Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
mit einem Achatstein. Durch die Verdichtung <strong>und</strong> den Druck be<strong>im</strong><br />
Polieren wurden spiegelglatte, reflektierende Oberflächen erzielt.<br />
Zusätzliche technische Variationen <strong>und</strong> Bearbeitungen des<br />
Materials wurden entwickelt, um die Leuchtkraft des Metalls noch<br />
zu erhöhen. Neben <strong>und</strong> in den Spiegelflächen ruft die plastische,<br />
ornamentale Bearbeitung des Goldgr<strong>und</strong>es durch die zahllosen<br />
winzigen Punkte, Kreise oder Linien weitere Glanzeffekte hervor,<br />
die besonders bei flackerndem Kerzenlicht ein lebendig erscheinendes<br />
Funkeln der ganzen Bildtafel ausbilden. Diese Effekte<br />
werden durch die Technik der Punzierung <strong>und</strong> Gravur erreicht: Man<br />
versteht darunter das Einschlagen <strong>und</strong> -drücken von Verzierungen<br />
in den fertig vergoldeten Gr<strong>und</strong>. Hierfür wurden punkt- oder<br />
rollenförmige Metallwerkzeuge verwendet, deren Spuren <strong>und</strong><br />
Muster etwa die N<strong>im</strong>ben oder Gewandränder umfangen.<br />
Schließlich findet man <strong>im</strong> Goldgr<strong>und</strong> auch einen als pastiglia<br />
bezeichneten, reliefartigen Auftrag (meist ebenfalls aus Kreide,<br />
versetzt mit Bindemitteln), der ähnlich ornamental <strong>und</strong> umrandend<br />
eingesetzt wird. Auch diese Reliefs bilden <strong>im</strong> flackernden Standortlicht<br />
der Kircheninnenräume Glanz- <strong>und</strong> Reflexionseffekte.<br />
Die leuchtend hell erscheinenden Farben, mit denen etwa<br />
viele Gewänder gemalt sind, haben häufig Eitempera zur Basis.<br />
Ihre intensive Buntfarbigkeit wird vom Gr<strong>und</strong> des Goldes umfangen,<br />
dessen Erscheinung <strong>im</strong> <strong>Licht</strong> <strong>und</strong> mit dem Standort des Betrachters<br />
wechselt <strong>und</strong> dabei zwischen dunklem Glanz <strong>und</strong> gleißender<br />
Helle changiert. <strong>Das</strong> Farbmaterial der Tempera-Malerei ist weitgehend<br />
opak <strong>und</strong> <strong>und</strong>urchlässig – untere Farbschichten gehen kaum<br />
in die Bildwirkung ein, Lasurtechniken sind nur begrenzt möglich.<br />
In der Regel werden deutlich definierte Farben neben einander in<br />
der Fläche aufgetragen <strong>und</strong> von den ornamentierten <strong>und</strong> gestalteten<br />
Goldgründen umfangen.<br />
Die Renaissance<br />
Vergoldungstechniken:<br />
Pastiglia <strong>und</strong> Punzierung<br />
Gegenüber der mittelalterlichen Malerei entwickelt die Renaissance<br />
eine neue <strong>Licht</strong>ordnung, dessen Hauptelement ein außerbildliches<br />
Leucht- oder Beleuchtungslicht ist. Seine Konsequenzen<br />
hinsichtlich des Verhältnisses von <strong>Licht</strong>, Farbe, Form <strong>und</strong><br />
Raum mögen am deutlichsten <strong>im</strong> Zusammenhang der vielleicht<br />
wichtigsten Bilderfindung der Renaissance, der Zentralperspektive,<br />
zutage treten.<br />
Den perspektivischen Bezug des Raumes auf den Fluchtpunkt<br />
erkennt man deutlich am Kachelmuster <strong>und</strong> den rechtwinklig<br />
organisierten Elementen der Architektur (Raumkanten, Fenster<strong>und</strong><br />
Türöffnungen). In diesen metrischen Raum werden Personen<br />
12 Carolin Bohlmann<br />
13 Maltechnische Aspekte der <strong>Licht</strong>malerei