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Lichtgefüge - Das Licht im Zeitalter Rembrandts und Vermeers

ISBN 978-3-86859-185-9

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mit einem Achatstein. Durch die Verdichtung <strong>und</strong> den Druck be<strong>im</strong><br />

Polieren wurden spiegelglatte, reflektierende Oberflächen erzielt.<br />

Zusätzliche technische Variationen <strong>und</strong> Bearbeitungen des<br />

Materials wurden entwickelt, um die Leuchtkraft des Metalls noch<br />

zu erhöhen. Neben <strong>und</strong> in den Spiegelflächen ruft die plastische,<br />

ornamentale Bearbeitung des Goldgr<strong>und</strong>es durch die zahllosen<br />

winzigen Punkte, Kreise oder Linien weitere Glanzeffekte hervor,<br />

die besonders bei flackerndem Kerzenlicht ein lebendig erscheinendes<br />

Funkeln der ganzen Bildtafel ausbilden. Diese Effekte<br />

werden durch die Technik der Punzierung <strong>und</strong> Gravur erreicht: Man<br />

versteht darunter das Einschlagen <strong>und</strong> -drücken von Verzierungen<br />

in den fertig vergoldeten Gr<strong>und</strong>. Hierfür wurden punkt- oder<br />

rollenförmige Metallwerkzeuge verwendet, deren Spuren <strong>und</strong><br />

Muster etwa die N<strong>im</strong>ben oder Gewandränder umfangen.<br />

Schließlich findet man <strong>im</strong> Goldgr<strong>und</strong> auch einen als pastiglia<br />

bezeichneten, reliefartigen Auftrag (meist ebenfalls aus Kreide,<br />

versetzt mit Bindemitteln), der ähnlich ornamental <strong>und</strong> umrandend<br />

eingesetzt wird. Auch diese Reliefs bilden <strong>im</strong> flackernden Standortlicht<br />

der Kircheninnenräume Glanz- <strong>und</strong> Reflexionseffekte.<br />

Die leuchtend hell erscheinenden Farben, mit denen etwa<br />

viele Gewänder gemalt sind, haben häufig Eitempera zur Basis.<br />

Ihre intensive Buntfarbigkeit wird vom Gr<strong>und</strong> des Goldes umfangen,<br />

dessen Erscheinung <strong>im</strong> <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> mit dem Standort des Betrachters<br />

wechselt <strong>und</strong> dabei zwischen dunklem Glanz <strong>und</strong> gleißender<br />

Helle changiert. <strong>Das</strong> Farbmaterial der Tempera-Malerei ist weitgehend<br />

opak <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchlässig – untere Farbschichten gehen kaum<br />

in die Bildwirkung ein, Lasurtechniken sind nur begrenzt möglich.<br />

In der Regel werden deutlich definierte Farben neben einander in<br />

der Fläche aufgetragen <strong>und</strong> von den ornamentierten <strong>und</strong> gestalteten<br />

Goldgründen umfangen.<br />

Die Renaissance<br />

Vergoldungstechniken:<br />

Pastiglia <strong>und</strong> Punzierung<br />

Gegenüber der mittelalterlichen Malerei entwickelt die Renaissance<br />

eine neue <strong>Licht</strong>ordnung, dessen Hauptelement ein außerbildliches<br />

Leucht- oder Beleuchtungslicht ist. Seine Konsequenzen<br />

hinsichtlich des Verhältnisses von <strong>Licht</strong>, Farbe, Form <strong>und</strong><br />

Raum mögen am deutlichsten <strong>im</strong> Zusammenhang der vielleicht<br />

wichtigsten Bilderfindung der Renaissance, der Zentralperspektive,<br />

zutage treten.<br />

Den perspektivischen Bezug des Raumes auf den Fluchtpunkt<br />

erkennt man deutlich am Kachelmuster <strong>und</strong> den rechtwinklig<br />

organisierten Elementen der Architektur (Raumkanten, Fenster<strong>und</strong><br />

Türöffnungen). In diesen metrischen Raum werden Personen<br />

12 Carolin Bohlmann<br />

13 Maltechnische Aspekte der <strong>Licht</strong>malerei

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