sen, hölzernen Freunde nicht nur auf Leinwand und ... - Natürlich
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GESELLSCHAFT<br />
58 <strong>Natürlich</strong> | 9-2003<br />
Porträt<br />
nächst die Anwe<strong>sen</strong>den raten, was es für<br />
ein Baum wird. Auf diese Weise lenke ich<br />
die Aufmerksamkeit der Menschen <strong>auf</strong> die<br />
Entwicklung eines Baums. Die Zeichnung<br />
wird schliesslich versteigert, <strong>und</strong> von dem<br />
Erlös wird in der jeweiligen Stadt ein<br />
Baum gepflanzt. Und der trägt dann den<br />
Namen desjenigen, der die Zeichnung<br />
ersteigert hat. So wird wiederum ein<br />
breites Publikum in der Stadt beteiligt.<br />
Im Auftrag des Landes Hes<strong>sen</strong> sollte<br />
Eleonora Heine-J<strong>und</strong>i vor Jahren einen<br />
Bergahorn malen. Dieser Baum überragte<br />
mit seinen 45 Metern die benachbarten<br />
Fichten um einiges. Auf der anderen Seite<br />
war er dicht von Misch- <strong>und</strong> Laubwald<br />
umgeben <strong>und</strong> somit <strong>nicht</strong> in seiner gesamten<br />
Höhe zu fotografieren. Die Behörden<br />
hatten der Malerin angeboten, den Ahorn<br />
r<strong>und</strong>herum frei zu holzen, doch für sie<br />
stand dies im Widerspruch zu ihrem<br />
Anspruch: «Malen für Bäume <strong>und</strong> dann<br />
noch Bäume umlegen fürs Malen. Das<br />
hätte für mich <strong>nicht</strong> gestimmt», erinnert<br />
sie sich. «Deshalb habe ich gesagt: Bitte<br />
keinen Kahlschlag!»<br />
Aufgr<strong>und</strong> des dichten Baumbestandes<br />
konnte Eleonora Heine-J<strong>und</strong>i <strong>nur</strong> aus<br />
nächster Nähe an dem Baum hochschauen<br />
– was sie auch ausgiebig tat. Mit<br />
ihren Kenntnis<strong>sen</strong> des Baumwuchses<br />
war sie in der Lage, sich die Perspektive<br />
eines Menschen vorzustellen, der den<br />
ganzen Baum aus weiterer Entfernung<br />
betrachtet. «17 Detailzeichnungen habe<br />
ich aus diesem Blickwinkel gemacht»,<br />
erzählt sie, «anschlies<strong>sen</strong>d zusammengefügt<br />
<strong>und</strong> perspektivisch umgesetzt, um<br />
die<strong>sen</strong> gros<strong>sen</strong> Ahorn <strong>auf</strong> die <strong>Leinwand</strong><br />
zu bekommen.»<br />
Die Künstlerin selbst malt überwiegend<br />
naturalistisch, aber mit einem Zug ins<br />
Expressive, um zu zeigen, was die Bäume<br />
erleben <strong>und</strong> erleiden mussten. «Das kann<br />
ein Fotograf <strong>nicht</strong>», sagt sie. «Ein Foto<br />
kann <strong>nur</strong> den Bruchteil einer Sek<strong>und</strong>e erfas<strong>sen</strong>.<br />
Ich aber sitze St<strong>und</strong>en, wenn <strong>nicht</strong><br />
sogar Tage bei einem Baum <strong>und</strong> entdecke<br />
so vieles, das ich in mein Bild einbringen<br />
kann. So bin ich in der Lage, von den H<strong>und</strong>erten<br />
von Jahren, die ein Baum hinter sich<br />
hat, zumindest Jahrzehnte zu zeigen. Denn<br />
all die Schr<strong>und</strong>en, all die Überwallungen,<br />
all die Beulen, die er bekommt, all das Biografische,<br />
das seine Entwicklung widerspiegelt,<br />
kann ich ins Bild bringen.» Und<br />
dies vermittelt sie auch ihren Seminarteilnehmern:<br />
«Indem ich an verschiedenen<br />
Eleonora Heine-J<strong>und</strong>i malt eine 350-jährige Linde in der Bas<strong>sen</strong>heimer Allee,<br />
bekannt geworden aus dem Buch «Traumgeflüster in einer Allee».