Die Krise der Kirche ist eine groÃe Chance - Mehr-und-bessere ...
Die Krise der Kirche ist eine groÃe Chance - Mehr-und-bessere ...
Die Krise der Kirche ist eine groÃe Chance - Mehr-und-bessere ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hans-Hermann Pompe / Klaus Douglass (Hg.)<br />
Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation"<br />
12 Schritte für <strong>eine</strong> zukunftsfähige Gemeinde<br />
© Amt für Gemeindeentwicklung <strong>und</strong> Missionarische <strong>Die</strong>nste<br />
Wuppertal 2004
© Amt für Gemeindeentwicklung <strong>und</strong> Missionarische <strong>Die</strong>nste<br />
Wuppertal 2004<br />
www.ekir.de/gmd<br />
Titelgestaltung: Johannes Weth<br />
Satz <strong>und</strong> Layout: Tanja Hoffmann<br />
Abdruck <strong>der</strong> Karikaturen von Küstenmacher <strong>und</strong> <strong>der</strong> Texte von Douglass mit<br />
fre<strong>und</strong>licher Genehmigung des Kreuz Verlages Stuttgart. Wir sind bemüht,<br />
jeweils die genaue Quelle <strong>der</strong> Abbildungen zu ermitteln. Lei<strong>der</strong> war das nicht<br />
in allen Fällen möglich. Für Hinweise sind wir dankbar.<br />
Erschienen im Eigenverlag des gmd<br />
Bestellungen: GMD, Missionstr.9 a, 42285 Wuppertal, gmd@ekir.de<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Inhalt<br />
how 2 use - Wie dies Buch benutzt werden will<br />
Kl<strong>eine</strong> Gebrauchsanleitung 7<br />
„Nach dem Spiel <strong>ist</strong> vor dem Spiel“<br />
Interview mit Superintendent Manfred Rekowski , Wuppertal 13<br />
<strong>Die</strong>ne d<strong>eine</strong>r <strong>Kirche</strong>, aber gehorche ihr nicht<br />
Zum Vorwort 15<br />
0. <strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> große <strong>Chance</strong><br />
0.1 Einstieg: Nicht helfen, bin ges<strong>und</strong> 17<br />
0.2 <strong>Krise</strong> als <strong>Chance</strong>: Der Inhalt <strong>der</strong> Einleitung 17<br />
0.3 Zusätzliches Material: Fragebogen, Zitate Welker, Huber 20<br />
0.4 Ich krieg' die <strong>Krise</strong>: Eine Predigtreihe zu Matthäus-Texten 21<br />
1. Zur reformatorischen Mitte zurückkehren<br />
1.1 Einstieg: Kennen Sie Martin L.? 23<br />
1.2 Klare Mitte - flexible Rän<strong>der</strong>: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 1-8 24<br />
1.3 Zusätzliches Material: Literatur 28<br />
1.4 Stark in <strong>der</strong> Mitte: Ein Studientag mit dem <strong>Kirche</strong>nvorstand 28<br />
2. Spiritualität freisetzen<br />
2.1 Einstieg: Wenn zu schnell gelöscht wird 33<br />
2.2 Gottesliebe <strong>und</strong> Leidenschaft: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 9-16 33<br />
2.3 Zusätzliches Material: Literatur 36<br />
2.4 Feuer in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>: Ein Gemeindeseminar in drei Abenden 37<br />
3. Den Auftrag wie<strong>der</strong>entdecken<br />
3.1 Einstieg: Problem Mission 41<br />
3.2 Menschen zu Jüngern machen: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 17-24 42<br />
3.3 Zusätzliches Material: Zitate, Literatur, Weiterführendes zu Toleranz<br />
<strong>und</strong> Mission, D<strong>ist</strong>anzierten, Evangelisationsstil etc. 46<br />
3.4 Ermutigung zur Mission: Ein Gr<strong>und</strong>kurs in drei St<strong>und</strong>en 50<br />
4. Das allgem<strong>eine</strong> Priestertum <strong>der</strong> Gläubigen aktivieren<br />
4.1 Einstieg: Gaben <strong>und</strong> Aufgaben 55<br />
4.2 Ge<strong>ist</strong>liche, Gaben, Gemeinde: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 25-32 56<br />
4.3 Zusätzliches Material: Literatur zu „Priestertum aller Gläubigen“ 59<br />
4.4 Wir haben nur Ge<strong>ist</strong>liche: ein Wochenende mit Mitarbeitenden 59<br />
5. Den Pfarrberuf neu definieren<br />
5.1 Einstieg: Bitte erfülle unsere Erwartungen 69<br />
5.2 Nicht für alle, aber für das Ganze: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 33-40 69<br />
5.3 Zusätzliches Material: Literaturhinweis 74<br />
5.4 Gemeindeleitung im Team: Ein Wochenende zum Pfarramt für den<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstand 75<br />
I 5
6. Führungsverantwortung übernehmen<br />
6.1 Einstieg: Stellen Sie sich vor, es passiert wirklich etwas 81<br />
6.2 Führen vor Verwalten: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 41-48 82<br />
6.3 Zusätzliches Material: Kopiervorlagen (interner/externer Fragebogen<br />
zur Gemeindeleitung), Literatur 87<br />
6.4 Ge<strong>ist</strong>liche Leitung üben: Ein Wochenende mit dem <strong>Kirche</strong>nvorstand 89<br />
7. Eine ges<strong>und</strong>e Kleingruppenstruktur aufbauen<br />
7.1. Einstieg: Eine Antwort auf Sehnsüchte 97<br />
7.2. Zuwendung <strong>und</strong> Wachstum: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 49-56 98<br />
7.3. Zusätzliches Material: Kleingruppenkiller, Literatur, Zitate 104<br />
7.4. Klein <strong>ist</strong> fein: Drei Abende zum Aufbau <strong>eine</strong>r Kleingruppen-Struktur 105<br />
8. Eine Kultur <strong>der</strong> Liebe entwickeln<br />
8.1 Einstieg: Was verleiht Ihnen Flügel? 113<br />
8.2 <strong>Kirche</strong> für an<strong>der</strong>e: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 57-64 113<br />
8.3 Zusätzliches Material: Literatur, Kopiervorlagen 117<br />
8.4 Liebe, die beflügelt: ein offener Gemeindeabend 117<br />
9. Den Gottesdienst losketten<br />
9.1 Einstieg: Bei uns kommt das ja nicht vor 127<br />
9.2 Gottesdienst feiern, Gottesdienst leben: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 65-72 127<br />
9.3 Zusätzliches Material: Literatur 132<br />
9.4 Gottesdienst an<strong>der</strong>s erleben: ein Projekt über 6 Wochen 133<br />
10. <strong>Die</strong> innergemeindlichen Strukturen vereinfachen<br />
10.1 Einstieg: Wir müssen <strong>eine</strong>n Ausschuss bilden 139<br />
10.2 Strukturen <strong>und</strong> ihre ge<strong>ist</strong>liche Relevanz: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 73-80 140<br />
10.3 Zusätzliches Material: Zitat, Karikatur 144<br />
10.4 Es geht auch einfach: ein gemeinsamer Workshop von <strong>Kirche</strong>nvorstand<br />
<strong>und</strong> Ausschuss Strukturverän<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Gemeindeaufbau 144<br />
11. Den Primat <strong>der</strong> Gemeinde wie<strong>der</strong> herstellen<br />
11.1 Einstieg: Wenn oben gebremst wird 151<br />
11.2 Ortsgemeinde als Stärke: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 81-88 151<br />
11.3 Zusätzliches Material: Literatur 160<br />
11.4 Starke Gemeinden sind gut für die <strong>Kirche</strong>: Ein Entwurf für <strong>eine</strong><br />
Bezirkssynode 162<br />
12. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> nach vorne träumen<br />
12.1 Einstieg: Wo Träumen erlaubt <strong>ist</strong> 167<br />
12.2 Neues umarmen: Inhalt <strong>der</strong> Thesen 89-96 168<br />
12.3 Zusätzliches Material: Verheißungsorientierter Gemeindeaufbau,<br />
urchr<strong>ist</strong>licher Gemeindealltag 173<br />
12.4 Das Träumen zur Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Zukunft machen: <strong>Die</strong><br />
Zukunftskonferenz <strong>der</strong> Perspektiventwicklung 176<br />
6 I<br />
Hoffentlich wird mein Buch überflüssig...<br />
Ein Nachwort von Klaus Douglass 185
How 2 use - Wie dieses Buch benutzt werden will<br />
Kl<strong>eine</strong> Gebrauchsanleitung<br />
Kl<strong>eine</strong> Gebrauchsanweisung für dieses Arbeitsbuch<br />
1. Gemeinden sollen zukunftsfähig werden<br />
<strong>Die</strong>s <strong>ist</strong> ein Entwicklungsbuch für Ihre Gemeinde. Auch<br />
wenn wir Sie nicht kennen - Ihre Gemeinde liegt uns am<br />
Herzen. Wir glauben daran, dass nichts so einladend <strong>ist</strong><br />
wie <strong>eine</strong> lebendige <strong>und</strong> faszinierende Gemeinde. Wenn<br />
Sie das Gefühl haben, dass Ihre real ex<strong>ist</strong>ierende<br />
Gemeinde an diesem Punkt noch nicht angekommen <strong>ist</strong>,<br />
sind Sie in guter Gesellschaft.<br />
Wir haben dieses Arbeitsbuch für<br />
diejenigen geschrieben, die <strong>eine</strong><br />
Sehnsucht nach Verän<strong>der</strong>ung haben.<br />
Wenn bei Ihnen alles so bleiben<br />
soll, wie es <strong>ist</strong>, legen Sie dieses<br />
Buch getrost zur Seite - Sie<br />
brauchen es nicht.<br />
Wenn Sie aber von <strong>eine</strong>r Gemeinde träumen, zu <strong>der</strong><br />
Menschen strömen, weil sie spüren, dass es dort um die<br />
wichtigste Sache <strong>der</strong> Welt, um die gute Nachricht von<br />
Gottes Liebe in Jesus geht, dann sollten Sie weiter lesen.<br />
Wir wollen Ihnen helfen, dass Ihre Gemeinde zukunftsfähig<br />
wird. Wir sind überzeugt, dass in je<strong>der</strong> Gemeinde das<br />
Potential liegt, Licht <strong>der</strong> Welt <strong>und</strong> Salz für ihre Umgebung<br />
zu sein: So hat Jesus Wesen <strong>und</strong> Auftrag <strong>der</strong> Gemeinde in<br />
<strong>der</strong> Bergpredigt (Matthäus 5, 13-16) beschrieben. <strong>Die</strong>s gilt<br />
für alle Zeiten bis zum Ende <strong>der</strong> Welt, aber es muss in<br />
je<strong>der</strong> geschichtlichen Situation neu buchstabiert werden.<br />
Salz <strong>und</strong> Licht - die Zukunftsfähigkeit meint auch die<br />
Ausstrahlungsfähigkeit <strong>und</strong> die Anziehungskraft Ihrer konkreten<br />
Gemeinde.<br />
Um dieses große Ziel mit <strong>der</strong> Realität kompatibel zu<br />
machen, <strong>ist</strong> das Buch in <strong>eine</strong> Einleitung<br />
„<strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> große <strong>Chance</strong>“<br />
<strong>und</strong> in zwölf Aufgaben portioniert worden.<br />
Ein praktischer Vorschlag<br />
zum Vorgehen<br />
Lesen Sie diese Gebrauchsanleitung<br />
gründlich.<br />
Überfliegen Sie das Inhaltsverzeichnis<br />
des Arbeitsbuches,<br />
um <strong>eine</strong>n Überblick<br />
über die Angebote zu haben.<br />
Besorgen Sie sich "<strong>Die</strong> neue<br />
Reformation", falls Sie das<br />
Buch noch nicht besitzen,<br />
<strong>und</strong> legen Sie es daneben.<br />
Entscheiden Sie, bei welcher<br />
<strong>der</strong> zwölf Aufgaben <strong>der</strong><br />
stärkste Bedarf in Ihrer<br />
Gemeindesituation liegt.<br />
Bitte treffen Sie diese Entscheidung<br />
gemeinsam mit<br />
denen, die es betrifft.<br />
Planen Sie anhand <strong>der</strong> Lektüre<br />
die nächsten Schritte<br />
<strong>der</strong> Bearbeitung.<br />
Passen Sie im Prozess Ihr Vorgehen<br />
immer wie<strong>der</strong> an die<br />
Situation an.<br />
Rechnen Sie damit, dass<br />
Gottes Ge<strong>ist</strong> weit mehr tun<br />
kann, als wir bitten o<strong>der</strong> verstehen<br />
(Epheser 3, 20).<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 7
1. Aufgabe: Zur reformatorischen Mitte zurückkehren<br />
2. Aufgabe: Spiritualität freisetzen<br />
3. Aufgabe: Den Auftrag wie<strong>der</strong>entdecken<br />
4. Aufgabe: Das allgem<strong>eine</strong> Priestertum <strong>der</strong> Gläubigen aktivieren<br />
5. Aufgabe: Den Pfarrberuf neu definieren<br />
6. Aufgabe: Führungsverantwortung übernehmen<br />
7. Aufgabe: Eine ges<strong>und</strong>e Kleingruppenstruktur aufbauen<br />
8. Aufgabe: Eine Kultur <strong>der</strong> Liebe entwickeln<br />
9. Aufgabe: Den Gottesdienst losketten<br />
10. Aufgabe: <strong>Die</strong> innergemeindlichen Strukturen vereinfachen<br />
11. Aufgabe: Den Primat <strong>der</strong> Gemeinde wie<strong>der</strong> herstellen<br />
12. Aufgabe: <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> nach vorne träumen<br />
Wir sind überzeugt, dass in diesen zwölf Aufgaben die wichtigsten Herausfor<strong>der</strong>ungen für Gemeinden<br />
in Deutschland in den nächsten Jahren liegen. Gemeinden sind unterschiedlich, aber von gesellschaftlichen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen werden sie alle betroffen.<br />
Alle stehen vor <strong>der</strong> gleichen Herausfor<strong>der</strong>ung: das Evangelium glaubwürdig<br />
<strong>und</strong> einladend in <strong>eine</strong>m Umfeld weiterzugeben, das sich vom<br />
Evangelium entfernt <strong>und</strong> unsere Gemeinden nicht gerade für die<br />
Hoffnungsträger <strong>der</strong> Zukunft hält.<br />
Wie sieht Gemeindeentwicklung aus, die Gemeinden auf diese Herausfor<strong>der</strong>ung vorbereitet?<br />
2. Gemeindeentwicklung <strong>ist</strong> harte Arbeit<br />
<strong>Die</strong>s <strong>ist</strong> ein Arbeitsbuch - es beinhaltet k<strong>eine</strong> allgemeingültigen Rezepte <strong>und</strong> k<strong>eine</strong> Zauberformeln zur<br />
Überwindung aller Schwierigkeiten in kurzer Zeit. Wenn Sie diese Vorschläge anpacken, wird es für<br />
Sie zunächst Arbeit bedeuten. Wir misstrauen allen Büchern, die Erfolgsgeheimnisse („So wächst Ihre<br />
Gemeinde“) o<strong>der</strong> allgemein gültige Formeln („Acht Schritte, wie Sie ihre <strong>Kirche</strong> voll kriegen“) versprechen.<br />
Aber wir versprechen Ihnen genau die Verän<strong>der</strong>ung, die die Bibel in Gebet, Erwartung <strong>und</strong> einfachem<br />
Gehorsam begründet sieht: die Frucht des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es. <strong>Die</strong>se Frucht sieht an<strong>der</strong>s aus als schneller<br />
Erfolg, dafür <strong>ist</strong> sie aber nach Johannes 15 nachhaltig <strong>und</strong> bleibend.<br />
<strong>Die</strong>s <strong>ist</strong> zugleich ein Hilfsbuch. Es soll die Thesen <strong>und</strong> Texte <strong>eine</strong>s an<strong>der</strong>en Buches erschließen: „<strong>Die</strong><br />
neue Reformation. 96 Thesen zur Zukunft <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>“ von Dr. Klaus Douglass. Ohne dieses gr<strong>und</strong>legende<br />
Buch nützen Ihnen die Vorschläge dieses Hilfsbuches wenig. Besorgen Sie sich möglichst schnell<br />
das Gr<strong>und</strong>lagenbuch, damit Sie die Möglichkeiten dieses Arbeitsbuches nutzen können.<br />
3. Ein Schlepper für die Ideen <strong>der</strong> Neuen Reformation<br />
Vielleicht fragen Sie: Warum ein Arbeitsbuch zu <strong>eine</strong>m Buch? Es gibt gute Gründe für dieses Projekt.<br />
Erstens gibt es nur wenige Bücher, die den ganzen Gemeindeaufbau betreffen - <strong>und</strong> noch weniger, die<br />
durch die harte Schule <strong>der</strong> konkreten Gemeindearbeit gelaufen sind. „<strong>Die</strong> neue Reformation“ <strong>ist</strong> kein<br />
theoretischer Entwurf vom Schreibtisch - was Douglass vorschlägt, <strong>ist</strong> durch die Gemeindearbeit in<br />
Nie<strong>der</strong>höchstadt (bei Frankfurt am Main) belegt.<br />
Zweitens gibt es nur wenige Autoren, die theologische Klarheit <strong>und</strong> Tiefe mit Allgemeinverständlichkeit<br />
<strong>und</strong> Anwendbarkeit zusammenhalten - Dr. Klaus Douglass gelingt dies. Und er schreibt außerdem<br />
noch witzig <strong>und</strong> präzise - was will man also mehr?<br />
Deshalb haben wir dieses Arbeitsbuch wie <strong>eine</strong>n Schlepper konzipiert, <strong>der</strong> den Tanker von knapp 400<br />
Seiten in den Hafen <strong>der</strong> Gemeindearbeit zu bugsieren hilft. Denn nur wenige Mitarbeitende in Ihrer<br />
Gemeinde werden bereit sein, solch ein umfangreiches Buch zu lesen.<br />
8 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Um es gleich zu sagen: Nein, dies <strong>ist</strong> nicht <strong>der</strong> einzige gute Entwurf für Gemeindeentwicklung - Gott<br />
sei Dank gibt es viel mehr, <strong>und</strong> auch Klaus Douglass benennt an<strong>der</strong>e, denen er viel verdankt. <strong>Die</strong>s <strong>ist</strong><br />
nicht die einzige Wahrheit für Gemeindeentwicklung <strong>und</strong> es begründet auch k<strong>eine</strong>n Personenkult -<br />
dafür <strong>ist</strong> „<strong>Die</strong> neue Reformation“ viel zu sachbezogen <strong>und</strong> Dr. Klaus Douglass viel zu kantig. Und wir<br />
stimmen auch nicht blind allem zu, was er begründet o<strong>der</strong> vorschlägt - dafür haben wir zu viel<br />
Eigenes gedacht <strong>und</strong> umgesetzt. Ich z.B. hätte nie diesen Titel „<strong>Die</strong> neue Reformation“ gewählt -<br />
aber ich war bege<strong>ist</strong>ert von <strong>der</strong> Weite <strong>und</strong> Präzision, mit <strong>der</strong> Klaus Douglass analysieren, präzisieren<br />
<strong>und</strong> weiterführen kann. Mein Eindruck war: Genau das brauchen viele unserer Gemeinden in den<br />
nächsten Jahren, um einladen<strong>der</strong> zu werden. Und wir wollen helfen, dass solch ein Buch in<br />
Gemeinden angewandt werden kann.<br />
Wir trauen den Leserinnen <strong>und</strong> Lesern zu, sich aus diesem reichhaltigen<br />
Menü genau das herauszusuchen, was sie brauchen <strong>und</strong> getrost das zur<br />
Seite zu legen, was ihnen nicht passt.<br />
Deshalb <strong>ist</strong> dieses Arbeitsbuch k<strong>eine</strong> Kritik o<strong>der</strong> Analyse von Klaus Douglass' Buch - dafür gibt es mittlerweile<br />
genügend Rezensionen <strong>und</strong> Meinungen. <strong>Die</strong>ses Arbeitsbuch <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> Anwendungshilfe - deshalb<br />
haben alle Verfasserinnen <strong>und</strong> Verfasser auf inhaltliche Eingriffe verzichtet, um die Arbeit <strong>eine</strong>s<br />
an<strong>der</strong>en zugänglicher zu machen. Für diese entsagungsvolle Aufgabe danke ich den Beteiligten aus<br />
dem Team des GMD Rheinland ausdrücklich.<br />
4. Den Aufbau beachten <strong>und</strong> nutzen<br />
Wir haben jede <strong>der</strong> zwölf Aufgaben nach <strong>eine</strong>m vergleichbaren Schema bearbeitet, um die<br />
Orientierung zu erleichtern. Sie können damit gezielt diejenigen Abschnitte lesen o<strong>der</strong> benutzen, die<br />
Sie brauchen.<br />
Jede Aufgabe <strong>ist</strong> in vier Abschnitte geglie<strong>der</strong>t:<br />
1. Einstieg<br />
Eine Idee zum Warmwerden mit dem Thema o<strong>der</strong> zur Inspiration für die Aufgabe; z.B. <strong>eine</strong> Meditation,<br />
ein Liedtext, <strong>eine</strong> Karikatur, <strong>eine</strong> Gemeindeerk<strong>und</strong>ung o.ä.. Feste Bestandteile sind immer die<br />
Leitbil<strong>der</strong> von Tiki Küstenmacher sowie die Thesen des Kapitels.<br />
Ziel des Einstiegs <strong>ist</strong> die Motivation für das jeweilige Kapitel-Thema.<br />
2. Der Inhalt <strong>der</strong> Thesen<br />
In diesem umfangreichen Haupt-Teil werden die Texte zu den Thesen bearbeitet <strong>und</strong> paraphrasiert,<br />
mit Fragen zum Inhalt begleitet; es gibt Ideen zum Weiterarbeiten sowie zusätzliche Hilfen (z.B.<br />
Fragebögen, Bil<strong>der</strong>, Kopiervorlagen, Tests).<br />
Ziele des 2.Teiles sind die Erfassung <strong>der</strong> Texte sowie die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Inhalten.<br />
3. Zusätzliches Material<br />
Hier gibt es Weiterführendes, z.B. Ideen <strong>und</strong> Bil<strong>der</strong> o<strong>der</strong> Texte an<strong>der</strong>er Autoren; außerdem <strong>eine</strong> kl<strong>eine</strong><br />
Literaturl<strong>ist</strong>e.<br />
Ziel im 3. Teil sind die Vertiefung <strong>und</strong> mögliche Ideen zum Weitergehen.<br />
4. Entwurf <strong>eine</strong>r Veranstaltung<br />
Zu je<strong>der</strong> <strong>der</strong> zwölf Aufgaben wird ein ausführlicher Veranstaltungsentwurf inkl. Vorbereitung, Arbeitsschritte,<br />
Methodik, Material <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen vorgelegt. Zielgruppen <strong>und</strong> Veranstaltungsformen sind<br />
z.B. <strong>Kirche</strong>nvorstands-Wochenenden, Gemeindeabende, Mitarbeitendenkreise, Seminare, Bezirkssynoden,<br />
Studientage, Bibelabende u.a. Viele dieser Entwürfe können auch für an<strong>der</strong>e Zielgruppen<br />
sowie Aufgaben sinngemäß übertragen werden. Wir haben versucht, mit unseren Vorschlägen möglichst<br />
viele Zielgruppen <strong>und</strong> Veranstaltungen abzudecken. Ganz ohne Ihre Eigenarbeit geht es allerdings auch<br />
hier nicht.<br />
Ziel des 4. Teiles <strong>ist</strong> die konkrete Umsetzung <strong>der</strong> 96 Thesen in die Gemeindearbeit.<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 9
Das Arbeitsbuch <strong>ist</strong> im Baukastensystem entworfen. Nutzen Sie gezielt die Möglichkeit, kl<strong>eine</strong>re<br />
Einheiten in das zu integrieren, was Sie sowieso in Ihrer Gemeinde bearbeiten: Viele Schritte sind<br />
ohne Bearbeitung des Gesamtbuches o<strong>der</strong> -kapitels möglich <strong>und</strong> sinnvoll. Alle Veranstaltungsentwürfe<br />
sind als Vorschläge gedacht <strong>und</strong> selbstverständlich durch Verbesserungen ergänzbar o<strong>der</strong> durch<br />
Alternativen ersetzbar. Einige Bonustracks (Zugaben) sind unabhängig vom jeweiligen Kapitel auch für<br />
an<strong>der</strong>e Themen zu verwenden.<br />
5. <strong>Die</strong> Befähigung <strong>der</strong> Verantwortlichen för<strong>der</strong>n<br />
Es geht in <strong>der</strong> „neuen Reformation“ wie in diesem Arbeitsbuch vor allem um das Handwerkszeug für<br />
<strong>eine</strong> bestimmte Zielgruppe: die Verantwortlichen für Leitung, Gemeindeentwicklung <strong>und</strong> Gemeindeaufbau<br />
in den Gemeinden, also Haupt- <strong>und</strong> Ehrenamtliche in Gemeinde- o<strong>der</strong> Bereichsleitung. Ihnen<br />
wollen wir helfen, die Anstöße <strong>der</strong> „neuen Reformation“ mit den Mitarbeitenden <strong>und</strong> Engagierten in<br />
ihrer Gemeinde umzusetzen.<br />
<strong>Die</strong> Texte sind für Seminare, Kleingruppen o<strong>der</strong> Studientage zu gebrauchen <strong>und</strong> für gezielte Lektüre<br />
in <strong>Kirche</strong>nvorständen, Mitarbeitenden- <strong>und</strong> Gmeindekreisen zu verwerten. Eine zusätzliche Zielgruppe<br />
stellen auch kirchliche Gremien wie z.B. Dekanatsvorstände, Dekanatssynoden <strong>und</strong> regionale<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstandskonvente dar, die auf <strong>der</strong> mittleren Ebene Verän<strong>der</strong>ungen zu gestalten <strong>und</strong> einzuleiten<br />
haben.<br />
Da „<strong>Die</strong> neue Reformation“ aus <strong>eine</strong>r Gemeinde <strong>der</strong> Ev. <strong>Kirche</strong> von Hessen <strong>und</strong> Nassau stammt, haben<br />
wir konsequent die benutzten Begriffe weiterverwendet, obwohl schon im benachbarten Rheinland<br />
manches wie<strong>der</strong> an<strong>der</strong>s heißt. <strong>Kirche</strong>nvorstand (KV) steht für die örtliche Gemeindeleitung <strong>und</strong> heißt<br />
an<strong>der</strong>swo Presbyterium, <strong>Kirche</strong>ngemein<strong>der</strong>at, Älteste o.ä.. Dekanat meint die übliche Form <strong>der</strong> mittleren<br />
kirchlichen Ebene <strong>und</strong> heißt an<strong>der</strong>swo Sprengel, <strong>Kirche</strong>nkreis o<strong>der</strong> Propstei - entsprechend <strong>ist</strong><br />
ein Dekan (Superintendent, Propst) <strong>der</strong> leitende Ge<strong>ist</strong>liche dieser Einheit. Das <strong>ist</strong> etwas verwirrend,<br />
liegt aber in <strong>der</strong> Natur unserer in über 20 Teilkirchen zersplitterten EKD. Wir gehen davon aus, dass<br />
sich das jeweils Gemeinte auch bei geografisch unterschiedlichen Bezeichnungen von selbst<br />
erschließt.<br />
6. Das Team dieses Arbeitsbuches<br />
Hinter diesem Arbeitsbuch steht ein Team aus dem Amt für Gemeindeentwicklung <strong>und</strong> Missionarische<br />
<strong>Die</strong>nste (gmd) <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirche</strong> im Rheinland.<br />
Mitgeschrieben, entworfen <strong>und</strong> bearbeitet haben: Rainer Harmßen (2) , Günther Leimenstoll (5 <strong>und</strong><br />
11), Bianca Neuhaus (4, 8 <strong>und</strong> 9) , Kerstin Offermann (3), Hans-Hermann Pompe (Einleitung, 3, 6, 7<br />
<strong>und</strong> 12), Michael Schümers (1 <strong>und</strong> 10), Stephan Teichmann (12). Stefan Nix hat bei Teil 3 <strong>und</strong> 12<br />
Korrekturen gelesen, Volker Roschke (AMD Berlin) wesentliche Ideen zu Teil 6 beigesteuert. <strong>Die</strong> Mühe<br />
<strong>der</strong> Endbearbeitung lastete im Wesentlichen auf Bianca Neuhaus. Tanja Hoffmann hat aus vielen<br />
Fließtexten ein schönes Layout sowie <strong>eine</strong> Druckvorlage gezaubert.<br />
Beson<strong>der</strong>s dankbar sind wir, dass Dr. Klaus Douglass die Entwürfe gegengelesen <strong>und</strong> verbessert hat: In<br />
<strong>der</strong> Herausgeberschaft spiegelt sich sein hoher Einsatz für die Fertigstellung dieses Arbeitsbuches.<br />
Mit dem Erwerb dieses Buches haben Sie das Recht erworben, im Zusammenhang <strong>der</strong> Arbeit mit diesem<br />
Buch die Kopiervorlagen sowie die Materialien für Ihre Gemeindearbeit zu verwenden. Wir haben<br />
mit diesem Buch k<strong>eine</strong> kommerziellen Interessen, son<strong>der</strong>n wollen die Gemeindeentwicklung an möglichst<br />
vielen Orten för<strong>der</strong>n. Wir danken dem Kreuz Verlag Stuttgart für die entsprechenden<br />
Abdruckrechte.<br />
Über Rückmeldungen o<strong>der</strong> Verbesserungsvorschläge aus <strong>der</strong> Arbeit mit diesem Buch freuen wir uns.<br />
Bitte schreiben Sie an: Amt für Gemeindeentwicklung <strong>und</strong> Missionarische <strong>Die</strong>nste, Missionsstr 9 a,<br />
42285 Wuppertal, eMail: pompe.gmd@ekir.de<br />
Für die Arbeit mit diesem Projekt wünschen wir Ihnen Gottes guten Ge<strong>ist</strong>!<br />
Hans-Hermann Pompe<br />
10 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Sieben Tipps, um die Wirkung dieses Buches zu verhin<strong>der</strong>n<br />
1. Stellen Sie dieses Arbeitsbuch zu den an<strong>der</strong>en ungelesenen Büchern ins Regal. Da macht es<br />
sich gut - <strong>und</strong> Sie müssen nie anfangen.<br />
2. Beginnen Sie alles auf einmal. Damit müssen Sie nichts nacheinan<strong>der</strong> machen <strong>und</strong> werden gute<br />
Argumente gegen die Umsetzbarkeit sammeln.<br />
3. Überfallen Sie die Leute, mit denen Sie arbeiten wollen, mit fertigen Plänen - geben Sie ihnen<br />
k<strong>eine</strong> <strong>Chance</strong>, sich mit Verän<strong>der</strong>ungen schrittweise anzufre<strong>und</strong>en. Sonst könnten sie sich<br />
womöglich mit diesem Projekt identifizieren.<br />
4. Gehen Sie ruhig davon aus, dass alle nur auf Ihre Ideen warten sowie einschneidende<br />
Verän<strong>der</strong>ungen lieben - dann werden Sie möglicherweise <strong>eine</strong> Überraschung erleben.<br />
5. An strittigen o<strong>der</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlichen Stellen empfiehlt sich entwe<strong>der</strong> die Methode Guru („Alles<br />
<strong>ist</strong> nur so richtig <strong>und</strong> muss unbedingt genauso gemacht werden“) o<strong>der</strong> die Methode indische<br />
Affen („1. Das geht bei uns sowieso nicht, 2. Das haben wir alles schon versucht - <strong>und</strong> 3. Dafür<br />
haben wir kein Geld“). Damit werden Sie jede Verän<strong>der</strong>ung verhin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> k<strong>eine</strong> Alternativen<br />
finden müssen.<br />
6. Packen Sie sich die Arbeit zusätzlich zu dem auf, was Sie sowieso in ihrer Gemeinde tun. Ihre<br />
Überarbeitung wird alle beeindrucken <strong>und</strong> jede Teamarbeit verhin<strong>der</strong>n.<br />
7. Beten Sie möglichst nicht. Alles <strong>ist</strong> machbar - <strong>und</strong> Gott <strong>ist</strong> nur dazu da, unsere Pläne abzusegnen.<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 11
12 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Nach dem Spiel <strong>ist</strong> vor dem Spiel<br />
Interview mit Superintendent Manfred Rekowski, Wuppertal<br />
Superintendent Manfred Rekowski, Wuppertal-Barmen, über <strong>Die</strong> neue Reformation<br />
Manfred Rekowski, Jahrgang 1958, verheiratet mit<br />
Birgit, zwei Kin<strong>der</strong>, bekennen<strong>der</strong> Fußball-Fan (BVB 09<br />
Dortm<strong>und</strong>). Seit 1984 Pfarrer in <strong>der</strong> Evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>ngemeinde Wuppertal-Wichlinghausen, seit 1993<br />
Superintendent des <strong>Kirche</strong>nkreises Barmen, seit 2000<br />
Mitglied <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong>nleitung <strong>der</strong> Evangelischen <strong>Kirche</strong> im<br />
Rheinland.<br />
Manfred, du hast „<strong>Die</strong> neue Reformation“ in den Sommerferien 2001 gelesen. Umfangreiche theologische<br />
Bücher lesen selbst Superintendenten nicht jeden Tag. Was hat dich gereizt?<br />
<strong>Die</strong> Themenstellung. Hier werden präzise unsere Situation sowie <strong>der</strong> akute Handlungsbedarf beschrieben.<br />
Ich glaube, ich bin auf das Stichwort „Reformation“ angesprungen - endlich mal kein<br />
weiteres Klagelied, son<strong>der</strong>n die Lust, risikofreudig darüber zu schreiben, wo wir ansetzen müssen.<br />
D<strong>eine</strong> interessanteste Entdeckung in diesem Buch?<br />
Wenn die Pfarrerinnen <strong>und</strong> Pfarrer faktisch <strong>eine</strong> Schlüsselfunktion haben, die <strong>Chance</strong>n zu nutzen, die<br />
darin liegen - <strong>und</strong> zugleich die Notwendigkeit anzupacken, diese Zentrierung zu verän<strong>der</strong>n. Und die<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung, die Vielfalt <strong>der</strong> pastoralen Funktionen im Neuen Testament, die bei uns me<strong>ist</strong> in<br />
<strong>eine</strong>r Person kumulieren, in <strong>der</strong> ganzen Gemeinde freizulegen.<br />
Der ärgerlichste Gedanke?<br />
Das ungebremste Zutrauen, dass Kleingruppenstrukturen wirklich das le<strong>ist</strong>en, was Douglass erwartet.<br />
Wird da nicht ein bestimmtes Milieu - sprich Mittelschicht - prägend für die <strong>Kirche</strong>?<br />
Nach dem Spiel <strong>ist</strong> vor dem Spiel: <strong>Die</strong> Lektüre dieses Buches will Verän<strong>der</strong>ungen auf allen Ebenen in<br />
Gang setzen. Du leitest <strong>Kirche</strong> auf allen Ebenen mit. Was kann etwa d<strong>eine</strong> Gemeinde von diesem Buch<br />
lernen?<br />
Vor allem These 42: „<strong>Kirche</strong>nvorstände sollen Gemeinden leiten. Faktisch aber sind sie überwiegend<br />
mit Verwaltungs- <strong>und</strong> Organisationsaufgaben beschäftigt“. <strong>Die</strong> Gemeindeleitung muss leiten<br />
wollen - <strong>und</strong> muss Leiten lernen können.<br />
Und die größte Herausfor<strong>der</strong>ung für d<strong>eine</strong>n <strong>Kirche</strong>nkreis?<br />
Wir brauchen nicht mehr die Gemischtwarenladen-Gemeinden, die alle das Gleiche anbieten, son<strong>der</strong>n<br />
Gemeinden, die den Mut zu Schwerpunktsetzungen <strong>und</strong> zu Beschränkung haben.<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 13
Wenn du nach <strong>der</strong> Lektüre <strong>eine</strong>n Wunsch frei hättest für d<strong>eine</strong> Landeskirche, dann..<br />
.. den, dass sie ein Leitbild entwickelt <strong>und</strong> sich daran orientiert. Wir dürfen nicht nur Finanzprobleme<br />
lösen, son<strong>der</strong>n müssen zugleich die Gestalt dieser <strong>Kirche</strong> klären <strong>und</strong> Freiräume schaffen für<br />
die Entwicklung neuer Arbeitsformen.<br />
Klaus Douglass sieht <strong>eine</strong> neue Reformation für unsere <strong>Kirche</strong>, ausgehend von <strong>der</strong> Basis. Was wird sie am<br />
me<strong>ist</strong>en för<strong>der</strong>n?<br />
Hier schwanke ich etwas. Der Finanzdruck löst durchaus Bereitschaft zur Verän<strong>der</strong>ung aus - aber er<br />
kann auch zu Depressionen führen. M<strong>eine</strong> Erfahrung <strong>ist</strong>: Wenn man die Menschen mag, die man erreichen<br />
will, wird das zwangsläufig zu Verän<strong>der</strong>ungen führen.<br />
Und was verhin<strong>der</strong>t Verän<strong>der</strong>ung am me<strong>ist</strong>en?<br />
<strong>Die</strong> konkurrierenden Einzelinteressen in unserer <strong>Kirche</strong>. Viele sehen zu sehr, was sie verlieren <strong>und</strong> zu<br />
wenig, was wir als <strong>Kirche</strong> durch entstehende Verän<strong>der</strong>ungen gewinnen können.<br />
Angenommen, du diskutierst mit Klaus Douglass über s<strong>eine</strong> Thesen. D<strong>eine</strong> erste Frage wäre:<br />
Wie kann man in <strong>eine</strong>r von spiritueller Kargheit geprägten Gemeinde Fenster <strong>und</strong> Türen für die<br />
Vielfalt <strong>der</strong> Spiritualität öffnen?<br />
Eine Frage, die Douglass dir vielleicht stellen würde?<br />
Wie leben Sie ge<strong>ist</strong>lich damit, dass Sie trotz Leitungsverantwortung vieles nicht än<strong>der</strong>n können?<br />
<strong>Die</strong> Fragen stellte Hans-Hermann Pompe.<br />
14 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
“<strong>Die</strong>ne d<strong>eine</strong>r <strong>Kirche</strong>, aber gehorche ihr nicht<br />
Vorwort<br />
Einstieg<br />
Der Inhalt des Vorwortes<br />
Was löst das einleitende Bild in Ihnen aus?<br />
[Kopiervorlage V 1]<br />
1. Lesen Sie die Seiten 10-14.<br />
Was löst <strong>der</strong> Leit-Satz in Ihnen aus:<br />
„<strong>Die</strong>ne d<strong>eine</strong>r <strong>Kirche</strong>, aber gehorche ihr<br />
nicht“ ?<br />
Notieren Sie einige Stichworte:<br />
___________________________________<br />
2. „Das Festhalten an Strukturen <strong>und</strong><br />
Ordnungen vergangener Zeiten kann in <strong>eine</strong>r<br />
sich pfeilschnell än<strong>der</strong>nden Gesellschaft wie<br />
<strong>der</strong> unseren ... zum Ungehorsam Gott gegeüber<br />
werden“. (S.13)<br />
Welche Erfahrungen haben Sie in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
<strong>und</strong> in Ihrer Gemeinde mit Qualität<br />
o<strong>der</strong> mit Mittelmäßigkeit gemacht?<br />
Warum will <strong>der</strong> Verfasser um Gottes willen<br />
s<strong>eine</strong>r <strong>Kirche</strong> nicht mit schlichtem<br />
Gehorsam dienen?<br />
Was unterscheidet sein Anliegen von<br />
billiger <strong>Kirche</strong>nkritik o<strong>der</strong> -verachtung?<br />
3. „Wer will, dass <strong>Kirche</strong> so bleibt, wie sie<br />
<strong>ist</strong>, will nicht, dass sie bleibt.“ (S.13)<br />
Was bedeuten für Sie Traditionen in <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>?<br />
Beschreiben Sie Traditionen Ihrer <strong>Kirche</strong>.<br />
Welche Traditionen schätzen Sie?<br />
Warum?<br />
Welche Tradition erleben Sie als überholt<br />
<strong>und</strong> hin<strong>der</strong>lich? Warum kann ein Festhalten<br />
an früheren Strukturen o<strong>der</strong> Ordnungen<br />
heute zum Ungehorsam gegen Gott<br />
werden?<br />
Nennen Sie Beispiele, die diese These<br />
stützen:<br />
___________________________________<br />
Nennen Sie Beispiele, die dieser These<br />
wi<strong>der</strong>sprechen:<br />
___________________________________<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 15
KOPIERVORLAGE V 1<br />
16 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
<strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> große <strong>Chance</strong><br />
Einleitung<br />
0.1 Einstieg: Nicht helfen, bin<br />
ges<strong>und</strong><br />
0.2 <strong>Krise</strong> als <strong>Chance</strong>: Der Inhalt <strong>der</strong><br />
Einleitung<br />
Was löst das Bild zu diesem Kapitel in Ihnen<br />
aus? [Kopiervorlage K 0.1]<br />
S.16-18: Ist die <strong>Kirche</strong> in <strong>eine</strong>r <strong>Krise</strong>?<br />
(Zu Ursache <strong>und</strong> Wirkung)<br />
Der Verfasser will die erschreckenden Zahlen<br />
durchaus ernst nehmen, aber sie sind kein<br />
Anlass zur Resignation. Denn: <strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>ist</strong><br />
durchaus <strong>eine</strong> gute Nachricht.<br />
<strong>Die</strong> erschreckenden Zahlen selbst sind nicht<br />
die <strong>Krise</strong>, son<strong>der</strong>n nur ihre Symptome: Wer an<br />
den Symptomen herumkuriert, geht den<br />
Problemen nicht an die Wurzel!<br />
Wie erleben Sie den Umgang mit<br />
<strong>Krise</strong>nsymptomen?<br />
Und wie die Therapieversuche? Wie beurteilen<br />
Sie z.B. Werbekampagnen für <strong>Kirche</strong>neintritte?<br />
Wo erleben Sie Ihre Gemeinde als<br />
ges<strong>und</strong>? Wo als angeschlagen o<strong>der</strong><br />
krank?<br />
Das chinesische Schriftzeichen für <strong>Krise</strong> <strong>ist</strong><br />
aus den Schriftzeichen für <strong>Chance</strong> <strong>und</strong> Gefahr<br />
zusammengesetzt.<br />
S.18-24: <strong>Die</strong> eigentliche <strong>Krise</strong> unserer<br />
<strong>Kirche</strong> (Analyse)<br />
Der Verfasser nennt zwei Ursachen <strong>der</strong> <strong>Krise</strong>:<br />
1. die Relevanzkrise <strong>und</strong> 2. die Identitätskrise<br />
S.19-22: <strong>Die</strong> Relevanzkrise - „<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong><br />
erreicht die Menschen nicht mehr.“<br />
Inwieweit leuchtet Ihnen das ein?<br />
Wo würden Sie wi<strong>der</strong>sprechen?<br />
S.22-24: <strong>Die</strong> Identitätskrise: „<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> weiß<br />
nicht mehr um ihre Mitte.“<br />
Was leuchtet Ihnen daran ein?<br />
Wo würden Sie wi<strong>der</strong>sprechen?<br />
Kommentieren Sie!<br />
Wenn Ihre Gemeinde zur <strong>Mehr</strong>heit <strong>der</strong><br />
Gemeinden gehört, die nur <strong>eine</strong> Min<strong>der</strong>heit<br />
von Menschen erreicht, haben Sie in den letzten<br />
Jahren vermutlich häufig darüber gesprochen.<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 17
0. Aufgabe<br />
L<strong>ist</strong>en Sie auf:<br />
a) Wen Sie vor allem nicht erreichen:<br />
b) Woran die Ursachen nach Ihren Vermutungen<br />
o<strong>der</strong> Analysen liegen:<br />
c) Was Sie in den letzten fünf Jahren versucht<br />
haben, um Menschen neu zu erreichen:<br />
Dann vergleichen Sie die Antworten mit den<br />
beiden Hauptkrisen in diesem Abschnitt.<br />
S.25-29: Lösungen, die k<strong>eine</strong> sind<br />
(Abgrenzung)<br />
Der Abschnitt diskutiert fünf vorgeschlagene<br />
Lösungen für die <strong>Krise</strong>.<br />
Notieren Sie sich jeweils dazu die Begründungen<br />
<strong>und</strong> auch die Gegenargumente des<br />
Buches:<br />
1. Ignorieren <strong>und</strong> Abwarten: ______________<br />
_______________________________________<br />
Dagegen spricht: ________________________<br />
_______________________________________<br />
2. Ges<strong>und</strong>schrumpfen: ___________________<br />
_______________________________________<br />
Dagegen spricht: ________________________<br />
_______________________________________<br />
3. Sozialsteuer statt <strong>Kirche</strong>nsteuer: ________<br />
_______________________________________<br />
Dagegen spricht: ________________________<br />
_______________________________________<br />
4. Der Trend <strong>ist</strong> gar nicht mehr so schlimm:<br />
_______________________________________<br />
Dagegen spricht: ________________________<br />
_______________________________________<br />
5. Konzentration auf gesellschaftlich akzeptierte<br />
Kernkompetenzen: ________________<br />
_______________________________________<br />
Dagegen spricht: ________________________<br />
_______________________________________<br />
Welche Lösung wird in Ihrer Umgebung<br />
am häufigsten vertreten?<br />
Haben Sie Sympathien für <strong>eine</strong> o<strong>der</strong> mehrere<br />
<strong>der</strong> Lösungen?<br />
Überzeugen Sie die Anfragen an diese<br />
Lösungen?<br />
S. 29-35: <strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>ist</strong> die Gute<br />
Nachricht.<br />
(These)<br />
Bevor Sie diesen Abschnitt lesen, <strong>eine</strong> kurze<br />
Frage: Wie gehen Sie mit <strong>Krise</strong>n um? Was löst<br />
das Wort <strong>Krise</strong> in Ihnen aus?<br />
<strong>Die</strong> überraschende Hauptthese <strong>ist</strong>: „<strong>Krise</strong>n<br />
sind mögliche <strong>Chance</strong>n“. <strong>Die</strong>s wird mit sieben<br />
Unterthesen entfaltet <strong>und</strong> begründet:<br />
<strong>Krise</strong>n sind (1.) k<strong>eine</strong> Katastrophen, son<strong>der</strong>n<br />
(2.) Herausfor<strong>der</strong>ungen Gottes an uns.<br />
Sie (3.) för<strong>der</strong>n unsere Weiterentwicklung,<br />
wenn sie (4.) angenommen <strong>und</strong> gestaltet<br />
werden. <strong>Krise</strong>n (5.) weisen auf Unter- <strong>und</strong><br />
Fehlentwicklungen hin <strong>und</strong> (6.) machen<br />
erfin<strong>der</strong>isch. Schließlich (7.) steht selbst<br />
jedes Scheitern unter Gottes Verheißung.<br />
Versuchen Sie jeweils <strong>eine</strong> persönliche<br />
Antwort für Ihre Gemeinde.<br />
1. <strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> „siebt Unnötiges von Nötigem<br />
aus“: Was hat sich als unnötig erwiesen?<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
18 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
<strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> große <strong>Chance</strong><br />
2. „<strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeitige <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong><br />
schöpferische Provokation unseres Gottes“.<br />
Notwendige Reifungsschritte für<br />
unsere Gemeinde sind:<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
3. „Was geleugnet wird, kann auch nicht<br />
geheilt werden“. Was würden wir lieber<br />
leugnen, wo brauchen wir Heilung?<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
4. Im „aktiven Annehmen“ liegen für uns<br />
folgende <strong>Chance</strong>n:<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
5. <strong>Krise</strong> kann „bisher ungelebte Möglichkeiten“<br />
freisetzen. Welche alten Defizite<br />
wurden durch neue Aufbrüche bei uns<br />
entlarvt? Was <strong>ist</strong> schon neu aufgebrochen?<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
6. „Es liegt ein schöpferisches Potenzial in<br />
je<strong>der</strong> <strong>Krise</strong>“. Welche Signale für Kreativität<br />
<strong>und</strong> ungewohnte Wege gibt es bei<br />
uns?<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
7. <strong>Die</strong> <strong>der</strong>zeitige <strong>Krise</strong> <strong>ist</strong> „nur ein Werkzeug<br />
in <strong>der</strong> Hand unseres Gottes“. Worin liegt<br />
unsere Gewissheit?<br />
S.35-40: Reformation o<strong>der</strong> Reform?<br />
(Unterscheidung)<br />
„Wer nicht mit <strong>der</strong> Zeit geht, geht mit <strong>der</strong><br />
Zeit.“ (S.37)<br />
Was gehört für Sie zum Bleibenden an <strong>der</strong><br />
<strong>Kirche</strong>, was <strong>ist</strong> das schnell Veraltende?<br />
Auf S.37-38 wird unterschieden: Eine Reform<br />
<strong>ist</strong> „<strong>eine</strong> Verbesserung <strong>eine</strong>s bestehenden<br />
Zustandes“, <strong>eine</strong> Reformation „<strong>eine</strong> gr<strong>und</strong>legende<br />
Verän<strong>der</strong>ung des Bestehenden“. Eine<br />
Reform verän<strong>der</strong>t Teilbereiche, <strong>eine</strong> Reformation<br />
verän<strong>der</strong>t das System selber.<br />
Wo erleben Sie Reformen?<br />
Wo liegen die Grenzen von Reformen?<br />
Was spricht für <strong>eine</strong> neue Reformation,<br />
was dagegen?<br />
S.40-45: Zur Absicht dieses Buches<br />
(Zielsetzung)<br />
Es gibt k<strong>eine</strong>n neuen Reformator - auch <strong>der</strong><br />
Verfasser sieht sich so nicht (S.41)! -, aber die<br />
Reformation hat bereits begonnen <strong>und</strong> sie<br />
wird „viele Mütter <strong>und</strong> Väter“ in den<br />
Gemeinden haben.<br />
Welche Anzeichen dafür entdecken Sie in<br />
Ihrer Gemeinde <strong>und</strong> Ihrer Umgebung?<br />
Wer gehört für Sie zu diesen Vätern <strong>und</strong><br />
Müttern <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung? Sprechen Sie<br />
mit diesen Menschen über Ihre Hoffnungen<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen bei Verän<strong>der</strong>ungen.<br />
Geben Sie sich am Anfang Rechenschaft:<br />
Mit welcher Sehnsucht gehen Sie an die<br />
Arbeit mit diesem Buch?<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 19
0. Aufgabe<br />
0.3 Zusätzliches Material:<br />
Fragebogen, Zitate Welker, Huber<br />
Kl<strong>eine</strong>r Fragebogen zur<br />
Gemeindeeinschätzung<br />
Nehmen die Einnahmen Ihrer Gemeinde auf<br />
lange Sicht zu? Ja Nein<br />
Steigt die Mitglie<strong>der</strong>zahl Ihrer Gemeinde?<br />
Ja Nein<br />
Kommen heute mehr Leute in den Gottesdienst<br />
als vor fünf Jahren?<br />
Ja Nein<br />
Sind Jugendliche o<strong>der</strong> Junge Erwachsene<br />
regelmäßig im Gottesdienst?<br />
Ja Nein<br />
Sind Ihre Kollekten größer als vor fünf<br />
Jahren?<br />
Ja Nein<br />
Haben Sie gleichviel o<strong>der</strong> mehr Hauptamtliche<br />
als vor fünf Jahren?<br />
Ja Nein<br />
Haben Sie gleichviel o<strong>der</strong> mehr ehrenamtlich<br />
Mitarbeitende als vor fünf Jahren?<br />
Ja Nein<br />
Ist die Stimmung unter den Mitarbeitenden<br />
hoffnungsvoll <strong>und</strong> vorwärtsgewandt?<br />
Ja Nein<br />
Haben Sie klarere Ziele als früher?<br />
Ja<br />
Nein<br />
Haben Sie in den letzten drei Jahren <strong>eine</strong>n<br />
wichtigen Schritt im Gemeindeaufbau getan<br />
- z.B. <strong>eine</strong>n neuen Bereich o<strong>der</strong> ein innovatives<br />
Projekt begonnen?<br />
Ja Nein<br />
Nimmt die Umgebung (Stadtteil, Dorf) Ihre<br />
Gemeinde mehr wahr?<br />
Ja Nein<br />
Haben Sie von Ihrer Gesamt-<strong>Kirche</strong><br />
(Denomination) in den letzten drei Jahren<br />
<strong>eine</strong>n wichtigen Impuls bekommen <strong>und</strong> ihn<br />
umgesetzt?<br />
Ja Nein<br />
Auswertung:<br />
Wenn Sie mehr als drei Fragen mit Nein<br />
beantwortet haben, <strong>ist</strong> die Wahrscheinlichkeit<br />
hoch, dass Ihre Gemeinde Symptome<br />
<strong>eine</strong>r <strong>Krise</strong> zeigt o<strong>der</strong> unausweichlich teil hat<br />
an <strong>der</strong> <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> Gesamtkirche.<br />
Zur Weiterarbeit mit diesem Fragebogen:<br />
Vergleichen Sie Ihre Einschätzung mit<br />
an<strong>der</strong>en aus <strong>der</strong> Gemeinde: Wo stimmen<br />
Sie überein, wo nicht?<br />
Fragen Sie gemeinsam: Was verursacht<br />
die Symptome? (Zur Unterscheidung von<br />
Ursache <strong>und</strong> Symptomen S.17.)<br />
Meinungen zur <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
PROF. DR. MICHAEL WELKER, HEIDELBERG, ÜBER DIE<br />
DOPPELTE KRISE DER KIRCHE- SELBSTSÄKULARISIERUNG<br />
UND SELBSTBANALISIERUNG:<br />
„<strong>Die</strong> klassischen Großkirchen <strong>der</strong> westlichen<br />
Industrienationen befinden sich in <strong>eine</strong>m<br />
schleichenden Auflösungsprozess. Auch wenn<br />
die me<strong>ist</strong>en Menschen die <strong>Kirche</strong>n nicht verlassen<br />
wollen, entfremden sie sich doch<br />
immer mehr den Inhalten <strong>und</strong> Formen des<br />
Glaubens. Das Glaubenswissen, die Glaubensbildung,<br />
die Vertrautheit mit den Inhalten des<br />
Glaubens nimmt immer mehr ab. <strong>Die</strong> teils<br />
aggressiven, mehrheitlich aber müden <strong>und</strong><br />
gleichgültigen Einstellungen gegenüber <strong>der</strong><br />
'langweiligen' <strong>Kirche</strong> nehmen zu. <strong>Die</strong>ser<br />
Verfall wurde von dem Berliner Bischof<br />
Wolfgang Huber mit dem Ausdruck<br />
'Selbstsäkularisierung <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Theologie“ erfasst. Er hat damit <strong>eine</strong> Ent-wikklung<br />
benannt, die den Glauben an das<br />
Denken <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne anzupassen versucht <strong>und</strong><br />
ihn dabei fast zerstörte... Der Glaube wird<br />
auf Innerlichkeit <strong>und</strong> Gefühle reduziert... In<br />
dieser Entwicklung wurde aber <strong>der</strong> objektive<br />
<strong>und</strong> inhaltliche Glaube geradezu systematisch<br />
verdrängt. ...<br />
Der chr<strong>ist</strong>liche Glaube leidet heute aber noch<br />
mehr an <strong>der</strong> Selbst-Banalisierung. <strong>Die</strong>s<br />
Dumm-<strong>und</strong>-banal-Werden <strong>ist</strong> aber in <strong>der</strong><br />
Selbst-Säkularisierung begründet. „Was Gott<br />
<strong>ist</strong>, bestimme ich! Theologie im Zeitalter <strong>der</strong><br />
20 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
<strong>Die</strong> <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong> große <strong>Chance</strong><br />
'Caféteria-Religion'“, hat mein Kollege Ingo<br />
Dalferth s<strong>eine</strong> Züricher Antrittsvorlesung<br />
überschrieben. Ist <strong>der</strong> Glaube erst einmal von<br />
s<strong>eine</strong>n Inhalten <strong>und</strong> von s<strong>eine</strong>m objektiven<br />
Gr<strong>und</strong> getrennt, kann das innere Ganz An<strong>der</strong>e<br />
nahezu beliebig besetzt werden. Alle möglichen<br />
guten, aber auch alle möglichen verquasten<br />
<strong>und</strong> bizarren Gefühle werden religiös<br />
engagiert. Jedes Blümchen, je<strong>der</strong><br />
Wassertropfen kann religiös aufgeladen werden.<br />
... Ein ganzes Religionsunterrichtsprogramm<br />
<strong>eine</strong>s deutschen B<strong>und</strong>eslandes lässt<br />
sich auf die Formel bringen: Seid doch alle<br />
nett zueinan<strong>der</strong>! ... <strong>Die</strong> Erkenntnis des<br />
Glaubens, dass wir uns mit unserer Moral<br />
all<strong>eine</strong> nicht schützen können gegen ideologische<br />
<strong>und</strong> an<strong>der</strong>e Bedrohungen des gemeinsamen<br />
Lebens, geht verloren.“<br />
Michael Welker, Selbst-Säkularisierung <strong>und</strong><br />
Selbst-Banalisierung, in: brennpunkt gemeinde<br />
Heft 1/2001, 54. Jg., S.15-21, Zitate S.17-19<br />
0.4. Ich krieg' die <strong>Krise</strong><br />
Eine Predigtreihe zu Matthäus-<br />
Texten<br />
Matthäus 4, 17-22<br />
Matthäus 5, 13-16<br />
Matthäus 9, 14-17<br />
Matthäus 13, 31-32<br />
Matthäus 14, 22-33<br />
Umkehr zum Zentrum<br />
Kernkompetenz<br />
Neues passt nur in<br />
Neues<br />
Durch Kl<strong>eine</strong>s zu<br />
Großem<br />
Untergehen <strong>und</strong><br />
Vertrauen<br />
PROF. DR. WOLFGANG HUBER, BISCHOF DER EV.<br />
KIRCHE IN BERLIN-BRANDENBURG<br />
„<strong>Die</strong> gegenwärtige <strong>Krise</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>eine</strong><br />
Orientierungskrise: Orientierung meint im<br />
Wortsinn Ausrichtung nach Osten, nach<br />
Jerusalem, zum Ort <strong>der</strong> Kreuzigung <strong>und</strong><br />
Auferweckung Jesu, also zum Ursprung des<br />
Glaubens. Der Ansatzpunkt für die Erneuerung<br />
<strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> liegt darin, dass sie ihre eigene<br />
Botschaft ernst nimmt. Das geschieht, wenn<br />
sie die Wahrheit Gottes feiert, wenn sie hilft,<br />
den Menschen als das Ebenbild Gottes zu entdecken,<br />
<strong>und</strong> wenn sie zu mündigem Glauben<br />
ermutigt. ... Wenn die <strong>Kirche</strong> mit <strong>der</strong> <strong>Krise</strong><br />
<strong>der</strong> Gegenwart im Sinne <strong>eine</strong>r solchen<br />
Ausrichtung umgeht, dann wird sich auch in<br />
diesem Fall erweisen, was von je<strong>der</strong> wirklichen<br />
'<strong>Krise</strong>' gilt. Sie enthält in sich die Notwendigkeit<br />
zur Klärung <strong>und</strong> zur Entscheidung<br />
- <strong>und</strong> damit die <strong>Chance</strong> des Neubeginns.“<br />
Wolfgang Huber, <strong>Kirche</strong> in <strong>der</strong> Zeitenwende,<br />
Gütersloher TB 924, 1999, S.13 <strong>und</strong> 265<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 21
KOPIERVORLAGE K 0.1<br />
22 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Zur reformatorischen Mitte zurückkehren<br />
1. Aufgabe<br />
1.1 Einstieg: Kennen Sie<br />
Martin L.?<br />
<strong>Die</strong> evangelische <strong>Kirche</strong> beruft sich in ihrem<br />
Denken <strong>und</strong> Handeln auf die Reformatoren<br />
des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts, insbeson<strong>der</strong>e auf<br />
Martin Luther.<br />
Was <strong>ist</strong> Ihnen zuerst begegnet, als Sie<br />
die <strong>Kirche</strong> kennen lernten?<br />
Hat Sie das eher positiv o<strong>der</strong> eher negativ<br />
berührt?<br />
Würden Sie sagen, Sie sind über äußere<br />
Formen, Lehrsätze <strong>und</strong> Handlungsanweisen<br />
hinweg zu <strong>der</strong> Person Jesu Chr<strong>ist</strong>i<br />
vorgedrungen?<br />
Was fällt Ihnen zu s<strong>eine</strong>r Person <strong>und</strong> zu<br />
s<strong>eine</strong>m Werk ein?<br />
(Gedanken notieren, Austausch zu zweit)<br />
Kennen Sie einige <strong>der</strong> Hauptlehren Martin<br />
Luthers? (evtl. im Plenum sammeln)<br />
Das folgende Bild möchte das Hauptanliegen<br />
Luthers pointiert darstellen.<br />
[Kopiervorlage K 1.2]<br />
“In <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> von morgen<br />
werden die Menschen nicht in<br />
erster Linie For<strong>der</strong>ungen,<br />
Sätzen o<strong>der</strong> Regeln begegnen,<br />
son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Person Jesu.”<br />
Was will <strong>der</strong> Karikatur<strong>ist</strong> mit diesem Bild<br />
ausdrücken?<br />
Macht Ihnen das Bild eher Angst o<strong>der</strong><br />
Hoffnung?<br />
Beachten Sie den Untertitel <strong>der</strong> Karikatur!<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 23
1. Aufgabe<br />
1.2 Klare Mitte - flexible Rän<strong>der</strong>:<br />
Inhalt <strong>der</strong> Thesen 1 - 8<br />
These 1<br />
Martin Luther wollte die Botschaft <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong><br />
auf das F<strong>und</strong>ament <strong>der</strong> Bibel stellen <strong>und</strong> ihre<br />
äußeren Formen auf die Höhe <strong>der</strong> Zeit bringen.<br />
<strong>Die</strong> evangelische <strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong>zeit im<br />
Begriff, sowohl das <strong>eine</strong> wie auch das an<strong>der</strong>e<br />
zu verfehlen.<br />
Suchen Sie für diese These passende<br />
Beispiele aus ihrem Erfahrungsbereich!<br />
Was sind für Sie die „zentralen Inhalte“<br />
evangelischen Glaubens?<br />
(erst Stillarbeit, dann Sammeln <strong>und</strong> Austausch<br />
im Plenum)<br />
<strong>Die</strong> protestantische <strong>Kirche</strong> hat nach Klaus<br />
Douglass <strong>eine</strong> zweifache Aufgabe. Ihr entspricht<br />
<strong>eine</strong> doppelte Gefahr.<br />
Können Sie diese zweifache Aufgabe mit<br />
eigenen Worten beschreiben?<br />
(vgl.S.48,Z.1-9)<br />
<strong>Die</strong> evangelische <strong>Kirche</strong> soll...<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
Welche doppelte Gefahr entspricht<br />
dieser Aufgabe?<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
These 2<br />
<strong>Die</strong> Reformation hat nicht im sechzehnten<br />
Jahrhun<strong>der</strong>t stattgef<strong>und</strong>en, son<strong>der</strong>n liegt als<br />
Aufgabe vor uns.<br />
Lesen Sie die Erzählung über die einst mo<strong>der</strong>ne<br />
Firma! (vgl. S.49, letzte 9 Z., bis S.50, Z. 1-11)<br />
Nennen Sie Parallelen aus dem kirchlichen<br />
Alltag!<br />
Welche wesentlichen reformatorischen<br />
Aufgaben sehen Sie persönlich, die <strong>der</strong>zeit<br />
vor unserer <strong>Kirche</strong> liegen?<br />
Der Protestantismus pflegt Douglass zufolge<br />
<strong>eine</strong>n pragmatischen Umgang mit <strong>der</strong><br />
Tradition (vgl. S.51, letzter Abs.).<br />
Was verstehen Sie darunter?<br />
Was sind die auf S.51, 3. Abs. genannten<br />
Hilfen, Stärken <strong>und</strong> Grenzen <strong>der</strong><br />
Tradition?<br />
Tradition gibt wichtige _______________<br />
vor. Sie wirkt als _____________________<br />
<strong>und</strong> vermittelt ein Gefühl <strong>der</strong> _________.<br />
Tradition hat aber ihre Grenze, wenn sie<br />
Menschen __________________, mit dem<br />
_____________ in Berührung zu kommen.<br />
Wie schätzen Sie den Umgang Ihrer<br />
Gemeinde mit Tradition ein:<br />
+5 ----------------0---------------- -5<br />
sehr pragmatisch<br />
konservativ<br />
Tauschen Sie sich aus <strong>und</strong> begründen Sie Ihr<br />
Ergebnis!<br />
These 3<br />
Wer die <strong>Kirche</strong> reformieren möchte, muss<br />
bei den Inhalten ansetzen. Er darf dabei<br />
aber nicht stehen bleiben.<br />
24 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Zur reformatorischen Mitte zurückkehren<br />
Nennen Sie einige <strong>der</strong> im Text (S.52,<br />
2. Abs.) genannten Beispiele für die<br />
Außenseite (a) <strong>und</strong> die Innenseite (b) <strong>der</strong><br />
Reformation:<br />
(a) ________________________________<br />
(b) ________________________________<br />
Erinnern Sie aus den letzten drei Jahren<br />
einige Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Neuerungen im<br />
Leben Ihrer Gemeinde? Betrafen sie mehr<br />
den inneren o<strong>der</strong> den äußeren Bereich?<br />
(Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse!)<br />
Eine neue Reformation muss nach<br />
Douglass bei den Inhalten ansetzen.<br />
Warum?<br />
Warum darf sie dabei nicht stehen bleiben?<br />
(Es gibt viele Kreise, die <strong>der</strong><br />
Auffassung sind, wenn die <strong>Kirche</strong> nur<br />
zurück zur Botschaft <strong>der</strong> Bibel kehrte,<br />
käme alles an<strong>der</strong>e von selbst wie<strong>der</strong> in<br />
Ordnung.)<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> soll in engem Kontakt mit den<br />
Menschen ihrer Zeit bleiben. Denn (S.53):<br />
„Eine <strong>Kirche</strong>, die nicht auf <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> Zeit<br />
bleibt, verliert auch ihre Nähe zur Heiligen<br />
Schrift.“<br />
Erklären Sie dieses Zitat mit eigenen<br />
Worten!<br />
Können Sie die angegebenen Bibelstellen<br />
(Galater 1, 8.9; 5, 1) dazu in Beziehung<br />
setzen?<br />
Nennen Sie mindestens zwei Gründe<br />
dafür (vgl. S.54, 1. Abs.)!<br />
Wo sehen Sie angesichts dessen für Ihre<br />
Gemeinde die größten Herausfor<strong>der</strong>ungen?<br />
Welche Verän<strong>der</strong>ungen im Bereich des<br />
Gottesdienstes haben Sie in den letzten<br />
10 Jahren kennen gelernt? Wie beurteilen<br />
Sie diese Verän<strong>der</strong>ungen?<br />
Wie ergeht es Menschen damit, die in den<br />
bisherigen Strukturen groß geworden<br />
sind? Und wie Menschen, die man allgemein<br />
als „kirchend<strong>ist</strong>anziert“ bezeichnet?<br />
These 5<br />
Der chr<strong>ist</strong>liche Glaube <strong>ist</strong> we<strong>der</strong> ein System<br />
von Normen <strong>und</strong> Regeln noch <strong>eine</strong> Weltanschauung<br />
o<strong>der</strong> Lehre. Im Zentrum des chr<strong>ist</strong>lichen<br />
Glaubens steht vielmehr die Vertrauensbeziehung<br />
<strong>eine</strong>s Menschen zu Jesus<br />
Chr<strong>ist</strong>us.<br />
Klaus Douglass nennt verschiedene Missverständnisse<br />
über den chr<strong>ist</strong>lichen Glauben (vgl.<br />
S.56 ff.). Kennen Sie noch an<strong>der</strong>e?<br />
Notieren Sie drei Missverständnisse,<br />
die Ihnen am häufigsten begegnen, <strong>und</strong><br />
bilden Sie <strong>eine</strong> Rangfolge entsprechend<br />
ihrer Verbreitung.<br />
These 4<br />
Reformatorisch sind wir dann, wenn wir die<br />
Werke <strong>der</strong> Reformatoren weiter vorantreiben,<br />
<strong>und</strong> nicht, wenn wir sie lediglich konservieren.<br />
Ein reformatorischer Kerngedanke lautet: <strong>Die</strong><br />
<strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> immer wie<strong>der</strong> neu zu reformieren<br />
(„ecclesia semper reformanda est“).<br />
3. Platz<br />
1. Platz<br />
2. Platz<br />
Vergleichen Sie mit den Ergebnissen Ihres<br />
Partners.<br />
Das Wort „Glaube“ <strong>ist</strong> weitgehend unklar <strong>und</strong><br />
profillos geworden.<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 25
1. Aufgabe<br />
Was m<strong>eine</strong>n Sie mit „glauben“, wenn Sie<br />
es in ihrem Alltag (Familie, Haushalt,<br />
Arbeit, Fre<strong>und</strong>e u.a.) benutzen? Welche<br />
Bedeutungen fallen Ihnen ein?<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
___________________________________<br />
Was bedeutet <strong>der</strong> Satz „Ich glaube an<br />
Jesus Chr<strong>ist</strong>us!“, wenn Sie ihn in Ihre<br />
persönlichen Worte übersetzen?<br />
Klaus Douglass redet häufig von <strong>eine</strong>r<br />
„persönlichen Beziehung“, die man als<br />
Chr<strong>ist</strong> zu Gott bzw. Jesus Chr<strong>ist</strong>us haben<br />
sollte.<br />
These 6<br />
Können Sie mit dieser Begrifflichkeit<br />
etwas anfangen?<br />
Wie kann man sich <strong>eine</strong> solche „persönliche<br />
Beziehung“ konkret vorstellen?<br />
Was kann <strong>Kirche</strong> tun, um Menschen zu<br />
<strong>eine</strong>r persönlichen Beziehung zu Gott<br />
zu verhelfen?<br />
Sehen Sie das - wie Douglass - als<br />
höchste Priorität kirchlichen Handelns<br />
an?<br />
Sind Menschen, die <strong>eine</strong> solche persönliche<br />
Beziehung zu Gott nicht<br />
haben, k<strong>eine</strong> Chr<strong>ist</strong>en?<br />
Eine Theologie mit <strong>eine</strong>r klaren Mitte kann<br />
sich flexible Rän<strong>der</strong> le<strong>ist</strong>en. Eine unklare<br />
Mitte hingegen führt dazu, dass die Rän<strong>der</strong><br />
zementiert werden.<br />
Was sehen die Menschen in Deutschland<br />
gemeinhin als die Mitte des chr<strong>ist</strong>lichen<br />
Glaubens an?<br />
Wie beurteilen Sie diese Ansicht?<br />
Welche Rolle spielt die von Douglass auf<br />
S.58, letzte Z. bis S.59, Z., 12 genannte<br />
Mitte des chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens in Ihrer<br />
Gemeinde?<br />
An welchen Punkten wird diese Mitte in<br />
Ihrem persönlichen Glaubensleben beson<strong>der</strong>s<br />
deutlich?<br />
Tauschen Sie sich über Ihre Antworten mit<br />
an<strong>der</strong>en aus!<br />
Viele Lehrsätze, Fragen <strong>der</strong> Ethik <strong>und</strong> des<br />
<strong>Kirche</strong>nrechts sowie <strong>der</strong> äußeren Gestaltung<br />
bezeichnet Douglass als „Randfragen“ des<br />
chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens. Teilen Sie diese<br />
Einschätzung?<br />
Wie wichtig sind die Antworten auf<br />
folgende „Fragen” für Ihr Chr<strong>ist</strong>sein?<br />
[0-belanglos; 1-von geringer Bedeutung;<br />
2-ein wenig wichtig; 3-wichtig; 4-sehr<br />
wichtig; 5-entscheidend]<br />
Ethik: Ist Gentechnik zulässig? ( )<br />
Gibt es <strong>eine</strong>n gerechten Krieg? ( )<br />
Ist Abtreibung in Ausnahmefällen erlaubt? ( )<br />
Sollte die <strong>Kirche</strong> Homosexuelle segnen?( )<br />
Lehre: War Jesus Sohn <strong>der</strong> Jungfrau Maria? ( )<br />
Dürfen Kin<strong>der</strong> zum Abendmahl? ( )<br />
Sind alle in <strong>der</strong> Bibel berichteten<br />
Wun<strong>der</strong> so geschehen? ( )<br />
Kommen alle Menschen in den Himmel?( )<br />
Recht: Ist Militärseelsorge zulässig? ( )<br />
Dürfen nur Pfarrer/innen das<br />
Abendmahl einsetzen? ( )<br />
Ist die Kin<strong>der</strong>taufe biblisch vertretbar? ( )<br />
Darf <strong>eine</strong> Gemeinde <strong>eine</strong>n<br />
Nichttheologen als Pfarrer einstellen? ( )<br />
Form: Darf ein Pfarrer/<strong>eine</strong> Pfarrerin in<br />
Alltagskleidung predigen? ( )<br />
Ist <strong>der</strong> Segen des Pfarrers wirksamer<br />
als <strong>der</strong> <strong>eine</strong>r Mitarbeiterin? ( )<br />
Müssen Konfirmanden 14 Jahre alt sein?( )<br />
Darf <strong>eine</strong> Gemeinde entscheiden, in<br />
ihren Gottesdiensten zukünftig k<strong>eine</strong><br />
Orgel mehr einzusetzen? ( )<br />
26 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Zur reformatorischen Mitte zurückkehren<br />
Diskutieren Sie in Kleingruppen diejenigen<br />
Ergebnisse, bei denen Ihre Punktzahl weit<br />
auseinan<strong>der</strong> liegt!<br />
Klaus Douglass <strong>ist</strong> k<strong>eine</strong>swegs <strong>der</strong> Auffassung,<br />
dass diese Fragen unwichtig wären. Bitte differenzieren<br />
Sie: Inwiefern sind diese Fragen<br />
wichtig, wofür dürfen sie aber k<strong>eine</strong> entscheidende<br />
Rolle spielen?<br />
These 7<br />
<strong>Die</strong> Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sind nicht beliebig. Sie<br />
müssen vielmehr von <strong>der</strong> Mitte her geformt<br />
werden bzw. in bestmöglicher Weise auf diese<br />
Mitte hinweisen.<br />
Es gibt im Protestantismus <strong>eine</strong> Gr<strong>und</strong>spannung:<br />
„<strong>Die</strong> Gnade Gottes <strong>ist</strong> zwar voraussetzungslos,<br />
aber nicht ohne Folgen.“ (S.61, 2.<br />
Abs.)<br />
Warum reicht es nicht, die Le<strong>ist</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Reformatoren für das 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
einfach zu kopieren (vgl. S.65, 2. Abs.)?<br />
„Im Vergleich mit den Reformatoren sind wir<br />
wie Zwerge, die auf den Schultern von Riesen<br />
sitzen. Wir sind kl<strong>eine</strong>r als sie“, aber können<br />
„von dort aus etwas weiter blicken als sie<br />
selbst...“ (S.66).<br />
Worin sehen Sie die größte Stärke <strong>der</strong><br />
Reformatoren des 16. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
(worin sind sie „Riesen“)?<br />
Was hingegen waren von Anfang an<br />
Schwächen <strong>und</strong> Schattenseiten <strong>der</strong><br />
Reformation?<br />
Wo sehen Sie aktuelle Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Gesellschaft, denen wir mit<br />
reformatorischer Theologie allein nicht<br />
begegnen können?<br />
Wie würden Sie dies im Kin<strong>der</strong>gottesdienst<br />
<strong>eine</strong>m 7-jährigen Kind erklären?<br />
Es <strong>ist</strong> möglich, aus dem chr<strong>ist</strong>lichen Glauben<br />
heraus unterschiedliche Konsequenzen zu ziehen<br />
<strong>und</strong> dennoch in Chr<strong>ist</strong>us verb<strong>und</strong>en zu<br />
sein.<br />
Kennen Sie persönliche Beispiele dafür?<br />
Der „Freiheit <strong>eine</strong>s Chr<strong>ist</strong>enmenschen“ (vgl.<br />
S.64) entspricht es, dass die <strong>Kirche</strong> ihren<br />
Mitglie<strong>der</strong>n Entscheidungen nicht abnimmt,<br />
son<strong>der</strong>n ihnen Entscheidungshilfen an die<br />
Hand gibt.<br />
Wie bewerten Sie die 7 Gr<strong>und</strong>prinzipien dafür<br />
(S.62-63)? Welche leuchten Ihnen ein? Welche<br />
finden Sie schwierig? [Kopiervorlage K 1.3]<br />
These 8<br />
<strong>Die</strong> neue Reformation kann sich in vielen<br />
Punkten an die erste Reformation anlehnen.<br />
In einigen Fragen muss sie aber auch deutlich<br />
darüber hinausgehen.<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 27
1. Aufgabe<br />
1.3 Zusätzliches Material:<br />
Literatur<br />
1.4 Stark in <strong>der</strong> Mitte:<br />
Ein Studientag mit dem<br />
<strong>Kirche</strong>nvorstand<br />
Zur Mitte des chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens<br />
H.J. Iwand, Glaubensgerechtigkeit - Ges.<br />
Aufsätze II, hg. v. Gerhard Sauter,<br />
München 2. Aufl. 1991, S.11-125<br />
K<strong>und</strong>gebung <strong>der</strong> 9. Synode <strong>der</strong> EKD,<br />
„Reden von Gott in <strong>der</strong> Welt“, in: EKD-<br />
Texte 86, hg. v. <strong>Kirche</strong>namt <strong>der</strong> EKD<br />
2000, S.42-50<br />
Zum Verhältnis von chr<strong>ist</strong>lichem Glauben<br />
<strong>und</strong> Handeln<br />
Kl. Douglass, Das Handeln des Chr<strong>ist</strong>en -<br />
zwischen Normen <strong>und</strong> Freiheit, in <strong>der</strong>s.,<br />
Glaube hat Gründe, Stuttgart 1994,<br />
S.241-285<br />
1. Einheit (Thesen 1+2; ca. 1,5 h)<br />
Was gehört für Sie zu den unverwechselbaren<br />
Kennzeichen <strong>der</strong> reformatorischen <strong>Kirche</strong>n?<br />
Sammeln in <strong>eine</strong>r Kleingruppe, Aufschreiben<br />
auf DIN A6 Karten (gelb), im Plenum präsentieren<br />
<strong>und</strong> in <strong>eine</strong> weiße Kreisfläche aus<br />
Papier, Durchmesser ca. 70 cm, kleben.<br />
Welche Kennzeichen gehören zur zeitbedingten<br />
Tradition/Form, die heutigen<br />
Zeitgenossen ohne <strong>Kirche</strong>nbindung <strong>der</strong><br />
Form halber fremd sind?<br />
Diskussion <strong>der</strong> einzelnen Aspekte im<br />
Plenum; Zeitbedingtes um den Kreis herum<br />
anordnen.<br />
Leseimpuls: S.57, 3.-4. Abs. u. S.49, 2.Abs.<br />
Ist bei dem Schaubild etwas zu<br />
ergänzen?<br />
Ergänzungen auf Karten schreiben, zufügen.<br />
2. Einheit (These 5, ca. 1 h)<br />
Der Glaube an Jesus Chr<strong>ist</strong>us <strong>ist</strong> die Mitte des<br />
chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens.<br />
Was bedeutet das für Sie persönlich <strong>und</strong><br />
konkret, wenn Sie sagen: „Ich glaube an<br />
Jesus Chr<strong>ist</strong>us!“?<br />
Aufschreiben in Einzelarbeit, Vorstellung in<br />
Kleingruppe.<br />
Ich glaube<br />
an Jesus<br />
Chr<strong>ist</strong>us:<br />
Das bedeutet<br />
für mich...<br />
28 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
Zur reformatorischen Mitte zurückkehren<br />
3. Einheit (Thesen 3+4+8, ca. 2 h)<br />
Martin Luther wollte die Menschen s<strong>eine</strong>r Zeit<br />
mit <strong>der</strong> chr<strong>ist</strong>lichen Botschaft erreichen.<br />
Dazu hat er u.a. auch im Gottesdienst mit<br />
Traditionen gebrochen (vgl. S.54, 3. Abs., bis<br />
S.55, 1. Abs.).<br />
Treffen Sie <strong>eine</strong> Entscheidung über die<br />
drei wichtigsten Punkte!<br />
Treffen Sie Verabredungen, wann - wo - wie -<br />
durch wen die Weiterarbeit erfolgt.<br />
Was würde ein Reformator wie Luther<br />
heute tun, um möglichst viele Menschen<br />
mit dem Evangelium zu erreichen <strong>und</strong><br />
zum Glauben einzuladen?<br />
a) Aufteilung in Gruppen mit Schwerpunkten,<br />
z.B. Gottesdienst, Kin<strong>der</strong>-, Jugend-,<br />
Erwachsenenarbeit, Musik, Ausrichtung<br />
<strong>der</strong> Gemeindearbeit insgesamt; Sammlung<br />
<strong>der</strong> Ideen in den Gruppen, Verschriftlichung<br />
auf Flipchartpapier.<br />
b) Anschl. Präsentation im Plenum; die<br />
bereits hängenden Karten zeitbedingter<br />
Formen/Traditionen sollen zugeordnet<br />
werden.<br />
4. Einheit (Thesen 6+7, ca. 1,5 h)<br />
Leitfrage: Wie denken Sie über These 6?<br />
Leseimpuls: S.58 bis 61<br />
a) Murmelphase in Kleingruppen, Plenumsdiskussion<br />
mit Bezug zum Schaubild. Bislang<br />
stand die Frage nach verän<strong>der</strong>ten Formen<br />
<strong>und</strong> Traditionen im Blick.<br />
Fallen Ihnen noch weitere Randfragen<br />
ein, die in Ihrer Gemeinde umstritten<br />
sind - <strong>der</strong>en Bearbeitung Ihnen wichtig<br />
erscheint? (vgl. Bsp. S.60)<br />
b) Sammlung in Kleingruppen, Verschriftlichung<br />
auf DIN A6 Karten (grün) <strong>und</strong> um den<br />
Kreis anheften, geordnet nach Sinngruppen:<br />
Ethik, Recht, Lehre.<br />
Im Hinblick darauf, dass Ihrer Gemeinde die<br />
„Mitte“ des chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens wie<strong>der</strong> klar<br />
werden soll: Wo sehen Sie im Blick auf Ihre<br />
Gemeinde im Moment den größten Handlungsbedarf?<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 29
KOPIERVORLAGE K 1.1<br />
Thesen 1 bis 8<br />
1<br />
Martin<br />
2<br />
<strong>Die</strong><br />
3<br />
Wer<br />
4<br />
Reformatorisch<br />
5<br />
Der<br />
6<br />
Eine<br />
7<br />
<strong>Die</strong><br />
8<br />
<strong>Die</strong><br />
Luther wollte die Botschaft <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> auf das F<strong>und</strong>ament <strong>der</strong> Bibelstellen<br />
<strong>und</strong> ihre äußeren Formen auf die Höhe <strong>der</strong> Zeit bringen. <strong>Die</strong> evangelische<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>ist</strong> <strong>der</strong>zeit im Begriff, sowohl das <strong>eine</strong> wie auch das an<strong>der</strong>e zu<br />
verfehlen.<br />
Reformation hat nicht im sechzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t stattgef<strong>und</strong>en, son<strong>der</strong>n<br />
liegt als Aufgabe vor uns.<br />
die <strong>Kirche</strong> reformieren möchte, muss bei den Inhalten ansetzen. Er darf<br />
dabei aber nicht stehen bleiben.<br />
sind wir dann, wenn wir die Werke <strong>der</strong> Reformatoren weiter<br />
vorantreiben, <strong>und</strong> nicht, wenn wir sie lediglich konservieren.<br />
chr<strong>ist</strong>liche Glaube <strong>ist</strong> we<strong>der</strong> ein System von Normen <strong>und</strong> Regeln noch <strong>eine</strong><br />
Weltanschauung o<strong>der</strong> Lehre. Im Zentrum des chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens steht vielmehr<br />
die Vertrauensbeziehung <strong>eine</strong>s Menschen zu Jesus Chr<strong>ist</strong>us.<br />
Theologie mit <strong>eine</strong>r klaren Mitte kann sich flexible Rän<strong>der</strong> le<strong>ist</strong>en. Eine<br />
unklare Mitte hingegen führt dazu, dass die Rän<strong>der</strong> zementiert werden.<br />
Rän<strong>der</strong> <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> sind nicht beliebig. Sie müssen vielmehr von <strong>der</strong> Mitte<br />
her geformt werden bzw. in bestmöglicher Weise auf diese Mitte hinweisen.<br />
neue Reformation kann sich in vielen Punkten an die erste Reformation<br />
anlehnen. In einigen Fragen muss sie aber auch deutlich darüber hinausgehen.<br />
30 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal
KOPIERVORLAGE K 1.2<br />
Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal<br />
I 31
KOPIERVORLAGE K 1.3<br />
Klaus Douglass <strong>Die</strong> neue Reformation, S.62 ff.<br />
1<br />
Es <strong>ist</strong> gut, wenn die <strong>Kirche</strong> sich auch zu solchen Rand-Fragen äußert, um ihren<br />
Mitglie<strong>der</strong>n <strong>eine</strong> Orientierungshilfe zu geben. Sie muss aber gleichzeitig klarstellen,<br />
dass sich an diesen Fragen we<strong>der</strong> das Chr<strong>ist</strong>sein noch die Mitgliedschaft zu<br />
unserer evangelischen <strong>Kirche</strong> entscheidet.<br />
2<br />
Es muss das oberste Bemühen <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> in allen Rand-Fragen sein, diese von <strong>der</strong><br />
Mitte des chr<strong>ist</strong>lichen Glaubens zu formen bzw. jene Lösung vorzuschlagen, die auf<br />
diese Mitte in bestmöglicher Weise hinwe<strong>ist</strong>. Alle Antworten zu Rand-Fragen, die diesem<br />
Kriterium nicht gerecht werden wollen, haben in <strong>der</strong> <strong>Kirche</strong> nichts zu suchen.<br />
3<br />
Eine "evangelische" Stellungnahme zu Rand-Fragen muss darum immer deutlich<br />
machen können, inwiefern diese Position im Evangelium - das heißt in <strong>der</strong> Guten<br />
Nachricht von Jesus Chr<strong>ist</strong>us - verankert <strong>ist</strong>. Es genügt nicht einfach, ein biblisches<br />
Gebot zu zitieren, wenn wir nicht gleichzeitig deutlich machen können, wo dabei die<br />
"Gute Nachricht" liegt.<br />
4<br />
<strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> darf das, was sie auf Gr<strong>und</strong> ihrer Chr<strong>ist</strong>usbeziehung formuliert, darum<br />
auch nicht einfach auf Menschen übertragen, die diese Chr<strong>ist</strong>usbezie-hung nicht<br />
haben. Es geht nicht um <strong>eine</strong> allgem<strong>eine</strong> Ordnung o<strong>der</strong> Moral, son<strong>der</strong>n um<br />
Konsequenzen, die wir aus unserer Chr<strong>ist</strong>usbeziehung ziehen.<br />
5<br />
Das, was wir als Konsequenz aus unserer Chr<strong>ist</strong>usbeziehung heraus leben, sollte<br />
im Idealfall aber besser, schöner, humaner, einleuchten<strong>der</strong> <strong>und</strong> praktikabler sein<br />
als alle menschliche Ordnung <strong>und</strong> Moral, die ohne Chr<strong>ist</strong>us formuliert wurde. Wenn<br />
dem nicht so <strong>ist</strong>, haben wir noch Nachbesserungsbedarf.<br />
6<br />
In <strong>eine</strong>r immer komplexer werdenden Welt sind einfache Lösungen oft nicht<br />
mehr möglich. Oft muss abgewogen werden zwischen verschiedenen berechtigten<br />
Interessen, Gütern, Werten <strong>und</strong> Normen. Das <strong>ist</strong> häufig <strong>eine</strong> Ermessensfrage, die<br />
von verschiedenen Chr<strong>ist</strong>en verschieden beantwortet wird. Darum müssen innerhalb<br />
<strong>der</strong> evangelischen <strong>Kirche</strong> abweichende Ansichten akzeptiert werden, wenn diese<br />
sich ebenfalls auf die Chr<strong>ist</strong>usmitte beziehen.<br />
7 Darum - <strong>und</strong> damit schließt sich <strong>der</strong> Kreis - darf <strong>eine</strong> evangelische <strong>Kirche</strong>, was<br />
Rand-Fragen betrifft, nicht einfor<strong>der</strong>n, dass sich ihre Mitglie<strong>der</strong> unter allen<br />
Umständen an ihre Vorgaben halten - es sei denn, die Mitte selbst wäre damit in<br />
Frage gestellt. An unserem Umgang mit abweichenden Meinungen <strong>und</strong> mit<br />
Abweichlern in Rand-Fragen zeigen wir, wie evangelisch o<strong>der</strong> unevangelisch wir in<br />
Wahrheit sind.<br />
32 I Pompe / Douglass, Arbeitsbuch <strong>Die</strong> neue Reformation © gmd Wuppertal