13.06.2015 Aufrufe

jung & liberal - Junge Liberale Kreisverband Rhein-Sieg

jung & liberal - Junge Liberale Kreisverband Rhein-Sieg

jung & liberal - Junge Liberale Kreisverband Rhein-Sieg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Thema<br />

Thema<br />

foto: istockphoto.com<br />

Die UNO<br />

Soll es wirklich nichts Besseres geben?<br />

> von Sascha Vetterle<br />

Einer der großen Vorteile, den Jugendorganisationen<br />

gegenüber<br />

den Parteien haben, liegt in ihrer<br />

Freiheit, nicht ständig auf die nächsten<br />

Wahlen achten zu müssen. Dies<br />

ermöglicht es, sich auch einmal mit<br />

grundlegenderen Dingen zu beschäftigen<br />

und unverrückbar scheinende<br />

Realitäten in Frage zu stellen.<br />

Der UNO wird allgemein eine sehr<br />

positive Grundhaltung entgegengebracht,<br />

Kritik richtet sich in der Regel<br />

lediglich gegen ihre Ineffizienz, was<br />

die Forderung nach einer Stärkung<br />

der UNO zur logischen Konsequenz<br />

hat. Im Folgenden soll jedoch ein<br />

anderer, grundsätzlicherer Weg beschritten<br />

werden.<br />

Zunächst sei jedoch gesagt, dass<br />

sich die UNO als reformunfähig erwiesen<br />

hat. Im Jahre 2006 wurde<br />

die UN-Menschenrechtskommission<br />

durch den UN-Menschenrechtsrat<br />

ersetzt. Damit wollte man erreichen,<br />

dass nicht mehr Länder wie<br />

Kuba, Libyen oder China über ihre<br />

eigenen Vergehen richten. Aktuelle<br />

Mitglieder des UN-Menschenrechtsrates<br />

sind unter anderem China, Saudi-Arabien<br />

und Russland. Bei der ersten<br />

Wahl für die Zusammensetzung<br />

dieses Gremiums erhielt Kuba 2006<br />

die meisten Stimmen – vor allen europäischen<br />

Ländern.<br />

Reformfähige UNO<br />

Dies darf nicht verwundern, setzt sich<br />

die UNO doch zu einem wesentlichen<br />

Teil aus Mitgliedern zusammen, die<br />

die Werte der UN-Charta tagtäglich<br />

mit Füßen treten. Sie entscheiden<br />

auch über Reformen der UNO mit,<br />

haben aber kein Interesse daran, dass<br />

die UNO effektiver arbeitet.<br />

Nun gestehen manche ein, dass die<br />

UNO zwar reformbedürftig jedoch<br />

nicht reformfähig sei, einen Sinn wollen<br />

sie jedoch trotzdem in der UNO<br />

erkennen. Sie diene nämlich als Plattform,<br />

auf der die Staaten der Welt ins<br />

Gespräch treten können. Nun gab es<br />

schon vor der UNO Staaten und auch<br />

diese standen miteinander in vielfältigem<br />

Austausch. Erstmals haben jedoch<br />

mit der UNO Staaten wie China,<br />

Nordkorea oder Mugabes Zimbabwe<br />

eine Plattform zur Selbstdarstellung<br />

und Propaganda. Hierbei sind ihnen<br />

der UN-Menschenrechtsrat und<br />

die UN-Vollversammlung gleichermaßen<br />

willkommen. Erinnert sei in<br />

diesem Zusammenhang an Hugo<br />

Chavez lächerlich-bizarren Auftritt<br />

und die an ein US-Talkshowpublikum<br />

erinnernden Reaktionen der UN-<br />

Delegierten zahlreicher so genannter<br />

Entwicklungsländer. Die UNO<br />

bildet jene Plattform, die Tyrannen<br />

und Völkermörder – unabhängig von<br />

lauwarmen und halbherzigen Verurteilungen<br />

– als gleichberechtigte<br />

Gesprächspartner erscheinen lassen.<br />

Stattdessen wird häufig das Vetorecht<br />

der ständigen Mitglieder im UN-<br />

Sicherheitsrat angemahnt und eine<br />

Ständiger Sitz Deutschlands<br />

im Sicherheitsrat<br />

Demokratisierung der UNO gefordert,<br />

im Übrigen eine interessante Idee,<br />

wenn man die Zusammensetzung<br />

des durch die UN-Vollversammlung<br />

demokratisch gewählten UN-Menschenrechtsrates<br />

bedenkt. Wobei die<br />

Mehrheitsverhältnisse in der UN-Vollversammlung<br />

sich weiter zu unseren<br />

Ungunsten entwickeln werden. Dies<br />

nicht nur durch die demographische<br />

Entwicklung, wenn die Länder eines<br />

Tages ein Stimmengewicht proportional<br />

zu ihrer Bevölkerungsgröße<br />

erhalten würden – was ja nur demokratisch<br />

wäre –, sondern auch, sehr<br />

viel realistischer, durch den Zusammenschluss<br />

Europas – die FDP fordert<br />

ja einen ständigen Sitz der EU im UN-<br />

Sicherheitsrat an Stelle der europäischen<br />

Länder, warum also nicht auch<br />

in der UN-Vollversammlung? Doch<br />

unabhängig von den Mehrheitsverhältnissen<br />

in der UN-Vollversammlung<br />

stellt die Demokratisierung der<br />

UNO keine überzeugende Idee dar.<br />

Einem demokratischen Gremium<br />

wird grundsätzlich eine größere Legitimität<br />

zugesprochen, dies führt<br />

dazu, dass seine Macht prinzipiell<br />

weniger kritisch betrachtet wird als<br />

die Macht nicht-demokratisch zusammengesetzter<br />

Gremien. Hinzu<br />

kommt die, das <strong>liberal</strong>e Prinzip der<br />

Subsidiarität auf den Kopf stellende,<br />

Tendenz größeren Einheiten und deren<br />

Gremien ein größeres Recht zuzusprechen,<br />

da sie nicht nur einen<br />

Teil, sondern das Ganze, im Falle der<br />

UNO also „die Menschheit“, das ultimative<br />

Ganze, umfassen. Gerade<br />

vom <strong>liberal</strong>en Standpunkt aus muss<br />

jedoch jede Entwicklung, die eine<br />

Machtbildung fern von den Menschen<br />

und damit fern ihrer Kontrolle<br />

ermöglicht, kritisch gesehen werden,<br />

auch wenn dies heute noch völlig<br />

unrealistisch erscheint.<br />

Sicher gibt es UN-Unterorganisationen,<br />

die sich auf die eine oder andere<br />

Weise verdient gemacht haben. Doch<br />

muss man sich ehrlicherweise fragen,<br />

ob diese Leistungen nur so und nur<br />

von ihnen erbracht werden konnten.<br />

Dieser Beitrag will nicht zeigen, wie<br />

die Welt der Zukunft aussehen soll,<br />

sondern anregen, über die Weltordnung<br />

der Zukunft auch jenseits der<br />

UNO nachzudenken.<br />

Sascha Vetterle (22) ist stellv. Kreisvorsitzender<br />

der JuLis Karlsruhe<br />

Land. Ihr erreicht ihn unter sascha_<br />

vetterle@web.de<br />

14<br />

15<br />

<strong>jung</strong> & <strong>liberal</strong> Ausgabe 3|2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!