2012 Amtsblatt Januar - clauertstadt-trebbin.de
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17. <strong>Januar</strong> <strong>2012</strong> Trebbiner Anzeiger 15<br />
Einstimmung auf Theaterstück <strong>de</strong>s Heimatvereins Trebbin<br />
Clauert-Geschichten sollen neugierig auf <strong>2012</strong> machen<br />
Liebe Trebbinerinnen und Trebbiner, wir möchten Sie in <strong>de</strong>n nächsten Ausgaben <strong>de</strong>s Trebbiner Anzeigers mit einigen<br />
Geschichten von Hans Clauert auf die Aufführung eines neuen Theaterstückes <strong>de</strong>s Heimatvereins Trebbin e.V.<br />
einstimmen.<br />
Im Mai soll das Theaterstück im Rahmen <strong>de</strong>r Feierlichkeiten zum 10-jährigen Bestehen <strong>de</strong>s Heimatvereins aufgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n. Nähere Information dazu wer<strong>de</strong>n ebenfalls noch erfolgen.<br />
Wenn Clauert so viel Geld verdient<br />
o<strong>de</strong>r bisweilen geborgt hatte,<br />
dass er etliche Haupt Vieh<br />
bezahlen konnte, so blieb er nicht<br />
gern zu Hause, son<strong>de</strong>rn zog seinem<br />
Han<strong>de</strong>l nach, Vieh zu kaufen,<br />
und es dann auf die vornehmsten<br />
Jahrmärkte, wo er es<br />
zum Vorteil einzulösen wusste.<br />
So kam er <strong>de</strong>nn auch einmal auf<br />
Bartholomei (25. August) mit<br />
Vieh gen Zerbst.<br />
Nach<strong>de</strong>m er es gut verkauft, auch<br />
einen guten Rausch vom<br />
Zerbster Bier zu sich genommen<br />
hatte und über <strong>de</strong>n Gewinn, <strong>de</strong>n<br />
er an <strong>de</strong>m Vieh gehabt, sehr fröhlich<br />
war, begann ihn <strong>de</strong>r Kitzel zu<br />
stechen, er vergaß seine alte<br />
Margreta, gedachte <strong>de</strong>s Sprichworts<br />
„Abwechslung macht<br />
Freu<strong>de</strong>“ (wie <strong>de</strong>r Teufel sagte, als<br />
er die Buttermilch mit einer Mistgabel<br />
aß), ging hin zu <strong>de</strong>s Wirtes<br />
Magd, vermeinte sie gar höflich<br />
anzusprechen und sagte: Junges<br />
Mensch, wollt ihr mich nicht<br />
einmal auf eurem Hem<strong>de</strong> knien<br />
lassen, ihr sollt eine Tasche im<br />
Werte von einem halben Taler<br />
zum Lohn bekommen.“<br />
Die Magd bedachte sich bald und<br />
sagte: „ Wenn ihr <strong>de</strong>n Jahrmarkt<br />
bringen wer<strong>de</strong>t, (Das auf <strong>de</strong>m<br />
Jahrmarkt Gekaufte bringen<br />
wer<strong>de</strong>t) so kann es vielleicht geschehen.“<br />
Clauert ging hin, kaufte die Tasche<br />
und fragte noch einmal, ob<br />
16. Geschichte<br />
Wie Clauert von einer Magd betrogen wur<strong>de</strong><br />
seine Bitte gewährt sein solle,<br />
worauf die Magd, als sie <strong>de</strong>n<br />
Jahrmarkt sah, antwortete: „Ja,<br />
wenn mein Herr und meine Frau<br />
schlafen gegangen sind, dann<br />
will ich euch wohl rufen.“<br />
Clauert war über die Antwort<br />
sehr froh, ließ sich Bier auftragen<br />
und gedachte, die Stun<strong>de</strong> mit<br />
Freu<strong>de</strong>n zu erwarten.<br />
Da nun <strong>de</strong>r Wirt, die Frau und<br />
alle an<strong>de</strong>ren Gäste im Haus zu<br />
Bette waren, zog Clauert die Tasche<br />
hervor und gab sie <strong>de</strong>r Magd<br />
mit <strong>de</strong>r freundlichen Bitte, sie<br />
möge ihm halten, was sie zugesagt<br />
hatte.<br />
Die Magd nahm Clauert bei <strong>de</strong>r<br />
Hand und führte ihn ohne Licht<br />
im Finstern mit sich auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n,<br />
mit <strong>de</strong>r Ermahnung, dass er<br />
ja still sein und nicht weitergehen<br />
solle, als sie ihn führen wür<strong>de</strong>,<br />
damit ihre Herrschaften es<br />
nicht hörten.<br />
Clauert folgte also <strong>de</strong>r Magd in<br />
aller Furcht bis vor ihre Schlafkammer,<br />
dort hieß sie ihn still<br />
stehen, sie wollte erforschen, ob<br />
ihr Herr und seine Frau auch eingeschlafen<br />
wären, damit sie<br />
bei<strong>de</strong> nicht ins Unglück kämen.<br />
Das gefiel Clauert wohl, und<br />
während er also wartete, zog die<br />
Magd ihre Klei<strong>de</strong>r aus, nahm<br />
zuletzt das Hemd, warf es<br />
Clauert vor die Kammertür hinaus<br />
und sprach: „Da habt ihr<br />
mein Hemd nach eurer Bitte,<br />
darauf mögt ihr nun knien, so<br />
lange es euch gefallen wird“, und<br />
schloss damit ihre Kammer zu. In<br />
welchen großen Nöten Hans<br />
Clauert nun dastand, kann je<strong>de</strong>r<br />
wohl ermessen, zumal er das<br />
Haus oben nicht kannte und sich<br />
sorgen musste, dass er herabfallen<br />
und <strong>de</strong>n Hals brechen o<strong>de</strong>r<br />
auch wohl vor <strong>de</strong>s Wirtes Kammer<br />
geraten könnte, <strong>de</strong>r ihn<br />
vielleicht übel empfangen wür<strong>de</strong>.<br />
In solcher Furcht und Gefahr<br />
kroch er fast die halbe Nacht auf<br />
allen Vieren von einem Winkel<br />
zum an<strong>de</strong>ren, ehe er die Treppe<br />
fin<strong>de</strong>n und ein Lager erreichen<br />
konnte, dass ihm vor Kälte die<br />
Zähne im Mun<strong>de</strong> klapperten und<br />
er außer<strong>de</strong>m seine Tasche in die<br />
Schanze setzen (opfern, aufs<br />
Spiel setzen) musste, was ihn<br />
jedoch nicht so gereute, als dass<br />
er von einer Magd betrogen wor<strong>de</strong>n<br />
war.<br />
Deshalb machte er sich gar früh<br />
auf und wollte <strong>de</strong>n Tag dort nicht<br />
erwarten.<br />
Moral<br />
Hier geht es dir wie jenem Hund,<br />
<strong>de</strong>r hielt das Fleisch in seinem<br />
Mund, und wollte neben diesem<br />
Bissen doch auch <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
nicht vermissen, <strong>de</strong>r nur ein bloßer<br />
Schatten war. Dabei verlor das<br />
Fleisch er gar.<br />
Darum hier keiner Wechsel treibt,<br />
gefallen soll ihm nur sein Weib,<br />
das ihm bescheret ist von Gott,<br />
dann kommt er nicht in solchen<br />
Spott.<br />
Wenn je<strong>de</strong> Magd <strong>de</strong>s Sinnes wäre<br />
wie diese hier, blieb sie bei Ehre,<br />
behielte ihren Jungfernkranz und<br />
müsste nicht zum Hurentanz.<br />
Bewahr dir immer <strong>de</strong>ine Ehre und<br />
nimm von Clauert diese Lehre.