Platon, Staat, Entst..
Platon, Staat, Entst..
Platon, Staat, Entst..
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
In Abgrenzung zu den Sophisten, die sich mit dem allgemeinen Werteverfall arrangierten - ein<br />
Teil der Sophistik bekämpfte sogar die alte Tugenden und propagierte das Recht des Stärkeren –<br />
versuchte <strong>Platon</strong>, Normen neu zu begründen und zu sichern. Er trat entschieden dem von den<br />
Sophisten verfochtenen Normenrelativismus entgegen. Für <strong>Platon</strong> gab es das Gute und das<br />
Gerechte schlechthin, unabhängig von dem, was jeweils innerhalb einer Gesellschaft als gut bzw.<br />
gerecht angesehen wurde.<br />
Die Politeia, das Zentralwerk der platonischen Philosophie, stellte den Zielpunkt aller vorangehenden<br />
Dialoge dar, insbesondere insofern als nun die Areteproblematik zu ihrem Ziel geführt<br />
wurde. Dies geschah in der Weise, dass das Problem, das mehr oder weniger immer im Mittelpunkt<br />
gestanden hatte, nun zu Ende gedacht wurde, das Problem der Sicherung der Normen und<br />
Wertbegriffe. <strong>Platon</strong> unternahm den Versuch, moralische Konventionen neu zu konstituieren, und<br />
zwar in einem absoluten, aller Relativität entzogenen Fundament, in der Idee des Guten, die den<br />
philosophisch-gedanklichen Mittelpunkt der Politeia darstellt.<br />
Bezeichnend für <strong>Platon</strong> ist – darin ist <strong>Platon</strong> singulär für alle antike Philosophie –, dass diese<br />
ontologisch-erkenntnistheoretische Fragestellungen im Zusammenhang mit politischer Theorie<br />
entwickelt wurden, die für <strong>Platon</strong> offenbar engstens zusammenhängen. Er versuchte in der<br />
Politeia den Nachweis zu erbringen, dass die desolate politische Situation zumindest theoretisch<br />
überwunden werden könne. Die Ausführungen <strong>Platon</strong>s mündeten in der Zentralaussage des<br />
gesamten Werkes (473 c): Wenn nicht entweder die Philosophen die Herrschaft in den <strong>Staat</strong>en übernehmen<br />
oder die Herrscher, die jetzt so heißen, anfangen zu philosophieren in echter und ausreichender<br />
Weise, wenn das nicht geschieht, wenn die staatliche Macht und die Philosophie nicht zusammenfallen in<br />
ein und dasselbe, wenn nicht die vielen Naturen derer, die jetzt getrennt entweder auf Macht oder auf<br />
Philosophie ausgehen, zusammengeführt werden, dann gibt es für die <strong>Staat</strong>en kein Ende des Unheils.<br />
<strong>Platon</strong> war davon überzeugt, dass es im Bereich der praktischen Politik ein verbindliches und<br />
absolutes Wissen gebe, das aber nur für ganz wenige zugänglich sei. Nur wer über dieses Wissen<br />
verfüge, könne den kranken <strong>Staat</strong>skörper heilen. Er hielt zwar die Verwirklichung des Philosophenstaates<br />
für außerordentlich schwierig, aber für grundsätzlich möglich. Philosophen, die<br />
sich anschickten, den <strong>Staat</strong> zu lenken, müssten über das Wissen von der Idee des Guten verfügen,<br />
als dem höchstem Erkenntnisgegenstand, dem μέγιστον μάϑημα.<br />
(nach der <strong>Platon</strong>-Vorlesung von Prof. Dr. Bernd Effe, Sommersemester 2005)