jung & liberal - Junge Liberale Kreisverband Rhein-Sieg
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Liberal<br />
Liberal<br />
Der wahre Staatsmann<br />
Barack Obama gilt als das politische Wunderkind der Demokraten und will nun Präsident<br />
werden. Sollten wir ihm die Daumen drücken?<br />
> von Julian Kirchherr<br />
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Er ist ein großer, gutaussehender<br />
Mann mit einem einnehmenden<br />
Lächeln und vielleicht hat deshalb<br />
kein anderer Kandidat in diesem<br />
Wahlkampf mehr Geld einsammeln<br />
können als er. Als den „schwarzen<br />
Kennedy“ feiert ihn die US-Presse;<br />
seine Eloquenz sei atemberaubend.<br />
Der 46-Jährige wirkt frisch und ehrlich<br />
und er zieht die Massen an. Zwanzigtausend<br />
lauschten ihm, dem <strong>Liberale</strong>n,<br />
in der konservativen Hochburg<br />
Austin, Texas, fünfundvierzigtausend<br />
kamen nach Atlanta: „Barack! Barack<br />
Obama for President!“ Der Afroamerikaner<br />
ist ein Ausnahmetalent und<br />
wer sich die Zeiten zurückwünscht,<br />
Suche nach<br />
eigener Identität<br />
in denen Deutschland und die Vereinigten<br />
Staaten vertraute Verbündete<br />
waren, muss Barack Obama die<br />
Daumen drücken.<br />
Alles begann in Honolulu, Hawaii.<br />
Seine Mutter war Amerikanerin, sein<br />
Vater Kenianer, und doch verbrachte<br />
er einen Großteil seiner Kindheit in<br />
Indonesien. Mit zehn Jahren kehrte<br />
er in die Staaten zurück, schon damals<br />
mit einer ungewöhnlichen, kosmopolitischen<br />
Perspektive. In der Jugend<br />
suchte er nach seiner Identität<br />
als „halber Schwarzer“, manchmal<br />
unterstützen ihn dabei Wodka, Gras<br />
und Kokain, aber er fing sich wieder.<br />
In New York und Kalifornien studierte<br />
Obama dank Stipendium schließlich<br />
„Internationale Beziehungen.“ Als er<br />
fertig war, wusste er nicht, was nun.<br />
„Ich wollte Menschen helfen“, erzählt<br />
Obama im Rückblick. Und so<br />
verschlug es ihn nach einiger Zeit in<br />
die schwarzen und verarmten Vorstädte<br />
Chicagos, wo er die Arbeit<br />
als community organizer begann.<br />
Er lernte viel über die Probleme der<br />
Unterschicht, begann Bürgerinitiativen,<br />
versuchte seinen „Brüdern“ eine<br />
Stimme zu geben. Kann ein möglicher<br />
Präsident der Vereinigten Staaten einen<br />
besseren Job gehabt haben?<br />
Später nahm Obama ein Studium<br />
der Volkswirtschaftslehre und<br />
Rechtswissenschaften in Harvard<br />
auf. 1996 bewarb er sich erfolgreich<br />
für das Abgeordnetenhaus in Illinois.<br />
Acht Jahre später zog er in den amerikanischen<br />
Senat ein.<br />
Obama kennt das Leben und das<br />
hat seine politischen Überzeugungen<br />
geprägt. Er ist kein Ideologe,<br />
sondern ein Pragmatiker. „Ich stehe<br />
ein für eine Politik der freien, dynamischen<br />
Marktwirtschaft, aber zuallererst<br />
stehe ich ein für eine Politik,<br />
die funktioniert“, erklärt er leidenschaftlich.<br />
Solche Sätze lassen auch<br />
das Herz der deutschen <strong>Liberale</strong>n höher<br />
schlagen. Während die anderen<br />
Kandidaten sich darum bemühen,<br />
das Land weiter auseinander zu treiben,<br />
will Obama es wieder vereinen.<br />
Studium in Harvard<br />
Er mag zwar der Kandidat der links<strong>liberal</strong>en<br />
Demokraten sein, aber er<br />
findet auf Grund seines Pragmatismus<br />
ebenso viele Sympathisanten<br />
bei den konservativ-<strong>liberal</strong>en Republikanern.<br />
Doch wie macht sich<br />
Obama im Vergleich zu den anderen<br />
Mitfavoriten?<br />
Die als verbissen und machtbesessen<br />
geltende Demokratin Hillary<br />
Clinton liegt in den Umfragen noch<br />
wenige Prozent vor Obama. Die linke<br />
Dame fordert u. a. wirtschaftlichen<br />
Protektionismus und verschärfte<br />
staatliche Überwachung. Den Republikaner<br />
Rudolf Giuliani umgeben<br />
mehr Skandale als so manchen<br />
altehrwürdigen Rockstar. Das englische<br />
Wikipedia musste deshalb vor<br />
einigen Tagen die Seite „Controversies<br />
of Rudy Guiliani“ entfernen. Und<br />
John McCain? Er ist pleite.<br />
Carter und Clinton sind die amerikanischen<br />
Präsidenten der Nachkriegsgeschichte,<br />
zu denen die deutschen<br />
<strong>Liberale</strong>n die besten Kontakte pflegen<br />
konnten. Der intellektuelle Carter bildete<br />
mit dem damaligen Außenminister<br />
Hans-Dietrich Genscher ein<br />
starkes Duo, ebenso unterhielt der<br />
pragmatische Clinton hervorragende<br />
Beziehungen zu Klaus Kinkel.<br />
Linke Dame Clinton<br />
Die deutschen <strong>Liberale</strong>n haben sich<br />
mit cleveren Machern an der Spitze<br />
der Supermacht immer leicht getan<br />
- „birds of a feather flock together.“<br />
Und nun bewirbt sich ein Kandidat<br />
um das höchste Amt, der all die guten<br />
Eigenschaften, die den deutschen<br />
<strong>Liberale</strong>n in der Vergangenheit so<br />
viel Freude bereiteten, in sich vereint.<br />
Was bleibt uns anderes übrig, als Barack<br />
Obama die Daumen zu drücken?<br />
Julian Kirchherr (18) ist Kreisvorsitzender<br />
der JuLis Soest, Bezirksvorstandsmitglied<br />
der JuLis Westfalen-Süd<br />
und Pressesprecher in<br />
Werl. Ihr erreicht ihn unter Julian-<br />
Kirchherr@gmx.net<br />
<strong>jung</strong> & <strong>liberal</strong> Ausgabe 3|2007<br />
Foto: Peter Howe / flickr.com