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Magazin - Grüner Kreis

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grünerkreisWissenschaft<br />

ARS Addiction Research Society<br />

Die Forschungsvorhaben im Jahr 2007<br />

Seit Juli 2000 initiiert der Verein „Addiction Research Society (ARS)<br />

– Verein zur Erforschung von Abhängigkeitserkrankungen“ mit Sitz in<br />

Graz Studien und Forschungsprojekte über pathophysiologische, sozialpsychiatrische<br />

und psychologische Aspekte von Sucht und Abhängigkeitserkrankungen.<br />

Wissenschaft liche Erkenntnisse über Ursache,<br />

Begleiterscheinungen und Folgen sowie die Entwicklung und Evaluation<br />

neuer Diagnose- und Th erapieansätze sind vorrangiges Ziel. Der<br />

„Grüne <strong>Kreis</strong>“, vertreten durch Dir. Alfred Rohrhofer, und Experten aus<br />

dem medizinisch-universitären Bereich wie Univ.Prof. Dr. Peter Liebmann,<br />

Medizinische Universität Graz, und Univ.Prof. DDr. Michael<br />

Lehofer, Landeskrankenhaus Sigmund Freud, haben ARS gegründet<br />

und sind im Vorstand des Vereins vertreten. Zu den Mitgliedern von<br />

ARS zählt eine Reihe weiterer ExpertInnen unterschiedlicher Professionen,<br />

deren heterogener berufl icher Hintergrund es ermöglicht,<br />

die vielschichtige Problematik von Abhängigkeitserkrankungen von<br />

unterschiedlichen Perspektiven aus zu beleuchten und so ideale Rahmenbedingungen<br />

für zielführende, den PatientInnen dienende Forschungsarbeit<br />

zu schaff en. In den vergangenen Jahren gelang es ARS<br />

immer wieder, interessante Forschungsergebnisse zu erzielen und diese<br />

durch Publikationen in renommierten wissenschaft lichen Journalen<br />

der Fachwelt zugänglich zu machen.<br />

So war beispielsweise das endogene Opioidsystem und dessen Einfl<br />

uss auf Suchtverhalten in den letzten Jahren Gegenstand intensiver<br />

Forschung. Opiate werden aus der Milch des Schlafmohns (Papaver<br />

somniferum) gewonnen; zu ihnen zählen unter anderem Morphin<br />

und Codein, zwei wichtige Substanzen zur Schmerzbekämpfung und<br />

Mitbehandlung von Atemwegserkrankungen. Heroin ist ein synthetisches<br />

Opiat, das anfänglich als Ersatz für Codein in Hustensäft en<br />

eingesetzt wurde, da Codein ja süchtig macht. Der Name Heroin als<br />

heroische Substanz geht auf die fälschliche Annahme zurück, dass es<br />

eine therapeutisch hochwirksame Substanz ohne Nebenwirkungen sei.<br />

Bald wurde diese fatale Fehleinschätzung erkannt und Heroin nicht<br />

mehr therapeutisch eingesetzt. Der Körper selbst bildet opiatähnliche<br />

Substanzen, die endogenen Opioide. Das endogene Opioidsystem trägt<br />

viel zum „sich Wohlfühlen“ bei und wird unter anderem durch positive<br />

Erlebnisse, durch Leistungen, aber auch in Notfallssituationen und bei<br />

bestimmten körperlichen Anstrengungen („runners high“) aktiviert.<br />

26 frühjahr 2007<br />

BA-CA Landesdirektor Steiermark<br />

Hansjörg Langer, Mag. Dr. Human<br />

Friedrich Unterrainer und Rektor<br />

Univ.Prof. Dr. Alfred Gutschelhofer<br />

bei der Verleihung des<br />

BA-CA Forschungspreises 2006.<br />

Diese euphorischen Zustände sind es oft , die von Suchtkranken durch<br />

den Missbrauch von Substanzen wie Heroin herbeigeführt werden und<br />

sie in einem Teufelskreis der Abhängigkeit fesseln.<br />

Für ARS war es nun von Interesse, das endogene Opioidsystem suchtkranker<br />

PatientInnen genauer unter die Lupe zu nehmen, um etwaige<br />

Unterschiede in dessen Funktion im Vergleich zu gesunden Personen<br />

festzustellen. Hintergedanke dieses Vergleiches war unter anderem<br />

die Vermutung, es könnte eine Störung dieses körpereigenen Systems<br />

vorliegen, die bestimmte Menschen anfälliger für Suchterkrankungen<br />

macht, als es solche mit „normalem“ endogenen Opioidsystem sind.<br />

Tatsächlich wurde diese Vermutung durch die von ARS mit KlientInnen<br />

des „Grünen <strong>Kreis</strong>es“ durchgeführten Studien erhärtet. Wie<br />

berichtet wurden auch Studien zur Funktion des körpereigenen Dopaminsystems<br />

durchgeführt, die ebenfalls höchst interessante Ergebnisse<br />

gebracht haben.<br />

Auch für das heurige Jahr hat sich ARS auf dem Gebiet der Erforschung<br />

der Pathomechanismen und psychologischen Hintergründe von Abhängigkeitserkrankungen<br />

einiges vorgenommen. Einerseits wird ein<br />

Schwerpunkt auf die Erforschung diverser molekularer Einfl ussfaktoren<br />

auf die Entstehung und Aufrechterhaltung von Suchterkrankungen<br />

gesetzt, andererseits soll die psychologische Ebene der Sucht<br />

näher beleuchtet werden.<br />

Auf der molekularen Ebene ist das Dopaminsystem an der Entstehung<br />

und Aufrechterhaltung der Sucht beteiligt, weshalb dieses auch 2007<br />

wieder Gegenstand intensiver Forschungsarbeit sein wird. Dopamin<br />

gehört zu den sogenannten Katecholaminen, einer wichtigen Gruppe<br />

von Botenstoff en, zu denen auch Adrenalin und Noradrenalin gehört.<br />

Dopamin wird in bestimmten Gehirnregionen bei Verabreichung<br />

von Drogen unterschiedlichster Art vermehrt freigesetzt und steht<br />

mit dem bei Drogenmissbrauch erlebten Gefühl des „high“ in engem<br />

Zusammenhang. Störungen in der Produktion, Ausschüttung oder<br />

„Weiterverarbeitung“ dieses Botenstoff es werden als eine der Ursachen<br />

gesehen, warum Suchtkranke trotz off ensichtlich negativer Folgen<br />

immer wieder zum Suchtmittel greifen. Dieses Jahr wird sich ARS<br />

FORTSETZUNG AUF SEITE 27

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