Pedy Thiede FRÜHER WAR MEHR LAMETTA ist Altpunkerin der ersten Stunde. Viertel-Ikone. Ein Sonnenschein de Luxe. Gern gesehen vor, hinter oder auf dem Tresen. Haifischbecken-Bewirterin der Herzen. Rastafari Hairstyle-Aficionada. Mitarbeiterin des Monats im Lagerhaus, jeden Monat! Und der Haifisch, der hat Zähne … … und die trägt er im Haifi sitzend im Gesicht! Grins! Für immer Punk? Das will ich sein! Das sollten alle anderen auch wollen, aber ganz viele auch bleiben lassen. Kannst du dir ein Leben in den USA vorstellen, wie es dein Bruder führt? Never ever! Es ist ein schönes Land, aber die Politik ist scheiße! Mein Bruder ist toll, aber im falschen Land lebend. Lager oder Lagerhaus? Lager schmeckt nicht. Bääääh! Lagerhaus forever, mindestens noch mal 35 Jahre! Vor oder hinterm Tresen? Hinterm Tresen oder von wo guckst du? Aber ohne Stammgäste, die nerven partout! Welche Band würdest du gerne in Bremen sehen? Killing Joke, die sind sooo geil! Pat, mach mal im Lagerhaus! Rasta-Haar, aber herzlich? Könnte bei mir hinkommen. Was mein Haar betrifft: pflegeleicht. Alle zwei Monate waschen. No Shampoo, Baby. Und sieht sexy aus! Wurde dir mal Geld für dein tolles Haar geboten? In der Schänke war vor Jahren mal eine Künstlerin, die hat mir 1.000 Euro für ein Dreadlock angeboten. Ich hab sie dann auf 3.000 Euro hochgehandelt. Für eines ihrer Kunstwerke hätte ichs gemacht, sie wollte sich das Haar aber selber einflechten. No way! Eine konstruktive Idee, die die kulturelle Gentrifizierung im Viertel aufhalten kann? Hallo, Menschen über 40, die so fühlen, als wäre ihr Leben schon vorbei, weil sie glauben, ›alles‹ erreicht zu haben: Hier ist mein Heim, mein Mann, meine Kinder, mein Job, meine Altersversorgung! Aufwachen! Menschenattrappen, die sich aus Frustration ein Haus in unserem Stadtteil kaufen, müssen wieder gierig sein auf Kultur, auf Menschen, auf Sex, auf Leben! Und nicht für sich beanspruchen: Dieses Haus ist mein Sarg! Ist Bier der Sex des Alters? Ist Sex das Bier des Alters? Nein, haha, Wein! Du musst mir jetzt eine Frage stellen! Warum fragst du mich so einen Mist die ganze Zeit? Natürlich weil du eines der Urgesteine der Bremer Subkultur bist. Was würdest du für mich kochen und warum? Wieso kochen, ich lad dich ein ins Restaurant. Kochen für dich, niemals! Besser is das. War früher mehr Lametta? Ja, weil alle blöd waren. Kann ich nicht beurteilen. Bin erst 22! Interview: SEAN-PATRIC BRAUN 08 10 14 4 6 7 8 9 10 11 12 13 14 18 Vo n L e n a S t u c k e n s c h m i d t inhalt T H E M A Bühne Handwerk Kunst Vorschläge für einen Umbau | Bernd Stegemann Komisch ist nicht einfach| Jörg Windszus Theater der besonderen Nähe | Gudrun Goldmann Schauspiel nach Noten | Andreas Schnell Gemeinsam spielen | Jens Laloire H A L B Z E I T Kulturelle Kurznachrichten Machen macht Spaß Porträt Sönke Busch| Joschka Schmitt Linksabbieger Literatur | Katrin Heins Punk mit Butter Glosse | Jens Laloire F R E I Z E I T <strong>Juni</strong>: Jarabe de Palo | Jazzetage | Rebell Comedy | Fünf vor der Ehe | Mittsommerfestival | V. B. Schulze’s Bernsteinzimmer | Sleaford Mods | Theaterlust im Liluba | Bremer Amateur Theater | Endless Grind <strong>Juli</strong>: Flut auf der Breminale | Doctor Krapula | Efkaka | Slammer Filet | Sommertanz | Frei raus! K U L T U R G U T zMA GA ZIN F Ü R S T A D T K U L T U R editorial EIN MAGAZIN MACHT STADTKULTUR Als wir uns für diese Ausgabe zur Redaktionssitzung getroffen haben, hieß der Arbeitstitel noch: Warum brauchen wir Theater? Und eine der ersten spontanen Antworten war: ›Weil ich da gerne hingehe.‹ Das konnten schon von den Anwesenden nicht alle bejahen, obwohl die Wichtigkeit und Bedeutung überhaupt nicht in Frage gestellt wurde. Schon merkwürdig. Irgendwie weiß man, dass eine Stadt ohne Theater unvollständig und nackt wäre, aber trotzdem geht man selten oder nie hin. Das gilt nicht nur für Z-RedakteurInnen, wie die Zahlen des Deutschen Bühnenvereins nahelegen: In der Spielzeit 2012/13 sind 19.648.941 BesucherInnen ins Theater gegangen. Eine beeindruckende Zahl? Vielleicht, aber es sind fast 100.000 weniger als in der Spielzeit davor, das entspricht der Größe einer Großstadt. Der Dramaturg und Publizist Bernd Stegemann hat sich mit der Entstehung und heutigen Situation des Theaters befasst und sagt, dass es seinen Platz in der Gesellschaft begründen muss, er wird ihm nicht mehr selbstverständlich zugebilligt. Seine Thesen stellen wir, etwas zugespitzt durch die notwendige Kürzung, zur Diskussion. Wir haben aber auch dahin geschaut, wo Menschen gerne ins Theater gehen. Das sind oft die kleinen Privatbühnen, von denen es in Bremen und umzu recht viele gibt, ein paar davon stellen wir vor. Besonders beliebt sind die, die plattdeutsche Stücke aufführen. Wie die August-Hinrichs-Bühne am Staatstheater Oldenburg, auch die haben wir besucht. Und dann gibt es Theater ja auch als Schulfach, in Bremen sogar als Leistungskurs. Das ist ein Pilotprojekt, in dem gerade der erste Durchgang sein Abitur gemacht hat. Die beteiligten Lehrerinnen berichten von ihren Erfahrungen. Interessant auch, dass Bremen das letzte Bundesland ist, das einen Landesverband der Freien Darstellenden Künste gründete. Warum und wieso erfahren Sie in dieser Ausgabe. Übrigens: Wir sind eine offene Redaktion. Jede und jeder kann gerne mitmachen! Kontakt: <strong>zett</strong>@schlachthofbremen.de G u d r u n G o l d m a n n ( C h e f r e d a k te u r i n ) Schlachthof F o t o : FELIX BÜTTNER HERAU SGEBER Vi sit F o t o : A NDRÉ SCHMOLL