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Braunfels, obwohl praktizierender Katholik,<br />
seines Amtes an der Musikhochschule<br />
enthoben. Statt zu emigrieren, traf er die<br />
gefährliche Entscheidung, in Deutschland<br />
zu bleiben, wo er im Herbst 1937 in die<br />
Nähe des idyllischen Überlingen am<br />
Bodensee zog. In den nachfolgenden Jahren<br />
waren öffentliche Aufführungen seiner<br />
Werke verboten. Wie so viele vom Naziregime<br />
als „Voll-“, „Halb-“ oder „Vierteljuden“<br />
rassistisch kategorisierte Menschen fühlte<br />
sich Braunfels durch die Verbundenheit<br />
zu seiner Heimat in Deutschland festgehalten<br />
und von der Vorstellung, sich im Ausland<br />
neu etablieren zu müssen, überfordert. Glücklicherweise<br />
hatte er ausreichende finanzielle<br />
Mittel, um sich über Wasser halten zu können.<br />
Völlig ausgeschlossen vom Berufsleben,<br />
zog er sich in die innere Emigration zurück.<br />
Braunfels flüchtete sich in die Fertigstellung<br />
seiner Oper Szenen aus dem Leben<br />
der heiligen Johanna und widmete sich zum<br />
ersten und einzigen Mal in seinem Leben<br />
auch der Kammermusik: 1944 komponierte<br />
er zwei Streichquartette und 1945 das<br />
Streichquintett in fis-moll op. 63. Ein drittes<br />
Streichquartett entstand 1947.<br />
Von Beziehungen zum Naziregime unbelastet<br />
wurde Braunfels 1946 zum Direktor<br />
der Kölner Musikhochschule wiederberufen.<br />
WALTER BRAUNFELS<br />
Dennoch ist er nach seinem Tod 1954 fast<br />
völlig in Vergessenheit geraten. Erst in<br />
den letzten zehn Jahren ist das Interesse<br />
an seinem Werk wiedererwacht, insbesondere<br />
auch durch erwähnenswerte Aufführungen<br />
und Aufnahmen der Oper Die Vögel und<br />
des Te Deum. Sein Streichquintett hingegen<br />
ist bisher übersehen worden, und so ist<br />
diese Aufnahme die Ersteinspielung des<br />
Werkes. Ekstatisch-lyrischer Gefühlsausdruck,<br />
harmonische Opulenz und konzentrierte<br />
musikalische Entwicklungen wiegen die<br />
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