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Theorie Integralrechnung - hknoll.ch

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Differentialre<strong>ch</strong>nung<br />

Mathematik<br />

97<br />

Es soll jetzt der Gesamtgewinn maximiert werden, wobei aber zu bea<strong>ch</strong>ten ist, dass die Arbeitszeit<br />

pro Wo<strong>ch</strong>e (s) limitiert ist.<br />

Als Zielfunktion wird der Gesamtgewinn G angesetzt. Er ist:<br />

G = g 1 x 1 + g 2 x 2<br />

Die Nebenbedingungen werden einerseits dur<strong>ch</strong> die maximale Laufzeit der Mas<strong>ch</strong>inen und andererseits<br />

dur<strong>ch</strong> die Tatsa<strong>ch</strong>e, dass Stückzahlen ni<strong>ch</strong>t negativ sind bestimmt.<br />

a 1 x 1 + b 1 x 2 ≤ s<br />

a 2 x 1 + b 2 x 2 ≤ s<br />

x 1 ≥ 0<br />

x 2 ≥ 0<br />

Für die konkrete Lösung seien nun folgende Zahlenwerte gegeben:<br />

a 1 = 2 min b 1 = 4 min g 1 = 4 Fr.<br />

a 2 = 6 min b 2 = 2 min g 2 = 3 Fr. s = 2400 min<br />

Damit ergeben si<strong>ch</strong> folgende Glei<strong>ch</strong>ungen und Unglei<strong>ch</strong>ungen:<br />

G = 4x 1 + 3x 2<br />

2x 1 + 4x 2 ≤ 2400<br />

6x 1 + 2x 2 ≤ 2400<br />

x 1 ≥ 0<br />

x 2 ≥ 0<br />

Graphis<strong>ch</strong>e Lösung:<br />

Das Unglei<strong>ch</strong>ungssystem der Nebenbedingungen<br />

bes<strong>ch</strong>reibt in der x 1 /x 2 -Ebene einen von<br />

Geraden begrenzten Berei<strong>ch</strong>. Die Zielfunktion<br />

lässt si<strong>ch</strong> für einen festen Wert von G dur<strong>ch</strong><br />

eine Gerade darstellen. Für vers<strong>ch</strong>iedene<br />

Werte von G hat die Gewinngerade dieselbe<br />

Steigung. Nur die A<strong>ch</strong>senabs<strong>ch</strong>nitte ändern<br />

si<strong>ch</strong>. Nun wird jene Gewinngerade eingezei<strong>ch</strong>net,<br />

wel<strong>ch</strong>e den Berei<strong>ch</strong> der Nebenbedingungen<br />

berührt und für den Gewinn G den grössten<br />

Wert ergibt. Gewinngeraden, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> den<br />

Nebenbedingungsberei<strong>ch</strong> hindur<strong>ch</strong>gehen, lassen<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Kombinationen für die Produktionsmengen<br />

zu, Gewinngeraden, wel<strong>ch</strong>e<br />

den Nebenbedingungsberei<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t s<strong>ch</strong>neiden,<br />

sind mit ni<strong>ch</strong>t realisierbaren Gewinnwerten<br />

ausgestattet. Als Lösung kann aus der Zei<strong>ch</strong>nung<br />

für x 1 = 240, für x 2 = 480 und für G = 2400<br />

abgelesen werden.<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

G = 2800<br />

G = 2400<br />

G = 2000<br />

G = 1600<br />

0 200 400 600 800 1000 1200<br />

Eine analytis<strong>ch</strong>e Lösung für dieses Problem ist ni<strong>ch</strong>t so einfa<strong>ch</strong>. Gerade die Unsi<strong>ch</strong>erheit, die in den<br />

Unglei<strong>ch</strong>ungen steckt, lässt si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t so kurz fassen. Das zur Lösung von linearen Optimierungsaufgaben<br />

gebräu<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>enverfahren, die Simplexmethode wird hier aber ni<strong>ch</strong>t behandelt.<br />

Allgemeine Formulierung des Problems für Maximierung:<br />

Zielfunktion<br />

G = p 1 x 1 + p 2 x 2 + … + p n x n<br />

Nebenbedingungen: a 11 x 1 + a 12 x 2 + … + a 1n x n ≤ b 1<br />

a 21 x 1 + a 22 x 2 + … + a 2n x n ≤ b 2<br />

…<br />

a m1 x 1 + a m2 x 2 + … + a mn x n ≤ b m<br />

x 1 ≥ 0, x 2 ≥ 0, … , x n ≥ 0<br />

Für den Fall der Minimierung der Zielfunktion müssen in den Nebenbedingungen Abs<strong>ch</strong>ätzungen<br />

na<strong>ch</strong> unten (mit ≥ statt ≤) angegeben werden.<br />

x 2<br />

x 1<br />

© 1990- 2003 by Hermann Knoll ver. 4.0 / 06.10.2003


Differentialre<strong>ch</strong>nung<br />

Mathematik<br />

98<br />

Differentiale<br />

Eine Funktion f(x) ist differenzierbar und hat<br />

die Ableitung f '(x). Geometris<strong>ch</strong> bedeutet die<br />

1. Ableitung bekanntli<strong>ch</strong> die Steigung der<br />

Tangente. Der Zweck des Differenzierens ist es<br />

ja immer gewesen, für ein sehr kleines Stück<br />

die Kurve dur<strong>ch</strong> ihre Tangente zu ersetzen.<br />

Mit der 1. Ableitung kann die Tangentenglei<strong>ch</strong>ung<br />

gebildet werden. Für einen sehr kleinen<br />

Forts<strong>ch</strong>ritt von x - wir nennen ihn hier dx<br />

oder Δx - wird si<strong>ch</strong> das y ni<strong>ch</strong>t sehr viel anders<br />

verändern, wenn wir die ursprüngli<strong>ch</strong>e Funktion<br />

oder ihre Tangente im Startpunkt verfolgen.<br />

Mit Δy bezei<strong>ch</strong>nen wir die effektive Veränderung<br />

des Funktionswertes bei einem Forts<strong>ch</strong>ritt<br />

um dx, dy soll die Veränderung des y-<br />

Wertes an der Tangente messen.<br />

x 1<br />

Δx = dx<br />

dy<br />

x 2<br />

Δy<br />

t<br />

y = f(x)<br />

y' = f '(x)<br />

Δy = y 2 - y 1 = f(x 2 ) - f(x 1 ) = f(x 1 + Δx) - f(x 1 )<br />

Δy<br />

Δx = f(x 1 + Δx) - f(x 1 )<br />

Δx<br />

dy<br />

dx = f '(x)<br />

dy = f '(x)•dx<br />

Beispiel 1:<br />

y = x 2 , x 1 = 2, Δx = dx = 0,01<br />

y' = 2x<br />

y'(2) = 4<br />

Δy = (2.01) 2 - 2 2 = 4,0401 - 4 = 0,0401<br />

dy = f '(2)•dx = 4•0,01 = 0,04<br />

Beispiel 2:<br />

y = ln x, x 1 = 0,1, Δx = dx = 0,01<br />

y' = 1 x<br />

y'(0,1) = 1<br />

0,1 = 10<br />

Δy = ln 0,11 - ln 0,1 = 0,095310<br />

dy = f '(0,1)•0,01 = 10•0,01 = 0,1<br />

Bei genügend kleinem Wert von dx = Δx ist der Unters<strong>ch</strong>ied zwis<strong>ch</strong>en Δy und dy sehr klein. Für<br />

praktis<strong>ch</strong>e Probleme liegt dieser Unters<strong>ch</strong>ied meist unterhalb der Genauigkeitss<strong>ch</strong>welle der Messwerte.<br />

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<strong>Integralre<strong>ch</strong>nung</strong><br />

Mathematik<br />

99<br />

Bestimmtes Integral<br />

Einführung<br />

1. Weg-Zeit-Funktion:<br />

Bei der glei<strong>ch</strong>förmigen Bewegung aber au<strong>ch</strong><br />

bei der glei<strong>ch</strong>mässig bes<strong>ch</strong>leunigten Bewegung<br />

kann man den in einer Zeitspanne Δt<br />

zurückgelegten Weg no<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> bere<strong>ch</strong>nen.<br />

Bei einer ni<strong>ch</strong>tlinearen Ges<strong>ch</strong>windigkeits-<br />

Zeit-Funktion gibt es aber Probleme. Die<br />

Ges<strong>ch</strong>windigkeit ist ja die Änderung des Weges<br />

Δs während einer kleinen Zeitspanne Δt: v = Δs<br />

Δt .<br />

Für Δs gilt: Δs = v•Δt<br />

Am besten wird das gesamte Zeitintervall in<br />

kleine Spannen Δt zerlegt. Die jeweils in<br />

diesen Zeitspannen Δt zurückgelegten<br />

Strecken Δs werden summiert. Für eine sehr<br />

feine Einteilung erhält man au<strong>ch</strong> sehr viele<br />

Summanden und das Ergebnis wird dem<br />

genauen Wert für den Weg sehr nahe kommen.<br />

v<br />

s ≈ ∑<br />

i=1<br />

n<br />

vi Δt i<br />

Δs = v•Δt<br />

v<br />

Δt<br />

t<br />

2. Arbeit im Gravitationsfeld:<br />

Bei der Bre<strong>ch</strong>nung der Hubarbeit im Gravitationsfeld<br />

bei grösserer Hubhöhe kann man die<br />

Änderung der Gravitationskraft mit dem Abstand<br />

r ni<strong>ch</strong>t mehr verna<strong>ch</strong>lässigen: F(r) = γ mM<br />

r 2<br />

F<br />

Au<strong>ch</strong> hier kann die Gesamtarbeit W als Summe<br />

der einzelnen Arbeitsportionen ΔW bere<strong>ch</strong>net<br />

werden. ΔW = F(r)Δr<br />

W ≈ ∑<br />

i=1<br />

n<br />

ΔWi = ∑<br />

i=1<br />

n<br />

n<br />

Fi (r)Δr i = ∑i=1<br />

γ mM<br />

r i<br />

2 Δr i<br />

Geometris<strong>ch</strong> bedeuten diese Summierungen<br />

eine Ber<strong>ch</strong>nung der Flä<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en einer<br />

Kurve und der Abszisse im entspre<strong>ch</strong>enden<br />

Abszissenabs<strong>ch</strong>nitt.<br />

r 1<br />

r 2<br />

r<br />

Flä<strong>ch</strong>enbere<strong>ch</strong>nung und bestimmtes Integral<br />

Gegeben ist eine in einem abges<strong>ch</strong>lossenen Intervall [a, b] stetige Funktion f(x). Gesu<strong>ch</strong>t ist der Inhalt<br />

der Flä<strong>ch</strong>e zwis<strong>ch</strong>en Kurve und x-A<strong>ch</strong>se im Intervall [a, b]. Zunä<strong>ch</strong>st sei zudem vorausgesetzt,<br />

dass f(x) streng monoton steigend sei und für alle x aus dem Intervall [a, b] f(x) ≥ 0 gelte.<br />

y<br />

y<br />

f(x )<br />

n-1<br />

f(x )<br />

n-1<br />

f(x )<br />

0<br />

f(x )<br />

1<br />

f(x ) i<br />

f(x )<br />

0<br />

f(x )<br />

1<br />

f(x ) i<br />

x 0<br />

x 1<br />

x i-1<br />

x i<br />

x n-1<br />

x n<br />

x<br />

x 0<br />

x 1<br />

x i-1<br />

x i<br />

x n-1<br />

x n<br />

x<br />

Δx 1<br />

Δx i<br />

Δx n<br />

Δx 1<br />

Δx i<br />

Δx n<br />

© 1990- 2003 by Hermann Knoll ver. 4.0 / 06.10.2003


<strong>Integralre<strong>ch</strong>nung</strong><br />

Mathematik<br />

100<br />

Die Flä<strong>ch</strong>e wird in Streifen mit der Breite Δx i eingeteilt. Werden jeweils mit den grössten Funktionswerten<br />

Re<strong>ch</strong>tecke gebildet, nennt man die Summe der Re<strong>ch</strong>tecksflä<strong>ch</strong>en Obersumme O n .<br />

Entspre<strong>ch</strong>end ist die Untersumme U n die Summe der Re<strong>ch</strong>tecke mit den jeweils kleinsten Funktionswerten<br />

in den einzelnen Streifen. Wählt man in jedem Streifen einen beliebigen Funktionswert<br />

f(ξi) aus, erhält man eine sogenannte Zwis<strong>ch</strong>ensumme F n .<br />

Es gilt: U n ≤ F n ≤ O n<br />

U n = ∑<br />

i=1<br />

n<br />

f(xi-1 )Δx i<br />

n<br />

O n = ∑ f(xi )Δx i<br />

i=1<br />

y<br />

f(ξ )<br />

n<br />

f(ξ ) i<br />

f(ξ 2<br />

)<br />

f(ξ 1<br />

)<br />

F n = ∑<br />

i=1<br />

n<br />

f(ξi )Δx i<br />

ξ 1<br />

ξ 2<br />

ξ i<br />

ξ n<br />

Δx 1 Δx i<br />

Δx n<br />

Nun wird die Einteilung verfeinert, d.h. die Anzahl der Streifen wird vergrössert, wobei aber die<br />

Streifen selbst s<strong>ch</strong>mäler werden. Dur<strong>ch</strong> diese Verfeinerung werden Obersumme, Untersumme und<br />

Zwis<strong>ch</strong>ensumme einen besseren Näherungswert für die gesu<strong>ch</strong>te Flä<strong>ch</strong>e geben als zuvor. Bildet man<br />

den Grenzwert mit n → ∞, wobei aber die Breite aller Streifen Δxi na<strong>ch</strong> Null gehen soll, erhalten wir<br />

einen genauen Wert für die gesu<strong>ch</strong>te Flä<strong>ch</strong>e. Es gilt:<br />

b<br />

lim U n<br />

n = lim O n = lim F n = lim<br />

n→∞ n→∞ n→∞ n→∞<br />

∑ f(ξi )Δx i = ∫<br />

i=1<br />

a<br />

f(x) dx<br />

Wir werden jetzt die oben getroffenen Eins<strong>ch</strong>ränkungen was das Vorzei<strong>ch</strong>en von f(x) und die<br />

Monotonie betrifft fallen lassen. Es sei also f(x) eine in einem abges<strong>ch</strong>lossenen Intervall [a, b] stetige<br />

Funktion. Es wird eine Einteilung in n Streifen mit der Breite Δxi vorgenommen. In jedem Streifen<br />

wird ein x-Wert ξ i ausgewählt. Der Funktionswert an der Stelle ξ i ist dann f(ξ i ). Die n-te<br />

Zwis<strong>ch</strong>ensumme F n ist somit:<br />

x<br />

F n = ∑<br />

i=1<br />

n<br />

f(ξi )Δx i<br />

Existiert der Grenzwert mit n na<strong>ch</strong> ∞ und Δx i na<strong>ch</strong> Null, so ist dieser Grenzwert das 'Integral der<br />

Funktion f(x) in den Grenzen von a bis b'.<br />

b<br />

n<br />

I = a<br />

∫f(x)dx = lim<br />

n→∞<br />

∑ f(ξi )Δx i<br />

i=1<br />

f(x) heisst Integrand, das Intervall von a bis b ist der Integrationsweg, a und b heissen Integrationsgrenzen<br />

und x ist die Integrationsvariable.<br />

b<br />

b<br />

b<br />

b<br />

∫f(x)dx = a<br />

∫f(u)du = a<br />

∫f(z)dz = a<br />

∫f(t)dt = …<br />

a<br />

Das bestimmte Integral wird ganz allgemein als Grenzwert einer Produktsumme definiert. Für bestimmte<br />

Eigens<strong>ch</strong>aften von f(x) (siehe oben) kann das Integral zur Bere<strong>ch</strong>nung von Flä<strong>ch</strong>en verwendet<br />

werden. In der Physik werden aber au<strong>ch</strong> andere Grössen als Integral definiert.<br />

Für die beiden Beispiele zur Einführung erhalten wir jetzt:<br />

Weg-Zeit-Funktion:<br />

t<br />

n 2v(t)dt<br />

s = lim<br />

n→∞<br />

∑ vi Δt i = ∫<br />

i=1<br />

t1<br />

Arbeit im Gravitationsfeld:<br />

n n<br />

W = lim<br />

n→∞<br />

∑ ΔWi = lim<br />

i=1 n→∞<br />

∑ Fi (r)Δr i =<br />

i=1<br />

n<br />

= lim<br />

n→∞<br />

∑i=1<br />

r 2<br />

γ mM<br />

r<br />

2 Δr i =<br />

i<br />

r1∫<br />

γ mM<br />

r 2 dr<br />

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<strong>Integralre<strong>ch</strong>nung</strong><br />

Mathematik<br />

101<br />

Integrationsregeln<br />

Konstanter Faktor:<br />

Summe und Differenz:<br />

Zerlegung des Integrationsintervalls:<br />

∫<br />

a<br />

b<br />

c•f(x)dx = c• ∫<br />

a<br />

b<br />

f(x)dx<br />

b<br />

b<br />

a<br />

∫ [ f(x) ± g(x) ] dx = a<br />

∫f(x)dx ± a<br />

∫<br />

bg(x)dx<br />

∫<br />

a<br />

c<br />

f(x)dx = ∫<br />

a<br />

b<br />

f(x)dx + ∫<br />

b<br />

cf(x)dx<br />

Vorzei<strong>ch</strong>en des Integrals:<br />

a < b ∧ f(x) > 0 ⇒ I > 0<br />

a < b ∧ f(x) < 0 ⇒ I < 0<br />

a > b ∧ f(x) > 0 ⇒ I < 0, weil alle Δx i < 0 sind<br />

a > b ∧ f(x) < 0 ⇒ I > 0<br />

Vertaus<strong>ch</strong>en der Grenzen:<br />

∫<br />

a<br />

b<br />

f(x)dx = - ∫<br />

b<br />

a<br />

f(x)dx<br />

Begründung für diese Regeln: Das Integral ist als Grenzwert definiert worden. Für Grenzwerte<br />

gelten bestimmte Re<strong>ch</strong>enregeln, auf die hier verwiesen wird.<br />

Beispiel:<br />

2π<br />

π<br />

2π<br />

∫sin x dx = 0<br />

∫sin x dx + π<br />

∫sin x dx = 0<br />

0<br />

1<br />

0<br />

π<br />

2π<br />

-1<br />

Wie aus der Zei<strong>ch</strong>nung ersi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ist, haben die beiden Teilflä<strong>ch</strong>en dieselbe Grösse. Die beiden<br />

Teilintegrale haben aber unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>es Vorzei<strong>ch</strong>en, sodass das Gesamtintegral Null wird.<br />

A<strong>ch</strong>tung: Bei Flä<strong>ch</strong>enbere<strong>ch</strong>nungen darf ni<strong>ch</strong>t über Nullstellen wegintegriert werden.<br />

© 1990- 2003 by Hermann Knoll ver. 4.0 / 06.10.2003


<strong>Integralre<strong>ch</strong>nung</strong><br />

Mathematik<br />

102<br />

Das unbestimmte Integral<br />

a<br />

b<br />

∫f(x)dx ist das bestimmte Integral einer Funktion f(x) in den Grenzen a bis b. Der Wert dieses Integrals<br />

hängt von der Grösse der Grenzen a und b ab. Wir werden jetzt eine Grenze variieren lassen.<br />

Der Wert des Integrals hängt dann von dieser variablen Grenze ab, er ist eine Funktion dieser<br />

Grenze.<br />

Φ(x) = ∫<br />

a<br />

x<br />

f(t)dt Φ(x) ist ein unbestimmtes Integral der Funktion f.<br />

Ψ(x) = ∫ α<br />

x<br />

f(t)dt Ψ(x) ist ein anderes unbestimmtes Integral der Funktion f.<br />

Wenn die untere Grenze variabel ist, sind die Verhältnisse glei<strong>ch</strong>.<br />

Satz: Zwei unbestimmte Integrale derselben Funktion f unters<strong>ch</strong>eiden si<strong>ch</strong> nur dur<strong>ch</strong> einen konstanten<br />

Summand.<br />

Beweis:<br />

Φ(x) − Ψ(x) = ∫<br />

a<br />

x<br />

f(t)dt - ∫ α<br />

x<br />

f(t)dt = ∫<br />

a<br />

x<br />

f(t)dt + ∫<br />

x<br />

α<br />

f(t)dt) = ∫<br />

a<br />

α<br />

f(t)dt = C = konstant<br />

Es sei F(x) = Φ(x) + C. Die Funktion F(x) ist ein unbestimmtes Integral. Lässt man C dur<strong>ch</strong> alle<br />

reelle Zahlen laufen, erhält man alle unbestimmten Integrale zur Integrandfunktion f. Wir definieren<br />

allgemein das unbestimmte Integral:<br />

∫f(x)dx = F(x) = Φ(x) + C = ∫<br />

a<br />

x<br />

f(t)dt + C<br />

Kernsatz der Differential und <strong>Integralre<strong>ch</strong>nung</strong><br />

Es sei f(x) eine stetige Funktion und F(x) die Integralfunktion F(x) = ∫f(x)dx.<br />

Satz: Die 1. Ableitung der Integralfunktion F(x) ist glei<strong>ch</strong> ihrer Integrandfunktion f(x).<br />

oder:<br />

Das Integrieren ist die Umkehrung des Differenzierens.<br />

ΔF(x) F(x + Δx) - F(x)<br />

Δx<br />

=<br />

Δx<br />

= 1 x + Δx<br />

x<br />

Δx<br />

⎣ ⎢⎢⎡ ∫f(t)dt - ∫<br />

⎦ ⎥⎥⎤<br />

a<br />

f(t)dt = 1 Δx<br />

⎣ ⎢⎢⎡<br />

a<br />

x + Δx<br />

a<br />

∫f(t)dt + ∫<br />

a<br />

⎦ ⎥⎥⎤<br />

x<br />

f(t)dt = 1 Δx<br />

x + Δx<br />

x<br />

∫<br />

f(t)dt<br />

f(x )<br />

o<br />

Für Δx > 0 und f(x) ≥ 0 gilt:<br />

f(x u )Δx ≤<br />

x + Δx<br />

x<br />

∫<br />

f(t)dt ≤ f(x o )Δx | :Δx<br />

x<br />

f(x<br />

u)<br />

x o<br />

x u<br />

x + Δx<br />

x u sei jene Stelle, an der der Funktionswert am<br />

kleinsten im Intervall (x, x + Δx) ist, x o ist die<br />

Stelle mit dem grössten Funktionswert.<br />

Δx → 0<br />

1<br />

Die 1. Ableitung der Funktion F(x) ist dann F'(x) = lim<br />

Δx→0<br />

Δx<br />

f(x u ) ≤ 1 Δx<br />

f(x)<br />

x + Δx<br />

x<br />

∫f(t)dt ≤ f(x o )<br />

f(x)<br />

f(x)<br />

Für Δx < 0 und f(x) ≤ 0 kann die Überlegung,<br />

die zum Grenzwert führt, analog gema<strong>ch</strong>t<br />

werden.<br />

x + Δx<br />

x<br />

∫<br />

f(t)dt = f(x). Damit ist der Satz bewiesen.<br />

© 1990- 2003 by Hermann Knoll ver. 4.0 / 06.10.2003


<strong>Integralre<strong>ch</strong>nung</strong><br />

Mathematik<br />

103<br />

Stammfunktion<br />

Die Integralfunktion F(x) = ∫f(x)dx heisst Stammfunktion der Funktion f(x), weil gilt: F'(x) = f(x).<br />

Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en bestimmten und unbestimmten Integral<br />

F(x) = Φ(x) + C = ∫<br />

a<br />

x<br />

f(t)dt + C<br />

F(a) = Φ(a) + C = ∫<br />

a<br />

a<br />

f(t)dt + C = C<br />

F(b) = Φ(b) + C = ∫<br />

a<br />

b<br />

f(t)dt + C = ∫<br />

a<br />

b<br />

f(t)dt + F(a)<br />

∫f(x)dx = F(b) - F(a) = [ F(x) ]<br />

b a<br />

a<br />

b<br />

Das bestimmte Integral kann bere<strong>ch</strong>net werden, indem man zuerst die Stammfunktion zur<br />

Integrandfunktion bestimmt und die Differenz aus den Werten der Stammfunktion na<strong>ch</strong> Einsetzen<br />

der oberen und unteren Integrationsgrenzen bildet. Regeln für die planmässige Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> den<br />

Stammfunktionen können aus den Ableitungsregeln gewonnen werden.<br />

Grundintegrale<br />

∫x n dx = xn+1<br />

n+1<br />

+ C für n ≠ -1<br />

∫ dx<br />

x = ln | x | + C<br />

∫e x dx = e x + C<br />

∫a x dx = ax<br />

ln a + C<br />

∫sin x dx = -cos x + C<br />

∫cos x dx = sin x + C<br />

∫ dx<br />

cos 2 x = tan x + C<br />

∫ dx<br />

sin 2 x = -cot x + C<br />

∫ dx<br />

1 - x 2 = arcsin x + C<br />

∫ dx<br />

1 + x 2 = arctan x + C<br />

∫sinh x dx = cosh x + C<br />

∫cosh x dx = sinh x + C<br />

Aus den Ableitungsregeln können weitere Integralformeln entnommen werden.<br />

© 1990- 2003 by Hermann Knoll ver. 4.0 / 06.10.2003

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