Die früher<br />

als HGE-Erreger (Humane Granulotzytäre<br />

Ehrlichiose) bezeichnete Ehrlichie<br />

wird jetzt zusammen mit an<strong>der</strong>en<br />

Spezies gemeinsam als Anaplasma<br />

Forschung<br />

phagocytophilum bezeichnet. Ehrlichia<br />

chaffeensis, <strong>der</strong> Erreger <strong>der</strong> „Humanen<br />

Monozytären Ehrlichiose“ (HME) wird<br />

zusammen mit an<strong>der</strong>en Vertretern aus<br />

dieser Genogruppe unverän<strong>der</strong>t unter<br />

dem Gattungsnamen Ehrlichia geführt.<br />

Je nach Spezies werden von diesen Erregern<br />

mononukleäre Zellen, Granulozyten<br />

o<strong>der</strong> Thrombozyten infi ziert. Als<br />

Vektoren fungieren Zecken <strong>der</strong> Spezies<br />

Amblyomma americanum (HME) o<strong>der</strong><br />

Zecken aus dem Ixodes ricinus-I-persulcatus-<br />

Komplex (HGE).<br />

Klinik <strong>und</strong> Diagnostik<br />

Es treten nach Infektion häufi g subklinische<br />

Verläufe auf (ca. 65% <strong>der</strong> Fälle).<br />

Klinisch sind milde bis mäßig ernste<br />

Verläufe mit Fieber, grippeähnlichen<br />

Symptomen, seltener ZNS-Beteiligung<br />

<strong>und</strong> Exanthemen beobachtet worden,<br />

wobei sich die Symptomatik von HME<br />

<strong>und</strong> HGE ähnelt. <strong>Neben</strong> dem Differentialblutbild<br />

(u.a. Leukopenie, Thrombopenie,)<br />

ist ein rascher Nachweis <strong>der</strong><br />

typischen Morulae im Blut- o<strong>der</strong> Knochenmarkausstrich<br />

möglich sowie <strong>der</strong><br />

Erregernachweis mittels PCR aus Blut<br />

(auch Liquor bei ZNS-Symptomatik).<br />

Antikörper sind bei ca. 80% aller klinisch<br />

Erkrankten nachweisbar.<br />

Prophylaxe <strong>und</strong> Therapie<br />

Auch hier ist eine Zeckenstichprophylaxe<br />

sinnvoll, beson<strong>der</strong>s in den Endemiegebieten<br />

(z.B. in den USA). Therapeutisch<br />

haben sich Tetrazykline bewährt.<br />

In Europa sind bisher nur wenige<br />

Fälle aus Slowenien, Schweden <strong>und</strong><br />

den Nie<strong>der</strong>landen berichtet worden. In<br />

Deutschland wurde bisher kein Erkrankungsfall<br />

bekannt.<br />

Im Gegensatz zur Meinung von<br />

Prof. Kimmig berichten in Deutschland<br />

etliche Ärzte über Koinfektionen mit<br />

Ehrlichien. (Anm. d. Red.)<br />

� Rickettsiosen<br />

Rickettsiosen sind in Deutschland extrem<br />

selten <strong>und</strong> wurden lediglich in<br />

Einzelfällen meist im Zusammenhang<br />

mit einer Reiseanamnese nachgewiesen.<br />

Vektoren können Zecken <strong>und</strong> Milben<br />

(Zeckenbißfi eber-Gruppe) o<strong>der</strong><br />

Klei<strong>der</strong>läuse <strong>und</strong> Rattenfl öhe (Fleckfi<br />

ebergruppe) sein. <strong>Neben</strong> Fieber <strong>und</strong><br />

Kopfschmerzen, bei schweren Verläufen<br />

auch Stupor <strong>und</strong> Schock wird bei<br />

13


14 Forschung<br />

Kurzcharakteristik wichtiger durch Zecken übertragener Krankheiten außer <strong>FSME</strong> <strong>und</strong> <strong>Lyme</strong> <strong>Borreliose</strong><br />

Q-Fieber Anaplasmose/Erlichiose Tularämie Babesiose<br />

Erreger 1 Coxiella burnetii Anaplasma<br />

phagocytophilum,<br />

(Ehrlichia chaff eensis)<br />

Vektoren Dermacentor<br />

marginatus 2<br />

Symptome grippeähnlich,<br />

atypische Pneumonien,<br />

Aborte<br />

<strong>der</strong> Zeckenbissfi eber-Gruppe auch eine<br />

„Tache noire“, eine bläulich-schwarz<br />

verfärbte, schlecht heilende Ulzeration<br />

an <strong>der</strong> Einstichstelle beobachtet, die die<br />

Diagnose im Zusammenhang mit einer<br />

Reiseanamnese erleichtert. Tetrazyklin-<br />

Derivate sind therapeutisch in <strong>der</strong> Regel<br />

gut wirksam. International werden<br />

in den letzten Jahren ständig neue Rickettsien-Arten<br />

im Zusammenhang mit<br />

menschlichen Erkrankungen entdeckt.<br />

Mehrfach-<strong>und</strong> Mischinfektionen<br />

Auch Mehrfach- <strong>und</strong> Mischinfektionen<br />

mit zwei o<strong>der</strong> drei <strong>der</strong> durch Zecken<br />

übertragbaren Krankheiten sind möglich,<br />

z. B. <strong>FSME</strong> <strong>und</strong> <strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong>/o<strong>der</strong><br />

Anaplasmose. Das sollte bei diagnostischen<br />

<strong>und</strong> therapeutischen Überlegungen<br />

mit in Betracht gezogen werden.<br />

Ixodes ricinus/<br />

I. persulcatus, Amblyomma<br />

americanum<br />

hohes Fieber, grippeähnlich,<br />

z. T. Exantheme,<br />

selten ZNS-Beteiligung<br />

Prof. Dr. rer. nat. Jochen Süss<br />

Direktor am Friedrich-Loeffl er-Institut<br />

Dr. med. vet. Christine Klaus<br />

Nationales Referenzlabor für durch<br />

Zecken übertragene Krankheiten<br />

Naumburger Straße 96a<br />

07743 Jena<br />

Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Peter Kimmig<br />

Regierungspräsidium Stuttgart,<br />

Landesges<strong>und</strong>heitsamt<br />

Allgemeine Hygiene <strong>und</strong> Infektionsschutz<br />

Wie<strong>der</strong>holdstraße 15<br />

70174 Stuttgart<br />

e-mails:<br />

jochen.suess@fl i.b<strong>und</strong>.de<br />

christine.klaus@fl i.b<strong>und</strong>.de<br />

peter.kimmig@rps.bwl.de<br />

Francisella tularensis B. divergens<br />

B. microti<br />

Dermacentor-, Ixodes-Arten Ixodes-Arten 3<br />

6 Verlaufsformen je nach<br />

Eintrittsort des Erregers<br />

grippeähnlich, Anämie,<br />

Hämoglobinurie<br />

Inkubationszeit 2 – 4 Wochen Wenige Tage – 4 Wochen (1)3 – 4(14) Tage 5 Tage – 9 Wochen<br />

Diagnostik Erregernachweis aus<br />

Blut (Urin) (PCR,<br />

Anzucht), Antikörper<br />

ab 2.Krankheitswoche<br />

(ELISA, IFT)<br />

Prophylaxe Kontakt zu infektiösem<br />

Material meiden (beson<strong>der</strong>s<br />

Nachgeburten/<br />

Aborte beim Schaf)<br />

Therapie 4 Doxycyclin, auch<br />

Rifampicin/Clarithromycin<br />

, Chinolone<br />

Bedeutung/<br />

Häufi gkeit<br />

beson<strong>der</strong>e Gefahr für<br />

Schwangere, 411 Fälle<br />

in Deutschland im Jahr<br />

2005<br />

Beson<strong>der</strong>heiten Erreger ist äußerst resistent<br />

in sporen ähnlicher<br />

Form, zeckenunabhängiger<br />

Kreislauf existiert<br />

Erregernachweis aus Blut<br />

(Liquor) (PCR, Ausstrich),<br />

später Antikörper (IFT)<br />

Zeckenstichpro phylaxe,<br />

rasches Entfernen<br />

gesogener Zecken<br />

Erregernachweis aus<br />

Sputum, Lavage, Bioptaten<br />

(PCR; IF-Mikroskopie),<br />

später Antikörper<br />

Zeckenstichpro phylaxe in<br />

Endemiegebieten<br />

Tetrazykline u. a. Amino glykoside,<br />

Ciprofl oxacin, Doxycyclin<br />

beson<strong>der</strong>s in den USA<br />

(Reiseanamnese!), in<br />

Europa selten, in Deutschland<br />

bisher nicht nachgewiesen<br />

Mit fre<strong>und</strong>licher Abdruckgenehmigung des Ärzteblatts Thüringen Heft 5/2006.<br />

selten, Hauptendemiegebiete<br />

USA, z. T. Russland,<br />

15 Fälle in Deutschland<br />

im Jahr 2005<br />

Erreger ist äußerst resistent<br />

<strong>und</strong> extrem invasiv (auch<br />

durch intakte Haut!)<br />

Erregernachweis aus Blut (Ausstrich,<br />

PCR)<br />

Antikörper ab 2. Krankheitswoche<br />

(IFT, selten ELISA,<br />

Immunoblot<br />

Zeckenstichpro phylaxe,<br />

Entfernen gesogener Zecken<br />

innerhalb von 48 St<strong>und</strong>en<br />

Therapieversuch mit Chinin/<br />

Clinda mycin, Clinda mycin allein,<br />

Atovaquon/ Azithromycin<br />

In Europa bisher ca. 30 Fälle<br />

beson<strong>der</strong>s für immunsupprimierte<br />

Patienten problematisch<br />

1 <strong>Neben</strong> den in <strong>der</strong> Tabelle genannten<br />

Erregern spielen auch Rickettsia-Arten<br />

eine z. Z. noch geringe, aber insgesamt<br />

zunehmende Rolle, in Europa z. B.<br />

R. slovaka, R. helvetica.<br />

2 Hauptvektor, in weiteren 50 Zeckenspezies<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

3 Bei Tieren auch Dermacentor, Boophilus<br />

<strong>und</strong> Rhipicephalus.<br />

4 Zum neuesten Stand <strong>der</strong> Therapieempfehlungen<br />

s. www.rki.de<br />

Mehr Wissen über „Zecken<br />

<strong>und</strong> Zeckenerkrankungen“<br />

vermittelt die Gr<strong>und</strong>lagenbroschüre<br />

des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es Deutschland.<br />

Bestellmöglichkeit siehe Seite 23<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


Foto: Dania Richter<br />

Forschung<br />

Rickettsien <strong>und</strong><br />

Krim-Kongo-Viren<br />

Der Rostocker Tropenmediziner Prof.<br />

Emil Reisinger, Mitentwickler <strong>der</strong> sogenannten<br />

Gasser-Therapie gegen <strong>Borreliose</strong>,<br />

warnte auf dem im April 2006<br />

statt gef<strong>und</strong>enen Internistenkongress<br />

in Wiesbaden vor weiteren Erregern,<br />

die durch Zecken übertragen werden.<br />

Bis zu neun Prozent <strong>der</strong> Zecken in<br />

Deutschland würden DNA von Rickettsia<br />

helvetica aufweisen <strong>und</strong> es sei mit<br />

einer Zunahme dieser Infektionen zu<br />

rechnen. Erste Anzeichen seien hohes<br />

Fieber, Schweißausbrüche <strong>und</strong> Hautausschläge<br />

wie bei manchem grippalen<br />

Infekt. Rickettsiosen würden durch Antikörper-Nachweis<br />

diagnostiziert. Zur Therapie<br />

– so die Ärztezeitung – würden<br />

sich Tetrazykline o<strong>der</strong> Chinolone eignen.<br />

Reisinger warnte auch vor einer<br />

neuen Virusinfektion, die von <strong>der</strong> Krim<br />

nach Westen wan<strong>der</strong>n werde. Die sogenannte<br />

Krim-Kongo-Infektion gehöre zu<br />

den hämorrhagischen (Einblutungen<br />

erzeugenden) Fiebern <strong>und</strong> werde ebenfalls<br />

von Zecken übertragen.<br />

Borrelia lusitaniae<br />

wan<strong>der</strong>t nördlich<br />

Die noch vor wenigen Jahren auf den<br />

Mittelmeerraum beschränkte Spezies<br />

Borrelia lusitaniae wird immer häufer<br />

nördlich <strong>der</strong> Alpen angetroffen. Die<br />

Berliner Parasitologen Prof. Franz-Rainer<br />

Matuschka <strong>und</strong> Dr. Dania Richter<br />

fanden eine Stelle im Elsaß, wo ein<br />

Viertel aller eingesammelten Zecken<br />

mit lusitaniae infi ziert war.<br />

Über die natürliche Verbreitung gibt es<br />

bislang nur Spekulationen. Wären Vögel<br />

die Transporttiere, wäre diese Spezies<br />

weiter verbreitet. Im Verdacht stehen<br />

damit infi zierte Eidechsen, die man –<br />

ebenso wie infi zierte Zecken – an Südhängen<br />

von Weinbergen lokalisierte.<br />

Bislang galten Eidechsen als Sackgasse<br />

im Kreislauf <strong>der</strong> Borrelien.<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Eidechse mit<br />

Zeckennymphen-<br />

Befall<br />

<strong>FSME</strong> – ein Winterthema<br />

Zwei Drittel <strong>der</strong> <strong>FSME</strong>-Infektionen<br />

(Frühsommer-Meningoenzephalitis)<br />

erfolgen zwar zwischen Juni <strong>und</strong> August.<br />

Doch wer nächstes Jahr erst kurz<br />

vor Urlaubsantritt an Impfung denkt,<br />

erreicht keinen größtmöglichen Schutz,<br />

<strong>der</strong> bei kompletter Gr<strong>und</strong>immunisierung<br />

97 bis 99 Prozent beträgt.<br />

So sieht das konventionelle Impfschema<br />

aus:<br />

1. Teilimpfung am Tag Null.<br />

2. Teilimpfung je nach Impfstoff nach<br />

ein bis drei Monaten. Bei <strong>der</strong> Schnellimmunisierung<br />

erfolgt die 2. Teilimpfung<br />

bereits nach zwei Wochen.<br />

Die 3. Teilimpfung neun bis zwölf Monate<br />

nach <strong>der</strong> 2. Teilimpfung komplettiert<br />

den Impfschutz. Auffrischungsimpfungen<br />

sind frühestens drei Jahre<br />

nach <strong>der</strong> 3. Teilimpfung notwendig.<br />

In Deutschland liegt die Impfrate<br />

bei unter 20 Prozent, in Österreich <strong>der</strong>zeit<br />

bei 88 Prozent. Dennoch zählte Österreich<br />

in 2005 100 Erkrankungsfälle<br />

(Deutschland 433). Dies sei vor allem<br />

auf die Vernachlässigung <strong>der</strong> Auffrischungsintervalle<br />

zurückzuführen, verlautbarte<br />

die österreichische Ges<strong>und</strong>heitsministerin<br />

Maria Rauch-Kallat. Vor<br />

allem die ältere Generation ließe sich<br />

nicht mehr impfen.<br />

Symptome <strong>der</strong> <strong>FSME</strong>: Die Inkubationszeit<br />

beträgt fünf bis zehn Tage, in<br />

Ausnahmefällen bis zu vier Wochen.<br />

Danach können unspezifi sche Symptome<br />

einer Sommergrippe mit Fieber, Kopfschmerz,<br />

Husten sowie Magen-Darm-<br />

Beschwerden auftreten, die sich vorübergehend<br />

zurückbilden. Nach wenigen Tagen<br />

beginnt die zweite Krankheitsphase.<br />

Fieber, Kopfschmerz <strong>und</strong> Nackensteifi<br />

gkeit treten bei etwa 50 Prozent <strong>der</strong><br />

Den Blutsaugern<br />

„ans Le<strong>der</strong> gehen“<br />

Keine Pinzette zur Hand?<br />

Not macht erfi n<strong>der</strong>isch. Zeckenentfernung<br />

gelingt außer mit Pinzette, Zeckenkarte,Taschenmesser,<br />

Skalpell, Nassrasierer<br />

<strong>und</strong> Fadenschlinge<br />

auch mit einem zur<br />

Schlinge gekreuzten<br />

Haar. Pech für Glatzenträger.<br />

Fre<strong>und</strong>in fragen.<br />

Zecken-Hölle<br />

Prävention<br />

Infi zierten als Symptom einer Meningitis<br />

(Hirnhaut-Entzündung) auf. Bei etwa<br />

40 Prozent kommt es zur Meningoenzephalitis<br />

(Entzündung von Gehirn <strong>und</strong><br />

Gehirnhäuten) mit Gleichgewichts- <strong>und</strong><br />

Bewusstseinsstörungen, Halluzinationen,<br />

Gesichtslähmung, Sprech-, Schluck-<br />

<strong>und</strong> Atemregulationsstörung. Bei etwa<br />

zehn Prozent treten Lähmungen an Armen<br />

<strong>und</strong> Beinen auf. Die Todesrate wird<br />

bei Beteiligung des Zentralen Nervensystems<br />

auf ein bis zwei Prozent geschätzt<br />

(Quelle: Baxter).<br />

Auch Kin<strong>der</strong>n drohen <strong>der</strong>art schwere<br />

Verläufe, allerdings sind neurologische<br />

Schäden seltener als bei Erwachsenen.<br />

In einzelnen Fällen führt die <strong>FSME</strong>-Erkrankung<br />

jedoch zu schweren neurologischen<br />

Funktionsstörungen <strong>und</strong> zu<br />

Lernbehin<strong>der</strong>ung.<br />

Anmerkung Günther Binnewies:<br />

Bei Verdacht (Zeckenstiche) auf eine<br />

mögliche latente <strong>Borreliose</strong> empfi ehlt<br />

es sich, vor <strong>der</strong> Impfung einen Immunstatus<br />

zu veranlassen.<br />

Zecken in die Hölle schicken<br />

Als satanischer Grillspaß empfi ehlt<br />

das Unternehmen Smartideas, gefangene<br />

Zecken nicht wie<strong>der</strong> laufen zu<br />

lassen son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> „Zecken-Hölle“<br />

ins Jenseits zu schicken. Dabei handelt<br />

es sich um ein Gerät in<br />

<strong>der</strong> Art eines Espresso-<br />

Siebs mit Handgriff, in das<br />

die Zecke gelegt <strong>und</strong> von<br />

unten mit dem Feuerzeug<br />

abgefackelt wird.<br />

Gute Reise ...<br />

Foto: Baxter 15


16 Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

Aktuelle klinische <strong>und</strong> berufskrankheitenrechtliche<br />

Aspekte <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />

Von Michael Haufs, Rolf Merget, Thomas Brüning<br />

Berufsgenossenschaftliches Forschungsinstitut für Arbeitsmedizin (BGFA), Institut <strong>der</strong> Ruhr-Universität Bochum<br />

(Mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung <strong>der</strong> Autoren)<br />

Zurzeit erkranken in Deutschland<br />

ca. 30 000 bis 80 000 Menschen<br />

jährlich an einer <strong>Borreliose</strong>. Die Zahlen<br />

beruhen auf Schätzungen, weil<br />

die <strong>Borreliose</strong> nicht zu den meldepfl<br />

ichtigen Erkrankungen gehört. Da<br />

die Inzidenz zunimmt, hat die <strong>Borreliose</strong><br />

in zunehmendem Maße auch eine<br />

berufskrankheitenrechtliche Relevanz.<br />

Laut BK-DOK wurden bereits in den<br />

Jahren 1999 – 2001 26 <strong>Borreliose</strong>erkrankungen<br />

als Berufskrankheit BK3102 anerkannt.<br />

Ziel <strong>der</strong> Untersuchung ist es,<br />

die aktuellen medizinischen <strong>und</strong> versicherungsrechtlichen<br />

Voraussetzungen<br />

für eine mögliche Anerkennung als BK<br />

darzustellen. Anhand 10 ausgewählter<br />

Fälle (7 Erst- <strong>und</strong> 3 Nachbegutachtungen)<br />

wird ein Überblick über aktuelle<br />

Aspekte <strong>der</strong> Erkrankung wie Epidemiologie,<br />

Klinik, (Differential-) Diagnostik,<br />

Therapie, Prävention sowie <strong>der</strong>en versicherungsrechtliche<br />

Wertung gegeben.<br />

Versicherte, die eine Tätigkeit im Freien<br />

ausüben, sind in höherem Maße als die<br />

Durchschnittsbevölkerung infektionsgefährdet.<br />

Der Nachweis einer Borrelieninfektion<br />

während <strong>der</strong> berufl ichen Tätigkeit<br />

ist schwierig zu führen, da diese<br />

auch bei Freizeitaktivitäten erfolgt sein<br />

kann. Sämtliche Versicherte zeigten im<br />

Vorfeld einen positiven Antiborrelien-<br />

IgG-Antikörperbef<strong>und</strong>. Manifeste borrelienassozierte<br />

chronische Erkrankungen,<br />

die einen Versicherungsfall begründen<br />

können, traten bei zwei nachzubegutachtenden<br />

Patienten auf.<br />

Die Berufsbedingtheit <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />

ist an bestimmte Voraussetzungen geb<strong>und</strong>en,<br />

<strong>der</strong>en medizinische <strong>und</strong> versicherungsrechtliche<br />

Wertung z. T. problematisch<br />

ist (z. B. Unterscheidung zwischen<br />

reiner Serokonversion <strong>und</strong> manifester<br />

Erkrankung).<br />

Sämtliche Erstbegutachtungen wurden<br />

durch uns ablehnend beurteilt. Die<br />

Gründe hierfür (z. B. Abheilung borrelieninduzierter<br />

Erkrankungen nach frühzeitiger<br />

Gabe antibakterieller Antibiotika)<br />

werden erörtert.<br />

Daher sind die berufskrankheitenrechtlichen<br />

Rahmenvoraussetzungen,<br />

die zur Anerkennung bzw. Ablehnung<br />

einer <strong>Borreliose</strong> als BK führen, zu defi<br />

nieren. Unsere Erfahrungen zeigen,<br />

dass die Anerkennung einer <strong>Borreliose</strong><br />

als Berufserkrankung im Vergleich<br />

zu den gemeldeten Verdachtsfällen<br />

sehr selten ist.<br />

� Kommentar von Dietmar Seifert,<br />

SHG Ulm<br />

Der Vortrag zeigt, dass die Anerkennung<br />

einer <strong>Borreliose</strong> als Berufskrankheit äußerst<br />

schwierig ist <strong>und</strong> in erster Instanz<br />

praktisch fast immer verweigert wird.<br />

Eine Anerkennung dürfte nur in seltenen<br />

Einzelfällen durch einen mühsamen<br />

Rechtsweg durch alle Sozialgerichtsinstanzen<br />

möglich sein.<br />

Dies gestaltet sich deshalb so schwierig,<br />

da zwei schlüssige Nachweise geführt<br />

werden müssen.<br />

1. Dass <strong>der</strong> Unfall „Zeckenstich“ während<br />

<strong>der</strong> Berufstätigkeit erfolgte. Da fast<br />

automatisch <strong>der</strong> Verdacht unterstellt<br />

wird, dass die Infektion auch durch einen<br />

möglicherweise unbemerkten Zeckenstich<br />

in <strong>der</strong> Freizeit erfolgt sein<br />

könnte, muss ein eindeutiger Beweis<br />

z.B. sofortiger Eintrag des Zeckenstiches<br />

in das Verbandsbuch <strong>und</strong> anschließen<strong>der</strong><br />

Bestätigung einer <strong>Borreliose</strong>infektion<br />

eines Arztes vorliegen. Wurde<br />

<strong>der</strong> Zeckenstich, wie häufi g, nicht dokumentiert<br />

o<strong>der</strong> bemerkt bzw. trat das<br />

typische Erythema migrans nicht auf,<br />

hat man schon sehr schlechte Karten.<br />

2. Dass die dauerhaften Beschwerden<br />

tatsächlich durch <strong>Borreliose</strong> bedingt<br />

sind. Durch das bekannte diagnostische<br />

Dilemma, dass es keinen praktikablen<br />

Test gibt, welcher eine chronische <strong>Borreliose</strong><br />

„eindeutig“ nachweisen kann,<br />

die Beschwerden einer chronischen<br />

<strong>Borreliose</strong> meistens unspezifi sch sind,<br />

sowie keine allgemein gültigen Diagnoserichtlinen<br />

existieren, wird von den<br />

Gutachtern selbst bei einer handfest<br />

nachgewiesenen Infektion ein schlüssiger<br />

Zusammenhang meistens verneint,<br />

zumal die gängige Lehrmeinung immer<br />

noch eine <strong>Borreliose</strong> in jedem Stadium<br />

durch eine Standard-Antibiotikatherapie<br />

als einfach heilbar darstellt.<br />

Zusätzlich wird ein Nachweis durch<br />

die gängige Praxis erschwert, dass nicht<br />

selten selbst namhafte Ärzte fälschlicherweise<br />

eine chronische <strong>Borreliose</strong><br />

mit dem reinen Son<strong>der</strong>fall einer Neuroborreliose<br />

gleichsetzen. Da sich diese<br />

jedoch nur in den wenigsten Fällen<br />

im Liquor nachweisen lässt, wird bei<br />

einem negativen Liquorergebnis in <strong>der</strong><br />

Regel eine <strong>Borreliose</strong> unsinnigerweise<br />

völlig ausgeschlossen.<br />

Möglichst lückenlose Beweiskette<br />

zusammentragen<br />

Wer ein Anerkennungsverfahren als Berufskrankheit<br />

anstrebt, solle deshalb eindeutige<br />

Beweise für die Infektion während<br />

<strong>der</strong> Berufstätigkeit sowie eine unzweifelhafte<br />

Diagnose einer <strong>Borreliose</strong><br />

vorlegen können. Positive Borrelientiter<br />

im Blut sind nicht ausreichend. Ansonsten<br />

dürften kaum Chancen auf Erfolg<br />

bestehen.<br />

Selbst wenn alle Beweise scheinbar<br />

völlig eindeutig sind, muss man sich<br />

auf ein mögliches Jahre langes Verfahren<br />

durch die Sozialgerichtsinstanzen<br />

einstellen, welches für die durch <strong>Borreliose</strong><br />

zumeist angeschlagenen Nerven<br />

eine zusätzliche Belastung darstellt. Außerdem<br />

ist eine rechtliche Unterstützung<br />

durch einen Fachanwalt, VDK etc.<br />

dringend zu empfehlen. Eine Absicherung<br />

<strong>der</strong> Prozesskosten durch eine private<br />

Rechtsschutzversicherung o<strong>der</strong> den<br />

Sozialrechtschutz <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

wäre dabei von großem Vorteil.<br />

Dietmar Seifert<br />

leitet die <strong>Borreliose</strong>-<br />

Selbsthilfegruppe<br />

Ulm/Neu-Ulm<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Foto: Fischer


Freistaat Sachsen bietet <strong>Borreliose</strong> Paroli<br />

Ministerin empfi ehlt ärztliche Arbeitsgruppe<br />

Diagnostik <strong>und</strong> Therapie <strong>der</strong> bakteriellen<br />

Zeckeninfektion sollen verbessert<br />

werden.<br />

Die vom <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland<br />

e.V. (BBD) initiierte Anhörung am<br />

17. November 2005 im Sächsischen<br />

Landtag zur Problematik <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong><br />

in Sachsen trug schnelle Früchte. R<strong>und</strong><br />

drei Wochen später wandte sich die für<br />

Soziales zuständige Staatsministerin<br />

Helma Orosz an die Landesärztekammer<br />

<strong>und</strong> bat um Einberufung einer Arbeitsgruppe,<br />

die ein Gesamtkonzept<br />

zur <strong>Borreliose</strong>erkennung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Behandlung<br />

erarbeiten soll.<br />

Bereits am 10. April 2006 konstituierte<br />

sich die achtköpfi ge ärztliche Arbeitsgruppe,<br />

um erste Pfl öcke zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Situation einzuklopfen.<br />

Teilnehmer sind:<br />

Dr. med. Rudolf Marx als Vertreter des<br />

Vorstands <strong>der</strong> Landesärztekammer,<br />

Prof. Dr. med. Siegwart Bigl, Chemnitz,<br />

Prof. Dr. med. Bernhard Ruf, Ruf Städtisches<br />

Klinikum St. Georg, Leipzig, Prof. Dr.<br />

Rheinland-Pfalz sagt<br />

Zecken den Kampf an<br />

Keine Woche verging nach einem zufälligen<br />

Treffen mit <strong>der</strong> Rheinland-Pfälzischen<br />

Sozialministerin Malu Dreyer,<br />

da hatte sie schon mehrere Abteilungen<br />

aktiviert, um sich des Themas <strong>Borreliose</strong><br />

<strong>und</strong> Zecken anzunehmen.<br />

Die Landeszentrale für Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<br />

entwickelte eine Aufklärungskampagne.<br />

Eine wissenschaftlich<br />

f<strong>und</strong>ierte, für Laien verständliche Broschüre<br />

wurde produziert <strong>und</strong><br />

zur Prüfung die Kompetenz<br />

des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es eingeholt.<br />

Der <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> erhielt<br />

Gelegenheit, einen Text für<br />

das Ges<strong>und</strong>heits-<br />

Telefon zu verfassen,<br />

<strong>der</strong> 14 Tage ab-<br />

hörbar war. Das Ministerium sicherte<br />

organisatorische <strong>und</strong> finanzielle Hilfe<br />

zu, um Aufklärung<br />

<strong>und</strong> Selbst-<br />

hilfe-Aktivitäten<br />

zu för<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

med. Christoph Baerwald, Universitätsklinikum<br />

Leipzig, Dr. med. Bernd Zieger,<br />

Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt,<br />

Dr. med. Ingrid Ehrhard, Landesuntersuchungsanstalt<br />

Sachsen, Dr. med. Wilfried<br />

Oettler vom Sächsischen Staatsmi-<br />

nisterium für Soziales sowie Frau Dr.<br />

med. Dorothea Hillscher als Patientin.<br />

Der umfangreiche Aufgabenkatalog enthält<br />

als wichtigsten Punkt die Erarbeitung<br />

einer S 3-Leitlinie für Ärzte, die<br />

alle Stadien <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong> abdecken<br />

soll. Für die Ausarbeitung sind zwei bis<br />

drei Jahre veranschlagt. Bisher gibt es<br />

nur je eine für Neuroborreliose <strong>und</strong> für<br />

<strong>Borreliose</strong> am Kind; beide veraltet <strong>und</strong><br />

unvollständig. Neu dabei ist die Einbeziehung<br />

<strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>-Selbsthilfe.<br />

Noch in diesem Jahr soll eine Diagnostik-<br />

<strong>und</strong> Behandlungs-Checkliste im<br />

Sozialgerichtsverfahren<br />

künftig kostenpfl ichtig?<br />

Es ist damit zu rechnen, dass Sozialgerichtsverfahren<br />

künftig Verfahrensgebühren<br />

kosten. Der B<strong>und</strong>esrat will<br />

damit die Flut aussichtsloser Sozialgerichtsverfahren<br />

stoppen. Noch äußert<br />

die B<strong>und</strong>esregierung Zweifel an dieser<br />

Reglementierung <strong>und</strong> lässt erst einmal<br />

die Auswirkungen prüfen.<br />

Budgetierung wird<br />

abgeschafft<br />

„Bitte Platz nehmen auf <strong>der</strong> Rasierklinge“<br />

kommentierte die Ärztezeitung<br />

am 4. Juli 2006 das Ende <strong>der</strong> Budgetierung<br />

für die nie<strong>der</strong>gelassenen Ärzte.<br />

Geld gibt es trotzdem nicht mehr. Ab<br />

2009 erhalten die Mediziner je nach<br />

Fachgebiet <strong>und</strong> unterschiedlichen Kriterien<br />

eine sogenannte Komplexpauschale<br />

pro Patient. Für begründbare zusätzliche<br />

Leistungen könnten Ärzte mehr<br />

Honorar beantragen. Bleibt abzuwarten,<br />

wie sich das für die Versorgung von<br />

<strong>Borreliose</strong>-Patienten auswirkt. Bei Redaktionsschluss<br />

wurde die Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

erst einmal wie<strong>der</strong> vertagt.<br />

Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

Ärzteblatt Sachsen Ärzten helfen, die<br />

Zeckeninfektion früher diagnostizieren<br />

zu können. Labore müssen künftig an<br />

halbjährigen Ringversuchen teilnehmen,<br />

um ihre Abrechnungen zu sichern.<br />

Des Weiteren entsteht ein Flyer zur<br />

Aufklärung <strong>der</strong> Bevölkerung. Geplant<br />

sind Fortbildungsveranstaltungen für<br />

Ärzte. Der Wunsch <strong>der</strong> Ministerin nach<br />

Spezialpraxen wurde vorerst verworfen,<br />

weil „je<strong>der</strong> gute Arzt diese Krankheit erkennen<br />

<strong>und</strong> behandeln können müsse“.<br />

Schließlich will man bei <strong>der</strong> Ministerin<br />

eine Zeckenuntersuchung wie bereits<br />

1997 anregen.<br />

Die Sächsische Arbeitsgruppe <strong>Borreliose</strong><br />

ist neben Brandenburg die zweite<br />

<strong>der</strong>artige Initiative auf Län<strong>der</strong>ebene. In<br />

Nie<strong>der</strong>sachsen, wo sich <strong>der</strong> Landtag im<br />

Frühjahr 2005 einstimmig über alle Parteien<br />

für eine Verbesserung <strong>der</strong> Situation<br />

<strong>Borreliose</strong>-Kranker aussprach, seien<br />

bis heute keine spürbaren Initiativen zu<br />

verzeichnen, so Prof. Dr. Helmut Eiffert,<br />

Universität Göttingen.<br />

Arzneimittel aus dem<br />

Ausland<br />

Deutsche Verbraucher dürfen Arzneimittel<br />

nicht nur bei inländischen, son<strong>der</strong>n<br />

auch bei ausländischen Internet-<br />

Apotheken or<strong>der</strong>n, entschied das Landgericht<br />

Frankfurt am Main. Bedingung<br />

sei, dass die Medikamente zugelassen<br />

<strong>und</strong> registriert seien. Die Weichen zu<br />

dieser Entscheidung stellte ein Gr<strong>und</strong>satzurteil<br />

des Europäischen Gerichtshofs<br />

bereits Ende 2003.<br />

Aufklärung schützt vor Zeckeninfektionen.<br />

Spenden für den <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> sind<br />

steuerabzugsfähig. Hamburger Sparkasse<br />

BLZ 200 505 50, Konto-Nr. 1275 123345<br />

Foto: MEV-Verlag<br />

17


18 Ges<strong>und</strong>heitspolitik Arzt <strong>und</strong> Patient<br />

Foto: Photodisc<br />

Zuzahlungsfreie<br />

Arzneimittel<br />

Seit Juli wirbt die AOK mit einer Liste<br />

„<strong>der</strong> zuzahlungsfreien Arzneimittel“.<br />

Internet-User können sich die r<strong>und</strong><br />

150 Seiten, die alle zwei Wochen aktualisiert<br />

werden, herunterladen o<strong>der</strong><br />

einsehen.<br />

Enthalten sind neben Schmerzmitteln<br />

(viele Darreichungsformen von Gabpentin),<br />

Cortisonpräparaten <strong>und</strong> Blutdruck<br />

senkenden Mitteln auch zwei<br />

Antibiotika.<br />

Aus Apothekerkreisen ist zu hören,<br />

dass es sich dabei größtenteils um nicht<br />

mehr zeitgemäße Medikamente handele.<br />

Ampicillin, Vorgängerprodukt von Amoxillin<br />

etwa, sei ein überholtes Produkt,<br />

weil bekannt sei, dass maximal 50 Prozent<br />

ihre Wirksamkeit entfalten <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Rest Darm schädigend abgeführt werde.<br />

Auch das in <strong>der</strong> Liste enthaltene Trocken-Amoxicillin,<br />

das für Kin<strong>der</strong> mit<br />

Wasser zum Saft angerührt werde, böte<br />

keinen fi nanziellen Vorteil, weil Medikamente<br />

für Kin<strong>der</strong> gr<strong>und</strong>sätzlich zuzahlungsfrei<br />

seien. Doxycyclin suche<br />

man vergebens in <strong>der</strong> Liste.<br />

Kontakter gesucht<br />

Sie wollen auch helfen...<br />

aber ohne Gruppe <strong>und</strong><br />

ohne jeglichen Aufwand.<br />

Auch dann sind Sie herzlich willkommen.<br />

So manchem <strong>Borreliose</strong>-<br />

Patienten fehlt ein Gespräch, ein<br />

Rat, vielleicht genau Ihre<br />

persönliche Erfahrung.<br />

Dazu brauchen Sie<br />

nur Ihr Telefon.<br />

Wenn Sie wollen, geben<br />

wir Ihre Telefonnummer<br />

nur an Hilfesuchende<br />

weiter <strong>und</strong> veröffentlichen<br />

sie nicht in<br />

unseren Medien.<br />

Bitte rufen sie<br />

uns an:<br />

Telefon<br />

06162-969443<br />

o<strong>der</strong><br />

040-7905788<br />

IGel –<br />

falsche Vorstellungen?<br />

Von den sogenannten IGel-Leistungen<br />

darf man sich nicht zu viel versprechen.<br />

Es handelt sich dabei keinesfalls<br />

um Leistungen, die aus dem<br />

Katalog <strong>der</strong> Gesetzlichen Krankenversicherung<br />

(GKV) gestrichen wurden,<br />

son<strong>der</strong>n sie waren darin nie enthalten.<br />

Ausnahmen sind einige wenige, vom<br />

Gemeinsamen B<strong>und</strong>esausschuss (GBA)<br />

nachträglich negativ bewerteten <strong>und</strong><br />

ausgeschlossenen Leistungen, für die das<br />

Nutzen-Risiko-Verhältnis als ungünstig<br />

angesehen wurde.<br />

Man darf sich auch nicht erhoffen,<br />

dass IGel-Leistungen bessere Methoden<br />

seien, als sie die Kasse bezahlt. In <strong>der</strong><br />

Regel handelt es sich um neuere, aber<br />

unzureichend geprüfte Methoden, <strong>der</strong>en<br />

Wirksamkeit (noch) nicht belegt ist.<br />

IGel-Leistungen, von denen es <strong>der</strong>zeit<br />

r<strong>und</strong> 300 gibt, sind Wunschleistungen,<br />

die auch nachträglich nicht von <strong>der</strong><br />

Krankenkasse erstattet werden.<br />

Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe,<br />

Präsident <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esärztekammer in<br />

Berlin, wandte sich am<br />

28.2.06 in <strong>der</strong> Frankfurter<br />

R<strong>und</strong>schau an seine Kollegen:<br />

„Wir appellieren an die Ärzte,<br />

ihre Patienten über Nutzen<br />

<strong>und</strong> Risiken von IGel umfassend<br />

zu informieren, ihnen<br />

ausreichend Bedenkzeit zu<br />

geben <strong>und</strong> Leistungen nicht<br />

aufzudrängen. Ärzte dürfen<br />

IGel-Leistungen nicht in einer<br />

Notsituation des Patienten anbieten,<br />

son<strong>der</strong>n nur in Ergänzung<br />

zum Leistungsspektrum<br />

<strong>der</strong> GKV.“<br />

Anmerkung Günther Binnewies:<br />

Vereinzelt werden auch gern<br />

teurere Medikamente (z.B. Rocephin®)<br />

versucht, als IGel-Leistung<br />

„los“-zuwerden, um sich<br />

damit das Budget zu erhalten.<br />

Plakat im Lift <strong>der</strong> Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Hessen:<br />

„Die Kraft <strong>der</strong> Überzeugung“<br />

Komfortleistungen<br />

in <strong>der</strong> Praxis<br />

IGeL + Wahlleistungen<br />

Laut Geschäftsführer Rolf<br />

Wienauer: Stets ausgebucht<br />

Der Arzt<br />

als Placebo<br />

Von Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer<br />

Der Einfl uss <strong>der</strong> Psyche ist jedem Arzt<br />

zur Genüge bekannt, trotzdem spielt<br />

sie bei <strong>der</strong> Behandlung eine erstaunlich<br />

kleine Rolle. Meist liegt eine gewisse<br />

Herablassung darin, wenn <strong>der</strong><br />

Arzt dem Patienten ein Präparat aus<br />

<strong>der</strong> Naturheilk<strong>und</strong>e verordnet, von<br />

dem er annimmt, dass es lediglich einen<br />

Placebo-Eff ekt haben wird.<br />

Solche Scheinmedikamente wirken<br />

bei jedem Dritten o<strong>der</strong> Vierten, auch<br />

wenn sie keine Wirkstoff e enthalten.<br />

Doch wir Ärzte müssen uns klar sein,<br />

dass wir selbst auch als Placebo funktionieren:<br />

Wir können dem Patienten<br />

Selbstvertrauen schenken <strong>und</strong> so seine<br />

Selbstheilungskräfte mobilisieren.<br />

Umgekehrt können wir ebenso als<br />

„Nocebo“ wirken: Ein falsches Wort<br />

zur falschen Zeit – <strong>und</strong> die beste Behandlung<br />

greift nicht. Viele Ärzte haben<br />

Angst vor dem scheinbar Unerklärlichen,<br />

obwohl etwa die Psychoneuroimmunologie<br />

zeigt, wie psychische<br />

Faktoren auf Nerven <strong>und</strong> Immunsystem<br />

wirken. Ärzte sollten viel mehr<br />

Vertrauen in sich haben <strong>und</strong> nicht nur<br />

in die Medizin. Menschliche Zuwendung<br />

ist ein Zaubermittel, das aus einem<br />

chemischen Nichts einen biologischen<br />

Vorgang macht.<br />

(Quelle: Mein Rückenbuch, Verlag Zabert<br />

Sandmann, mit fre<strong>und</strong>licher Genehmigung)<br />

Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer<br />

Wir danken allen, die<br />

unsere Beratung <strong>und</strong><br />

Aufklärung mit Spenden o<strong>der</strong><br />

einem Vermächtnis för<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />

Hamburger Sparkasse<br />

BLZ 200 505 50,<br />

Konto-Nr. 1275 123345<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


Arzt <strong>und</strong> Patient<br />

Augsburger<br />

Ärzte-Initiative<br />

Der in diesem Frühjahr gegründete<br />

Verein Zectect e.V., Augsburg,<br />

hat sich die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> Erforschung sämtlicher zeckenübertragener<br />

Erkrankungen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> <strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>FSME</strong> auf die Fahne geschrieben.<br />

Der geschäftsführende<br />

Vorstand besteht aus Dr. med.<br />

Carsten Nicolaus, Dr. med. Peter<br />

Glocker <strong>und</strong> Dr. med. Armin<br />

Schwarzbach; weitere Vorstandsmitglie<strong>der</strong><br />

sind ein Apotheker<br />

<strong>und</strong> eine Physiotherapeutin.<br />

Bemerkenswert ist, dass es<br />

Ärzte sind, die sich dazu bekennen,<br />

„dass die <strong>Borreliose</strong> verharmlost<br />

<strong>und</strong> dementsprechend<br />

nicht richtig <strong>und</strong> umfassend diagnostiziert“<br />

würde. Geplant ist<br />

unter an<strong>der</strong>em ein Therapie-Zentrum<br />

in Form einer ambulanten<br />

Tagesklinik, die voraussichtlich<br />

noch in diesem Jahr erste <strong>Borreliose</strong>-Patienten<br />

aufnehmen kann.<br />

Auftakt ist ein Internationales<br />

Symposium am 11. 11. 06 in Augsburg.<br />

Zu den Referenten zählen<br />

Prof. Kimmig, Stuttgart, Prof.<br />

Schardt, Würzburg, Prof. Reisinger,<br />

Rostock, Prof. Blenk, Fürth,<br />

Prof. Müllegger, Österreich, Dr.<br />

Meer-Scherrer sowie Dr. Satz,<br />

Schweiz. Weitere Informationen:<br />

Tel. 0821-95052, www.zectect.de<br />

Ärzte Initiative in<br />

Berlin-Brandenburg<br />

Ebenfalls in diesem Sommer etablierte<br />

sich die <strong>Borreliose</strong>-Initiative<br />

Berlin-Brandenburg (BIBB),<br />

eine Interessensgemeinschaft von<br />

Medizinern <strong>und</strong> Naturwissenschaftlern,<br />

die sich nun gemeinsam<br />

für Aufklärung über <strong>Borreliose</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Risiken <strong>und</strong> den<br />

Schutz davor stark machen.<br />

Zu den Gründungsmitglie<strong>der</strong>n<br />

zählen Prof. Dr. med. Andreas<br />

Krause, Chefarzt Rheumakliniken<br />

Berlin-Buch <strong>und</strong> Berlin-Wannsee,<br />

Dr. med. Thomas Talaska, Facharzt<br />

für Mikrobiologie, Brieskow-<br />

Finkenheerd, Dr. rer. nat. Robert<br />

Lange, Laborverb<strong>und</strong> Bernau sowie<br />

Prof. Dr. med. Hubertus Kursawe,<br />

St. Josefs-Krankenhaus Potsdam.<br />

Es fanden schon verschiedene<br />

Informationsveranstaltungen statt.<br />

Weitere Termine sowie verschiedene<br />

BIBB-Flyer können sich Interessierte<br />

aus dem Internet herunterladen.www.borreliose-initiative-berlinbrandenburg.de<br />

Telefon-Hotline: 03338-694265<br />

„Sie sind ein Kostenfaktor“, werden Patienten häufi g herabgewürdigt,<br />

wenn abzusehen ist, dass ihre <strong>Borreliose</strong> nicht mit 20 Tabletten<br />

zu therapieren sein werde. Schon vor <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitsreform<br />

gab es für Ärzte <strong>und</strong> Ärztinnen die Möglichkeit, beson<strong>der</strong>s aufwändige<br />

Patienten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Therapien als „Praxisbeson<strong>der</strong>heit“ bei <strong>der</strong> zuständigen<br />

Kassenärztlichen Vereinigung (KV) anzumelden. Damit signalisieren<br />

<strong>der</strong> Arzt, die Ärztin, dass die Kosten über <strong>der</strong> Durchschnitts-<br />

Verordnungsmenge liegen werden, die für spezielle Fachgruppen vorgesehen<br />

sind. Er, sie müssen sich zwar trotzdem auf eine Prüfung einlassen,<br />

haben aber nicht unbedingt Regressansprüche zu befürchten.<br />

Kommentar: Wenn mehr Ärzte diese Meldung einer „Praxisbeson<strong>der</strong>heit“<br />

für <strong>Borreliose</strong>-Patienten abgeben würden, wären die KV-en gezwungen,<br />

sich mit den speziellen Kosten für <strong>Borreliose</strong>-Patienten, beson<strong>der</strong>s<br />

im Spätstadium, auseinan<strong>der</strong> zu setzen.<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Praxisbeson<strong>der</strong>heit<br />

Wir sind auf dem<br />

rechten Weg...<br />

Mit diesen Worten kam am 31. August Günther<br />

Binnewies, Vorsitzen<strong>der</strong> des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es<br />

Deutschland e.V., (BBD), von einer Tagung des Kassenärztlichen<br />

B<strong>und</strong>esvereinigung (KBV), Berlin,<br />

zurück, die das Thema „Patientenorientierung <strong>und</strong><br />

–kooperation im KV-System“ unter die Lupe nahm.<br />

Hier sind die wichtigsten Stichpunkte:<br />

Nichts gefallen lassen<br />

Der KBV-Vorstand Ulrich Weigelt führte aus, dass<br />

nur 50 Prozent <strong>der</strong> Patienten Vertrauen zu ihren<br />

Ärzten hätten, dass 52 Prozent die Kompetenz ihres<br />

Arztes als negativ einschätzten, sich 36 Prozent,<br />

<strong>der</strong> 15 Prozent Unzufriedenen, beschwerten, 64 Prozent<br />

sich nicht beschwerten. Eine Verbesserung<br />

des deutschen Ges<strong>und</strong>heitswesens lasse sich aber<br />

nur auf dem Wege <strong>der</strong> Beschwerde in Gang setzen.<br />

(Anm.: Ständige Empfehlung des <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es)<br />

Patientenrechte<br />

BBD Intern<br />

Die Patientenbeauftragte Helga Kühn-Mengel bemängelt<br />

die In-Transparenz <strong>der</strong> Patientenrechte<br />

(Anm.: Der BBD ist dem weit voraus). Die einzelnen<br />

Sektoren im Ges<strong>und</strong>heitssystem pfl egten keine<br />

gemeinsame Kommunikation. Informationen seien<br />

wi<strong>der</strong>sprüchlich <strong>und</strong> unzureichend. Die Integrierte<br />

Versorgung sei eine Schwachstelle, die Kommunikation<br />

nicht nur zwischen Arzt <strong>und</strong> Patient „asymmetrisch“.<br />

Die KV hat den Patienten entdeckt<br />

Dr. Margarita Bert, KV Hessen: Ärzte müssten geschubst<br />

werden. Die Ärzteschaft benötige selbst<br />

Hilfe. Aber: Persönliche alte Meinungen seien<br />

nicht mehr zu tolerieren.<br />

Beraten<strong>der</strong> Fachausschuss für die<br />

hausärztliche Versorgung<br />

Dr. Diethard Sturm: „Die Studenten lernen in den<br />

Hochschulen etwas an<strong>der</strong>es, als in <strong>der</strong> Praxis ausgeübt<br />

wird. Der Arzt hat unter vernünftigen Umständen<br />

jede Menge Zeit“.<br />

Einlass von Günther Binnewies:<br />

„Aus mehr als 1000 Beratungsgesprächen im Jahr<br />

wird mir deutlich, dass wir in Deutschland den einmaligen<br />

Fall haben, verlorengegangenes Wissen –<br />

Infektiologie, Klinische Pharmakologie <strong>und</strong> Ethik –<br />

wie<strong>der</strong> entdecken zu müssen, wozu die Zuständigen<br />

<strong>der</strong>zeit nicht in <strong>der</strong> Lage sind. Wir hätten hier<br />

ein Einsparpotenzial, welches off enbar ungern zur<br />

Kenntnis genommen wird.“<br />

19


20 BBD intern<br />

<strong>Borreliose</strong> Selbsthilfe<br />

Beratung · Kontakter · Selbsthilfegruppen<br />

Selbsthilfegruppen (SHG) <strong>und</strong> -vereine (SHV) sind<br />

ehrenamtliche Initiativen von Mitglie<strong>der</strong>n des <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> assoziierten Beratern. Sie bringen<br />

ihr Wissen <strong>und</strong> ihre Erfahrung an Betroff ene <strong>und</strong> Interessierte<br />

in bester Absicht <strong>und</strong> nach bestem Wissen<br />

ein, ersetzen aber keinen Arztbesuch <strong>und</strong> sind als<br />

Privatpersonen nicht r<strong>und</strong> um die Uhr erreichbar.<br />

Weitere, hier nicht zur Veröff entlichung freigegebene<br />

Beratungs- <strong>und</strong> Kontaktstellen auf Anfrage. Bitte denken<br />

Sie daran: Die Selbsthilfe braucht selbst Hilfe!<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />

B<strong>und</strong>esverband<br />

<strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong> Selbsthilfe<br />

Große Straße 205<br />

21075 Hamburg<br />

Tel. 040-7905788<br />

Fax 040-7924249<br />

E-Mail:<br />

info@borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />

www.borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />

Telefonische Beratung:<br />

Montag bis Donnerstag<br />

von 10 bis 12.30 Uhr<br />

Aufgaben, Ziele, Vorhaben<br />

� Prävention auf allen Ebenen zur Verhin<strong>der</strong>ung<br />

von Zecken-Infektionen: Bevölkerung,<br />

Kommunen, Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>espolitik<br />

� Beratung für je<strong>der</strong>mann<br />

� Interessenvertretung <strong>der</strong> von<br />

Zeckenerkrankungen Betroff enen<br />

� Entwicklung <strong>und</strong> Pfl ege des Selbsthilfenetzes<br />

� Transparenz <strong>der</strong> Diagnostik <strong>und</strong> Therapie<br />

� Motor für Projekte <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />

Instrumente<br />

� Telefonische Beratung<br />

(b<strong>und</strong>esweit, kostenlos für Je<strong>der</strong>mann)<br />

� Beratung schriftlich <strong>und</strong> per E-Mail<br />

� Herstellung, Bereitstellung <strong>und</strong><br />

Verbreitung von Infomaterial<br />

� Mitglie<strong>der</strong>zeitschrift + Infobroschüren<br />

� Medien- <strong>und</strong> Forschungsrecherche<br />

� Entwicklung, För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Unterstützung<br />

von <strong>Borreliose</strong>-Selbsthilfegruppen<br />

� Vorträge + Öff entlichkeitsarbeit<br />

� Interaktion mit Ärzteschaft, Wissenschaftlern,<br />

Leistungserbringern im Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong><br />

Politikern<br />

Der <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V. ist als gemeinnützig<br />

anerkannt. Er ist Mitglied im Spitzenverband<br />

<strong>der</strong> freien Wohlfahrtspfl ege Paritätischer<br />

Wohlfahrtsverband sowie in Deutsche Arbeitsgemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Selbsthilfegruppen.<br />

Wir danken dem AOK-B<strong>und</strong>esverband, <strong>der</strong> Barmer<br />

Ersatzkasse, <strong>der</strong> DAK, <strong>der</strong> Selbsthilfe-För<strong>der</strong>gemeinschaft<br />

<strong>der</strong> Ersatzkassen sowie dem För<strong>der</strong>pool<br />

Partner <strong>der</strong> Selbsthilfe.<br />

Ebenso danken wir auch allen privaten För<strong>der</strong>ern.<br />

Postleitzahl-Gebiet 2<br />

Hamburg<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Hamburg<br />

Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong> Deutschland e. V.<br />

(siehe links)<br />

Harburg<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Harburg<br />

Stadt <strong>und</strong> Land<br />

Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong> Deutschland e. V.<br />

(siehe links)<br />

Rotenburg<br />

Tel. 04269 1377<br />

Fax: 04269 9320028<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Heidemarie Geiger<br />

Bahnhofstr. 13,<br />

27386 Westerwalsede<br />

Bremerhaven<br />

Kontaktstelle<br />

Bremerhaven/Beverstedt<br />

Frau Wöltjen<br />

Tel. 04749 8092<br />

Bremen<br />

Tel. 0421 385658<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Eleonore Bensing<br />

Itzehoer Weg 29<br />

28219 Bremen<br />

E-Mail:<br />

e-a.bensing@t-online.de<br />

Hermannsburg<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Hermannsburg<br />

Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />

(siehe links oben)<br />

Postleitzahl-Gebiet 3<br />

Schaumburg<br />

Tel. 0173-4998267<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Schaumburg<br />

Simone Wente<br />

Volksdorf 21<br />

31715 Meerbeck.<br />

Beratung ab 16.30 Uhr,<br />

Mo-Fr.<br />

E-Mail: info@borrelioseschaumburg.de<br />

Web:<br />

www.borrelioseschaumburg.de<br />

Bad Mün<strong>der</strong><br />

Hameln<br />

Bad Pyrmont<br />

Pattensen<br />

Hannover<br />

Tel. 0177 7454896<br />

o<strong>der</strong> 05042 81377<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Bad Mün<strong>der</strong>/Hameln,<br />

Michael Eisenberg<br />

Hauptstraße 24<br />

31848 Bad Mün<strong>der</strong><br />

Porta Westfalica<br />

Tel. 0571 3852639<br />

Kontakt: Elke Kühn<br />

Mindener Weg 100<br />

32457 Porta Westfalica<br />

Halle/Westfalen<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Halle/Westf.<br />

Kontakt über <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />

(siehe Kasten ganz links)<br />

Butzbach<br />

Tel. 06447 922703<br />

Fax 0644 7922704<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Mittelhessen<br />

Doris Dörr, Am Wingert 28,<br />

35510 Butzbach<br />

Schöffengr<strong>und</strong><br />

Tel. 06085 9879877<br />

Fax 06085 989933<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Mittelhessen<br />

Tanja Ressel, Zum Steumel 30<br />

35641 Schöff engr<strong>und</strong>, Telefonsprechzeiten:<br />

Dienstag –<br />

Donnerstag 17 – 19 Uhr<br />

E-Mail:<br />

shgmittelhessen@aol.com<br />

Dillenburg<br />

Tel. 02771 6186<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Mittelhessen<br />

Irmtraud Hartmann, Koppelberg<br />

3a, 35689 Dillenburg<br />

Eschenburg<br />

Tel. 02774 71912<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Artur Karl · Bergstraße 17<br />

35713 Eschenburg<br />

Wolfenbüttel<br />

Tel. 0179 3651797<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Wolfenbüttel<br />

Kontakttelefon<br />

Clausthal-<br />

Zellerfeld<br />

Tel. 05323 83620<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Heike Flamm<br />

Am Silbersegen 4<br />

38678 Clausthal-Zellerfeld<br />

Magdeburg<br />

Tel. 039201 709911<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Christin Müller, Kornblumenring<br />

1 a, 39326 Glindenberg<br />

E-Mail:<br />

mat.mueller@online.de<br />

Aufklärung schützt vor<br />

Zeckeninfektionen!<br />

Spenden für den<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> sind<br />

steuerabzugsfähig.<br />

Hamburger Sparkasse<br />

BLZ 200 505 50<br />

Konto-Nr. 1275 123345<br />

Postleitzahl-Gebiet 4<br />

Kaarst<br />

Tel. 02131 514602<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Corry Welker, Düsseldorfer<br />

Str. 5, 41564 Kaarst<br />

Bocholt/Borken<br />

Tel. 02871 183147<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Bocholt/<br />

Borken<br />

Rainer Doeven, Lippestr. 14,<br />

46395 Bocholt<br />

Essen<br />

Tel. 0203 722535<br />

(Montag – Mittwoch)<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

F. Würschem<br />

Marienburger Ufer 33 d<br />

47249 Duisburg<br />

Tel. 0201 492738<br />

(Donnerstag – Samstag)<br />

Nora Morawietz<br />

Mintropstr. 64<br />

45239 Essen<br />

Osnabrück<br />

Tel. 0541 5002521<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Ursula Bittner,<br />

Am Heger Turm 14<br />

49078 Osnabrück<br />

E-Mail:<br />

borreliose-os@arcor.de<br />

Telefonische Beratung<br />

montags <strong>und</strong> dienstags<br />

Duisburg<br />

Tel. 02841 981843<br />

Fax 02841 981844<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Uwe Somplatzki<br />

Mühlenstr. 24 p<br />

47199 Duisburg<br />

E-Mail: borreliose-shgduisburg@freenet.de<br />

Postleitzahl-Gebiet 5<br />

Bedburg<br />

Tel. 02463 906049<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Rhein-Erft-Kreis<br />

Hans-Gerd Zigann,<br />

Marienstr. 3<br />

50181 Bedburg<br />

E-Mail:<br />

beratung@borrelioseweb.de<br />

Web: www.borrelioseweb.de<br />

Köln<br />

Tel. 02203 69257<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Peter Rohle<strong>der</strong><br />

Guntherstr. 11, 51147 Köln<br />

E-Mail: lyme@netcologne.de<br />

Trier<br />

Tel. 06502 6801<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Petra Koch, Trierer Str. 31<br />

54340 Longuich<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


Postleitzahl-Gebiet 6<br />

Frankfurt am Main<br />

Tel. 069 7591-2162<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Frankfurt a.M.<br />

Stephan Puls<br />

E-Mail:<br />

borreliose-shg@gmx.de<br />

Darmstadt<br />

Tel. 06162 2129<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Darmstadt-<br />

Dieburg<br />

Hilde Pfaff<br />

Münzenberger Str 9<br />

64354 Reinheim<br />

Tel. 06071 48178<br />

Margit Kullmann<br />

Goethestr. 8<br />

64846 Groß-Zimmern<br />

Bergstraße<br />

Tel. 06202 271558<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Bergstraße<br />

Paul Szasz<br />

Beratung mittwochs <strong>und</strong><br />

donnerstags 20 – 22 Uhr<br />

Beratungsschwerpunkt:<br />

<strong>Borreliose</strong> bei Kin<strong>der</strong>n.<br />

E-Mail: Szasz@arcor.de<br />

Informationen zur SHG<br />

Bergstraße: Helga Voissen<br />

Tel.: 06251 70 6923<br />

Postleitzahl-Gebiet 7<br />

Stuttgart<br />

Tel. 07153 927548<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Stuttgart<br />

Panagiotis Chatzichrisafi s<br />

E-Mail: lyme-shgstuttgart@online.de<br />

Winnenden<br />

Tel. 07195 8716<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Ingeborg Schmierer<br />

Eugenstr. 19<br />

71364 Winnenden<br />

Tübingen<br />

Tel. 07071 38363<br />

Kontakttelefon Sozialforum,<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Tübingen<br />

Simone Bauer<br />

Schwärzlocher Str. 72<br />

72070 Tübingen<br />

E-Mail: borrelioseSHG_<br />

tuebingen@web.de<br />

Web: www.borreliosetuebingen.de<br />

Heilbronn<br />

Tel. 07138 932086<br />

Fax 07138 932002<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Ariane Templin<br />

Panoramaweg 29<br />

74193 Schwaigern<br />

E-Mail: ariane-temp@gmx.de<br />

Web: www.borrelia.de<br />

Karlsruhe<br />

Tel. 07251 348244<br />

Fax 07251 348255<br />

<strong>Borreliose</strong>-Forum<br />

Karl Crocoll<br />

Neureuter Hauptstraße 83<br />

76149 Karlsruhe<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

Rottweil<br />

Tel. 07402 9109533<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Rottweil<br />

Alexan<strong>der</strong> E.<br />

Freiburg<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Freiburg<br />

Kontakt:<br />

mittwochs 10 – 12 Uhr<br />

Herr Helfert,<br />

Tel. 07666 949141,<br />

donnerstags 10 – 12 Uhr<br />

Frau Glatz, Tel. 0761 493254<br />

E-Mail:<br />

liose-2006@t-online.de<br />

Postleitzahl-Gebiet 8<br />

München<br />

Tel. 089 51519957<br />

<strong>Borreliose</strong>informations<strong>und</strong><br />

Selbsthilfeverein<br />

München e.V..<br />

Westendstrasse 68<br />

80339 München<br />

Web: www.borreliosemuenchen.de<br />

Heidenheim<br />

Tel. 07328 919000<br />

Fax 07328 4956<br />

<strong>Borreliose</strong>-SHV Heidenheim/<br />

Brenz e.V.<br />

Günther Binnewies,<br />

Postfach 1257,<br />

89549 Königsbronn<br />

Beratungsschwerpunkt:<br />

Spätborreliose<br />

Friedrichshafen<br />

Tel. 07541 51965<br />

Josef Mayer, Buchholz 6<br />

88048 Friedrichshafen<br />

E-Mail:<br />

seppmayer@buchholz6.de<br />

Lindau<br />

Tel. 08382 23490<br />

Dr. phil. Marion Rothärmel<br />

Ebnetweg 5, 88131 Lindau<br />

Ulm<br />

Tel. 0731 3988614<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Ulm/Neu-Ulm<br />

Web:<br />

www.borreliose-ulm.de.vu<br />

Dietmar Seifert<br />

Soldatenstr. 33, 89077 Ulm<br />

E-Mail:<br />

borreliose-ulm@t-online.de<br />

Postleitzahl-Gebiet 9<br />

Roth<br />

Tel. 09176 1528<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />

Erika Schöll, Birkacher<br />

Hauptstr. 12, 91154 Roth<br />

Tel. 09171 63484<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />

Marianne Heim<br />

Ansbach<br />

Tel. 0911 338213<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />

Rosemarie Lange<br />

Nürnberg<br />

Tel. 0911 8002554<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Franken<br />

Michaela Deininger<br />

Weiden<br />

Tel. 09605 3044<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Maria Kellermann, Flurstr. 2,<br />

92729 Weiherhammer<br />

Coburg<br />

Tel. 09561 25225<br />

Fax 09561 232792<br />

<strong>Borreliose</strong> SHV Coburg<br />

Stadt <strong>und</strong> Land<br />

Sigrid Frosch, Hans-Holbein-<br />

Weg 9a, 96450 Coburg<br />

Bad Neustadt<br />

Tel. 09771 1456<br />

<strong>Borreliose</strong> Beratung<br />

Gisela Brehm, Ricarda-Huch-<br />

Str. 34, 97616 Bad Neustadt<br />

Beratungsdienst<br />

erweitert<br />

Seit dem Frühjahr ist das Beratungstelefon des<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es auf Gr<strong>und</strong> immer höherer<br />

Nachfrage wegen <strong>Borreliose</strong>, <strong>FSME</strong> <strong>und</strong> an<strong>der</strong>er<br />

Zeckeninfektionen schon am Montag bis einschließlich<br />

Donnerstag jeweils von 10 bis<br />

12.30 Uhr besetzt.<br />

Hier kann man auch <strong>Borreliose</strong> Magazine,<br />

die Burrascano-Übersetzung <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>lagenbroschüre<br />

„Zecken <strong>und</strong> Zeckenerkrankungen“<br />

bestellen. Hier erfährt man auch, wo sich<br />

die wohnsitznächste Selbsthilfegruppe o<strong>der</strong> Beratungsstelle<br />

befi ndet. Die b<strong>und</strong>eseinheitliche<br />

Telefonnummer 040-790 57 88 wird täglich zu einem<br />

an<strong>der</strong>en Berater umgestellt. Die Beratung<br />

erfolgt kostenlos <strong>und</strong> für je<strong>der</strong>mann. Wir danken<br />

dem Unternehmen Novartis Behring für fi nanzielle<br />

Unterstützung beim Ausbau unseres Beratungsnetzes.<br />

Postleitzahl-Gebiet 0<br />

Dresden<br />

Tel. 0351/4881252<br />

<strong>und</strong> 0351/4881256<br />

Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen.<br />

Es erfolgt Weitervermittlung<br />

zur <strong>Borreliose</strong> SHG Dresden<br />

E-Mail: helithi@aol.com<br />

Görlitz<br />

Tel. 03581 400353<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Görlitz<br />

Inge Sobota<br />

Große Wallstraße 17,<br />

02826 Görlitz<br />

Kooperierende Beratungsstellen im Ausland<br />

Schweiz<br />

<strong>Lyme</strong>-<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Schweiz, Madeleine Horger<br />

Witikoner Str. 335<br />

CH-8053 Zürich<br />

Tel. + Fax aus Deutschland:<br />

0041 13821650<br />

Ingeborg Zimmermann,<br />

Heiligberstr. 33<br />

CH-8400 Winterthur<br />

Tel. aus Deutschland:<br />

0041 522134436.<br />

Leipzig<br />

Tel. 0341 3382155<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Gert Schlegel<br />

B. Kellermann-Str. 2/213<br />

04279 Leipzig<br />

E-Mail: leipzig@borreliosesachsen.de<br />

Burgstädt<br />

Tel. 03724 855355<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Burgstädt<br />

Jürgen Haubold<br />

Burkgersdorfer Str. 136<br />

09217 Burgstädt<br />

Weitere, nicht zum Beratungsnetzwerk des<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong>es gehörende Beratungs-<br />

<strong>und</strong> Kontaktstellen:<br />

Postleitzahl-Gebiet 0<br />

Berlin<br />

Tel. 030 7065715 (auch Fax)<br />

<strong>Borreliose</strong> SH. e.V. Berlin-<br />

Brandenburg<br />

Hanna Priedemuth<br />

Reulestr. 7<br />

12105 Berlin<br />

E-Mail: post@borrelioseberlin.de<br />

Web: www.borrelioseberlin.de<br />

Postleitzahl-Gebiet 3<br />

Wolfsburg<br />

Tel. 05361 775535<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Renate Kiesel-Arndt<br />

Auf <strong>der</strong> Höhe 6<br />

38442 Wolfsburg<br />

E-Mail: kiesel-arndt@gmx.de<br />

Rubrik Name folgt<br />

Postleitzahl-Gebiet 7<br />

Frickenhausen<br />

Tel. 07022 43457<br />

Fax: 07022 960797<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Gerda Munz,<br />

Dr. Gmin<strong>der</strong>str. 16<br />

72636 Frickenhausen<br />

Postleitzahl-Gebiet 8<br />

Augsburg<br />

Tel. 0821-2623760<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG Augsburg<br />

Stadt <strong>und</strong> Land<br />

Marlie McClellan, Grüntenstraße<br />

47, 86163 Augsburg.<br />

Füssen<br />

Tel. 08862 77453<br />

Fax 08862 987235<br />

<strong>Borreliose</strong> SHG<br />

Füssen-Allgäu<br />

Anette Königsdorfer<br />

Firstbergstr. 12A<br />

86983 Lechbruck am See<br />

Österreich<br />

SHG Zeckenopfer<br />

Kaiserstr. 71, A-1070 Wien<br />

Telefon aus A: 01 5227070,<br />

Fax: 01 522707013<br />

E-Mail: info@zecken.or.at<br />

Web: www.zecken.or.at<br />

Nie<strong>der</strong>lande<br />

Ne<strong>der</strong>landse Vereniging<br />

voor <strong>Lyme</strong>patienten<br />

Voor algemene informatie<br />

Tel: 0900 2100022<br />

Selbsthilfe per Computer<br />

Mehr als 5.700 registrierte Besucher fragen<br />

<strong>und</strong> diskutieren im Internetforum des <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong>es <strong>und</strong> informieren sich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e<br />

tagesaktuell über neues <strong>Borreliose</strong>-Wissen.<br />

1260 Krankengeschichten. 340 geprüfte Links.<br />

www.borrelioseforum.de<br />

21


22 Literatur <strong>und</strong> Medien<br />

� Schmerzen entlernen<br />

Als Betreuer des Beratungstelefons <strong>der</strong><br />

Deutschen Schmerzliga e.V. kennt <strong>der</strong><br />

Autor, Facharzt für Neurologie <strong>und</strong> Psychiatrie<br />

den Leidensdruck <strong>der</strong> Betroffenen.<br />

Das Buch erklärt anschaulich, wie<br />

<strong>und</strong> warum Schmerzen entstehen <strong>und</strong><br />

was man medikamentös <strong>und</strong> selbst dagegen<br />

tun kann. Zwar fehlt beim Karpaltunnelsyndrom,<br />

dass zu den Ursachen<br />

auch eine <strong>Borreliose</strong> zählen kann;<br />

dafür zeigt eine anschauliche Grafi k, was<br />

im Handgelenk los ist, wenn <strong>der</strong> Arzt<br />

diese Diagnose vermutet. Der „nichtme-<br />

dikamentöse Bereich“ dieses umfangreichen<br />

Buches be-<br />

trägt 38 Seiten.<br />

Endlich weniger<br />

Schmerzen<br />

Dr. med, Robert<br />

Reining, Dr. rer.nat.<br />

Anita Schweiger,<br />

Verlag Trias,<br />

207 Seiten, 2006,<br />

viele Abb., 19,95 €<br />

ISBN 3-8304-3279-8<br />

� Sport fürs Immunsystem<br />

Ein starkes Immunsystem kann man<br />

nicht im Reformhaus kaufen, son<strong>der</strong>n<br />

muss man sich selbst erarbeiten. Damit<br />

die bremsenden Haustiere (Innerer<br />

Schweineh<strong>und</strong> <strong>und</strong> Muskelkater) keine<br />

Chance erhalten, hilft dieses Buch, Trainingssünden<br />

<strong>und</strong> Flops zu vermeiden.<br />

Nicht alle Sportarten darin sind für <strong>Borreliose</strong>-Kranke<br />

geeignet <strong>und</strong> doch etliche<br />

wie Walken, Joggen, Radeln, Aqua-Fit,<br />

Langlauf, Wan<strong>der</strong>n <strong>und</strong> das ganze Beiprogramm<br />

mit Stretching <strong>und</strong> richtiges<br />

Dehnen <strong>der</strong> einzelnen Muskelpartien.<br />

Wer ernsthaft mit Sport beginnen will,<br />

liest dieses Buch<br />

wie einen span-<br />

nenden Krimi.<br />

Sport – jetzt fang ich<br />

wie<strong>der</strong> an<br />

Kristiane Müller-Urban,<br />

Martina Riese-Steul,<br />

Verlag Haug,<br />

158 Seiten, viele Abb.,<br />

17,95 €<br />

ISBN 3-8304-2224-5<br />

� Blutwerte verstehen<br />

Gleich vorweg: Von <strong>Borreliose</strong> steht in<br />

diesem Buch nichts. Aber es enthält sonst<br />

alle Blutwerte mit Normbereichen, Interpretation,<br />

Ursachen, Einfl ussmöglichkeiten,<br />

was Abweichungen von <strong>der</strong> Norm<br />

bedeuten <strong>und</strong> wann Handlungsbedarf be-<br />

steht. Hilfreich ist die Liste <strong>der</strong> Abkürzungen,<br />

damit man die manchmal geheimnisvollaussehendenLaboranaly-<br />

sen versteht.<br />

Basiswissen.<br />

Blutwerte verstehen<br />

Dr. med. Vera Zylka-<br />

Menhorn, Verlag Govi,<br />

94 Seiten, 2006,<br />

9 €,<br />

ISBN 3-7741-1044-1<br />

� Psychosomatische<br />

Zusammenhänge erkennen<br />

Als chronisch an <strong>Borreliose</strong> Erkrankter<br />

neigt man dazu, alle Beschwerden <strong>und</strong><br />

Unpässlichkeiten auf die Bakterien zu<br />

schieben. Dieses spannende, sehr einfühlsame<br />

<strong>und</strong> verständlich geschriebene<br />

Buch weckt Interesse für die Homöopathie<br />

<strong>und</strong> die Traditionelle Chinesische<br />

Medizin. Es öffnet die Augen für die Zusammenhänge<br />

<strong>der</strong> Organe mit seelischen<br />

<strong>und</strong> körperlichen Befi ndlichkeiten<br />

<strong>und</strong> vermittelt Anleitung zum Anschalten<br />

<strong>der</strong> Selbstheilungskräfte. Etwa<br />

<strong>der</strong> Dickdarm <strong>und</strong> die Gewichtszunahme:<br />

„Im Fett sammelt <strong>der</strong> Körper die<br />

Speisen von gestern. Gibt man das Ges-<br />

tern <strong>und</strong> seine Illusionen nicht ab, so<br />

trägt man es mit<br />

sich herum“.<br />

Spiegelungen<br />

zwischen Körper<br />

<strong>und</strong> Seele<br />

Walter Köster, Verlag<br />

Haug, 220 Seiten,<br />

3. überarbeitete<br />

Aufl age 2006, 19,95 €<br />

ISBN 3-8304-2216-4<br />

� Liquordiagnostik<br />

Dieses Fachbuch für Ärzte ist keine leichte<br />

Kost, aber spannend für jeden, <strong>der</strong> in<br />

die komplizierten Tiefen <strong>der</strong> Liquordiagnostik<br />

eintauchen will. Fakt ist: Die<br />

Vielzahl <strong>der</strong> im Liquor ermittelbaren<br />

Parameter, die qualitativ zu beachtenden<br />

Begleitumstände <strong>und</strong> schließlich die<br />

nicht einfachen Bewertungskriterien<br />

machen die nosologische Einschätzung<br />

nicht einfach.<br />

Allein deshalb sei dieses Buch den<br />

Praktikern wärmstens zur Lektüre empfohlen,<br />

um Einschätzungs-, Transportfehler<br />

<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Störgrößen so gering<br />

wie nur möglich zu halten.<br />

Das Buch stellt eine bisher nicht gekannte<br />

Übersicht dar, beispielsweise<br />

um den sehr schwierigen Differentialdiagnostiken<br />

zwischen MS <strong>und</strong> Neuroborreliose<br />

(NB) näher zu kommen. Es<br />

enthält die bisher größte differenzierte<br />

Behandlung <strong>der</strong> NB, die den meisten<br />

bekannten Werken fehlt <strong>und</strong> setzt deutlich<br />

neue Bewertungskriterien. Die NB<br />

zieht sich wie ein roter Faden mit weit<br />

mehr Stichworten als im Stichwortverzeichnis<br />

aufgezeigt.<br />

Trotzdem, o<strong>der</strong> gerade dadurch macht<br />

es Spaß, sich diese spezielle Linie <strong>der</strong><br />

<strong>Borreliose</strong> akribisch zu erschließen,<br />

zum Beispiel wird deutlich, weshalb ein<br />

negativer Liquor (ebenso wie bei <strong>der</strong><br />

Serologie) eine <strong>Borreliose</strong> nicht ausschließt.<br />

Was dem Buch allerdings fehlt,<br />

ist ein Abkürzungsverzeichnis.<br />

Klinische<br />

Liquordiagnostik<br />

Uwe K. Zettl,<br />

Reinhard Lehmitz,<br />

Eilhard Mix, Hrsg.,<br />

2. Aufl age 2006,<br />

Verlag Walter de<br />

Gruyter, 518 Seiten,<br />

98 €<br />

ISBN 3-11-018169-X<br />

� Raus aus dem Tief – rein ins Leben<br />

<strong>Borreliose</strong> geht aufs Gemüt. Es ist nicht leicht, sich selbst aus dem See <strong>der</strong> Trübsal<br />

<strong>und</strong> Antriebslosigkeit zu fi schen <strong>und</strong> dem Immunsystem ei-<br />

nen neuen Kick zu verpassen. Die 55 Stimmungsaufheller<br />

dieses Ratgebers, an dem die Fernsehmo<strong>der</strong>atorin <strong>und</strong> Ärz-<br />

tin Susanne Holst mitgearbeitet hat, teilen sich auf in sanfte<br />

Pfl anzenmedizin, stimmungsverbessernde Ernährung, Sti- Sti-<br />

mulierung von Körper <strong>und</strong> Sinne sowie in Ideen für ganz<br />

individuelle Wohlfühlprogramme.<br />

55 natürliche Hilfen für die Seele<br />

Susanne Holst, Ulrike Meiser, Verlag Trias, 144 Seiten, 2006, viele<br />

Abbildungen, 14,95 €, ISBN 3-8304-3252-6<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14


Literatur-Bestellcoupon<br />

Internet- Quellen<br />

www.aok.de<br />

www.borreliose-b<strong>und</strong>.de<br />

(370 geprüfte Links)<br />

www.borreliose.ch<br />

(Schweizer Selbsthilfe)<br />

www.borrelioseforum.de<br />

www.<strong>Borreliose</strong>magazin<br />

(Online-Magazin-Sammlung, Newsletter)<br />

www.borreliose-ulm.de.vu<br />

(große Linksammlung,SHG Ulm)<br />

www.dieterhassler.de<br />

(<strong>Borreliose</strong>-Experte)<br />

www.ilads.org<br />

(Homepage internationaler Ärzte)<br />

www.laborlexikon.de<br />

(größtes deutsches Labormedizin-Portal)<br />

www.lymenet.de<br />

(umfangreiche private Homepage)<br />

www.lymenet.com (größtes US-Forum)<br />

www.lymetimes.org<br />

(amerikanische <strong>Borreliose</strong>-News)<br />

www.lymevereniging.nl<br />

(nie<strong>der</strong>ländische Selbsthilfe)<br />

www.mvp.uni-muenchen.de<br />

(Nationales Referenzzentrum)<br />

www.neuroborreliose.net<br />

(Prof. Schardt <strong>und</strong> Fluconazol-Therapie)<br />

www.ooenet.at<br />

(Österreichische Selbsthilfe)<br />

www.rki.de (Robert Koch-Institut)<br />

www.zecken.de (<strong>FSME</strong> + <strong>Borreliose</strong>)<br />

www.zeckenschule.de<br />

(kindgerechte Aufklärung)<br />

Bestellungen beim <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong> fi nanzieren unsere Arbeit!<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />

B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Große Straße 205<br />

21075 Hamburg<br />

Wissenwertes – lesenswertes ...<br />

Coupon bitte senden per Post (für Fenster-Kuvert DIN Lang vorbereitet) o<strong>der</strong> per Fax an: 040-792 42 49<br />

Stück<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 6<br />

(Beschreibung<br />

siehe oben)<br />

7,50 €*<br />

je Stück<br />

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<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 11<br />

(Beschreibung<br />

siehe oben)<br />

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je Stück<br />

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<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 12<br />

(Beschreibung<br />

siehe oben)<br />

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<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 13<br />

(Beschreibung<br />

siehe oben)<br />

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<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin<br />

Nr. 6<br />

Verschiedene<br />

Ansichten zur<br />

Therapie<br />

Aus dem Inhalt:<br />

� Hassler � Satz<br />

� Gasser � Wahlberg<br />

� Donta � Steer � Burrascano<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 11<br />

Leben mit<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

Aus dem Inhalt:<br />

� Labordiagnostik<br />

� Fehldiagnosen<br />

� Krankheitsverläufe<br />

� Aktuelle Therapie-<br />

Schemata � Orale Antibiotika wirksam<br />

einnehmen � Dosierung von Antibiotika<br />

� Nosoden als Alternative? � Photonen?<br />

� Schmerzbewältigung von A-Z � Ursache<br />

<strong>und</strong> Wirkung einer chron. Erkrankung<br />

� Reha-Kliniken � Forschung<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 12<br />

Nachgefragt<br />

Aus dem Inhalt:<br />

� Borrelien-Serologie<br />

verstehen<br />

� Irrtum um die<br />

IgM <strong>und</strong> IgG<br />

� Update Neurologie<br />

� ANA in <strong>der</strong> <strong>Borreliose</strong>-Serologie<br />

� Fluconazol bei Neuroborreliose<br />

� Forschungstelegramm � Tagebuch<br />

einer Antibiose.<br />

Stück<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 14<br />

(vorliegende<br />

Ausgabe)<br />

6,50 €*<br />

je Stück<br />

Stück<br />

10er-Pack<br />

Aufklärungs-<br />

Aufklärungs-<br />

broschüren<br />

13,– €*<br />

je 10 Stück<br />

Sonstiges: Stück<br />

Vorname Name<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Stück<br />

� Babesiose<br />

Gr<strong>und</strong>lagenbroschüre<br />

Zecken <strong>und</strong> Zeckenerkrankungen<br />

(Beschreibung<br />

siehe oben),<br />

8,00 €* je Stück<br />

Ich bestelle hiermit die o.a. Literatur<br />

Datum Unterschrift<br />

Vermischtes<br />

<strong>Borreliose</strong><br />

Magazin Nr. 13<br />

Schicksale<br />

Prognosen<br />

Perspektiven<br />

Aus dem Inhalt:<br />

� Schwachpunkt <strong>der</strong><br />

Labordiagnostik<br />

� Schreckgespenst<br />

Lumbalpunktion<br />

� HBO-Sauerstoff therapie � Strohhalme <strong>und</strong><br />

an<strong>der</strong>e Hoff nungsschimmer � Colestyramin/<br />

Rocephin � 14 traurige <strong>und</strong> hoff nungsfrohe<br />

<strong>Borreliose</strong>-Schicksale � Patientenrecht<br />

gestärkt � Evidenzbasierte Medizin<br />

� Falsches Antibiotikum kein „grober“<br />

Behandlungsfehler � Wie gründe ich eine<br />

SHG � Forschungstelegramm<br />

Zecken <strong>und</strong><br />

Zecken- Zecken-<br />

erkrankungen<br />

Verstehen <strong>und</strong><br />

vorbeugen<br />

Aus dem Inhalt:<br />

� <strong>Borreliose</strong> � <strong>FSME</strong><br />

� Anaplasmose/<br />

Ehrlichiose<br />

Babesiose � Weitere Erkrankungen<br />

� Geeignete <strong>und</strong> ungeeignete Vektoren<br />

� Lebensweise <strong>der</strong> Zecke � Die Erreger <strong>der</strong><br />

<strong>Borreliose</strong> � Lebensweise des Erregers<br />

Borrelia � Epidemiologie � Weitere Erreger<br />

aus Ixodes-Zecken � Verringerung <strong>der</strong><br />

Zeckenzahlen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Prävalenzen<br />

� Verringerung <strong>der</strong> Zeckenstichgefahr<br />

� Verringerung des Erkrankungsrisikos <strong>und</strong><br />

des Fortschreitens <strong>der</strong> Infektion<br />

� Allgemeine Maßnahmen zur Prävention<br />

� Glossar<br />

23


24<br />

Vermischtes<br />

Dienstunfall beweisen<br />

Das Verwaltungsgericht Trier wies die Klage<br />

eines Polizisten zurück, <strong>der</strong> auf dem<br />

Weg zu seiner Dienststelle mit dem Fahrrad<br />

von einer Zecke gestochen wurde.<br />

Der Polizist habe nicht den Nachweis erbracht,<br />

dass die Zecke erst bei <strong>der</strong> Fahrt<br />

durch den Wald an seinen Körper gelangt<br />

sei. Az.: 1K 409/06<br />

Kommentar von Ute Fischer: Klagen dieser<br />

Art, auch vor Sozialgerichten, werden gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

in erster Instanz abgewiesen, weil<br />

den Richtern das nötige Fachwissen über Erkrankungen<br />

fehlt. Davon sollte man sich<br />

nicht entmutigen lassen <strong>und</strong> in die zweite<br />

Instanz gehen. Wichtig ist bei dieser Art von<br />

Ansprüchen, dass man eine plausible Beweiskette<br />

vorlegt, dass <strong>der</strong> Zeckenstich nur<br />

bei einem bestimmten berufl ichen Ereignis<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben kann, in dem man zum<br />

Beispiel die festgesogene Zecke einem Kollegen<br />

o<strong>der</strong> einem Arzt gezeigt hat <strong>und</strong> dieser<br />

das Ereignis schriftlich dokumentiert o<strong>der</strong><br />

aus guter Erinnerung o<strong>der</strong> an Hand eines<br />

Terminkalen<strong>der</strong>s auch noch später bestätigen<br />

kann.<br />

Kassenleistung<br />

Seit Juli 2006 ist Akupunktur bei chronischen<br />

Rücken- <strong>und</strong> Kniegelenkschmerzen<br />

als Kassenleistung anerkannt, aber nur im<br />

Rahmen eines schmerztherapeutischen<br />

Gesamtkonzepts.<br />

Ohne Zeugen keine Rente<br />

Eine Gr<strong>und</strong>schullehrerin in Hannover, die<br />

glaubhaft machen wollte, sie habe eine<br />

<strong>Borreliose</strong> durch einen Zeckenstich während<br />

einer Klassenfahrt erlitten, was zur<br />

Anerkennung einer Berufskrankheit führen<br />

müsse, bekam vor Gericht kein Recht<br />

zugesprochen, weil sie keinen Zeugen für<br />

dieses Ereignis aufweisen konnte.<br />

Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist,<br />

sich in solchen Situationen mitzuteilen.<br />

Selbst wenn sie es einem Kollegen nur erzählt<br />

hätte, hätte dieser als Zeuge dienen<br />

können für einen auf Ort <strong>und</strong> Zeit bestimmbaren<br />

Dienstunfall. Glücklicherweise<br />

schien die Therapie erfolgreich verlaufen.<br />

Bei eventuellem Neuauffl ackern <strong>der</strong><br />

Erkrankung o<strong>der</strong> Chronifi zierung wird die<br />

Lehrerin mit ihren Ansprüchen jedoch leer<br />

ausgehen. Sollte sie aus ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Gründen vorzeitig pensioniert werden,<br />

stünde ihr bei einem Dienstunfall das volle<br />

Ruhegeld zu. Quelle: Hannoversche Allgemeine,<br />

22.03.2006<br />

Dornfi ngerspinne<br />

Der Stich einer Dornfi ngerspinne löste im<br />

August 2006 eine wahre Panik in Österreich<br />

aus, die ihren Nie<strong>der</strong>schlag auch im<br />

<strong>Borreliose</strong>forum fand. Die aus dem Mittelmeerraum<br />

eingewan<strong>der</strong>te Spinne ist etwa<br />

15 mm groß <strong>und</strong> Parasitologen wie Prof.<br />

Dr. Heinz Mehlhorn, Heinrich Heine Uni-<br />

Vorname<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

Telefon<br />

Konto-Nr.<br />

Datum<br />

Meine Mitgliedschaft<br />

wurde vermittelt durch:<br />

versität Düsseldorf, seit Jahren aus Fällen<br />

bekannt, wo Bauern bei <strong>der</strong> Heuernte gestochen<br />

wurden. Da es keine Statistik gäbe,<br />

könne auch nicht behauptet werden,<br />

dass sich ihre Zahl ausbreite. Mehlhorn<br />

vermutet, dass in Folge <strong>der</strong> langen Wärme<br />

in diesem Jahr ein bis zwei Generationen<br />

schneller herangewachsen seien. Der Biss<br />

kann Schmerzen <strong>und</strong> Schwellungen erzeugen,<br />

manchmal auch Übelkeit <strong>und</strong> Kopfschmerzen.<br />

Todesfälle sind nicht bekannt.<br />

Todesursachen<br />

<strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong> <strong>FSME</strong><br />

Das Statistische B<strong>und</strong>esamts verzeichnet<br />

bei den Todesursachen im B<strong>und</strong>esgebiet<br />

(Stand 2004) neben vier <strong>FSME</strong>-Toten erstmals<br />

auch die bakterielle Zeckeninfektion<br />

<strong>Borreliose</strong> (<strong>Lyme</strong>-Krankheit).<br />

Die Zahl von insgesamt sechs Sterbefällen<br />

mag gering aussehen. Doch wieviele <strong>und</strong>iagnostizierte<br />

<strong>Borreliose</strong>-Fälle sich in den<br />

Rubriken „Sonstige bakterielle Krankheiten“<br />

(40 Fälle), „Bakterielle Infektion nicht<br />

näher bezeichneter Lokalisation“ (155 Fälle),<br />

„Sonstige bakterielle Infektion nicht<br />

näher bezeichneter Lokalisation (17 Fälle)<br />

sowie „Bakterielle Infektion, nicht näher<br />

bezeichnet“ (43 Fälle) <strong>und</strong> „Sonstige Spirochäteninfektionen“<br />

(7 Fälle) als Todesursache<br />

verbergen, hängt von <strong>der</strong> Erfahrung<br />

<strong>und</strong> Fortbildung des jeweiligen Leichenbeschauers<br />

ab.<br />

Mitglied werden – <strong>Borreliose</strong>-Wissen vorantreiben<br />

Ihre Mitgliedschaft im <strong>Borreliose</strong><br />

B<strong>und</strong> Deutschland e.V. hilft, die gemeinnützige<br />

<strong>Borreliose</strong>-Selbsthilfe auf<br />

nationaler Ebene zu sichern, Beratung<br />

<strong>und</strong> Aufklärung zu för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitspolitisch<br />

für bessere Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapien einzuwirken.<br />

<strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V.<br />

B<strong>und</strong>esgeschäftsstelle<br />

Große Straße 205<br />

21075 Hamburg<br />

Mitgliedsbeiträge <strong>und</strong> Spenden sind<br />

steuerlich absetzbar. Der Verein verfolgt<br />

ausschließlich <strong>und</strong> unmittelbar<br />

gemeinnützige Ziele. Der von <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>versammlung<br />

festgelegte Jahres-<br />

Beitrag in Höhe von 48 Euro (Stand<br />

2004) wird, um Verwaltungskosten zu<br />

Mitgliedsantrag<br />

Ich möchte dem <strong>Borreliose</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V. als Mitglied beitreten.<br />

Die Beitragszahlung erfolgt jährlich im Februar durch Bankeinzug.<br />

Für das laufende Jahr kann eine Erstabbuchung je<strong>der</strong>zeit erfolgen.<br />

Die Einzugsermächtigung kann je<strong>der</strong>zeit wi<strong>der</strong>rufen werden.<br />

Coupon bitte senden<br />

per Post (für Fenster-Kuvert DIN Lang vorbereitet) o<strong>der</strong><br />

per Fax an: 040-792 42 49<br />

Bank<br />

sparen, einmal jährlich im Februar<br />

durch Bankeinzug erhoben. Mitglie<strong>der</strong><br />

erhalten das <strong>Borreliose</strong> Magazin kostenlos.<br />

Beitrags- <strong>und</strong> Spendenkonto:<br />

Hamburger Sparkasse, BLZ 200 505 50<br />

Konto-Nr. 1275 123345<br />

Name<br />

Fax<br />

BLZ<br />

Unterschrift<br />

<strong>Borreliose</strong> Magazin Nr. 14

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